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Re: Stadtteil | in den Scherben
Verfasst: Sonntag 1. Januar 2023, 21:01
von Crehwill von Seren
„Eine Bruxa?“ Der Hexer blieb stehen, seine Linke griff kurz unterbewusst nach seinem Medaillon, als ob er irgendwas nicht bemerkt hätte oder eine Bruxa gleich um die nächste Ecke springen könnte und er musterte Sarray in einem etwas anderen Licht. In welche Gesellschaft von Partnern der Zwergin ist er da geraten? Dass er nicht der Erste oder Einzige ist, hatte er nicht anders erwartet. Aber eine Bruxa… „Warum hat sie Dich nicht gefressen?“
Er konnte nicht verhindern, dass ihm aller Hand Geschichten und Gelerntes durch den Kopf gingen. So Hexersinne könnten vielleicht nicht reichen sich mit einer Bruxa anzulegen. „Oder essen die nur Männer?“
Wenn genauer darüber nachdachte, wird immer nur von einer Gefahr für junge Burschen geschrieben, die sich in die Falle locken und verspeisen lassen. Oder schmecken Zwerge nicht?
Re: Stadtteil | in den Scherben
Verfasst: Sonntag 1. Januar 2023, 21:59
von Sarray Cestay
„Eine Bruxa.“ Sarrays Stimme bekam etwas sanftes.
„Alle sahen in ihr ein Monster. Und im Grunde genommen war sie das auch. Aber ein liebenswürdiges. Wenn sie Hunger hatte, suchte sie sich Halunken, Mörder und Diebe. Und nein, Bruxa fressen nicht nur Männer.“
Die Zwergin sah in die Ferne. Er konnte ihre Sehnsucht regelrecht auf der Zunge schmecken.
Wen die Zwergin die Bruxa so liebte, was empfand sie dann für ihn?
„Sie war eine begnadete Sängerin und übernatürlich schön. Und wie sie sich bewegen konnte. Du wirst es mir nicht glauben, ich hab sie sogar von mir trinken lassen. Und ich lebe noch. Sie war so…bezaubernd.“
Die Zwergin seufzte herzerweichend.
„Der Vran allerdings war ein echter Miesepeter. Und der Wiedergänger und seine Nekromantin nicht ganz dicht.“ Sie kicherte plötzlich. „Im wahrsten Sinne des Wortes.“
„Dafür war der Werwolf echt….zugänglich. Nur der Doppler war echt schüchtern.“
Und da hatte er gedacht, ein Hexer wäre für die Heilerin ungewöhnlich.
Re: Stadtteil | in den Scherben
Verfasst: Sonntag 1. Januar 2023, 22:42
von Crehwill von Seren
„Und Du hattest die alle im Bett?“ Doppler, Werwölfe, Nekromantinnen, Wiedergänger? Nein, oder? Vrane? Uhm… Er machte sich lieber keine Gedanken, was sie für ihn empfand oder wo er in dieser Liste auftauchte.
Crehwill atmete ein und aus und suchte ebenfalls diesen Punkt in der Ferne, den Sarray so anhimmelte. Eine Bruxa. Halt ein Schaf, das andere Schafe isst. Oder ein hübsches Singschaf, das unbeliebte Schafe fraß. Fraß?
„Sie war?“ Während er vorhin ungläubig geklungen hat, nimmt seine Stimme ein gewisses Mitgefühl an. Mal bei Seite was sie ist, offenbar war sie nicht mehr. Der Hexer kramte aus seiner Last die Tüte mit gebrannten Mandeln hervor, um sich eine zu nehmen und um sie Sarray anzubieten.
Re: Stadtteil | in den Scherben
Verfasst: Sonntag 1. Januar 2023, 23:07
von Sarray Cestay
„Im Bett ja. Im Krankenbett.“
Sie grinste und begann zu kichern. „So ein Vran zieht ne Zwergin auf links. Nee…laß mal. Der Werwolf ist schwul, der Doppler hatte schon jemanden, die Nekromantin nicht mein Typ und der Wiedergänger war mir zu tot. Aber mal ehrlich…denkst du wirklich ich hätte nen Vran geknallt?“
Sie konnte sich vor lachen nicht halten.
Aber die Bruxa….ja…das war so ein Thema.
„Die Bruxa. Ja.“ Das Lachen versiegte und das Grinsen geriet schief. „Sie ist gegangen. Wollte mir nicht das Herz brechen und verhindern, dass ich mich verliebe. Ne Spur zu spät. Es waren ein paar wunderschöne Tage.“ Tage. Nicht Monate. Nicht Jahre. Tage.
Sie zuckte mit den Schultern. „Sind wir bald da? Wo geht’s überhaupt hin?“
Re: Stadtteil | in den Scherben
Verfasst: Sonntag 1. Januar 2023, 23:27
von Crehwill von Seren
Nein, Crehwill schüttelte den Kopf. Er glaubte das nicht wirklich, dass man mit Vranen und so, aber wollte nachfragen, nachdem sie sie alle in einem Atemzug mit ihrer Bruxa genannt hatte. Ihrer Bruxa. Muss er sich jetzt bei jeder Bruxa, die er erschlagen soll, fragen ob sie Sarrays nette Singbruxa ist? „Tut mir leid.“
Aber nachdem sie die Schultern zuckte, setzte er auch sich wieder in Bewegung. „Ich bring Dich sowie Deine Beute jetzt nach Hause und dann besuche ich Reuven. Ich komm zum Schlafen zu zurück, wenn ihr schon abgeschlossen habt, setzte ich mich vor die Hintertür zum Meditieren.“ Ja, ein Ausflug ohne Dich, sagt sein Gesicht. „Gib mir ein paar Stunden mit einem normalen Hexer.“
Re: Stadtteil | in den Scherben
Verfasst: Montag 2. Januar 2023, 12:44
von Sarray Cestay
Sarray sah ihn kurz irritiert an. Hatte sie ihn irgendwie gekränkt? Und was hieß hier normal? War sie etwa nicht normal?
Sie zuckte die Schultern. Es würde ohnehin passieren, was passieren sollte.
Vielleicht kam er nicht wieder. Auch die Zwergin setze sich in Bewegung und dachte ein paar Minuten stumm nach. Wenn er nicht wieder kam…. Seltsamerweise tat ihr der Gedanke weh. Seltsam.
„Wenn du zu Reuven gehst, nimm eine der Tüten mit den Nüssen mit. Die kandierten Mandeln glaub ich wären am besten. Und sollte er ein Mädchen bei sich haben…“ Kurz überlegte Sarray, ob sie den Doppler beschreiben sollte, doch kam schnell darauf, dass es zweckfrei war. Es könnte auch der riesige Köter sein. Oder sonstwer. „…dann gib ihr die Nüsse. Oder Reuven, wenn sie nicht da ist.“
Sie lächelte vielsagend zu ihm hoch. „Bringst du mich noch rein, oder musst du gleich los?“
Re: Stadtteil | in den Scherben
Verfasst: Montag 2. Januar 2023, 13:37
von Crehwill von Seren
Dieses normal hatte der Hexer schon seltsam ausgesprochen. Aber was war schon normal? Vielleicht brauchte er auch nur Zeit um über Bruxageliebte nachzudenken. Das konnte auf Dauer doch nicht gut gehen.
„Natürlich, Sarray“ nickte Crehwill, er rollte das R vielleicht etwas länger als andere.
„Ich bringe Dich nicht nur rein, sondern halte Dir auch die Tür auf.“ Sprach und
tat‘s.
Re: Stadtteil | in den Scherben
Verfasst: Samstag 18. Februar 2023, 10:17
von Valjan Novka
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von:
HQ Wache
Datum: vormittags, 11. August 1278
betrifft: Schura
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Unterwegs auf den Straßen Nowigrads nahm der kleine Korporal eine andere Haltung an. Die Körperspannung stieg und er lief wachsam durch Straßen. Es war seine Stadt und er repräsentierte.
Die Menschen begegneten ihm entsprechend. Seine Statur konnte man sich gut merken und er trat meist freundlich auf, vergaß das Schikanieren. Auch wenn er eine Welle des Kleinkriminellen Versteckens vor sich her trieb. Vielleicht nahm Valjan es nicht wahr oder wollte es nicht sehen. Zumindest reagierte er nicht groß darauf. Während Schura aus zweiter Reihe beobachten konnte.
Man durchquerte fast die ganze Stadt vom Hafen zu den Scherben. Valjan machte einen kleinen Bogen, um auf Slavas Anwesen zeigen zu können, damit Schura wusste wo sie sind und ging von dort zum Hurensohn. Natürlich nicht so, dass man sie sofort sehen konnte.
„Siehst Du den Rundbogen mit dem Gitter?“ Valjan drehte sich zu Schura, sodass er das Anwesen selbst im Rücken hatte.
„Mit dem bärtigen Typen in Unterhosen, der seinen Rausch ausschläft? Dort 'residiert' der Junior. Viel soll nicht mehr los sein, aber ich würde zu gerne mal rein sehen.“
Re: Stadtteil | in den Scherben
Verfasst: Samstag 18. Februar 2023, 17:13
von Alexander Lebedew
Schura nickte. "Kann ich. Hilfreich... Hilfe... mhm. Ganz ähnlich."
Und er grinste. 'Während' hatte der Junge schon gelernt und er wusste sogar wo. Und er hatte es richtig angewendet.
Dann hatten sie den Hof erreicht.
"Ist ähnlich, bei manchem. Slava sagt, verwandt."
Und Schura blieb kurz alleine zurück.
Zeit genug, sich nochmal eine Kippe anzustecken und sich umzusehen. Das Plastikfeuerzeug würde irgendwann zuende gehen, er musste sich um etwas kümmern, wie man Feuer machte. Den Hexer hatte err das nur mit einer Geste der finger machen sehen, das schien ein Kinderspiel, aber offenbar konnte das nicht jeder, denn als er es heimlich probierte geschah einfach nichts. Das war vermutlich die Sache mit der Magie, und die Geste allein war es nicht, nur ein Hilfsmittel.
#Also entweder Herausfinden wie man wieder gas in das Billigfabrikat bekam oder lernen anders Feuer zu machen. andererseits hatte er es schon gesehen und das war umständlich. Eher würde er sich das Rauchen abgewöhnen als jedes mal mit so einem eisending und komischen Lappen etwas anzuzünden.
Dann war Valjan zurück, wollte mehr über die russische Sprache hören.
Was sollte er ihm zeigen? Aufschreiben war nicht.
"Gleicht Buchstaben sind... F und E, M ein bisschen wie lateinische, und SCH auch fast gleich. Ich zeigen dir zählen..."
Und er zählte auf russisch von eins bis 10 "Adin, dwa, tri, tschetiri..." die vier klang immer ein wenig witzig wenn man sie jemandem beibrachte.
Während sie durch die Stadt spazierten achtete Schura zunächst wenig auf die Umgebung. Dass ein gewisses Klientel das Weite suchte, sobald der Wächter und der große Mann daher kamen entging ihm so zu Gänze, er war viel zu konzentriert auf Valjan. Sie kamen an Slavas Wohnung vorbei und gingen daran vorbei. Dann zeigte der Korporal ihm einen Druchgang. Dort wohnte also der komische Mensch, den man hier 'Hurensohn' nannte. Schura würde Slava drauf ansprechen, sicher wusste der mehr darüber.
"Wie lange du schon lebst in Stadt?"
So hatte er verstanden. In dieser Welt blieb man eher am Ort der Geburt. Er war in Sankt Petersburg geboren aber praktisch in der ganzen Welt herumgekommen als Diplomatenkind. War nie lange an einer Schule, oft von Privatlehrern unterrichtet. Verzogen und unbeachtet. So war den Eltern seine Neigung erst spät aufgefallen, zu spät. Aber man konnte den Jungen immer noch in eine Privatschule in den fernen San Francisco schicken. Warum nicht gleich Saint Petersburg.
"Hier geboren, oder?"
Re: Stadtteil | in den Scherben
Verfasst: Sonntag 19. Februar 2023, 00:16
von Valjan Novka
Slava? Für wenige Herzschläge war Valjan verwirrt.
„Sokolov heißt Slava? Slava Sokolov?“ Nicht dass der Wächter jemals einen Freiherrn mit Vornamen ansprechen würde, aber wer sollte Schura sonst etwas über die Gemeinsprache erzählt haben?
Hatte der Klingenmeister ihn in seiner Gegenwart so genannt? Valjan konnte sich nicht erinnern. Dafür bemerkte wieder die Zigarette, ein wenig rümpfte er die Nase. Sicher kannte er Pfeifen, aber das roch irgendwie anders. Wie konnte er es so schnell anzünden? Und warum sollte man Papier mitrauchen?
Er muss ihn bei Gelegenheit fragen, jetzt lauschte er lieber den Erklärungen. Andere Buchstaben, sogar andere Laute.
„...wosem, devet, deset.“ wiederholte er. Und ja, er paar der Ziffern klangen ähnlich. Schest. Sem.
Er lehnte sich an die Hauswand, während sie sprachen, um nicht auf Hurensohns Anwesen zu blicken.
„Ja, ich bin hier geboren. Wie meine Eltern...“ Mit einem verlegenen Lächeln, musterte er Schura, irgendwo seltsam, dass sie sich bereits kannten. Sein Vater war immer noch verstimmt deswegen, während seine Mutter es praktischer sah: diesen großen Herrn kannte sie jetzt wenigstens und der würde andere große Herrn schon fernhalten. „...und ihre Eltern - nur einer meiner Großväter nicht, aber er ist schon verstorben und es ist ein Weiler vor den Mauern. Ich bin am Hafen aufgewachsen, meine Eltern leben dort schon 'immer'. Vater hat als Schauermann gearbeitet bis... er nicht mehr konnte.“
Aber er mochte seine Heimat, seine Stadt: „Nowigrad ist mein Zuhause und jemand muss sich darum kümmern.“
Re: Stadtteil | in den Scherben
Verfasst: Sonntag 19. Februar 2023, 10:23
von Alexander Lebedew
Darüber hatte er nicht nachgedacht, er nannte ihn einfach Slava. Oder manchmal auch Sibirjak. Viktor nannte ihn Ochotnik, das waren die Decknamen die er irgendwann einmal geführt hatte, aber er ihn kannte nannte ihn beim Vornamen.
"Ist kurz für Vyacheslav, das sein Vorname. Schura kurz für Alexander."
Dann nannte er ihm noch ein paar Farben und die Tiere die Valjan vorher aufgezeichnet hatte, und das eine oder andere Sprichwort, dass ihm dazu einfiel. Wie "Die Kunst erfordert Opfer.'* Es war vor allem kompliziert auszusprechen, aber er mochte es irgendwie.
Und irgendwie wurde dann fast von selbst eine Observation daraus.
Eine Weile beobachteten sie dann den Eingang, allerdings tat sich nicht viel. Männer gingen ein und aus, der Kerl in der Unterhose schlief.
Vielleicht hätte man den Männern folgen können, aber so ganz ohne Kontext war es auch eschew, etwas daraus zu machen. Das sollten andere tun.
statt dessen unterheilt er sich mit Valjan.
Man konnte es einen beschränkten Horizont nennen, in der gleichen Stadt aufgewachsen zu sein, aber irgendwie wünschte sich Schura das fast. Er hatte nie zu irgendetwas einen Bezug aufgebaut, Städte waren austauschbar geworden, ein bisschen etwas wie eine Heimat hatte er erst in der Zone gefunden in der Gruppe der Jäger. Und vermutlich war er deswegen auch Slava gefolgt.
"Gute eine Heimat zu haben, eine, die man kennt." meinte er daher nur. Kein Spott. Nur 'Schauermann' verstand er nicht. Absolut nicht.
"Nowigrad ist gutes Zuhause... Muss auch meins werden. Aber was 'Schauherman'?"
_________
* Iskustf trebujet schertf.
Re: Stadtteil | in den Scherben
Verfasst: Sonntag 19. Februar 2023, 17:02
von Valjan Novka
Eigentlich wollte Valjan auch nicht observieren, nur Schura es kurz zeigen, damit er wusste wo es ist. Er war gar nicht passend zum observieren angezogen, weshalb er sich lieber hinter der Hausecke hielt und Schura das Blickfeld überließ. Hoffentlich machten seine Jungs keinen Unfug, denn bei denen sollte er nun sein. Aber es war gerade sehr nett hier zu reden. Bei 'Schau her, Mann' sah er sich leicht verwundert um bis ihm klar wurde was Schura meinte.
„Schauermänner oder Schauerleute sind Arbeiter am Hafen, die für das Be- und Entladen von Schiffen oder ähnliches bezahlt werden. Irgendwann konnte mein Vater nichts mehr heben und... hat seine Arbeit verloren. Jetzt bewegt er sich nur noch zwischen Bett und seiner Bank. Du hat ihn ja gesehen...“ Valjan betrachtete sein Gegenüber, so viel älter war sein Vater nicht, aber in keinster Weise so vital. Schura war trainiert, gut genähert, groß gewachsen, kräftig und fühlte sich sicher. Wie... ein Raubtier. Der kleine Korporal brauchte ein wenig, um seinen musternden Blick mit einem leisen Räuspern wieder sein zu lassen.
„Nowigrad ist frei. Durch Handel und dem großen Hafen reich geworden. Wir haben keinen König oder Königin. Nur einen Regenten und neben diesen einen Stadtrat, für den muss man nicht einmal von Adel sein. Wobei nötigenfalls eben Titel vergeben werden.“ Ein dünnes Lächeln. Man kannte ja jemanden, dem das passiert ist. „Der Wohlstand bringt natürlich Neider. Die umliegenden Königreiche haben schon immer ein hungriges Auge auf diese Mauern geworfen. Und jetzt... kommt Nilfgaard noch dazu.“ Der Gedanke ließ ihn leicht frösteln, sodass er ihn gleich wieder weg schob. Schura wollte bleiben...
„Kannst Du nicht wieder zurück? Zurück nach Hause?“ Es muss furchtbar sein, wenn man so völlig losgerissen ist.
Re: Stadtteil | in den Scherben
Verfasst: Sonntag 19. Februar 2023, 18:28
von Alexander Lebedew
Jemand der am Hafen die Lladung löschte. Er kannte eauch den russichen BEgriff dafür nicht. Doch, 'Lastkran'. Und den Rest erledigten Logistiker, irgendetwas derartiges gab es sicher noch, aber es war ihm unbekannt, er hatte sich nie damit beschäftigt.
Und er vermutete, er musste nicht fragen ob es etwas wie eine Rente gab.
"Kann gar nicht mehr gehen? Sonst vielleicht hat Slava, also Sokolov Arbeit für ihn?"
Er wollte helfen. Irgendwie.
Der Schilderung über die freie Stadt lauschte er. So ähnlich hatte er es auch schon gehört, von Slava und auch von den männern, die ihn hergebracht hatten.
"Ich mag die Stadt. Helfe auch mit. Zurück geht glaub ich nicht. Sokolov hat geforscht, nichts gefunden. Vielleicht irgendwann, aber ist dann richtige Welt? Gibt so viele... Dann lieber bleiben. Bei uns auch Krieg, schlimmer als hier mit Nilfgard. Besser bleiben."
Re: Stadtteil | in den Scherben
Verfasst: Sonntag 19. Februar 2023, 22:39
von Valjan Novka
Valjan war nicht undankbar, dass seine oder vielleicht auch ihre Musterung Schura nicht aufgefallen ist.
„Meinem Vater tut alles weh, der Rücken, die Gelenke. Wir... wissen nicht was es ist, er kann noch laufen, aber… die Stiege kommt er sicher nicht mehr hoch.“ Valjan lächelte etwas müde. Er will nicht jammern, sie haben ein Dach und zu essen, nicht immer reichlich, aber genug. „Außerdem ist er sehr misstrauisch Sla… dem Freiherrn von Sokolov gegenüber.“ Schura mag vertrauter mit Sokolov sein und vielleicht gilt das auch für ihn, wenn man unter sich ist, aber Adel ist Adel. Wie neu ist egal. „Seine alten Kollegen meinten, dass Sokolov im letzten Jahr noch am Hafen gearbeitet hätte und jetzt ist er soweit gekommen. Er will eigentlich nicht genau wissen, wie das funktioniert hat und wünschte es könnte ihm egal sein.“
Aber der kleine Korporal schüttelte leicht den Kopf, nicht so wichtig. Slava würde keine Arbeit für einen verbrauchten Mann haben und Paps würde es nie wollen.
„Aber... gibt es bei Dir niemanden, der Dich vermisst? Sich Sorgen macht wo Du bleibst?“
Re: Stadtteil | in den Scherben
Verfasst: Montag 20. Februar 2023, 10:19
von Alexander Lebedew
Schura nahm sich trotzdem vor, zu fragen.
"Hat er..." also am Hafen gearbeitet, das wusste auch Schura. "Sagte hat viel gelernt dort, über Menschen und Stadt und sagt wo man Hebel ansetzen. Wusste ja selber auch nicht alles von ihm, aber hat mir mehr als einmal Arsch gerettet und anderen, deswegen Freunde."
Er wollte eigentlich gerne sagen 'alles in allem ist er aber ein guter Mensch' aber genau das brachte er beim besten Willen nicht über die Lippen. Er war nicht restlos davon überzeugt.
Und er war auch nicht unbedingt aufmerksam, das war auch besser, denn er hätte den Blick vollkommen falsch oder besser viel zu richtig eingeschätzt.
"War Söldner, Mietschwert sagt man hier, wird man nicht, wenn man hat Familie. Eltern leben noch... irgendwo... wenig Kontakt. Kameraden waren Familie. Valentine, Viktor... Amir ist tot, Ulad gegangen, hat jetzt selbst Familie, Lew auch. Jura in Krankenhaus, Kovac und Starik auch tot. Alle noch übrigen hier."
Bis auf Wolodja und Markin alias Makarov. Aber die vermisste er beide am wenigsten. Erst recht nicht seit er wusste, für wen Slava wirklich arbeitete und wenn er nun eins und ein zusammenzählte war ihm klar, dass damit Wolodja auch einer von denen war und Markin im Rang noch über ihnen stand, denn das waren die einzigen gewesen von denen Slava offiziell Befehle angenommen hatte. Mit Wolodja hatte er noch von Zeit zu zeit diskutiert, der war vermutlich nur ein Verbindungsmann, bei Markin gab es nix zu diskutieren, auch für ihn nicht.
"Viel rumgekommen, keiner macht sich Sorgen, kann ich auch genauso gut bleiben, neue Freunde finden. Und bei dir? Außer Eltern... hast du... Freundin?"
Eindeutig eine Fangfrage, ganz eindeutig, aber die vollkommen falsche Richtung.
Re: Stadtteil | in den Scherben
Verfasst: Montag 20. Februar 2023, 12:35
von Valjan Novka
Den Arsch retten, das war es wohl, was verbindet. Als Valjan sich von diesem Raman hat würgen lassen, gab es vor allem einen Anschiss und eine der vielen Diskussionen, dass er viel zu schmächtig sei. Vor allem dem Mangel an Leuten war es zu verdanken, dass man ihn behielt und schließlich ‚weg’befördert hat: zu dem unfähigen Haufen, den kein anderer haben wollte.
Aber er nickte, er konnte nachvollziehen, dass man deshalb Freunde wurde. Söldner klar, was sonst? Nicht so anderes als hier: wer niemand hat, schaut wo er bleibt und Personen, die irgendwie eine Waffen führen können, finden Arbeit. Ist wohl überall dasselbe: „Eure Welt ist genauso feindselig.“ Mehr eine Feststellung als eine Frage. „Tut mir leid. Ich…“ Ein wenig verlegen sah Valjan zu Boden, eigentlich ist das viel zu persönlich: „… komme gerne nach Hause. Es tut gut sich zumindest an einem Ort sich um nichts kümmern zu müssen.“
Auf die Fangfrage, die als solche nicht wirklich erkannt wurde, vielleicht hatte es der Russe noch nicht so mit dem Genus bei Nomen, blickte er aber wieder auf: „Eine Freundin? Ja Olga, aber… seit sie geheiratet hat, ist sie nur noch schwanger oder kümmert sich um ihre Kinder und hab meinen Dienst, sodass wir kaum noch Kontakt haben. Wir sind zusammen aufgewachsen, haben auf den Straßen gespielt. Aber naja… man hat seine Verpflichtungen und ist älter geworden, zumindest ein bisschen.“ Ein entschuldigendes Lächeln zu dem doch älteren Mann.
Re: Stadtteil | in den Scherben
Verfasst: Mittwoch 22. Februar 2023, 08:21
von Alexander Lebedew
"Muss nicht leid tun. Hätte ja nicht kommen müssen. Und meine Welt mehr feindselig... feindseliger" er wiederholte das Wort, nochmal leise, Steigerungsformen kamen nicht ganz so häufig vor. "Schlimm...ere Waffen, Menschen in gleicher Stadt, unfreundlich. Kann nicht erklären... später mal. Worte fehlen."
Eine anonyme Großstadt brachte auch in seinen Augen mehr Kälte hervor als die auch in seinen Augen fast Dörfliche Größe Nowigrads. Aber er war ja auch noch nicht lange hier.
Über die Schilderung der - zuerst dachte, er Valjan hätte wirklich eine Freundin, aber es klang dann doch eher nach einer Sandkastenspielgefährtin - wunderte er sich nun doch. nur ganz kurz überlegte er, ob Kinder hier in Sandkästen spielten, oder auf Spielplätzen... Kurz erinnerte er sich an die bunt mit Comictieren bemalten Hinterhofgaragen die das bunt bemalte Klettergerüst begrenzten zusammen mit den bunt bemalten halb vergrabenen Autoreifen. Nur ein paar Schaukeln, eine Wippe, ein paar Reittiere und die Kippen der älteren Jungs.
Dann war er wieder in der Gegenwart.
"Olga ist auch Name in meiner Welt bekannt."
Wie er weiter fragen sollte fiel ihm allerdings gerade nicht ein.
Re: Stadtteil | in den Scherben
Verfasst: Mittwoch 22. Februar 2023, 11:36
von Valjan Novka
„Ja, später“, Valjan nickte zustimmend. Er freute sich darauf, war neugierig geworden auf diese Welt und auch auf sein Gegenüber. „Am Platz des Hierarchen, das ist der mit den Scheiterhaufen,...“ Soviel zur idyllischen Dorfatmosphäre. „...gibt es den Buchladen von Jamal. Er hat mir für ein paar Münzen beim Lesen und Schreiben lernen geholfen. Vielleicht kann er Dir auch mit der Sprache helfen oder hat irgendwelche Schriften, die Dir dabei nützlich sind.“ Und Schura hat möglicherweise ein mehr Münzen zur Verfügung, aber das sagt Valjan nicht.
„Aber ich sollte dann wirklich mal nach meinen Jungs sehen.“ Er drückte sich von der Hauswand wieder ab, warf nochmal einen Blick auf Hurensohnsanwesen. „Kann ich nach dem Dienst wieder vorbeikommen? Ich...uhm... war mit meinem Bericht an Sokolov noch nicht ganz fertig, bevor...“ Ein verlegenes Hüsteln und Blick auf den Boden, bevor nur die Augen wieder zu Schura aufsehen: „...Du weißt schon.“
Re: Stadtteil | in den Scherben
Verfasst: Mittwoch 22. Februar 2023, 17:28
von Alexander Lebedew
"Danke." Er würde sich in dem Buchladen sicher umsehen. Ansonsten hoffte er irgendwie, dass Slava schon dafür sorgen würde, dass er die Sprache lernte.
Der Platz mit den Scheiterhaufen, er verzog kurz das Gesicht.
Und dann kam was unweigerlich kommen musste.
"Würde ich mich freuen." Und er schenkte Valjan ein aufrichtig erfreuten Lächeln.
"Nicht zu spät kommen, denn dann wir alle unterwegs. Auftrag."
Erklärte er noch etwas kryptisch, sie würde spät am Abend unterwegs sein um Nilfgarder abzuschlachten.
Re: Stadtteil | in den Scherben
Verfasst: Mittwoch 22. Februar 2023, 18:13
von Valjan Novka
„Dienst wie gestern“, Valjan zuckte entschuldigend mit den Schultern. Er musste eh schon aufpassen sich nicht so viel heraus zu nehmen. Eher als gestern würde er nicht kommen können und vielleicht sollte er während der Bereitschaft auch etwas vor schlafen, damit er nicht wieder am Tisch weg nickt.
Zum Auftrag fragte er nicht weiter nach. Der Geheimnisdienst musste der Stadtwache nichts mitteilen. Oder was auch immer es bereits für eben wieder gefunden Kameraden mit den schlimmeren Waffen zu tun gab. Möglicherweise erfährt er das morgen früh bald genug. Deshalb nickte er nur und salutierte, bevor er suchend die Straße runter ging und dabei auch mal über die Schulter zu Schura sah. Schon ein ungewöhnlicher Mensch.
<später Bereitschaft>