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Der Hafen
Verfasst: Montag 14. Februar 2022, 21:31
von Ubbe
Die wachsamen grünen Augen schweiften über die Boote am Hafen. Sein Tritt war leise auf dem Holzsteg, ganz der Krieger…ganz der Tod auf leisen Sohlen. Doch er war nicht hier um Blut über das Holz zu gießen. Etwas hatte ihn aus seinem Traum gezogen. Etwas rothaariges…Aria? Er hatte sie heute Nacht gesehen und seine Hand nach ihr ausgestreckt, doch sie war nicht da. Sein Augapfel war nicht hier. Er schreckte aus dem Traum auf und griff nach dem Messer unter seinem Kissen. Als der Schlaf wich und es klarer wurde, drückte er die Frau, die halb auf ihm lag zur Seite und setzte sich auf die Bettkante. Narben zierten diesen Krieger, aber auch Zeichnungen auf seiner Haut, eingenadelt mit schwarzer Tinte.
Sein Rücken war breit, gestählt und darüber hingen seine langen, braunen Haare zu einem ordentlichen Zopf. Kunstvoll von der Frau, mit der er sich vergnügt hatte, geflochten und hier und da mit silbernen Perlen verziert.
Er rieb sich die Augen und starrte auf den Boden. Etwas stimmte nicht…Er fühlte es. Kurz drehte er sich um und deckte die junge Frau mit dem leichten Laken zu. Sie war die Zofe seiner Schwester gewesen. Die Schwester, die er vermisste und um die er sich sorgte. Schlaf war nicht mehr zu finden also wusch er sich das Gesicht und zog sich an.
Die Sonne war noch nicht mal aufgegangen und alles schlief noch, als er die Burg verließ und runter zum Hafen ging.
Nie sah man Ubbe ohne Klinge unterwegs. Er war eine Legende. So viele Leben waren durch ihn beendet worden. Doch seine Leute liebten ihn, hielt er sie doch in Sicherheit vor dem was ihnen sonst drohte.
Er war Skelliges Schild und Schwert.
Doch auch noch so viel Ruhm auf dem Schlachtfeld, konnte nicht verhindern, dass auch er von Sorgen und anderen lästigen Gedanken heimgesucht wurde.
Nun stand er also bei den Docks und blickte auf das Wasser. War allein mit diesen Gedanken und musste sich ihnen stellen. Jetzt war keine Zofe zur Ablenkung da.
In diese Richtung hatten sie Aria verabschiedet. Seine kleine Schwester, die nun diesen Dragan Baranoff heiraten würde. Einer der noch nie ein Schlachtfeld aus der Nähe gesehen hatte…der ihre Kultur gar nicht kannte.
Er spuckte auf den Boden. Er war nicht einverstanden, aber es war die politisch klügste Entscheidung für die jetzige Situation.
„Fuck“
Er fluchte und warf wütend einen Stein in das Wasser. Seine Faust ballte sich. Dieses Gefühl das etwas mit der ganzen Situation nicht stimme, aß ihn innerlich auf. Aira war noch so jung…viel zu schön und zart für diese Welt. Lieber hätte er sie hier gehabt und ihr hier einen Würdigen mitausgesucht. Doch noch war er nicht auf dem Thron…noch entschied sein Vater. Natürlich liebte er seinen Vater, doch diese Entscheidung fand er grundfalsch. Dann sah er etwas, rote Haare…
Er spähte angestrengt auf das Wasser. Ein Boot näherte sich langsam, darauf zwei gestalten.
Er setzte sich in Bewegung und beschritt den Steg mit seinen langen Beinen in wenigen Zügen.
Bald konnte er die Umrisse besser erkennen und etwas enttäuscht sah er schon von hier das es nicht Aria war….aber wer war es dann? Die andere Gestalt erkannte er und lächelte kurz…was hat er denn da aufgegabelt?
Re: Der Hafen
Verfasst: Montag 14. Februar 2022, 22:36
von Saga
Bald legten Nikolavo und Saga an einem Steg an.
Die Sonne hatte die Hälfte ihres Weges geschafft und der Himmel leuchtete rot, welch schöner Anblick!
Saga betrachtete die Umgebung und fühlte sich fast wie in Kattegat, aber irgendwie war es anders.. Sie konnte gar nicht genau sagen was es war, aber es wirkte anders.
Mit wankendem Schritt, verließ sie das Boot, während Nikolavo es festband.
"Ich schaue mich ein wenig um, ja?"
Sie machte einige Schritte vorwärts und warf einen Blick in die Ferne.
Nicht weit von ihnen, stand ein großer und breit gebauter Mann.
Zuerst musste Saga an Knut denken, doch sie verwarf den Gedanken, als sie noch einmal in seine Richtung blickte, auch wenn sie nicht gut sehen konnte, war sie sich sicher - Es war nicht Knut, es war nichts anderes, als eine Wunschvorstellung...
Doch dann wurde ihr schlagartig etwas klar
- Ein Wikinger? Er sah aus wie ein Wikinger!
Sein Haar und die komplette Aufmachung, erinnerte sie stark an die Männer ihrer 'Zwangsheimat'... Konnte es wirklich sein?
Bei den Göttern! Schon wieder so einer... Noch einmal, mache ich das nicht mit. Ganz sicher nicht!
Aber ich muss mich beruhigen...
Ich bin nicht in Kattegat - nicht in Sverige,
irgendwo ganz anders - Vielleicht sind diese Männer hier, nicht wie die Wikinger, mit denen ich zu tun hatte...
Wahrscheinlich, hatte sie nicht den besten Eindruck hinterlassen, denn ihr Kleid, war am Rock weit nach oben eingerissen und von der Kniepartie abwärts, war es mit Schlamm bedeckt..
Ihre blassen Arme und Hände, waren noch immer mit getrocknetem Schlamm überzogen und durch die Kälte, fast bläulich angelaufen.
Einer der Verbände, hing nur noch lose an ihrem Arm.. Der an ihrem Kopf, hatte sie sich bei der Überfahrt abgenommen, denn er löste sich dauernd und rutschte über ihre Augen.
Saga wirkte sicher ein wenig verwahrlost und müde, doch das kümmerte sie nicht, sie wollte nur wissen, wie es nun weitergehen würde - Und wo sie nun bleiben könnte - Langsam wurde ihr die Tragweite ihres plötzlichen erscheinens in dieser Welt, bewusst.
Sie klammerte sich an ihre Tasche und berührte Bär's Amulett zärtlich.
Steh mir bei Bär...
Re: Der Hafen
Verfasst: Dienstag 15. Februar 2022, 08:10
von Nikolavo Vaclav
von hier.
Am Steg schien bereits Ubbe auf sie zu warten, vielleicht watete er auch permanent hier. Gehörte vielleicht zu seinen Aufgaben. Nikolavo kannte ihn, sie hatten einmal oder auch zweimal zusammen gekämpft. Einmal um einen anderen Clan in die Schranken zu verweisen und einmal gegen ein riesiges glitschiges Ding, dessen Namen er nicht mehr wusste,, damals hatte er die Sprache noch schlechter beherrscht. Aber er nahm an, dass es dieser Typ war, der dabei gewesen war. Sie waren irgendwie alle Tätowierte Hünen, er hatte sie damals noch schwer unterscheiden können. Er hatte noch einen Bruder soweit er wusste, oder zwei, und eine Schwester, die sie abschirmten so gut es ging. War ihm im Grunde auch egal.
Aber sie kämpften gut. Trotzdem mochte er ihn nicht. Überhaupte mochte Nikolavo eigentlich niemanden, es gab nur ein paar Leute, die er etwas weniger verabscheute als den Rest, dazu aber gehörte Ubbe.
Sie legten an und die Frau war sofort an Land und bei ihm. Irgendwie flogen die Frauen auf ihn. Er selbst machte das Boot fest, auch wenn er nicht vorhatte lange zu bleiben.
"Sie kommt von
weit her... Sie sollte mit Mäussack reden."
Eine Begrüßung sparte er sich. Die Skelliger waren ein raues Volk und schienen was Höflichkeitsflosken anging ähnliche Vorlieben zu teilen.
Re: Der Hafen
Verfasst: Dienstag 15. Februar 2022, 11:55
von Ubbe
Ubbe nickte Nick knapp aber freundlich, für seine Verhältnisse, zu. Die Frau die so forsch auf den Steg gesprungen war musterte er kurz. Sie sah ziemlich mitgenommen aus. Ihr Kleid war kaputt und sie war voller Schlamm. Er trat einen Schritt zurück und sein Blick wanderte wieder zu Nick. Hatte er diese Frau irgendwo ausgegraben? Da kam schon die Antwort. Sie sei von weit her. „Aha…“ Sie wollte zu Mäussack. Ubbe konnte Nick gut leiden. Er war ein respektabler Kämpfer, angstfrei und im Grunde genau so ein ruhiger Typ wie Ubbe. Sie waren wohl Brüder im Geiste.
Er blickte nochmal auf das Wasser. Wenn es Aria in dem Boot gewesen wäre, hätte er gejubelt. Es hätte sich schon ein weg gefunden, sie auch hier an einen Clan zu verheiraten. Sein Blick verfinsterte sich und er sah Saga etwas enttäuscht an. Doch die konnte ja nun am wenigsten dafür und so nickte er höflich „Ubbe…“ stellte er sich vor und bedeutete den beiden dann ihm zu folgen.
„Ich bring euch zu Mäussack…vielleicht hat er mal was Gutes zu sagen zur Abwechslung…“
Das war auch schon alles an Konversation. Nick und er brauchten sich ohnehin nicht viel sagen, sie verstanden sich auch ohne Worte. Was genau mit dieser Frau war, interessierte Ubbe erstmal sekundär. Er wollte wissen, ob seine Schwester gut in Nowigrad angekommen war. Als sie über den Steg liefen, rechnete er nochmals die Tage aus, die Aria nun schon unterwegs war. Ja…ein paar Tage konnte es schon noch dauern bis er von ihr hören würde….warum war er so besorgt?...Dieses nagende Gefühl in seiner Bauchgegend…irgendwas lag in der Luft.
Re: Der Hafen
Verfasst: Dienstag 15. Februar 2022, 12:21
von Nikolavo Vaclav
Nikolavo zögerte. Eigentlich wollte er nicht mit dem Druiden reden, nicht jetzt. Etwas anderes interessierte ihn viel mehr.
"Ich muss das Boot zurückbringen." war sein Argument.
Er nickte Ubbe zu. in einer anderen Zeit und in einer anderen Welt hätte er vielleicht mihm ihm zusammen getrunken, aber diesen Nikolavo gab es in dieser Welt nicht.
Er ging davon aus, dass Saga schon klarkommen würde. Übersetzer brauchte sie keinen, da wäre er ohnehin unnütz gewesen und es war auch so besser der Druide sah sie unvoreingenommen. Damit machte er das Boot wieder los und war schon wieder auf dem Weg zurück. Sollte sie auf die Faroe Insel zurückkehren wollen, hier gäbe es genug Boote und noch mehr Ruderer, die den Weg kannten.
Re: Der Hafen
Verfasst: Dienstag 15. Februar 2022, 13:01
von Saga
Ein wenig überrumpelt von der ganzen Situation, ließ sie ihren Blick zwischen den beiden Männern hin und her schweifen.
Ubbe..? So hieß doch auch einer von Knut's Freunden... Es scheint einige Parallelen zu geben..
Nun musterte Saga den Hünen etwas genauer, dabei musste sie die Augen zusammenkneifen, wodurch es so wirkte, als würde sie ihn misstrauisch beäugen.
"Ich bin Saga, Saga aus Kattegat" Sie verbeugte sich kurz und bemerkte dabei, wie sich Nikolavo aus dem Staub machte. Schnell, drehte sie sich zu ihm um und wollte ihn aufhalten: "Aber... Ihr könnt doch nicht einfach..."
Rief sie ihm in seiner Sprache nach, aber es war schon zu spät - Er ruderte bereits zurück nach Faroe.
"So ein sturer und unsagbar ungehobelter alter Sack"
Fluchte Saga auf Bretonisch und krallte dabei, ihre Nägel fest in ihre Tasche.
Sie war erbost, dies war deutlich in ihrem Gesicht erkennbar - Die weißen Wangen, waren rot geworden und ihre Brauen machten die Wut sichtbar - Auch wenn sie zornig war, wirkte ihr Gesicht, eher wie das eines schmollenden Mädchens, was dazu führte, dass man Saga sehr unterschätzte. Sie wandte sich Ubbe zu, dabei wirkte sie ratlos und wusste nicht, was nun auf sie zukommen würde.
Und jetzt soll ich mit dem Hünen da zu Mäussack gehen? ... Ich dachte dass das Glut-Auge mich zumindest zum Druiden führen würde...
Es war aussichtslos, nun musste sie sich in die Hände, des nächsten Unbekannten begeben. Es schien so, als wäre dies ein Zustand, der sich stetig durch ihr Leben zog. Der Wind blies wieder etwas stärker, er brachte Saga's lange rote Mähne in Bewegung, sie wirbelten wild umher und strahlten kupfern, im Licht der Morgensonne. Saga rieb sich den Arm, auch wenn sie die Kälte gewohnt war, ging eine Nacht im kalten Schlamm, wie gestern, nicht spurlos an ihr vorbei.
Re: Der Hafen
Verfasst: Dienstag 15. Februar 2022, 19:13
von Ubbe
Er hob nur kurz die Hand um Nick, ohne viele Worte, eine gute Überfahrt zu wünschen. Er beschleunigte seinen Schritt, merkte dann aber, dass Saga nicht schritt halten konnte. Die meisten Frauen konnten das nicht. Diese hier war nun auch noch so lädiert, dass Ubbe wartete und sie aufschließen ließ. Das Haar erinnerte aus der Näher nur ganz entfernt an Aria. Er wunderte sich über sich selbst. Das hätte er eigentlich auch auf die Entfernung schon feststellen müssen, wahrscheinlich war der Wunsch sie wieder in seiner Nähe zu wissen größer als die Fähigkeit seiner sonst sehr guten Augen.
Er überlegte kurz als er sah, wie kaputt ihr Kleid war. In Arias Kleider würde sie nicht passen, dafür war sie zu kräftig, aber irgendwo auf der Burg würde sich schon etwas finden. Seine Stimme war tief und rau "Wollt ihr euch etwas...anderes anziehen bevor ich euch zu Mäussack bringe?...Es findet sich bestimmt etwas..."
Auch wenn Ubbe eine sonst raue Gestallt war, er wusste was Gastfreundlichkeit war und er würde nicht über sich sagen lassen wollen, dass er jemanden frieren ließ wenn er es verhindern konnte.
Re: Der Hafen
Verfasst: Dienstag 15. Februar 2022, 20:31
von Saga
Jetzt ist er tatsächlich gegangen...Und der Große da vorne lässt mich hinter sich her rennen... Könnte er nicht ein wenig langsamer laufen? Der merkt doch wohl, dass ich kaum Schritt halten kann"
Ihre Gedanken schweiften langsam ab, während sie Ubbe hinterher lief.
Hier sieht es so vertraut aus... Aber irgendwie auch nicht, werde ich langsam verrückt?
Ubbe's Worte, rissen Saga aus ihren Gedanken und deshalb brauchte sie einen Moment, um sich zu sammeln. "... Wenn ihr es schon ansprecht, ich hätte nichts dagegen mich zu säubern und etwas anderes anzuziehen, ich habe noch zwei andere Kleider hier in meiner Tasche" Während sie sprach leuchteten erneut ihre Augen, scheinbar das Nebenprodukt ihrer neuen Fähigkeit, jede Sprache zu verstehen und zu sprechen, wenn sie sie zumindest einmal gehört hatte. Sie deutete auf ihre Tasche und nickte ihm zu.
"Ihr scheint Nikolavo zu kennen?" Saga war neugierig, ob sie von ihm mehr, über das Glut-Auge erfahren konnte.
Re: Der Hafen
Verfasst: Dienstag 15. Februar 2022, 21:56
von Ubbe
Ubbe nickte. Er war eben kein Mann vieler Worte. Er nahm das Leuchten in ihren Augen wahr, doch er sprach sie nicht darauf an. Sie müsste sich selbst erklären wenn sie das wollte. Er hinterfragte auch nicht weiter dass sie seine Sprache konnte. Zwar hatte Niko gesagt, sie sei von weit her, doch sie sprach die Sprache und sah zumindest so aus, als ob sie auch irgendwie hier her gehörte. Außerdem waren Ubbes Gedanken erfüllt von anderen Dingen. "Dann erstmal zur Burg..." Wortkarg aber nicht unhöflich führte er sie nach oben zur Burg.
Re: Der Hafen
Verfasst: Dienstag 15. Februar 2022, 22:39
von Saga
Natürlich wieder jemand, der so gesprächig ist, wie der Kerl zuvor... Was rege ich mich eigentlich auf? In Kattegat sprach zu Anfang auch kaum jemand mit mir... Hat er gerade Burg gesagt?
"Zu einer Burg?"
Sie wiederholte ihren Gedanken laut und wirkte deutlich verwundert. Er wohnte in einer Burg? Wenn Aik und seine Männer Orte mit Burgen überfielen, war die Ausbeute riesig..
War er ein Fürst, oder gar ein König? Nein, er sah nicht wie ein König aus, dies nahm Saga zumindest an.
"Seid ihr ein Fürst ... Oder dergleichen?" Wieder betrachtete sie ihn genauer. Er war zwar ganz ansehnlich, aber das interessierte sie eher sekundär, im Moment war sie nur neugierig darauf zu erfahren, mit wem sie es zu tun hatte.
Re: Der Hafen
Verfasst: Mittwoch 16. Februar 2022, 20:43
von Ubbe
Ubbe nickte nur knapp auf die erste Frage hin und führte sie den langen Weg zur Burg hinauf. Dass sie noch nicht von ihm gehört hatte, verärgerte ihn ein wenig. Es kratzte an seinem Ego...er war eigentlich über die Grenzen von Skellige bekannt. "Nein...ich bin der Sohn des Svanrige...du hast noch nie von mir gehört? Du musst wirklich von weit her sein!"
Etwas verärgert wandte er ihr den Rücken zu und setzte die kleine Wanderung zur Burg fort.
Weiter in der Burgküche
Re: Der Hafen
Verfasst: Sonntag 6. März 2022, 12:37
von Einar
Der Bug der Seeschwalbe pflügte die hoch aufgetürmten Wellen, warf die Gischt über das Deck und die Männer auf den Ruderbänken. Die Segel waren gerefft, der Sturm peitschte zu hart. Schweres Tuch war zwischen den Bordwänden gespannt wie ein niedriges Dach, um die mutig gegen die Elemente rudernden Männer ein wenig vor dem nadelspitzen Regen zu schützen. Donner krachte, Blitze zuckten durch die schwarz zusammen geballten Wolken, die den Tag zur Nacht machten. Seit Stunden warf die See sie wie in einem Malstrom herum, senkte Brecher wie Faustschläge auf das Drachenboot nieder und versuchte alles, um sie zu versenken.
Einar liebte den Sturm.
Den Kampf gegen die Urgewalten.
Er hatte das Ruder fest in den großen Pranken, stemmte sich gegen Wellen, Wind und Regen, schleuderte dem Meeresgott seine Herausforderungen in wilden Rufen entgegen. Brüllte seinen Männern dann wieder zu: "Rudert! Ihr Hurensöhne! Rudert!", und lachte schallend, schüttelte das Wasser aus seinem klatschnassen Haar, als eine Welle ihn fast von Bord riss.
Längst hatten sie die Orientierung verloren, der Kurs zerrissen von der brodelnden See. Keine Zeit zu prüfen, wo sie sich befanden - es würde sich zeigen, wenn die Wogen erst wieder geglättet waren und sie dann noch ein Schiff hatten, mit dem man eine Richtung einschlagen könnte.
"Betet ihr Bastarde! Betet und Rudert!", brüllte der Bär und prustete, als ihn eine neue Welle überschwappte.
Erst mit der Nacht war die See ruhiger geworden, als hätte der Mantel der Mondgöttin auch die Seegeister müde gemacht und diese legten sich nun ermattet schlafen. Die Wolken zerrissen und ließen bleiches Mondlicht auf das dahin dümpelnde Drachenboot fallen, unter dessen Regenschutz erschöpfte Männer lagen.
Einar stand am Bug, versuchte einen Blick auf die Sterne zu erhaschen und zu deuten, wie weit sie vom Kurs abgekommen waren. Der Wind war noch immer kräftig und peitschte ihm das strähnige Haar ins Gesicht, in dem sich Fett und Meerwasser dunkel vermischten. Er grinste breit. Man fühlte sich niemals lebendiger als nach einem überstandenen Sturm.
Die Seeschwalbe kehrte drei Tage später mit der Flut nach Ard Skellig zurück. Der Sturm hatte den Hauptmast beschädigt, sodass die Männer fast die ganze Zeit rudern mussten. Außerdem gab es ein kleineres Leck, was sie auf See noch notdürftig gestopft hatten. Das Boot würde eine Weile auf den Strand müssen, um alle Schäden zu reparieren. Doch es war nicht das Leck, was sie tief im Wasser liegen ließ - es war die Beute, die sie trug. Waffen, Rüstungen und Gold. Keine Gefangenen diesmal. Einar hatte das Proviant knapp kalkuliert, sodass er keine zusätzlichen Mäuler hätte stopfen können, aber Sklaven waren auch nicht der Zweck der Ausfahrt hinüber zur Mündung der Yaruga gewesen.
Als der Hafen in Sicht kam, trieb der Wind bereits den Schlag einer Glocke und die Rufe der Leute heran. Er sonnte sich in der Aufmerksamkeit - wenn eines der Drachenschiffe zurück kehrte, lief immer das ganze Dorf zusammen. Die Frauen wollten ihre Männer begrüßen und die Beute sehen, die zurück gebliebenen wollten Geschichten hören. Und Einar war sich sicher, dass auch der Kommandant der Truppen seinen Bericht alsbald haben wollte.
Sie waren drei Wochen auf See gewesen, zusammen gepfercht auf engstem Raum. Hatten Schlachten geschlagen und den Sturm bezwungen. Entsprechend wild sah die Mannschaft aus und roch wohl auch wie eine Horde brünftiger Eber, was allerdings keinen von ihnen wirklich störte. Der Stolz dehnte Einars Brust, als er auf dem Bug seines Bootes stand, von dem sie den Drachenkopf abgenommen hatten. Man fuhr nicht mit dem Drachen in freundlichen Gewässern.
Seine Augen leuchteten schon fast übernatürlich blau - endlich wieder zu Hause.
Re: Der Hafen
Verfasst: Sonntag 6. März 2022, 13:09
von Ubbe
Ubbe, Björn und Svanrige standen hinter ihrer Gefolgschaft die die Rückkehrer rühmlich empfingen. Ubbe erkannte Einar und er konnte sich ein anerkennendes Lächeln nicht verkneifen. Der alte Seebär war ein geschätzter und gefürchteter Mann. Genau wie Ubbe. Solche Männer waren Ubbe die liebsten. Sie verstanden sich und zwar ohne viele Worte. Das Boot schien vollgefüllt mit Beute, sodass die Ruderer schwere Arbeit leisteten. Heute Abend würde es zu ihren Ehren ein richtiges Festmahl auf der Burg geben. Auch Svanrige und Björn schienen ihre Sorgen für den Moment vergessen zu haben, ihre Züge waren entspannter als die Tage zuvor. Auch Björn hatte dieses ungute Gefühl, welches Ubbe in Bezug auf Aria hatte. Lediglich ihr Vater war überzeugt, dass es die richtige Entscheidung war, seine jüngste ohne die Brüder nach Nowigrad zu schicken. Er kannte sie genau und befürchtete, dass die Söhne sich seiner Entscheidung widersetzt hätten. Sie hätten ihre Schwester irgendwo versteckt…oder andere Ideen gehabt. Die Stimmung im Hause war deswegen etwas getrübt und sie verständigten sich derzeit eher mit finsteren und vorwurfsvollen Blicken, als mit Worten.
Doch heute war es anders. Heute standen sie wieder einig als geschlossene Front hinter ihren Leuten. Ubbe straffte sich und nickte seinem Vater zu. Damit waren mehr als tausend Wirte gesagt. Svanrige klopfte seinen Söhnen kräftig auf die Schultern „Heute gibts ein Gelage…“ Björn lachte und rieb sich die Hände.
Das Schiff legte an und die Menge badete die Seemänner in Begeisterung.
Die drei klatschten und dann rief Svanrige mit donnernder Stimme über die Menge hinweg.
„HEIL UNSEREN SIEGREICHEN KRIEGERN!!!“
Die Menge antwortete im Einklang „Heil!!!“
Dann teilte sich die Menge um für die Männer des Bootes Platz zu machen.
Re: Der Hafen
Verfasst: Montag 7. März 2022, 22:45
von Saga
Saga wollte sich bemühen, nicht noch mehr anzuecken. Es war angenehm, dass Ivar sich für ihre Erzählungen zu interessieren und gar Ähnlichkeiten zu erkennen schien. Das Jubeln und Rufen kam immer näher, auch die Erinnerungen an Kattegat wurden immer klarer, allein der Duft des Meeres, schien sie zurück zu versetzen. Als Ivar der Rothaarigen die Hand zum Aufstieg der Treppen, zu den Docks reichte, hatte sich das Gefühl in ihr breit gemacht, dass das kleine Gespräch, die Wogen geglättet haben könnte. "Danke" Nickte sie ihm zu und fasste einen Entschluss, Sie musste sich mit Ubbe vertragen, auch wenn dies bedeutete, dass sie ihren Stolz herunterschlucken musste. Auf Ivar's Fingerzeig hin, ließ die Seherin ihren Blick über die jubelnde Menschenmenge schweifen, bis hin zu den zaghaften Wellen, die in Richtung Anlegestelle schwappten… Zunächst sah sie ein Boot, das Erinnerungen an die Drachenboote ihrer Heimat aufblitzen ließen, an den Tag als man sie verschleppte und an so viele weitere Tage.
Irgendetwas schien mit dem Mast nicht zu stimmen, aber das war nicht weiter wichtig, denn Saga versuchte einen Blick auf den von Ivar gepriesenen Seebär zu erhaschen. "Wirklich? Er ist bestimmt ein beeindruckender Mann… Doch um ehrlich zu sein, ich kann ihn nicht erkennen, dafür ist er zu weit weg" Selbst wenn beide ein gutes Stück näher am Geschehen gewesen wären, hätte sie sich anstrengen müssen, alles richtig zu erkennen. Auch wenn sie Dinge in gewisser Entfernung besser sehen konnte, als Dinge direkt vor ihrer Nase, musste sie sich schon anstrengen um Gesichter in der Ferne zu erkennen. "Können wir noch näher hingehen? Denkt ihr das wäre in Ordnung?" Es fühlte sich an wie damals, wenn Saga zur Anlegestelle in Kattegat gegangen war um die Männer zu begrüßen, doch etwas fehlte - Es war Knut, ihn konnte sie nicht mehr begrüßen und in ihre Arme schließen. Gedankenverloren, umklammerte sie sein Amulett und blickte zu Ivar hinüber.
Re: Der Hafen
Verfasst: Dienstag 8. März 2022, 06:56
von Einar
Die Seeschwalbe glitt langsam durch das ruhige Hafenwasser hin zu einem der Landungsstege, Männer standen dort bereit, um die Taue entgegen zu nehmen, die ihnen die Seefahrer zuwarfen. Willkommensrufe schallten ihnen entgegen, wurden über die an der Bordwand aufgereihten Schilde hinweg erwidert. Die Stimmung war ausgelassen, die aufgehende Sonne begann die Luft zu wärmen und das Dorf mit der darüber thronenden Burg in rotgoldenes Morgenlicht zu tauchen. Einen Augenblick lang stand Einar noch auf der Bordwand nahe des Bugs, ließ den Blick über die Menge streichen. Der Jarl war da, gemeinsam mit zwei seiner Söhne. Schade, der rote Schopf Arias fehlte - vermutlich verspätete sie sich mal wieder, weil eine Haarsträhne noch nicht an Ort und Stelle war oder sie sich nicht für eine Kette entscheiden konnte... Doch Ivar fehlte ebenfalls.
Mit einem Satz sprang Einar Bärenherz von Bord und auf den Steg, das die Planken dröhnten und winkte zwei seiner Leute, ihm zu folgen. Die Männer trugen in Tuch eingeschlagene, längliche Gebilde und folgten ihrem Kapitän damit den Steg entlang durch die Gasse der Menschen und deren Heilsrufe. Einige Schritt vor dem König blieben sie stehen und Einar senkte kurz den Kopf, bevor er auf die beiden Männer wies, die zu seinen Seiten und hinter ihm standen.
"König Svanrige! Ich bringe dir die Schwerter von Mich Aep Gwenwohn, genannt Schwarzfang und von Lydrad Gartsodel der Meeresschlange!" Erfolgreichen Kapitänen Spitznamen zu geben, hatte nicht nur auf Skellige Tradition. Selbst unter Feinden erwies man sich den Respekt, die verdienten oder auch spottenden Namen anderer Kapitäne zu kennen.
Die beiden Seemänner traten vor, schlugen die Tücher von den Klingen und präsentierten sie auf den flachen Händen liegend dem Jarl und seinen Söhnen. Einar wies derweil auf das Schiff am Hafen und hob die Stimme, das sie über den ganzen Hafen dröhnte. Es schien ihn nicht im Mindesten anzustrengen, diese Lautstärke und damit jedes Ohr der wartenden Menge zu erreichen.
"Ich bringe euch ihre Waffen und Schilde! Und ich bringe euch den viel zu hohen Zoll - die Abgaben die sie dort in der Yaruga-Mündung ehrlichen Händlern von Skellige abnehmen! Ihre Schiffe hat der Ozean gefressen! Ihre Leichen holen sich die Fische!" Doch trotz seiner Stimmgewalt, gingen seine weiteren Worte im Sturm der Begeisterung unter, der ihm aus hundert Kehlen entgegen schwappte. Denn die Seeschwalbe trug auch noch Beute aus einer Handelsgaleere, die Garsodels Schiff begleitet hatte, aber das hörte fast niemand mehr.
Einar stemmte die Hände in die Seiten, wandte sich wieder seinen Oberen zu und suchte mit den Augen nach Ubbe. Er hatte die imposante Gestalt des Oberbefehlshabers bereits bei seinem Vater ausgemacht und jetzt wollte er ihn begrüßen, denn Ubbe war nicht nur sein Kommandeur, er war auch sein Freund. Und heute würden sie feiern. Er lächelte.
Re: Der Hafen
Verfasst: Dienstag 8. März 2022, 07:15
von Ubbe
Ivar beobachtete die Menge und hatte sich zunächst an den Rand mit ihr gestellt. Aus den Augenwinkeln sah er zu seinem Vater, Björn und Ubbe. Sie schienen besser gelaunt zu sein. Ivar streckte sich und nickte dann auf Sagas Frage hin „ihr könnt tun und lassen was ihr wollt! Ihr seid eine freie Frau…heute Abend wird es ein Fest für Einar und seine Männer geben…als Gast von Svanrige seid ihr natürlich eingeladen…ich gehe jetzt zu Ubbe und Björn!“ er klopfte ihr freundlich auf die Schulter und begab sich dann zu seinen Brüdern. Björn sah ihn skeptisch an ehe sein Blick über Saga glitt. Ubbe hatte gestern nur seinem Vater von der Ankunft der Fremden erzählt. Nun klären sie auch Björn auf. Dem schien es relativ kalt zu lassen, auch er hatte andere Gedanken und Sorgen die ihn umtrieben. Nun standen die vier Männer nebeneinander und bildeten die Front, die symbolisch für die Sicherheit der Skellige stand.
Re: Der Hafen
Verfasst: Dienstag 8. März 2022, 11:55
von Saga
Nun konnte sie zumindest eine große Gestalt erkennen, die über den Steg stolzierte, zusammen mit zwei weiteren Männern, die irgendetwas in ihren Händen hielten. Der Mann war ein Hüne und seine Schritte wirkten vor Kraft strotzend, doch leider konnte die kleine Saga, sein Gesicht durch die Menschenmenge, einfach nicht erkennen.
Ivars Einladung, erweckten weitere Erinnerungen an früher.
"Eine Feier? Ich werde gerne kommen, vielen Dank… Bis heute Abend!" Sie schätzte, dass es so ähnlich wie bei den Feiern im Langhaus zugehen würde. Viel Met, gutes Essen und ausgelassene Stimmung. Dann werde ich mich heute Abend dem König vorstellen und mit Ubbe reden, falls ich die Chance dazu bekomme. Wieder ein Neuanfang.
Sie folgte Ivar noch eine Weile mit ihren Augen, aber verlor ihn im Gewirr, der feiernden Männer und Frauen Skelliges. In Kattegat, war es auch immer eine große Sache, wenn die Männer endlich wieder in den Heimathafen einfuhren. Diese Welt, wurde der ihren, immer ähnlicher.
Eine dunkle und dröhnende Stimme ertönte, sie wirkte irgendwie bekannt, aber durch den Jubel und das Zurufen erstickte die Stimme, wie unter einer dicken Schicht Eis. Die Seherin wandte sich ab und blickte zur Burg hinüber, die Morgenröte war atemberaubend schön und selbst das sonst so gnadenlose Hell der Sonne, schien nur warm und blendete nicht ihre Augen. Mit langsamen und taumelnden Schritten, entfernte die Rothaarige sich von der Menge, in Richtung Burg. Vielleicht würde sie auf dem Weg dorthin, einen Blick auf den Seebären erhaschen können. Langsam aber sicher, machte sich ein Gefühl von Einsamkeit in ihr breit, denn selbst wenn sie bis jetzt keine Freundschaften schloss, war sie zumindest nicht allein gewesen. Sie würde hier bleiben müssen, selbst wenn sie es nicht wollte… Es fühlte sich so unwirklich und gleichwohl unabwendbar an. Saga sehnte sich nach dem Wald in Kattegat, dort wo sie vor einigen Tagen saß und ihrem Leben ein Ende setzen wollte.
Re: Der Hafen
Verfasst: Dienstag 8. März 2022, 12:49
von Einar
Ivar tauchte aus der Menge auf und gesellte sich seinen Brüdern an der Seite des Königs zu und auch ihm schenkte Einar ein begrüßendes Nicken. Dem Ritual würde später in der Burg noch Genüge getan, am Hafen war der siegreich heimkehrende Kapitän der, dem die Leute huldigten - so war es immer und so würde es immer sein. Später würde Einar seinen Treueschwur erneuern, doch bis dahin genoss er das Bad in der Menge, die nun an ihm vorbei strömte. Frauen suchten ihre Männer, fielen ihnen um den Hals und setzten ihnen ihre Söhne auf den Arm. Auch Einar wurde stets umschwärmt - Erfolg machte interessant - aber der Seebär betrachtete sich als mit dem Ozean verheiratet oder zumindest hatte ihn noch keine Frau eines Besseren belehren können...
Der Sonnenaufgang brachte eine leichte Brise vom nahen Strand heran, fuhr ihm kühl in das von Salz und Fett verklebte Haar, zupfte an seinem Wams, flüsterte in dem einzelnen Ring an seinem Ohr. Einar wandte den Kopf, um sein Gesicht von den Fingerspitzen der Windgeister berühren zu lassen. Und sein Blick fiel auf einen leuchtend roten Schopf inmitten der bunten Menge. Aria? Nein... sie war nicht so klein und würde bei ihren Brüdern stehen statt zwischen den Gemeinfreien. Er folgte dem Lockenkopf mit den Augen, als plötzlich zwei Seeschwalben vom Strand herüber geflogen kamen, wie schwarz-weiße Pfeile durch die klare Morgenluft über die Frau und dann ihn hinweg schossen. Kurz folgten seine Augen ihrem Flug, der sie behände umeinander tanzen ließ wie Akrobaten, bis sie auf der höchsten Mastspitze ihrer Namensvetterin landeten und dort ihre schrillen Pfiffe ertönen ließen. Einar krauste die Stirn. Seeschwalben so nah am Hafen, weit weg von den steilen Hängen, die ihnen als Nistort dienten - das musste ein Zeichen sein. Freya sprach zu ihm, nun musste er nur noch verstehen, was sie ihm sagen wollte.
Wieder wandte er den Kopf in die Richtung, aus der Wind und Seeschwalben gekommen waren. Ein seltsames Gefühl rieselte seinen Nacken hinunter und die Wogen des Meeres rauschten mit einem Mal gedämpfter, die Geräusche der Menschen um ihn herum zogen sich zurück wie das Wasser bei Ebbe. Er musste wohl länger dem roten Schopf nach gestarrt haben, denn plötzlich prallte etwas überraschend gegen seine Beine, dann zerrte jemand an seinem Arm.
"Onkel Einar! Hast du mir was mitgebracht?!"
"Onkel Einar, hast du viele Nilfgaarder getötet?!"
Mit einem Ruck setzte die Welt sich wieder in Bewegung, drangen die Geräusche wieder klar an sein Ohr und er riss den Blick los, wandte sich an den Halbstarken und das kleine Mädchen, die ihn aus der Menge heraus angesprungen hatten. Die Kleine nahm er hoch, seine riesigen Hände konnten ihre Mitte fast ganz umfassen und sie jubelte, als er sie lachend in die Höhe hielt. Der ältere Junge sprang um ihn herum wie ein tolles Fohlen und wiederholte seine Frage wieder und wieder, bis Einar das Mädchen auf seine Schulter setzte und ihm die Hand auf den Kopf fallen ließ.
"Ruhig Brun, ich erzähle dir von der Schlacht, wenn wir erst ausgeladen haben. Und dir Isold hab ich natürlich etwas mitgebracht, aber auch das muss erst ausgeladen werden. Also seid geduldig. Wo sind eure Eltern? Seid ihr ihnen weg gelaufen?", sprach er geduldig mit den beiden Kindern.
"Mutter ist bei Mechthild hängen geblieben und Vater ist bei der Herde.", gab Brun Auskunft. Einar brummte und stellte Isold wieder auf ihre Füße.
"Dann lauft zu eurer Mutter. Wir sehen uns später - los." Widerwillig gehorchten die beiden und kaum das sie fort waren, ertappte sich Einar dabei, dass er nach dem roten Haarschopf Ausschau hielt.
Re: Der Hafen
Verfasst: Dienstag 8. März 2022, 14:03
von Ubbe
Einar war wie die See selbst. Riesig, tiefgründig und so stark wie tausend Seebären. Svanriges Lächeln wurde breiter und als Einar seine Beute präsentierte deutete der Herrscher der Skellige mit dem Kopf eine Verneigung an, um ihm zu huldigen. Einar war einer der besten Krieger aller Zeiten und er würde ihn gebührend feiern.
Feierlich nahmen die Söhne und er die Schwerter und Schilde entgegen und präsentierten sie andächtig der Menge. Die jubelten wie im Blutrausch und ließen die Männer wissen, wie stolz sie auf sie alle waren.
Als Svanrige die Hand etwas hob wurde es stiller unter den Leuten
„Einar! Bezwinger der Meere! Du bringst uns Ehre und erfüllst unsere Herzen mit Stolz! Dein Mut und der deiner Männer soll heute Abend ausufernd gefeiert werden!!“
Applaus und Zustimmung der Menge um sie herum. Svanrige reckte das Schwert siegreich in die Luft „HEUTE FEIERN WIR DEN TOD UNSERER FEINDE!!! UND DAS LEBEN UNSERER HELDEN!!! HEIL EINAR!!!“
Rief Svanrige in die Menge die seine Worte so laut erwähnte dass man Angst haben musste, die umliegenden Berge würden vom Schall einstürzen.
„HEIL EINAR!!!“
Svanrige reckte das Schwert erneut in die Höhe.
„HEIL DEN SIEGREICHEN MÄNNERN“
Wieder erdonnerte der Ruf der Menschen um sie herum als sie die Worte wiederholten.
„HEIL DER SEESCHWALBE!!!“
Ein letztes Mal ließen die Menschen den Steg unter ihren Stimmen erzittern. Svanrige klopfte Einar kräftig auf die Schulter, ehe er seine Söhne zu ihm ließ.
Svanrige verabschiedete sich und zog sich zurück in die Burg, während Ubbe, Björn und Ivar auf Einar zukamen. Doch die Kinder von Brunhild waren schneller. Ubbe lachte und trat nun etwas sachter an seinen Freund heran. Er umarmte ihn vorsichtiger, nun da die Kleine auf ihm drauf saß und kniff das Mädchen liebevoll in die Wange.
„Einar!!! Alter Seebär es tut gut dich wieder hier zu haben!“
Björn umarmte ihn und klopfte ihm etwas härter in auf die Seite seines freien Armes und Ivar tat es Björn gleich nur dass er ihn auch noch wissen ließ: „Oh…also dafür, dass du so viel Wasser um dich herum hattest stinkst du ganz schön…“ Gelächter.
Ubbe wandte sich ihm wieder zu „Du musst uns heute alles berichten! Aber jetzt lass es dir und deinen Männern gut gehen! Lasst die Rechnungen zu mir kommen, nach so einem erfolgreichen Beutezug verdient ihr nur das Beste!“
Die Mannschaft grölte zustimmend. Es war ein, vergleichsweise, kleines Opfer, was Ubbe zu bringen bereit war. Es waren nur Münzen, die Männer hingegen waren bereit gewesen ihr Leben zu geben und dafür sollten sie heute gebührend entlohnt werden. Huren, Bäder, neue Kleidung…so war es üblich und so würde es auch heute sein.
Ivar sah sich nach Saga um, die war irgendwohin verschwunden. Schade eigentlich, Einar hätte sich bestimmt über den Rotschopf gefreut. Aber heute Abend war noch genug Zeit.
Da Einar nun zunehmend von den Kindern gefordert wurde, nickten die Brüder Einar verständnisvoll zu und ließen ihn in der Obhut seiner Familie. In der Burg warteten ein paar Gespräche auf sie.
weiter im Festsaal
Re: Der Hafen
Verfasst: Dienstag 8. März 2022, 15:03
von Saga
Ganz unvermittelt, hatte der Lockenkopf das Gefühl zum Himmel schauen zu müssen, wie damals, als Aik, Knut und die Männer ganz unverhofft, schon viel früher im Heimathafen eintrafen.
Der Himmel war noch immer in die schönsten Rottöne getaucht und wirkte friedlich. Nur kleine rosa wirkende Wolken, schienen langsam über den Himmel zu wandern.
Doch etwas war seltsam. Es waren Schwalben, die in einer Formation über sie hinweg durch die Luft zu gleiten schienen.
Was tun denn diese Schwalben hier? So nah am Hafen… Nisten die Schwalben in dieser Welt, so nah an Menschen?
Ein Windhauch bließ durch die roten Locken der Seherin, ihre Locken tanzten im Wind, die salzige Seeluft stieg ihr in die Nase und für einen kurzen Augenblick fühlte es sich an, als würde Knuts Stimme, ihr etwas ins Ohr flüstern. Ganz perplex blickte sie zur Seite
"Knut, bist du hier?" Doch niemand war da und niemand antwortete. Langsam füllten sich ihre goldenen Augen, mit dicken Tränen, die zurückzuhalten versuchte.
Das Jubeln der Männer und Frauen, war allgegenwärtig - Plötzlich erhöhte sich die Lautstärke, wie ein nahendes Donnergrollen. Saga erschrak, zog die Brauen zusammen und riss ihre großen Augen auf. Die salzigen Tränen, die sie zurückzuhalten versuchte, brachen los und bahnten sich den Weg über ihre runden Wangen. Erschrocken und aus den Gedanken an Knut gerissen, blickte Saga zur Menschenmenge hinüber, die sich ganz langsam auflöste. Sie sah wie der Hüne ein Kind auf dem Arm hatte und es wieder absetzte. Es wirkte so klein fast wie ein Püppchen, im Vergleich zu diesem Mann. Langsam und wie von Zauberhand geleitet, schritt der Rotschopf zurück zum Hafen und blieb bei einigen hölzernen Fässern stehen. Sie wischte die Tränen von ihren Wangen und umfasste das Bären-Amulett ganz fest. Was ist hier nur los? Warum quälst du mich so?
Svanrige seine Söhne und einige Männer, schritten an Saga vorbei, aber bemerkten sie nicht, da sie ausgelassen und geräuschvoll, über die Erfolge ihrer Seemänner sinnierten. Die Seherin selbst war so abgelenkt, dass sie nur noch den Hafen wahrzunehmen schien. Die Aufregung um die Heimkehr der Seemänner, hatte bereits ein wenig abgebbt, der Hafen leerte sich nach und nach. Am Ende waren nur noch einige Männer, mit ihren erleichterten Frauen und Kindern am Hafen.