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Re: Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus
Verfasst: Mittwoch 18. September 2024, 19:01
von Avarion DeSpaire
Ion nickte zu Jakobs Worten. Die eigenen Leute hatten auf Jakob geschossen. So langsam wunderte ihn hier nichts mehr. Während Jakob weiter erzählte fiel sein Blick wieder auf Melanie. Und so langsam dämmerte es bei ihm. Die Frage von Jakob zu Jarel hatte er beinahe überhört. "Der Schwarze ist ja nicht weg, nur weil Jarel einen Ring unter der Haut hat. Er heilt Jarel immer noch. Vielleicht nicht mehr so intensiv wie sonst, denn der schwarze wird auch körperlich auf den Fremdkörper reagieren. Wie sich das ganze genau auswirkt, vor allem über lange Zeit, wird sich zeigen. Aber ich bin zuversichtlich. Wichtig ist momentan, dass wir Sicherheit bezüglich des Schwarzen haben und er somit den Schutz des Ortes hier genießen kann." Zuversichtlich lächelte er den jungen Mann an.
Melanie trat näher heran und spätestens als sie den Runenstein aus der Tasche zog, gab es keinen Zweifel mehr. Dem Elfen klappte kurz leicht der Kiefer herunter und er zeigte mit dem Finger auf Sie. "DAS müsst ihr mir unbedingt erklären." aber Ion zeigte Wissbegierde und Begeisterung. Dann nickte er wieder. "Ja. Wir werden zusammen abreisen. Laut Slava mit viel Tamtam. Aber ich denke, es reicht, wenn ich uns ein Portal öffne und wir verschwinden. Es werden bestimmt genügend Leute bezeugen könne."
Er deutete auf einen etwas freieren Bereich. "Wenn ihr alles habt, dann können wir direkt los. Bevor es sich noch jemand anders überlegt und wir auch noch zum Verhör müssen." Das diese hier nicht immer das selbe bedeuteten, wie in seiner Welt, hatte er schon gelernt. "Wenn wir in Nowigrad ankommen werde ich euch ein paar einfache Regeln näher bringen."
Noch einmal wand er sich Jakob zu, trat sogar einen Schritt näher. "Danke, das ihr zu Jarel gestanden habt." er streckte ihm die Hand hin zum verabschieden. "Gute Besserung für das Bein." Er lächelte leicht. "Bis wir uns wieder sehen. Passt gut auf euch auf."
Re: Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus
Verfasst: Freitag 20. September 2024, 21:20
von Jakob von Nagall
Avarions Worte beruhigten Jakob etwas, aber er wurde direkt abgelenkt. Nämlich davon wie dem Elf die Gesichtszüge entgleisten - das hatte sich Tolkien definitiv nicht ausgedacht. So ein Ausdruck fand sich nur im wahren Leben und unter dem Eindruck echter Überraschung. Jakob warf Melanie einen Seitenblick zu und fast sah es aus, als wolle er grinsen. Aber nur fast. Der Anflug dieser Lippenregung verschwand, kaum das der Magus weiter sprach. Sie würden also sofort abreisen, ohne weiteren Aufschub.
"Zumindest einen Knappen des Ordens habt ihr zum Zeugen, auch wenn der derzeit in Verruf ist." Ohne zu zögern ergriff Jakob die ihm gereichte Hand mit festem Druck. Die Rechte, die sonst immer wie ein starrer Haufen Gebein gewesen war, vernarbt und verknöchert. Immer noch seltsam, dieses Gefühl und gleichzeitig auf eine Art symbolisch. Die zum Schutze aller erhobene und geheilte rechte Hand, ganz gleich welcher Rasse, Profession oder Neigung. Was für ein Zeichen im Anbetracht seiner Herkunft und deren Historie. Er erwiderte das Lächeln eher zaghaft. "Er ist mir mehr ein Vater, als es mein leiblicher je war." Jakob ließ die Hand des Elfen los und trat ein wenig zurück, um seinen Wohlfühlabstand wieder herzustellen, der nichts mit der Person des Magus zu tun hatte. Es war einfach eine Marotte.
"Al diel shala. Auf Wiedersehen in Nowigrad. Die Götter mit euch, welchen Namen ihr ihnen auch geben wollt." In der Älteren Rede wagte er solche Bemerkungen. Die wenigsten Menschen beherrschten die Sprache des Alten Volkes.
Auch Melanie reichte er die Hand, wechselte aber zu Englisch: Mach's gut und bleib sauber. Wir sehen uns." Dann folgte er, hielt aber respektvollen Abstand. Die abgetrennten Finger Viktors waren ihm noch lebhaft in Erinnerung.
Re: Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus
Verfasst: Freitag 20. September 2024, 21:57
von Melanie Johnston
Melanie musste fast lachen bei Ion Gesichtsausdruck, mit doch beträchtlicher Mühe konnte sie sich das aber verkneifen und biss sich bloß leicht auf die Unterlippe. Sie schaute ein wenig verlegen zur Seite. Bei dem folgendem Gespräch versuchte sie demonstrativ weg zu hören. Es war ja doch eher persönlicher Natur und lauschen wollte sie ja eigentlich nicht. Als die beiden sich dann aber verabschiedet hatten und Jakob sich Melanie zu wandte hocb sie eine Augenbraue. Sie war doch ein wenig enttäuscht als er ihr bloß die Hand reichte. Ein dezenter Schmollmund zierte ihre Lippen und kurz entschlossen festigt sie ihren Griff und zog ihn zu sich heran. Melanie legte beide Arme um ihn. Sie musste schmunzeln als er wie eine Salzsäule erstarrte. Sie lehnte sich dann etwas zu ihm und sprach leise auf englisch an sein Ohr. "Ich weiß was du im Licht gehört hast Jakob. Ich habe sie auch gehört als ich gestorben war. Wir reden darüber." Ihr Atem strich an seinem Hals und Ohr entlang und dann Liste sie sich von ihm. Sie schmunzelte nochmal kurz als Jakob noch einen Moment da stand wie festgewachsen. Sie ging dann mit Ion dorthin wo er die ideale Stelle fand für sein Portal. Den Stein hielt sie ihm auf dem Weg wieder hin. "Wenn wir trocken ankommen haben wir wohl beide Dinge zu erklären." Sie lächelte gut gelaunt und gab ihm den Stein zurück. Es war schließlich seiner.
Re: Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus
Verfasst: Samstag 21. September 2024, 12:58
von Orden der Flammenrose
Von Draußen
Elfen- und Weiberkuschler. War ja klar. Pieter war mehr durch den Friedhain gelaufen und es war nicht so schwer den Stimmen zu folgen, die vom irgendwo am Hof her kamen. Besonders gut im Schleichen war er nicht, aber er versteckte sich hinter einer Eiche, um das Geschehen zu beobachten. Es wirkte als wolle der Elf gleich wieder zaubern... und was sollte er tun? Eingreifen? Nicht, dass der wieder den Tempel kaputt machte... oder lieber abwarten und beobachten?
Re: Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus
Verfasst: Samstag 21. September 2024, 17:24
von Avarion DeSpaire
Der Aufbruch stand an und ion spürte wie er innerlich schon ein bisschen nervös war. Normalerweise waren Portale kleines Zauberer ein mal eins, hier aber schienen sie anderen Gesetzen zu gehorchen und gehorchten selten. Hoffentlich fand er den Anker, den er in Nowigrad gesetzt hatte um sicher den richtigen Weg zu finden.
Er suchte sich die richtige Stelle, ging auf ein Knie herab und berührte mit Zeige und Mittelfinger den Boden. Lautlos formten seine Lippen eine litanei an Worten und es passierte erst einmal nichts. Ion suchte die passende magische Energiequelle um Kontakt zu seinem Anker auf zu nehmen. Und genau so lange passierte auch nichts.
Dann fingen seine Fingerspitzen an zu leuchten und Leuchtens grüne Linien breiteten sich nach rechts und links aus. Er öffnete die Augen und betrachtete wie die magischen Spuren Haken schlugen und Runen ins Gras malten, immer weiter und weiter, bis ein, im Durchmesser, gut drei Schritt großer Kreis gebildet hatte. Langsam erhob sich Ion und streckte beide Arme lang aus. So wie er sich erhoben hatte richtete sich auch der Runenkreis auf. Mit der Linken hielt er über einen versorgenden Strahl das Portal fest, mit der Rechten machte er kreisende Bewegungen.
Das Bild welches innerhalb des aufrechten Kreises zu sehen war, war für einen Augenblick noch das, was man durch ein normaler Tor blickend sehen konnte. Dann verschwand das Bild, wurde zu einer Strudel aus Farben, die ursprünglich zum Hintergrund gehörten. Langsam wurden die Farben dunkler und ein neues Bild erschien. Der Zielort. Erleichtert erkannte Ion den Platz wieder, an dem sie ihre Reise nach Wyrima gestartet hatten. Noch einen Herzschlag später und das Bild war so klar und deutlich, als wäre es tatsächlich hier und nicht dort. Auf der anderen Seite erschreckte sich eine Katze so sehr, das sie ihre Beute fallen ließ, aus dem Stand locker zwei Schritt in die Höhe explodierte und dann mit durchdrehenden Pfoten verschwand. Die Maus, ihrer Freiheit glücklich, rannte auf das Portal zu und hindurch, um an Ion vorbei im nächsten Busch zu verschwinden.
„Wir können.“ sagte er ruhig und nickte in Richtung Portal. Den rechten Arm hatte er herunter genommen um zusätzlich eine Einladende Geste zu machen. Er selber bewegte sich einen Schritt auf das Portal zu, bereit hindurch zu treten. Aber wirklich passieren würde er erst nach Melanie um sicher zu gehen, dass sie auch ankommt.
Er registrierte eine Bewegung im Augenwinkel, sah aber nichts als er den Kopf in die Richtung drehte. Kurz runzelte er die Stirn und sah wieder auf das Portal.
Re: Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus
Verfasst: Sonntag 22. September 2024, 20:34
von Jakob von Nagall
Damit, dass Melanie ihn umarmte, hatte er als allerletztes gerechnet und so unvorbereitet hatten alle alten Verhaltensmuster leichtes Spiel. So enger Körperkontakt war für den Knappen unangenehm bis an die Grenze zur Unerträglichkeit. Iola bildete da eine Ausnahme und in gewissen Situationen auch Jarel, aber da hörte die Liste der Leute, die er so nah an sich heran ließ, ohne die Klingen mit ihnen zu kreuzen, auch schon auf. Etnsprechend hätte Melanie auch einen Baum umarmen können oder einen Menhir. Jakob zuckte nicht mal, er erstarrte einfach und spannte jeden Muskel, bereit sich freizumachen und fluchtartig das Feld zu räumen. Ihre Worte erreichten ihn fast nicht oder würden in einen Speicher sickern, den sein Hirn später bearbeitete. Dann ließ sie ihn endlich los und er wich tatsächlich erst einige Herzschläge später noch weiter zurück. So in die Ecke gedrängt, hätte Rilmitz auch direkt neben ihm auftauchen können, er hätte ihn nicht bemerkt und so entging ihm der Ritterbruder seines Ordens völlig.
Was ihm nicht entging, war das Schauspiel, welches Ion präsentierte. Allmäglich entspannte er sich genug, um zum einen dieses magische Kunstwerk bewundern zu können und zum anderen ein bisschen gekränkt zu sein, dass der Magus es als selbstverständlich zu nehmen schien, in seiner Sprache verabschiedet zu werden. Dabei hatte er freundliche sein wollen. Vermutlich auch das etwas, was den Elfen den Ruf einbrachte, arrogante Schnösel zu sein. Er beschloss, es nicht weiter zu werten und legte die Hände vor sich zusammen, um zu beobachten, wie Melanie und Avarion ins ferne Nowigrad zurück kehrten.
Re: Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus
Verfasst: Sonntag 22. September 2024, 21:32
von Melanie Johnston
Für Melanie war das alles aber nicht ungewöhnlich, dass die Leute etwas... abweisend reagierten, wenn sie sie selbst war. Die wenigsten kamen mit ihrer Art zurecht. Dafür war sie einfach zu direkt und zu ehrlich, in Kombination führte das oft zu Ablehnung. Dazu kam noch ihre Offenheit, die Jakob eben zu spüren bekam in kleinen Mengen. Wenn es ihre Welt gewesen wäre und sie mit Jakob so in einem geschlossenen Raum gewesen wäre, naja Iola hätte allen Grund gehabt eifersüchtig zu sein.
Hier lag sie Sache bekanntlich anders und nach allem was sie bisher so gehört hatte würde sie sich gehörig zügeln müssen um nicht jede Ecke und Fettnäpfchen mit zu nehmen. Das war aber etwas worüber sie sich später Gedanken machen musste. Jetzt war erst einmal das Portal wichtig. So schaute sie Ion bei seiner Beschwörung zu. Und das erste was sie dachte war... Poser. Nun das zweite war genau das Gleiche. Bei nochmaligem überdenken kam Sie zu dem Schluß das es vielleicht so sein musste in seiner Welt, ob nun wirklich zum Eindruck schinden oder weil es einfach so sein musste. Sie zuckte die Achseln und schaute ihm einfach weiter zu. Melanie dachte das so ein einfacher Zauber wie die Beschwörung eines Portal in ihrer Welt definitiv nicht so ein Brimborium gewesen war. Zauber im allgemeinen, egal wie eindrucksvoll das Ergebnis war, es war niemals so eine Show. Und sie hatte dabei zu gesehen wie ein Djinn 2 km² Wüste in eine Glasoberfläche verwandelt hatte. Sie hätte es vielleicht besser formulieren sollen.
Melanie verzog kurz einen Mundwinkel und sah dann dabei zu wie das Portal sich aufbaute. Das war durchaus von Vorteil zu sehen wohin es gehen würde, das sah zumindest nicht wie ein Fluss aus. Sie drehte sich also nochmal zu Jakob um um ihm zu winken. Dann ohne ein Zeichen von Furcht schritt sie mit ihrer Kiste und allem anderen Gepäck durch das Portal.
Re: Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus
Verfasst: Montag 23. September 2024, 09:08
von Orden der Flammenrose
Manchmal ergaben sich Fragen ganz von selbst. Als der Elf anfing zu zaubern, war der junge Ritter fasziniert und geschockt zugleich. Natürlich musste man so eine Zauberei immer sofort verhindern, aber so direkt gesehen hatte er noch keine, sodass er sich nicht rührte und kaum zu atmen wagte. Der Kreis, das Schimmern und Leuchten war alles ein bisschen viel. Dieses offensichtliche Portal wurde immer größer und imposanter. Hätte er das Wörtchen Poser gekannt, wäre es ihm wohl ebenfalls in den Sinn gekommen. So waren seine Gedanken doch ein wenig unfreundlicher. Aber er konnte hier doch nicht einfach so herumstehen.
Pieter Rilmitz kam hinter dem Baumstamm hervor und trat dazu. Tauchte tatsächlich einfach neben dem Knappen auf. Die Augen waren eh alle auf das Schauspiel gerichtet und gerade für Jakob das Geklimper eines Kettenhemdes ein völlig vertrautes Geräusch. Warum darauf achten. Eine junge Frau mit seltsamen Gepäck schritt wie selbstverständlich hindurch als würde sie einfach nur einen Torbogen passieren. „Heilige Scheiße und Flamme.“ Die Worte waren weder laut noch aggressiv, aber der Gemütszustand des Ritter könnte sich jeder Zeit ändern.
Re: Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus
Verfasst: Montag 23. September 2024, 09:58
von Avarion DeSpaire
Das Portal stand, ganz wie gewünscht mit viel TamTam. Und hätte Ion die Gedanken der anderen gehört, er hätte sie vielleicht darüber aufgeklärt, dass die Portalmagie in dieser Welt nicht seine war. Das er lieber den Weg zu Fuß ging und Schritt für Schritt einen Zauber aufbaute, als ihn aus dem Handgelenk zu schütteln. Vielleicht würde es irgendwann besser werden und auch diese Zauber könnte er ohne magischen Faden, Schrift und Wort wirken. Aber gerade in diesem Falle, wo er nicht alleine unterwegs war, musste es sicher und stabil sein. Und genau in dem Augenblick, als Der Ritter aus dem Schatten trat, war Ion sehr dankbar, das es genau so war. Denn kurz zuckte sein innerstes zusammen und wechselte in eine Welle aus Ablehnung und Kampf. Aber anders als die letzten Male griff der junge Ritter den Elfen nicht direkt an.
Ion atmete tief durch, drehte sich um und schritt ebenfalls durch das Portal. Streit war das letzte was er jetzt wollte und gebrauchen konnte. So gab es weder ein weiteres Wort seinerseits noch eine weitere Reaktion zu dem thalassisch oder ältere Reden wie es hier genannt wurde. Seine Gestalt wurde auf der anderen Seite weder durchsichtig noch verzerrt, es sah aus als ob man wirklich einfach nur durch einen Torbogen gehen musste. Dann verwirbelte das Bild und die andere Seite verschwand spurlos, als wäre sie nie da gewesen. Im Hof blieben Jakob und Pieter alleine zurück.
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Für Ion und Mel geht es hier weiter:
Von Nowigrad nach Wyzima | ein Zwischenspiel
Re: Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus
Verfasst: Montag 23. September 2024, 21:41
von Jakob von Nagall
Als Rilmitz neben Jakob fluchte, fuhr die Hand des Knappen an seine Seiten, wo natürlich kein Schwert hing und auch sonst keine Klinge zu finden war. Anders als Jarel hatte Jakob eben sein eigenes Verständnis von "unbewaffnet", gerade an einem Ort wie diesem. Aber er hatte noch zwei körpereigene Waffen dabei, die er nun reflexhaft hob, falls der Ritter irgendetwas Dummes tun wollte - aber er starrte nur und dann verwirbelte das Portal und die beiden Reisenden ware verschwunden. Jakob hatte dafür wieder so weit im Griff, dass er den Ritter mit dem Kelch der Flamme begrüßen konnte und ein bisschen Demut dem Höherrangigen gegenüber heucheln konnte. "Ser, zu Diensten. Aber erlaubt... ich denke nicht, dass Eure Anwesenheit hier für viel Zustimmung sorgen wird.", er sah sich nach dem Durchgang zum Hof um. Noch waren sie allein.
Re: Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus
Verfasst: Dienstag 24. September 2024, 08:50
von Orden der Flammenrose
„Während Deine erwünscht ist, was?“ Es war kein Schreien, aber auch kein normales Gespräch mehr. Der Ritter war aufgebracht. Unauffälligkeit war nun nicht mehr das um was er sich kümmerte. Auch vorher war es mehr ein Versehen gewesen. Ein ehrenhafter Ritter schleicht nicht! Soweit hatten sie ihn schon, während der neunmalkluge Wicht von einem Knappen hier herumsteht, sich beknuddel lässt und schlaue Sprüche klopft. Offenbar kooperiert er mit dem Feind: „DU, der sich zwischen Hexen, Elfen und Zauberern herumtreibt. Nachts aus dem Kloster schleicht. Im Sumpf herumtümmelt und willig einem Werwolf Rittervater nennt…. Ach nein, verzeiht der Herr. EINEM WORGENVERFLUCHTEN!“ Als ob es das besser machte. Mimimi.
„Aber MIR schlaue Ratschläge geben, der hier als Einziger noch klar denken kann! Zwischen all den Weibern und Monstern!“ Pieters Rechte schubste Jakob an dessen Schulter.
Re: Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus
Verfasst: Mittwoch 25. September 2024, 20:51
von Jakob von Nagall
Vor noch nicht allzu langer Zeit hätte Jakob keine Worte verschwendet, sondern Rilmitz eine linke Gerade mitten aufs Maul gezimmert. Impulsiv und nicht willens, mehr zu investieren als ein paar blutige Knöchel sowie die Aussicht auf Strafarbeit, die meistens mit Scheiße zusammenhing. Vor ein paar Wochen wären ihm die Konsequenzen egal gewesen, weil ihm die Meinung der Menschen um ihn herum in der Regel egal war. Jarel hatte ihn aus dem gröbsten Ärger immer wieder heraus geboxt und wirklich gedankt hatte er es ihm selten. Statt dessen hatte er den nächsten Bock geschossen, sich den Ärger seiner Lehrer und Mitschüler zugezogen und die Strafen abgesessen. Bis ein paar Dinge geschehen waren, die sein Muschelhaus angeknackt und sein Interesse an anderen Menschen geweckt hatte. Zuerst Henselt, später Iola und über allem wie eine Schatten Jarel. Der Mann, den Rilmitz jetzt so blumig denunzierte, zusammen mit den Frauen dieses Ordens und dem Magus, dem er Jarels Rettung mitverdankte.
Die linke Gerade war daher eine wirklich verlockende Option.
Doch dieser impulsive Teil Jakobs war leiser geworden, wenn auch nicht verstummt. Aber sein Gang durch das Ewige Feuer hatte etwas in ihm geändert, hatte einen Keim gesäht, der aufging und der seine Wurzeln in Zuversicht, Hoffnung und Glaube schlug. Ein Keim, der Jakobs Seele zum Frieden bringen würde, wenn er nur zum Baum würde wachsen können. Noch war er schwach und biegsam, sodass der Zorn über Pieter Rilmitz' Worte durchaus seine Klauen in die Eingeweide des Knappen schlug. Aber er war bereits standfest genug, zu verhindern, dass der Knappe direkt auf den Ritter los ging.
Aber er spannte sich gegen den Stoß, den Rilmitz führte, streckte die Schultern und die Brust und machte einen Schritt vor statt dem Stoß rückwärts zu folgen. Der Schritt brachte ihn auf eine für die meisten Menschen - Jakob eingeschlossen - als unangenehm empfundene Distanz von unter einer halben Armlänge. Provokation? Ja. Angriff? Noch nicht. Jakob sah den anderen Ritter offen an, die klaren, hellgrünen Augen nicht gesenkt, wie es seinem Stand wohl besser entspräche, sondern direkt den Blickkontakt suchend.
"ICH wurde vom Großmeister geschickt, eine Botschaft in dieses Kloster zu bringen. Und ja, ich nehme mir heraus zwei Leute zu verabschieden, die ich schätze. Und ja, ich nehme mir desweiteren heraus, meinen Rittervater zu ehren, wie ich es im Angesicht des Feuers geschworen habe. Wer außer der Ewigen Flamme selbst oder unser aller Herr der Hierarch, ihre Inkarnation auf Erden, sollte mich verurteilen... Ser?" Jakob wunderte sich selbst über die Ruhe seiner Stimme und die Kraft die darin lag. Auch wenn die Ruhe trügerisch war, denn die Spannung in seinem Körper, die Nähe, die er aufgebaut hatte - unterhalb der Schlagdistanz des Schwerts und auch unterhalb dessen sinnvollen Einsatzbereichs - waren genug Ausruck seiner eigenen Aggression. Nur hatte er sie besser am Zügel. Verwunderlich genug.
Re: Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus
Verfasst: Donnerstag 26. September 2024, 17:21
von Orden der Flammenrose
„Der Großmeister. Bah. Seine Exzellenz, die vor einer alten Hexe den Schwanz einzieht, statt die Hand zu erheben.“
Nein, Ritter Rilmitz trat keinen Schritt zurück. Wusste ebenfalls wie man die Brust vorstreckte und das Kinn hochschob um kräftiger zu wirken. Tatsächlich war er etwas größer als sein Gegenüber, wenn auch nur ein wenig, sodass Jakobs vollere Haarpracht bereits ausreichte, um die Differenz zu überbrücken. Pieters Kopf war beinahe kahl rasiert, nicht weil er es so wollte. Ein kleiner Dorn, der den Ritter traf. Man konnte das Knirschen seiner Zähne hören. Für Geraden oder gar Schwerter standen die beiden Herrn nun definitiv zu nahe beisammen, aber noch hielt auch innerlich brodelnde Ritter seine Hände brav bei sich. Für Disziplin und Selbstbeherrschung hatte sein Rittervater Garne penibel gesorgt. Doch jeder Muskel war angespannt. Da gaben sich die beiden jungen Herren nichts.
„Hat die Lehren vergessen wie DU. So ist es ist gefährlich sich Frauen anzuschließen, das die Blüte Dein Reinheit nicht welke. So ist es ist gefährlich, das Angesicht einer Frau zu sehr zu betrachten oder gar zu berühren.“ Oder sich knuddeln zu lassen, wie er eben. Rilmitz spuckte die Worte aus. Seine dunklen Augen funkelnden zurück, kalt und mit Genugtuung: „Beuge Deinen Nacken, Knappe. Morgen ist Dein Rittervater Asche.“
Re: Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus
Verfasst: Donnerstag 26. September 2024, 19:33
von Jarel Moore
Wie auf Kommando verstummte erst das sonore Geräusch von Holz auf Holz.
Dann öffnete sich die Tür und der erwähnte Rittervater trat aus dem Holzschuppen, blinzelte und wischte sich mit dem Handrücken über das völlig verschwitzte Gesicht.
Auch der Rest der dunkelhaarigen Person war sichtlich verschwitzt und verklebt.
Was auch der Grund war, warum er vor seine Arbeit unterbrochen hatte. Er hatte Durst. Brennenden, bohrenden Durst, den er bei seiner Arbeit so lange ignoriert hatte, bis ihm nun schwindlig geworden war.
Nun, da er sich orientiert hatte nahm er zwei Stimmen wahr. Beide aggressiv, die eine laut genug um selbst die Worte verstehen zu können. Rilmitz…
Sofort ging der gefallene Ritter mit weit ausholenden Schritten auf den Friedhain zu.
Der Durst musste warten.
Re: Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus
Verfasst: Freitag 27. September 2024, 05:55
von Jakob von Nagall
Der Knappe dachte nicht daran sich zu beugen. Rilmitz rührte an jenem Teil von ihm, der sehr jähzornig sein konnte und lenkte auch nicht ein. Der Ältere mochte per Definition der Ranghöhere sein, aber das stellte ihn nicht auch gleich in Jakobs Augen auf diese Position. Schon gar nicht, wenn er so dreckig daher schwafelte. Das löste im jungen Herzen den Wunsch aus, ihn herauszufordern, im ältesten Spiel seit es Männer gab.
"Ihr habt unserem Großmeister Respekt zu erweisen. Und Ihr werdet die ehrwürdige Mutter Varelia nicht beleidigen, Ser." Jakobs Stimme war immer noch deutlich ruhiger als die des Ritters, aber der Timbre ließ seine Wut ahnen. Rilmitz hatte in einem Atemzug zwei Menschen herabgesetzt, zu denen Jakob aufblickte.
Die stumpfe Sinnlosigkeit, mit der Rilmitz allerdings einen Teil der Schriften zitierte, ungeachtet der für Jakob nach Legasthenie klingenden Satzstellung, ließ diesen fast schon wieder lachen. Es wurde ein finsteres Schmunzeln daraus, das den Anderen offen verspotten wollte. Nein, er würde sich nicht beugen. Nicht vor diesem Würstchen. Diese Zeiten waren vorbei, fort gewaschen von seinem eigenen Tod und der reinigenden Kraft des Feuers. Ein Feuer, das nun in seiner Mitte loderte und in seinen Augen, die Rilmitz' Blick weiter fixierten.
"Es steht ebenso geschrieben: Wir sind alle ermahnt, Eifersüchteleien, Mißgunst, Neid, Murren und Herabsetzung zu meiden wie die Pest. Noch ist mein Rittervater weder verurteilt noch verbrannt, also hütet Eure Zunge, Ser, denn das Urteil liegt nicht in Eurer Hand. Aber Eure Gedanken, Worte und Taten zeichnen Eure Seele und am Ende wird das Feuer richten. Über Euch, wie über mich oder Jarel." Er hatte keine Ahnung, woher er den Mut nahm. Rilmitz könnte ihn mit einem Handstreich vom Angesicht des Ordens wischen. Niemand brauchte einen aufmüpfigen Knappen und Jakob hatte keinen Zeugen, dass nicht er der Aggressor gewesen war. Aber er konnte und wollte nicht nachgeben, weil er wusste, dass er im Recht war. Er wusste einfach, dass der Wille der Flamme ein anderer war.
Re: Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus
Verfasst: Sonntag 29. September 2024, 21:17
von Orden der Flammenrose
„Meine Zunge wird vor dem Rat sprechen, Knappe.“ Wie schön er dieses Wort ausspucken konnte. Der Ritter verringerte die Distanz zwischen ihnen ein weiteres Mal, sodass sie fast mit den Nasen zusammen stießen. „Jemand, der nicht verblendet ist vom Hexenwerk hier und jemand, der seinen Platz in der vom Feuer gewollten Ordnung kennt, muss berichten was heute Nacht in diesen Mauern passiert ist. Und das bist nicht Du!“ Um seine Missbilligung auszudrücken spukte Rilmitz dem Knappen ins Gesicht. Zum Glück stand er nahe genug, denn sonderlich weit flog seine ritterliche Spuke nicht, sodass sie an Jakobs Wange hängen blieb. Wettkämpfe in Weitspucken waren nun mal nicht an der Tagesordnung im Kloster. Wäre er mal Pirat geworden.
Jakobs innere Ruhe beschwerte ihm einen bitterbösen Blick, bevor der kaum ein Jahr ältere Ritter den Knappen einfach stehen ließ. Kurz musste er sich orientieren, um den echten Ausgang des Tempels zu finden. Den ankommenden Ritter Moore konnte er auf seinem Weg gar nicht verfehlen. Wie passend. Pieters Wut kochte noch mehr in ihm hoch, aber er hatte auch genügend Geschichten über diesen Ritter gehört, dass er sich nicht mit ihm anlegen wollte. Er musste ja nur warten. „Wir sehen uns morgen, Ser… Worgen.“ Den Reim bemerkte er und kotze innerlich darüber. Das entsprach nicht dem Bild, das er geben wollte. So blieb ihm nur mürrisch davon zu stapfen, sollte ihn keiner aufhalten.
Re: Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus
Verfasst: Sonntag 29. September 2024, 21:37
von Jarel Moore
Jarel zog eine Augenbraue hoch. Nicht wegen der Bezeichnung als Worg – das war eine Tatsache, keine Beleidigung – sondern weil Rilmitz reimte.
Sollte das ein Reimduell werden?
Jakob hatte er bespuckt und allein dafür hätte er seinen ehemaligen Ritterbruder am liebsten grün und blau geprügelt, aber wie würde sich das auf den Prozess morgen auswirken?
Und auch wenn er auf die beabsichtige Provokation antwortete: Es konnte nur schief gehen.
In seinem in Watte gepacktem Gehirn spukten zwar diverse Antworten herum, die teilweise mit tierischen Ausscheidungen, erkrankten Hautregionen und vom Glauben abgefallenen zu tun hatten, doch keiner der Reime schaffte es über seine Lippen.
Kurz überlegte er, sich spöttisch zu verbeugen und mit dem Kelch zu grüßen, doch selbst Spott war ihm für Pieter zu wertvoll.
Stattdessen ignorierte er ihn und ging zu seinem Knappen, wollte diesem die Hand auf die Schulter legen und ihn nach seinem Befinden fragen.
Den Drang, ein Tuch aus der Tasche zu zaubern und den Rotz wegzuwischen wiederstand er ebenso wie dem anderen Ritter Beleidigungen an den Kopf zu werfen.
Bemuttert werden war nun das letzte, was Jakob brauchte. Selbst die Hand auf der Schulter konnte schon zu viel sein.
Re: Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus
Verfasst: Montag 30. September 2024, 20:29
von Jakob von Nagall
Früher wäre die Erinnerung an seinen Status Reizwort genug gewesen.
Früher hätte jedes Wort gereicht, Jakobs Zorn zu zünden.
Früher hätte er seine Faust in Rilmitz Niere oder Magen vergraben, kaum das die Spucke geflogen war.
Früher...
Jakob drehte lediglich im Reflex ganz leicht den Kopf, sodass der Rotz des Ritters seine Wange traf und nicht mittig im Gesicht landete. Die Anstrengung, die es brauchte, darauf nicht handgreiflich zu reagieren, sah man im Mahlen der hart gespannten Kiefer und an den geballten Fäusten zu seinen Seiten. Und einen Moment lang brauchte diese Beherrschung alle Energie auf, sodass er schwieg und Rilmitz nur weiter anstarrte, bis dieser sich anwandte und prompt in Jarel hinein lief.
Jakob stand bebend wie Rilmitz ihn verlassen hatte, bis Jarels Hand sich auf seine Schulter legte. Es war, als breche ein Bann. Er wandt sich unter dieser Hand heraus, wischte mit dem Ärmel den Geifer von der Wange und stapfte ein Stück in den Hain hinein. Mit einem wütenden Aufschrei hieb er eine Faust gegen den nächstbesten Baum, nur ließ dieser sich kaum beeindrucken und der Treffer war eher ein k.o. für die Hand. Immerhin aus Gewohnheit die Linke, denn in der Rechten befand sich noch immer die Phiole mit dem wertvollen Medikament. Diese blieb heile, aber die Hand hatte deutlich geknirscht. Was Jakob in der ersten Aufwallung des zurück gehaltenen Zorns gar nicht zu bemerken schien. Das kannte Jarel bereits. Der Jüngere konnte sehr selbstzerstörerisch sein, wenn man ihm keinen Einhalt gebot.
"Wieso darf diese Arschgeburt vor dem Rat sprechen, während ich nicht mal zuhören darf?!", begehrte er auf, war aber dann doch klug genug, dem Baum nicht noch eine zu verpassen. "Er wird lügen. Jedes Wort wird eine Lüge sein, nur um dich auf den Scheiterhaufen zu bringen." Er war so unendlich wütend und so verzweifelt.
Re: Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus
Verfasst: Montag 30. September 2024, 21:09
von Jarel Moore
Jarel nickte.
„Er wird lügen.“, stimmte er seinem Knappen zu und betrachtete dessen lädierte Hand.
Mit einer Kopfbewegung deutete er dem Jungen ihm zum Brunnen zu folgen. Der Durst brachte ihn fast um den Verstand.
Am Brunnen zog er einen Eimer frisches Wasser hoch, setzte ohne Umschweife den ganzen Eimer an und trank, während er die Hälfte des Wassers über seinen Oberkörper schüttete. Allem Anschein nach beabsichtigt, den als er fertig getrunken hatte kippte er sich den Rest auch noch über den Kopf um gleich danach einen zweiten Eimer hochzuholen.
„Hand da rein.“, kommandierte er, stellte den Eimer vor Jakob und strich sich die nassen Haare nach hinten.
„Er wird lügen. Er und einige andere mit ihm. Während meiner Arbeit als Klingenmeister habe ich so manchem Bruder auf die Füße getreten. Im schlimmsten Fall verschwören sie sich bei den Aussagen… Wir wissen beide, wie es enden wird.“, erklärte Jarel unaufgeregt. Abgefunden hatte er sich damit nicht, aber wie er da raus kam wusste er ebensowenig. Und um darüber nachzudenken war ihm zu übel.
Der gefallene Ritter atmete tief durch und deutete auf den Schuppen.
„Ich wollte etwas schaffen was bleibt, aber die Zeit ist zu knapp. Und meine Hände zittern. Apropos…“
Jarel grinst Jakob an. Sein Junge war ihm wirklich sehr, sehr ähnlich. Vielleicht war ER das, was er hinterlassen würde.
„…was macht deine Hand?“
Re: Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus
Verfasst: Dienstag 1. Oktober 2024, 20:02
von Jakob von Nagall
Nach einem kurzen Moment des Zögerns, in dem es aussah, als würde Jakob dem Baum noch eine Gerade verpassen wollen, folgte er schließlich doch seinem Rittervater aus dem Friedhain und über den Hof. Einmal um den Tempel herum und zum Garten mit dem Brunnen. Die Bewegung ließ den Hormonspiegel wieder auf ein normales Level fallen und damit kam der Schmerz. Während Jarel trank und sich dabei halb duschte, übte sich Jakob in Schadensanalyse. Vorsichtig bewegte er die Finger. Unangenehm, aber nicht unmöglich. Die Haut über allen vier Knöcheln war aufgesprungen und am Handrücken färbte sich die Haut bereits blau. Als Jarel ihm den Eimer hinstellte, sah er diesen schief an und reichte seinerseits endlich die Phiole an den Ritter. "Einnehmen." Einsilbige Befehle konnte er auch. Dann ging er in die Hocke und tauchte die Hand ins Wasser, obwohl es vielleicht nicht so schlau war, offene Stellen in Brunnenwasser zu tauchen. Seit er hier gestrandet war, musste sein Immunsystem so einiges leisten. Er würde es überleben.
"Hör auf zu reden, als wäre alles schon beschlossene Sache.", murrte der Knappe. Ihn machte diese Situation fertig und das Jarel so gleichmütig damit umging, war schwer zu akzeptieren. Der Zwiespalt in Jakob hätte tiefer nicht sein können. Auf der einen Seite wusste er nun, dass das Ewige Feuer jede Seele auffing, egal wie diese aussah. Sie empfing, löste alles, was das Leben beinhaltet hatte vom sterblichen Leib, ließ es vorüber gleiten und vergehen. Sie reinigte und führte das saubere Konstrukt weiter. Nur dass er nicht weiter gekommen war - er war zurück geworfen worden, weil es noch Dinge zu erledigen gab. Vielleicht weil das Feuer beschlossen hatte, dass der eingeschlagene Weg seiner Jünger nicht der richtige war. Auf der anderen Seite war da ein junger Mann, der im Begriff war, den einzigen Menschen zu verlieren, der ihm je wirklich Halt und Richtung gegeben hatte. Den er liebte und den er noch lange an seiner Seite haben wollte. Und den eben jene Jünger zu ihrem Gott schicken wollten, der das vermutlich nicht einmal gut hieß.
Die Hand. "Bewegt sich noch alles.", erwiderte er und drückte mit dem Daumen der Rechten auf dem sich bildenden Bluterguss herum.
Er brauchte einen Themenwechsel, sonst würde er noch in ein tiefes, schwarzes Loch fallen. "Was treibst du denn da?" Mit dem Kinn wies er in Richtung Schuppen. Eigentlich sollte er längst wieder auf dem Weg ins Kloster sein, aber die Zeit mit Jarel war ihm den Rüffel von CvT wert.