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Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Mittwoch 6. September 2023, 22:19
von Svettele Fini Banik
„Sehr leise“, zwinkerte Fini und ließ die junge Frau mit in die Bibliothek, nachdem sie sich ordentlichst die Hände am Brunnen gewaschen hatte. Schließlich wollte sie keine Pferdefettflecken auf irgendein Papier bringen. „Wir beginnen unsere Suche im Register.“ Flüsterte die Priesterin und warf einen Blick auf die Tische und Sitzgelegenheiten in der Mitte des Raumes. Es gab bequeme Ottomanen zum Lesen, Schreibtische samt Bestuhlung zum Abschreiben, was gerade zwei Novizinnen taten oder Lesepulte, räumlich war manches durch weitere Regale getrennt anderes nicht. Fini steuerte auf einen riesigen Karteischrank zu. So wirklich kannte sie sich in dieser Bibliothek nicht aus. Aber verglichen mit Ellander war der Raum überschaubar, zumindest wenn es nur diesen einen wenn auch sehr großen Raum gab. „Bei Büchern ist es immer wichtig zu wissen, welches man wo findet. Eine unaufgeräumte Bibliothek nichts wert. Wissen bleibt unentdeckt nur weil eine Mitschrift hinter den Schrank gerutscht ist. So aber muss ich nur wissen, wo ich nachschlagen muss, wenn ich etwas nicht weiß.“ Sie öffnete ein paar Schubladen, zog sehr vorsichtig Kärtchen teilweise heraus und überflog was darauf stand. „Kannst Du lesen? Ja. Wie viele Sprachen und Alphabete?“ Fini lächelte gütig, natürlich hatte sie das nicht von Elli erwartet. „Gemein sollte auch ausreichen…“ oder nilfgaardisch? Hm… sie betrachtete eines dieser vielen Papiere in dem Schränkchen und suchte schließlich mit den Augen die Regale ab. Irgendwann nickte sie wissend, packte alles wieder weg, nahm Elli bei der Hand und ging ein paar Schritte weiter bis sie vor einem der hohen Regale stehen blieb. „Halt kurz die Leiter… ist ganz da oben glaube ich. Sagte ja, interessiert niemand.“ Wieder ein amüsiertes Grinsen, bevor sie die Stufen erklomm.
Finis Herz begann ebenso zu schlagen, je mehr Stufen sie vorsichtig nahm. Nachdem der Ritter so flott verschwunden war, waren ihre Gedanken nicht stehen geblieben und lange hatte es nicht gedauert bis die Krone gefallen war. Sie selbst hatte heute den Worten eines Lothars gelauscht, eines Lothar den Liam offensichtlich kannte. Sie hatten sogar kurz über ihn geredet. Welche Konsequenzen das hatte? Wusste sie auch nicht, aber die Neugier war schon längst geweckt. Zielsieger zog sie ein Buch heraus und kam damit die Leiter wieder runter.
„Sieh an. Die neuste Ausgabe von 1275, schwarzer Einband mit goldener Sonne und weißen Lilien.“ Ach ja, man war nicht mehr alleine in Temerien. Langsam schritt Fini an ein Lesepult heran und legte das Buch darauf ab. Tatsächlich fühlte es sich ein wenig so an, als ob sie die erste Person ist, die es öffnet. „Jetzt müssen wir unter all den wichtigen Leute, nur noch einen passenden finden.“ Sie machte eine einladende Geste zu ihrem Gast, damit diese mit ins Buch sehen konnte. „Eine Idee wo wir anfangen?“
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Donnerstag 7. September 2023, 08:18
von Dandelion
Auch die junge Frau hatte sich die Hände gewaschen, dass sie es hielt, wie die Priesterin gesagt hatte. Elli war noch immer von dem Raum selbst fasziniert und fragte sich, wie viele Antworten man hier wohl finden würde, wenn man welche suchte. Sie waren nicht allein, hätte sie auch gewundert. Schwester Svettele erklärte genauer, was es mit dem Register der Bibliothek auf sich hatte und Dandelion hatte immer wieder leicht genickt. Alles sehr verständlich. “Ich kann die Gemeinsprache lesen und die Ältere Rede leidlich”, beantwortete sie leise die Frage der Schwester und folgte dann dem leichten Zug an ihrer Hand. “Mache ich”, versicherte die junge Frau und umklammerte mit ihren Händen die Leiter, sobald die Priesterin begann, die Leiter zu erklimmen. Eine Frau der Tat. Das gefiel Elli sehr. Als Svettele wieder herunter kam, machte die junge Frau Platz. Sie hatte tatsächlich ein Buch in Händen und ein sehr schön anzusehendes auch noch. Wieder folgte sie und sie kamen an einem Pult zu stehen. Die Frage ließ sie überlegen. “Ich denke, länger als zwanzig Jahre brauchen wir nicht zurückgehen… also glaube ich zumindest. Vielleicht helfen uns die Schlachten um Sodden und Brenna weiter?”, fragte sie etwas unschlüssig.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Donnerstag 7. September 2023, 11:32
von Svettele Fini Banik
Fini musste schmunzeln und zeigte noch mal den Einband mit seiner Heraldik. „Das da ist der schwarze Leopard der Stadt Wyzima auf gelben Grund, hier sind die drei silbernen Lilien Temeriens auf schwarzen Grund und schützend darüber die goldene Sonne Nilfgaards auf ebenfalls auf schwarzen Grund.“ Ihr Finger deuteten dabei auf die einzelnen Elemente. „In diesem Buch finden wir ein aktuelles Adelsregister und sonstige wichtige Persönlichkeiten der Stadt und Königreiches. Angaben zu Schlachten finden wir woanders, aber da Nilfgaard, die genannten verloren hat, wahrscheinlich in einer ganz anderen Ecke. Das Kaiserreich möchte dem Volk eher nicht sein heldenhaftes Versagen zeigen. Die Sieger schreiben die Geschichte…“
Die Priesterin schlug das Buch auf und zeigte Elli beispielhaft eine Stelle. „Niobe aep Vildim Flasag, Stadthalterin Wyzimas von nilfgaards Gnaden. Es heißt sie kam eher unfreiwillig zu ihren Posten, nachdem ihr Vorgänger ein paar Wochen nach Abreise des Kaisers einen Schiffsunfall auf dem See hatte. Und wie immer wenn sich Männer nicht trauen wegen bedauerlicher Unfälle wie diesen, schicken sie eine Frau vor. Zumindest reime ich mir das so zusammen. Sie konnte sich die letzten Jahre hier behaupten. Ist wohl eine bessere Politikerin.“
Fini überließ Elli das Buch. „Jetzt musst Du nur nach dem Namen suchen…“ Vielleicht musste ein armer Tropf sogar einen Glossar anfertigen? Sie hätte wohl noch ein paar Hinweise geben können, aber gerade war Fini im Lehrerinnenmodus, das Kind sollte selbst darauf kommen. „Sieh mal was Du findest und ich, suche nach Büchern über die Kriege…“
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Donnerstag 7. September 2023, 13:36
von Dandelion
Dandelion folgte den Worten und zeigenden Finger von Svettele. Und mit den Erklärungen wurde Elli immer klarer, was die Schwester sich gedacht hatte. “Denkt Ihr denn, ohne den Nachnamen lässt sich jemand finden?”, fragte sie ein wenig unsicher. Ob Lothar ein weit verbreiteter Name war. Sie kannte nur diesen. Der Name der Statthalterin war ein Zungenbrecher, daher versuchte die junge Frau ihn gar nicht auszusprechen. “Sehr interessant, was alles in dieser Art von Büchern steht”, meinte sie leise und aufrichtig. Und auch interessant, was die Schwester alles wusste. Sie hatte sich aber auch noch nie für wichtige Persönlichkeiten interessiert.
Elli nickte mit einem: “Einverstanden” und machte sich daran, die Zeilen und Seiten zu überfliegen. Sie suchte den Namen Lothar…. Auf die Idee, im Glossar nachzusehen, kam sie nicht, bislang hatte sie so etwas noch nie tun müssen.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Freitag 8. September 2023, 11:48
von Svettele Fini Banik
„Ohne Nachnamen lassen sich sogar noch mehr finden…“, murmelte Fini beim Abwenden. Also noch einmal zurück zum Register. Über die beiden Schlachten würde es man genug finden. Von denen hatte sie natürlich auch schon etwas gelesen, gehört, Verletzte gesehen, Augenzeugenberichte von Priesterinnen über Lazarette bekommen und so weiter. Bei beiden soll er beteiligt gewesen sein. Jemand den man in einer Schlacht gerne neben sich stehen hat, hatte Liam gesagt. Die Schwester der Melitele warf noch einen Blick über die Schulter auf die junge Frau, bevor sie ihren Kopf im Register versteckte.
Elli konnte bald feststellen, dass aufregend tatsächliche andere Werke als Adelsregister waren. Von dem ein oder anderen Adeligen hatte sie vielleicht sogar mal gehört, aber nachdem Krieg hatte sich eh alles geändert. Es waren nachfolgende Generationen nachgerückt oder ganze Familien gab es nicht mehr, dazu eine nilfgaardische Herrscherschicht, teilweise eingeheiratet, teilweise neu belehnt und dann die Sache mit dem ehemaligen Königshaus. Welche Nachfahren dort noch existierten oder gar versteckt gehalten wurden, um Nilfgaard doch wieder zu stürzen? Oder königliche Bauernopfer? In sehr weiten Verwandtschaft kommt sogar ein Lothar vor, ein Neffe Dritten Grades oder so. Aber dieser wurde erst 1269 geboren und scheidet damit wohl aus.
Interessanter ist ein Lothar Briermo, Winzer geboren 23. September 1228 in Rinde, hat Weinberge an der Ismena und ein Stadthaus in Wyzima, steht der Brauer- und Winzerzunft vor. Der wäre zumindest alt genug, allerdings wird nichts militärisches erwähnt. Außer Kampftrinker vielleicht.
Unter den Kirchen findet Elli dafür:
Lothar von Tretogor, geboren 17. März 1235 in Dreiberg, Zweitgeborener Sohn von Baron Eberhard von Tretogor und der Edlen Lasiya von Tretogor geborene Yamurlak, seit 1273 Großmeister des Ordens der Flammenrose, durchlief während der Kriegsjahre militärische Ränge bis zum Major.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Samstag 9. September 2023, 07:59
von Dandelion
Leise lachte Elli über die Anmerkung der Priesterin. Das stimmte wohl, machte es aber vielleicht auch nicht einfacher. Denn je größer die Auswahl war und vielleicht auch noch Ähnlichkeiten bestanden… Aber sie hatten hier eine gute Möglichkeit und Dandelion würde sie nutzen.
Die junge Frau war fasziniert von den gesammelten Informationen, die dieses Buch über Personen und Familien barg. Den Namen Lothar erblickte sie sogar ein paar Mal…. Sie las sicherlich nicht so schnell, wie die Schwester es tat und manche Abschnitte musste sie auch ein zweites Mal lesen, aber sie kam gut voran. Hatte insgesamt drei Lothars entdeckt. Da Mama und ihr Großvater nie davon gesprochen hatten, dass Ellis Vater nicht mehr leben würde, strich die junge Frau gedanklich den entfernten Neffen des Königs. Das würde auch alles nur noch komplizierter machen, dachte sie für sich. Der Winzer… Elli glaubte nicht, dass dieser es sein sollte, ihm fehlte neben dem militärischen Hintergrund auch eine Verbindung zum Adel. Gut, da war die Braunhaarige sich nicht absolut sicher, aber sie hatte eben ihre Vermutungen und er passte weniger ins Bild. Die Seiten zu den Kirchen wollte Elli eigentlich gar nicht lesen, tat es dann aber doch. Lothar von Tretogor… Sicher war sie sich nicht, aber es gab Übereinstimmungen… Alter, Adelig, Militär… Dennoch blätterte sie weiter, bis sie im Glossar endete und dort dann nochmal nach den Namen sah… Sollte sie der Schwester zeigen, was sie entdeckt hatte? Ein Mann der Kirche… Sie blickte sich nach der netten Priesterin um, ohne aber das Lesepult zu verlassen.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Sonntag 10. September 2023, 13:10
von Svettele Fini Banik
Fini hatte die Register-Schublade wieder verlassen und befand sich gerade im sehr leisen Gespräch mit einer der Novizinnen, die beim Abschreiben saß. Unter ihrem Arm klemmte ein Buch. Sie nickte freundlich, verzog aber leicht genervt die Miene. Innerlich schüttelte sie den Kopf, aber anderes war auch nicht zu erwarten gewesen. Sie waren nicht in Ellander. Immerhin war das Mädchen auskunftsbereit.
Im Glossar fand Elli noch einen vierten Lothar: Lotaar de Zwjibok, geb 1231 in Ban Glean. Ein geadelter Ritter und berühmter Koch, aber vor allem Gatte von Soshia aep Clyllon aus Nazair Oberstleutnant und Veteranin des letzten Krieges, die als Dank für ihre Dienste am Kaiserreich mit einem Dorf in der Nähe Wyzimas belehnt wurde.
Fini kehrte schließlich zu ihrem Schützling zurück. „Hab leider nur ein Buch zu Altenpuppen aus nilfgaarder Sicht gefunden. Da wird nicht so viel über die Beteiligten der anderen Seite drin stehen.“ Dass die Bücher, die die Gegenseite geschreiben hatte, in einem abschlossen Bereich der Bibliothek standen, behielt sie vorerst für sich und kramte stattdessen in ihren Erinnerung, Meister Jarre hatte häufiger über diese Schlacht gesprochen.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Montag 11. September 2023, 07:45
von Dandelion
Die junge Frau lächelte die Schwester fröhlich an, als diese zurück an das Lesepult kam. „Wenn es nichts anderes gibt, dann ist das so. Ich bin jedenfalls sehr froh, dass Ihr mir so sehr unter die Arme greift“, meinte Elli offen und ehrlich. Denn damit hatte sie nicht gerechnet, als sie sich auf in diese Stadt machte. „Ich habe drei Männer mit dem Namen gefunden, auch wenn bei einem die Schreibweise anders ist. Ich denke anhören würde sich dieser Name genauso.“ Dandelion hatte ihre Finger einer Hand dazu genutzt die Seiten schnell wiederzufinden, mit dem Zeigefinger der freien Hand zeigte sie auf den letzten Lothar, den sie entdeckt hatte. “Lotaar de Zwjibok. Er ist ein Ritter… und ein Koch…“ Elli überlegte. “Kann man für besonders gutes Essen in den Ritterstand erhoben werden?“ Wie kam es, dass ein berühmter Koch zugleich auch Ritter war? Sie ließ der Schwester die Zeit, um die Zeilen zu überfliegen, dann blätterte sie zu dem ersten. “Hier haben wir Lothar Briermo. Winzer. Ich glaube nicht, dass er es ist.“ Wieder wartete bis die Priesterin fertig war, was unglaublich schnell ging. “Lothar von Tretogor. Adelig und war beim Militär…“ Neugierig sah Dandelion Schwester Svettele an. Sie wollte wissen, was die Priesterin dazu dachte. Sie selbst war sich da nicht so sicher…. Vielleicht sollte sie ihr Vorhaben besser nicht weiter verfolgen, wenn da nur nicht immer dieser Wissensdrang wäre.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Montag 11. September 2023, 21:57
von Svettele Fini Banik
Die Schwester hörte aufmerksam Ellis Überlegungen zu und lass all die Herren nach. „Ein Koch und Ritter? Das ist leicht zu klären: Ohne Mampf kein Kampf.“ Wie sie es sagte klang es wie eine alte Weisheit. „Ein gutes, warmes Essen steigert die Moral einer Truppe ungemein. Wenn man sich tagelang durch den nassen Dreck gewühlt hat, kann eine warme Suppe, die auch noch nach etwas schmeckt sehr erbaulich sein. Vielleicht war der Herr vorerst nur der Koch, aber um ihn nach den Kriegen zu belohnen hat man ihn zum Ritter geschlagen. Ein sehr einfacher Weg um jemanden in den Niederadel zu erheben – auch wenn die Person eher den Kochlöffel als das Schwert schwingt.“
Den Winzer überflog sie. Ja, lesen ging inzwischen ohne nachzudenken, besonders so einfache Sätze in einer einfachen Sprache. Wenn sie da an diese Haikuh-Dinger aus dem alten Buch dachte. „Ihr wisst auch besser in welcher verwandtschaftlichen Beziehung ihr zueinander steht.“ Zum Glück waren sie in einer Bibliothek und niemand wunderte sich darüber, dass die beiden besonders leise miteinander redeten.
Aber Fini konnte nicht verhindern, dass ihr Puls etwas schneller ging, als Elli ebenso den Großmeister bemerkt hatte. Kurz rief sie sich sein Bild in Erinnerung wie er auf der Empore stand und voller Leidenschaft diese Predigt gehalten hat. Genauso der kurze neugierige Blick, den er ihr zugeworfen hatte. Die Augen. Hm… sie nahm Augenkontakt nun mit Elli auf. „Und wenn wir nun darüber nachdenken, welchen davon mein Herr Ritter gemeint haben könnte?“ Zu sehr war sie dann doch auch Lehrerin. Früher oder später würde der jungen Frau der Gedanke eh kommen. Großmeister des Ordens, ein Ritter des Ordens, der jemanden wüsste und davon eilt… Liam kannte Lothar besser, anscheinend könnte er ihm zutrauen, dass… er Verwandtschaft hat. Verwandtschaft, die nichts genaues über ihn weiß. Das Alter könnte passen.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Dienstag 12. September 2023, 08:08
von Dandelion
“Dass das so funktioniert, wusste ich nicht”, gab Dandelion unumwunden zu. Köche, die zu Rittern geschlagen wurden? “Mit Rittern verbinde ich irgendwie immer jemanden, der es versteht, ein Schwert zu schwingen…” Sie zuckte mit den Schultern. Sei es wie es sei. Was sie sehr wohl verstand, wie wichtig ein guter Koch sein konnte.
Nachdenklich sah Elli Schwester Svettele an. Sie war so nett und am Liebsten würde sie ihr alles erzählen, was sie wusste, aber ob das so eine gute Idee war? Sie war sich da nicht sicher. Einmal, weil sie sich selbst denken konnte, je nachdem wer ihr Vater war, konnte dies etwas heikel werden und zum anderen gab es sicherlich einen Grund, warum ihre Mutter ein solches Geheimnis daraus machte… “Sehr eng”, antwortete sie sehr leise, sagte aber nicht mehr dazu.
Die junge Frau dachte nicht lange nach. Zwar kannte sie den Großmeister nicht, aber Ritter
des Flammenordens… Großmeister des Flammenordens… Sie tippte also leicht mit ihrem Finger auf den vor sich aufgeschlagenen Lothar von Tretogor. “Kennt Ihr ihn?”
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Dienstag 12. September 2023, 09:45
von Svettele Fini Banik
Auf den Kopf gefallen war Elli zumindest schon mal nicht. Auch ihr ‚eng‘ sagte vielleicht mehr, als sie wollte, denn… die Möglichkeiten gingen aus. Aber sie zeigte auch, dass sie es lieber nicht aussprechen wollte. Deshalb nickte Fini dazu nur leicht. Sie musste nicht mehr sagen. Enge Verwandtschaft. Nahe Verwandtschaft meldete sich ihr Sprachverständnis. Auch die Priesterin fuhr beinahe zärtlich mit dem Finger über die Seite, bevor sie das Buch zu klappte.
„Gar nicht“, gab sie zu: „Ich habe nur heute die Mittagsmesse im Tempel der ewigen Flamme besucht. Dort hat er spontan die Predigt gehalten. Sie war voller Feuer. Nicht das vernichtende Feuer, sondern das wärmende Feuer, dass Dir Halt gibt. Er sprach von dem Hirten, der sich um all seine Schäfchen kümmert, auch wenn sie Fehler machen oder abhanden kommen. Sie zurückführt. Ihnen vergibt. Soweit ich ihn erleben konnte, ist er ein sehr charismatischer Mann.“ Fini hielt den Kopf leicht schief, musterte die junge Frau und konnte sich nicht zurück halten ihr eine der wilden Strähnen hinter das Ohr zu schieben. „Wollen wir die Bücher aufräumen und uns in den Kräutergarten setzen, um zu reden? Dann stören wir hier nicht.“
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Dienstag 12. September 2023, 13:19
von Dandelion
Dandelion wusste nicht, ob sie enttäuscht war, dass die Priesterin diesen Lothar nicht kannte, oder froh. Ritter der Flammenrose… Er schien jedenfalls mächtig Eindruck auf Schwester Svettele gemacht zu haben mit seiner Rede. Aber geredet wurde viel, gehandelt, dafür zumeist viel zu wenig.
Sie hing noch ein wenig in ihren Überlegungen und ließ es bereitwillig zu, dass die Priesterin ihr die Haarsträhne hinters Ohr schob. Sie lächelte freundlich. “Einverstanden”, antwortete sie der Schwester, schnappte sich das Buch und brachte es über die Leiter wieder zurück, woher sie es hatten. Elli hatte es sich gemerkt gehabt. Dann tauchte sie wieder an der Seite der Priesterin auf. “Was gibt es hier eigentlich nicht?”, fragte sie leise vergnügt. “Stall, Bibliothek, Kräutergarten…”, zählte sie auf, um zu verdeutlichen, was sie meinte.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Dienstag 12. September 2023, 15:41
von Svettele Fini Banik
„Eine Hahnenkampfarena.“ Warum Fini genau das einfiel, wusste sie selbst nicht. Wahrscheinlich ebenso verwirrt wie ihr Gegenüber, zuckte sie lächelnd mit den Schultern. Ihr nilfgaardisches Buch über den Kriege mit dem barbarischen Nordkönigreichen hatte sie ebenso wieder zurückgelegt. Von Tretogor war mit Sicherheit kein Nilfgaarder und würde dort deshalb kaum Erwähnung finden. Andererseits nahm er so kurz nach Kriegsende eine so mächtige Rolle hier ein statt in irgendeinen Kriegsgefangenenlager zu versauern. Vielleicht hatte er rechtzeitig die Seiten gewechselt? Dagegen sprach allerdings Liams Schwärmerei, die würde er nicht für einen Verräter übrig haben oder war die gespielt. Nein. Da war etwas ehrliches in seiner Stimme gewesen, genauso wie er ehrlich besorgt davon gestürmt war. Die Schwester der Melitele lächelte ihren Besuch an.
„Gehen wir.“
<
Ab zum Kräutergarten>
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Donnerstag 14. September 2023, 17:32
von Avarion DeSpaire
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Von: Haus der Melitele: Stube und Küche
Datum: 29. August 1278
Betrifft: Melanie, Ion
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Viel hatte Ion auf dem Weg durch das Gebäude nicht gesehen. ein paar Bilder, ein paar Skulpturen und entsprechend hatte er nicht mit viel gerechnet.
Was sich ihm aber offenbarte, als er die Tür öffnete war deutlich mehr als erwartet. Wie angewurzelt blieb er mitten in der Tür stehen und ließ den Blick schweifen. Das ihm der Unterkiefer nicht herunter klappte, grenzte an ein Wunder.
Es war nicht so, das er nicht schon Bibliotheken gesehen hatte. Sein Meister besaß selber eine Umfangreiche mit sehr seltenen Exemplaren, war er hinter dem geschrieben Wort her, wie der Teufel hinter der armen Seele. Müsste sich sein meister entscheiden, ob dieser ein Buch oder sein Kind retten sollte. Er würde das Buch nehmen und dem Kind vertrauen, das es selber laufen kann. Ion war so in den Genuss gekommen ein paar sehr exklusive Bücher studieren zu dürfen.
Und diese hier gefiel ihm wirklich gut. Die hohen Räume mit den beweglichen Leitern an den Regalen, die Schreibpulte zum übertragen der gesammelten Informationen, die gesamte Architektur dieses Raumes hatte er nicht erwartet.
Langsam, fast schon ehrfürchtig betrat er den Raum und sah sich nach allen Seiten um. Hier was passendes zu finden, würde die Suche nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen werden. "Wollen wir uns erst einmal in Ruhe umsehen?" fragte er leise in Melanies Richtung, konnte den Blick aber von den Büchern nicht los reißen.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Donnerstag 14. September 2023, 18:10
von Melanie Johnston
Das Ion wieder ihre Hand nahm amüsiert sie schon ziemlich, was sie durch ein leichtes schmunzeln andeutete. Vielleicht würde sie sich erstmal ein wenig zurückhalten um die 'Lage' erstmal ab zu checken was diese Welt anging. Ihre Art würde vielleicht hier etwas, nein sehr anecken. Zweideutigkeiten und Ihre normalerweise sehr offene Art würden vielleicht zu Problemen führen, zu Missverständnissen auf jeden Fall. Sie müsste breit grinsen als sie an das Gespräch mit ihrem Jacob dachte. Nun gut heute war sie nichtehr so naiv und vor allem unschuldig. Auf dem Weg durch das Kloster schwieg sie und betrachtete alles ziemlich auf merksam, wie gut das sie einen halben Reiseführer dabei hatte. Es gab ja durchaus auch einiges zu gucken, zumindest für Jemanden der so eine Architektur sehe selt sah. Als sie schließlich an der Bibliothek ankamen war es für Melanie als wäre Charlie in die Schokoladenfabrik gekommen. Sie strahlte Ion an und für einen kurzen Augenblick war wirklich soetwas wie ein Strahlen in ihrem Augen. Kaum wahrnehmbar aber doch ein kurzer Moment des Glücks und Zufriedenheit. "Zuhause hatten wir eine verborgene Bibliothek dort gab es Bücher die tausende Jahre alt waren,magisch konserviert und die alles magische und fantastische erklärten. Ich wette dort steht auch etwas über diese Portale mit denen wir hier angekommen sind." Sie seufzte etwas enttäuscht. "Schade das ich bisher noch nichts darüber gelesen habe." Ihre Enttäuschung währte allerdings nicht lang und Sie schaute sich fast hektisch um, wo sollte man nur anfangen mit dem umsehen, so eine große Auswahl, so viele Bücher, so wenig Zeit. "Ja bitte..." Sagte sie jauchzemd vor Glück.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Sonntag 17. September 2023, 13:09
von Avarion DeSpaire
Ions Augen fingen an zu strahlen, wie die eines kleines Jungen, der in Erwartung eines Geschenks war. Eine Unruhe ergriff ihn, die Melanie über seine Hand spüren konnte. "Lass uns aufteilen und wenn wir etwas interessantes finden, tragen wir es bei dem Schreibpult zusammen." Und schon lief er sie los, den Stein bei ihr in der Hand und trat an das erste Regal heran, das er erreichen konnte. Es galt sich Überblick zu verschaffen. Langsam schlenderte er weiter und wunderte sich das kein Bibliothekar hier war, der ihnen Auskunft geben konnte. Er blieb stehen und sah sich nach einem Lebenszeichen um. Irgendein altes graues Faktotum musste doch hier herumirren.
So ging er langsam die Regale entlang, die Finger ließ er an den Buchrücken entlanggleiten, sie hauchzart gerade nicht berührend. Sofern die Bücher Buchrücken mit Beschriftung hatte, lass er diese. Manche hatten nur Symbole, die meisten gar nichts. In einem anderen Regal fanden sich Schriftrollen, sorgfältig aufgerollt und gestapelt. Die Bücher umfassten die unterschiedlichsten Themen. Eine ganze Menge Biographien. Geschichte. Flora und Fauna. Gelegentlich nahm er eines der Bücher vorsichtig heraus und schlug es auf, um einen Blick ins Innere zu werfen und ein zwei Sätze zu überfliegen. Langsam hob er den Blick um sich die Architektur des Daches an zu sehen und die oberen Regale zu betrachten. Dann entdeckte er eine der hohen Leitern, eilte hin und kletterte einfach in eine der oberen Etagen, um sich dort noch mal die Buchrücken und ein zwei Seiten an zu sehen.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Sonntag 17. September 2023, 14:10
von Melanie Johnston
So gut sie Ions Begeisterung nachvollziehen konnte so sehr war sie nun doch auch etwas hilflos als sie ihm hinterher schaute. Umschauen konnte sie sich zwar, wirklich sinnvoll war das allerdings nicht. Auch wenn der Babbelstein ihr half zu verstehen was andere sagten, beim Lesen einer fremden Sprache half ihr das relativ wenig. So betrachte sie einfach, aber höchst beeindruckt wie die Bibliothek auf dem f gebaut war und wie kunstvoll die Einbände der Bücher beschaffen waren. Ihr fiel gar nicht ein Ion darauf aufmerksam zu machen das sie nichts wurde lesen können. Aber das war okay, wenn Ion in die Bibliothek bekam mmen wäre in ihrer Welt hätte sie ihn wahrscheinlich auch stehen gelassen und hatte sich auf die Bücher gestürzt.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Montag 18. September 2023, 14:20
von ERZÄHLER
Neben den Büchern an den Wänden, standen weitere Regale in der Mitte des großen Raumes und bildeten so Gänge oder gar kleinere Räume. Einer davon wurde gerade zum Abschreiben genutzt oder zum Kalligraphie üben. Je nachdem wo man den Schwerpunkt setzte. Ion wurde bemerkt, als er schließlich eine Leiter nach oben trat, um dort die Bücher zu studieren. Die beiden Novizinnen sahen sich an. Wer zum Kuckuck ist denn das? Die Dicklichere der beiden stand schließlich leicht Kopf schüttelnd auf und legte ihre Tuschefeder weg. Mit ihrer Arbeit war sie eh bald fertig und ihre Abschrift konnte nach Nowigrad verschickt werden. Schon interessant, was die Leute alles wollten. Aber jetzt der Weißhaarige, von einem solchen Gast wüsste sie doch. Die heute eingetroffene Schwester aus Ellander war es sicher nicht. Sie raffte den Rock und warf ihre langen, gewellten Haare in den Rücken, die sie dort nur mit einer Spange zusammen hielt, weshalb zwei Strähnen sofort wieder in ihr rundliches Gesicht fielen.
Ion konnte – wenn er sich von den Bewegungen ablenken ließ – sehen wie die junge Frau oder gerade noch Mädchen ein paar Schritte aus ihrem Raum machte und beinahe in Melanie lief. Noch eine Weißhaarige? Sie bekam eine nicht unfreundliche aber doch irritierte Musterung ab. „Entschuldigt… kann ich Euch helfen?“ Sie sprach die Gemeinsprache, auch wenn sie darüber nachdachte die ältere Rede zu üben.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Dienstag 19. September 2023, 10:02
von Avarion DeSpaire
Das oder eines der Faktotum war aus einer Ecke aufgetaucht und hatte sich bemerkbar gemacht. Ion, der gerade noch ein Buch in den Händen gehalten hatte, hielt in seiner Bewegung kurz inne, stellte dann selbiges zurück an seinen Platz und stieg die Stufen der Leiter wieder herunter. Unten angekommen strich er sich die Robe glatt und kam zu dem kräftigen Mädchen herüber. „Grüße. Ich bin Avarion DeSpaire und meine junge Begleitung ist Miss Melanie Jonson.“ er hoffte sehr, dass er den Namen Richtig ausgesprochen hatte. „Wenn ihr euch in dieser Bibliothek auskennt, könnt ihr uns tatsächlich weiter helfen.“ er deutete auf Melanie. „Zum einen suchen wir ein Buch zum erlernen der gemeinen Sprache für Miss Melanie und ich suchen im Auftrag des Freiherrn Sokolov Aufzeichnungen über Portale jeglicher Art. Wenn ihr uns ein wenig Überblick über die Aufteilung der Bücher und ihre Standorte geben könntet, wäre uns sehr geholfen.“
Vornehm hatte er sich leicht verbeugt und Haltung angenommen. „wir sind Gäste der Erzprieserin Mutter Varelia und nur für ein paar Tage hier.“ mit einem freundlichen Lächeln unterstrich er seine Bitte.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Dienstag 19. September 2023, 10:20
von Melanie Johnston
Melanie bemerkte sehr wohl das da Bewegung in die Bibliothek kam. Und das sie nicht nur durch Ions stürmischen Ansturm begründet war. Der ließ sie immernoch ein wenig schmunzeln. Sie war kurz davor zu murmeln das diese jungen Leute immer so eifrig waren neues zu lernen bis ihr dann auffiel das sie, zumindest rein äußerlich hier die junge war. Amüsiert schüttelte sie den Kopf und näherte sich sehr vorsichtig den Geräuschen die nicht von Ion kamen. Denn immerhin sorgte sie in ihrer Heimat für die Sicherheit, das war schwerlich einfach abzulegen. Trotz der Vorsicht stieß sie beinahe mit der anderen Geräuschquelle zusammen. Sie trat einen Schritt zurück und wollte gerade andeuten das sie nicht die Sprache sprach als Ion sie schon vorstellte. Melanie lächelte leicht ob des verschwiegen 'T' und senkte leicht den Kopf. Das mit den Umgangsformen musste sie definitiv noch viel besser lernen. Verbeugung waren in ihrem Job, außer vielleicht im asiatischen Raum, eher selten. Naja und als sie die König von England besucht hatten. Sie schmunzelte wieder etwas. Seine Frau hatte sie auf jeden Fall mehr gemocht. Die hatte ihr Tattoo bewundert und nach reiflicher Überlegung befunden das sich sowas, zumindest für die Frau des Königs nicht ziemte. Leider hatte sie noch angefügt und Melanie zum Lachen gebracht was bei dieser feinen Gesellschaft eher nicht so gut ankam.