Re: Eine Straße zwischen den Orten
Verfasst: Donnerstag 28. Juli 2022, 09:50
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von/nach: Der Orden der Flammenrose - die Komturei in Nowigrad --> Straße nach Südosten, Richtung Wyzima
Datum: Hochsommer 1278 (ca. ein dreiviertel Jahr nach der Handlung in Velen/Oxenfurt bzw Jakobs Ankunft in der Welt)
betrifft: Jarel, Jakob
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Am nächsten Morgen erwartete Jakob eine Überraschung. Eine unangenehme.
Jarel stand bei seiner Mariposa, hatte sie gesattelt und gepackt. Doch das massige Rückepferd war das einzige Tier. Keines für ihn.
Den Abend hatte der Ritter dem Knappen „frei“ gegeben, während er selber in der Küche verschwand. Wie so oft.
Ohne großartig darauf einzugehen machte er Jakobs Gepäck ebenfalls am Sattel fest.
Der Ritter meldete die beiden kurz ab, dann ging es los, der Ritter zu Pferde. Jakob zu Fuß.
Obwohl Mariposa nur Schritt ging musste Jakob sich sputen mitzuhalten.
Allerdings nicht lange. Es ging „nur“ in die Stadt. Zum Hufschmied.
„Mari bekommt neue Hufeisen.“, teilte er mit. Immerhin sprach er endlich wieder.
„Hunger?“, fragte er und sah Jake fragend an.
Jarel überraschte ihn mit der Tatsache, dass sein Weg zu diesem ominösen Tempel wohl eine Wanderung werden würde. Jakob war sich noch nicht sicher, ob er das gut oder schlecht fand. Reiten war noch lange nicht seine bevorzugte Fortbewegungsart, dann doch lieber laufen - nur wie weit? Nicht, dass er an derlei Praktiken nicht gewohnt war. Es gab auch in Flagstaff Ritter, die gern im vollklimatisierten Pick-up vor einer Meute schwitzender Halbstarker her fuhren und wehe einer fiel zurück... Jakob blinzelte, beobachtete stillschweigend wie Jarel sein kleines Bündel an den Sattel des riesigen Pferdes schnürte und dann aufsaß. Die Strafe begann also schon auf dem Weg. Immerhin war es früher Morgen und die sommerliche Hitze bisher nur eine vage Ahnung - würde aber noch kommen.
Mariposas Schrittlänge sorgte dafür, dass Jakob mehr joggte als ging, sodass ihm bereits der Schweiß auf der Stirn stand, als sie beim Hufschmied ankamen. Neue Eisen also. Ich wünsch dir auch einen guten Morgen, grollte der Knappe innerlich, verbiss sich aber jeglichen Kommentar. Konnte nur schlimmer werden. Die Frage bejahte er allerdings. Wenn er inzwischen etwas gelernt hatte, dann dass man essen sollte, wenn man die Gelegenheit dazu hatte. In dieser Welt verhungerte es sich schneller, als einem lieb sein konnte.
Der Ritter brachte ihn in eine Taverne. So konnten sie das bis dahin ausgelassenen Frühstück nachholen.
Auch hier war der Ritter wortkarg, aber der Knappe spürte, dass ihm noch irgendetwas bevorstand.
Die ganze Zeit vermied der Ritter es, ihm in die Augen zu sehen. Was heckte er aus?
Die Antwort erhielt er, nachdem sie zum Hufschmied zurückgekehrt waren.
Jarel bleib in einem seltsam großen Abstand zur Schmiede stehen und…wartete.
Wortlos. Mit steinerner Miene.
Es dauerte etwas, bis der untersetzte Schmied mit der spiegelglatten Glatze aus dem Stall zu ihnen kam.
An der rechten Hand die neu beschlagene Mariposa. An der linken einen leicht nervösen, jungen Apfelschimmelhengst. Fertig gesattelt. Mit den beiden Tieren kam er auf sie zu.
Immer noch zeigte der Ritter keine – absolut keine – Regung. Erst als der Schmied Mariposa bei Jarel abgegeben hatte und nun das Zaumzeug des Hengstes Jake in die Hand drücken wollte, sah der Ritter seinen Knappen an. Und wartete auf seine Reaktion.
Jarel hatte eine dieser Launen, die Jakob i zwischen vorsichtig werden ließen, denn man wusste nie, was daraus wuchs. Es konnte alles sein - wirklich alles. Denn man konnte Jarel viel nachsagen, aber langweilig wurde es mit ihm selten. Nicht nur der Knappe raubte dem Ritter zuweilen den letzten Nerv, es war auch durchaus andersrum oft genug der Fall. Zum Beispiel als Jarel in in einer dieser Launen das erste Mal in die Küche geschleppt hatte - um zu kochen. Kochen. Sechs Buchstaben, ein Wort und ein Nachmittag, nach dem Jakob das Kochmesser liebend gern zweckentfremdet hätte. Küchendienst kam auf der Liste seiner bevorzugten Tätigkeiten gleich nach Latrine putzen und gepflegter Konversation.
Entsprechend verlief das Frühstück der beiden Männer sehr schweigsam. Jarel sah ihn nicht mal an. Nein, es war diesmal nichts Gutes, entschied Jakob. Wieso auch, nach der Sache gestern?
Und dann zurück zur Schmiede, doch Jarel blieb mitten auf dem Hof dieser stehen. Jakob warf ihm einen zweifelnden Seitenblick zu. Vielleicht baute der alte Mann auch einfach langsam ab und wurde wunderlich. Huftritte lenkten Jakobs Blick allerdings schnell wieder RIchtung Schmiede. Seine Gehör hatte ihn nicht getrogen: acht Hufe, nicht vier. Sehr unterschiedlicher Takt. Mariposas schweres Stampfen und dazu ein unstetes Klappern. Aus dem Schatten der Schmiede kam der Meister, an jeder Hand ein Pferd und er kam auf sie zu. Zielstrebig. Jakob schwante Böses, doch er rührte sich keinen Millimeter. Denn noch etwas hatte er recht schnell gelernt: bei den Rittern der Flammenrose war vieles Show und diese kultivierten sie. Er setzte also die arrogant-neutrale Maske auf und nahm die Zügel entgegen, als müsste das alles genau so sein.
Bis der Schmied sich abwandte und wieder in seiner Werkstatt verschwand.
Jakob zeigte auf den Hengst, der unruhig mit den Hufen scharrte und versuchte den Kopf zu seinem Bein zu zerren, um die Trense abzustreifen. "Das ist ein Pferd.", bemerkte er überaus geistreich.
Als befinde der Gaul diese Feststellung auch als dämlich, hörte er auf an den Zügeln zu zerren und hob den Kopf, nur um dann langanhaltend zu schnauben. Jakob betrachtete das Pferd skeptisch und das Pferd blickte nicht minder skeptisch zurück. Es hatte ein helles Fell, durchzogen von dunklen Flecken und Mustern, eine fast schwarze Mähne und dunkle Fesseln. Obwohl nicht gerade klein, wirkte es neben Mariposa immernoch wie ein Pony. Ein Blick daran entlang und auch Jakob war klar, dass er es mit einem Geschlechtsgenossen zu tun hatte. Jarel ließ auch nichts aus.
Jakob seufzte ergeben. "Hat er einen Namen?" Irgendwie wollte ihm ein Dank noch nicht so recht über die Lippen. Stattdessen wirkte er einen Moment lang wohl tatsächlich, als wäre er lieber gelaufen.
Der Junge zeigte nicht die Spur von Freude. Nun, womit hatte er auch gerechnet.
"Noch nicht. Ich hatte überlegt ihn 'Sturkopf' zu nennen, aber er ist dein Hengst. Gib du ihm einen Namen."
Der Ritter machte Jakes Gepäck nicht los, obwohl Jakes Pferd sogar mit Satteltaschen - auf denen ein schlichtes Monogramm prangte - ausgestattet war.
Jarel zog sich in den Sattel. Mariposa rührte sich nicht.
"Und ja. Es war ein wahrer Meisterschuß.", erklärte der Ritter, wobei Jakob sich der Zusammenhang mit dem 'Robin Wurst' Treffer erst einen Liedschlag später offenbarte.
"Wenn du sicher genug im Sattel bist, besorgen wir dir einen Reiterbogen. Und jetzt in den Sattel mit dir. Oder hast du Angst?"
Nun, redete er wieder. Sogar ein leichtes Schmunzeln verunzierte seine Lippen. Der Junge würde das Geschenk schätzen lernen. Der Hengst war jung. Er wurde den Knappen noch lange begleiten.
Vermutlich hätte Jarel sich gewünscht, dass er vor Freude Luftsprünge machte, aber das war nich Jakobs Art und außerdem trauerte er so manchen Tag noch hinter seiner Belladonna her. Ein Pferd, so schön und schnell es auch sein mochte, konnte das einfach nicht ersetzen. Aber er gab sich Mühe, das Geschenk zu würdigen, denn der Wert entsprach durchaus dem eines rassigen Fahrzeugs.
Immerhin hatte er schon genug gelernt, dass er zuerst an die Seite des Tiers trat und den Sattelgurt noch einmal nachzog. Zu oft war ihm bei den Stunden der Sattel entgegen gekommen, wenn er aufsteigen wollte. Der Hengst drehte den Kopf und stieß ihm die weiche Nase in die Seite, nestelte an dem Überwurf, der ihn als Knappen der Rose kennzeichnete.
"He lass das. Hab leider nichts für dich. Mit Bestechung fangen wir gar nicht erst an, Bro.", murmelte er auf Englisch und streichelte dem Hengst über die Nase. Vielleicht freute er sich ja doch ein wenig. Es hieß doch, Tiere hätten besondere Kräfte. Jakob zog sich in den Sattel.
Hoch. Nicht so hoch wie Mari, aber hoch genug, um sich weh zu tun, wenn man fiel. Und unruhig. Allein beim aufsitzen drehte er sich um die eigene Achse, machte ein paar Schritte rückwärts und tat alles, es Jakob schwer zu machen, in den Sattel zu kommen. Immerhin an Balance mangelte es diesem nicht (57/100), nur musste er sich so konzentrieren, dass er fast das Lob verpasste. Aber nur fast.
Seine Lippen zuckten, doch er wahrte eisernen Ernst. "Ich weiß.", konnte er sich allerdings nicht verkneifen, obwohl er weiter mit seinem neuen Reittier rang, das sich drehte wie ein Kreisel (11/100) und einfach versuchte, unter ihm weg zu gehen.
"Jetzt steh endlich still, du wandelnder Sauerbraten.", schimpfte er auf Deutsch und ob es nun daran lag, dass er einen gewissen Ton traf oder seine Haltung dabei änderte, der Hengst hörte auf herum zu zappeln (67/100). Jakob nutzte den Moment, um die Länge der Steigbügel einzustellen und sich im Sattel zurecht zu rücken.
"Reiterbogen.", sinnierte er, während er den Sauerbraten mit noch recht ungelenken Hilfen dazu brachte Mariposa zu folgen. "Klingt gut."
Es war recht schwierig ein gemeinsames Tempo zu finden. Eines, das zu der wuchtigen Mariposa und dem nervösen „Sauerbraten“ passte. Eine knappe halbe Stunde später gelang es und je mehr Bewegung der Hengst bekam, desto ruhiger wurde er.
Entweder färbte auch Mariposas Gelassenheit ab, oder das junge Tier brauchte einfach Bewegung.
Als sie die Stadt verlassen hatten und über einen relativ breiten Weg in einen Wald einritten deutete der Ritter seinem Knappen, neben ihm zu reiten.
Gelassen zurückgelehnt, die Zügel seines Schlachtrosses über den Kauf gelegt, kerzengerade wie immer sah Jarel kurz zur Seite. Das leichte Funkeln in seinen Augen und seine Ausstrahlung zeugten von Zufriedenheit und Vorfreude.
Sie reisten zum Tempel. Einem Ort, an dem Jarel sich stets Kraft schöpfen und zu sich finden konnte. Auch die Priesterinnen waren für ihn angenehme Gesellschaft. Wobei bei ihm die körperlichen Interessen weit, weit im Hintergrund standen.
Er freute sich auf die Gespräche, die innere Einkehr und die Dinge, die er noch lernen würde.
Der Kräutergarten hatte es ihm angetan. Nicht die Heilkräuter, von denen hatte er keine Ahnung. Die Gewürze – teilweise wirklich exotische – faszinierten ihn. Und das, was er gemeinsam mit der ersten Priesterin damit zaubern konnte. Er seufzte verträumt, bevor er sich an Jake wandte.
„Du hast dich gut eingelebt im Orden. Wie gefällt dir deine Ausbildung? Bist du zufrieden?“
Tatsächlich. Der Ritter versuchte es mit Konversation. Ein Ding, das sowohl Jake als auch Jarel schwer fiel.
Der Weg lag im angenehmen Schatten der hohen dichten Bäume und die Sonne zauberte verspielte Lichtflecken auf den Boden. Die Luft roch nach Nadeln, Laub und Sommer. Nicht zu warm. Nicht zu kalt, seichter Wind. Perfekt. Fast schon zu perfekt.
Jakobs neues Pferd erwies sich als Aufgabe, denn der Hengst gehörte zu der Sorte, die müde wurden, weil die Straße breit war und nicht lang. Er war stur wie ein Maulesel und die erste Zeit mühte Jakob sich mit Flüchen und Drohungen ab, ihn zu etwas zu bringen, das weder vor noch hinter Mariposa war, die ihren Weg ging als würde sie einen Pflug ziehen: strak geradeaus. Mal schlenderte der Schimmel im Schleichgang am Wegesrand entlang und versuchte Jakob die Zügel aus den Händen zu zerren, um sich ein saftiges Kräutlein zu rupfen. Wenn der ihn dann energisch vorwärts zu treiben versuchte, machte er gleich einen Satz und überholte das Pferd des Ritters in einer Mischung aus Trab und Galopp, aus dem Jakob den Hengst mit Mühe wieder einfing. Von Bremsen, die beide Pferde beharrlich heimsuchten, würde er nervös, tänzelte seitwärts, warf den Kopf und schlug mit dem Schweif.
Die Stadtmauern lagen noch nicht weit hinter ihnen, aber Jakob war schon in Schweiß gebadet.
Doch je weiter sie ritten, desto ruhiger wurde der Hengst. Vielleicht färbte das stoische Gemüt Mariposas auf den jungen Gaul ab, so wie die Ruhe des Ritters es zuweilen vermochte, Jakobs innere Teufel zu besänftigen.
Sie tauchten in einen Wald, Jakob grübelte schon eine Weile - nun da der Hengst tatsächlich einfach vorwärts lief - über einen passenden Namen. Bis er einen hatte, würde er wohl bei Sauerbraten bleiben... Da winkte Jarel ihn neben sich. Behutsam gab er dem Pferd einen Schenkeldruck, doch der missdeutete das sofort (12/100) und machte einige lange Galoppsprünge, die Jakob ordentlich durchschüttelten. Harmonie von Pferd und Reiter sah definitiv anders aus. Mit Mühe fing er den ungestümen Hengst wieder ein, der wild auf seiner Trense kaute und offenkundig laufen wollte. Egal wohin, hauptsache laufen.
Jakob wartete, bis Jarel und Mariposa aufgeschlossen hatten und gab sich dann Mühe, an der Seite des Ritters zu bleiben. Dieser wirkte zutiefst zufrieden mit sich und der Welt, als er Jakob einen kurzen Seitenblick gönnte und es dann tatsächlich mit Smalltalk versuchte. Eine Sache, die der Knappe an Jarel schätzte, war allerdings, dass man mit diesem stundenlang schweigen konnte, ohne das Gefühl zu haben, etwas sagen zu müssen. Dahingehend passten sie ausgezeichnet zusammen. Nur reden um des Redens Willen war ihnen beiden nicht wirklich gegeben. Umso mehr überraschte ihn die Frage.
War er zufrieden? Er musste eine Weile darüber nachdenken, aber das störte Jarel in der Regel nicht. Seine Antwort lag im Geiste schon vor ihm, aber er zögerte noch einen Moment.
"Darf ich offen sprechen?" Inzwischen hatte er gelernt, dass es einen feinen Unterschied gab, zwischen Jarel, seinem Mentor und Jarel, dem Ritter der Flammenrose...
Mit schlecht verborgener Belustigung beobachtete Jarel, wie Jake sich mit seinem Hengst abmühte.
Der Junge würde heute Abend gut schlafen. Und schlecht sitzen können.
Auf seine Frage hin zögerte sein Knappe. Er hatte also wirklich etwas auf dem Herzen.
Gut, dass er gefragt hatte. Ihm lag viel an dem Jungen. Und das auch noch, obwohl er nicht jedes Mal an seinen Sohn denken musste, wenn er seinen Knappen sah.
In groben Zügen wusste er, wie Jakob sich fühlte. Fremde Welt, fremde Bräuche, fremde Sprache, sogar fremde Sterne. Damit hatte selber lange gehadert, dabei war seine Welt dieser hier wesentlich ähnlicher als das, was Slava und Jakob beschrieben hatten.
Slava…
Den Gedanken an den Soldaten würgte er schon im Keim ab. Nichts würde ihm heute die Stimmung eintrüben.
Stattdessen sah er einem Fasan nach, der von irgendetwas erschreckt gackernd und lärmend quer über den Waldweg stob. Jagen wäre eine gute Idee für das Abendessen.
„Natürlich.“, antwortete Jarel. Was für eine Frage. Wenn er es nicht hätte wissen wollen, hätte er nicht gefragt.
Der Ritter legte den Kopf schräg und wartete ab.
Der Fasan sorgte dafür, dass die Denkpause länger wurde, denn Jakobs Sauerbraten scheute, brach zur anderen Seite aus und hinein ins Unterholz, wo er den erschrockenen Knappen am erstbesten Ast abstreifte (14/100). Das dieser das unverletzt überstanden hatte, war den Flüchen zu entnehmen, die er dem Pferd hinterher schickte, welches immerhin so freundlich war, sich nicht allzu weit zu entfernen. Mit spielenden Ohren blieb der Hengst zwischen den Bäumen stehen und sah seinem Reiter dabei zu, wie er sich die Fichtennadeln aus Haar und Kleidern fegte. Sauerbraten. Er würde definitiv bei Sauerbraten bleiben, denn genau das würde er aus diesem Bastard machen.
Schnaubend wie ein junger Bulle stemmte Jakob die Arme in die Seiten, fixierte das Pferd und... machte einfach Kehrt. Zurück auf dem Weg fegte er sich weitere Blätter aus dem Haar, hatte aber tatsächlich ein Ohr im Wald. Von dort knisterte und knackte es. Jakob war durchaus lernfähig, was die Sache mit den Gäulen anging und ein Punkt war, dass man ihnen nicht offensiv hinterher zu laufen brauchte. Das endete nur in ziemlich würdelosen Jagdspielchen. Und tatsächlich kletterte Sauerbraten aus dem Gebüsch zurück auf die Straße und gesellte sich wieder zu Mariposa (74/100).
"Ich werde kein Reiter. Nicht mehr in diesem Leben.", fauchte er ungehalten, schnappte sich die Zügel des Hengstes und zerrte ihn einfach hinter sich her. Eine Weile würde er zu Fuß gehen. Da war er wieder, der bockige Junge voller Ungnade mit sich selbst. Er fuhr auf dem Hinterrad von Flagstaff nach Phoenix, wenn er es drauf anlegte, aber das hier hatte einfach zu viele Variablen. Ein Pferd war ein lebendes Wesen und so eigensinnig, dass er es niemals würde kontrollieren können.
Einen Moment war Jarel besorgt, doch der Junge schimpfte ausreichend um davon auszugehen, dass es ihm gut ging. Immerhin war er schlau genug gewesen, nicht mit seinem Pferd Fangen zu spielen.
Schimpfend nahm Jake die Zügel des Pferdes und machte keine Anstalten, wieder aufzusteigen.
Der Ritter presste kurz die Lippen aufeinander. Nein, er war nicht sauer. Auch nicht enttäuscht. Er unterdrückte ein Lachen. Einige Minuten ritt er Mariposa neben Sauerbraten im Schritt, dann hielt er sie an.
Er spielte tatsächlich mit dem Gedanken, den jungen Hengst selber einmal „auszuprobieren“, verwarf die Idee aber schnell. Die Gefahr sich zu blamieren war zu groß.
Stattdessen stieg er ab und führte Mariposa auf einen kleinen Trampelpfad, der leicht abschüssig rechts vom Weg wegführte.
Er ging vorsichtig und langsam vor, denn es gab hier glatte bemooste Steine, auf dem sowohl Mensch als auch Tier leicht ausrutschen konnten.
Immer wieder sah er prüfend zu Jakob, ob der mit seinem Hengst klar kam.
Der Abstieg lohnte sich. Unten befand sich ein munter plätschernder Bach, keine zwei Schritt breit und vielleicht knietief. Im Wasser schwammen schillernde silberne Körper mit dunklen Punkten und Mustern. Forellen. Und die sahen verdammt lecker aus.
Der Ritter legte Mariposa die Zügel über den Hals. Das Tier trottete die letzten drei Schritte zum Bach und begann zu saufen. Jarel folgte, hakte eine der Taschen vom Sattel los und – zog die Stiefel aus, öffnete seinen Schwertgurt und legte beides im Gras ab.
Wie ein kleiner Junge turnte er auf einen breiten, flachen Stein, nahm darauf Platz, legte die Tasche neben sich ab und plantschte entspannt mit den Füßen im Wasser.
Jakobs „Strafe“, entpuppte sich mehr und mehr als gemütlicher Ausflug. Zumindest bis hierhin.
Auffordernd sah Jarel erst zu Jakob, dann zu dem leeren Platz auf dem Nachbarstein.
Er erwartete noch immer eine Antwort.
Der Ritter war noch entspannter als sonst. Es schien je mehr Jake sich aufregte, desto größer wurde der Gegenpol seitens seines Ritters. Zumindest schien es so.
Das Jarel stoppte, bemerkte der in seinem Zorn vor sich hin schwelende junge Mann erst einige Schritte später und hielt ebenfalls an. Gerade rechtzeitig drehte er sich um, um Mariposas ausladendes Heck zwischen den Bäumen verschwinden zu sehen. Was jetzt wieder? Er ballte die Fäuste, machte Kehrt und folgte Jarel den Trampelpfad hinab. Sauerbraten erwies sich als trittsicher und klug genug, die Hufe dorthin zu setzen, wo sie auch Halt hatten. Und anfangs ging er auch brav hinter Jakob her, doch als er den Bachlauf entdeckte und die Stute gemächlich darauf zu gehen sah, wollte er eilends vorwärts, den eigenen Durst stillen. Die Kraft des Tieres, das plötzlich an Jakob vorbei drängte, setzte diesen erneut auf den Hosenboden (16/100), während Sauerbraten eilends über die Wiese trabte und sich zu Mariposa gesellte. Respektloses Biest.
Schmollend blieb der Knappe zunächst sitzen, wohin er gefallen war und beobachtete düster das Tun Jarels. Nicht lange. Ihm war heiß und er hatte Durst, zwei Faktoren, die ihn schließlich dazu brachten, sich wieder aufzurappeln und über die Wiese zu schlendern. Eigentlich sogar recht hübsch hier.
Wie Jarel legte er Waffengurt und Stiefel ab, allerdings entledigte er sich auch gleich noch des schweren Überwurfs und des durchgeschwitzten Hemdes. Alles legte er in die Sonne, damit wenigstens der Schweiß trocknete und kniete sich dann unweit der Pferde ans Ufer, um den Kopf bis zu den Schultern ins Wasser zu stecken. Silberne Schatten flohen zwischen die Steine, als er prustend wieder auftauchte und sich schüttelte wie ein Hund. Erst dann folgte er Jarel behände auf die im Wasser liegenden Steine. Er wurde wieder ruhiger, Herzschlag für Herzschlag. Der Ort sorgte dafür. Und der Ritter.
Jakob hockte sich auf den gewiesenen Stein und beobachtete die Forellen, die wieder hervor kamen und pendelnd im Wasser standen. Er wusste, dass Jarel noch auf eine Antwort wartete, aber irgendwie war der Moment kaputt. Es fiel ihm noch immer nicht leicht, auszusprechen, was ihn bewegte oder beschäftigte. Jarel gegenüber war es mit den Monaten einfacher geworden, aber oft kam es trotzdem nicht vor. Dahingehend würde er sich wohl nie ändern oder allenfalls nur sehr langsam. Aber auch Gletscher kamen irgendwann am Ziel an.
Jakob antwortete nicht. Er brauchte eine Pause.
Für ihn war es ein ruhiger, bequemer Ausritt. Für den Jungen einziger, anstrengender Kampf.
Verständlich. Jarel ließ Jake schweigen. Zur Krönung tat dem Jungen wahrscheinlich der Hintern auch noch weh.
Definitiv nicht sein Tag.
Außerdem sahen die Forellen wirklich verlockend aus.
Wirklich verlockend. Besser als das Trockenfleisch und das Brot in dem Beutel, der neben ihm lag.
Langsam erhob sich der Ritter, lauerte eine Weile, während Jake sich ausruhte.
Und dann…eine fließende Bewegung, ein Blitzen. Eine besonders große Forelle hörte auf zu rudern, drehte sich und taumelte in der Strömung, während das Wasser um sie sich rot färbte.
Jetzt konnte Jarel sich das Grinsen nicht verkneifen.
Eilig sprang er ins Wasser, bevor das Tier mit seinem Dolch davon trieb.
Selbst Jakes gemurrtes „Aufschneider.“, tat seiner Laune keinen Abbruch. Er packte die Forelle geschickt, zog den Dolch heraus und verstaute ihn in der Scheide. Grinsend warf er die Forelle in einem flachen Bogen neben Jake ins Gras.
„Der Aufschneider geht Holz suchen. Nehm du mal den Fisch aus.“
Erstaunlich behände sprang Jarel aus dem Bach und zog seine Stiefel an.
„Du weißt doch noch wie es geht?“
Manchmal war auch Jarel nur ein Halbstarker, der mit seinem Können angeben musste. Wenn er es nicht besser wüsste, hätte Jakob gemutmaßt, dass es mit seiner Angeberei wegen des Schusses auf Ritter Alifreds Wurst zusammenhing, dass der Ältere nun mit Wurfdolchen um sich schmiss und dabei auch noch so unverschämt Glück hatte. Und als Tüpfelchen obenauf war das Gehör des alten Mannes auch noch gut genug, dass er Jakobs gemurmeltes "Aufschneider." durchaus gehört hatte. Na egal, konnte er ruhig wissen. Jakob verbiss sich ein Schmunzeln. Spielchen, unterschwellig, aber doch immer mal wieder präsent.
Der Fisch flog ins Gras, zur Antwort auf Jarels Frage griff Jakob diesem in die Kiemen und kramte nach seinem Messer - ebenfalls ein Geschenk des Ritters. Er kniete sich ans Wasser und machte sich ans Werk. Schuppen flogen, Innereien und Blut färbten das Wasser kurz rosarot.
Als Jarel zurück kehrte, steckte die ausgenommene Forelle auf einem frischen Zweig und dieser im Boden. Daneben lag Jakob lang ausgestreckt im Gras, beobachtete die Wolken und kaute auf einem dürren Grashalm.
Der Ritter lächelte warm. Ein Lausebengel. Sein Lausebengel.
Jake hatte längst den Platz eines Sohnes in seinem Herzen. Zugeben würde er das sicher nie. Er trug einen Stapel trockenes Holz auf den Armen und balancierte oben darauf ein kleines Bündel Kräuter und einen Ast mit dunkelblauen Beeren.
Er ging in die Knie und platzierte alles auf dem Boden.
Einen Moment spielte er mit dem Gedanken Jake aufzufordern das Feuer zu machen, doch der Junge sah gerade so entspannt aus. Und der Rest der Reise würde für ihn noch hart genug werden.
Was nicht zuletzt an Jarel selber lag. Schließlich hatte er den Hengst ganz gezielt ausgesucht. Und er bereute es nicht. Wäre es ein einfaches Pferd, würde Jakob niemals eine solche Beziehung aufbauen wie er sie zu Sauerbraten aufbauen würde. Zumindest hoffte der alte Mann das.
Der Ritter suchte ein paar Steine zusammen , richtete eine Feuerstelle her, schlug Feuer. Während das Feuer zu brennen begann, füllte er den Fisch mit den Kräutern.
Aber erst, als das Feuer nur noch glomm, positionierte Jarel den Fisch darüber und legte den Ast mit den Beeren hinein.
Der Duft biss leicht in den Augen und erinnerte Jake an eine bestimmte Sorte Alkohol.
Jakob lauschte Jarels Tun, aber er rührte sich nicht. Selten genug, dass er nicht gleich abgestellt wurde, um die Drecksarbeit zu machen. Knappe sein war auch nur ein Praktikantenjob mit Zusatzfächern. Er fühlte sich angenehm träge, erwärmt von der Sonne, die man in der Komturei viel zu selten zu Gesicht bekam und auch erschöpft vom Kampf mit Sauerbraten. Kurz fielen ihm die Augen zu, doch ein merkwürdig vertrauter Geruch weckte ihn nach kurzer Zeit wieder und er setzte sich auf, schüttelte die Müdigkeit ab, indem er sich die Augen rieb.
"Ist das...? Wie sagt man hier. Meine Sprache sagt 'Wacholder'.", fragte er taktisch. Jarel liebte kochen und freute sich, wenn er sich interessiert zeigte. Auch wenn es das eigentlich nur in geringem Maße tat. Es war quasi eine Einleitung. EIn Warmfahren, denn er hatte sich endlich genug Gedanken zur Frage seiner Zufriedenheit gemacht. Oder besser zur Formulierung seiner Antwort.
Wie immer positionierte er sich so, dass er sein Gegenüber direkt ansehen konnte und verharrte ansonsten ganz reglos. Er war niemand, der in der Gegend herum schaute oder die Hände beschäftigen musste, wenn er etwas sagen wollte, was nicht ganz einfach zu sagen war. Wenn man nicht hinsah, bekam man ja die Reaktion gar nicht zu Gänze mit und darum ging es doch bei diesem ganzen Gerede, oder nicht?
Jarel nahm im Schneidersitz Jake gegenüber Platz, legte die Hände in den Schoß.
Und wartete.
"Du hast gefragt, ob ich zufrieden bin. Ja. Bin ich. Sehr sogar. Aber das liegt nicht am Orden der Flammenrose - da gibt es genügend Idioten, denen man die Wurst vom Brot schießen sollte." Er hatte gebeten, ehrlich sein zu dürfen, also war er es. Jakob teilte nicht alle Ansichten seines neuen Ordens - genaugenommen kritisierte er mehr, als er teilte, aber so tief würde er jetzt nicht einsteigen, denn er wollte auf etwas anderes hinaus.
"Du bist es. Bei dir hab ich nicht das Gefühl, eine Aufgabe zu sein. Ein krummer Nagel, den man mit genügend Hammerschlägen schon irgendwie ins Holz kriegt. Selbst wenn ich dir Ärger mache - was ich ja nicht mal absichtlich mache. Meistens jedenfalls nicht." Er stoppte kurz. Nicht faseln. Einmal durchatmen. So viele Worte sprach er normalerweise in einem Monat. "Jedenfalls bin ich zufrieden. Bei dir. Mit deiner Ausbildung. Meinetwegen könntest du auch Nilfgaarder sein oder Borg."
Noch einmal Luft holen.
"Danke. Für alles, denke ich. Bis hierhin."
Der Ritter reagierte erst gar nicht. Dann blinzelte er irritiert, schluckte, sah auf seine Hände.
„Ich muss mich auch bedanken, Jakob.“
Die Stimme des Ritters klang erstaunlich zittrig. Vielleicht sogar etwas dünn, dafür noch wärmer als sonst. Er sah auf und zeigte Jake durch das verräterische Schimmern, was er fühlte.
„Dich auszubilden ist nicht immer leicht. Aber immer lohnend. Ich bin stolz auf dich. Kein Vater könnte stolzer sein.“
Er lächelte, räusperte sich, blinzelte die Feuchte in seinen Augen weg, atmete durch.
„Wo bei allen Schatten liegt Borg?“
Jakob lächelte schief. Er würde nicht noch einen drauf setzen und Jarel stecken, dass er sich im Grunde genommen besser anstellte als sein leiblicher Vater. Zum einen, weil er seiner Stimme gerade nicht traute und zum anderen weil er seinem Ritter nicht endgültig den Boden wegziehen wollte. Er sah das verräterische Schimmern in dessen Augen und er konnte mit derlei Gefühlsausbrüchen nicht sonderlich gut umgehen.
Doch Jarel bekam sich wieder in den Griff und Jakobs Grinsen wurde etwas weniger schief. "Nicht in dieser Welt." Nicht mal in seiner - zumindest nicht in der Realität.
Sie dehnten die Pause erstaunlich lange, aber irgendwann musste Jakob doch wieder in den Sattel und sie folgten weiter der Straße nach Wyzima.
Sauerbraten machte deutlich, dass er wenig davon hielt, seine Freiheit wieder abzugeben. Als Jakob einen Fuß im Steigbügel hatte, zuckte er urplötzlich erst einige Schritte seitwärts von diesem weg, nur um sich gleich wieder zu ihm zu drehen und ihn unsanft anzurempeln. Auf einem Bein und ungünstig aus dem Gleichgewicht gebracht, warf er den Knappen dabei um, der den Fuß nicht sofort aus dem Bügel bekam. Ein stechender Schmerz im Fuß, dann lag er wie ein Maikäfer auf dem Rücken (6/100) und Sauerbraten schnaubte.
"Lach du nur, du Salamivorstufe.", knurrte der Knappe, wie so oft, wenn er wütend war, in seiner Muttersprache und rappelte sich auf. Ehrgeiz hatte er und Jakob hatte sich in den Kopf gesetzt, diese Aufgabe zu meistern. Er ignorierte den leisen Schmerz, nahm Sauerbratens Zügel diesmal kurz und fest, bevor er mit zusammen gebissenen Zähnen den nächsten Versuch wagte.
Irgendwas machte er richtig. Das Pferd blieb stehen und ließ ihn aufsteigen, folgte dann sogar halbwegs brav seine Kommandos (79/100).
Es konnte weiter gehen.
Während der weiteren Reisen waren die Gespräche nicht mehr ganz so tiefgreifend.
Der Ritter hatte die „Verletzung“ seines Knappen bemerkt und achtete darauf, dem Jungen ein paar Extrapausen zu gönnen. Reinreden ließ er sich dabei nicht.
Beide genossen die Ruhe, soweit das Wetter es zuließ. Es war heiß. Schwül. Drückend.
Unter ihren Rüstungen – auch wenn selbst der Ritter kein Metall trug – rann beiden der Schweiß in Strömen. Ein Erschöpfender Ritt.
Jarel kannte den Weg allem Anschein nach gut. Er wusste immer, wo man Flüsse oder Bäche fand, wo sich Plätze zum Rasten fanden. Und war mal kein Gewässer in unmittelbarer Reichweite, mahnte der Ritter die Wasserschläuche zu füllen.
Hungern mussten sie auch nicht. Den mitgebrachten Proviant ergänzte Jarel mit den Dingen, die in Reichweite waren. Wurzeln, Pilze, Beeren. Auch ein Fasan und mehrere Kaninchen fanden den Weg in ihre Mägen. Haarklein erklärte er seinem Knappen, was man Essen und was für die Zubereitung von Speisen gebrauchen konnte. Wie man dieses von jenem unterschied und – wie sollte es anders sein – welches Gericht mit welchen Gewürzen zubereite wurde.
Die Nächte liefen immer gleich ab. Die ersten drei Stunden wachte Jake und Jarel verbrachte diese Zeit im Rausch seiner Medikamente. Dann endlich durfte der Junge schlafen. Routine schlich sich ein.
Ein Unwetter ein Tag vor der erwarteten Ankunft verbrachten sie in einer Scheune, gemeinsam mit den Pferden. Der Wappenrock öffnete auch diese Tür. Der Bauer ließ sie dort schlafen, brachte sogar Brot und saure Milch.
Seine Frau betrachtete die beiden jedoch mit solchem Argwohn, dass Jarel befürchtete sie könnte Jake und ihn vergiften. So musste der Knappe warten, während der Ritter vorsichtig „vorkostete“.
Seine Überempfindlichkeit hätte sehr schnell gezeigt, wenn etwas nicht stimmte, doch nichts geschah. Während draußen die Welt in Regen und Blitzen unter ging, schliefen die beiden trocken und -immer noch viel zu warm – im Stroh. In dieser Nacht trat sogar Mariposa von Zeit zu Zeit von einem Bein auf das andere, was Sauerbraten dazu brachte, ständig schnaubend an den Zügeln zu zerren, an denen er angebunden war. Erschwerend kam hinzu, dass der Hengst den Ritter nicht an sich heranlassen wollte. Anfassen? Keine Chance!
Am nächsten Morgen erwartete sie eine wahre Nebelsuppe. Am Abend sollten sie den Tempel erreichen, doch der Nebel war so dicht, dass sie nicht gut vorankamen. Und kaum hatte sich die die Kleidung und das Atmen schwer machende Feuchtigkeit aufgelöst, wurde es bereits wieder dunkel.
Dichte Wolken zogen am Abendhimmel auf und fernes Donnern kündete vom nächsten Unwetter.
Heute würden sie die Stadt nicht mehr erreichen.
von/nach: Der Orden der Flammenrose - die Komturei in Nowigrad --> Straße nach Südosten, Richtung Wyzima
Datum: Hochsommer 1278 (ca. ein dreiviertel Jahr nach der Handlung in Velen/Oxenfurt bzw Jakobs Ankunft in der Welt)
betrifft: Jarel, Jakob
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Am nächsten Morgen erwartete Jakob eine Überraschung. Eine unangenehme.
Jarel stand bei seiner Mariposa, hatte sie gesattelt und gepackt. Doch das massige Rückepferd war das einzige Tier. Keines für ihn.
Den Abend hatte der Ritter dem Knappen „frei“ gegeben, während er selber in der Küche verschwand. Wie so oft.
Ohne großartig darauf einzugehen machte er Jakobs Gepäck ebenfalls am Sattel fest.
Der Ritter meldete die beiden kurz ab, dann ging es los, der Ritter zu Pferde. Jakob zu Fuß.
Obwohl Mariposa nur Schritt ging musste Jakob sich sputen mitzuhalten.
Allerdings nicht lange. Es ging „nur“ in die Stadt. Zum Hufschmied.
„Mari bekommt neue Hufeisen.“, teilte er mit. Immerhin sprach er endlich wieder.
„Hunger?“, fragte er und sah Jake fragend an.
Jarel überraschte ihn mit der Tatsache, dass sein Weg zu diesem ominösen Tempel wohl eine Wanderung werden würde. Jakob war sich noch nicht sicher, ob er das gut oder schlecht fand. Reiten war noch lange nicht seine bevorzugte Fortbewegungsart, dann doch lieber laufen - nur wie weit? Nicht, dass er an derlei Praktiken nicht gewohnt war. Es gab auch in Flagstaff Ritter, die gern im vollklimatisierten Pick-up vor einer Meute schwitzender Halbstarker her fuhren und wehe einer fiel zurück... Jakob blinzelte, beobachtete stillschweigend wie Jarel sein kleines Bündel an den Sattel des riesigen Pferdes schnürte und dann aufsaß. Die Strafe begann also schon auf dem Weg. Immerhin war es früher Morgen und die sommerliche Hitze bisher nur eine vage Ahnung - würde aber noch kommen.
Mariposas Schrittlänge sorgte dafür, dass Jakob mehr joggte als ging, sodass ihm bereits der Schweiß auf der Stirn stand, als sie beim Hufschmied ankamen. Neue Eisen also. Ich wünsch dir auch einen guten Morgen, grollte der Knappe innerlich, verbiss sich aber jeglichen Kommentar. Konnte nur schlimmer werden. Die Frage bejahte er allerdings. Wenn er inzwischen etwas gelernt hatte, dann dass man essen sollte, wenn man die Gelegenheit dazu hatte. In dieser Welt verhungerte es sich schneller, als einem lieb sein konnte.
Der Ritter brachte ihn in eine Taverne. So konnten sie das bis dahin ausgelassenen Frühstück nachholen.
Auch hier war der Ritter wortkarg, aber der Knappe spürte, dass ihm noch irgendetwas bevorstand.
Die ganze Zeit vermied der Ritter es, ihm in die Augen zu sehen. Was heckte er aus?
Die Antwort erhielt er, nachdem sie zum Hufschmied zurückgekehrt waren.
Jarel bleib in einem seltsam großen Abstand zur Schmiede stehen und…wartete.
Wortlos. Mit steinerner Miene.
Es dauerte etwas, bis der untersetzte Schmied mit der spiegelglatten Glatze aus dem Stall zu ihnen kam.
An der rechten Hand die neu beschlagene Mariposa. An der linken einen leicht nervösen, jungen Apfelschimmelhengst. Fertig gesattelt. Mit den beiden Tieren kam er auf sie zu.
Immer noch zeigte der Ritter keine – absolut keine – Regung. Erst als der Schmied Mariposa bei Jarel abgegeben hatte und nun das Zaumzeug des Hengstes Jake in die Hand drücken wollte, sah der Ritter seinen Knappen an. Und wartete auf seine Reaktion.
Jarel hatte eine dieser Launen, die Jakob i zwischen vorsichtig werden ließen, denn man wusste nie, was daraus wuchs. Es konnte alles sein - wirklich alles. Denn man konnte Jarel viel nachsagen, aber langweilig wurde es mit ihm selten. Nicht nur der Knappe raubte dem Ritter zuweilen den letzten Nerv, es war auch durchaus andersrum oft genug der Fall. Zum Beispiel als Jarel in in einer dieser Launen das erste Mal in die Küche geschleppt hatte - um zu kochen. Kochen. Sechs Buchstaben, ein Wort und ein Nachmittag, nach dem Jakob das Kochmesser liebend gern zweckentfremdet hätte. Küchendienst kam auf der Liste seiner bevorzugten Tätigkeiten gleich nach Latrine putzen und gepflegter Konversation.
Entsprechend verlief das Frühstück der beiden Männer sehr schweigsam. Jarel sah ihn nicht mal an. Nein, es war diesmal nichts Gutes, entschied Jakob. Wieso auch, nach der Sache gestern?
Und dann zurück zur Schmiede, doch Jarel blieb mitten auf dem Hof dieser stehen. Jakob warf ihm einen zweifelnden Seitenblick zu. Vielleicht baute der alte Mann auch einfach langsam ab und wurde wunderlich. Huftritte lenkten Jakobs Blick allerdings schnell wieder RIchtung Schmiede. Seine Gehör hatte ihn nicht getrogen: acht Hufe, nicht vier. Sehr unterschiedlicher Takt. Mariposas schweres Stampfen und dazu ein unstetes Klappern. Aus dem Schatten der Schmiede kam der Meister, an jeder Hand ein Pferd und er kam auf sie zu. Zielstrebig. Jakob schwante Böses, doch er rührte sich keinen Millimeter. Denn noch etwas hatte er recht schnell gelernt: bei den Rittern der Flammenrose war vieles Show und diese kultivierten sie. Er setzte also die arrogant-neutrale Maske auf und nahm die Zügel entgegen, als müsste das alles genau so sein.
Bis der Schmied sich abwandte und wieder in seiner Werkstatt verschwand.
Jakob zeigte auf den Hengst, der unruhig mit den Hufen scharrte und versuchte den Kopf zu seinem Bein zu zerren, um die Trense abzustreifen. "Das ist ein Pferd.", bemerkte er überaus geistreich.
Als befinde der Gaul diese Feststellung auch als dämlich, hörte er auf an den Zügeln zu zerren und hob den Kopf, nur um dann langanhaltend zu schnauben. Jakob betrachtete das Pferd skeptisch und das Pferd blickte nicht minder skeptisch zurück. Es hatte ein helles Fell, durchzogen von dunklen Flecken und Mustern, eine fast schwarze Mähne und dunkle Fesseln. Obwohl nicht gerade klein, wirkte es neben Mariposa immernoch wie ein Pony. Ein Blick daran entlang und auch Jakob war klar, dass er es mit einem Geschlechtsgenossen zu tun hatte. Jarel ließ auch nichts aus.
Jakob seufzte ergeben. "Hat er einen Namen?" Irgendwie wollte ihm ein Dank noch nicht so recht über die Lippen. Stattdessen wirkte er einen Moment lang wohl tatsächlich, als wäre er lieber gelaufen.
Der Junge zeigte nicht die Spur von Freude. Nun, womit hatte er auch gerechnet.
"Noch nicht. Ich hatte überlegt ihn 'Sturkopf' zu nennen, aber er ist dein Hengst. Gib du ihm einen Namen."
Der Ritter machte Jakes Gepäck nicht los, obwohl Jakes Pferd sogar mit Satteltaschen - auf denen ein schlichtes Monogramm prangte - ausgestattet war.
Jarel zog sich in den Sattel. Mariposa rührte sich nicht.
"Und ja. Es war ein wahrer Meisterschuß.", erklärte der Ritter, wobei Jakob sich der Zusammenhang mit dem 'Robin Wurst' Treffer erst einen Liedschlag später offenbarte.
"Wenn du sicher genug im Sattel bist, besorgen wir dir einen Reiterbogen. Und jetzt in den Sattel mit dir. Oder hast du Angst?"
Nun, redete er wieder. Sogar ein leichtes Schmunzeln verunzierte seine Lippen. Der Junge würde das Geschenk schätzen lernen. Der Hengst war jung. Er wurde den Knappen noch lange begleiten.
Vermutlich hätte Jarel sich gewünscht, dass er vor Freude Luftsprünge machte, aber das war nich Jakobs Art und außerdem trauerte er so manchen Tag noch hinter seiner Belladonna her. Ein Pferd, so schön und schnell es auch sein mochte, konnte das einfach nicht ersetzen. Aber er gab sich Mühe, das Geschenk zu würdigen, denn der Wert entsprach durchaus dem eines rassigen Fahrzeugs.
Immerhin hatte er schon genug gelernt, dass er zuerst an die Seite des Tiers trat und den Sattelgurt noch einmal nachzog. Zu oft war ihm bei den Stunden der Sattel entgegen gekommen, wenn er aufsteigen wollte. Der Hengst drehte den Kopf und stieß ihm die weiche Nase in die Seite, nestelte an dem Überwurf, der ihn als Knappen der Rose kennzeichnete.
"He lass das. Hab leider nichts für dich. Mit Bestechung fangen wir gar nicht erst an, Bro.", murmelte er auf Englisch und streichelte dem Hengst über die Nase. Vielleicht freute er sich ja doch ein wenig. Es hieß doch, Tiere hätten besondere Kräfte. Jakob zog sich in den Sattel.
Hoch. Nicht so hoch wie Mari, aber hoch genug, um sich weh zu tun, wenn man fiel. Und unruhig. Allein beim aufsitzen drehte er sich um die eigene Achse, machte ein paar Schritte rückwärts und tat alles, es Jakob schwer zu machen, in den Sattel zu kommen. Immerhin an Balance mangelte es diesem nicht (57/100), nur musste er sich so konzentrieren, dass er fast das Lob verpasste. Aber nur fast.
Seine Lippen zuckten, doch er wahrte eisernen Ernst. "Ich weiß.", konnte er sich allerdings nicht verkneifen, obwohl er weiter mit seinem neuen Reittier rang, das sich drehte wie ein Kreisel (11/100) und einfach versuchte, unter ihm weg zu gehen.
"Jetzt steh endlich still, du wandelnder Sauerbraten.", schimpfte er auf Deutsch und ob es nun daran lag, dass er einen gewissen Ton traf oder seine Haltung dabei änderte, der Hengst hörte auf herum zu zappeln (67/100). Jakob nutzte den Moment, um die Länge der Steigbügel einzustellen und sich im Sattel zurecht zu rücken.
"Reiterbogen.", sinnierte er, während er den Sauerbraten mit noch recht ungelenken Hilfen dazu brachte Mariposa zu folgen. "Klingt gut."
Es war recht schwierig ein gemeinsames Tempo zu finden. Eines, das zu der wuchtigen Mariposa und dem nervösen „Sauerbraten“ passte. Eine knappe halbe Stunde später gelang es und je mehr Bewegung der Hengst bekam, desto ruhiger wurde er.
Entweder färbte auch Mariposas Gelassenheit ab, oder das junge Tier brauchte einfach Bewegung.
Als sie die Stadt verlassen hatten und über einen relativ breiten Weg in einen Wald einritten deutete der Ritter seinem Knappen, neben ihm zu reiten.
Gelassen zurückgelehnt, die Zügel seines Schlachtrosses über den Kauf gelegt, kerzengerade wie immer sah Jarel kurz zur Seite. Das leichte Funkeln in seinen Augen und seine Ausstrahlung zeugten von Zufriedenheit und Vorfreude.
Sie reisten zum Tempel. Einem Ort, an dem Jarel sich stets Kraft schöpfen und zu sich finden konnte. Auch die Priesterinnen waren für ihn angenehme Gesellschaft. Wobei bei ihm die körperlichen Interessen weit, weit im Hintergrund standen.
Er freute sich auf die Gespräche, die innere Einkehr und die Dinge, die er noch lernen würde.
Der Kräutergarten hatte es ihm angetan. Nicht die Heilkräuter, von denen hatte er keine Ahnung. Die Gewürze – teilweise wirklich exotische – faszinierten ihn. Und das, was er gemeinsam mit der ersten Priesterin damit zaubern konnte. Er seufzte verträumt, bevor er sich an Jake wandte.
„Du hast dich gut eingelebt im Orden. Wie gefällt dir deine Ausbildung? Bist du zufrieden?“
Tatsächlich. Der Ritter versuchte es mit Konversation. Ein Ding, das sowohl Jake als auch Jarel schwer fiel.
Der Weg lag im angenehmen Schatten der hohen dichten Bäume und die Sonne zauberte verspielte Lichtflecken auf den Boden. Die Luft roch nach Nadeln, Laub und Sommer. Nicht zu warm. Nicht zu kalt, seichter Wind. Perfekt. Fast schon zu perfekt.
Jakobs neues Pferd erwies sich als Aufgabe, denn der Hengst gehörte zu der Sorte, die müde wurden, weil die Straße breit war und nicht lang. Er war stur wie ein Maulesel und die erste Zeit mühte Jakob sich mit Flüchen und Drohungen ab, ihn zu etwas zu bringen, das weder vor noch hinter Mariposa war, die ihren Weg ging als würde sie einen Pflug ziehen: strak geradeaus. Mal schlenderte der Schimmel im Schleichgang am Wegesrand entlang und versuchte Jakob die Zügel aus den Händen zu zerren, um sich ein saftiges Kräutlein zu rupfen. Wenn der ihn dann energisch vorwärts zu treiben versuchte, machte er gleich einen Satz und überholte das Pferd des Ritters in einer Mischung aus Trab und Galopp, aus dem Jakob den Hengst mit Mühe wieder einfing. Von Bremsen, die beide Pferde beharrlich heimsuchten, würde er nervös, tänzelte seitwärts, warf den Kopf und schlug mit dem Schweif.
Die Stadtmauern lagen noch nicht weit hinter ihnen, aber Jakob war schon in Schweiß gebadet.
Doch je weiter sie ritten, desto ruhiger wurde der Hengst. Vielleicht färbte das stoische Gemüt Mariposas auf den jungen Gaul ab, so wie die Ruhe des Ritters es zuweilen vermochte, Jakobs innere Teufel zu besänftigen.
Sie tauchten in einen Wald, Jakob grübelte schon eine Weile - nun da der Hengst tatsächlich einfach vorwärts lief - über einen passenden Namen. Bis er einen hatte, würde er wohl bei Sauerbraten bleiben... Da winkte Jarel ihn neben sich. Behutsam gab er dem Pferd einen Schenkeldruck, doch der missdeutete das sofort (12/100) und machte einige lange Galoppsprünge, die Jakob ordentlich durchschüttelten. Harmonie von Pferd und Reiter sah definitiv anders aus. Mit Mühe fing er den ungestümen Hengst wieder ein, der wild auf seiner Trense kaute und offenkundig laufen wollte. Egal wohin, hauptsache laufen.
Jakob wartete, bis Jarel und Mariposa aufgeschlossen hatten und gab sich dann Mühe, an der Seite des Ritters zu bleiben. Dieser wirkte zutiefst zufrieden mit sich und der Welt, als er Jakob einen kurzen Seitenblick gönnte und es dann tatsächlich mit Smalltalk versuchte. Eine Sache, die der Knappe an Jarel schätzte, war allerdings, dass man mit diesem stundenlang schweigen konnte, ohne das Gefühl zu haben, etwas sagen zu müssen. Dahingehend passten sie ausgezeichnet zusammen. Nur reden um des Redens Willen war ihnen beiden nicht wirklich gegeben. Umso mehr überraschte ihn die Frage.
War er zufrieden? Er musste eine Weile darüber nachdenken, aber das störte Jarel in der Regel nicht. Seine Antwort lag im Geiste schon vor ihm, aber er zögerte noch einen Moment.
"Darf ich offen sprechen?" Inzwischen hatte er gelernt, dass es einen feinen Unterschied gab, zwischen Jarel, seinem Mentor und Jarel, dem Ritter der Flammenrose...
Mit schlecht verborgener Belustigung beobachtete Jarel, wie Jake sich mit seinem Hengst abmühte.
Der Junge würde heute Abend gut schlafen. Und schlecht sitzen können.
Auf seine Frage hin zögerte sein Knappe. Er hatte also wirklich etwas auf dem Herzen.
Gut, dass er gefragt hatte. Ihm lag viel an dem Jungen. Und das auch noch, obwohl er nicht jedes Mal an seinen Sohn denken musste, wenn er seinen Knappen sah.
In groben Zügen wusste er, wie Jakob sich fühlte. Fremde Welt, fremde Bräuche, fremde Sprache, sogar fremde Sterne. Damit hatte selber lange gehadert, dabei war seine Welt dieser hier wesentlich ähnlicher als das, was Slava und Jakob beschrieben hatten.
Slava…
Den Gedanken an den Soldaten würgte er schon im Keim ab. Nichts würde ihm heute die Stimmung eintrüben.
Stattdessen sah er einem Fasan nach, der von irgendetwas erschreckt gackernd und lärmend quer über den Waldweg stob. Jagen wäre eine gute Idee für das Abendessen.
„Natürlich.“, antwortete Jarel. Was für eine Frage. Wenn er es nicht hätte wissen wollen, hätte er nicht gefragt.
Der Ritter legte den Kopf schräg und wartete ab.
Der Fasan sorgte dafür, dass die Denkpause länger wurde, denn Jakobs Sauerbraten scheute, brach zur anderen Seite aus und hinein ins Unterholz, wo er den erschrockenen Knappen am erstbesten Ast abstreifte (14/100). Das dieser das unverletzt überstanden hatte, war den Flüchen zu entnehmen, die er dem Pferd hinterher schickte, welches immerhin so freundlich war, sich nicht allzu weit zu entfernen. Mit spielenden Ohren blieb der Hengst zwischen den Bäumen stehen und sah seinem Reiter dabei zu, wie er sich die Fichtennadeln aus Haar und Kleidern fegte. Sauerbraten. Er würde definitiv bei Sauerbraten bleiben, denn genau das würde er aus diesem Bastard machen.
Schnaubend wie ein junger Bulle stemmte Jakob die Arme in die Seiten, fixierte das Pferd und... machte einfach Kehrt. Zurück auf dem Weg fegte er sich weitere Blätter aus dem Haar, hatte aber tatsächlich ein Ohr im Wald. Von dort knisterte und knackte es. Jakob war durchaus lernfähig, was die Sache mit den Gäulen anging und ein Punkt war, dass man ihnen nicht offensiv hinterher zu laufen brauchte. Das endete nur in ziemlich würdelosen Jagdspielchen. Und tatsächlich kletterte Sauerbraten aus dem Gebüsch zurück auf die Straße und gesellte sich wieder zu Mariposa (74/100).
"Ich werde kein Reiter. Nicht mehr in diesem Leben.", fauchte er ungehalten, schnappte sich die Zügel des Hengstes und zerrte ihn einfach hinter sich her. Eine Weile würde er zu Fuß gehen. Da war er wieder, der bockige Junge voller Ungnade mit sich selbst. Er fuhr auf dem Hinterrad von Flagstaff nach Phoenix, wenn er es drauf anlegte, aber das hier hatte einfach zu viele Variablen. Ein Pferd war ein lebendes Wesen und so eigensinnig, dass er es niemals würde kontrollieren können.
Einen Moment war Jarel besorgt, doch der Junge schimpfte ausreichend um davon auszugehen, dass es ihm gut ging. Immerhin war er schlau genug gewesen, nicht mit seinem Pferd Fangen zu spielen.
Schimpfend nahm Jake die Zügel des Pferdes und machte keine Anstalten, wieder aufzusteigen.
Der Ritter presste kurz die Lippen aufeinander. Nein, er war nicht sauer. Auch nicht enttäuscht. Er unterdrückte ein Lachen. Einige Minuten ritt er Mariposa neben Sauerbraten im Schritt, dann hielt er sie an.
Er spielte tatsächlich mit dem Gedanken, den jungen Hengst selber einmal „auszuprobieren“, verwarf die Idee aber schnell. Die Gefahr sich zu blamieren war zu groß.
Stattdessen stieg er ab und führte Mariposa auf einen kleinen Trampelpfad, der leicht abschüssig rechts vom Weg wegführte.
Er ging vorsichtig und langsam vor, denn es gab hier glatte bemooste Steine, auf dem sowohl Mensch als auch Tier leicht ausrutschen konnten.
Immer wieder sah er prüfend zu Jakob, ob der mit seinem Hengst klar kam.
Der Abstieg lohnte sich. Unten befand sich ein munter plätschernder Bach, keine zwei Schritt breit und vielleicht knietief. Im Wasser schwammen schillernde silberne Körper mit dunklen Punkten und Mustern. Forellen. Und die sahen verdammt lecker aus.
Der Ritter legte Mariposa die Zügel über den Hals. Das Tier trottete die letzten drei Schritte zum Bach und begann zu saufen. Jarel folgte, hakte eine der Taschen vom Sattel los und – zog die Stiefel aus, öffnete seinen Schwertgurt und legte beides im Gras ab.
Wie ein kleiner Junge turnte er auf einen breiten, flachen Stein, nahm darauf Platz, legte die Tasche neben sich ab und plantschte entspannt mit den Füßen im Wasser.
Jakobs „Strafe“, entpuppte sich mehr und mehr als gemütlicher Ausflug. Zumindest bis hierhin.
Auffordernd sah Jarel erst zu Jakob, dann zu dem leeren Platz auf dem Nachbarstein.
Er erwartete noch immer eine Antwort.
Der Ritter war noch entspannter als sonst. Es schien je mehr Jake sich aufregte, desto größer wurde der Gegenpol seitens seines Ritters. Zumindest schien es so.
Das Jarel stoppte, bemerkte der in seinem Zorn vor sich hin schwelende junge Mann erst einige Schritte später und hielt ebenfalls an. Gerade rechtzeitig drehte er sich um, um Mariposas ausladendes Heck zwischen den Bäumen verschwinden zu sehen. Was jetzt wieder? Er ballte die Fäuste, machte Kehrt und folgte Jarel den Trampelpfad hinab. Sauerbraten erwies sich als trittsicher und klug genug, die Hufe dorthin zu setzen, wo sie auch Halt hatten. Und anfangs ging er auch brav hinter Jakob her, doch als er den Bachlauf entdeckte und die Stute gemächlich darauf zu gehen sah, wollte er eilends vorwärts, den eigenen Durst stillen. Die Kraft des Tieres, das plötzlich an Jakob vorbei drängte, setzte diesen erneut auf den Hosenboden (16/100), während Sauerbraten eilends über die Wiese trabte und sich zu Mariposa gesellte. Respektloses Biest.
Schmollend blieb der Knappe zunächst sitzen, wohin er gefallen war und beobachtete düster das Tun Jarels. Nicht lange. Ihm war heiß und er hatte Durst, zwei Faktoren, die ihn schließlich dazu brachten, sich wieder aufzurappeln und über die Wiese zu schlendern. Eigentlich sogar recht hübsch hier.
Wie Jarel legte er Waffengurt und Stiefel ab, allerdings entledigte er sich auch gleich noch des schweren Überwurfs und des durchgeschwitzten Hemdes. Alles legte er in die Sonne, damit wenigstens der Schweiß trocknete und kniete sich dann unweit der Pferde ans Ufer, um den Kopf bis zu den Schultern ins Wasser zu stecken. Silberne Schatten flohen zwischen die Steine, als er prustend wieder auftauchte und sich schüttelte wie ein Hund. Erst dann folgte er Jarel behände auf die im Wasser liegenden Steine. Er wurde wieder ruhiger, Herzschlag für Herzschlag. Der Ort sorgte dafür. Und der Ritter.
Jakob hockte sich auf den gewiesenen Stein und beobachtete die Forellen, die wieder hervor kamen und pendelnd im Wasser standen. Er wusste, dass Jarel noch auf eine Antwort wartete, aber irgendwie war der Moment kaputt. Es fiel ihm noch immer nicht leicht, auszusprechen, was ihn bewegte oder beschäftigte. Jarel gegenüber war es mit den Monaten einfacher geworden, aber oft kam es trotzdem nicht vor. Dahingehend würde er sich wohl nie ändern oder allenfalls nur sehr langsam. Aber auch Gletscher kamen irgendwann am Ziel an.
Jakob antwortete nicht. Er brauchte eine Pause.
Für ihn war es ein ruhiger, bequemer Ausritt. Für den Jungen einziger, anstrengender Kampf.
Verständlich. Jarel ließ Jake schweigen. Zur Krönung tat dem Jungen wahrscheinlich der Hintern auch noch weh.
Definitiv nicht sein Tag.
Außerdem sahen die Forellen wirklich verlockend aus.
Wirklich verlockend. Besser als das Trockenfleisch und das Brot in dem Beutel, der neben ihm lag.
Langsam erhob sich der Ritter, lauerte eine Weile, während Jake sich ausruhte.
Und dann…eine fließende Bewegung, ein Blitzen. Eine besonders große Forelle hörte auf zu rudern, drehte sich und taumelte in der Strömung, während das Wasser um sie sich rot färbte.
Jetzt konnte Jarel sich das Grinsen nicht verkneifen.
Eilig sprang er ins Wasser, bevor das Tier mit seinem Dolch davon trieb.
Selbst Jakes gemurrtes „Aufschneider.“, tat seiner Laune keinen Abbruch. Er packte die Forelle geschickt, zog den Dolch heraus und verstaute ihn in der Scheide. Grinsend warf er die Forelle in einem flachen Bogen neben Jake ins Gras.
„Der Aufschneider geht Holz suchen. Nehm du mal den Fisch aus.“
Erstaunlich behände sprang Jarel aus dem Bach und zog seine Stiefel an.
„Du weißt doch noch wie es geht?“
Manchmal war auch Jarel nur ein Halbstarker, der mit seinem Können angeben musste. Wenn er es nicht besser wüsste, hätte Jakob gemutmaßt, dass es mit seiner Angeberei wegen des Schusses auf Ritter Alifreds Wurst zusammenhing, dass der Ältere nun mit Wurfdolchen um sich schmiss und dabei auch noch so unverschämt Glück hatte. Und als Tüpfelchen obenauf war das Gehör des alten Mannes auch noch gut genug, dass er Jakobs gemurmeltes "Aufschneider." durchaus gehört hatte. Na egal, konnte er ruhig wissen. Jakob verbiss sich ein Schmunzeln. Spielchen, unterschwellig, aber doch immer mal wieder präsent.
Der Fisch flog ins Gras, zur Antwort auf Jarels Frage griff Jakob diesem in die Kiemen und kramte nach seinem Messer - ebenfalls ein Geschenk des Ritters. Er kniete sich ans Wasser und machte sich ans Werk. Schuppen flogen, Innereien und Blut färbten das Wasser kurz rosarot.
Als Jarel zurück kehrte, steckte die ausgenommene Forelle auf einem frischen Zweig und dieser im Boden. Daneben lag Jakob lang ausgestreckt im Gras, beobachtete die Wolken und kaute auf einem dürren Grashalm.
Der Ritter lächelte warm. Ein Lausebengel. Sein Lausebengel.
Jake hatte längst den Platz eines Sohnes in seinem Herzen. Zugeben würde er das sicher nie. Er trug einen Stapel trockenes Holz auf den Armen und balancierte oben darauf ein kleines Bündel Kräuter und einen Ast mit dunkelblauen Beeren.
Er ging in die Knie und platzierte alles auf dem Boden.
Einen Moment spielte er mit dem Gedanken Jake aufzufordern das Feuer zu machen, doch der Junge sah gerade so entspannt aus. Und der Rest der Reise würde für ihn noch hart genug werden.
Was nicht zuletzt an Jarel selber lag. Schließlich hatte er den Hengst ganz gezielt ausgesucht. Und er bereute es nicht. Wäre es ein einfaches Pferd, würde Jakob niemals eine solche Beziehung aufbauen wie er sie zu Sauerbraten aufbauen würde. Zumindest hoffte der alte Mann das.
Der Ritter suchte ein paar Steine zusammen , richtete eine Feuerstelle her, schlug Feuer. Während das Feuer zu brennen begann, füllte er den Fisch mit den Kräutern.
Aber erst, als das Feuer nur noch glomm, positionierte Jarel den Fisch darüber und legte den Ast mit den Beeren hinein.
Der Duft biss leicht in den Augen und erinnerte Jake an eine bestimmte Sorte Alkohol.
Jakob lauschte Jarels Tun, aber er rührte sich nicht. Selten genug, dass er nicht gleich abgestellt wurde, um die Drecksarbeit zu machen. Knappe sein war auch nur ein Praktikantenjob mit Zusatzfächern. Er fühlte sich angenehm träge, erwärmt von der Sonne, die man in der Komturei viel zu selten zu Gesicht bekam und auch erschöpft vom Kampf mit Sauerbraten. Kurz fielen ihm die Augen zu, doch ein merkwürdig vertrauter Geruch weckte ihn nach kurzer Zeit wieder und er setzte sich auf, schüttelte die Müdigkeit ab, indem er sich die Augen rieb.
"Ist das...? Wie sagt man hier. Meine Sprache sagt 'Wacholder'.", fragte er taktisch. Jarel liebte kochen und freute sich, wenn er sich interessiert zeigte. Auch wenn es das eigentlich nur in geringem Maße tat. Es war quasi eine Einleitung. EIn Warmfahren, denn er hatte sich endlich genug Gedanken zur Frage seiner Zufriedenheit gemacht. Oder besser zur Formulierung seiner Antwort.
Wie immer positionierte er sich so, dass er sein Gegenüber direkt ansehen konnte und verharrte ansonsten ganz reglos. Er war niemand, der in der Gegend herum schaute oder die Hände beschäftigen musste, wenn er etwas sagen wollte, was nicht ganz einfach zu sagen war. Wenn man nicht hinsah, bekam man ja die Reaktion gar nicht zu Gänze mit und darum ging es doch bei diesem ganzen Gerede, oder nicht?
Jarel nahm im Schneidersitz Jake gegenüber Platz, legte die Hände in den Schoß.
Und wartete.
"Du hast gefragt, ob ich zufrieden bin. Ja. Bin ich. Sehr sogar. Aber das liegt nicht am Orden der Flammenrose - da gibt es genügend Idioten, denen man die Wurst vom Brot schießen sollte." Er hatte gebeten, ehrlich sein zu dürfen, also war er es. Jakob teilte nicht alle Ansichten seines neuen Ordens - genaugenommen kritisierte er mehr, als er teilte, aber so tief würde er jetzt nicht einsteigen, denn er wollte auf etwas anderes hinaus.
"Du bist es. Bei dir hab ich nicht das Gefühl, eine Aufgabe zu sein. Ein krummer Nagel, den man mit genügend Hammerschlägen schon irgendwie ins Holz kriegt. Selbst wenn ich dir Ärger mache - was ich ja nicht mal absichtlich mache. Meistens jedenfalls nicht." Er stoppte kurz. Nicht faseln. Einmal durchatmen. So viele Worte sprach er normalerweise in einem Monat. "Jedenfalls bin ich zufrieden. Bei dir. Mit deiner Ausbildung. Meinetwegen könntest du auch Nilfgaarder sein oder Borg."
Noch einmal Luft holen.
"Danke. Für alles, denke ich. Bis hierhin."
Der Ritter reagierte erst gar nicht. Dann blinzelte er irritiert, schluckte, sah auf seine Hände.
„Ich muss mich auch bedanken, Jakob.“
Die Stimme des Ritters klang erstaunlich zittrig. Vielleicht sogar etwas dünn, dafür noch wärmer als sonst. Er sah auf und zeigte Jake durch das verräterische Schimmern, was er fühlte.
„Dich auszubilden ist nicht immer leicht. Aber immer lohnend. Ich bin stolz auf dich. Kein Vater könnte stolzer sein.“
Er lächelte, räusperte sich, blinzelte die Feuchte in seinen Augen weg, atmete durch.
„Wo bei allen Schatten liegt Borg?“
Jakob lächelte schief. Er würde nicht noch einen drauf setzen und Jarel stecken, dass er sich im Grunde genommen besser anstellte als sein leiblicher Vater. Zum einen, weil er seiner Stimme gerade nicht traute und zum anderen weil er seinem Ritter nicht endgültig den Boden wegziehen wollte. Er sah das verräterische Schimmern in dessen Augen und er konnte mit derlei Gefühlsausbrüchen nicht sonderlich gut umgehen.
Doch Jarel bekam sich wieder in den Griff und Jakobs Grinsen wurde etwas weniger schief. "Nicht in dieser Welt." Nicht mal in seiner - zumindest nicht in der Realität.
Sie dehnten die Pause erstaunlich lange, aber irgendwann musste Jakob doch wieder in den Sattel und sie folgten weiter der Straße nach Wyzima.
Sauerbraten machte deutlich, dass er wenig davon hielt, seine Freiheit wieder abzugeben. Als Jakob einen Fuß im Steigbügel hatte, zuckte er urplötzlich erst einige Schritte seitwärts von diesem weg, nur um sich gleich wieder zu ihm zu drehen und ihn unsanft anzurempeln. Auf einem Bein und ungünstig aus dem Gleichgewicht gebracht, warf er den Knappen dabei um, der den Fuß nicht sofort aus dem Bügel bekam. Ein stechender Schmerz im Fuß, dann lag er wie ein Maikäfer auf dem Rücken (6/100) und Sauerbraten schnaubte.
"Lach du nur, du Salamivorstufe.", knurrte der Knappe, wie so oft, wenn er wütend war, in seiner Muttersprache und rappelte sich auf. Ehrgeiz hatte er und Jakob hatte sich in den Kopf gesetzt, diese Aufgabe zu meistern. Er ignorierte den leisen Schmerz, nahm Sauerbratens Zügel diesmal kurz und fest, bevor er mit zusammen gebissenen Zähnen den nächsten Versuch wagte.
Irgendwas machte er richtig. Das Pferd blieb stehen und ließ ihn aufsteigen, folgte dann sogar halbwegs brav seine Kommandos (79/100).
Es konnte weiter gehen.
Während der weiteren Reisen waren die Gespräche nicht mehr ganz so tiefgreifend.
Der Ritter hatte die „Verletzung“ seines Knappen bemerkt und achtete darauf, dem Jungen ein paar Extrapausen zu gönnen. Reinreden ließ er sich dabei nicht.
Beide genossen die Ruhe, soweit das Wetter es zuließ. Es war heiß. Schwül. Drückend.
Unter ihren Rüstungen – auch wenn selbst der Ritter kein Metall trug – rann beiden der Schweiß in Strömen. Ein Erschöpfender Ritt.
Jarel kannte den Weg allem Anschein nach gut. Er wusste immer, wo man Flüsse oder Bäche fand, wo sich Plätze zum Rasten fanden. Und war mal kein Gewässer in unmittelbarer Reichweite, mahnte der Ritter die Wasserschläuche zu füllen.
Hungern mussten sie auch nicht. Den mitgebrachten Proviant ergänzte Jarel mit den Dingen, die in Reichweite waren. Wurzeln, Pilze, Beeren. Auch ein Fasan und mehrere Kaninchen fanden den Weg in ihre Mägen. Haarklein erklärte er seinem Knappen, was man Essen und was für die Zubereitung von Speisen gebrauchen konnte. Wie man dieses von jenem unterschied und – wie sollte es anders sein – welches Gericht mit welchen Gewürzen zubereite wurde.
Die Nächte liefen immer gleich ab. Die ersten drei Stunden wachte Jake und Jarel verbrachte diese Zeit im Rausch seiner Medikamente. Dann endlich durfte der Junge schlafen. Routine schlich sich ein.
Ein Unwetter ein Tag vor der erwarteten Ankunft verbrachten sie in einer Scheune, gemeinsam mit den Pferden. Der Wappenrock öffnete auch diese Tür. Der Bauer ließ sie dort schlafen, brachte sogar Brot und saure Milch.
Seine Frau betrachtete die beiden jedoch mit solchem Argwohn, dass Jarel befürchtete sie könnte Jake und ihn vergiften. So musste der Knappe warten, während der Ritter vorsichtig „vorkostete“.
Seine Überempfindlichkeit hätte sehr schnell gezeigt, wenn etwas nicht stimmte, doch nichts geschah. Während draußen die Welt in Regen und Blitzen unter ging, schliefen die beiden trocken und -immer noch viel zu warm – im Stroh. In dieser Nacht trat sogar Mariposa von Zeit zu Zeit von einem Bein auf das andere, was Sauerbraten dazu brachte, ständig schnaubend an den Zügeln zu zerren, an denen er angebunden war. Erschwerend kam hinzu, dass der Hengst den Ritter nicht an sich heranlassen wollte. Anfassen? Keine Chance!
Am nächsten Morgen erwartete sie eine wahre Nebelsuppe. Am Abend sollten sie den Tempel erreichen, doch der Nebel war so dicht, dass sie nicht gut vorankamen. Und kaum hatte sich die die Kleidung und das Atmen schwer machende Feuchtigkeit aufgelöst, wurde es bereits wieder dunkel.
Dichte Wolken zogen am Abendhimmel auf und fernes Donnern kündete vom nächsten Unwetter.
Heute würden sie die Stadt nicht mehr erreichen.