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Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Dienstag 30. April 2024, 10:59
von Svettele Fini Banik
Ja, sie hätte nicht gucken sollen. Das weiß sie, weshalb auf den strafenden Blick ein Entschuldigender folgte - ebenso kurz. Um Moore würde sie sich kümmern und es ihm ausrichten. Ein Bad, Quartiere, Mendel und dann Iola, mal sehen in welcher Verfassung diese war. Man hatte ihr gesagt, sie wäre auf ihr Zimmer gegangen, um sich auszuruhen. Nach der Nacht durfte das jede, eine Schwangere sowieso. Dort würde sie sie finden, aber erst… den Wolf raus putzen. Ein wenig mulmig war der Priesterin schon, aber sie fand ihre Zuversicht in ihrer Göttin. Sie war mit ihr gewesen, sie würde es wieder sein.
Fini nahm Platz als sie dazu auffordert wurde und ließ den Gedanken gehen. Als sie saß, stellte sie fest, dass auch sie müde war. Für ein paar Augenblicke war sie geneigt sich mehr in den Stuhl zu lümmeln als angebracht war, bevor sie sich wieder aufrappelte. Hatte sie sich je gefragt, was das Sinnbild des Männlichen ist. Sie hatte zumindest…
„Ich hab mal von einem druidischen Kult gelesen, der die Zeugungsfähigkeit in Form von einer Art Mann-Widder verehrt. Aber da spielte das Vatersein weniger eine Rolle. Nur beim Samenverteilen sind sie gerne dabei. Natürlich braucht ein Kind beides, es braucht Vorbilder, es braucht Zuneigung, ein Zuhause, genauso von einem Vater… nur sehen das nicht alle Väter so.“ Ihr Vater war… genervt davon, dass er so viele Töchter hatte und nur zwei Söhne. Eigentlich hatte er nie viel Zeit für sie. Es waren doch mehr die Geschwister gewesen, die einen haben gedeihen lassen. Oder auch nicht. Nachdem ihre Ehre aus dem Dorf geritten war, war sie ihm nicht mehr viel wert.
„Ob die Jungs, die die Enthaltsamkeit gewählt haben die besseren Väter sind, weiß ich nicht.“ So ganz verhindern können ein paar Worte zu lesen hatte sie nicht. „Aber… ich habe am Sonntag ihre Mittagsmesse besucht und der Predigt gelauscht, die L… seine Exzellenz wohl eher spontan selbst gehalten hat. Es ging um den Hirten und dass er jedes Schäfchen der Herde als wichtig erachtet und auch die Verloren sucht.“ Ob das eine Vorahnung war? Oder einfach nur Zufall? „So viel… Wärme hatte ich dort nicht erwartet.“
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Mittwoch 1. Mai 2024, 10:39
von Erzpriesterin Varelia
Varelia schmunzelte leicht, während sie Schwester Svettele ihre Gedanken formulieren ließ. Offenen Geistes und offenen Herzens zu bleiben, war gebunden an eine bestimmte Religion und deren Auslegung oft nicht leicht. Dann kamen die eigenen Lebenserfahrungen dazu und meißelten Ansichten endgültig in Stein. Das passierte den meisten Menschen zwangsläufig und war zum Teil auch wichtig, um den eigenen Platz in der Welt zu kennen, eingebunden in ein moralisches Gefüge, das man selbst als richtig erachtete. Hinter diese steinernen Bilder zu blicken oder andere Blickwinkel einzunehmen, fiel den meisten Menschen sehr schwer.
Varelia blickte Svettele an und hob leicht die Brauen. "Gute Väter müssen nicht unbedingt die Erzeuger der Kinder sein. Ich kannte einmal eine Elfe, die eine sehr interessante Theorie zum weiblichen Zyklus und Vaterschaft hatte." Sie erhob sich und zog nach kurzem Suchen eine sehr alte Pergamentrolle aus ihrer kleinen Privatsammlung an Büchern und Schriften. Vorsichtig entrollte sie das Dokument. Der obere Rand war eng beschrieben, der Dialekt schwer zu lesen. Unter den Absätzen aber gab es ein Bild, das auf den ersten Blick jenen Abbildungen Meliteles ähnelte, das man aus den Schriften kannte: drei Frauen, eine jung, eine mittleren Alters und eine Greisin. Nur war ihre Aufmachung ungewöhnlich. Die Jungfrau trug eine leichte Rüstung, Bogen, Pfeile und Kurzschwert, an ihrer Seite ein großer Hund. Die Mutter war in weite Gewänder gehüllt und blickte den Betrachter streng in die Augen. Die Alte trug einen schwarzen Kapuzenmantel und eine Sichel, ihr faltiges Gesicht wirkte bedrohlich.
"Es gab eine Zeit, da sah man Melitele in ihren drei Aspekten anders. Die Jägerin - eine Jungfrau, die ihre Jungfräulichkeit mit Schwert und Bogen verteidigt. Sie galt als Beschützerin aller Kinder und der jungen Frauen. Die Schrift beschreibt sie als zornige, ungestüme Göttin, die auch schon mal Krankheiten brachte. Im sie zu besänftigen, griff man sogar zu Menschenopfern. Dann die Mutter, allerdings im Sinne der Familienherrin. Sie ist die Hüterin über die Ehe, die Sexualität und die Geburt. Auch ihr wurde Strenge nachgesagt, vor allem wenn es um unehelichen Geschlechtsverkehr ging war sie höchst ungnädig. Und zuletzt die Schwarze, die mit ihrer Sichel den Lebenshauch vom Körper trennt. Meine Großmutter verwendete sie noch, um Kindern zu drohen." Sie hob in einer gespielt drohenden Geste den Zeigefinger und schüttelte ihn. "Seid brav, sonst holt euch des Nachts die Schwarze Frau." Sie schmunzelte wieder. "Sie war ein Bild für den Tod, aber auch Trösterin und Gnadenbringerin." Varelia hielt inne und betrachtete die blassen Linien, überflog den Text und wies dann auf eine Stelle. "Hier. Die Mutter hatte stets ein Feuer zur Seite. Damals gab es zwar schon einen Kult um das Ewige Feuer, doch seine Auslegung war ebenfalls etwas anders als heute." Sie lehnte sich auf eine Armstütze ihres Stuhls. "Langer Rede, kurzer Sinn: bei ins wie beim Ewigen Feuer wird es immer einen Wandel geben, getrieben von denen, die die alten Schriften auslegen. Es ist für mich deshalb nicht überraschend, dass du auch im Tempel des Ewigen Feuers Wärme entdeckt hast. Leider ist das freie Selbstdenken ein rares Gut unter den Brüdern, denn es ist nicht ganz ungefährlich, wie du dir denken kannst." Sie schob das Pergament beiseite, damit Svettele es weiter studieren konnte, falls sie wollte und widmete sich wieder ihrem Brief.
"Hast du einen Vorschlag, wie ich seine Exzellenz also wärmstens darum bitten kann, einem seiner Ritter den Übertritt zu unserem Glauben zu erlauben?" Sie nahm einen Schluck Tee und dann die Feder.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Donnerstag 2. Mai 2024, 09:52
von Svettele Fini Banik
„Ja, ich habe von einer Singvogelart gelesen, bei der es üblich sei, dass sich das Weibchen zwei Partner sucht: Einem zum Erzeugen und dem Anderen zum Aufziehen des Nachwuchses. Wobei der letztere im Glauben gelassen wird auch Erzeuger zu sein.“ Vielleicht haben Vögel einfach mehr Ahnung. „Die Blutsverwandtschaft ist wohl nicht so wichtig, um ein Zuhause zu geben. Gibt es denn einen Kult, der den Aspekt des fürsorglichen Väterlichen anhängt? Mit weniger Beschützer, Ernährer und Hausherrteil?“
Altes Pergament konnte die junge Priesterin sehr begeistern, ehrfürchtig betrachtete sie es und ließ sich die Interpretation durch den Kopf gehen. „Hm. Der Sex in meiner Ehe war langweilig bis schlecht. Aber Mutter Nenneke hat uns beigebracht wie man mit dem Bogen umgeht. Und ein Hund? Glaubt Ihr, dass Moore noch meine Tempelwache in Nowigrad werden kann?“
Sie hatte weiterhin keine Ahnung wie es dort sein wird. Sie war davon ausgegangen auf sich allein gestellt zu sein und viel trotzen zu müssen. Wobei Liam ihr bereits seine Hilfe angeboten hatte. Sie musste bei dem Gedanken an ihn sanft lächeln. „Liam… Ritter von Alensbach und ich wir haben in einem kleinen Dorf wenige Tagesreisen von Ellander entfernt, gemeinsam einen Schrein geweiht. Schließlich ist das Herdfeuer eines der ältesten ewigen Flammen, oder nicht? Ich hoffe die spontane Zeremonie hat den Menschen im Dorf neue Zuversicht gegeben und es war sehr schön etwas gemeinsam zu schaffen. Deshalb...“ Sie zuckte leicht mit den Schultern.
„Ihr formuliert Eure Bitte an den Großmeister so ähnlich wie mir eben?“ Fini dachte an ihre unerwartete Begegnung mit diesem und auch seinem späteren Besuch hier im Tempel. Melitele muss sich etwas dabei gedacht haben, dass sie ihn zufällig so kennenlernen konnte. „Ich denke, Lothar ist ein guter Vater, ein sorgender.“ Oder wäre? Wenn er die Chance bekommen hätte? Als sie ihm die Nachricht brachte, das seine Tochter abgereist ist, nahm er es mit Fassung, aber das hatte die Umgebung erfordert. Er hat einen Orden an der Backe. „Aber ist das möglich? Ich dachte, den Orden kann man nur mit Füßen voran verlassen? Statt mal eben zu konvertieren?“
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Donnerstag 2. Mai 2024, 21:25
von Erzpriesterin Varelia
Kein weiteres Wort gesellte sich auf das Papier. Varelia tauchte nicht einmal die Feder ein, statt dessen betrachtete sie das Profil der Jüngeren, die ihr gerade im Nebensatz eröffnete, sie habe mit enem Ritter des Ordens eine gemeinsame Weihe vorgenommen. Nachdenklich zog sie die Brauen zusammen, dann milderte sich der Ausdruck wieder etwas. "Ich kann solche Handreichungen nur befürworten. Sei nur vorsichtig, Kind. Nowigrad ist weit von Ellander und es ist nicht Wyzima. Mit Ritter von Alensbach hast du sicher einen guten Verbündeten und Ritter Moore... Tja, wir werden sehen. Ich denke, von Alensbach werden wir kaum zur Tempelwache bekommen. Nichtsdestotrotz halte ich es für ratsam, dem Orden zunächst das Gefühl zu geben, sie hätten ein wachsames Auge auf dich. Das wird ohnehin geschehen und dann ist es doch gut, wenn wir das Auge wählen, nicht." Sie lächelte ein wenig traurig. Politik. Sie war eigentlich nicht zum Glauben der Melitele gekommen, um sich mit derlei Dingen zu beschäftigen.
Ihr Blick fiel erneut auf den unfertigen Brief. "Du meinst: Ich bitte wärmstens darum, den Ritter Jarel Moore in die Dienste des Tempels der Melitele zu Nowigrad zu übersenden? In der Art?" Sie klang allerdings nicht überzeugt. Vielleicht doch Apfelkuchen, Tee und vier Augen...
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Freitag 3. Mai 2024, 14:31
von Svettele Fini Banik
Nun musste auch die junge Priesterin seufzen. „Ich hatte gehofft, ich kann in Nowigrad mich vorerst von der naiven Landeiseite zeigen, mich um die Mädchen und Menschen kümmern, die der hohen Politik eh unwichtig sind und mich unterschätzen lassen.“ Aber die ehrwürdige Mutter dachte bereits von Augen, die sich auf Einen richten und die man sich besser selbst aussucht. „Ständig einen Flammenrosenritter um mich herum fühlt sich eher an, dass man die Niederlage eingesteht, bevor man überhaupt in die Schlacht gezogen ist. Wo soll eine einzelne Tempelwache überhaupt hin? Bleibt sie wie Mendel und Jusuf ständig am Ort und schläft am Tor?“ Warum musste sie jetzt an eine Hundehütte denken? Sie seufzte nochmal, schüttelte den Gedanken beseite und schaute dann auch auf den Brief. Zumindest ein sehr schöner wortgewandter Anfang.
„Heute Nacht machte der Großmeister den Eindruck, dass er durchaus gewillt ist auf Eure Bitten einzugehen.“ Fini hatte zwar nicht alles mitbekommen, aber… „Ihr habt um Asyl für den Herrn Magus – der hat sich übrigens schlafen gelegt – gebeten und habt es bekommen. Vielleicht sprecht Ihr Eure Fürsprache für Ritter Jarel Moore aus? Eurer Vertrauen in seine… guten Seiten. Dass Ihr ihm Gnade und Vergebung gebt trotz all der Umstände und an ihm glaubt oder…“ Sie verstummte und dachte an die Worte, die sie ihm selbst gestern Abend noch gegeben hatte: „Alleine als Kind der Göttin hat er bereits unser Vertrauen, wir sind ihm Ohr und Schulter und… ach.“ Irgendwie hätte sie jetzt gerne einen Schnaps, sodass ihr Blick durch den Raum flog. „Er hatte mich gestern Abend geben, dass ich ihn mit der Hilfe Meliteles heile. Aber ich weiß nicht, ob ich so etwas heilen kann oder ob er überhaupt das meinte.“
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Freitag 10. Mai 2024, 21:31
von Erzpriesterin Varelia
Varelia legte die Feder beiseite und richtete sich in ihrem Stuhl auf. Strenge legte sich auf ihre ganze Haltung und die Züge, als sie Schwester Svettele erneut ansah. "Ich muss Lothar nicht darum bitten, jemandem Asyl zu gewähren und du solltest dies verinnerlichen, denn auch Wenzel von Herrenlohs Einfluss reicht nicht in die Mauern eines Melitele-Heiligtums." In ihrem kurz aufflammenden Ärger vergaß sie doch glatt, über den Großmeister des Ordens mit entsprechenden Titeln zu sprechen. "Das Tempelasyl ist eine Einrichtung, die dafür geschaffen ist, Sicherheit zu bieten und jede Priesterin kann es aussprechen. Leider ist es nicht unanfechtbar und der Orden besitzt die Schlagkraft, sich einen Delinquenten einfach zu holen. In einer Stadt wie Wyzima hätte das vermutlich dramatische Folgen - in Nowigrad..." Sie hob leicht die Schultern. Der Tempel dort stand nicht von ungefähr leer. Der Klerus des Ewigen Feuers wachte eifersüchtig über sein Hoheitsgebiet.
Varelia legte eine Hand auf die der jüngeren Schwester. "Aber ich verstehe, was du meinst. So sei es - es ist von nun an dein Tempel. Versprich mir nur, vorsichtig zu sein." Sie wäre nicht die erste Priesterin ihres Ordens, die als Hexe auf dem Scheiterhaufen endete und anders als hier in Wyzima, würde es wohl kaum einen Aufstand bedeuten.
Sie zog die Hand zurück und betrachtete wieder den Brief. "Jarel trägt viele Wunden, manche könnte man heilen, andere werden wohl ewig schwären. Ich hatte einfach gehofft, mit dem Übertritt zu unserem Glauben, der seinen Herzen viel näher zu sein scheint, könnten sich ein paar davon schließen." Die Wache war ein Vorwand, nicht viel mehr. Varelia hob die Brauen, griff zur Feder und tauchte sie in die Tinte, streifte sie ab.
Wie Ihr Euch sicher denken könnt, geht es um unseren gemeinsamen Schützling Jarel, an dessen gutem Herzen und tiefem Glauben ich weiterhin keinerlei Zweifel hege. Wie man mir versichert hat, ist der unsägliche Fluch vorerst in Schranken gewiesen. Ich bitte Euch daher um ein Treffen. Möglichst kurzfristig und auf neutralem Boden, wie gehabt.
Varelias Schrift war akkurat und sauber, folgte einer unsichtbaren Linie auf dem Papier. Sie warf Sand auf die Tinte und legte die Feder weg.
"Reich mir mal Siegelwachs und Kerze." Wie vielen Klerikern diente auch Varelia ein Ring als Siegel, den sie allerdings an einer langen Kette trug und nun hervor holte, um dem Brief ihre Unterschrift zu geben.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Samstag 11. Mai 2024, 18:54
von Svettele Fini Banik
„Dem weisen Rat der Alten werde ich mich nicht verschließen und ich verspreche vorsichtig zu sein, Mutter.“
Vielleicht ging Fini zu naiv an die Sache ran, aber die Göttin war mit ihr. Das wusste sie und vielleicht waren die Erfahrungen hier genau das, was sie brauchte.
Oder ihre Erkenntnisse. Sie hatte genug mit Liam und Elli über Lothar gesprochen, dass es ihr das Fehlen von Anreden und Titeln nicht gleich auffiel. Elli, die unbekannte Tochter des Großmeisters. Wer weiß, ob ihr dieses Wissen noch helfen würde? Nicht, dass sie es ausnutzen wollte... aber? Zu wissen, dass auch der Orden aus Menschen bestand?
Schwester Svettele lächelte und gab der Mutter das Gewünschte. Ebenso sorgfältig. Ihr selbst fiel es schwer lange eine so deutliche Feder zu führen. Irgendwann wurde sie ungeduldig und die Schrift verschwommener: „Wo ist denn der gewohnte neutrale Boden?“
Oh, sie hatte schon wieder neugierig gelesen. „Als Anregung, falls ich etwas Ähnliches in Nowigrad brauche.“
Sie war dabei aufgestanden, denn sie dachte, dass ihre Unterredung mit der Ehrwürdigen vorbei sei. Eigentlich hatte sie nur kurz Bescheid geben wollen, um sich dann weiter um Vater und Tochter zu kümmern.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Montag 13. Mai 2024, 07:34
von Erzpriesterin Varelia
Schwester Svettele war neugierig, sicher, aber Varelia hätte sie hinaus schicken können, wenn der Brief ein großes Geheimnis gewesen wäre. Statt dessen drückte sie das Siegel in das weiche Wachs und erwiderte: "Eine kleine Bäckerei in der Stadt mit einem reizenden Garten, den Mauern umschließen. Die Hausherrin richtet es so ein, dass wir den Garten stets für uns haben. Und sie macht ausgezeichneten Apfelkuchen." Die Erzpriesterin hob die Brauen, überflog die Zeilen noch einmal und faltete den Brief dann, um ihn ebenfalls mit Wachs zu verschließen.
Mit einer Handbewegung entließ sie die Jüngere und schickte sich an, das Pergament aufzurollen.
"Jarel kannst du sein altes Zimmer zuweisen, mit herzlichen Grüßen von mir, er möge das Chaos in Ordnung bringen, was er dort angerichtet hat. Wo Werkzeug und Material ist, weiß er. Außerdem wird die Arbeit ihn ablenken, das kann ihm nur gut tun.", sagte sie noch, ohne aufzusehen und wandte sich dann ab, um die Rolle im Regal zu verstauen.
Als sie sich wieder umdrehte, lächelte sie, wenn auch etwas müde. "Und vergiss nicht, dir selbst etwas Ruhe zu gönnen.", damit setzte sie sich wieder und widmete sich der Korrespondenz, die am Vortag liegen geblieben war.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Montag 13. Mai 2024, 12:27
von Svettele Fini Banik
„Das werde ich, keine Sorge. Bald sie alle versorgt sind, woher bekommt man eh kein Auge zu.“ Ein leises Seufzen und viel Nicken. Jarel wieder in sein Zimmer, da kann er die Tür zumindest nicht nochmal kaputt machen. Sie hätte ihn ein Stockwerk höher gesteckt, da sind die Fenster größer und es geht weiter raus. Aber dieser Ring soll es ja verhindern. Man wird sehen. Vielleicht auch mal nach Liam sehen, aber der schläft sich hoffentlich aus.
„Klingt sehr idyllisch. Der neutrale Boden.“ Ein ungestörtes Teekränzchen. Mal sehen ob es ähnliches in Nowigrad gibt. Mit der üblichen Ehrerbietung empfahl sich die Priesterin und suchte nach Mendel, dem Schlüsselmeister. Zumindest für diesen einen Schlüssel.
<weiter im Torhaus>
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Montag 24. Juni 2024, 19:33
von Avarion DeSpaire
Von: Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus (Seite 19)
Datum: Dienstag 31.08.1278 gegen Mittag
Betrifft: Erzpriesterin Varelia und andere.
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Ions Weg führte von seinem Quartier geradewegs ins Heiligtum zur Bibliothek, seine Notizen sichern. Auf dem Weg dorthin grüßte er höflich jeden den er traf und trat auch mal einen Schritt bei Seite, wenn jemand geschäftig auf ihn zukam und vorbei musste. An Jarels Zimmer blieb er kurz stehen und warf einen Blick hinein. Irgendwie hatte er den Menschen dort erwartet, fand ihn aber nicht. Unwillkürlich fiel sein Blick als nächstes auf den herausgerissenen Rahmen, folgte der Flugspur bis zur gegenüberliegenden Wand. Dort sah man tatsächlich nur an zwei kleinen schrammen, das irgendwann etwas passiert ist.
Dann eilte er weiter und betrat die Bibliothek. Angemessen leise ging er zu seinem Tisch, an dem er am Abend zuvor alles hatte liegen lassen. Zum Glück fand er den Platz unangetastet vor. Als erstes sortierte er seine Notizen und bemerkte, das er mitten in einem Buch erst eingeschlafen und danach unterbrochen worden war. Nun war es nicht mehr zu ändern. Mit einem leichten Seufzen schlug er das Buch zu und brachte es zurück an seinen zugewiesenen Platz. Danach wurden auch die anderen Bücher zurück gestellt, sowie das Verzeichnis. Die Unterlagen verstaute er ordentlich in seiner Tasche und verließ den Tisch, aufgeräumt und leer.
Als nächstes ging er zum Arbeitszimmer der Erzpriesterin und klopfte an die Tür. Aber es kam kein Lebenszeichen von der anderen Seite, selbst nach dem zweiten Klopfen nicht. Offensichtlich ist sie gerade nicht da.
Etwas ratlos ließ er von der Tür ab und ging zurück durch die Gänge. Als er am inneren Heiligtum vorüber kam, hörte er Stimmen. Leise öffnete er die Tür, spähte mitten in der Messe hinein und schlüpfte dann hinein. Möglichst unauffällig trat er einen Schritt seitlich zur nächsten Wand und lehnte sich dort an, leicht im Schatten stehend um lauschte den Worten, bis die Messe beendet war. Erst dann löste er sich von seinem Platz und ging auf die Erzpriesterin zu.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Donnerstag 27. Juni 2024, 06:12
von Erzpriesterin Varelia
Später am Tag
betrifft: jeder, der nach der Mittagsmesse noch im Tempel ist
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Eine Andacht für die Schwestern und Gläubigen der Stadt zu halten, war für Varelia immer bestens geeignet, um die Gedanken in andere Bahnen zu lenken. Unter den Augen der dreieinigen Melitele konnte sie ihre Sorgen formulieren und ihr Schicksal in die Hände jener höheren Macht legen. Sie bat um Weisung und Führung, um Bestätigung dessen, was sie in den letzten Stunden getan und entschieden hatte, um Kraft für die weitere Wegstrecke. Gerade an letzterem fehlte es ihr zusehends.
Dennoch führte sie ihre Schutzbefohlenen durch die Lieder und Gebete, entzündete Lichter und Rauchwerk, und hörte sich nach der Messe noch diverse Sorgen von Bürgern an. Mittags innerhalb der Woche war es zum Glück nicht ganz so umfassend, da nur wenige Außenstehende zu dieser Zeit ihr Tagwerk liegen ließen. Und wenn, dann für ein Mittagessen.
Zu diesem würde es als nächstes gehen. Die gemeinsamen Mahlzeiten waren fester Bestandteil des Tagesablaufs der Klostergemeinschaft. Doch vorher bemerkte sie einen letzten Bittsteller... Ach nein, es war der Magus des Freiherrn, Ser DeSpaire. Aufmerksam sah Varelia ihm entgegen und blieb stehen, während die anderen Schwestern schwatzend aus dem Heiligtum verschwanden. Manch neugieriger Blick traf ihn noch, dann blieben sie allein zurück.
Varelia wartete einfach ab, was ihn zu ihr trieb. Eigentlich hatte sie geglaubt, er würde den halben Tag verschlafen.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Donnerstag 27. Juni 2024, 09:03
von Avarion DeSpaire
Unter anderen Umständen hätte Ion genau das getan, bis in den späten Nachmittag hinein den Tag verschlafen. Aber wie schon so oft zu Hause, ließ die Pflicht ihn genau das nicht tun. Waren es zu Hause eher die Pflichten eines Vaters oder Lehrers, so gar es hier der Freiherr, der ihn aus dem Bett geholt hatte. Ruhig wartete er, bis auch die letzten den Raum verlassen hatten und trat dann an die Erzpriesterin heran. Wie auch immer er es geschafft hatte, er sah gepflegt, ausgeruht und besonnen aus. An diesem Morgen fehlte jede Spur von seinem violetten Auge, wo auch immer der Dämon sich in Ion zurück gezogen hatte. Vielleicht mochten es die geweihten Hallen sein, die ihn in die letzte Ecke vertrieben hatten. Ein temporär angenehmer Effekt für den Elfen.
Er deutete eine Verbeugung an, als er auf Varelia zutrat, eine Hand auf das Herz gelegt. "Eine schöne Messe." sagte er und richtete sich wieder auf. "Verzeiht das ich euch kurz von euren weiteren Pflichten abhalten muss. Wenn ihr erlaubt."
Kurz holte er Luft, denn es gefiel ihm nicht, sich so verabschieden zu müssen, mit einem Tempel teilweise in Schutt und Asche gelegt. Keine Chance auf Wiedergutmachung leisten zu können. "Ich muss mich direkt entschuldigen. Mein Versprechen Wiedergutmachung zu leisten, kann ich nicht erfüllen. Der Freiherr hat mich darüber informiert das ich abreisen soll, möglichst so, das es der Orden sieht und möglichst bald."
Noch einmal holte er Luft und wich kurz ihrem Blick aus. Ob nun bewusst oder trainiert beschämt, konnte man ihm nicht ansehen. "Meinen Arbeitsplatz in der Bibliothek habe ich aufgeräumt und zurück gelassen, wie ich ihn vorgefunden habe." Dann öffnete er seine Tasche und holte die in ein Tuch eingeschlagene Kugel hervor. Er bettete sie in seiner Hand und schlug das Tuch zurück, um sie ihr zu zeigen. "Ich möchte euch dies hier als Zeichen meiner Wertschätzung schenken." Auf dem ersten Blick eine gut gearbeitete Glaskugel mit einem leicht schimmernden Pulver an der Innenseite. "Ich bin mir sicher, das sie euch gute Dienste leisten wird." Um zu demonstrieren was die Kugel bewirkt, strich er einmal von einer zur anderen Seite über sie, ohne sie direkt zu berühren und sie fing an zu leuchten. "Ein Licht, ohne Feuer zu entzünden. Ungefährlich selbst wenn sie mal herab fällt. Was sie selber allerdings nicht gut überstehen sollte. Zum entfachen einfach herüber streichen, egal von wo und zum löschen, noch einmal." er wiederholte die Bewegung und die Kugel wurde wieder dunkel. "Legt sie an schönen Tagen an einen Ort, wo sie Sonne spürt, dann wird sie niemals an Kraft verlieren."
Fast schon liebevoll deckte er die Kugel wieder zu und hielt sie der Erzpriesterin hin, "Ich bedanke mich für die Gastfreundschaft und den Beistand den ihr mir zuteil werden liest. Ich werde euch nie vergessen."
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Sonntag 30. Juni 2024, 11:15
von Erzpriesterin Varelia
Ruhig hörte die Erzpriesterin dem Magus zu und beobachtete dabei die Mimik und Gestik ihres Gegenübers. Elfen waren immer schwer zu lesen, da bildete dieser keine Ausnahme, auch wenn er vergleichsweise expressiv war. Gerade zumindest erweckte er den Eindruck, wirklich zu bedauern, nicht zu seinem Wort stehen zu können. Varelia allerdings war nicht wirklich überrascht über diese Wende. Es war für alle Beteiligten wohl das Beste, wenn die Ziele des allgemeinen Unmutes aus dem direkten Sichtfeld verschwanden. Darauf hatte Lothar vermutlich hin gewirkt.
Varelia nickte leicht. "Eine Entwicklung, die vorauszusehen war. Es wird wohl das Beste sein." Dann sah sie ihm zu, wie er die Kugel demonstrierte. Magie, wie sie normalerweise nur den Zauberern zugänglich war, gefangen in einer Kugel aus Glas. Mit beiden Händen nahm sie das Geschenk entgegen und beugte tatsächlich das Haupt darüber. "Ich danke Euch. Ein wertvolles Geschenk. Es soll in unserer Bibliothek den Suchenden Licht spenden."
Die Erzpriesterin richtete sich wieder auf, die Kugel in beiden Händen vor dem Bauch haltend. "Ich bete zur Göttin, dass es eines Tages keine Zwietracht mehr zwischen unseren Völkern gibt. Vielleicht ist es Euch vergönnt, diesen Tag zu erleben und dann denkt Ihr vielleicht wirklich an mich." Sie lächelte, dann verlagerte sie die Kugel in eine Hand und wies zur Tür. "Die Schwestern und ich werden jetzt zu Mittag essen. Würdet Ihr uns Gesellschaft leisten?" Damit legte sie die freie Hand oben auf die Kugel in ihrer Hülle und sah den Magus fragend an.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Donnerstag 4. Juli 2024, 16:25
von Avarion DeSpaire
Ion lächelte aufrichtig und war insgeheim froh, dass sie mit den umständen nicht haderte. Ihre Worte bezüglich der Rassendifferenzen ließen ihn innerlich seufzen. Er konnte ihr in diesem Augenblick aber unmöglich sagen, das er hoffte das in dieser Welt nicht mehr zu erleben, denn das würde bedeuten, dass er nicht zurück nach Hause gefunden hätte und weder seine Frau noch seine Kinder je wiedersehen würde. Für alle anderen Elfen, Zwerge, Gnome, egal welche Anderlinge, wünschte er genau das. Eine friedliche Koexistenz. In seiner Welt gab es immer wieder Kriege, aber nicht direkt gegen eine Rasse, sondern immer gegen eine Fraktion und deren Verbündete. Erst die drohende auslöschend beider Seiten hatte sie sich annähern lassen und zu einem wackeligen Frieden geführt. Die Vorstellung alleine reichte ihm einen kalten Schauer zu verpassen.
Die Einladung zum gemeinsamen Essen ließ sein Lächeln breiter werden. „Ich leiste ihnen gerne Gesellschaft.“ nahm er ihre Einladung an. Soviel Zeit musste sein. Mit leeren Magen ließ es sich schliesslich schlechter zaubern. Einladend deutete er ihr vor zu gehen um ihr einen halben Schritt versetzt zu folgen. „Ich hoffe der Vorfall letzte Nacht hat keinen zu großen Schrecken bei den Schwestern ausgelöst.“ versuchte er es mit ein wenig plaudern. Nicht das das seine Stärke war, aber Übung machte den Meister und die Erzpriesterin war eine willkommene und hervorragende Gesprächspartnerin.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Montag 15. Juli 2024, 21:25
von Erzpriesterin Varelia
Varelia folgte der höflichen Geste und verließ das Heiligtum dem Elfen voraus. Ihre wertvolle Fracht hielt sie in beiden Händen und steuerte zunächst den Eingang zur Bibliothek an. Auf die Worte des Magus hin, wäre ihr fast ein Lachen entkommen, aber jahrelange Übung ließ sie dieses hinunter schlucken und dem hoch gewachsenen Elfen von unten einen leicht fragenden Blick zuwerfen.
"Wisst Ihr, Wyzima hat in den letzten Jahren mehr Krieg als Frieden erlebt und meine Priesterinnen sind tapfere Kämpferinnen gegen Leid und Schmerz. Aber selbst das tapferste Herz lässt sich von so einem... Wesen beunruhigen." Sie lächelte ein wenig in diese milde Umschreibung des panischen Hühnerhaufens hinein, der ihr teilweise noch nach der Flucht des Worgen begegnet war. Dann wechselte sie das Thema.
"Wie lange steht Ihr schon in Diensten des Freiherrn?"
Sie traten in den Schatten des Säulenganges und dann durch die Tür ins Innere des Gebäudes. Für die Kügel fand Varelia einen Kerzenhalter, dessen Teller den Dorn eingebüßt hatte und in dessen Wölbung die Kügel genau passte. Varelia legte die Hand ans Kinn und betrachtete das neue Accessoire.
"Man müsste sie noch gegen heraus fallen schützen." Vorerst nahm sie sie also wieder heraus und verstaute sie in ihrem Lesepult.
Dann folgten sie den Gerüchen und Geräuschen in Richtung Küche.
geht später hier weiter
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Samstag 20. Juli 2024, 08:22
von Avarion DeSpaire
Neben der Erzpriesterin hergehend folgte er ihr zurück in die Bibliothek und betrachtete die mögliche Halterung für die Kugel. Er fragte sich, wie sicher der Kerzenständer wohl stand und ob man ihn durch eine unachtsame Bewegung umschmeißen konnte. Die frage der Erzpriesterin war ihm dabei fast entfallen.
„Zum Glück wurde niemand verletzt. Der Schreck wird vergehen und Sachschäden kann man richten.“ über die weiteren Konsequenzen würden sich nun andere Gedanken machen müssen. Er hatte abzureisen, was ihn zurück zu Varelias Frage brachte. „Tatsächlich erst wenige Wochen. Es ist das gemeinsame Interesse rund um die Portale was zu diesem Arrangement geführt hat.“ sagte er ruhig und sah wieder zu der Kugel. „Ein Ring würde bestimmt helfen die Kugel an Selbstständigkeit zu hindern.“
„Als Material würde ich etwas weiches empfehlen. Etwas was die Oberfläche nicht zerkratzt. Ein mit Tuch umwickelter Holzring vielleicht.“ in dieser Welt war es nicht gut, wenn die Kugel einfach an Ort und Stelle schweben würde, wie es in Ions Heimatwelt so normal war.
Jetzt in diesem Augenblick war es wohl das beste sie sicher zu verstauen. Vor neugierigen Augen und Fingern geschützt fand die Kugel einen Platz im Pult. Eine gute Wahl, solange die Schwestern noch nicht eingeweiht waren.
Die Erzpriesterin schlug den Weg in Richtung Küche ein. Sehr gut. Ion hatte schon wieder Hunger und für das Vorhaben war es von Vorteil gestärkt zu sein. An die Folgen eines nicht funktionierenden Zaubers wollte er gerade nicht denken. Die Gefahr bestand. Bis jetzt weigerten sich seine portalzauber vehement zu arbeiten. Vielleicht änderte sich das nun, wo er den neuen Weg gezeigt bekommen hatte. Schließlich funktionierte die Magie hier etwas anders als auf azeroth.
Während er der Erzpriesterin folgte legte er wie automatisch die Hände auf dem Rücken ineinander. Sein Blick glitt über den schön gearbeiteten Boden und die Wände. Auch wenn die Priorität nicht auf zur Schau Stellung gelegt wurde, so hatte gerade das schlichte oder minimalistische seinen Charme. „Sagt mir. Hattet ihr persönlich schon Kontakt zu Portalen, die durch die Sphären geführt haben?“
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Mittwoch 7. August 2024, 22:20
von Erzpriesterin Varelia
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von:
Haus der Melitele - Küche und Stube --> Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Datum: 31. August 1278, Mittag
betrifft: Liam, Slava
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Die beiden Männer im Schlepptau verließ Varelia die Stube, doch statt den Weg durch den Gang in Richtung Bibliothek und Amtsräume einzuschlagen, wählte sie den Weg außen herum im Schatten der Säulen. Privatssphäre war zwar auch hier nicht wirklich garantiert, aber immerhin wuselten keine Schwestern herum. Die meisten versahen ihre Aufgaben im gemeinsamen Haushalt oder den Gärten. Hier im Säulengang war niemand.
Und der Freiherr sprach wie aufgefordert während sie gingen. Als habe er sich diesen langen Text bereits zurecht gelegt, verfeinert, notiert und wieder auswendig gelernt. Sie mochte gute Redner und gleichzeitig wusste sie, dass man sie mit Vorsicht genießen sollte. Aber was er sagte, nahm Varelia mit einem schweigenden Dank an die Muttergöttin an. Lothar würde Jarel gewähren, vor dem Rat der Meister zu sprechen. Mehr konnte man in der Tat nicht verlangen. Hatte sie deswegen keine Antwort erhalten? Weil es nichts mehr zu sagen gab? Das wäre trotz allem bedauerlich, denn es würde auch bedeuten, dass die jahrelange Arbeit in einer einzigen Minute zerschlagen worden war. Eine Minute, in der sie Schutz gewährt hatte, anstatt sich auf Lothars Seite zu stellen. Aber wie hätte sie das tun können? Aller Annäherung zum Trotz waren ihrer beider Religionen doch sehr verschieden. Sie hätte Jarel nicht heraus geben können, auch nciht den Elfen, auch wenn es hieß, das fragile Konstrukt des einander Verstehenwollens zu zerschlagen. Blieb nur zu hoffen, dass Lothar nicht allzu lange nachtragend war. Bisher hatte er keinen solche Zug gezeigt, aber bisher hatten sie sich auch nicht um eine Seele gezankt.
"Unruhe. Ausgerechnet.", schnaubte sie unwillkürlich mitten in seiner Rede, ließ ihn aber dann weiter sprechen. Unruhe. Als hätten Lothars Lanzenschwinger nicht mindestens die gleiche Unruhe herauf beschworen. Egel ob in Rüstung oder Wolfspelz. Das man hier Sündenböcke suchte, war ihr natürlich bewusst und Lothars Zug sicher nicht dumm. Das sie es nicht gut hieß, konnte man dem harten Zug um ihre Lippen ablesen. Doch sie machte keine weitere Bemerkung dazu. Sie hatte sich schon zu viel zu viel hinreißen lassen. Statt dessen:
"Ich danke Euch für Eure Bemühungen, Freiherr. Und auch für die Widergutmachung am Haus der Göttin.", erwiderte sie trocken. Floskeln, das war ihm auch bewusst, kein Zweifel. Sie würde trotzdem versuchen, Lothar diesen Ritter abzuringen. Vielleicht aus Prinzip, aber auch, weil sie Jarels Seele kannte und von dieser war der Wolf nur ein winziger Bruchteil. Vielleicht sogar ein wenig für den Mann, der da neben ihr her ging und sich bemühte, einen neutralen Ton anzuschlagen. Politiker waren einfach viel zu gute Schauspieler. Sie hoffte jedenfalls für Jarel, dass Sokolov schauspielerte.
Die Erzpriesterin blieb am anderen Portal stehen.
"Ich beanspruche nicht mehr von Eurer wertvollen Zeit, Freiherr. Der Göttin Segen mit Euch." Ihre graublauen Augen schwenkten auf Liam, den Freiherrn damit entlassend.
"Ser von Alensbach. Kommt.", damit trat sie in den Schatten des Portals und führte den Ritter in ihre Amtsstube. Viel gab es hier nicht zu sehen: Ein Schreibtisch mit Scherenstuhl, davor ebenfalls zwei Stühle, ein Regel mit Büchenr und Schriftrollen, eine Kamin und ein kleiner Schrein für Melitele mit Blumen, Kerze, Rauchschale und einem Bildnis der Göttin.
Varelia wartete, bis Liam die Tür hinter sich geschlossen hatte, bevor sie sagte:
"Nun, tragt mir vor, was von niemandem gehört werden soll. Wollt Ihr Euch setzen?"
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Donnerstag 8. August 2024, 09:06
von Vyacheslav Sokolov
Zu gerne hätte Slava noch gehört, was der Ritter zu sagen hatte, aber es mangelte ihm an modernem Abhörgerät. Es musste sich schleunigst darum kümmern ob es nicht auch magische Apparate gab die das gleiche konnte. Vielleicht hatte Ion da ja eine Idee.
"Habt Dank, ehrwürdige Mutter." und er verabschiedete sich.
Der Politiker, der dazu geboren schien aber eigentlich gar keiner sein wollte.
Gerade jetzt vermisste er die Zeit in der Zone, den ganzen Tag nur herumwandern und im großen und ganzen dem Instinkt folgen. so hatte es ihn immer wieder an interessante Orte verschlagen und irgendwie war er immer da gewesen wo er hatte sein müssen. Das hatte ihm damals etwas wie Zufriedenheit verschafft. Im Einklang... nicht mit der Natur, aber mit sich selbst und dem widernatürlichen Ding das die Zone schuf.
Jetzt hatte er pausenlos das Gefühl, er kämpfte gegen einen unsichtbaren widerstand, er kämpfte gegen die Welt, statt mit ihr, dabei versuchte er doch gerade jetzt das beste für ihre Bewohner zu erreichen... Bessere Sozialbedingungen, Frieden...
Egal, sinnieren konnte er später wieder.
"Man sieht sich, Ritter von Alensbach."
Und so verabschiedete er sich auch von dem.
Er würde vielleicht wirklich ein wenig umherwandern und sehen wohin ihn das Schicksal hier trieb.
<geht irgendwo weiter>
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Donnerstag 8. August 2024, 14:33
von Liam von Alensbach
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Von: Der Stube
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Eine Privataudienz mit der ehrwürdigen Mutter war zwar nicht das, was Liam im Sinn hatte, aber er widersprach auch nicht. Ehrlichgesagt überraschte es ihn, dass sie nicht dem Freiherr eine solche angeboten hatte. Schliesslich war sein Anliegen ja von persönlicher Natur und hatte weder mit Politik noch mit irgendwelchen Umstürzen etwas zu tun. Schweigend war er ihr gefolgt und sah sich nun in der schlichten Amtsstube um. Es lag keine Neugier im Augengrau, sondern eine nüchterne Einschätzung der Lage. Einer, der automatisch nach Fluchtwegen und gefährlichen Gegenständen ausschau hielt. Nach verborgenen Schatten in den Schatten. Es war ihm so in Fleisch und Blut übergegangen, dass er es immer tat wenn er fremde Räume betrat. Und noch während er sich umsah, schloss der Ritter die Tür hinter sich.
"Habt Dank, ehrwürdige Mutter, ich stehe ganz gut." lehnte er ihr Angebot ab.
"Es stand mir nicht im Sinn Euch um eine Privataudienz zu bitten, diesbezüglich habe ich mich wohl schlecht ausgedrückt - ich habe eine Bitte und hatte nicht vor sie allen vorzutragen." Das war alles, es hätte es auch in einem Seitengang getan. Liam fasste die ältere Frau ins Auge, die wirkte wie jene uralten Bäume die den Gezeiten trotzten und die sich einfach nicht beugen wollten. Und wenn das Feuer den Wald zu verschlingen drohte, sie würde noch immer dastehen und erhobenen Hauptes der Gefahr ins Auge blicken.
"In der Nacht als Mo..., der Wolf aus Eurem Tempel floh, bekam ich fälschlicherweise ein Schwert, welches bereits seit vielen Jahren unbenutzt in Eurer Waffenkammer liegt. So berichtete es mir Mendel. der mir auch ausrichten liesse, dass ich Euch aufsuchen müsse. Ich bin sehr angetan von dieser Klinge und aus dem Grund bin ich hier. Weil ich Euch darum bitten möchte, sie mir zu überlassen - natürlich werde ich mich dafür erkenntlich zeigen."
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Mittwoch 14. August 2024, 22:47
von Erzpriesterin Varelia
Varelia hob eine Braue. "Das werdet Ihr nun aushalten müssen - meine uneingeschränkte Aufmerksamkeit." Zog sie ihn gerade auf? Auf keinen Fall... Dann runzelte sie die Stirn. Es ging um ein Schwert? Eine Klinge, die schon länger hier war und die der Ritter als so bemerkenswert wahrgenommen hatte, dass er sie extra deswegen aufsuchte. Es kam nicht oft vor, dass so etwas wertvolles wie ein Schwert im Tempel verblieb und niemand danach fragte. Sie hatte daher sogar eine grobe Ahnung, um welche Waffe es sich handelte und es stimmte, sie stand tatsächlich schon eine Weile hier herum. Eigentlich nur ein Staubfänger, aber etwas mahnte sie, es nicht so leichtfertig heraus zu geben - nur konnte sie den Finger nicht darauf legen.
Varelia nahm an ihrem Schreibtisch Platz. Wenn der Ritter es schon vorzog zu stehen, so waren ihre alten Knochen gerade nicht mehr bereit dazu. Die Erzpriesterin verschränkte die Finger ineinander und legte diese vor sich auf den Tisch, während sie ihre Gedanken sortierte. "Ich denke, ich weiß, welches Ihr meint. Es wurde schon häufiger bemerkt, aber niemand hat bisher danach gefragt, es an sich nehmen zu dürfen. Wenn ich mich recht erinnere, ist sein voriger Besitzer hier im Tempel verstorben. Das muss gewesen sein, als Wyzima zum Heerlager verkommen ist.", sinnierte sie, wobei sie von Alensbach beobachtete. "Wieso wollt Ihr denn genau diese Klinge? Der Orden hat sicher Schmiedemeister in Lohn und Brot, die bessere Klingen anfertigen als ein rostiges Stück Geschichte.", wollte sie wissen. Eigentlich gab es keinen Grund, ihm die Waffe nicht zu überlassen, aber alles an von Alensbach ließ ihre Alarmglocken schrillen und wenn sein ungewöhnliches Verhalten mit dem geäußersten Wunsch zusammenhing, dann wollte sie gern verstehen, wieso das so war.