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Re: Der Tempel des Ewigen Feuers | Lothars Büro

Verfasst: Montag 7. April 2025, 21:59
von Lothar von Tretogor
Quinte, nicht Terz. In der Tat. Der Großmeister wiederholte diese Strophe noch einmal, konzentrierter. Die Augen halb geschlossen, legte er eine ganze Portion Gefühl in die Musik wie sonst nur einer motivierenden Rede vor der Schlacht. Seine Elise gehorchte und man musste schon ein gefühlloser Holzklotz sein, damit einem die Melodie völlig kalt ließ.
Lothar endete, ließ die Töne verklingen und brauchte selbst noch ein paar Momente bis er sich wieder rührte. Hörbar atmete er ein. „Sieh sie Dir an, Nagall, meine treuen Streiter.“ Ein Schmunzeln. Er brauchte sich nicht zu wundern, dass ihm der Gehorsam im Orden aus den Finger glitt, wenn selbst die, von denen er sich mehr erhoffte das Protokoll schleifen ließen. Na ja, was soll’s. Der Großmeister erhob sich und kam hinter seiner Harfe vor.
„Wollt Ihr es euch gemütlich machen?“ Seine Hand deutete einladend auf die lockere Sitzecke in seinem Büro. „Jakob, sei so gut: nimm aus der Kommode dort Becher und Traubensaft. Für mich einen Cognac. Deine Wahl sei Dir überlassen.“ Er würde schon etwas darin finden, was dem jungen Herrn munden würde.

Re: Der Tempel des Ewigen Feuers | Lothars Büro

Verfasst: Montag 21. April 2025, 13:32
von Liam von Alensbach
Liam lauschte den Klängen der Harfe, geduldig und abwartend. Eile verspürte er keine und das Bad zuvor hatte zur Entspannung beigetragen. Es brauchte damit auch keine zweite Einladung von Lothar, als dieser zur Sitzecke deutete. "Sicher." entgegnete von Alensbach, während er sich rührte, um auf die angebotenen Sitzgelegenheiten zuzutreten. Das würde vermutlich ein interessanter Abend werden, schätzte er die Situation ein.

Re: Der Tempel des Ewigen Feuers | Lothars Büro

Verfasst: Montag 21. April 2025, 14:24
von Jarel Moore
Eine Spur steif blieb Jarel an der Wand stehen. Es sich in dieser Situation gemütlich zu machen kam ihm nicht in den Sinn. In Gedanken hing er noch der Anrede Bernards nach und begriff erst Sekunden später, dass Jakob Lothar frech und frontal ins Gesicht korrigierte.
Bei Lothars Vorgänger hätte ihm diese Dreistigkeit mindestens eine Woche Latrinendienst eingebracht. Oder schlimmeres.
‚Klingenmeister‘. Der Stich bei dieser Anrede hatte ihn erstaunlich heiß und erstaunlich tief getroffen, doch nach außen hin zeigte er keinerlei Reaktion. Zumindest bildete er sich das ein.
Als Lothar jedoch Jakob anwies die Getränke zu servieren war die Reaktion des Schattenläufers durchaus sichtbar.
Die Lippen der ehemaligen Leibwache bildeten einen dünnen Strich, er lehnte sich so weit zurück als wolle er mit der Wand verschmelzen und er verschränkte abgrenzend sie Arme.
Cognac. Im Gegensatz zu Liam, der wirkte als könne ihn so gar nichts erschüttern, war Jarel spätestens jetzt angespannt. Den ganzen Tag hatte er dieses Drängen mittels seiner Arbeit in sich klein halten können, doch jetzt fixierten die dunklen Augen die Flasche, die Jakob aus der Kommode fischte eine Spur zu lang. Fast schon hektisch schlug er den Blick nieder.
Die entspannte Stimmung im Raum stieß bei ihm an seine Grenzen.

Re: Der Tempel des Ewigen Feuers | Lothars Büro

Verfasst: Sonntag 27. April 2025, 08:22
von Jakob von Nagall
Mit der Geschmeidigkeit der Jugend zog Jakob die Beine unter sich und kam flink auf die Füße, ohne die Hände zu brauchen. Sein Blick streifte kurz Jarel, bevor er zum Schrank ging, um Lothars Anweisung auszuführen. Fast hätte er diesen gebeten, einfach eine Runde Traubensaft für alle schmeißen zu dürfen, aber diesmal hielt er standesgemäß die Klappe und machte, was man ihm gesagt hatte. Für sich selbst schenkte er nichts ein. Er verspürte weder Durst noch Hunger - der Knoten in seiner Kehle hatte Ausläufer in seinen Magen. Er wollte nicht abreisen. Er wollte...
Einmal durchatmen. Seine Bewegungen war schon wieder zum Stocken gekommen und nun riss er sich zusammen, stellte Gläser auf ein Tablett und füllte sie: zweimal Saft, einmal Cognac. Der Alkoholgeruch stieg ihm in die Nase und erinnerte ihn an sein eigenes, kleines Abenteuer mit diesem Gift. Zusammen mit dem süßlichen Geruch der Trauben wurde ihm fast schlechte und er beeilte sich, die Fracht zu den "treuen Streitern" zu bringen, wie Lothar sie genannt hatte. Diesem reichte er zuerst sein Glas, dann erst ging er zu Liam und Jarel.
Seine hellen Augen hefteten sich einen Moment lang an die Dunklen des Schattenläufers, die Sicherheit darin ein Versprechen an den Älteren Mann. Jakob würde immer da sein, so lange er konnte. Niemals wanken.
Ein kaum sichtbares Nicken, dann drückte er Jarel das Glas in die Hand und brachte das Tablett weg. Nur wohin sich selbst nun setzen? Oder stehen bleiben? Kurz zog es ihn zum Fenster, wo er einen Blick auf den mit Fackeln erhellten Hof warf. Wyzima und das Kloster selbst würde er nicht vermissen, aber einige der Menschen darin. Sogar seine Kammergenossen, so ruppig ihr Start auch gewesen sein mochte - sie hatten sich zusammen gerauft. Seine tapferen Streiter, die mit ihm am nächsten Morgen noch in die Schlacht von Noten und Melodien ziehen mussten. Der nächste Blick traf die Harfe. Wie gut es wäre, sie als Begleitung dabei zu haben. Quasi als Anführerin.
Er schüttelte die Gedanken ab, ging eilig zu den Rittern und blieb schließlich halb neben, halb hinter Liam stehen, wie er es von den anderen Knappen kannte, wenn diese ihre Rittern bei Festessen begleiteten. Das erschien ihm nun als die richtige Variante. Sein Platz war bis auf Weiteres nun der bei von Alensbach und es war Zeit, sich wieder wie ein Knappe zu benehmen. Also verschränkte er die Hände vor sich und wartete ab.

Re: Der Tempel des Ewigen Feuers | Lothars Büro

Verfasst: Montag 28. April 2025, 08:48
von Lothar von Tretogor
Lothar nahm sein Getränk entgegen und schien lange darüber nachzudenken, ob er sich setzen soll oder nicht. Es wussten alle, dass er beim Reden doch lieber herumlief, aber dann fiel sein Blick auf den stehenden Schattenläufer, der sich gerade alle Mühe gab ein Schattensteher zu werden. Etwas was der heimliche Herrscher Wyzimas jetzt nicht brauchen konnte.

„VERDAMMT MOORE! Glaubst Du ich hol Dich hier her, damit Du Deinen Arsch in der Wand versenken kannst?“ Liam kannte Lothars verärgerte Befehlsstimme wohl am Besten: wenn man sich gerade so wieder aus dem Dreck gekämpft hatte und nun seinen Unmut über die mangelnde Disziplin kundtat. Der im Herzen immer noch Offizier schloss energisch den Abstand zwischen sich und Jarel, um dicht vor ihm stehen zu bleiben und erinnerte so vielleicht daran, aus welchen Gründen man ihn auf diese Position gewählt hatte. Beinahe Nase an Nase richtete Lothar seine dunkelblauen Augen auf Jarels. „Ich habe getan, was Du wolltest. Meine Hände für Dich ins Feuer gehalten. Dein Leben gerettet. Die Stabilität des Ordens riskiert. Dir eine Auszeit gegeben. Deinen Jungen so gut es ging heraus gehalten und dafür gesorgt, dass sein Weg im Orden weiter gehen kann. - Und nun bewegst deinen Arsch flott in diese Richtung und bettest ihn auf den weichen Kissen. Verstanden?“ Lothar erwartete wohl, dass sein ehemaliger Klingenmeister sein Alkoholproblem im Griff hatte. Für Trübsal blasen hatte man gerade keine Zeit. „Die Flamme hat uns zusammengeführt und es gibt viel zu tun, meine Herrn.“

Schließlich wählte er doch einen einzelnen Sessel, genoss einen Schluck und wartete darauf bis sich auch der Rest setzte. Der Knappe wollte Knappendinge tun, wofür er von Lothar nur einen wissenden Blick bekam. Noch ein bisschen verstecken. Aber würde Lothar einen Knappen in Jakob sehen, hätte er ihn nicht eingeladen.