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Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Sonntag 23. Juni 2024, 20:52
von Jarel Moore
Auch der gefallene Ritter begab sich in einer einzigen Bewegung aus dem Schneidersitz auf beide Knie, setzte sich genau wie Jakob auf seine Füße. Slava hätte es vermutlich als eine Spiegelung einer dem Protagonisten symphytischen Person bezeichnet. Und er hätte damit Recht behalten.
Er nahm den Brief zwar entgegen, fixierte aber Jakobs Augen dabei, blinzelte nicht, wand sich nicht ab.
„Jakob…ich weiß nicht war die Verwandlung ausgelöst hat. Ich habe zwar eine Vermutung, aber…“
Der Schattenläufer gestikulierte hilflos mit dem Brief in der Hand, schenkte dem Schreiben nicht dem Bruchteil der Aufmerksamkeit, die er dem jungen Mann vor sich schenkte.
„Ich werde dafür sorgen, dass der Schatten des Schwarzen nicht lange auf dich fällt. Dein Ritterschlag wird zeitnah erfolgen. In ein paar Monden werden sie dich nicht mehr an meinen Verfehlungen messen...“
Wieder gestikulierte er, fand jedoch die richtigen Worte nicht, die ausdrückten was er empfand.
Er liebten seinen Jungen, war so unglaublich stolz über seine Entwicklung. Und auch das zwischenmenschliche hatte sich in den letzen Jahren bestens entwickelt.
Und nun?
Er stand nicht nur vor den Scherben seines Lebens, auch vor den Scherben seiner Beziehung zu Jakob und Iola. Vielleicht sogar vor den Scherben seiner Bezeihung zu Slava. Das zumindest vermittete Jarels düstere Stimmung ihm.
Nun ließ der ältere doch den Blick sinken.
„Es tut mir leid.“, schloss er kaum hörbar ab und bemerkte erst jetzt, was ihm vorher direkt ins Auge gesprungen wäre. Etwas an der Hand des Jungen war anders. An der rechten Hand. Der Hand, mit der er vorher kaum das Schwert halten hätte können.
Sofort schoß sein Blick wieder nach oben, versuchte Jakobs Blick zu fangen.
"Was ist passiert?"

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Sonntag 23. Juni 2024, 21:31
von Jakob von Nagall
Jakob folgte den unruhigen Gesten Jarels und fühlte sich langsam den Kopf schütteln. Das, was er Lothar nicht hatte sagen können, wallte jetzt wieder empor und blieb dann doch ungesagt, weil Jarel weiter sprach und Fragen stellte. Was war passiert? So vieles... Er ließ das Kopfschütteln sein. "Ein Bolzen. Nicht schlimm, nur eine Fleischwunde." Vermutlich unnötig zu sagen, dass das Geschoss eigentlich dem Worg gegolten hatte. Dann folgte Jakobs Blick Jarels zu seiner rechten Hand. Achja. Das wusste er ja nicht. Woher auch?
Nur wo sollte er anfangen? "Jarel, ich hatte eine Begegnung mit dem Göttlichen Feuer und ich habe beschlossen, das Schwert niederzulegen. Wenn der Großmeister es zulässt, werde ich mich Zelins Guten Brüdern anschließen. Das Schwert, das ich führen muss, ist nicht aus Stahl." Er wusste, dass er damit mittendrin anfing, aber wie sollte er alles in Worte fassen, was ihn seit seinem Tod umtrieb? Seinem Tod... Es ging hier eigentlich gerade gar nicht um ihn. Eine Geste in Richtung des Briefs. "Sie rufen dich vor den Rat der Meister. Ich habe Lothar gebeten, dir bei egal welcher Strafe zur Seite sein zu dürfen. Er hat zugestimmt. Noch bin ich dein Knappe..." Was Jarel auch immer dachte, die Treue seines Knappen hatte er nicht verloren, egal wie dunkel der Schatten auch sein mochte, den er zu werfen meinte. Diese Beziehung lag nicht in Scherben. "...und du mein Rittervater. Nein, mehr. Du hast mich ins Leben zurück geholt. Mir wieder einen Sinn gezeigt und mich zum Glauben geführt. Einem Glauben, dessen Diener uns verdammen, obwohl das Göttliche selbst uns nicht verdammt." Er kam schon wieder ins predigen. Wann hatte das eigentlich angefangen? Jakob bremste sich und reichte Jarel die nun nahezu unversehrte Rechte.
"Es gibt nichts zu entschuldigen. Ich bin an deiner Seite." Bis zum Schluss.

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Sonntag 23. Juni 2024, 21:56
von Jarel Moore
Immer größer wurden Jarels Augen bei Jakobs Worten, bis er abwechselnd das Gesicht und die Hand seines Knappen mit einem Ausdruck blanken und unverhohlenem Erstaunens anstarrte, während er ehrfürchtig mit den Fingerspitzen über die geheilte Haut und die genesenen Muskeln darunter fuhr.
Den Brief hatte er dafür achtlos neben sich abgelegt.
Ihm wurde schwindelig.
Jakob war verletzt. Ein Bolzen. Welcher Idiot verfehlte einen Wolf, groß wie ein Pferd und traf dafür einen Jungen? Das hätte ganz anders ausgehen können.
Jarels Gesicht wechselte die Farbe, was bei seinem dunklen Teint eher an Ergrauen als an Erblassen erinnerte.
Und die Offenbarungen waren noch nicht zu Ende. Jakob wollte das Schwert niederlegen um zu…ja um was? Mit den guten Brüdern zu predigen? Dabei war er gut mit dem Schwert! Und die großen Pläne, die er habt hatte. Was war mit denen? Nun, wenn er so darüber nachdachte, Jakobs Karriere hatte er eigenhändig eingebremst. Abermals wechselte die Farbe der sonnengebräunten Wangen unter den braunen Augen, dieses Mal tatsächlich in ein verschämtes rot.
Und dann bekannte Jakob sich zu ihm. Bedingungslos. Bis zum Ende, auch wenn der Seitenhieb in Richtung der Flammenrose – obwohl ohne Zweifel berechtigt – den gefallenen Ritter einen kleinen Stich verpasste. Irrwitzigerweise, wenn man bedachte, dass genau dieser Orden, hinter dem er noch immer stand, ihn mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf den Scheiterhaufen bringen würde.
Er sollte Jakob wegstoßen, jetzt und hier mit ihm brechen, Abstand zu ihm gewinnen damit er dem baldigen Ritter nicht noch mehr schaden konnte.
Aber er konnte nicht. Jakob würde eine solche Finte sofort durchschauen und außerdem…
Nein, er konnte das nicht.
Stattdessen verlagerte er das Gewicht nach vorne, kroch etwas vor und zog Jakob noch ehe dieser fliehen konnte in die Arme. Und er hielt ihn, schon allein damit der nicht sofort sah, wie dem älteren die Augen vor Rührung überliefen.

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Montag 24. Juni 2024, 21:42
von Jakob von Nagall
Jakob hielt überraschender Weise still. Körperliche Nähe war für ihn nach wie vor eine schwer zu meisternde Aufgabe, aber mit vertrauten Menschen war es immer leichter. Dazu gehörte Jarel und natürlich auch Iola. Bei anderen wich er immernoch lieber aus und blieb auf Distanz. Selbst bei Jarel klappte es nicht immer, dass er die Kontrolle über seine Reflexe behielt. Diesmal schon. Er ließ sich in die bärige Umarmung ziehen, hob nach kurzem Zögern sogar selbst die Arme und schloss sie um den älteren Mann, der ihm Lehrer, Freund und Vater war. Etwas unsicher tätschelte er den breiten Rücken Jarels. Wie sollte er das deuten? Lag der Gefühlsausbruch an seiner neuen Wahl des Weges? Oder am Bolzen? Oder der Zusicherung, ihn nicht hängen zu lassen, komme was wolle? Oder war es die Kombination von allem?
Irgendwann zog Jakob die Arme nach vorn und zwischen sie, damit er die Hände auf Jarels Schultern legen und diesen etwas von sich fort schieben konnte. Der Knappe bemühte sich um ein Lächeln, wenn es auch etwas schief geriet. "Wir sind ein Rudel, oder? Also machen wir zusammen das Beste draus.", versuchte er ein bisschen Zuversicht zu streuen. Dann wurde er wieder ernst. "Du wirst doch erscheinen, oder?" Genauso gut könnte Jakob sich vorstellen, dass Jarel einfach in einer Nacht- und Nebelaktion spurlos verschwand.

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Montag 24. Juni 2024, 22:11
von Jarel Moore
Jarel ließ sich fortschieben und betrachtete Jakob mit einer seltsamen Ruhe, die im krassen Gegensatz zu dem fast schon an eine Panikattacke grenzenden Gefühlschaos im Moment davor stand.
Sowohl in den dunklen Augen, als auch auf den Wangen des Schattenläufers glitzerten die Spuren der Tränen, die er jetzt im Griff hatte.
„Ich werde da sein. Unter einer Bedingung. Du musst mir etwas versprechen."
Jarel befeuchtete die Lippen mit der Zungenspitze und legte nun seinerseits seine Hände auf die Schultern seines Knappen, sah ihm tief in die Augen. „Ich werde mich dem Rat stellen. Ich bin sehr froh darüber, dass du mir dabei zur Seite stehst, aber wir müssen uns dem Urteil unterwerfen. Egal wie es lautet. Verstanden?“
Aufmerksam versuchte Jarel in Jakobs Augen zu erkennen, ob dieser verstand, was er ihm damit sagen wollte. Jedes Urteil. Auch wenn er gerichtet wurde.
„Versprich es mir, dann gehen wir gemeinsam in die Küche, holen uns etwas zu essen, und du erzählst mir im Garten mehr davon, wie das göttliche Feuer dich zurück ins Leben geholt hat.“
Er klang nicht skeptisch, nicht spöttisch. Er glaubte Jakob jedes Wort.
Und das hätte er auch getan, wenn er den Beweis nicht unter den Fingern hatte spüren können.
Schließlich waren sie ein Rudel. Besser hätte er es nicht ausdrücken können.
Und vielleicht würde er später nach Iola fragen können. Ob Jakob wusste was mit ihr los war?

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Donnerstag 27. Juni 2024, 20:35
von Jakob von Nagall
Jakob ließ die Hände sinken, als Jarel seinerseits seine Schultern fasste. Die hellen Augen des Jüngeren begegneten ungewöhnlich ruhig jenen des Schattenläufers und er lauschte den Worten. Eigentlich sollte er Unbehagen über das spüren, was Jarel sagte, aber so war es nicht. Er spürte Gelassenheit und allein um das Wort zu finden, brauchte sein Verstand eine Extrarunde. Gelassenheit und sein Selbst existierten normalerweise so gut nebeneinander wie Eis und Feuer, und doch fiel ihm kein treffenderer Begriff ein für das, in dem sein Gemüt gerade ausruhte. Denn er wusste, selbst wenn es zum schlimmsten aller Urteile käme, das Göttliche würde Jarel aufnehmen und es würde die Trauer der zurückbleibenden tragen. Zumindest seine, sicher auch Iolas und dann begann das Problem. Slava zum Beispiel konnte er da nicht einschätzen und auch wenn er das Versprechen gab, würde Jarel es kaum aus dem Russen heraus bringen und selbst wenn...
Er nickte. "Egal wie es lautet.", echote er. Und noch ein Echo untermalte Jarels Worte, denn der Gedanke an Essen, ließ Jakobs Magen grollen. Er hatte wie so oft mal wiede vergessen, etwas zu essen und schaute entsprechend schuldbewusst drein. Jakob wusste ja, wie sein Rittervater darauf achtete, dass er genug aß. Manchmal erinnerte es ihn an seine Oma. Seiner Mutter war es immer reichlich egal gewesen, ob und wieviel er aß, hauptsache er benahm sich beim Essen manierlich. Seine Großmutter war da ganz anders gewesen.
"Essen klingt wie eine gute Idee.", sagte er also und erhob sich, um Jarel die Hand zu reichen, damit dieser sich an ihm hoch ziehen konnte. Noch war in seinem Kopf nicht angekommen, dass der Mann vor ihm wieder völlig hergestellt und alles andere als gebrechlich war. Bis vor einigen Stunden war es noch ganz anders gewesen und somit konnte Jakob sein Verhalten noch nicht angepasst haben.

weiter

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Donnerstag 27. Juni 2024, 21:32
von Jarel Moore
Jarel lachte, leise, dunkel und warm, als er Jakobs Magen knurren hörte.
Natürlich hatte Jakob das Essen vergessen.
Jarel erhob sich lächelnd, nahm die gebotene Hand jedoch nicht an, sondern griff nach dem Brief und stand mit diesem in der Hand auf. Nein. Er erhob sich, schraubte sich aus der knienden Haltung in einem einzigen eleganten Zug hoch, ohne dass er sich festhielt und ohne Jakob aus den Augen zu lassen. Der Schattenläufer war und blieb: Ein Angeber. Sie konnten halt beide nicht aus ihrer Haut.
Der gefallene Ritter schlüpfte in seine schwarze, hautenge Lederhose, verstaute den Brief in der Gesäßtasche und ließ das oberschenkellange Leinenhemd in dem er geschlafen hatte locker darüber fallen. Nicht, dass er Lothars Autorität ignorierte. Eher im Gegenteil. Er fürchtete sich von der Wirkung der Worte. Er fürchtete, seine Ruhe könnte zerbrechen wie ein Ei an einer Pfannenkante. Und wovor er sich noch mehr fürchtete war, dass Jakob es merkte.
Der Ältere wirkte auf seltsame Art ruhig und zufrieden, schien aber auf dem Weg zur Küche nach etwas zu suchen. Er hatte noch einige Fragen, doch in diesem Moment war er einfach nur glücklich, dass sein ‚Sohn‘ ihm nicht zürnte. Dies war vielleicht sein letzter Tag in dieser Welt. Und es gab noch einiges zu regeln.
Zum Beispiel musste er nur Iola finden und…tja…was eigentlich?
Jarel war barfuß, was ihn keineswegs zu stören schien. Gemeinsam ging das ungleiche Paar Richtung Küche. Schweigend.

Weiter gehts hier.

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Montag 19. August 2024, 12:35
von Melanie Johnston
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von/nach: Hof
-> Quartiere
Datum: 31. August 1278, früher Nachmittag
betrifft: niemanden sonst
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Melanie schaute nochmal über ihre Schulter zu Jakob und Jarel. Die ganze Situation war wirklich sehr konfus geworden und dabei war gar nicht die Rede von ihrer eigenen Situation. Das schien ihr nach dem ganzen durcheinander der letzten Tage ziemlich banal. Sie war etwas in ihren Gedanken verloren und verpasste beinahe den Moment als sie an ihrer Zimmertür angekommen war. Drinnen angekommen setzte sie sich erst einmal auf ihre Pritsche und nahm sich ihre Brille die immernoch auf dem kleinen Tisch lag. Sie war froh das die, mit Abstrichen, noch funktionierte. Nicht das sie die Brille als Sehhilfe benötigte, aber für sie war die se Brille im Grunde ihr Smartphone gewesen. Ihre Bilder waren auf dem internen Speicher, die Telefondunkrion war natuelich nicht mehr nutzbar, dafür konnte sie Thermal- und Nachtsicht noch verwenden. Über die implantiert en Kontakte hinter den Ohren speiste ihre Körpereigene Energie die Funktionen der Brille. Und für diese Tatsache war sie sehr dankbar. Ihre Gedanken drifteten zu den Fotos und vor ihrem augen wechselte das Menü zu den Foto Alben. Ihr stockte der Atem, bsie konnte zwar alle Alben sehen, qb r auf den allergrößten Teil der Daten konnte sie nicht zugreifen. Nur zwei Alben waren noch zugreifbar. 'NSFW' und 'Amber'. Sie musste schmunzeln und dann musste sie weinen.

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Donnerstag 22. August 2024, 19:45
von Melanie Johnston
Nach den, eigentlich viel zu lange unterdrückten, Tränen fing Melanie an die wenigen Dinge die sie hatte zusammen zu räumen. Die Brille hatte sie aufgesetzt, denn auch wenn sie noch drei Ampullen des Medikaments hatte so waren die Bilder ihrer Tochter das wertvollste das sie noch hatte. Die anderen Dinge in ihrem Rucksack waren bei Gelegenheit sich von Vorteil, aber nicht Überlebenswichtig. So sortierte sie die Dinge in ihrem Rucksack und legte diesen in die Kiste, die sicher noch ganz nützlich werden konnte um wichtige Dinge aufzubewahren.
Sie räumte noch ein wenig auf, gut viel gab es nicht aufzuräumen, aber ihr wurde hier Schutz gewährt also war das das Mindeste was sie tun konnte. Nach ein paar Minuten stand sie in der Tür, die Kiste unter den Arm geklemmt und zog die Schultern noch einmal leicht nach oben. Sie schlos leise die Tür und ging wieder Richtung Hof

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