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Re: Stadtteil | Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - Tempel und Inneres Heiligtum

Verfasst: Montag 9. Januar 2023, 19:45
von Jarel Moore
Der Knappe versicherte dazu in der Lage zu sein. Natürlich. Wieso auch nicht.
Während des Mittagessen sah sich Jakob vergeblich nach seinem Ritter um. Dieser erschien nicht zur Mahlzeit, sondern brach sofort zum Eisvogel auf. Der Grund war simpel.
Jarel befürchtete Verfolger, nahm sich Zeit, ging erst in aller Ruhe in die Scherben und kaufte ein.
Eine Flasche Est Est, bei dessen Auswahl er sich besonders Zeit ließ, Käse, Süßkram…
Und nahm all die Personen heimlich genauer in Augenschein, die ihm eventuell folgten.
Das Gefühl beobachtet zu werden saß ihm seit Tagen im Nacken. Nur erwischt hatte der Schattenläufer bisher niemanden. Und auch heute blieb es bei dem Gefühl und dem Versuch, den erahnten Schatten loszuwerden. Und das möglichst so, dass der Verfolger eben dies nicht bemerkte.
Ein Balanceakt.
Ob es geklappt hatte, würde sich zeigen.
Als Jakob den Eisvogel betrat, saß Jarel schon in ‚ziviler‘ Kleidung an einem der hinteren Tische, Rücken zur Wand, Gesicht zur Tür, halb im Schatten verborgen. Wie immer also.
Der Ritter hing seinen Gedanken nach, suchte immer wieder den Moment, an dem alles so gekippt war. Er suchte die Stelle, an der er alles noch hätte ändern können. Er kam zu keinem Ergebnis.
Jetzt galt es erst einmal Jakob auf den neuesten Stand zu bringen, ihn zu warnen.
Sie waren in Gefahr. Alle.
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Weiter im Eisvogel

Re: Stadtteil | Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - Tempel und Inneres Heiligtum

Verfasst: Montag 23. Januar 2023, 22:44
von Jarel Moore
Von Slavas Wohnung
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Dem Mann, der mechanisch und wie ferngesteuert durch die Straßen Novigrads schritt ohne näher auf seine Umgebung zu achten war seine Zukunft immer klar gewesen.
Dem Orden dienen, bis zu seinem – hoffentlich rühmlichen – Tod im Einsatz.
Selbst als er in Oxenfurt hatte bemerken müssen, dass sein Blick viel zu lange und viel zu oft auf einem seiner neuen Weggefährten fiel, hatte er an diesem Bild keinen Zweifel gehabt.
Und nun?
Nun ertappte er sich bei dem Wunsch, als alter, grauhaariger Mann mit einem guten Tee auf dem Schmerbauch abgesetzt, eine Hand in der seines Liebsten in einem Lehnsessel den Sonnenuntergang zu betrachten. Auch wenn ihm das Bild von Slava mit langem grauen Bart und einem Wohlstandsbäuchlein ihn beinahe zum Lächeln brachte, es war bizarr, unerreichbar, ja unmöglich.
Sie waren Männer in einer Welt, in der sogar die Liebe strengen Regeln unterworfen war, noch strenger sogar im Falle des Ritters, der gerade ohne die Wache auch nur wahrzunehmen, geschweige denn sie zu grüßen, hinter sich ließ und auf den Ort zusteuerte, den er so lange als Zuhause empfunden hatte.
Er musste mit Wenzel reden, dem ganzen ein Ende bereiten, endlich Licht in das Dunkel seiner Zukunft bringen und sehen, ob es eine gab. Denn eines war sich Jarel gewiss: Eine Zukunft, in der er Slava um seiner Gefühle willen in Gefahr brachte, kam für ihn nicht in Frage.
Die Tür zu seinem Häuschen war unverschlossen wir immer. Drinnen erwartete ihn alles so, wie er es hinterlassen hatte: Geradezu pedantisch ordentlich, überschaubar, kontrollierbar.
Nachdem er seinen Blick über all das hatte wandern lassen was ihn bisher ausmachte, steuerte er nach kurzem Zögern auf das Regal an der Rückwand zu und ließ vier kleine Gegenstände in der kleinen Tasche an der Innenseite seines Hosenbundes verschwinden, in der sich seit einer gefühlten Ewigkeit ein flacher Stein befand, auf dem man die drei einstmals gezeichneten Buchstaben längst nicht mehr erkannte.
Bevor er seinen Schwertherren aufsuchte, ja sogar noch vor der Abendmesse, wollte er jemanden kennenlernen.
Ein ‚er‘? Eine ‚sie‘? Ein ‚es‘?
Recht gesehen hatte der Ritter das schief geratene kleine Wesen nicht, aber während er es im Schatten beobachtete kam etwas wie eine Ahnung in ihm hoch. Eher noch ein Gefühl. Das Wesen wirkte unschuldig, kindlich und auf berührende Art hilflos. Seine Gegenwart rief keinerlei Wut hervor, kein Argwohn, einzig das Bedürfnis es zu schützen. Ganz wie beim Doppler.

Der Ritter trat an seine Truhe, lud den Inhalt auf den Boden, entriegelte den doppelten Boden und begann seine Taschen zu leeren. Dolche, Nadeln, ein Stilett und sogar ein kleiner Satz Dietriche landeten in den entsprechenden ledernen Futteralen, wurden sorgsam in den entsprechenden Fächern verstaut und in der Truhe versteckt, der Boden wieder eingebracht und der Inhalt wieder auf dem glatt poliertem Holz gestapelt.
Noch einmal strich der Schattenläufer mit den Händen den Wams glatt, dann trat er an die Tür, spähte hinaus und verschwand. Diesen Besuch sollte niemand mitbekommen.

Es war nicht schwer das Zimmerchen zu finden, in dem der kleine Spion mit der seltsamen Begabung untergebracht war. Das Wesen, das ihn bereits wer weiß wie lange an der Nase herumführte und dem er ohne seinen Knappen nie auf die Schliche gekommen wäre.
Jakob…nein, darüber nachzudenken hatte er jetzt keine Zeit und vor allem…keine Kraft.

Vorsichtig schob Jarel die Tür zu dem Zimmer auf, in dem er seinen Verfolger vermutete.
Eine Weile beobachtete der Schattenläufer das Wesen. Es wirkte so...normal....beinahe wie ein Kind.
Irgendwann hatte er genug gesehen. "Erschrick nicht.", sagte er vorsichtig und gab sich zu erkennen.

Athanas erschrak dennoch, doch anstatt einem natürlichen Fluchtreflex zu folgen, zog er den Kopf ein, als erwarte er Prügel.

Der Schattenläufer bewegte sich langsam, um ihn nicht zu erschrecken, ging vor ihm in die Knie und hielt ihm die Faust hin.
"Für dich." Er lächelte sogar.

Ein wenig wankend, als sei er betrunken stand der sehr viel Kleinere vor dem Klingenmeister und hob erst den Blick, als dieser vor ihm in die Knie ging. Farblos spiegelnde Augen begegneten dem Blick des großen Mannes, dann fielen sie auf die Faust und in einer kindlich anmutenden Geste streckte Athanas ganz unbedarft die Hand aus.

Als sein Gegenüber die Hand öffnete, ließ Jarel etwas hineinfallen.
Vier Kugeln. Perfekte Kugeln aus Halbedelsteinen, rund und glänzend. Zwei aus Tigerauge, in einem dunklen Braun mit bernsteinfarbenen Sprenkeln darin, Zwei in einem hellen Grün mit gelben Einschlüssen, alle vier perfekt gleich groß, ungefähr in der Größe einer Haselnuss.

Vier Kugeln fielen hinein und die Augen des Wesens wurden groß. Es ließ sich sofort auf den Hintern fallen und berührte mit den Fingern der anderen Hand die Murmeln. Sein unförmiger Kiefer verzog sich und ein merkwürdiger Laut gluckerte aus der entstellten Kehle.

"Alles gute, kleiner Mann." Und immer noch lächelnd zog Jarel sich zurück.

Athanas beachtete ihn schon kaum noch. Selbstvergessen rollte er die Kugeln zwischen seinen Füßen herum; gluckste, wenn sie einander anstießen.

Langsam schob der Ritter die Tür wieder zu und ging den Weg zurück, trat aus dem Schatten, als er sich unbeobachtete wähnte und steuerte nun auf den Tempel zu. Er freute sich auf die Messe. Gedanken sortieren. Kraft schöpfen. Freunde sehen.

Re: Stadtteil | Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - Tempel und Inneres Heiligtum

Verfasst: Dienstag 24. Januar 2023, 10:19
von Valjan Novka
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von: Nachtigall
Datum: 10. August1278 Abendmesse
betrifft: Jarel und andere Flammenrosenritter
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Kraft schöpfen, dass könnte Korporal Novka gut brauchen. Ihre Hände und Steine auf seinem Rücken hatten verdammt gut getan, aber wie immer waren die letzten Stunden zum Schichtende die Schlimmsten. Er war hundemüde und viel zu lange auf den Beinen. Nach dem Besuch in der Nachtigall war er nochmal nach Hause, um die Tasche, das Fundstück aus dem Eisvogel, zu holen. Der Inhalt war ein kleines Vermögen wert, zumindest in seinen Kreisen und er hatte mit Unmut festgestellt, dass jemand – sein Vater - sich etwas von dem Rum genehmigt hatte. Nicht viel ein, zwei Gläschen. Hoffentlich fiel das nicht sofort auf… er beschloss besser keine Ahnung zu haben.

Er hatte die Tasche geschultert, als er ehrfürchtig auf den Tempel zuschritt. Manchmal hatte man das Gefühl, der würde ewig in die Höhe wachsen. Hier war alles sauber und schön, weil man alles was nicht passte einfach nicht rein ließ oder in Asche verwandelte. Aber sollte offen sein für neue Erfahrungen. Die Abendmesse hatte er noch nicht wirklich besucht, schließlich hatte er um die Zeit immer Dienst und sie verbreiteten ihr Wort eh lautstark auf der Straße und den Plätzen. Wie gut sie das machten, hatte er in den Augen der vielen Anderlinge bei der Razzia gesehen.

Ein innerliches Seufzen, als er sich irgendwo in das Tempelschiff stahl und versuchte nicht zu sehr aufzufallen. Eine andere Uniform, seine nicht die der Flammenrosenritter, sah er gerade nicht. Zumindest konnte er etwas ausruhen als die Messe begann. Der monotone Singsang half allerdings nicht dabei wach zubleiben. Er musste sich wirklich beherrschen, die Predigen waren zum Glück fanatischer, eher wie beim Drill statt einfühlsamer Worte. Aber die Brüder würden die Stadt zumindest verteidigen, wäre nur schön, wenn sie sich mehr auf Außen konzentrierten. Noch einmal wurde ihm bewusst, wie viel Gehorsam und Folgsamkeit gefordert war. Er konnte nicht verhindern, dass ihm dabei das Gesicht des Klingenmeisters vor Augen kam und wie dieses mit den Tränen kämpfte, als es den vermeintlich toten Freiherrn erblickte. Valjan selbst hatte daraufhin seinen Gehorsam missachtet und diesen völlig Fremden vertraut, die inzwischen abgetaucht waren. Es war klar wohin der Flammenrosenritter sich um Zweifel wenden würde, zumindest für Valjan – von außen sahen so Liebesdinge ja immer einfacher aus. Unweigerlich ging sein Blick noch einmal auf die Altherrenbank, wo er ihn bereits entdeckt hatte. Die Hoffnung nur den Jüngeren anzutreffen, war damit dahin. Er wartete ab bis der letzte Segen gesprochen war und machte sich als einer der Letzten auf dem Weg nach draußen.

Der Klingenmeister war noch im Gespräch mit einem andren Ritter, Valjan mischte sich natürlich nicht ein, trat aber so ins Sichtfeld, dass Jarel ihn sehen musste. Ein kurzer Blickkontakt würde ausreichen, um zu zeigen, dass er etwas von ihm wollte. Bald darauf wurde das Gespräch beendet und man traf sich in einer ruhigeren Ecke unter einem Apfelbaum. Valjan merkte, dass sein Herz schneller schlug so ‚allein‘ mit diesem Mann, der ihm das Gefühl gab er könnte ihn hier und jetzt auffressen. Aber weitermachen.

„Klingenmeister Moore“ Der Korporal salutiere artig. „Ihr habt Eure Tasche im Eisvogel stehen lassen, zumindest laut Aussagen des Wirtes.“ Valjan nahm Jarels Einkäufe von der Schulter und reichte sie ihm. Es war ein simples Anliegen, er würde ihm schon nichts tun.

Re: Stadtteil | Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - Tempel und Inneres Heiligtum

Verfasst: Dienstag 24. Januar 2023, 10:53
von Jarel Moore
Mit einigen freundlichen Worten verabschiedete sich der breitschultrige Flammenrosenritter von seinem kleineren und um einiges kompakteren Ritterbruder.
„Entschuldige, Harald, ich glaube der junge Mann dort ist meinetwegen hier.“
Der kleinere Ritter mit der Statur eines zu groß geratenen Zwerges beäugte Valjan mit unverhohlener Neugier, ließ die beiden aber dann alleine.
Mit einer Kopfbewegung dirigierte er den Korporal in den hinteren Bereich des Geländes, in dem einige Apfelbäume dicht an der Außenmauer standen, hinter der das Schreien der Möwen und das Rauschen der Brandung gut zu hören waren.
Jarel liebte diesen Platz. Vor allem, weil er von zwei Seiten geschützt, und von den anderen Seiten gut zu überwachen war. So leicht würde kein Spion an den Klippen hochklettern und ihn belauschen und auf dem offenen Gelände würde er Beobachter sicherlich erkennen.
Er musterte Valjan mit professioneller Kühle, wirkte aber wesentlich weniger aggressiv als in der Situation, in der er ihn vorher kennengelernt hatte. Kühl, distanziert und ruhig.
Als der Korporal ihm seine Einkäufe nachtrug, lächelte er sogar ansatzweise.
„Sehr aufmerksam von euch.“, erklärte er anerkennend.
„Ich habe nicht damit gerechnet, die Einkäufe wiederzusehen.“ Er spähte in den Beutel. Tatsächlich. Alles da. Der Alkohol stach ihm nicht nur ins Auge, er verspürte auch gleich den Drang, eine Flasche zu öffnen und einen großen Schluck die Kehle…
Das Lächeln wurde etwas verkrampft.
„Meinen aufrichtigen Dank. Hierfür und für eure Unterstützung gegen die Trunkenbolde.“
Er zog die Weinflasche aus dem Beutel und hielt sie Valjan hin.
„Nehmt das als Anerkennung.“
Den Rum würde er wegstellen. Für den Notfall.

Re: Stadtteil | Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - Tempel und Inneres Heiligtum

Verfasst: Dienstag 24. Januar 2023, 12:13
von Valjan Novka
Bei der Musterung durch Ritter Harald hatte Valjan Haltung angenommen, folgsam den Blick gesenkt. Er ist nur Stadtgarde, er ist nur hier, um den Orden zu dienen und zu helfen. Wie alle in der Stadt oder wie auch immer. Ein unbedeutender kleiner Korporal.

Der nicht so unbedeutend war, um nicht zu merken, wie praktisch das Plätzchen unter dem Apfelbaum war. Aber er hatte nur eine Fundsache und brachte sie zurück. Sehr viel mehr hatten sie nicht miteinander zu tun. Es fiel ihm auch schwer mehr in dem Gesicht des Flammenritters zu lesen, so warm wie sein Blick im Verhörraum war so kühl war es jetzt. Deshalb nickte er nur, sah ebenso folgsam zu Boden wie beim anderen Ritter: „Selbstverständlich, Herr.“

Erst als er ihm diesen Wein unter die Nase hielt, sah Valjan auf. Irritiert. So genau kannte er sich nicht aus, aber das Zeug muss irre teurer sein. „Ser… ich…“ aber konnte er einem Flammenritter widersprechen? Schriftlich hatte er es gestern gekonnt, doch dann… er schluckte kaum hörbar, konnte nicht verhindern kurz in Jarels Augen zu sehen. „…Danke.“ Er nahm die Falsche an und ja… hielt sie fest, weg stecken konnte er sie schlecht. „Keine Ursache wegen der Trunkenbolde.“ Seine Gesichtszüge sagten dennoch, dass diese törichten Trunkenbolde eigentlich völlig unwichtig waren. Valjan nickte, irgendwo warm. Er würde die Klappe halten.

Re: Stadtteil | Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - Tempel und Inneres Heiligtum

Verfasst: Dienstag 24. Januar 2023, 13:14
von Jarel Moore
"Kann ich sonst noch etwas für euch tun, Korporal?", fragte der Ritter höflich, vielleicht eine kleine Spur wärmer, aber noch immer von oben herab.


Bleibt wie Ihr seid? Aber bringt mich nicht um? Grüßt Euren Liebsten? Sagt mir wie ihm es geht? Oder einfach nur ein schönes warmes Bett?
Die Frage brachte Valjan ein wenig durcheinander. Aber was ihm so durch den Kopf ging, konnte er sicher nicht sagen.
Er sah auf die Weinflasche in seinen Händen. „Ein Beutel oder Tuch vielleicht?“
Eigentlich eine freche Nachfrage, aber den Wein so offen durch die Stadt tragen, fühlte sich auch seltsam an.
„Ich meine: Nein, Danke. Das war alles“, setze er deshalb schnell nach. Was hatte er sich bloß dabei gedacht? Nichts
Jarels Mundwinkel zucken kurz, und er funkelte den jungen Mann amüsiert an.
Eines musste man der halben Portion lassen, er hatte Mumm.

Re: Stadtteil | Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - Tempel und Inneres Heiligtum

Verfasst: Dienstag 24. Januar 2023, 21:07
von Jakob von Nagall
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Von/nach: Die Häuser der Ritterschaft --> ins Innere Heiligtum
Datum: 10. August 1278 abends
betrifft: Jarel, Valjan
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Jakob hatte den Tag in der Schmiede verbracht - seiner Aufgabe für diese Woche und keine der schlechten. Der Schmied Arnulf war zufrieden mit dem eher stillen, aber akribischen jungen Mann, der stundenlang Kettenhemden flickten konnte und sich auch mit dem Hammer oder dem Schleifstein nicht allzu dumm anstellte. Heute hatte er Schwerter schleifen dürfen und Arnulf war tatsächlich zufrieden mit dem Ergebnis. Nun wusch sich Jakob die von Schleifstaub schwarzen Hände und das verschwitzte Gesicht. In der Schmiede war es heiß wie in der Hölle, sodass ihm der sommerliche Abend fast schon kühl vorkam, nun da sein Dienst zu Ende war und es bald zur Abendandacht läuten würde. Zeit für eine ordentliche Wäsche blieb ihm nicht, aber er wusch sich wenigstens den Schweiß vom Oberkörper. Das Hemd war und blieb allerdings fleckig und - nun ja, er nannte den Geruch männlich herb - müffelte weiter vor sich hin. Da er damit unter den Knappen aber gerade im Sommer nicht allein war, störte es ihn inzwischen kaum noch. Ein Jahr und zwanzig Jahre hart anerzogene Reinlichkeit mütterlicherseits waren in grüne Wolken zerstoben. Irgendwie machte das einen Teil des Lebens einfacher, daher war Jakob fast froh darum.
Der Abendandacht folgte er wie immer an einer Seite stehend zwischen all den anderen jungen Männern, die davon träumten Ritter in Diensten des Ordens zu werden. Seine Gedanken allerdings gingen ganz andere Pfade. Er hatte einen weiteren Brief an Iola gesandt und je länger er über diese Wendung in seinem Leben nachdachte - und während man ein Fass voller Schwerter schliff, blieb sehr viel Zeit zum Denken -, desto schlimmer wurde der Ameisenhaufen in seiner Bauchhöhle. Vernunft, Gelübde und Eide spielten dabei gerade eine sehr untergeordnete Rolle - er wollte sie sehen, wollte ihr zeigen, dass er da war, ihr sagen, dass er ihr beistand, komme was wolle. Vielleicht war es teilweise Erziehung, aber sicher nur teilweise. Das Bild des Kindes ging ihm nicht aus dem Kopf. Ob es wahr war? Oder nur ein Wunsch, ein verrückter Traum?
Er betete und sang inbrünstig, und während all dem begriff er das erste Mal, was Jarel ihm in Wyzima schon zu sagen versucht hatte.
Das Ewige Feuer füllte ihn mit seiner Wärme, die Gesänge hoben sein Herz in luftige Höhen. Der Glaube an das Göttliche war für die Menschen da und nicht umgekehrt. Er sollte Halt geben, Trost spenden und Kraft erneuern. Nicht Angst und Schrecken verbreiten, während er Gehorsam erzwang. Diesen Fehler hatten die Christern dereinst bereits gemacht, doch er war ein zu kleines Licht, um da Erleuchtung zu bringen. Noch ein Grund mehr. Er musste weiter kommen. Sich von all dem hier zu lösen, erschien ihm als der falsche Weg. Das hier war gut, im Ansatz.

Die Andacht verging schnell und fast hätte Jakob Jarel verpasst oder besser dessen Abgang zusammen mit Harald, denn Henselt nahm ihn in Beschlag und ins Gebet. Seit er den Mund nicht hatte halten können, lag der andere Knappe Jakob mit dem Vorschlag in den Ohren, man könne doch gemeinsam die Prüfung angehen. Wenn das mal seine Entscheidung wäre... Henselt hatte Harald schon auf Jarel angesetzt, aber die beiden wirkten eher, als unterhielten sie sich über das Wetter und dann ließ Jarel Tannenfels stehen und ging mit einem Soldaten der Stadtwache davon. Einem sehr kleinen Soldaten. Fast putzig, wie der neben seinem doch eher überdurchschnittlich hoch gewachsenen Ritter einher schritt. Jakob selbst kam sich neben Jarel manchmal wie ein Gnom vor, obwohl er in seiner Welt auch nicht gerade zu den Kleinen zählte.
Er schüttelte Henselt ab und folgte den beiden ein Stück, aber als Jarel einen Ort etwas abseits ansteuerte, blieb er stehen und sah sich zwischen den Besuchern der Messe um. Plenius war mit de Ardh bereits gegangen, der Großkomtur glänzte mit Abwesenheit und die anderen Meister standen beisammen und besprachen sicher so lebenswichtige Dinge wie den Wein, den es zum Abendmahl geben sollte. Wie auf Kommando knurrte sein Magen und er war schon drauf und dran mit den anderen Knappen einfach zum Essen fassen zu verschwinden, doch dann entschied er sich um und schlenderte zu Ritter und Soldat hinüber. Ersterer hielt eine Tasche in der Hand, an die Jakob sich vage erinnerte und letzterer stand etwas unschlüssig mit einer Flasche Wein herum. Er kam langsam genug heran, dass beide ihn bemerken und Jarel ihn im Zweifel fortwinken konnte. Nichtsdestotrotz hörte er die letzten Worte des Soldaten. ...eine Tasche... Jakob unterdrückte ein Grinsen. Sicher, in Uniform mit einer Flasche Wein aus dem Tempel marschieren machte sicher keine gute Publicity.
Da Jarel keine Anstalten zeigte, ihn wieder Kehrt machen zu lassen, trat er noch ein paar Schritte heran und musterte den Soldaten auf seine ihm eigene Art, bei der er keinen Lidschlag zu brauchen schien. Kurz nur huschte dieser Blick zu Jarel, wurde dabei etwas weniger schlangenhaft. "Soll ich mich um was Passendes kümmern?", fragte er ohne Gruß oder Einleitung und sah dann den Soldaten wieder direkt an. Fremden gegenüber war er noch immer so sehr verhaftet in alten Mustern, dass man ihm am liebsten auf den Kopf klopfen wollte.

Re: Stadtteil | Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - Tempel und Inneres Heiligtum

Verfasst: Dienstag 24. Januar 2023, 21:35
von Jarel Moore
Das Gesicht des Ritters hellte sich um einiges auf, als er seinen Knappen sah.
„Guten Abend Jakob. Darf ich dir den Korporal verstellen, auf dessen Unterstützung ich bei der Prügelei zurückzugreifen gezwungen war?“, fragte er und sah sogar kurz verlegen zu Boden.
Ja. Er, der sicherlich das Dreifache des jungen Mannes wog und um ein ebengleiches Vielfaches älter war, hatte sich von der halben Portion aus dem Rinnstein ziehen lassen.
„Korporal…Noffka?“, so ganz sicher war der Ritter sich offensichtlich nicht. Kein Wunder, denn beim ersten Kennenlernen hatte ihm das Gehör versagt und danach war er kaum in der Lage gewesen, sich auf etwas Anderes zu konzentrieren als auf Slavas Überleben.
„Und er war so aufmerksam, die im Eisvogel zurückgelassenen Einkäufe zu uns zu bringen. Korporal, darf ich euch meinen Knappen vorstellen? Jakob von Nagall.“

Zu gerne hätte er sich jetzt mit seinem Knappen zurückgezogen um zu reden. Er wusste noch nichts von Slavas Herzinfarkt, noch nichts von den Anschlag auf von Herrenloh, nichts von den beiden verbleibenden Lagern du nichts von den Plänen diese Auszulöschen, nichts von seiner Rolle dabei.
Der Korporal stand auf Slavas Gehaltsliste, aber hier konnten sie trotzdem nicht reden. Selbst da, wo sie sich aufhielten, konnten sie nicht es nicht.
So bleib ihm nur die passende Gelegenheit abzuwarten.

Re: Stadtteil | Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - Tempel und Inneres Heiligtum

Verfasst: Dienstag 24. Januar 2023, 22:05
von Valjan Novka
Der kleine Korporal nahm Haltung an und salutierte, weil er das immer so machte. Zumindest versuchte er es. Mit einer Weinflasche in der Linken sah es doch etwas komisch aus.

„Korporal Valjan Novka“, bestättigte er mehr oder weniger seinen Namen. Er blickte den Knappen an und eine Menge ging ihm durch den Kopf... dem Mufflkopp sei Knappe. War sicher nicht einfach, aber die Zwei wirkten als ob sie sich näher stünden. So nah, dass er wusste, dass...?
Valjan schob den Gedanken beiseite. Spielte alles keine Rolle, hier jetzt. Wohl eine Erkenntnis, die auch der Klingenmeister hatte. Dessen Blick war auf seine freche Nachfrage doch kurz beängstiger geworden, wenn auch nicht schwarz. Eigentlich ganz gut, dass sie unterbrochen wurde.

„Schön Eure Bekannschaft zu machen...“ Anrede? Valjan hatte keine Ahnung. „Jakob.“ Aber der Knappe sah ihn schon irgendwie komisch an, sodass Valjan verlegen lächelte und wartete Jarels Antwort ab.

Re: Stadtteil | Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - Tempel und Inneres Heiligtum

Verfasst: Dienstag 24. Januar 2023, 22:19
von Jarel Moore
Novka. Den Namen würde er sich merken müssen. Slava war nicht umsonst auf ihn aufmerksam geworden.
Doch heute…er hatte zu tun. Etwas wichtiges, unaufschiebbares.
„Jakob, bist du so gut und beschaffst dem Korporal eine Tasche und geleitest ihn hinaus? Du weißt…ich hab noch einen Termin.“
Mit einem vielsagenden Blick Richtung inneres Heiligtum versuchte er seinem Knappen zu vermitteln, welcher Termin und wie wichtig.
Es wurde Zeit. Sonst verließ ihn irgendwann der Mut. Oder der Drang diese verdammte Flasche zu öffnen übermannte ihn.

Re: Stadtteil | Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - Tempel und Inneres Heiligtum

Verfasst: Mittwoch 25. Januar 2023, 20:07
von Jakob von Nagall
Er nickte Korporal Novka kaum merklich zu und als dieser tatsächlich salutierte, straffte sich der ansonsten eher zum Fragezeichen tendierende Knappe sogar selbst etwas. Dann sprach Jarel ihn wieder an und Novka fiel aus seiner Aufmerksamkeit, bis Jarel ihn wieder hinein hob. Tasche besorgen, raus werfen. "Aye." Was man sich so alles angewöhnte, wenn man lange zusammen lebte... Gerne hätte Jakob seinem Rittervater noch irgendetwas ermutigendes gesagt, irgendwas, was zuversichtlich klang. Aber erstens fiel ihm nichts ein und zweitens war da dieser Fremde, der dafür sorgte, dass er sich befangen fühlte. Statt dessen griff er nach der Tasche, die Jarel noch in den Händen hielt und kurz sah es fast aus wie ein Tauziehen, bevor Jakob sagte: "Die bringe ich in dein Haus, oder?, und Jarel nachgab. Himmel, was war so Wichtiges darin?
Der Ritter empfahl sich und überließ die beiden jüngeren Männer sich selbst. Jakob blickte den Korporal noch einmal auf diese irgendwie leblose Weise an und wies dann mit dem Kinn eine grobe Richtung. "Kommt.", bemerkte er knapp dazu und schritt dann voraus in Richtung eines der größeren Gebäude der Komturei, in welchem sich Küche und Refektorium befanden. Sie gingen vorbei an einem kleinen Kräutergarten zum hinteren Eingang der Küche und Jakob hieß Novka warten. Doch er war schnell zurück und reichte dem Korporal wortlos ein Tuch, in dem man normalerweise Wegzehrung verpackte. Leicht gewachst hielten sie Feuchtigkeit von den Lebensmitteln fern. Es war groß genug, um die Flasche darin einzuschlagen und mit etwas Geschick so zu verknoten, dass man sie tragen konnte.
Jakob wurde ein Schweigen normalerweise nie zu viel und mit Jarel war Schweigen eines der Hauptkommunikationsmittel, trotzdem hatte er natürlich begriffen, dass die meisten Menschen sich wohler fühlten, wenn man nicht stumm wie Fische nebeneinander her schwamm. Während er also als nächstes den Weg Richtung Jarels Haus und damit Tor ansteuerte, überlegte er fast schon fieberhaft, was man mit einem Soldaten der Stadtwache reden könnte. Smalltalk. Absolut nicht seine Disziplin. Nicht mal sein Sport. Sie querten den Platz vor dem Haus der Knappen, wo üblicherweise die meisten Trainingseinheiten begannen, da fielen ihm Jarels einleitende Worte ein.
"Ihr seid geübt im Nahkampf, Korporal Novka?", fragte er also recht plötzlich und scheinbar zusammenhanglos. Aber so passierte das häufiger bei ihm. Gedanken reiften in seinem Kopf, wurden von einer Seite auf die andere gewälzt, formuliert, neu formuliert und dann ausgesprochen - zuweilen zu einem Zeitpunkt, da sie nicht mehr in den Kontext passten, weil das Gespräch schon eine halbe Stunde weiter war.

Re: Stadtteil | Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - Tempel und Inneres Heiligtum

Verfasst: Mittwoch 25. Januar 2023, 21:46
von Valjan Novka
Die sind doch alle plemplem... Aber diesen Gedanken behielt Valjan bei sich. Er salutierte noch einmal als sich der Klingenmeister zu seinem Termin aufmachte, senkte den Kopf und sah ihm kurz nach, um nach einem Nicken dem etwas wortkargen Knappen zu folgen.

Der kleine Korporal versuchte sich dabei nicht zu neugierig umzusehen, aber wann hatte man schon mal Gelegenheit hierher zu kommen? Zu den Wirtschaftsräumen des Tempels. Als ob ihm erst jetzt klar wurde, dass auch die hohen Ordensbrüder irgendwann essen mussten oder gar pissen. Er wusste nicht, was man hier Refektorium nannte, verstand aber sehr wohl was dort vor sich ging - besonders sein Magen. So nahe an der Küche erinnerten ihn die Düfte stark daran, dass das kurze Mittagessen schon wieder eine Weile her war. Aber er schluckte das alles runter und blieb stehen, wo man ihn stehen ließ. Da kannte er von der Wache zu genüge. Mit einem „Danke“, nahm er schließlich das Tuch entgegen und verpackte geschickt den Wein darin, bevor er sich den Beutel vorsichtig an der Gürtel hing - zwischen den anderen Kram, den man als Korporal so mit sich herumschleppe.

Da der Knappe offenbar nicht viel reden wollte, schwieg auch Valjan. So sehr fiel es ihm nicht unangenehm auf, er hatte hier eigentlich nichts zu suchen. Seine Aufgabe erledigt, also geleitete man ihn hinaus. Vielleicht mag es mal Kompetenzgerangel zwischen Wache und Orden geben, aber wenn war das nichts für seinen Dienstgrad. Außerdem war er müde wie immer am Ende der Schicht. Noch eine Stunde vielleicht, dann war es endlich vorbei. Warm hinlegen hatte Francis gesagt, er musste kurz lächeln, als er an ihr Gesicht, ihre weichen Hände, die warmen Steine dachte und war entsprechend verwirrt, als Jakob doch etwas sagte.

„Uhm... ich...“ Ist er geübt ihm Nahkampf? „Ich bin... geübt genug, um Eurem Rittervater gegen Trunkenbolde zu unterstützen bis die Verstärkung angerückt war.“ So ähnlich hatte es der Ritter zumindest erklärt. Eigentlich lustig. Die Begegnung hatte er trotz blutiger Nase schon wieder verdrängt, war vielleicht zu alltäglich. Wären nicht ein Flammenrosenritter und der Neue dabei gewesen. „Aber wir haben nicht so viel Zeit, um uns dem zu widmen.“ Und keine guten Lehrer. Die Taktik ist eher mehr als die Anderen zu sein, um das Kurzschwert eigentlich nie benutzen zu müssen.

Re: Stadtteil | Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - Tempel und Inneres Heiligtum

Verfasst: Donnerstag 26. Januar 2023, 19:38
von Jakob von Nagall
Sein eigener Magen knurrte beim Geruch aus der Küche, aber auf die Idee, den Korporal einfach zum Essen einzuladen, kam er nicht. Er hätte nicht einmal gewusst, ob er das durfte ohne die Weisung von Jarel zu haben. Dinge, die ihm zuweilen aufstießen. Gefangen zu sein zwischen Regeln und Weisungen, begrenzt in den Möglichkeiten eigener Entscheidungen.
Jakob schenkte dem kleinen Mann einen Seitenblick. Seinen Rittervater schätzte er eigentlich wehrhaft genug ein, sich gegen ein paar Trunkenbolde durchzusetzen, aber sei es wie. Im Handgemenge war man besser in der Überzahl und was wusste er schon, was Novka mit 'ein paar' meinte. Das konnten zwei bis viele sein. Die Leute hier drückten sich selten in klaren Mengen aus, denn die wenigsten konnten rechnen oder kümmerten sich um Zahlen größer der Anzahl ihrer Finger. Der Knappe nahm de Nachsatz als versteckten Hinweis dafür auf, dass nicht alle das Privileg hatten, ihre Zeit mit Unterricht im Schwert- und Nahkampf zu verbringen. Früher hätte ihn das zornig gemacht - heute steckte er den Kommentar weg und setzte innerlich ein ...und beim Putzen von Latrinen der Ritterschaft..., hinzu. Dann fiel er wieder in sein übliches Schweigen und es tickerte in seinem Kopf. Über die Stadtwache hatte er sich nie wirklich Gedanken gemacht. Für ihn waren sie Soldaten des Königs oder im Falle Nowigrads des Regenten, und irgendwie hatte er sich das genauso vorgestellt. Das sie eben wie Soldaten ausgebildet wurden, die Zeit dafür hatten und dann irgendwann im Dienst landeten. Vielleicht noch eher wie Polizisten. Gut mochte sein, dass man später, einmal im Dienst, keine Zeit mehr für Übungen hatte. Oder sie sich nicht nehmen wollte? Konnte? Er drehte und wendete die Sache im Kopf, kam aber nicht zu dem Entschluss, das Thema eingehender zu beleuchten.
Sie durchquerten den unteren Teil der Komturei mit weiteren Wirtschaftsgebäuden, den vierseitig angelegten Stallungen und Zeughaus, den Häusern der Ritter und Jakob war recht froh, als das Tor in Sicht kam. Er blieb stehen und wandte sich dem Korporal halb zu. "Also dann, vielen Dank hierfür und die Hilfe. Das Ewige Feuer mit Euch."
Er sah dem Wächter noch einen Moment nach, dann ging er zurück, um die Tasche in Jarels Haus unterzubringen.

Die Tür war wie immer nicht abgesperrt und zuerst wollte er die Einkäufe einfach auf das Bett legen und gehen. Doch dann kam ihm zu Bewusstsein, dass eine Flasche darin war, denn die Flüssigkeit schwappte leise, als er Tasche samt Inhalt auf dem Bett absetzte. Nach kurzem Zögern sah Jakob nach und zog eine Flasche Rum hervor, aus der etwa zwei Gläser fehlten. Er krauste die Stirn und hielt die Flasche einen Moment, als würde er das Etikett studieren. Sein erster Impuls war, das Zeug über die Mauer zu kippen und Jarel die leere Flasche mitten in den Raum zu stellen, aber dann kam ihm das doch etwas drastisch vor. Außerdem war es nicht an ihm, seinen Ritter in diesen Belangen zu maßregeln. Keiner von den Ritterbrüdern lebte sonderlich asketisch, nur war da eben bei Jarel die Sache mit dem Alkoholproblem früher. Aber Alkohol konnte der junge Mann nicht wirklich einschätzen. Er wusste zwar, dass es Alkoholiker gab, aber irgendwie kam ihm das nicht so wirklich wie eine Droge vor. Nicht wie Kokain oder Heroin.

Er stellte die Flasche also auf den Tisch, nahm sich einen Bogen Papier und schrieb: 'Erst denken.' Dann malte er Initialen in der Schrift der Elfen. Slavas, seine, Iolas und zwischen die letzten beiden das Symbol der Venus. Jarel würde ein bisschen rätseln müssen, aber er war da um einiges besser drin als er selbst. Das Ensemble ließ er stehen und ging endlich Richtung Refektorium.

weiter

Re: Stadtteil | Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - Tempel und Inneres Heiligtum

Verfasst: Freitag 27. Januar 2023, 08:58
von Valjan Novka
Kurz hatte Valjan gedacht, der Knappe würde ihn nun zu einem Übungskampf fordern. Aber dann ging der Trott einfach weiter. Vielleicht bliebt er ganz kurz zurück, um ihn nochmal zu mustern. Schwieg er aus Unsicherheit oder aus Arroganz? Oder beides? Die Ordensleute halten sich schließlich für etwas besseres, auch wenn auf der Messe viel von Demut gesprochen wurde. Valjan hatte keine Ahnung wo er dort Knappen einordnen musste. Zumindest war dieser hier auch kein Kind mehr. Wäre er einer seiner Rekruten hätte er zumindest einige Arbeit vor sich gehabt und mit dem Verhalten wäre er ganz sicher bei ihm gelandet. Die Seltsamen zu Novka.

Mechanisch salutierte der kleine Korporal zum Abschied am Tor, fast ein bisschen überrascht, dass er doch noch angesprochen wurde. Das „Und Feuer in unseren Herzen“ kam ohne weiter darüber nachzudenken, hatte er es während der Messe doch oft genug gehört. Auch er schaute beim Gehen nochmal zurück, aber nur sehr kurz, nachdem ihm bewusst wurde, dass Jakobs Blick ihm noch eine Weile folgte.

Valjan atmete aus, zurück zur Garnison vielleicht noch eine Stunde, dann könnte er in Bett. Er hatte keine Ahnung davon, was der Abend noch mit vor hatte.

Re: Stadtteil | Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - Tempel und Inneres Heiligtum

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 20:53
von Jarel Moore
Um die Mittagszeit des 11. August
Aus Slavas Wohnung
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Auf dem Weg zur Komturei merkte man dem Ritter seine Anspannung an. Er hatte seinem Verlobten den ‚Wunsch‘ mitzukommen abgeschlagen. Das würde noch Ärger geben.
Da musste er nun durch. Immer noch besser als ein Rückschlag bei Slavas Genesung.
Nachdem er die Hälfte des Weges zerknirscht geschwiegen hatte, riss er sich endlich zusammen, als die breite überdachte Brücke in Sicht kam, die die Tempelinsel vom Rest der Stadt trennte.
„Es gab einen Giftanschlag auf meinen Vorgesetzten. Schierling im Wein. Ich habe die Flasche in einem sauberen Behälter sichern lassen. Denkst du, die junge Dame kann er Spur folgen?“, sprach Jarel Reuven unvermittelt an.

Der Hexer war dem Ritter schweigend gefolgt. Ihm pfiffen die Ohren und ihm schwirrte der Kopf von allem gehörten und gesagten. Man hatte ihn und Cat weitestgehend ignoriert und alles was er die letzten Stunden und Tage so mitbekommen hatte was schwer einzuordnen.
Tatsache war, dass sie einige Andersweltler oder seinetwegen auch Reisende, nun in dieser Welt breit machten und das Ruder an sich rissen. Der eine auf Seiten des Ordens und der andere auf Seiten der Krone.
Was das für ihre Welt bedeutete... gute Frage. Aber sie bekämpften eine Hexe, die ebenfalls aus einer anderen Welt kam und sie bekämpften ihnen auch die Nilfgarder, das war in Ordnung, sie lösten immerhin die Probleme, die sie selber mitbrachten und immerhin zahlten sie gut.
Wenn das so weiterging konnte er den Winter ganz leicht in der Stadt verbringen und sich mit guter Ausrüstung eindecken.
Vielleicht würde man ihn auch zum Haus und Hof Hexer des Regenten machen. Manchmal geschah das. Der Mistkerl von einem weißen Wolf war das ja fast für Foltest gewesen, wenn er ihn sich nciht hätte vor der Nase weg umbringen hätte lassen. Und Henselt hätte ihn auch behalten, gleiches Problem.
Der ganze Zirkus drum herum, Beziehungsstreits und so etwas kümmerte ihn wenig, da hielt er sich raus denn das konnte nur Ärger nach sich zeihen. Und so konnte er auch hervorragend schweigen solange sie gingen.
die Frage kam dagegen nicht ganz unvermittelt.
Er blickte zu Cat, kraulte sie hinter den Ohren.
"Ja, mit einer Geruchsprobe schon. Sie muss wissen wem oder was sie folgen soll, ich glaube den Geruch von Schierling kennt sie nciht. Zeig es ihr, dann sehen wir."

"Wir müssen ins Innere Heiligtum. Die Probe wird im Büro des Großkomturs gelagert. Sein Sekretär hat sich. Er ist ein wenig...schreckhaft. Ich kündige euch zwei an.", erklärte der Ritter und trat ans Tor. "Folgt mir bitte."
Das nicht der Hexer das Problems ein würde, sondern etwas ganz anderes, ahnte Jarel noch nicht.
Er verpackte seine Beziehungsprobleme gerade in seinem Bewusstsein und schob sie weg, um sich auf das Wesentliche konzentrieren zu können.
Die Wachen ließen sie - natürlich - durch.

Reuven folgte Jarel. Das man ihnen fraglos Platz machte fiel ihm sicherlich auf aber nichts anderes hatte er erwartet. An dem Hexer und einem Wolfshund nahm derzeit noch keiner Anstoß, dennoch blieb er auf der Hut.

Zielstrebig steuerte der Ritter das Hauptgebäude an. Auf dem Gelände bewegte und gab sich der Klingenmeister anders als im Rest der Stadt. Natürlich, er präsentierte hier etwas.
Das Kinn erhoben, die Schultern nach hinten, die Haltung gerade, als haben man ihm einen Besenstiel in den...nun...genau da hin halt.
Jarel führte seine Begleitung bis in die tiefsten Tiefen des Hauptgebäudes. Hier fanden kaum Fremde her, Hexer nicht und kniehohe Wolfshunde erst Recht nicht.
Sie wurde begafft, aber nicht aufgehalten.
An Ealcos Tür angekommen klopfte der Ritter an. Der Buchhalter sollte sich schließlich nicht vorm Hexer erschrecken. So viel Höflichkeit musste sein.

Re: Stadtteil | Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - Tempel und Inneres Heiligtum

Verfasst: Donnerstag 16. Februar 2023, 21:40
von ERZÄHLER
Ealco hob den Kopf als es klopfte und verwundert die Brauen, als auf sein 'Herein' der Klingenmeister die Tür öffnete. Denn genaugenommen waren dies aktuell dessen Amtsräume und der Sekretär nur ein Teil der Ausstattung. Er konnte sich das nur mit mangelnder Gewohnheit oder Starrsinn erklären. Beides nicht unmöglich, wenn man ...
Der Sekretär hielt sogar in seinen Gedanken inne, erstarrte geradezu zur Salzsäule und wurde blass wie ein Leintuch. Der Blick der neu geschaffenen Raumdekoration war fest auf den pelzigen Begleiter Moores gerichtet. Sehr langsam und mit etwas zu hoher Stimme brachte er heraus: "Sire, da.. steht ein.. Hund. Hinter Euch..."

Re: Stadtteil | Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - Tempel und Inneres Heiligtum

Verfasst: Donnerstag 16. Februar 2023, 21:54
von Jarel Moore
Der Hund? Nicht der Hexer mit seinen beiden Schwertern, sondern der Wolfshund machte dem Buchhalter Angst?
„Ja. Ein Hund. Abgerichteter Spurhund. Gehört zum Hexer. Darum solltest du die Flasche sichern. Bist du so gut und holst den Behälter?“
Demonstrativ stellte Jarel sich neben Cat und kraulte das Tier zischen den Ohren, das sich brav setze, zahnreich gähnte und die Ohren in alle Richtungen drehte.
Im Pelz war es warm, entsprechend hechelte das große Tier, wirkte aber entspannt.
„Sie ist ganz brav. Kein Grund Angst zu haben.“
Wäre das Thema nicht so ernst gewesen, der Ritter hätte sich einen Spaß daraus gemacht sich mitsamt Hund zu nähern, aber der Sekretär sah tatsächlich so aus, als würde er jeden Moment ohnmächtig wie eine erschrockene Prinzessin.
Kurz sah der Klingenmeister mit hochgezogener Augenbraue zu Reuven.

Re: Stadtteil | Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - Tempel und Inneres Heiligtum

Verfasst: Freitag 17. Februar 2023, 16:35
von Reuven von Sorokin
Der Hexer folgte Jarel, friedlich, sofern man von friedlich sprechen konnte wenn man zwei Schwerter offen trug. Aber irgendwie war das ja auch ein Zunftzeichen.
Kaum jemand trug zwei Schwerter mit sich herum und erst recht nicht auf dem Rücken. Interessanterweise machten die meisten Leute eher dem große Wolfshund Platz, und würdigten ihn maximal eines scheelen Seitenblickes. Besser als Zeter und Mordio.
Und genauso auch ein Typ, der offenbar zum Buchhalter geboren schien.
Reuven grinste, als er den Mann sah, der vor Schreck zurückwich.
"Ich bin Reuven von Sorokin, der Hund tut wirklich nichts, will allenfalls nur spielen."
Und kraulte wie zum Beweis Sindra oder auch Cat oder wie man sie als Hund nennen sollte, zwischen den Ohren, was sie tatsächlich mit einem erfreuten Schwanzwedeln quittierte, als wäre sie ein kleiner süßer Welpe. Zum Glück, so fiel es Reuven noch ein, hatte keiner verlangt, dass sie einen Bären kopierte, oder einen Puma, beide hätten einen noch deutlich besseren Geruchssinn als ein Wolf, wären aber etwas schwieriger zu erklären gewesen.

Re: Stadtteil | Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - Tempel und Inneres Heiligtum

Verfasst: Freitag 17. Februar 2023, 17:45
von ERZÄHLER
Ealco sah zögerlich zu Klingenmeister Moore und dann zum Hexer, den er jetzt erst wirklich wahrzunehmen schien. Ein Hexer! In der Komturei! Der letzte hatte in Wyzima ein wahres Gemetzel veranstaltet - gut, mit Grund, aber trotzdem!
Doch er blieb gedanklich nicht lange bei dem Mutant, sondern blickte wieder zurück zum Hund. Einem riesigen Hund mit riesigen Zähnen. Zähne, die er lasziv gähnend präsentierte. Ealco wurde noch eine Spur blasser, wenn das möglich war, erhob sich aber von seinem Sitz, um wie gefordert die Flasche zu holen.
Das Monstrum sah ihn an, legte den Kopf schief und wirkte definitiv hungrig. Da Ealco den Hund nicht aus den Augen ließ, entging ihm sein Degen, der an den Tisch gelehnt stand und über den er prompt stolperte, um sich neben seinem Tisch erst einmal unrühmlich auf die Nase zu legen. Klappernd fiel Degen samt Scheide ebenfalls um, beides ohnehin eher Dekoration an der Uniform des Adjutanten.
Der Hund wedelte mit dem Schwanz, was Ealco als höchst bedrohlich empfand. Mutters Katzen peitschten auch immer so mit dem Schwanz, bevor sie einem die Haut neu dekorierten. Und die Jagdhunde seines alten Herrn wedelten nie mit dem Schwanz. Aber so genau hatte er die noch nie beobachtet und nach dem Tod des Grafen hatte man sie verkauft. Die letzten Reste seiner Würde zusammen kratzend kämpfte er sich auf die Füße und eierte zu einem Schrank aus dem er den Steinguttopf holte. Er wandte sich um, hielt den Topf vor sich, konnte sich aber nicht dazu durchringen, die paar Schritte zu tun, um Moore das Gefäß zu reichen. Er entschied sich, wieder zum Tisch zu schleichen, das Gefäß da abzustellen und dann das Möbel wieder zwischen sich und den Hund zu bringen.

Re: Stadtteil | Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - Tempel und Inneres Heiligtum

Verfasst: Freitag 17. Februar 2023, 19:56
von Jarel Moore
Der Ritter wusste nicht, ob er Mitleid haben oder sich amüsieren sollte.
Als der Buchhalter mit Gepolter auf dem Fußboden landete zuckte Jarel für einen Moment zusammen. Fast wäre er losgesprungen um den Sekretär aufzuhelfen, aber das hätte die Situation völlig ins Lächerlich gezogen.
Stattdessen warf er Reuven ein angedeutetes Schmunzeln zu und betrachtete etwas interessantes in der entgegengesetzten Ecke des Büros, während Ealco sich aufrappelte.
„Sie tut dir wirklich nichts.“, erklärte der Schattenläufer und konnte die Belustigung in seiner Stimme nicht zu einhundert Prozent verbergen, nahm das Steingutgefäß auf und stellte es auf den Boden.
„Das ist die Flasche, die vergiftet wurde. Nicht lecken. Nur schnuppern.“, richtete Jarel sein Wort an den Hund, als könne ihn dieser verstehen und nahm den Deckel vom Unterteil.
Tatsächlich schnupperte der Wolfshund kreuzbrav einige Sekunden lang, um gleich darauf die Nase auf den Boden zu richten und von links nach rechts und von rechts nach links auf dem Boden zu schnüffeln. So lange, bis Sie erstarrte, die Nase noch immer knapp auf über dem Grund.
Einige Sekunden geschah nichts. Dann hob der Hund ruckartig den Kopf und knurrte Ealco leise an.
„Nein…er hatte die Flasche nur in der Hand. Das ist ein Irrtum.“, im Gegensatz zum Hund namens Cat war sich Jarel da ganz sicher.
„Komm…such weiter.“ Der Ritter kraulte die Hündin kurz und tat dann wie ihr geheißen.