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Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Dienstag 27. Februar 2024, 14:42
von Jarel Moore
Er lachte. Kurz, dunkel und warm.
Das Lächeln auf dem Gesicht des Mannes strahlte gutmütig, seine Augen funkelten belustigt, auch wenn Fini dies alles im Halbdunkel nicht sehen konnte.
„Sicher nicht, Mylady. Ich wollte euch eher fragen, ob ihr vor eurer Abreise noch versuchen könntet, meine Verletzungen zu heilen. Ich werde auch ohne Hilfe genesen, da bin ich mir sicher, aber mir fällt hier die Decke auf den Kopf und es gibt so viel Unerledigtes. Daher…wenn es euch nicht zu viel kostet, würdet ihr vor eurer Abreise einen Versuch wagen mich zu heilen? Wo reist ihr überhaupt hin, wenn ich mir die Neugier erlauben darf?“

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Mittwoch 28. Februar 2024, 10:16
von Svettele Fini Banik
„Ich kann Euch bei Tageslicht mal ausgiebiger untersuchen, dann weiß ich besser was nötig ist“, schlug Fini ein wenig zurückhaltend aber freundlich vor. Ein Flammenroseritter mit einer offeneren Einstellung zum Zölibat und der Bitte um ‚magische‘ Heilung damit es ein bisschen schneller ging? Weiterhin spannend und sicher, dass es keine Falle für sie sein soll?
„Aber es ist alleine Meliteles Güte, die Euch heilen lässt, sowie Ihre unendliche Weisheit und Kraft. Auch Euer Herz sollte sich ihr öffnen.“ Nein. Ein Kuhhandel war es nicht. Aber er sollte ja wissen, was es heißt zu glauben. Ihre Gesichtszüge nahmen dabei etwas mütterliches an, im Zweifel würde sie sich schon kümmern. Auf die Nachfrage wohin die Reise gehen sollte, verschwanden diese schlagartig und machten Platz für den Schalk eines jungen Mädchens: „Ach, ich bin unterwegs nach Nowigrad, um dort den alten Tempel der Göttin wieder zu besetzten. Mutter Nenneke meinte meine große Klappe wäre dort gut eingesetzt und die Stadt könnte sicher Beistand brauchen. Der Orden soll dort ja sehr dominant sein.“ Sie zwinkerte und beugte sich gespielt verschwörerisch zu Jarel hinüber, als müsste er darüber genauso mutmaßen. Was er aber wahrscheinlich nicht muss. „Wart Ihr schon mal in der großen Stadt?“

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Mittwoch 28. Februar 2024, 13:01
von Jarel Moore
Erkenntnis und Erstaunen huschten über Jarels Augen, auch wenn das eine noch immer zugeschwollen war.
„Ich danke euch schon jetzt und kann euch versichern, ich trage Melitele ebenso im Herzen wie die ewige Flamme.“
Er ließ diese Worte kurz wirken und betrachtete die Schwester genau. Für einige Erzkonservative waren seine Worte bereits jetzt Blasphemie und er würde sogar noch weiter gehen. Wie das auf die Dienerin der großen Mutter wirken musste, ahnte er durchaus. Was er damit riskierte ebenso.
Wenn das geplante so klappte – wenn Slava bei Lothar Zuspruch fand und Wenzel ihm keine Steine in den Weg legte – würden sie mit dieser Konstellation ein ganz neues Bild von den beiden Orden schaffen.
Es würde eine Veränderung in Gang setzen, die im besten Falle sogar den Boden für Jakobs Pläne ebnete. Große Pläne. Riskante Pläne.
Und er hatte gerade eine der wichtigsten Personen in diesem Plan kennengelernt, noch vor Minuten ohne die Spur einer Ahnung davon.
„Ich diene der Flamme in Novigrad.“ Eine weitere Pause. „Mir wurde zugetragen, dass der Meliteletempel wieder eröffnet wird und es steht der Vorschlag im Raum, dass Orden und Tempel ein engeres Verhältnis pflegen könnten, indem der Orden eine Tempelwache stellt.“
Und – der Theatralik wegen – noch eine Pause, bevor die Überraschung platzen ließ.
„Wenn beide Parteien dem Zustimmen werde ich euch in Novigrad als Schwert und Schild zur Seite stehen.“
Auf die Reaktion war er nun gespannt.

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Mittwoch 28. Februar 2024, 14:38
von Svettele Fini Banik
„Ach?“ Kaum merklich rümpfte Fini die Nase. Eine Tempelwache vom Orden direkt in ihrem Tempel? Sie erhob sich nachdenklich und wandte sich der Göttinnenstatue im Raum zu. Begeisterungsstürme sahen anders aus. Sie musterte den geschnitzten Faltenwurf am Gewandt der Göttin und dachte an den errichteten Schrein in Ximunwieś, an Kohle und Moos und frische Brötchen. Unterbewusst und mit einem Lächeln wischte ein Finger über ihre rechte Wange, als wäre dort ein Krümmel oder so gelandet.
„Der Mutter Herdfeuer ist eine seit Jahrhunderten gepflegte ewige Flamme“, kam es mit fester Stimme. Vielleicht eine stumpfe Spitze, dass ihre Kirche ein kleines bisschen älter ist als sein Orden, aber vor allem kaum eine Überraschung, dass man Melitele und Flamme verehren konnte. Neben den offensichtlichen Unterschieden gibt doch ein paar Gemeinsamkeiten, wie ihre Reise hier her gezeigt hatte und Fini suchte lieber diese als auf den Unterschieden herumzureiten.

Dennoch „Eine Tempelwache vom Orden? Nur für mich und mein Häuschen?“ Sie drehte sich wieder zu ihm um. „Bitte versteht mich nicht falsch, Ser. Das ist eine große Ehre und so, solch ein Schwert und Schild zum Schutz zu bekommen, aber… es fühlt sich ebenso ein wenig an sich eine Niederlage einzugestehen, bevor die Schlacht überhaupt begonnen hat.“ Als ob sie alleine in Nowigrad sich nicht würde behaupten können und den Schutz des Ordens brauchen würde, mit dem sie durchaus auch Meinungsverschiedenheiten haben würde. So willkürlich Leute oder Bücher verbrennen zum Beispiel… vielleicht war es auch nur kindlicher Trotz, dass man es alleine schaffen wollte. „Aber natürlich werde ich dem Rat meiner ehrwürdigen Mutter folgen, welcher auch immer das sein mag.“

Sie legte ihre Hände über ihren Schoß zusammen und wirkte wieder mehr wie eine weise Priesterin, als ob ihre Haare etwas grauer würden. Aber wahrscheinlich war es nur das Licht. Sie musterte diesen Flammenrosenritter noch einmal genauer: er war anders als Liam, nicht nur was den Umgang mit Morgenlatten anging. Er wirkte jünger, aber irgendwo auch gebeutelt und… hm noch etwas… rastlos. Ja, genau das. Wie ein Maus, die von ein paar Katern gejagt wurde.

„Wir werden schon gut auskommen.“ Sie grinste. Ein Grinsen das zeigte, dass sie Phantasie hatte.

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Mittwoch 28. Februar 2024, 15:01
von Jarel Moore
Mit Begeisterungsstürmen hatte Jarel nicht gerechnet.
Mit bissig kaltem Gegenwind allerdings auch nicht.
Der Gegenwind drückte die Flamme seiner eigenen Begeisterung zwar nieder, löschte sie aber nicht.
„Es geht nicht um Kontrolle, wenn ihr das denkt. Oder darum, dass der eine Glaube besser oder schlechter ist als der andere.“ Das seine Stimme leiser war als noch vor der Spitze konnte er jedoch nicht verhindern.
Das es anstrengend werden würde wusste er. Vor der anstehende Portion Politik, die über ihn hereinbrechen würde fürchtete er sich mehr als vor einer Klinge aus dem Hinterhalt in finsterer Nacht. Aber konnte diese Pflanze überhaupt gedeihen, wenn sie nicht beide dahinter standen.
Wie sehr wünschte er sich Varelia an die Stelle von Schwester Banik. Wie sehr.
Vielleicht sah er die Sache seiner düsteren Stimmung wegen auch zu schwarz.
Vielleicht musste die Schwester die Nachricht auch erst verarbeiten. Sie bekam jemanden vor die Nase gesetzt, den sie nicht kannte und der ihr sogar gefährlich werden konnte.
Seid versichert, ich werde euch nicht ins Handwerk pfuschen, versuchen euch zu beeinflussen oder euch ausspionieren und verraten. Es geht nicht um eine Schlacht. Ganz im Gegenteil es geht um den Frieden um die Annäherung unserer Häuser. Und…um ehrlich zu sein…es geht mir darum, dass ich mich der Göttin ebenso nahe fühle wie der ewigen Flamme. Und das ich beiden dienen möchte. Ich werde mir euer Vertrauen noch verdienen, wenn ihr mir die Möglichkeit dazu gebt.“

Jarel verstummte. Im Grunde brütete er gerade ungelegte Eier, denn nur weil er von der Idee geradezu besessen war hieß das noch lange nicht, dass der Orden das ganze zulassen würde. All dies war sein Wunsch und seine Meinung. Hätte er hier besser schweigen sollen? Abwarten?
In diesem Moment bereutet er einmal mehr, an der richtigen Stelle die Klappe nicht halten zu können.

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Mittwoch 28. Februar 2024, 16:24
von Svettele Fini Banik
„Mein Häuschen in Nowigrad, auch wenn ich es noch nicht kenne,…“ Sie musste dabei über sich selbst grinsen. Sie hatte ja keine Ahnung, in welchem Zustand das Gebäude sein würde, aber sie hatte auch keine Sorge, dass man das nicht alles erledigen konnte wie gewünscht. Sie war optimistisch. Kälte konnte man bei ihr nicht wirklich spüren, selbst als gerade all ihre Pläne für die Zukunft über den Haufen geworfen wurden. „…mein Tempel steht Dir, Jarel, jeder Zeit offen. Ich bin Dein Ohr und Deine Schulter solltest Du dessen benötigen. Ganz gleich, in welcher Funktion Du in den Tempel der Mutter kommst oder welche Aufgaben Du in der Stadt erfüllst. Als Kind der Göttin hast Du bereits mein Vertrauen. Es ist nicht an mir Dein Gewissen zu leiten. Ich bin nur da, wenn es Dich beißt und Du den Rat der Alten brauchst.“

Fini trat wieder vor den Flammenrosenritter und legte segnend eine Hand auf seinen Kopf, stricht dabei nebensächlich, aber zärtlich ein paar Haarsträhnchen aus seinem Gesicht. „Mutter und Flamme schenken uns Wärme in unserem Herzen, auf dass wir einander verstehen und aufeinander zu gehen.“ Ein paar Herzschläge ließ sie ihre Hand an seiner Stirn liegen, um die Körperwärme des jeweils Anderen zu spüren. Auch um selbst ihren leichten Ärger zu vertreiben, warum hatte man sie nicht als Erste gefragt? Woher kam der Vorschlag? Ein lautloses Seufzen. Sie schloss halb die Augen, atmete ein und suchte die Nähe zu ihrer Göttin, von ihr unbemerkt begann ihre Finger die Kopfhaut zu kraulen. Von außen konnte man es nicht sehen, aber sehr wohl spüren. Erst als sie eine Narbe dort spürte hielt sie inne und sie blickte auf. „Wer hat das denn vernäht?“ Sie sprach es mehr zu sich selbst...

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Mittwoch 28. Februar 2024, 19:21
von Jarel Moore
Mit den nun plötzlich warme Worten und den überraschenden Streicheleinheiten fiel die Anspannung vom angeschlagenen Ritter ab und stattdessen überflutete ihn regelrecht die Müdigkeit ein weiteres Mal.
Daher musste er sich zusammenreißen und die Frage überhaupt richtig zu verstehen. Fast wäre er instant eingeschlafen.
„Ein Mitstreiter. Seinerzeit war kein Heiler verfügbar. Vor einigen Tagen hat Doktor Kostjunari ein Krankenhaus eröffnet. Der Doktor war lange Jahre hier tätig und hat Mutter Varelia beigestanden.“
Der Ritter gähnte und nahm verlegen die Hand vor den Mund. „Wäre es heute passiert, hätte ich es durch den Doktor richten lassen und es wäre eine elegantere Narbe geworden.“
Slava hatte ihn geflickt und das gar nicht schlecht. Es erfüllte ihn auf bizarre Art mit Stolz, dass sein Verlobter das so sauber genäht hatte. Aber dies würde er Fini sicher nicht auf die Nase binden.
„Ich danke für eure warmen Worte und eure Zuwendung, Schwester Banik. Ich glaube, wir sollten es für heute gut sein lassen. Euer Tag war lang, ich bin erschöpft und wir haben so Göttin und Flamme es wollen noch alle Zeit der Welt uns auszutauschen. Und da wäre noch mein Pflegekind…“
Er lächelte entschuldigend.
„Die Nacht ist nicht mehr lang.“

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Mittwoch 28. Februar 2024, 21:44
von Svettele Fini Banik
Fini nickte zu dem Doktor, von ihm hatte sie schon gehört und sie sollte mal mit ihm reden oder mit der Erzpriesterin sich über ihn erkundigen. Irgendwann später.

„Deine Tochter natürlich.“ Sie nickte nochmals und auch dazu, dass man sich zur Ruhe legen sollte: „Dann hoch die Beine.“ Damit meinte sie, dass er sich hinlegen sollte. Schließlich versorgte die Schwester den Kranken mit dem Nötigsten, schenkte ihm Wasser nach und deckte ihn zu. „Möge Deine ewige Flamme nun etwas Ruhe finden.“ Wieder küsste sie drei Finger, legte sie auf ihr Herz und seine Stirn.

Sie vergewisserte sich noch einmal, dass alles passte und verließ ihre wohl zukünftige Tempelwache schließlich. Die Gedanken daran ließen sie allerdings nicht los, sodass sie vergaß noch nach anderen Patienten zu sehen, sondern gleich zur Iola der Dritten durch ging.

Die Novizin war entsprechend durcheinander. Aber Fini war nicht unerfahren mit Schwangeren und ihrem Gefühlszuständen, sodass sie durch gutes Zureden bald das Vertrauen der junge Frau gewann. Fini hörte zu, tröstete Tränen und versicherte dass mit ihr alles in Ordnung sei. Ein Schlafmittel würde sie ihr bereiten, wenn Iola darauf bestand. Aber kein sehr starkes, denn Fini wollte das Ungeborene nicht unnötig belasten.
Später half sie ihr bei der Einnahme, wartete bis Iola eingeschlafen war, um sie noch weich zu betten und trank selbst den Rest. Es waren nur ein paar Schlucke, sodass sich Fini noch in ihr Lager schleppte, ein paar Kleider ablegte und sich auf ihr Bett fallen ließ.

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Donnerstag 29. Februar 2024, 10:08
von Jarel Moore
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Datum: 03:33 Uhr, 31. August 1278, Dienstag
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Es war die stille Stunde, die Stunde nach Mitternacht und vor dem Morgengrauen, in dem es etwas sehr Wertvolles und Seltenes den Meliteletempel füllte: Ruhe. Frieden.
Keine eifrigen Schwestern auf den Gängen, keine Vorbereitungen auf eine Messe, Leere, Ruhe, und außerhalb der Zimmer sogar Stille.
Doch in einem der Zimmer wurde es von Minute zu Minute lauter. Erst leises Stöhnen, Flehen, Keuchen, untermalt von Knarzen und Knarren eines Bettes, in dem sich jemand unruhig hin und her warf, gefolgt von gepressten Rufen von Namen und Sätzen in einer Sprache, die keiner der Personen im Hause zu verstehen vermochte abgesehen von einer, die gerade mit dem Gesicht auf Papier und Tinte abgelegt schlief.
Einige Sekunden kehrte Ruhe ein, doch dann….
Brach die Hölle los.
Ein unterdrückter, panischer Schrei, ein lautes, dunkles, donnerndes Grollen, das Bersten von Holz und dann die Geräusche von blanker Zerstörung, tosender Wut und planlosen Entladungen ungelenkter Energie.
Jemand nahm nicht nur die Einrichtung auseinander und zerstörte die Möbel, er – oder es – versuchte auszubrechen und warf sich gegen Wände, so das im Flur und den angrenzenden Räumen Staub und Putz von Wänden und Decken regnete und dann…
…brach etwas durch die Tür, das für die Öffnung eigentlich zu groß war, riss den hölzernen Rahmen und den Rand der Wände mit heraus, die sich wie ein Schlagregenschauer auf den Boden des Flurs ergossen oder auf den Verursacher selbst.
Im Flur stand von jetzt auf gleich ein Wolf, groß wie ein Reitpferd mit pechschwarzem Fell, das an den Stellen, die nicht mit Putz, Staub oder Holzsplittern paniert war, seidig glänzte.
Und das Tier war wütend, beinahe panisch und wollte nur eines…RAUS
Enge Räume waren schon für Jarel eine Zumutung. Für den Schwarzen war es reine Qual.
Und so schüttelte er sich kurz, dass Dreck und Splitter nur so flogen und nahm dann die Nase in Richtung Boden um herauszufinden, wohin all die Spuren führten, denn die wichtigste Richtung für ihn war die…
…nach draußen!

Bild

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Donnerstag 29. Februar 2024, 10:29
von Liam von Alensbach
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Datum: 03:40 Uhr, 31. August 1278, Dienstag
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Vom Behandlungszimmer...

Er hatte geschlafen. Tief, fest, ohne Träume. Ein guter Schlaf, der dank Meliteles Zuspruch heilsam war. Aber nicht vollkommen von der Aussenwelt abgeschnitten und dass dort etwas geschah, hatte auch Liam vernommen. Die Ruhe wurde durchbrochen von Geräuschen, die nicht sein sollten. Ein Überfall? Der Ritter hatte nicht bis jetzt überlebt, weil er lange nachdachte, sondern reagierte. So auch jetzt, als er sich von der schmalen Liege rollte. Die Wolldecke fiel herab, so dass er erstmal nackt im Raum stand und sich zu orientieren brauchte. Zu schnell aufgestanden war er auch noch, so dass Schwindel ihn überkam. Wieder Geräusche. Verdammt. Er griff nach einer Hose, denn jemand war so freundlich um ihm seinen Stapel Kleidung gebracht zu haben. Mussten sie wohl bei Virados Sachen gefunden haben. Nur seine Waffe, die war ja nicht da. Scheisse.

Der Ritter schlüpfte reichlich unelegant und noch benommen, damit auch ziemlich herum eiernd, in das Kleidungsstück, wollte sich das nächste greifen, als er Holz splittern hörte. Keine Zeit mehr um sich mehr überzuwerfen und als Waffe musste eine erloschene Fackel reichen. Wenigstens konnte sie als Prügel herhalten. Mehr fand er in den kurzen Sekunden nicht, die ihm - wie er glaubte - noch blieben, bis wer auch immer in den Tempel einfiel. Der Ritter riss die Tür auf, war im Gang und.... erstarrte. Nicht, weil er sich einer Horde Räubern gegenüber sah oder wildgewordener Schwestern, sondern etwas anderem. Mitten im Gang, diesen komplett ausfüllend, stand ein schwarzer Wolf. Jedenfalls sah er danach aus. Oder ein Warg? Es war Dunkel und nicht überall war Licht, am Ende war es aber auch egal. Mit dem Knüppel in der Hand konnte er wohl kaum etwas gegen dieses Untier ausrichten, dass aus irgendeinem Grund sich dafür entschieden hatte im Tempel der Melitele auszutoben. In Position zu bringen, dafür hatte er keine Zeit. Liam hatte eigentlich nicht einmal Zeit um irgendetwas zu sagen oder zu rufen. Die Eindrücke, die durch seine Gedanken schossen, dauerten ja auch nur Milisekunden und als die ganze Sekunde um war, da riss der Wolf oder Warg Liam bereits mit sich zu Boden.

Hart schlug er auf, spürte die rauen Holzdielen unter sich und blinzelte. Sterne tanzten ihm vor den Augen, war der Aufprall sehr unerwartet gekommen. Als der Moment der Benommenheit nachliess, fand sich von Alensbach Auge in Auge mit dem Wolf wieder. Augen, die er glaubte, schon gesehen zu haben. Doch er wusste nicht wo. Oder es war gerade schlichtweg unwichtig, darüber nachzudenken. Sein Leben nämlich, hing gerade von etwas ganz anderem ab.

Ruhig bleiben. Er zwang sich dazu ruhig zu bleiben. Atmen. Aber es war gar nicht so einfach zu atmen. Erst wusste Liam nicht warum, dann aber spürte er das Gewicht auf seiner Brust. Der schwarze Schatten drückte ihn mit einer Tatze zu Boden, nur wenige Zentimeter über seinem Gesicht schwebte der mächtige Wolfsschädel. Liam sah seine Fänge, die hell schimmerten und durch die er ein unheilvolles Knurren ausstiess viel näher, als es ihm lieb war. Von den Lefzen tropfte der Speichel auf Liams nackte Brust, seinen Hals, sein Gesicht. Ruhig bleiben. Und dann... liess der Schwarze von ihm ab. Einfach so, ohne ihm etwas anzutun. Als würde er über einen Welpen steigen, der halt im Weg rumlag.

Der Ritter blieb noch einen Moment liegen. Hinterher! War der erste Gedanke. Alles dreht sich, der zweite. Zu schnell aufgestanden. Und wieder flachgelegt worden. Zu schnell für seinen Kreislauf, der noch ein paar Stunden Schlaf nötig hatte. Der Orden. Er musste den Orden verständigen und zusehen, dass seine Brüder aus den Betten kamen um in der Stadt nach dem Wolf ausschau zu halten. Dass er Liam verschont hatte, musste Glück gewesen sein. Einfach nur unverschämtes Glück.

Der Flammenrosenritter rollte sich auf die Seite und begann sich auf die Beine zu kämpfen. Ihm war übel, aber das durfte gerade nicht sein. Es gab wichtigeres zu tun. Die Wand musste ihm gerade helfen und er war dankbar sie an seiner Seite zu wissen.

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Donnerstag 29. Februar 2024, 19:59
von Avarion DeSpaire
Gegen Mitternacht war Ion eingeschlafen, über einem Bericht mit Portalsichtung. Sein magisches Licht leuchtete noch immer über ihn und spendete seinen Haaren Licht. Diese lagen über das Pergament verteilt wie ein silberweißer Vorhang und schienen zu schimmern.
Die erste Randale hatte er aufgrund der Entfernung schlicht nicht gehört. Erst als die Tür samt Rahmen und Mauerwerk in den Flur polterte schreckte er aus seinem Schlaf hoch. Etwas fahrig sortierte er die Pergamente neu, die mit seinem Gewicht in die Höhe gerissen wurden. Als nächstes legte er ein Tuch über die Kugel um das Licht zu dimmen.
Wieder drang Lärm bis zu ihm in die Bibliothek und stirnrunzelnd erhob er sich. Die Kugel samt Tuch nahm er mit sich und schlich in Richtung Tür. Als er die Tür öffnete drang gerade das dunkle Knurren eines Hundes durch den Gang. Mit einer Mischung aus Irritation und böser Vorahnung setzte er einen Fuß auf den Flur hinaus und bewegte sich den Gang entlang.
Das Licht seiner Kugel beleuchtete den freien Bereich vor der Bibliothek bis an die gegenüberliegende Wand. Das Geräusch war durch den Gang zu den Quartieren zu ihm gedrungen. Langsam bog Ion um die Ecke und sah am Ende … ihm stockte der Atem.
Als erstes sah er die Überreste der Tür zu Jarels Zimmer, dann etwas weiter einen Mann am Boden liegen. Ob dieser noch lebte oder nicht konnte Ion nicht sehen. Dann sah er den worgen , schwarz wie die Schatten die ihn am Ende des Ganges verschlucken wollten. Ohne weiter nach zu denken ging Ion weiter, das Licht über seinen Kopf haltend, damit er sich nicht selber blendete. „Bitte sei nicht Tod.“ murmelte er und beeilte sich die letzten Schritte um zu Liam, den er als den Mann am Boden identifizierte, zu gelangen. Kein Blut. Ein gutes Zeichen.
Ion erreichte Liam, der gerade an der Wand versuchte hoch zu kommen,und ging neben ihm auf ein Knie herunter, legte ihm eine Hand auf den Rücken. „Seid ihr verletzt?“ fragte Ion auf gemein und mit sehr nachdrücklichen Ton. Den Blick ließ er auf den Gang gerichtet.

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Donnerstag 29. Februar 2024, 20:24
von Erzpriesterin Varelia
Die Erzpriesterin lag in tiefen Opiumträumen und bekam von dem Aufruhr unter ihrer Kammer nichts mit. Einige ihrer Priesterinnen allerdings erwachten von dem Krach und Ion nach folgte Philippa im Nachtgewand, sowie die junge Novizin Regina. Letztere stoppte am Zimmer Jarels und schlug die Hand vor den zu einem stummen 'O' aufgesperrten Mund. Philippa war schon weiter auf das Licht zugeeilt.
"Bei der Mutter...", begann sie gerade, dann wurde sie des Schemens gewahr, der sich in den Schatten massig bewegte. Phillippa wich leise einen Schritt zurück, Regina allerdings, die gerade ebenso zu ihnen eilte, stieß einen langen, spitzen Schreckensschrei aus und rannte Hals über Kopf den Weg zurück, den sie gekommen war.

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Donnerstag 29. Februar 2024, 20:40
von Melanie Johnston
Melanie war nach dem 'Zwischfall' und der, nicht so nach ihren Wünschen verlaufenen, Unterhaltung mit Iola, wieder in ihrem Quartier verschwunden. Sie hatte sich zwar hingelegt, aber der Schlaf ließ dann doch etwas auf sich warten. Sie nahm noch ein bisschen Gemurmel wahr. Das musste neben an gewesen sein. Solche Stille wie hier hatte sie lange nicht vernommen und es kam ihr beinahe so vor als könnte sie wirklich ihre Gedanken hören. Normalerweise war es nie wirklich Stil in ihrem Kopf gewesen, auch wenn ihre Mitbewohnerin sich meistens zuruckgielt und schwieg. Sie war zwar immer da und griff in den allerselensten Fällen ungefragt ein. Letztlich war das aber nie unwillkommen gewesen. Wer würde sich schon dagegen wehren wenn ein schutzendes Schild sie davor bewährte zerquetscht zu werden. Eben... Niemand. Sie fragte sich nur wie es nun mit solchen Interventionen aussehen würde. Immerhin schien sie zwar da, aber doch entfernt. Aber all das waren Überlegungen die erstmal in weiter Ferne waren. Zumindest dachte sie das.

Jetzt als das Chaos in Gang kam schlief sie, zumindest anfangs schlief sie, als die Tür splitterte war sie hellwach und saß aufrecht im Bett. Noch immer verwirrt, da sie das Geräusch nicht zuordnen konnte. War das nun einer Ihrer lebhaften Träume oder Wirklichkeit. Die Antwort kam abrupt in Form eines beunruhigende Grollens. Sie schwang die Beine vom Bett. Kurz drehte sich alles in ihrem Kopf und sie hielt diesen als könnte sie so die Welt davon abhalten sich zudrehen. Möglichst leise ging sie auf Zehenspitzen zur Tür und legte das Ohr an diese. Es fühlte sich für sie fast so an als konnte sie die Atemzüge durch die Tür spüren, zögerlich schaute sie kurz auf den Flur. Sie beobachtete das große schwarze Tier dabei wie es über dem Körper der auf dem Boden lag verweilte. Ihr entfuhr ein leises ersticktes Keuchen und schlug sich die Hand vor den Mund. Oh fuck... Melanie zog sich langsam und bedächtig vom Schlüsselloch zurück und konnte nur hoffen das das Ungetüm sie nicht gehört hatte. Denn bei einem Blick durch das Zimmer war die einzige Waffe die sie fand, der Leatherman in ihrem Rucksack. Und an den kam sie nicht mal, ohne etwas Zeit zu haben, heran. Hören konnte man ihre Stimme draußen im Flur direkt vor der Tür aber sicherlich.

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Donnerstag 29. Februar 2024, 21:07
von Jarel Moore
Der Worg war unterwegs mit eiligem Schritt das Gebäude zu verlassen und bog gerade um die Ecke vor dem Behandlungsraum, als er innehielt.
Besser gesagt er fuhr regelrecht zusammen, legte die Ohren an, stellte den Kragen auf, machte sich groß und drehte den riesigen Schädel und dann den muskelbepackten Körper langsam in dem engen Gang um, was ihm nur möglich war, da er gerade auf der Wegkreuzung der beiden Gänge stand.
Das Tier fixierte jemanden. Jemanden, den es kannte, dessen Stimme und Geruch es mit etwas eindeutig unangenehmen assoziierte, denn seine Körpersprache änderte sich schlagartig.
Den Kopf hoch erhoben, die Ohren gerade aufgestellt und nach vorn ausgerichtet, die Rute gesträubt nach oben gestreckt, die Lefzen so hochgezogen wie es nur ging und zwei Reihen messerscharfer Zähne präsentierend, knurrte der Worg eine bestimmte Person an: den Elfen, der gerade eingetroffen war.
Warum das Werwesen gerade auf den „Magus“ so reagierte, wussten nur der Wolf und er. Oder besser: Der Wolf und die zweite Person, die den Elfenkörper bewohnte, denn genau diese zweite Person hatte bei dieser sich anbahnenden Katastrophe die Finger im Spiel und der Schwarze spürte das instinktiv.
Aber er griff nicht an, sondern ging langsam Schritt für Schritt rückwärts auf die Tür zu.

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Donnerstag 29. Februar 2024, 23:03
von Liam von Alensbach
Liam, der nicht mehr nur mit Hilfe der Wand sich endlich hochrappelte, sondern auch durch Ion - der ihm kurz zu Hilfe geeilt war, murmelte etwas, dass man entfernt als ein Dank werten konnte. Ja, er war wohlauf. Jedenfalls soweit, dass der Elf ihn stehen lassen konnte, ohne Angst haben zu müssen, dass der Ritter wieder den Boden küsste. Einen Moment inne halten - obwohl er den Moment nicht hatte - dann die Erkenntnis, dass er ja nicht der einzige Flammenrosenritter hier war. Jarel.

Liam stürzte los, dabei hatte er Glück, dass die Kammer des Bruders ja nicht weit vom Behandlungszimmer entfernt war. Doch als der Ritter dort ankam, erstarrte er ein weiteres mal. Der Durchgang war komplett zerstört, die Tür genauso wie der Rahmen. Mit einer üblen Vorahnung betrat er das Zimmer und blieb stehen. Er spürte sein Herz in der Brust hämmern, das Blut in den Ohren rauschen und blinzelte das Gefühl der Ohnmacht beiseite. Hier war keiner. Hier war kein Blut. Keine Überreste. Kein Jarel. Nichts. Aber Chaos. Liam drehte sich um die eigene Achse und verstand nicht, was er sah. Bis sein Blick abermals auf die Tür fiel und da spürte er es. Die eisige Faust in der Magengrube. Die Tür war nicht von aussen nach innen geborsten, sondern von innen nach aussen. Er presste sich die Handflächen auf die Augen. Blödsinn. Aber als er wieder hinsah, hatte sich nichts verändert. Noch immer wies alles darauf hin, dass von hier etwas nach aussen gestürmt war und dabei die Tür mitgerissen hatte.

Sein Ordensbruder war nicht hier. Und zerfetzt war er auch nicht. Durcheinander und mit dem Glauben geistig umnachtet zu sein, taumelte der Flammenrosenritter wieder aus der Kammer. Er musste den Orden verständigen. Lothar. Sofort. Das war sein nächstes Ziel - wie auch immer er dorthin kommen würde.

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Freitag 1. März 2024, 10:17
von Avarion DeSpaire
In einer beschwichtigen Geste hob Ion beide Hände und versuchte es irrer Weise erst einmal mit Reden. Mit jedem Schritt, den der Worg vor ihm zurück wich, folgte er, so das Abstand zwischen den beiden sich nicht verringerte. "Beruhig dich." waren dabei die ersten Worte, die ihm einfielen. "Du kannst nicht gehen. Hier leben zu viele Menschen in der Gegend." Den Schaden den er anrichten würde, war nicht auf zu denken. Ganze Dörfer nieder gestreckt, unabhängig von Alter oder Geschlecht. Und rein um Hunger ging es dabei nicht. Es war das tollwütige Tier in dem Tier das sich nicht zügeln konnte und in seiner Raserei alles nieder mähte. Aber wohin und was nun? Der Worg konnte nicht hier drinnen bleiben und raus lassen wollte Ion ihn auch nicht. Im Schutze der Nacht wäre er schneller verschwunden als er Nacht sagen könnte.
In Gedanken ging er die Optionen durch. Versuchen zu Jarel durch zu dringen war eine, doch wie war der letzte Zustand des Ritters gewesen, bevor dieser sich verwandelt hatte? Wahrscheinlich schlafend. Und doch schien der Worg Ion zu erkennen, oder irgendetwas an ihm wieder zu erkennen. 'Du bist echt ein Held. Kannst du mir mal verraten, wie wir das jetzt wieder in den Griff bekommen'
'warum regst du dich auf, sie wollten es doch so. Ich habe ihnen nur einen Wunsch erfüllt.' Kurz verdrehte Ion genervt die Augen.
'Das ist das Problem mit dir. Du denkst NIE über die Konsequenzen nach, und andere dürfen das für dich ausbaden.' Dann zuckte er mit den Schultern. 'Es ist nur eine Tür zerstört. Und niemand wurde verletzt.'
Da Ion eh schon die Hände erhoben hatte, blieb er tatsächlich kurz stehen, stemmte die eine Hand in die Hüfte, während er mit der anderen sich angestrengt über die Nasenwurzel fasste. 'Als ob ich gegen eine Wand rede. Wir sind hier nicht zu Hause, wir sind zu Gast.'
Langsam richtete er seine Konzentration wieder auf den Worgen und folgte ihm weiter, nun aber in einer leicht anderen Haltung. War sie vorher noch beschwichtigend mit erhobenen Händen. So war er nun in einer alarmierten Haltung, bereit zu reagieren, wenn es der zu groß geratene Schoßhund tun würde. 'Wenn du schon nicht helfen willst, und ich wette das willst du nicht, dann stör mich nicht.'
Wieder seufzte er kurz. 'Du brauchst etwas, das Jarel triggert.'
Den Worgen weiter im Auge behaltend verzog er kurz das Gesicht. 'Ja klar. wir machen es noch schlimmer.' Und dann kam die Erkenntnis hinter den Worten. Toralar hatte von Jarel und nicht von dem schwarzen gesprochen. Aber wer kam in Frage? Die Antwort gefiel Ion überhaupt nicht, bedeutete es jemanden in die Gefahrenzone zu holen. Und ihm fielen nur zwei Leute ein, die Jarel etwas bedeuteten. Slava und Iola. Aber wo war Slava? Er hatte nicht die geringste Ahnung. "Liam." rief er laut. "Holt Iola." Bevor der Ritter reagieren konnte, wiederholte er seine Bitte. Laut und eindringlich. "Fragt nicht. holt Iola. Sie ist die einzige..." 'die gerade anwesend ist.' "... die zu Jarel durchdringen kann." Gott wie sehr er das bereuen würde. Seine Gedanken überschlugen sich. Sollte das nicht klappen. würde er zu härteren Mitteln greifen müssen. In erster Linie hieß es den Worgen aufhalten.

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Freitag 1. März 2024, 19:28
von Erzpriesterin Varelia
Schwester Agnes prallte alarmiert von dem Schrei Reginas in diese hinein. In der Hand hielt sie einen Prügel, der aussah, als hätte sie ihn einfach aus einem Stapel Feuerholz gezogen und genauso war es. Ihr folgte Dina mit einem Schürhaken in der einen und dem Kehrblech in der anderen Hand. Die Frauen einer besetzten Stadt wussten sich zu wehren, auch wenn sie Priesterinnen waren. Immer mehr Türen öffneten sich und auch im Treppenaufgang zum zweiten Geschoss erschienen bleiche Gesichter.
"Ein Monster! Ein riesiges, schwarzes Wolfsmonster! Es hat den armen Ritter gefressen! Melitele sei seiner Seele gnädig!", jammerte Regina unter Strömen von Tränen. "Wecke Mendel und Jusuf. Die Waffen der Ritter, schnell.", befahl Agnes, schob Regina in Richtung des Ausganges und ging vorsichtig in den Gang zu den Quartieren hinein. Bei Jarels Tür kam ihr der andere Ordensritter entgegen, bleich wie der Tod. Und angesichts des Chaos wurde auch Agnes schnell klar, dass hier niemand eingebrochen war. Dann schallte auch schon die Stimme des Magus durch den Korridor, der ... nach Iola verlangte? Zu Jarel durchdringen?
Als nächstes vernahm sie Philippas Organ, die nachdrücklich widersprach: "Auf keinen Fall werdet Ihr das! Das Mädchen verliert ja sein Kind vor Schreck! Seid ihr von Sinnen!", und sie klang, als solle es nur einer wagen, an ihr vorbei zu Iola zu wollen, was faktisch zwar Unsinn war, da der Ritter näher an den Zellen stand, aber der resoluten Schwester herzlich gleichgültig. Agnes allerdings stand zwischen Liam und dem Zugang zu den oben gelegenen Zellen. Als sei sie Philippas verlängerter Arm, hob sie ihren Prügel. Selbst oft genug vor der Grausamkeit des Ordens geflohen, hegte sie weniger Skrupel, ihre Pflichten als Priesterin zu "vergessen" und Dina... nun ja.

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Freitag 1. März 2024, 20:27
von Melanie Johnston
Irgendwas war nicht in Ordnung. Schwer zu übersehen war mit der Situation etwas so gar nicht in Ordnung. Aber das was nicht in Ordnung war, war die Tatsache das sie Angst verspürte, daß war früher schon so gewesen, aber sie hatte sie immer überwunden wie jeder andere Mensch auch. Oder eher wie viele andere Menschen. Das war anders gewesen als sie die beiden Tanto bekommen hatte und sie erfahren hatte das sie verflucht waren. Das der Fluch sich auf ihre Mitbewohnerin bezog und sich auf Melanie auswirkte. Auf Melanies Äußeres auf Melanies Emotionskontrolle. Einiges hatte sie da verloren, einiges hatte sie gewonnen, aber im Grunde war sie weniger ein Mensch gewesen. Und das war jetzt irgendwie anders. Aber wie sooft, jetzt war etwas anderes wichtiger und so wie es schien streifte es durch die Gänge des Tempels. Sie sammelte schnell ihre Klamotten ein, zu ihrer Freude waren sie wieder trocken, und zog Lederhose Rollkragenpulli und Stiefel an. Eine Waffe hatte sie immernoch nicht aber sie würde schon etwas halbwegs sinnvolles finden.
Also trat sie nun wieder bekleidet in den Flur, sie hatte ja gesehen und gehört das dort nun andere Leute waren. Und erst als sie schon draußen war fiel es ihr ein, der Babbelstein. Diesmal jonglierte sie nicht tollkühn damit herum, aber sie musste ihn tatsächlich suchen. Und das in dem kleinen Zimmer. Sie steckte ihn in die Hosentasche und kam wieder in den Flur. Einige der Schwestern hatte sie schonmal gesehen, den offensichtlich verwundeteten Mann auch, das war der Ritter aus dem Wald. Und am einen Ende des Ganges den Iola gerannt war, da war Ion der Elf. Er rief irgendwas, aber sie hatte den Stein noch nicht in der Hand und verstand dementsprechend nur den letzten Teil. Zu Jarel durchdringen...? Das ergab irgendwie keinen Sinn. Auch das was die Schwestern da riefen... Iola vor den Wolf stellen... Das ergab überhaupt keinen Sinn. Wollte hier jemand Iola opfern. Das wiederum, auch wenn sie keine Ahnung hatte was hier wirklich vor sich ging, würde nur über ihre Leiche passierem.
Sie schaute sich verwirrt in den Gängen um. Allerdings wurde sie auch ebenso verwundert angesehen. Für alle anderen musste sie nun wirken wie eine Fremde. Eine noch fremdere. Statt schneeweißen Haaren waren es nun goldblonde. Statt tattoowierten Händen waren sie nun ein bisschen mehr als leicht gebräunt und ohne Bilder auf der Haut. Und vorallem war ihre Haut im Gesicht nicht mehr so kränklich hell. Sie musste wie eine ganz andere, auch mehr als 10 Jahre ältere Frau aussehen. Und sie schien noch weniger Ahnung zu haben was hier eigentlich los war als alle anderen. "Was ist hier los?" rief sie auf japanisch, da sie gerade vollkommen durcheinander war und dieser Teil an ihr im Moment mehr Platz wieder einnahm in ihrem Kopf.

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Freitag 1. März 2024, 21:31
von Svettele Fini Banik
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von: oben
Datum: 03:41 Uhr, 31. August 1278, Dienstag
betrifft: wer mag
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Fini hatte gut geschlafen. Das Rumpeln der Türe war zwar angekommen, wurde aber mit Liams Stimme der Beruhigung ‚draußen hört man Nachts viele Geräusche, die aber alle ganz normal sind‘ verdrängt. Die Reste des Schlaftrunks führten dazu, dass sie erst mit dem Schrei Reginas wirklich wach wurde. Fini war ja gar nicht draußen irgendwo im Wald, sondern im Tempel in Wyzima und der Schrei war voller Angst, Furcht, Panik und Entsetzen. Nekkerdreck! Fini war plötzlich wach.

Ihre Zimmergenossin auch, aber diese saß bleich im Bett, hatte die Knie an sich gezogen und stammelte davon, dass die Nilfgaarder kämmen. Nein, die sind schon da. Die Priesterin war offenbar in einer Art Schock. Erinnerung an den Krieg. Aber ihr fehlte nichts und so lange sie dort sitzen blieb war sie sicher – hoffentlich. Finis Gedanken begannen zu rasen, der Lärm kam von unten. Rufe. Ein Monster? Es hätte den Ritter gefressen? LIAM? Nein, nicht ihr dicker Ritter!!

Eine Waffe. Sie brauchte eine Waffe. Liam hatte angemerkt im Zweifel eine Waffe, auch ihr Prinz war ähnlicher Meinung gewesen und gestern hatte sie ein Seemonster mit Steinen beworfen. Also worauf wartete sie? Sie würde schon etwas finden und die Göttin ihr Herz stärken, nur die Ruhe bewahren. Zügig verließ Fini ihre Schlafzelle und schnappte sich aus der nächsten Kammer einen Besen, an den hatte sie sich erinnert. Sie war barfuß und kaum bekleidet. Sie trug nur einen hellen Nachtmantel, den sie halbherzig mit dem Gürtelband geschlossen hatte. Ihren dicken Zopf hatte sie für die Nachtruhe gelöst, sodass ihre langen Haare offen und wirr auf den Rücken und ins Gesicht fielen. Aber sie hielt den Besen geübt vor sich, als sei dieser ein Speer oder Stab.

Sie musste nach Liam sehen! So stürmte sie die Treppe hinunter und wollte zum Behandlungsraum, aber der Gang durch die Quartiere war verstopft: Dina alleine hätte es geschafft, aber es waren noch mehr dort. Lange dachte Fini nicht nach: sie schlüpfte raus in den Säulengang, hielt sich rechts und spähte durch das andere Tor wieder ins Haus. Einen spitzen Schrei des Erschreckens konnte sie nicht unterdrücken. Was für ein dicker Wolf. Warg. Was auch immer? Es passte ja kaum in den Gang. Aber hatte es gerade in ihr Richtung geschnüffelt?

„Gütige Mutter, Tochter und Alte, steh mir bei.“ ,Die Waffe zwischen Dich und den Feind.‘ Fini schob den Besen leicht vor. Ihr Herz raste, halb schloss sie die Augen und ihre Lippen begannen zu flüstern: „Tochter und Jungfrau, schenke mir Deine Unbekümmertheit, Deine Liebe und Dein Lächeln. Deine Freundlichkeit erfüllte mein Herz. Gib mir Mut, um Liebe zu geben. Gib mir Kraft, um Freude zu schenken. Sein mein heller Stern, nimm mir die Sorge und zeigte der Welt durch mich Deine Güte.“

Als die Priesterin ihre Augen wieder öffnete, funkelnden diese mit einem leichten goldenen Schimmer und ein kurzer Windhauch schien durch ihr wallendes Haar zu fahren, es einige zu glätten. Sie zitterte hinter der halb offenen Tür, aber die Göttin würde sie schützen und auch diesem Wesen einen friedlichen Weg zeigen könnten. Hoffte Fini zumindest, denn in ihr war die Göttin.

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Freitag 1. März 2024, 22:19
von Jarel Moore
Menschen. Viele Weibchen plötzlich, alle laut und bedrohlich.
Und natürlich der oberbedrohliche mit dem seltsamen Geruch.
Schritt für Schritt setzte der Worg den Weg rückwärts in Richtung Tür fort, setzte angespannt Tatze um Tatze auf den Boden, so weit zurück wie er nur konnte. Raus. Er wollte Raus.
Doch die Tür war geschlossen. Er würde nicht rauskommen. Zumindest nicht einfach. Umdrehen war nicht möglich. Zumindest nicht ohne lange ungeschützt dem Gegner den Rücken zuzudrehen.
Nun? Angreifen? Angreifen!
In eben diesem Moment eines dieser schlimmen Geräusche hinter ihm und dann…die Tür war offen. Und so bedrohlich war es gar nicht.
Einem seltsamen Gefühl folgend bewegte sich der Worg weiter rückwärts und Fini schob sich ein riesiger, pelziger Hintern rückwärts entgegen.