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Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Dienstag 26. September 2023, 11:16
von ERZÄHLER
Der Wertigkeit von Büchern konnte Rosvita nur zustimmen. „Ich bringe dann das Formular. - Die Gütige mit Euch.“ Wie zur Begrüßung verabschiedete sie sich mit dem Gruß der Göttin und deutete noch einmal den Weg zur Lernecke, die in einem kleinen Nebenraum untergebracht war. Zur Not konnte man sie mit einem Vorhang zur Bibliothek verschließen. Ein bisschen später brachte Rosvita Ion noch einen Zettel zum Ausfüllen, Name, Herkunft und Gründe warum man bestimmte Bücher ausleihen wollte und welche Bücher natürlich.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Mittwoch 27. September 2023, 22:49
von Avarion DeSpaire
Ion deutete in die Richtung, in der die Lernecke liegen musste. "Lass uns gehen." Rosvita gegenüber deutete er eine Verbeugung an, wartete bis sie ging und wand sich dann um. Den Ort in der Bibliothek zu finden war nicht schwer. Zum Glück fanden sich die wichtigsten Sachen ebenfalls dort. Was zu schreiben und Papier. Ein wertvoller Rohstoff und Ion war sehr dankbar dafür. Er legte alles parat, Papier und Stift für Melanie und schlug die Fibel auf, überflog sie noch einmal kurz. "Fangen wir mit ein paar Grundlegenden Sachen an. Alphabet und die Grundfloskeln."
Dann setzte er sich und gemeinsam schufen sie die Basis für Melanies Sprachkenntnisse. Er war in seinem Element, ganz der Lehrer, nur in diesem Fall nicht für Magie. Geduldig und ruhig. Ganz Grundschullehrbuch das Alphabet mit Bildchen zum passenden Anfangsbuchstaben, Betonung in der Gemeinen Sprache. Jedes mal konnte sie sich in ihrer Sprache dazu schreiben wie es ausgesprochen wurde. Er legte Wert auf die Betonung und Artikulation. Dann noch die Zahlen und die Währungen. Begrüßung, Verabschieden. Ich bin ... und so weiter. Damit hatten sie schon ein ordentlichen Päckchen an Vokabeln zusammen, die Melanie auch alleine durchgehen konnte.
Nach einer Weile streckte Ion seine Glieder und nach einem leichten Knacken irgendwo im Rücken stand er auf. "Pause." Mit den Armen über den Kopf bog er sich nach Rechtes und links und rieb sich das Gesicht. "Machen wir eine Pause und legen frische Luft schnappen."
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Donnerstag 28. September 2023, 09:37
von Melanie Johnston
Zu sagen Melanie wäre begeistert gewesen das es nun an das Lernen ging, wäre sträflich untertrieben gewesen. Sie hopste auf und ab und klatschte in die Hände als sie sich auf den Weg machten um sich in die Lernecke zurück zu ziehen. Nun kam der Einsatz für ihre berühmt berüchtigten Karteikarten, sie hatte zwar keine richtigen aber kleine, feinsauberloch gefaltete und vorbereitete Taten ihren Dienst. Sie schrieb sich jede Vokabel auf in Gemeinsprache, schrieb auf die Rückseite das englische Pentant und malte noch eine kleine Zeichnung dazu. Anfangs hörte sie bloß zu und prägte sich die aussprache bloß ein um den Klang im Ohr zu haben. Später schrieb sie noch die etwaige Lautsprecher auf die Seite wo die Vokabeln in Gemeinsprache standen. Sie schob im englischen die Vokabel so zusammen das sie eine Frage bildeten und drehte es dann um um zu sehen wie das in Gemeinsprache geordnet war. Schrift und Sprache war schließlich eine Sache, eine andere war Grammatik und der nötige Satzbau. Aber dafür war auch später noch Zeit, verstehen würde man sie so erstmal, für Philosophische Spitzfindigkeiren blieb später noch Zeit. Nachdem sie das so rum halbwegs gut hinbekommen hatte machte sie sich daran die fremden Vokabel richtig den Dingen zuzuordnen. Als Ion dann von einer Pause sprach war sie schon etwas enttäuscht, das konnte man ihr durchaus ansehen, allerdings nur für ein paar Momente, dann nickte sie und schnappte sich einige der Karteikarten. "Ja, Pause. Bitte." Sagte sie in Gemeinsprache, das klang zwar durchaus abenteuerlich, nicht die Worte sondern die Aussprache, aber man konnte verstehen was sie sagen wollte. Stolz grinste sie bis über beide Augen und stand dann auf, die Karteikarte ordentlich gestapelt und an sich geklammert.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Dienstag 3. Oktober 2023, 22:03
von Avarion DeSpaire
Ion nickte ihr zu, durchaus anerkennend. Er wusste eine lernwillige Schülerin sehr wohl zu schätzen. In seiner Welt war er, seid er den Kampf in der Armee an den Nagel gehängt hatte, Lehrer für seine Kunst der Zauberei. Es war zwar etwas anderes jemanden Zauberei beizubringen, aber auch da war Schrift und Laut sehr wichtig. Eine genaue Aussprache sogar Überlebens wichtig. Ihren Eifer wusste er zu schätzen und konnte sogar nachvollziehen, dass sie mehr lernen wollte. Aber das Gehirn brauchte Phasen um das neue zu verarbeiten. Und so war die Pause ein notwendiger Teil der Schulung. Ion erhob sich und machte sich auf den Weg, die Bibliothek zu verlassen. Ein wenig frische Luft schnappen und die Gegend ohne nachdenken einfach auf sich wirken lassen. Den Weg nach Draußen fanden sie Problemlos und nach einmal nachfragen auch den Weg in Richtung Garten.
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Weiter im: Haus der Melitele - Kräutergarten
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Montag 16. Oktober 2023, 11:12
von Svettele Fini Banik
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von:
Quartiere (Fini),
Feuertempel (Liam)
Datum: 5:45 Uhr, 30. August 1278, Montag
betrifft: Liam, Bewohner & Besucher des Göttinnendienst
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Montagmorgen. Im Heiligtum der Melitele wurde dieser wie jeder andere mit Liedgut bei Sonnenaufgang begrüßt. Einer der Bräuche bei denen sich Anisa Rovinsky einbringen konnte, auch wenn sie nicht ganz zugeben wollte, dass sie die jungen Stimmchen der Priesterinnen und den teilweise vorhandenen Eifer genoss. Aus dem Chor konnte man wirklich noch etwas rausholen, auch die Instrumente wurden mit Hingabe gespielt. Es fehlte nur die professionelle Erfahrung, aber die konnte sie bieten und ein paar der Schülerinnen waren interessiert über sich hinauszuwachsen. So durfte die elfjährige Kaya zwei Verse alleine singen, um die Göttin als junges Mädchen am neuen Tag zu begrüßen. Madame Rovinsky machte das fast ein bisschen stolz, während sie insgeheim dankte, dass die Wege sie nun hierher geführt hatten. Sie ließ ihren Blick durch den heiligen Raum schweifen und nickt zufrieden. Natürlich waren alle bis auf wenige Ausnahmen, wie die Priesterinnen die Nachtdienst im Hospital hatten, im Heiligtum, um das Tagwerk zu beginnen.
Auch die neue Schwester Svettele stand unter den Anderen. Sie wirkte ausgeschlafen und frisch. Nach der Reise war die richtige Schlafstätte zu einladend gewesen und sie war beinahe mit den Kindern des Waisenhauses ins Bett gefallen. Ihre Zimmergenossin, eine frisch geweihte Priesterin, hatte zwar ein großes Kommunikationsbedürfnis, aber Fini war zu müde gewesen, hatte viel genickt und war bald eingeschlafen. So ausgeruht, blickte sie sehr erfreut in den Tag. Es würde in vieler Hinsicht ein spannender Tag werden, dem sie freudig entgegen sah. Es gab viel zu tun, das spornte sie an. Nur…?
Ihr Seitenblick ging auf den Flammenrosenritter am Rand, einer der wenigen Männer im Raum. Brav hatte er seine Waffe am Eingang abgegeben und wollte nun zu ihr, das wusste sie auf den ersten Blick. Sie wurde ein bisschen unruhig, offenbar hatte er Neuigkeiten, die den Ausritt nicht abwarten konnten. Es werden doch keine unschönen sein. Aber vorerst war der Göttinnendienst wichtiger und Fini riss sich zusammen. Sie würde beim Rausgehen hier einfach etwas warten.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Dienstag 17. Oktober 2023, 08:46
von Liam von Alensbach
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von:
Lothars Büro (Liam)
Datum: 5:45 Uhr, 30. August 1278, Montag
betrifft: Fini, Bewohner & Besucher des Göttinnendienst
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Er hatte kaum geschlafen, aber an kurze Nächte hatte Liam sich bereits gewöhnt. Nach einem frühen Gebet führte sein Weg in den Stall, wo er dem Fuchs mit Kreidefarbe ein bisschen Weiss verpasst. Es liess ihn gar ein wenig grinsen, wie ein Lausbub der gerade einen Unsinn anstellte. Danach fand er auf die Strasse Wyzimas hinaus und machte sich auf den Weg zur Morgenmesse.
Nachdem er seine Waffe abgegeben hatte, mischte er sich unter das Volk. Es besah ihn durchaus verwundert, ein Flammenrosenritter war nicht unbedingt der typische Messebesucher. Es war lange her, seit er das letzte Mal eine Morgenmesse besucht hatte und sie war so anders als jene die er aus seinem Orden kannte. Der Chor aus lieblichen Stimmen und die vorgetragenen Worte waren das komplette Gegenteil jener Messen, die in seinem Tempel stattfanden. Kurz hatte er Finis Blick gekreuzt, dann war Geduld gefragt und erst als die Messe zuende war und die Besucher nach draussen strömten, da begab er sich etwas abseits um die Schwester nicht zu verpassen.
"Schwester Svettele." grüsste er sie und schenkte ihr den üblichen Gruss der Flamme.
"Ich muss Euch mit bedauern mitteilen, dass ich nicht an dem Ausritt teilnehmen kann. Aber ich werde später dazustossen und das nicht allein. Ist Euch die Bucht die durch einen Felsen geteilt wird bekannt?" Er spricht leise, sein Blick ist aufmerksam als wollte er sichergehen, dass niemand lauschte.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Dienstag 17. Oktober 2023, 14:28
von Svettele Fini Banik
Fini wartete noch einen kleinen Moment bis die Mutter abgelenkt war und trat dann zu dem Flammenrosenritter heran, der war wenigstens nicht so klein. Den Unsinn-Lausbuben-Gedanken konnte sie ebenfalls spüren, wenn auch anders. Aber so ein heimliches Treffen mit dem Mann von der anderen Kirche. Innerlich musste sie kichern, rollte sich gar lachend über den Boden, nach draußen bewahrte sie Fassung, Sittlichkeit und Abstand. „Ser von Alensbach.“ Es gab förmlich den Gruß der Göttin zurück. Nur ihre Augen wurden für einen Moment größer, als Liam sagte er käme nicht allein. „Ist er…?“ Die Worte waren wie gehaucht, bevor sie wieder normal laut wurden. „Ich habe von der hiesigen Geographie keine Ahnung, aber wenn Ihr es mir ein wenig beschreibt und ich eine Karte zu Rate ziehe, werden wir dies schon finden.“ Sie räusperte sich und sprach betont lauter weiter: „Der Friedhain ist gleich hier hinter dem Heiligtum.“ Zumindest sagte ihr Hinterkopf, dass der Ritter diesen hatte sowieso aufsuchen wollen.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Dienstag 17. Oktober 2023, 17:14
von Liam von Alensbach
"Ja, er ist der richtige für Euch. Ein sehr anständiges Pferd, ich bin sicher ihr werdet ihn mögen." kam es ungerührt und ohne mit der Wimper zu zucken. "Am besten ist es, wenn ihr ihn erstmal an einem ruhigen Ort kennenlernt." Von Alensbach zog ein kleines Pergament aus seiner Wams und reichte es ihr. "Hier. Da steht alles drauf was ihr wissen müsst." Sein Blick folgte ihrem Beschrieb und er runzelte die Stirn. "Da entlang?" fragend deutete seine Hand in die ungefähre Richtung.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Mittwoch 18. Oktober 2023, 08:56
von Svettele Fini Banik
Die Schwester hatte viel mehr Mühe mit der Selbstdisziplin. Liam konnte sehen wie sie ihre Kiefer aufeinander presste um nicht zu platzen. Sie würde es nie, nie wieder los werden den Großmeister des Ordens der Flammenrose mit einem Pferd zu verglichen. Bei der Göttin hoffentlich redet der Orden in Nowigrad nicht viel über ihn in ihrer Gegenwart, sonst muss sie sich jedes Mal auf die Zunge beißen. Vorerst begnügte sie sich mit Nicken.
„Ja, Ser…“ Mit den höflichen Anreden konnte man sehr gut die Fassung bewahren.
„…das kann ich mir vorstellen. Wir haben uns in der Bibliothek ebenfalls ein wenig schlau gemacht. Diese Pferderasse scheint ja auch in der Armee recht beliebt.“ Bis zum Major.
„Und wenn man bedenkt was sie für eine Pferdenarrin ist.“ Oh, Melitele das wird aufregend.
Den Zettel nahm sie entgegen, bedankte sich mit einer Geste und schob ihn lieber ungelesen gleich wieder weg. Zumindest verschwand dieser in den Falten ihres Rockes.
„Wir werden uns finden. - Und ja. Nur hier ums Eck.“ Sie trat einen Schritt näher heran, sodass er leichter ihrem Fingerzeig folgen konnte.
~
Während die Schwester mit der Selbstdisziplin kämpfte, zuckte Liam nicht einmal mit der Wimper. Wie es innerlich um ihm stand, das war eine andere Frage. Aber gegen aussen liess er sich nichts anmerken. Hauptsache Lothar würde nicht erfahren, dass er über ihn sprach als wäre er ein Pferd. Er würde es ihm verzeihen. Bestimmt.
Liam liess sich von Fini den Weg zum Friedhain weisen und nickte. "Habt Dank für Eure Auskunft, Schwester Svettele. Wir sehen uns dann später." Mit diesen Worten und dem Flammengruss als Geste verabschiedete er sich.
~
Auch die Schwester nickt, wedelte ihre Geste zurück und bemühte sich alltäglich auszusehen.
<Für Fini geht es hier weiter, wenn sie niemand aufhält>
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Donnerstag 9. November 2023, 17:23
von Vyacheslav Sokolov
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von hier:
Neu-Narakort im Händlerbezirk
nach hier: Varelias Büro
Datum: 29. August 1278 früher Abend
betrifft: Varelia
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Mendel zeigte sich unterwegs nicht sehr gesprächig. Weder war ihm zu entlocken worum es genau ging, noch schien er groß an Smalltalk interessiert zu sein.
Also gab Slava die halbherzogen Versuche auf und folgte ihm nur.
Er würde schon noch mehr über die Stadt herausfinden, auch so.
Mendel geleitete ihn dann, statt wie er eigentlich erwartet hatte in Jarels Quartier, in Varelias Büro. Zumindest nahm er das an. Also ein Code.
Dort bedeutete er ihm, kurz zu warten, während dieser verschwand um die Erzpriesterin zu holen.
Was Slava tat. Obwohl Mendel ihm einen Stuhl gezeigt hatte blieb er lieber stehen, betrachtete die Bücherregale und die eher spärliche Einrichtung. Alles eher spartanisch, nüchtern, kein Firlefanz. Nicht dass er das erwartet hätte. Das eine oder andere Buch erdreistete er sich aus dem Regal zu nehmen und vorsichtig anzusehen. Dabei war er vorsichtig, die meisten Bücher dieser Welt waren von Hand abgeschrieben, den Letterndruck gab es noch nicht, wobei er auch das noch ändern würde.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Freitag 10. November 2023, 05:46
von Erzpriesterin Varelia
>>Link kommt<<
Tatsächlich musste Slava eine Weile warten, denn Varelia hielt die Abendandacht ab und wurde erst danach von Mendel informiert, dass er den Freiherrn gefunden und diesen gleich mitgebracht hatte. Die Erzpriesterin machte sich also auf den Weg zu ihren Gemächern, die diesem Begriff allerdings nicht gerecht wurden. Es handelte sich um zwei Zimmer, eines bestückt mit einem Tisch und Scherenstuhl vor einem bescheidenen Bücherregal und einem kleinen Kamin, vor dem ein etwas bequemerer Stuhl stand, der von seiner Machart her eigentlich nicht in das Ensemble der restlichen Möbel passte. Das zweite Zimmer lag hinter einer Tür neben dem Kamin und beherbergte ein Bett und einen Waschtisch.
Das erste Zimmer erreichte man über eine Treppe aus der Bibliothek herauf und eben jene erklomm Varelia nun mit für ihr Alter ordentlichem Tempo.
Den Freiherrn bemerkte sie direkt - der Mann war ja kaum zu übersehen und er blätterte in einer Abhandlung über Botanik, die mit reichen Illustrationen aufwartete und zu einem von Varelias Lieblingswerken zählte. "Die Magna Botanicae von Thomas von Aqurr. Ein wunderbares Buch, leider inzwischen etwas veraltet." Sie lächelte schmal und blieb neben ihm stehen. "Danke, dass Ihr Euch die Zeit nehmt. Wollt Ihr Euch setzen?" Sie wies auf den Stuhl am kalten Kamin und schickte sich an, den Scherenstuhl ebenfalls vor diesen zu rücken.
Innerlich sortierte sie ihre Gedanken, bat Melitele um Beistand und hoffte, Jarel möge ihr Vergeben, was sie im Begriff war zu tun.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Freitag 10. November 2023, 12:32
von Vyacheslav Sokolov
Slava lag fast sofort ein dummer Spruch auf den Lippen, in Hinblick auf 'veraltet' zu einem Botanik Buch - etwas wie 'Hat der Bärenklau eine Identitätskrise bekommen und nun beschlossen, dass er kein Doldenblütler mehr sein will?'
Vielleicht hätte er damit sogar gezeigt, dass er ein wenig detailliertere Kenntnis in der Botanik hatte als man einem Politiker vermutlich zutraute - man schnappte doch das eine oder andere auf, wenn man so dermaßen vielen verschiedenen Leuten zusammenarbeitete - aber er riss sich zusammen. Ein solch flapsiger Umgangston gehörte sich nicht der Erzpriesterin gegenüber.
Eigentlich war diese Art - ein wenig sarkastisch, nicht so förmlich, immer einen dummen Spruch parat und nichts wirklich ernst nehmen - eher seine Art als die Rolle, die er gerade spielte und in die er irgendwie hineingeraten war ohne genau sagen zu können wann. Er war kein Freiherr von... er war eigentlich auch kein Oberst, sein Selbstbild sah anders aus. Half jetzt aber nichts... Und auch ein 'Wahnsinn, und ihr schreibt das alle noch von Hand...' ersparte er sich, obwohl ihn die Leistung wirklich beeindruckte. Allerdings platzierte er ein:
"Ganz wunderbar, vor allem die detaillierten Abbildungen. Wirklich ein Meisterwerk. Ich weiß, das klingt nun merkwürdig. Aber setzt doch mal jemanden daran, bewegliche Lettern zu erstellen, einmal gesetzt können so Bücher im Hochdruckverfahren vielfach reproduziert werden. Auch wenn es Eingangs mehr Arbeit macht, es ermöglicht es, Wissen vielen zugänglich zu machen."
Er hatte kein Interesse daran, so etwas als eigene Erfindung zu beanspruchen, überhaupt lag ihm wenig an der vielleicht daraus resultierenden Aufmerksamkeit, weshalb er längst beschlossen hatte, solche Ideen hier und da an passender Stelle zu platzieren. Fast schon nachlässig nebenher erwähnt als tausche er sich nur über ein Rezept für Pelmeni aus und nicht über eine der bedeutendsten Erfindungen der Menschheit seiner Welt.
Das Buch stellte er mit der gebotenen Vorsicht zurück und nahm vor dem noch kalten Kamin Platz. Ihr Mangel an Eile und dass sie zuerst auf Bücher zu sprechen kam bestärkte ihn in Theorie Nr. 2, weswegen auch er keine Eile zeigte.
"Ich gebe euch gerne eine genauere Beschreibung dazu."
Dann erst setzte er sich, mit erwartungsvollem Blick. Zu fragen worum es ging schien ihm unpassend. Er würde es sicher sofort erfahren und weshalb sie ihn hatte holen lassen wußte er ja.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Freitag 10. November 2023, 13:54
von Avarion DeSpaire
Von: Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus (Seite 2)
Nach: Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Datum: 29.August 1278 Präabend
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Ion verabschiedete sich mit einem "Danke." und einem nicken von der Erzpriesterin und nahm das Inhaltsverzeichnis zur Hand. Die Anzahl der Bücher, die für seine Nachforschungen infrage kamen, war übersichtlich. Er suchte sich einen Tisch in der Lernecke, legte Pergament und Stift bereit und holte das erste Buch. Es dauerte einen kleinen Augenblick, aber recht schnell hatte er das System hinter der Anordnung in den Regalen verstanden und das gesuchte gefunden. Das Verzeichnis stellte er an seinen Platz zurück und nahm das erste Buch mit in die Ecke.
Er versuchte es sich so bequem wie möglich zu machen, stellte die Tasche ab, rückte den Stuhl zurecht, möglichst leise und versuchte das Licht in der Ecke so zu stellen, das er damit arbeiten konnte. Ein unbefriedigendes Unterfangen. Mit einem seufzen schlug er seine Tasche auf und suchte nach dem runden Glasbehälter, den er in Nowigrad hatte blasen lassen. Einen Verzauberten Gegenstand benutzen war effektiver als ein magisches Licht dauernd zu erneuern. Zum Glück war die Glaskugel von der Sonne aufgeladen und es war nur ein einfacher Zauber nötig um sie zu aktivieren.
Die Ecke füllte sich Augenblicklich mit hellen Licht, machte es für Ions Augen deutlich angenehmer zu Lesen und würde sie langsamer ermüden lassen. Die Brille legte er neben das Buch auf den Tisch, brauchte er sie nun nicht zum lesen.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Freitag 10. November 2023, 20:06
von Erzpriesterin Varelia
Varelia lauschte aufmerksam dem Vorschlag, während sie ihren Scherenstuhl zum Kamin schob. Nicht die Bemerkung zum Buch, welches zwar schön, aber eben nicht mehr zweckmäßig und stellenweise tatsächlich falsch war, sondern jene zu den beweglichen Lettern zum Drucken. Sie kannte gedruckte Stiche, aber Texte?
Varelia setzte sich und schloss die Augen einen Moment länger, als es zu einem Blinzeln nötig wäre. Dieser Tag war lang gewesen und sie keine dreißig mehr. Ihr Rücken schmerzte, die Augen brannten und überhaupt fühlte sie die Müdigkeit. Doch als er Freiherr anbot, ihr eine Beschreibung zu liefern, lächelte sie und sah ihn an. "Ich werde es in einem Brief an Hochwürden erwähnen. Er hat eine gewisse Begeisterungsfähigkeit für solche Ideen." Sie selbst interessierte sich eher für Neuheiten wie jene, die Jarel am Morgen das Leben gerettet hatte und weniger für technische Entwicklungen.
Die Erzpriesterin legte die Hände übereinander und nahm das Wort, nachdem der Mann sie so erwartungsvoll ansah.
"Mendel hat euch mitgeteilt, dass es um Jarel geht und da dieser mir offenbart hat, wie es zwischen ihm und Euch steht, erlaubt mir ein direktes Wort.
Seine körperlichen Wunden werden heilen. Unser Ritter ist stark, wenn auch nicht mehr der Jüngste. Was mir mehr Sorgen macht, ist seine Seele.
Jarel zerbricht an den Anforderungen, die er an sich selbst stellt. Im Privaten, so denke ich, wären diese sicher zu erfüllen - mit ein wenig Hilfe, aber was ihn wirklich über kurz oder lang zersetzen wird, ist dieser Wappenrock und seine Bedeutung für ihn. Die Aufgabe, die damit einher geht und der Druck, der ihn dahin schiebt, wohin er nicht gehört.
Ich kenne Jarel, seit er vor Jahren Iola zu uns brachte. Er ist kein Mann des Feuers, dafür lebt in ihm zu viel Liebe. Zu den beiden jungen Menschen, die er an kindestatt liebt wie sein eigen Fleisch und Blut. Zu Euch. Und letztlich auch zu Melitele."
Sie stoppte, holte Atem und wartete einen Moment auf eventuelle Einwürfe. Doch ihr Gegenüber hatte ein Gespür dafür, dass dies erst die Einleitung war und ließ sie weiter sprechen.
"Meine liebe Schwester Nenneke von Ellander hegt schon lange den Wunsch, unseren Schrein in Nowigrad wieder aufleben zu lassen. Und dort noch mehr als hier würde es einer Tempelwache bedürfen. Ich würde mir wünschen, ich könnte Jarel dafür gewinnen diese aufzubauen, aber einen Ritter aus dem Orden zu lösen hat wohl noch niemand gewagt oder geschafft. Daher würde ich es lieber als eine Art ökumenischer Geste deklarieren, womit wir beim Haken sind.
Ich hege arge Zweifel, dass ich Lothar dazu bringen kann, einen Präzedenzfall zu schaffen und seinen wertvollen Klingenmeister herzugeben, noch dass ich einen stur in seinem Karrenpfad trampelnden Ochsen wie Jarel dazu bewegen kann, seine Loyalitäten zu verschieben. Auch wenn ersteres im Sinne einer partnerschaftlichen Entwicklung unserer Kirchen wäre und letzteres Jarel meiner Ansicht nach viel mehr entspräche. Ihr allerdings..." Sie ließ das Ende offen.
Ihn hatte Jarel in höchsten Tönen für seinen Scharfsinn gelobt und wenn der Ritter auf jemanden hören würde, dann vielleicht auf diesen Mann, dem er sein Herz geschenkt hatte. Sie hoffte nur, der Ritter würde ihr diesen Zug nicht verübeln.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Samstag 11. November 2023, 18:34
von Vyacheslav Sokolov
Slava blieb ruhig sitzen. Er hatte zuvor ein Bad genommen und das half durchaus ein wenig gegen Rückenschmerzen, aber ansonsten waren sie sein ständiger Begleiter. Er konnte aber auch der Erzpriesterin ansehen, dass ihr der Tag auf den Schultern lastete. Lange wollte er sie daher nicht quälen, und sie kam auch schnell zum Punkt.
Jarel erwies sich wieder einmal als redselig wie ein Klatschweib. Dass er früher einmal ein Spion gewesen sein sollte nahm ihm der Mann der immer noch einer war immer weniger ab. Und die Erzpriesterin tat ihr bestes um den Eindruck zu bestätigen.
Seine Seele zerbrach an dem Druck. Druck, den er mit aufgebaut hatte... wäre es wirklich das beste gewesen, die Beziehung zu beenden ehe sie begonnen hatte? Vermutlich schon. Aber dazu war es nun so oder so zu spät.
Er nickte ein oder zweimal während sie sprach und signalisierte so seine Zustimmung, nahm auch eine Körperhaltung ein, die sich ihr zuwandte, zeigte Interesse. Er unterbrach nicht, wartete geduldig bis sie ausgeredet hatte und immerhin sprach sie auch genau das aus, was er selbst auch ahnte... wusste. Und sie hatte eine Lösung. Wenn er auch nicht daran glaubte das das so funktionieren würde.
Erst als sie geendet hatte und nach einer kurzen Pause die suggerieren sollte, dass er darüber nachdachte und ihren Vorschlag abwog, sprach er, wählte Gesten, den ihren ähnlich.
Es wäre vielleicht nicht notwendig gewesen, aber er sah es als Aufwärmung.
"Ich teile eure Meinung und nichts sähe es ich lieber als wenn Jarel dem Orden den Rücken kehren könnte und der Melitele zuwenden..."
Letztlich war es ihm scheißegal, welchem Orden er sich zuwandte und welchen Glauben er hegte, solange der kein Zölibat beinhaltete.
"Aber zu Jarels Charakter gehört eben auch die absolute Loyalität dem gegenüber, dem er zuerst die Treue geschworen hat und er würde niemals einen Schwur brechen, eher zerbricht er selbst daran. Wenn es eine gute Möglichkeit gibt, ihn ohne Gesichtsverlust aus der Pflicht gegenüber dem Orden zu bringen... Aber daran arbeite ich bereits. Deshalb habe ich auch um ein Gespräch mit seinem Großmeister hier in Wyzima ersucht. Wenn es einen Weg gibt, dann finde ich ihn."
Mehr Zeit wäre gut. Kein Nilfgard, dass ihnen im Nacken hockte. Ein wenig mehr Kontrolle über die Situation, statt einer Katastrophe nach der nächsten hinterher zu jagen. Woher nun das zutrauen kam...
"Ich werde auch mit Jarel darüber sprechen. Wenn ihr denkt, jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, dann werde ich das gerne versuchen."
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Sonntag 12. November 2023, 09:32
von Erzpriesterin Varelia
Varelia hatte ihr Gegenüber genau im Auge und so entging ihr trotz der Müdigkeit ein gewisser Zug um Lippen und Augen nicht, der ihr auch ohne den Mann genauer zu kennen, verriet, dass diesem ihre Bemerkung bezüglich seine Beziehung zu Jarel missfiel. Sie hörte seinen Worten ruhig zu, bemerkte, das sie wohl offene Türen einrannte, aber damit hatte sie fast gerechnet.
"Es wäre kein Schwurbruch, wenn Lothar ihn mir... entleiht. Aber bei der Mutter, nun schaut nicht so. Jarel hat weder Euren Namen genannt, noch Euch beschrieben, außer dass er Euren Verstand lobte. Es war allein in Euren Augen zu lesen, heute Morgen in der Kammer der Einkehr." Sie lächelte offen und stützte einen Ellenbogen auf der Armlehne ab, um das Kinn leicht auf die Finger zu legen.
"Wenn ihr ärgerlich auf jemanden sein wollt, dann seid es auf mich. Ich gehe mit den Dingen, die man mir anvertraut üblicherweise vertraulich um. In diesem Fall aber..." Sie seufzte und blickte in den Kamin als brenne dort ein Feuer. "Jarel gehört gewissermaßen zur Familie seit er Violetta zu uns brachte. Dieser Ort ist voll seinen Werken: der Stuhl, in dem ihr sitzt, das Schreibpult in der Bibliothek, der Schaukelstuhl in der Stube. Ein Mensch, der auf diese Art schaffen kann, sollte nicht gezwungen werden, zu zerstören." Sie wies mit der freien Hand auf das Möbelstück, während sie ihre Motive zu erklären versuchte und lächelte erneut. Der Erzpriesterin fiel es sehr leicht, auch den Freiherrn als Teil dieser Familie zu sehen, denn er gehörte nun einmal ganz offensichtlich zu Jarel. Doch schnell wurde sie wieder ernst.
"Ich sehe mir das schon viel zu lange an und nun ist der Punkt da, wo ich meine Sorgen bestätigt finde. Wenn der Schaden nicht schon zu groß ist. Ja, sprecht mit Lothar und mit Jarel. Vielleicht seid Ihr in der Lage, in diesen Köpfen Vernunft zu sähen. Ich brauche es nicht mehr versuchen - beide hören mir in etwa so viel zu, wie Söhne dem jahrelangen Lamenti ihrer Mutter lauschen." Varelia winkte ab, auch wenn ihr klar war, dass das überzogen war. Sie hegte tatsächlich eine gewisse Hoffnung, zugleich schüttelte sie leicht den Kopf. "Jarel hat seine Medikamente genommen und schläft wohl bis zum Morgen. Aber sonst, ja. Es ist nicht ganz fair, seine Schwäche auszunutzen, aber der Moment wäre wohl gut. Im Angesicht des Todes überdenken die Menschen durchaus gern ihre Prioritäten." Diesmal lächelte sie nicht. Das Thema nahm sie mit und zog an ihren Kräften. Es wurde Zeit, dass sie selbst zur Ruhe fand. Varelia richtete sich etwas auf - noch galt es, Haltung zu bewahren.
"Euer Magus ist im übrigen noch unten in der Bibliothek." fiel ihr noch ein. "Ich habe versäumt, ihm zu sagen, dass Ihr eine Taverne vorgezogen habt."
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Sonntag 12. November 2023, 15:46
von Vyacheslav Sokolov
Slava nickte, noch nicht wieder ganz versöhnt.
"Ich werde sehen wozu ihn ihn bekomme. Es ist ja auch in meinem Interesse."
Mehr musste er nicht sagen. Die Erzpriesterin wußte sicher wie der Orden zu Beziehungen stand, vor allem zu gleichgeschlechtlichen.
Schlimmer war nur sein einstiger Arbeitgeber gewesen.
Dabie fiel ihm wieder ein, dass Jarel seinem derzeitigen ja noch etwas schuldete. Auch das ließ sich vielleicht nutzen.
"Ich werde auf jeden Fall nach ihm sehen, dann wird sich zeigen, was sich ergibt."
Er würde es von der Situation abhängig machen. Soviel Gespür dafür hatte er dann doch.
"Habt Dank für eure Nachricht und ich wünsche euch einen gute Abend, Erzpriesterin. Ich empfehle mich. Der Göttin zum Gruße."
...oder so. dacht er noch stumm. Ehe er sich empfahl.
Und geradewegs Jarel aufsuchte.
<weiter in den Quartieren>
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Mittwoch 20. März 2024, 09:19
von Avarion DeSpaire
Von: Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus (Seite 10)
Betrifft: Erzpriesterin Varelia und deren Gefolge
Datum: 31.August 1278, viel zu früh am Morgen.
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Den Weg durch das Gebäude schwieg er und sah gelegentlich zu einer der Schwestern, die weinend oder blass durch die Gänge irrte. Er seufzte leise. Auch wenn der Worg niemanden angefallen hatte, und selbst wenn die Spuren der Zerstörung an Gebäude und Mauer schnell beseitigt waren. Die der Priesterinnen würden bleiben und das wahrscheinlich länger als nötig. Er wusste nicht, welches Trauma der Worgenvorfall ausgelöst hatte, hatte aber eine Ahnung. Schließlich herrschte in dieser Welt krieg. Mal wieder eine Welt mit einem Krieg.
Sie erreichten die Räumlichkeiten der Erzpriesterin und in gebührenden Abstand blieb er stehen, wartete, bis die ältere Dame sich zu ihm wand und ihre Fragen stellte. Die Überraschung stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben, als die seine Heimatwelt erwähnte. "Ihr kennt Azeroth?" fragte er dazwischen, nicht wirklich eine Antwort erwartend, war es eigentlich eine rhetorische Frage.
Entschuldigend räusperte er sich und nickte. "Ja. Ich komme aus Azeroth und bin seid etwas mehr als einem Jahr hier. Angekommen auf den Skellige Inseln." leitete er seine Erzählung ein.
Dann rieb er sich nachdenklich das Kinn. "Ich weiß gar nicht mehr genau, wann ich Jarel das erste mal getroffen habe. Er war Schankwirt in Sturmwind, ich glaube im geschlachteten Lamm. Damals war Jarel noch als Schattenläufer aktiv." Er erinnerte sich daran das er Probleme mit den Devias hatte, warum genau war ihm entfallen. So nahe standen sich die beiden dann auch wieder nicht.
"Wirklich viele Berührungspunkte hatten wir die ersten Jahre nicht. Soweit ich weiß hat Jarel den veränderten Virus von seinem damaligen Lebensgefährten Ilarion bekommen. Bei diesem war der Virus auch schon anders ausgeartet, was bei Jarel ebenfalls zu einer veränderten Form geführt hat. Es kommt dem hier heimischen Werwolf sehr nahe, wenn ich das den Geschichten richtig entnehme, die ich gelesen habe. Denn begegnet bin ich einem Werwolf hier noch nicht. Als Jarel damals zur manus gekommen ist, trug er den Fluch bereits in sich. Er hatte Probleme mit seinem Suchtverhalten und der Worg machte die Sache nicht einfacher."
Nachdenklich strich Ion über seinen Unterarm. Auch er selber war mal von einem Worgen gebissen worden und der Virus hatte versucht sich seiner zu bemächtigen. Die Verwandlungen waren furchtbar gewesen. Aber viel zu schnell hatte Ion die Kontrolle zurück erlangt und der Worg war in ihm komplett gestorben. Eine der Wertvollsten Tatsachen, die er Toralar zu verdanken hatte. Der Worg und der Dämon vertragen sich schlicht nicht und Toralar war nun einmal zuerst da gewesen.
"Jarel hat gelernt den Worgen in sich weitestgehend zu kontrollieren. Sprich. Er zieht sich zu Vollmondnächten zurück, bekämpft das Verlangen in sich bei der kleinsten Regung und hat diesem, nennen wir es, Ausgang gewährt. Eine Wackelige Koexistenz der beiden. Jarels Sohn hat den Fluch damals nicht geerbt. Das einzig positive, das er sich nur über einen Weg verbreiten kann. Fakt ist, das ein Biss des Worgen ansteckend ist und es keine Heilung gibt. Wo wir bei dem heutigen Vorfall sind."
Ion sah zur Tür, durch die es in den Flur und zur Bibliothek ging. Dann sah er seinen Ring und hob die Hand, damit sie diesen sehen konnte. Dieser trug das gleiche Sigel wie Jarels. Eine flach geöffnete Hand mit einer Flamme darüber. Nur war Ions deutlich detaillierter und der Stein darunter ein anderer. "Er bekam einen Ring der manus, damit wir ihn im Notfall immer finden können. Dieser hatte uns sogar in Nowigrad erreicht, als Jarels Lebenszeichen schwankten. Theoretisch kann ich ihn darüber kontaktieren. Vorausgesetzt, er ist wieder er selber und versteht mich."
Langsam ließ er die Hand wieder sinken. "Noch wird es zu früh sein, es zu versuchen. Ich hoffe, das der Worg die Stadt verlassen konnte. Zumindest werde ich es sofort erfahren, sollte Jarel gefallen sein." Langsam richtete Ion seine Aufmerksamkeit wieder der alten Dame zu. "Zu seinem Orden wird Jarel wohl nicht zurück können. Und wahrscheinlich war es nicht sehr klug, dem Ritter von dem Geheimnis zu erzählen."
Ion ließ den Teil, mit einer Rechtfertigung seiner Tat fallen. Sie war alt und klug genug um zu wissen, dass sein Selbsterhaltungstrieb mit verantwortlich für das lose Mundwerk war. "Wenn ich ihn erreiche, kann ich ihn warnen, das die Ritter, wissen, was er ist und das sie ihn suchen. Dann kann er sich als Schattenläufer zurück bewegen. Wie es danach weiter geht, kann ich beim besten Willen nicht einschätzen. Auf Azeroth haben sich die Worgen kultiviert und werden als eigene Spezies von allen Anderen anerkannt "
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Donnerstag 21. März 2024, 21:18
von Erzpriesterin Varelia
Von:
Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus --> Varelias Amtszimmer
Betrifft: Ion
Datum: 31.August 1278, 4:55 Uhr
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"Kennen wäre zu weit gegriffen." Sie hatte schmal gelächelt und den Elfen noch einmal kurz mit einer Handbewegung in seinem Bericht gebremst.
"Mendel, bring dem Ser Magus und mir einen Brandwein.", schickte sie den tempelwächter aus dem Raum. Dessen Anspannung konnte sie schon fast mit Händen greifen und davon bekam sie widerum Kopfweh. Auch ihr fiel es schwer, den Graben zu ignorieren, der zwischen den Rassen gezogen war, aber sie übte sich einfach schon länger in diesem Spagat. Mendel ging fast schon dankbar, während Varelia Da Spaire sprechen ließ. Währenddessen ging sie langsam um ihren Schreibtisch herum und setzte sich dahinter. In einer Pause bot sie Avarion mit einer Handbewegung ebenfalls an, sich in einen der Scherenstühle vor dem Tisch zu setzen. Mendel kehrte zurück und brachte zwei Steinzeugbecher und eine dickbauchige Flasche. Er stellte alles ab und schien dann auf etwas zu warten. Varelia schickte ihn mit knappen Worten fort:
"Schau nach Jusuf und seht zu, dass die gebrochene Mauer nicht unbewacht bleibt. Vielleicht kann uns Hauptmann Meis jemanden ausleihen."
Mendel eilte davon und Ion konnte seine Erzählung fortsetzen, während Varelia einen der Becher zu sich nahm und daran nippte.
"Die Ritter des Ordens mögen in mancherlei hinsicht verblendet sein, aber sie ziehen die Hosen auch nicht mit der Zange an. Ob Ihr es Ihnen sagt oder Ser von Alensbach von alleine die Teile zusammensetzt, die ihm hier vor die Nase gefallen sind, spielt im Grunde keine Rolle mehr.", tat sie seinen Vorwurf an sich selbst ab. Den Ring musterte sie allerdings interessiert. Die Erzpriesterin hatte schon allerlei wundersames davon gehört, was Magier alles zu tun und zu schaffen im Stande waren. Leider nicht nur Gutes, sonst hätte man sie kaum aus vielen Ländern vertrieben oder unter Bewachung gestellt. Sie nickte langsam.
"Tut das. Wenn Ihr mich fragt, sollte er nicht in die Stadt zurück kehren." Ihr fehlte der Glaube daran, dass Lothar ihn schützen konnte oder würde.
"Jarel hat mir viel von diesem Azzerrott erzählt, von den Kindern, seinem Leben dort. Von den Kriegen, seiner Profession, seiner Göttin. Vieles. Ich wünschte, mir von diesem nicht ganz unwesentliche Detail zu berichten, hätte er auch noch das Vertrauen gehabt." Sie unterdrückte ein Seufzen und nippte statt dessen am Brandwein. Tun konnten sie hier und jetzt erst einmal nichts mehr, also weiter im Text. Ihr akutes Problem saß immerhin vor ihr und daher nahm sie Avarion nun ins Visier ihrer blassgrauen Augen.
"Was euch betrifft... Mit meiner Entscheidung eben habe ich Euch das Asyl dieses Tempels gewährt und damit steht ihr unter meinem Schutz. Verlasst Ihr das Gelände, seid Ihr auf Euch gestellt. Formal kann ich Euch natürlich von der Schuld an diesem Haus entbinden, so fern wir uns einig werden, wie der Schaden bereinigt wird. Aus Sicht des Ordens allerdings seid ihr ein Magier, der seine Fähigkeiten zum Schaden der Stadt verwendet hat und so weiter und so fort...", sie vollführte eine sehr unpriesterlich wirkende Geste mit der Hand, die den Becher hielt.
"Und meinen Geist habt Ihr sicher auch längst in Eurer Gewalt, sonst würde ich ja wohl kaum so eine Entscheidung treffen, nicht wahr." Die Möglichkeit bestand tatsächlich, aber Varelia war letzten Endes Priesterin ihrer Göttin und damit allen Wesen von Meliteles Schöpfung zugetan, ganz gleich welcher Coleur.
"Inwiefern Euch Eure Position als Magus des Freiherrn politische Immunität verschafft, werden wir wohl erst lernen, wenn die Herren Ritter Euren Dienstherrn aus dem Schlaf gerissen haben." Nun seufzte sie doch. Politik. Sie war nicht Priesterin geworden, um Politik zu machen und doch lief es immer wieder darauf hinaus.
Zum Glück ließ sich im Falle von Lothar Politik mit süßen Stückchen kombinieren.
Re: Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Verfasst: Freitag 22. März 2024, 21:09
von Avarion DeSpaire
Dankbar nahm Ion sowohl Stuhl als auch den Brandwein an. Er setzte sich mit einem seufzen und bedankte sich höflich bei Mendel. Die letzte Stunde hatte Spuren hinterlassen. Eigentlich die letzten Stunden, denn Schlaf war Mangelware gewesen. Erst der kräftezehrende Ausflug an den See, wo er nicht wenig Energie verheizt hatte. Dann die Stunden in der Bibliothek, der Ausflug in Jarels Quartier, wo der Wahnsinn als geplante Idee seinen Anfang nahm. Der wenige Schlaf, mit dem Kopf auf den Notizen. Und dann der Wahnsinn in Form eines Jarel in Wolfspelz.
Angestrengt rieb er sich die Nasenwurzel und hörte die Worte der Erzpriesterin. Er spürte die Worte, die sein Handeln rechtfertigten in sich hochkochen, doch sprach er sie nicht aus. Wozu auch. Die Erzpriesterin hatte ihm beigestanden, so das er sich sicher war, sie nicht mehr überzeugen zu müssen.
"Da habt ihr wohl recht." antwortete er zu ihrer Einschätzung Ritter und Wachen haben Augen und Ohren und dazwischen sogar Hirn. "Trotz alle dem fühlt es sich gerade nicht mehr gut an. Jarel hat nicht umsonst den Worgen so lange verheimlicht." Angestrengt schloss er die Augen und schüttelte leicht den Kopf.
"Heißt Asyl in diesem Fall, bis ein." er suchte das passende Wort. "Bis ein Urteil gefallen ist? Bezieht sich das auch auf unsere Rückkehr nach Nowigrad? Bin ich damit Vogelfrei?" So viele Fragen und vorerst wahrscheinlich keine Antworten. Und noch einmal versicherte er, dass er für den Schaden an der Mauer aufkam. "Und wenn ich jeden Stein selber wieder aufschichte."
Zu den Worten ihrer Geistigen Freiheit hingegen sackte ihm dann doch etwas die Kinnlade herunter. "Wie kommt ihr nur auf so etwas?" fragte er Fassungslos. Auch beugte er sich leicht vor um sie genauer betrachten zu können. "Das glaubt ihr doch nicht wirklich? Ich... ich habe überhaupt keinen Grund euch zu manipulieren." beinahe hätte er angefangen zu stottern, so unvorbereitet trafen ihn die Worte. Den Weinbrand kippte er darauf in einem Zug herunter. Natürlich musste er leicht husten, konnte er genau spüren, wo dieser gerade durch den Körper wanderte. Natürlich wusste er, dass sie es nicht wirklich ernst gemeint hatte. Oder doch?
Noch immer Sprachlos ließ er sich wieder zurück sinken und sah an der Erzpriesterin vorbei zur Tür. Ob nun ernst gemeint oder nicht, seine Gefühle waren im freien Fall und lieferten sich mit seinen durchdrehenden Gedanken ein Wettrennen. Die letzten Worte gingen dabei ungehört unter. Lediglich zu einem nicken war er noch Geistesgegenwärtig, auch wenn er gar nicht wusste wozu.