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Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Mittwoch 26. Februar 2025, 09:55
von Francis Rose
So gut es ging hörte Francis Valjan zu, denn ganz Frau hatte sie ihre Aufmerksamkeit auf so ziemlich alles. Das der Schneider mehr als nur ein Schneider war, wusste sie. Was genau er machte interessierte sie brennend, aber darüber schwieg er sich beharrlich aus und Valjan redete auch um den heißen Brei herum. "Uhhh. Als Berater also. Das klingt sehr spannend und wichtig." Sie drückte seinen Arm sanft, was zum Ausdruck brachte wie aufregend sie das ganze fand. Als gewöhnliche Frau bekam man selten Einblick in die oberen Schichten und nun bewegten sich gleich mehrere ihrer Freunde darin. "Darfst du erzählen worum es ging?" hakte sie nach und schenkte ihm nun ihre volle Aufmerksamkeit. Aber Valjan hatte bereits das Thema gewechselt und es schien bereits, dass er nicht weiter darüber zu reden gedachte.
"Die Arbeit im Krankenhaus macht mir tatsächlich Spaß. Es ist etwas ganz anderes als im Bordell. Und doch bin ich froh, dass ich meine fachlichen Dienste weiter ausüben darf. Auch wenn noch nicht sehr viele Kunden, die ich im Bordell massiert habe, den Weg ins Krankenhaus gesucht haben. Als ob sie eine gewisse Scheu haben, weil es ja nun ein Krankenhaus ist." Sie seufzte und senkte ihre Stimme leicht. Das folgende mussten ja nicht alle aus der Straße mithören. "Und mir fehlt tatsächlich ein wenig der Sex. Aktuell lege ich viel zu oft Hand an." Noch einmal seufzte sie, bevor sie den Blick wieder auf die Straße wand.
"Was die Verkleidung angeht. So benutzen die Schausteller tatsächlich Haare, die ganz fein vom Kopfhaar abgeschnitten wurden und dann mit etwas ins Gesicht geklebt wurden." Ihr Blick glitt über die glatten Wangen des Feldwebel. "Aber ich werde mich schlau machen, wie das genau funktioniert und dann machen wir aus dir einen Mann, der morgens wirklich etwas im Gesicht hat, das er weg rasieren kann." Hinter vorgehaltener Hand lachte sie leise und sah das Haus des Bäckers näher kommen.
Auch musste sie kichern, als die Idee mit dem Kuchen so gut aufgenommen wurde. "Sehr gerne. Wann bist du denn morgen in der Wache, nicht das ich umsonst komme und mein Liebster ist gar nicht da."

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Donnerstag 27. Februar 2025, 09:50
von Valjan Novka
„Nein, eher nicht.“ Bedauernd. Dazu ob man erzählen darf worum es ging. „Zum Einen möchte ich Dich schützen, wie Du Dir denken kannst und…“ Seine Finger tätschelten ihre Hand auf dem Arm: „…zum Anderen möchte Ser DeSpaire vielleicht selbst mit Dir reden. Ihr… kennt euch doch besser, oder?“ Hatte sie nicht von seinen Liebhaberfähigkeiten geschwärmt? Der Blick auf sie lässt sich zumindest so deuten, dass so ein besser gemeint ist. „Oder… leiht Dir eine Hand.“ Der Feldwebel musste sich entschuldigend räuspern. Was für eine Situation. Sie gaben hier das schwärmende Pärchen, während man offen über Sex mit Anderen redete. Valjan bezweifelte nicht, dass Francis jemanden finden würde, wenn sie es darauf anlegte. Aber das wusste sie alles selbst. „Bitte sag mir, wenn ich etwas falsch verstehe. Aber ich bin mir sicher, Du weiß, was Du tust.“ Gerade von Sex hatte sie mehr Ahnung.

„Glaubst Du denn mir steht ein Bart?“ Wechselte Valjan, aber dann doch lieber das Thema. „Irgendwie haben sich alle daran gewöhnt.“ Und vielleicht war es auch besser sie nicht zu sehr zu täuschen. Wie Schura. Der fühlte sich ertappt, weil er nichts gemerkt hatte und schließlich selbst als der ‚Dumme’. Im Sinne von hätte er ja selbst sehen können. Aber irgendeine Strategie wird sie sich einfallen lassen müssen. Die Zeit war nicht mit ihr, auch wenn Plan B schon bereit lag.

Lieber Unverfänglicheres wie Kuchen. „Morgen Nachmittag?“ Dann wäre Vormittags genug Zeit für Kästchen und den Elternbesuch, die wollten auch wissen wie das Geisterhaus ausgegangen ist.

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Samstag 1. März 2025, 17:05
von Francis Rose
Francis musste lachen und hielt sich wieder ganz vornehm die Hand vor den Mund. Auch musste sie sich kurz durch den Augenwinkel wischen, als würden dort Tränen stehen. "Ja. Ich weiß was ich tun muss." sagte sie und riss sich danach wieder etwas mehr zusammen. Es sah doch wirklich so aus, als hätte der junge schneidige Feldwebel einen wirklich guten Witz gemacht. "Und doch ist es etwas anderes. Der Schneider und ich teilen diese spezielle Leidenschaft nicht mehr. Aus verschiedenen Gründen. Aber was schwätze ich. Als gestandener Mann weißt du wovon ich rede." Einer anderen Wache, die vorbei kam nickte sie höflich zu.
Es war so Schade und doch verstand sie jedes einzelne Argument des Schneiders sehr gut. An erster Stelle stand die bestehende Ehe mit seiner Frau. Dann wollte er sie nicht der Rassenfeindlichkeit aussetzen, die er viel zu oft spürte. Ihre unterschiedliche Lebenserwartung war ein Hindernis. Während sie altern und sterben würde, lebte er noch viele hunderte Jahre. Oder hatte er sogar tausend gesagt. Sie wusste es nicht mehr. Und zu guter Letzt. Er wollte keine Kinder zeugen. Die Gedanken holten sie zumindest wieder in die Realität zurück und dämpften ihren Heiterkeitsausbruch auf ein anständiges Maß.
"Ob dir ein Bart steht?" fragte sie nach und betrachtete die viel zu glatten Gesichtszüge. "Gut vorstellen kann ich es mir. Männer mit Bart, nicht alle, wirken stark und so erwachsen." fing sie ein wenig an zu schwärmen. "Nicht die, die hingehen und mehr Pflege in den eigenen Bart investieren, als eine Frau. Die sind mir Suspekt." Dann sah sie Valjan noch einmal an und nickte. "Ja. Ich glaube ein Bart würde die stehen." Sie legte den Zeigefinger auf ihre Oberlippe. "Vielleicht ein Schnurbart oder wie der Schneider ein Ziegenbart."
Vor der Tür zum Bäcker blieb sie stehen und reichte Valjan die Einkäufe aus dem letzten Geschäft. "Würdest du das kurz für mich halten?" fragte sie und drückte ihm die Sachen schon in den Arm. "Morgen Nachmittag ist mir recht. Zur dritten Stunde? Dann kann ich mir noch die Haare schön machen."

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Montag 3. März 2025, 13:12
von Valjan Novka
Auch der Feldwebel bemerkte die andere Wache: den Gefreiten Schnappnikk. Der war alleine unterwegs. Das sollte er nicht, aber wie üblich hatte er wohl mal wieder den Anschluss verloren. Der Herr konnte seine Augen überall haben, dabei fiel ihm das ein oder andere Detail auf, das andere übersahen, aber führte auch dazu, dass er die wesentlichen Dinge wie: ‚Wohin ist meine Truppe?‘ nicht immer mitbekam. Valjans Blick traf ihn deshalb leicht fragend, aber dieser Hinweis eines Vorgesetzten half wohl, dass Schnappnikk sich erinnerte, wohin er musste. Denn seine Schritte wurden nach einem knappen Salut schneller.

„Stark und Erwachsen?“ Valjan musste grinsen. „Weiß nicht, ob das zu mir passt.“ Dass man ihn regelmäßig unterschätzte oder nun im Rang eines Feldwebels viel darüber nachdachte wo seine eigentlichen Fähigkeiten lagen, gefiel ihm eigentlich ganz gut. Das Unbekannte konnte man leicht fürchten und wer ihn nicht ernst nahm, nahm ihn auch nicht wahr. So ein wenig hatte er sich schon daran gewöhnt, weshalb er sich mit dem Bart noch unsicher war, ob es eine gute Idee war. Neben dem offensichtlichen Vorsatz zu täuschen. „In den Schauspielen haben immer die Bösen einen Ziegenbart“, lachte Valjan. Damit konnte er sich vielleicht mehr anfreunden. Er hatte länger niemanden mehr verhört und dabei subtil Angst gemacht.

Bei Francis hingegen war es anders: die Arme und Hände waren schon bereit, bevor ihre Frage nach dem Halten zu ende gesprochen war. „Morgen zur Dritten, ich… weiß noch nicht was ich mit meinen Haaren mache. Deine stehen Dir immer, auch mit dem strengen, aber dafür praktischen Zopf.“ Hatte er selbst lange bis einem bestimmten Tag so getragen.

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Montag 10. März 2025, 10:13
von Francis Rose
Francis lächelte kurz und verschwand im Inneren des Hauses. Die Besorgung dauerte nicht sehr lange und schon wenige Minuten später trat sie mit einem eingeschlagenen Leib Brot wieder auf die Straße. Da der gute Feldwebel noch ihre ersten Einkäufe trug, konnte sie das Brot erst sicher verstauen, bevor sie ihm die Last wieder ab nahm. "Vielen Dank der Herr." sagte sie liebevoll und strich Valjan dann eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Männer kümmern sich meistens nicht so sehr um ihre Haare, es sei denn sie sind eitel. Bei der Wache habe ich noch nicht viele gesehen, die sie übermäßig pflegen. Das ändert sich tatsächlich um so höher der erreichte Rang ist."
Die Haarsträhne viel direkt wieder zurück ins Gesicht und Francis lächelte etwas freier. "Vielleicht solltest du sie dir aber ein wenig schneiden lassen. Nicht das sie zu lang werden und du am Ende wie eine Frau aussiehst." scherzte sie, was leider einen bitteren und gefährlichen Hintergrund hatte.
Bepackt mit den Einkäufen sah sie Valjan einen Moment lang schweigend an, ließ ihre Augen über das Gesicht gleiten, als präge sie sich jede Kleinigkeit davon ein. Bevor sie sich wieder einen Ruck gab um weiter zu sprechen. "Vielen Dank für den Begleitschutz. Ich habe dich schon viel zu lange von der Arbeit abgehalten. Ich habe nun alles und werde zum Krankenhaus zurück kehren." Sie knickste leicht und senkte vornehm den Blick dabei. Dann sah sie ihn wieder an und etwas funkelte in ihren Augen. Schalk vielleicht? "Ich freue mich sehr auf morgen. Ist dir die liebe Krankenschwester lieber oder die erfahrene ehemalige Sexarbeiterin?" Das Wort Krankenschwester hatte sie als Spaß kreiert und keine Ahnung davon, dass sie damit genau den Punkt getroffen hatte. Nun war nur noch zu klären, wie Valjan sie am liebsten in Empfang nehmen wollte. Denn in Verlegenheit bringen wollte Francis den Feldwebel auch nicht.

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Dienstag 11. März 2025, 10:29
von Valjan Novka
Für einem Moment wollte Valjan anmerken, dass es auch Männer gäbe, die sich um ihre Kopfbehaarung kümmerten, wie Schura, Jarel oder auch Slava, aber dann fiel ihr ein, dass die auch alle an Männern interessiert waren und damit vielleicht genau in dieses ‚Suspekt‘ fallen könnten, das Francis vorhin erwähnt hatte. Wenn Schura sie beide so sehen würde, wüsste sie schon wo er lieber hinsah. Deshalb lieber nichts sagen. Sie verschwand eh beim Bäcker. Die Wiskieak kauften Bäckereien auf. Brot, Grundnahrungsmittel. Aber bevor der Feldwebel länger diesem Gedanken nachhängen konnte, kam Francis auch schon wieder zurück und verpackte ihre Sachen. Valjan funktionierte dabei. Diesmal nicht in einer Gefahrensituation, sondern als Gepäckträger und -halter bis sie alle verstaut hatte.

Die Strähne fiel zwar zurück an ihren Platz, aber es war trotzdem ein schönes Gefühl, wie sie mit ihrem Fingern das Gesicht berührte. Die Haare schneiden lassen? „Manchmal hab ich nichts dagegen“, wie eine Frau auszusehen. Die Worten kamen sehr leise und Valjan beugte sich weit zu ihr. „Niemand erwartet einen Ermittler unter einem… Häubchen.“ Ein verschwörerisches Grinsen, was genauso gedeutet werden könnte, als hätte er etwas unsittliches gesagt, bevor er sich wieder etwas von ihr entfernte.

„Komm so wie Du Dich wohl fühlst, Francis. Reden werden sie eh lieber über meine… Nutten.“ Entschuldigend im Ton gegenüber ihrer ehemaligen Profession. Aber der Großteil der Kollegen war nicht sehr respektvoll in seiner Wortwohl und der andere Teil, sagte lieber nichts dazu. Wie Gefreiter Arnvüld, der heimlich darüber schmunzelte, dass aus dem kleinen Korporal noch ein Mann wurde.
„Richte bitte meinem Hund aus…“ Vanja war ja noch im Krankenhaus, aber sie würde den Weg alleine finden. „…dass wir uns dann heute Abend Zuhause in der kleinen Wohnung treffen. Es gibt Pizza.“ Ja, offenbar ging Valjan davon aus, dass die Hündin jedes Wort verstehen würde. „Ansonsten wird sie mich in der Stadt schon finden, falls sie eher gehen will.“ Oder der Doktor sie rauswirft.

Noch einmal suchte er ihren Augenkontakt, bevor sie gehen würde und beugte sich langsam zu ihr, um sie zum Abschied zu küssen. Das machten Männer so, oder?

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Mittwoch 12. März 2025, 19:19
von Francis Rose
Francis musste lachen, mehr als einmal. Sie mochte den kleinen Feldwebel sehr. Mit vielen Dingen hatte Valjan recht. Niemand würde die Wahrheit bei ihm erwarten, egal welche. "Wahrscheinlich hast du recht." Auch hier, was den Ermittler anging, als auch, das was sie an Kleidung wählen würde. Die meisten Menschen in dieser Stadt wussten um ihre Vergangenheit. Das war eh faszinierend. Auch wenn die Männer selber nicht Kunden waren, wussten sie wer Hure war und wer nicht und entsprechend gab es Kommentare und dumme Sprüche und latent über griffiges Verhalten. Das hieß ein Klaps auf dem Po hier, eine Umarmung mehr als gewünscht und selten gab es den ungefragten Kuss. Bei Valjan akzeptierte sie diesen nicht nur, sie suchte mit ihren Lippen seine und erwiderte den Kuss leicht. Nicht sehr lange, dann senkte sie den Blick wieder und trat verlegen zurück.
Die Anweisung bezüglich Vanja quittierte Francis mit einem leicht Verständnislosen Blick. "Ich soll ihr das einfach so sagen? Und was ist Pizza?" fragte sie nach. Das der Hund eine so große Anzahl an Worten und Sätzen richtig verstehen sollte, entzog sich dann doch ihrer Vorstellungskraft. Aber sie spielte mit. "Ich werde es ausrichten." versicherte sie dann.
"Bis morgen Feldwebel." sagte sie schließlich und hob die Hand leicht auf Schulterhöhe um mit den Fingern und nicht der ganzen Hand zu winken. Die ersten paar Schritte ging sie Rückwärts, bevor sie sich abwand und dann die Richtung einschlug, um zurück zum Krankenhaus zu kommen.

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Donnerstag 13. März 2025, 13:34
von Valjan Novka
Ihre Lippen, ein Kuss. Natürlich nicht lange, keine Zunge, das wäre unpassend. Ein schüchternes Küsschen, das den Feldwebel breit grinsen ließ, als es vorbei war. Die leichte Röte im Gesicht musste er gar nicht spielen.

„Eine Art dünnes Hefebrot, das man zusammen mit Belag vor allem Tomaten und Käse bäckt.“ Die Erklärung für Pizza. „In der Heimat meines…äh… Mitbewohners essen sie das häufiger.“ Zu den vielen Worten an die Hündin gab es nur ein zuversichtliches Nicken. Irgendwann würde er sie in dieses Geheimnis wahrscheinlich einweihen. Wenn Vanya damit einverstanden war. Dass diese bereits in der Gestalt Sindras im Krankenhaus saß, wusste er nicht. Würde eine Überraschung geben.

Den Abschiedsgruß imitierte der Feldwebel und sah dabei nicht so schick aus wie die Dame. Aber vielleicht niedlich.

<zum Abendessen>