Re: Die Straßen von Pripyat
Verfasst: Donnerstag 3. Februar 2022, 14:02
Carolyn musterte Schura mit ihren großen, roten Augen unverhohlen. Wäre die Farbe nicht gewesen, hätte sie wohl sehr neugierig und obendrauf noch unschuldig gewirkt, aber das rötliche Glimmen gab ihren Blicken etwas Verstörendes. Als könnte darunter jeden Moment ein finsteres Grinsen erblühen und die Welt würde reißen. Ihre Sprunghaftigkeit war schon fast sprichwörtlich unter denen, die schon mit ihr zu tun gehabt hatten. Gerade überwog jedoch die Lust sich zu unterhalten und der Soldat stellte die richtigen Fragen - Fragen, die Carolyn auch interessierten oder besser Fragen, die sie beantworten wollte. Wenn er denn auch ihre beantwortete. Wie ein Spiel. Sie legte den Finger an die Lippen, zog die Brauen in Falten und überlegte angestrengt.
"Vor den Brüdern jedenfalls nicht. Nur vor dem Inneren. Aber da geh' ich einfach nicht mehr hin.", stellte sie schließlich mit kindlicher Leichtigkeit fest, als wäre völlig selbstverständlich, wovon sie redete. Für sie war das Innere das, was sie geboren oder geschaffen hatte. Das, woraus sie sich befreit hatte und wovor sie davon gelaufen war. Es war noch nicht mal so lange her, aber seitdem genoss sie ihre Freiheit und die Möglichkeiten zu spielen. Ein Kind mit einem riesigen Kasten voller tödlicher Spielzeuge, von denen ihr viele zu Diensten waren. Kleine Brüder und Mücken, Ritzer und Wirbel, Türen und Zupfer... ihre Gedanken drifteten einen Moment durch die Sphären der Optionen, tasteten nach all den wunderhübschen Dingen um sie herum, denen sie einfach nach Gutdünken Namen gab und von denen sie manche rufen, andere nur beeinflussen und wieder andere nur beobachten konnte.
"Durch eine Tür ist er gegangen, was denn sonst?" Nun grinste sie doch, aber es war eher ein freudiges Grinsen darüber, dass sie etwas wusste, was Schura nicht wusste. Immerzu glaubten die, die sich Erwachsene nannten, sie wüssten mehr, nur weil sie größer waren als Carolyn. Sie war noch nicht alt, zumindest ihr Körper war es nicht, aber ihr Geist kannte Jahrtausende. All diese Männer, die sich für wichtig hielten und doch waren sie hier in der Zone nur wie die Blätter, die der Wind über den Spielplatz trieb. Sie kontrollierten nichts.
Schlagartig wurde sie ernst, ihr Blick nahm etwas Entrücktes an und ihr Kopf ruckte ein wenig in die Schräge. Der stetig in Böen zwischen den Häusern jammernde Wind kam jäh zum erliegen und es wurde fast totenstill, wenn man von den Geräuschen der Soldaten einmal absah. Selbst die beiden Hunde hatten sich nieder gelegt, den Kopf auf den Pfoten.
Und so plötzlich, wie alles in Reglosigkeit gefallen war, kam auch wieder Bewegung in Carolyn: sie schlug die Hände vor den Mund und kicherte vergnügt. Ihre Augen funkelten.
"Er tanzt einen seltsamen Tanz und eine riesige Katze schlägt die Trommel.", informierte sie Schura, bevor sie ein Stück los rannte - Kinder konnten nie gehen, mussten immer rennen - dann unweit der Soldaten die Arme faltete und versuchte, den Tanz nachzuahmen, den sie gesehen hatte. Sie schaffte drei Sprünge, dann landete sie auf dem Hinterteil, der Rock so weit nach oben gerutscht, dass sie ihn auch hätte weglassen können. Definitiv ein Mädchen, definitiv aus einer Zeit, in der Unterwäsche weitestgehend unbekannt war.
"Oh!", machte sie und stopfte sich einen Rockzipfel zwischen die ausgestreckten Beine.
Und dann lachte sie. Glockenhell und kindlich fröhlich, hielt sich den Bauch und lachte.
"Vor den Brüdern jedenfalls nicht. Nur vor dem Inneren. Aber da geh' ich einfach nicht mehr hin.", stellte sie schließlich mit kindlicher Leichtigkeit fest, als wäre völlig selbstverständlich, wovon sie redete. Für sie war das Innere das, was sie geboren oder geschaffen hatte. Das, woraus sie sich befreit hatte und wovor sie davon gelaufen war. Es war noch nicht mal so lange her, aber seitdem genoss sie ihre Freiheit und die Möglichkeiten zu spielen. Ein Kind mit einem riesigen Kasten voller tödlicher Spielzeuge, von denen ihr viele zu Diensten waren. Kleine Brüder und Mücken, Ritzer und Wirbel, Türen und Zupfer... ihre Gedanken drifteten einen Moment durch die Sphären der Optionen, tasteten nach all den wunderhübschen Dingen um sie herum, denen sie einfach nach Gutdünken Namen gab und von denen sie manche rufen, andere nur beeinflussen und wieder andere nur beobachten konnte.
"Durch eine Tür ist er gegangen, was denn sonst?" Nun grinste sie doch, aber es war eher ein freudiges Grinsen darüber, dass sie etwas wusste, was Schura nicht wusste. Immerzu glaubten die, die sich Erwachsene nannten, sie wüssten mehr, nur weil sie größer waren als Carolyn. Sie war noch nicht alt, zumindest ihr Körper war es nicht, aber ihr Geist kannte Jahrtausende. All diese Männer, die sich für wichtig hielten und doch waren sie hier in der Zone nur wie die Blätter, die der Wind über den Spielplatz trieb. Sie kontrollierten nichts.
Schlagartig wurde sie ernst, ihr Blick nahm etwas Entrücktes an und ihr Kopf ruckte ein wenig in die Schräge. Der stetig in Böen zwischen den Häusern jammernde Wind kam jäh zum erliegen und es wurde fast totenstill, wenn man von den Geräuschen der Soldaten einmal absah. Selbst die beiden Hunde hatten sich nieder gelegt, den Kopf auf den Pfoten.
Und so plötzlich, wie alles in Reglosigkeit gefallen war, kam auch wieder Bewegung in Carolyn: sie schlug die Hände vor den Mund und kicherte vergnügt. Ihre Augen funkelten.
"Er tanzt einen seltsamen Tanz und eine riesige Katze schlägt die Trommel.", informierte sie Schura, bevor sie ein Stück los rannte - Kinder konnten nie gehen, mussten immer rennen - dann unweit der Soldaten die Arme faltete und versuchte, den Tanz nachzuahmen, den sie gesehen hatte. Sie schaffte drei Sprünge, dann landete sie auf dem Hinterteil, der Rock so weit nach oben gerutscht, dass sie ihn auch hätte weglassen können. Definitiv ein Mädchen, definitiv aus einer Zeit, in der Unterwäsche weitestgehend unbekannt war.
"Oh!", machte sie und stopfte sich einen Rockzipfel zwischen die ausgestreckten Beine.
Und dann lachte sie. Glockenhell und kindlich fröhlich, hielt sich den Bauch und lachte.