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Re: Stadtteil | in den Scherben

Verfasst: Mittwoch 26. April 2023, 13:04
von Delia
Es war ein kleiner Spass für Delia von Milly die Worte genannt zu bekommen von fast allem was sie so sahen. Gleich einer braven Schülerin wiederholte sie die genannten Worte so gut es ihrer Zunge möglich war. Manche Worte gelangen ihr besser, andere brachten ihre Zunge in arge Nöte und es kam nicht ganz das heraus, was sie hatte sagen wollen. Es brachte sie hier und da ein wenig zum Lachen, obwohl sie mit Ernsthaftigkeit daran arbeitete.

Wie Milly nahm auch der Hexer seine Aufgabe sehr ernst. So befand es Delia für sich. Tjom wurde wohlbehalten in sein Zuhause gebracht und dort in sein Bett gelegt. Es stimmte sie ein wenig nachdenklich, dass Vrenka erst etwas auftaute, als Crehwill nach draußen gegangen war. Die Skepsis ihm gegenüber war noch größer als jene ihr gegenüber, so sah es für die Halbelfe aus, wobei sie doch fremd war und nicht ein Wort der Gemeinsprache sprach… Sie wollte sich nicht beklagen, dennoch wäre es schön, wenn Crehwill weniger mit Vorbehalten zu kämpfen hätte.

Als Vrenka und Milly zu plaudern begannen, verstand Delia nicht ein einziges Wort. Jaaa selbst wenn sie eines der wenigen Worte verwendet hätten, hätte sie es wohl nicht herausgehört. Sie gab Milly mit Gesten zu verstehen, dass sie draußen auf sie warten würde und ging dann auch mit einem mittlerweile bekannten Abschiedsgruß an Vrenka und Tjom hinaus.

“Gibt es hier vielleicht irgendwo einen Markt?”, fragte Delia Crehwill. “Ich meine, wo man sich vielleicht etwas zu Essen auf die Hand kaufen kann?” Sie hatten eigentlich alle schon längst etwas essen wollen, aber irgendwie waren sie noch nicht dazu gekommen.

Re: Stadtteil | in den Scherben

Verfasst: Mittwoch 26. April 2023, 14:22
von Crehwill von Seren
Als Delia sich verabschiedete, nickte Milly heftig und schüttelte dann Kopf niemand müsse auf sie warten, weil... nachdenken... sie zeigte auf sich, auf Vrenka und sagte „Mama.“. Zeige- und Mittelfinger machten Laufbewegungen. Ein fragender Blick, aber Delia, hatte bestimmt verstanden.


Draußen stand Crehwill an einer Hauswand gelehnt im Sonnenschein und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, um sie etwas zu frisieren, aber wirklich zufrieden wirkte er nicht. Auch das dünne Zöpfchen, das er begonnen hatte zur flechten löste er wieder auf.

„Essen?“ Ja, da war etwas. Er selbst konnte sich aber nicht erinnern, ob er heute schon etwas gegessen hatte. „Aber ja, hier in den Scherben gibt es einen Markt. Dort wo Tjom sonst seine Nüsse verkauft. Sarray hat nicht nur Süßkram, sondern auch Speck und Eier gekauft. Magst Du dorthin?“

Re: Stadtteil | in den Scherben

Verfasst: Mittwoch 26. April 2023, 17:12
von Delia
Nachdenklich wiegte Delia ihren Kopf. “Nicht wenn du eine bessere Idee hast. Bei uns gibt es auf den Märkten immer viel zu Essen. Deftiges und auch Süßes. Also Honigkuchen zum Beispiel oder Eintopf, der in einem kleinen ausgehöhlten Brot übergeben wird, Brot am Stock… An so etwas dachte ich.” Auch dachte sie hier an Milly. Sie hätte auch etwas zu essen bekommen sollen, irgendwie würde sie nun leer ausgehen…

“Stimmt etwas nicht mit deinen Haaren?”, lenkte sie ihre Gedanken um, da es ihr nicht entgangen war, dass Crehwill etwas unglücklich mit seinen Haaren wirkte. Er legte wohl besonderen Wert darauf, mehr als andere Männer, überlegte Delia.

Re: Stadtteil | in den Scherben

Verfasst: Mittwoch 26. April 2023, 20:49
von Crehwill von Seren
„Ach, ich hab beim Schiff steuern mein Haarband verloren. Und jetzt hängen sie nur so runter, außerdem waren sie nass vom Regen und am Ende ist immer noch Salz drin wegen des Meerwassers“, jammerte der Hexer und betrachtete resigniert ein paar Haarsträhnen, die er sich vor das Gesicht hielt. „Ich müsste sie wahrscheinlich ordentlich waschen...“

Er seufzte - andere 90jährige Männer haben möglicherweise andere Probleme mit ihren Haaren - und lächelte ihr zu.

„Garküchen findet man überall in der Stadt. Nur der Nase nach. Am Hafen gibt es mehr Fischzeug, draußen mehr Gemüse. Wir könnten in die Richtung da laufen und beim Freiherrn vorbeisehen, ob der schon Zeit hat und gucken was man so angeboten bekommt? Oder hat die Dame auf etwas bestimmtes Appetit?“

Er schüttelte nochmals sein Haar und machte sich einen dicken Zopf, der sich allerdings bald wieder aufgelöst haben würde... dennoch bot er ihr seinen Arm an.

Re: Stadtteil | in den Scherben

Verfasst: Donnerstag 27. April 2023, 07:56
von Delia
“Ja, schaden würde es nach diesen Strapazen jedenfalls nicht. Aber wir könnten dir auch ein Lederband für deine Haare besorgen? So als Zwischenlösung… auf dem Weg meine ich…” Das erschien Delia als kurzfristige Lösung am Einfachsten. Sie lächelte leicht. So hatte wohl jeder seine Eitelkeiten.

"Einverstanden", lächelte sie den Hexer fröhlich an, welches dann noch sonniger wurde, als er ihr den Arm anbot. “Zu diesem Angebot kann ich einfach nicht nein sagen, werter Herr Crehwill”, hauchte sie gespielt entzückt, wobei es sie wirklich freute, wie adelige Damen es wohl tun würden, wenn ihnen der Arm gereicht wurde. “Dann immer der Nase nach”, sie lachte leise.

“Du bist mit der Schifffahrt vertraut? Sind Hexer auch zur See tätig? Oder hast du dich mal als Pirat versucht?” Letzteres hatte sie scherzend gesagt, das konnte sie sich bei Crehwill nicht vorstellen.

Re: Stadtteil | in den Scherben

Verfasst: Donnerstag 27. April 2023, 10:48
von Crehwill von Seren
Da der Hexer die 'Seiten'waffe auf dem Rücken trug, hatte er ihr seinen linken Arm angeboten, statt wie üblich den Rechten. Die Nase reckte er tatsächlich kurz in den Wind. Sich am Geruch zu orientieren schien für ihn nichts fremdes oder gar ungewöhnliches zu sein. Aber zu essen wird man in Nowigrad sicher finden.

„Schifffahrt ist übertreiben. Aber mein Kaer stand am Meer an einer Steilküste. Eine Zeit lang bin ich jeden Morgen ins Meer gesprungen und zum Boot an der Boje geschwommen, um damit zum Strand zu rudern und von dort den Pfad wieder hoch zum Frühstücken gelaufen. Das Boot war natürlich viel kleiner, aber Meer, Wind und Wellen lernt man dabei kennen. Das Wissen hat gereicht, um damit in den Kanälen Lax Exeters herumzustaken. - Die Monsterhatz kann einem schon auch mal auf ein Schiff bringen, aber das fährt für gewöhnlich dann jemand anderes. Was besser ist - wie der Auftritt heute morgen gezeigt hat.“
Bei Pirat muss er doch schmunzeln: „Eigentlich nicht, aber das Schiff haben wir... gekapert? Anschwimmen, an Bord klettern, Gegenwehr... vereiteln und Schiff in den eigenen Hafen fahren ist möglicherweise doch etwas piratenhaft? Oder war es eher... freibeuterhaft? Wobei es... gab nichts von der Beute ab.“

Er schüttelte leicht über sich den Kopf. Was machte er eigentlich? Er sollte vielleicht wirklich mal mit Reuven über Gehaltsverhandlungen reden. Wobei der war diesmal ja auch dabei. „Es gäbe auch den Eisvogel, eine Taverne, um etwas zu essen. Reuven sagte, da isst er manchmal“, fiel Crehwill da wieder ein.

Re: Stadtteil | in den Scherben

Verfasst: Donnerstag 27. April 2023, 14:08
von Delia
Da Delia an des Hexers linker Seite war, war der Hexer an deren rechter Seite, als sie ihre Füße in Bewegung setzten. Federleicht hatte sie ihre Hand in seiner Armbeuge ruhen, so wie es Damen von Stand wohl tun würden.

Die Halbelfe lauschte den Worten Crehwills aufmerksam und sehr interessiert, auch wurden ihre Augen hier und da groß. “Dann war Sarrays Sorge um dich gar nicht unberechtigt, wenn ich mir das so anhöre. Es klingt ganz so, als wäre der gestrige Auftrag sehr gefährlich gewesen. Einfach so ein Schiff gekapert… Dir geht es aber wirklich gut, ja?”

Nachdenklich wog Delia den Kopf. “Keine Beute? Dann wohl weder Pirat noch Freibeuter, befürchte ich. Retter irgendeiner Sache vielleicht?” Delia riet ins Blaue hinein, da sie keine Ahnung hatte, was es mit dem übernommenen Schiff auf sich hatte. Aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass der Hexer eine schlechte Sache verfolgen würde. Aushorchen wollte sie ihn aber auch nicht, dennoch würde sie allem gerne lauschen, was der Hexer so erzählen würde.

“Ich bin offen für alles, je nachdem wann du bei dem Freiherren sein möchtest. In der Taverne könnte es ja etwas länger dauern, als wenn wir uns nur etwas auf die Hand mitnehmen? Und es wäre auch etwas teurer wohl, wie du ja weißt… meine Münzen würden wohl nur Unbill erregen.” Es war ihr wirklich nicht wichtig, wo sie essen würden, viel wichtiger war, dass die Gesellschaft nett war und gegensätzliches konnte sie von dem Blonden wahrlich nicht behaupten.

“Ist Reuven ein guter Freund von dir? Und was ist ein Kaer? So etwas wie eine Schule oder eine Ausbildungsstätte?"

Re: Stadtteil | in den Scherben

Verfasst: Donnerstag 27. April 2023, 16:45
von Crehwill von Seren
Er legte sanft seine Rechte auf ihre Hand in seiner Beuge, um gedankenverloren leicht mit ihren Fingern zu spielen.

„Ja“, Crehwill nickte: „Ja, die Sorgen waren berechtigt. Es war leichtsinnig, dumm und vor allem überheblich. Wenn man die Überheblichkeit weglässt, war es einfach nur bekloppt: zu Acht mit einem Baumstamm einen Schoner zu überfallen.“ Seine Stimme wurde durchaus etwas leiser, zum Einen sprachen sie die ältere Rede, die man auch gerne mal mit dem nilfgaardischen verwechseln konnte und zum Anderen erinnerte er sich daran, dass die ganze Sache zu Recht eine Nacht und Nebel Aktion war. „Aber ja, eine Rettung. Die Rettung Millycents und all der anderen, die in dieser freien Stadt Nowigrad leben. - Retter Nowigrads.“ Klangt schon theatralisch. „Zumindest bis morgen. Oder eine Woche, vielleicht zwei… bis der nächste Angriff kommt.“

Vielleicht sollte er nicht so negativ reden. „Doch so tief stecke ich nicht in der aktuellen Politik. Ist eigentlich nicht mein Job.“ Töten ja, aber eigentlich nicht von Seeleuten. Zwei sollten gestern Nacht bei ihm gewesen sein. Der Erste hatte Pech, der Zweite war geblieben, statt zu Reuven an Deck zu rennen, wie die Söldnerin mit der Armbrust.

„Reuven ist… ein Hexer.“ Wie er? Nein, nicht wie er. Aber das wollte er jetzt nicht weiter ausführen. „Es gibt nicht mehr viele von uns, deshalb ist es eher ungewöhnlich, dass sich zwei von uns irgendwo treffen. Ich kannte ihn vorher nicht, er ist von einer anderen Schule. Ausbildungsort, Kaer. Ja. Ein Kaer bezeichnet meist irgendeine alte Burg oder Festung. Oder auch mal Ruine. Früher zählte man auch die Ortschaften dazu, die in der Nähe liegen. Aber… heute nutzt das Wort kaum noch jemand. Auf jeden Fall tut es gut, mal jemanden zu treffen, der… uhm… ähnliche Erfahrungen im Leben gemacht hat. Solange wir uns nicht um jeden Nekkerarsch streiten müssen.“ Er lächelte schief.

„Da vorne ums Eck, wohnt der Freiherr. Wir fragen mal nach und wenn es noch dauert, dann gehen wir in den Eisvogel. Ich war da noch nie… Wenn Deine Münzen nicht reichen, werden es meine tun. Ist ja nicht, dass ich gestern unbezahlt schwimmen gegangen bin...“

Re: Stadtteil | in den Scherben

Verfasst: Donnerstag 27. April 2023, 19:42
von Delia
Die Halbelfe fühlte sich sicher und fast schon geborgen an der Seite des Hexers, wie er sie durch die Straße geleitete. Er wirkte mehr wie ein Ritter, denn wie ein Söldner…

Immer mehr Details drangen an Delias Ohren und damit auch in ihre Gedanken. “Es gibt einfach Dinge, die getan werden müssen und selten hat man dann Zeit darüber nachzudenken, was der schlauste Weg ist, um zu erreichen, was erreicht werden muss oder soll. Wichtig ist in meinen Augen nur, dass man nicht gegen sein Gewissen handelt.” Vor allem letzteres war Delia wichtig. Sie hatte einige “Kämpfe” gegen ihre ehemaligen Gefährten gefochten, da sie nicht gegen ihre Überzeugungen handeln wollte und war meist richtig gelegen, doch wenn es darauf ankam, hatten sie zusammengehalten, wann immer es nötig war… “Und man gegenseitig auf sich acht gibt. Ihr habt Großes geleistet und doch weiß so gut wie keiner davon, nicht wahr?” Sonst würde es wohl ein großes Fest geben, doch nach Feierlichkeiten sah es nicht gerade aus. Heimlich, still und leise, eine Heldentat also.

“Wärest du interessiert daran dich mehr in die Politik einzubringen?”, wollte Delia dann von Crehwill wissen. Sie sah zu dem blonden Hexer auf und betrachtete ihn einen Moment nachdenklich. Sicherlich, er war eine Art… Sonderling, nein das war es nicht… Anderling? Irgendwie so etwas hatten sie ihr gesagt. Aber gerade diese brauchen doch jemanden von sich selbst die für sie sprachen und sich in solcherlei Dinge einmischten, oder etwa nicht? Nicht dass Delia sich je mit politischen Dingen beschäftigen hätte.

Die junge Frau nickte zu Crehwills Freund oder Bekannten und drückte kurz seinen Arm, als es darum ging, dass es nicht mehr viele von ihnen gab, es war als Anteilnahme gemeint.
“Euer Berufsstand verbindet dich mit Reuven dem Hexer und manchmal ist es einfach schön, sich mit jemanden unterhalten zu können, der einen versteht oder verstehen kann, weil er weiß wovon man selbst spricht.” Sie nickte hier. “Wie war dein Kaer denn so? Hat es dir dort gefallen?”

Delia linste auf die Ecke, die sich noch umrunden mussten. “So machen wir es. Hervorragende Idee! Was meine Münzen betrifft, reichen sollten sie auf jeden Fall, nur ob sie diese annehmen ist die Frage. Es sind Münzen von … nun von da, wo ich herkomme.” Crehwill hatte zwar keine Beute gemacht, aber wurde bezahlt, also dann war er wohl ein Söldner mit einem guten Herzen oder eben Ritter… auch diese wurden ja bezahlt…

Re: Stadtteil | in den Scherben

Verfasst: Freitag 28. April 2023, 10:09
von Crehwill von Seren
Ein ablehnendes „Pfffft“ zur Frage, ob er sich in Politik einmischen möchte: „Das machen andere Leute… besser…“

Der Hexer steuerte ein Haus an, das zwischen Silberstein und Gildorf an der St. Gregors Brücke stand und ging zum Eingang im Rückgebäude. Ein schönes Häuschen: das Fachwerk war durchaus hübsch und der Dachstuhl regelrecht malerisch über den drei Stockwerken. Die Häuser hier waren in der Regel schmal und hoch.

Diesmal klopfte er ohne Morsezeichen und ohne Delia vom Arm zulassen, um um Einlass zu bitten. „…oder schlechter“, als nach geraumer Zeit niemand öffnete. Schulterzuckend machte er sich wieder auf den Weg, nachdem er kurz nach oben gesehen hatte. Es nicht überraschend, dass sie ihre Zeit da drin brauchten. Sollen sie sich ausruhen.


„Aber ja, es weiß kaum jemand davon und Du… weißt wahrscheinlich schon zu viel.“ Crehwill musste leise seufzen, deshalb mag er keine Politik. Er wollte sich genauso wenig Gedanken darüber machen, ob ihr Treffen vielleicht kein Zufall gewesen war und schon irgendwelche Nilfgaarder auf ihn aufmerksam geworden sind. Aber er schob die Gedanken beiseite und ging lieber einfach mit einer jungen Frau durch die Stadt spazieren. Nur das Gesprächsthema könnte idyllischer sein: „Es war ein großes Gemetzel und… das Nachdenken, ob es in dem Moment das Richtige war hab ich diesmal zwei Anderen überlassen. Die waren davon zumindest sehr überzeugt… Milly zu retten und haben mein Schwert für die Nacht gekauft.“ Und Reuven war auch dabei. Dieser schien zumindest nicht ganz so skrupellos wie es die Wölfchen über Kater behaupten und war schon länger hier. „Wird schon seine Richtigkeit gehabt haben.“ Er warf ihr ein charmantes Lächeln zu, besonders als sie seinen Arm kurz drückte.

„Reuven von Sorokin, Hexer der Katzenschule. Falls Du es genau wissen möchtest. Bin mir noch nicht sicher, ob man ihn Reu nennen darf, aber es juckt einen schon.“ Irgendwie reizte es ihn doch mit dem Kater ein bisschen zu spielen. Wann hatte er das letzte Mal einen ‚Gleichaltrigen‘ um sich?
„Ach… ich hab’s immer wieder gehasst mein Kaer, meine Ausbildung. Meine Mitschüler haben mich regelmäßig gehänselt, weil ich… mich mehr mit Körperpflege als Schwertkampf beschäftigt habe oder lieber ein Buch gelesen statt mich gegenseitig von Balken zu schubsen. ‚Der kleine Prinz traut sich nicht, könnte ja dabei dreckig werden…‘ wie Kinder - besonders Jungs - halt so sind. - Jetzt vermiss’ ich’s. Das Kaer ist eine Ruine, die Jungs sind alle tot. Ein Lawinenunglück…“ und glatte Absicht. Sie hörte ihn einatmen. „Trotzdem komme ich regelmäßig heim, besuche meinen alten Lehrmeister, verbringe dort den Winter. - Was hast Du so gemacht?“ Er bemühte sich um ein freundliches Gesicht, vielleicht wollte er das Thema wechseln, aber wirklich geschickt war er dabei nicht.

Re: Stadtteil | in den Scherben

Verfasst: Freitag 28. April 2023, 13:52
von Delia
Immer wieder huschten Delias Augen in die Umgebung. Hier war sie immerhin noch nicht gewesen, was auf die meisten Flecken dieser, ihr neuen, Welt zutraf und so sog sie die Eindrücke in sich auf, auch von dem Häuschen, auf welches Crehwill zielsicher zuschritt. “Das ist schon ein ganz anderer Anblick, als Vrenkas Zuhause", meinte sie leise. So war das Leben wohl überall…

“Oder schlechter”, stimmte Delia zu, aber da sie erst mehr über die derzeitige Lage hier erfahren würde müssen, um sich ein Urteil zu bilden, blieb es dabei.

“Zu viel?” Ja das hatte sie sich irgendwie schon gedacht. Sie hob deswegen ihre Hand und bildete die Geste einer Schwurhand. “Ich kann schweigen wie ein Grab”, lächelte sie den Hexer offen und ehrlich an. Sie würde Crehwill sicher nicht in Schwierigkeiten bringen. Nun zumindest nicht wegen eines losen Mundwerks. Ihr Gesichtsausdruck wechselte sie zu traurig, als sie die weiteren Worte vernahm. Gmetzel… Sie wusste natürlich, dass Krieg und Kampf immer Opfer mit sich brachten, aber wenn es nach ihr ginge… Nun es ging ja nicht nach ihr… “Wahrscheinlich”, stimmte sie dem Hexer zu. “Hat die ganze Sache wirklich etwas mit Milly zu tun? Also unserer Milly?” Oder stand Milly nur für all jene Bewohner der Stadt?

“Katzenschule… du hattest bei unserem ersten Aufeinandertreffen etwas von einem Greifen gesagt… Dann war das deine Schule? Ihr habt verschiedene Tierzeichen für die Schulen?” Es war ein ehrliches Interesse in ihrer Stimme zu hören und Aufmerksamkeit in ihrem Gesicht zu lesen.

“Oh”, meinte Delia leise und tätschelte tröstend den starken Arm des Hexers. “Kinder können grausam sein und doch... Das tut mir alles sehr leid, Crehwill. Dennoch freut es mich, dass du deinen Lehrmeister noch hast.” Sie meinte es aufrichtig und hatte zwar noch weitere Fragen, viele davon, aber diese behielt sie für sich, da ihr Begleiter auf ein anderes Thema umschwenkte.

“Ich bin in einem Söldnerlager aufgewachsen. Wir lebten in einer Hafen- und Handelsstadt weit im Süden, Shan’Kahir. Meine Mutter war eine Söldnerin von Rashid, ein Halbork, wenn dir das etwas sagt, er hatte uns aufgenommen, als ich noch sehr klein war, zwei soweit ich weiß… Sie sind, waren meine Familie, haben mich umsorgt, mich großgezogen und ausgebildet, wenn meine Mutter ihren Dienst tat, aber selbst als meine Mutter verstorben war, waren sie für mich da… Neben dem, was ich so lernen sollte, habe ich mich um unser Zuhause gekümmert, Ordnung gehalten, Wäsche gemacht, Essen bereitet, Tiere umsorgt, Wunden versorgt oder auch Botengänge erledigt.” Aufrichtige Liebe lag in ihren Worten, als sie von ihrer Familie sprach. “Ich hatte nicht viele Freunde außerhalb der Söldner.” Hier ließ sie offen warum. Man konnte vermuten, dass es an ihrer seltsamen Familienkonstellation lag, doch lag es nicht nur daran, so manches Kind hatte sich in Delias Gegenwart scheinbar etwas unwohl fühlten, was ihrer dunklen Magie geschuldet war, doch das hatte sie erst viel später verstanden. “Zuletzt waren wir auf einer Reise, sollten eine Reisegruppe begleiten. Doch auf dieser ist so viel passiert, das würde wohl viele viele Stunden füllen. Kurz gesagt, wir haben versucht, die Frosthexe, eine uralte Nekromantin, in ihrer Ausbreitung ihrer Herrschaft zu stören.” Sie würde mehr erzählen, wenn ihr blonder Begleiter mehr hören wollen würde, aber ihre Geschichten waren schon sehr speziell und gehörten wohl in Bücher, die von tausendundeinem Abenteuer erzählten.

Re: Stadtteil | in den Scherben

Verfasst: Freitag 28. April 2023, 20:57
von Crehwill von Seren
Beim Anblick des hübschen Häuschens konnte er nur nicken. „Ja, ist eine bessere Wohngegend. Der Esstisch darin ist ähnlich groß wie Vrenkas Bleibe. Sag mir nicht, dass es bei Euch anders sei.“ Crehwill glaubte es nicht, irgendwo waren die Welten doch zu ähnlich.

Er führte sie weiter durch die Straßen, die sich mehr und mehr mit Passanten füllten, wieder ein Stück nach Süden, dorthin wo der Trubel war. Über die Schwurgeste musste er grinsen: „Pass einfach auf, dass Du Dich nicht verplapperst, wird schon reichen. Und falls jemand blöd fragt, verweist Du die Person an mich.“ Der Platz des Hierarchen, den sie am Rande streiften um zur Taverne ‚Eisvogel‘ zu kommen, war belebt mit Personen und mit aufgetürmten Scheiterhaufen, einer schien immer zu brennen, um unliebsame Bücher los werden zu können. Der Hexer schien wenig Interesse daran zu haben sich dort länger aufzuhalten. Er würde er auch weitere Fragen über sein Kaer oder sich beantworten, aber vielleicht nicht hier und jetzt. Auf ihr Bedauern nickte er, eigentlich war das alles auch verdammt lange her.

„Unsere Milly: ja und nein. Der Herr Ritter Moore hatte sie bei unserem Gespräch gesehen und als Beispiel genutzt für die, die man schützen müsste. Du kannst Dir denken, was plündernde Söldner mit ihr machen würden.“ Er stieß Luft aus, offenbar gefiel ihm der Gedanke nicht.

Dafür wurden seine Augen, um so größer als sie von sich erzählte. „Da scheinst Du eine Menge erlebt zu haben mit deinen Söldnern und Reisegruppe und das nur in Deinen zwei Jahrzehnten… ich bin in der Zeit kaum von Zuhause weggekommen und die ‚Abenteuererei‘ ging er später los. - Aber wie hast Du da zaubern gelernt? Braucht es da keine strenge Schule oder so?“ Aber er verstummte. „...vielleicht nicht das richtige Thema für hier. Die Typen in Rot mit dem flammenden Röschen auf der Brust neben den Scheiterhaufen legen da zu gerne Zauberende nach.“ Er sollte auch aufpassen, was er sagt. Hier fiel er zwar weniger auf, weil schlicht mehr los war, aber er musste nur die falsche Personen erwischen. Diese Hexenjäger schienen ja ebenfalls nicht ganz normal…

„Da ist es…“, lenkte er auch sich selbst ab und hielt seiner Dame die Tür zum Eisvogel auf.

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Freitag 14. März 2025, 09:44
von Valjan Novka
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vom: Ausflug mit Helene
Datum: 15:05 Uhr, 8. September 1278, Mittwoch
betrifft: Sjevik & andere
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Jetzt hatte sie doch die Uniform ausgezogen. Lange war Novka in Gedanken die Möglichkeiten durchgegangen, wollte ganz offiziell als Wache vorbei sehen und nach Waffen fragen, aber dieser Zwergenschmied war sehr unfreundlich gegenüber der Ordnungsmächte. Sowohl in den Berichten, als auch bemerkbar auf den Straßen. Weshalb sie doch in ein Kleid geschlüpft war. Die größere Wohnung brachte so einige Vorteile, sie konnte ganz weiblich mehr Klamotten aufbewahren. Viel war es eh nicht, was ihre Möglichkeiten der Verkleidungen einschränkte. Aber da könne sie im Zweifel wahrscheinlich mit einem ‚Bitte, Bitte‘ mehr bekommen. Das Kleid war schlicht, dazu eine Schürze und vom Dekolletee sah man nur wenig, aber sie hatte von Schura erfahren was ein Push-Up-BH bewirken könne. Sie musste darüber viel lachen: wollte sie weiblich wirken, schob sie sich zwei Knäule außen unter die Brüste, wollte sie männlich sein, stopfte sie sie in die Hose. Irgendwo albern. Aber… effektiv. So sah man tatsächlich etwas mehr Wölbung als unter dem Gambeson. Ihr Russe hatte dazu eher das Gesicht verzogen, deshalb fühlte sie sich weiblich genug. Wie viele junge Frauen trug sie ganz brav ein Häubchen, das vor allem ihre kurzen Haare kaschierte. Nur der längere Pony lugte ihr frech ins Gesicht. Nachdem sie nicht sehr viel Schuhwerk zur Auswahl hatte, hatte sie sich für barfuß entschieden wie viele in den Scherben. Noch war es nicht ganz so kalt. Sie trug einen einfachen Beutel für das Nötigste mit sich, duckte sich eingeschüchtert zwischen den Fußgängern weg und passte ihre Gangart an. Sie war erstaunt wie viel doch unterbewusst passierte oder wie viel sie sich schon von Kollegen abgeschaut hatte. Kleines, schüchternes Mädchen sagte sie sich immer wieder, aber die andere Kleidung halft enorm die Körpersprache zu verändern.

Da war sie: die Schmiede und wirkte idyllisch, wie sich der Rausch aus dem Schornstein kringelte und sie sich an eine der Stadtmauern schmiegte. Aber Herr Sjevik dort drinnen, schmiedete und schmiedete ohne wirklich Kunden zu haben, wie in den Berichten der Leute Sokolovs stand. Diese kleine Subordination hatte er ihr mal durchgehen lassen. Den Rest musste sie aber wohl doch selbst erledigen. Nur ein Blicks ins Lager war das Ziel.

Die junge Frau nahm ihren ganzen Mut zusammen und trat durch den Durchgang hinein. Ein unsicheres „Halloo?“ kam über ihre Lippen.

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Sonntag 16. März 2025, 20:51
von ERZÄHLER
Das Tor war tagsüber offen, der etwa fuhrwerksbreite Durchgang zwischen den beiden Häusern wirkte verlassen. Aus dem Querbau, der die Schmiede beherbergte, drangen Hammerschläge und wenn man genau hinhörte, das Schnaufen der Blasebälge. Zwischen den Gebäuden stapelten sich Säcke mit Holzhohle unter einem Verschlag. Das Wohngebäude war ruhig, Türen und Läden geschlossen. Auf den Ruf der jungen Frau schien im ersten Moment keine Reaktion zu folgen. Unter dem Vordach zur Schmied saß allerdings jemand, vor sich ein Gestell mit einem Kettenhemd. Auf den ersten Blick hätte man den Gesellen für einen Jungen halten können, doch auf den Zweiten war ersichtlich, dass er schon ein paar Jahre auf dem Buckel hatte. Zwar war das bartlose Gesicht noch glatt, aber an den Schläfen wurde das Haar schon grau. Der Halbling sah von seiner Arbeit nicht auf. Entweder hatte er die junge Frau nicht gehört oder er hoffte schlicht, dass sie von allein wieder verschwand, wenn er sie nur lang genug ignorierte. Stoisch fischte er Kettenglied für Kettenglied aus einer Büchse und setzte sie mit einem Werkzeug an löchrigen Stellen ein.

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Montag 17. März 2025, 13:28
von Valjan Novka
Dass sie hier nicht sonderlich gastfreundlich waren, hatte man in den Berichten der Wache schon lesen können. Allerdings waren Stadtwachen selten irgendwo besonders willkommen, sofern man sie nicht vorher schon entsprechend bestochen hatte. Novka kam näher an den Halbling und das Kettenhemd heran. Wie viele Leute in den Scherben trugen Kettenhemden? Die Wache hatte kaum welche. Kurz dachte sie darüber nach, wo es herkam oder wohin es ging und ob es bequem war. Über zu viel Wölbung auf der Brust musste sie sich dann allerdings keine Gedanken mehr machen. Ein paar Ringe sah sie dem Gesellen zu: wie er Ringe aufbog, einfügte und wieder schloss. „Halloo“, versuchte sie es noch einmal. Laut genug, damit man sie über die Schmiedegeräusche hören konnte. Aber leise genug, um noch als schüchtern herüberzukommen. „Dann… dann schaue ich mal rein.“ Sie lieb bei der Nordischen Gemeinsprache. Niemand hier brauchte zu wissen, dass sie die ältere Rede gut genug verstand. Zwergisch würde eher ein Problem werden. Nur kurz wartete sie eine Reaktion ab und trat dann ins Halbdunkel der Schmiede und Werkstatt.

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Freitag 21. März 2025, 21:26
von ERZÄHLER
Der Halbling schien sie nicht weiter zu beachten, gab nur ein Geräusch von sich, das klang, als würde er ihr gleich eine Ladung Rotz auf die nackten Füße spucken. Besser schnell in die Schmiede. Hitze empfing Valeska und die Anmutung einer Höhle, so dunkel und stickig war es. Die große Esse dominierte die Werkstatt, das Feuer darin schien die einzige Lichtquelle und sie beleuchtete zwei Gestalten von hinten, für die der Begriff "Kubikzwerg" erfunden worden war. Einer hielt mit einer Zange ein glühendes Eisen, der andere hieb mit mächtigen Schlägen darauf ein, das die Funken nur so sprühten.
Ringsum verschwand die Werkstatt in Schatten, was die Rußgeschwärzten Wände nicht besser machten. Fenster gab es keine, schmiegte sich das Gebäude doch auf ganzer Länge an die Stadtmauer und auch sonst schienen die Handwerker nicht wirklich viel Licht zu benötigen. Allein eine Werkbank rechter Hand der Tür, im hinteren Teil des Hauses, war erhellt von einer Öllampe. Dort saß eine gebeugte Gestalt und arbeitete dem Geräusch nach mit einem kleinen Hämmerchen. Auf der linken Seite trennte eine weitere Wand den Hauptraum von einer Kammer, deren Tür offen stand. Dahinter war es dunkel. Vielleicht ein Lager. Die Wände hier im Hauptraum zeigten besondere Stücke aus der Hand des Meisters, wie in jedem guten Laden und nahe der Esse hingen Werkzeuge an einem Brett, die gut und gerne auch einem Foltermeister gedient hätten.
Der Geselle, der das Werkstück hielt und passgenau unter dem Hammer des Meisters führte, hatte die Besucherin wohl bemerkt, denn er sagte etwas. Über die Hammerschläge war es schlecht zu verstehen, aber wohl die Zwergensprache. Die Augen von Meister Sjevik zuckten kurz in die Winkel, bevor er sich wieder konzentrierte und die Schlagfolgte beendete. Sein Geselle steckte den Rohling zurück in die Esse und Sjevik wandte sich dem Mädchen zu. Sein Körper hatte eine nahezu quadratische Form, ein Eindruck, der durch die kurzen Beine noch verstärkt wurde. Die breiten Schultern und der blanke, muskulöse Oberkörper unter der dicken Lederschürze waren durch die Arbeit am Feuer nahezu haarlos. Der Bart allerdings hatte die Schmiedekunst überlebt. Wahrscheinlich weil mehr Eisen darin hing, als Haare zu sehen waren. Sein Haupthaar fehlte dafür an den Seiten und eine Hälfte des Schädels war mit einer ausladenden Tätowierung bedeckt. Am Scheitel zogen sich noch Haare zum Nacken, die dort eingeflochten waren.
"Ich mache keine Pfannen mehr und Küchenmesser auch nicht.", knurrte er mit einer Stimme, die klang, als würde er die Kohlen aus seiner Esse rauchen und das flüssige Metall trinken. Sein Geselle stocherte derweil mit dem Rohling in der Glut herum, bediente einen großen Blasebalg und hatte der Besucherin den Rücken zugekehrt.

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Sonntag 23. März 2025, 09:52
von Valjan Novka
„Aber… Großmutter hat gesagt, dass niemand anderes so schmieden kann.“ Die junge Frau hielt ihren Beutel mit beiden Händen und riss die Augen bittend weit auf, als würde der einzig wahre Schmiedegott vor ihr stehen. „Alles andere sei billiges Gelumpe.“
Wie um das zu unterstreichen ließ Valeska ihren Blick durch die Schmiede wandern, nachdem sich ihre Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten. Das waren ordentliche Stücke und nicht wenige Waffen. Ehrfürchtig trat sie an ein Kurzschwert oder ähnliches heran, um es neugierig zu betrachten. Was hatte Reuven dazu gesagt, wie man eine gute Klinge erkannte? Sie hatten nur ein paar Stunden am Nachmittag gehabt, aber ein wenig hatte sie den Hexer dazu bringen können aus dem Nähkästchen zu plaudern. Es war kein schlechtes Werk, aber alles andere wäre auch komisch gewesen, wenn man so lange Zeit hätte schmieden zu lernen und zu verfeinern. Wo lag der Vorteil der Kurzlebigkeit für den Einzelnen? Klar ein Habicht konnte nicht so viele Mäuse fressen, aber das half der einzelnen Maus wenig.

Sie riss sich entschuldigend vom Anblick des Schwertes los, war ja nichts für ein kleines Mädchen. Außer es war ein fescher Kerl daran. „Habt Ihr…. Vielleicht noch Küchenmesser im Lager?“ Kam der jungen Frau in den Sinn und die Augen leuchtenden auf. „Da drüben, Ser?“ Prompt ging sie forsch auf den Torbogen zu, vielleicht konnte man einen Blick erhaschen.

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Dienstag 25. März 2025, 21:04
von ERZÄHLER
Das der Zwerg die Arme verschränken konnten, wirkte wie ein anatomisches Wunder, aber es gelang und das, obwohl er den Hammer nicht aus der Hand legte. Glaubte er dem Mädchen? Schwer zu sagen und ihm blieb auch wenig Zeit, sich dessen klar zu werden, denn das freche Ding marschierte auf die Tür zu seinem Lager zu. Die dichten Brauen in Sjeviks Gesicht wanderten abwärts und verdüsterten seine ohnehin nicht gerade freundlichen Züge, Der Geselle hörte auf in der Glut zu stochern und sah aus, als warte er nur auf en Zeichen, den Rohling zu testen, bevor der zu ende geschmiedet und erkaltet war. Trotz der Hitze in der Schmiede, kühlte die Atmosphäre merklich ab.
Kein Schritt weiter. Zutritt nur für Mitarbeiter.", sagte der Schmied und es klang eine unausgesprochene Drohung mit. Den Hammer konnte man auch anders verwenden.

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Mittwoch 26. März 2025, 12:34
von Valjan Novka
Die freche Göre – Irena wäre ihre spontane Namensgebung sollte man sie fragen – machte in der Tat keinen Schritt weiter. Nur hatte die Hand bereits nach der Tür gegriffen und diese glitt langsam auf, um den Raum dahinter freizugeben.

Wahrscheinlich konnte Irena froh sein, dass der verärgerte Zwerg in ihrem Rücken den Hammer doch vorläufig ruhen ließ und stattdessen ihren Oberarm zum Wegziehen packte. Ein Oberarm unter dünner Kleidung, dessen Muskeln sich merklich anspannten. Muskeln, die es gewohnt waren Liegestütze zu machen statt Wäschekörbe oder Kleinkinder zu tragen. Was genau das im Kopf des Zwergen auslöste wusste sie nicht, aber er griff entschlossen zwischen ihre Beine. Etwas was sie jegliche Beherrschung verlieren ließ und Adrenalin in ihre Adern pumpte. Ihr rechtes Knie schoss ohne zu Überlegen nach oben. In dem Angriff lag der jahrelange Trotz der Kindheit, sich ständig erwehren zu müssen, gepaart mit dem Drill der Wache, den Übungen mit Schura und den präzisen Angaben einer serrikanischen Kriegerin, die besser zu ihrer Anatomie passten. Standbein, Schlagbein, Balance. Irgendwas traf sie und hielt sofort in ihrem Tun Inne.

„Ohooo, tut mir leid… ich hab mich so erschrocken.“ Ein Teil gab sich unschuldig und riss die Arme bestürzt hoch. Der andere Teil registrierte den Fluchtweg. „Auf den Straßen ist es immer so gefährlich da muss man… manchmal…“

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Montag 31. März 2025, 06:15
von ERZÄHLER
Hinter der Tür lag ein finsterer Raum mit einem einzelnen, winzigen Giebelfenster. Durch dieses fiel ein wenig Licht auf Fässer. Fässer voller fertiger Klingen - Schwerter und Beile, Lanzen und Hellebarden. Aus Säcken quollen Pfeilspitzen, in einer Ecke stapelte sich Metall wie hohle Körperteile. Die Luft, die aus dem Raum schwappte, roch nach tranigem Öl...
Dann packte Sjevik zu.

Nahuela hatte Valeska ha'daja genommen und damit auch die Verbindung zu den Geistern gekappt, die diesem Talisman einverleibt waren. Dennoch blieb selten spurlos, was einmal eröffnet war. Wie eine Wunde, die juckte oder eine Narbe, die spannte. Vielleicht auch wie ein Riss in einem Stück Tuch, der einen Blick auf das erlaubte, was dahinter war. Doch in allen Fällen war die Öffnung stets bidirektional - man sah, man fühlte und man wurde gesehen und wahrgenommen.
Als Sjevik nach Valeska griff und so grob zu prüfen beabsichtigte, ob man ihm einen jungen Kerl zum Spionieren geschickt hatte, wurde dies gesehen. Vielleicht hatten jene Geister, die die junge Wächterin ein paar Wochen begleiten mussten, Gefallen an ihr gefunden. Vielleicht war deren Interesse auch durch die Schule der Serrikanierin, die die Nordländerin auf ihre raue Eigenart ins Herz geschlossen hatte, geweckt worden. Jedenfalls war Valeska in der Sekunde ihres Widerstands nicht allein: befeuert durch ihren Willen, sich selbst zu helfen, halfen ihr die Mächte der unsichtbaren Welt. Fennek gab ihr seine Flinkheit, saqr seinen kühlen Mut und asad'hi ihre unbarmherzige Kraft. Dazu kam eine Gelehrsamkeit, die Valeska in die Wiege gelegt war und eine Körperbeherrschung, die sie bei der Wache hatte lernen müssen. Alles zusammen endete in einem schmerzhaften Treffer in Sjeviks Unterbauch, der ihn mit einem seltsam quietschenden Laut zusammen klappen ließ. Sofort löste sich der Griff um den Arm der jungen Frau und der Schmied ging sehr unelegant samt Hammer zu Boden.
Der Geselle war wie vor den Kopf geschlagen und blickte perplex zwischen seinen Meister und dem Mädchen hin und her, den glühenden Rohling in der Hand. Auch der Feinschmied am anderen Ende des Raums hatte sich umgedreht und schaute etwas verwirrt in ihre Richtung. Sjevik am Boden krächzte: "Haltet das freche Stück...", was den Gesellen endlich aus seiner Starre weckte und vorwärts drängen ließ, um Valeska nun seinerseits zu packen. Allerdings war er nun auf der Hut.