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Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Montag 28. August 2023, 14:21
von Vyacheslav Sokolov
Es war still genug, dass er das klimpern des Gürteln aber auch das leise Rascheln von Fußsohlen auf trockenem Laub hören konnte.
Auch wenn Städte wie Wyzima und Nowigrad zu den größten des Kontinents gehörten, so war der permanente Lärmpegel keinesfalls mit dem von Moskau oder Novosibirsk oder auch Kiew zu vergleichen. Es war für moderne Ohren geradezu ruhig.
Er ließ die Erzpriesterin herankommen, dass sie es sein musste erriet er schnell. Iola bewegte sich anders und jede andere, die ihn noch nie gesehen hatte hätte ihn vermutlich angesprochen.
Langsam richtete er sich schließlich auf. Langsam als wäre er immer noch in Andacht versunken, dabei schmerzte jeder Knochen. Er hatte einige Massagen und Behandlungen ausgelassen und das war die Quittung dafür.
Ohne sich umzudrehen und immer noch den Blick auf das Grab gerichtet fragte er:
"Wart ihr dabei als er starb?" ruhig, ohne erkennbare Trauer in der Stimme, aber allein, dass er die Frage stellte sagte genug.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Montag 28. August 2023, 20:26
von Erzpriesterin Varelia
Varelia trat wieder einen Schritt näher und betrachtete das Profil des Mannes, den Jarel ihr so prägnant umrissen hatte. Nicht optisch, eher vom Eigenschaftsprofil her. Den Menschen, für den Jarel alles aufzugeben bereit war, sogar sich selbst. Sie drehte den Kopf, besah sich den kleinen, alten Stein mit der frischen Inschrift unter den verwitterten.
Amir hatte der Mann geheißen.
Die Frage kam nicht unerwartet. Was wollten Trauernde meistens hören? Das igre Lieben nicht gelitten hatten. Das sie nicht einsam gestorben waren. Das ihnen jemand die Angst genommen und sie hinaus begleitet hatte.
Varelia versuchte sich ehrlich zu erinnern, aber der Abend war nicht mehr besonders frisch in ihrem Gedächtnis. Ein Toter von seither vielen, aber sie erinnerte sich, dass Arvijd versucht hatte, den jungen Menschen zu retten.
"Nicht bei seinem Sturz, aber später. Ich habe die Riten über ihn gesprochen und ihn in die Hände der Mutter Melitele gelegt, wie wir es hier zu tun pflegen.", erwiderte sie daher und ihre grauen Augen kehrten zu Slava - Freiherr von Sokolov - zurück. Er machte auf sie den Eindruck einer Holzpuppe. Wie in der Geschichte von der Marionette, die gerne aus Fleisch und Blut wäre, aber durch alle Abenteuer hindurch doch nur ein hölzernes Abbild blieb, in dessen Innerem der menschliche Hauch eingeschlossen war.
"Sein Begleiter sagte uns, dass man in seiner Heimat einen anderen Gott verehrt. Ich denke aber, die Hauptsache ist, dass es einen Ort gibt, wo man trauern und dem Menschen gedenken kann, und an dem seine Seele Frieden findet. Unter welcher Gottheit auch immer." Dass die Reisenden nicht einfach von einem anderen Teil des Kontinents kamen, hatte die Erzpriesterin inzwischen auch verstanden und dank gewisser Schriften in Ellander und auch hier, war ihr das Konzept der Portale nicht fremd. Zudem gab es inzwischen vermehrt Zeichen und Visionen, die auf eine neuerliche Verschiebung der Sphären hindeuteten. Alles war in Fluss geraten.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Dienstag 29. August 2023, 14:12
von Vyacheslav Sokolov
Hätte er gewusst, dass die alte Dame ihn gerade mit Pinocchio verglich oder einer anderen Marionette, er hätte vermutlich sogar gelacht. Und zwar ehrlich. Gefühlskalt war er nicht, er hatte sogar Humor. Und die meiste Zeit empfand er sein Leben durchaus als glücklich, zumindest zufriedenstellend. Nur jene Momente, in denen alle zusammenkam und der Druck zu hoch wurde, die waren es in denen er seine Programmierung deutlich spürte, das was sein Arbeitgeber in seiner Psyche angerichtet hatte und wozu es ihn gemacht hatte.
Er konnte sich vielleicht vorstellen und davon träumen, eines Tages friedlich irgendwo zu leben, mit Familie und Kindern und Enkelkindern in einem Haus auf dem Land. Aber dass es jemals Wirklichkeit wurde, das hielt er längst für unwahrscheinlich. War es zu lange friedlich, drehte er durch. PTBS. Auch das war ihm natürlich klar. Erworben oder gezüchtet, das war nun auch schon egal.
Und es waren eigentlich auch keine tröstlichen Worte, die er wollte, sondern das Wissen, wie es geschehen sei, wer die Verantwortung trug. Ob er es hätte verhindern können, irgendwer. Auch wenn es sinnlos war. Weder konnte er hier in der Zeit zurückreisen noch die Wirklichkeit verbiegen.
Es war geschehen. Trotzdem lehnte sich ein Teil von ihm sogar dagegen auf.
Der Sturz... Richtig, er erinnerte sich an die Schilderung, dass er auf ein eisenbewehrtes Gitter gefallen sei. Das würde er sich auch noch ansehen.
"In meiner Welt wird ein anderer Gott verehrt, aber ich sehe das wie ihr, es ist wichtiger einen Ort zu haben. Das Ritual an sich ist wichtiger und funktioniert unabhängig vom Glauben. Zudem ist Melitele von unserer Jungfrau Maria gar nicht so weit entfernt, und wenn man weiter abstrahiert auch nicht von der der göttlichen Dreifaltigkeit, auch wenn diese eher männlich gemünzt ist. Vater, Sohn und der Heilige Geist." Religionsgeschichte wo Gefühlte fehlten.
"Ich danke euch für alles."
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Mittwoch 30. August 2023, 17:12
von Erzpriesterin Varelia
Varelia nickte zu den Worten und dem Dank, erwiderte allerdings zunächst nichts. Sie dachte nach, brachte die Worte mit dem in Einklang was sie bisher von Reisenden gelernt hatte. Es wäre eine Bereicherung für die Bibliothek, einen Schreiber zu beauftragen, solche Dinge zu erfassen. Doch solcher Wissensdurst passte nicht in die Situation und so vertagte sie das auf später. Sie wusste ja nun, wo man den Mann fand und den umtriebigen Knappen gab es ja auch noch.
"Die heilige Mutter Maria, ja. Von der hörte ich bereits. Und Euer... Der Ritter Moore nennt sie Elune. Aspekte ein und derselben Gottheit, tief verwurzelt im Wunsch eines jeden Menschen nach einer liebenden Mutter." Sie lächelte schmal und fragte sich wie so oft, wieso die väterliche Seite immer gleich so strafend und hart daher kam.
"Entschuldigt, Ihr seid nicht zu theologischen Diskursen hier. Ich überlasse Euch wieder Euren Gebeten und warte am Tor. Ich wollte Euch zum Mittagsmahl einladen. Nichts feudales, aber es schmeckt und macht satt.", beschied sie ihm schließlich und wandte sich ab, ihren Worten Taten folgen zu lassen.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Donnerstag 31. August 2023, 09:05
von Vyacheslav Sokolov
"Das nennt man bei uns die Lehre von den Archetypen. In die Religionswissenschaft bin ich nie tiefer eingestiegen, aber warum nicht, ich bin gerne bereit zu einem solchen Diskurs, dann aber besser bei einem Glas Vodka." Er lächelte und nickte. Mit Gebeten war er ja eigentlich fertig. Er wollte nur wissen, wo Amir lag, vor allem um später Viktor beruhigen zu können. Vielleicht auch um sein Gewissen zu beruhigen.
Er wartete aber noch einen Moment ab undem er ruhig dastand, die Hände übereinander gelegt und den Blick gesenkt.
Allerdings sammelte er sich und schätze bereits sein weiteres vorgehen ab.
Wyzima... Feindesland. Was konnte er hier in Erfahrung bringen?
Und Lothar von Tretogor... der war auch ein lohnendes Ziel. Wie stellte man es an, eine Audienz zu bekommen?
Dann wandte er sich zur Erzpriesterin um.
"Ich bin bereit. Und seid versichert, ich werde mich für die Gastfreundschaft als Dankbar erweisen."
Ein Bankensystem gab es, das wußte er. Aber konnte er einfach einen Überweisungsauftrag platzieren, in Nowigrad...? Das war vermutlich komplizierter als er es gewohnt war. Aber irgendwie würde er dem Tempel schon Geld zukommen lassen können.
<geht hier weiter>
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Donnerstag 31. August 2023, 21:13
von Svettele Fini Banik
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von:
den Straßen
Datum: 15:28 Uhr, 29. August 1278, Sonntag
betrifft: Liam & andere Tempelbewohner
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>>Am Portal<<
Kurz drauf erreichte der etwas schäbige Flammenrosenritter und die viel zu schelmisch grinsende Priesterin der Melitele das Portal des Tempels. Natürlich stand es offen, denn welche Mutter würde am helllichten Tag ihre Pforten schließen? Obwohl Schwester Svettele erst heute angekommen war, erkannte man sie wieder. Offenbar wieder in Begleitung dieses Ritters, der schon für ein wenig Geschnatter gesorgt hatte. Deshalb bliebt Fini in sittlichen Abstand stehen, legte ihre Hand brav über dem Schloss zusammen und senkte leicht den Kopf.
„Vielen Dank für die Begleitung, Herr von Alensbach. Von hier aus finde ich es selbst denke ich.“ Ein Schulterblick über den Hof zum Heiligtum.
„Ich hatte vor Euer Licht in den Birkenhain zu Greisin zu tragen, aber das muss nun wohl warten.“ Entschuldigend zuckte sie mit den Schultern.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Freitag 1. September 2023, 11:09
von Liam von Alensbach
Er bemerkte den Abstand zwischen ihnen und war Fini dankbar im Stillen für ihre Weitsicht. "Jederzeit, Schwester Svettele." Höflich neigte Liam das Haupt in ihre Richtung, folgte ihrem Blick und runzelte sie Stirn.
"Ihr habt von dem Birkenhain erzählt. Es wäre wohl höflich der Greisin meine Aufwartung zu machen, was denkt Ihr?"Immerhin war Fini zur Messe erschienen, also konnte auch er Respekt erweisen.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Sonntag 3. September 2023, 07:26
von Dandelion
Dandelion war erst vor kurzem in der Stadt eingetroffen und schon hatte sie Ärger gemacht. Nun, ganz so stimmte dies nicht, denn sie hatte es nicht darauf angelegt und dennoch war es passiert. Fast hätte Taio, aufgrund ihrer Unachtsamkeit, oder weil sie ihm zu viel zugemutet hatte, eine Priesterin umgeritten.
Ihre Augen waren groß, wenn nicht gar riesig geworden, als sie sich der Situation gewahr wurde. Verdutzt, betroffen und peinlich berührt war sie gewesen und hatte sich nicht einmal entschuldigen können, da Taio den größten Teil ihrer Aufmerksamkeit für sich beansprucht hatte.
Als er sich etwas beruhigte, hatte er sie schon so weit fortgetragen, dass sie aufgrund des Gewimmels auf der Straße die betroffene Frau nicht mehr gesehen hatte. Kurzerhand hatte sie einen Mietstall gesucht, hatte Taio darin einen Platz erkauft und war eiligen Schrittes zurück zu der Stelle gelaufen, wo es passiert war. Sie keuchte, weil sie sich so geeilt hatte. Geschickt hatte sich das für eine junge Frau auch nicht, doch das war ihr gleich. Sie wollte wissen, wie es der Frau ging… Sie sah sich um, folgte dem Weg ein wenig weiter, ihre Wangen waren längst gerötet und wurden noch röter, als sie die Priesterin erblickte, die sie… nun ja…
„Melitele zum Gruß“, meinte sie leise. „Verzeiht, wenn ich störe…“, begann sie zögerlich. „Nun, ich hoffe, ich störe nicht. Ich wollte nur fragen, ich hoffe sehr, es ist Euch nichts passiert, Schwester. Es tut mir so unendlich leid. Normalerweise bin ich vorsichtiger. Aber ich hatte nicht daran gedacht, dass Taio, das Pferd, noch nie hier war, es war alles ein wenig viel für ihn und dann, und dann… bitte sagt, dass es Euch gut geht und dass Euch nichts passiert ist…“ Fast schon flehend sah Dandelion die Priesterin an und auch den Mann. Ihre Wangen waren nun röter als zuvor, es war ihr über alle Maßen unangenehm und wenn ihre Mutter sie nicht zu Anstand erzogen hätte, würde sie nicht hier stehen, doch so stand sie vor diesen beiden hier. Ihr Blick fiel auf den Melitele Tempel, vor dem sie nun Standen, die Priesterin, der Mann… der ein Ritter des Ordens der Flammenrose sein konnte und sie… Und sie, sie hatte die beiden unterbrochen… Dandelion senkte beschämt den Kopf, die Finger knetend, den Stoff ihres Kleides haltend, zerdrückend.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Sonntag 3. September 2023, 12:10
von Svettele Fini Banik
Höfliches Nicken. Fini schmunzelte in sich hinein. Sie konnten beide schon auch anders. „Natürlich können wir den Hain besuchen. Dieser ist zur Linken des Heiligtums...“
Eine junge Frau unterbrach sie. Diese war aufgeregt. Schwester Svettele setzte sofort ihr hilfsbereites Gesicht auf. Jemand kam zum Tempel und hatte ein Anliegen. Das war normal. Erst mit mehr Worten erkannte sie den Reiter oder die Reiterin wieder und ihr Lächeln wurde gutmütig.
„Oh, keine Sorge mir ist nichts passiert, ich hatte einen tapferen Recken zur Seite.“ Die Hand deutet beiläufig auf Liam. „Außerdem kann ich Taio sehr gut verstehen, ich war ebenfalls noch nie hier und es ist alles etwas viel für mich. So viele Leute auf einem Haufen und all das Stimmengewirr. Ohne meine Begleitung hätte ich mich sicher schon hoffnungslos verlaufen. Bestellt Eurem Pferd deshalb mein größtes Verständnis.“ In der Stimme der Priesterin lag Güte. Obwohl vielleicht nicht jedermann Tiere als Personen wahrnahm, klang sie ehrlich. „Also mach nicht so ein Gesicht, Kind. Es sind alle mit dem Schrecken davon gekommen. Ich bin heilfroh, dass mich mein mir anvertrautes Maultier ohne Unglücke hierher bringen konnte.“
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Sonntag 3. September 2023, 13:11
von Liam von Alensbach
Liam runzelte überrascht die Stirn, als die junge Frau Fini in ihren Worten unterbrach. Er schluckte die scharfen Worte hinunter, vielleicht brauchte sie dringend Hilfe. Erst beim zweiten hinsehen erkannte er die Reiterin, die nicht lange zuvor so scharf um die Ecke gebogen war und reichlich Mühe hatte ihr nervöses Pferd unter Kontrolle zu bringen. Das verstand er und so zügelte Liam die Zurechtweisung, denn augenscheinlich wollte sie nichts anderes als sich entschuldigen.
"Was die ehrenwerte Schwester sagt." stimmte er Finis Worten kurz angebunden zu, doch sein Blick lag ungemein länger auf dem fremden Gesicht. Einem Gesicht, das irgendwie doch nicht so fremd wirkte. Unschlüssig, ob er sie bereits einmahl gesehen hatte, suchte er in seinen Erinnerungen und fand zu seiner Enttäuschung nichts. Dennoch, irgendetwas kam ihm an ihr bekannt vor. War es das Gesicht? Die Augen? Der Ausdruck? Ihr Stimme? Es ärgerte ihn, denn seinen Instinkten konnte Liam meisten vertrauen. "Wie ist Euer Name, Kind?" fragte er beiläufig.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Sonntag 3. September 2023, 16:21
von Dandelion
Die freundliche Stimme ließ Dandelion ihren Blick heben und die Priesterin, zu der sie gehörte, ansehen. Sie hatte tatsächlich Verständnis. Darauf mochte die junge Frau gehofft haben, aber nicht damit gerechnet. Gerade in den Städten waren die Leute nicht immer von freundlichem Gemüt. Sie unterbrach die freundliche Dame nicht, sondern lauschte aufmerksam deren Worte.
„Da bin ich sehr erleichtert, Schwester der Melitele und Euch sehr dankbar Ser, dass Ihr zur rechten Zeit zur Stelle ward.“ Sie lächelte, wenn auch vielleicht noch ein wenig schüchtern. „Ich werde Taio, dies gern bestellen, auch er wird sehr erleichtert sein.“ Natürlich wusste Dandelion, dass dem Pferd das nicht interessierte, aber die Schwester war so nett, den jungen Hengst mit einzubeziehen. „Ihr seid auf einem Maultier hierher gekommen? Eine weise Wahl, wenn Ihr Euch ob der Spritzigkeit mancher Pferde gesorgt habt. Maultiere sind gutmütig und auch nicht so leicht zu beeindrucken wie Pferde.“ Gut, das war wohl kein Thema für hier und jetzt. „Verzeiht. Ich habe euch in eurem Gespräch unterbrochen und sollte nicht mehr eurer Zeit beanspruchen. Ich danke Euch vielmals, dass Ihr so verständnisvoll seid und ich danke Melitele, dass Euch nur ein Schreck ereilt hat.“ Sie lächelte nun etwas mehr. Dann sah sie den Ritter an. „Oh“, formten ihre Lippen, auch wenn die Anrede: Kind, sie ein wenig unwillig stimmte. Doch diesen Unwillen verdrängte sie. „Wie unhöflich von mir, Ser." Wieder färbten sich die Wangen der jungen Frau mit einem Hauch von Rot. „Elli“, sagte sie und ergänzte dann mit einem schnellen und etwas ungelenken Knicks: „Dandelion del Garda.“ Sie wusste nicht, ob es angebracht war, den Ritter und die Schwester nach deren Namen zu fragen, daher wartete sie, ob sie ihre Vorstellung vervollständigen würden, oder ob die beiden sich wieder ihrem Gespräch zuwenden würden.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Sonntag 3. September 2023, 21:46
von Svettele Fini Banik
Fini lachte ihr helles Lachen. „Allerdings die Schwestern in Ellander waren weitsichtig genug mir ein gemütliches Reittier anzuvertrauen.“ Sie beugte sich leicht verschwörerisch zu der jungen Frau und zwinkerte. „ Etwas zu gemütlich wenn es nach dem Herrn Ritter ginge. Tine steht nun dort drüben im Stall und genießt das frische Stroh. Ich bin Fini... ich meine Schwester Svettele Banik.“ Sie legte dabei ihre linke Hand aufs Herz. Das ‚Elli‘ hatte sie etwas durcheinander gebracht, sonst hätte sie sich nicht mit Fini vorgestellt. Aber ein Teil von ihr war vielleicht immer das kleine Mädchen geblieben. „Und das ist Liam von Alensbach, Ritter der flammenden Rose. Der mich auf unserer Reise schon vor so mancher Gefahr bewahrt hat.“ Die Priesterin war so freundlich wie man sich eine Priesterin der Melitele vorstellt. „Er kennt sich viel besser mit Pferden aus als ich und sowie in der Stadt. Seid ihr auch vom ersten Mal hier?“ Fini wusste auch nicht, warum sie das fragte. Aber Liam schaute etwas seltsam oder normal, denn er sah Frauen sonst nicht so lange an.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Sonntag 3. September 2023, 22:15
von Liam von Alensbach
Liam warf Fini einen kurzen Blick zu, als sie auf ihr gemütliches Reittier zu sprechen kam. Für seinen Hengst war das gemächliche Tempo zu beginn durchaus ungewohnt gewesen. Aber er hatte sich rasch mit der neuen Situation zurecht gefunden, anders als Liam. War der Ritter in Gedanken versunken, musste Fini ihn zurückrufen.
"Del Garda?" Daher also. "Die Tochter von Ida Del Garda?" hakte er nach. "Ich habe vor einigen Jahren einen Hengst aus Eurer Zucht erworben. Virado, ein Fuchs." Es war nicht schicklich, sie solange anzusehen, dem war der Mann sich bewusst. Und nun wo er seine innere Frage nach ihrer Herkunft besänftigt hatte, stellte er die Distanz wieder her.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Montag 4. September 2023, 08:03
von Dandelion
Elli lachte leise. Die Schwester schien sehr nett zu sein und auch Humor zu haben. Das gefiel der jungen Frau. “Sehr erfreut Schwester Svettele Banik und Ser Ritter von Alensbach“, meinte sie freundlich und war froh, dass die Namen einigermaßen unfallfrei über ihre Lippen kamen, waren sie doch ein ein wenig lang, vor allem dem des Ritters. “Tine wird sich dort bestimmt wohl fühlen“, ihr Blick glitt nach dort drüben zum Stall. „Ihr seid noch nicht lange in Wyzima?“, fragte Dandelion interessiert nach, ehe sie sich der Frage von der Priesterin zuwandte. „Nein, eigentlich nicht. Wenn es nach meiner Mutter geht bin ich zu oft hier und wenn es nach mir geht viel zu selten.“ Was gab es für eine junge Frau aufregenderes als die große Stadt. “Aber eine Hand reicht aus, um meine Besuche zu zählen.“ Sie lächelte freundlich-fröhlich.
Ein wenig neugierig hing ihr Blick nun an dem Ritter von Alensbach. Gut Ritter sollten sich mit Pferden auskennen, vor allem wenn sie mit ihnen sich fortbewegten, zumindest war dies Ellis Meinung. Auf seine Frage leuchtete ihre Augen freudig auf. „Richtig. Ida ist meine Mutter.“ dann wurde ihr Gesichtsausdruck nachdenklich. „Virado“, wiederholte sie leise und ihr Antlitz zeigte bald schon den Anflug einer Erinnerung. „Ein Fuchs“, sie nickte. „mit einer kleinen weißen Flocke auf der Stirn…? Er war jung… und er war viel zu brav für sein Alter damals… es ist lange her, nicht wahr? Wie geht es ihm denn? Ich hoffe, er macht euch große Freude!?“
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Montag 4. September 2023, 09:54
von Svettele Fini Banik
„Wir sind heute morgen angekommen… also gestern Abend, aber so spät, dass uns niemand mehr durchs Tor lassen wollte. Weshalb wir vor den Mauern übernachtet hatten.“ So Sachen die passieren, wenn man etwas langsamer unterwegs ist als gedacht. Aber sie konnte den Holzfäller mit der Axt im Fuß nicht einfach so stehen lassen und vor Wyzima gab es genug Gehöfte, die sie aufgenommen hatten. Den Ritter so nahe an Wyzima sowieso ohne zu fragen und die Priesterin sehr gerne. „Die übliche Uneinigkeit zwischen dem Mädchen und der Mutter“, bemerkte sie zu Ellis Ausführungen und nickte dazu: „Aber ohne Besuche im Unbekannten und Aufregenden kann das Mädchen nie Mutter werden. Welches Glück führt Euch diesmal in die große Stadt?“
Zum Rest konnte Fini nur Nicken. Tine ging es im Stall bestimmt gut, aber eigentlich hatte sie keine Ahnung davon. Nur ein paar Kleinigkeiten, die ihr Liam während der Reise gesagt hatte wie, dass ein Maultier mit Kaltblutmami sowie ruhig sei. Insgeheim war sie auch froh gewesen, dass Tine dem Hengst schlicht gefolgt war, statt darauf zu hoffen, dass die Reiterin wusste was sie tat. Auch zu den Beschreibungen von Virado konnte die Schwester nicken. Zumindest zum Äußeren. Ein Hengst ähnlich zölibatär wie das Herrchen. Nicht kichern bei dem Gedanken.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Montag 4. September 2023, 13:26
von Liam von Alensbach
Mit der Schwester zu Reisen bedeutete, sich Zeit zu nehmen. Das musste Liam feststellen, immerhin konnte er sich wieder mit der Materie der ersten Hilfe auseinandersetzen. War der Mann zwar kein geübter Heiler, aber als Assistent machte er sich ziemlich gut. Berührungsängste kannte er keine, egal ob Blut, Eiter, blanke Knochen oder stinkender Eiter. Und so konnte er der Schwester mehr als einmal zur Hand gehen und sei es nur, um die Patienten festzuhalten. Auch das musste hie und da sein.
Liam nickte der jungen Frau zu. "Ja, der langweilige kleine Fuchs. Das muss nun gut 12 Jahre her sein." Bis jetzt gab es kein Pferd, das annähernd so gut war, wie Virado. Es würde schwierig werden einen würdigen Nachfolger zu finden, sollte das Alter ihn dem Ritter irgendwann entreissen. "Ich hab es keinen Moment bereut. Virado ist das beste Pferd, das ich je geritten habe. Er steht im Stall des Ordens, wenn ihr Euch von seinem Wohlergehen überzeugen möchtet, Fräulein Del Garda. Ihr dürft ihn jederzeit besuchen." Aus einer Ahnung heraus sah Liam zu Fini und erhaschte in ihrem Blick ein kurzes, heiteres Funkeln. Wollte er wissen, an was sie gerade dachte? Besser nicht.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Montag 4. September 2023, 14:25
von Dandelion
„Misslich, dass Ihr den Einlass verpasst habt. Aber da Ihr eh auf Reisen gewesen seid, war es hoffentlich nur halb so schlimm?“ Bestimmt waren die Betten des Tempels bequemer als ein Lager vor der Stadt, aber besser man hatte die Möglichkeit für ein solches Lager, denn auf dem nackten Boden schlafen zu müssen.
Was das Thema Mutter und Tochter betraf, nickte Dandelion schicksalsergeben, ehe sie die Schwester Svettele Banik mit großen und nun runden Augen ansah. Äääähhhhh… „Ehe ich dafür bereit bin, muss ich noch mehr Unbekanntes und Aufregendes entdecken“, meinte sie dann belustigt, als sie die Worte überdachte. Sie hatte nicht vor Mutter zu werden, zumindest nicht in nächster Zeit. In langer nächster Zeit… Als es darum ging, warum sie in der Stadt war, zögerte sie. Sie wollte die nette Priesterin nicht anlügen und weniger wollte sie ihr die Antwort verweigern. Aber war es klug, fremden Leuten davon zu erzählen, dass sie ihren Vater suchte? Zumal sie so wenig von ihm wusste… „Nun“, begann sie etwas gedehnt, „ich bin auf der Suche nach einem Verwandten.“ Keine Lüge, nur sehr allgemein gehalten. „Was hat Euch nach Wyzima verschlagen und wie lang werdet Ihr bleiben?“, fragte sie nun zurück.
„Ihr findet Ihn langweilig?“, wandte sich Elli nun an den Ritter. „Ja, wirklich eine lange Zeit“, nickte sie, 12 Jahre war mehr als doppelt so lang wie sie alt war. „Das wird Mama sehr gern hören und ich werde es ihr gern bestellen.“ Es freute Elli und ihre Mutter immer sehr, wenn die selbst ausgebildeten Pferde in so gute Hände kamen und diese das Pferd zu schätzen wussten. Bis auf das, was Dandelion bereits zu dem Pferd gesagt hatte, wusste sie nicht sehr viel mehr. Er war wirklich nett und anständig gewesen… „Im Ernst?“, fragte sie nach, als der Ordensritter ihr anbot, das Pferd zu sehen. „Ich würde sehr gern. Pferde verändern sich ja auch im Lauf der Zeit. Vom schmalen Hemd zum Streitross und so“, versuchte sie zu erklären. „Ich kann jederzeit in den Stall? Muss ich dort etwas bestimmtes hervorbringen?“ Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie einfach so in den Stall des Ordens eintreten konnte.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Montag 4. September 2023, 15:26
von Svettele Fini Banik
„Mit einem höflichen Klopfen und freundlicher Anfrage bekommt man doch Einlass bei einem Hof vor Stadt sowie zumindest ein Dach unter dem man schlafen kann.“ Und die Bauern waren sehr erleichtert, wenn man sich auch mit dem Stall zufrieden gab, statt für den edlen Ritter die gute Stube räumen zu müssen. Er war schon gutmütig und pragmatisch und sich für wenig zu fein. Sie sollte nicht so viel über ihn spotten. Fini musste dünn schmunzeln: „Natürlich, Ihr habt alle Zeit, die Ihr braucht, Miss del Garda und keine Angst Ihr müsst selbst keine Kinder bekommen. Mütterlich wird man durch das Altern alleine oder indem man aus dem Unbekannten Bekanntes macht. Vor allem wenn man anfängt häufiger gute Ratschläge zu geben als sie zu missachten.“ Das Schmunzeln wurde ein ganzes Stück breiter. „Für Eure Suche wünsche ich viel Erfolg. Möge Melitele Eure Familienzusammenkunft segnen je länger sie getrennt war.“ Die Priesterin neigte das Haupt, küsste die Kuppen von Ring-, Mittel- und Zeigefinger stehend für das Mädchen, die Mutter und die Greisin ihrer rechten Hand und tippte leicht gegen Ellis Stirn, bevor sie wieder lächelnd eine Schritt zurück trat: „Wir sind nur auf der Durchreise und erwarten nun beide die Instruktionen unserer Kirchen bis wir wieder weiter kommen. Wie lang dies dauert werden wir sehen.“
Beim Pferde Thema hielt sie sich weiterhin raus. Tine war praktisch, aber nichts was man sich ansehen musste. Das bekannte Fohlen natürlich mehr. Dass der Orden überhaupt Frauen ins Haus ließ konnte sich Fini wenig vorstellen, aber mit Liam zusammen würde sie bestimmt einen Blick auf den Hengst werfen können.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Montag 4. September 2023, 15:44
von Liam von Alensbach
"Vermutlich werden wir noch ein paar Tage hier sein, so rasch sind Angelegenheiten der Kirche nie geregelt." Es schwang durchaus ein Ton der Missbilligung in seinen Worten mit, als hege der Ritter nicht sonderlich vie sympathie für die Stadt und seine Bewohner.
"Langweilig für die meisten Ritter, Fräulein Del Grada. Aber nicht für mich. Ich weiss schon, warum ich genau nach einem solchen Pferd gesucht habe." Sachte schüttelte er den Kopf. "Nein, es ist Euch nicht gestattet ohne einen Ordensbruder den Stall zu betreten. Wenn ihr ihn reiten möchtet, dann kommt doch morgen zur Zehnten Stunde zu den Stadttoren. Bringt Euer Jungpferd mit." Sein Blick schweifte zu Fini. "Tine ist über ein bisschen Bewegung bestimmt nicht unglücklich." lud er sie ein, sich ebenfalls einzufinden.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Montag 4. September 2023, 16:03
von Dandelion
So hatten sie das also gelöst, waren auf einem Hof von Bauern untergekommen. Dandelion nickte. Auch der Gutshofbesitzer ließ immer wieder Fremde auf dem Hof nächtigen. Nun gut, nicht allzu oft, aber von Zeit zu Zeit sollte sich doch mal einer dorthin „verirren“. Das Thema Mutter werden oder mütterlich, die weisen Worte dazu, nahm Elli auf, sagte aber nichts weiter dazu. Was hätte sie auch dazu sagen sollen? Die Schwester schien zu wissen wovon sie sprach und sie wusste es … nicht.
Den Segen, den ihr die Priesterin mit auf den Weg gab, verblüffte und ehrte sie ein wenig. „Das ist sehr nett von Euch, Schwester Svettele Banik“, murmelte sie und lächelte leicht. „Verstehe“, sagte sie dann klarer zu ihrem Verbleib. Seid ihr eine Schwester und Ritter auf Wanderschaft?“ Sie hatte wenig Ahnung von dem Dasein einer Priesterin und noch weniger Ahnung von Rittern. Sie wollte aber auch nie das eine oder andere werden.
„Freut mich, dass Virado bei Euch so viel Anklang findet.“ Sie lächelte freudig und nickte dann zu den weiteren Worten, das hatte sie sich schon irgendwie gedacht. Aber wer nicht fragte, der wusste es auch nie mit Sicherheit. „Wenn es für Euch so in Ordnung ist, würde ich mich sehr freuen und auch, wenn Tine und Ihr uns Schwester Svettele Banik Gesellschaft leisten wollt.“ Sie dachte kurz darüber nach, aber das würde sich wohl sehr gut in ihren Tagesablauf einbauen lassen und so würde Taio auch nicht nur im Mietstall stehen. Nun ging es ans Verabschieden… nur jetzt wo sie vor einem Ritter stand… und ihr Vater doch…. „Eine Frage habe ich noch, wenn Ihr dieser vielleicht lauschen wollt… Gibt es einen Ort an dem ich etwas über ehemalige Soldaten in Erfahrung bringen kann? Also einen Ort, an dem ich auch Auskunft erhalte?“