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Re: Dörfliche Gegend
Verfasst: Dienstag 24. Mai 2022, 13:18
von Sarray Cestay
„Isser krank?“, frage Sarray Aria mit vollem Mund.
„Vielleicht kann ich helfen. Bin Heilerin.“
Sarray spürte genau, dass sie die beiden störte. Aber bevor sie das lustige Paar verließ, konnte sie wenigstens ihre Pflicht tun.
Gelegentlich linste sie dem aggressiven Federvieh hinterher. Nicht, dass das Vieh auch noch versuchte ihre Augen zu fressen. Oder sich in ihren Haaren verfing, weil er sie für ein Nest hielt. Oder ihr irgendwo hinschiss.
Wieder musste Sarray kichern. Oh Mann, von den Pilzen musste sie definitiv mehr besorgen.
Re: Dörfliche Gegend
Verfasst: Dienstag 24. Mai 2022, 20:35
von Aris Moriturus
Unfassbar! Dieser gierige ehemalige Leichnam war doch wirklich davon ausgegangen, dass sie ihn hier mitten in dem Wald und dazu noch VOR den Augen der Zwergin, zu einem wilden Akt der Lust, benutzen wollte? Die Nekromantin schnaubte. "SO wertvoll bin ich also für dich, huh?" Doch dann zuckten ihre Mundwinkel. Dieser Söldner war wirklich unbelehrbar. Und typisch männlich, was sie wiederum beruhigte. Aris konnte mit klaren Eigenschaften, gerne auch geschlechtsspezifisch und voller Vorurteile, besser umgehen, als wenn sich jemand undurchsichtig in seinen Verhaltensweisen benahm. "Als ob ich dabei oben sitzen würde", meckerte sie vor sich hin und erhob sich wieder aus ihrer Haltung auf Knien, die sie neben Rolan eingenommen hatte. Hoffentlich würde die Energie aus dem Medaillon reichen. Es war nicht viel...vielleicht hatte sie ihren Plan, sich einen Begleiter zu erschaffen, nicht bis zum Ende durchdacht und war von ihrem Zufallstreffer zu begeistert gewesen. Vorausschauendes Denken hatte ihre Mutter ihr doch immer eingetrichtert. Und nun saß sie hier, hatte Hunger und Durst, kein Geld mehr in den Taschen, war vor einem wütenden Mob geflüchtet und einer Zwergin begegnet. Nun, wenigstens konnte Aris behaupten, dass es in ihrer Gegenwart niemals langweilig wurde. Oder galt das für die Gegenwart Igors?
Suefzend beugte sich die Nekromantin vor, zog ihr Messer aus ihrem rechten Stiefel und liess es in Rolans auffordernd ausgestreckte Handfläche fallen. "Nein...nein er ist immer so...langsam", versuchte sie die medizinische Sorge der Zwergin zu zerstreuen. Kurz dachte sie daran, was Carolyn mit dieser Klinge getan hatte, damit Aris Rolan hatte vom Ast schneiden können. "Karnickel", bestätigte sie mit einem Schnalzen ihrer Zunge und verschränkte zugleich die Arme vor der eher flach geratenen Brust. "Das Kuscheln kommt erst später und auch nur wenn mir kalt ist." Rolan begann, im Kreis zu laufen und vor sich hin zu murmeln, wie sie es mittlerweile fast schon von ihm gewohnt war. Dass er die Zwergin mit seinem seltsamen Tiraden zusehends irritierte, liess Aris die Hand vor den Mund legen, um ein Lachen zu unterdrücken. "Ja..", würgte sie mit einigen Mühen hervor. Geh....eine Falle bauen."
Doch nun, als sie sich Sarray näher besah, war sie nicht ganz sicher, ob diese so viel von ihrer Umgebung und dem, was darin passierte, mitbekam. Ihre Pupillen hatten das Blau ihrer Iriden zu einem grossen Teil verdrängt und ständig kicherte sie vor sich hin. Aris Blick fiel auf die Finger, die fortwährend Nüsse in den kleinen Mund beförderten. Weisse Augenbrauen zogen sich über den ungleichen Augen zusammen. Dann fiel ihr etwas ein. "Sarray...sag..die Pilze, die du bei der Kollision mit Rolan im Korb hattest...hast du davon gegessen?" Pilze sammeln hatte Aris schon in ihrer Kindheit traumatisiert. Während ihre Mutter munter gerupft und am Abend gekocht hatte, war es ihrer Tochter nicht in den Sinn gekommen, den einfachen Steinpilz von einem Pantherpilz zu unterscheiden. Argwöhnisch hatte sie abgewartet, ob ihre Mutter Schaum vor dem Mund bekam, wenn sie gemeinam am Esstisch saßen. Nichts dergleichen war jemals passiert, die Angst aber war geblieben, bis heute. Es gab ja allerdings nicht nur die giftigen Pilze...es gab auch jene, die starke Halluzinationen auslösten. Wie empfindlich nun Sarrays Art war, was den Verzehr solcher Pilze anging, wusste Aris auch nicht.
Otto behielt währenddessen Rolan im Auge, der nach geeigneten Stöcken und Ästen suchte, um etwas Essbares in Form eines Karnickels zu besorgen. Er hüpfte von Ast zu Ast in der Tanne, in der er saß, Rolans Pfad folgend, den er eingeschlagen hatte. Kurz flatterte er, ohne seinen Sitz zu verlassen, doch mehr, um die Aufmerksamkeit des Untoten zu erlangen, als um wirklich loszufliegen. Und er behielt Recht. Rolan äugte zu ihm hinauf, voller Misstrauen und Sorge um seine Hautschichten und Knorpel. Der Rabe krächzte rebellisch, stiess sich von seinem Ast ab und landete vor Rolan auf dem Waldboden, der sich eben nach einem neuen Ast gebückt hatte und in seiner Bewegung inne hielt. Die lidlosen Knopfaugen fixierten den Leichnam, dann hüpfte Otto voran. Als Rolan sich in einer schnellen Bewegung aufrichtete, klapperte der Rabe belustigt mit dem Schnabel und stakste näher, um sich flatternd vom Boden zu erheben und auf Rolans Schulter niederzulassen. Von dort hatte er die Bewegungen des Mannes bestens im Blick. Auffordernd gab er ein Krächzen von sich, als wolle er Igor dazu bringen, mit seiner Aufgabe fortzufahren, damit Aris etwas zu Essen bekam.
Der Feind meines Feindes.
Verfasst: Mittwoch 25. Mai 2022, 13:58
von Rolan Igorov
"Geh' eine Falle bauen Rolan." äffte er die Worte Aris nach, doch so leise, dass keine der beiden Begleiterin ihn hören konnte. Als ob er ein Kind war, welches sie zum Spielen in einen Sandkasten schickte. Nun, seine Reaktion darauf war schon ein wenig kindlich, das musste er durchaus zugeben.
"Sei ein guter Zombie, Rolan." formte er weiter mit den Lippen, während er an einem Ast herum schnitzte und so seinen Ärger Bahn brechen lassen konnte.
"Mach dich nützlich, Rolan. Du bist so langsam, Rolan. Wackel nich' so rum, Rolan, du verschreckst noch die Nachbarn."
Bei den Göttern, die einen seltsamen Sinn für Humor hatten, wie er diese Situation hasste. Und die Überheblichkeit dieser Frau. Er hatte bereits ihre menschliche, freundliche Seite kennengelernt und die gefiel ihm eindeutig besser. Kaum war eine dritte Person anwesend, spielte seine 'Herrin' sich als 'Herrin' auf. Und er konnte nichts dagegen tun. Es sei denn, er brach den Deal und damit sein Wort. Einen spitzen Stock durch den dürren Rücken ins Herz, einen zweiten durch das der Zwergin. Zeugen waren immer problematisch. Und dann? Vermutlich würde er einfach zusammenklappen und sie alle drei würden Futter für die wilden Tiere. Oder für Otto. Verdammt, hätte das Vieh ein Festmahl vor sich!
"Als wenn ich oben sitzen würde." tonierte er äffend weiter, ganz leise vor sich hin.
"Kuscheln können wir noch später."
Pah! Als wenn er mit diesem gruseligen Gerippe von Kind kuscheln wollte. Ihr fast schon knabenhafter Körper und ihre charakterliche Kälte würden es sicher noch schaffen, eine Leiche wie ihn frieren zu lassen. Vermutlich fühlte sie sich noch kälter an, als er es tat.
Aber das hatte sie nicht. Naja, er spürte keine Hitze und keine Kälte. Aber ihre Hand auf seiner Brust war nun nicht unangenehm gewesen. Irgendwas hatte die Kleine an sich, was sogar seine vergammelte Libido um den Finger wickeln konnte, obwohl sie so gar nicht seinem Beuteschema entsprach.
Verdammte Kacke! Worüber dachte er hier gerade nach? Das Mädchen war sogesehen der Feind! Und er dachte daran, sie flach zu legen?! Hatte er es echt so nötig? Bei der nächsten Gelegenheit allein, musste er erst einmal testen, ob da unten noch alles so funktionierte, wie es funktionieren sollte. Vielleicht konnte er dann in einem Puff etwas Druck ablassen. Was hatte das Leben nach dem Tod denn für einen Sinn, wenn es einem Frauen vorsetzte, die man nicht vögeln konnte? Er grinste bei dem Gedanken an Aris Reaktion, wenn er darauf bestand, in ein Bordell zu gehen und sie gezwungen war, aufgrund ihrer Verbindung, zumindest im Vorraum zu bleiben. Herrlich, dieses geistige Bild!
Mit neuem Enthusiasmus, aufgrund seines teuflischen Plans, seiner herrischen Gefährtin Unbehagen zu bereiten, stoben die nächsten Holzschnipsel nur so in alle Richtungen davon.
Otto brachte ihn aus seinen Gedanken und er beäugte den Vogel äußerst misstrauisch, als dieser über dem Boden immer weiter auf ihn zugehoppelt kam.
"Was?" fragte er grob, erntete aber nur ein belustigtes Schnabelklappern.
"Was, verdammt? Ich kann kein Rabisch!"
Erneutes Klappern, dann stieg der Rabe auf und landete auf seiner Schulter. Rolan zuckte keinesfalls unmännlich vor Schreck zusammen und niemand war da und sah zu, um das Gegenteil zu beweisen! Der ehemalige Söldner musste sich arg zusammenreißen, nicht seinen gerade fertig angespitzten Stock nach dem Tier auf seiner Schulter zu stoßen. Er atmete tief durch und besann sich zur Ruhe. Immerhin hatte er mit dem Raben Frieden geschlossen, oder? Vielleicht gewöhnte er sich nun an den neuen Begleiter seines Frauchens. Wenn sie ihn auf der Schulter tragen konnte, wieso nicht auch Rolan?
Er warf Otto einen weiterhin misstrauischen Seitenblick zu. Noch spürte er kein Ziehen an seinem Ohr. Aber er hatte auch kein gutes Gefühl bei dieser Sache. Vermutlich umging der viel zu schlaue Rabe den Waffenstillstand, indem er Rolan einfach nur auf die Schulter schiss. Kein Schaden, aber trotzdem Ärger. Sah dem Tier ähnlich.
"Und? Bequem da oben?" fragte er in neutralem Tonfall.
"Ich hoffe, du siehst nichts, was dir zu sehr gefällt."
Dann kam ihm ein Gedanke. Der Feind meines Feindes, war mein Freund, oder? Oder zumindest mein zeitweiser nicht-Feind.
"Der abgebrochene Meter da. Die, die dich beworfen hat. Ganz schön saftige Ohrlappen, was? Zwerge sind bekannt für ihre fleischigen, übergroßen Ohrmuscheln, weißt du?"
Re: Dörfliche Gegend
Verfasst: Mittwoch 25. Mai 2022, 14:52
von Sarray Cestay
„Hä?“, fragte Sarray abgelenkt. Sie hatte dem Raben mit den Augen verfolgt und fand sein Spiel mit dem blassen Menschenmann einfach zu spaßig.
„Ach, die Pilze? Ja. Zwei Stück. Waren erstaunlich wirksam. Schade, dass ich die anderen verloren habe. Vielleicht sollte ich sie suchen gehen? Machen lustig…“
Endlich konnte sie den Blick vom Raben losreißen und sah Aris lächelnd an.
„Möchtest du auch welche? Dann such ich mein Körbchen und bring euch was. Dann ist dein Kumpel vielleicht nicht mehr ganz so steif.“
Außerdem würde es nicht mehr lange dauern, bis die Wirkung nachließ. Obwohl….irgendwann musste sie auch mal zurück und an die Arbeit. Aber für später. Ja. Später konnte sie bestimmt nochmal…
Und schon verlor sich ihr Gedankengang wieder und sie beobachtete wieder den Raben und den Blassen.
Re: Dörfliche Gegend
Verfasst: Donnerstag 26. Mai 2022, 08:31
von Aris Moriturus
Die Nekromantin beobachtete die Zwergin sehr genau. Ihr würde ein Buch gut tun, in dem sie Besonderheiten der verschiedenen Pilzarten beschrieben waren. Oder aber, sie hatte mit voller Absicht die Pilze gegessen, um sich in diesen Zustand der Geistesabwesenheit zu bringen. "Nnnnnein. Danke, aber nein danke." Kopflosigkeit war nichts, was sich Aris und Rolan jetzt leisten konnten. Sie mussten bei klarem Verstand sein und das war auch Aris bevorzugter Zustand, wenn sie darüber nachdachte. Aber ihr kam die Frage in den Sinn, ob sich Rolans Geist, durch ihre Verbundenheit zueiander, auch umwölken würde, wenn Aris selbst solch einen Pilz aß. Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen. Nein, oder? Das würde ja auch bedeuten, dass er ihre Kranknheiten teilen würde und Tote wurden bekanntlich nicht krank. Nunja...andererseits liefen Toten ebenso bekanntermaßen nicht herum und murrten in einer Tour über sich und das schwere Los, welches man gezogen hatte. Noch einen Moment betrachtete sie Sarray, die ihrerseits Rolan und Otto musterte. Sie schien zufrieden mit sich und der Welt zu sein. Es war beinahe schade, wie wenig redselig ihre neue Bekanntschaft war und dass sie so gut wie nichts über sich Preis gab, ausser ihrem Namen. Die weissblonde Frau wischte sich die Handflächen an der Hose, seitlich der Oberschenkel sauber und seufzte. Hier war sie also. Mit einer von Pilzen beeinträchtigten Zwergin und einem Leichnam, der nicht weit von ihr nach Stöckchen suchte. Otto erwies sich im Moment als der Geeignetste der ganzen Begleiter hier. Da sie gegen den nagenden Hunger erst in den nächsten Stunden etwas würde tun können, besah sie sich die Münzen, die Rolan beschafft hatte. Es war nicht viel und würde weder für Kleidung, noch für Nahrung, geschweige denn für Pferde und Waffen reichen. Sie mussten zu dieser Höhle, von der ihr Untoter gesprochen hatte. Eine andere Wahl sah sie nicht, wenn sie nicht gerade ihren Körper verkaufen wollte. "hmm Rolan?" Aris schmunzelte, noch ehe sie ihren Gedanken ausgesprochen hatte. Das war bei ihr immer so. Wenn sie jemanden ärgern wollte, sei es nur für sich selbst im Geiste, dann saß ihr der Schalk ohne Umschweife sofort im Nacken. Liess sie kichern, grinsen, rot anlaufen, zu auffällig für einen verdeckten Angriff. Der Söldner sah über seine Schulter zu ihr, auf der, zu ihrem Erstaunen, Otto selbst saß. "wow, störe ich?" Rolan sah angefressen aus...nun..dieses Mal nicht im wortwörtlichen Sinne. "Was hältst du von käuflicher Liebe?" Da huschte etwas wie Erschrecken über Rolans Gesichtszüge. Was hatte er denn? irritiert blieb Aris stehen, obwohl sie sich hatte noch weiter nähern wollen. "Naja, wenn wir so weiter machen, denke ich darüber nach, dich an ein Hurenhaus zu verleihen, damit du da ein wenig Geld für uns verdienst." Wenn zuvor noch Erstaunen und Schrecken in seinen Augen gestanden hatte, so breitete sich nun blanke Panik aus, die die Nekromantin dazu brachte, beschwichtigend die Hände zu heben. "Nur ein Spass. Wie gehts mit der Falle voran?" Otto hüpfte, halb flatternd die Distanz überwindend , zu ihr hinüber und begann, mit ihren Haarsträhnen zu spielen. Behutsam streichelte sie den Vogel, der die Zwergin Sarray ins Auge fasste. "Nein Otto...ich glaube du musst auch etwas essen hm? Geh dir doch was jagen Liebling." Auf ihr Geheiß hin erhob sich ihr treuer Freund in den Himmel und verschwand als kleiner Punkt in der Ferne. "Tja, vielleicht wird er schneller ein Kaninchen erlegen, als wir." So abwegig war das nicht. "Bleibt zu hoffen, dass er dann teilt." Aris griff nach ihrem Wasserschlauch und reichte ihn Rolan, der spröde Lippen hatte. "Trink..." wenn er schon tot war, musste er nicht aussehen wie ein Stück Fleisch, welches man zu lange auf der Fensterbank hatte liegen lassen.
Mit einem Stöhnen, welches der Erschöpfung und dem Hunger geschuldet war, setzte sie sich auf den Waldboden neben Rolan und nahm sich einen kleinen Ast zur Hand, an dem sie herum spielte. "Kann ich dir helfen?"
Meine Gedanken zu Deinen Gedanken,...
Verfasst: Donnerstag 26. Mai 2022, 13:39
von Rolan Igorov
Es geschah doch tatsächlich ein Wunder! Der verdammte Vogel schaute von seinem Platz auf Rolans Schulter tatsächlich nur aufmerksam in der Gegend herum,.... OHNE seinen Träger dabei anzuknabbern. Für einen Moment überlegte der ehemalige Söldner, ob er eine Hand heben und das Gefieder des Raben streicheln sollte. So als weitere Friedensbekundung. Aber letztendlich entschied er sich dagegen. Einerseits wollte er ihre neu gefundene 'Beziehung' nicht zu stark strapazieren. Wer wusste schon, wie der Vogel seine erhobene Hand werten würde. Zum anderen war Rolan eben einmal ein Söldner gewesen und hatte auf den Schlachtfeldern gesehen, was diese Tiere mit den Leichen taten. Ohne jeglichen Respekt für die ehemaligen Besitzer ihrer Körper. Gut,... zugegeben,... es gab auch auf jedem Schlachtfeld genug menschliche Plünderer, die solch einem Aasfresser gar nicht so unähnlich waren. Dennoch galten hauptsächlich Krähen, aber auch Raben unter Soldaten allgemein als Plage. Ratten der Lüfte, sozusagen.
Wie es so oft in letzter Zeit geschah, wurde er von Aris aus seinen Gedanken gerissen. Und diesmal fielen ihm vor Staunen beinahe seine Augen, auch ohne Ottos Hilfe, aus den Höhlen. Sie gedachte,... WAS?! Normalerweise hätte er ihre Worte ja nur für eines ihrer üblichen, stichelnden Geplänkel gehalten. Aber konnte es Zufall sein, dass er gerade vor einem Moment noch über den Besuch eines Bordells nachgedacht hatte und wie das seine 'Herrin' aus der Fassung bringen würde? Konnte das verdammte Mädchen etwa auch noch zu allem Überfluss seine Gedanken lesen?!
Er schluckte trocken, fühlte den niemals endenden Durst stärker denn je. Er wusste, dass er in diesem Moment wohl mehr erschrocken, als amüsiert oder gereizt wirken musste, denn die Erkenntnis hatte ihn beinahe aus den selbstgeschnitzten Sandalen gehauen. Oh, ihm lagen mannigfaltige Erwiderungen auf der Zunge, die diesen verbalen Knuff wieder gekontert hätten. Ein Freudenhaus war immerhin ein nie versiegender Quell schlüpfriger Zoten und Sticheleien. Dennoch schwieg er und schaute in den Wald hinaus, um der Nekromantin nicht in die Augen schauen zu müssen.
Ob sie seine Gedanken, sie umzubringen und damit ihre Bande zu lösen, in seinem Kopf gehört hatte? Wahrscheinlich nicht, sonst wäre sie in diesem Moment wohl deutlich vorsichtiger ihm gegenüber und nicht so auf Humor getrimmt. Aber er hatte gerade schon wieder daran gedacht! Hatte sie das nun gelesen? Gehört? Oder das nun?! DAS?!
Verdammte Scheiße! Er musste sich echt noch das denken abgewöhnen. Oh, das hätte seinen früheren Hauptmann vor Lachen wohl vornüber fallen lassen, denn auch wenn man es ihm nicht ansah, war Rolan immer einer der klügsten Köpfe im Regiment gewesen. Das hieß nicht viel, bei der Qualität von Männern, die dieser Beruf anzog, doch ein Anführer mochte es gar nicht leiden, wenn der einfache Soldat unter seinem Kommando zuviel dachte und eventuell Befehle in Frage stellte.
Und wie sollte man sich das Denken überhaupt abgewöhnen? Meditation? Er war doch kein Fingerwackler, wie Aris! Was würde als nächstes kommen? Auf Fleisch verzichten? Enthaltsam leben? Pah! Meditation für'n Arsch!
Sollte die junge Frau doch seine Gedanken lesen!
Otto sprang von seiner Schulter auf und gab Rolan somit wieder die benötigte Bewegungsfreiheit um seine Schnitzkunst fortzuführen. Er ließ sich auf einem dichten Teppich aus Kiefernnadeln nieder, um es ein wenig bequemer zu haben. Auf total kindliche Weise dachte der Untote dabei nur an Titten und Ärsche. Auch an die von Aris, obwohl er dafür deutlich mehr Vorstellung benötigte, als er gewohnt war. Er dachte so intensiv an perverse Dinge, die er das nächste Mal zu tun gedachte, wenn er die Gelegenheit bekam, dass die Nekromantin gleich vor Scham im Boden versinken musste, wenn sie seine Gedanken wirklich lesen konnte. Dass Rolan nicht noch verschwörerisch seine Fingerspitzen an die Schläfen legte und Aris anstarrte, war nur der Tatsache geschuldet, dass er ein erwachsener Mann und kein Kind mehr war! Viele seiner momentanen Gedanken straften diese Erklärung allerdings Lügen.
Aris reichte ihm den Wasserschlauch. Ohne rot zu werden! Ohne ein anderes Kennzeichen, dass sie seine Gedanken aufgeschnappt hatte. Vielleicht war es keine passive Fähigkeit? Und,... hatte er sie denn auch? Er stoppte seine lächerlichen Gedanken, die selbst noch eine Puffmutter in Verlegenheit gebracht hätten und nahm den Wasserschlauch dankend an. Er trank gierig, ließ nur einige, wenige Schlucke übrig. Aris hatte Recht. Sie mussten wirklich bald Erfolg haben.
"Hrmh,..." machte er nur, als sie von Otto, wie einem Apportierhund sprach. Eher war der Mond aus Käse, als dass der verfressene Rabe sein Futter teilen würde.
"Warum gehen wir nicht zur Zwergin nach Hause? Sie wollte helfen. Und uns mit den Pilzen was zu Essen geben. Sie hat sicher auch noch etwas anderes für dich daheim."
Er wusste nicht, ob Aris die versteckte Botschaft in seinen Worten mitbekam. Nämlich die, dass er nicht gedachte, um Sarrays Erlaubnis zu bitten. Sein Blick musterte die kleine, stämmige Frau kritisch. Jemand, der längere Zeit mit ihm und den Banditen gereist wäre, hätte an diesem Blick erkannt, dass Rolan abschätzte, wieviel Gegenwehr die Zwergin bieten mochte. Wieviel von Wert sie bei sich und Zuhause hatte. Und ob sie es wert war, sich weitere Schuldgefühle aufzuhalsen, wenn er sie um ihren Besitz und vielleicht sogar ihr Leben brachte.
"Hey, Sarray? Wohnst du in der Nähe? Hast du was Essbares Zuhause, was keine Pilze oder Nüsse sind? Muss auch nicht viel sein."
Er deutete mit einer auf- und abfahrenden Geste an Aris schlanker Figur an, dass sie wohl kaum viel verputzen konnte.
Vorerst hatte er sein Schnitzwerk beendet und machte sich gerade daran, einige gesammelte Farne und Schlingpflanzen miteinander zu verknüpfen, damit sie eine Art Seil bilden konnten, so wie er es auch bei den provisorischen Gürteln seiner Kleidung gemacht hatte. Aber immer wieder rutschten ihm die Stränge durch die Finger. Ihm fehlte das nötige Geschick und Fingerspitzengefühl. Zumindest in diesem Moment, in dem es seiner Energiespenderin auch an Kraft mangelte. Kaum hatte er an sie gedacht, setzte sie sich zu ihm auf den Nadelteppich. Gruselig!
Falls sie seine Gedanken lesen konnte, ließ sie sich jedenfalls nichts anmerken.
"Kannst die hier miteinander verknüpfen. Wir brauchen eine Art Seil für die Schlingfalle und meine Finger,..."
Er sprach einen Moment lang nicht weiter. Es war ihm irgendwie peinlich, von seinen Schwächen zu reden. Aber wusste sie um diese nicht eh genau bescheid? Er reichte ihr das Material und seufzte.
"... sind zu starr und unbeweglich für die Arbeit. Ich baue die andere Falle. Einen Klappkäfig. Aber ich denke, die Schlinge wird bessere Ergebnisse liefern."
Für eine Weile arbeiteten sie stumm vor sich hin. Dann platzte es aus Rolan förmlich heraus.
"Sag mal Aris,... kannst du meine Gedanken lesen? Wir sind miteinander verbunden. Und ich weiß immer, wo du bist. Und einige Dinge sind zu,... naja,... können kein Zufall mehr sein."
Re: Dörfliche Gegend
Verfasst: Donnerstag 26. Mai 2022, 18:12
von Sarray Cestay
Sarray nickte auf Rolans frage hin so eifrig und so heftig, dass jeden anderen das Hirn im Schädel verquirlt worden wäre.
Dann fummelte sie am zweiten Beutel an ihrem Gürtel herum, in dem ein paar Münzen klimperten.
„Eigentlich wollte ich nach Arette, aber ich nehm euch gern mit nach Hause.“
Sie sprach mit der Geschwindigkeit eines Maschinengewehrs. Definitiv Kiemenatmung. Definitiv.
„Meine Freundin und ich haben mit unseren Ersparnissen ein kleines Häuschen in Ferneck gekauft und versuchen dort ein Geschäft aufzuziehen. Ljerka – also meine Freundin – ist begaaaaabte Alchemistin. Macht Heiltränke und so. Wir haben sogar schon Hexer als Kundschaft. Naja…einen…aber das wird bestimmt bald mehr. Ich hab immer gedacht, Hexer wären reiche Arschlöcher, aber uns er Hexer ist noch ärmer als wie wir und eigentlich seht nett. Wir haben zwar nicht mehr viel zu Essen zu Hause, aber ich glaub, ich kann mir noch ein Brot und ein paar Eier leisten? Brot mit Spiegelei? Hm? Wie wäre das. Dann könnt ihr Ljerka auch gleich erklären, wo das Körbchen mit den Pilzen geblieben ist.“
Sie sah Rolan über die Schulter.
„Ach…kommt einfach mit. Ich fang euch das Kaninchen unterwegs. Meine leichteste Übung.“
Sie stemmte die Hände in die Hüften und reckte stolz das Kinn.
„Kommt, da geht’s lang.“, sprachs und taperte los. „Nein da lang….“drehte ab und wuselte in eine andere Richtung. „Oder doch hier?“
Dieses Mal schien sie sich sicher. Sie führte die beiden in Richtung ihres Zuhauses. Unterwegs entdeckte sie tatsächlich ein Kaninchen. Sie schreckte es auf und begann – ganz zur Belustigung der Zuschauer – das arme Tier laut juchzend im Zickzack durch den Wald zu jagen.
Erstaunlicherweise hätte sie es tatsächlich erwischt, wenn sie nicht beim letzten Sprung nach links gezielt hatte, während das Tier nach rechts auswich und somit mit dem Gesicht voran im Moos am Waldrand landete.
Re: Dörfliche Gegend
Verfasst: Donnerstag 26. Mai 2022, 19:38
von Aris Moriturus
Interessiert sah sie zu, wie Rolan immer wieder versuchte, das filigrane Konstrukt auf die Beine zu stellen. Doch die Arbeiten, für die es mehr Feinmotorik brauchte, entglitten dem Söldner immer wieder und schon bald begann er zu fluchen und immer hektischer an den Schlingpflanzen herum zu nesteln. Im stillen Einverständnis nahm sie ihm den
Teil der Falle aus der Hand, der ihm nicht gelingen wollte, ohne ihn dabei zu berühren und begann, Knoten zu bilden und diese fest zu ziehen.
Sie schwieg, so wie er. Beinahe hätte sie die Zwergin vergessen, so sehr versank sie in ihrem Tun. Es war Rolan, die sie aus ihrer Geschäftigkeit heraus holte, indem er ihr eine interessante Frage stellte. "Witzig, dass du das fragst. Ich hatte einen ähnlichen Gedanken..ging mehr um Krankheiten. Was wohl passiert, wenn ich Schmerz empfinde. Ob du das dann auch tust? Ich weiss, du fühlst nichts, aber was, wenn es sich über mich auf dich überträgt? Und wie wäre das wohl bei anderen Gefühlen, wie Freude, oder Lust?"
Die Nekromantin reichte ihm die geknüpfte Schlinge, ehe sie durchatmete. "Ich kann deine Gedanken nicht lesen und bin dankbar dafür. Wer will schon in die Köpfe anderer Personen hineinsehen? Ernsthaft...alle wünschen sich das, wann immer sie sich unverstanden fühlen. Aber stell dir vor, es gelinge dir tatsächlich. Worte sind schon im falschen Mund eine
gefährliche Waffe, auch wenn ihre Grösse immer zwischen den Zeilen liegt." Ihr Blick glitt in den Himmel, doch Otto liess sich heute Zeit mit der Jagd. Was, wenn er plötzlich einen Hirsch vom Himmel fallen liesse? Ambitioniert genug dafür war der kleine Möchtegernadler ja. Ihre Mundwinkel zuckten bei der Vorstellung, wie sie alle gucken würden.
Rolan würde den Vogel fortan wohl entweder anbeten, oder ihm, da er ja keinen Hunger zu stillen hatte, mit noch mehr Argwohn begegnen.
Sie waren miteinander verbunden. Aris schielte zu ihrem Untoten rüber und ertappte ihn dabei, ebenfalls zu ihr zu sehen. "Ich verstehe, was du meinst. Ich spüre ähnliches. wie ein...Band, welches sich spannt, wenn du dich zu weit entfernst...du bist meine erste erfolgreiche Beschwörung, also....ist das auch für mich neu." Ihre schmalen Schultern zuckten kurz nach oben, um ihrer Ratlosigkeit Ausdruck zu verleihen. "Wenn wir bei meiner Grossmutter sind, werden wir Antworten finden, denke ich. Auch darauf, ob du vielleicht , naja und das ist jetzt ein anderer Gedanke meinerseits...also..ich glaube, es bestünde sogar die Möglichkeit, dass du wieder GANZ leben könntest. Wäre das für dich gar nicht interessant? Ist der Tod so viel besser, als das Leben?" Denn bislang war ihr Igor ja ganz erpicht darauf gewesen, auf schnellstem Wege wieder in die Weiten der ewigen Ruhe zurück zu kehren. Tiefgründige Themen, die sie hier anschnitten, bemerkte Aris in diesem Moment und räusperte sich.
Wer ihr unfreiwillig zur Hilfe eilte war Sarray, die sich bereit erklärte, die Beiden mit zu sich nach Hause zu nehmen.
"Ljerka...ist das auch eine Zwergin?" Oh und einen Hexer kannten sie auch. Aris sah zu Rolan. In ihrem Blick stand eine klare Warnung. Sie mussten vorsichtig sein, gerieten sie an diesen Mann. Hexer und Nekromanten, Hexer und UNTOTE, vertrugen sich nicht wirklich. Weltanschauungssache....
"Gut also...von mir aus?" Aris erhob sich, doch sie war müde..diese bleierne Schwere reichte ihr bis in die Glieder und liess sie leise stöhnen. "Ich hoffe nur, es ist nicht weit." Ihre Hoffnung wurde allerdings sofort zerschlagen, als die Zwergin selbst, unter dem Einfluss der verzehrten Pilze, nicht mehr so genau wusste, in welcher Himmelsrichtung ihr Haus lag. Aris betrachtete eine Weile das Schauspiel, welches ihr bot und sah dann zum Himmel. Otto war in der Nähe. Auch zu ihm fühlte sie diese Verbundenheit, die sie stets über seinen Aufenthaltsort informierte. krächzend landete der Vogel mit blutverschmiertem Schnabel auf ihrer Schulter und säuberte diesen sogleich an ihrem Hemd. Doch der schwarze Teufel im Federkleid war noch nicht fertig. Er liess etwas in Aris Handfläche fallen. Einen Ring. Gold..."otto...hast du gestohlen?" Raben hatten eine Schwäche für glänzende und glitzernde Dinge. Nicht selten fanden diese beim Nestbau ihren Weg zu den Eiern, die sie darin legten. "Gute Arbeit mein Junge." Aris steckte den erworbenen Schatz in ihren Lederbeutel, der an ihrer Hose festgeschnürt war und in dem auch die übrigen Münzen vor sich hin klimperten. "Sarray, wollen wir-oh..." Aris schmunzelte. Die Zwergin hatte sich dazu hinreissen lassen, ein Kaninchen zu jagen, welches sich vor ihnen auf den Waldweg getraut hatte. Vergeblich. Sie rutschte seitlich weg und fiel. Otto krächzte, als würde er heiser lachen, woraufhin die Nekromantin ihm den vorlauten Schnabel zuhielt. Aber auch Rolan neben ihr gluckste und hustete dann, als er Aris Blick begegnete. "Alles okay Sarray? hast du dir weh getan?"
Großmutter! Warum hast Du so große Bücher?!
Verfasst: Freitag 27. Mai 2022, 11:03
von Rolan Igorov
Rolan seufzte erleichtert auf, als Aris ihm gestand, nicht seine Gedanken lesen zu können. Und sie hatte definitiv recht. Ihre jetzige Verbindung war für seinen Geschmack schon deutlich zu intim. Dazu noch die Gedanken der Frau zu lesen, wäre sicher nicht gerade angenehm. Was mochte im Kopf einer Nektromantin wohl vorgehen? Für einen Söldner gehörten Leichen zum Alltag. Aber er spielte nicht mit ihnen herum, hatte, wenn er ein guter Mensch war, Respekt vor den Toten und mied sie wegen Pest und Krankheiten. War eine Nekromantin nicht das genaue Gegenteil? Nun, wenn er sich seine 'Herrin' so ansah, hatte er sich diese Totenbeschwörer immer anders vorgestellt. Natürlich als Kerl. Mit einem gezwirbelten Schnurr- und einem langen Spitzbart. Männer, die in Monologen ihre Weltherrschaftspläne kund taten, laut und tief dabei lachten und bis zu den Schultern in Leichenteilen herum wühlten.
Tja,... wie im Bordell, so kamen wohl auch in dieser Profession die Kundigen in allen Variationen daher.
Immerhin gab sie zu, dass sie nicht alles wusste und diese intimen Nebeneffekte als ebenso unangenehm empfand. Das war gut. Das machte sie wieder menschlich. Hätte sie Gefallen an diesem Gefühl oder dem Unbehagen ihres Sklaven empfunden, wäre sie wohl in Rolans Gunst deutlich gesunken. So war sie nur eine junge Frau, die einen Fehler begangen hatte und daraus lernte. Auf Kosten des Söldners zwar, aber wer war er, dass er den ersten Stein werfen durfte, wenn es darum ging, anderen Menschen Leid für das eigene Wohl anzutun?
Grinsend boxte er sie spielerisch, aber dennoch hart, in den viel zu dürren Oberarm, was aufgrund des mangelnden Fleisches gut weh getan haben musste.
"Hab' nix gespürt." grinste er frech und konzentrierte sich sofort wieder auf seine Arbeit, um ihrem empörten Blick zu entgehen. Hoffentlich petzte sie nicht bei dem Raben, wo Rolan und dieser gerade so gut miteinander auskamen, dachte er erstaunlich vergnügt. Die Erkenntnis, noch allein im Oberstübchen zu sein, hatte ihn auf freudige Art und Weise beruhigt.
Er lauschte den Ausführungen der Nekromantin, als sie von den Lehren ihrer Großmutter und den daraus resultierenden Möglichkeiten erzählte. So wirklich konnte er ihre Frage nicht beantworten, deshalb zuckte er gleichgültig mit den Schultern.
"Es verblasst immer mehr." murmelte er und schnitzte noch ein paar Feinheiten in das Holz, was für eine simple Falle völlig unnötig war.
"Die Erinnerung. An das, was danach kam. Ich weiß noch, dass ich mich nie wohler gefühlt hatte. Im Leben. Aber,..."
Er verzog das Gesicht, als er es mit dem Messer übertrieb und der Ast in seiner Hand einfach brach.
"... je länger ich wieder in dieser Welt bin, umso mehr greift auch der menschliche Überlebenswille. Ich weiß auch nicht. Vielleicht, weil ich nun verantwortlich für dein Leben bin?"
Wieder zuckte er mit den Schultern.
"Das Leben hatte noch nie etwas für mich zu bieten. Aber wir werden sehen, wohin es mich zieht, wenn wir deine Bücher haben."
Dann blickte er sie grinsend an und maulte sie gespielt väterlich an.
"Und jetzt sieh zu, dass du dich mit der Zwergin gut stellst. Ich will sie nicht unbedingt bestehlen oder schlimmeres. Aber essen musst du und sie stellt die einfachste Lösung für unser Problem dar. Ich hab' keine Lust mehr, abgehackt und träge rumzuschlurfen, nur weil dir der Magen knurrt, kapiert?"
Ein Hexer, dort wo sie nun hin wollten? Rolan seufzte innerlich. Warum konnte nichts jemals einfach sein? Er verstand Aris mahnenden Blick sofort. Hexer waren zwar eine Seltenheit geworden, doch ab und an traf man noch einen auf seinen Wegen oder in Tavernen. Sie waren genau so mies dran, wie ein Wanderknecht oder armer Söldner. Vielleicht sogar noch mieser, denn sie hatten sogar noch einen schlechteren Ruf, als ein blinder Söldner ohne Arme. Ob zurecht oder zu Unrecht, davon hatte Rolan keine Ahnung. Unterhalten hatte er sich noch nie mit einem. Aber er wusste, dass diese Kerle Jagd auf Untote machten. Keine vierundzwanzig Stunden untot und schon hatte Rolan einen zweiten Erzfeind gewonnen. Klasse!
Stirnrunzelnd beobachtete er das Verhalten der Zwergin. Ihrem Redefluss zu folgen war in etwa so, wie einen Tropfen Öl in einer Stromschnelle zu fangen. Anstrengende Frau, dieser Anderling. Aber zumindest nicht feindselig. Sogar, im Gegenteil, äußerst hilfsbereit. Brot und Spiegelei klangen gut. Auch wenn sich kein Knurren in seinem eigenen Magen regte, so konnte er es in dem der Nekromantin laut und deutlich hören.
Der Orientierungssinn der Abgebrochenen war allerdings weniger erbaulich. Rolan schüttelte den Kopf und grinste zu Aris herüber.
"Wo wir am Ende wohl ankommen werden?"
Er war ein wenig stolz auf sich selbst, nicht zusammengezuckt zu sein, als Otto auf der Schulter seines Frauchens landete. Verdammt, den Vogel hatte Rolan ganz vergessen gehabt. Er wurde langsam unvorsichtig. Dabei traute er dem Raben noch nicht wirklich über den Weg. Der Untote warf einen schnellen Blick auf den goldenen Ring und pfiff anerkennend durch die Zähne, wobei sein ausgetrockneter Mund das ganze eher wie einen Furz klingen ließ.
"Nette Beute, Otto."
Und an Aris gerichtet:
"Macht er sowas öfter? Noch zwei, drei von diesen Helfern und du hättest ausgesorgt. Ich kenne da einen Hehler in Novigrad,..."
Weiter kam er nicht, als ihn der dumpfe Aufprall und das gedämpfte "Oooofff!" unterbrach, die das Ende von Sarrays Jagd ankündigten. Rolan konnte nicht anders, als amüsiert aufzulachen. Seine trockene Kehle ließ es mehr wie ein Krächzen von Otto wirken. Dennoch näherte er sich der Zwergin und reichte ihr die Hand, um ihr auf zu helfen.
"Das nenne ich Einsatz, gute Frau!" lobte er sie mit offenem Sarkasmus, der wie er hoffte, am drogenumwölkten Verstand der Zwergin abprallen würde.
"Aber ich denke, Brot und Spiegelei für die ausgehungerte Aris, sollten vollkommen reichen. Während sie isst, kann ich meine Fallen aufstellen, so dass wir Proviant bekommen. Und wenn sich mehr, als ein Kaninchen fangen lässt, können wir eure Güte sogar mit Fleisch entlohnen."
Ja, wenn Rolan wollte, so konnte er durchaus hochgestochen reden. Das kam einem im Leben oft zu Gute. Um Leute um den Finger zu wickeln, bessere Preise heraus zu schlagen oder seine Kartentricks an den Mann zu bringen. Oder, um zugekifften Zwerginnen ihr letztes Stück Brot abzuschwatzen.
"Sagt mal, Sarray,..." begann er die Frage, die ihm auf der Zunge lag, als sie sich weiter auf den Weg machten und die Zwergin sich gerade Moosklumpen und weiteren Dreck aus dem Gesicht und von der Kleidung wischte.
"Diese Pilze,... füllt ihr die auch in Trankform ab? Und was bietet ihr noch so an? Zufällig auch Gifte?"
Er warf Aris einen verschwörerischen Seitenblick zu. Gift konnte ihnen sowohl bei Tamás und seiner Gruppe helfen, als auch bei dieser Hexe, die sie aufsuchen wollten.
Erst jetzt fiel ihm ein, dass die Nekromantin sowohl Hexe, als auch Großmutter gesagt hatte. Was war das nun wieder für eine abgefuckte Sache? Sie wollte ihre eigene Großmutter bestehlen oder sogar umbringen?
Der Seitenblick auf seine 'Herrin' dauerte länger und war um einiges prüfender, als eigentlich beabsichtigt. Dem musste er später nachgehen, wenn sie wieder allein waren. Man tötete nicht einfach so seine eigene Großmutter. Wer das tat war ein Monster und mit einem solchen wollte Rolan nichts zu tun haben. Er hoffte, dass er sich irrte, denn auf eine schräge Art und Weise hatte diese junge Frau seinen Schutz und ein wenig seiner Zuneigung gewonnen.
_________
Weiter geht's im
Haus im Ferneck.
Re: Dörfliche Gegend
Verfasst: Freitag 27. Mai 2022, 13:12
von Sarray Cestay
„Lkerka ist ein Mensch.“, antwortete Sarray, bevor sie zu ihrer schrägen Jagt angesetzt hatte.
Nun, nachdem sie sich von Rolan aufhelfen lassen hatte und mit den Fingern die grünen Reste ihrer Gesicht-im-Moos Bremsaktion zwischen den Zähnen hervor pulte, beantwortete sie auch den Rest der Fragen.
„Ja. Die Pilze waren für ein Betäubungsmittel. Diese Fies-Tech, dass die Hexer benutzen, ist einfach zu heftig. Ljerka suchte etwas als Ersatz, dass nicht gleich süchtig macht. Sollte eigentlich heute Abend fertig sein….“
Sie wuselte weiter in Richtung
Ein kleines Haus in Fernech
Re: Dörfliche Gegend
Verfasst: Montag 26. Juni 2023, 14:47
von Saoirse Aeryn Healy
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von/nach: mittig zwischen Nowigrad und Oxenfurt -> nach Nowigrad
Datum: 13. August 1278
betrifft: Jolanta Rainbach
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"Verdammte Scheiße..." Fluchte Saoirse Healy lautstark herum. Denn hören konnte sie ohnehin Niemand, so im Zentrum von Nirgendwo. Das verdammte Rad an ihrem Wagen war einfach gebrochen und sie mühte sich nun es zu wechseln. Zum Glück hatte sie immer eines als Ersatz unter den Wagen gezurrt. Warum passierten Unglücke auch immer im Doppel. Seufzend rollte sie genervt das gebrochene Rad ziellos in den Wald. Hoffentlich würde der Stamm halten den sie nutze um den Wagen zustützen während sie das Rad wechselte. Heute morgen war zu allem Überfluss auch ihr üblicher Begleiter nicht erschienen, normalerweise konnte sie sich auf ihn verlassen, nur heute... Natürlich war er nicht erschienen pünktlich zum Sonnenaufgang. Sie hatte gewartet solange sie konnte, solange bis sie gerade noch genug Zeit hatte um bis nach Nowigrad zu kommen und für die paar Tage einen Ort zusuchen wo sie mit dem Wagen unter kommen konnte. Sie, der Wagen und Hafersack, ihr treues Pferd. Und ihre Waren natürlich. Irgendwann musste sie sich um eine Werkstatt in der Stadt bemühen, immer diesen weiten Weg zu bestreiten war auf Dauer nicht praktikabel. Wobei seit 10 Jahren hatte es immer geklappt, warum machte sie sich also Gedanken darüber. "Richtig, weil ich so unabhängiger wäre" schallt sie sich selbst und schlug den Sicherungsbolzen durch die Achse um das Rad zu sichern. Sie brauchte noch fast eine halbe Stunde bis sie alles, was sie vor Wut durch die Gegend geworfen hatte, wieder eingesammelt und gesichert hatte. Mit mehr als schlechter Laune fuhr sie weiter, denn zurück würde nur noch länger dauern und die Sonne war schon fast dabei unter zugehen. Großartig, so hatte sie Angstbewältigung nicht geplant, klar es war die 10 Jahre gut gegangen, sie konnte sich schließlich nicht vor ihrer Angst verkriechen. Sich ihr zu stellen war da definitiv die bessere Wahl gewesen in all der Zeit. Aber warum genau heute... Warum musste das genau am 15ten Jahrestag des Überfalls auf die Karawane ihrer Eltern passieren.
Sich noch länger darüber zu ärgern brachte jedenfalls nichts. Also fuhr sie einfach weiter, vielleicht konnte sie irgendwo unterkommen, aber wo? Viele Möglichkeiten fielen ihr da nicht ein.. Doch doch... Wenn sie sich nicht täuschte kam sie kurz vor Nowigrad an einem Bauernhof vorbei. Entschlossen lies sie die Zügel knallen und Hafersack legte ein wenig an Tempo zu bis sie in der Ferne Lichter sah und darauf zuhielt. Sie machte langsamer als sie in Rufweite war, immerhin wollte sie nicht für eine Panik sorgen. "He.. Hallo.. Ich suche eine Unterkunft!" rief sie dann dem Bauernhof entgegen.
Re: Dörfliche Gegend
Verfasst: Dienstag 27. Juni 2023, 10:11
von ERZÄHLER
Der Rainbacher Rübenhof lag friedlich in der Abendsommersonne und etwas Abseits von der Straße zwischen Nowigrad und Oxenfurt. Aber wenn man den Weg kannte, war dieser nicht schwer zu finden. Es war nur ein großes Haus mit Scheue, Stall und guter Stube in einem. In Letzter brannte noch oder schon Licht. Vor dem Stall stand ein Wagen, dem Saoirses nicht unähnlich, aber die Deichsel zeigte deutlich, dass hier eher ein schwerfälliger Ochse angespannt wird, statt einem Pferd oder Maultier. Der Wagen war beladen, zumindest war die Ladefläche mit einer Plane abgedeckt und darunter… wahrscheinlich Rüben: diverse Rüben in verschiedenen Formen und Farben. Diese rührten sich auf ihrem Ruf natürlich nicht. Nur die Augen einer Katze wurden unter dem Wagen im Schatten sichtbar. Offenbar nahm hier jemand seine Arbeit die Mäuse und Ratten von der Ernte fernzuhalten sehr ernst. Mit dem Kopf auf den Boden gedrückt und den Schwanz in ewiger Bewegung beobachte sie den Neuankömmling.
Erst als der Wagen zum Stehen kam, rührte es sich auch im Haus – besser im Heuboden der Scheue. Dieser war über die kurze Seite des Gebäudes leicht zu erreichen. Eine Leiter lehnte neben dem Tor zum Stall an der Wand und führte in den ersten Stock zum offenen Boden. Genau dort rührte es sich auch, als sich eine Gestalt aus dem Stroh wühlte. Es war eine junge Frau, die die Zwanzig noch nicht erreicht hatte und in einem einfachen Kleid flink die Leiter hinunter stieg. Auffällig war die mittelblonde Lockenpracht auf ihrem Kopf, in der sich auch der ein oder andere Strohhalm verfangen hatte. Unten angekommen schüttelte sie deshalb kurz die Haare und kam mit wippenden Schritten näher: „Hey da, Melitele zum Gruße! So spät noch unterwegs? Muss man aber aufpassen.“ Sie wirkte offen und kam neugierig näher. „Ich bin Gordana und Ihr?“ Dabei rutsche ihr ein Träger ihres Kleides über die Schulter, den sie darauf grinsend wieder an Ort und Stelle brachte.
Während sie sprach erschien noch eine weitere Person am Rand des Heubodens und blinzelte zu den beiden hinüber.
Re: Dörfliche Gegend
Verfasst: Dienstag 27. Juni 2023, 11:15
von Saoirse Aeryn Healy
Gekannt hatte sie den Hof, sie war in der Vergangenheit schon oft hier vorbei gekommen, aber wirklich genauer in Augenschein genommen hatte sie ihn nie. Meistens war sie zu sehr darauf bedacht vor Sonnenuntergang in Nowigrad anzukommen. So musterte sie die Umgebung diesmal eigentlich zum ersten Mal genauer. Ihr Blick verlief über das Gelände und den Wagen vor dem Haus. Die Bewegung oben im Heuboden bemerkte sie fast sofort. Es schadet nicht auf der Hut zu sein. Vorallem Heute da sie allein unterwegs war. Sie nickte sacht und lächelte freundlich. Den roten Haarschopf hatte sie zu einem strammen Pferdeschwanz zurückgebunden, er war fast so auffällig wie eine Lampe bei Nebel, in der heraufziehenden Dunkelheit. Ein beigeges Kleid trug sie, sie hatte allerdings keine Probleme mit wilden Trägern da sie ein Lederkorsett trug. Dieses wirkte sehr filigran gearbeitet und aus weichem Leder gearbeitet. "Hallo, Melitele zum Gruß. Ja ich hatte ein Problem mit dem Wagen und die Reise verzögerte sich. Ich hatte gehofft für die Nacht eine Unterkunft zu finden?" Sagte sie freundlich und stieg langsam von der Sitzbank ihres Wagens. Sie streichelte ihrem Pferd den Hals. "Das ist Hafersack und ich bin Saoirse. Ich habe Waren geladen für den Markt." Erklärte sie ruhig um der jungen Frau möglichst keinen Grund für Misstrauen zu geben. Auch wenn sie verstehen konnte das das nur natürlich war, obwohl vielleicht war das nur bei ihr selbst normal. Sie wirkte jedenfalls recht ungefährlich, wenn man von ihrer Körpergröße mal absah. Aber dafür war sie recht schlank und sah beinahe aus als würde sie bei starkem Wind wie ein zarter Grashalm umgeweht werden.
Re: Dörfliche Gegend
Verfasst: Dienstag 27. Juni 2023, 15:29
von ERZÄHLER
Auch die zweite Person sprang vom Heuboden. Sie war kleiner als die Erste, hatte kürzere Haare und trug auch einen kürzeren Rock. Ihr erster Blick war etwas misstrauisch, aber dann kam auch sie mit großen Schritten näher.
„Oh...“ kam es inzwischen von Gordana. „Du bist noch größer als Danica… ich meine Ihr, die Dame.“ Entschuldigend zuckte sie mit den Schultern. „Der Markt natürlich. Unsere Babcia wird sich morgen früh auch auf den Weg machen und ist bestimmt froh über Begleitung. Unser Ochse ist nämlich halbblind und neulich schon in den Straßengraben gelaufen, da ist es praktisch, wenn er nur einem anderen Fuhrwerk hinterher muss. Einen Platz finden wir bestimmt und vielleicht habt Ihr ja etwas was wir gebrauchen könnten?“
„Also, meine liebe Gordana“, kam es von der kleineren, aber kaum jüngeren Frau mit Haaren, die ihr nur bis etwas zum Kinn gingen. Ihre Stirn war ein wenig höher als üblich und man könnte sie als klein bezeichnen. Inzwischen war sie zur Gruppe heran gelaufen: „Eines der höchsten Gebote Meliteles ist die Gastfreundschaft, die wir einer einfachen Wanderin gewähren werden. Auch ohne Gegenleistung! Seid also willkommen in unserem bescheiden Haus… natürlich müssen nur noch unsere Babcia fragen, aber sie hat bestimmt nichts dagegen.“
Gordana seufzte: „Das ist Jarischka. Manchmal etwas anstrengend, aber ich mag sie trotzdem.“ Ein schelmisches Grinsen huschte über ihr Gesicht. „Für Hafensack“ Sie musste über den Namen kichern. „Finden wir schon auch einen Platz im Stall. Und den Wagen können wie neben unseren stellen. Calanthe passt bestimmt darauf auf. Oder ist da nichts zu essen drin?“
Re: Dörfliche Gegend
Verfasst: Dienstag 27. Juni 2023, 16:22
von Saoirse Aeryn Healy
Erst jetzt als die zweite Person näher kam bemerkte sie Sie auch wirklich. Zuerst etwas erschrocken das da noch jemand kam erstarrte sie einen Augenblick, entspannte sich dann aber als sie bemerkte das es nur ein Mädchen war. Sie hob grüßend eine Hand und wendete sich da wieder Gordana zu. "Warum so förmlich, du ist schon in Ordnung. Und über eine Begleitung morgen würde ich mich auch freuen" Sie schmunzelte nun ihrerseits als die Neuankömmliche Frau zu ihnen kam und Gordana zurecht wies. "Wir finden sicher etwas zum Tausch für ein Dach über dem Kopf für meine Besitztümer. Ich hab aber außer Proviant für die Reise keine Lebensmittel dabei. Für Pflanzen und dergleichen habe ich kein Händchen. Ich bin Schneiderin größtenteils für Lederwaren." Sie lächelte sacht und deutete auf ihren Wagen."Ich bedankeich schon einmal für die Bereitschaft mich aufzunehmen für die Nacht. Die Erlaubnis natürlich vorausgesetzt. Und freut mich dich kennenzulernen Jarischka. Ich bin Saoirse."stellte sie sich noch einmal vor.
Re: Dörfliche Gegend
Verfasst: Mittwoch 28. Juni 2023, 09:19
von ERZÄHLER
„Höflichkeit?“ Dazu warum man so förmlich sei. Aber Gordana zuckte schelmisch mit den Schultern und zwinkerte, wobei sie einige neidische Blicke auf das tolle rote Haar ihres Gegenübers warf. „Wir werden uns bestimmt einig. Komm wir schieben den Wagen da rüber und spannen Hafersack aus. Rischa Du fragst Babcia?“ Innerlich wusste sie natürlich, dass sie es tun würde und sie wusste auch, dass ihre Großmutter ihr keinen Gefallen ausschlagen würde. Besonders einen so hilfsbereiten zu Ehren Meliteles. Insgeheim waren sich eh alle am Hof einig, dass man ein Mädchen ganz sicher nicht Nachts alleine auf der Straße lässt. In den letzten Nächten gab es hier draußen genug Aufruhr: Kämpfe, Leichen, Geisterschiffe, Feuer, nächtliche Reiter, daneben das Gewitter, das bei weiterer Betrachtung gar nicht mehr so normal war. Dass Edisa meinte sie hätte gestern einen Ghul gesehen und dass sich ein Hexer herumtreiben musste, erschien fast schon gewöhnlich. „Und frag Rayka, ob sie uns helfen könne.“
Jarischa nickte nur, warf Gordana noch einen kaum zu deutenden Blick zu und ging zügig zur Haustür der guten Stube. Gordana sah ihr kurz nach: „Fangen wir an!“ Sie zeigte auf einen Platz wohin man den Wagen bringen könnte und half Saoirse beim Abspannen. Eine rotgetigerte Katze kam derweil hervor, kam vorsichtig näher und beschnupperte den Besuch.
Der Stall war unter dem Heuboden. Neben der großen Stalltür, war eine winzige Tür mit Leiter für die Hühner, die sich allerdings schon alle zum Schlafen zurück gezogen hatten. Solange der Wagen verstaut ist, würde Gordana den Besuch Pferd und Mensch dorthin führen.
Re: Dörfliche Gegend
Verfasst: Mittwoch 28. Juni 2023, 14:34
von Saoirse Aeryn Healy
Man könnte ja nur schwerlich bei Saoirse von einem Mädchen reden, immerhin war sie näher an den 40 Jahren als an dem 30 Jahren. Auch wenn man ihr das nicht so direkt an sah. Vielleicht wenn sie lächelte an den Lachfältchen umd die Augen und den Mund. Hier hatte sie aber schon einige Male gelächelt, sie fühlte sich generell wohl in angenehmer Gesellschaft. Und die bescheinigte sie den beiden bisher definitiv. So führte sie Hafersack erstmal zu der Stelle wo sie den Wagen abstellen konnte. Und begann dann mit Gordanas Hilfe ihn auszuspannen. Sie sicherte dann noch den Wagen nachdem sie diesen in Position geschoben hatten. Einige Handgriffe an dem Wagen und sie hatte einen Sack Hafer für Hafersack parat. "Ihr habt es hier schön." Meinte sie ehrlich klingend und Strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. "Ich bin hier schon oft vorbei gekommen, aber wenn ich gewusst hätte was für freundliche Leute hier wohnen hätte ich bestimmt schon mal vorbei geschaut" sie lächelte sacht und erledigte mit Gordana in aller Ruhe die arbeiten um Hafersack und den Wagen zu versorgen und sicher abzustellen. "War es hier in letzter Zeit auch so unruhig?"
Re: Dörfliche Gegend
Verfasst: Mittwoch 28. Juni 2023, 16:29
von ERZÄHLER
Gordana brachte sie in den Stall. Zur Rechten waren hinter einem Verschlag gleich die Hühner Zuhause: saßen auf Stangen oder verstecken sich in kleinen Hütten. Es gab einen Platz zum Scharren falls es selbst für die Hühner draußen zu ungemütlich wurde, aber gerade waren sie am dösen. Nur ein paar gackerten auf, als die Fremde und ein Pferd herein kamen. Links neben dem Hühnerstall stand der Ochse auf Stroh und ließ sich gar nicht beeindrucken. Selbst als Gordana ihn etwas auf Seite schob, um Platz für Hafersack zu machen.
„Hier ist Platz für Dein Pferd... mit ein bisschen kuscheln geht es schon, oder? Und Bollwin, der Hafer ist nicht für Dich! Er und Emhyr unser Gockel sind die einzigen ,Männer‘ im Haus.“
Sie lachte und schien darüber nicht unglücklich. Die Tür zur guten Stube öffnete sich und Jarischka kam mit in den Stall: „Geht natürlich klar, auch wenn wir nur ganz oben einen Schlafplatz frei haben. Die Decke ist recht niedrig, musst also auf Deinen Kopf aufpassen. Aber jetzt komm erst mal rein. Es ist noch Rübentopf da.“
Gefragt wurde Saoisre nicht, als man sie, nachdem das Pferd versorgt war, in die gute Stube schob. Auch hier war zur rechten ein großer Tisch, der mit weiteren Frauen besetzt war. Alle noch recht jung, die Älteste vielleicht Mitte Zwanzig und alle anderen zwischen dieser und Gordana. Aber alle hatten dieses aschblonde Haar bis auf eine etwas heller und eine andere eher braun. Was aber deutlich zeigte, dass es insgesamt sechs Geschwister sein mussten. Alle sahen freundlich auf und mit Melitele wurde durcheinander gegrüßt.
Gegenüber war der Kamin, Ofen und Küche in einem und davor saß in einem Schaukelstuhl eine ältere Frau, die Babcia, die Oma aller hier.
„Das ist Großmutter Jolanta. Sie kümmert sich um uns, seit unsere Eltern im Krieg gefallen sind“, meinte Jarischka, die sich nun etwas zwischen Gordana und den Besuch schob, um auch etwas von diesem abzubekommen.
„Sie rät uns auch nicht zu viel von unserer Idylle hier zu erzählen, sonst kommt noch jemand und nimmt sie uns weg“, erklärte Gordana wieder: „Denn ja, die Gerüchte in letzter Zeit brodeln gerade so!“
„Wie das Unwetter vorgestern...“, warf die Älteste der Schwestern Edisa ein. „...es heißt, es sei erst verklungen, als das Schmuggler Schiff in den Hafen eingelaufen ist. Es soll über die Wellen geflogen sein, wie... haha...“ Sie musste Lachen und wischte sich eine Träne aus dem Auge. „...die Nilfgaarder Ochsen! Aber das ist ein Schwachssinnsgerücht. Unser Bollwin kann nicht fliegen.“
Re: Dörfliche Gegend
Verfasst: Mittwoch 28. Juni 2023, 18:29
von Saoirse Aeryn Healy
Saoirse schaute sich neugierig im Stall um und nickte anerkennend. "Das ist ein sehr schöner Hof, wir hatten früher auch ein paar Kühe, aber seit ich alleine bin komme ich gar nicht mehr dazu mich um die Arbeit und um die Tiere kümmern zu können. Also habe ich sie verkaufen müssen." Sie seufzte etwas und zuckte die Achseln. Als Hafersack sich gemütlich eingerichtet hatte folgte sie Gordana und Jarischka. "Oh das geht schon mit der niedrigen Decke, ich schlafe ja nicht im stehen." Sie schmunzelte amüsiert und schaute sich in der Stube dann eben so um ehe sie den anwesenden zu nickte. "Vielen Dank das sie mich heute Nacht in ihrem Hause aufnehmen." Sagte sie mit einem aufrichtigen Tonfall und lächelte leicht.
Nachdem sie alle nochmal richtig begrüßt und sich ordentlich vorgestellt hatte schaute sie sich noch einmal um, es wirkte aber eher wie Neugierde auf eine andere Behausung. So viele andere Leute traf sie ja selten. "Schwasinnsgerüchte sind zumindest die die am meisten amüsieren. Etwas zu lachen hat man in der Vergangenheit ja selten gehabt. Und ich werde Niemandem von diesem Ort erzählen. Versprochen." Sie legte sich wie zum Schwur die rechte Hand aufs Herz. "Darf ich etwas helfen? Ich komme mir ansonsten so unnütz vor."
Re: Dörfliche Gegend
Verfasst: Donnerstag 29. Juni 2023, 09:17
von ERZÄHLER
Vorstellen natürlich… Gordana lächelte und stellte natürlich auch die anderen vor: Edisa die Älteste, Milenka die Kleinste, Rayka die mit den großen Augen und Danica, die mit ihren schwarzen Augen und brauen Haaren in der blondköpfigen Schar fast auffällig wirkte. Jarischka und sie selbst kann Saoirse ja schon.
„Nein, zu tun gibt es gerade nichts“, meinte Milenka und kratzte sich an der Nase. „Wir sind an dem Zeitpunkt des Tages angekommen, an dem wir alle die Füße hochlegen und nichts mehr tun. Also setz Dich mit an den Tisch.“
„Nur eine muss noch den Abwasch machen“, warf Danica mit einer dunklen Stimme ein. Was die anderen mit einem Seufzen quittierten, nur um dann darüber zu Lachen. „Aber dann…“, unterbrach Edisa das Gelächter. „...wollen wir Dir nicht die wahre Geschichte darüber erzählen, wie es unser guter Bollwin geschafft hat in den Rängen der Nilfgaarder als fliegender Ochse aufzusteigen.“ – „Von Elfen gerittener fliegender Ochse!“ musste Rayka berichtigen. Wieder gab es fröhliches Gekicher, dass diesmal von Jolanta aus ihrem Schaukelstuhl durchbrochen wurde, die Saorise direkt ansprach:
„Wo bist Du denn her, Kind? Hab ich Dich schon mal gesehen?“ An so einen Rotschopf sollte man sich doch erinnern. „Du bist die kleine Healy? Die hatten nur ein Kind, oder? Ich war ja schon ewig nicht mehr in der Gegend.“
Währenddessen bekam Saoirse eine gute Portion dampfenden Rübeneintopf serviert.