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Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena

Verfasst: Mittwoch 27. Juli 2022, 14:41
von Arvijd Kostjunari
Ein Rückblick

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von/nach: aus einem Anderen Universum -> in den See
Datum: Irgendwann im Hochsommer 1273
betrifft: niemanden sonst
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Eröffnete die Augen, es war dunkel, Nacht und er war desorientiert und von Übelkeit geplagt und im Wasser fehlte ihm sogar die Kraft sich zu übergeben, er hatte vollständig die Orientierung verloren, das Denken ging zäh wie Teer, nur schwer konnte er einen Gedanken daran fassen was zuletzt geschehen war und er war müde geworden zu schwimmen. Sich einfach sinken lassen, untergehen, ein zwei tiefe Atemzüge bis die Lungen voll Wasser waren und dann einfach sinken und sterben. Aber daran erinnerte er sich zu gut, das war keine Lösung...

...als er das nächste Mal als er die Augen öffnete blinzelte er in die Sonne. Er lag auf dem Rücken, schwamm nicht mehr im Wasser dafür gruben sich seine Finger in den Sand. Wie oft war er gestorben ehe er angespült worden war? Ihm war immer noch übel und er hatte immer noch keine Orientierung, und dann waren da die fremden Stimmen...

...das nächste mal schaukelte es wieder und die fremden stimmen umringten ihn, aber er lag nicht im Wasser. In eine Decke gehüllt schwankte er auf einer Trage, über ihm tanzten Hausfassaden, Fachwerk... Gesichter... die Sonne... Vögel... Er versuchte etwas zu sagen aber sein Mund war trocken, er wollte trinken...

...wieder öffnete er die Augen und dieses Mal spendete eine Wand ihm gnädig Schatten. Er war alleine, keine Stimmen, es war kühl, aber seine Haut fühlte sich verbrannt an und langsam war das Denken etwas klarer geworden. Er war gestorben und da war wieder Wasser gewesen. Nur was ihn dieses Mal zu Tode gebracht hatte, das wollte nicht in sein Gedächtnis zurückkehren. Und die Übelkeit war auch nicht normal. Es fiel ihm sogar schwer, sich aufzurichten. Er musste im See an einen Felsen gespült worden sein, seine Haut war zerschnitten, Süswassermuscheln? Und verbrannt war seine Haut. dabei war es um diese Jahreszeit noch gar nicht so heiß. Aber er erinnerte sich an die hoch stehende und sengende Sonne.
Er gab einen jämmerlichen Anblick ab, wer auch immer ihn gefunden und gerettet hatte, hatte gut daran getan, er wäre erneut gestorben, an Kreislaufversagen oder woran auch immer.
Sogar einen Teller Suppe hatte man ihm hingestellt und er begann sie hastig zu schlürfen.
Nur Kleidung gab es keine, also wickelte er sich in die Decke, saß einfach da, in dem kahlen Raum der an eine Zelle in einem Kloster erinnerte. Schmucklose Wände, ein kleines hohes Fenster, eine einfache Bespannung mit Pergament. Noch wusste er nicht, wo in seiner Heimatstadt er sein sollte...

...und sie kamen um mit ihm zu reden und er verstand kein Wort. Sie verstanden kein Wort. Es waren allesamt Frauen, geduldige und liebenswürdige Frauen. Die Verständigung war nur mit Müh und Not und mit Gesten möglich. Irgendwie machte er ihnen verständlich, dass mit seinem Kopf etwas nicht in Ordnung war. Sie stellten keine Fragen mehr, versorgen seine Wunden und verbanden die Schnitte, gaben ihm zu essen und erklärten Geduldig, bis er die ersten Worte gelernt hatte...

...wann er begriffen hatte wo er war und wie weit weg von Zuhause, das wusste er nicht mehr ganz genau. Irgendwann war es nicht mehr zu übersehen gewesen. Kein anderes Land, gleich eine andere Welt. Eine andere Sprache, die er langsam lernte, geschützt durch seinen Zustand, den er immer noch vorschob, wann immer man ihn nach seiner Vergangenheit fragte.
An seinen Namen 'erinnerte' er sich irgendwann, denn er wollte nicht, dass man ihm einen anderen gab. Die Schwestern der Melitele, so hießt die Muttergöttin, die man hier verehrte, Heilerinnen, Weise Frauen, sie wollten sich umhören, nachforschen, ob sie jemanden mit diesem Namen fanden, jemanden, der ihn kannte, doch Hoffnung trug er keine. Der Kontinent lag nicht auf seiner Welt.
Es war alles verloren. Sein Vermögen, das Anwesen, das Krankenhaus, das er aufgebaut hatte, mühevoll, und vor allem sein wertvollster Besitz, sein Archiv. Jene Aufzeichnungen seiner unzählbaren und doch gezählten Tode. Den Schatz, den er Emyja zu lesen gegeben hatte, damit sie lernen konnte.
Seine Aufzeichnungen, in denen auch sein Ziehsohn Erwähnung fand. Alle die er zurückgelassen hatte.
Hatte er das?
Manche seiner Erinnerungen waren tatsächlich durcheinander. Emyja war verschwunden, hatte sich Tage, Wochenlang nicht gemeldet und er hatte begonnen sie zu suchen. Es war ihr nicht gut gegangen, sie hatte viel verloren, sie beide.
Er wollte nicht daran denken, herausgerissen aus seiner Welt kamen auch ihm die Tränen. Und hier? War es nicht egal?
Er war kein Mann mehr von Stand, der Name Kostjunari bedeutet hier nichts. Es gab keine Banken, die ihn im Schild führten und keine großen Geschäftshäuser, es gab kein Krankenhaus mehr.
Es gab nur noch ihn, der hier angekommen war, wie der Schöpfer der vielen Welten ihn hatte fallen gelassen, in der falschen Welt, fern von Zuhause.

Er hatte lange mit seinem Schicksal gehadert nachdem er begriffen hatte wo er war und was geschehen war.
Irgendwann hatte er es akzeptiert.
Im Haus der Melitele wurde geheilt, Waisen wurden aufgenommen und unterrichtet, Kranke, verwundete wurden Gesund gepflegt. Die Opfer einer Seuche, der Catriona Pest brachet man hier her und doch eher die Sprache zur Gänze beherrschte begann er zu helfen. Es war Arzt, ein begnadeter Chirurg, ein erfahrener Feldscher. Ob sie ihm auch nach einem oder zwei Jahren noch glaubten, dass er sein Gedächtnis eingebüßt hatte wußte er nicht, aber sie stellten niemals mehr Fragen danach woher er gekommen war.
So blieb er.

<später dann weiter im Haus der Melitele>

Re: Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena

Verfasst: Samstag 11. November 2023, 19:52
von Svettele Fini Banik
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vom: Seeufer an eine andere Ecke des Seeufers.
Datum: 10:52 Uhr, 30. August 1278, Montag
betrifft: Liam
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Irgendwie hatte Fini es dann doch vorgezogen, sich auf Tine zu schwingen, statt sich die Füße nass zu machen. Mit Holzschuhen durchs Wasser laufen ist nun mal doof: „Melitele wird mir den Weg zeigen und ich hoffe zwei Menschen dabei helfen zu können zu einander zu finden. Nicht dass ich mir nicht genauso Sorgen mache oder Gedanken wohin uns das führt.“
Uns? Hatte sie uns gesagt? War der Ritter in ihrem Kopf schon zu sehr ein Weggefährte geworden. Jemand mit dem sie Nowigrad unsicher machen wollte?

Re: Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena

Verfasst: Samstag 11. November 2023, 20:31
von Liam von Alensbach
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vom: Seeufer an eine andere Ecke des Seeufers
Datum: 10:52 Uhr, 30. August 1278, Montag
betrifft: Fini
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Liam hatte der Schwester ihre Tine gerne übergeben, es reichte bereits drei Pferde am Zügel führen zu müssen. Einer davon jung, eine davon ein wenig bockig und wenigstens einer anständig. Der Ritter entschied dann doch, ebenfalls aufzusitzen um den Felsen zu umwaten - nasse Stiefel waren bereits auf Reisen ein Ärgerniss, man musste es ja nicht auch hier noch haben. Auf der anderen Seite angekommen, liess er sich erst aus dem Sattel rutschen, als er das Wasser verlassen hatte. Mit den drei Pferden am Zügel schloss er zu Fini auf. Er hatte ihr auf Tine den Vortritt gegeben.

"Ich glaube, Melitele und die heilige Flamme werden schon zusehen, dass die beiden ihren Weg finden." sagte Liam zuversichtlich. Finis weitere Worte aber fühlten sich an wie ein sanfter Tritt und liessen den Ritter durchaus nachdenklich zurück. Er dachte lange darüber nach, ohne schockiert oder peinlich berührt zu wirken. ""Ihr sorgt Euch um unseren weiteren Weg, Schwester Svettele? Das braucht ihr nicht, Melitele wird eine solch aufrichtige Schwester wie er es seid niemals ihren Sorgen überlassen. Habt vertrauen, dass alles so kommen wird wie es kommen muss." Der Ritter hatte die Hand gehoben und legte sie an Finis Oberarm, drückte diesen ganz leicht.

Re: Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena

Verfasst: Sonntag 12. November 2023, 14:47
von Svettele Fini Banik
„Über den Weg?“ Auch die Priesterin war wieder abgestiegen und strich ihrer Tine leicht über die Nüstern. „Auf dem Weg passt Ihr auf mich auf. Miss Dandelion meinte nur, dass wir Euren guten Fuchs nicht mit zwei Reitern belasten sollten.“ Liam konnte sehen, dass der Schalk wieder in ihr Gesicht zurück kam. „Mir wurde nur gerade bewusst, dass ich ein Landei bin. Keine Ahnung von der großen Stadt sowie all ihren Mächtegruppen und Nowigrad ist noch größer als Wyzima.“ Es klang ein bisschen so, dass sie sich das nicht wirklich vorstellen könnte.

„Wer weiß, ob ich mit meiner Offenheit und Herzensgüte nicht auf die Nase falle.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Auf der anderen Seite habe ich mich bereits um eine Audienz eines Beraters des Regenten Nowigrads bemüht, weil dieser gerade im Tempel hier weilt.“ Sie musste leise kichern. „So einfach nur vorsorglich...“

Re: Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena

Verfasst: Sonntag 12. November 2023, 15:49
von Liam von Alensbach
"Selbstverständlich tue ich das." unterstrich Liam ihre Worte. "Ich habe nicht vor die ganze Strecke zu reiten, Schwester. Ehrlichgesagt dachte ich, dass vorallem ihr reitet und ich zu Fuss gehe. Anderenfalls sehen wir uns nach einem Mietpferd für Euch um." Ein Mundwinkel zuckte. "Für ein Landei schlagt ihr Euch doch ganz ordentlich." merkte er an, kraulte seinem Fuchs die Stirn. "Seht es als ein grosses Abenteuer und wenn alle Stricke reissen, dann helf ich Euch so gut ich kann. Ihr seid nicht ganz allein in dieser grossen Stadt. - Ihr habt eine Audienz bekommen? Wie habt ihr das angestellt?"

Re: Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena

Verfasst: Montag 13. November 2023, 09:31
von Svettele Fini Banik
Er würde sie reiten lassen und selbst gehen. Für sie da sein in der großen Stadt. Ach. „Ihr seid wahrhaft ein Ritter, Liam von Alensbach. Ich kann mir Euch als fanatischen Vollhonk, der Ihr einmal gewesen sein wollt, gar nicht vorstellen, Ser.“ Da war sie wieder die freche Klappe. Dabei hatte sie sich gerade auf die Abschussliste von potenziellen Mitwissern gestellt.

„Noch hab ich keine Audienz. Ich traf gestern nur zufällig einen Elfen im Friedhain des Tempels. Er sei der Hausmagus dieses Beraters und ich habe ihm mein Anliegen dargelegt. Er würde es weitergeben. Aber wer weiß, ob er es tut oder wann. Elfen haben ein anderes Zeitverständnis und da mag es vielleicht mal ein Jahr dauern bis etwas passiert.“ Wie die beiden Elfen bei ihnen im Dorf, die haben zwar daran gedacht, dass die Enkel der Menschen ebenso etwas vom Wald hatten, aber ,dringend‘ hatte eine andere Bedeutung.
„Leider konnte ich ihn nicht näher kennenlernen. Die ehrwürdige Mutter hieß mir meine vorlaute Klappe zu halten und meine Fragen für mich.“ Offenbar stand sie hinter ihm und ihre Einschätzung war nicht in Frage zu stellen.

Re: Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena

Verfasst: Montag 13. November 2023, 18:39
von Liam von Alensbach
Liam blinzelte ob der charmanten Bezeichnung "fanatischer Vollhonk", aber Fini liess eindeutig hören was sie davon hielt. Die Frau nahm wahrlich kein Blatt vor den Mund, stellte er einmal mehr fest. "Wir sind oft das Produkt unserer Erziehung. Manchmal geschieht etwas unvorhergesehenes und es verändert einem." Er zuckte schwach die Achseln.

"Behaltet Eure vorlautes Mundwerk, es ist erfrischend. Und für Nowigrad könntet ihr's noch brauchen..." Er war sich sicher, dass die Schwester sich gut zurecht finden würde.

"Ein Abendessen also? Nun, vielleicht öffnet es Euch Tür und Tor in Nowigrad." gab er nachdenklich zu. "Seht Euch dennoch vor und wägt ab, wem ihr wieviel Vertrauen schenkt."

Re: Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena

Verfasst: Montag 13. November 2023, 23:12
von Svettele Fini Banik
Und es verändert einem? Fini schmunzelte leicht und trat einen Schritt näher an den Rosenritter heran. Zu nahe um noch sittsam zu sein, sodass sie ein bisschen zu ihm aufsehen musste und seinen Duft wahrnehmen konnte: „Ich bin sehr gespannt ob Ihr mir eines Tage von diesem Unvorhergesehen erzählt, Liam.“

Aber sie wollte ihn nicht zu lange in dieser unlauteren Situation lassen, in der sie ihm zu ihm flüstern konnte und entfernte sich wieder. Grinsend. Ihr vorlautes Mundwerk behalten. Sie kann wohl gar nicht anders.
„Ich weiß nicht, ob es ein Abendessen wird oder ein Spaziergang im Friedhain oder ein Plausch bei den Zellen der Einkehr. Ich hoffe nur darauf etwas zu erfahren. Zu einem zweiten Mahl…“ Ja, das Mahl mit H. Weshalb sie das A noch etwas länger betonte als üblich. „…im Neu-Narakort würde ich nicht ‚Nein‘ sagen. Denn es war alles sehr lecker.“ Sie lächelte ihn verschmitzt über die Schulter an, bevor sie sich wieder umwandte. „Ich denke jedem, Ser. - Jedem schenke ich mein vollstes Vertrauen. Denn das ist es, was uns die Göttin lehrt. Wir sind da um zu helfen. Welch garstige Person würde die Gunst der Göttin und die ihrer Dienerinnen ausnutzen? Welch Zorn wird sie treffen?“

Re: Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena

Verfasst: Dienstag 14. November 2023, 08:59
von Liam von Alensbach
Nachdem Fini so nahe war, dass sich ihre Arme durchaus berühren konnten, durfte sie den milden Duft nach Kernseife, Sandelholz, Leder und Pferd wahrnehmen. Der Ritter hatte sich gewaschen, genauso wie die Kleidung einen Waschzuber gesehen hatte und sowohl Bart als auch Haupthaar waren sorgsam gestutzt worden. Das gepflegte Äussere spiegelte wohl auch die inneren Werte von Alensbach, der stets auf höfliche Konversation wert zu legen schien. "Vielleicht, werte Schwester." entgegnete er milde, ohne sie zu korrigieren. Dass sie ihn beim Vornamen genannt hatte, war ihm nicht entgangen. Eine Korrektur diesbezüglich nahm er nicht vor und verriet ihr auch damit, dass er nicht von vornerein ihre Fragen und ihre leisen Vorstösse durch seinen Schild von Disziplin verhindern wollte. Oder konnte? Es schien dem Ritter jedenfalls nicht unangenehm zu sein und wenn, liess er es sich mit keinem Deut anmerken.

"Es freut mich, dass Euch der Besuch im Neu-Narakort gefallen hat. Wenn der Freiherr sich nicht mit Euch dahin begibt, dann könnte ich mich vielleicht abermals dazu bereit erklären Euch eine Einladung auszusprechen." Dass er die Konversation mit Fini als sehr angenehm empfand, war nicht von der Hand zu weisen. Noch nie hatte jemand ihn auf seinen Reisen so lange begleitet, wie die Schwester nun. Ein Umstand, den er mit Verwunderung zur Kenntnis nahm. Bis anhin war er der Überzeugung, seine Reisen alleine bewältigen zu müssen und hatte vollkommen vergessen, dass Gesellschaft - gute Gesellschaft - wertzuschätzen war. "Jedem, hm? Nicht jeder denkt so wie ihr, Schwester und ich hoffe sehr, dass Eure Zuversicht sich auszahlen wird. Bedenkt einzig und allein, dass manche Meliteles Fürsorge und die Güte ihrer Schwestern nicht haben wollen, genauso wie manche die Flamme als lächerliches Hirngespinst abtun." Die Züge des Mannes sind ernst geworden. "Seid bloss wachsam, Fini. Mehr verlange ich nicht von Euch." sprach er ernst und nannte sie wohl nicht ohne Absicht bei ihrem Namen.

Re: Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena

Verfasst: Dienstag 14. November 2023, 15:05
von Svettele Fini Banik
In Gesellschaft würden sie sich natürlich nie mit Vornamen ansprechen. Aber jetzt hier? Zu zweit am romantischen Felsen? Sie musste lächeln, hatte seinen Duft aufgenommen. Ein bisschen davon verinnerlicht. Sie konnte nicht leugnen, dass er gefiel – so rein ästhetisch. Aber sie musste sich selbst noch klar werden, ob sie nicht schlicht nur eine Freude daran hatte ein bisschen an dieser harten Schale der Disziplin zu kratzen und vor allem sollte sie ihn dann nicht stehen lassen, falls sie mal doch mehr Erfolg damit hatte als gedacht. Schon eine Art Spiel mit dem Feuer. Auf jeden Fall gefiel es ihr, ihren Namen zuhören. Es hatte lange kein Mann mehr ihn mit einer solchen Fürsorge in der Stimme ausgesprochen. Ihr Ehemann hatte ihn gebrüllt. Ihr Vater oder ihr großer Bruder beinahe nur ausgespuckt. Der Ritter machte sich wirklich Sorgen.

„Danke, Ser.“ Sie nickte ehrlich ergeben dazu. „Ich passe auf mich auf. Ein bisschen erlernen wir uns auch zu erwehren. Ich möchte meine Unvoreingenommenheit ebenso nicht verlieren. Ich komme um zu helfen und ich hoffe das wird verstanden. Aber ja, natürlich muss ich selbst genauso von etwas leben und im Tempel irgendwie wirtschaften. Dabei… werden auch die Verbindungen zu anderen ins Spiel kommen. Ich hab gehört, dass es eine Gräfin in Nowigrad gäbe, die dafür gesorgt hat, dass das lokale Waisenhaus auch ohne Tempel überleben konnte.“ Ja. Eigentlich hatte sie für alles gesorgt. Nur weil sie die uneheliche Tochter des Großmeisters der Flammenrose kennengelernt hatte, hieß nicht, dass sie das Kindlein nicht schaukeln würde.

„Ein gemeinsames Abendessen? Das klingt schön, spätestens bevor wir wieder aufbrechen, sollte wir es noch einmal krachen lassen.“ Sie grinste. Und gut, dass nicht alle so dachten wie sie, sonst wären da ganz viele mit einer großen Klappe, die Unfug redeten. Sie grinste breiter.

Re: Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena

Verfasst: Dienstag 14. November 2023, 19:16
von Liam von Alensbach
Seine Gedanken waren bei weitem viel nüchterner Natur, was bestimmt auch daran lag, dass er alles romantische bereits im Keim zu ersticken versuchte. Es gelang ihm auch jetzt, als er über Nowigrad und die Aufgaben nachdachte, die auch ihn erwarten könnten. Noch immer war der Gedanke in der Stadt festzusitzen einer, der ihm missfiel. Aber Liam war ein Ritter der seine Pflicht erfüllen würde.

"Wir haben auf der Reise genügend Zeit noch ein wenig an Euren Fähigkeiten zu feilen, wenn ihr möchtet." bot er an. "Es schadet nie, sie aufzufrischen." Virado begann in den Taschen des Mannes nach Futter zu suchen, so dass dieser seinem Pferd erstmal leise, aber mahnende Worte zuraunte, bevor Fini wieder in den Fokus rückte. "Habt ihr Euch bereits Gedanken gemacht, wie ihr den Tempel zu bewirtschaften gedenkt? Spendengelder werden wohl rar gesät sein. - Das Waisenhaus soll wieder dem Tempel angehören? Wie denkt ihr dazu?"

Ein schiefes Lächeln mochten ihre Worte des Abendessens wegen von seinem Mund kitzeln. Eine wirkliche Einladung hatte er nicht ausgesprochen, doch Fini verwandelte sie gerade in eine und der Ritter beabsichtigte nicht dies zu ändern. "Es krachen lassen? Wie sieht das in Euren Augen aus?

Re: Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena

Verfasst: Mittwoch 15. November 2023, 11:38
von Svettele Fini Banik
„Na krachen! Die Sektkorken!“ Fini grinste breit, sehr breit und sagte damit, dass sie das definitiv nicht ernst meinte. „Dachte mehr so an Futter, das man auf der Reise weniger bekommt, weil es zu schnell verdirbt, wie… wie… ein Weichkäse oder Obst. Sich bewirten lassen, statt am Lagerfeuer kochen. Ein bisschen die Zivilisation genießen, bevor es wieder raus geht. Mehr nicht.“

Ein leichtes Schulterzucken, während Tine versuchte, ob Fini auch Leckerlis in ihren Taschen hatte. Hatte sie nicht, das wusste Tine, aber vielleicht ausnahmsweise heute?

„Ich…“ zum Bewirtschaften. „...habe noch keine Ahnung. Mal sehen, was es dort noch gibt oder wer uns mit Spenden unterstützt. Es war in den Briefen von einem Kräutergarten die Rede, vielleicht kann man Arzneien verkaufen. Und ich meine, ich bin auch Heilerin, dafür wird es schon Bedarf geben – von jemand, der ihn auch bezahlen kann. Zur Not die hohen Damen fragen, reich und hochschwanger oder so.“ Unter Frauen musste man sich nicht an alle männlichen Etiketten halten, sondern konnte auch so an Türen klopfen.

„Ich denke nicht, dass ich Zeit finde mich um das Waisenhaus zu kümmern und wenn es eh schon läuft, warum sich groß einmischen? So lange es den Kindern dort gut geht.“ Da war er wieder der unerschütterliche Optimismus, um ihre Gedanken zu unterstützen hatte die Priesterin begonnen am Strand ein bisschen auf und abzulaufen.

Re: Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena

Verfasst: Mittwoch 15. November 2023, 12:04
von Liam von Alensbach
Er lachte leise, aber mehr ihres Gesichtsausdruckes wegen. "Das lässt sich einrichten, Schwester. Dann ist es abgemacht, wir gehen am Abend vor der Abreise in Neu-Narakort Abendessen." Könnte Gerede geben, doch Liam war das herzlich egal. Er scherte sich ja nicht mehr um irgendwelche Gerüchte und irgendeine gewisse Stellung innerhalb des Ordens strebte er nicht mehr an. Und damit war er zufrieden.

Da Fini sich bewegen musste, setzte auch er sich in Bewegung und zog die Pferde hinter sich her. "Lehrt ihr als Schwestern die Herstellung von Arnzeien oder stellen Alchemisten dies für Euch her?" Wie wenig Ahnung er hatte.

Re: Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena

Verfasst: Mittwoch 15. November 2023, 20:52
von Svettele Fini Banik
„Ja! Ja und Ja!“ Wegen all diese Zustimmungen musste sie für einen Moment lachen: „Ja, zum Vorschlag mit dem Gasthof und vielen Dank für die Einladung. Wir brauchen bestimmt eine… Zusammenkunft, damit Ihr mir noch einmal erklären könnte, was auf dieser Reise wichtig ist.“ Sie könnten es bestimmt auch ganz diszipliniert krachen lassen.

„Ja, Kräuterkunde gehört zur Ausbildung. Es gibt genügend Pflanzen, die bereits mit wenig Aufwand zu einer Arznei verwandelt werden können. Wie ein Sud aus Brennnesseln oder Salbei. Andere Wurzeln muss man nur ausgraben, anschneiden und den Saft auf Wunden tröpfeln. Manche rührt man nur in Fett ein, um eine Salbe zu haben oder ähnliches. Es gibt Pilze, die sind roh leicht giftig und schmecken fürchterlich, aber manchmal möchte man, dass der Patient sich übergibt. Derart einfache Zubereitungen machen wir natürlich selbst.“ Und der Übergang zum Kochen ist fließend. Andere Gewürze wirft man vor allem in die Suppe, damit sie besser schmeckt. Wie Liebstöckel, führte sie in Gedanken weiter. Außerdem konnte man in der Küche immer gut ratschen.

„Daneben gibt es komplizierte Rezepturen, zu deren Herstellung man ein alchemistisches Labor braucht. Meist haben sie auch eine stärkere Wirkung oder halten sich schlicht länger. Da hängt es davon ab, wie fähig die Schwestern des Tempels sind und welche Möglichkeiten vor Ort sind. Doch das war nicht mein Spezialfach, sodass ich eventuell eine Alchemistin für ähnliches beauftragen muss, aber vielleicht wird man sich da mit Rohmaterial und Zusatzstoffen einig. Was mein Kräutergarten her gibt, können auch andere verarbeiten. - Wer weiß, wer weiß…“ Sie zuckte mit den Schultern.

„Ihr habt das doch sicher das ein oder andere als Nutznießer kennengelernt, oder?“

Re: Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena

Verfasst: Mittwoch 15. November 2023, 21:59
von Liam von Alensbach
Mit einem stillen Lächeln beobachtete er Finis Lachen, sah das Funkeln in ihren Augen und die Ausgelassenheit auf ihrem Gesicht. "Ich will versuchen Euch alles nötige zukommen zu lassen, damit ihr ganz beruhigt auf Reisen gehen könnt."

Aufmerksam zuhörend ging er neben ihr, nickte ab und an und unterbrach sie dabei nicht. "Stellt Euch der Tempel hier nichts zur Verfügung? Ein kleines Polster wäre sicherlich nie verkehrt." gab Liam zu bedenken, ehe die Gedanken an unschöne Momente ein Schatten auf sein Gesicht legen. "Leider ja. Ich hab auf den Reisen die wichtigsten Heilkräuter kennengelernt, weiss wie eine Wunde zu nähen ist und dergleichen. Natürlich nie in dem Ausmass wie ihr es erlernt habt..." ein Mundwinkel zuckte. "Auch wenn es mir sehr gut ergangen ist in den Händen von Euch Schwestern, so sehe ich das Krankenlager lieber von aussen."

Re: Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena

Verfasst: Donnerstag 16. November 2023, 13:33
von Svettele Fini Banik
„Klar, wer ist schon gerne krank oder schwer verletzt oder beides. Meistens sucht man es sich nicht aus.“ Die beste Heilerin war sie nicht, hatte vor allem keine Scheu hinzulangen und manchmal fragte sie sich ob sie jemanden aus ihrem Dorf mit dem Wissen, das sie nun hat, hätte retten können. Natürlich eine mühselige Frage, die sich nie beantworten lassen würde und es deshalb keinen Sinn machte darüber nachzudenken. Nüchtern betrachtet wäre sie bei dem Versuch wahrscheinlich erschlagen worden, wie die anderen. Verstecken war die einzige Lösung. „Ich bin der Göttin sehr dankbar, dass ich das Krankenlager zwar häufiger von Innen sehe, aber aus einer anderen Perspektive.“
Sie musterte ihr Gegenüber nochmal. Eine durchaus manchmal recht spannende Perspektive. Wahrscheinlich weiß der Ritter nicht, dass sie sämtliche Narben seines Körpers kurz untersucht hat, nachdem er im Fieberschlaf zu ihnen gekommen war. Man musste ja wissen, ob etwas davon gefährlich ist oder mal war wie die am Bein.

„Aber ja, Mutter Nenneke hat mir eine kleine Starthilfe mitgegeben und ein paar Kontakte zu einer Bank. So ganz ohne wird es nicht gehen, aber wie gesagt, zuerst soll ich mir einen Überblick verschaffen. Die Mutter sagte, sie vertraue da auf meine Spontanität.“ Ganz so hatte sie es zwar nicht gesagt aber ähnlich.

Re: Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena

Verfasst: Donnerstag 16. November 2023, 14:56
von Liam von Alensbach
Sie musterten sich wohl beide gerade, denn just in dem Moment als Fini ihren Blick über Liam schweifen liess, tat er es bei ihr. Tatsächlich wusste er das nicht. Es war natürlich kein Geheimnis, dass sie ihn hatten waschen müssen und die Wunden versorgen, aber dass sie auch die alten Narben begutachtet hatte, wäre ihm nichtmal in den Sinn gekommen. Warum auch, sie waren ja alt und daher uninteressant.

"Beruhigend zu wissen, dass ihr nicht völlig mittellos dastehen werdet. Ich hoffe sehr, der Tempel ist nicht soweit heruntergekommen, dass die ganze Starthilfe nur für die Instandsetzung dafür verwendet werden muss." Die grauen Augen lösten sich von Fini und huschten über Böschung, über den Weg den sie gekommen waren, über den Strand und über den See. Er war trotz seiner entspannten Haltung aufmerksam, auch das hatte ihm das Reisen gelernt. Die Beherrschung der entspannten Wachsamkeit. "Wäre es nicht eine Überlegung wert, Euch ein Reittier zu besorgen? Ich denke, es könnte in Novigrad durchaus von Nutzen sein."

Re: Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena

Verfasst: Freitag 17. November 2023, 09:20
von Svettele Fini Banik
Es wurde Mittag und der See lag friedlich im Sommerlicht. Die Oberfläche kräuselte sich sanft im Wind, spielte mit den Lichtreflexionen, man sah und hörte Wasservögel, ein Fischerboot oder ähnliches schaukelte in der Nähe auf den Wellen. Alles sehr friedlich.

Schwester Svettele war weniger aufmerksam, warf mal nachdenklich den dicken Zopf wieder über die Schulter. Sie nickte zu den Worten über den Tempel, sie hoffte ebenso dass sie dort mehr oder weniger gleich einziehen konnte. Aber vielleicht mochte ihr der Freiherr etwas über den Zustand sagen können? Aber wahrscheinlich nicht, der hat in Nowigrad sicher besseres zu tun.

„Ein Reittier? Wozu?“ Die Nachfrage warf sie ein wenig aus den Gedanken. „Was soll ich den ganzen Tag damit machen? Es muss jemand versorgen, sich kümmern, es füttern und verzeiht, ich weiß ich bin keine Stadtmensch und hab keine Ahnung, aber ich sehe wenig nutzen darin?“ Bis auf die letzten Wochen hatte Fini kein Reittier gehabt, für die Reise wäre es bestimmt praktisch, aber dann? „Der Schrein sei nur ein kleines Häuschen und hätte nicht mal einen Stall oder so.“

Re: Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena

Verfasst: Freitag 17. November 2023, 09:36
von Liam von Alensbach
Idyllisch, wäre nicht die Person auf der anderen Seite des Felsens der Grossmeister des Ordens und das Risiko einer Gefahr damit immer auf den Fersen. Vielleicht hätte Liam ohne diese Gefahr durchaus mehr Augen für die Schwester gehabt, deren bernsteinfarbener Blick wie flüssiges Gold wirkte. Und da waren Sprenkel, so sufmerksam war er noch das zu bemerken. Für die Schönheiten der Welt war der Ritter durchaus empfänglich, darin sah er nichts, was gegen seinen Glauben verstossen würde.

"Es ist immer gut eines zu haben, Schwester. Ihr wisst nie, ob nicht in den umliegenden Dörfern nach Euch gerufen wird." eröffnete Liam ihr seine Gedanken. "Einen Stallplatz werdet ihr sicherlich finden, doch ein Mietgaul wird es für den Anfang auch tun."

Re: Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena

Verfasst: Freitag 17. November 2023, 13:08
von ERZÄHLER
Der See liegt ruhig da. Am anderen Ufer ruft die Stadt mit ihrem Regen bunten treiben, doch sie ist weit genug entfernt um für einen Moment Frieden zu schenken.
Ruhig liegt das Wasser da, nur durchbrochen von einem einsamen Fischer in seinem Ruderboot. Er hat die Angel nicht ausgeworfen, sondern rudert am Ufer entlang. Langsam und gleichmäßig tauchen die Padel in das Wasser. Als er näher am Ufer vorbei fährt, kann man ihn leise mit brummender Stimme Seemannslieder singen hören. Das Boot passiert die Gestalten, die dort am Ufer sitzen, doch er schenkt ihnen kaum Beachtung. Oft sitzen Leute da und führen ihre Gespräche und spielen ihre Spiele,kein Grund das zu hinterfragen, doch er ist ein höflicher Mann und wie er an ihnen vorbeifährt, hebt er den Hut zum grusse "Ihr habt Glück" ruft er ihnen zu "zu dieser Zeit pflegt das Seeungeheuer zu schlafen das diesen See sonst heimsucht." Scherzt er mit fein gesponnenem Seemannsgarn. Gefolgt von seinem eigenen herzhaften und dröhnedem Lachen. "Melitele mit euch."