"Ich habe seine Vergangenheit nicht prüfen lassen.", erklärte der Ritter ruhig.
"Er befand sich in der Ausbildung zum Vampir..."
Jarel erstarrte eine Sekunde, als sich ihm die Bedeutung des violetten Leuchtens wie ein Schlag mit einem Knüppel ins Gesicht offenbarte.
Dämonen! Es war das dämonische Leuchten eines Hexers gewesen. Eines Hexers SEINER Welt? Oder einer anderen?
Er schluckte und räusperte sich.
"Ausbildung zum Vampirjäger."
Sein Hals wurde trocken.
Er brachte keinen Ton mehr heraus.
Ein Vampirjäger also. Was Vajd'an daran seltsam vorkam, dass es dem Ritter der Flammenrose so gar nicht seltsam vorkam. Und er müsste es ja wissen.
"Interessant. Dann war die Vermutung des Mobs doch nicht von der Hand zu weisen."
Der Mann vor ihm war unkonzentriert und etwas schien ihn abzulenken.
"Weshalb setzte er die Ausbildung nicht fort?"
"Sein Orden ist nicht mehr existent. Alle verloren.".
Sollte der Hexenmeister in seinen Kopf sehen können, es war keine Lüge.
Der Orden des Jungen existiere nicht. Zumindest nicht hier.
Jarel fand langsam seine Fassung wieder.
Selbst wenn es ein Hexenmeister war hieß das noch lange nicht, dass er auf der falschen Seite stand. seine Schwester war schließlich auch eine von ihnen.
In Köpfe konnte Vajdán nicht sehen, aber er war ein guter und aufmerksamer Beobachter und er sah, dass der Mann nicht log, und doch blieb der Eindruck, dass er an der Wahrheit doch vorbeiging. "Welche Art Vampire hat er gejagt? Ich habe immer angenommen mit den Hohen würden sich nicht einmal die Hexer anlegen. Und die niederen Werden dann doch meist mit ihrem jeweiligen Gattungsnamen betitelt."
"Das hab ich ihn nicht gefragt." Er wusste nicht einmal, ob es in seiner Welt überhaupt verschiedene Arten gab.
Der Ritter schien ihm reichlich unkritisch bei der Auswahl seines Knappen, aber an der Stelle kam Vajdan tatsächlich nciht weiter und bedauerlicherweise fehlte es ihm an einer provokanten Art, die hätte ihn vielleicht weitergebracht, aber das Erbe seiner Mutter war zu stark. Ein letzter Versuch blieb ihm noch - es war immerhin ein zweischneidiges Schwert. Er konnte den Mann auch erst darauf bringen diese Fragen zu stellen, andererseits hatte er bisher alles abgeblockt, also wusste er es entweder bereits oder war außergewöhnlich gleichgültig. Und was war wohl wahrscheinlich bei einem vom Orden? "Habt ihr dann zumindest eine Vorstellung, weshalb er die Gemeinsprache nciht spricht? Soweit ich weiß wird sie auch in Ophir und selbst in Serrikanien gelehrt."
Jarel sah seinem Gegenüber direkt in die Augen. Im Grunde genommen war es gut, dass der Hauptmann nicht von hier war.
Es bestand die Möglichkeit, dass er Verständnis aufbrachte und ihn gehen ließ.
"Es kann sein, dass er so abgeschieden in seinem Orden aufwuchs, dass sie es ihm nicht beigebracht haben. Nur eine würdige Sprache. "
"Vielleicht ist seine Heimat auch noch weiter weg."
Er hatte seine Ruhe wiedergefunden und zerbrach sich den Kopf, ob er sich auf ein Experiment einlassen sollte.
Na also. Er wusste es also auch, und er versuchte ihn zu schützen. Andeutungen nach zumindest. Weiter weg... wie weit? Natürlich war es immer noch möglich, dass er tatsächlich von außerhalb des bekannten Kontinents kam, aber wenn irgendwer diesen Weg schaffte, dann hatte er auch eine Entwicklung durchgemacht, dann sprach er stolz darüber. Jemand von außerhalb versuchte sich eher zu verbergen. Dieser Ritter also auch? Eine bemerkenswerte Häufung. Und was wenn es so wäre? Wenn es noch viel mehr Reisende wie ihn gab? Überall? Welche Konsequenzen hätte das dann?
"Seid ihr in der Lage, ihm die Sprache beizubringen und für seine Eingliederung zu sorgen?" sprach er erst einmal sein Anliegen aus. "...und dafür zu sorgen, dass er sich nciht auf eine derart leichtsinnige Art und Weise in Gefahr bringe? Sich und andere?" Vielleicht klang ein 'wie ihn' stumm mit.
Jarel nickte.
"Ich werde für ihn sorgen, wie für mich gesorgt wurde und ihn lehren, was mir gelehrt wurde."
Er wusste es. Sie wussten es beide.
"Er ist ein guter Junge. Er wird ein nützliches Mitglied dieser Gesellschaft."
Viel offener konnte er es nicht zugeben.
Vajdán nickte ebenfalls, dann stand er auf und ging zur Tür. Auch dort stand ein Wachmann, und das nicht nur um Befehle entgegen zu nehmen. mit ihm wechselte er ein paar Worte, dann wandte er sich wieder an Jarel: "Folgt mir, ich bringe euch zu ihm."
Auch Jarel stand auf.
"Ich danke für euer offenes Ohr, Hauptmann."
Er deutete eine weitere Verbeugung an und lächelte.
"Solltet ihr einmal Hilfe benötigen, läßt nach mir schicken."
Und danach ganz leise:
"Al diel shala." Es klang freundlich.
Eindeutig ein Segen.
Vajdán musterte ihn nur kurz, die Worte verstand er nicht, aber er vermutete eine Grußformel.
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