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Re: Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena

Verfasst: Donnerstag 14. Dezember 2023, 14:03
von Liam von Alensbach
Zum Gestüt... begleiten. Liams Ahnung nahm immer mehr Form an. Nowigrad würde vermutlich warten müssen. Auch in Ordnung, es bedeutete den verfluchten Mauern noch etwas länger entkommen zu können. Kam ihm gelegen. Ein Nicken an Lothar gewandt. "Wollen wir nicht hoffen." meinte er zum Scharmützel und er sah kurz Fini nach, die bereits nach Tine suchte.

"Verstanden." bestätigte er Lothars Befehl und setzte sich in Bewegung um Virado und Falka abzuholen.

Re: Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena

Verfasst: Freitag 15. Dezember 2023, 09:25
von Lothar von Tretogor
„Gut“ Dazu, dass Elli schon groß sei. „dann passiert meinem Ritter ja nichts.“ Ein halb grinsender Seitenblick auf Liam, bevor sie ihm die Zügel in die Hand drückte und er kurz ihre Haut auf seiner spürte, sodass Lothar ihr etwas wehmütig nachsah, um dann auf seine Finger zu blicken. Sie war tatsächlich groß geworden, das letzte Mal als er sie gesehen hatte war sie noch ein halbes Kind, auch wenn sie es selbst anderes gesehen hätte.

Geistesabwärtig schwang er sich auf Falka. Die Stute murrte etwas. Aber vielleicht konnte man ein bisschen sehen, dass der Großmeister und seine Tochter von der gleichen Person reiten gelernt hatten. Zumindest die kleinen Tricks, die schließlich einen guten Reiter ausmachten.

Die Priesterin hingegen schien noch ein wenig mit ihrer Tine zu tanzen, bevor sie sich auf den Rücken schwingen konnte. Aber im Kleid ist es auch schwerer. Mit einem freundlichen Nicken verabschiedete sie sich von den Herren und lenkte ihr Muli neben Taio, sodass die Gruppe schließlich aufbrach.

<für Fini geht es hier weiter>

Re: Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena

Verfasst: Freitag 15. Dezember 2023, 18:25
von Liam von Alensbach
Liam's Brauen waren nach oben gewandert und er sah Lothar mit schiefem Blick an. Der Grossmeister merkte wohl gar nicht, dass er das falsche Pferd bestieg und für einen flüchtigen Moment zuckten die Mundwinkel des Ritters belustigt. Dass sich sein Hintern nun wieder über Virado freuen durfte, störte den Reiter kaum und so kraulte er erstmal zufrieden die Stirn des gutmütigen Hengstes. Er wartet noch neben seinem Pferd, bis die beiden Frauen aufgesattelt hatten. "Und nun, Lothar?" fragte Liam seinen alten Freund, ehe er sich selbst in den Sattel zog. "Sowie ich dich kenne, wirst du sie wiedersehen wollen. Wie willst du das bewerkstelligen?"

Insgeheim musste Liam zugeben, dass es ihm Sorge bereitete, dass Lothar soviel an seiner Tochter lag. Jetzt hatte er einen Schwachpunkt und das machte von Tretogor angreifbarer denn je.

Re: Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena

Verfasst: Sonntag 17. Dezember 2023, 20:29
von Lothar von Tretogor
„Ist das so offensichtlich?“ Natürlich wollte er seine Tochter wiedersehen, kennenlernen. Sein Blick war kaum von ihr gewichen, als sie sich zusammen mit der Priesterin aufmachte. Aber er würde da wohl viel runter schlucken müssen.

„Ich denke nach, Liam, ich denke nach wie ich das bewerkstellige.“ Langsam setzte er sich mit dem Zugpferd in Bewegung, dass er den Hengst auf dem Hinweg geritten hatte, war ihm inzwischen aufgefallen, aber so viel Gedanken machte er sich dann doch nicht dazu.
„Aber in Nowigrad wäre es wahrscheinlich am Sinnvollsten. Meine Schwester hat mich gebeten ihre Nichte dort zu trauen, damit hab ich einen einen privaten Grund dorthin zu reisen. Einen offiziellen muss ich mir noch überlegen und hängt sehr davon ab, was mir Moore heute über die Ereignisse dort erzählt. Aber ganz inoffiziell mag mir Dandelion über den Weg laufen. Aber zuerst…“ Er seufze. „...muss ihre Mutter dem zustimmen.“
Sein Blick ging grinsend an Liam. „Deshalb war mein Gedanke, dass Du sie zu dem Gestüt bringst und von dort weiter nach Nowigrad reist. Deine Schwester Svettele schicke ich Dir nach, einen Ersatzritter oder gar Moore und sein Knappe werde ich schon finden. Dann sollten die Damen genügend Begleitschutz für ihre Reise haben.“

Es klang ein bisschen so, als ob sich Lothar diese Gedanken gerade eben so zu recht legte. Nickte aber zuversichtlich, während man sich wieder den Toren Wyzimas näherte.

Re: Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena

Verfasst: Mittwoch 20. Dezember 2023, 22:08
von Liam von Alensbach
"Würde ich dich sonst danach fragen?" Liam lenkte den Hengst neben die Kaltblutstute und Virado warf ihr einen langen Blick zu. Aber er wusste, Anstand musste sein und so trottete der Fuchs nebenher. "Lass dir zuerst von Moore alles erzählen, dann hast du Zeit dir Gedanken zu machen. Übereile es nicht, auch wenn ich dir diesen Rat wohl nicht zu geben brauche. Du weisst das gut genug." Der Seitenblick der Liam seinem alten Kameraden zuwarf, machte mehr als deutlich, wie ernst auch er die ganze Sache nahm.

"Das hatte ich schon fast befürchtet." Für einen Moment zuckten seine Mundwinkel nach oben. "Und pass bloss auf, dass meiner Schwester Svettele nichts zustösst bis sie wieder bei Elli und mir ist. Sonst kriegt ihr Geleitschutz meinen Zorn zu spüren, da kannst du dir sicher sein." Es funkelte im Augengrau, dass so klar war, wie der Nebel selbst. Aber Lothar fand auch etwas anderes darin. Und zwar die Gewissheit, dass die gerade gesprochenen Worte keineswegs als Scherz zu verstehen waren. "Ich werde wie versprochen mich wegen diesem Monster umhören und finde Abend's wieder zu dir. Hoffentlich habe ich bis dahin mehr darüber in Erfahrung gebracht. Hoffen wir, es war bloss reiner Zufall." Von weitem sah Liam die Tore Wyzimas und er hörte bereits die leise Geräuschkulisse der Stadt, die vom Wind zu ihnen getragen wurde. Elli und Fini mussten bereits dort sein, wobei Liam einfiel, dass er gar nicht wusste, wo Lothars Tochter denn überhaupt verblieb. Er musste sie wohl suchen und als der Gedanke sich entspannt zurücklehnte, seufzte der Ritter innerlich.

Re: Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena

Verfasst: Donnerstag 21. Dezember 2023, 08:54
von Lothar von Tretogor
Eine Augenbraue zog sich nach oben, als Lothar das Funkeln in Liams Augen wahrnahm. Da war jemand die Schwester aber wichtig. Sicher Verantwortungsgefühl. Er hatte nicht sehr auf die beiden geachtet, war selbst von seiner Tochter zu abgelenkt, aber… eigentlich wollte er das auch gar nicht so genau wissen.

„Hm“ nickte der Großmeister. „Jarel Frederic Moore war über Jahre der Erste meiner Leibgarde. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass er ein wenig von Personenschutz versteht und diesen sehr ernst nimmt. Ohne ihn könnten wir jetzt nicht plaudern.“ Ein Daumen zeigte undeutlich auf seinen Hals und dabei war Lothar noch nicht einmal Großmeister. Deine Schwester Svettele sollte gut behütet ankommen. Selbst sein Knappe… dieser Jakob ist nicht schlecht mit dem Schwert…“ Manchmal fehlt noch etwas die Routine, aber Erfahrungen aus echten Kampfhandlungen findet man weniger oder will sie eigentlich gar nicht zu häufig erleben. Dass der Knappe sich ebenfalls mit dem Schlangenvieh messen würde, wusste Lothar nicht. „…für sein Alter.“ Von dem kleinen Übungsduell zwischen Knappe und Großmeister hatte Liam im Tempel bestimmt gehört. „Ein paar seiner Überraschungen hat ihm der alte Jarel auch schon beigebracht.“ Die funktionierten gut, solange der Gegner sie nicht schon kannte. Den Gedanken, dass der Junge vielleicht mit Absicht gepatzt hatte, um den alten Herrn nicht zu sehr die Blöße zu geben vertrieb Lothar ganz schnell wieder und sah seinen Lebkuchenverbrauch schwinden.

„Ich speise heute Abend in meinen Gemächern, berichte mir dort.“ Nachdem man sich den Toren näherte schob er locker die Kapuze auf den Kopf. „Ein wenig besorgt bin ich. Die letzten Zeilen aus Nowigrad behielten Hinweise auf mich Acht zu geben. Ich kann nicht noch jemanden brauchen, der lukrative Posten wie meinen freiräumen möchte.“

Er seufzte, begab sich gewöhnlich in die Schlange vor dem Tor und warf einen raschen Blick auf die schwarzen Banner mit der goldenen Sonne Nilfgaards, die dort hingen. Dabei hatte er so viel gekämpft, um genau das zu verhindern.

<weiter im Tempel der Melitele>

Re: Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena

Verfasst: Donnerstag 21. Dezember 2023, 17:06
von Liam von Alensbach
Liam nickte die Worte Lothars ab. Er hatte Jarel vor Jahren bereits auf den Schlachtfeldern getroffen und wusste, dass er sicher kein Anfänger war. Fini wäre i guten Händen.

Geduldig reihten sich die beiden Ritter in die Menge der Wartenden und als sie endlich die Tore passierten, schlugen sie den Weg zum Orden ein. Als Liam den Grossmeister in Sicherheit wusste, brach er hingegen wieder auf, um wie versprochen nach Hinweisen zu diesem Wesen nachzugehen.

Und so verschwand der Mann im Gewusel der Stadt und ward bis zum Abend hin verschwunden.

Re: Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena

Verfasst: Freitag 29. Dezember 2023, 15:38
von Liam von Alensbach
Vom: Vom Tempel des Ordens ins Umland
Datum: 30. August, 14:45 Uhr
betrifft: Die Hexe Nadscha
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Liam von Alensbach nach seinem Besuch in der Bibliothek aus dem Tor der Stadt hinaus und trabte die Strasse am See entlang. Sein Ziel waren die nahen Dörfer, um von den Einheimischen mehr zu erfahren, als das karge Wissen der Bücher und wo suchte man besser nach den Geschichten, als im direkten Umland? Virado hatte einen ordentlichen Trab drauf, als freute er sich über den erfrischenden Abendritt und der Ritter genoss den frischen Wind, der ihm entgegen schlug.

Das erste Dorf erreichte er so innert Kürze, doch ausser ein paar wenigen Geschichten - die ihn kaum weiterbrachten, wurde er nicht schlauer. Auch in der Nachbarsiedlung wurde er nicht wirklich fündig, aber man sagte ihm, dass es eine Alte gebe, die gefühlt seit urbeginn hier lebte. Wenn jemand mehr darüber wusste, dann war es die alte Nadscha. Man wies ihm, den Pfad in Richtung Sumpf zu folgen. Doch Liam soll sich in Acht nehmen, die alte Vettel sei ein wenig eigen.

Der Ritter entschied, dass es ein Versuch wert war und bald schon ritt der Mann den gewiesenen Weg entlang.

Re: Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena

Verfasst: Samstag 30. Dezember 2023, 00:07
von ERZÄHLER
So eine richtige Sumpfhexe konnte es ja nicht sein, sonst wäre der Orden der Flammenrose schon längst hier gewesen. Dennoch fühlte sich der Pfad ein bisschen so an. Vielleicht war die Tageszeit noch die Beste, um zwischen den Bäumen einem leicht matschigen Weg zu folgen. Im Halbschatten des Gebüsches und Farne konnte man sich allerhand Geister und Sumpfmonster vorstellen. Allerdings huschten die meisten Bewohner ob des Pferdes eher ängstlich zur Seite, sodass Liam vor allem die Geräusche von flüchtenden Viehzeug vernahm.

Die Hütte war kaum unter all dem Ranken von Efeu ähnlichen Pflanzen auszumachen. Aber es gab eine Tür, die halb offen stand und aus einem Kamin drang eine dünne weiße Rauchsäule. Außerdem kam aus dem Inneren ein melodisches Gesumme.

Re: Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena

Verfasst: Samstag 30. Dezember 2023, 21:46
von Liam von Alensbach
Der Reiter schlug sich durch den schmalen Pfad immer tiefer in Wald und Sumpf hinein. Von einer Hexe im Sumpf hatte er auf den Strassen der Stadt nichts gehört und wenn, der Orden hätte das bestimmt nicht geduldet. Sollte wirklich eine Hexe auf Ihn warten, er würde kurzen Prozess mit ihr machen.

Das Häuschen war so gut versteckt, dass der Ritter zweimal hinschauen musste um es zu entdecken. Die aus dem Kamin aufsteigende Rauchsäule verriet, dass jemand zuhause war. Virado spitzte die Ohren, er hatte den Gesang bereits vernommen. Sein Reiter hörte es erst, als er kurz davor war.

Geschmeidig rutschte er aus dem Sattel, band den Hengst am Zaun an und trat zur Tür des Häuschens, welche einen Spalt breit offen stand. Dadurch konnte er einen Blick ins Innere werfen.

Die Hexe Nadscha tat was alle Hexen so taten, sie stand am Kamin über einem Kessel, um in diesem mit einem großen Holzsuppenlöffel zu rühren. Als sie der Schritte an der Tür gewahr wurde, drehte sie sich um und leuchtete mit der Laterne, die am Sims der Feuerstelle stand, Liam ins Gesicht.

„Ach, Du Scheiße!“ war ihre Begrüßung. „Sag nicht, ihr müsst von etwas Innenpolitischen Ablenken und braucht deshalb was zum Verbrennen?“ Den sicher armlangen Löffel hielt dabei weiter in einer Hand, möglicherweise entschlossen sich damit zu wehren.

Liam blinzelte ins Licht hinein und betrachtete die alte Frau mit einem Stirnrunzeln. Die Reisen hatten ihn gelehrt, nicht voreilig zu reagieren. „Keineswegs, gute Frau. Ich bin nur hier um eine Antwort auf eine Frage zu finden und hoffte, ihr könntet mir dabei behilflich sein.“ Der Ritter hob die Mundwinkel, deutete ein höfliches Kopfneigen an. „Von Alensbach.“ stellte er sich vor.

Re: Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena

Verfasst: Sonntag 31. Dezember 2023, 13:38
von ERZÄHLER
Die ‚Hexe‘ ließ den Holzlöffel sinken, stecke ihn wieder in den Kessel und stellte die Laterne auf dem kleinen Tisch ab. Immerhin standen um diesen drei Hocker, sodass Besuch nicht völlig abwegig schien. „Nadscha Ridenbre“, stellte sie sich mit einer leicht krächzenden Stimme vor, die ältere Menschen gerne mal haben. „Setz Dich, mach gerade Abendessen. Mogst was?“
Eine Wahl hatte sie eh nicht, wenn der Flammenrosenritter sie mitnehmen wollen würde, könnte sie vorher noch genauso gut etwas essen und so schlimm sah er nicht aus. Man muss die Gäste nehmen wie sie kommen.

„Fragen hab ich schon einige beantwortet. Lebensweisheiten, Bauernsprüche, Traditionen, was die Leute so wissen wollen, was ihnen das Leben leichter macht. Andere nennen das Blasphemie.“ Sie warf ein Wurzelgemüse in den Topf, rührte. „Hab drei Kinder durchgebracht, die haben mir sieben Enkelkinder geschenkt und bei deren Kindern… hab ich aufgehört zu zählen. Alle ham se Fragen an die Omama, meist geht es um die Liebe und so… aber da scheidest Du ja aus, was?“ Sie kicherte in ihren Topf.

Re: Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena

Verfasst: Sonntag 31. Dezember 2023, 18:29
von Liam von Alensbach
Der Ritter trat ein, als sie ihm Platz machte und dachte einen Augenblick über ihre Frage nach. Einerseits wollte er nicht unhöflich erscheinen und ablehnen, andererseits mochte er nicht das wenige, was sie zum Essen hatte auch noch wegfuttern. "Ich möchte nicht unhöflich erscheinen, Frau Ridenbre, und mich an Eurem Mahl satt essen wie ein Gierschlund. Gestattet mir nur eine Frage, so bin ich rasch wieder fort." Ein leichtes Lächeln huschte über seinen Mund. "Ein jeder schätzt Euren Rat und Euer Wissen. Weisheit darf nicht mit Blasphemie verwechselt werden." Liam zog die Tür wieder soweit zu, wie sie zuvor war und musste leise lachen. "Liebe... da scheide ich aus, das ist wohl wahr." Der Besucher nahm ihre Aufforderung wahr und setzte sich an den Tisch, wobei er das Schwert ein wenig zurecht rückte. "Man sagte mir, ihr würdet Euch mit alten Geschichten und Sagen in unmittelbarer Umgebung auskennen."

Die Unterarme finden auf den Tisch, die behandschuhten Hände übereinander. So ganz wollte der Ritter mit dem blutroten Wappenrock nicht in diese einfache Behausung passen, nicht in diese Hexenküche. Die sich auch bei einem längeren Blick nicht als eine solche entpupte. Gut so, denn es bedeutete, der Orden hatte seine Hausaufgaben gemacht.

Re: Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena

Verfasst: Montag 1. Januar 2024, 15:26
von ERZÄHLER
„Brich das Brot und sei Willkommen.“ Ein alter Brauch: wer das Brot brach, zeigte sich an die Sitten der Gastfreundschaft zu halten. Deshalb legte Nadscha eben dieses auf den Tisch. Es duftete sehr frisch, wohl erst heute gebacken.

„Ach, ich kenne vor allem alte Geschichten weil ich alt bin“, schmunzelte die Gastgeberin. „Aber Du hast sicher eine bestimmte im Sinn? Du magst nicht wissen wie die alte Ursel sich beim Anblick einer Ringelnatter übergehen hat?“ Sie kicherte.
Ein bisschen hexenhaft vielleicht, das ein oder andere Kraut hing zum Trocknen von der Decke. Doch sonst zeigte wenig in der morschen Hütte auf Zauberei hin. „Also welch Abschaum suchst Du? Der Müller hat sich selbst im See ertränkt und der Hexer hat sich besudelt, um dann ab zu hauen. Auf die üblichen Ertrunkenen musst Du nur warten. Die Geister treiben sich wie immer im alten Friedhof herum...“

Trotz wenig füllte sie zwei Schüsseln mit Suppe und stellte dem Ritter eine hin. Sie nahm gegenüber Platz, musterte mit einem Grinsen den jungen Mann und begann ihr Essen zu schlürfen.

Re: Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena

Verfasst: Montag 1. Januar 2024, 23:18
von Liam von Alensbach
Liam zog die Handschuhe aus, legte sie beiseite und brach das Brot wie es der Brauch wollte. Unter seinen Fingern spürte er die Wärme, der verlockende Duft frischen Brotes stieg ihm in die Nase. "Das habe ich." nickte er, legte das Brot zurück auf das Holzbrett und nahm die Schüssel mit Suppe entgegen. Ungerührt liess er sich mustern, während er ein kleines, kurzes Gebet an die Flamme richtete und begann mit der Mahlzeit. Ohne Schlürfen.

"Ich möchte nur wissen, gute Frau, ob ihr von einem Wesen mit Löwenmähne und Natternkopf wisst, dass sich im See herum treibt. Es gab eine unfreundliche Begegnung zwischen dieser Kreatur und mir." fragte er sie, nach ein paar Löffeln Suppe.

Re: Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena

Verfasst: Dienstag 2. Januar 2024, 13:06
von ERZÄHLER
„Oh...“ Die Alte war ehrlich überrascht und nahm die andere Brothälfte.
„Du machst tatsächlich Jagd auf echte Ungeheuer, guter Junge.“

Oma Nadscha ließ sich ihre Suppe schmecken und war sichtlich erfreut: „Aber ja... hmm... hmm... zwei Köpfe. Eine Mähne, eine Schlange. So was hat meinen Verlobten gefressen.“ Ach ja, sie seufzte. Der Verlobte, ist nichts daraus geworden. „Er war Schmied. Unten in Viererlen. Ich wollte ihn besuchen, als plötzlich dieses Vieh auftauchte. Wie aus dem Nichts mit einem Donnerschlag. Es stürzte sich direkt auf Hubertus, der gerade am Amboss stand. Er hatte ganz reines Metall besorgt, um uns Ringe daraus zu schmieden. Aber es blieb nichts davon. Gar nichts. Es zertrümmerte die ganze Schmiede, verschluckte ihn und was er tat im Ganzen und verschwand wieder. Als die Staubwolken sich gelegt hatten war es weg. Ich hatte nichts mehr... außer...“

Ihre Augen waren etwas trüber geworden und sie blickte auf einen Tontopf, der neben der Laterne auf dem Sims stand.

Re: Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena

Verfasst: Dienstag 2. Januar 2024, 15:06
von Liam von Alensbach
Liam sah die Alte schweigend an, tunkte einen Kanten Brot in die Suppe, ass und als er den Mund wieder frei hatte, sagte er: "Ungeheuer gibt es in verschiedenen Gestalten, gute Frau." Man konnte den Satz wohl auslegen wie man wollte, was Liam wirklich damit meinte oder dachte, liess er im Verborgenen.

Überrascht, dass sie wusste von welchem Untier er sprach, liess der Ritter die Hand mit dem Löffel sinken und folgte ihrem Blick zum Tontopf. "Mein aufrichtiges Beileid für Euren Verlust." sagte er und obschon Liam nicht wusste wie es sich anfühlte jemanden zu verlieren, der in Liebe verbunden war, konnte er sich dem Ausdruck in ihren Augen nicht verschliessen. "Es wird Euch Euren Verlobten nicht zurückbringen, aber ich werde dafür sorgen, dass dieses Untier sein Ende findet." Schweigen seinerseits zog ein, wohl aus Respekt, sollten ihre Gedanken noch bei Hubertus sein. "Sind über die Jahre noch mehr Opfer zu beklagen gewesen?" fragte er schliesslich vorsichtig nach.

Re: Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena

Verfasst: Dienstag 2. Januar 2024, 16:17
von ERZÄHLER
Die Suppe schmeckte gar nicht schlecht.

„Jaja“ gab es zu den Ungeheuern, in verschiedenen Gestalten. So mancher sah in Flammenrosenritter Ungeheuer, andere in Hexern, wieder andere in Frauen, die Ahnung von Botanik hatten oder in Männern. Sie enthielt sich eines weiteren Kommentars.

„Danke… das hab ich seit 50 Jahren verkraftet.“ Sie kicherte wie nur ältere Frauen kichern können. „Nein, nein. Das Vieh wurde seitdem nie wieder gesehen. Es kamen ein paar schlaue Leute vorbei: Priester und Zauberinnen. Schließlich hat mein guter Hubertus auch Waffen für die hohen Leute geschmiedet. Das fehlte. Waren sich nur irgendwie einig, dass es sich magisch von einem Ort zum anderen plötzlich bewegen könne. Seitdem hat es niemand mehr gesehen… Glückwunsch, ihr seid der Erste. Zumindest kam es mir nicht zu Ohren.“

Langsam erhob sich Nadscha und ging zu dem Tontopf. Sie musste sich ein bisschen strecken, um diesen zu erlangen und trug ihn schließlich zum Tisch. „Das ist das einzige was ich in der Schmiede noch gefunden habe… war vorher sicher nicht da.“ Sie krutsche im Topf. Es klang als würde sie dort Münzen und anderen Kleinkram aufbewahren. Schließlich zog sie ein kleines Plättchen raus. Wie eine halbe Münze. Aus Messing oder so. Es war – wie zu erwarten – angelaufen. „Das geht mit ein bisschen Zitrone weg.“ Soviel Hexenkünste hatte sie wohl und reichte bald dem Ritter ein rötliches Stück Metall: ein Halbkreis mit der Aufschrift: ‚...x 0002 ALPHA‘.

„Ich kann nicht lesen.“

Re: Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena

Verfasst: Dienstag 2. Januar 2024, 16:26
von Liam von Alensbach
Liam verzog die Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln. Auf die Begegnung hätte er lieber verzichtet, doch wie es aussah, war das Ungeheuer keines, dass auf Befehl Lothar verschlingen sollte. Sehr gut.

Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete er das Plättchen und die Inschrift. "Da werde ich nicht wirklich schlau, darf ich es behalten oder zumindest ausleihen?" Liam drehte es beim Betrachten zwischen den Fingern. Er würde es später Lothar zeigen.

Re: Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena

Verfasst: Dienstag 2. Januar 2024, 16:45
von ERZÄHLER
„Ausleihen?“

Das wollte noch keiner dieser Ritter. Beschlagnahmen war das, was sie neben einfach mitnehmen sonst taten. Nadscha hatte sich eh schon davon verabschiedet, nachdem sie es herausholt hatte. Wollte der da es wirklich? „Ausleihen… aber sicher. Nimm’s mit. Vielleicht erfahre ich ja doch irgendwann noch, was den guten Hubertus auf dem Gewissen hat.“
Sie lachte, glauben würde sie nicht wirklich, dass der Ritter sich noch einmal hierher bequemte um ihr Bericht zu erstatten. Sie begann mit dem Brot die Rest ihrer Suppe aufzusaugen.
„Das wär’ was...“

Re: Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena

Verfasst: Dienstag 2. Januar 2024, 17:10
von Liam von Alensbach
Liam liess das Metallplättchen in seiner Tasche verschwinden. "Danke." Er ass die Suppe zuende, säuberte mit dem Brot die Schüssel und legte dann den Löffel zurück.

"Ich danke Euch für Eure Gastfreundschaft und die Antworten. Damit weiss ich genug." Er erhob sich, denn ein Blick aus dem Fenster.

"Ich finde den Weg hinaus, werte Frau und das kleine Metallplättchen bring ich Euch bald wieder. Möge die ewige Flamme stets Eure Wege erhellen. Der Ritter verabschiedete sich mit dem Zeichen der Flamme und wandte sich zum gehen. Oma Nadscha nickte mit einer gewissen Ehrfurcht zum Segen der Flamme, war jedoch auch sichtlich erleichtert, dass der Ritter keinen Ärger veranstaltet hatte.

Virado stand noch immer vor der Tür, geduldig wartend, bis sein Reiter sich wieder in den Sattel gezogen hatte. Ein Blick zurück, hob Liam die Hand gen Frau und wandte sich dem schmalen Pfad zu, der ihn wieder auf die befestigte Strasse führen würde. Derweil kreisten seine Gedanken um das Ungeheuer im See, um die unglücklichen Seelen, die es verschlungen hatte. Um Lothar und seine Tochter. Das würde noch was werden...

Der Ritt zurück zum Tempel...