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Re: Der Tempel des Ewigen Feuers

Verfasst: Dienstag 14. Mai 2024, 19:08
von Vyacheslav Sokolov
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vom: Lothars Büro
Datum: kurz vor 10 Uhr
betrifft: Jakob oder wer will
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Slava verließ also nach seiner Verabschiedung das Büro.
Der Surfer Boy war nicht zur Stelle um ihn hinauszugeleiten, irgendwie schade. Er hätte auch mit ihm gerne noch ein paar Worte gewechselt und ihn noch ein bisschen weiter aus dem Konzept gebracht, aber so musste er darauf verzichten.
Der Ritter, der ihm entgegen kam taugte auch nicht dafür, außerdem wollte der eben zum Großmeister.
Slava nickte ihm zum Gruß schlenderte die Gänge entlang. Den Weg kannte er ja schon.
Sich noch ein wenig herumtreiben und unauffällig herumschnüffeln scheiterte leider daran, dass er hier ganz und gar nicht unauffällig war.
Wer auch immer ihm entgegen kam musterte ihn argwöhnisch.

Re: Der Tempel des Ewigen Feuers

Verfasst: Mittwoch 15. Mai 2024, 20:11
von Jakob von Nagall
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vom: Tempel des Ewigen Feuers | Spital --> Tempel des Ewigen Feuers
Datum: 31. August 1278, ca. 10 Uhr
betrifft: Slava
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Die Düsternis im Spital vertrieb Jakob schließlich, außerdem war es in dem alten Gemäuer kühl, doch gleichzeitig muffig. Wenig Fenster, dafür immer wieder kranke Menschen schufen eine Atmosphäre, die man dank der Sommerwärme draußen nicht so einfach raus lüften konnte. Das er selbst inzwischen Teil der Melange war, nahm er kaum noch wahr. Zwar trug er inzwischen frische Kleidung, aber mit der Wunde konnte er nicht ins Bad und so haftete seinem Körper noch alles an, was er die letzten Stunden mitgemacht hatte, inklusive Bad in der Ismena. Aber wenn er hier irgendwas schnell akzeptiert hatte, dann den simplen Umstand, dass Menschen hier nach Menschen rochen und selten nach Blumen. Und wenn Blume, dann waren es Adlige oder hohe Kleriker. Oder Zauberer. Diese Welt war roher, ursprünglicher und auf ihre Weise sympathisch natürlich. Ihm machte das wenig aus, es kam ihm sogar entgegen, solange es nicht der kranke Geruch aus manchen Zimmern des Spitals war. Und so humpelte er etwas mühsam nach draußen, nicht ohne sich diverse Ermahnungen von Bruder Zlatko anzuhören und artig zu versprechen, das Bein nicht zu überlasten und am Morgen für den Verbandswechsel zu erscheinen.
Das Training der Knappen war inzwischen beendet und seine Mitbrüder würden sich wohl ihren diversen Tagwerken widmen. Jakob blieb in der Sonne stehen, hielt inne und lauschte. Aus den Stallungen hörte er Stimmen und Gelächter, in der Schmiede wurde gehämmert und irgendwo bekam jemand eine Standpauke, was Jakob eher an Betonung und Stimmlage heraushörte, als an den Worten, die man auf die Distanz ohnehin kaum verstand. Tief atmete er durch. Aus Richtung Küche roch es nach frischem Brot, hinein mischte sich der allgegenwärtige Rauch offener Feuer und die bunte Mischung der Stadt. In sich spürte er unruhige Anspannung, gleichzeitig jenen Frieden, der ihn nach den Erlebnissen im Wald durchströmt hatte. Da war Rastlosigkeit und Tatendrang, der Wunsch auf eigene Fraus etwas zu unternehmen, doch gleichzeitig das Wissen, dass er hier nicht so einfach weg laufen konnte, ohne alles noch schlimmer zu machen. Also blieb nur ausharren und er spielte mit dem Gedanken, zunächste den Bewahrer aufzusuchene oder im Tempel in einem Gebet etwas Ruhe zu suchen.
Statt dessen aber zog er das Wachstäfelchen heraus, auf dem sich dicht an dicht dreieckige Einkerbungen reihten. Jakob hatte noch nie Noten schreiben können und seine Art Noten zu lesen, hatte seine Musiklehrer um den Verstand gebracht. Er wusste nie, wie eine Note hieß, ob sie halb, achtel oder verlängert war, aber er wusste immer exakt wie sie klang und zu erzeugen war. Egal ob auf dem Cello oder dem Klavier. Er sah die Note, die Punktion und den Schlüssel und wusste, was er zu spielen hatte, ohne dem Kind einen Namen geben zu können. Als würde man ein Buch lesen, dessen Inhalt man zwar erfassen, dessen Sätze man aber nicht verbalisieren konnte. Und genauso schrieb er nun die Musik auf, die er rekapitulierte. Summte dazu Melodiefragmente, die jemandem aus seiner Welt und Zeit vielleicht weit entfernt als jene von 'you raise me up' erkennen könnte. Hier würde das Lied völlig unbekannt sein und den Text schrieb er im Kopf bereits um, machte sich ab und an Notizen im Wachs. Die Bedeutung brauchte eine neue Richtung, wobei er das Ganze auch noch in der Gemeinsprache verfassen müsste, obwohl ihm die Ältere Rede fast besser gefiel. Aber da würde er sich wohl blaue Flecken holen, denn diese galt allgemein als Elfensprache und war entsprechend gelitten.
Und so humpelte er im Hof herum, summte, blieb stehen, kritzelte, summte oder intonierte die Melodie in seinem klaren Tenor, ab und an englische Satzfragmente nutzend, diese dann auf Gemein ausprobierend, umstellen, neu versuchen. Musik war neben physischer Gewalt in allen Formen und Direktionen schon immer das gewesen, womit er sich stundenlang beschäftigen und beruhigen konnte. Es lenkte seinen Kopf für eine Weile hinreichend ab.

Re: Der Tempel des Ewigen Feuers

Verfasst: Mittwoch 15. Mai 2024, 20:33
von Vyacheslav Sokolov
Zu gerne hätte Slava dem allgemeinen Gemisch an Gerüchen noch das von Zigarettenrauch hinzugefügt, aber er hatte keine mehr dabei. Ob er, hätte er welche bei sich gehabt, die Impertinenz besessen hätte sich ausgerechnet im Orden der Flammenrose eine anzuzünden, das sei dahingestellt.
Dem hinausgeleiten durch eine Ritter war er entgangen, aber nun musste er selbstständig verschwinden.
Noch während er ging und sich in seinem Kopf die Gedanken praktisch darum balgten, wer zuerst gedacht wurde - ein paar aussichtsreiche Kandidaten um den Sieg waren der Punkt, dass Lothar in einem recht hatte, Affären und Liebschaften schufen unnötige Abhängigkeiten und Loyalitäten. Er hatte mit dem Gedanken gespielt, Schura als Spitzel zu den Nilfgardern zu schicken, nun hatte er etwas mit Valeska angefangen und das machte die Sache schwer. Nicht dass er nicht trotzdem gehorcht hätte, aber er würde seine Arbeit nur halb so gut machen wenn er insgeheim einfach nur nach Hause wollte.
Fuck. Ja, in dem Punkt hatte von Tretogor Recht. Bljad.
Dennoch hatte er erstaunlich gelassen reagiert.
Ein zweiter starker Kandidat war der, dass er es irgendwie arrangieren musste noch einen Tag zu bleiben, am besten aber - um das Risiko zu minimieren - Ion und Melani bereits zurückzusenden. Ihn würde man schon zurückholen, einen Tag später...
Während die beiden Gedanken noch rangen lief er fast in Jemanden hinein, der ähnliches Potential hatte ihm Kopfzerbrechen zu bereiten.
Wobei hineinlaufen übertrieben war.
Slava bemerkt dass da jemand stand und etwas notierte. Und er erkannte natürlich auch um wen es ging. Zeit, sich zu waschen hatte der offenbar auch nicht gehabt. Und war das ernsthaft eine Wachstafel? Angesichts von Kuriositäten wie diesen neigte er immer noch dazu, Jakob eher als Reenactor zu sehen als etwas ernsthaft anderes.
Was auch immer der junge Mann da so konzentriert schrieb... er summte dazu. komponierte er etwa ein Lied?
Die Melodie kam Slava nicht bekannt vor, er erkannte sie auch nicht als etwas von seiner Welt.
"Brauchst du Hilfe?"
Kündigte er sich an. Nicht dass er ernsthaft etwas hätte beisteuern können, er konnte zwar Noten lesen, hatte Klavier gelernt, aber große Begeisterung für diese Art selbstgemachter Musik hegte er nicht. Auch nicht wenn es die einzige Möglichkeit war um in den Genuss zu kommen.

Re: Der Tempel des Ewigen Feuers

Verfasst: Mittwoch 15. Mai 2024, 21:01
von Jakob von Nagall
Jakob hatte die Bewegung im Augenwinkel durchaus wahrgenommen - man ging nicht durch eine Schule wie die in Flagstaff, ohne eine Art 360°-Kugelradar zu entwickeln - aber hier in den Klostermauern ging er erst einmal nicht davon aus, dass ihn jemand attackierte. Erst die Stimme ließ ihn innehalten - zunächst innerlich, dann auch äußerlich. Er sah nicht auf, die Spitze des Schreibwerkzeugs verharrte über dem letzten Abdruck. "Singst du Bass oder eher Kontertenor?", kam es eher spontan aus ihm heraus. Was machte ausgerechnet Slava hier? Als hätten sie alle nicht schon genug Ärger, machte er tatsächlich seine Drohung wahr und wollte mit Lothar übers Wetter quatschen? Endlich hob Jakob den Kopf und blickte den Älteren an. Die lange Nacht zeichnete auch Jakobs Züge, die Verletzung ließ ihn etwas zusammengesunken stehen. In der Tat schien es diesmal Slava zu sein, der fitter war. Die immer wachen Augen des Knappen huschten allerdings kurz rechts und links an Slava vorbei. War er allein hier? Spazierte hier einfach herum.
"Kommst du zum Gebet?", trockener konnte man eine Bemerkung kaum machen und sofort war Jakob gedanklich zurück in Jarels Zimmer, stritt mit Slava um die Berechtigung, selbst anderer Meinung sein zu dürfen. Um den Glauben und um die Narretei, die er und Jarel weiter trieben, bis es nun letztlich eskaliert war. Und nun stand alles in Frage. Für ihn selbst vor allem. Das Ewige Feuer war für ihn zu etwas Neuem, viel Reellerem geworden und der Mut, den er daraus zog, konnte ihn in Teufels Küche oder auf kürzerem Weg direkt auf den Scheiterhaufen bringen. Der Diskurs vor etwas mehr als einem Tag kam ihm angesichts dieser neuen Perspektive so kleinlich vor. Was er nun mit sich herum trug, war nicht weniger als die Gewissheit, die Grundfesten eines Glaubens, der den halben Kontinent beherrschte, aus dem Boden reißen zu müssen.

Re: Der Tempel des Ewigen Feuers

Verfasst: Mittwoch 15. Mai 2024, 21:18
von Vyacheslav Sokolov
"Eher Bariton." war die trockene Antwort.
Jakobs Misstrauen konnte er ja verstehen, aber es war nun einmal wie es war.
Er linste auf das Wachs, so richtig erkennen konnte man nichts, jedenfalls sah es nicht nach Noten aus.
"Ich habe mich mit von Tretogor unterhalten. War sehr produktiv."
ließ er gleich die Bombe platzen. Er war einfach zu neugierig wie Jakob reagierte.
"Und was komponierst du da?"
Er war wieder ruhig, hielt sich gerade und tatsächlich ging es ihm gesundheitlich besser als jemals zuvor. Ja, er hatte sogar in der letzten Zeit versucht, sich gesünder zu ernähren, hatte das Rauchen reduziert - wenn auch eher gezwungenermaßen - und trank seltener. Das bekam ihm gut.
Jakob dagegen sah aus wie ausgekotzt. Und er wußte sogar von welchem Biest.
Tatsächlich aber war SLava gerade nicht einmal feindlich aufgelegt, aber das mußte er vermutlich nicht einmal um anzuecken.
"Geht's dir besser?"

Re: Der Tempel des Ewigen Feuers

Verfasst: Mittwoch 15. Mai 2024, 21:39
von Jakob von Nagall
Er gab sich keine Mühe, das Täfelchen zu verstecken. Es ergab ohnehin für niemanden einen Sinn, außer für ihn. Seine Stubengenossen musste er erst noch überzeugen, diese Sache mit ihm durchzuziehen und dann konnte er sich Gedanken über eine Reinschrift machen. Wenn er bis dahin überhaupt noch Knappe in Diensten des Ordens war. Seit gestern war alles ins Rutschen geraten, aber immerhin hatte von Tretogor signalisiert, ihn nicht gleich mit über die Ismena zu jagen. Was auch immer das bedeuten mochte... Der Knappe versuchte sich etwas zu straffen. Das Bein pochte.
Bariton. Unter anderen Umständen hätte er das Spiel weiter getrieben und eine Hörprobe verlangt. Er war müde.
"Schön für dich. Ich hoffe, du hast bekommen, was du wolltest." Müde und krank vor Sorge. Alles in ihm schrie danach, nach Jarel zu fragen. Irgendeinen Fetzen an Information zu seinem Schicksal zu erhaschen, aber sein Gegenüber war immernoch Slava und selbst ein kompletter Mind-Reset konnte die Abneigung nicht auslöschen, die er nach wie vor gegen den Mann empfand. Im Kloster schien man Jarel jedenfalls nicht zu haben, das wäre sonst längst durch den Buschfunk gegangen. Hier ging es manchmal schlimmer zu als unter Waschweibern.
jakob blickte auf die Tafel. "Kreative Strafarbeit." Kurze Antworten, ohne wirklich Information. Seine Spezialität und nichts, was Slava von ihm nicht gewohnt gewesen wäre. Dann allerdings traf ihn der Ältere mit seiner Frage unerwartet heftig. Ob es ihm besser ginge... Sofort lief eine ganze Liste an Möglichkeiten durch seine Gedanken, was Slava meinen könnte. Die Verletzung durch das Monster, die Verletzung durch den Bolzen, seine - in den Augen des Russen - Verwirrung in den ersten Minuten der Heilung, sein darauffolgender Wahn... war da Spott oder ehrliches Interesse?
Jakobs helle Augen fanden erneut Slavas, bohrten sich geradezu in dessen grüne Iriden, wie es seine Art war, wenn er sich uneins war, ob das Gegenüber überhaupt einer Antwort wert war. Er wusste, dass eine frühere Version seiner selbst - diese, die hier angekommen war - sofort hitzig reagiert hätte. Aus einem Gefühl des angegriffen werdens heraus. Denn das es einem besser ging, implizierte ja, dass es vorher schlechter gewesen war und damit irgendeine Form von Schwäche. Und diese galt es mit aller Vehemenz zu verteidigen. Und nun? Fühlte er sich seltsam ruhig, ließ die Wachstafel sinken. "Kommt drauf an, was du als Ausgangszustand siehst.", erwiderte er schließlich. "Verglichen mit Gestern morgen sehe ich klarer. Dafür habe ich neue Sorgen und ein Loch im Bein. Geht es mir also besser? Oder hat sich nur das Unwohlsein verlagert?"

Re: Der Tempel des Ewigen Feuers

Verfasst: Mittwoch 15. Mai 2024, 22:12
von Vyacheslav Sokolov
Slava konnte wirklich nichts lesen, aber er gab sich auch nicht viel Mühe, grob konnte er sich zusammenreimen was da vorlag. Kreative Strafarbeit eben.
Schwieriger wäre es gewesen, wenn er hätte singen müssen.
Dazu ob es Jakob besser ging hatte der eine irgendwie für ihn typische Antwort parat. Es war ein wenig besser als ein nichtssagendes geschäftliches: 'Klar, es geht mir gut.' Dagegen war es immerhin ehrlich. Ein Loch im Bein, davon wußte Slava noch nichts, nun schon, insofern war die Auskunft hilfreich gewesen. Was die persönlich Botschaft anging allerdings nicht.
"Ich meinte, seitdem dich die Schlange fast zerquetscht hätte... Aber neue Sorgen sind manchmal besser als alte, wenigstens bedeutet das, dass sich etwas verändert hat."
ein wenig feiner Spott war in der Stimme, Jakob forderte es heraus mit seinen extra knappen und kryptischen Antworten, dabei meinte es Slava ausnahmsweise ernst. Er wollte wirklich helfen und die Situation verbessern, die von beiden.
...ein Bild von Jakob mit einer blutigen Klinge in der Hand...
War dieses Schicksal nun abgewendet?
"Ich habe jedenfalls bekommen was ich wollte."
Er lächelte sein undurchsichtiges Lächeln.
Sollte er sich auch alles aus der Nase ziehen? Er konnte sich ausrechnen, dass Jakob vermutlich darauf brannte, zu erfahren worum es gegangen war.
"Jarel bekommt eine faire Anhörung vor dem Rat der Älteren. Das ist das beste was ich für ihn rausschlagen konnte."
Das und den Tipp, mit der Flucht, aber damit musste er Jakob ja nicht behelligen.

Re: Der Tempel des Ewigen Feuers

Verfasst: Donnerstag 16. Mai 2024, 20:35
von Jakob von Nagall
"Bekommst du doch immer." Ein bisschen Spott konnte Jakob auch, wenn der Seine auch eher bitter daher kam.
"Der Meister.", korrigierte er eher automatisch, bevor er kurz die Augen schloss und dann zum Turm des Tempels hinauf sah, wo man nachts das Feuer brennen sah. Tags war es nur zu erahnen und Jakob suchte auch nicht wirklich den Anblick, sondern etwas, woran er sich festhalten konnte. Eine Anhörung vor den Meistern! Besser als eine standrechtliche Verurteilung ohne das er auch nur zu Wort kam oder schlimmer noch eingehender befragt wurde, um zu gestehen und dann hingerichtet zu werden. Er sah Slava wieder an. Anhörung klang... "Gut. Denke ich."
Sein Bein pochte.
Der Knappe ging die wenigen Schritte bis zur Tempelmauer und setzte sich in den Staub, Rücken an die Mauer. Das schmerzende Bein streckte er aus, das andere stellte er an. Allmählich spürte er die Anspannung oder besser das Nachlassen selbiger. "Ich hatte eher ein Urteil frei nach Arnold Amalrich befürchtet: Caedite eos. Novit enim Dominus qui sunt eius." Er legte die Wachstafel beiseite, betrachetet kurz die nun freie Rechte und hob sie gen Himmel, um die Übersetzung zu liefern, allerdings auf Deutsch: "Tötet sie. Der Herr wird die Seinen schon erkennen.", dann ließ er die Hand sinken und wechselte wieder zu Gemein. "Weißt du, worauf die Anklage lauten wird? Nur die Sache mit dem Schwarzen? Und wo ist er jetzt?" Allmählich rollten doch die Fragen aus ihm heraus, worüber er fast vergaß, dass Slava eigentlich nach ihm gefragt hatte. Vielleicht wollte er es auch einfach ignorieren, nicht mehr darüber nachdenken, bis er für sich selbst einen Weg gefunden hatte, das Erlebte zu Verarbeiten und zu deuten. Immerhin war er auf dieses letzte Gericht zu gedriftet, hatte seine Sünden vor Augen geführt bekommen und war durch ein Wunder zurück gekehrt. Nahezu unversehrt.

Re: Der Tempel des Ewigen Feuers

Verfasst: Donnerstag 16. Mai 2024, 20:48
von Vyacheslav Sokolov
"Ja, bekomme ich... aber dieses mal habe ich auch teuer bezahlt. Deswegen hoffe ich dass es gut ist. Und von Tretogor wird für ihn sprechen und selbst seine Verteidigung übernehmen."
Slava war dankbar für die Übersetzung, er sprach kein Latein, oder hatte auch nur irgendeine romanische Sprache im Hinterkopf, die ihm Hilfestellung gegeben hätte.
"Es geht vor allem um die Tatsache, dass er schon seit Jahren ein Werwolf ist... ich weiß, er nennt es Worg, hier ist es aber ein Monster... und es nie jemandem gesagt hat. Also ja, das ist die Anklage. Er ist jetzt im Tempelt der Melitele in Arsyl... einer von der Wache hatte offenbar ein wenig Verstand."
Sein Blick war Jakob gefolgt, der sich gesetzt hatte, ein Bein ausgestreckt. Das verletzte wohl...
"Was ist mit dem Bein?"
Er wollte selbst sein Glück nicht herausfordern indem er sich auch setzte. Vermutlich kam er hoch, aber vielleicht auch nicht.
Sein Blick folgte auch der Hand... die verheitl waer. Er kannte ja die Narben und er hatte auch die Heilung zuvor gesehen. Das erinnerte ihn wieder an das Wundermittel und dass er Melanie mitnehmen sollte. Gut, das hatte er eh vorgehabt.
"Und von Tretogor will dass du ihm die Vorladung überbringst."

Re: Der Tempel des Ewigen Feuers

Verfasst: Donnerstag 16. Mai 2024, 21:09
von Jakob von Nagall
Jakobs Augen richtete sich auf Slava aus und er versuchte zu ergründen, wie diese Währung wohl aussah. So richtig wollte er nicht daran glauben, dass der Mann etwas zahlte, was er sich nicht tausendfach irgendwo anders zurück holen konnte. Für Jakob war und blieb Slava ein Mensch, der davon und dafür lebte, zu kalkulieren, zu rechnen und zu intrigieren. Immer das bessere Blatt auf der Hand und wenn nicht, dann das bessere Pokerface. Wieso er über die Zeit, die sie sich kannten, genau zu diesem Bild gekommen war, das hatte er sich nach dem Diskurs in Jarels Krankenzimmer tatsächlich noch ein paar Mal gefragt. Seine Menschenkenntnis hielt er eigentlich für nicht besonders gut, aber Slava fütterte dieses Bild einfach immer wieder aufs Neue. Als wolle er genau so gesehen werden. Und so lief Jakob an einem imaginären Flow-chart entlang, das ihn stets wieder an den Anfang führte, an dem die Frage 'Slava' stand. Diesmal waren sie immerhin einer Meinung: sie hofften beide, dass es gut ausging. Hoffnung barg auch die Information, dass Jarel im Meliteletempel war. Gleichzeitig beunruhigte es Jakob - der Worg wieder in der nähe der Schwestern. Von Iola. Und sofort wieder die Frage, wieso es überhaupt dazu gekommen war.
Seine Gedanken wurden von Slavas Frage nach dem Bein gestoppt und Jakobs Blick fiel selbst auf den Verband, der allerdings von seiner Hose verborgen war. "Friendly fire, wenn man so will." Er hob freudlos einen Mundwinkel. "Der Bolzen war für den Worg. Wäre ein Blattschuss geworden, aber da war mein Unterschenkel im Weg." Er hob die Schultern. Wie viel Slava von den Vorgängen in der Nacht überhaupt wusste, hinterfragte Jakob zunächst nicht. Der Herr Agent wusste doch immer über alles Bescheid.
Dann wanderte sein Blick wieder an Slava hinauf. Er sollte die Vorladung überbringen? Das hieß zum Meliteletempel, ganz offizell. Jarel sehen und Iola. Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und dann in den Nacken, den er einen Moment hielt. Von Tretogor sollte er ohnehin noch aufsuchen. Leider hatte von Alensbach nur von 'später' gesprochen, was auch immer das hieß. "Bei seiner Exzellenz darf ich sowieso später noch vorstellig werden." Leider nicht wegen der kreativen Strafe, sondern wegen Impertinenz.

Re: Der Tempel des Ewigen Feuers

Verfasst: Donnerstag 16. Mai 2024, 21:30
von Vyacheslav Sokolov
Hätte Slava Gedanken lesen können, vielleicht hätte er Jakobs Bild sogar bestärkt. Vielleicht wollte er wirklich so gesehen werden, vermutlich dachte er aber auch in weiten Teilen genau so. Wer war wie nützlich... Natürlich handelte er nie selbstlos, aber er hatte sein Leben derzeit dem Erhalt der Freiheit des Nordens verschrieben, nicht etwa einem egoistischen Motiv, war dazu nicht jedes erdenkliche Mittel recht?
Aber nur einige wenige Schichten tiefer hätte er sich schon eingestehen müssen, dass er gerade jetzt vor allem Angst hatte. Angst um Jarel und Angst darum, dass sein Kartenhaus einstürzen könnte.
"Dann sollte ich dir wohl danken."
Das Lächeln geriet trotzdem etwas müde. Er war ja wirklich bemüht, sich mit Jakob zu versöhnen , aber der machte es einem wirklich maximal schwer.
Er mußte wenigsten nicht fragen, wie Jakobs Unterschenkel an genau diese Stelle am Worg gekommen war. Ion hatte ihm ja berichtet, dass der Knappe so verrückt gewesen war den Worg... Jarel zu reiten.
So ausgedrückt klang es nun doch mehr als merkwürdig.
Seine Excellenz nochmal grüßen war unnötig, Jakob zu sagen, was er seiner Excellenz noch hatte offenbaren müssen... wäre vielleicht ratsam gewesen, aber an dieser Stelle stellte sich etwas bei Slava auf stur.
"Wir sehen uns dort sicher nochmal... soll ich dir hochhelfen?"

Re: Der Tempel des Ewigen Feuers

Verfasst: Donnerstag 16. Mai 2024, 21:47
von Jakob von Nagall
Jakob schüttelte den Kopf. Für wahnsinnige Aktionen dankte man besser nicht und für glückliche Zufälle auch nicht. "Danke dem Göttlichen, wenn du jemandem danken willst." Das dies bei Slava bestenfalls auf taube Ohren und schlechtestenfalls auf das Hirnareal für blöde Sprüche stoßen würde, war Jakob in dem Moment ganz egal. Sein Glaube war niemals fester gewesen und genau deswegen würde er nun erst in den Tempel gehen und dann - "später", wie von Alensbach es ausgedrückt hatte - bei seinem Großmeister vorstellig werden. Lange wollte er sich im Tempel nicht aufhalten, aber ohne seinen Frieden mit dem Traum gemacht und all dem Durcheinander in seinem Kopf keine Ordnung gegeben zu haben, wollte er sich von Tretogor nicht stellen.
Das verbale Ausschlagen der helfenden Hand lag ihm bereits auf der Zunge, ja schon auf den Lippen und er begann mit: "Geht...", bevor er verstummte und den Rest der Worte schluckte oder besser ausatmete. Dann beschloss er, es als Geste zu sehen. Für den Moment so eine Art Waffenstillstand, bis die wichtigere Schlacht geschlagen war. Oder so. "Ja, danke.", setzte er also neu an und reichte Slava seine Rechte, die nun ebenso fest zuzupacken im Stande war, wie dereinst nur die Linke. Er ließ sich auf die Beine helfen und verstaute die Wachstafel in den Untiefen seiner Knappenkluft.
"Sicher kein Gebet? Um diese Zeit ist der Tempel sehr friedlich. Bestens geeignet für Zwiesprache mit dem Göttlichen." Schon lief wieder das Flow-chart: mocked er mich ja/nein...

Re: Der Tempel des Ewigen Feuers

Verfasst: Donnerstag 16. Mai 2024, 22:22
von Vyacheslav Sokolov
Für diesen Tag oder besser morgen war Slava vielleicht wirklich nicht in Stimmung, sich groß provozieren zu lassen. Vielleicht auch weil ihm vollkommen klar war, dass man ihn beobachtete, vielleicht aus Fenstern vielleicht um eine Ecke herum, er spürte regelrecht wie Blicke auf ihm ruhten auch wenn es vermutlich nur die Bewertung einer Wahrscheinlichkeit war und er tatsächlich niemanden sehen konnte, er fühlte sich auf dem Präsentierteller.
Eine solche Situation brachte immer wieder höchste Professionalität in ihm zum Vorschein. Zumindest wenn er nicht vorgesorgt hatte und betrunken oder auf Drogen war.
Aber gerade jetzt traf nichts von beidem zu und er half Jakob einfach hoch, ohne die Hand im letzten Moment wegzuziehen.
Slava hätte auch einer alten Dame über die Straße geholfen und er wäre auch in jedem Fall in der Metro aufgestanden selbst wenn er gerade auf dem Weg gewesen wäre einen politischen Gegner auszuschalten und das Gift oder die Schallgedämpfte Pistole bereits in der Tasche hatte.
Das eine hatte eben mit dem anderen nichts zu tun.
Und vielleicht war ein wenig Berechnung darin. Als Linkshänder hatte er Jakob eigentlich auch die Linke hinhalten müssen, tat er aber nicht. Und so konnte er deutlich spüren, dass Jakob nun auch mit der bisher geschwächten Rechten wieder ordentlich zupacken konnte. Dieses Wundermittel hatte also nicht nur verbrannte Haut geheilt sondern gleich auch jahrelang Atrophierte Muskeln wiederhergestellt. Was er mit der Information machte wusste er selbst noch nicht. Jakobs Kampffähigkeit einschätzen, falls er mal wieder einen Kinnhacken einstecken musste? Die Nützlichkeit des Medikaments beurteilen? Zu irgendetwas würde er es schon brauchen können, irgendwann.
"Ich will mein Glück nicht herausfordern." indem er betete. Zu wem oder was denn auch? Zu sich selbst und seinem Geschick?
"Solange mir kein Gott antwortet rede ich auch mit keinem."
Vielleicht war es eine Anspielung - vielleicht blitzte kurz eine Szene aus einem Film in seinem Kopf auf in der Al Pacino als Teufel in eine Kirche spaziert und mit einem spitzbübischen Grinsen den Finger ins Weihwasser tunkte... um zu provozieren. Ein wenig so kam er sich gerade vor. Nur dass er im Grunde auch noch einmal um den Altar spaziert war.
Oder eben eine Parade aus der Kategorie 'blöde Sprüche', und eine kleine Erinnerung an das Zitat, 'zu Gott reden nennt man beten, wenn Gott antwortet ist es Wahnsinn.' Nur ein kleines bisschen sticheln musste der Sovietmensch in Slava am Ende doch.

Re: Der Tempel des Ewigen Feuers

Verfasst: Freitag 17. Mai 2024, 13:44
von Liam von Alensbach
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vom: Tempel des Ewigen Feuers | Badehaus --> Tempel des Ewigen Feuers
Datum: 31. August 1278, zwischen 10:15 und 11:00 Uhr
betrifft: Slava & Jakob
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Geblendet blinzelte Liam in die Sonne, als er aus dem Badehaus in den Hof hinaus trat. Sein Haar war noch etwas feucht vom Bad und er sah nicht besser aus als zuvor. Die dunklen Ringe unter den Augen und der Matte Glanz im Augengrau schrien die Müdigkeit laut heraus. Solange diese Unruhe in seinem Innern sich nicht legte und die Kopfschmerzen, die auch nicht weichen wollten - auch wenn er gute Mine zu bösem Spiel machte - aufhörten, solange wäre an Schlaf nicht zu denken. Nicht, ohne ein bisschen Hilfe und auf derlei Dinge wollte er verzichten. Vorerst.

Die ersten Brüder waren bereits in Richtung der Mittagsmesse unterwegs, aber von Alensbach hatte nicht vor sich dem anzuschliessen. Er war sowieso nur selten während den Messen zugegen, denn ihm widerstrebte es sich irgendwelchen zeitlichen Ritualen zu unterwerfen. Die Flamme hatte ihn begleitet, egal wann und wo er war und das sollte sich hier, hinter den Mauern, auch nicht ändern. Er lenkte seine Schritte in Richtung Haupttor, durch das er auf die Strassen der Stadt gelangte. Denn dorthin zog es ihn ganz unbewusst.

Er war kaum einige Schritte gegangen, da entdeckte er Jakob und Slava. Gerade half der Ältere dem Knappen auf die Beine. Ein sonderbarer Mann, dieser Freiherr, der weder Tag noch Nacht war. Eher die Dämmerung, das Zwielicht, das nicht zu greifen war. Noch nicht. Mit einem schwachen Stirnrunzeln verlangsamte der Ritter seine Schritte und wäre fast mit einem Bruder zusammengestossen, der seinen Blick auf den Boden gerichtet hatte. Bei der ewigen Flamme, Liam! schalt er sich und war wütend auf seine Unaufmerksamkeit. Was ist nur los mit mir? fragte er sich verbittert, riss den Blick von den beiden Männern los und fixierte das Haupttor. Raus hier, bevor noch mehr Scheisse geschehen sollte. Innerlich kochte er, doch warum wusste er selbst nicht. Wut durchströmte ihn, die er nicht hatte kommen sehen. Kurz musste er die Hände zu Fäusten ballen, doch es half nichts.

Wenn er den Quell seiner Inneren Unruhe bloss finden würde...

Re: Der Tempel des Ewigen Feuers

Verfasst: Freitag 17. Mai 2024, 20:27
von Jakob von Nagall
Slava war eigentlich Linkshänder, das wusste Jakob. Die Rechte hatte er eher gewählt, weil er sie bewusst begonnen hatte, wieder in sein Tun einzubeziehen. Dadurch hatte er nun gewissermaßen zwei Hände, die fast alles gleichermaßen gut konnten, was vor allem mit dem Schwert noch interessant sein konnte. Jetzt aber kam er erstmal wieder auf die Beine, nachdem er gar nicht mal so lange gesessen hatte. Trotzdem prickelte es sofort unangenehm in der Wade.
Jakob sah den Älteren einen Moment an. "Gebet kann auch helfen, zu sich selbst zu finden. Nur muss man sich dann auch aushalten." Da sprach er aus leidvoller Erfahrung. Der Knappe belastete probehalber das Bein und sortierte seine Haltung. "Ich bring dich zum Tor. Wieso läuft der Gast seiner Exzellenz hier überhaupt allein rum?" Ein Schelm, der Böses dabei dachte.
Jakob schickte sich an, voraus zu gehen, da bemerkte er von Alensbach am Rand des Hofes, der ebenso Richtung Tor unterwegs war. Er beschleunigte sein Gehumpel bis er sich in Hörweite wähnte. "Ser von Alensbach! Ser, verzeiht Ser! Ihr erinnert Euch an den Freiherrn?" Bitte ja. "Unser Begleitschutz hat ihn wie es scheint abgehängt." ... oder so. Dann erst war er auch nah genug, um die Schatten zu sehen, die Liams Augen verdüsterten. Der Mann sah mindestens so müde aus, wie Jakob sich fühlte und schon hatte er ein schlechtes Gewissen, ihn überhaupt zu behelligen.

Re: Der Tempel des Ewigen Feuers

Verfasst: Freitag 17. Mai 2024, 21:24
von Vyacheslav Sokolov
Hielt Slava sich selbst aus?
Eigentlich hatte er kein Problem damit. Es waren immer die anderen, die sein Leben schwer machten.
Er hatte einmal eine Phase des Selbsthasses gehabt, aber diese hatte er überwunden gehabt, als er durch das Zielfernrohr geblickt hatte und die armselige Mittelmäßigkeit seiner Peiniger gesehen hatte. Er hatte die Macht in Händen gehabt, das hatte ihm gereicht, er hatte sie nicht nutzen müssen. Danach war es ihm gelungen, sich herauszuarbeiten. Nicht von jetzt auf gleich, es war immer noch ein Prozess von Jahren gewesen, aber der Anfang war gemacht und letztlich hatte er es überwunden und war zu einem Überlebenden geworden. Und unverwundbar.
Sein Narzissmus hatte sich Bahn gebrochen und beherrschte ihn nun zu weiten Teilen. Was er jedoch begrüßte, denn es machte ihn immun gegen so vieles.
Dennoch kein weiterer Kommentar zum beten. Er hatte seine eigene Form der Mediation, aber das musste er Jakob nicht auf die Nase binden.
"Du meinst... warum rennt der 'frei' hier rum..."
Dann kam von Alensbach dazu, aber da hatte Slava schon begonnen.
"Ja, der junge Leibwächter, der 'Surferboy'..." fügte er tatsächlich auf englisch ein. "...ich habe seinen Namen vergessen. Er hat mich reingebracht und es war wohl nicht ganz klar, wer mich wieder loswird."
Konnte er sich nicht verkneifen, den Scherz mit dem umbringen noch etwas weiterzuspinnen.
Und von Alensbach sah aus als hätte er noch immer nicht geschlafen.
"Ich denke, ich finde schon hinaus, Ser von Alensbach. Ihr solltet wirklich ein wenig schlafen."
Der Mann sah aus wie einer seiner Leute, die nach einem langen Einsatz nur noch Kaffee und Aufputschmittel zusammenhielten.

Re: Der Tempel des Ewigen Feuers

Verfasst: Montag 20. Mai 2024, 09:52
von Liam von Alensbach
Sein Blick lag bereits beim Tor und so sah er Jakob nicht, der auf ihn zugehumpelt kam. Aber er hörte seinen Namen und hielt inne. Wartete bis der Jüngere nah genug war. "Von Nagall, habt ihr Euch selbst entlassen oder hat man im Spital bereits genug von Euch?" Trotz der Müdigkeit, den Kopfschmerzen und der allgemein gereizten Stimmung versuchte er soviel Scherz wie möglich in seine Worte zu legen. Er sah an dem Knappen vorbei, der Freiherr folgte ihm. Natürlich erinnerte er sich an ihn. Wer erinnerte sich nicht an ein Treffen mit diesem Mann und sei es noch so zu einer unmöglichen Uhrzeit und in einem unmöglichen Zustand. Der Ordensbruder formte das Zeichen der Flamme. "Euer Hochwohlgeboren." begrüsste er Slava förmlich. Sein Begleitschutz hatte ihn abgehängt? Die Gedanken kehrten zum Badehaus zurück, doch er konnte sich nicht vorstellen, dass Bernard den Freiherren mit Absicht hatte stehen lassen. Irgendwas musste vermutlich schief gelaufen sein oder... Der Blick des Ritters lag einen Herzschlag länger auf Sokolov. Er glaubte nicht, dass dieser Mann etwas dem Zufall überlassen würde. "Ja, von Nagall. Ich erinnere mich." beantwortete er die Frage, auch wenn sie bereits überflüssig war. "Verzeiht das Missgeschick, ich bin sicher es lag schlichtweg ein Missverständnis vor." entschuldigte sich von Alensbach höflich und überhörte die Anmerkung des Schlafes. "Ich bin sowieso auf dem Weg nach draussen und geleite Euch selbstverständlich bis zum Tor." Natürlich tat Liam das, auch wenn Bett die klügere Alternative gewesen wäre. Liam verkniff sich ein leises, frustriertes Aufstöhnen als ein erneuter Schmerz seinen Kopf durchschoss als versuche jemand einen Eispickel in seine Schädeldecke zu schlagen. Was für eine Scheisse, dachte er sich erneut.

"Ich übernehme das schon, von Nagall." nickte er und vergass, den Jungen noch darauf aufmerksam zu machen, Lothar aufzusuchen.

Re: Der Tempel des Ewigen Feuers

Verfasst: Mittwoch 22. Mai 2024, 19:57
von Jakob von Nagall
"Wie du meinst." Er würde sich nicht rechtfertigen, seine Gedanken standen ihm offenkundig auf die Stirn geschrieben. Bei dem Begriff 'Surferboy' hob Jakob kurz die Brauen. Wen meinte Slava nun wieder damit? Sicher irgendeinen von Lothars Leibgarde, aber so genau hatte er die vom Äußeren her nicht auf dem Schirm. So oft war er bei Lothar nun auch noch nicht rein spaziert und andere Menschen musste er sich immer aktiv bewusst machen, sonst tendierte er dazu, sie wie Einrichtungsgegenstände zu betrachten, vor allem wenn sie herum standen, wie Leibwächter das zu tun pflegten.
Den Ritter von Alensbach jedenfalls hatte er sich im Gedächtnis behalten und dieser blieb zum Glück stehen und wartete. Ob man im Spital genug von ihm hätte. Jakob hob die Schultern, vergaß aber das Lächeln zu erwidern, wie so oft. "Ich hatte genug von dem Geruch. Außerdem hab ich schon die Morgenmesse verpasst.", erwiderte er deutlich weniger jovial, um dann in Schweigen zu fallen, während von Alensbach sich Slava zuwandte. Wer ihn wieder los wird... Jakobs Blick kehrte zu dem Russen zurück und er konnte nicht anders, als den Satz so interpretieren, wie er vielleicht nicht gedacht war, aber geklungen hatte. Was hatte Slava dem Großmeister geliefert, dass der ihn nicht auch gleich als Mitwisser und weiß das Feuer noch alles anklagen und verbrennen ließ? Los werden eben. Oder ihn? Wobei das noch fraglich war, ob die Nacht und sein Wissen nicht auch noch für ihn Konsequenzen haben würde. Sein Blick fiel auf seine Füße, seine Gedanken trudelten hinterher.
Bis er seinen Namen hörte und die Augen wieder hob. Ein Nicken. "Danke, Ser. Ich widme mich dem Gebet und kehre dann in Bruder Zlatkos Wohlfühltempel zurück." Etwas verspätet und vielleicht eher Galgenhumor, als wirklich ein Witz. Noch ein Nicken in Richtung Slava. "Freiherr." Irgendwie brachte er das 'Hochwohlgeboren' nicht so freimütg heraus wie von Alensbach. Es hakte schon gedanklich und hätte sicher ziemlich verächtlich geklungen. Daher umschiffte er das Ganze lieber und hoffte, dass er sich nicht in irgendwelche Nesseln beim älteren Ritter setzte. Bei Slava war ihm das reichlich egal. Bevor es noch zu irgendwelchen weiteren Diskursen in die Richtung kam, schickte er sich an, seinen Worten Taten folgen zu lassen.

Re: Der Tempel des Ewigen Feuers

Verfasst: Mittwoch 22. Mai 2024, 20:50
von Vyacheslav Sokolov
"Es gibt nichts zu verzeihen." ein geschäftsmäßiges Lächeln.
Er fand es wirklich nicht schlimm, ahnte aber dass er es als Bruch der Etiquette sehen müsste. Bekam er aber nicht hin.
Wieder waren Jakobs Gedanken nicht zu erraten, nur der Tonfall beim 'Freiherr' verriet ihm, dass Jakob sich wohl wieder in irgendwelchen Gedanken verstrickt hatte und das die wenigsten davon gutes Licht auf ihn warfen.
Könnte er unr Gedanken lesen...
"Vielen Dank Ser von Alensbach. Aber macht euch keine Umstände. Danach finde ich mich schon zurecht."

Re: Der Tempel des Ewigen Feuers

Verfasst: Donnerstag 23. Mai 2024, 10:17
von Liam von Alensbach
"Das kann ich verstehen." Zum Spital, zum Geruch, zu allem. "Nun, ich würde mich nicht zu sehr an diesen Wohlfühltempel gewöhnen, von Nagall." Mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen und keinem einzigen Gedanken an Jakobs vielleicht nicht ganz so angemessenen Tonfall, trat er mit Slava auf das Tor zu.

"Daran zweifle ich nicht." gab der Ordensbruder zurück. Nein, Slava würde aus jedem noch so beschissenen Loch wieder rausfinden, davon war Liam überzeugt. Wo es den Freiherren danach hinzog, wusste von Alensbach genauso wenig, wie seinen eigenen Weg. Zumindest vor das Tor musste er und dann würde er einfach dem Impuls folgend, der ihn hinter sich her zog und dabei immer drängender und ungeduldiger wurde. Genauso wie er. Dabei war Liam von Alensbach stets für seine Geduld bekannt. "Ich habe Euer Angebot mit dem Frühstück nicht vergessen." Nein, das hatte er nicht. "Jedoch hege ich Zweifel, dass dies jemals zustande kommt." Bestimmt brach der Freiherr nun bald auf, nachdem die Unterredung mit Lothar beendet war. Dass Liam dabei ein Stich von Bedauern fühlte, überraschte ihn. Er hätte gerne mit diesem intelligenten und berechnenden Mann gesprochen.

Sie passierten das Tor und es spuckte sie auf der anderen Seite wieder auf die Strassen Wyzimas aus. Einer Eingebung folgend sah Liam bereits in die Richtung in die der Melitele Tempel lag. Dorthin also? Warum bloss? Vielleicht sah er einen Herzschlag zu lange in jene Richtung, bis ihm wieder einfiel, dass er den Freiherren noch zu verabschieden hatte.