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Im Sumpf - Unten in der Ruine
Verfasst: Dienstag 30. November 2021, 13:00
von Vyacheslav Sokolov
<von oben>
Es war vorerst Slava, der vorausging.
Von den Versuchen des Kurzen mit Pfeifen und Pferden ahnte er nichts, die Schilderung hätte ihn aber sicher amüsiert. Überhaupt war der Kurze eher ein Kaliber, mit dem er etwas anfangen konnte. Der Junge war ihm ein Rätsel. Auch wenn ihm seine Überlegungen zum Leben als Knappe blieben ihm verborgen blieben wünschte auch er sich zurück nach Pripyat, die Geisterstadt, die seine Heimat geworden war.
Die Wohnung, in der Kostja sogar fließend Wasser installiert hatte. Der Kurz erinnerte ihn ein wenig an stämmigen Stalker, allerdings eher der Größe wegen. Kostja war ein friedfertiger Typ gewesen, nicht ganz helle aber ein gutmütiger junger Mann, Installateur, und die Not hatte ihn in die Zone getrieben. Und dort war ihm in die Finger gelaufen. Er hatte ihn vor der Inhaftierung bewahrt, auch wenn das nie jemand erfahren würde und sich eine Weile seiner Talente bedient. Mittlerweile hatte er auch die Zone verlassen, hatte geheiratet. Wie so viele waren er weitergezogem und er blieb zurück.
Letztes Jahr war er sogar Vater geworden und wollte ihn einladen, wenn er nur geahnt hätte....
Und so bot Slavas letzter Wohnsitz wohl sogar mehr Komfort als der des Jungen.
Gut, das Wasser war meist seltsam rot und man sollte es nicht trinken ehe man es abkochte. Es stammte aus einer Zisterne auf dem Dach, bediente sich aber der alten Rohrleitungen, in denen zumindest nichts mehr lebte das größer war als ein Wasserfloh. Kaffee konnte man damit machen und Totensuppe. Immerhin.
An den Geschmack gewöhnte man sich mit der Zeit.
Und sie hatten Möbel, gute Sowjetische Möbel aus dem umliegenden Häusern und dem Hotel. Dort hatten sie zuerst ihr Quartier aufgeschlagen, im Hotel Polissya, aber der Unterschlupf war kompromittiert wurden, nun waren sie vorsichtiger.
Und jetzt war er hier.
Und was nicht war fiel ihm erst recht auf. Der Ruf der Zone. Er spürte nichts davon.
Dieses unbändige Verlangen zurückzukehren, wenn er draußen zu tun hatte. Das mit zunehmender Entfernung wuchs, das Gefühl, am falschen Ort zu sein, und schließlich die körperlichen Begleiterscheinungen. Nach einigen Tagen Schwindel, Unwohlsein, schließlich Nasenbluten. Sehstörungen, erhöhter Hirndruck bis zur Bewusstlosigkeit. Ihm bleiben immer nur wenige Tage, der Einsatz in den USA hätte ihn fast umgebracht.
Alles löste sich wieder auf, kehrte er zurück. die Ärzte fanden keine Erklärung.
Hier... nichts.
So weit reichte der Arm der Zone nicht... noch nicht. doch für Erleichterung war es zu früh.
Ersteinmal mussten sie diesen Ort sichern, dann etwas essen, dann würden sie sehen.
Besser zielen diesmal... Er hatte nun einen direkten Vergleich zwischen Deutsch und Englisch, womit dann auch die Herkunft des Jungen geklärt war. Ein Deutscher. Passte. Aber Slava ließ es unkommentiert. Man stürzte sich nicht blindwütig auf den erst besten Vorteil, besser man sparte ihn auf bis man ihn besser nutzen konnte.
Kabelbinder sind aus...
Einen Moment brauchte er um zu begreifen, dass der Junge ihm andernfalls wohl die Lampe gegeben hätte um sie an der AK zu befestigen.
Er überlegte kurz, die Klebebänder, mit denen er das Ersatzmagazin am anderen Magazin festgeklebt hatte waren eine Option... aber wenn man die abmachte klebten sie nur noch mäßig, er hätte die Lampe verlieren können. Und Licht war zu wertvoll in so einer Zeit.
"Geht schon."
Den PDA steckte er sich an den Anorak. Der Vorteil dieser alten Geräte war die Klammer an der Rückseite. Und dass man mit ihnen ein lokales Meshnetzwerk aufbauen konnte. Die Reichweite war nicht groß, für die Sperrzone reichte es, und genau diesen Umstand hatten sie genutzt um Kontakte nachverfolgbar zu machen. Aber damit würde er sich später befassen.
Jetzt war der Weg zumindest etwas beleuchtet und hinter ihm sorgte der Junge für Licht.
Trotzdem trat er auf etwas, das den Brucheigenschaften nach Knochen sein mussten. Er wusste wie sie sich anfühlten.
Die Erinnerung an das Zentrum kam zurück.
Die vielen skelettierten Toten, angelockt von der Legende vom Wunschgönner, dann in die Fänge des C-Bewusstseins geraten, das auch nur die Selbsterhaltung im Sinn hatte, und dann ganz banal verhungert... nein, man verdurstete vorher... Manche der Leichen schon Jahrzehnte alt, andere frischer. Nur einen hatten sie noch retten können.
Er hatte es gesehen, das Zentrum.
In seiner vollen Häßlichkeit.
Und dann streifte sein Blick in der Dunkelheit... ein paar Augen, sie starrten ihn an.
"Keinen Schritt weiter, dh'oine!"
Die Stimme gehörte einer Frau. und sie kam von oben rechts, etwa über dem Boden, vielleicht zwei meter. Bei den Augen.
Die Worte verstand er nicht ganz, aber den Wortlaut.
Er war jedoch nicht ausreichend mit der Welt sozialisiert eine gespannte Bogensehne am Geräusch zu erkennen, aber er konnte auf Gehör schießen.
Die AK zuckte herum, doch der Pfeil war schneller.
Auch Slava war schnell, er duckte sich noch weg, mehr aus einem Reflex heraus, doch nicht schnell genug. Der Pfeil streifte seine Schulter. Allerdings schützte ihn das schwere Mischgewebe vor einer ernsthaften Verletzung. Dafür war auch er schnell genug um einen Schuss abzugeben. Der schlug in der Decke ein.
Im Mündungsfeuer sah er einen Moment lang das Gesicht einer jungen Frau, spitze Ohren, kurzgeschorene Haare.
Sie kauerte in einer Felsnische und zielte bereits wieder mit einem Pfeil auf ihn.
Sie hatte Nerven, das Sturmgewehr schien sie nur mäßig zu beeindrucken.
Und noch etwas schlich sich in seine Aufmerksamkeit. Aber erst langsam.
Ihr Bein, die Hose war blutig und zerfetzt und nur notdürftig verbunden, und auch als es wieder dunkel war nehm er den süßlich stumpfen Geruch einer eitrigen Entzündung wahr. Wer oder was es auch war war verletzt und wohl allein deswegen aggressiv.
"Bleib ruhig... Nimm den Bogen runter, dann geschieht dir nichts."
Seine Rechnung war einfach, einen weiteren Pfeil würde er schon aushalten, wie gut mochte sie so verletzt wohl zielen, die Kugel der AK dagegen würde sie auf die Entfernung schlichtweg zerfetzen.
Wie gut eine Elfe mit einem Bogen umgehen konnte ahnte er nicht.
Menschen.
Verfasst: Dienstag 30. November 2021, 13:20
von Aenye an Invaerne
Es war einige Tage her, hier unten fiel es etwas schwerer, einzuschätzen, wie viel Zeit vergangen war.
Nur die stinkenden Ghoule und ihr Rhythmus waren ein Anhaltspunkt und das Jammern der dh'oine* im Gewölbe der Gruft etwas tiefer. Bis vor kurzen hatten sie noch gestritten, seit einer Weile war es ruhig. Vielleicht waren sie tot, vielleicht auch nicht. Die Ghoule aber waren auf ihrem Stockwerk geblieben, sie waren nicht ungefährlich, aber auch gleichzeitig ein Schutz, die Männer von unten trauten sich nicht mehr herauf, und bisher hatten sie sie nicht entdeckt.
Was Menschen mit Elfen machten bedurfte nicht viel Phantasie. Vor allem wenn sie die bunten Klamotten im Stil der Eichhörnchen trug, außerdem war sie bewaffnet. Dass sie sich meist ein Tuch um die Ohren band um wenigstens diese zu verstecken täuschte oft nur kurz. Es verriet sie ihr Gesicht und nicht zuletzt die Augen.
Und dass sie lieber Hosen trug als Kleider, nicht nur eine Elfe, eine Scoia'tael.
Sie hatte im Krieg gekämpft, Dörfer überfallen und geplündert, im Auftrag Nilfgards, hinter der Frontlinie und genau das war der Grund, weswegen ihr Haarband nun um den Oberschenkel geschlungen war. Ein Axthieb, der seit Tagen nicht heilen wollte. Oder waren es schon Wochen?
Sie hatten gekämpft, dann war der Krieg plötzlich zuende und keiner wollte mehr etwas von den Elfenkommandos wissen. Der Kaiser lieferte sie ohne mit der Wimper zu zucken aus und in Temerien und Redanien war man recht großzügig mit dem Galgen zu Hand. Pfählen war auch beliebt geworden, Rädern und was sie sich sonst so einfallen ließen.
Den Elfen war Dol Blathanna zugesichert worden, aber den Elfen, nicht den Verrätern. Sie hatte ursprünglich zu den Dryaden gehen wollen, aber das hatte sie nicht mehr geschafft. Zuvor hatte ein Dorf mobil gemacht gegen sie. Drei Ihrer vier Begleiter hatten sie gleich erledigt, mit Mistgabeln und Harken, sie hatte zusammen mit Chanana entkommen können, und dann hatte ihr Pferd gescheut, sie war gestürzt und sie hatten sie ihre Gefährtin gefangen und aufgeknüpft. Immerhin hatten sie kurzen Prozess gemacht. Sie war als einzige entkommen, mit einer Wunde am Oberschenkel, die schmerzte und nicht heilen wollte. Sie war blindlings geflohen, zu Fuß, bis hierher, hier wollte sie bleiben und die Wunde versorgen und weitere Pläne schmieden.
Und dann waren ihr Männer gefolgt, bis in diese Gruft.
Doch bisher hatten sie sie nicht entdeckt, bis jetzt.
Sie hatte warten wollen bis sie dort unten von Ghoulen gefressen oder verhungert waren, dann hätte sie sich bei den Resten bedient und wäre wieder ihrer Wege gezogen. Bis dahin wäre auch ihr Bein wieder besser geworden, sie hätte zeit gehabt um aus den Kräutern in ihrer Sammlung eine Salbe zu rühren um die Infektion zu besiegen. Aber dazu war sie nicht gekommen, jetzt vielleicht, denn die unten waren ruhig geworden.
Und dann hatte sie oben wieder Lärm gehört. Stimmen. Fremde Stimmen und ihre Ghoule waren verschwunden und nicht zurückgekommen. Statt dessen kamen drei Menschen, schon wieder verdammte Menschen, verdammte beschissene Männer.
Komisch gekleidete Männer, aber über die Mode der Menschen machte sie sich wenige Gedanken, die waren immer eine eher peinliche Erscheinung.
Der erste trug das grün eines Jägers und eine seltsam geformte Armbrust, der zweite war jung und musste ein Hexer sein, schwarzes Leder und ein Schwer und magisches Licht. Dass die neuen keine leuchtenden Augen mehr hatten wusste sie, deshalb war sie nicht überrascht. Aber sein Gesicht war zu glatt, alle Hexer die sie gesehen hatte trugen die Spuren dessen, was sie töteten... Das passte eher zum ersten, aber Hexer kämpften mit Schwertern, nicht mit Schusswaffen. Weswegen sie ihren Nutzen so langsam verloren. Und der letzte war von Statur her eher ein Zwerg, oder ein Gnom. Mit einer normalen Armbrust bewaffnet. Auch mit denen war nicht zu spassen, vor allem hatte Mahakam auf der Seite der Nordländer gekämpft.
Sie kamen schon gefährlich nahe.
Die anderen Männer hatten sie übersehen, waren blind an ihr vorbeigelaufen, diese hier waren aufmerksamer... und dann streifte der Blick des Großen sie.
"Keinen Schritt weiter, dh'oine!"
Sie hatte den Bogen bereits gespannt, sie würde ihm einen Pfeil verpassen.
Und der hatte den Nerv, seine seltsame Armbrust auf sie zu richten.
Er wollte nicht hören. Der erste Pfeil war ein Warnschuss, und er wich schnell aus. So wusste sie wie ihr Gegner einzuschätzen war.
Doch er schien nicht einlenken zu wollen.
Vom Lärm, den Die Armbrust verursachte dröhnten ihr einen Moment lang die Ohren, und das helle Licht hatte sie kurz geblendet. Er setzte Magie ein, kein Zweifel. Zwei Hexer? Der Bolzen hatte ein Loch im Stein über ihr hinterlassen, er war nur knapp an ihrem Gesicht vorbeigegangen. Brösel rieselten ihr in die Augen. Dieser Scheißkerl wollte sich mit ihr anlegen. Schneller als jeder Mensch hatte sie den Bogen wieder gespannt. Sie hatte immer mindestens einen weiteren Pfeil in der Hand, und der Kurze Kompositbogen ließ sich auch aus ihrem engen Versteck heraus gut ziehen.
"Bleib ruhig... Nimm den Bogen runter, dann geschieht dir nichts."
Auch der Mensch hatte seine Armbrust weder gehoben.
Dass alles in wenigen Augenblicken. Er hatte wirklich Nerven. Und er beherrscht die Geneinsprache nicht, der sie sich bedient hatte.
"Thaesse**, dh'oine!"
_________
*Mensch
**Halt die Klappe
Sechs Nüsse für Eichhörnchen
Verfasst: Mittwoch 1. Dezember 2021, 16:35
von Thorben Denger
Thorben hatte sich hinter den beiden Männern zurückfallen lassen, als sie die Treppe hinab und in die dunklen, modrigen Gänge der Ruine vordrangen. Gleich zwei menschliche Schutzschilde,... hervorragend gemacht, lobte er sich selbst im Geist und grinste nach außen hin ohne Grund vor sich hin. Hier hinten war er am nützlichsten mit seiner Armbrust und diesmal hatte er festen Grund unter den Füßen. Noch so eine Blamage, wie zuvor im Sumpf würde er sich nicht eingestehen.
Er runzelte missmutig die Stirn, als auch der Hexer ein magisches Leuchtstäbchen aus seiner Lederkluft zog und mit ihm schwach den Gang ausleuchtete. Hatte eigentlich jeder dahergelaufene Abenteurer heutzutage magische Spielzeuge? Außer Thorben Denger?! Verdammt, ja,... er hatte auch schon magischen Kram und allerlei seltsame Relikte gefunden. Aber die waren ja schließlich immer Ziel seiner Aufträge gewesen. Irgendwann, so schwor er sich, würde er auch anfangen, ein paar der interessanteren Fundstücke zu behalten. Wobei,... wenn er sich den schwachen Schein der seltsamen Tafel und die zwar fokussierte, aber auch nicht sonderlich üppige Lichtmenge des Stäbchens vor Augen hielt, war er sich nicht einmal so sicher, ob er solchen Spielzeugen sein Leben anvertrauen wollte. Zwerge konnten zwar hervorragend im Dunkeln sehen,... zumindest im Vergleich zu Menschen, aber in einer Ruine voller Ghoule wollte man schon das eine oder andere Detail und nicht nur Umrisse erkennen können.
Er ließ sich ein Stück zurückfallen und griff tief in seinen Mantel. Nahe am Saum der rechten Innenseite hingen drei kurze Fackeln in Schlaufen. Ihre Köpfe waren in Ölpapier eingewickelt und ihr Gewicht sorgte für eine angenehme Beschwerung des Mantelsaums, so dass er, auch wenn es durchaus cool ausgesehen hätte, nicht so stark im Wind aufbauschte.
Er zog eine Fackel heraus, entfernte die schützende Hülle und kniete sich nieder. Lilly legte er neben sich zu Boden und mit dem Wetzstein und Stahl aus einer Gürteltasche begann er die Fackel zu entzünden. Glücklicherweise war sie noch in hervorragendem Zustand und flammte nach drei kurzen Funkenstößen bereits auf. Thorben pustete noch etwas Luft in den schwelenden Fackelkopf, als er die Rufe hörte. Eine Frau. Gemeinsprache. Das elfische Wort für Mensch. Verdammt, was hatten die beiden Kerle nun schon wieder aufgescheucht. Und warum liefen hier Elfen rum? In diesem verdammten Sumpf ging es ja noch hektischer zu, als am Novigrader Hafen. Dann zuckte er zusammen, als wieder das Geräusch dieser magischen Armbrust durch den Gang hallte. Seine Ohren klingelten und der Zwerg musste den Kopf schütteln, um ihn wieder frei zu bekommen.
Mit Lilly in einer und der Fackel in der anderen Hand, schloss Thorben wieder zu seiner kleinen Gruppe auf. So oder so würden die beiden seine Hilfe benötigen. Sei es im Kampf oder aber bei Übersetzung und Diplomatie.
Als er näher kam, fiel der Fackelschein auf die skurrile Szene, wie der Magier und die Elfe sich gegenseitig mit erhobenen und schussbereiten Waffen belauerten. Thorben seufzte gequält, hob beide Hände unbedrohlich in die Höhe, so dass Lilly an die Decke zielte und schob sich ganz langsam an den beiden Männern vorbei in die Schusslinie. Er musste den Verstand verloren haben, dachte er noch. Warum ließ er die drei sich nicht gegenseitig umbringen und danach konnte er gemütlich alle wertvollen Gegenstände einsammeln. Aber, so erinnerte er sich ebenfalls, die Elfe gehörte vielleicht zu Lord Juskowiaks Söldnern. In den Tiefen dieser Ruine, mitten im Sumpf am Arsch der Welt, nur zufällig auf ein weiteres Wesen zu treffen, das nicht der Kategorie "Bäh!" zugeordnet werden musste, konnte kein Zufall mehr sein.
Der Fackelschein, der wie Thorben zufrieden feststellte, deutlich mehr brachte, als die magischen Spielereien seiner Begleiter, ließ Details an der Elfe erkennen. Bunte Kleidung, kurze Haare, Wunde am Bein, wusste, wie man einen Bogen hielt und dann das grimmige Gesicht? Eindeutig ein Eichhörnchen, wenn er je von einem gehört hatte. Lästige Biester und ebenso tollwütig und versessen darauf, Nüsse als Trophäen zu sammeln, wie ihre tierischen Konterparts.
Thorben hatte kein Problem mit ihnen oder Elfen allgemein. Er hatte sich stets aus dem Krieg herausgehalten und nie irgendeine politische Seite unterstützt. Solange er seinem Geschäft nachgehen konnte, sollten sich alle anderen ruhig die Köpfe einschlagen. Und grundsätzlich kamen Elfen und Zwerge miteinander besser aus, als jeweils mit Menschen. Der Rassismus, den die Menschen beiden Völkern entgegenbrachten, schweißte Elfen und Zwerge oft sogar zusammen. In den Slums von Wyzima war das oft die einzige Möglichkeit, sich der täglichen Übergriffe durch hasserfüllte Menschen zu erwehren. Scoia'tael und speziell Eichhörnchen waren zwar in ihren Ansichten recht speziell, aber Thorben hoffte, dass er hier vermitteln konnte.
"Jetzt holt mal jeder wieder tief Luft und zählt bis zehn,... sofern das einer von Euch Witzfiguren überhaupt kann!" brach er die bedrohliche Stille des Blickduells in der Gemeinsprache. Er beherrschte zwar ein paar Fetzen der elfischen Sprache, aber er wollte, dass der Magier mithören konnte.
Nun hatte er sich ganz in die Schusslinie geschoben, die Hände noch immer unbedrohlich nach oben gerichtet. Und natürlich grinste er breit. Zum einen, um seinen Worten die Schärfe zu nehmen, und zum anderen weil Thorben nunmal Thorben war.
"Die beiden Typen verstehen, warum auch immer, keine Gemeinsprache. Sind aus einem Irrenhaus ausgebrochen oder haben zu oft eins auf den Schädel bekommen, oder was weiß ich? Der Magier hier,..." er deutete auf Slava "... sagt, er sei Nilfgaarder, wird also wohl kein Problem mit dir haben. Der andere Kerl ist scheinbar ein Hexer, und du weißt, dass die grundsätzlich neutral sind."
Er klopfte sich mit der Faust der linken Hand gegen die Brust und hätte sich beinahe den Bart dabei angesengt, da er zu spät erst daran dachte, dass er die Fackel hielt.
"Ich bin,... aahhh,... phuu,... ähm,... Thorben. Thorben Denger und mir geht der Krieg und alles was damit zu tun hat am Arsch vorbei. Demnach gibt es keinen Grund für Aggressionen, stimmt's?"
Mit einem noch breiteren Grinsen drehte er sich langsam auf der Stelle und schaute einem jedem ins Gesicht in der Hoffnung, Bestätigung seiner Worte dort zu entdecken. Am Ende blickte er die Elfe wieder an und versuchte es nochmal mit dem universellen Friedensangebot.
"Ähm,... wir haben Vodka und Tabak?"
Feuer!
Verfasst: Sonntag 5. Dezember 2021, 21:37
von Jakob von Nagall
Etwas war in dem Gang. Etwas beobachtete sie.
Nein, er spann sich was an - ein Monster unter dem Bett, etwas in den Schatten, die vom Licht nur noch dichter wurden. Der Großmeister hatte in einer der wenigen Stunden, die er sich im Monat für die Knappen nahm, einmal gesagt, dass Licht einem nur scheinbar half, zu sehen. In Wahrheit machte es einen blind, denn jenseits der Grenze zwischen Licht und Schatten war für die menschlichen Augen nichts zu sehen, wenn die Pupille falsch angepasst war. Doch ohne Licht wäre es hier unten stockfinster gewesen... undurchdringlich.
Slava ging langsam voran, Jakob bemühte sich, das Licht seiner Lampe überall hin fallen zu lassen, um keinen Abzweig oder keine Nische zu übersehen, in denen eins von den Viechern lauern könnte. Dia Hand, die sein Schwert hielt, war verkrampft.
Etwas kratzte an seinem Unterbewusstsein.
Ein Geräusch, das viel zu vertraut war und ihn einen Schritt zurück springen ließ. Das Knarren einer Bogensehne und sofort das Pfeifen von Luft in Naturbefiederung. Mit dem Schwert Pfeile abzuwehren war möglich - er hatte es gesehen, allerdings bei Lucius und der war Vampir. Rasend schnell und ohnehin schwer zu verwunden oder gar zu töten. Er hatte einmal heimlich zugesehen, als ein paar der Vampire unter dem Templern sich einen Spaß daraus gemacht hatten, sich gegenseitig auf die Probe zu stellen. Wer hatte die besseren Reflexe, wer konnte schneller schießen...
Ein Schuss krachte ohrenbetäubend und ließ Jakobs Gehör noch Sekunden lang sausen.
Er riss die Lampe hoch, auf eine Nische, in der eine Gestalt hockte - den Bogen bereits wieder im Anschlag.
Eine Frau, offenkundig verwundet. Das Licht ließ ein paar irritierende Augen schillern, ihre Züge waren scharf geschnitten, das Haar kurz geschoren. Sie war hübsch, wenn auch ziemlich bissig wie es aussah oder besser sich anhörte... Erst die spitzen Ohren ließen Jakob stutzen. War er denn in ein Märchen geraten oder in eine Filmkulisse? Erst der Zwerg und nun sie - eine Fee? Oder Elfe? Oder wie nannte man das?
Er überlegte gerade, ob er etwas sagen sollte und wann ja, dann was, als das Geräusch aufschlagender Flammen und knisternden Brennmaterials sein Herz kurz aussetzen ließ. War er bis jetzt nur wegen der Situation angespannt gewesen, begann sein Puls bei dem unerwartet auftauchenden Feuer zu rasen und er schnappte nach Luft, bevor er die Zähne aufeinander pressen konnte. Wäre er nicht zuvor einen Schritt zurück gesprungen, er hätte in der unbewussten Ausweichbewegung weg von Thorben wohl den zielenden Slava angerempelt. Die Elfe war vergessen und hätte sie ihm jetzt einen Pfeil in die Brust setzen wollen, er hätte todsicher in sein Ziel gefunden, denn Jakob hatte nur Augen für die Fackel und brauchte all seine Konzentration, um gegen den Schrecken, den ihr für ihn überraschendes Auflodern in ihm auslöste, anzukämpfen.
Die grobe Mauer um Rücken versuchte er den maximal möglichen Abstand zu Thorben zu halten, als dieser sich an ihm und Slava vorbei schob und kaum bot sich die Möglichkeit, wich Jakob wieder in den Gang zurück, bis an die Grenze der Lichtkugel, die die Fackel erschuf. Das Licht seiner eigenen Lampe fiel nutzlos auf den Boden. Das er selbst mit jeder Bewegung nur das Missbtrauen der Schützin erregen würde, war ihm in diesem Moment völlig egal. Er wollte nichts mehr als Abstand gewinnen. Abstand zum Feuer.
Seine Haut fühlte sich klamm an - er musste sich beruhigen. Das war nur eine Fackel. Wie im Kloster. Nur ein Licht. Wenn man sich auf ihre Existenz einstellte, waren sie nicht bedrohlich. Das Problem war das Überraschungsmoment.
Durchatmen.
Jakob heftete seine Aufmerksamkeit auf Thorbens Stimme, auch wenn er die Worte nicht wirklich verstand, so war es doch etwas, woran er sich klammern konnte. Etwas, um aus dem Fluchtmodus heraus zu finden. Und da waren wieder die zwei Worte, die er vorhin schon benutzt hatte, um Slava - was? - abzulenken? Vodka und Tabak. Vielleicht waren das hier sowas wie Zahlungsmittel, Naturalien statt Münzen?
Je länger er seinen Kopf mit solchen Gedanken beschäftigte, desto ruhiger wurde auch sein Herzschlag wieder.
Er schaltete die nutzlos gewordene Taschenlampe aus, um Batterien zu sparen. Wer weiß, wo er Neue bekommen konnte.
Re: Im Sumpf
Verfasst: Donnerstag 9. Dezember 2021, 09:43
von Vyacheslav Sokolov
Hinsichtlich ihrer Denkweise unterschieden sie sich grundlegend.
Auch wenn Slava natürlich kein Idiot war und auch nicht wirklich Lebensmüde, aber was man ihn in der Ausbildung gelehrt hatte war eine gewisse wohl auch nicht ganz gesunde Todesverachtung. Er würde keine Fragen stellen wenn der Befehl kam loszurennen, er würde nur fragen wohin und wie weit. Je weiter er selbst die Befehlskette nach oben kletterte, umso differenzierter wurden zwar seine Fragen, aber nach wie vor war er jederzeit bereit vorzugehen - wenn auch immer mit einer Waffe im Anschlag und bereit zu töten oder getötet zu werden.
War es besonders gefährlich schickte er schon auch mal einen Zivilisten vor, vor allem in der Zone, im Einsatz einen Fußsoldaten - oder einen Zivilisten, je nachdem wie der Einsatz beschaffen war - es waren Werkzeuge, nur Werkzeuge. Doch eine sehr lange Zeit arbeitete er überwiegend alleine, wenn es darum ging, politische Gegner mundtot zu machen oder einer feindlichen Organisation fasche Daten unterzujubeln. Politische Morde beging man auch besser alleine, jeder Mitwisser bedeutete Gefahr, aber die meisten Menschen ließen sich ohnehin ohne deren Wissen viel besser steuern. Und er war kein Dilettant wie die beiden Kollegen in London, hätte er das erledigt, sie wären nicht einmal auf die Idee gekommen, dass es Mord war. Nur ein vollkommen Debiler verwendete Gift, das man so eindeutig einem Land zuordnen konnte. Andererseits kannte er die Hintergründe nicht, vielleicht gab es auch gute Gründe weshalb er das nicht erledigt hatte.
Und nun standen sie einer fremden Frau gegenüber. Er, einer der besten die der GRU noch zu bieten hatte, und das nun in einer wohl mittelalterlichen Welt, und zwar einer Frau mit spitzen Ohren. Wobei ihm diese zunächst gar nicht einmal aufgefallen waren. Ein verzeihlicher Fehler, er hatte mehr auf andere Merkmale geachtet, die sie in der Bluse mit dem tiefen Ausschnitt ziemlich deutlich vor sich trug. Ablenken ließ er sich dadurch nicht, aber so wie sie zu ihm hinabgebeugt war stach das nun einmal mehr ins Auge und er genoss nun einmal gerne den Ausblick der sich bot. In dieser Zeit gab es wohl noch keine SportBH's, die alle Geschlechter Differenzen einebneten, so dann man genauso gut einen Jungen vor sich haben konnte wie ein Mädchen. Eindeutig ein Pluspunkt.
Und dann kam der Zwerg mit einer Fackel an. Auch nicht unnütz... Und Der Junge reagierte mit einer Panik, die ihm buchstäblich in die Augen geschrieben stand. Traumatisiert? Vorerst registrierte er es nur wortlos. was er daraus machen würde stand in den Sternen. Er hatte zwar Psychologie studiert, was ihm ohnehin heute kaum noch jemand zutraute, aber das lag auch daran, dass er nicht der Typ war, der einem in einer Praxis oder einer Beratungsstelle gegenüber saß. Keiner, der gerne anderen außer sich selbst half, es sei denn, wiederum es nutzte ihm.
Der Kurze begann wieder zu reden.
Elfen, Gnomen und Prinzessinnen... Ihm kam die erste Zeile eines Liedes von DDT in den Kopf. Es hieß 'Krankenhaus' und soweit er sich erinnerte ging es um einen Krebspatienten, aber der Anfang handelte von Magie und Geheimnissen und Rittern. Träumen.
An den Rest des Textes erinnerte er sich nicht. Aber auf wen die Rolle der Prinzessin entfiel war ihm jetzt schon klar.
Aber es handelte wohl auch von Wahnsinn und Realitätsflucht.
Ein anderes Lied kam ihm in dem Kopf, sein Dauerohrwurm vom Oberst, auf den niemand wartete und dem niemand antwortete. Sein Trigger.
Und der Kurze begann zu reden, sehr viel... aber er hatte ja nie wirklich Zurückhaltung geübt.
Und er drängte sich zwischen sie.
Slava seufzte, senkte die AK. Eigentlich konnte ihm Kollateralschaden hier egal sein, aber er wollte den Gnom nicht gleich erschießen, er konnte noch nützlich sein, immerhin musste er lernen wie die Welt funktionierte, möglichst schnell.
'nicht verstehen...' das kannte er mittlerweile, und diese Sprache nannten sie die 'Gemeinsprache'. Er war nicht mehr der Jüngste, aber er lernte schnell.
Der Zwerg wiederholte 'Nilfgard' und deutete auf ihn, der Endung nach war es wohl wirklich eine Volkszugehörigkeit.
Aber als er den Jungen als 'Hexe' bezeichnete, hätte er fast losgelacht.
Krieg verstand er, und ziemlich eindeutig die Bezeichnung für's Hinterteil. Und die Universelle Gesetz des Friedens, Vodka und Tabak.
Er war noch unschlüssig, wie er sich verhalten sollte, die Frau machte noch keine Anstalten, den Bogen zu senken, Sie starrte ihn nur an.
"Nilfgarder...?" wiederholte sie und musterte dann den Jungen "Hexer?" und beinahe sah er den Wiederstreit auf ihrem Gesicht.
Ihre Augen waren für seinen Geschmack etwas zu durchdringend.
Frauen waren schwer zu lenken, man musste sehr viel mehr Zeit investieren und bezeichnenderweise waren auch auch jedes Mal Frauen, die ihn fast zur Strecke gebracht hätten. Doch keine von ihnen war heute noch am Leben.
"Visse deien aep Ceas'raet. N'et aen vaerb'tinnea, het aen creasa! Que aen suecc's? Woh erre sinde? Waen iche hene?"
Eine Parole, drei schnelle Fragen, an ihn gerichtet. Er erkannte es am Syntax, aber ohne auch nur ein Wort zu verstehen. Er blieb die Antwort schuldig, musterte sie nur aus zu Schlitzen verengten Augen, als sinne er über eine Antwort nach.
Manches davon klang wie Latein, anderes deutsch... Niederländisch? Thorbens Worte waren leichter zu verstehen, seine 'Gemeinsprache' rekrutierte sich aus ihm vertrauteren Sprachfamilien. Latein hatte er nie gelernt.
Und dann richtete sie ihre Worte wieder an den Zwerg, wieder in der Gemeinsprache.
Er glaubte das Wort für Hinterteil zu verstehen, einen Ort vermutlich in Frankreich, Worte wie 'dumm' und 'Lüge'. Er biss sich auf die Lippen, sie hatte sie wohl entlarvt. Kein Nilfgarder. Soviel war klar.
"Was denkst du denn woher ich sonst kommt, hm?"
Angriff war die beste Verteidigung.
Trotzdem senkte sie den Bogen. Starrte ihn an. Ein Instinkt sagte ihm, dass er bei dieser Frau vorsichtiger sein musste, nicht nur weil sie schnell mit dem Bogen zur Hand war.
Im Sumpf - Unten in der Ruine
Verfasst: Donnerstag 9. Dezember 2021, 09:55
von Aenye an Invaerne
Aenyes Blick wanderte von Thorben zu den beiden anderen. Die Angst in den Augen des jungen angeblichen Hexers sah sie nur zu deutlich. Sie hätte nun schießen können, ja, sie tat es nicht.
Nicht aus Freundlichkeit sondern um Pfeile zu sparen. Gerade waren sie keine Bedrohung, gerade konnten sie vielleicht sogar nützlich sein.
Der Zwerg beteuerte, dass er neutral war und die anderen auch...
Was auch immer sie sein mochten.
"Visse deien aep Ceas'raet. N'et aen vaerb'tinnea, het aen creasa! ...Que aen suecc's? Woh erre sinde? Waen iche hene?"*
Der Narbige Typ schien kein Wort zu verstehen. Kein Wort Nilfgardisch, dass das der Älteren Rede sehr ähnlich war. Und der Junge ein HEeer? Auch das bezweifelte sie ernsthaft. Was auch immer die Beiden dem Zwerg hatten weismachen wollten, sie logen.
"Klar. Und ich bin die Herzogin von Toussaint. Am Arsch sind das ein Hexer und ein Nilfgarder. Entweder du bist dämlicher als gut für einen Zwerg, oder... nichts oder. Thorben, Thorben Denger. Das sind Lügner!"
Trotzdem senkte sie den Bogen. Starrte ihn kurz an.
Starrte den Alten an.
Sie verstand was er sagte, aber es war gebrochen, wie eine Persiflage auf die Gemeinsprache, doch ähnlich.
Und das weckte Erinnerungen.
Woher sollte er sonst sein?
Eine sehr gute Frage.
"Sag du es mir!"
Sie versuchte sich zu erinnern was ihr Eathjen beigebracht hatte. Er behauptete immer, eine Weile mit einer Aen Saevherne gereist zu sein, die ihm von Welten erzählt hatte, die es dort draußen gab. Andere, fremde, in denen Boote aus Metall am Himmel flogen. Und sie hatte ihn einige Worte gelehrt, die von dort stammten. Doch sie erinnerte sich nicht. Allerdings war die Kleidung des Angsthasen interessant, exotisch genug, sie kannte nichts dergleichen. Vielleicht...
Deshalb senkte nun auch sie den Bogen, entspannte die Sehne. Noch steckte sie die Pfeile aber nicht wieder in den Köcher.
Der Ältere Mensch hatte ebenfalls seine Waffe gesenkt, diese seltsame Armbrust, die so fürchterlichen Lärm machte und dabei aufflammte. Furchterregend war es, wenn man auf dem Schlachtfeld war, aber absolut ungeeignet wenn man einem Gegner gegenüberstand und lautlos töten wollte. Diese Waffe, egal wie sie Funktionieren mochte, und egal ob die Stein durchschlagen konnte, kam ihr minderwertig vor. Verglichen mit einem guten Bogen, mit Horn und Sehne belegt, ein kurzer wunderbarer Reiterbogen mit verstärkten Siyahs und einer fein gedrehten Sehne. Hatte ein Vermögen gekostet, war auswendig in der Pflege und vor allem der Sumpf tat ihm gar nicht gut, aber sie konnte sich immer daraus verlassen. Ein Pfeil musste auch keinen Stein durchschlagen, solange er durch die Rüstung ging und ein Loch in den Körper machte. Mehr wollte sie gar nicht. Und es war leise.
Und jetzt wollte sie etwas Ablenkung.
"Ihr habt meine Ghoule umgebracht... jetzt kümmert euch selbst um den Abschaum dort unten. Meinetwegen teilen wir dafür durch vier."
Sie kletterte von dem Vorsprung herab, zog die Tasche mit ihren Habseligkeiten nach sich. Nur weil sie verletzt war bewegte sie sich kaum ungelenker.
Unten angekommen richtete sie sich auf, dabei war sie nur wenig größer als der Zwerg, damit deutlich kleiner als der alte Mensch und wohl der junge.
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* "Du dienst dem Imperium. Das ist nicht dein Wille, es ist deine Pflicht! ...Was ist hier los? Wer seid ihr? Was mache ich hier eigentlich?"
Die Herzogin und ihr Hofnarr.
Verfasst: Donnerstag 9. Dezember 2021, 17:03
von Thorben Denger
Thorben senkte Armbrust und Fackel zu Boden und lehnte beides gegen die nächste Wand, was die Schatten der Anwesenden auf gruselige Art und Weise verlängerte und verschmelzen ließ. Er hatte nur auf die Elfe geachtet und somit Jakes Reaktion auf das Feuer gar nicht mitbekommen. Mit den freien Händen kramte er in seinem Mantel nach dem Tabaksbeutel herum und hielt ihn der Frau entgegen. Mit der anderen Hand zog er ein paar Male an seiner Pfeife und nahm sie endlich wieder aus dem Mund. Sie war während all der Zeit doch ein wenig schwer geworden.
Die Situation war für's Erste wohl wieder unter Kontrolle, sofern keiner der beiden Kerle etwas unüberlegtes tat. Zwei zu null für Thorbens großes Maul. Er hätte Diplomat werden sollen. Feiner Zwirn und nur beste Verpflegung den ganzen Tag. Auf Dauer sicher langweilig, aber für eine Zeit könnte ihm dieses Leben sicherlich gefallen.
"Die Herzogin von Toussaint also? Nun, eure Hoheit,..." und er deutete grinsend eine Verbeugung an. "... eine Ehre, euch hier zu treffen. Eine seltsame Ortswahl, Hof zu halten, aber eins ist sicher. Der Fummel steht euch definitiv besser, als so ein verdeckendes, bauschiges Kleid."
Von den Worten, die sie auf Nilfgaardisch gesprochen hatte, konnte er nur ein paar Fetzen verstehen. Es gab in den nördlichen Königreichen eigentlich nur eine Möglichkeit die Sprache der Schwarzen zu lernen. Und das passierte automatisch, wenn ihre schweren Stiefel den eigenen Nacken in den Dreck traten. Aber hier und da hatte er ein wenig der Sprache auf seinen Reisen aufgeschnappt. Sei es eine Marschkolonne, die an seinem Karren vorbeigezogen war oder bei einem Gwent Spiel in einer Kneipe, nahe der Grenzen. Dennoch konnte er den Worten keine Bedeutung zuordnen. Musste sich um eine Standardphrase oder einige Codewörter handeln, die der alte Kerl nicht beantworten konnte. Ein Nilfgaarder, der weder Gemeinsprache noch die eigene Sprache konnte? Undenkbar.
"Klar lügen die beiden, Kindchen. Jeder lügt wegen dem ein oder anderen. Du bist schliesslich auch nicht die Herzogin von Toussaint." Er zwinkerte ihr gutgelaunt zu, als wenn er ihr Geheimnis durchschaut hatte, aber bereit sei, es zu wahren.
"Aber Fakt ist, die beiden sind irgendwelche zurückgebliebenen Idioten, keine tollwütigen Biester. Zumindest sind sie mir nicht direkt an die Kehle gegangen. Man kann mit ihnen kommunizieren und ich glaube, die haben mehr Angst vor uns, als wir vor ihnen."
Er beäugte Slava von der Seite her und bemerkte den stoischen, beinahe kaltblütigen Gesichtsausdruck in dem man keine Regung erkennen konnte. Danach das noch leicht panische, schweißüberströmte Gesicht des Hexers, welches Thorben fragend eine Braue in die Höhe heben ließ.
"Nun,.. zumindest der Junge. Ob der alte Lulatsch überhaupt etwas fühlen kann, bezweifle ich irgendwie."
Dann räusperte der Zwerg sich und wurde für einen Moment ernst.
"Abschaum dort unten?"
Als Scoia'Tael war die Chance relativ hoch, dass sie mit Abschaum Menschen und keine weiteren Ghoule meinte.
"Zufällig ein alter Geck mit ein paar Söldnern? Weil wenn ja, dann kümmere ich mich am besten alleine darum. Wegen denen bin ich hier und es wäre mir auch ganz lieb, wenn ihnen nichts zustoßen würde. Naja, zumindest dem alten Sack."
Er bemerkte den grimmig, zweifelnden Blick der Elfe und fügte noch hinzu:
"Großes Bittebitte mit extra viel Danke oben drauf?"
Erkenntnisse
Verfasst: Samstag 11. Dezember 2021, 21:14
von Jakob von Nagall
Die Frau - was auch immer sie sonst war - schien nicht sonderlich überzeugt von dem, was Slava und Thorben sie glauben machen wollten. Jakob schnappte nur wieder Fetzen auf, war er doch noch eine Weile mit sich selbst beschäftigt. Auch dass der Zwerg ihn eine Hexe nannte, entging ihm und vermutlich hätte er sich ziemlich darüber gewundert.
Einatmen. Ausatmen. Es war nur Licht und es war weit genug weg.
Die Frau sprach wieder und Ja, das fragte er sich tatsächlich auch. Was war hier los und was machte er eigentlich inmitten dieses Haufen Märchenfiguren? Erst im Nachgang zu diesen Gedanken fiel ihm überrascht auf, dass er die letzten Worte der Frau aufgegriffen hatte und er warf ihr einen verwunderten Blick zu. Jakob könnte niemals wiederholen, was sie gesagt hatte, aber etwas in seinem Gehirn hatte den Worten ganz unbewusst eine Bedeutung zugeordnet. Ganz ähnlich war es ihm oft mit seinen Großeltern gegangen, die einen alten norddeutschen Dialekt gesprochen hatten. Er selbst konnte den Dialekt nicht sprechen, nicht einmal wiedergeben, was sie vorsagten, aber er war irgendwie in der Lage zu deuten, was die Worte meinten und entsprechend darauf antworten. Es passierte einfach, ohne das er viel darüber nachdenken musste. Die Worte der Frau lösten einen ganz ähnlichen Prozess aus, der Klang war vertraut, auch wenn er ihr nicht hätte antworten können - nicht ohne gründlicher über die Sprache nachzudenken. Doch dafür war es zu schnell gegangen und sie wechselte schon wieder in des Kauderwelsch, das für Jakob keinerlei Sinn machte, dafür dem Russen verständlicher zu sein schien. Auch Thorben hatte vorhin Worte verwendet, die ihm mehr Sinn gemacht und ihn an Latein erinnert hatten. Also gab es hier mehrere Sprachen und zumindest eine davon lag seinem Wissen scheinbar näher.
Er folgte ihren Bewegungen mit den Augen, allerdings weit weniger schamlos auf gewisse Merkmale fokussiert wie Slava. Jakob musterte nicht ihren Körper an sich, als die Art wie sie sich bewegte. Es machte ihn misstrauisch - in seiner Welt war es nur den Untoten möglich, trotz einer solchen Verwundung derart uneingeschränkt zu wirken, denn gut genährt heilten sie fast so schnell wie man ihnen die Wunden zufügte. Und gerade mit den Todesengeln - den Frauen der Lydia van Ameln - war nicht zu spaßen. Ihre Schönheit war ebenso legendär wie ihre Grausamkeit - jedem Knappen wurde von Beginn an eingebläut, ihren Reizen auf keinen Fall nachzugeben. Jakobs Finger schlossen sich fester um den Griff des Schwertes.
Die Frau kletterte derweil behände von dem Vorsprung und wies den Gang hinab, während sie weitere unverständliche Worte von sich gab. Thorben schien in Verhandlung zu treten, was das weitere Vorgehen anging und Jakob fragte sich, wieso er nicht einfach Kehrt machte und wieder ins Tageslicht hinauf kletterte. Was hielt ihn hier, bei diesem seltsamen Mann und den beiden zur kurz geratenen Wesen, von denen eines ebenso gut eine Sirene Lydias sein konnte? Ihre angenehme Gesellschaft war es sicher nicht, ließen doch weder der grimmige Soldat noch die kleine Bogenschützin Zweifel daran offen, wie man zueinander - und damit zu ihm - stand. Nur Thorben erweckte den Eindruck, tatsächlich an einem Miteinander interessiert zu sein. Was also hinderte ihn? Die Angst vor einem Pfeil oder einer Kugel im Rücken, sobald er sich umwandte? Hatten sie denn Grund dazu?
Doch eigentlich war es ganz einfach. Ihm war inzwischen klar geworden, dass das hier weder ein Drogen- noch ein Fiebertraum war und auch keine Fantasie im Koma. Es war zu real, die Schürfung an der Hand, die er sich eben an der Wand geholt hatte, schmerzte zu echt. Der Geruch der brennenden Fackel, die Geräusche - alles war zu wirklich um seinem Geist zu entspringen. Und das hieß, dass er in der Klemme steckte und erst einmal heraus finden musste, wo er war. Und es hieß auch, dass der Russe aktuell der einzige war, der vermutlich ebenfalls aus seiner Welt kam. Oder zumindest einer, in der es einen Ort namens Pripyat gab und in der man Englisch sprach. Das machte Slava zur einzigen Bezugsperson im näheren Umfeld - was Jakob zwar nicht passte, in letzter Konsequenz aber dafür sorgte, dass er eben nicht auf der Stelle Kehrt machte.
Betont langsam, um niemanden durch zu plötzliche Bewegungen wieder zu irgendwelchen übereilten Handlungen zu verleiten, steckte er seine Taschenlampe wieder in die Innentasche der Kombi. Die Fackel spendete immerhin genügend Licht, an dessen äußerer Grenze er weiterhin verharrte. Abwartend, ob die drei sich entschließen würden, weiter in die Dunkelheit vorzustoßen. Dann würde er ihnen wohl oder übel folgen, aber die Frau wollte er auf keinen Fall im Rücken haben, bis er wusste, was sie war.
Von Elfen und Menschen
Verfasst: Montag 13. Dezember 2021, 10:08
von Aenye an Invaerne
Auch wenn sie nicht unbedingt wollte, aber der Zwerg brachte sie zum Lachen. Ja, klar, sie hielt hier Hof.
"Nur mein Hofstaat ist ein wenig dürftig geraten... Und meine zuverlässigsten Diener habt ihr da oben niedergemetzelt."
Etwas hastig deutet sie in Richtung des Ausganges, wohin die Ghoule verschwunden waren. Nicht dass sie sie wirklich hätte kontrollieren können, aber sie war schnell genug und vielleicht hatten sie sie auch der eitrigen Wunde wegen nciht gleich attackiert, warum auch immer, sie hatte sich in ihrer Gesellschaft sicher gefühlt, nun waren sie weg. Sie würde Ersatz dafür brauchen. Eine Bande zurückgebliebener war dazu genau das richtige.
Beim Tabak Angebot schüttelte Aenye allerdings den Kopf, kramte dann statt dessen aus einem Beutel etwas helles Pulver um es nach kurzem Zögern ebenso anzubieten. Fisstech. Das Zeug war nicht billig, aber sie konnte nun kaum alleine davon nehmen. Und hatte dieser Thorben nicht auch Vodka versprochen?
Sie selbst schnupfte eine Brise davon, der hässliche Mensch beobachtete sie mit gesteigertem Interesse und so bot sie ihm ebenfalls etwas davon an, bedeutet ihm mit Gesten, dass er die Wahl hatte, entweder schnupfen oder ins Zahnfleisch reiben. Er schien sich zumindest damit auszukennen und wählte dann ziemlich geübt die letztere Methode. Immerhin. Einer der diesem Zeug nicht abgeneigt war konnte nicht ganz so schlecht sein. Auch wenn sie seinen Ausdruck nicht mochte. Seine Blicke, die dabei immer wieder in ihr Dekolleté abwanderten. Natürlich bemerkte sie das, ebenso den widerwärtigen Ausdruck, der dahinter lauerte, der eines Mannes der sich nahm was er wollte. Ja, wahrscheinlich wirklich ein Soldat, Nilfgard oder etwas anderes. Egal für wen sie zuvor gekämpft hatten, sie zogen wo immer man sie entlassen hatte, nun raubend und vergewaltigend durchs Land. Manche wohl ohne zuvor überhaupt in einer Armee gewesen zu sein, einfach so. So einer war das wohl, die Visage passte... nur die Kleidung nicht. Und er roch komisch. Bitter, metallisch... seltsam eben.
Dann wandte sie sich jedoch wieder Thorben zu.
Es schien ihn nicht weiter zu kümmern, dass sie ganz und gar nicht waren was sie vorgaben, aber dann war das wohl sein Problem.
Zu seiner Frage zuckte sie nur mit den Schultern.
"Menschen sehen doch irgendwie alle gleich aus, kann schon sein. Bis gestern waren sie noch laut, heute sind sie irgendwie leise geworden. Und wenn du runtergehst komme ich mit. Ich will meinen Teil der Beute."
Sie verfolgte den Jungen mit ihrem Blick, er schien dagegen Angst zu haben. vor ihr?
Sie widerstand der Versuchung, in seine Richtung zu springen und "Buh!" zu machen. Hüpfen sollte sie mit dem Bein nicht.
Dass er noch am besten ihre Worte auf Elfisch verstanden hatte war untergegangen. Doch selbst wenn es ihr klar gewesen wäre, vorerst war nur wichtig etwa Beute zu machen und dann die Wunde versorgen. Egal wie. Sie musste sie etwas besseres als Ihre Wundkräuter auftreiben.
Aber bis dahin half das Fisstech und zuerst würde sie sich von den Menschen holen was sie habe wollte.
"Komm, gehen wir..."
Nun drehte sie den beiden Menschen den Rücken zu, sie waren keine Bedrohung, der eine hatte Angst vor ihr, der andere würde wohl erst etwas anderes versuchen ehe er sie umlegte und dann hatte sie ihn in der richtigen Position um ihm mit dem Messer die Kehle zu durchschneiden. Also keine Gefahr. Derzeit wohl nicht.
Von Elfen, Gnomen und Prinzessinnen.
Verfasst: Montag 13. Dezember 2021, 13:09
von Vyacheslav Sokolov
Wieder reichte der Zwerg Tabak, die Frau lehnte ab, bot statt dessen ein Pulver an. Sie selbst schnupfte es und bedeutete ihm, es auf's Zahnfleisch zu reiben. Hätte er es nicht besser gewusst, er hätte vermutet, dass es Metamphetamin war. Soweit er wusste war die Droge erst in der Neuzeit aufgekommen, vor allem aber im 2ten Weltkrieg populär geworden unter verschiedenen Bezeichnungen. Aber Crystal Meth im Mittelalter? Absurd.
Doch genau würde er es erst wissen, wenn er es ausprobiert hatte. Und wenn es war wonach es aussah würde es auch gleich sein Schmerzmittelproblem lösen.
Die Wirkung blieb abzuwarten.
Er musterte sie weiter. Die Augen waren merkwürdig, schienen zu schillern, in Regenbogenfarben, und die Ohren waren zu spitz für einen Menschen, und tu deutlich um nur eine normale Variation zu sein. sonst konnte er keine Unterschiede erkennen, die Phalangen schienen die gleiche Zahl zu haben, der Symetriegrad des Gesichtes war höher als bei durchschnittlichen Menschen, attraktiv. Nicht nur der tiefen Einblicke wegen.
Und er begriff, dass sie zusammen mit dem Zwerg die Katakomben weiter erkunden wollte. So sehr ihn auch die Neugier trieb, aber das war eine Gute Gelegenheit, mit dem Jungen zu reden. Der sammelte seine Lampe ein und hielt auf den Ausgang zu.
"Komm mit, Prinzessin, eine gute Gelegenheit zu reden."
Und er zog ihn einfach mit sich hinaus.
Was das Pulver auch immer war, es schien zu wirken. Die Qualität war sicher nicht die Beste, gestreckt mit... was auch immer... Zucker? Soda? Aber das war Meth. Was für eine verdammte Welt.
Wieder draußen angekommen ließ er Jakob los.
"Nun erzähl mir mal, wie du hier hergekommen bist. So detailliert wie möglich."
<wieder nach oben>
Und da waren's nur noch zwei.
Verfasst: Montag 13. Dezember 2021, 16:36
von Thorben Denger
"Ähm,... was ist hier los?"
Erstaunt drehte Thorben sich merhmals auf dem Fleck und schaute mal der Elfe, mal den beiden Menschen hinterher, die in zwei verschiedene Richtungen davon gingen.
"Hab' ich was verpasst?"
Verdammt, wieso hauten die beiden Kerle jetzt wieder ab? Hatte die Elfe sie dermaßen eingeschüchtert? Er hatte gehofft, die beiden Menschen vorschicken zu können, so dass der Lord und sein Gefolge zumindest ihre eigene Rasse als erstes zu Gesicht bekämen. Wenn nach Ghoulen nun eine Elfe und ein Zwerg die Treppe hinunter marschiert kamen, war die Chance hoch, dass Juskowiaks Gefolge erst auf die vermuteten Scoia'Tael schießen und danach die Fragen stellen würden.
Grummelnd klemmte er sich die Pfeife wieder zwischen die Zähne, nahm Armbrust und Fackel auf und fiel in einen lockeren Trab, der seine Ausrüstung im Mantel klappern und Klirren ließ, als er nach kurzer Überlegung der Elfe folgte. Irgendwie musste er sie davon überzeugen, dass da unten keine Beute warten würde. Das sie auch nicht wild Mensch um Mensch erschießen konnte. Wobei,... Lady Juskowiak hatte nicht mehr Geld geboten, ihren Mann lebend zurück zu bekommen. Bei der harten Frau war sich Thorben relativ sicher, dass sie nur den Ring brauchte, um damit den Tod ihres Mannes zu beweisen und somit volle Geschäftsfähigkeit über das Handelshaus zu erlangen. Zudem bestand noch immer die Möglichkeit, dass sie eh alle tot und halb gefressen waren, wenn es stimmte, was die Elfe gesagt hatte und seit einiger Zeit kein Laut mehr von unten gekommen war.
Er machte keine Anstalten, die Fackel zu löschen, als er die Elfe eingeholt hatte. Mit so viel Licht würde es für die Scoia'Tael schwierig werden, die Söldner zu überraschen. Vielleicht würde sie das davon abhalten, voreilig zu handeln, bevor er nicht mit ihr gesprochen hatte.
"Also,... was genau hast du vor, Kindchen? Mir wäre es ganz lieb, wenn die Leute da unten überleben,... falls sie noch am leben sind. Falls da unten weitere Ghoule sind, kämpfen wir Seite an Seite. Wenn die Menschen tot sind, kannst du alles haben, bis auf einen bestimmten Ring. Wenn sie leben, gibt es keine Beute und du lässt sie mit mir gehen. Einverstanden, euer Hoheit?"
Er betrachtete das blutige Haarband, welches sie um ihr verletztes Bein geschlungen hatte. Die Wunde sah nicht gut aus und trotz des Muffs und ghoulischen Verwesungsgeruchs, konnte er den Wundbrand fast riechen.
"Am Rand des Sumpfes habe ich mein Lager aufgeschlagen. Dort habe ich auch Heilkräuter, mehr Alkohol und Zeug für Erste Hilfe. Als Dank für deine Kooperation teile ich den Kram mit dir, wenn du dich artig verhälst."
Er grinste und zwinkerte ihr zu, auch wenn sie mit dem Rücken zu ihm ging. Er hoffte zumindest, dass sie anhand seiner Redweise keine Kritik oder Drohung, sondern nur einen Deal und Humor aus den Worten heraus las. Ob er sie wirklich zu seinem Karren führen würde, stand aber noch in den Sternen. Die Chance, dass sie ihm dort einen Pfeil zwischen die Augen steckte und mit seinem Zeug abrauschte, war viel zu groß.
Solch einem Freigeist, wie einem Eichhörnchen, konnte er nicht trauen.
RE: Und da waren's nur noch zwei.
Verfasst: Dienstag 14. Dezember 2021, 11:04
von Aenye an Invaerne
Sie blickte in die Richtung, in die Thorben blickte, den beiden Menschen hinterher.
Sie zuckte mit den Schultern.
"Menschen sind komisch, man muss nicht verstehen warum die irgendwas tun."
Sie war im Gegenzug ganz froh. Sie würde sie zwangsläufig im Rücken haben und Menschen mochte sie nicht besonders. Die Nilfgarder hatten sie zwar immer mit Respekt behandelt, aber als dann der Frieden ausgehandelt worden war hatte man sie trotzdem fallen gelassen und nun wollte keiner mehr etwas von den Diensten der Elfen wissen und man lieferte sie aus an die Nordländer.
Menschen traute sie nicht weiter als sie einen davon werfen konnte, und die beiden waren zu groß um sie auch nur hochzuheben.
"Mach doch die scheiß Fackel aus, sonnst sehen sie uns ja sofort..." fauchte sie, nicht ahnend, dass das Absicht war.
Und er rauchte auch noch, sie würden sie sofort riechen.
Aber dann begann er zu erklären. Überhaupt redete er recht viel, selbst für einen Zwerg. Wollte wissen was sie vor hatte. Ganz einfach, überleben. Nicht viel mehr vorerst.
"Gut, wenn Ghoule da sind machen wir die Ghoule fertig. Wenn die Menschen tot sind bekommst du den Ring, ich den Rest... Leben die Menschen noch... hm... bekomm ich irgendwas nützliches von dir."
Sie hatte sich kurz umgedreht, für den Moment schien er es ernst zu meinen, lächelte, grinste, doch fast ein wenig übertrieben fand sie. Auch ihm traute sie nicht wirklich.
Jeder konnte einen über's Ohr hauen, wirklich jeder. Das hatte sie lernen müssen. Nur für den Moment war es hilfreich das kurz zu vergessen.
Später würde sie sofort wieder dran denken.
Was genau sie wollte wusste sie ohnehin schon lange nicht mehr. Und wer erst noch Zeile finden musste konnte sich erst einmal ansehen was geboten wurde.
"Meinetwegen. Geh vor."
Eine Lektion in Selbstsicherheit.
Verfasst: Mittwoch 15. Dezember 2021, 14:54
von Thorben Denger
Das Spitzohr war aber mal echt eine grummelige Tussi. Launisch wie die echte Herzogin wahrscheinlich. Aber so waren die meisten Elfen, die er kennengelernt hatte. Entweder ständig auf Streit und Rassenkampf aus oder sie hatten den Stock eines Gelehrten im Arsch und bedachten einen immer mit einem überlegenen, naserümpfenden Blick, als seien sie etwas besseres. Elfen konnte man es echt nie recht machen. Menschen waren auch stets total kompliziert und zu solch einer Vielzahl an Emotionen und Verhaltensweisen fähig, dass einem Zwerg schwindelig werden konnte. Ein breites Spektrum von A, wie alles Arschlöcher bis Z, wie ziemlich dufte. Dazwischen gab es auch noch G, wie gutmütig, gleich gefolgt von H, wie hinterfotzig. Und viel zu oft war das ganze Alphabet in nur einer Person, an nur einem Tag vertreten.
Zwerge hingegen waren einfach gestrickt. Sie waren fleissig, mutig und immer gut gelaunt, bis einer dieser Stockträger oder ein Alphabetmännchen auftauchte. Die Welt wäre eindeutig besser, wenn nur Zwerge in ihr wohnen würden. Er grübelte,...; wenn er diesem Gedankengang weiter folgte, würde er auch noch zu einem Scoia'Tael werden. Der Gedanke ließ ihn schaudern. Zumindest war das Leben nicht langweilig, mit all diesen Spitzohren und langen Lulatschen in der Welt. Auch wenn er auf die 'aufregenden' Zeiten in den Slums von Vyzima gerne verzichtet hätte.
Thorben verdrängte alle diese Gedanken. Zumindest wollte sie kooperieren. So zuckte er nur mit den Schultern und schob sich an der Elfe durch den engen Gang vorbei. Über die Schulter antwortete er auf ihren Vorschlag des Deals.
"Ich habe dir bereits etwas nützliches angeboten, Kindchen. In meinem Lager habe ich Heilerkram für dein Bein. Ich denke, in deiner momentanen Situation ist das mehr wert, als Münzen und Klunker."
Dann ging er voraus.
Der unterirdische Teil der Ruine war früher mit Sicherheit ein regelrechtes Labyrinth gewesen. Doch die Zeit und all das Sickerwasser des Sumpfes hatten die meisten Gänge einstürzen lassen. Mehrfach mussten die beiden widerwilligen Abenteurer ihre Schritte zurückverfolgen, da sie ans Ende einer Sackgasse voller Steintrümmer gelangten, die oftmals mit Knochen und verwesenden Leichenresten dekoriert waren. Das Nest der Ghoule. Aber glücklicherweise trafen sie auf keine weiteren mehr.
Unglücklicherweise allerdings fanden sie auch nichts von Wert in den zwar mit Steinmetzkunst verzierten, aber ansonsten leeren Gängen. Alle Schätze oder Kunstobjekte mussten hinter den eingestürzten oder oftmals auch von dicken Ranken zugewuchterten Teilen der Sackgassen versteckt sein. Einem normalen Abenteurer hätte der Zustand und die baufällige Weise der Ruine sicherlich gehörige Angst eingejagt, hier lebendig begraben oder von einem weiteren Steinrutsch erschlagen zu werden. Aber Thorben stand über diesen Dingen. Vielleicht war er zu dumm oder naiv, um zu glauben, dass er auf eine so unspektakuläre Art und Weise sterben könne. Der Zwerg hatte sich seinen Abgang immer deutlich imposanter vorgestellt. Besoffen von einem Kneipentisch zu fallen und sich das Genick zu brechen war zwar genau sein Ding, aber nicht explosiv und abenteuerlich genug. In hohem Alter, friedlich im Bett zu sterben war auch nicht das, was er sich wünschte. Es sei denn, er hätte noch ein paar laszive Gefährtinnen dabei, die ihm den Weg ins Jenseits verschönerten. Es gab viele Möglichkeiten, glorreich zu den Vorvätern zurückzukehren. Von einer einstürzenden Decke in einer verkackten Ruine erschlagen zu werden war zwar realistisch, aber so etwas passierte nur anderen Leuten, oder? Naja, ein wenig sollte er die Gefahr schon ernst nehmen, entschied er und prüfte hier und da den Zustand von tragenden Pfeilern und Rissen im Deckengebälk.
Der Weg, den die beiden kontinuierlich weiter vordrangen, war allerdings wohl der Hauptweg ins Herz der Ruine und somit breiter und nicht ganz so stark von Verfall und Beschädigungen gekennzeichnet. An einer langgezogenen Treppe, deren steinerne Stufen so eben Platz für zwei Personen nebeneinander boten, blieb er stehen und schaute sich aufmerksam um. Von unten drang ganz undeutlich ein Lichtschein in den Treppengang. Er beugte sich ein wenig vor und hielt die Fackel nahe der Stufen. Dort waren Blutflecken zu sehen, die weiter nach unten nur noch Tropfen bildeten.
Thorben grummelte, gab der Elfe ein Zeichen, stehen zu bleiben, und warf die Fackel weiter die Treppe hinunter, an deren unteren Absatz sie in einer Pfütze zischend zum Liegen kam. Das Kaleidoskop an Licht und Schatten, welches die Fackel auf dem Weg nach unten an die steinernen Oberflächen des Treppenganges warf, konnte nicht die weiteren Blutflecken verbergen, die die Stufen in Abständen bedeckten.
"Hab' ich's mir doch gedacht." murmelte er und begutachtete die Wand dort, wo der erste Blutfleck den Boden zierte. Er griff in eine Tasche seines Mantels. Heraus holte er eine Handvoll kleiner Holzkegel und hielt einen davon vor Aenyes Nase. Grinsend sagte er. "Sowas gehört zur Grundausstattung eines Abenteurers und Archäologen. Würde nie ohne diese Schnipsel das Haus verlassen."
Er machte sich daran, die Kegelchen mit einem Messer zu bearbeiten. Immer wieder prüfte er mit kritischem Blick die Wand und danach die Holzstücke in seinen Händen. Dann nickte er zufrieden und ging eine Stufe weiter hinunter. Er drückte einen der Kegel in ein Loch, welches fast unsichtbar in verschnörkelten Schlangensymbolen innerhalb der Wand verborgen war. Mit der Faust schlug er es noch einmal fester in die Wand hinein und trat dann eine Stufe weiter hinab. Ein Klicken ertönte unter seinen Füßen, gefolgt von einem mechanischen Klackern hinter der Wand, wieder gefolgt von einem Zischen aus Richtung des zugestopften Lochs. Mit einem dumpfen 'Plopp' verhinderte der Holzkegel, dass der Pfeil der Falle das Loch verlassen konnte. All das geschah in einem äußerst kurzen Augenblick und hätte einem unachtsamen Forscher wohl ein neues Loch in seinem Mantel eingebracht.
Zufrieden grinste Thorben und wiederholte den Vorgang noch einige Male, bis sie etwa Zweidrittel des Treppenganges hinter sich hatten. Dann aber rutschte er plötzlich auf einem Stück schleimigen Moos unter seinen Füßen aus, als er sich vorgebeugt hatte, um ein weiteres Loch zu stopfen. Für einen Moment ruderte er noch wild mit den Armen, dann fiel er die Treppe hinab. Die Elfe war ein Stück zurückgeblieben, so dass sie ihn nicht packen konnte und so purzelte Thorben dank all seiner Ausrüstung, die er im Mantel verstaut hatte, scheppernd und klappernd die restlichen Stufen hinab, kam gelegentlich wieder auf die Beine und vollführte dann erneut einen merkwürdigen Tanz, um vielleicht doch noch das Gleichgewicht zu halten. Doch musste er sich dann stets der bereits erreichten Schwungkraft ergeben und fiel wieder nach vorn. Dabei klackerte und zischte der Fallenmechanismus unter ihm fröhlich vor sich hin und als Thorben endlich mit einem Satten 'Uff' und alle Viere von sich gestreckt am Ende der Treppe aufschlug, hatte er alle Druckplatten ausgelöst und die Fallen für die Elfe unfreiwillig entschärft.
Mit einer Geschwindigkeit, die man niemandem zugetraut hätte, der gerade eine Treppe heruntergefallen ist, stand er auf und wischte sich Dreck und Staub von den Schultern seines Mantels. Breit grinste er die Elfe hinter sich an, als hätte er gerade ein prachtvolles Kunststück vollbracht.
"Das ging mir eindeutig zu langsam, also habe ich es auf die Thorben Denger Methode gemacht."
Eine weitere Überprüfung des Mantels zeigte ihm mehrere Löcher auf, die er bei seinem Schauspiel eingefangen hatte. Ein paar im Saum, eines in einem der weiten Ärmel und eines sogar ganz knapp unter der Achselhöhle. Ein Pfeil steckte noch in dem Mantel, denn er hatte seinen Notfall Flachmann getroffen, den er bisher noch niemandem gezeigt hatte. Schließlich war der Alkohol ja auch nur für ihn in Notfällen gedacht. Jetzt zog er mit traurigem Blick das tropfende Gefäß aus seinem Mantel, seufzte und hielt es sich an den Mund, um die letzten Reste heraus zu schlürfen. Den Pfeil, der darin gesteckt hatte, ließ er achtlos zu Boden fallen.
Jeder, der mit Thorben einmal zusammen gearbeitet hatte wusste, dass der Zwerg manchmal unglaublich geschickt aber gleichzeitig unglaublich tolpatschig sein konnte. Was ihm allerdings niemand absprechen konnte, war sein stetiges, unverschämtes Glück.
Thorben nahm die Fackel wieder auf und marschierte selbstbewusst weiter in den hinter der Treppe liegenden, sehr großen Raum hinein. Man konnte auch schon Halle dazu sagen, denn sie war so groß, dass die Schritte seiner schweren, metallbeschlagenen Stiefel, laut widerhallten. Drei verunsicherte Augenpaare blickten ihm entgegen, als er das Gewölbe betrat, als gehöre es ihm. Drei Menschen, ungewaschen, stinkend und sichtlich nervös. Zwei hatten Schwerter in den Händen und einer zielte mit einer unliebsam zitternden Armbrust auf Thorben.
Dieser baute sich herrisch vor den Menschen auf, stemmte die Hände in die Hüften und reckte stolz das Kinn in die Höhe.
"Ich bin Thorben Denger, und ich bin gekommen, um euch zu retten!" proklamierte er laut und widerhallend. Dann zeigte er mit einem ausgestreckten Daumen über seine Schulter zu Aenye.
"Das ist die Herzogin von Toussaint, und wahrscheinlich ist sie hier um euch zu töten,... ich weiß es nicht so recht. Ziemlich eigensinnig und launisch diese Adeligen, wenn ihr mich fragt."
Die Männer warfen sich verwirrte Blicke zu und hoben fragend die Schultern, doch Thorben blieb ihnen eine weitere Erklärung schuldig.
"Ist einer von euch Lord Juskowiak?" Niemand hätte einen der verschwitzten und verdreckten Söldner in ihren speckigen Lederrüstungen für einen Lord gehalten, doch Thorben war manchmal gerne gründlich. Zudem war es ganz praktisch, die Männer noch ein wenig weiter zu verwirren. Tatsächlich hatten die Söldner in ihrer Verwirrung die Waffen niedergelegt. Und zuguterletzt hatte der Zwerg natürlich auch eine Menge Spaß dabei.
Einer der Männer zeigte unsicher in eine Ecke des Raumes, wo Thorben nun einen reglosen Körper am Boden ausmachen konnte.
"Is' in 'ne Falle gelauf'n." meldete sich ein anderer Mann zu Wort. "Ham' noch versucht, ihn zu rett'n. Hatt' abba zuviel Blut verloren."
Thorben ging näher zu dem Leichnam und führwahr, das war der Kerl, den Lady Juskowiak ihm beschrieben hatte. Auch seine Kleidung war um einiges besser, als die der anderen Männer im Raum. Sein Blick fuhr über die starren, weißen Hände des Toten und fanden keinen Ring an dessen Fingern.
"Sein Leibdiener und drei andere unseres Trupps sind oben schon von Ghoulen zerfetzt worden." gab nun der dritte Söldner von sich, der scheinbar ein wenig redegewandter als seine Kameraden war. "Wir haben uns in diesen Raum zurückgezogen und die Stellung halten können. Seit über einer Woche harren wir hier schon aus und so langsam gehen uns die Vorräte aus."
Thorben drehte sich zu den Männern um, noch immer die Hände in die Hüften gestemmt, als wäre er hier der befehlende Lord.
"Dann ist es ja gut, dass ich euch gerettet habe. Die Ghoule sind erledigt und ihr seid frei zu gehen. Von mir aus könnt ihr alles behalten, was ihr vom verschiedenen Lord geklaut habt, sofern ihr es lebend an der Herzogin vorbei schmuggeln könnt. Ich will nur seinen Siegelring. Das ist mein Auftrag, diesen wiederzubeschaffen und ihr werdet ihn herausrücken, wenn ihr den Lord schon nicht beschützen konntet."
Die Männer tauschten erneut unsichere Blicke aus, dann aber formten sich ihre Augen zu misstrauischen Schlitzen, als die Rede davon aufkam, ihre Beute teilen zu müssen. Es schien so, als wäre das undankbare Pack trotz ihrer Rettung nicht bereit dazu.
Re: Im Sumpf - Unten in der Ruine
Verfasst: Donnerstag 16. Dezember 2021, 10:34
von Aenye an Invaerne
Sie folgte dem Zwerg.
Beklommenheit machte sich breit. Nicht weil sie befürchtete, die uralten Gewölbe könnten über ihr einstürzen, hier teilte sie die unbegründete Zuversicht des Zwerges. Sie war der Ansicht, sie würde irgendwann im Kampf sterben, bei der Verteidigung ihrer Ideale, ihrer Sache.
Die Beklommenheit hatte andere Ursachen.
diese Tempel hatten ihre Vorfahren erbaut, vor sehr langer Zeit, lange bevor die Menschen in diese Welt gekommen waren. Damals hatte all das ihnen gehört, die fruchtbaren Böden der Täler. Manche von ihnen waren alt genug, sich an diese Zeit selbst zu erinnern.
Und dann waren die Menschen gekommen. Kurzlebige Kreaturen, aber anpassungsfähig. Blitzschnell hatten sie alles besiedelt, hatten sie verdrängt. Anfangs hatten ihre Leute noch gedacht, das ginge vorbei, sie bekämen ihr Land zurück man wollte die Neuankömmlinge ja nicht gleich rauswerfen. Sie waren sich immerhin ähnlich. Hätte man das besser mal getan so lange es noch ging.
Schon wenige Jahrhunderte später hatten sie sich überall breit gemacht und längst vergessen, wem das Land zuvor gehört hatte. Und sie gingen nicht weg. Gekommen um zu bleiben. Und sie hatten so eine Kure Generationenfolge. Und wenn die dann zurück kamen um ihr Land zurückzufordern hatten sie es mit Frauen, Kindern und alten zu tun, die das Land schon seit Generationen bewirtschafteten. Und sie hatten sogar recht. Sie wussten es ja nicht besser.
Und schon waren ihre Leute die Aggressoren.
Sie hatte Eathjen gut zugehört, immerhin bezog er sein Wissen direkt von einer Wissenden.
Und nichts was sie taten konnte noch Rückgängig machen was geschehen war.
Egal wie viele Menschen sie niedermachten, sie kamen viel schneller nach.
Sie selbst dagegen, die Aen Seidhe... Die lange Lebensspanne machte eine hohe Fruchtbarkeit unnötig.
Die meisten ihrer Männer...
Anfangs wollte sie es nicht glauben, aber als sie dann etwas länger nachdachte... Genau hinsah... Eathjen hatte recht.
Keine ihrer Kameradinnen trug das Kind eines ihresgleichen. Die einzigen, die schwanger oder bereites Mutter waren hatten Mischlinge. Mit verdammen Menschen.
Dort wo sie sie nicht vertreiben konnten züchteten sie sie hinaus.
Sie zogen sich zurück, an den Rand gedrängt, der bewohnbaren Welt, in Reservate verfrachtet.
Sicher, ein spaßiger Zeitvertreib waren menschliche Männer, aber man durfte nicht zulassen...
Und die Nilfgarder waren keinen Deut besser.
Aber Zwerge waren in Ordnung. Sie konkurrierten nicht um den Lebensraum, einzig die Zwerge ließen sich von den Menschen vereinnahmen. Sie hatten weniger das Problem, rausgezüchtet zu werden. Bei den Scoia'tael gab es auch viele von ihnen. ebenso Halblinge, Gnome. Aber die meisten... 'Anderlinge' waren nicht bereit zu kämpfen, sie ergaben sich einfach. Doppler versteckten sich, arrangierten sich.
So wie eben auch viele Elfen.
Deshalb war sie wütend.
Und froh, dass die beiden Menschenmänner weg waren.
sie setzte sich auf die oberste Stufe der Treppe und beobachtete den Zwerg wie er die Fallen entschärfte. einfallsreich war er, das musste sie zugeben. Die kleinen Holzkeile als Blockaden. Aber es dauerte.
Nur hatte er nicht gefragt.
Das war ein alter Elfen Tempel... es gab immer einen Weg durch die Fallen wenn man die alte Sprache beherrschte. Man wollte ja nicht die eigenen Fallen auslösen und wieder neu scharf machen müssen.
Wenn man lesen konnte... und auch wenn die Steine größtenteils von Moos und Unrat bedeckt waren, das Muster lernte man schnell.
Und dann beschleunigte Thorben sein Vorgehen doch etwas.
Er hatte echt übernatürliches Glück, dass ihn keiner der Bolzen erwischte und so knapp wie einer seinen Mantel durchschlug und an der kleinen Flasche stecken blieb grenzte an göttliche Führung.
"Gut gemacht, Herr Zwerg." flötete sie, dann sammelte sie die ganzen kleinen Holzkeile ein, zupfte sie auch aus den steinen und ging dann den Weg ihrer Vorfahren.
"Hier, die Grundausstattung braucht der Archäologe später vielleicht wieder. Und das mit dem Vodka hat sich dann wohl erledigt."
Er schritt weiter voran. Stolz waren sie ja, die Zwerge. Ja, sie entwickelte eine gewisse Sympathie. Sie waren beide Anderlinge, und wenn er nicht für die Menschen arbeitete konnte sie das akzeptieren.
Dann schien das Ziel erreicht. Anscheinend hatte Thorben gefunden was er suchte.
Gekommen um euch zu retten... Die hätte lachen wollen. Gerettet, klar.
Und er stellte sie als 'Herzogin von Toussaint' vor, sie deutete eine höfische Verbeugung an, wie sie glaubte die Menschen machten sie vielleicht. Tatsächlich hatte se das nur einmal in einem Theaterstück in Nowigrad gesehen. Witziges Stück, ging um einen Doppler.
Lord Juskowiak... nie gehört, aber auch sie zweifelte daran, dass einer der Männer das war. Das waren dreckige Banditen, die Art, die einem auflauerten und einem die Kehle durchschnitten, alles mitnahmen und einer war immer dabei, der sogar noch bereit war sogar eine Leiche zu schänden, wenn sie halbwegs weiblich aussah.
Menschen eben.
Und der Lord war tot und ausgeraubt. Was sonst? Ob sie ein wenig nachgeholfen hatten?
Änderte das etwas an der Sachlage?
Sie Spannte ihren Bogen, ein Pfeil in der Sehne, drei weitere gleich in der Hand, sie würde nicht lange brauchen um nachzulegen. Und sie stand oben an der Treppe.
Ein Pfeil mehr falls ein Schuss zur Demonstration ihrer Zielgenauigkeit nötig war.
"Wie Herr Denger schon erklärt hat. Legt alles ab was dem Lord gehört hat. Wir bekommen es ja sowieso, ob aus euren warmen oder euren kalten Händen. Mir ist das gleichgültig... Wobei, Nein, nicht ganz. Ich persönlich nehm es mir immer lieber aus kalten Händen. Ist unkomplizierter. Aber ausnahmsweise lasse ich euch mal die Wahl."
Die Gerettet zögerten noch. Dabei wusste doch jeder, das nichts umsonst war.
Ach ja...
"Und falls ihr wirklich an uns vorbeikommen solltet... oben erwarten euch die Fallen, das wisst ihr ja... und noch weiter oben ein Hexer und ein Magier aus Nilfgard. Also, lasst ihr euch jetzt von uns retten oder wollt ihr es selbst versuchen, Hm?"
Es machte langsam Spaß.
Kanonenbootdiplomatie.
Verfasst: Donnerstag 16. Dezember 2021, 12:57
von Thorben Denger
'Herr Denger'!
Oh, daran konnte sich Thorben mit Sicherheit gewöhnen. Die, die ihn kannten, nannten ihn für gewöhnlich nur beim Vornamen und Fremde nannten ihn in der Regel einfach nur abfällig 'Zwerg'. Wobei,... die Elfe wurde normalerweise wohl auch nicht mit Herzogin angesprochen. Dies war alles nur ein Schauspiel, um die Menschen vor ihnen unterschwellig zu verhöhnen und waren sie mit ihnen erst einmal fertig, so würde er wohl wieder einfach nur der Zwerg sein. Eine Schande eigentlich. 'Herr Denger' hatte einen netten Klang. Natürlich nicht so dekadent, wie ein 'Lord Denger', aber übertreiben wollte er es ja eh nicht. Hmm,... 'Lord Denger'. Hatte auch einen schönen Klang,...
Thorben zwang sich wieder ins Hier und Jetzt zurück und blickte in die grimmigen aber auch unschlüssigen Mienen der drei Männer. Ihnen war anzusehen, dass sie ihre Chancen und die Wahrheit von Aenyes Worten abwägten. Da der Zwerg die Namen der Menschen nicht kannte, nannte er sie innerlich einfach 'Säufer', 'Raucher' und 'Kiffer'.
"Hier unten steht es noch immer drei gegen zwei und wenn ihr hier lebend runter gekommen seid, habt ihr sicher die meisten Fallen bereits entschärft." sagte Raucher mit zuversichtlicher, tief kratziger Stimme. Er schien sowohl das Hirn, als auch die Stimme der Gruppe zu sein.
"Abba v'lleicht hamm 'se doch 'nen Magier und 'nen Hexer, wenn'se schon die Ghulse feddich g'macht hamm!" meldete sich Säufer besorgt und eloquent wie ein Furzkissen zu Wort und erntete finstere Blicke von seinen beiden Kameraden, da er ihre Verhandlungsposition nicht gerade stärkte. Kiffer sagte nichts, schob sich nur langsam in Richtung eines Schutthaufens, hinter dem er vermutlich in Deckung gehen wollte. Seine Armbrust hatte er noch nicht erhoben, da er wohl keine Gegenwehr bis dahin riskieren wollte.
"Wieso sollten wir euch An,... Typen eigentlich trauen?" versuchte Raucher wieder an Boden zu gewinnen. Thorben wusste, dass er ursprünglich 'Anderling' sagen wollte, aber letztlich schlau genug gewesen war, sich zu korrigieren, um nicht noch mehr Streit vom Zaun zu brechen. "Machen wir einen Deal! Ihr lasst uns vorbei, die Treppe hinauf, und wir werfen den Ring, den du wolltest, runter."
Thorben verschränkte die Arme und tappte ungeduldig mit der Stiefelspitze, was in der großen Halle ein bedrohlich metallisches Klopfen verursachte. Mit genervter Stimme antwortete er den Menschen.
"Ja, klar. Weil wir euch ja auch so sehr trauen können. Wer wurde hier von wem gerettet und wer hat hier Leichenfledderei betrieben, häh?! Jetzt stellt euch nicht wie kleine Kinder an und rückt einfach den Ring raus. Danach müsst ihr nur noch mit der Herzogin weiter diskutieren."
"Glaub'nich', dass das die Herzogin von Tussi-Dings is'!" gab Säufer hochintelligent zu bedenken.
Der Zwerg seufzte nur, hechtete hinter den nächsten Pfeiler und streifte sich Lilly von der Schulter. Die Kerle waren einfach zu dumm, verängstigt und stolz, um ihre Chancen richtig einzuschätzen. Und Thorben hatte weder Zeit noch Lust, Kindermädchen für drei verzweifelte Menschen zu spielen oder sie in seinem Rücken zu wissen, sollten sie sich doch noch auf einen Waffenstillstand einlassen. Die Elfe würde ihn sicher unterstützen, ja wahrscheinlich sogar die Hauptarbeit übernehmen, wo sie Menschen doch so gut leiden konnte.
Eins war jedenfalls sicher,...
Er holte eine der Kartätschen unter seinem Mantel hervor und entzündete die Lunte an seiner Pfeife. Funkensprühend hielt er die Granate in der Hand und wägte ab, ob das eine gute Idee war, sie in einer eh bereits zusammenbrechenden Ruine zu nutzen. Dann zuckte er gleichgültig mit den Schultern und warf.
... die Zeit für Diplomatie war abgelaufen.
Re: Im Sumpf - Unten in der Ruine
Verfasst: Donnerstag 16. Dezember 2021, 14:55
von Aenye an Invaerne
Die Menschen waren unkooperativ, wunderte sie kaum.
Einer von ihnen war etwas vernünftiger, aber die Kumpanen überstimmten ihn.
Das einzige, was hier in der Überzahl war, war die Dummheit. Aber sie hatten die Armbrust noch nicht gegen sie gerichtet und sie wusste, sie wäre schneller,
Sie zuckte mit den Schultern und...
Und ehe sie schießen konnte...
Aber eine Granate, hier unten?
Gut, sie sparte Pfeile, eine Menge Pfeile, aber die Beute könnte beschädigt werden.
Ein Sprung hinter eine Wand brachte sie aus der Detonationsreichweite und in Deckung, auch der Zwerg war hinter einer Säule in Deckung gegangen.
Der etwas hellere der Söldner versuchte zu fliehen, lief direkt auf sie zu.
Richtig, die Zeit für Diplomatie war abgelaufen.
Der Flüchtende bekam einen Pfeil in den Hals. Gurgelnd sackte er zu Boden, dann war es schnell vorbei. Er blieb am Boden liegen und das Blut rann langsam die Stufen hinab.
Sie durchsuchte gleich mal seine Taschen, drinnen musste sich erst der Staub legen.
Tabak, noch ein Flachmann, ein Ring, ein paar Klunker, Scherben, ein kleines Etui, ein Notizbuch.
Der Ring... Hm.
Als sich der Staub ein wenig gelegt hatte kam sie wieder nach unten.
Ein Teil der Kammer war eingestürzt, was nicht anders zu erwarten gewesen war, die Trümmer hatten die beiden anderen weniger intelligenten unter sich begraben, aber einer von ihnen lebte noch.
"Du hast sogar recht. Ich bin nicht die verdammte Herzogin von Touissant. Aber es ging gar nicht darum, dass ihr uns hättet trauen sollen. Den Irrtum begehen viele von euch."
Es war nicht zu erwarten, dass sie überlebten, unter den Trümmern würden sie alleine nie raus kommen, aber sie hatte auch keine Lust ihnen jetzt den Rest zu geben.
"Deine Arbeitsweise gefällt mir, Denger, Thorben Denger. Nicht lange reden. aber nächstes mal warn mich vor."
Sie durchsuchte bereits die Taschen, fischte weiteren Tabak, einen Flachmann, einen Beutel mit Fisstech heraus, nicht viel mehr von Wert, die ganze Ausbeute der Expedition. Sie ahnte ja nicht was sie gesucht hatten. Und ihre Begleitung ahnte vielleicht nicht, dass man manchmal nur fragen musste, jemanden der wusste wie solche Tempel aufgebaut waren, weil sie sich schon oft in den Ruinen der Vorfahren versteckt hatte oder weil sie mit einem gereist war der mit einer Wissenden gereist war.
"Hier, den kannst du haben, der ist wertlos, de Rest behalte ich."
Sie gab ihm den Ring.
Wie abgesprochen.
Siegelringe und Siegertypen.
Verfasst: Freitag 17. Dezember 2021, 21:19
von Thorben Denger
Thorben hatte sich nach dem Wurf der Kartätsche hinter dem Pfeiler hingekauert und sich den Hut mit der unglaublich breiten Krempe mit beiden Händen Tief über die Ohren gezogen. Er hatte ganz genau gewusst, dass es ein Fehler war, hier unten mit Sprengstoff herumzuhantieren, aber verdammt nochmal hatte es ihn in den Fingern gekribbelt, die neuen Spielzeuge einmal auszuprobieren.
Der Hut schützte sein Gesicht zwar vor Staub und kleineren Splittern, die die Druckwelle durch den ganzen Raum schleuderte, aber nicht vor dem ohrenbetäubenden Knall, der in dem hallenartigen Gewölbe noch um ein Vielfaches verstärkt war. Thorbens Ohren klingelten so sehr, dass er sein eigenes Husten zuerst gar nicht hören konnte, welches die dichte, aufgewirbelte Staubwolke ausgelöst hatte. Langsam richtete er sich wieder auf und lugte an dem Pfeiler vorbei in die Staubwolke hinein. Für jemanden, der gerade erst die Treppe herunter gekommen wäre, musste es so aussehen, als stünde ein Geist im Raum, denn Hut und Mantel des Zwerges waren schneeweiß vom Staub der Äonen bedeckt.
"Wow,... das war ... bombig!" rief er viel zu laut aus, da er sich nicht selbst hören konnte, ebenso wie sein anschließendes, irres Lachen. Er nahm die Pfeife, die er während der ganzen Zeit im Mundwinkel gehalten hatte, und stellte grummelnd fest, dass sie erloschen war und dick mit Staub zu saß. Somit steckte er sie in eine seiner Manteltaschen und schlang sich Lilly über die Schulter.
Mit leicht zitternden Beinen verließ er seine Deckung und schaute sich im Bereich der Detonation um. Zwei Menschen lagen unter größeren Trümmerstücken begraben. Ein Blick nach oben verriet, dass ein Teil der Decke eingestürzt war und noch immer fielen lose Erdbrocken herunter. Thorben konnte verwirrte Regenwürmer erkennen, deren Welt sich in wenigen Augenblicken drastisch verändert haben musste. Hier und da plätscherte ein Schwall brackiges Sumpfwasser von der Decke und bildete bereits ansehnliche Pfützen am Boden der Halle. Glücklicherweise hatte die Explosion keinen der tragenden Pfeiler zu sehr beschädigt, doch zu lange sollte sich hier wohl niemand mehr aufhalten. Die Decke bröckelte langsam immer weiter auf und das eindringende Wasser würde sich bald vermehrt seinen Weg suchen und hier unten alles fluten.
Der Zwerg blickte sich weiter um und sah, dass Aenye sich um den dritten Menschen gekümmert hatte und sich nun daran machte, die beiden anderen zu fleddern. Nun, das war der Deal, demnach konnte er wohl nichts dagegen sagen. Er war nur gespannt, was sie mit dem Ring machen würde. Wobei er noch nicht wusste, was er tun sollte, wenn sie beschloss, sich dahingehend nicht an ihre Abmachung zu halten. Sie war zu geschickt und schnell für ihn. Er müsste sich dann wohl oder übel einen langfristigen Plan ausdenken, sie zu überlisten.
Mit platschenden Schritten ging er auf die Ecke der Halle zu, in dem der Leichnahm von Lord Juskowiak lag. Vor diesem ging er in die Hocke und betrachtete den Zustand des toten Körpers. Die Söldner mussten Nasen aus Stahl gehabt haben. Thorben hatte jedenfalls keine und musste ein Röcheln unterdrücken. Eine Woche in diesem modrigen, feuchtem Grab hatten ihre Spuren hinterlassen. Die Leiche war vor der Explosion bereits halb verwest und aufgebläht gewesen. Die Druckwelle hatte Steinsplitter und Fragmente der Kartätsche wie Geschosse in den Leichnahm getrieben und ihn förmlich explodieren lassen. Der Zwerg zuckte gleichgültig mit den Schultern. Eine Sorge weniger. Eine verwesende Leiche von Velen nach Novigrad zu karren war wirklich nichts gewesen, auf das er sich gefreut hätte.
So stand er wieder auf und gesellte sich zur Elfe, die noch dabei war, die Taschen der beiden eingeklemmten Menschen zu durchwühlen. Das Wasser ging ihm jetzt schon bis zum Knöchel und es würde nicht mehr lange dauern, bis es anstrengend werden würde, hier unten zu gehen. Immer öfter löste sich ein Stück der Decke und fiel mit lautem Krachen oder Platschen zu Boden.
Er war ziemlich überrascht, als Aenye ihm ohne Umschweife den Ring in die Hand drückte. Es geschahen doch noch Zeichen und Wunder. Vielleicht war die Elfe gar nicht so übel oder aber sie bewunderte einfach nur seinen Stil. Das konnte er ihr natürlich nicht verdenken. Wenn Thorben Denger einen Fehler hatte, dann war es der Hang zu,... zugegebenermaßen rechtmäßiger und notwendiger Selbstbeweihräucherung. Er drehte den Ring zwischen zwei Fingern umher. Kein Zweifel, das war das Gegenstück zu Lady Juskowiaks Siegelring mit dem Wappen des Handelshauses. Und dazu noch in makellosem Zustand. Thorben ging nicht davon aus, dass sie je die Wahrheit erfahren würde, wenn er ihr stattdessen erzählte, dass er den Ring zwischen einem Haufen abgenagter Knochen gefunden habe. Wesentlich einfacher, als das explodierte Etwas in der Ecke zu erklären. Manchmal musste man einfach mit Kollateralschäden leben. Geschichten wurden stets von den Siegern geschrieben. Und Thorben Denger war nunmal von Natur aus ein Siegertyp.
Er nickte Aenye dankend zu und reichte ihr seine Hand.
"Wir sind ein gutes Team, Herzogin. Bin mir sicher, wenn du ab und an auf den Stock im Arsch verzichten würdest, könnten wir zusammen den einen oder anderen Auftrag erledigen. Wobei ich schon gerne den richtigen Namen meiner Arbeitskollegen kennen würde."
Er zwinkerte ihr vergnügt und breit grinsend zu und machte sich dann daran, die größten Steinbrocken von den beiden Verwundeten fortzuhieven. Die Kerle mochten zwar Arschlöcher sein und Thorben würde sie bestimmt nicht aus dem Loch hier herausschleppen oder zusammenflicken. Aber er würde ihnen zumindest eine Chance geben, aus eigener Kraft zu fliehen. Wenn sie die Zähne zusammen bissen und sich gegenseitig stützten, konnten sie es vielleicht schaffen. Säufers Schwert war ungepflegt, rostig und schartig und Kiffers Armbrust war vom Aufprall eines Deckenstücks zerbrochen. Dennoch warf er die beiden Waffen vorsichtshalber in eine der Ecken der Halle. Er glaubte zwar nicht daran, dass die beiden Menschen mit ihren Verwundungen noch eine Gefahr darstellten, aber man musste ja kein unnötiges Risiko eingehen.
"Ihr seid echt zwei armselige, dumme Bastarde. Ich hoffe für euch, dass ihr in den nächsten paar Minuten ein wenig Rückgrat zeigt, ansonsten erwartet euch ein feuchtes Grab. Aber eigentlich ist mir das scheißegal."
Wieder zuckte er gleichgültig mit den Schultern, dann wendete er sich Aenye zu und deutete mit ausgestrecktem Arm in Richtung der Treppe.
"Scheint hier nix wertvolles mehr zu geben, auch wenn das ein zentraler Tempelraum ist. Schade eigentlich. Aber wir sollten machen, dass wir hier rauskommen. Ich hasse Wasser in den Stiefeln."
Re: Im Sumpf - Unten in der Ruine
Verfasst: Samstag 18. Dezember 2021, 15:19
von Aenye an Invaerne
Es sammelte sich bereits Wasser in der Kammer. Natürlich, über Ihnen war der Sumpf, der ganze Boden stand schon unter Wasser und es tropfte schnell weiter herab. Bald wäre es knöcheltief.
Sie beobachtete wie der Zwerg die Menschen befreite, machte aber keine Anstalten ihm zur Hand zu gehen. Das war seine Sache.
Er betonte zwar, dass es ihm scheißegal war, aber dennoch hatte er wertvolle Zeit verschwendet um ihnen zu helfen. Versteh einer die Zwerge.
"Wenn es um's Verschwinden geht bin ich ganz deiner Meinung. Aber den Stock nimmst du zurück. Du hast die beiden Laienschauspieler da oben mitgebracht, nicht ich..."
Ein Hexer und ein Nilfgarder Magier. Gaanz sicher.
"Bleib bei den Fallen hinter mir und tritt nur auf die Platten auf die ich trete, dann lerntest du noch ein paar neue Tricks. Vielleicht ist das auch gar keine der schlechtesten Ideen."
Was auch immer seine Aufträge sein mochten. Sie konnte es sich fast denken. Einer Leiche eine Siegelring abnehmen zum Beispiel, klang machbar. Vielleicht sogar spassig.
"Aenye an Invaerne. Aber Herzogin ist auch in Ordnung."
Sie ging nun voraus. Bei der Treppe mit den Fallen angelangt ging sie das Stück, das bereits ausgelöst war ganz normal, dann aber, am oberen Ende, wo sie die kleinen Holzkeile entfernt hatte übersprang sie manche Stufen, trat nur auf bestimmt gekennzeichnete Platten, sprang mal nach Links und mal nach rechts.. Es war kein Muster zu erkennen, allerdings summte sie - wenn man genau hinhörte war es vernehmbar - ein altes elfischen Lied dazu. Eine Volkswaise, nichts episches, aber es schien zu helfen. Sie kam oben an, das Wasser war bereits auf etwa Wadenhöhe gestiegen im unteren Bereich. Ob die beiden Verletzten rauskommen würde war ohnehin fraglich.
Fremde, Fragen, Faszination.
Verfasst: Sonntag 19. Dezember 2021, 10:43
von Thorben Denger
Thorben schmunzelte, während er Aenye die Treppe hinauf folgte.
"Mal wieder typisch. Grad' mal fünf Minuten Glanz und Glorie des Adels auf den Schultern, und schon will sie nichts anderes mehr kennen. Alleine dafür behältst du den Stock, Aenye an,... dings. Warum habt ihr Elfen immer so verdammt komplizierte Namen?"
Es war für ihn gar nicht so einfach, die Sprünge der Elfe nachzuahmen. Sie überragte ihn zwar nicht sonderlich was die Körpergröße anging, hatte aber im Verhältnis deutlich längere Beine und mehr Sprungkraft in ihnen. Zudem trug sie bei weitem nicht soviel Kram und Ausrüstung mit sich herum. Demnach japste er ganz ordentlich und deutlich hörbar, als sie am oberen Ende der Treppe ankamen.
"Mir,... gefällt,... meine Methode besser,..." keuchte er und stützte vornübergebeugt die Hände auf die knubbeligen Knie. "Ist bei Weitem,... entspannter. Phuu!"
Dann richtete er sich wieder auf und schloss wieder zu Aenye auf, die ohne auf ihn zu warten weitergegangen war.
"Wobei ich mir das Lied, was du da gesummt hast, durchaus gerne beibringen lassen würde. Könnte eines Tages ganz praktisch sein, zu kennen."
Er hielt wieder in einer Hand die Fackel und in der anderen Hand Lilly mit eingespanntem Bolzen nach vorn gerichtet. Man konnte ja nie wissen, was für Viecher von dem Krach noch so angelockt wurden.
"Ach und die beiden entlaufenen Irren da oben,...?" Er ließ die Armbrust wieder von der Schulter hängen und kramte in einer seiner Manteltaschen. Daraus holte er eine der zuvor eingesammelten Patronenhülsen hervor und hielt sie in Aenyes Richtung. Ihr mysteriöses Glitzern im Fackelschein verstärkte Thorbens Neugier noch weiter.
"Hast du sowas schonmal gesehen? Und die seltsamen Schusswaffen, die sie tragen? Sieht nicht nach Magie aus. Ich sage dir Herzogin, an den Typen ist mehr dran, als es den Anschein macht. Vielleicht wäre es gar nicht verkehrt, dem auf den Grund zu gehen und sie nicht einfach als verrückt abzutun und hier im Sumpf, allein auf sich gestellt, verrecken zu lassen."
Er steckte die Hülse wieder ein, nachdem die Elfe einen guten Blick darauf werfen konnte und tippte sich dann mit einem stummeligen Zeigefinger verschwörerisch an die Nase.
"Ich sage dir, mein Riecher für lukrative Abenteuer und Gelegenheiten schlägt bei den Narren total aus."
Re: Im Sumpf - Unten in der Ruine
Verfasst: Sonntag 19. Dezember 2021, 14:53
von Aenye an Invaerne
"...du denkst mein Name ist kompliziert? Dann versuch mal die der Menschen auszusprechen, und 'Thorben Denger' ist auch hart am Zungenbrecher. Das Lieb mal sehen... wenn wir zusammenarbeiten und wenn ich dich mag erkläre ich dir wie es funktioniert. Vielleicht."
Sie wollte gerade drauf hinweisen, dass er doch etwas von Heil mittel gesagt hatte, sie hatten die Oberfläche fast erreicht, zurück ging es deutlich schneller, sie waren etwa an der Stelle an der sie sich verschanzt hatte - da blieb er stehen und holte einen kleinen messigfarbenen Gegenstand aus der Tasche. Rund und hohl, dünnwandig. Und err roch komisch.
Aenye betrachtete ihn genau.
"Ist das für Gift? Nein, das riecht nach... hm..."
Aber die extrem laute Armbrust des einen hatte sie noch gut im Gedächtnis. Und den Lichtblitz.
"Hm... magisch ist es nicht, da gebe ich dir recht. Ein bisschen wie deine Granate, nur kleiner... Und beeindruckend gut verarbeitet. Könnte ein Elfenschmied gewesen sein."
Sie ging nicht direkt darauf ein, ob sie so etwas schon einmal gesehen hatte, aber in einem gab sie ihm recht. Gesehen hatte sie noch nie soetwas, und es war auch nicht wahrscheinlich, aber...
"Sollen wir sie bei uns behalten? Sie sind sehr seltsam, und es sind Menschen... aber vielleicht hast du recht, vielleicht sind sie mehr als nur dreckige Lügner."
Vielleicht, auch wenn die Wahrscheinlichkeit echt gering war... Boote, aus Metall, die durch die Luft fliegen können... Die Legende hielt sich hartnäckig unter den Wissenden. Behauptete zumindest Eathjen. Vielleicht war es nur Aufschneiderei gewesen, aber vielleicht gab es auch jemanden der viel für sie bezahlen würde, oder für das wofür sie möglicherweise standen.