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Re: Taverne | Neu-Narakort im Händlerbezirk

Verfasst: Montag 25. März 2024, 20:14
von Vyacheslav Sokolov
Wäre Liam nicht so müde gewesen und hätte ihm mehr Konter gegeben, vermutlich hätte Slava seine wahre Freude gehabt am Verstand des Mannes. So verkaufte der Ritter sich vielleicht ein wenig unter Wert, aber ganz unerkannt blieb sein Scharfsinn dennoch nicht. Slava hatte längst beschlossen, dieses Exemplar nicht zu unterschätzen und er tat gut daran. Sein erster Eindruck, dass der Mann Ähnlichkeiten mit Valentine hatte schien sich darüber hinaus hartnäckig bewahrheiten zu wollen.
"Viererlen." wiederholte er nachdenklich um es sich einzuprägen, und vor allem an Ortsnamen zeigte sich bei ihm immer noch ein deutlicher Akzent seiner Muttersprache. Der Name klang viel zu sehr nach dem russischen Wort für die Zahl vier, so dass er automatisch darüber stolperte. Sonst jedoch war seine Gemeinsprache immer sauber und bis auf eine leichte Vokalverschiebung zwischen a und o und selten zwischen g und h eigentlich immer korrekt.
"Danke. Habt ihr vielleicht noch den Namen der Dame? Ich würde mir gerne ihre Geschichte anhören. Wir können uns gerne auch später darüber austauschen, wenn euch das Thema ebenso interessiert."

Es war vielleicht einfach nur so, dass sich Slava durch den Versuch das Zölibat ernsthaft durchzuziehen provoziert fühlte, weil er es selbst niemals geschafft hätte. Aber dann wusste er auch aus seiner Welt, dass es tatsächlich den wenigsten Männern wirklich gelang. Zu viele vergriffen sich statt dessen an Schutzbefohlenen, nur sehr sehr wenigen gelang es wirklich, und als Psychologe wusste er natürlich, dass es nur funktionierte, wenn man sublimierte. In der Regel kanalisiert sich die Unterdrückung der Sexualität in besonderem Fanatismus. Echte Beispiele denen ein ausgeglichenes Leben im Zölibat gelang, auch wenn es theoretisch natürlich möglich war, hatte er bisher noch nicht getroffen.
Dass der Ritter hingegen dringend Ruhe brauchte war ihm anzusehen. Spätestens als er sich aufrichtete um zu gehen.
Slava richtete sich tatsächlich schneller auf als gewöhnlich und fast zu seinem eigenen Erstaunen frei von Rückenschmerzen, so dass nichts darauf hin deutete, wie schwer er sich sonst oft mit den einfachsten Bewegungen tat: Aufstehen, Schuhe anziehen, etwas aufheben. Er konnte sich also tatsächlich den Luxus erlauben, und fing den Ritter auf als er Halt suchte.
"Ihr solltet euch wirklich einen Moment ausruhen, ehe ihr weiterreitet. Ich halte das Angebot mit dem Frühstück aufrecht, wenn nicht jetzt, dann gerne auch irgendwann einmal."
Eigentlich unnötig, aber er fand den Ritter tatsächlich interessant und irgendwie reizte es ihn, die verbalen Klingen mit ihm zu kreuzen, wenn auch sein Kontrahent in der richtigen Verfassung war.

Zu Liams Antwort auf die letzte Frage bekam er wieder er das professionell freundliche Lächeln.
"Natürlich. Und auf einen guten Cognac freue ich mich im Übrigen, bekommt man hier ja eher selten." Er dachte jetzt an armenischen Cognac, bezweifelte allerdings, dass man hier etwas ähnliche zuwege brachte. Was die Destillation anging war in dieser Welt noch durchaus Nachholbedarf zu erkennen. Ein Grund weswegen er auch seinen Konsum deutlich reduziert hatte nachdem seine eigenen Vorräte aufgebraucht waren. Die Antwort auf die letzte Frage dagegen bot ihm noch für eine ganze Weile Platz für Grübeleien.
Der Ritter hatte seine Worte waren wohl bewusst wenig aussagekräftig gewählt, die tunlichst versuchten, jeden Hinweis auf eine persönliche Verbundenheit zu umschiffen.
Aber man konnte bekanntlich nicht nicht kommunizieren, irgendetwas drang immer durch, wenn auch nicht in der Sachebene.
Aber ab hier wurde es kompliziert. Liam hielt sich tunlichst zurück, etwas preiszugeben, was einen Rückschluss auf eine Selbstoffenbarung bot, und auch nach einem Appell suchte man vergeblich. Dennoch war eben in dieser Zurückhaltung eine gewisse Spannung spürbar.

Dabei kannte Slava die Antwort ja selbst längst. Jarels Reaktion im Tempel hätte ihn beinahe vermuten lassen, dass die beiden viel mehr gewesen waren als nur Freunde, er wusste es natürlich besser, aber ein Unbeteiligter hätte auf diese Idee verfallen können. Nahm Liam an, dass genau das der Eindruck gewesen war? Versuchte er deshalb Distanz aufzubauen und nahm diese Verteidigungshaltung ein?
Wäre das Verhältnis unbelastet gewesen von nicht erfüllten Erwartungen, er hätte einfach geradeaus antworten können, dass sie einst gute Kameraden gewesen waren. Er hätte nicht einmal die Enttäuschung über den Verrat zugeben müssen, aber die Worte, die nur eine Gleichzeitigkeit nicht aber eine Gemeinsamkeit suggerierten gaben Slava zu Denken.
Hatte Liam Angst, jemand... vielleicht nicht Slava aber mehr der Orden könne auch ihn verurteilen, weil er einst mit Jarel befreundet gewesen war? Enttäuschung weil Jarels Vertrauen nicht weit genug gereicht hatte um ihn einzuweihen? Musste er also Jarels Freundschaft in Frage stellen?
Während all der Überlegungen blieb seine Mine unbewegt.
"Ich danke euch jedenfalls für euren Besuch, Ser."

Re: Taverne | Neu-Narakort im Händlerbezirk

Verfasst: Montag 25. März 2024, 20:42
von Liam von Alensbach
Viererlen. Slava sprach den Ortsnamen mit Akzent aus. Ein sonderbarer Akzent, Liam kannte ihn nicht. Wie wohl seine Muttersprache klingen mochte? Es regte sich durchaus etwas wie Neugier in ihm. Als der Freiherr zur alten Frau zurück kam, schüttelte der Ritter den Kopf. "Sie wünscht nicht weiter belangt zu werden und ich akzeptiere ihre Bitte." Ehrlich überrascht sah von Alensbach seinen Gegenüber an. Ein Frühstück mit dem Freiherren. Nicht heute, aber ein andermal. Misstrauen keimte in ihm auf, warum sollte der Mann, der weitaus wichtigere Dinge zu tun hatte mit einem einfachen Ritter der Flammenrose ein zwangloses Frühstück einnehmen? Ihm war bewusst, dass alles was er sagte auch gegen ihn verwendet werden konnte und Liam zweifelte nicht daran, dass Slava genau das tun würde. So sind Politiker eben und hätte er es nicht besser gewusst, er hätte Sokolov nie für einen solchen gehalten. Einen Politiker. Der hatte nicht die Hände der Politik, sondern die eines Kriegers. Eines Mannes, der sich auch der Drecksarbeit nicht zu schade war. Die hatten was erlebt, aber das sagte auch alles andere an ihm. Die Haltung, seine Augen, der noch nicht von Völlerei aufgedunsen und fett geworden war. Dass ihre Gespräche durchaus herausfordernd werden könnten, daran zweifelte von Alensbach nicht. Und so nickte der Mann. "Ja, Euer Hochwohlgeboren. Ein Andermal komme ich auf Euer Angebot zurück." Und das meinte er durchaus ernst.

Ja, Slava kannte die Antwort. Vielleicht hielt Liam es aus genau diesem Grund für unwichtig es ihm selbst zu sagen. Er hatte Moore selbst gesehen, hatte sehr wohl erkannt, dass da mehr war. Und so unrecht hatte der Freiherr nicht. Liam war verwirrt und enttäuscht. Wütend und aufgebracht. Gerade wollte er nicht über Moore sprechen, darüber nachdenken was das alles zu bedeuten hatte. Er erinnerte sich daran, wie sie einst gemeinsam am Feure gesessen hatten und Jarel ihm viel Privates offenbart hatte. Im Gegenzug war von Alensbach bedeckt geblieben, hatte sich trotz dem Vertrauen zwischen ihnen nie geöffnet. Und jetzt fand er im Gedanken an Moore einen Fremden vor. Vermutlich sahen sich die beiden Männer an, während ihrer beider Überlegungen sich um Moore drehten. Und wo noch zuvor Müdigkeit war, hatte der Ritter nun endlich die Contenance wieder gefunden. Er brauchte diesen Schild um den Orden und was dieser nach aussen repräsentierte nicht zu Enttäuschen. Da hatte ein müder, erschöpfter Ritter keinen Platz. Mit Haltung schaffte er es sich bis zur Tür zu bewegen, auch wenn das Ziehen nicht weichen wollte. "Euer Hochwohlgeboren, möge die Flamme Euch stets den Weg leiten." verabschiedete sich Liam und hielt sich nicht mit weiteren Abschiedsfloskeln auf. Im nächsten Augenblick war er draussen auf dem Flur.

Nichts an ihm verriet den Schmerz, den er fühlte, als er die Treppe hinab ging und den Schankraum durchquerte. Als er auf Virados Rücken stieg verfluchte er sein Alter. Daran musste es liegen. Er war einfach zu alt geworden. Zum Glück wusste der Hengst wohin und trug seinen Reiter ohne gelenkt zu werden zum Tempel und von dort fand Liam den Weg in Lothars Räumlichkeiten.

Re: Taverne | Neu-Narakort im Händlerbezirk

Verfasst: Montag 25. März 2024, 21:14
von Vyacheslav Sokolov
"Und möge die Flamme euren Geist mit Klarheit füllen." erwiderte Slava den Gruß.
Er war sich nicht mehr sicher, glaubte etwas ähnliches gehört zu haben, und hatte sich den Rest einfach ausgedacht. Letztlich war es vermutlich auch legitim, es klang gut in seinen Augen.
Und ja, es war Skepsis angebracht und vielleicht war es ein Fehler gewesen, die Einladung zu erneuern, aber die Rolle als Hochwohlgeboren war ihm immer wieder dermaßen fremd. Auch als Oberst hatte er mit seinen Kameraden am Tisch gesessen, gesoffen und unflätige Witze gerissen. Die Distanz die dieser verdammt Titel aufbaute ging ihm langsam aber stetig auf den jetzt blaublütigen Sack.

Was sollte er also tun?
Jetzt zum Tempel zu gehen und mit Ion zu sprechen würde ihn vermutlich zu viel Zeit kosten. Es noch einmal mit dem Ring versuchen?
Er fischte ihn wieder aus der Tasche, betrachtete ihn kurz und steckte ihn wieder an den Finger. Jetzt beging er nicht den Fehler, sich zu sehr zu konzentrieren. Er stellte sich einfach vor, er würde Ion's Nummer aus dem Telephonbuch seines Smartphones suchen und ihn dann anrufen.
"Ion, hörst du? Kannst du reden?"

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von hier: die ganze Zeit im Zimmer
Datum: Dienstag 31.August 1278, kurz vor 6 Uhr früh
betrifft: Ion (auch noch Liam)
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Re: Taverne | Neu-Narakort im Händlerbezirk

Verfasst: Samstag 30. März 2024, 23:15
von Avarion DeSpaire
Von: Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus ( Seite 12 )
Betrifft: Slava
Datum: 31.August 1278, gegen 5:55 Uhr.
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Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Für Slava war die Antwort klar und deutlich zu verstehen, als würde er tatsächlich über ein modernes Mobiltelefon mit dem Ziel sprechen. Entfernung schien da keine Bedeutung zu haben. „Ja. Klar und deutlich als würdet ihr vor mir stehen.“
Er musste sich an seinem Ort nicht umsehen um zu wissen, das niemand seine Worte hören würde, denn er konnte nur über die Gedanken kommunizieren. „Ja. niemand kann mich hören.“ Versicherte er.

Re: Taverne | Neu-Narakort im Händlerbezirk

Verfasst: Sonntag 31. März 2024, 22:44
von Vyacheslav Sokolov
Für Slava war es tatsächlich leichter, die Worte auszusprechen, statt sie nur zu denken, er war eben Telephone, Funk und später Smartphones gewöhnt und keine telepathischen magischen Ringe. Für den Moment konnte er sich aber damit abfinden indem er es als andersartige Technologie betrachtete. Be einem Smartphone konnte er ja auch nicht die Funktion über jedes einzelne Bauteil herleiten, ein Teil musst auch wie Magie anmuten, kannte man es nicht. Und er kannte die Funktion und die Komponenten des Ringes nicht.
Ein wenig half es, aber nur ein wenig.
"Gut. Ich habe schon einen Teil der Geschichte vom Ritter von Alensbach gehört... Kannst du mir deine Perspektive berichten? Ich habe später eine Unterredung mit von Tretogor, ich würde gerne alle Perspektiven kennen."
Fragte er einfach und sachlich nach, als würde er bei der Beschaffungsstelle im Büro ein Dossier anfordern.

Re: Taverne | Neu-Narakort im Händlerbezirk

Verfasst: Montag 1. April 2024, 14:47
von Avarion DeSpaire
Ion entschied sich erst einmal sachlich die Dinge zu schildern die er gesehen hatte. „Ich war in der Bibliothek als lautes Krachen und poltern erklang. Durch die Tür hinaus konnte ich als erstes die Trümmer der Tür zu Jarels Unterkunft sehen. Tür, Rahmen und teile des Mauerwerks lagen im Flur. Den schwarzen habe ich erst gesehen, als er sich um die Ecke zum Ausgang bewegt hat.“ soweit die Situation die Ion vorgefunden hatte. „Ritter Liam von…. Ich hab den Namen vergessen hatte am Boden gelegen, unverletzt. Ich bin dem Schwarzen nach er bemerkte mich und drehte sich zu mir um. Griff aber nicht an, sondern wich rückwärts weiter zurück.“
Im Garten fing Ion an langsam auf und ab zu schlendern. „Solange er die Aufmerksamkeit auf mich gerichtet hatte, brauchte ich mir um die ebenfalls durch den Lärm angezogenen Frauen keine Sorgen zu machen. Die Tür hinter dem Schwarzen wurde durch Zufall von jemanden geöffnet. Ritter Liam wollte scheinbar eine Fackel nach dem Worgen werfen, was ich durch einen leichten Stoß gegen seinen Arm verhindert habe. Der Ritter erlitt dabei Verbrennungen am Arm.“ etwas was Ion immernoch ein bisschen Leid tat. „Wichtig für mich war, das der Schwarze weiter beim Rückzug blieb und nicht in den Angriff wechselte. Die Fackel hätte ein Auslöser sein können.“ kurz blieb Ion stehen und sah zum Mond, der gerade wieder sichtbar wurde. Im Mondschein schimmerten seine Haare leicht. „Der schwarze ging weiter rückwärts und kam auf den Hof, wo noch immer Schwester Svetelle stand.“ Nun kam doch Regung und Wertung in Ions Worte. „Ich weiß nicht was die Schwester getrieben hat, aber sie meinte ernsthaft den Worgen streicheln zu wollen. Er hat nach ihr geschnappt und zum Glück nur deren Besenstiel zwischen die Zähne bekommen.“
Sich wieder etwas sammelnd fuhr ion etwas sachlicher fort. „Ungefähr zu dem Zeitpunkt hat auch die Glocke geläutet. Das, die Fackel, die Schreie der Frauen und die ankommenden Wachen haben den Worgen zur Flucht ansetzen lassen.“ und ab da ging die Katastrophe los. „Das Tor war verschlossen. Nur Jakob befand sich dort auf Seiten des Hofes. Ausserhalb waren hörbar Wachen angekommen die ebenfalls auf den Hof drängten. Der Schwarze wurde zunehmend umzingelt. Für mich nur noch eine Frage der Zeit bis er zum Angriff übergegangen wäre. Also habe ich nach einem Ausweg gesucht. Jakob ist auf dessen Rücken geklettert. Es sah ein wenig so aus, als ob Jarel ihn noch erkannt hat und auch beschützen wollte.“
Langsam drehte sich Ion um, sah zum Loch in der Mauer und seufzte deutlich. „Ich habe den Worgen in den Friedhain geschickt und bin ihm nach. Die Ausgangssituation neu bewerten und den Druck auf den Schwarzen verringern. Leider gab es keinen Ausweg und die Mauer war zum überspringen zu hoch. Ich habe nicht lange darüber nachgedacht und einen Ausgang geschaffen, durch den der Worg den Tempel verlassen konnte. Was danach passiert ist, bezüglich Jarel entzieht sich meiner Kenntnis.“
Kurz überlegte er, ob er den Rest mit seiner Verhaftung auch berichten sollte. War wohl besser so. „Zwei Ritter der Flammenrose und zwei weitere der Stadtwach haben mich dann in Ketten gelegt und verhaftet. Magie gewirkt und naja. Bin halt ein Elf. Dank der Erzpriesterin bin ich noch auf dem Gelände des Tempels. Sie hat mir Asyl gewährt.“ Die aggressiven Beleidigungen ließ er erst einmal unerwähnt.
Hatte er etwas vergessen? Bestimmt. So viel war in viel zu kurzer Zeit geschehen.
„Darf ich wiederholen das ich das für eine Blöde Idee gehalten habe?“

Re: Taverne | Neu-Narakort im Händlerbezirk

Verfasst: Montag 1. April 2024, 15:14
von Vyacheslav Sokolov
Was die Schwester geritten hatte ahnte Slava schon, er hatte sie kennengelernt und sie war wohl das, was man eine unverbesserliche Frohnatur nannte. Stets in dem unerschütterlichen Glauben verhaftet, wenn man nur das beste annahm würde auch alles gut werden. Warum also nicht auch einen Werwolf einfach streichen, vielleicht wurde dann daraus ein Schoßhund.
Er hörte sich die Schilderung zu Ende an, ruhig und ohne zu unterbrechen. Erst als Ion geendet hatte erklärte er:
"Der Ritter, das war Liam von Alensbach, er war bei mir und hat mich ebenfalls informiert, dass man dich festgenommen hat, dass du aber hinter den Mauern des Tempels sicher bist. Also bleib am besten da. Das Portal nach Nowigrad können wir notfalls auch von dort aus öffnen... ich hoffe aber beim Großmeister eine Lösung hinzubekommen, die eine Flucht unnötig macht."
Irgendwie eine Lösung hinbekommen... er hatte selbst noch keine Idee. Eigentlich hatte er ein anderes Anliegen gehabt und nun würde es darauf hinauslaufen, dass er nur Scherben wieder zusammensetzte.
"Es wäre eine gute Idee gewesen, es kontrolliert zu tun. Wäre ich anwesend gewesen, ich hätte ihn unter Kontrolle gebracht... wir hätten ihn vermutlich nicht alleine lassen dürfen."
Unbefriedigt alleine...
"Wir haben also alle gleichermaßen daran Schuld. Ist jetzt aber müßig... Ich finde einen Weg."
Dass tatsächlich Toralar einen nicht unerheblichen Beitrag geleistet hatte wußte Slava zwar nicht, aber er sah einfach grundsätzlich nicht alle Verantwortung bei sich und es war eine seiner üblichen Taktiken, die Schuld gleichermaßen zu verteilen. Das hatte sich als sehr praktisches Vorgehen erwiesen und meist behielt er damit ja sogar recht.
Zumindest gelang es ihm, auch Zuversicht in die Stimme zu legen. Es war dabei nicht einmal gespielt, er war davon Überzeugt, dass er eine Lösung finden würde. Irgendwie eben.

Re: Taverne | Neu-Narakort im Händlerbezirk

Verfasst: Montag 1. April 2024, 15:51
von Avarion DeSpaire
Ion wollte wiedersprechen was die Schuld an dem ganzen betraf, schluckte die Worte aber herunter. Er war wohl der einzige der wusste was der Auslöser für den Ausbruch des Schwarzen war. „Gut.“ antwortete er nur und wartete noch einen Augenblick, ob der Freiherr noch was zu sagen hatte.
Innerlich schimpfte er schon wieder über, nein mit Toralar. Doch dessen Antwort ‚er wollte es so‘ erstickten jedes noch so vernünftige Argument. Und schlimmer noch. Der Dämon hatte Recht. In dem Augenblick, als sich Jarel entschlossen hatte den Schwarzen zu wecken, hatte er dessen Fesseln bereits gelockert und die Bestie den Kopf gehoben.

Re: Taverne | Neu-Narakort im Händlerbezirk

Verfasst: Montag 1. April 2024, 16:25
von Vyacheslav Sokolov
Slava nickte, aber das war unnötig, sowohl an einem Smartphone und erst recht bei dem Ring. Aber Gewohnheiten wurde man nicht so leicht los.
Mit dem 'Gut' war das Gespräch im Grunde beendet.
"Ich melde mich nach dem Gespräch." teilte Slava noch mit, dann brach die Verbindung zusammen, oder wurde beendet... wie man 'auflegte' wusste er nicht genau, aber vermutlich erkannte das Ding einfach die Absicht.

Nachdem das Telephonat beendet war machte er sich fertig, er wollte, wie er auch Liam erklärt hatte, tatsächlich erst etwas frühstücken. So weit kam er aber nicht. Er hatte seinen zuvor hastig angezogenen Gehrock noch gerichtet, die Hose ordentlich in den Stiefel verstaut und hier uns da noch eine Falte glatt gestrichen, so dass wenigstens an seinem Äußeren nichts zu beanstanden war. Es war weniger sein Hang zu Ordnung - denn der war tatsächlich gar nicht so stark ausgeprägt - als die Erkenntnis, dass auch das eigene Erscheinungsbild Teil der Kommunikation war.
Ehe aber nun der Freiherr von Sokolov in den Gastraum gehen konnte erreichte ihn ein weiterer Anruf.

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von hier: die ganze Zeit im Zimmer
Datum: Dienstag 31.August 1278, kurz nach 6 Uhr früh
betrifft: Jarel
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Er wurde nicht direkt aufgeschreckt, aber überrascht war er doch. Die Verbindung war schlecht, als wäre der Empfang mies, Störgeräusche im Hintergrund die sich allerdings keiner ihm bekannten Quelle zuordnen ließen, die Stimme erkennte er aber und er verstand die Worte.
"Ich höre dich, aber die Verbindung ist schlecht. Nur das nötigste. Ion hat mir schon berichtet und von Alensbach auch." erklärte er und hoffte, dass genug davon durchkam.
Und er blieb auch jetzt sachlich, er würde jetzt nicht emotional werden.

Re: Taverne | Neu-Narakort im Händlerbezirk

Verfasst: Montag 1. April 2024, 16:56
von Jarel Moore
Da war er. Weder verschlafen noch überrascht. Nur die Verbindung ließ zu wünschen übrig.
Die Erklärung dafür war einfach, denn im Gegensatz zum wie üblich nüchtern sachlichem Slava überschlugen sich bei Jarel die Gedanken und Gefühle, kaum dass er die Worte des Mannes in seinem Kopf wahrnahm, dem sein Herz gehörte. Man mochte es auf die Überreste des Schwarzen in seinem Blut schieben, oder auf seine generell sehr emotionale Art…er musste sich massiv zusammenreißen, dass die Stadtwachen ihm nicht im Gesicht ansahen, was sich hinter den warmen braunen Augen gerade abspielte.

Ion hatte berichtet. Liam auch.
Nur was? Wie üblich was das Schlimmste daran, nackt an einem fremden Ort zu erwachen nicht zu wissen, was in der Zwischenzeit geschehen war. Meis schien zwar – nennen wir es neutral ihm gegenüber – aber ob die Information der Schwarze und er hätten niemanden verletzt könnte eine Lüge sein. Oder auf Unwissenheit beruhen.

Doch das Kommando war klar gewesen.
Nur das wichtigste.
„Bin unverletzt. Wurde von der Stadtwache festgesetzt. Sind auf dem Weg zum Kerker. Ein Bote wurde zum Meliteletempel geschickt, für den Fall das Mutter Varelia bereit ist mir Asyl zu gewähren. Wir sind vor einigen Minuten zu Fuß von der Fischerhütte am See aufgebrochen.“
Das war wohl das Wichtigste. Nur die nächste Frage konnte er sich einfach nicht verkneifen.
„Geht es allen gut?“
Er wollte schreien, toben, Amok laufen, doch stattdessen trabte er brav weiter hinter seinen Häschern her.
Immerhin konnte er das, denn von den Verletzungen der letzen Wochen…Monaten…Jahren….war nichts mehr zu spüren. Tief atmete er ein und aus, keine Schmerzen. Nur die Müdigkeit zog wie Blei an seinen Gliedern.
Wahrscheinlich hatte er bald viel, viiiel Zeit zum Schlafen.

Re: Taverne | Neu-Narakort im Händlerbezirk

Verfasst: Montag 1. April 2024, 19:59
von Vyacheslav Sokolov
Jarel war unverletzt und in den Händen der Stadtwache.
Das war irgendwie beruhigend. Auch wenn Slava den Hintergrund des Hauptmannes nicht kannte - in Wyzima unterhielt er eben kein Spionagenetz und so blieb das Geheimnis eben genau das - es war besser, ihn dort zu wissen als in den Händen des Ordens.
Auch das ein Bote zum Tempel unterwegs war klang nach einem glimpflichen Ausgang.
"Es wurde niemand verletzt oder getötet, das hat von Alensbach mir so mitgeteilt."
Die Verbindung war extrem leise und Slava hatte sich sehr konzentrieren müssen um es zu verstehen.
Eine letzte Frage schien ihm wichtig ehe die Verbindung abbrach:
"Behandeln sie dich gut?"

Re: Taverne | Neu-Narakort im Händlerbezirk

Verfasst: Montag 1. April 2024, 20:17
von Jarel Moore
Fast hätte Jarel gelächelt.
Sorgte sich Slava etwa?
„Sie behandeln mich gut.“, bestätigte er und ungewollt bekam selbst die Stimme in seinen Gedanken etwas Warmes.
„Wenn du es ungesehen schaffst, Slava. Geh bitte zur Bank. Zeig deinen Ring. Petyr weiß, was zu tun ist. Damit die Kinder versorgt sind.“
, bat er eindringlich.
Der Orden wusste von seinem Konto an der Bank. Und das würden sie beschlagnahmen.
Aber sie wussten nur von dem einem.
Und auf dem anderen…Iola würde versorgt sein, Jakob auch. Dafür würde Slava sorgen.
„Sei vorsichtig. Wenn es brenzlig wird, flieh.“, bat er noch. Der Orden war nicht dafür bekannt, Mitwisser zu verschonen.
Und nun? Er wollte seinem Verlobten mitteilen, dass er ihn liebte. Aber er wusste auch, das Slava darauf wütend reagieren würde. Und das konnte er gerade nicht ertragen.
Also dachte er es nur und verkniff sich diese Botschaft.
Stattdessen wartete er, ob der Spion noch Anweisungen für ihn hatte und schwieg.

Re: Taverne | Neu-Narakort im Händlerbezirk

Verfasst: Dienstag 2. April 2024, 09:03
von Vyacheslav Sokolov
Tatsächlich war Slava nicht wütend, er war ein wenig besorgt aber auch von Zuneigung keine Spur. Er befand sich wieder oder noch in dem was er Leistungsmodus nannte, da rückten Gefühle immer weit an den Rand und er wirkte nüchtern und kühl auch immer ein wenig arroganter als sonst.
Er würde einen Weg finden, alle aus der Scheiße zu holen in die sie sich selbst reingesetzt hatten. Er hatte noch keine Ahnung wie, aber es würde schon gelingen. Davon mußte er nur überzeugt sein. Allerdings kamen sogar ihm ein wenig Zweifel. Je mehr alle Hoffnungen auf ihm ruhten umso mehr wuchs der Druck. Lieferte er dann nicht ab... Besser nicht daran denken.
"Habe ich verstanden."
Wie immer wenn eine Verbindung schlecht oder zu leise war sprach man automatisch selbst lauter.
Die Emotionen erreichten ihn, immerhin war das eine stimme in seinem Kopf, aber er hatte gelernt das abzublocken, wie er auch einen Kontroller abgewehrt hatte.
Weitere Anweisungen hatte er nicht. Die Information, wer der Hauptmann der Wache war hätte ihm vielleicht geholfen, aber nach etwas was er nicht wusste konnte er nicht fragen.
"Pass auf dich auf und mach keine Dummheiten."
Er gab sich Mühe ein Lächeln mitzuschicken, damit beendete er das Gespräch.
Gemerkt hatte er es sich, aber er hoffte, es würde nicht nötig sein, Jarels Konten leerzuräumen. Das sollte er selber tun.

Re: Taverne | Neu-Narakort im Händlerbezirk

Verfasst: Dienstag 2. April 2024, 10:13
von Jarel Moore
Das Lächeln spürte Jarel durchaus und nun huschte doch kurz ein Lächeln über Jarels Gesicht. Slava hatte den Umgang mit dem Ring wirklich schnell in den Griff bekommen.
„Du bitte auch.“
Damit beendete er schweren Herzens das Gespräch und konzentrierte sich darauf, weiter im leichten Trab den Wachen zu folgen.
Sein Schicksal lag nur noch bedingt in den eigenen Händen.
Was nun kam, war nicht abzusehen.
Nur…etwas Gutes war es sicher nicht.

Re: Taverne | Neu-Narakort im Händlerbezirk

Verfasst: Mittwoch 3. April 2024, 22:01
von Vyacheslav Sokolov
Nach den beiden Telefonaten begab sich Slava in den Schankraum, dort ließ er sich ein Frühstück servieren.
Der Kaffee war nicht verfügbar, aber stattdessen bekam er einen kräftigen schwarzen Tee serviert. Dazu gab es frisches Brot, Honig, Marmelade, Schinken und Rührei. Obwohl er eigentlich keinen großen Hunger verspürte, aß Slava dennoch, denn er wusste, dass er die nötige Energie benötigen würde. Außerdem war ihm bereits Cognac in Aussicht gestellt worden, und obwohl es noch zu früh zum Trinken war, wollte er sicherstellen, dass er eine gute Unterlageverfügte.
Gegen acht Uhr machte er sich dann auf den Weg zum Orden, um rechtzeitig zu seiner Verabredung zu erscheinen, was ihm schließlich gegen acht Uhr dreißig gelang - ein Agent kam nicht zu spät, aber auch nicht zu früh, sondern immer genau zum richtigen Zeitpunkt.

<geht dann am Orden weiter>

Re: Taverne | Neu-Narakort im Händlerbezirk

Verfasst: Dienstag 15. Oktober 2024, 21:45
von Vyacheslav Sokolov
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vom: Wyzima | Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Datum: vom frühen Nachmittag, 31. August 1278 bis zum frühen morgen des 01. September
betrifft: Slava, Liam?
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Am frühen Morgen, schon kurz nach dem ersten Hahnenschrei...
Ja, wirklich. Und er war aus dem Bett gefahren und hatte gerade so den Drang klein halten können, etwas nach dem Mistvieh zu werfen. Bevorzug ein Projektil aus dem Lauf der Tokarev... aber die waren wertvoll geworden, zu wertvoll um die an einen dämlichen Han zu verschwenden, zumal es ihm den schlaf nicht zurückgebracht hätte.
Also hatte er sich an der kleinen Steinzeugschüssel gewaschen so gut es ging und war in den Gastraum... nicht mehr geschlurft, das konnte er sich nicht erlauben, auch hier nicht, er war angemessenen Schrittes gegangen auch wenn ihm noch vor dem ersten Kaffee nach etwas ganz anderem war.
Apropos.
Einen Bierkrug voll mit Kaffee zu bekommen, und das noch zu so früher Stunde, das hatte ihn einiges an Überzeugung in materieller Form gekostet und würde die Wirtsleute sicher noch in Jahren beschäftigen. Sie hatten es absolut nicht verstehen können, wie man etwas so wertvolles, so banal einfach zu Brot und Wurst und Honig und Brei konsumierte, statt wie andere Aristokraten zur nachmittäglichen Gesellschaft in angemessenem Prunk und zu kostbarem Gebäck.
Apropos, die seltsamen Gebäckstücke, nach denen er sich erkundigt hatte würden ihnen vielleicht noch mehr zu schaffen machen als die Vorlieben des Freiherrn. Irgendwie hatten sie wind davon bekommen, dass es sich bei ihrem Gast um einen adeligen aus Nowigrad handelte.
Das was er mit dünnen Teigschichten und viel Butter und Kühlung beschrieben hatte klang unsagbar teuer und der Name exotisch wie etwas aus Toussaint... ja, genau, daher musste er es kennen, dieses Krosant.
Man brachte ihm aber Brot und Honig und auch Gebäck.

Der Grund, weswegen er so ausgiebig frühstückte war eine Vermutung...

Den gestrigen Tag hatte der Freiherr fast überall in der Stadt verbracht. er hatte sich einen einfachen Mantel übergeworfen und war umher gewandert, hatte gelauscht und beobachtet. Viel vom Getuschel drehte sich um die Vorfälle im Kloster, Werwölfe und Bestien und man solle doch einen Hexer rufen, wofür waren die Nilfgarder denn sonst da, sie müssten ihn bezahlen.
Auch den Abend hatte er in der Stadt verbracht, kannte sich bald schon aus, so groß war dieses Wyzima ja nicht, die Hauptstadt Temeriens... Er hatte natürlich alle Bordelle gefunden und die schäbigsten Kneipen, hatte der Versuchung widerstanden sich ein Etablissement aus der ersten Kategorie von innen anzusehen, der Name klang in den Ohren eines Reisenden mit Kenntnis der europäischen Klassig unverfänglich, Mozarts "Königin der Nacht" hatte vermutlich mit einer Zauberflöte zu tun, irgendwie.
Er wollte den Laden eigentlich aus Spaß observieren, aber eine der Bediensteten, die etwas zu jung aussah für den Job, hatte ihn dermaßen schnell ausgespäht und war auf ihn zugekommen um ihn ins Innere zu locken, dass er sie doch wegkomplimentiert hatte, nachdem seine Instinkte ein Hubkonzert veranstalteten.
Danach war er unverrichteter Dinge ins Hotel... ins Gasthaus zurückgekehrt, hatte lange nicht schlafen können, weil man die Zecher unten noch bis spät bei ihrer Beschäftigung vernehmen konnte und war dann am morgen eben mit der bestmöglichen Laune erwacht.

Diese besserte sich erst, als er eben einen Bierkrug voll mit Kaffee bekam.

Re: Taverne | Neu-Narakort im Händlerbezirk

Verfasst: Mittwoch 16. Oktober 2024, 09:56
von Liam von Alensbach
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vom: Wyzima Süsswarenladen Wenck
Datum: 01. September 1278, 04:45 Uhr (06:45 Uhr im Neu-Narakort)
betrifft: Slava
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Der Morgen hatte früh begonnen. Es war kein Hahn, der ihn aus dem Schlaf gekräht hatte, sondern die eigene innere Uhr - die seit so vielen Jahren äusserst zuverlässig lief - die ihn weckte. Und wie jeden Morgen, wie immer wenn er in einem der Ordenshäuser war, lief die gleiche Reihenfolge ab. Aufstehen, laufen gehen, Schwertübungen, wenn es sich ergab ging er schwimmen, danach ein kurzes Bad und schliesslich Frühstück. Nur dass er dieses mal das Frühstück nicht in der Kaserne des Ordens zu sich nehmen sollte, sondern in einem Gasthaus in Wyzima. Ob Slava die Verabredung vergessen hatte, wusste Liam nicht, er jedoch würde - zuverlässig wie immer - da sein. Er entschied sich für schlichte Bekleidung, die ohne Bewaffnung auskam. Auch wenn etwas in ihm die Klinge, deren Stahl matt im Kerzenschein glänzte, gerne mit genommen hätte. Seine Hand hatte der Ritter bereits ausgestreckt, wie eine Marionette an ihren Fäden. Er beliess es dabei, mit den Fingern sanft über den Knauf des Schwertes zu fahren um das kühle Metall zu spüren. Sie vibrierte. Nein, das tat sie nicht. Das war die Müdigkeit. Aber auch hier wusste Liam, dass er sich das nur einredete. Er war nicht müde.

Als er den Orden verliess und auf die Strasse trat, deutete nichts mehr an dem Mann an die Zugehörigkeit des Ordens hin. Festes Schuhwerk, eine gefütterte Hose, Hemd und Weste, darüber ein Wollumhang - es war ein kühler Septembermorgen. Einen Dolch hatte er dennoch mit, man konnte ja nie wissen wem man hier begegnete. Noch war es ruhig auf den Strassen, die Sonne hatte kaum ihr Licht über den Horizont geschoben und die Nacht war in herbstliches Dämmerlicht getaucht. Auch vor dem Gasthaus war noch nicht all zu viel los, der Geruch nach frisch gebackenem Brot aber, der hing in der Luft. Sicher hatte manche bereits ihr Bäckerhandwerk vollendet und warteten auf die Kunden, denen sie ihre Laibe verkaufen konnten. Liam stiess die Tür zum Gasthaus auf, sie war noch geschlossen, um die kühle Morgenluft nicht hinein zu lassen und brauchte sich nicht lange umzuschauen. Kaum Gäste und der, den er suchte, den hatte er sofort gefunden. Der Freiherr hatte seine Worte nicht vergessen.

"Euer Hochwohlgeboren." Mit diesen Worten trat der Ordensritter, der heute eben keiner war, an den Tisch heran und vollzog die respektvolle Begrüssung von Feuer und Kelch. Also doch ein Ordensritter, aber nicht in offizieller Mission unterwegs. Slava hatte Liam zuletzt müde und abgekämpft, ja gar gehetzt erlebt, doch heute stand ein Mann vor ihm, den scheinbar nichts aus dem Gleichgewicht bringen konnte. In sich Ruhend, korrekt gekleidet, Wert auf's Äussere gelegt - und da konnte man schon neidisch werden - und von einer Selbstsicherheit die keine Spur der Überheblichkeit besass. Das war einfach ein Kerl mit Bodenhaftung und einem freundlichen Blick, der gerne missverstanden werden konnte durch die Farbe kühlen Nebelgraus an einem Novembermorgen in seinen wachen Augen. "Darf ich?" Seine Hand lag auf der Lehne des freien Stuhls. Liam hatte beschlossen, Slava mit einer Mischung aus Respekt, Vorsicht und zugewandter Neugier entgegen zu treten. Denn neugierig auf diesen Mann, der so ganz und gar nicht dem typischen Bild des Adels entsprach, das war er.

Re: Taverne | Neu-Narakort im Händlerbezirk

Verfasst: Mittwoch 16. Oktober 2024, 14:32
von Hailey Yasu Michaels
Der Hahn war ihr durchaus willkommen, so ohne einen wirklichen Wecker fiel es ihr, trotz all der Jahre, immernoch manchmal schwer morgens wach zu werden. Heute vorallem nachdem sie den Tag vorher erst angereist war. Nach einem sehr kurzen Abstecher in die Stadt war sie todmüde ins Bett gefallen und eingeschlafen. Bis, ja bis der Hahn krähte. Nun hatte sie genug Zeit eine ihrer Routinen zu erledigen, das sie sich da manchmal hetzen musste gefiel ihr gar nicht. Die Zeit zu vertrödeln kam gar nicht in Frage wenn man auf Reisen war. Ohne das morgendliche Reinigungsrirual konnte sie den Tag aber nicht beginnen. Diese Woche allerdings wollte sie gemütlich angehen und so war das frühe aufstehen willkommen, sie hatte zwar Zeit denn sie bleib ein paar Tage, aber alles in Ruhe zusdhaffwn war von Vorteil. Zumindest war es ihr Plan gewesen.

Nach intensiven Minuten am Waschbecken, es war erstaunlich was sie mit kaltem Wasser und einem Schwamm anstellen konnte, sah sie wieder frisch aus als hätte sie gar nicht geschlafen. So ging ihre Routine weiter. Strümpfe, Beinwärmer. Beides in einem modischen Beige. Etwas verdrehte sie die Augen, Farben waren hier definitiv nicht so häufig zufinden. Der graue asymmetrische Rock und die weiße Bluse. Wobei weiß relativ war, es war kein weiß wie sie es aus ihrer Welt kannte und sie hätte es früher gar nicht als weiß klassifiziert. Hier allerdings... Nun sie würde sagen es war ein helles Creme. Für die meisten war es hier aber wohl weiß. Sie zuckte die Achseln und schlang den breiten Gürtel um ihre Talie, an einer Seite, die die bei ihrem Rock länger war, war eine Kette am Gürtel befestigt. An dieser Kette waren, wie ein zweiter Gürtel die Medallions der Hexer befestigt. Die Katzen- und die Wolfsschule. Auf die, die die Geschichte kannten musste es wie ein Hohn wirken, ihr aber bedeuteten sie viel und sie trug sie mit Stolz. Unter der Bluse ruhte auf der Haut das Gehäuse ihrer Rolex, das Armband hatte die Zeit nicht überstanden, aber nach langer Suche fand sie jemanden der das Uhrwerk reinigen konnte und eine Fassung anfertigte. So trug sie die Uhr verdeckt als Anhänger an einer Kette um den Hals.

Jetzt war es an der Zeit zu frühstücken, also verließ sie das Zimmer, schloss ab und verstaute den Schlüssel in ihrer kleinen Tasche an dem breiten Gürtel.
Auf dem Weg in den Gastraum kräuselte sie ihre Nase. War das Kaffee? Sie konnte an einer Hand abzählen wie oft sie in den letzten 10 Jahren Kaffee getrunken hatte. Nicht sehr häufig, aber heute würde so ein Tag sein, das hatte sie eben beschlossen. Breit grinsend kam sie in den Gastraum, viel war hier definitiv nicht los. Zwei oder drei Gäste des Gasthauses und Jemand anderes. Höflich nickte sie allen anwesenden zu und trat dann zu dem Wirt. "Ist das Kaffee den ich da rieche werter Herr?" Der Wirt nickte etwas widerwillig und Haileys Grinsen wurde noch etwas breiter. Kaffee... Hach wie sie den manchmal vermisste. Sie bestellte also ein einfaches Frühstück und eine Tasse Kaffee. Den Unwillen und das Unverständnis deutlich sichtbar machte sich der Wirt daran. Noch so Jemand der Kaffee zum Frühstück trank war beinahe zuviel für ihn. Aus trotz oder weil er Zweifel hatte das Hailey ihn bezahlen konnte rechnete er schon vorab mit Hailey ab. Ihr war es egal, sie bekam Kaffee, diese Unsitte den Kaffe am Nachmittag zu trinken hatte sie nie verstanden. Man wollte doch wach für den Tag sein, nicht wach für die Nacht. Alles was sie vorgehabt hätte in der Nacht würde sie auch so wach halten, da brauchte sie keinen Kaffee für.

Nachdem sie ihre Bestellung aufgegeben und bezahlt hatte suchte sie sich einen Platz, es war ein höflicher Abstand zu den anderen Gästen. So würde es nicht als aufdringliches Lauschen gelten. Wenn man die Stimme nur minimal senkte konnte man persönlich miteinander reden. Und das was für Hailey in dem Fall wichtig war, sie konnte alle anderen Gäste sehen, der Nachteil, sie würde auch von allen gesehen. Es gab für die Gäste aber definitiv etwas schlimmeres das man ansehen konnte.

Re: Taverne | Neu-Narakort im Händlerbezirk

Verfasst: Donnerstag 17. Oktober 2024, 09:52
von Vyacheslav Sokolov
Auf die Anrede hätte Slava gut und gerne verzichten können, aber sie war wohl Teil des Spieles und er durfte nicht nach Belieben die Regeln ändern.
Er war dagegen wenig überrascht, dass der Ritter die Einladung angenommen hatte und nun auch erschienen war. Irgendwie hatte er ihn so eingeschätzt. Sicher hätte es auch ein paar seiner Kollegen gegeben, die seine Worte nicht für bare Münze genommen und als Gerede ohne jede Verbindlichkeit abgetan hätten. Aber Liam war erschienen. Allein das zeugte von einem gewissen Selbstbewusstsein.
Es waren die eher unsicheren Menschen, die befürchteten, mit so einer lapidaren Einladung einem Scherz aufzusitzen und dann vorsorglich nicht auftauchten. Liam aber hatte sich nicht gescheut es darauf ankommen zu lassen.
Und das war nur ein Punkt auf der Liste. Schon müde und abgekämpft war die Ähnlichkeit kaum zu leugnen gewesen, aber jetzt, frisch und ausgeruht... Er hätte John sein können. Nicht unbedingt die Gesichtszüge und nicht die Haarfarbe, aber das Wesen, die Haltung.
Der Brite war immer dermaßen ruhig gewesen, dagegen hatte er sich manchmal wie eine launische Diva aufgeführt.
Er, also Slava hatte ihn der eigenen Truppe abgeworben... das ging nicht an einem Tag und mit einem Vertrag oder einen einzelnen Ereignis vonstatten, er hatte langsam sein Vertrauen gewonnen. Anders ausgedrückt hätte man vermutlich auch sagen können, er habe sich eingeschlichen, manipuliert. Aber wo lag die Grenze? Die Freundschaft hate er ernst gemeint, auch wenn das Ergebnis natürlich eine Zweck diente... Und irgendwie war es auch leicht gewesen, sie hatten einfach einen Draht zueinander gehabt. Er hatte schon schwierigere Anwerbungen gehabt.

Ein weiterer Gast tauchte auf. Er hätte sie vermutlich, nach einem kurzen Check, wie er ihn allen in seiner Umgebung angedeihen ließ, vollständig ignoriert, aber sie bestellte wie er – sehr zum Missfallen des Wirts – ebenso Kaffee zum Frühstück. Das allein war in dieser Welt schon besonders und er hätte es vielleicht noch damit abgetan, dass er langsam neue Trends setzte, aber diese hier hatte noch etwas anderes an sich. Die Bewegungen, Gestik, die ganze Körpersprache, beinhaltete etwas das ihn aufmerken ließ. Sie gehörte ebenso wenig in diese Zeit und Welt wie er. Da war er sich sicher. Er würde sie im Auge behalten.

Denn gerade galt seine Aufmerksamkeit wieder Liam, dieser war sein Gast und er wollte es weder an Gastfreundlichkeit mangeln lassen noch ihm das Gefühl geben, dass er nicht seine ganze Aufmerksamkeit genoss. Er hatte immerhin ein Ziel.
So oder so würde es wie ein Tanz um den heißen Brei werden.
Das war ein Ritter der Flammenrose, kein Freund. Noch nicht.
Neben 'aushorchen' rückte nun aber 'Charme spielen lassen' auf der Agenda weit nach oben. Die Frau dagegen rückte sehr weit nach hinten und es gelang ihm auch, nicht immer wieder zu ihr hinzusehen.
"Ser von Alensbach." Slava erhob sich kurz, auch wenn er das vermutlich nicht gemusst hätte, aber Freiherr oder nicht, er wollte ihm auch Respekt entgegen bringen. "Setzt euch doch. Was wollt ihr essen?"
Der Tisch war bereits reichlich gedeckt, aber vor allem mit Dingen, die er selbst vorzog, und das war früh am Morgen eher süßes. Dunkles Brot, Marmelade, Honig, Butter, auch Gebäck und eine Art Grütze, die er noch nicht angerührt hatte, die sich aber vermutlich auch mit Marmelade kombinieren ließ.
Und eben der Bierhumpen voll mit dampfendem schwarzem Kaffee mit einem Schuss Milch.

Re: Taverne | Neu-Narakort im Händlerbezirk

Verfasst: Freitag 18. Oktober 2024, 09:45
von Liam von Alensbach
Sie war ihm auch aufgefallen. Diese Frau, die zu so früher Stunde die Schankstube betrat und das gleiche Getränk bestellte wie es Slava hatte. Liam kannte keinen Kaffee und dass gleich zwei davon ihn tranken, das war irgendwie bewundernswert. Oder ein sehr seltener Zufall. Dem Zufall jedoch hatte der Freiherr seinen Platz nicht überlassen, denn er hatte einen Tisch in der Ecke des Raumes genommen, so dass er alles im Blick hatte und hinter ihm die Wand. Hätte Liam auch so gewählt und es verriet auch, dass sein Gegenüber überlegt handelte. Natürlich hätte Liam auch annehmen können, es wäre blosser Zufall gewesen. Aber nicht bei Slava. Der ihn just in dem Moment überraschte, als er aufstand um ihn zu grüssen. Irritiert, vielleicht auch ein wenig misstrauisch, beäugte der Ritter den Mann, der auf gleicher Augenhöhe mit ihm war. Dass der Freiherr damit auch seinen Respekt ausdrückte, war dem Ordensbruder bewusst, so dass er kurz den Kopf neigte und damit andeutete, dass diese Geste ihm sehr wohl eine Ehre war. Höfisches Zeug eben und die alten Muster sassen einfach, wenn man so erzogen worden war. Und dass Liam selbst von Adel war, wussten zum Glück nicht so viele. Von Alensbach, ein Name, der nicht so weit herumgekommen war und so sollte es bleiben.

"Danke." Mit einem schwachen Nicken nahm Liam auf dem Holzstuhl platz. "Ich denke, das reicht schon." entgegnete der Ritter, nachdem sein Blick den gedeckten Tisch in Augenschein genommen hatte. "Was ist das für ein Getränk, wenn ich fragen darf?" Es roch leicht nussig, mit einer bitteren Note und der Inhalt sah aus wie Milch mit... irgendwas dunklem. Und diese Brühe kippte man sich freiwillig rein? Und das zum Frühstück? Seinen Umhang hatte Liam sorgsam über die Stuhllehne gelegt, also keiner, der mit seinen Sachen unvorsichtig umging. Der hatte Ordnung im Sinn, eine Sorgfältigkeit die man auch an seiner Kleidung und in einer anderen Situation auch in Rüstung und Werkzeug sah. Um den Hals hatte er wie so oft ein Tuch geschlungen und es so verknotet, dass es wie ein modisches Beiwerk wirkte - und nicht wie etwas, dass eine unliebsame Erinnerung bedecken sollte. Dem neuen Gast brachte man einen Krug heisser Milch mit Honig, genau das Richtige um in den Tag zu starten.