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Re: An der Stadtmauer | Oxenfurter Tor

Verfasst: Dienstag 27. Mai 2025, 19:54
von Die schwarzen Hunde
Der Gardist ließ kurz den Blick von der Dame zu seinem Kollegen wandern, dann gab er dem mit einer Geste zu verstehen, dass er die Armbrunst senken konnte. Der tat wie befohlen, entlud sie jedoch nicht sondern zielte nun lediglich auf den Boden, er konnte sie jederzeit wieder hochnehmen.
Man machte sich auf den Weg.
Die Dame redete recht viel, das fiel auch sofort auf. Sie dachte mit, aber schien nicht willens, auf Anweisungen zu warten. Zauberin, eundeutig.
"Worik, bring das Vieh in den Stall, Ksaver, hilf mit den Taschen." wies der Kommandant die Kollegen an.

<geht dann hier weiter>

Re: An der Stadtmauer | Oxenfurter Tor

Verfasst: Samstag 31. Mai 2025, 21:30
von ERZÄHLER
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von: Die Scherben | in den Straßen --> Ferneck | in den Straßen
Datum: 8. September 1278, kurz vor 19 Uhr
betrifft: Stadtwache
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Sjevik schwitzte. Der Schweiß rann ihn in Rinnsalen von den Schläfen in den Bart, den Nacken hinunter und von dort durch das Haar auf dem Rücken. Sein Hemd klebte, seine Hände fassten die Stange des Karrens zwar fest, aber hinterließen ebenfalls feuchte Abdrücke am Holz. Das Zeug war schwer. Selbst für einen Zwerg seiner Kraft und Ausdauer. Und die Straßen waren uneben, auch wenn sie gepflastert waren. Der Karren rumpelte durch jedes verdammte Loch und blieb schweißtreibende Sekunden hängen, bevor Sjevik ihn weiter rollen konnte. Wer glaubte, Nowigrad sei auf einem mehr oder weniger ebenen Plateau errichtet, der sollte mal so einen Karren von den Scherben zum Oxenfurter Tor ziehen. Man entdecke Steigungen und Senken, die hatte man noch nie zuvor wahrgenommen. Sjevik schnaufte, machte aber keine Rast. Sein Bauchgefühl sagte ihm, dass er nicht trödeln durfte. Die Räder ächzten mit ihm und dann KRACK und das ganze Gefährt stockte, neigte sich bedrohlich zu einer Seite.
Passanten sprangen aus dem Weg, andere sprangen dazu. Man hätte sicher spannendes über verschiedene Charaktere lernen können - oder über Verwünschungen, sofern man Zwergisch beherrschte. Denn Sjevik fluchte, dass es jeder Hurenmutter die Röte auf die Wangen getrieben hätte. Er beschimpfte den Wagen in den buntesten Farben, erst auf Zwergisch und dann auf Gemein, bis er sich schnaufend einkriegte und mit der Hand über den Kopf fuhr. Eine gebrochene Speiche. Immerhin nicht die ganze Achse, trotzdem beschissen.
Mit Hilfe der wenigen Charaktere, die sich nicht selbst vor den schweren Fässern in Sicherheit hatten bringen, sondern das Gefährt stabilisieren wollten, brachte er den Karren etwas zur Seite. Dann begannen sie Fässer abzulagen und unter den Karren zu stellen, darauf Bretter und Steine und was es so gab - bis das Rad in der Luft hing. Ein Stellmacher war natürlich weit und breit keiner am Platz - die hatten ihre Werkstätten an lukrativeren Orten. Am liebsten da, wo es häufiger mal krachte. Nicht hier mitten in der Stadt. Sjevik musste improviersieren und das tat ein Schmied üblicherweise mit Metall. Er schiente gewissermaßen das Rad mit Bändern, die er zur besseren Tarnung dabei hatte. Aber hin wie her, es dauerte und so stand die Sonne schon tief, als der Wagen vorsichtig wieder auf die Räder gestellt und beladen werden konnte.
Sjevik beeilte sich, endlich weiter zu kommen. Dennoch pausierte er kurz, als das Tor in Sicht kam. Zu außer Atem sollte er besser nicht sein, sonst schöpfte noch jemand Verdacht. Es war ohnehin schon ungewöhnlich genug, dass ein Wagen mit Öl und Pech um diese Uhrzeit noch die Stadt verließ. Verdammter Mist aber auch. Bald war Toresschluss.
Eine Weile beobachtete Sjevik das Tor, das Kommen und gehen, die Motivation der Wachen. Raus war immer einfach, sagte er sich. Mit einem Tuch wischte er den gröbsten Schweiß aus seinem Gesicht, stemmte sich wieder gegen die Stange und rollte gemessen, aber entschlossen auf das Tor zu, als gerade von der anderen Seite Reisende passieren wollten. Er hoffte einfach unbehelligt durchzuschlüpfen.

Re: An der Stadtmauer | Oxenfurter Tor

Verfasst: Dienstag 3. Juni 2025, 08:50
von Staatsmacht
Es war die zweite Truppe der Frühschicht, die die neuen Anweisung aus der Bereitschaft gerissen hatte. Einen Korporal Novka hatten sie nicht mehr. Raimar Feilbacher hatte übernommen. Ein Nowigrader Bursche, bei dem die Wache es geschafft hatte einen Mann aus ihm zu machen. Die Beförderung war seine Prüfung. Der novkaneske Haufen Gefreiter auch, aber er musste zugeben, dass sie auf Trab waren, wenn man gelernt hatte mit ihnen umzugehen. Korporal Feilbacher stand im Hintergrund, die neue Uniform stand ihm und er strahlte ein gewisse Würde damit aus. Aufmerksam beobachtete das Geschehen am Tor. Es wirkte alles wie immer. Die Mädels vom Rainbacher Hof waren mit dem Ochsenkarren gekommen. Die junge Jarischka trug neuerdings Hosen und die Haare noch kürzer als vorher. Als ob man sie geschoren hätte. Obwohl es absolut nicht üblich war, musste Raimar zugeben, dass es ihm an ihr sehr gut gefiel. Doch seinen Blick zur Frau kreuzte ein Zwerg mit Handkarren, der die Stadt verlassen wollte. Zwerg. Viel Gepäck. Raus. Darauf sollte er achten.

Die schöne Jarischka war vergessen. „Tercebb! Arnvüld! Gorbelstein! Los!“ brüllte der Korporal über das Geschehen und die besagten drei Stadtwachen lösten sich aus dem Schatten des Tores, um den Weg nach draußen zu versperren. Die Glefen nach vorn gerichtet, nahmen sie zu dritt Formation an. Sie waren auf Zack. Nur der ältere Arnvüld brauchte etwas länger, der hörte ja schlecht.

„Herr Zwerg, stehen bleiben!“ Versuchte es Feilbacher vorerst mit Worten, während er auf den Handkarren zu hielt, gefolgt von Rekrut Vattweir.

Re: An der Stadtmauer | Oxenfurter Tor

Verfasst: Dienstag 3. Juni 2025, 08:51
von Valjan Novka
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vom: Zuhause bei Schura
Datum: 19:01 Uhr, 8. September 1278, Mittwoch
betrifft: Sjevik
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Valjan hatte der Wache die Anweisungen gegeben, Leutnant Speegelberg informiert, ein wenig am Platz gewartet und schließlich als das Ausrücken los ging, ebenso die Truppen in Bereitschaft aktiviert. Außerdem stürmten die Neuen, die man inoffiziell schwarzen Hunde черный… черныи… черные? nannte, gerade helfend die Schmiede und Becks Werkstatt. Einer von ihnen war mal einer ihrer Jungs gewesen. So ein großer, breiter, kräftiger, aber ganz Netter. Beinahe eingeschüchtert und unsicher, deshalb war er beim kleinen Korporal gelandet. Konnte keiner brauchen. Dabei fehlte ihm nur Selbstvertrauen. Sie hatten es gefunden, plötzlich gab er einen stattlichen Wachmann, den nahmen sie ihr wieder weg und zack! Jetzt hat ihn Slava sich geschnappt. Dieser nahm ihren Bericht offenbar sehr ernst. Sie hätte nicht erwartet, dass er gleich zuschlagen würde. Aber er wusste bestimmt wie immer mehr und der Hinweis war nur der Letzte.

Nun war Sjevik tatsächlich am Oxenfurter Tor aufgetaucht, nicht ohne Handkarren. Ein Bote hatte sie aufgeregt erreicht. Valjan setzte einen Helm auf, klappte die Seitenteile hinunter und nahm sich eine Armbrust. Sicher war sicher. Sie würde hinten bleiben und wollte Sjevik nicht zu nahe kommen. Zu frisch waren die Erinnerungen des Zwergen und dass er sie wieder erkannte, konnte sie sich absolut nicht leisten. Außerdem war der Schmied gefährlich und würde seinen Hammer nur zu gerne auf ihre Nasen drücken. Sie setzte neben Überzahl auf Stangenwaffen und Armbürste. Natürlich wollte man ihn lebend erwischen, um ihn auszufragen. Aber sie hatte die Vermutung, dass genau das Sjevik nicht wollte.

Re: An der Stadtmauer | Oxenfurter Tor

Verfasst: Dienstag 3. Juni 2025, 21:42
von ERZÄHLER
Na klar! Der Anderling hatte wieder alle Aufmerksamkeit der Wache sicher. Wie sollte es auch anders sein? Sjevik bekam direkt Puls und das nicht vor Nervosität. Seine Miene verfinsterte sich unheilvoll, als er direkt vor den gesenkten Brotmessern am Spieß stehen, sodass diese ihn fast berührten. Als wolle er sagen: Komm gib mir einen Grund. Aber erstmal war da nur die Aufforderung, stehen zu bleiben. Herr Zwerg. Sjevik knurrte. "Was wollt ihr Lulatsche mit euren umgebauten Buttermessern von einem unbescholtenen Bürger?" Nun stellte er auch den Karren ab, blieb aber hinter Schiebestange, sodass diese noch eine zweifelhafte Barriere zu den Wächtern bildete. "Mal wieder Schikane für Nichtmenschen, häm? Ihr solltet lieber mal aufpassen, wer da von draußen nach Nowigrad rein will. Zuwanderer solltet ihr mal besser kontrollieren und nich' immer alle rein lassen. Sollen bleiben, wo sie herkommen.", motzte er einfach drauf los.
Scheiß Menschen hielten sich schon immer für was besseres und überschwemmten die Stadt mit ihren kleinen Paschas und die Wachen waren noch schlimmer. Sollten sie ihn doch zwingen, hierzubleiben. Niemand hatte ihn je gefragt, ob er ihre Autorität überhaupt anerkannte. "Als Mahakamer verlange ich Ausreise." Abwartend verschränkte er den Arme vor der Brust.

Re: An der Stadtmauer | Oxenfurter Tor

Verfasst: Mittwoch 4. Juni 2025, 09:03
von Staatsmacht
Der Korporal nickte geschäftig. Feilbacher war zwar frisch befördert, aber das Gemotze von Personen am Tor war bekannt. Schikanen von Anderlingen hatte er oft genug miterlebt. Aber diesmal gab es einen tatsächlich Verdacht. Das fühlte sich irgendwie besser an. „Eurer Name? Alter? Profession? Zweck der Ausreise?“ Spulte er die üblichen Fragen ab. „Ihr könnt ausreisen, sobald wir Euren Handkarren durchsucht und für unauffällig eingestuft haben.“ Noch blieb er sachlich. Aber man konnte in seinem Gesicht sehen, dass ihm der Ton des Zwergen gar nicht gefiel. Die verbohrten Säcke glaubten immer nur weil sie alt waren hätte sie recht.

„Wenn Ihr Euch für diesen Zweck bitte vom Wagen entfernt und mich für einen Moment begleiten würdet.“ Die Wache machte eine einladende Geste zum Torhaus, während die Straße unter eine weiter eine Handvoll Wachen angeführt von einem Feldwebel dazu kamen.