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Re: Taverne "The black Horseman"

Verfasst: Dienstag 17. Mai 2022, 15:35
von Reuven von Sorokin
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von/nach: ausserhalb von Ferneck -> zurück zum Gasthaus
Datum: 16. September 1277 spät Abends
betrifft: Dahila
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Reuven ritt direkt zurück zum 'black Horseman', sein Kopf war leer während er auf die Stadt zuhielt, über die Brücke, durch das Tor.
In der Stadt steig er ab und führte das Pferd, auch jetzt waren alle Gedanken weggefegt, er wollte nicht darüber nachdenken, ob er einen Fehler gemacht hatte.
Am Gasthaus band er das Pferd an, William war nirgends zu sehen.
Tristan und Connor würden ihm wohl noch dankbar sein, aber am liebsten wollte er Dahila gar nicht mehr unter die Augen treten. Ja, er war feige, nicht wenn es um Monster und Bestien ging, aber wenn Gefühle ins Spiel kamen, dann definitiv.
Connor fand er in der Küche, hatte er gewartet? Nein, er schien nur zufällig dort zu sein, er aß etwas Brot mit Speck.
"Seren ist tot. Es hat nicht ganz so funktioniert wie gedacht. Ich habe ihn getötet. Er liegt draußen... außerhalb von Ferneck. Es wird ihn jemand begraben... Sag das bitte Dahlia, ich werde gehen."
Er wollte es nicht lange begründen, wollte nicht erklären, dass er vielleicht voreilig gehandelt hatte, dass es doch funktioniert hben mochte, aber dass ihm das entgangen war. Aber so oder so war ihm klar: sein Platz war nicht länger hier. Das Zimmer und das warme Bad hatte er die längst Zeit genossen.
Er packte noch zusammen was er an Zutaten in der Küche zurückgelassen hatte, dazu ganz unauffällig noch einen Kanten Brot und etwas Speck und machte sich auf den Weg zurück zu seinem Pferd. Connor hatte verstanden, ihm musste man nicht viel erklären. Er würde es seiner Schwester sagen, so war es am besten.
Er konnte nicht ahnen, dass Seren ihr eben noch versprochen hatte, zurückzukommen und dass er ihn dieses Versprechen brechen ließ.

Re: Taverne "The black Horseman"

Verfasst: Donnerstag 19. Mai 2022, 08:36
von Reuven von Sorokin
Niemand hielt ihn auf.
Er wusste nicht genau, was er erwartet hatte, dass jemand eine Überraschungsparty veranstaltete, weil es irgendwer für eine Heldentat hielt?
Nein, das sicher nicht, aber irgendwie hatte er vielleicht doch gehofft, dass sie ihm vergab. Dahlia, seine Chefin... Nun, jetzt wohl nicht mehr.
Wahrscheinlich schlief sie auch einfach schon, oder Connor zögerte, es ihr zu sagen. Vielleicht war es auch besser.
Er hatte das Pferd gar nicht erst abgesattelt, nun verstaute er, was er noch geholt hatte in den Satteltaschen und schwang sich auf den Rücken.
Die Front des Gasthauses ging auf den Platz des Hierarchen hinaus, der Unterstand für Pferde lag eingezwängt in einer Seitengasse. Früher einmal hatte es 'Eisvogel' geheißen, das lag aber wohl schon einige Generationen zurück. Reuven erinnerte sich allerdings. Jedoch nicht mehr wie der Wirt damals geheißen hatte, nur dass er ein dicker und nicht sehr großer glatzköpfiger Kerl gewesen war, annähernd rund. Das hatte sich geändert. Die aktuelle Besitzerin war deutlich sympathischer und er hätte es noch eine Weile hier aushalten können. Aber wie das Leben eben so spielte.
Auch von der Seitengasse aus war man schnell am Platz, sah die hohe Säule mit der ewigen Flamme. einzelne Händler hatten auch hier ihre Zelte aufgeschlagen, nun, Nachts allerdings waren sie entweder verschlossen oder ganz abgebaut, und wer einen Wagen hatte schob ihn zur Seite. Auch wenn Wächter patrouillierten, alles sahen sie auch nicht.
Die Straßen waren allerdings nicht so voll wie am Tag, also stieg er auf. Langsam ließ er das unruhige Tier durch die Gassen trotten. Wohin er wollte wusste er nicht, erstmal aus der Stadt hinaus, es war ihm ein wenig zu eng hier.
Es war nicht lange her, dass Seren ihm geholfen hatte, die Zutaten für den Trank zu bereiten, dass er sich beschwert hatte, dass er wie eine ganze Brennerei stank. aber verdammt, er hatte nichts falsch gemacht, es hätte alles funktionieren müssen...
Nein, es gelang ihm nicht mehr, die Grübeleien fernzuhalten.

wird außerhalb fortgesetzt.

Re: Taverne "The black Horseman"

Verfasst: Montag 30. Mai 2022, 23:18
von Dahlia
Dunkel waren die Tage nach Reuvens Abreise. Das ganze Haus trauerte mit Dahlia. Als hätte sich ein dunkler Schleier über das Anwesen gelegt. Die Luft roch nach dem Salz der Tränen und die Mienen der Bewohner des Hauses spiegelten das Leid der im Ort beliebten Wirtin wieder.
Selbst Tristan schien geknickt. Das hatte deine Schwester nicht verdient auch wenn er den Wolf selbst lieber Tod sah…das wollte er für Dahlia nicht.
Jenes gebrochene Herz fiel nach einem markerschütternden Schrei, welcher wohl in der ganzen Stadt zu hören war, in eine Ohnmacht die fast zwei Tage dauerte. Das Herz und der Verstand verschlossen sich der Realität und ließen nichts an die Seele dringen.
Es brauchte das Können einer Heilerin und die Anreise der Eltern um Dahlia aus den Kreisen den Zwielichts zu ziehen und sie zurück in das Licht zu bekommen. Noch war ihre Zeit nicht gekommen.
Zeit war kein Faktor mehr für Dahlia. Sie existierte. War anwesend und dich nicht hier.
Einige Tage blieb der Horsemen geschlossen. Freunde des Hauses kamen besorgt vorbei. Man erklärte ihnen rudimentär was geschehen war. Details behielt man besser zurück.
So häuften sich die Blumengrüße vor dem horseman und Dahlias Zimmer. Doch sie fand keine Freude. Sie trug schwarz. Jeden Tag.
Sie magerte fürchterlich ab, aber sie brachte keinen Bissen herunter. Heimlich wünschte sie sich, einfach selbst zu sterben. Einzuschlafen und nicht mehr aufwachen zu müssen. Diesen Schmerz nicht mehr zu ertragen.
Als sie fast nur noch Haut und Knochen war, brachten sie die Brüder zum Grab des Mannes.
Fast den ganzen Tag lag sie neben dem schlichten Grab und weinte.
Dass ein Mensch so viele Tränen hatte, war erstaunlich und beängstigend zugleich.
Die letzte Träne sickerte in das Erdreich und langsam erhob sich die Dürre Gestalt, die einst eine wunderschöne Frau war.
Die letzte Träne war vergossen. Es war nichts mehr von ihr übrig.
Sie spürte, dass sie nun an der Schwelle stand. Ein Schritt noch und sie wäre bei Seren.
Doch zwei starke, warme Hände legten sich um sie.
Ihre Brüder. Sie hielten sie hier. Brauchten sie.
Keine Worte mussten gewechselt werden. Die Türe in das Zimmer von Schlafes Bruder blieb vorerst verschlossen.
Dahlia wollte leben.
Sie kehrten zurück in das Haus und zum ersten Mal seit langer Zeit aß die blonde Frau.
In dieser Nacht fand sie auch endlich wieder Schlaf.
So ging es nun Tag für Tag.
Zeit wurde langsam wieder zu einem Bestandteil der Wirklichkeit. Routine kehrte ein und auch Dahlia wurde zumindest äußerlich wieder die selbst.
Der Schleier der Trauer hob sich allmählich wieder und ließ das Licht herein.
Die Eltern kehrten zurück auf ihren Landsitz und der Betrieb ging wieder los.
Die Arbeit tat ihr nun gut. Hab ihr einen Sinn. Doch noch blieb der sonst so lockere Flirt mit den Gästen aus. Die meisten hatten Verständnis und zeigten Dahlia mehr denn je wie sehr sie die Wirtin schätzten. Einer der älteren Stammkunden brachte ihr täglich eine andere Blume vorbei, die Dahlia sorgsam an den Tischen und Fenstern aufstellte.
Diesen Morgen blickte sie nun auf die noch leere Gaststätte und die ganzen Blumen. Es war noch ruhig und die Sonne schien sanft herein. Die Wirtin machte sich einen Tee und trat leise vor die Haupttüre. Vorsichtig lies sie sich auf der Bank vor dem Gasthaus nieder und betrachtete die leere Straße. Die meisten schliefen noch. Alles war friedlich.
Dann sah sie aus den Augenwinkeln etwas neben sich landen. Ein kleiner, wunderschöner Singvogel hatte sich neben ihr platziert und beäugte sie neugierig. Ihr Mundwinkel verzog sich ungewohnt. Ein Lächeln… sie wunderte sich über sich selbst.
Der kleine hüpfte auf ihren Schoß und pfiff ein paar Töne. Lieblich, als wäre die Melodie nur für sie. Dahlia legte den Kopf schief und verankerte diesen Moment so tief in sich, wie es nur möglich war. Das Leben würde ihr noch so viel schönes schenken. Dieser Moment war nur der Anfang.
Vorsichtig hielt sie dem Vogel ein paar Krumen eines Kekses hin, die er dankend annahm und dann verschwand. Dahlia erhielt in diesem Moment nicht nur ihre Seele aus dem Verließ der Trauer zurück, sondern auch ihre Kraft in allem etwas Schönes sehen zu können.
Das sanfte Lächeln kehrte in ihr Gesicht zurück und endlich entspannte sich ihr ganzer Körper wieder. Sie saß noch eine Weile in der Sonne, bevor sie sich nach innen begab und ihren Aufgaben wieder nachging. Als die restlichen Bewohner des Hauses sie sahen konnten auch sie wieder Lächeln. Es war als würde allen eine Last von den Schultern fallen, nun kehrte die gewohnte Leichtigkeit wieder ein.
Diesen Abend legte Dahlia sogar wieder eines ihrer blauen Kleider an. Levin, der Mann mit den Blumen, nickte als er sie sah und stellte ihr eine Sonnenblume vor die Nase. Sie küsste ihn auf die Stirn und umarmte ihn lange und innig. Er würde hier nichts mehr zahlen. Dahlia stellte die Blume in eine Vase neben sich auf die Theke und unterhielt sich mit Levin, während sie die anderen Gäste nebenbei bediente.

Re: Taverne "The black Horseman"

Verfasst: Dienstag 31. Mai 2022, 19:27
von Silas Patt
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von/nach: Feuerlilienbordell
Datum: 17. September 1277 spät Abends
betrifft: Dahila
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The black Horseman. Sein Place-to-be der Wahl für heute Nacht. Und er würde es sich leisten können, da er es tatsächlich noch geschafft hatte, zwei weitere Aufträge erfolgreich zu absolvieren. Ein Wolf und ein Mensch waren seinem Einhänder zum Opfer gefallen, den er danach penibel gesäubert hatte. Er selbst allerdings konnte ein Bad vertragen. Noch immer hafteten die Blutspritzer der Hure an Gesicht und Hals des gross gewachsenen Mannes, der in diesem Moment den Kopf einzog, um nicht mit der Stirn gegen den Sturz des Türrahmens zu knallen, der das Innere des Schankhauses von der Strasse draussen trennte. Auch das Tierblut und das des letzten Opfers hatten ihre Muster auf seiner Kleidung gemalt. Einen Vorteil hatte es gehabt, Silas Gemüt hatte sich von offenherziger Wut zu stillem Zorn besänftigt. Noch immer keine gute Laune, doch er gab einen Fick darauf. Gute Laune war was für Pussys. Apropos Pussy. WEIBER! Er konnte sie nicht leiden. Intrigante, ewig zickige Wesen. Welcher Mann konnte ihnen schon trauen? Hinterhältig klimperten sie erst mit den langen Wimpern und streckten einem das ausladende Holz vor den Hütten entgegen, nur um dann einen auf pikierte Hoheit zu machen. Er schnaubte bei dem Gedanken und liess sich mit Wucht auf einen der Hocker fallen, die vor dem Tresen standen. Seine Unterarme stemmten sich auf das gesäuberte Holz, finster blickte er vor sich hin, dann fiel sein Blick zufällig auf die Bardame. Natürlich hörte man allerlei über sie. Nicht jede Frau hatte es geschafft, sich in einem solchen männer dominierten Beruf zu etablieren. Dominanz...genau. Seit wann waren Frauen so dominant? Wo war das schmachten, das flehen, das bejubeln?
Sie jedenfalls, die Blonde in dem blauen Kleid, hatte auch so lange Wimpern. Klimperella....tzzzz. Missmutig sah er auf seine Hände und dachte nach. Morgen würde sein neuer Mantel fertig sein. Gut so, denn ihm fror nachts im Wald ziemlich oft fast der Arsch ab, von ein paar überflüssigen Zehen ganz zu schweigen. Das Fell würde ihn gegen den Bodenfrost schützen. Seine Zunge fuhr über die Bartstoppel an seiner Oberlippe, die ihn leicht pieksten und beim Essen schier wahnsinnig machten. Als die Tresendame vorbei schneite, hob er grüssend zwei Finger, um ihre Aufmerksamkeit zu ergattern. Noch war es nicht so voll, die Zeit der Trunkenbolde kam erst noch. "Eine grüne Fee bitte. Mit Feuer und Zucker." Denn wenn man sich eins tuschelnd versicherte, dann, dass diese Taverne über jegliches Getränk verfügte. Hoffentlich eben auch Absinth.....

Re: Taverne "The black Horseman"

Verfasst: Dienstag 31. Mai 2022, 21:07
von Dahlia
Tristan und Connor hatten alle Hände voll zu tun. Tristan kochte und Connor bediente. Der Laden brummte endlich wieder und es tat allen sichtlich gut.
Auf das Geld.m kam es der alteingesessenen Familie nicht so an. Wichtiger war fast die Beschäftigung und Bewirtung des Hauses. Ein Haus das so alt wie die Welt selbst war, munkelte man zumindest.
Als Conner sich zum Abendessen abmeldete übernahm Dahli den Schankraum allein. Levi sah sie zufrieden an, denn endlich kehrte das Strahlen in die zierliche Frau zurück. Die trüben Gedanken waren für den Augenblick vergangen.
Da kam Silas durch die Türe. Flüchtig musterte sie ihn. Vom sehen kannte sie ihn, doch sie hatten sich noch nie wirklich unterhalten.
Er sah gut aus…selbst wenn er so dreckig war. Schlagartig fühlte sie sich schuldig. Sie fand einen anderen Mann attraktiv…das war doch ungebührlich…oder erlaubt.
Jedenfalls stoppte es die geschäftige Frau für einen Moment in ihrem Tun und lies sie inne halten.
Das Stechen kehrte in ihre Brust zurück und schnürte ihr die Kehle zu.
So hielt sie stumm neben Silas und nickte auf seine Bestellung hin, während sie mehrere Gläser in der einen und ein paar Teller in der anderen Hand balancierte.
Sie lud flink alles hinter dem Tresen ab und wandte sich von dem Getümmel ab. Eine einzelne Träne tropfte auf den Boden. Ihre Finger krallten sich in das dunkle Holz.
Dann spürte sie Wärme hinter sich. Levi war zu ihr getreten.
„Ach Kind…“ seufzte er und legte vorsichtig die Hand auf ihre linke Schulter. „Meinst du wirklich er wollte dich so traurig sehen?“
Dahlia starrte auf das Etikett einer schön verzierten Flasche mit grüner Flüssigkeit. Sie sog die Luft scharf ein und griff nach zwei Gläsern aus Kristall.
„Nein…ich…“
„Mhm“ Levi schüttelte den Kopf und ging ihr wieder zur Hand. Er stellte die beiden Gläser vor sie beide auf die Theke und schenkte den Inhalt gekonnt in beide ein.
„Sieh mal Kind…du lebst jetzt…er gefällt dir und der Moment kommt nicht wieder….nie mehr kommt dieser Abend und alles dreht sich unaufhörlich grausam weiter…ob du willst oder nicht…du hast nicht nur ein Glas gegriffen…sondern zwei!“ sprach er etwas kryptisch daher, doch Dahlia verstand Levi ganz genau. Sie schluckte und sah nochmal zu Silas.
„Du tust jetzt mal nur das, was dein Bauch dir sagt…der betrügt dich nie!“
Diese Worte saßen. Für andere mochte die Konversation wirr klingen, doch Dahlia erkannte den Sinn. Langsam atmete sie ruhiger und zog ein Tablett zu sich auf welchem sie alles hübsch anrichtete. Sie nickte. Levi nickte. Nun wandte sich der ältere Mann dem Geschirr zu und übernahm ihre Arbeit, während Dahlia mit dem Tablett und einem Lächeln zu Silas kam.
Ihr Schritt war nun wieder leicht und anmutig, die blauen Augen sanft auf ihr Gegenüber gerichtet. Sie lies sich ihm gegenüber nieder und servierte ihm galant seine Bestellung.
„Der geht aufs Haus! Ich würde diese Runde gerne mit euch trinken wenn ihr möchtet? Es gibt nur sehr wenige die, die grüne Fee bestellen und ich könnte etwas grüne Fee gebrauchen“
Fragend sah sie Silas an und legte den Kopf leicht schief.

Re: Taverne "The black Horseman"

Verfasst: Mittwoch 1. Juni 2022, 11:28
von Silas Patt
Sein Getränkewunsch wurde erfüllt. So weit- so gut. Dass an der Hand und dem Arm, die ihm seinen ersehnten Absinth servierten, gleich eine trinkwütige Frau mit dran hing, nein darauf war er nicht vorbeitet gewesen.
"Absinth schmeckt ja auch wirklich wie Pferdepisse", brummte er in einem tiefen Timbre. Wer würde es also freiwillig hinab spülen, vernebelte es doch all zu schnell die Sinne. Gerade diese Eigenschaft schien jedoch für das Getränk zu sprechen, wenn man die fragte, die die grüne Flüssigkeit hinab kippten. Die Nebenwirkungen des im Absinth enthaltenen Nervengiftes jedoch waren ebenso unangenehm, wie es der Höhenflug nach Verzehr war.
Verdammt, er sollte aufhören, Alchemistinnen und Heilerinnen zu vögeln. Die quatschten ihn immer mit ihrem Wissen voll und Silas, neugierig wie er war, sog solche Dinge auf wie ein Schwamm. Dabei war er, zumindest körperlich, weit davon entfernt, ein Kleidkind zu sein.
Eigentlich hatte er alleine trinken wollen. Eigentlich. Aber dieser Drink, der sonst einiges an Münzen kostete, sollte laut der blonden Frau vor ihm aufs Haus gehen. Silas war da praktisch veranlagt. Wenn dem so war, würde er ihre Gesellschaft schon aushalten. Also nickte er, entgegen seinem inneren Willen, alles Weibliche für alle Zeit zu hassen und griff dankend nach dem Glas. Nicht schlecht. Es war nicht so klein und gab dem Getränk so mehr Platz.Andere Schankstuben fanden wohl profitabler, immer nur kleine kurze schnapsartige Behältnisse zu verwenden. Der Preis blieb dabei gleich hoch.
Der Kopfgeldjäger nahm das kalte Wasser, welches zusätzlich serviert wurde und legte auf beide Gläser den sogenannten Absinthlöffel, auf dem er jeweils einen Zuckerwürfel positionierte. Dann goss er das Wasser darüber, welches den Zucker erst auflöste und ihn dann in den Alkohol schwemmte. Der Duft nach Wermut, Anis und Fechel kroch ihm in die Nase.
Als der Absinth eine weisslich trübe Färbung annahm, nickte Silas zufrieden und legte den Löffel seines Glases beiseite, ehe er es in die grosse blutbefleckte Hand nahm und es der Bardame entgegen reckte.
"Ein Bauer steht am Scheunentor und pinkelt durch die Ritze. Drinnen fällt die Sense um und ab war seine Spitze.
Ein Stummel bleibet ihm zum Trost, drum sagen wir uns allen Prost!"
Und damit kippte er die Hälfte des Glases in seinen Mund und genoss das Feuer, welches sich durch seine zunge und seinen Gaumen zu fressen schien. Ein angenehm prickelnder Schmerz. Und als er den Absinth hinab schluckte, wärmte dieser seinen Magen wie ein loderndes Inferno. Gute Qualität, für die er nicht zahlen musste. Win-win.
"Also Madame, nehmt es mir nicht übel, aber ihr seid in denkbar schlechter Gesellschaft." Nichts an ihm war einladend, sah sie das nicht? Blut überall, Waffen,so zahlreich, die ihn kaum laufen liessen UND er hatte schlechte Laune. Eine unschöne Kombination. "Aber sagt mir, ihr wisst es ja bestimmt. Wo kann ich hier ein Pferd erstehen? Ein GUTES Pferd meine ich."

Re: Taverne "The black Horseman"

Verfasst: Mittwoch 1. Juni 2022, 11:51
von Dahlia
Sie merkte schnell dass er eigentlich allein sein wollte. Sie pickte sowas schnell auf und war gut darin die Menschen auf der anderen Seite des Tresens zu lesen. Sonst sie umso froher, dass er dann doch mit ihr trank und sogar eine. Flotten Trinkspruch von sich gab. Dahlia war etwas perplex aber sie musste loslachen. Glockenhell und angenehm. Dann kippte sie ebenfalls die Hälfte der Flüssigkeit in ihre Kehle. Oh sie hatte vergessen wie stark er war. Es brannte doch sie kniff die Augen zusammen, setzte sich gerade hin und räusperte sich lediglich. „hah…“ entfloh es ihr und dann musste sie sich doch schütteln.
Levi und Connor hatten alles genau beobachtet. Levi lächelte und nickte zufrieden während er eines der Gläser polierte. Connor war zum einen froh, dass Tristan in der Küche nichts mitbekam, zum anderen musterte er Silas eindringlich, während er prüfend zu seiner Schwester sah.
Tristan hätte den Fremden sicher erstmal auf Herz und Nieren geprüft ehe er ihn auch nur in die Nähe Dahlias gelassen hätte. Seit dem Vorfall mit Seren war er noch aufgekratzter wenn es um sie ging.
Connor, der Hüne, wirkte äußerlich noch ganz gelassen. Er sah, dass Dahlia die Gesellschaft gut tat, machte sie noch so blutbespritzt sein.
Entspannt lehnte sich die blonde Frau zurück und dachte kurz nach. Reu hatte ein prächtiges Pferd geliehen, doch was daraus geworden ist wusste sie nicht. Der Gedanke an Reu schmerzte. Auch wenn er ruppig war, jetzt vermisste sie ihn und seine Kochkunst doch.
„Ja…gleich die Straße runter findet ihr einen Schmied. Bayron! Aber der hat heute wohl Feierabend…“ sie nickte unauffällig in eine Ecke in welcher sich der Schmied mit einer Frau eine Leckere Brotzeitplatte teilte und am Wein nippte.
„Er hat vier Pferde die er ab und zu verleiht! Zuverlässige und schnelle Tiere!“ sie zwinkerte ihm zu und erhob sich dann.
„Ich danke euch für die Gesellschaft…ich fand sie ganz und gar nicht schlecht!“
Ein sanftes Lächeln traf ihr gegenüber. Im Horsemwar jeder willkommen und jeder wurde versorgt - egal wie groß oder klein der Geldbeutel war.
„Wir haben Zimmer und ein gut ausgestattetes Bad falls ihr eine Bleibe sucht! Möchtet ihr noch etwas zu Essen?“
Sie stand nun an seiner Seite und räumte die Gegenstände, welche nicht mehr gebraucht worden auf ihr Tablett.

Re: Taverne "The black Horseman"

Verfasst: Mittwoch 1. Juni 2022, 12:07
von Silas Patt
Klimperella setzte sich zu ihm und kippte mutig ebenfalls die Hälfte des Glases in sich hinein. Doch im Gegensatz zu ihm, kostete es sie mehr Überwindung, den Schluck hinab zu würgen und auch unten zu behalten. Silas Mundwinkel zuckten amüsiert. Keine passionierte Trinkerin also. Das war auch wirklich kein erstrebendwertes Lebensziel. als sie sich schüttelte, grinste er ein wenig und setzte sein Glas wieder an die Lippen, doch dieses Mal nippte er nur daran.
Als die Barfrau nachdachte, sah Silas einen Schatten über ihr Gesicht huschen. Schmerz. Den hatte er schon oft gesehen. Verlust. Egal in welcher Form. Sie alle trugen ein Päckchen. Und niemand redete darüber. Denn es bedeutete, anderen seine Last aufzubürden, war das Teilen des eigenen Elends noch so erleichternd. Wenn man Glück hatte, war es die eigene Familie, die einen auffing. Hatte man Pech, war es ein Strassenkater, der versucht hatte, dem Metzgershund die Mahlzeit zu stehlen.
Galahad war wenig redselig, doch er behielt Geheimnisse für sich. Und so maunzte er Silas Lebensgeschichte höchstens den Kätzchen ins Ohr, die er ab und an besuchte, um sich an ihnen zu erleichtern und viele weitere Kampfkatzen zu zeugen.
Wieder zuckten seine Mundwinkel. Verdammter Kater.
Ein Schmied? Silas folgte Dahlias Blick zu dem Tisch in der Nähe. Gut, er würde dem Mann seinen Feierabend lassen. "Ich will eines kaufen. Verleiht er lediglich, oder habe ich auch Chancen auf ein Pferd, welches dauerhaft in meinem Besitz verbleiben könnte? Sind die Tiere eingeritten?" Wenn er sie verlieh, musste das wohl so sein...beantwortete er sich die Frage fast schon selbst. Wenn er diese Informationen zuverlässig von dieser Frau bekäme, könnte er sich einen Gang umsonst sparen. Zeitmanagement a la Silas Patt.
Kaum, dass sie Platz genommen hatte, stand sie auch schon wieder auf und irritierte Silas damit ein wenig. Frauen. Hin und her, er sagte es ja.
Ja Silas, nein Silas. Ich setz mich hin Silas, ich steh auf Silas. Silas warum hast du so einen langen Penis?
Sein Geäffe im Geiste befriedete seine Gereiztheit ein wenig, weshalb er den Rest des Inhalts seines Glases nun exte und der Blonden das Glas reichte. "Ein Zimmer klingt gut. Das Bad ist sehr offensichtlich nötig was?" Er lachte leise. Silas Patt stand vor Dreck, daran gab es nichts schön zu reden. "Was könnt ihr mir anbieten?" Diese Schankstuben kochten meistens nach dem, was der Schlachter gerade zur Verfügung hatte, oder wie gut die hauseigenen Jagdkünste waren. Wandelbar also und niemals gleichbleibend. Silas, der alles aß, war da wenig wählerisch...allerdings.."Fleisch wäre gut." Denn er musste bei Kräften bleiben. Was war ein Mann, der kein Fleisch aß? Allenfalls ne Bohnenstange HÖHÖHÖ....

Re: Taverne "The black Horseman"

Verfasst: Mittwoch 1. Juni 2022, 15:15
von Dahlia
Dahlia beobachtete den Kopfgeldjäger genau. Sie war dabei noch aufdringlich sondern sehr gewandt. Sie sah wie es in seinem Kopf arbeitete, dass er wohl, auch wenn er wohl eher körperlich arbeitete, sich sehr viele Gedanken machte und vieles einfach mit sich selbst ausmachte. Pragmatisch mit einem verborgenen Hang zur Tiefe. Seine Sprüche und flapsigen Kommentare brachten sie zum lachen, zeigten ihr aber auch dass da irgendwas war, was er vielleicht damit kompensierte oder von etwas ablenken wollte. Darüber grinste Dahlia kurz. Sie kannte die Art zu gut von Connor.
Äußerlich ein imposanter Mann. Muskulös, stattlich und gutaussehend. Bekannt dafür nichts anbrennen zu lassen (nicht in der Küche!).
Connor überdeckte mit diesen Sprüchen oder Kommentaren seine Unsicherheiten. War das bei dem Exemplar genau so?
Silas legte für einen Moment die Stirn in Falten als er wohl etwas irritiert war, dass sie nun aufstand. Er schien irgendwie gereizt. Was es genau war, würde Dahli wohl nicht erfahren. Wollte sie vielleicht auch erstmal nicht. Dass er ihr ihr Lachen zurückgegeben hatte, wusste er ja schließlich auch nicht.
Byron winkte ihr zu als er wahrnahm, wie sie beide in seine Richtung blickten. Sie nickte ihm lächelnd zu und schielte seitlich zu Silas. Ein Wink, den Byron sofort verstand. Silas würde Geschäfte machen wollen. Er schmunzelte Dahlia an und bestellte noch etwas Wein bei Connor. Byron und Dahlia kannten sich schon ewig, sie waren schließlich nebeneinander aufgewachsen, auch wenn der Schmied ein paar Jahre älter war als die Wirtin. Ein oder zweimal hatten sie auf den Frühlingsfesten getanzt und hier und da mal geplaudert. Doch es war nie tiefgründiger. Aber was wollte Byron schon mit der kleinen Schwester von Tristan und Connor….gab eh nur Ärger.
Silas riss sie mit seinen Fragen aus ihren Gedanken.
Sie wandte sich ihm nun ganz zu und lehnte sich an die Säule, welche die Decke stützte, gleich neben Silas Tisch.
„Ja! Byrons Pferde sind eingeritten. Auch wir leihen uns ab und zu welche bei ihm wenn es notwendig ist! Wir hätten sogar Stallungen im Hinterhof für eigene Tiere aber im Moment fehlt uns….das Personal….“ sie stockte kurz, fing sich aber.
„Wir suchen wieder ein oder zwei Köche….wenn ihr zufällig einen kennt könnt ihr ihn ja vorbeischicken. Ansonsten könnt ihr euer Tier auch gerne bei uns unterstellen!“ Bit sie ihm an. Es war nur sinnvoll. Die Ställe waren leer und verkamen sonst. Bis auf ein paar Hühner hielt der Horseman keine Tiere. Tristan jagte ab und zu das Fleisch für die Küche, doch die meiste Zeit kauften sie es ein.
Der Horseman war kein kleines Haus. Es gab auch so schon genug zu tun und über die Jahrzehnte bzw. Auch schon Jahrhunderte (vielleicht), hatte sich genug Nares in der Familie Tallisker angesammelt um sich die Leistungen anderer zu kaufen.
Nun wollte der gute Mann vor ihr aber auch was essen.
„Also heute Abend gibt es Wildschweingulasch mit Kartoffelbrei, die Brotzeitplatte mit Einer Auswahl an Wurst, Käse und Trockenfleisch oder einen Eintopf aus Erbsen und Würsten!“ zählte sie ihm auf und nahm sorgsam das Glas entgegen, welches er ihr reichte. Nun merkte sie, dass sie selbst noch nichts gegessen hatte und prompt meldete sich ihr Magen.
Sie war äußerst zierlich und die letzten Wochen hatten ihr zugesetzt. Noch hatte sie nicht ihre alte Form, wirkte immer noch zu zart für die harte Wirtsarbeit. Allerdings hatte sie dann glücklicherweise weniger an ihren weiblichen Rundungen verloren. Ein Umstand dem sie bisher keine Beachtung geschenkt hatte, jetzt gerade aber sehr froh darüber war.
Sie lachte kurz über das Geräusch ihres Magens m, legte ihre Hand auf ihren Bauch und sah Silas entschuldigend an. „Verzeiht…ich habe schon wieder vergessen zu essen! Ich glaube ich sollte mir auch gleich etwas holen! Mein Bruder, Tristan, kocht wirklich gut.“ informierte sie ihn und zupfte dann vorsichtig einen losen Faden von der Schulter von Silas Gewand.
„Unsere Haushälterin kann eure Sachen auch bis morgen waschen und flicken wenn ihr das möchtet…“ sie grinste „macht euch keine Sorgen…der Dreck an euch ist noch harmlos…außerdem hat ein bisschen Dreck noch niemanden geschadet oder?“
Neckisch zog sie eine Augenbraue nach oben und sah ihn nun erwartungsvoll an. Was er wohl essen würde?
Innerlich tippe Dahlia ja auf das Wildschwein, aber sie hatte Kerle wie Silas auch schon eine Suppe bestellen sehen.

Re: Taverne "The black Horseman"

Verfasst: Mittwoch 1. Juni 2022, 19:34
von Silas Patt
Silas hörte zu und nahm die Informationen auf, die sie ihm schenkte. Es fehlte also Personal. Ein Koch obendrein. Keine Pferde in den Stallungen... Silas neigte den Kopf seitlich. "Ich fürchte, ich kenne niemanden, der so gut kochen kann, als dass es für eine Anstellung reicht. Aber ich halte die Ohren offen." Er selbst konnte nur Fleisch über einer Feuerstelle durchbraten. Sehr zäh durchbraten. Das wars dann auch schon. Vielleicht schmiss er dann noch ein paar Töften ins Feuer und aß diese halb verkohlt. Nein wirklich, zu einem Gourmet würde sich Silas Patt niemals entwickeln. Wenn er gut aß, dann bereitete es stets ein Anderer zu. Denn seine eigene Kost vertrug nur sein eigener Pferdemagen, der zu geizig war, um jemals etwas wieder nach oben wandern zu lassen.
"Dann wird es das Wildschwein werden,", entschied der Jäger, nachdem er sich dei oppulente Auswahl angehört hatte. Auch, wenn es hier derzeit keinen Koch gab, so mussten sich die Inhaber der Taverne nicht schämen. Jedenfalls anhand dessen, wie es bislang klang. Von dem Geschmack würde er sich bald selbst überzeugen können. "Und einen Krug Met dazu bitte."
Das Knurren ihres Magens beschaffte ihm die nächste Information. Sie war hungrig. Kein Wunder. Nix dran an dem Mädel. Silas nickte. "Ihr solltet essen. Es gibt wenig, was so wenig erregend ist wie eine hungernde Frau." Denn Frauen, egal, was sie selbst über sich dachten, waren nur dann ein Abbild der puren Wollust, wenn sie zu essen wussten. Das bedeutete nicht, dass Silas korpulente, oder besonders beleibte Weiber bevorzugte. Selbst ausladende Kurven entsprachen nicht seiner grössten Vorliebe. Auch wenn er es gerne sehr zierlich und klein mochte, so war es ihm ein Graus, wenn die Frauen auf Salatblättern herumnagten, nur um eine gewisse Figur halten zu können.
Aha ihr Bruder kochte also, bis sie Ersatz gefunden hatten. Tristan.
Gerade wollte er dazu eine Frage stellen, die persönlicher Natur war, als Klimperella etwas von seiner Schulter fummelte. Vielleicht Dreck, oder einen Fussel? Angesichts seiner Verschmutzungen, völlig unnötig. Und sie schien das nicht mal zu bemerken. Seine Augen folgten ihren Fingern, bis sie diese wieder von ihm nahm und das Tablett erneut umfasste, welches von Geschirr beladen war.
Wieder kam Dahlia ihm zuvor, als sie über die Haushälterin sprach. Hätte Silas getrunken, er hätte sich wohl verschluckt. Denn der Freud´sche Verhörer suggerierte ihm etwas GANZ anderes, als Dahlia gesagt hatte. Diese Haushälterin wollte bitte WAS mit ihm tun? "Oh..nein danke." Lehnte Silas ab. "SO verzweifelt bin ich noch nicht. Ich kenne sie ja nicht mal."

An dem Gesichtsausdruck der Barfrau, welcher dutzende Fragen beinhaltete, konnte er ablesen, dass sie aneinander vorbei redeten. Und DANN fiel die Münze klirrend in seinem Kopf. "Ach FLICKEN!" Schrie er schon fast und rieb sich dann gehetzt über das Gesicht. Der Boden möge sich auftun und ihn verschlucken. "nein..nein danke, ich habe nur diese Kleidung und werde sie selbst säubern, nuschelte Silas zwischen den Fingern hervor, die noch immer sein Gesicht bedeckten. Mit einem Seufzen liess er die grossen Pranken sinken und grinste zur Bardame empor, ehe er mit dem Zeigefinger einen Kreis um sein Gesicht malte. "Und bitte vergesst diese Fratze noch gleich dazu."

Re: Taverne "The black Horseman"

Verfasst: Mittwoch 1. Juni 2022, 23:38
von Dahlia
Dass er nun zufällig keinen Guten Koch kannte, nahm sie hin. Es wäre auch ein großer Zufall gewesen. Dass er aber die Augen und Ohren offen halten würde, rechnete sie ihm hoch an was sich dann auch in ihrem Gesicht deutlich widerspiegelte. Sie nickte sachte zum Dank. Ein ganz flüchtiges aber triumphierendes Lächeln flog ihr über die Lippen als er das Wildschwein wählte. Es war auch ihre Wahl gewesen. Met war zwar nicht das Getränk, welches Dahlia bevorzugte, es war ihr zu süß, aber sie würde ihm den guten einschenken. Dieser Typ, so rau und geerdet wie er war, hob ihre Laune an. Seine Gesellschaft bereitete ihr Freude ohne dass er es versuchte. Er war einfach ganz er selbst. Dahlia hatte einige Männer um sich die sie beeindrucken wollten und dabei oft über die Stränge schlugen.
Aber hier saß ein Exemplar, der einfach nur ein Gast war und sie einfach so zum Lachen brachte - ohne Agenda. Das mochte sie auf Anhieb.
Der flapsige Kommentar, sie solle nun was essen weil hungernde Frauen den Männern nicht gefielen, lies sie schmunzeln. Hätte ihr Vater sagen können. „Ja aber mit Männern habe ich eh wenig Glück…da muss ich gar nicht hungern!“ gab sie genau so flapsig zurück und schalt sich innerlich sofort dafür.
Vor Seren hätte sie selbst schallend darüber gelacht. Doch nun sah sie schuldbewusst zur Küche. Der Raum in welchen sie ihn zum letzten Mal gesehen hatte. Sie rechnete mit einer Träne….doch nichts. Vielleicht waren nun endlich alle Tränen vergossen.
Ehe sie sich Silas wieder zuwandte setzte sie wieder ihr liebliches „Bardamengesicht“ auf, damit dieser ihre Schuld nicht bemerkte. Diese Stimmung hatte hier gerade nichts zu suchen. Sie konnte sich später dafür noch schämen…oder was auch immer.
Dann guckte ihre Rechte Augenbraue fragend nach oben.
Was wollte er?
Sie hörte ihm zu und nickte langsam. Er hatte da wohl etwas anderes verstanden. Sie biss sich auf die Lippen und nickte wieder. Ließ ihn sich in seiner Erklärung verheddern und sah ihm zu wie er sich gerade um Kopf und Kragen plapperte.
Als sich sein Haupt senkte, als er sein Verhören erkannte, brach ein lautes Lachen aus ihr.
Sie hielt sich an der Säule fest nachdem sie das Tablett schnell auf dem Tisch abgestellt hatte. Was für ein berauschendes Gefühl, wieder aus vollem Herzen zu lachen. Es kam einfach über sie wie eine Welle die sie endlich wieder zurück auf den Ozean des Lebens zog. Sie lies sich mitziehen und gab sich dem Moment hin. Was Silas in wenigen Augenblicken für sie und Ihr Seelenheil getan hatte war unbezahlbar.
Als sie sich wieder fing, sah sie ihm noch zu, wie er darum bat seine Fratze doch bitte zu vergessen.
Leicht schüttelte sie den Kopf und sah ihm nun etwas tiefer in die Augen.
Levi und Connor standen gerade zu zweit hinter dem Tresen und beäugten die beiden. Connor traute dem ganzen noch nicht ganz. Er liebte es die Schwester wieder fröhlich zu sehen, aber dieser Typ….wer was das eigentlich?
Levi, der Empath, legte beruhigend seine Hand auf dessen Schukter und flüsterte ihm ein paar Worte zu, nach welchen sich Connor abwandre und der Kellnerei wieder nachging.
Einen Wimpernschlag länger sah sich die junge Frau den Jäger an ehe sie das Tablett wieder aufnahm.
„Nein! Ich vergesse euch ganz bestimmt nicht und jetzt bringe ich euch erstmal eure Bestellung und esse selbst was…sonst bekomme ich wohl gar keinen mehr ab!“ dann zwinkerte sie ihm keck zu und entschwand in die Küche. Dort lies sie sich von Connor zwei Portionen anrichten. Damit bewaffnet betrat sie wieder den Schankraum. Ihre Portion stellte sie an ihren kleinen Tisch beim Tresen. Eine Art Bartisch mit einem Barhocker. Dort aß sie immer - wenn sie aß. Denn von hier hatte man den Raum gut im Blick, war nah an der Küche und konnte schnell zur Hand gehen wenn es nötig war.
Flink füllte sie einen Steinkrug mit Met und kam so zu Silas zurück. Sie servierte ihm galant alles, ging zurück zum Tresen und brachte ihm dann noch Besteck und eine Stoffservierte.
„Guten Appetit! Es ist noch genug da falls ihr eine. Nachschlag möchtet!“
Auf dem Weg zurück sammelte sie noch hier und da leere Krüge und Gläser ein, die ihr Connor dann ziemlich ruppig abnahm „iss jetzt endlich! Du fällst uns noch um…“
Sie widersprach nicht. Er hatte recht, denn schon wieder meldete sich ihr Magen. Also setzte sie sich nun und roch an dem Gericht. Die sämige, dunkle Soße roch herrlich. Tristan, so verwegen er auch war, konnte eigentlich ausgezeichnet kochen. Natürlich hatte er sich auch den ein oder anderen Kniff vom Hexer angeschaut, das würde er natürlich nie zugeben, aber so war es eben. Das Fleisch war zart und sehr schmackhaft für Wildschwein. Auch der Kartoffelbrei war gelungen, fand Dahlia zumindest.
Sie aß langsam und ließ den Blick über das Treiben schweifen. Drei Handwerker hinten im Eck waren schon bei ihrer vierten Runde Bier. Byron und die Dame an seiner Seite waren näher aneinander gerückt und flüsterten sich gegenseitig in die Ohren.
Schnell sah Dahlia weg. Nicht weil sie eifersüchtig war, sondern weil…Ja warum eigentlich?
Am Kamin saß ein älterer Herr, den Dahlia noch nie gesehen hatte. Er sah müde und ausgezehrt aus. Fragend blickte sie zu Levi, der ihr allerdings nur kurz zunickte. Alles in Ordnung. Auf der anderen Seite saß Silas der nun auch aß und…wirklich ein netter Anblick war.
Etwas weiter weg von ihm tranken der Metzger und seine Frau Met. Alles in bester Ordnung.
Ihr Teller leerte sich und sie lehnte sich nun noch einen Augenblick zurück um noch etwas auszuruhen. Dann glitt sie von ihrem Stuhl und ging zu dem älteren Mann am Kamin. Er war eingeschlafen. Vorsichtig nahm sie ihm das Glas aus der Hand bevor es zu Boden fallen konnte. Mit einer leichten Wolldecke, deckte sie den Fremden zu und lief langsam wieder zurück in Richtung Silas. Doch sie lief zunächst an ihm vorbei, hin zum Metzger. Sie wechselten ein paar Worte über die nächsten Tage und was sie gerne bei ihm kaufen würden. Dann noch etwas Geschwätz. Die Frau nahm Dahlias Hand und drückte sie sanft. „Komm die Tage doch mal auf einen Tee vorbei…es ist gut dich wieder auf den Beinen zu sehen!“ natürlich wollte sie nur die dreckigen Details des Dramas erfahren. Die meisten wussten ja nicht, was wirklich passiert war und waren natürlich furchtbar neugierig. Doch bei der Metzgersfrau ließ es sich Dahlia gefallen. Sie hatten eine wichtige Geschäftsbeziehung und eigentlich war sie auch eine sehr nette Frau.
Erst dann kehrte sie zu Silas zurück und blieb neben ihm stehen.
„Schmeckt es ?“ fragte sie und sah neugierig erst auf den Teller und dann in sein Gesicht.

Re: Taverne "The black Horseman"

Verfasst: Donnerstag 2. Juni 2022, 11:53
von Silas Patt
Abgesehen von der unfassbar grossen Klappe und den flotten Sprüchen, die selten etwas Gutes an sich hatten, besaß Silas die Gabe der unfreiwilligen Komik. Das bewies sich einmal mehr, als die Bardame den Kopf in den Nacken legte und schallend zu lachen begann. Der Kopfgeldjäger nahm es ihr nicht übel, so hatte er heute wenigstens eine Frau zum Lachen gebracht, anstatt auch ihren Zorn auf sich zu ziehen. Die Blonde klagte über das fehlende Glück mit Männern. Jap, das kannte er. Also...mit Frauen natürlich. Silas war niemals von beiden Seiten bespielbar gewesen und ein Ausgang blieb ein Ausgang in seinen Augen. Jedenfalls, wenn es um SEINEN Ausgang ging.
"Männer und Frauen passen laut der Dichter und Denker, ohnehin nicht zusammen." Und es bewahrheitete sich doch immer wieder. Gescheiterte Eheschliessungen, Affären, die alles kaputt machten, Kinder, die Beziehungen flicken sollten...FLICKEN! nichts anderes...Elend und Wehklagen, wohin man hörte. Welches Paar war hinter verschlossener Tür denn überhaupt so richtig glücklich? Er kannte keins.

Kurz biss er die Zähne aufeinander, als ihm ein Bild von IHR vor seine Augen glitt, wie ein Trugbild der Realität.
Sie waren glücklich gewesen. Eine Zeit lang. Silas hatte den Geschmack dieser Essenz des Lebens noch auf der Zunge und es verging kein Tag, an dem er nicht darüber nachdachte, ihr einen Besuch abzustatten. Doch was wäre die Konsequenz seines egoistischen Handelns? Er selbst wäre dann der Grund dafür, dass auch IHR Glück zerschmettert werden würde. Denn, wen Silas besitzen wollte, den eroberte er. Aufgeben kannte er nicht. Nicht mehr. Er hatte SIE aufgegeben, hatte ihr Glück vor Seines gestellt. Manch ein Romantiker deklarierte dies als wahre Liebe. Er selbst tat es ab..sagte, er habe ihr Gejammer über seine Morde satt gehabt. Wo die Wahrheit wirklich lag, wusste nur er selbst. Doch hinfort mit dem Haar wie Tinte und den seltsamen purpurnen Augen, die sie ihrem Halbwesen verdankte. Es hatte nie eine Zukunft gehabt.

Als sich Dahlia wieder entfernte, fing er den Blick der zwei Männer auf, die ihn die ganze Zeit beobachtet hatten. Als wäre ihm das entgangen. Der Hüne von einem Mann, seiner Statur damit nicht unähnlich, hob ertappt die Brauen. Doch Silas taxierte ihn einfach weiter, provokant, wie er war. Da der Koch ein Bruder von der Bardame war, lag die Vermutung nahe, dass auch dieser Kerl zu ihrer Familie gehörte und eine Konversation zwischen ihm und seiner Schwester...vermutlich jüngeren Schwester...gar nicht gerne sah. Es reizte Silas, den Mann zu ärgern. Andererseits hatte er heute schon genug falsche Schlüsse auf sich ziehen lassen und so wand er den Blick ab, als der Mann die Bedienung der Tische aufnahm, während Dahlia ihm seine Bestellung servierte und sich dann selbst ans Essen machte. Silas dankte und nahm das Besteck an sich, um nicht wie ein Steinzeitmensch an dem Gulasch zu nagen, sondern mit Messer und Gabel sittenhaft und manierlich zu hantieren. Das Essen war vorzüglich. Gut, für ihn war sicher alles vorzüglich, auf dem er nicht stundenlang herumkauen musste. Dennoch. Der Koch wusste, was er tat, obwohl er kein wahrer Koch war, laut seiner Schwester.
Eine Frau unter Brüdern. Konnte gut sein, konnte schlecht sein.
Silas aß weiter, störte sich nicht an den Blicken, die ihm zugeworfen wurden. Die meisten Besucher von Schankstuben waren Wiederholungstäter. Er hingegen fühlte sich nirgends Zuhause und nächtigte an keinem festen Ort. Er sprach wenig, wenn dann meistens Blödsinn und gab wenig über sich Preis. Was hatten wohl diejenigen zu sagen, die es mit ihm zu tun bekommen hatten?
- Ach ja, ist das nicht der mit den seltsamen Augen?
- Er ist Kopfgeldjäger, am Besten man hält sich fern.
- Ziemlich viele Waffen.
- er sitzt immer allein.
- er hat meine Frau verführt!
- die Nacht mit ihm war traumhaft....

Nein, halt, das war eine andere Geschichte. Silas spülte das Gulasch mit dem süssen Met nach, welcher verzüglich zu dem Gericht passte und wischte sich den Schaum aus dem Bart an der Oberlippe, ehe er das Besteck wieder aufnahm.
Da leistete ihm Klimperella wieder Gesellschaft. Innerlich rügte er sich fast dafür, sie so zu betiteln. Er nahm sich also vor, ein wenig persönlicher zu werden. Nicht viel, aber wenigstens sollten sie die Namen voneinander wissen. "Euer Bruder weiss, was er tut. Schade für euch, dass das Leben eines Kochs nicht sein Ziel ist." Silas fuhr sich mit der Zunge über den Eckzahn und musterte das dürre Ding vor sich. "Ich bin Silas. Falls mal einer nach mit fragt, kennt ihr mich nicht." Er schmunzelte, lehnte sich zurück und genoss die Sättigung, die nun langsam eintrat und ihn bald bettschwer werden liess. "Nach meinem Namen fragen nämlich niemals Personen, die mich mögen." Da war was dran. "Und welchen Namen hat eure Mutter euch beschert?"

Re: Taverne "The black Horseman"

Verfasst: Donnerstag 2. Juni 2022, 12:43
von Dahlia
Es hatte ihm geschmeckt. Beziehungsweise er aß ja noch. Der Teller war dennoch fast leer und der Mann schien zumindest ein wenig sanfter als vor dem Essen. Aber vielleicht war das auch nur der Met. Einerlei…seine Gesellschaft war erheiternd und wie die warme Frühlingssonne nach einem langen Winter.
sein Spruch, Männer und Frauen passten nicht zusammen, hing ihr noch ein wenig nach.
War es wirklich so? War etwas an diesem Spruch? War nicht an jeder Binsenweisheit auch ein Körnchen Wahrheit? Seren und sie hätten glücklich werden können….oder? Sie würde es nie erfahren, denn sein Körper ruhte nun längst Unter der Erde. Was war eigentlich schlimmer? Nie zu wissen ob es geklappt hätte oder es gehabt und verloren zu haben?
So lagen über Silas und Dahlia die drei grausamsten Worte „was wäre wenn…“. Ob sie das nun irgendwie zu Leidensgenossen machte oder sonst verband, spielte jetzt noch keine Rolle aber wer wusste schon, was noch werden würde…
Dahlia lehnte sich nun etwas gelassner an die Säule bei Silas und lies den Blick nochmals über den Kerl wandern. Zweifelsohne verbrachte er viel Zeit draußen und wahrscheinlich nicht in der Stadt, sondern eher in den Wäldern. Unter all den anderen Gerüchen nahm Dahlia Harz und Tannenduft war. Außerdem sah sie nun noch ein paar mehr kleine Zweige die ihm hier und da, für den ungeübten Beobachter kaum wahrnehmbar, in der Kleidung steckten.
Dann waren da noch seine Augen. Ihren eigenen gar nicht mal zu unähnlich. Tiefes royales Blau. Gepaart mit dem sonst wildem Aussehen gefiel er ihr.
Das Gesamtbild war stimmig und er war nun mal seit langem der erste Mann, welcher Ihr positiv auffiel.
Nun stellte er sich vor und gab zu erkennen, dass er wohl nicht all zu beliebt war. Wieder schmunzelte sie darüber er. Natürlich…ein Vagabund…wie sollte es auch anders sein?
Zwar zog Dahlia meist auch ganz ordentliche Kerle an. Offiziere, Händler oder ehrliche Handwerker waren schon unter den Männern die ihr Interesse an ihr bekundet hatten. Doch meist langweilten sie die Wirtin. Zu glatt. Zu „lass uns heiraten und Kinder bekommen damit ich dich an den Herd fesseln kann“. Zu schleimig…zu unlustig. Zu ernst.
Die blonde Frau war von Ecken und Kanten fasziniert. Von ungeraden Wegen und von der Fähigkeit über sich selbst zu lachen.
Natürlich mochte sie schöne Dinge. Sie war stets adrett und modisch gekleidet. Achtete auf eine geschmackvolle Einrichtung des Hauses, liebte hochwertiges Essen und trug auch gerne Schmuck. Doch all das konnte sie sich selbst bieten. Dafür brauchte sie keinen Mann und da scheiterte es bei den Meisten.
Keiner konnte bis jetzt akzeptieren, dass Dahlia mit dem Black Horseman verbunden war. Diese Haus gehörte zu ihr und umgekehrt. Manche erzählten sich, das Haus selbst sei irgendwie magisch oder verhext. Keiner konnte sich wirklich erinnern wann es gebaut wurde. Es war einfach schon immer da. Seit Generationen im Besitz der gleichen Sippe. Wahrscheinlich war es schon da, als Nowigrad noch gar nicht Nowigrad hieß. Aber man erzählte sich viel, wenn der Tag lang war.
Silas also. Elegant hob sie die Hand, die erstaunlich zart war, für jemanden der viel arbeitete. Sie ergriff seine und schüttelte sie. Ihr Griff war etwas fester als man es bei der Gestalt erwarten würde, aber nicht zu fest.
„Ich bin Dahlia…Tallisker. Und natürlich werde ich dich nicht kennen wenn du das so möchtest… der Gast ist hier König“ versicherte sie ihm mit einem Grinsen.
„Ja…Tristan, mein Bruder, er beherrscht die Kochkunst aber sein Geld wird er sich wohl irgendwie anders verdienen wollen…entweder wird er Jäger oder Soldat…oder wird vorher von irgendeinem Ehemann erschlagen!“
Sie lachte. Jaja…wenn Connor schon nichts anbrennen ließ, musste der jüngere Bruder natürlich auftrumpfen. Er hatte die Moral nicht gerade mit Löffeln gefressen.
Sie nickte zu Connor „Das da drüben ist Connor mein älterer Bruder…er wartet eigentlich auch nur darauf, dass wir hier endlich genug Personal haben. Wenn es soweit ist, dann fliegen die beiden wahrscheinlich sofort aus.“
Sie lächelte. Es war ein gütiges Lächeln, aus dem zu lesen war, dass sie es den beiden gönnte. Sie waren bei weitem nicht so tief mitbekommen Haus verwoben wie ihre Schwester.
„Willst du noch einen Nachschlag oder etwas zu trinken? Oder soll ich dir dein Zimmer und das Bad zeigen?“
Sie nahm den Teller, das Besteck und den inzwischen lehren Krug Met auf.

Re: Taverne "The black Horseman"

Verfasst: Donnerstag 2. Juni 2022, 20:15
von Silas Patt
Als er den Mund öffnen wollte, um Dahlia zu antworten, begann sein Nacken zu kribbeln. Die drahtigen Härchen stellten sich auf und Silas wusste, ohne hinzusehen, warum. Das konnte nicht sein. Wenn man vom Teufel sprach, oder an ihn dachte. Der Kopfgeldjäger schloss kurz die Augen und atmete durch, um nicht ändern zu wollen, was er nicht zu ändern vermochte. Erst dann blickte sein Blau zu Dahlia hinüber. "Ich denke, ich nehme noch einen Krug Met...ich bekomme Gesellschaft." In dem Moment trat sie an den Tresen und liess sich in einer fliessenden Bewegung auf dem Stuhl neben ihm nieder. "ich nehme, was er nimmt", liess sie Dahlia in diesem sanften Tonfall wissen, den sie immer am Leibe trug. Sie und ihr Sirenengesang. Einst hatte es ihn alles gekostet, ihr zu widerstehen. Jetzt lagen die Dinge anders.

"Was machst du hier?" Knurrte er zwischen zusammen gebissenen Zähnen. Er hatte mal einen Gelehrten sagen hören, dass der Schmerz der Berührungsstein des spirituellen Wachstums sei. Pappnase. Da sah man mal wieder, dass die Bücherwürmer auch nicht alles wussten. Nicht jeder Schmerz konnte kuriert werden. Nicht jede Wunde wurde durch die Zeit geheilt und nicht jedes Ego wuchs an dem Scheitern einer Liebe.
Die purpurnen Augen in ihrem schmalen Gesicht musterten ihn, wie sie es schon immer getan hatten und blickten bis tief in seine Seele. Ihr schwarzes Haar, welches ihr in der Länge bis zur Hüfte reichte, umrahmte glatt fallend ihre zierliche Silhouette. Doch er wollte das nicht. Wollte das alles nicht sehen, nicht ihren Duft einatmen, der ihn an die Nächte in den Wäldern erinnerten. Silas wollte diese Tür zu seiner Seele nicht mehr öffnen, die er fest verschlossen hielt.

"Ich hörte von einer Hure, der ein grosser dunkelhaariger Mann mit azurblauen Augen einen Hühnerknochen in den Hals gerammt hat. Es war nicht schwer zu erraten, um welchen Mann es sich handeln musste." Silas sah weiter stur geradeaus.
"Und da ich gerade in der Nähe war... Sag, warum hast du denn einer armen Dirne bloss einen Knochen-"
"WAS willst du hier Drifa?" Nun endlich, da er es geschafft hatte, ihren Namen auszuspeien wie etwas, was ungeniessbar war, wagte er es auch, sich zu der Frau umzudrehen, mit der er einst so viel mehr geteilt hatte, als Bett und Herz.
"Ich wollte nach dir sehen..." Silas winkte ab. "Es geht mir gut." Das war doch offensichtlich, oder?
Einen Moment schwiegen sie und sahen in die Metkrüge, die ihnen Dahlia-freundlich wie immer-serviert hatte.
"Wie geht es deinem Mann? Deinen Kindern?" Drifas Mund verzog sich zu einem schmalen Lächeln, welches nicht ernst gemeint war. Es brauchte mehr, um ihr eher kaltes Gemüt zu erheitern. Daran erinnerte er sich noch. "Willst du wirklich DARÜBER reden?" Der Jäger setzte den Krug an den Mund und trank, ihr vorerst die Antwort schuldig bleibend. Heute war nicht sein Tag. Er war vom Pech verfolgt. Wahrlich. "Da du nicht mit der Sprache rausrückst, was du zu bereden hast und du auch keine Plauderei über das Wetter anstrebst, dachte ich, du würdest gerne über deine Familie sprechen." Drifa verzog den Mund. Ihr war die eigene Wahl damals zu leicht gefallen. Zu sehr hatte sie sich von Silas in die Enge gedrängt gefühlt. Zu sehr hatte sie seine Arbeit mitgenommen und dann war da noch das Kind gewesen. Kaum ein Gedanke in ihrem Leib, als sie bereits entschieden hatte, dass es niemals das Licht der aufgehenden Sonne erblicken würde. Dann war alles so schnell gegangen. Ein neuer Mann, der sich so leicht hatte locken lassen. Die nächste Schwangerschaft. Dann noch eine. Nun war sie Ehefrau, Mutter und langweilte sich in dem kleinen Häuschen am Waldrand. Ihr Mann ging ehrlicher Arbeit nach, wie sie es sich immer von Silas selbst gewünscht hatte. Doch nun vermisste sie die Abenteuer, die seine Gesellschaft versprach.

Zu spät.

Silas hatte sie gehen lassen. Er hatte seinen Schmerz über seinen traum, der zum Greifen nah gewesen war, mitgenommen und hatte dem anderen Mann den Vortritt gelassen.
Drifa schwieg. Drifa mit den Elfenaugen. Drifa das Halbwesen.
"Ich bin...unzufrieden." Silas lachte auf, als sie endlich diesen Satz formulierte. "Süsse, euch Frauen ist die Unzufriedenheit in die Wiege gelegt. Ihr saugt sie geradewegs mit der Muttermilch auf. Von einer ebenso unzufriedenen Person." Drifa lachte freudlos. "Und jetzt geh zu deinen Kindern. Ich bin nicht dein Zeitvertreib, ich habe zu arbeiten." Silas erhob die Hand und winkte Dahlia heran, sobald diese Augenkontakt aufnahm. "Ich wünsche dir was Drifa..." Sie nicht anzusehen, sie nicht mit auf dieses Zimmer zu nehmen und für einige Stunden seine Realität zu vergessen, kostete ihn einfach alles an Selbstbeherrschung. Doch er würde sein Licht nicht für ihre Bequemlichkeit dimmen.

Re: Taverne "The black Horseman"

Verfasst: Donnerstag 2. Juni 2022, 21:06
von Dahlia
Sie sah die Gestalt hereinkommen und blickte sie fasziniert an. Sie war der Wahnsinn. Connor lies fast das Tablett fallen als auch er sie erblickte. Dieses schöne Halbwesen war ein seltener Anblick. Und natürlich setzte sie sich zu Silas. Kurz sah Dahlia zu Boden ehe sie die Dynamik zwischen den beiden erhaschen konnte und die Frau freundlich und ehrlich anlächelte. Sie nickte auf ihre Bestellung hin und entschwand hinter den Tresen. Levi sah sie kurz besorgt an aber Dahlia nickte grinsend.
„Schon gut…natürlich ist es so!“ die beiden hatten eine recht kryptische Art miteinander zu reden. Doch sie verstanden sich fast blind. Das war in dem Geweebe auch ganz nützlich aus den verschiedensten Gründen. Natürlich hatte genau der Mann, der Dahlia seit langem gefiel eine wunderschöne Dame an seiner Seite. Natürlich - alles andere wäre einfach und langweilig oder zu schön.
Sie füllte zwei frische Krüge mit dem guten Met und servierte sie dem attraktiven Paar galant. An die Frau gerichtet sagte sie „Lasst es mich wissen wenn ihr etwas essen möchtet! Es ist noch genug von allem da“ sie nickte ihr mit einem warmen Lächeln zu und sammelte auf dem Rückweg wieder schmutziges Geschirr ein.
Levi trat vorsichtig an sie heran und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Zuerst stockte Dahlia, blickte kurz auf das Spülwasser und prustete dann los. Auch Levi musste über das Gesagte so heftig lachen, dass ihm glatt die Tränen kamen.
Diese Tragikomödie, die Dahli ihr Leben nannte wurde von Tag zu Tag unterhaltsamer. Was blieb da anderes übrig als zu Lachen? richtig! Trinken. Also stellten sie beide sich kleine Gläser hin und die Wirten holte den teuersten Schnaps von Regal. Da ließ sich auch Connor nicht lumpen. Er kam zu ihnen herüber, drückte seine Schwester ganz kurz und unauffällig, ehe er sich auch ein Glas hinstellte.
„Was kommt Mohren Dahli? Schwangerschaft oder brennt das Haus hier endlich ab?“
Schallendes Gelächter und sie kippten die Flüssigkeit hinunter.
Danach ging die Wirtin zu den Handwerkern die Drifa ebenfalls gierig beäugten.
Als Dahlia bei ihnen stand kamen sie langsam zu sich und bestellten nun die fünfte…oder sechste Runde.
Einer der Handwerker beäugte Dahlia nun eingehender. Bei der Schönheit an Silas Tisch gab es nur Ärger, aber so viel er wusste war die reizende Wirtin gerade ohne Mann….warum nicht?
Dahlia merkte nichts davon sonder ging langsam an den Tischen entlang um nach dem Rechten zu sehen. Da schwang die Türe auf. Endlich! Will war gekommen. Der Junge für alles im Haus. Er sah etwas erschrocken aus, als er Dahlia so aufrecht und fröhlich vorfand. Skeptisch blickte der Knabe an ihr herab. Sie kam schnell zu ihm herüber und zog ihn mit sich in die Küche. Tristan stand am Herd und schälte gedankenverloren ein paar Kartoffeln.
„Nun sieh mich nicht so an Will“
Er blieb stumm vor ihr stehen.
Sie blickte ihm in die Augen, auch er hatte viel mitgemacht in letzter Zeit. Sie atmete lange aus und pickte seine Stimmung auf. „Mir geht es wieder besser…ich vermisse Reuven auch…vielleicht kommt er ja wieder!“ sie hob sein Kinn an und schloss ihn kurz in die Arme. Wenn er weiter so wuchs, war er bald so groß wie Connor. Tristan hob den Kopf und lies lautstark die Kartoffel in den Eimer fallen, als er sah dass Will es ein bisschen zu sehr genoß von seiner Chefin umarmt zu werden. Dahlia lies den Jungen los und schickte ihn dann nach oben. Er sollte das Gemeinschaftsbad putzen und nochmal nachsehen ob alle Betten frisch bezogen waren.
Sie lief eine weitere Runde die Tische entlang, wobei sie etwas langsamer an Silas Tisch vorbeiging und ein paar Wortfetzen aufzuschnappen. Kinder…oh…
Nach einer Weile winkte Silas dann zu sich und sie kam zu ihnen herüber. Langsam jedoch denn sie spürte, dass die Stimmung irgendwie nicht so gut war.
„Was kann ich euch gutes tun?“
Fragte sie dann in einem höflichen Ton, den alle guten Wirte drauf hatten, wenn sie merkten dass es vielleicht mehr als einen Drink brauchte.

Re: Taverne "The black Horseman"

Verfasst: Freitag 3. Juni 2022, 11:46
von Silas Patt
Silas erhob sich vom Barhocker und legte ein paar Münzen, die dem Preis des Essens, als auch dem zweiten Krug Met entsprachen, auf den Tresen. "Ich will mein Zimmer sehen", knurrte der Jäger nun wieder unwirsch, da in seiner Laune getrübt. Doch er rang sich ein "Bitte", ab, denn er wusste ja, dass Dahlia am Wenigsten dafür konnte. Eine Hand schloss sich um seinen Unterarm. Zierliche Hände, doch man sollte sich nicht täuschen lassen. Sie rissen Bäume aus, wenn ihnen danach war. Gefährlich, diese Halbwesen. "Silas", wagte Drifa sich doch tatsächlich, seinen Namen auszusprechen. Er warf ihr einen kalten Blick zu, entriss ihr seinen Arm jedoch nicht. Warum etwas versuchen, was aussichtslos war, wenn sie ihren Willen durchzusetzen gedachte? "Lass mich dich treffen, vielleicht, wenn Matthes arbeiten ist?" Der Kopfgeldjäger betrachtete seine Vergangenheit eine Weile, die zugleich seine ungenutzte Chance im Leben darstellte.
Hätte er Dahlias Gedanken vorhin lesen können, wäre seine Antwort auf die Frage immer gewesen: besser es wissen, als sich immer fragen: was wäre wenn. Ungewissheit war schlimmer, als etwas verloren,aber erlebt zu haben. So sah er es jedenfalls.
Und er hatte verloren. Drifa lebte noch. Doch sie hatte etwas getötet, was auch ihm gehört hatte. Nicht auf der Welt konnte diesen Vorwurf jemals aus seinem Kopf löschen. Liebe war eben nicht immer genug. Eigentlich nie.

"Nein." Seine Antwort kam weder wütend, noch zischte er, oder wurde laut. Ein einfaches dunkel gerauntes Nein. Voller Überzeugung. Auch die Halbelfe musste das erkennen, denn sie liess von ihm ab. "ich könnte dich HIER besuchen?" Silas atmete durch und drehte sich dann zu Dahlia um, die er warten liess. "Lass uns gehen", damit liess er Drifa hinter sich, deren spitze Ohren unter dem Haarschleier verborgen lagen.
Der Kopfgeldjäger mochte keine "schönen" Frauen. Sie zogen ihn nicht an. Nicht wirklich. Jeder Mann konnte seinen Blick nicht von einem vollen Dekolleté abwenden, denn es waren ja auch BRÜSTE! Welcher Mann wusste ein gutes Paar Brüste nicht zu schätzen? Ebenso wie einen prallen Arsch in den Händen.
Doch dies diente der Lust. Seinem Herzen diente es nicht. Silas hatte ein Auge für Makel. Für Sommersprossen. Für einen schiefen Zahn, der beim Lachen aufblitzte. Für Narben, die Geschichten erzählten und die er in den Gesichtern der Tragenden küssen würde, um zu versichern, dass es nichts gab, was eine wahre Schönheit entstellte. Sein Kopf drehte sich freilich nach kurzen Röcken um. Nach wallendem glänzenden Haar und klimpernden Wimpern. Er war nicht imun gegen solche Avancen der gesellschaftlich geschätzten Schönheiten. Doch diese Frauen versuchten es zu sehr. Änderten Dinge, die ihnen die Natur anders angedacht hatte. Trugen Düfte auf. Bemalten sich. Begradigten schiefe Zähne, erschufen neue künstliche Kurven, und büßten so ihre Natürlichkeit ein, die sie manchmal nie wieder zurück erlangten. Diese frauen liebten sich selbst nicht.

Und schimpften auf Männer, die sich mochten, wie sie waren. So wie er, der sich als der glitzerndste Diamant unter der Sonne ansah.
An Drifa hatte ihn ihr Halbwesen in den Bann gezogen. Die ungewöhnlichen Augen, das eisige Gemüt. Er hatte ihre Unnahbarkeit und Wankelmütigkeit zu spät erkannt. Nun schlug sich ein anderer damit rum und wenn er so in sich reinhorchte, war er froh darüber.

Der Hüne folgte Dahlia durch den Raum und zwinkerte Connor noch provokant zu, ehe er ihr nach oben in das Geschoss folgte, wo die Zimmer für die Reisenden lagen.

Re: Taverne "The black Horseman"

Verfasst: Freitag 3. Juni 2022, 18:38
von Dahlia
Natürlich bekam Dahlia nun glass ganze Hin und Her zwischen den beiden mit. Sie erfasste die Lage doch recht schnell und trat respektvoll einen Schritt zurück, wandte sich ab um das Betteln davon Drifa nicht mitzubekommen…sie hörte es zwar, konnte aber durch das Abwenden zumindest dafür sorgen, dass sich Drifa zumindest nicht von ihr belauscht fühlte.
Sie kannte die Geschichte nicht, sah nur ein kleines Puzzelteil der ganzen Geschichte. Doch irgendwie fühlte sie mit beiden mit. Mit Drifa die Silas Nähe wollte und offenbar gelangweilt von ihrem alten Leben war. Mit Silas der sich vor Drifa verschloss und sie abwies und sich selbst zu schützen. Auch das kannte sie.
Wärmend die beiden noch miteinander rangen, zündete sie die Kerze auf der Mitte des Tisches an, der vor ihr stand. Einfach um der Situation etwas zu entfliehen.
Dann riss Silas sie aus ihrem Tun mit der Aufforderung, sollten beide nun hoch gehen.
Sie drehte sich um und blickte die Halbelfe für einen kurzen Moment an.
Mitgefühl aber kein Bedauern lag in ihrem Blick, welchen Silas nicht sehen konnte.
Dann nickte sie ihm zu und stieg mit ihm die Treppen empor. Seine Provokation Connor gegenüber sah sie nicht.
Connor setzte das Glas ein bisschen fest in dem Moment auf und taxierte Silas.
Doch er wusste schon was das sollte. Was Silas konnte, konnte er schon lang. Also zuckte seine Augenbraue nur leicht nach oben und er ließ ein spielerisch fießes Grinsen über sein Gesicht fliegen.
Geschickt füllte er einen Krug mit dem feinen Met und brachte es Geschmeidig zu Drifa herüber.
„Geht aufs Haus!“
Er lächelte sie kurz an. Nicht aufdringlich, einfach nur charmant.
Connor war ein attraktiver Mann und wusste das auch. Dennoch lies er es sich nicht so heraushängen. Er hatte seinen Spaß mit dem Frauen, suchte noch nichts ernsthaftes, denn noch war er zu jung dafür.
Oben kam ihnen Will entgegen der seiner Chefin knapp zunickte.
Kurz blieb Dahlia stehen Und rief dem Jungen hinterher „Danke Will…“ und schüttelte dann leicht den Kopf über ihn. Was war nur in ihn gefahren?
Oben tat sich der erste Stock vor ihnen auf. Zu ihrer Rechten war ein kleiner offener Raum an dessen Wänder Bücherregale standen und davor zwei gemütliche Sessel. Der Gang vor ihnen beherbergte die Gästezimmer. Zwei kleine vorne links und zwei große dahinter. In dem ersten linken Zimmer quartierten sich für gewöhnlich Huren ein. Selbstständige Damen, die ihren Verdienst nicht mit einem Bordell teilen wollten. Sie mussten lediglich die Miete zahlen. Derzeit hatte sich eine gewisse Natalie eingemietet. Eine etwas ältere, gutaussehende Frau. Gerade schien sie aber nicht hier zu sein. Ohne sich umzudrehen zeigte Dahlia auf ihre Türe. „Hier wohnt derzeit Natalie…sie bietet hier auch ihre Dienste an wenn du Bedarf hast! Seid zur Nachtruhe nur bitte etwas leiser!“
Dahlia öffnete die erste Türe rechts. Vor ihnen erschien ein schönes, sehr geräumiges Bad. Ein Kamin war auf der rechten Seite an welchem man sich das Wasser für den Zuber erwärmen konnte welcher vor dem Fenster stand. Daneben fanden sich Waschbecken und kleine und große Wannen und Schüsseln, welche die Gäste für ihre hygienischen Bedürfnisse nutzen konnten außerdem fand sich in dem Raum ein großer Holzschrank den Dahlia nun öffnete um ihn Silas zu zeigen.
„Beiden dich einfach und wird die benutzen Sachen dann einfach hier rein! Unsere Haushälterin kümmerlich um alles!“ sie deutete auf einen Weidenkorb neben dem Schrank. Der Schrank selbst war gefüllt mit Handtüchern, Seife, Bürsten, Lappen und anderen Utensilien wie Kämmen, die man zur Pflege gebrauchen konnte. Dahlia war war stolz auf diesen Service den sie ihren Gästen bieten konnte. Sie mochte es einfach gut für andere zu Sorgen. Es machte sie glücklich. Sie schloss den Schrank wieder und sah Silas nun prüfend an. „Wenn du möchtest lasse ich Will ein Bad für dich richten?! Wir berechnen dafür nichts extra“
Doch sie wartete die Antwort nicht ab sondern führte einhalten nun zu seinem Zimmer. Er würde das hinterste bekommen. Hier war es ruhig und man bekam so eine erholsame Nachtruhe.
Das Zimmer war geräumig und freundlich. An der der einen Seite stand ein großes, frisch bezogenes Bett aus hellem Holz, daneben ein kleiner Nachtisch auf dem eine Kerze stand.
Gegenüber fand sich ein kleiner Holzschrank und ein kleiner Tisch an welchem ein Stuhl stand. Auf dem Boden neben dem Bett lag ein runder, roter Teppich.
„Das wäre dann dein Zimmer!“ Sie stand nun mitten im Raum und deutete mit einer Geste in den Raum, während sie sich Lächeln zu ihm drehte.
Der Schlüssel steckte in der Tür.
„Kann ich dir sonst noch irgendwas gutes tun Silas?“ fragte sie nun ganz die perfekte Gastgeberin.

Re: Taverne "The black Horseman"

Verfasst: Samstag 4. Juni 2022, 20:08
von Silas Patt
Er hatte das Erscheinen Drifas noch nicht richtig verarbeitet, da kam Dahlia, oben angekommen im ersten Stock, mit der nächsten Hiobsbotschaft. "Was?" Lachte Silas auf und gluckste dann in seine Hand, die über seinen Mund
fuhr, um sich selbst zur Ruhe zu bringen. Diese Taverne wartete ja mit allerlei auf. Sogar mit Huren. "Nein danke."
Das Stockwerk wies vier Zimmer auf, wie er an den Türen abzählen konnte.
Als die Tavernendame rechts von ihm eine Tür öffnete, zeigte sich dahinter ein grosszügiges Bad. Und mit allem ausgestattet, was es brauchte, um sich den Dreck und die Kruste vom Körper zu schrubben und sich danach
wieder menschlicher und wohler in der eigenen Haut zu fühlen. Auch, wenn Silas der Schmutz auf Haut und Haaren nichts ausmachte und er auch nicht danach strebte, nach Blumen zu duften, so schätzte er es auch, im warmen Wasser zu liegen und wieder die Farbe seines wirklichen Hauttons erblicken zu können. Danach sah er immer so zivilisiert aus, dass der Wunsch schnell in ihm aufkeimte, sich wieder im Wald mit Erde, Blut und Schlamm zu beschmutzen. Silas Patt war eben ein Vagabund. "Ja, ich denke ein Bad kann nicht schaden...ganz offensichtlich."

Danach besah er sich noch sein Zimmer.
Mehr als gross genug. Geräumig. Bett, Stuhl, Tisch, Schrank. Erstgenanntes war das Wichtigste. Dahlia erwies sich erneut als zuvorkommend. "Ich denke, ich habe genug eurer Zeit in Anspruch genommen. Wenn ihr mir diesen Will vorbei schickt, dann nehme ich noch das Bad und werde mich schlafen legen." Die Badewanne hatte tatsächlich wieder den sauberen, gereinigten Mann zum Vorschein gebracht, der sich unter dem ganzen Blut gut versteckt hatte. Silas war im Nachhinein fast amüsiert über die braune Suppe gewesen, aus der er am Ende gestiegen war. Nun, in Leinenhemd und Unterhose, streckte er sich auf dem Bett aus. Die letzten Stunden hatte er damit zugebracht, seinen Lederharnisch zu säubern und seine Waffen zu polieren.Nun, da alles säuberlich angeordnet über Tisch und Stuhl hing, konnte er es sich gemütlich machen. Doch sein Kopf hatte andere Dinge vor.

Die Nacht erhob sich sternenklar von den Feldern und Tümpeln. Der Mond , noch halb versteckt hinter aschgrauen Wolken, schien fahl und dünn, beleuchtete die wenigen Häuser, die sich in dieser ländlichen Gegend manifestierten. Sie waren allesamt reetgedeckt, der Rest bestand aus losen Brettern, zusammengeschustert von Menschenhand, ohne zu wissen,
wie sie sich gegen die stark schwankende Witterung schützen sollten. Zu jedem Gehöft gehörten einige Hektar Land, die von jedem Bauern anders genutzt wurden. So zeichneten sich Viehweiden, Felder mit Raps und Weizen, als auch eine kleine Mühle weiter unten am Bach ab, der das Land durchzog, als sei er ein flüssiger Wegweiser,
der hinunter zu den Sümpfen und morastigen Wäldern führte. Silas bahnte sich eben durch diese Szenerie seinen Weg. Sein schwarzes Haar war unter der Schicht von Staub und Schmutz, die sich wie Grind auf seiner Kopfhaut abgesetzt hatten, nur schwer aus zu machen. Es fiel ihm in fettigen Strähnen in die Stirn. Er schwitzte vor Anstrengung. Seine Augen, blaue Kieselsteine in einem verhärmten Gesicht, strahlten seine ganze Entschlossenheit aus. Kurz kam er ins Straucheln, balancierte den Gewichtsverlust mit den Armen aus und fing sich wieder ohne auch nur eine Sekunde lang zurückzublicken. Er keuchte, sein Brustkorb hob und senkte sich bei jedem Schritt in blinder Panik, als sei er ein in die Enge getriebenes Tier. Doch sein Verfolger war zugleich auch das, was ihn lockte. Jeder Atemzug erschien als weisse Dunstwolke in der Luft, veranlasste ihn dazu, den Umhang fester um die breiten Schultern
zu ziehen. Blut troff dem jungen Mann von den Unterarmen, endete als Rinnsale an seinen Fingern und fiel in kleinen Tropfen zu Boden, wo es eine Spur hinterliess, der das eine oder andere Tier des Waldes neugierig folgte. Die Wunde stammte von einem Sturz, knappe zehn Meter zuvor, als er versucht hatte, die von der Ernte umgeknickten Halme zu bezwingen. Doch diese hatten ihm in die blanken Waden gestochen und ihn nach kurzer Zeit in die Knie gezwungen, um sich in seine Arme zu bohren wie ein Messer, welches durch Butter glitt. Gespürt hatte er nichts, etwas Anderes faszinierte ihn zu sehr, als dass er sich um solche Nichtigkeiten hätte kümmern können. Der Tod kreiste über ihm, noch unsichtbar und nicht zu verstehen, doch mit jedem Schritt , schien er bedrohlicher zu werden .Angst lag wie eine Decke auf ihm, schnürte ihm die Luft ab und brachte seinen Atem zum Stehen, bis seine Lungen brannten. Er hielt inne und sog die klare kalte Nachtluft tief ein. Das Brennen legte sich, Sauerstoff reicherte sein zirkulierendes Blut im Körper an und erreichte seinen Kopf. Normalerweise würde dies zur Folge haben, dass sein Verstand wieder einsetzte, doch dieses Mal nicht. Er hegte nur einen Wunsch…dem Gesang zu folgen, egal wie gross das Grauen vor
dem sein mochte, was er instinktiv befürchtete…

Der Hüne im Bett schwitzte stark, als er sich, gefangen in seinen Träumen, auf die andere Seite warf.


Das erste Mal hatte er die Stimmen gehört, als er in einem seiner Träume gerade dabei war, Holz für die kalten Abende zu hacken, die sich bereits durch leichten Bodenfrost in der Nacht ankündigten. Gerade als er die Axt gehoben und schwungvoll angesetzt hatte, um einen weiteren Scheit kraftvoll zu spalten, war diese zarte Melodie an sein Ohr gedrungen. In der Nacht darauf war einer der umliegenden Höfe geplündert worden…von dem Besitzer fehlte jede Spur, er blieb verschwunden. Einige Tage vergingen und wieder hörte er diese Melodie,
so deutlich, dass er beinahe seine Saat zerstört hatte, die er über die Felder trug. Wie erwartet verschwand wieder ein Bauer und hinterliess einen Hof, eine Familie, dem Hungertod ausgesetzt. Das war vor drei Tagen gewesen…und nun.. träumte er erneut und nun war ER des Todes.
Alles, wonach es ihm verlangte, war, Herr dieser Stimme zu werden, die leise wisperte, nach ihm rief und ihn mit ihren Silben zu umgarnen schien. Jedes Wort streichelte seine Haut, seine Seele, seine Existenz. Schien ihn wertvoller zu machen, bedeutend und gross. Als sei er Auserkoren und nur er, diesen lieblichen Klängen zu folgen, die nur für seine Ohren bestimmt zu sein schienen. Ein König, so glaubte er, könne nicht reicher sein als er in diesem Augenblick. Herbstblätter, rot , gelb und braun waren vor längerer Zeit zu Boden gefallen und hatten sich dann durch ihre Trockenheit zusammengekräuselt. Doch nun mit zunehmenden Niederschlag wurden diese bunten ansehnlichen Herbstboten zu zertretendem Matsch ...und man konnte den Winter bereits riechen, ein Umstand, der die Bauern nun bereits zur Eile trieb und sie Tag und Nacht zum Arbeiten zwang. Doch nicht ihn.. nicht jetzt, nicht in dieser Nacht. Er hatte seine Arbeit niedergelegt, um seinem Schicksal entgegenzutreten. Der Boden unter ihm raschelte, in der Dunkelheit begannen die Tiere ihre Wege zu gehen, lautlose Räuber, denen auch er nicht immer gewachsen war. Grüne und gelbe Augen blickten ihm mit Argwohn nach, territoriales Verhalten spannte die Luft. Er war ein Eindringling, ein ungebetener Gast, eine Gefahr, die es auszumerzen galt. Obgleich er dieser Gefahr trotzen müsste, oder sie wahrnehmen sollte, zog dieses Band an ihm. Endlich kam er der Stimme näher, verlangte danach. Es war ihm, als habe er bislang wie ein Blinder gelebt und die Frau, die nach ihm rief, könne ihn sehend machen. Sein Herz und sein Körper lechzten nach der Berührung einer bislang völlig Fremden und dachten nicht daran, sich zu zügeln, denn unbändige Lust wallte in ihm auf und brachte ihn dazu, alles zu tun, nur um einmal seine Hände um den Leib dieser Person schlingen zu können, um mit ihr gemeinsam zu vergehen. Er schwang nach rechts und plötzlich erstarb alles an Lieblichkeit. Der Gesang hatte gestoppt und wie der Vorhang in einem Theater sank die nächtliche Ruhe herab mit all ihrer bittersüssen Gefahr darin. Es schauderte ihn, erst jetzt bemerkte er, wie weit er sich von seinem Heim entfernt hatte. Ein Blick zurück liess die Lichter der Häuser nur noch stecknadelkopfgross erscheinen. Wie nur hatte er in so kurzer Zeit eine solche Strecke zurücklegen können? Die aufkeimenden Schmerzen in seinen Fusssohlen, die von Blasen und Schrammen übersäht waren, sagten es ihm sogleich. Ein Atemzug in die Stille, noch einer..noch einer..Minuten vergingen, in denen er nicht wusste, was er hier tat und warum er hierhergekommen war. Chaos beherrschte seine Gedanken, ihm war nicht klar, warum, doch er hatte das Gefühl, einer Aufgabe gefolgt zu sein, einem Aufruf…doch wie sehr er sich auch anstrengte, er erinnerte sich nicht. Gerade als er sich umwand und seinen beschwerlichen Heimweg antreten wollte, raschelte etwas hinter ihm, gefolgt von einem Lachen, so glockenhell, dass er den Kopf wand, sich fast den Hals verrenkte, nur um einen Blick auf die Person zu erhaschen, der es vergönnt war, solche engelsgleichen Töne von sich zu geben. Er wusste wieder, was er wollte, warum er hier war und welches Verlangen ihn antrieb.
Ein Schatten löste sich aus dem Dunkel. „Zeig dich.“ Es sollte bedrohlich, ja auch fordernd klingen, doch seine Kehle machte ihm einen Strich durch die Rechnung, liess ihn bitten und betteln, liess ihn auf die Knie sinken und starren wie ein kleines Kind, dessen grösste Versuchung nur eine Hand breit von ihm entfernt lag. Endlich schob sich ein blasser
schmaler Fuss in das Mondlicht, es folgte eine schlanke Silhouette. Die Frau vor ihm hatte wache Augen, deren Brauen sich schwungvoll bogen. Ihre Pupillen schien die Iris geradewegs zu verschlucken, ihre Nase war schmal und gerade, ihre Lippen voll und geschwungen. Er starrte und blickte abwärts.. Ihre Arme ruhten zu ihren Seiten, sie hatte eine gerade stolze Haltung, ihre Beine waren lang und kräftig, ein Geflecht aus Moos und Blumen umrankte wie Schmuck ihre Knöchel. Ihr Haar war blond wie der reine Sonnenschein und rankte sich wild nach oben,
umspielte ihre Ohren, ihre Stirn in purer Wildheit und Ungezähmtheit. Doch was ihn am Meisten in den Bann zog, war das wissende Lächeln, welches sie ihm schenkte. Jahrhunderte alte Weisheit prallte auf ihn ein…Sie machte eine Bewegung, lange helle Fingernägel schossen aus ihren Händen, gute zwanzig bis dreissig Zentimeter lag,
um ihm damit zu drohen.

Silas stöhnte leise und legte sich einen Unterarm über die Augen. Es war so real. Immer fühlte es sich so echt an. Was nur wollte ihm sein Verstand zuflüstern? Was übersah er?


Nun grinste sie, doch es war todbringend. Ihr Gebiss war scharf, die Zähne spitz und nach seinem Fleisch trachtend. All der Zauber fiel von ihm ab und vermochte nicht, ihn noch länger aufrecht zu halten. Es war als würde ein Alkoholiker auf einen Schlag nüchtern werden. Bereits auf Knien sackte sein Oberkörper nach vorne und schlug dumpf
auf dem matschig-erdigen Boden auf. Doch sie liess ihm keine Zeit, um sich zu fangen oder sich zu wappnen, denn kaum, dass er endlich die Augen schliessen konnte, begann sie erneut zu summen…er erhob sich schwerfällig und blickte sie aus glasigen Augen an, gefangen von ihrem Blick. Sie sprach und es war ihm, als würde in ihm etwas zerbersten,
was nie wieder zu kitten war. Ob es seine Eigenständigkeit war, die Fähigkeit rational zu denken, er konnte es nicht sagen, doch eines war gewiss: nichts war mehr so wie früher.
„Nenne mir deinen Namen..“, verlangte sie und heftete ihre Augen auf ihn, in denen nichts zu sehen war als grau in grau, verschwommen und doch klar. Er schluckte, sein Mund war trocken, die Zunge schien ihm am Gaumen zu kleben und seine Kehle war wie ausgedörrt. Als er sprach, krächzte er mehr, als dass er seinen
eigenen Klang zu nutzen vermochte.


"Silas", keuchte er und schoss nach oben. Der Jäger atmete keuchend und sah sich in dem dunklen Raum der Taverne um. The black horseman. Er war noch hier. Mit einem Seufzen liess er sich in die
durchgeschwitzten Laken fallen und zwang seinen Atem zur Ruhe, ehe er versuchte, wieder in einen Schlaf zu finden, der hoffentlich traumlos verlaufen würde.

Re: Taverne "The black Horseman"

Verfasst: Samstag 4. Juni 2022, 22:16
von Dahlia
Sie nickte fast artig und lies ihn dann allein. Sein Tag war wohl lang gewesen und das Bad hatte er nötig.
Unten angekommen schickte sie ihm Will nach oben, der nach kurzer Zeit das Bad fertig für ihn hatte. Will beäugte Silas prüfend und vielleicht auch etwas abschätzig, sagte aber kein Wort in seiner Gegenwart.
Der Abend schritt voran und die Taverne füllte sich. Noch mehr Leute aus Nowigrad, aber auch Reisende. Dahlia vermietete noch ein Zimmer an einen unscheinbaren Mann, der dann ebenfalls noch ein Bad nehmen wollte.
Will wirkte nun etwas genervt, was Dahlia und Connor argwöhnisch beobachteten, jedoch noch keinen Anlass sahen es anzusprechen. Der Junge war eben in einem schwierigen Alter.
Handwerker, Söldner und vereinzelte Damen tummelten sich nun auf den Brettern der Taverne. Tranken, sangen, tuschelten und verschwanden nach und nach in die Nacht. Auch Natalie fand zurück in das Gemäuer. Im Schlepptau hatte sie einen Offizier, der eigentlich verheiratet war. Dahlia starrte ihn kurz an, ehe Conner sie in die Seite kniff. Richtig…es ging sie nichts an. Es war Natalies Geschäft und des Offiziers Schande. Die Nacht war schon weit vorangeschritten, als Dahlia das letzte Glas in das Spülwasser tauchte und auf einem Tuch daneben zum Trocknen aufstellte. Diese Nacht hatte ihr gut getan. Seren war nur wenige Male in ihren Gedanken gewesen und hatte dann diesen stechenden Schmerz verursacht. Der Handwerker, welcher Dahlia beäugt hatte, hatte es diesen Abend nicht mehr bei ihr versucht. Er wurde von seinen Saufkumpanen aus dem Etablissement von seinen Freunden getragen. Aber auch das bemerkte die Wirtin nicht. Sie Schluss die Haupttüre ab und sah zu wie ihre Brüder die Treppe hinaufsteigen um sich schlafen zu legen. Sie selbst blieb in dem leeren Raum und räumte hier und da noch Dinge auf, wischte Flecken von den Tischen und schickte letztlich auch endlich Levi nach Hause.
Alles war getan, der Raum war sauber, die Theke aufgeräumt und die Küche bereit für morgen. Sie merkte die Müdigkeit ihres Körper, doch sie hatte Angst dass ihr Kopf keine Ruhe geben würde. Doch sie wagte es. Sie nahm die erste Stufe der Treppe nach oben. Es wirkte auf sie, als müsste sie einen Berg besteigen. Langsam nahm sie eine Stufe nach der anderen und sah nochmal prüfend auf den Schankraum. War alles wirklich erledigt? War nicht noch irgendwas zu tun? Aber nein…da war keine Arbeit mehr…nichts mehr was sie vor den einsamen Gedanken retten konnte. Selbst der Flur des ersten Stockes war leise. Friedlich sogar…Doch sie wollte nicht in ihr Bett…diesen Ort, den Seren nie mit ihr erforschen hatten können. Gerade der zweite Flur machte ihr zu schaffen…der Ort wo sie mit Seren getanzt hatte…wo sich ihre Herzen verbunden hatten….und dan. Das Monster zum Vorschein gekommen war. Längst sah man nichts mehr davon. Auch ihre Verletzungen waren so gut wie verheilt. Dahlia beschloss also das Bad zu kontrollieren und dabei so leise wie möglich zu sein. Aber auch hier hatte Will schon alles erledigt. Also blieb nur übrig, die Bestände zu zählen. Sie zählte die Handtücher, Seifen und Bürsten….alles noch ausreichend vorhanden. Durch das Fenster schien der Mond, der bereits seine halbe Bahn gezogen hatte. Vorsichtig schloss sie die Türe wieder hinter sich und blickte den Gang entlang zu Silas Zimmer. Sie hörte ihn stöhnen.
Leise trat sie zu seiner Türe um zu hören ob alles in Ordnung war. Doch sie hörte wie er sich im Bett drehte und anscheinend weiterschlief. Sie atmete lange aus und trat dann den Weg nach oben an. Ihr Körper war so unglaublich müde. Als sie im zweiten Stock war, schloss sie einfach die Augen, doch es half nicht. Sie sah diesen Raum und ihrer Kehle entfloh ein wilder Schluchzer, den sie sofort mit ihren Händen erstickte. Sie wand sich ab und versuchte ruhig zu atmen. Connor und Tristan schnarchten derweil um die Wette. Die dünne Gestalt drückte sich an die Wand und versuchte sich wieder zu fangen, doch es gelang ihr nicht gleich. Tränen kamen keine mehr, doch würde man sie sehen, brauchte man auch keine Tränen um zu erkennen was für ein Häufchen Elend sie war.
Es kostete sie all ihre restliche Kraft sich loszureißen und nach oben in ihr Stockwerk zu gelangen.
Der dritte Stock gehörte ganz ihr und war elegant eingerichtet. Doch all dies spielte keine Rolle als sie sich, fast kriechend die Treppe hochschleppte und erst nach einer Weile wieder zu Atem kam. Die Panik wich nur ganz langsam und erst dann konnte sie sich die Kleider abstreifen und in ihren Zuber steigen. Das Wasser war lau, fast kalt…Doch sie merkte es kaum. Fast mechanisch fing sie an, sich zu waschen. Sie realisierte eigentlich nicht wirklich was sie da tat. Nachdem sie dann doch anfing zu frieren, stieg sie aus dem Wasser, ölte ihre Haut ein, Steiff ein weißes Leinenkleid über und legte sich in ihr riesiges Bett. Nie sah sie einsamer aus als jetzt.
Endlich, nach einer quälenden Stunde, übermannte sie die Müdigkeit. Traumlos war der Schlaf, doch sie wachte beim ersten Hahnenkrähen mit Salz in ihrem Gesicht auf. Getrocknete Tränen, welche immer noch Seren galten.
Sie war die erste in der Küche und bereitete schon mal das Frühstück für Familie und Personal. Eier, Brot, Butter und Tee standen bereit. Heute trug sie eines ihrer roten Kleider und man sah das Rot in ihren Augen nur, wenn man ihr sehr nahe kam.

Re: Taverne "The black Horseman"

Verfasst: Montag 6. Juni 2022, 20:47
von Silas Patt
Nachdem er wieder hatte einschlafen können, war der Rest dr Nacht ruhig verlaufen. Trotzdem fühlte er sich nicht erholt, als er entgültig die Augen aufschlug und sich durch das zu allen Seiten abstehende Drahtbürstenhaar fuhr. Mit einem Gähnen streckte er sich und liess sich nochmal in das Kissen fallen, ehe er seinen Unterarm über seine Stirn legte und an die Decke sah. Ein neuer Tag. Voller Möglichkeiten und Optionen. Silas schätzte sich glücklich, keinen festen Wohnsitz zu haben, den es zu säubern galt. keine Familie, für die er sorgen musste. Keinen Job, der ihn zu einer bestimmten Stunde irgendwo hin zwang. Er war im Gröbsten das, was der Volksmund als frei schimpfen würde. Und doch fühlte er sich so gefangen. In seinen Träumen und eben genau in jenem, der ihn in der letzten Nacht heim gesucht hatte. Er wusste wieso. Er hörte noch ihren Gesang. Er wusste um die Opfer, die sie auf dem Gewissen hatte und dass er ihr entkommen war, glich bis heute einem Wunder. Doch sie würde niemals aufhören, nach ihm zu rufen. Silas rieb sich über das noch müde drein blickende Gesicht und stand dann auf.
Nachdem er sich angekleidet - , sowie alle seine Waffen an Ort und Stelle festgebunden hatte, machte er sich auf den Weg nach unten in den Schankraum, wo so langsam Leben einkehrte. Nicht alle Seelen blieben bis in die frühen Morgenstunden wach. Nicht alle Männer hatten bis zur Besinnungslosigkeit gesoffen und mussten arbeiten. So wie er. Es galt, heute den Mantel abzuholen, oder dem Schneider genug Angst zu machen, damit er schneller arbeitete. Und sich nach einem neuen Auftrag umzusehen. Ach und da war ja noch der Gaul.
Als Dahlia an ihm vorbei eilte, heute als Lady in red des Hauses, hob er grüssend eine Hand und setzte sich an die Theke. Gefiel ihm dort. Er musste nicht immer alles im Blick haben. Die Konzentration auf das Wesentliche war dem Jäger lieber. Und jetzt galt sein Interesse einem Frühstück bestehend aus Speck und Eiern und einer Scheibe Brot. Sowie Kaffee. Eine Rarität. Doch the black Horseman hielt, was es versprach und servierte ihm das bittere Gebräu, schwarz wie die Nacht. Silas pustete den Dampf fort und nahm einen Schluck, ehe er aufsah und die Menschen um ihn herum musterte. Wann würde er sich niederlassen? Einer ehrlichen Arbeit nachgehen? Eine Familie gründen? All das tun, was er genau jetzt noch als so hinderlich für seinen Freiheitsdrang empfand? Und wäre es ihm überhaupt möglich? Welche Arbeit konnte er verrichten? gelernt hatte er nichts, nur das Töten. Eine Frau bis zum Ende seines Lebens? Er würde aus dem Heulen gar nicht mehr raus kommen. Kinder? Wem sollte ER ein Vorbild sein? Es war zum Schmunzeln. Genau das tat sein Mund, ehe er ihn mit Ei vollstopfte und weiter aß, die anderen Menschen um sich her nicht weiter beachtend. Wie immer, zahlte er sofort. Rechnungen standen niemals offen, wenn er es nicht verhindern konnte. "Dahlia?" Er wischte sich den Mund sauber und spülte den letzten Rest Kaffee hinab, ehe er sich an die Wirtin wendete. "Danke für das Zimmer, bitte sag mir, was ihr für die Nacht berechnet." Auch die Wirtin sah müde aus. Vielleicht eine lange Schicht? Der Kopfgeldjäger betrachtete sie eine Weile und hob dann eine Augenbraue in Richtung Haaransatz. "Hat euch niemand gesagt, dass einen Augenringe älter aussehen lassen? wenn ihr nicht gerade mit einem Waschbär verwechelt werden wollt, verstehe ich nicht, wie ihr zu wenig schlafen könnt." Er grinste kurz, aber Aussage kräftig.