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Re: Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus
Verfasst: Sonntag 28. Januar 2024, 15:47
von Vyacheslav Sokolov
Anzüglich hatte es Slava nicht aufgefasst, höchsten despektierlich, aber eigentlich nicht einmal das. Dieser Kontext sagte wieder ein wenig mehr über die Sprecherin und erhärtete seinen Verdacht. Sie hatte sich vermutlich am See mit jemandem zum Stelldichein getroffen, einem Veteranen, der entweder verheiratet war oder gar keine Liebschaften haben durfte. Jemand der eine ähnliche Verletzung davon getragen hatte... und sie hatte es wohl aus nächster Nähe gesehen. Durchaus interessant.
er schwieg dazu und würde sich so seine Gedanken machen.
"Natürlich, ich stelle keine weiteren Fragen."
Das Lächeln dazu geriet etwas hintergründiger als geplant, denn in seinem Kopf arbeitete es bereits.
Zu erklären was wann weh tat, das war egal. Tatsächlich spürte er es kaum, so sehr war er abgelenkt. Vielleicht waren auch einfach manche Stellen im Gesicht bereits taub. Sie hätte ihm die Salbe auch geben können, er wusste aber wie wenig sauber seine Hände waren... und ihre? Wenn sie gerade Kinder betreut hatte? Egal, besser nicht dran denken.
Das Leben, das er in der Zone geführt hatte war alles andere als reinlich gewesen und es grenzte an ein wunder, dass nicht pausenlos jemand Entzündungen, die Krätze oder Läuse gehabt hatte oder noch schlimmeres. Trotzdem hätte er gerne ab und zu einfach die Hände mit Vodka abgespült.
Mehr Oberst als Freiherr, damit traf sie allerdings ins Schwarze. Klar, ein Freiherr hatte normalerweise kein so zerschrammtes Gesicht. Eher noch ein Bandit. Zu seinem Glücken waren die meisten Blessuren einst sauber genäht gewesen und klafften nicht, das sprach für eine ordentliche Wundversorgung. Das zumindest hatte er beobachten können an den hiesigen Gefangene: Wunden die nicht oder nur schlecht verheilten weil kein Arzt in der Nähe war da der Verletzte außerhalb des Gesetztes stand, die hinterließen andere Spuren.
Er hingegen sah sich immer noch in erster Linie als Soldat, wobei ihm die Rolle des Politikers erstaunlich gut lag. Nur... es war einfach um so viel komplizierter in dieser Welt.
"Vielen Dank..." zu der Versorgung der Wunde.
Ob er eine Finte war? Er runzelte kurz die Stirn. Eine Finte war keine Person sondern eine Aktion. Also merkwürdige Frage. Sie wollte eindeutig, dass er dazu Stellung bezog, nein... sie redete weiter. Ganz begriff er ohnehin nicht was sie wollte. Sie wirkte nervös, jedenfalls redete sie wie ein Wasserfall.
Wer von beiden was war? Ihr Liebhaber?
An irgendeiner Stelle glaubte er den Faden verloren zu haben. Diese Frau konnte einen eindeutig verwirren mit Gedankensprüngen und Andeutungen. Das konnte noch witzig werden in Nowigrad.
Den Kontext fand er erst wieder als sie davon sprach, dass sie froh war, dass die Bestie nun hinüber war.
Aber immerhin war sie bei der Plakette hilfreich.
"Ja, zerbrochen sieht es aus."
Die Information, dass diese Art zu schrieben vor wohl etwa 50 Jahren aus der Mode kam war hilfreich.
"Das Biest hatte das vermutlich gefressen. Jedenfalls fand ich es, nachdem es der Länge nach aufgeschlitzt gewesen war bei den Innereien."
Nicht ganz die Wahrheit, aber er wollte nicht zu viel Preis geben.
Aber er wusste dass die Plakette aus dieser Welt stammte, nur die Kiste nicht. Richtig, die Kiste...
"Also IDR UL 2203 E...?" Zumindest wenn das MMCCIII sich wie römische Ziffern las und er nun nichts verwechselt hatte. Das las sich wie eine Seriennummer oder Typenbezeichnung. "Woran bringt man solche Plaketten an? An Booten? Fracht?" ...Monstern? Er hatte schon eine Theorie, wen er in der Hinsicht fragen konnte. Nur würde er gerade das jetzt nicht zur Sprache bringen.
"Ach ja, ihr hattet mich ja sprechen wollen und ich beschäftige euch hier mit komischem Getier... Um was ging es euch denn?"
Re: Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus
Verfasst: Montag 29. Januar 2024, 08:48
von Svettele Fini Banik
„Genau nicht so viel hinein interpretieren.“ Die Priesterin versuchte ebenso hintergründig zu lächeln, hatte dabei aber sehr viel weniger Übung, sodass es eher einfach nett wurde. Ihre gute Laune ließ sich davon allerdings nicht schmälern. Wahrscheinlich musste sich jemand wie er schlicht so viele Gedanken machen. Dafür wurde er bezahlt. Bezahlt man Berater? So wirklich hatte sie sich nie Gedanken gemacht, woher all der Adel das Geld nahm. Außer von den Armen.
Die Wundversorgung war ordentlich. Für die Verhältnisse sehr ordentlich. Der Inhalt des Feldfläschchens hatte zumindest nach Alkohol gerochen und sie hatte es ähnlich verwendet, sodass sie wohl ein gewisses Verständnis von Wund- und auch Fingerdesinfektion hatte. Auch packte sie ihre Utensilien wieder sorgfältig ein und weg. Es gab sicher schlimmeres als unter ihren Fingern zu landen.
Zur Aufschrift der Plakette nickte sie, so würde sie es ebenfalls lesen. Aufgefallen war ihr das Ding bei dem Untier nicht. Den Hinweis, dass man nun darüber sprach, statt über ihr Anliegen winkte sie ab. „Ach, es hat versucht uns umzubringen, von daher bin ich schon auch neugierig. Von Fracht habe ich keine Ahnung, dafür erscheint es mir zu kompliziert und schreibt man bei Booten nicht irgendeinen Mädchennamen vorne dran? Ich komme ursprünglich aus Kaedwen, wir haben es da nicht so mit Schiffen. Aber…“ Sie machte eine kurze Deckpause. „…es kam aus dem Nichts wie ein Zauberer und aß sofort einen Fischer samt Boot. Den solltet ihr zwischen den Innereien vielleicht noch bemerkt haben? Doch der hatte keine Ladung an Bord.“ Wahrscheinlich sollte sie sich aufmachen und Angehörige dieses Fischers suchen, die wissen ja gar nicht was mit dem passiert ist.
„Unabhängig davon… mein Anliegen… äh…“ Fini legte ihre Hände in den Schoss und musterte den Freiherrn noch einmal, wie er neben ihr auf der Bank saß. So groß. Da konnte man mal aussehen. Sie hatte sich dieses Treffen doch irgendwie anders vorgestellt. Ein bisschen förmlicher zumindest. „Ich wollte nur mal ‚Hallo‘ sagen, wenn sich schon eine… ungezwungene Möglichkeit ergibt dies bei wahrscheinlich wichtigen Leuten zu tun, bevor ich in Nowigrad ankomme. Man hat es Euch ja schon mitgeteilt, dass ich den verwaisten Schrein wieder pflegen möchte. Das Gebäude steht viel zu lange leer. Aber bei sooo vielen Leuten auf einem Haufen wird sicher irgendjemand was dagegen haben, dass ich dies tue. Deshalb sollte man sich Verbündete suchen… das hab ich zumindest gelesen. Ich will eigentlich nur für die Menschen und auch Anderlinge sollte es sie zu mir verirren da sein.“ Während sie sprach knetete sie ihre Finger, als würde ihr das helfen die richtigen Worte zu finden.
Re: Das Haus der Melitele - Küche und Stube
Verfasst: Montag 29. Januar 2024, 22:03
von Vyacheslav Sokolov
"Dann bin ich froh, dass das Ungeheuer nicht erfolgreich war."
Einen Fischer hatte es gefressen, mitsamt Boot... hatte der die seltsame Kiste gefunden? Gehabt und so in den Bauch des Biestes gebracht?
"Ich habe ehrlich gesagt die Innereien danach nicht weiter durchwühlt, es war so schon widerwärtig genug."
Es kam aus dem nichts. Das gab Slava wiederum zu denken. Wenn es selbst Portale beherrschte? Verdammt.
Aber besser das Thema wechseln.
Wenn er ehrlich war, dann wusste er gar nicht dass es überhaupt einen Melitele Tempel in Nowigrad gab... oder gegeben hatte, den man wieder mit Leben füllen konnte.
"Natürlich, warum nicht. Es gibt sicher Bedarf an Meliteles... äh... Segen? Aber ich versorgt ja auch Kranke... " Wie sie ja unter Beweis gestellt hatte.
"...und kümmert euch vermutlich um Frauenleiden... Diese Arbeit befürworte ich in jedem Fall."
Er musste an Dharka denken. Nachdem sie erwacht war hatte sie keinen Ton von sich gegeben, kein Wort gesprochen und war vor jedem Mann zurückgezuckt. Er hatte sich den Bericht des Arztes geben lassen und hatte verstanden. So nüchtern wie der Mediziner alles geschildert hatte... da hatten kurz auch seine Backenzähne aufeinander gemahlen.
Sie hatten schließlich eine Betreuerin für sie gefunden, und sie in Sicherheit gebracht. Sie war immer noch ein Beweisstück und das Kind dass sie trug... Er ahnte schon wer der Vater war.
Aber zurück ins hier und jetzt. Jemand wie diese Dame hier hätte dem Mädchen helfen können. Wobei... sie hätte auch seine Arbeit sicher erschwert.
"Es gibt ein Krankenhaus in der Stadt, dort werden jetzt auch Arme behandelt die es sich nicht leisten können einen Arzt der Gilde zu beauftragen. Mit dem Arzt dort solltet ihr euch auch verständigen, er war sogar einige Jahre hier... Doktor Kostjunari. Die Erzpriesterin kennt ihn ganz gut. Er kann sicher auch Hilfe brauchen und wird auch ein Wertvoller Verbündeter sein."
Dazu, dass sie für diese Einrichtung Nilfgarder enteignet hatte schwieg er. Wer wußte schon wer seine Ohren noch hier hatte.
Re: Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus
Verfasst: Dienstag 30. Januar 2024, 09:59
von Svettele Fini Banik
Er sei froh, dass das Untier sie nicht gefressen hätte: „Na, das wisst Ihr noch nicht.“ Kichernd folgte ein Stupser mit dem Ellenbogen in Slavas Seite und eine seufzende Zustimmung, dass man Innereien meist doch nicht durchsuchen möchte. Da hat er schon recht, wobei bei dem Vieh möglicherweise auch spannend, was für Organe es wo hatte.
„Beistand“, bot Fini stand Segen an. „Wir kümmern uns um Frauenleiden, weil es sonst niemand tut, solange nicht der eigene Thronfolger drin steckt… oder rein soll.“ Bei männlicher Unfruchtbarkeit ist erfahrungsgemäß die Frau Schuld. „Eine Dozentin aus Oxenfurt hat sehr ausführlich zu Schwangerschafts- und Geburtsrisiken geforscht und festgestellt, dass mehr Frauen im Jahr in einer Großstadt daran sterben als Männer durch ihre Arbeit im militärischen Dienst. Aber niemand fühlt sich dafür verantwortlich das zu ändern. Schön, wenn Euch das am Herzen liegt.“ Wobei die Augenbrauen dabei leicht hochgehen, vielleicht braucht er selbst einen Thronfolger. Aber nein, ein Elfenmagier kann so etwas bestimmt auch.
„Aber ja, wenn es darum geht medizinische Versorgung zu leisten, dann bin ich bestimmt Tag und Nacht beschäftigt. Vielen Dank für den Hinweis zum Herrn Doktor… Hm, wenn sein Krankenhaus sich als Teil der Melitele-Kirche sieht, dann könnten ihm die Gilden nicht ans Bein pissen, oder? Ich frag ich mal nach ihm. Bin wohl noch ein paar Tage hier. Ihr auch?“
Die Priesterin verfiel etwas ins Grübeln, rutsche die Bank nach hinten und versuchte mit den Beinen zu wippen, aber da war sie inzwischen zu groß geworden. Zu blöd. „Es geht mir auch um die vielen Kinder. Meine Vorgängerin hatte jeden Sonntags Unterricht geben: vor allem Lesen, Schreiben ein wenig Mathematik oder grobe Geographiekenntnisse, damit man überhaupt weiß wo man ist. Oder das seelische Wohl, ein Ort der Ruhe vom mühevollen Alltag, ein Ohr, das zuhört, eine Stimme, die hoffentlich besser gehört wird. Die Mächtigen sind oft so mit sich selbst beschäftigt, dass sie gar nicht merken, dass ein kleiner Kanal genau dort, das Leben vieler in dieser Straße erleichtern würde.“ Zumindest hat sie von so einem Beispiel mal gelesen. Mit Großstädten kennt sie sich sonst nicht aus. Aber vor dem Überfall hat die Gemeinschaft im Dorf gut funktioniert und die Rücksichtnahme hatte am Ende allen geholfen.
Re: Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus
Verfasst: Dienstag 30. Januar 2024, 12:35
von Vyacheslav Sokolov
Diese Schwester legte tatsächlich Manieren an den Tag wie... wie in der Kneipe. Und er war hin und her gerissen zwischen Lachen und einem konsternierten Blick. Das eine entsprach mehr seiner Natur, das andere erforderte die Rolle.
"Stimmt. Wenn ich es doch bereuen sollte muss ich eben noch so ein Vieh finden." wählte er einen Mittelweg und zwinkerte.
"Das stimmt wohl. Die Medizin in der Hand der Gilde ist überwiegend Männerdominiert. Schafft Abhilfe, unterrichtet die Kinder, vor allem auch die Mädchen. Bildung ist so enorm wichtig." Sie rannte in der Hinsicht nur offene Türen ein.
Und in einer Welt wie dieser galt sogar einer wie er wohl fast als Feminist... Darüber hätten nun ganz andere wohl schallend gelacht.
"Das Krankenhaus ist derzeit kein Teil des Ordens und hat entsprechend Ärger mit der Gilde. Bislang ist es staatlich finanziert, aber wenn Spenden einen Teil dazu beitragen würden wäre das durchaus von Vorteil. Sprecht mit ihm. Ich werde allerdings morgen wieder abreisen, die Geschäfte in Nowigrad erledigen sich leider nicht von alleine."
Ein Teil vielleicht schon, aber dann selten mit dem gewünschten Ausgang
"Bei allem was ihr vorhabt müsst ihr euch entweder teilen oder nach einem 24stunden Tag noch die Nacht durcharbeiten. Nowigrad ist groß..." das Adjektiv gefolgt von der Zahl der Einwohner, kam ihm ein wenig schwer über die Lippen. "...es sind über 30.000 Menschen... und Anderlinge." ein Dorf im Vergleich zu Moskau oder Nowosibisk. Aber nun einmal die größte Stadt der nördlichen Königreiche. Und er subsummierte auch die Elfen und Zwerge immer automatisch unter dem Begriff 'Mensch' den Begriff sah er immer eher als Soziales Konstrukt und weniger als Gattungsbezeichnung. In seiner Welt war es ein Synonym, aber es schloss genauso den Neandertaler ein oder andere Menschenarten, manchmal spezifizierte man mit 'moderner Mensch' aber gemeint war irgendwie alles was Werkzeuge verwendete. Aber über Begrifflichkeiten zu diskutieren war gerade müßig.
"Übernehmt euch nicht, sonst bracht es gar kein Ungeheuer um euch zur Strecke zu bringen."
Re: Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus
Verfasst: Dienstag 30. Januar 2024, 16:01
von Svettele Fini Banik
„Die Kirche unterrichtet so viel Mädchen wie sie kann. Bin keine zwei Tage hier und habe bereits das ein oder andere weitergeben. Um die Jungs…“ eine Geste deutete auf die beiden, die wohl noch immer Großmeister und Nilfgaarder spielten, wobei sie sich mit Stöcken schlugen und keiner von beiden die Nilfgaarder sein wollte. „…kümmert sich im Notfall das Militär.“
War auch nicht die aller beste Alternative, aber eine die immer offen stand und zumindest Nahrung bot. Die Nilfgaarder hatten zwar auch Frauen in ihren Reihen und immerhin eine Statthalterin geschickt, aber wirklich beliebt waren die Besatzer in Temerien nun mal nicht.
„Ich starte in Nowigrad einfach mal mit hohen Zielen und werde sehen wie weit ich komme.“ Da schien sie Realistin genug. „Die ersten Tage werde ich wahrscheinlich den Tempel putzen, sehen wo ich Vorräte herbekomme, den kleinen Kräutergarten neu anlegen – es soll einen geben – und dort hoffentlich einen Schlafplatz finden. - Und hoffen, dass meine Spesen für all das reichen. Sonst muss ich mich gleich um Almosen kümmern. Es soll in der Nähe ein Waisenhaus sein, das noch immer eine Gönnerin hat. Irgendeine Gräfin… vielleicht sollte ich die Bibliothek hier noch nutzen, um mir einen Überblick zu verschaffen was so Rang und Namen dort hat.“ Das Gesicht, dass sie dabei machte wirkte nicht so, dass sie Spaß daran hatte. Aber es wäre wohl nötig. „Oder jemanden fragen, der sich damit auskennt?“
Fini legte Wange auf Hand ab, Hand auf Ellenbogen und Ellenbogen auf Knie und grinste den Freiherrn an. „Wer sind die Ungeheuer?“
Re: Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus
Verfasst: Mittwoch 31. Januar 2024, 10:11
von Vyacheslav Sokolov
"Die Jungen bekommen viel eher eine Ausbildung, auch bei den Familien, die sich Privatlehrer oder eine Schule leisten können sind es meist die männlichen Nachkommen, denen das zuteil wird. Und dann nicht zu vergessen die Anderlinge. Aus sicherer Quelle weiß ich, dass diese mitunter sogar von den Lehrern abgelehnt werden, wenn die Eltern das Geld sogar aufbringen könnten."
Es schien ihm immer noch ein Anliegen zu sein, die elfische und zwergische und gnomische... halblingische...? Bevölkerung und alle anderen zu integrieren.
Und er hatte noch immer keinen Schimmer, wo der Tempel gewesen war. Irgendwo, wo auch ein Kräutergarten Platz hatte und in der Nähe des Waisenhauses... er würde sich das ansehen sobald er zurück wäre, immerhin hatte er durch das Portal etwas Vorsprung.
Versprechungen, dass er für Vorräte sorgen konnte, wollte er keine machen, die er nicht auch halten konnte. Er strapazierte seinen Etat bereits mit dem Krankenhaus. Aber vielleicht würde auch dem Tempel eine anonyme Sachspende zuteil werden.
Und auch wer diese Gräfin war, würde er sich ansehen.
So wie sie redete und auch wie sie gerade neben ihm saß und ihn angrinste hatte sie etwas unbefangen kindliches. ...oder wollte flirten.
vielleicht beides. Er tippte aber tatsächlich auf ein Kind vom Land. Auch wenn ihre Augen durchaus verrieten, dass sie schon einiges durchgemacht hatte, sie hatte sich etwas bewahrt, etwas, das viel zu schnell verloren ging, wenn man mit zu vielen gleichgültigen Menschen konfrontiert war - ihm jedenfalls auch, eine... Verspieltheit... gerade fehlten ihm die Worte das zu beschrieben. Aber es war gut für die Arbeit und für das was sie vorhatte.
Wer die Ungeheuer wären... "Ich meinte, dann braucht es kein Biest wie das aus dem Sumpf. In der Stadt sollte es hoffentlich keine Ungeheuer geben außer den Menschen."
Dazu gab es die Hexer. Aber aus irgendeinem Grund schluckte er den Hinweis doch noch einmal runter. Irgendwie passte das nicht.
Und so langsam wollte er auch weiter. Er wollte sich waschen, und sich dann noch etwas in der Stadt umhören, vor allem aber waschen. Und Jarel sehen... Aber das wagte er gerade nicht zu denken weil er fürchtete, man würde zumindest diesen Gedanken in seiner Mine lesen können.
Re: Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus
Verfasst: Donnerstag 1. Februar 2024, 09:23
von Svettele Fini Banik
Ach, Jungen werden bevorzugt behandelt? Mal wieder musste Fini lachen. Das tat sie wohl gerne und es klang stets ehrlich. „Och, jemanden, die sich von Vater, großem Bruder und Mann mit einem ‚fickt euch‘ verabschiedet hat, braucht ihr das nicht zu erklären.“ Spaß hat ihr das wahrscheinlich nicht gemacht, aber so wie sie grinste, war sie darüber hinweg.
„Anderlinge kommen nicht so häufig in die Tempel, verehren sie doch ihre eigenen Götter oder halten nicht so viel von so kurzlebigen Lehrern wie Menschen, die gar nicht die Zeit haben etwas richtig zu lernen. Aber ich werde sicher niemanden abweisen, der zu mir kommt.“ Früher Zuhause war es anderes. Die Anderlinge waren Teil der Dorfgemeinschaft und sie hatte da so nie darüber nachgedacht, dass es anderes sein könnte. Aber das war jetzt auch in Beeches vorbei. Scheiß Krieg.
„Ich meinte schon die Ungeheuer mit Rang und Namen.“ Das Lächeln wurde ein bisschen müde. Aber echte Ungeheuer mitten in einer so großen Stadt hätte sie zumindest gewundert.
„Aber ich will Euch auch nicht länger aufhalten, Ser.“ Titel Freiherr. Anrede? Oh Mist, da sollte sie sich noch einmal schlau machen, was üblich ist. Nenneke nannte alle Kindchen oder Jüngelchen, aber die hatte sie auch meistens mit auf die Welt gebracht. „Sicher, das Ihr keine Hand braucht?“
Die Priesterin stand auf und würde mit anpacken, sich aber nicht aufdrängen. „Kommt Ihr zur Abendmesse?“
Re: Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus
Verfasst: Donnerstag 1. Februar 2024, 10:40
von Vyacheslav Sokolov
Sie hatte also mit ihrer Familie gebrochen. Wunderte irgendwie nicht. Auch wenn es vielleicht nur eine voreilige Annahme war, er vermutete, dass sie sich einfach nicht zwangsverheiraten lassen wollte und deshalb zu Melitele floh. Ganz falsch lag er damit wohl auch nicht.
Wer waren die Ungeheuer mit Rang und Namen...
"Den Regenten, Graf Sigismund Dijkstra kennt ihr sicher oder habt von ihm gehört. Er steht dem Stadtrat vor, es gibt keinen reinen Handelsrat vor, hier war der Einfluss zu einseitig verteilt, es gibt nun ein Gremium aus allen Gilden mit Spezialisten als Fachbeiräte, diese entscheiden. Der alte Adel ist natürlich auch noch da, aber das Mitspracherecht wurde deutlich reduziert. Dennoch lassen ich Familienverflechtungen nicht von heute auf morgen aufbrechen. Ihr werdet es also noch mit einigen Ungeheuern zu tun bekommen."
Er sprach von den Wiskieaks. Vermutlich würde man die ganze Stadt dem Erdboden gleichmachen müssen um all deren Verflechtungen zu beseitigen. Sein erklärter Endgegner.
"Womit ihr auf jeden Fall auch rechnen müsst ist der Orden, der Hierarch Hemmelfart und der Großkomtur von Herrenloh."
Nun fiel es ihm wieder ein, die Mutter des Adjutanten, die Gräfin Helbel. Das war doch diese Gönnerin hatte Novka berichtet.
"Wie Gräfin Helbel vermutlich... das dürfte die Gönnerin für das Waisenhaus sein... eine sehr... resolute Dame."
'Alte Schreckschraube' klang deutlich in dem Wort 'resolut' mit.
"...und die übliche Anrede wäre 'Euer Hochwohlgeboren'... in Gesellschaft werde ich auch darauf bestehen müssen, unter uns ist es mir egal."
ein kleines Zugeständnis um das Bild von sich zu zeichnen, das er haben wollte. Auch für ihn galt, dass man nie genug Verbündete haben konnte.
"Eine Bitte hätte ich... könntet ihr euch um eine meiner Begleiterinnen kümmern? Die junge Dame mit den weißen Haaren, sie war ebenfalls beim Kampf gegen das Ungeheuer zugegen und hat sich möglicherweise beim Sturz eine Kopfverletzung zugezogen... Sie blutete nicht, aber ihr wisst ja selbst, dass die Verletzung unsichtbar sein kann. Sie wird zwar so tun als wäre nichts, aber ich vertraue hier auf eure Hartnäckigkeit. Melanie Johnson ist ihr Name, sie ist hier im Tempel untergebracht."
Auf den Hinweis, dass sie die Sprache gar nicht kannte verzichtete er. Und... "Wenn es sich einrichten läßt komme ich gerne zur Abendmesse."
Re: Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus
Verfasst: Donnerstag 1. Februar 2024, 21:10
von Svettele Fini Banik
Die junge Priesterin - gut, ganz so jung war sie nicht mehr – lauschte auf jeden Fall gespannt. Von Dijkstra hatte sie natürlich gehört. Dass der alte Adel weniger Mitspracherecht hatte ließ sie allerdings die Stirn runzeln, das haben sie sicher weder freiwillig noch gerne hergegeben. Die freie Stadt war zwar schon immer etwas anders, aber sie hatte doch eher den Eindruck das frei bedeutete mehr Freiheiten für den Adel. Vertreter der Gilden und Fachleuchte? Letzteres klang so gar nicht nach Politik: wenn jemand für den Posten geeignet ist, den er ausfüllt, war es keine Politik mehr, oder? Noch mehr Stirnrunzeln dazu.
Nicken zum Orden und Hierarchen. Denen müsste sie bestimmt ein nettes Formschreiben zu kommen lassen, sich vorstellen und eine gute Zusammenarbeit wünschen oder so Zeug. Aber da könnte sie hier aus der Bibliothek bestimmt irgendwas abschreiben. Oder eine Vorlage finden.
Waisenhausgönnerin, aber ‚resolut‘. Das Mündchen verzog sich zu einer Schnute. Das würde etwas werden. Resolute Gräfinnen haben sicher schon ihre Vorstellung wie es mit dem Waisenhaus zu laufen hat. Mal sehen, ob es da Sinn machte sich überhaupt einzumischen, wenn die wirtschaftlichen Fragen eh schon geklärt waren.
In Gesellschaft? Hatte er in Gesellschaft gesagt? Sie in Gesellschaft? Ihre Augen wurden leicht größer, daran hatte sie noch gar nicht gedacht. Sie würde in Gesellschaft sein. Mutter Nenneke hat die Gesellschaft zu sich gebeten. Aber das könnte sie so nicht praktizieren. Sie nickte dennoch leicht dankbar für den Hinweis. „Da muss ich mich wohl noch daran gewöhnen.“ Tochter von Teerholzbauern aus Kaedwen trifft Hierarchen. Möglicherweise. Unterbewusst griff sie mal nach ihren Haaren und legte den langen Zopf wieder adrett über die Schulter.
„Die Dame mit Albinismus? Die ist mir schon aufgefallen. Ist sie denn schwer krank? Neben der Kopfverletzung?“ Das war ein Thema mit dem sie vertraut war, sehr vertraut. „Und sie geht nicht von selbst ins Hospital? Tss,“ Aber sie nickte. „Ich sehe nach ihr. Bei Kopfverletzungen ist es immer besser, wenn es raus kommt, statt drin bleibt.“ Die Gästebelegung würde sie schon herausfinden.
„Vielen Dank, dass Ihr Euch Zeit genommen habt...“ Anrede. Nein, er hatte gesagt in Gesellschaft, unter ihnen sei es ihm egal. Deshalb grinste sie nur. „...und vielleicht für die Abendesse nehmt.“ Ein Zwinkern.
Re: Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus
Verfasst: Donnerstag 1. Februar 2024, 21:48
von Vyacheslav Sokolov
Vielleicht wirkte sie mit ihrem Benehmen jünger als sie tatsächlich war, die kleinen unbewussten Gesten, das Stirnrunzeln die Schnute, die Augen, die sich weiteten, wie sie mit ihrem Zopf spielte. Kleine Gesten, die sie lesbar machten. War das Berechnung?
Oder die offene Mine eines jungen Mädchens, vielleicht eines Kindes. Jetzt gerade wollte er keine weiteren Analysen anstellen, er war müde...
Aber er hatte genug gesagt, sie würde das meiste ohnehin sehen.
"Ja, die Dame mit Albinismus. Sie ist sonst gesund, Albinismus ist ungefährlich. Vielen Dank für eure Fürsorge."
Er stand langsam auf, schnell genug um nicht so gebrechlich zu wirken aber immer noch sehr beherrscht und darauf bedacht keine falsche Bewegung zu machen.
Dann schulterte er die Packtaschen wieder, in einer die Holzkiste in der anderen die Batterie.
"Gerne."
Er nickte ihr noch zu und machte sich dann auf den Weg in den Tempel.
Vielleicht wäre er besser zum Gasthaus gegangen, vielleicht hätte er sihc waschen sollen. Aber statt dessen lenkten ihn seine Schritte zu dem Quartier, in dem Jarel untergebracht war.
<geht dann hier weiter>
Re: Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus
Verfasst: Freitag 2. Februar 2024, 13:09
von Svettele Fini Banik
Berechnend. Nein. Fini war alles andere als berechnend. Ihr fiel es schon schwer nicht laut zu denken, da würden mehr als drei Ecken schon kompliziert werden. Aber das machte einen Teil ihrer Liebeswertigkeit aus. Sie war offen, ehrlich und direkt. Sehr viel weiter wollte sie nicht denken.
Sie sah dem Freiherrn nach, wie er sich zu den Quartieren aufmachte. Sie hätten auch gemeinsam gehen können, aber so viel verstand sie, dass er jetzt alleine sein wollte. Ein Blick in den Himmel verriet ihr, das es gar nicht mehr so lange bis zur Abendmesse sein werde und sie hatte für die Predigt nichts aufgeschrieben, aber… auch da müsste sie durch. Oberst von Sokolov hatte ebenfalls angedeutet, dass sie kaum Zeit in Nowigrad haben würde. An spontan Reden sollte sie sich deshalb gewöhnen.
Also, Verdacht auf Gehirnerschütterung. Damit sollte man vielleicht nicht ausreiten. Albinismus ist ungefährlich? Das ist relativ. Aberglaube der Bevölkerung kann in einem solchen Fall schnell zum Tod führen oder ein ordentlicher Sonnenbrand. Die Chance zu Erblinden ist höher und andere Kleinigkeiten. Ungefährlich würde sie es nicht nennen, ‚nicht unmittelbar tödlich‘ vielleicht.
<Krankenbesuch>
Re: Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus
Verfasst: Sonntag 4. Februar 2024, 21:44
von Avarion DeSpaire
Die Zeit verging wie im Fluge. Zumindest für Ion. Er hatte über eine Stunde damit verbracht den Schleim so schonend wie nur irgend möglich aus dem Stoff zu bekommen und betrachtete nun das Ergebnis. Ordentlich aufgehängt durfte das gute Stück nun trocknen. Die dort tätige Dame wurde angewiesen die Robe nicht zu stören. Ion würde sie selber am nächsten Morgen herunter nehmen. Warum er so penibel war. Die Robe war eines seiner Meisterstücke und nicht einfach nur aus Stoff genäht. In den Stoff waren dünne metallene Fäden eingestickt, in festgelegten Mustern die den Energiefluss seiner Magie erleichterten. Zudem hatte er noch keinen vergleichbaren Stoff in dieser Welt gefunden. Sie war also auch ein Stück Heimat. Auf der einen Seite hütete er das Kleidungsstück wie einen seltenen Schatz, auf der anderen trug er sie ständig. Das musste er ändern. Es wurde Zeit sich in Unkosten zu schmeißen und eine zweite als Ersatz zu nähen.
Als er wieder üben den Hof kam, war dieser leer und der Tag voran geschritten. Das Tageslicht wich der Nacht und zeigte am Horizont noch ein paar letzte schöne Farben. Schnellen Schrittes überquerte er den Platz um das Hauptgebäude wieder zu betreten. Er hatte Hunger, nun empfindlichen Hunger.
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Weiter: Das Haus der Melitele - Küche und Stube (Seite: 7)
Re: Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus
Verfasst: Montag 12. Februar 2024, 17:15
von Liam von Alensbach
Von hier:
Umland von Wyzima
Datum/Uhrzeit: Montag, 30. August 1278, 21:00 Uhr
betrifft: Jakob, ev. Fini, ev. Iola
Es war Usus, dass Bewaffnung am Tor zum Tempel abgegeben werden musste, doch beim Anblick der Reiter liessen die Wachen sie passieren. Sie hatten wohl den Ernst der Lage rasch erfasst. Das Klappern von Eisen hallte über den Platz, als Jakob und Liam ihre Pferde zügelten. Von Alensbach war rasch vom Pferderücken geglitten, um Jakob mit dem Mädchen zu helfen. Den Weg in den Kräutergarten kannte der Ritter bereits, also liess er dem Jüngeren den Vortritt, der sich hier besser auskennen musste. Immerhin war sein Rittervater hier zur Genesung und damit durfte von Nagall sicherlich öfters hier gewesen sein.
Re: Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus
Verfasst: Montag 12. Februar 2024, 21:38
von Iola
Den dreien kam jemand entgegen, der gerade gegen die Übelkeit frische Luft schnappen hatte wollen.
Eine junge Frau, blass wie eine frisch gekalkte Wand rannte behände auf Sauerbraten zu. „Ein Kampf? Gibt es Verletzte?“, sie baute sich neben dem ihr unbekannten Ritter auf und sprach Jakob an.
Und -natürlich- sah sie ihn an. Auch wenn das Mädchen bei ihm auf dem Pferd ihrer Aufmerksamkeit mehr bedurfte, nach ihrem Liebsten zu sehen konnte sie nicht verhindern. Selbst wenn sie es nicht zeigen durfte und es sicherlich nicht in Meliteles Sinn war, sie konnte nicht anders. Erst danach huschte ihr Blick über Natascha.
„Was ist geschehen? Lasst mich helfen. Wir tragen sie dann gemeinsam herein.“, erklärte sie im erstaunlich nüchternen Kommandoton.
Sicherlich würden die Schwestern bald herauskommen, die Ankunft der Kämpfer war bestimmt nicht unbemerkt geblieben.
Re: Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus
Verfasst: Montag 12. Februar 2024, 21:51
von Svettele Fini Banik
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vom:
arbeiten
Datum: 21:02 Uhr, 30. August 1278, Montag
betrifft: Iola, Jakob, Liam & andere Priesterinnen
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Die Abendmesse war erwartungsgemäß verlaufen. Ihre Predigt hatte sie zwar dann doch mehr improvisiert oder sich eine Andacht von Schwester Anika in Ellander erinnert. Es ging über Rosen, ihre Schönheit und ihre Dornen, über die Blüte des Lebens und den Winter, die Hoffnung, die man nie vergessen darf und die Liebe für die die Rose steht. Wie weit man dies mit dem Orden in Verbindung bringen wollte, überließ sie den Zuhörerinnen.
Die Lieder und Andachten dazwischen kannte eh jede und unterschieden sich kaum davon wie sie es kannte, zumal es nur ein Montagabend war. Fini dachte darüber nach, wie sie das in Nowigrad halten wollte. Sie würde nicht die Zeit haben zweimal oder gar dreimal am Tag eine Messe zu halten. Wahrscheinlich nicht einmal täglich, sie sollte sich auf ein paar Tage konzentrieren, vielleicht nicht den Sonntag. Damit sich keiner zwischen ihr und der ewigen Flamme entscheiden müsse. Das würde sie machen können, wenn sie genügend Gläubige darum baten.
So in Gedanken und noch im Heiligtum bekam sie den Trubel im Hof erst etwas später mit. Aber tatsächlich war dort Liam und der junge Knappe von vorhin. Aber beide waren nass und sahen ordentlich verbeult aus.
„Bei der Göttin wie seht ihr zwei denn aus?“ Rasch verschaffte sie sich einen Überblick. Die Novizin hatte den Knappen und das Bündel bereits in Empfang genommen.
„Allerdings! Ab in die warme Stube mit euch, dort brennt immer ein Feuer.“ Sie zeigte zu ihrer Linken auf ein Gebäude mit einer Säulenreihe davor.
„Du auch.“ Das ging an von Alensbach.
„Ich schieb die Pferde in den Stall und komme gleich nach.“ So viel hatte sie auf der Reise gelernt.
Re: Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus
Verfasst: Donnerstag 15. Februar 2024, 19:51
von Jakob von Nagall
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Von hier:
Umland von Wyzima
Datum/Uhrzeit: Montag, 30. August 1278, 21:00 Uhr
betrifft: Liam, Fini, Iola
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Jakob nahm nur am Rande wahr, dass sie einfach auf das Gelände des Tempels preschten, ohne das die Wächter am Portal sie aufhielten. Noch war dieses offen, auch wenn die Sonne schon untergegangen war - die Abendmesse war wohl noch nicht lange vorbei. Und kaum hielten die Pferde, da eilte ihnen auf dem nur von ein paar Fackeln an den Gebäuden spärlich erhellten Hof eine Gestalt entgegen, die Jakob wohl auch blind in schwärzester Nacht erkannt hätte. Iola, die großen Augen im blassen Gesicht weit geöffnet. Vieles mochte sich geändert haben, nicht aber das, was er beim Anblick der jungen Novizin empfand. Wärme flutete seinen Magen, gleichzeitig kochte Sorge angesichts ihrer Blässe und der dunklen Augenringe in ihm hoch. Der Blickwechsel dauerte vermutlich zu lange, dann schüttelte er hastig den Kopf.
"Natascha Wenck. Sie wurde von Ertrunkenen ins Wasser gezogen und...", er kam ins Stocken, denn plötzlich fühlte er wie von Alensbach nach Sauerbratens Sattel griff, um sich daran festzuhalten. Jakobs Blick schwenkte herum und er konnte erkennen, dass der andere Ritter gerade anfing, Iola in Sachen Kalkwand Konkurrenz zu machen. Fast wäre ihm ein Fluch entkommen, doch er fing sich.
"Nimm sie bitte. Aber setz' sie ab, ich trage sie gleich..." Vorsichtig reichte er Iola das in eine Decke gepackte Mädchen. Zwar würde er nicht zulassen, dass die Schwangere das Kind ins Haus schleppte, aber er musste erstmal vom Pferd und das funktionierte besser ohne die Last. Da Liam sich am Sattel festhielt, schwang Jakob das Bein über Sauerbratens Hals und sprang so ab. Ohne weiter zu fragen, stützte er den angeschlagenen Ritter, indem er dessen Arm um seine Schulter zog. Er musste beim Kampf wohl mehr abbekommen haben, als zuerst angenommen.
Und dann kam eine weitere Schwester hinzu und wollte die Pferde mitnehmen. Doch die konnten warten...
"Schwester! Wir haben ein unterkühltes Kind dabei und Ser von Alensbach wurde von Ertrunkenen verwundet. Die Pferde können warten.", versuchte er so viel Autorität in seine Stimme zu legen, wie er nach diesem Tag noch zusammenkratzen konnte. Ohnehin erübrigte sich das Thema Pferde, denn Mendel war inzwischen ebenfalls bei ihnen, sich erinnernd, dass er zwei Ritter der Flammenrose voll bewaffnet auf das Gelände gelassen hatte.
"Überlasst mir die Tiere.", brummte er, aber Jakob ging hier so oft ein und aus, dass er verhältnismäßig entspannt auf die beiden Männer reagierte. Der Wächter sammelte also die Pferde ein und zog mit diesen ab.
Re: Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus
Verfasst: Donnerstag 15. Februar 2024, 20:48
von Liam von Alensbach
Da war dieser Blick. Dieser Moment, der länger dauerte, als es schicklich gewesen wäre. Das Gesicht der jungen Frau, die so weiss war wie der Schnee und die ihre Augen nicht von Jakob hatte lassen können. Er hätte erwartet, dass das Kind sofort in den Fokus rücken würde, aber stattdessen... Von Alensbach fand eine Antwort darauf, eine Ahnung, der er sich ein andermal widmen würde. Über den Pferderücken hinweg sah er gerade Fini auf sie zukommen. Die Schwester kam aus der Richtung des Heiligtums, vermutlich der Messe wegen.
Wie sie aussahen? Das wusste er selbst nicht. Nass, vermutlich und dreckig. Unvermittelt warf Liam der Schwester einen konsternierten Blick zu. Er hatte doch gar nichts gesagt? Aber sie hatte recht und er sah es ihr nach, vermutlich waren die meisten Ritter der Meinung, sie wüssten es besser und dass sie die Pferde in den Stall bringen wollte, war eine gute Idee. So kamen die beiden Hengste nicht auf den Gedanken sich gegenseitig zu verkloppen, auch wenn Liam ahnte, dass die Rangordnung zwischen den beiden bereits geklärt wurde. Aber sich war sicher. Gerade wollte er die Arme nach dem Kind ausstrecken, als er inne hielt und seine Hände anstatt nach oben, zum Sattel gingen.
Für einen flüchtigen Moment war ihm schwarz vor Augen geworden und er musste sich festhalten, denn der Boden unter seinen Stiefeln war nicht mehr so stabil wie gerade noch. Am Rande seines Blickfeldes begann es unheilvoll zu flackern. Nicht gut, das war nun definitiv der falsche Zeitpunkt. Aber das Adrenalin hatte sich entschieden zu verschwinden. Dankbar darüber, dass Jakob ihn stützte, liess er den Sattel los. Wie Blei fühlten sich seine Glieder an und nun fühlte er die Kälte, die in seinen Knochen hockte. Und das Blut, dass der schwere Stoff seiner Kleidung tränkte. Auch im Fackellicht war es nicht einfach zu erkennen, was nun das Rot der Flammenrose war und was vom Blut des Ritters stammte.
Irgendwie hatte es sich eingeschlichen, dass Finis Gesicht entweder das Erste oder das Letzte war, das er sah. Wäre die Situation eine andere gewesen, hätte er darüber schmunzeln müssen. Jetzt aber war er einfach nur froh, ihr bekanntes Gesicht zu sehen und sich in guten Händen zu wissen. In Händen, denen er Vertrauen entgegen brachte. Es hatte nur den Bruchteil einer Sekunde gedauert, bis sie reagiert hatte . Jakob hatte seine Worte nichtmal fertig aussprechen können, da sah der Ritter sie bereits auf ihn und den Knappen zustürzen. Pferde blieben erstmal Pferde, um die sich nun Mendel kümmerte.
Re: Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus
Verfasst: Donnerstag 15. Februar 2024, 21:37
von Iola
Es fehlte der Novizin die Kraft, die Verletze zu halten, aber sie biss die Zähne zusammen und ließ das Mädchen so sanft es ihr möglich war zu Boden gleiten.
Sie nahm wahr, dass der andere Ritter verletzt war, die Pferde weggebracht wurden, auch die neue Schwester bemerkte sie, kümmerte sich aber augenblicklich um ihre Schutzperson, schließlich waren die anderen Verletzen versorgt und sicher holte bereits jemand Mutter Varelia.
„Hallo Natascha.“, flötete die Novizin in einem unverbindlich freundlichen Ton, vollkommen unabhängig davon, ob die Verletzte sie bewusst hörte oder nicht. Nähe zu Erzeugen und Sicherheit zu geben war wichtig, wenn der Patient sich in einem Schockzustand befand. „Du bist in Sicherheit. Wir schauen kurz wie es dir geht und dann bringen wir dich ins Warme. Und Mama und Papa sind auch schon unterwegs…“
Und während sie mit dem Mädchen plauderte, suchte sie nach Verletzungen und prüfte so gut es ihr möglich war die Vitalfunktionen, so wie sie es gelernt hatte.
Und tatsächlich schaffte sie es, so lange nicht zu dem Mann zu sehen, der jedes Mal, wenn sie ihn in ihrer Nähe wusste dieses heftige warme Flattern im Bauch verursachte. Sie war vollkommen konzentriert und gerade ganz Heilerin.
Re: Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus
Verfasst: Freitag 16. Februar 2024, 10:10
von Svettele Fini Banik
Die Worte Jakobs bekam Fini kaum noch mit. Sie stürzte mit einem
„Liam!“ auf diesen, sobald der strauchelte. Sie unterdrückte dabei keine Gefühle. Ihr Gesicht zeigte echte Sorge, dieser Ritter war nicht irgendein Ritter für sie, sie schähmte sich nicht dafür. In ihrem Kopf rasten andere Gedanken: die Ertrunkenen kamen nur kurz darin vor, denn dann war noch ein Vipernbiss gewesen. Hatte sie doch irgendein Gift hinterlassen? Beide Ordensmitglieder rochen nach Blut, Schweiß und Wasser. Keine gute Mischung.
Die Schwester war kräftig und kaum kleiner als der Verletzte, sodass sie beherzt nach seinem anderen Arm griff, um dem Knappen tragen zu helfen.
„Zu den Quartieren.“ Da ist Platz und das Behandlungszimmer mit all der Medizin gleich daneben. Fini schaffte Liam beherzt zum nächsten freie Bett im Erdgeschoss bei den Gästen und gab unterwegs Anweisungen an Mitschwestern: wie mehr Wasser zu wärmen, die Suppe aufzukochen, in der Stube nachzuschüren, Natascha dort abzuliefern, trocknene Decken, Kleidung herauszuholen und natürlich Verbände und dergleichen. Was sie immer dabei hatte würde nicht genug sein. Sie hatte keine Ahnung, ob sie das durfte, aber die ehrwürdige Mutter war immer noch eingeschränkt und bei akuten Fällen war es besser einfach zu handeln statt auf Entscheidungen zu warten.
„Ihr solltet auch aus den nassen Sachen“, ging es an Jakob.
„Wie ich ihn aus der Rüstung schäle, weiß ich.“
<ins Behandlungszimmer>