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Re: Die Strasse Richtung Nowigrad
Verfasst: Montag 16. Mai 2022, 19:28
von Vyacheslav Sokolov
Slava trank seinen Kaffee und das rettete ihm durchaus den Tag. Und wie er gehörten offenbar auch der Ritter und eben Jake zu den koffeinabhängigen. Und der Ritter trank ihn mit Zucker. Also war auch das süße Zeug hier bekannt, aber das wunderte ihn nicht einmal. Ein wenig beunruhigte es ihn dagegen, dass die Elfe verschwunden war, sie hatte ihm dieses Pulver gegeben und er würde Nachschub brauchen, noch hatte er nicht genug Erfahrung um es sich selbst zu beschaffen. 'Fisteg' oder so ähnlich hieß es. Aber er hielt es nicht für die beste Idee als Fremder in eine Apotheke zu gehen und nach einer möglicherweise sogar illegalen Droge zu fragen.
Zwar glaubte er nicht, dass es etwas wie Drogenfahnder gab, aber einer mittelalterlichen Stadtwache gegenüber wäre es wohl kaum so überzeugend in seinen Argumenten wie in seiner Dienststelle. Und vermutlich gab es auch gar keine Apotheken. Wen fragte man also?
Das Leben hier würde noch kompliziert werden, und nicht nur weil er derzeit übersetzen musste.
Das konnte ja keiner mit anhören, wie diese Leute radebrachen. Thorben bat bat ihn zu übersetzen und auch Jake in die andere Richtung.
Er übersetzte so gut es ging, dass Jake sie nur um Verzeihung gebeten hatte, auch den Rest.
Er amüsierte sich allerdings sichtlich dabei.
Wobei er die Idee des Zwerges fast mochte.
"Bei uns gibt es das als Aufzeichnung... bewegte Bilder... nennen wir es magisch, wie ein Bild an der Wand, wie ein Gemälde nur bewegen sich die Figuren, und man kann allen möglichen Leuten beim Beischlaf zusehen. Erfurt sich in meiner Welt großer Beliebtheit."
Dass es wohl auch keine Pornofilme gab und auch sonst keine derartige Stimulation war eine weitere herbe Erkenntnis.
Und ob die Damenwelt hier so leicht zu haben war bezweifelte er auch. Eine wirklich rückständige Welt.
Und noch einmal musste er einspringen:
Er erklärte er Jarel noch dass Jake... "...wohl nur ein Ritterschüler... wie nennt man das... Waffenträger? Schildknecht? Knappe?" sei.
Dabei hatte auch er keine Ahnung, wie man zum Ritter wurde. Gab es eine Art Abschlussprüfung?
Dann ließ er die beiden aber alleine, sie passten irgendwie zusammen.
Ein Ritter von einem Merkwürdigen Marienorden und ein verhinderter Vampirjäger.
Ehe er alles einpackte suchte er noch eine Dosis der Anitbiotika heraus. Und unterbrach Jake bei seiner Waffenpflege.
"Stillhalten..."
Und spritzte ihm die Dosis in den Arm. Die Stelle hatte er mit etwas Vodka desinfiziert.
Anschließend half er dem Zwerg den Wagen wieder zu beladen, sie weckten dann doch Aria und luden auch ihren Kram wieder in die Kutsche.
einen langen Moment war er versucht, da Jake abgelenkt war, seine Chance zu nutzen, aber sie hätte wirklich seine Tochter sein können, und er musste sich ins Gedächtnis rufen, dass es etwas an ihr war, dass ihn manipulierte, er wollte gar nicht sie selbst - und schon fiel es ihm ein kleines bisschen leichter, zu widerstehen, wenn auch ihre Nähe auch nicht vollkommen spurlos an ihm vorüberging. Er brauchte sie nicht zu sehen und wusste wann sie unbedacht nahe an ihm vorbeistrich, und zwar immer dann wenn in seinem Kopf ein Porno ablief und er fast einen Ständer bekam. Dann fluchte er und ging seiner Arbeit nach, bis wieder alles verladen war. und sie schließlich den Weg fortsetzten, wieder Thorben und er auf dessen Wagen.
Paint me a picture.
Verfasst: Dienstag 17. Mai 2022, 16:41
von Thorben Denger
"... würdest du ihm abschwören." beendete Thorben den Satz des Ritters und grinste.
"Seltsame Prioritäten hast du. Kein Sex ist in Ordnung, aber bei Kaffee gibt's einen Kreuzzug? Oder Rosenzug? Oder wie man das bei euch nennt?"
Wobei der Zwerg bei einem Verbot von Vodka oder Pfeifenkraut wohl auch auf die Barrikaden gehen würde. Jeder hatte wohl seine anderen Vorlieben und Prioritäten. Konnte ja auch nicht jeder so normal sein, wie Thorben Denger!
Oh, Thorben verstand Jakes Gestammel irgendwie doch. Zumindest konnte er eins und eins zusammen zählen, auch wenn für seinen Geist irgendwie drei oder mehr dabei heraus kam. Er seufzte schwer und rollte mit den Augen.
"Noch so einer, dem man in seinem Orden die Eier abgeschnitten hat. Verstehe. Is' wohl Schicksal, dass Jarel und du euch hier im Nirgendwo getroffen habt. Gleich und gleich gesellt sich gern, was?"
Er warf der schlafenden Prinzessin nochmals einen Blick zu und fragte sich, wofür Jake sich hatte entschuldigen müssen. Von dem Angriff, durch den Him auf sie, hatte er nichts mitbekommen und die Male an ihrer Kehle waren ihm bisher auch nicht aufgefallen. Wer wusste schon, was der neuste Make-Up-Trend unter den Adeligen so vorgab?
Er nickte nur freundlich, als Jake sich bedankte und den Platz verließ.
Später saß er wieder mit Slava auf dem Bock des Karrens. Bessie trottete gemütlich in einem Tempo voraus, welches in der spätsommerlichen Mittagshitze beinahe einschläfernd war. Die summenden Insekten um sie herum taten ihr übriges, die katergequälten Augen des Zwerges zufallen zu lassen. Er musste sich ablenken!
Ihm kam das Gesagte des alten Soldaten wieder in den Sinn. Bewegte Bilder von treibenden Leuten. Faszinierend,... aber nicht unbekannt. Er legte die Zügel auf dem Boden des Bocks ab und trat mit einem schweren Stiefel darauf, um die Hände frei zu haben. Später konnte er sich so auch wieder seine Pfeife stopfen. Für den Moment aber holte er ein kleines Notizbuch aus einer Innentasche seines Mantels. Das Buch war alt und fleckig und das Papier darin von nur geringer Qualität. Papier und Buchdruck waren arschteuer und für Thorbens Zwecke reichten zusammengeheftete Zettel, die mehr Papyrus, als Papier waren, durchaus. Ein kleiner Kohlestift war in die Bindung eingelassen, welchen er nun herauszog und damit begann ein paar der Zettel voll zu kritzeln. Glücklicherweise wusste die alte Mähre genau, den Weg zu halten, denn der Zwerg ging völlig in seiner kreativen Arbeit auf, ließ sogar seine Zunge in völliger Konzentration ein wenig aus dem Mund heraus hängen. Er summte dabei ein vergnügtes Lied, welches Slava aber nicht kannte.
Mit neuer Energie richtete Thorben sich auf und strahlte bis über beide Ohren.
"So!" proklamierte er.
"Deine erotischen, bewegten Bilder, Kumpel. Sowas kennen wir hier auch. Hat nix mit Magie zu tun!"
Er hielt Slava einen kleinen Packen des Papiers vor die Nase und ließ die einzelnen Seiten schnell von seinem schwieligen Daumen fahren. Dieses provisorische Daumenkino gab den Blick auf eine Art Unfall frei. Oder Kunst. Seeeehr moderne Kunst. Der Zwerg war ein typischer Fall von hoher Kreativität, gepaart mit miesem Umsetzungsvermögen. So geschickt er auch in manch anderen Dingen sein mochte,... Zeichnen gehörte definitiv nicht dazu.
Zuerst dachte Slava, es handle sich um eine Art Rorschach-Test. Dann aber, als er sich an die Worte des Zwerges erinnerte, setzte er das Puzzle zusammen. Aber selbst mit dieser Information wirkte das bewegte Bild eher wie eine Aubergine, die sich vor und zurück durch eine pflaumenartige, ovale Sonne schob.
"Hab' aber noch nie gesehen, wie einem dabei einer abgegangen is'. Dafür ist Sex in unserer Welt zu billig."
Er drückte Slava den kleinen Papierstapel in die Hand und machte sich daran, seine Pfeife zu stopfen. Als er am Ende probeweise daran nuckelte und die ersten Qualmwölkchen in die Luft stiegen, fragte er den alten Soldaten.
"Und? Hast du dich nun entschieden, wohin dich dein Weg führen soll? Wirst du mit Jake gemeinsam reisen? Kommt ihr mit nach Novigrad oder willst du doch dein Glück bei den Gelehrten in Oxenfurt suchen?"
Sollte Slava sich für letzteres entscheiden, so würde der gierige Teil des Zwergenhirns sicherlich der Möglichkeit nachweinen, Gewinn aus dem Mann und seinem Wissen um moderne Technologien zu schlagen. Der kleine Teil von Thorbens Verstand, der aber was von Recht und Ordnung verstand,... und äußerst unterwentwickelt war,... gab leise zu verstehen, dass es aber wohl die bessere Entscheidung wäre, auf diese Erfindungen zu verzichten, wenn man die Geschichten über Weltenvernichter in Slavas Welt glauben mochte.
Doch wie eh und je, wurde dieser Teil des Verstandes von dem funkelnden Goldglanz vor Thorbens innerem Auge niedergeknüppelt und zusätzlich noch ausgeraubt.
"Sicher werden wir weiterhin gute Geschäftspartner sein, was Kumpel? Ich kenne da auch ein paar äußerst gute Hurenhäuser."
Er zwinkerte dem älteren Mann vergnügt zu.
Re: Die Strasse Richtung Nowigrad
Verfasst: Dienstag 17. Mai 2022, 17:28
von ERZÄHLER
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von/nach: weiter auf der Strasse Richtung Nowigrad... nein, jetzt nach Oxenfurt.
Datum: 15. September 1277 Abends
betrifft: Aria, Jake, Jarel, Thorben, Slava
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Und die alte Bessie fand ihren Weg und vielleicht war es der Instinkt des Tieres oder auch die Vorsehung...
Starker Regen in den letzten Wochen hatte einen Abschnitt der Straße aufgeweicht und für einen Wagen und eine Kutsche praktisch unpassierbar gemacht. Sie bogen einmal ab, der Weg schien weiter in die richtige Richtung zu führen, und dann bogen sie noch einmal ab. So konnten sie sich nicht wie zunächst gedacht in Richtung Lurtch halten, statt dessen fanden sie sich auf dem Weg zur östlichsten der drei Brücken wieder, vielleicht war ihnen der Umweg auch gar nicht so bewusst, denn zunächst schien der Weg ja in die richtige Richtung zu führen, und die Brücken sah ja auch irgendwie alle gleich aus. Doch nun trennte sie nur noch knapp eine Tagesreise von Oxenfurt.
Und während die Gegend normalerweise von Banditen frequentiert wurde, war es dieses Mal erstaunlich ruhig, lediglich an einem verlassenen Lager waren sie gegen Mittag vorbeigekommen. Er war zum Teil eilig abgebrochen worden, vieles hatte man aber auch lieben gelassen, so konnten sie sich noch mit Holzgeschirr und wenn sie wollten schartigen Piken und zerbrochenen Äxten eindecken. vielleicht war auch der eine oder andere Stiefel zurückgeblieben, allerdings kaum etwas von hohem Wert. Leichen waren indes keine zu sehen, also auch kein Grund zu Beunruhigung, oder?
Und den Umweg bemerkten sie wohl erst, als sie die Brücke passiert hatten und nun wohl mit der Dämmerung nach einem Rastplatz suchten.
Re: Die Strasse Richtung Nowigrad
Verfasst: Mittwoch 18. Mai 2022, 06:46
von Jakob von Nagall
"Wetz-Stein.", wiederholte Jakob. Das Wort klang ähnlich wie das, was sein Uropa immer für den Stein verwendet hatte, mit dem er die Sense schärfte und der immer in einem kleinen Metallpott am Gartenzaun hing.
"Ich bin... Schüler." Das Wort für 'Knappe' wusste er nicht. Dann zählte er an den Fingern: "1. Grad, 2. Grad, dann Ritter. Ich bin 2. Grad, nicht Ritter." Unwillkürlich fasste er sich an die Seite des Halses, an der das Brandmal fehlte, das ihn als Ritter kennzeichnen würde, hätte er je die Weihe erhalten. Sein Blick huschte kurz zu Slava, der ihm scheinbar aushelfen wollte und in dieser anderen Sprache kurz das Wort an Jarel richtete. Offenkundig mit mehr Erfolg was die Wortwahl anging.
Jarel sah ihn eine Weile mit leicht erstauntem Gesichtsausdruck an.
Hatten die Götter ihm das Gesuchte direkt in den Schoss fallen lassen, ohne das er es bemerkt hatte?
"Jakob, du...Ritter-Schüler?", hakte er nach. Er konnte es einfach nicht glauben.
Jakob hatte die Klinge blank gezogen, benetzte den Stein mit dem letzten Rest Wasser und zog ihn sorgsam in einem leichten Winkel über die Schneide. Es war wirklich mühsam, wenn man keine Schleifmaschine hatte, wie es sie in der Waffenkammer von Flagstaff gab, und das Ergebnis war bei weitem nicht so gleichmäßig. Zum Glück hatten ihre Lehrer ganz zu Beginn darauf bestanden, dass sie das Schleifen auch von Hand beherrschten, was Jakob jetzt zu Gute kam. Hätte er ja nie geglaubt, aber so ging es einem wohl mit vielen Dingen, die man zu lernen gezwungen wurde und deren Sinn man erst später im Leben erfuhr. Obwohl es auch genug Schwachsinn gab, was man beigebogen bekam... Nach jedem Strich peilte er an der Klinge entlang und überlegte zugleich, wie er dem fremden Ritter antworten sollte. Obwohl es eigentlich egal war - er hatte inzwischen fast alles von sich Preis gegeben und Slava gerade wohl den Rest. In dieser Welt gab es weder seinen Orden noch dessen Widersacher...
"Ja, so kann man sagen.", erwiderte er also schlicht und ohne von seinem Tun aufzublicken. Ritterschüler ohne Ritter, Orden und Gott. Ein bitterer Zug presste ihm die Lippen zusammen.
Jarel blinzelte. Er richtete sich im Sitzen auf und betrachtete Jakob ganz genau, starrte ihn beinahe schon an.
"Jakob. Glaubst du an etwas?", fragte er, plötzlich ernst. Er überlegte und versuchte langsam nochmal. "Jakob. Götter-denken?"
Er hatte schon beim ersten Mal verstanden und hielt nun seinerseits in seinem Tun inne, um Jarels Starren zu begegnen. Das Spielchen konnte er lange spielen, obwohl er es gerade nicht einmal darauf anlegte.
"Ich glaube an Gott den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde." In perfektem Latein und von der Intonation her offenkundig liturgisch. Er zuckte leicht mit der gesunden Schulter, ohne den Blickkontakt zu brechen.
"Meistens."
Jarels Augen begannen vor Freude zu leuchten. Bei Jakobs Nachsatz zuckten sogar seine Mundwinkel einen Moment nach oben.
Er atmete tief durch. "Jakob, suchst du einen Schwermeister, ihm zu dienen und zu folgen, dich von ihm führen zu lassen, bis du des Schwertes selber würdig bist?"
Er blinzelte. Viele Worte, aber im Verstehen war er tatsächlich besser als im Sprechen. So wie er den kruden Dialekt seiner Urgroßeltern immer verstanden hatte, ohne ihn selbst sprechen zu können. Lediglich das Wort 'Schwertmeister' erschloss sich ihm auf den ersten Durchlauf nicht, aber er reimte es sich aus dem Kontext zusammen, dass der Andere damit wohl eine Lehrer oder eben vorgestellten Ritter meinte. Sich selbst vermutlich. Er verengte die Augen etwas zu dieser Frage. Suchen. Suchen war jetzt nicht das Wort. Er war hier gestrandet und eigentlich hatte er einen Ritter, nur war der 1. in einer anderen Welt und 2. ein Wichser.
Er schwieg. Lange.
Schaute Jarel dabei auf seine Gedanken sezierende Art an.
"Woran glaubst du?", beantwortete er die Frage schließlich mit einer Gegenfrage. Eine seiner schlechten Eigenheiten. Alexej hatte es gehasst.
„Ich glaube an das ewige Feuer. An die eine Macht, die alle gleichermaßen nach ihren Taten richtet. An Recht und Gerechtigkeit. An die Unbestechlichkeit des Rittertums. An den Schutz der Unschuldigen und die Verteidigung der Tugend.“, sagte er laut, klar und im Brustton der Überzeugung.
Er machte eine kurze Pause und atmete durch.
„Und ich persönlich glaube an die Gleichheit der Rassen.“, fügte er hinzu, wesentlich leiser und so, dass nur Jakob ihn verstand.
Die Frage, ob er einen Lehrmeister suchte, wiederholte er nicht. Sollte sich der Junge ruhig Zeit lassen mit der Entscheidung.
"Das ewige Feuer.", echote er, zog fragend die Brauen zusammen. "Ich kenne das Feuer der göttlichen Liebe Mariä?"
Nun war es an ihm, die Lippen kurz zu etwas zu verziehen, was man entfernt als Lächeln hätte deuten können.
"Ich glaube nicht an Rassen. Nur Schöpfung des HERRN und Ausgeburten des Teufels."
Der Ritter war schlicht begeistert. Kurz klopfte er Jakob mit der schweren Hand auf die heile Schulter.
"Guter Junge."
Er nickte langsam. "Denk über das Angebot nach." Er überlegte, wie er ihm das am besten vermitteln konnte.
"Ich bin auf der Reise..." Der alte Mann krauste die Stirn. "Der Orden sucht Knappen. Lehr-Ritter. Ritter Schüler. Schlaf eine Nacht drüber."
Knappen. Das Wort kannte er nicht, aber er erfasste es schnell als die Bezeichnung für seinen Status und speicherte es ab. Der erste Eindruck musste für Jarel ein anderer gewesen sein, aber eigentlich hatte Jakob einen flinken Verstand.
Er nickte. Ja, er würde darüber nachdenken, aber er wollte auch erst verstehen, was das für ein Orden war und vor allem, was er aus diesem seltsamen Menschen machen sollte, der in der Nacht noch Dinge getan hatte, die in einer anderen Welt dafür gesorgt hätte, dass Jakob ihm ohne zu zögern eine Kugel in den Schädel gejagt hätte.
Slava tauchte neben ihm auf und forderte kurz Jakobs Aufmerksamkeit, weil er ihm die zweite Dosis Antibiotika verpassen wollte. Klaglos ließ er die Prozedur über sich ergehen - an Nadeln in allen Formen, Größen, Farben und Stellen war er seit seinen Verbrennungen gewöhnt. Der Soldat sagte nichts weiter, machte Kehrt und ließ sie wieder allein.
Langsam nahm Jakob seine Arbeit wieder auf. Eins nach dem anderen. "Erzählst du mir? Von deinem Orden?"
Die Frage erstaunte Jarel. Und brachte ihn ein wenig aus der Fasson. „Dafür wäre ein Tee richtig.“ Kurz schielte er zu Thorben und Slava. Kaffee wäre natürlich noch besser.
Das würde nicht einfach, von der Sprachbarriere ganz abgesehen. Er suchte nach Worten, die Jakob hoffentlich verstand.
„Ursprünglich gründete sich…“ Er stockte. Das würde der Junge nicht verstehen.
„Früher war der Orden der der weißen Rose. Aus Tremerien.“
Betont, langsam und in möglichst einfachen Worten beschrieb Jarel die Entstehung des Ordens, die Wandung zur Flammenrose, von den Hochzeiten, aber auch von den ausgearteten „Säuberungen“ und den Grausamkeiten.
Es dauerte über eine Stunde, in der Jarel versuchte Jakob sein Wissen – aber auch seine Einstellungen - zum Glauben und den Regeln des Ordens zu vermitteln.
Jarel hatte Thorben noch je einen Kaffee aus dem Kreuz geleiert und mit dem Zucker, den der Ritter dabei hatte, grenzte das Gebräu tatsächlich fast an griechischen Mokka. Nur körniger. Ganz egal, er weckte zusehends die Lebensgeister und bracht Jakobs graue Zellen auf volle Kraft, sodass er Jarels Ausführungen fast zur Gänze folgen konnte. Was ihn überraschte, aber wohl zum großen Teil auch daran lag, dass der Mann sich alle Mühe gab, nicht zu gestelzt zu sprechen und andererseits auch die Floskeln weg zu lassen. Anfangs saßen sie noch beieinander, tranken den Kaffee und Jakob schärfte sein Schwert. Später machten sie sich daran, den anderen zu helfen, das Lager abzubrechen und die Wagen zu beladen. Jakob hielt sich dabei in Jarels Nähe auf, half ihm mit seinem umfangreichen Gepäck und stellte hin und wieder Zwischenfragen, wenn er etwas nicht ganz richtig verstand.
Sie banden das riesige Pferd des Ritters, das er als 'Mariposa' vorstellte, hinten an Arias Kutsche und kletterten gemeinsam auf den Kutschbock. Jakob war zwar auf der einen Seite froh darüber, zunächst Abstand zu ihr wahren zu können, aber auf der anderen wusste er, dass der Moment kommen würde, da sie reden mussten. Zumindest wollte er das. Ihm war wichtig, dass das letzte Bild, was sie von ihm im Kopf behielt, nicht das eines besessenen Killers war. Und ihm war, als spüre er ihre Blicke immer dann, wenn er sich gerade abwandte. Es zog ihn magisch an, aber wenn er sich umdrehte, war sie mit etwas beschäftigt oder selbst abgewandt. Zunächst blieb er also bei Jarel auf dem Kutschbock sitzen, lauschte aufmerksam dessen Ausführungen und fühlte sich mehr und mehr an seinen eigenen Orden erinnert, dessen Vergangenheit auch alles andere als rühmlich war. Nur das im Falle der Templer eben nicht von Rassen die Rede war, sondern von richtiger und falscher Religion. Dem einen oder allen anderen Göttern. Es schreckte ihn nicht wirklich ab, weil er wusste, dass sein Orden sich gewandelt hatte und so fiel es ihm nicht schwer zu glauben, dass die Strömungen innerhalb der 'Flammenrose', wie er nach einigem hin und her und schließlich dem Blick auf den Wappenrock kapiert hatte, ebenfalls durchaus unterschiedlich sein konnten. Jarel kam ihm jedenfalls vorerst nicht vor, als liefe er mordend durch die Straßen, nur weil jemand kein Mensch war oder einem anderen Gott anhing.
Jakob beschäftigte etwas ganz anderes. Etwas, das er in der Nacht gesehen hatte und vorerst zu den Prozessen gelegt hatte, die im Hintergrund liefen. Als der Ritter geendet hatte, fuhren sie eine Weile schweigend, während der Jarel wohl seine vom Reden müde Kehle erholte und Jakob mühsam Worte zusammen klaubte, die er zu Sätzen machen konnte. Das tat er schon die ganze Zeit so, was anfangs dazu geführt hatte, dass er Fragen zu Dingen stellte, die Jarel vor mehreren Minuten erklärt hatte. Irgendwann hatten sie sich aufeinander eingeschwungen und der Ritter ließ sich mehr Zeit, wenn er den Eindruck hatte, da ratterte etwas hinter den hellen Augen des jungen Mannes.
"Mein Großmeister sagt: der Teufel hat viele Gesichter.", sagte Jakob schließlich und richtete den stechend hellen Blick ohne Scheu auf Jarel aus. "Das, wogegen mein Orden kämpfen, geht im Schatten. Ich habe gesehen, wie du kämpfen. Gegen Slava. Du gehen auch im Schatten. Was unterscheidet euch also? Ritter Jarel und meine Teufel, meinte ich." Er sagte das sehr ernst und ohne jede Verlegenheit oder Sorge, dass er den älteren Mann beleidigen könnte. Einfühlsamkeit war nicht seine Stärke, er war eher von der direkten Sorte.
Jarel schien nicht betroffen zu sein. Er schmunzelte sogar.
„Ja. In meiner Welt war ich das, was man einen Schattenläufer nennt. Ich habe mit dieser Fähigkeit in vielen Kriegen gedient und sicherlich Dinge getan, die vor den Augen der Götter schändlich waren. Doch ich frage dich: Ist ein Schwert böse? Es ist ein Werkzeug. Ein Mittel zum Zweck. Ob es Gut ist oder Böse wird bestimmt durch die Taten, die damit vollbracht werden. Ich kann mit meinem Schwert die Tugend verteidigen oder morden. Im Schatten ist es dasselbe. Es ist ein Werkzeug. Die Magie selber ist weder gut noch böse. Verstehst du, was ich damit sagen will, Jakob?“
Er zweifelte, ob er die richtigen Worte gewählt hatte, doch in diesem Falle fehlte ihm die Möglichkeit, seine Ausführungen einfacher zu gestalten.
So blieb ihm nur zu hoffen.
Aufmerksam suchte er in Jakobs Augen nach Erkennen.
Er verstand mehr, als ihm lieb war. Mit einem sehr jungenhaft genervten Ausdruck ließ er sich gegen die Lehne des Bocks fallen und legte die Füße auf den Beinschutz, über den auch die Zügel liefen. Jetzt klang der Typ schon wie sein alter Herr und auch wie der Großmeister... Das Böse ist auch in den Vampiren nicht unauslöschlich - Gott hält seine Hand all jenen entgegen, die danach zu greifen versuchen. Blabla... Er schüttelte den Kopf und warf Jarel einen Blick aus den Augenwinkeln zu. "Blaupause, hm?", wobei er allerdings das englische Wort verwendete, weil ihm kein anderer Ausdruck dafür einfiel. Natürlich verstand er, nur war er damit nicht zu einhundert Prozent einverstanden. Schwert, ja. Magie, ja. Aber das gepflanzte Böse an sich konnte in seinen Augen niemals gut werden.
Jarel schaute nur fragend.
Jakob winkte ab. Für philosophische Auseinandersetzungen fehlte ihm eindeutig das Vokabular und für dumme Bemerkungen leider auch.
"Du erinnerst mich nur an anderen.", erklärte er also halbherzig. Dann überlegte er wieder eine ganze Weile, während der die Kutsche träge hinter Thorbens Karren her rumpelte und er sinnend über die Wunde strich, die unter dem Verband leise pochte. Seine Schulter war so halbwegs wieder in Ordnung und schon die nächste Blessur. Zum Kotzen.
Jarel betrachtete den Weg vor sich und schien seinen Gedanken nachzuhängen. Er wirkte entspannt. Und durchaus zufrieden.
Re: Die Strasse Richtung Nowigrad
Verfasst: Mittwoch 18. Mai 2022, 09:31
von Vyacheslav Sokolov
Über den Zwerg musste der Offizier jedes mal grinsen. Ja, für Vodka und Bier würden sie alle auf die Barrikaden gehen, aber für Sexentzug? Das war ein perfides Mittel um Menschen gefügig zu machen. Warum biologisch gesehen das eine besser funktionierte als das andere sollten anderen beantworten. Aber er traf die Wahrheit auf seine verschrobene Art recht gut. Und ihm war auch klar, weshalb man Pfarrern und auch Rittern keinen Sex erlaubte. Nicht, damit man sie nicht verführen konnte, würde das helfen, würde man auch ihnen beim GRU alle Intimitäten untersagen. Sublimierung war das Zauberwort. Sie verlagerten, zwang man sie nur lange und intensiv genug mit verinnerlichten Werten zur Enthaltsamkeit, ihr Interesse auf andere Dinge, den Glaube eben. Sie wurden zu Eiferern. So schuf man Kämpfer für die eigene Sache, die über ein vernünftiges Maß an Aufopferung weit hinausgingen. Nur kapierten die Leute es selbst in der Regel nicht. Sie glaubten bis zuletzt, sie kämpften für die indoktrinierten Werte. Praktisch.
Und dass sie keine Nachkommen zeugen durften hatte noch den angenehmen Nebeneffekt, dass sie alles was sie an Reichtümern anhäuften der Kirche vermachten. Zwangsläufig. Außerdem blieben sie eher unter sich, also auch keine störenden vernünftigen Gedanken von außen. Ein relativ leicht zu kontrollierendes Gebilde.
Der KGB hatte damals einfach den Fehler gemacht, die Kirche zu verteufeln anstatt von ihr zu lernen, jahrhundertelang hatten die einfach die wirksamsten Mechanismen gefunden um sich die Menschen gefügig zu züchten.
Normalerweise, wenn er solchen bitteren Gedanken nachhing rauchte er dazu, aber hier musste er sparsam sein mit dem Papier vor allem.
Sie kamen an diesem Tag allerdings gut voran, keine aufgebrachten Dörfler, keine Walroßgroßen Blutegel. gut, gebadet hatte auch keiner bis auf den Ritter, aber das würde er verkraften. Irgendwann würde er frische Kleidung brauchen. Die Unterhosen konnte er zwar wechseln, aber irgendwann änderte das auch nicht mehr viel.
Sie kamen gegen Mittag - zumindest stand die Sonn da grade am höchsten - an einem aufgegebenen Lager vorbei, und kurz spiele Slava mit dem Gedanken, vom Wagen zu springen und es sich anzusehen, kurz die Beine vertreten, dann siegte aber die Faulheit und so interessant schien es ihm auch nicht - oder besser, vielleicht war es ja doch eine Falle und dann tappte man besser nicht hinein.
An einer Stelle mussten sie einen überschwemmten Weg umfahren, sie bogen an einer anderen Abzweigung ab als wohl ursprünglich geplant, aber die Richtung änderte sich nur unmerklich. Das gleiche wiederholte sich noch an einer weiteren Stelle.
Es musste vor einer ganzen Weile ziemlich geregnet haben, der festgefahrene Boden war durch und durch aufgeweicht, und man konnte bereits sehen wie tief ein Wagen oder eine Kutsche mit diesen schmalen Rädern einsinken konnten, denn andere hatten es vorgemacht und waren stecken geblieben, also umfuhren sie den Weg. Dass sie nun in eine geringfügig andere Richtung fuhren registrierte Slava zwar, aber nicht er war Ortskundig und er hatte auch keine Lust sich die Karte von der Prinzessin zu borgen, er fuhr einfach mit, solange sonst keiner Alarm schlug war wohl alles in Ordnung.
Es ging schließlich auf die vierte Nacht auf dieser seltsamen Welt zu.
Komischerweise sträubte sich sein Denken, das Ding 'Planet' zu nennen und eine Weile ließ er sich zeit nachzuforschen weshalb das so war. In der Regel bemerkte er an solchen Stufen, dass sein Unterbewusstsein eine Erkenntnis gewonnen hatte, die dem bewussten Denken noch verborgen war. Allerdings verreit es ihm nur so viel, dass der Ausschnitt, den er kannte zu klein war um von einem Planeten zu sprechen oder zu denken, das tat man doch eher wenn man das Ganze kannte, sei es aus Bildern oder wenigstens dem Wissen, dass es schon mal jemand von außen gesehen hatte. Das hier war eine andere Welt, eine andere Gesellschaftsordnung und er hatten nur einen Blick auf winzige Details, einen Blick von außen, von oben würde es lange nicht geben - weder tatsächlich noch metaphorisch.
Aber er war sich sicher, dass das nicht die Erde war, niemals war und auch nie sein würde. Auch wenn sehr viele Pflanzen von ihr stammten, ebenso das Klima und eine vergleichbare Größe musste die Kugel auch haben. Nur eben lag sie in einer anderen Ecke des Universums mit anderen Nachbarn und andren Sternbildern. Solange das der einzige Unterschied zu einer mittelalterlichen Erde war... naja, und die Magie.
Daran musste er sich gewöhnen. Und das läutete den nächsten Gedanken ein...
Menschen wurden hier offenbar mit einer natürlichen Fähigkeit zum Einsetzen von Magie geboren, zumindest interpretierte er den Hexer so. Dass der vermeintlich junge Mann ein künstlich geschaffenes Produkt war kam ihm nicht in den Sinn. Dass er trotz des Irrtums der Wahrheit recht nahe kam wusste er indes auch nicht.
War also vielleicht auch er dazu in der Lage? Nur wie?
Er würde jemanden finden müssen, der darin bewanderter war als gerade seine Reisegruppe.
Auch vom Philosophieren über Gut und Böse von Ritter und Knappe ahnte er nichts, allerdings wäre er genau zwischen den beiden Stühlen gesessen, mit einer privaten Ansicht und einer beruflichen. Ergäbe sich jemals die Gelegenheit, zu dritt zu diskutieren, sie würden wohl die ganze Nacht zubringen und es würde viel Vodka über den Tisch gehen. Und wenn die Religiösen Eiferer nicht tranken dann würde es sich eben auf seiner Seite des Tisches sammeln.
Der Zwerg riss ihn wie so oft aus den Grübeleien.
Fasziniert starrte er auf Thorbens Gekritzel. Weniger weil ihm der stilisierte Schwanz und die haarige Muschi wirklich erregten...
Oh Verdammt, da war noch etwas.
Er war nun einmal in einer Zeit und in einer Gegend groß geworden, und hatte seine Sexualität geprägt, in der sich so gut wie jeder die Intimbehaarung abrasierte bis man aussah wie ein Vorpubertärer. Hier würde man ihm den Gefallen wohl nicht tun. Er würde sich wieder an Haare gewöhnen müssen. An zu vielen Stellen. Wie in den 80ern.
Verdammt.
Aber zurück zu dem Daumenkino.
Er grinste und schüttelte den Kopf.
"Thorben, du steckst voller Überraschungen. Hätte nicht gedacht, dass euch das Prinzip bekannt ist. Genau so funktionieren bei uns die Filme." er verwendete nun absichtlich den russischen Begriff 'filmy' (plural), in der Hoffnung dass der Begriff nicht anders belegt war.
"...Gemälde, so gut und detailliert wie die Wirklichkeit. Und davon mehr als 50 in einem Lidschlag. Und größer als das hier, aber genauso schnell hintereinander gezeigt. Auch wenn Sex leicht zu haben ist, vielleicht nicht für jeden und vielleicht hat nicht jeder den Mut genau das zu verlangen was er wirklich will... Und solche wie der Ritter dürfen gar nicht... Wenn man das umsetzen könnte, damit würden wir hier reich werden. Vergiss die Waffen, umbringen kannst du jeden nur einmal, aber wenn man solche Filme produzieren könnte..."
Er kramte in seinem Gedächtnis, was er über silberbeschichtete Glasplatten und Photographie wusste. Es würde mühsam werden, vielleicht gab es auch talentierte Zeichner, die das vollbrachten, es wäre eine Möglichkeit. Mit dem Wissen um die niederen Bedürfnisse des Menschen würde er hier auf jeden Fall eine Nische finden, nicht nur eine Nische, er konnte es sehr weit bringen - auch wenn es ihm persönlich nicht einmal um Reichtum ging, sondern um Macht und Kontrolle.
Und dass er damit wohl in Jakes Augen eher den Platz des Teufels denn seines Gottes eingenommen hätte... Dann war das eben so.
"Oxenfurt würde mich tatsächlich mehr interessieren." Er blickte sich kurz zu der Skelliger Kutsche um.
"Jake hat wohl gefunden was er nicht gesucht hat, der geht sicher mit ihm nach Nowigrad. Aber man läuft sich schon noch mal über den weg..." und er grinste selbst, weil er einen echt dummen Witz anbringen konnte: "...sind ja nicht aus der Welt."
Sie hatten eine Brück passiert, und der Tag war ziemlich ereignislos verlaufen.
Dann fiel ihm ein, sie beobachteten ja schon seit einer Weile den Sonnenstand.
"Wir müssen bald rasten. Was hältst du von der Stelle dort?"
Eine bewachsene Felswand schützte sie von der einen Seite, daran grenzte eine Wiese. Genug Platz, gut zu verteidigen.
Thorben Denger, Pimp.
Verfasst: Donnerstag 19. Mai 2022, 16:33
von Thorben Denger
"Na, hältst Du uns etwa für Barbaren, nur weil wir nicht von da oben kommen?" schmunzelte der Zwerg und zeigte zum Himmel hinauf.
"Wenn es um Sex und andere Perversionen des Lebens geht, dann können wir euch sicher noch so einiges beibringen, Kumpel."
Auch Thorbens Geschäftssinn schlug in seinem Geist momentan vor Freude Purzelbäume, als er sich die Erläuterungen Slavas anhörte und zu Bildern zusammensetzte. Zugegeben,... ein wirklicher Geschäftsmann hätte wohl nicht die Vorstellung eines emsig malenden Künstlers gezeigt, der lebensgroße Gemälde in Akkord auf einem Stapel ablegte, nur damit ein Riese diesen dann aufnahm und mit seinem Zuber-großen Daumen durchblätterte. Und natürlich fiel überall um Thorben herum dabei Gold, wie Regen vom Himmel herab und badete ihn in Glanz und Glorie. Aber was will man machen, wenn man einerseits eine zu lebhafte Phantasie und andererseits mehr Erfindungsgeist, als Geschäftssinn hatte?
Nur mit dem Wort 'Filme' konnte der Tüftler nicht so recht etwas anfangen. Er drehte und wendete es immer wieder, um es in das skurille Diorama seines Geistes einzufügen. Aber alles, was er sich dazu ausmalte, machte keinen wirklichen Sinn. Vermutlich nannten die Anderweltler dieses Prinzip 'Film', weil ein solcher am Ende das Lustobjekt benetzte, wenn die Kerle fertig waren, sich daran aufzugeilen. Logisch,... und erschreckend direkt, diese Bezeichnung. Aber nichts, was Thorben irgendwie aus der Fassung bringen konnte.
"Also wenn es dir um billigen Sex geht,... solltest du auf deine alten Tage noch Hexer werden. Denen sagt man nach, dass sie in jedem Dorf eine haben, wenn der Ehemann nicht Zuhause ist."
Das breite, anzügliche Grinsen des Zwerges wuchs noch ein wenig weiter, was die riesige Pfeife in seinem Gesicht zumindest ein wenig kleiner erschienen ließ.
"Ansonsten,... Novigrad. Höchster Pro-Kopf-Bordell-Faktor in den ganzen, nördlichen Königreichen, ich sach's dir. Alles dabei. Von billig und abgefucked, bis hin zu nobel und jeden Fetisch feilbietend. Und für dich als Mensch,..."
Er zwinkerte dem alten Soldaten verschwörerisch zu. Mit der Pfeife und dem ungepflegten Bart musste Slava dabei ein wenig an die Anfangsszene aus "Die Gefährten" denken, in denen Gandalf mit Frodo auf dem Karren sitzt und über Feuerwerk redet.
"... das Passiflora soll etwas ganz besonderes sein. Natürlich auch besonders teuer. Und wir Anderlinge kommen dort gar nicht rein, es sei denn, wir sind die Fetischobjekte, die geordert werden. Aber du als Mensch,... mit genug Kohle,... ich denke, das wäre selbst für einen weitgereisten Ständerprinzen, wie dich, noch ein Erlebnis."
Thorben schaute ein wenig enttäuscht drein, als Slava ihm mitteilte, dass er gedachte, nach Oxenfurt zu den Gelehrten zu gehen, anstatt ihm nach Novigrad zu folgen. Naja, vielleicht konnte der Zwerg ja Jake noch weiter ausquetschen, wenn sie zusammen reisten. Er mochte den Jungen. Erinnerte ihn irgendwie an eine tollpatschige Hundewelpe. Aber auch er hatte so eine moderne Schusswaffe gehabt. Nicht zu vergessen, sein zweirädriger Karren ohne Pferd. Auch die Lederkleidung von ihm war von überragender Qualität. Wenn die Sprachbarriere mal hinter ihnen lag, konnte Thorben vielleicht noch ein paar Oren aus dem Jungen heraus kitzeln. Vielleicht musste er investieren. Natürlich in seine Sicherheit bis Novigrad, aber dort vielleicht auch mit einem Sprachlehrer? Er vermutete, dass Aria einfach zu ablenkend für Jake war, als dass sich da Wissen in dessen Schädel absetzen konnte. Stöhnen und Seufzen war eh eine Universalsprache.
Aber Slavas schlechter Witz brachte Thorben wieder aus seiner Enttäuschung heraus. Der Zwerg lachte schallend darüber, verschluckte sich hustend an seinem Pfeifenrauch und hätte das kokelnde Utensil beinahe aus den Zähnen verloren.
"Harharhar! Der war gut, Kumpel!"
...
Thorben Denger wusste nun einmal schlechte Witze zu schätzen, wie kein anderer.
...
"Also Oxenfurt,..." brummelte er, als er sich wieder unter Kontrolle hatte.
"Scheint dann wohl Glück oder Schicksal zu sein. Kenne mich hier zwar nicht sonderlich gut aus, aber die beiden Umwege, die wir bisher nehmen mussten, führen uns viel zu weit nordöstlich. Wird am Ende eh mehr Sinn machen, in Oxenfurt den Fluss zu überqueren."
Er tätschelte eine der größeren Seitentaschen seines Mantels.
"Dann kann ich dort auch noch was erledigen. Und wir können die Vorräte auffüllen."
Er folgte Slavas Fingerzeig und nickte zustimmend.
"Guter Platz. Gefährliche Gegend hier. Eine Art Niemandsland voller Monster und Banditen. Eine Wand im Rücken zu wissen, würde mich durchaus besser schlafen lassen."
Slava wunderte sich, wie der Zwerg so gelassen bei all den Gefahren sein konnte, die er so selbstverständlich ansprach. Wie der kleine Mann dann so laut lachen konnte, wo ein jedes laute Geräusch nur unliebsame Aufmerksamkeit auf sie richten konnte.
Re: Die Strasse Richtung Nowigrad
Verfasst: Freitag 20. Mai 2022, 10:43
von Aria
Aria hatte sich den ganzen Tag zurückgehalten. Sie wirkte in sich gekehrt und ging den anderen nun eher aus dem Weg. Sie hatte realisiert, dass diese Bande nur bis Novigrad reichen würden. Sie würden sie dort abliefern und wahrscheinlich nie wieder sehen. Ihr neues Leben wartete dort auf sie. Ein ungutes Gefühl hatte sie beschlichen und damit einhergehend auch gleich ein Schuldgefühl. Woher sollte sie denn wissen, dass ihr neuer Mann schlecht war? Wahrschienlich war er einer der galantesten, schönsten und ehrbarsten Männer...sonst hätte ihre Familie ihn doch nicht ausgesucht...oder?
Sie wusste schon, dass hier viel Politik im Spiel war, doch sie vertraute auch darauf, dass man sie zu keinem Troll schicken würde.
Dann war da noch die Sache mit Jake.
Sie war in der Nacht immer wieder aufgewacht und hatte sich vergewissert, dass es ihm noch gut ging. Dementsprechend war sie heute recht müde. Ein bisschen sah man ihr es auch an, sie wirkte etwas blasser als sonst. Sie hatte allerdings auch bemerkt, wie Jake sie mied. Es versetzte ihr einen unerwartet harten Stich in der Brustgegend. Sie hatte ihm doch verziehen...warum wich er ihr so aus?
Sie war zu schüchtern um nachzufragen und Jake beschäftigte sich auch die ganze Zeit anderweitig. So hatte sich sich zunächst ihrer Katzenwäsche gewidmet, die Haare ordentlich frisiert und sich ein leichtes grünes Kleid übergestreift.
Immer wieder glitt ihr Blick dabei zu Jake, doch jedesmal, wenn sie versuchte seine Augen einzufangen, waren sie ganz wo anders.
Nun saß sie einsam in ihrer Kutsche und und starrte deren Wand an. Hing ihren Gedanken nach und merkte zunächst nicht, wie ihr mehrere Tränen über die Wangen liefen. Erst als ein kühler Wind über das zarte Gesicht streifte, wachte sie aus ihrer Lethargie und schüttelte sich. Dann hörte sie sich selbst rufen.
"Stop!!! Haltet kurz an ich muss hier raus und mir die Beine vertreten...ich halte das nicht aus!"
Die Kutsche bremste und sie wurde etwas unsanft nach vorn geschubst.
Ohne weiter zu zögern, sprang sie aus der Tür und wirkte nun noch blasser als vorhin. Sollten sie doch sehen dass sie geweint hatte. Sie würden sich doch ohnehin nie wieder sehen...was spielte es schon für eine Rolle?
Ein kurzer Blick gen Jake ehe sie sich an Jarel wandte.
"Mir ist etwas schlecht geworden...ich brauche etwas Luft!"
Erklärte sie sich "Ich werde hinter der Kutsche neben Mariposa hergehen...das bringt sicher wieder alles in Ordnung! fahrt fort...ich komme schon hinterher!"
Es war deutlich, dass sie keine Widerworte noch Belehrungen duldete. Wenn sie auch noch sehr jung war, beherrschte sie es dennoch schon ganz gut, ihren Standpunkt den Männern gegenüber klar zu vertreten und ihnen, wenn nötig, einen Richtungsschuss zu verpassen. Aslaug war ihr eine gute Lehrerin gewesen.
Ein letzter Blick traf Jake. Er war fast leer...doch sah man genau hin, sah man die Verletztheit über sein Verhalten, den anstehenden Abschied und die Zerbrochenheit eines jungen Herzens.
So stapfte sie nun hinter die Kutsche und sah auf das rießige Pferd, welches ihr so gefiel. Der Anblick hob ihre Stimmung gleich etwas und sie streichelte dem wunderschönen Tier kurz über die Seite, ehe sie sich alle wieder in Bewegung setzten.
"Ich bleibe in ihrer Nähe.", murmelte er Jarel zu, nahm sein Schwert und sprang vom Kutschbock, ohne zu wissen, ob Aria ihn überhaupt um sich haben wollte. Als die Kutsche wieder anrollte, wartete er, bis sie zu ihm aufgeschlossen hatte. "Darf ich...? Ein Stück begleiten?", wollte er wissen.
Überrascht blickte sie auf. Ihr Herz machte einen Satz, doch sie schob die Freude sofort in eine Kiste, die sie irgendwo ganz nach unten in ihr Bewusstsein schob. Sie würde ihn bald nie wieder sehen. Dieses verdammte Herz...diese Gefühle. Sie war benebelt und blickte seitlich auf das Pferd, welches ruhig vor sich hin trottete. Nach einem sehr langem Augenblick, atmete sie lange aus und brachte schließlich "Wenn du möchtest...gerne..." über die Lippen.
Wenn er wollte? Die Art wie sie fort blickte, vertrieb ihn fast wieder... Nun war es an ihm, durchzuatmen. Wieso tat er sich das an? Und ihr?
"Darum kommen ich runter... von der Kutsche. Weil möchte. Aber wenn ich lieber gehen soll, sag." Wieso war das so verteufelt schwer? Es war wirklich einfacher, die Menschen zu ignorieren.
Sie spürte wie irritiert er war. Gut vielleicht war sie etwas harsch gewesen. Ihr Blick blieb an ihm hängen und die Gefühle zu ihm schwabbten über sie wie eine Welle. Sie errötete und schluckte. "Nein...nein..." Sie blinzelte und entschloss sich dann eben zur Wahrheit. Was blieb denn auch anderes übrig...
"Du hast mich nur...gemieden...habe ich etwas falsches gemacht?"
Die Worte waren raus. Die Frage gestellt, ehe sie noch weiter darüber hätte nachdenken können. Nun wartete sie auf seine Antwort wie das Lamm auf die Schlachtbank.
Sie überraschte ihn weiter. Er hatte sie gemieden? Sie war doch seinen Blicken ausgewichen... doch nun begegneten sich ihre Augen wieder, moosgrünes Feuer und grünblaues Eis, und machten es ihm unmöglich, fort zu sehen. Kaum merklich schüttelte er den Kopf. "Nein. Ich."
Mariposa schnaubte, was Jakob etwas aus dem Zauber weckte, den Aria auf ihn wirkte. "Dachte du mich... wie sagst du? Gemieden? Wegen..." Er wies vage in Richtung seiner Kehle.
Sie blieb für einen Moment stehen. Stoppte in ihrem Trott und sah ihn überrascht an. Sie wollte protestieren...nein er war ihr doch ausgewichen...oder? War alles nur ein Missverständnis? Ihr klappte die Kinnlade herunter. Dann nahm sie wieder den Schritt auf und befühlte kurz ihren Hals. Es war eine schreckliche Situation gewesen, doch sie hatte ihm vergeben. Sie würde nicht vergessen...aber vergeben.
"Ich habe dir vergeben...dann war das wohl ein Missverständnis?..." Ein zaghaftes Lächeln umspielte ihre Lippen und sie hielt ihm zögerlich ihre Hand hin.
Nun zögerte er nicht, sondern umschloss ihre Finger mit seinen, drückte sie kurz, ließ sie aber sogleich auch wieder los. So gerne er wollte, sein Eid band ihn an eherne Regeln und der Umstand, dass es hier vielleicht einen Weg für ihn gab, ganz ähnlich dem, auf dem er schon unterwegs gewesen war, hatte diesen Eid wieder in den Vordergrund geholt. "Das Fieber..." Er suchte nach Worten. "Habe viel vergessen. Nur leider nicht alles."
"Oder zum Glück."
Die Worte waren so schwierig zusammen zu bringen. Es fehlte ihm einfach an Vokabular. "Habe große Schuld an dir. Bis ins Ende. Durch? An?" Er kratzte sich am Kopf. Große Dramatik hörte sich im Film immer anders an.
Ein Feuer durchzog ihre Hand und glitt hinauf bis zu ihrem Herzen, als er ihre Hand ergriff. Doch genauso schnell war es verfolgen als er sie wieder losließ. Sie behielt die Hand einen Moment länger in der Luft und sah ihn nachdenklich an, ehe sie begriff dass er nicht mehr danach greifen würde. So glitt die blasse Hand zurück an ihre Seite und sie hörte ihm stumm zu. Das Fieber hatte ihn geschüttelt. Sie hatte an seiner Seite gewacht, doch es war das Mindeste, was sie für ihn tun konnte. So schüttelte sie den Kopf und lächelte ihn an. "Nein!...keine Schuld...es ist ein Segen dass du lebst!" Sie nickte ihm leicht zu. Ohne Umschweife kehrte sie nun zu dem unangenehmen Thema und deutete auf ihren Hals. "Was...oder...vielmehr...Wen hast du gesehen als du mich gewürgt hast?"
Er musste lange überlegen, viele Schritte hinter der Kutsche und neben dem Pferd her tun. Zum einen der richtigen Worte wegen, doch zum anderen auch wegen des Inhalts.
"Miriam. Meine Schwester." Was im ersten Moment verrückt klingen mochte, doch dann erzählte er ihr zögerlich und stockend von der engen Beziehung, die sie beide verbunden hatte. Von dem Feuer, an dessen Folgen sie gestorben war und das ihn gezeichnet hatte. Von den Schuldgefühlen, die ihn quälten und die der Hym gnadenlos ausgenutzt hatte.
Nie zuvor hatte er sich jemandem so weit geöffnet, aber bei Aria war es plötzlich ganz leicht. Vielleicht auch ein Teil ihrer Gabe.
Re: Die Strasse Richtung Nowigrad
Verfasst: Montag 23. Mai 2022, 14:15
von Jarel Moore
Jarel hatte den Wagen gelenkt. Der Platz auf der Lichtung an der Felswand schien ihm ideal, zudem sein Bauchgefühl ihm sagte, dass sie wachsam sein müssten. Immer wieder tauchte das Bild von dem leeren Stiefel und den zerbrochenen Waffen vor seinem inneren Auge auf.
Er lenkte die Kutsche so auf die Lichtung, das auf der einen Seite noch ein schmales Fuhrwerk passieren konnte und sie ihr Lager zwischen Fahrzeug und Felswand unterbringen konnte.
Er sah zurück in die Kutsche. „Slava?“
Als er seinen Namen hörte wandte sich der alte Offizier um. Wobei er eigentlich gar nicht so alt war, aber allein bei dem Versuch, sich umzuwenden fühlte sich sein Rücken vom langen sitzen dermaßen steif an, dass er bei seiner Altersangabe gleich noch einmal 20 Jahre hätte draufschlagen können. Sie parkten die Kutschen und den Wagen ein und er gesellte sich zu dem Ritter: "Was gibt es?"
„Sind die die verlassenen Lager unterwegs aufgefallen?“, fragte Jarel, während er sich um die Kutsche kümmerte. Eigentlich hatte er sich um das Zugpferd kümmern wollen, doch die war von seiner Gegenwart nicht begeistert gewesen. „Und könntest du dich um Bessi kümmern?“
"Ja, sind sie." Er hatte allerdings angenommen, dass das wohl normal war. "Um Bessie wird sich Thorben schon kümmern, da ist er glaub ich eigen." Einmal davon abgesehen, dass er von Pferde keine Ahnung hatte. "Was ist mit den Lagern?"
„Nur so ein Gefühl. Wenn das Lager eingerichtet ist, sollten wir uns vielleicht einen Überblick verschaffen.“ Er sah zur Felswand. Ob man dort irgendwo hoch kam?
Slava nickte nur. Er war kein Fährtenleser, zumindest kein besonders guter, er wünschte sich jetzt Viktor herbei, der hätte eine Runde gedreht und sofort gewusst wie viele Wölfe hier lebten, und wann der letzte Blutsauger durchgekommen war. Falls es die hier gab. Aber Viktor war weit weg und er war auf sich selbst angewiesen. Aber irgendetwas abknallen, was sich bewegte, das bekam er auch ganz alleine hin. Er schulterte die AK, sicherheitshalber. "Irgendeine Idee, wonach wir Ausschau halten?"
„Irgendwas, was keine Leichen zurücklässt.“, brummte der Ritter und legte erst einmal das Schwert wieder an. „Hast du noch Munition für dein Schießeisen?“, fragte er. Sein Blick war vielsagend. Er mochte die Waffe definitiv nicht, akzeptierte aber, dass sie eine große Hilfe war.
Kurz überprüfte er die Magazine. zwei waren zusammen getapt, eines war noch voll, das andere zur Hälfte und er wusste, er hatte noch zwei im Rucksack. "Genug" Etwas das keine Leichen zurücklässt war vage, aber genauer ging es wohl nicht.
Jarel nickte und kümmerte sich erst einmal um Mariposa. Er stellte sie am Waldrand ab. Kein besonders gutes Gefühl, aber die alte Dame musste ja auch grasen. Und sollte sich jemand nähern, würde sie das vielleicht mitteilen. Hoffentlich rechtzeitig. Verlieren wollte er das treue Tier nicht.
Als die Tiere versorgt waren, ging er noch einmal zu Slava. „Dort drüben.“ Er deutete auf einen nicht ganz so steilen Teil der Wand. „Sag bitte Thorben und Jakob Bescheid. Ich seh mich schon mal um.“
Re: Die Strasse Richtung Nowigrad
Verfasst: Montag 23. Mai 2022, 20:19
von Vyacheslav Sokolov
Slava nickte. Der Ritter wirkte vernünftig. wirkte - es konnte sich noch immer herausstellen, dass nachzusehen der größte Bullshit war. Was wusste er über diese Welt, in der es Geister gab, die das unterste der Psyche zu oberst kehrten und von den tiefsten Ängsten lebten.
Aber er folgte dem Mann, die AK im Anschlag, aber auf Einzel Schuss. Zuvor hatte er noch Thorben erklärt, dass sie sich die Gegend ansahen und auch Jake informiert, der sich immer noch mit Aria unterheilt. Oder wieder.
Und dann geschah, was der Ritter wohl befürchtet hatte.
Sie waren gar nicht einmal bis auf den Hügel gekommen, da löste sich ein Schatten aus einer Ecke des Felsens - oder besser - es zeigte sich, dass dort eine Felsspalte war und dort hatte etwas gewartet.
Ein hässliches Geschöpf mit einem dreieckigen Schädel und seltsamen Ohren, ungelenken Proportionen wie bei einer zu großen Fledermaus und einen Gebiss wie eine solche.
Slava eröffnete sofort das Feuer. Einzelschuss... und das war vielleicht der Fehler, denn das Biest ließ sich davon nicht beeindrucken. Im Gegenteil, es schien dadurch nur erst recht wartend zu werden und stürmte sofort auf ihn los, ein Hieb mit der viel zu langen Kralle genügte, er wurde nach hinten geschleudert, schlug mit dem Brustkorb auf einen Stein, der ihm sämtliche Luft aus den Lungen presste. Er war noch einen Moment bei Bewusstsein, wollte noch das Sturmgewehr heben und dem Biest noch eine Salve verpassen, doch seine Hände waren zu langsam, und er hatte den Aufprall unterschätzt. Es wurde schwarz um ihn herum. Dass er zudem aus einer klaffenden Wunde quer über der Brust blutete bekam er schon gar nicht mehr mit.
Re: Die Strasse Richtung Nowigrad
Verfasst: Montag 23. Mai 2022, 20:28
von MONSTER
Vielleicht hatte der Ritter bereits einen Verdacht gehabt, die leergeräumten Banditenlager waren bereits ein sicherer Hinweis gewesen, dass sich etwas in der Gegend herumtrieb. Eben etwas, dass keine Leichen zurückließ.
Wütend war er aus seiner Schlafhöhle gekrochen, in der, tief drinnen, wohl eine beachtliche Sammlung an Schädeln, Fetzen von Rüstungen und anderem unverdaulichem Kram beherbergte. Die Störenfriede hatten ihm zwar den Schlaf geraubt, aber doch auch seinen Hunger gestillt.
Aber dass sie dieses Mal bis vor seine Höhle gekommen waren, das missfiel ihm sehr.
Und der erste der zweibeinigen Blutsäcke veranstaltetet einen Höllenlärm den musste er zuerst ausschalten, das Fressen kam später.
Er war fast so groß wie ein ausgewachsener Mann und damit hätte ein Hexer wohl erraten, dass es sich um einen halbwüchsigen handelte, den Menschen der Gruppe allerdings dürfte das nicht klar sein.
Das Wesen hatte graue Haut und einen breiten Schädel, geformt wie der einer Fledermaus mit ausgeprägten Ohren und einem Maul mit nadelscharfen Zähnen.
An seinen Armen waren Rudimente von Flughäuten zu erkennen, die er aber zu kaum mehr als zur Balance nutzen konnte und um ein wenig zu flattern, wie ein Huhn mit gestutzten Schwungfedern. Nur fliegen war damit nicht mehr möglich. Das hatte seiner Art den wenig spektakulären Namen 'Flatterer' beigebracht. Sie gehörten zu den niederen Vampiren, wie ein Ritter der Flammenrose wohl wusste.
Was wenige ahnte, sie entwickelten sich nicht aus Ungläubigen, die nach dem Tod wieder aus ihren Gräbern krochen. Einst brachte die Sphärenkonjunktion sie in die Welt, und neben den Garkins und anderen Vertretern der Gattung Vampir passten sie sich an. Die Nische, die sie besetzten erforderten keine Flügel mehr, auch am Boden war gut Beute zu machen, Flügel und leichte Knochen waren kein Vorteil mehr, und so wurde aus ihnen stämmige Jäger die fast anderthalb mannhöhen erreichen konnte und das Gewicht eines zierlichen Pferdes.
Ein erwachsener Flatterter konnte durchaus auch für einen Hexer zum Problem werden, aber dieser hier war jung, unerfahren, und im Grunde wollte er nur den Lärm beenden, der ihn schon wieder bei der Tagruhe störte. Und fressen. Fressen wollten sie immer.
Nun war frische Beute angerückt, frische Beute die fürchterlich lärmte. Eine Diskrepanz, die er nicht mochte.
Vor allem der erste der zweibeinigen Blutsäcke veranstaltete einen Höllenlärm mit dem Ding, dass er bei sich trug, und es verursachte Schmerzen, blutende Wunden, schmerzende Wunden, die aber nicht tödlich waren. Trotzdem schwächten sie ihn, machten ihn langsamer. E musste ihn schnell ausschalten ehe er weitermachte. Er schlug ihn schnell weg, Fressen konnte er ihn später immer noch.
Flatterer griffen in schnellen Stößen an, ein schnelles vorpreschen, ein Schlag, dann wichen sie zurück, erfahrene Exemplare lernten manchmal dazu, aber dieser hier hielt das noch immer für das beste mittel. Er wusste, er war viel schneller in den wenigen Augenblicken, und die wenigstens der Blutsäcke wehrten sich mit Silber, er hatte also meist leichtes Spiele mit ihnen. Manche erreichten auch eine gewissen Intelligenz, aber im großen und ganzen stand ihnen nur der Verstand eines Tieres zu Verfügung, selbst wenn das natürlich nur eine grober Verallgemeinerung war,
Bestiarium Eintrag zu den Flatterern.
Thorben Denger - Der Alleinunterhalter!
Verfasst: Dienstag 24. Mai 2022, 12:43
von Thorben Denger
Der Lagerplatz war gut, die Moral des Zwerges nicht besonders. Jake und Aria hatten sich nahe der Kutsche zurück gezogen, um zu turteln. Thorbens Libido gönnte es ihnen von Herzen. Aber verdammt nochmal, ging das nicht auch, wenn das Lager schon stand? Und Jarel und Slava hatten sich auch noch verpisst. Die Gegend absichern. Für'n Arsch! Hatten sicher nur keinen Bock auf richtige Arbeit! Das hier war das verdammte Velen! Da konnte man 23 Stunden und 59 Minuten die Gegend mit Waffengewalt befrieden und in der restlichen Minute wurde man trotzdem noch überfallen.
Thorben hatte sich auf seinen Reisen nie wirklich darum gekümmert, wo er sein Lager aufgeschlagen hatte. Vielleicht war es sein unverschämtes Glück gewesen, das in vielerlei Hinsicht schon legendär war, aber bis auf einige Stolperdrähte und andere Frühwarnsysteme hatte er nie etwas zu seinem Schutz aufgebaut oder die Gegend um seinen Lagerplatz abgesucht. Das kostete doch alles viel zuviel Zeit, die man viel besser mit Geldverdienen oder Schlafen verbringen konnte.
Und jetzt auch noch ein Lager für fünf Personen ganz allein aufbauen. Ein Skandal! Unterdrückung der zwergischen Rasse in Reinform!
Thorben war gerade dabei gewesen, sein Zelt aufzubauen. Dieses vermaledeite Zelt! In diesem Moment schwor er sich, dass seine nächste Erfindung eine Art Zelt sein würde, das sich, mehr oder weniger, von allein auf- und wieder abbaute.
Fluchend hantierte er mit den Stangen, noch schlimmer fluchend lutschte er an einem Daumen, den er anstelle eines Herings mit dem Hammer erwischt hatte und am allerlautesten fluchte er, als der plötzliche Knall ihn so sehr erschreckte, dass er kurz prüfen musste, ob seine Hose noch trocken war.
Solch einen Knall hatte er schon einmal gehört. In den Ruinen im Sumpf. Das war Slavas Sprengstock ohne Gewähr. Grummelnd nahm er Lilly auf, die er neben dem Zelt an einen Baum gelehnt hatte und schlang sie sich über die Schulter. Er warf noch einen prüfenden Blick durch das Lager. Jake und Aria hatten den Knall ebenfalls gehört. Um den nicht zu hören, hätten sie schon total ineinander verschlungen gewesen sein müssen. Fragend und erschrocken schaute die Prinzessin sich um. Jake kannte das Geräusch aber scheinbar nur zu gut und griff nach seinem Schwert.
Thorben aber hob die freie Hand.
"Hier sein. Hochwohlgeboren Schutz!" gab er dem Jungen in schlechtem Elfisch zu verstehen und machte sich dann auf in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war.
"Das mach ich schon allein,... wie alles andere auch." murmelte er, diesmal wieder in Gemeinsprache, vor sich her.
Am Fuß eines Hügels traf er auf Jarel und Slava, die sich scheinbar bereits die halbe Erhebung wieder hinab gekämpft hatten. Der Soldat lag blutend am Boden und schien bewusstlos zu sein. Der Ritter verschwamm förmlich vor Thorbens Augen, nur um an anderer Stelle wieder aufzutauchen. Ebenso, wie das Wesen, welches er bekämpfte, auch wenn dieses den Effekt nur durch reine Geschwindigkeit erreichte und nicht durch Magie oder sowas.
Das ganze Schauspiel glich einem schnellen, weitläufigem Tanz. Angriffe, Ausweichmanöver, vorpreschen, zurückfallen. Niemals waren die beiden Kontrahenten lange genug in Reichweite des jeweils anderen, um einen guten Treffer erzielen zu können.
Was das Wesen war, wusste der Zwerg auch nicht so genau. Irgend eine Mischung aus Fledermaus und Ghoul? Nur muskulöser? Thorben wunderte sich schon lange nicht mehr über neue Monster, die ihm auf seinen Reisen begegneten. Neue Nachbarschaft, neue Nachbarn! Selbst Reyneghs seltsames Reittier hatte ihn nur bedingt fasziniert. Eben weil es halbwegs domestiziert gewesen war.
Das Ding hier war einfach nur ein wildes Raubtier, grob menschenähnlich. Und vermutlich, wie alles andere, was menschenähnlich, aber kein Mensch war, anfällig gegen Silber. Da verwettete er seinen letzten Tabak drauf.
Er fischte einen der Silberbolzen aus dem Bandolier unter seinem Mantel hervor und lud die Armbrust neu. Auch von denen hatte er nicht mehr viele. Wäre Slava nicht bereits verwundet gewesen, hätte Thorben es vermutlich erst einmal mit den normalen Bolzen versucht und geschaut, wie weit sie zu dritt damit kamen. Nun aber war Eile angesagt.
Keinen Moment während des Ladevorgangs hatte er die Bewegungen des Wesens aus den Augen gelassen. Seine stummeligen, schwieligen Finger konnten diese Bewegungen bereits im Schlaf. Und bei der Geschwindigkeit, mit der sich der Gegner bewegte, war es wichtig, ein Muster zu erkennen. Da! Thorben glaubte, eines zu erkennen und hob die Armbrust an die Schulter, um auf den nächsten Bewegungsablauf und eine Wiederkehr dieses Musters zu warten.
[92/100] Thorben drückte ab und der Bolzen surrte davon, wie eine ärgerliche Wespe mit suizidalen Ambitionen. Das Geschoss traf den Flatterer genau mittig in der Brust. Und da sollte nochmal einer sagen, gut Ding will keine Weile haben.
Re: Die Strasse Richtung Nowigrad
Verfasst: Mittwoch 25. Mai 2022, 07:34
von Jakob von Nagall
Eine ganze Weile waren sie hinter der Kutsche her gewandert, hatten manchmal gesprochen und - zumindest in Jakobs Fall - viel geschwiegen. Als der Weg matschiger wurde und sie zu einer Umfahrung zwang, packte Jakob Aria kurzerhand bei der schmalen Taille und setzte sie auf den breiten Sattel auf Mariposas Rücken. Zwar war er nicht für den Damensitz gestaltet, doch es ging so langsam vorwärts und Jarels Gepäck bot so viele Möglichkeiten, sich festzuhalten, dass Aria dennoch bequem seitlich sitzen konnte und wenn sie doch abrutschen würde, wäre er ja da, denn er ging direkt bei ihren Füßen neben dem großen Pferd her. Mariposa schien sich nicht daran zu stören, nun auch noch Arias Fliegengewicht zu tragen. Sicher war sie bei einem Ritter noch ganze andere Lasten gewohnt, wenn man an Harnisch und Waffen dachte.
So trieben sie einfach hinter dem Konvoi her. Jakob ließ sich von Skellige erzählen und Aria wollte von seiner Heimat hören. Je länger Jakob mit ihr umging, desto besser gelang es ihm, die Faszination und den Reiz der niederen Instinkte, die sie bei allen Personen hervorrief, von dem abzugrenzen, was von ihm selbst kam. Doch er musste sich bewusst darauf konzentrieren und immer wieder in die Trickkiste greifen, die Meister Yahuro einem jeden von ihnen mehr oder weniger erfolgreich gefüllt hatte. Zwar wollte Jakob Aria keinesfalls als Vampir betrachten, aber ihre Fähigkeit der Manipulation grenzte schon sehr an das, was ein Angel mit seinen Opfern tat und daher benutzte Jakob einfach die gleichen Gegenmaßnahmen: eine Mischung aus sehr konzentrierter Selbstbeobachtung, Autosuggestion, Atemkontrolle und prägnanten Sätzen, die er mantrartig durch seinen Kopf ziehen ließ. Zwar wusste er, dass ihm all das nicht lange helfen würde, sollte Aria es jemals darauf anlegen, ihn zu irgendetwas anzustiften, aber je länger er so mit ihr einher ging, desto besser konnte er seine Reaktionen auf sie kategorisieren. Und das war es, was sein Kopf brauchte: ein System, mit dem er arbeiten konnte. Säuberlich beschriftete Schubladen für jeden dieser neuen Eindrücke.
Als sie bei dem Platz ankamen, den die anderen für ihre nächste Rast auserkoren hatten, streckte Jakob der Prinzessin ohne zu zögern wieder die Hände entgegen, um ihr von Mariposas Rücken zu helfen. Zwar hatte sich seine Schulter schon beim Hochheben beschwert, aber was das anging war er dann doch ganz Mann. Nur nichts anmerken lassen, wenn eine hübsche Frau in der Nähe war. Ihre Finger lagen kurz stützend auf seinen Oberarmen, ihre Taille war so schmal, dass er glaubte, sie mit beiden Händen ganz umfassen zu können. Und leicht war sie.
Auf die eigenen Füße gestellt, blieben sie einen Moment lang reglos, viel zu dicht beieinander. Das Mantra in seinem Kopf drohte abzureißen, als ihr grüner Blick sich mit seinem verfing und die Welt einige rasende Herzschläge lang einfach anhielt. Dann weckte - oder rettete? - ihn die Stimme von Slava und eilig ließ er Aria los. Der Soldat und Jarel wollten sich in der näheren Umgebung umsehen - er nickte nur, irgendwie benommen, aber da war Slava schon weiter gegangen und der Moment mit Aria war vorbei. Er rieb sich den Nacken. In einer anderen Welt, unter anderen Vorzeichen könnte es von diesem Punkt an zu etwas Besonderem werden, etwas, was er bisher nie gesucht hatte, aber vielleicht doch irgendwie vermisst. Aber sie waren, wer sie waren. Eine Prinzessin, deren Hand einem Sohn reicher Eltern versprochen war und ein Knappe, der innerlich schon den Entschluss gefasst hatte, dem seltsamen Ritter zu folgen, um seinen vorbeschriebenen Weg weiter zu gehen. Das Schicksal scherte sich selten um gebrochene Herzen, wenn es Seelen an Scheidewegen trennte.
Die beiden Männer verschwanden und Thorben kämpfte mit seinem Zelt. Wie schon an den Abenden zuvor, machte Jakob sich indes daran, Feuerholz zusammen zu tragen. Holz für Feuer. Ausgerechnet er. Hätte er sich vor ein paar Tagen auch niemals vorstellen können, aber so ging es manchmal. Aria richtete derweil das Lager wieder ein, wie sie es ebenfalls jeden Abend tat - allmählich baute sich eine Routine in der Gruppe auf, untermalt von Thorbens Flüchen.
Dann krachte ein Schuss.
Jakobs Kopf flog herum und er war schon die ersten Schritte in die Richtung unterwegs, als Thorben zu ihm aufholte und diesmal erstaunlich verständlich klar machte, dass er hier bleiben und auf Aria Acht geben sollte. Dann lief der Zwerg den beiden anderen Männern nach und ließ die beiden jungen Menschen allein zurück. Jakob zog sein Schwert und suchte sich mit Aria eine Position nah der Felswand, unter einem leichten Überhang, sodass er sie beide nur gegen eine Richtung verteidigen müsste, sollte es dazu kommen.
Re: Die Strasse Richtung Nowigrad
Verfasst: Mittwoch 25. Mai 2022, 09:18
von Aria
Das Gespräch mit Jakob tröpfelte so vor sich hin, während Dose hinter der Kutsche herliefen. Als die Straße matschiger wurde blieb sie zögerlich stehen. Die Schuhe und Kleidung waren nicht für dieses Wetter gemacht. Jake m, der herrlich aufmerksame Mann der er war, zögerte keine. Augenblick. Er setzte sie kurzerhand einfach auf das riesige Pferd. Seine Hand umschloss sie dabei sanft aber doch bestimmt. Erstaunt blickte sie Jake einen Moment an, protestierte jedoch nicht und dankte dem Knappen dann. Zweifelsfrei hätten die meisten Kerle nicht so umsichtig gehandelt…Ubbe hätte wahrscheinlich noch gelacht und ihr gesagt, dass sie sich eben entsprechend kleiden sollte, wenn sie draußen war.
Es ging weiter und sie spürte innerlich seiner Berührung nach. Seine starke Hand an ihrer Seite…
Sie unterhielten sich weiter. Über Skellige…über ihn und seine Welt. Oberflächlich und unverfänglich…nicht zu sehr in die Tiefe gehend aber dennoch eine schöne Unterhaltung. Sie nahm sich vor, sich alles zu merken was er sagte. Alles aufzusaugen und für schlechte Tage abzuspeichern. Vielleicht würde sie sich später einiges davon aufschreiben um es wirklich nicht zu vergessen.
Der Tross verlangsamte sich nach einiger Zeit und sie erreichten ihr nächstes Lager.
Nun passierte es fast. Jake sah zu ihr auf und hielt ihr die Hand hin. Das Licht in ihren Rücken lies Aria noch unnatürlicher strahlen. Um sie herum wurde es still und ihre Augen verloren sich ineinander. Ihre Hand legte sich Saft in seine. Sie umschlossen sich und passten so ineinander, als wären sie von den Göttern selbst füreinander geschmiedet worden. Blitze durchzuckten Arias Herz. Der Moment war wunderschön und grausam zugleich…
Langsam und elegant landete sie in seinen Armen die sie kurz fester umschlossen und ihre Gesichter waren sehr nah beieinander. Aria blickte zu Jake auf und drückte sich kurz dichter an ihn.
Sie gab sich dem Moment hin und schon legte sich ihr Kopf schief. So, dass Jake nur eine minimale Distanz hätte überwinden müssen und seine Lippen wären auf ihren gelegen. Doch der Kontakt brach.
Sie lösten sich voneinander und an Arias Körper klebte Jakes Wärme. Kurz sah sie ihm nach und begann dann ihre neue Routine. Decken auslegen, Kissen verteilen, Felle auslegen. Ihr war schwindlig von den Gefühlen, die einen teuflischen Reigen in ihrem Kopf und Herzen tanzten. Wie lange konnte das ein Mensch aushalten?
Die anderen nahm sie kaum wahr, nur Jarel beobachtete sie etwas genauer. Als er Mariposa versorgte, ging sie ihm zur Hand und versorgte dan. Auch ihre beiden Pferde.
Als sie wieder bei Mariposa war und ihr ein paar Ästchen und Dreck aus der Mähne klaubte, hörte sie den Knall.
Das Pferd erschrak nicht halb so heftig wie Aria. Es war wohl ganz anderes gewohnt.
Panisch sah sich Aria um und schon wurde sie von Jake gepackt und zur Felswand gezogen. Er stand vor ihr wie ein Wall. Sie hatte ihn kämpfen sehen und wusste, dass egal was da kam, es nicht so einfach haben würde. Sie blickte an die Seiten und zog nun selbst ihr Messer.
„Jake…was war das?“ flüsterte sie und hielt sich seitlich hinter ihm.
Re: Die Strasse Richtung Nowigrad
Verfasst: Mittwoch 25. Mai 2022, 10:13
von MONSTER
Der Bolzen hatte gesessen und es war Silber. Wütend fauchte der Flatterer auf. Ein Schrei, den die älterer und erfahrenen Exemplare zur Jagd einsetzten, Echoortung, aber in der Intensität konnte der auch bei größeren Säugetieren die Trommelfelle zerreißen. Dieser hier war allerdings noch ungeübt, mehr als Kopfschmerzen würde er wohl nicht verursachen können.
Die ersten Wunden schlossen sich bereits wieder, nur das Silber steckte, er hatte es nicht abwehren können (22/100) und es hinterließ eine blutende Spur am Boden, er wollte den Bolzen ziehen, doch auch an den Pfoten brannte er, also ließ er ihn stecken, er verschloss auch die Wunde, auch wenn es brannte, brannte wie Feuer, wie Wut.
Blindlings stürmte er los, auf den Zwerg, aber die Wut ließ ihn ungezielt angreifen (15/100) mehr als ein schnelles zuschnappen der Kiefer vor ihm und zurückweichen bekam er nicht hin, dann nahm er sich den nächsten der Blutsäcke vor, den der sich selbst bewegte wie ein Flatterer. (27/100)
Er war wütend, warum attackierten sie ihn, er wollte doch nur seine Ruhe, Ruhe und überleben.
Doch auch den Ritter konnte er nicht so leicht beseitigen wie den lauten Menschen zuvor, Schmerzen und Wut machten ihn wild und fahrig. Er würde sich andere Ziele suchen müssen.
Re: Die Strasse Richtung Nowigrad
Verfasst: Mittwoch 25. Mai 2022, 12:06
von Jarel Moore
Der Ritter reagierte auf das Auftreten des Flatterers nicht sehr ritterlich. Kein Ziehen des Schwertes, keine ritterliche Kampfhaltung.
Er zog mit der linken seinen Parrierdolch und mit der rechten einen der beiden silbernen Wurfdolche, die er bei sich trug und trat – rein Instinktiv – in den Schatten. Im Nachhinein wäre das eigentlich zwecklos gewesen. Ein erfahreneres Exemplar hätte die Tricksererei sofort durchschaut, doch hier hatte er Glück gehabt. Großes Glück. Das Vieh war irritiert. Lauernd versuchte der Ritter die Stärken und Schwächen des Gegners auszuloten.
Noch ehe Jarel weiter reagierte, ertönte ein Schuss. Ein furchtbares Geräusch, das ihn zusammenfahren ließ und ein schrilles Pfeifen auf seinem linken Ohr erzeugte.
Das Wesen fuhr zusammen, zeigte sich jedoch nicht wirklich beeindruckt, sondern wütend.
Sehr wütend. Es griff Slava an, erwischte ihn an der Brust und nahm den Söldner aus dem Spiel.
Jarel unterdrückte ein Fluchen. Das Vieh war schnell. Verdammt schnell.
Die beiden belauerten sich. Mal stieß Jarel vor, mal wich er aus, ein Austesten, ein Tango auf Abstand, bei dem der Ritter versuchte den Flatterer irgendwie weg von Slava zu führen.
So viel Mühe er sich auch gab, das Monster gab ihm keine Gelegenheit einen Stoß zu platzieren.
Ein Wurf vielleicht. Aber wenn er nicht traf…
In diesem Moment surrte etwas. Das Geräusch war nicht ansatzweise so gemein wie der Knall des Schusses, und der dumpfe Aufschlag danach war pure Musik in den Ohren des Menschen, ganz im Gegenteil zum Gekreische des Viehs. Der Mensch fletsche die Zähne zu einem kurzen, düsteren Grinsen.
Ein Bolzen! Das musste Thorben gewesen sein. Schöner Schuss. Innerlich feierte der Schattenläufer die Treffsicherheit des Zwerges und nahm sich fest vor, ihm eine schöne Flasche Rum zu besorgen, wenn sie hier lebend raus kamen.
Der Flatterer wollte sich wütend auf Thorben stürzen doch der Zwerg konnte nicht nur gut schießen, er war auch flink genug auszuweichen.
Die Möglichkeit für einem Vorstoß, zudem der Gegner sich nun ihm zugewandt hatte. Ein Sprung nach vorne, ein Hieb mit dem Silberdolch.
Mit unglaublicher Geschwindigkeit wich der Flatterer aus. Jarels Dolch traf nicht den Körper des niederen Vampirs, sondern schnitt nur eine Furche in die Lederhaut des rechten Flügels.
Wenn er damit etwas erreicht hatte, dann war es die Aufmerksamkeit des Viehs.
Und seine Wut.
Ein weiterer Vorstoß des Gegners, brüllend, zähnefletschend, wütend und zu wenig kontrolliert. Statt mit der Kralle seine Kehle zu zerfetzen tauchte der Ritter unter dem Schwinger und riss den Dolch hoch. Die silberne Klinge zerschnitt das Leder des Flügels und drang tief in den Arm des Gegners ein. Ein Schnitt bis auf die Knochen.
Langsam bewegte der Menschenmann sich rückwärts, immer noch mit dem Ziel, den Flatterer wegzulocken, damit die anderen Slava versorgen konnten.
Re: Die Strasse Richtung Nowigrad
Verfasst: Mittwoch 25. Mai 2022, 13:04
von MONSTER
Er war wütend, fuchsteufelswild hätte man sagen können, wäre der Ausdruck hier geläufig gewesen.
Der Arm schmerzte und die Schnitte wollten nicht heilen. Er bis und schlug wild um sich. Floh vor dem Ritter mit den Waffen, die ihm die Schmerzen beigebracht hatten, suchte das Blut, er wollte trinken, heilen, doch er war in Panik geraten, sie standen überall, hatten ihn in die enge getrieben. Sein erstes Opfer rührte sich nicht mehr, aber die anderen waren zu nahe. Er schlug nach dem, der ihm den silbernen Bolzen verpasst hatte und traf ihn mit voller Wucht (100/100) doch der Zweibeiner war stabiler als vielleicht die anderen, er fegte ihn nur weg, schleuderte ihn einige Meter weit ins Gebüsch, statt ihn zu zerfetzen, dass der sich wehrte, damit hatte er dabei aber nicht gerechnet (2/100).
Thorben Denger - Flugpionier!
Verfasst: Donnerstag 26. Mai 2022, 13:12
von Thorben Denger
Wenn Jarel gewusst hätte, was das 'geschickte Ausweichen' des Zwerges auf sich gehabt hatte, so wäre wohl Gelächter über seine Lippen gekommen. Es war nur Thorben Dengers überirdischen Glücks zuzuschreiben, dass der erste Hieb des Flatterers dem kleinen Mann nicht Brust und Kehle bis auf die saftigen Stellen aufgeschlitzt hatte. Einer der schweren Stiefel des Zwergen hatte sich unter einer Baumwurzel verfangen, als er dem Monster hatte ausweichen wollen. Der Sturz mochte für einen Aussenstehenden wie geplant ausgesehen haben. Die folgende Rolle, die ebenfalls geschickt und imposant wirkte, war nur der eher praktischen Zwergenform geschuldet, die nicht viel Aufwand erforderte, sich zusammen zu rollen.
Doch auch Thorben Dengers Glück hatte Grenzen. Kaum war der Zwerg wieder auf den Beinen und verplemperte wertvolle Sekunden, um seine Orientierung wiederzuerlangen, da traf ihn bereits der nächste Hieb des Flatterers mit voller Wucht. Wobei auch hier schlimmere Konsequenzen glücklicherweise an dem Karma des Kleinwüchsigen abprallten. Der Hieb war ungezielt und hatte ihn nur mit der flachen Pranke getroffen. Wären hier Krallen mit im Spiel gewesen,...
Bessie! Er musste noch einen Paten für die arme Bessie finden, wenn ihm etwas zustoßen sollte! Dieser völlig bescheuerte und zusammenhanglose Gedanke ging Thorben durch den Kopf, als er in hohem Bogen durch die Luft flog. Was konnte er nur tun, um den Aufprall abzufedern? Reflexartig ließ er Lilly los und am Riemen baumeln. Noch im Flug schnappte er sich die Zipfel seines Mantels und breitete die Arme aus.
"Du bist nicht das einzige Flattervieeeeeeeeehhhhh,...!" schrie er, bevor er mit einem lauten "UFF!!!" in einem Gebüsch landete. Natürlich hatte der Mantel nichts bewirkt. Zu wenig Oberfläche, zu schweres Zwergenfleisch und zu kurze Flugbahn. Auch der Größenwahn Thorben Dengers musste sich den physikalischen Gesetzen beugen. Manchmal! Dass das Gebüch seinen Aufprall gefedert hatte, kam dem Zwergen nämlich gar nicht in den Sinn. Nach seiner Weltvorstellung hatte er gerade den ersten bemannten Segelflug absolviert und grinste - trotz der Schmerzen - bis über beide Ohren, als er sich auf wackeligen Armen und Beinen aufrichtete. Der nächste Abgrund, den er fand, war seiner!
Leider kostete diese ganze Aktion, und bis der Tüftler wieder bei klarem Verstand war, viel zuviel Zeit, so dass der Ritter wohl noch eine Runde ohne Thorbens weitere Hilfe auskommen musste. Allerdings bemerkte der Zwerg, dass er in dem Gebüsch nicht allein war. Etwas raschelte in seiner Nähe. Thorben schluckte und schaute sich nervös um.
"Sei ein Kaninchen! Sei einfach nur ein verdammtes, stinknormales Kaninchen!"
Re: Die Strasse Richtung Nowigrad
Verfasst: Donnerstag 26. Mai 2022, 14:21
von MONSTER
Der Flatterer ließ von dem Zwerg ab, die Schmerzen machten ihn wütend, der Lärm machte ihn wütend.
Und war es Instinkt oder Zufall, er begann zuerst die größten Störenfriede auszuschalten. Der Zwerg war nun ruhig, der Ritter noch zu gefährlich, wer war übrig?
Da war noch einer.
Die kleinen roten Augen fanden noch einen der zweibeinigen Blutsäcke, zwei davon, nur einer trug Silber als Waffe. Aber soweit dachte der Flatterer nicht, er dachte gar nicht, er wollte einfach nur für Ruhe sorgen und dann friedlich fressen.
Ein nächster Angriff, wieder der schnelle Vorstoß dann ein Hieb mit dem Krallenarm (85/100).
Doch die Schmerzen machten ihn allmählich langsam, und die Wut unkonzentriert. (30/100)
Re: Die Strasse Richtung Nowigrad
Verfasst: Donnerstag 26. Mai 2022, 14:40
von ERZÄHLER
Etwas raschelte hinter dem Zwerg, aber es war kein Lebewesen, es war, wenn man so wollte, sogar etwas viel gefährlicheres. Allerdings ging der Spuck fast so schnell vorbei wie er begonnen hatte. Hätte seine Hand nur Augenblick später dort herumgetastet, er hätte sie vielleicht verloren. Aber so fanden die Finger des Zwerges etwas flauschiges, es fühlte sich an wie Fell, aber es war nicht das eines Kaninchens. Und war es auch war, es war viel kleiner.
Zog er daran hätte er schon bald eine vielleicht Kinderfaustgroße Pelzkugel in der Hand, allerdings war das Fell quitschrosa. Und es handelte sich um Kunstfell. Daran klimperten verschiedene weitere Gegenstände an kleinen metallenen Ringen. mehrere flache glänzende Metall scheiben, eine Seite runde die andere länglich und wie eine winzige Säge gezahnt. Vielleicht ein kleiner Werkzeugbund? Aber wozu diente das schwarze Kistchen aus dem seltsamen Material? Kein Holz, kein Metall, weich aber stabil. Es war eine silberne Einlegearbeit darin, ein Kreis, den ein Blitz halbierte. Drückte man darauf, schwang seitlich ein kleiner metallener Stift aus dem Kästchen, profiliert. Und noch etwas hing an dem seltsamen Konstrukt, eine kleine durchsichtige Platte, etwa so lang und so breit wie ein Fingerglied. Und darauf stand, in fremdartigen Schriftzeichen, die mit der Gemeinsprache nichts zu tun hatten folgende Worte: 'Tussi on Tour'
Re: Die Strasse Richtung Nowigrad
Verfasst: Samstag 28. Mai 2022, 22:19
von Jakob von Nagall
Der Kampf verlagerte sich in Thorbens Richtung oder besser: Thorben wurden von dem Monster in ihre Richtung verlagert. Unfreiwillig. Jakob konnte noch verfolgen, wie der kleine Mann einer fetten Hummel gleich den Mantel ausbreitete, nur unterließ er das Flattern und im Gegensatz zu Hummeln trotzte er auch nicht den Gesetzen der Physik, sondern krachte in ein Gebüsch am Rande ihres Lagerplatzes. Was er dabei rief, konnte Jakob wie immer nicht verstehen, aber er hatte auch keine Zeit mehr, sich über die skurrile Flugeinlage zu wundern, denn das Vieh wandte sich nun Aria und ihm zu.
Er hatte ihr nicht mehr geantwortet und er sagte auch nichts heroisches wie 'Keine Angst.' oder 'Bleib hinter mir!'. Statt dessen kam ihm ein gepresstes "Scheiße.", über die Lippen, dann war der Flatterer auch schon heran und hieb mit seinen Klauen nach ihm. Für strategische Glanzleistungen blieb ihm also ebenso wenig Zeit wie für eine sauberte Parade. Das Schwert war zu spät oben, aber der Protektor der Motorradjacke fing den größten Teil des ersten Angriffs ab (53/100). Seine Linke war nicht seine Schwerthand, er lernte erst seit ein paar Jahren, sie anstelle der schwachen Rechten zu gebrauchen und entsprechend wirkte seine Schwertkunst zuweilen eher holprig. Als der Klauenarm des Monsters gegen seinen Protektor prallte, stieß Jakob unwillkürlich einen weiteren lauten Fluch aus, der das Vieh zusammen zucken und nur noch wilder werden ließ.
Offenkundig kein Liebhaber lauter Geräusche... Jakob biss die Zähne aufeinander - er mochte kein Virtuose mit dem Schwert sein, aber er hatte seit Neuestem Jemanden, den er bis aufs Blut verteidigen würde und dieser Jemand presste sich hinter ihm gegen die Felswand. Eine ungeahnte Motivation drängte ihn vorwärts, die den Wunsch des eigenen Überlebens noch überflügelte. Der Knappe duckte sich unter dem erneut zum Schlag erhobenen Arm des Viehs durch, ließ die Klinge über die Lederhaut der unteren Rippenbögen schrammen und drehte sich mit zweit schnellen Schritten aus dem direkten Zugriff des Wesens (62/100).
"He, Hackfresse! Hier bin ich!", brüllte er zugleich, sich die Lautstärkeempfindlichkeit des Viehs zu Nutze machend. Einladend hob er dazu die Arme zu den Seiten, als böte er sich freiwillig zur Beute. Dies und der Schnitt schien das Vieh wütend genug gemacht zu haben, denn wie beabsichtigt, ließ es Aria links liegen, drehte sich zu Jakob und setzte ihm nach. Dieser machte keine Anstalten ebenfalls anzugreifen, sondern sprang den Schlägen ausweichend oder halbherzig parierend rückwärts, den Flatterer von Aria weg und wieder in die etwaige Schussbahn von Armbrust oder AK bringend, da er nicht wusste, dass Slava außer Gefecht war.
Dann, aus heiterem Himmel, stoppte er seinen rückwärts gerichtete Tanz, drehte sich aus dem Lauf des Monsters und zielte von schräg oben auf dessen Nackenlinie, direkt unter dem Ohr (70/100).