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Re: Ferneck - das kleine Haus der Heilerin und der Alchemistin
Verfasst: Montag 12. September 2022, 09:13
von Ljerka-Ilmatar Veskewi
Ljerka schürzte die Lippen.
"Tut mir leid, mit Magie kenne ich mich so gar nicht aus... ich weiß nicht einmal was so ein 'Neder' ist. Ich weiß nur, die Zauberer machen so Gesten..." sie tat als würde sie irgendetwas in der Luft zeichnen... "...und irgendwas passiert. Was sie da tun..." und sie zuckte mit den Schultern.
"Da müsst ihr schon einen Zauberer fragen..."
Und ganz plötzlich schien er blass zu werden und stammelte vor sich hin, eine Zahl... Eine Jahreszahl? Schrieb man dieses Jahrhundert in seiner Welt? Und etwas von Kindern und Enkeln... Kurz nickte sie anerkennend. Da hatte jemand die Kraft seiner Lenden ordentlich unter Beweis gestellt... Erst dann wurde ihr der Ernst der Lage bewußt, dass es wohl Erinnerungen waren und dass sie ihn gerade zu erdrücken drohte.
Dass Männer immer so sensibel waren...
Ohne lange zu überlegen was sie tat packte sie den Elfen an den Schultern, er war dünn, aber sicher nicht schwach, gegen ihn musste sie aber kräftig wirken. Sie hielt ihn fest, mit Druck. Bei den Kriegszitterern hatte es geholfen, wenn einer der jungen Soldaten hinter den Barrikaden zusammengebrochen war und nur noch schluchzte und nicht einmal mehr aufstehen konnte. Sie hatte ihn festgehalten, denn keiner der andern war dazu bereit gewesen.
Erst nach einer Weile fragte sie nach.
"Alles in Ordnung? Geht es wieder?"
Re: Ferneck - das kleine Haus der Heilerin und der Alchemistin
Verfasst: Montag 12. September 2022, 11:09
von Cyron
Er senkte den Blick, immer noch kreidebleich, nickte und atmete durch.
Mit verkniffenem Gesichtsausdruck betrachtete er seine Hände und blinzelte mehrfach.
„Ich denke ich weiß jetzt, warum ich mich hier nicht zu Recht finde und meine Magie nicht nutzen kann.“, murmelte er mit erstickter Stimme.
„Ich gehöre nicht nur nicht in diese Welt.“ Seine Augen glitzerten und er schluckte hörbar. „Dies ist auch nicht mein Körper."
Re: Ferneck - das kleine Haus der Heilerin und der Alchemistin
Verfasst: Donnerstag 15. September 2022, 12:32
von Ljerka-Ilmatar Veskewi
Ljerka dagegen machte große Augen.
Nicht sein Körper... Sie musterte ihn. Woher wußte man, was der eigene Körper war? Wenn man auch noch das Gedächtnis verloren hatte?
Was wenn sie am nächsten Tag aufwachte und nicht mehr wußte wer sie war, woher sollte sie dann wissen, dass sie ein Mensch war und kein Halbling?
Musste es nicht ein Gefühl der Vertrautheit geben?
Und dann...
"Wie ist dass überhaupt möglich?"
Re: Ferneck - das kleine Haus der Heilerin und der Alchemistin
Verfasst: Donnerstag 15. September 2022, 13:08
von Cyron
„Wenn ich das wüsste.“ Der Elf rieb sich mit der flachen Hand auf Höhe des Magens über den Bauch.
„Es kommen mehr und mehr Bruchstücke an die Oberfläche. Erinnerungen denke ich, alles andere wäre unlogisch. Und in diesen Erinnerungen ist mein Körper alt und gebrechlich. Und ich bin immer von meiner Familie umgeben.“
Er seufzte, betrachtete seine linke Hand, runzelte die Stirn, starrte lange Sekunden auf das Siegel.
„Das einzige was immer gleich ist, ist der Ring. Und der Drang jemanden zu suchen.“
Ein weiteres theatralisches Seufzen.
„Wenn ich versuche Erinnerungen zu erzwingen, bekomme ich Kopfschmerzen. Vermutlich muss sich mein Verstand an die neue Struktur, oder die Struktur an den neuen Verstand geöhnen.“
Der Elf riss sich zusammen, lächelte dieses permanent freundliche Lächeln und sah sich die Ansammlungen von Medikamenten an, die sie fertig gestellt hatten.
„Was sind wir euch schuldig?“, fragte er und sah zu Elurin, der sich wie immer in Sich- und Hörweite herumtrieb und hier und da Notizen machte.
„Und…ach ja…die Pflanzen….“, fiel ihm ein. Das hatte er vor Schreck beinahe vergessen.
Kaffee. In dieser Gegend. Die Sorgte MUSSTE er sehen. Und wie sie angebaut wurde auch.
„…würdet ihr sie mir zeigen, bevor ich mich zurück zu meinem Gastgeber aufmache?“
Re: Ferneck - das kleine Haus der Heilerin und der Alchemistin
Verfasst: Donnerstag 15. September 2022, 21:01
von Ljerka-Ilmatar Veskewi
Noch immer musterte die Menschenfrau den Elfen.
"Wer sagt denn, dass dieser Körper nicht auch alt ist? Elfen leben ja ewig... Ihr könntet weit über hundert Jahre alt sein..."
ein hilfloser Versuch. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, was 'alt' für einen Elfen bedeutete. Über hundert war das was sie sich noch realistisch vorstellen konnte. Magier konnten so alt werden... vermutete sie.
Was es bedeutet, seine Familie weit hinter sich gelassen zu haben, ohne einen Weg zurück, das ahnte sie zumindest seit Jarel irgendwie begriffen. Auch ihre Familie war weit weg, aber nur ein paar Tagesreisen, vielleicht Wochen, das war immerhin nicht aus der Welt. Dieses Sprichwort kam ihr nun unsagbar dumm vor angesichts eines Reisenden aus eben einer anderen Welt.
"...vielleicht müsst ihr euch wirklich erst daran gewöhnen..." auch nur ein hilfloser Versuch. Was es für einen Verstand, ein Gehirn bedeutete, plötzlich mit derart vielen und anderen Erinnerungen konfrontiert zu sein konnte sie nicht einmal ahnen.
so glichen ihre Antworten irgendwie eher einem Gestammel.
"...schuldig... Äh... also... sagen wir 30 Kronen."
Sie sah wie der Elf an den Jungen verwies und war ein um's andere mal irritiert, vor allem als dieser ganz weltmännisch die Geldkatze zückte, im übrigen eine sehr gut gefüllte, und bezahlte.
"Also euer Lehrling ist er jedenfalls nicht..." bemerkte sie. "...aber die Pflanzen zeige ich euch gerne. Kommt..."
Sie führte die beiden um's Haus herum, dort war zwischen der Hauswand und dem Hügel ein Holzgestell mit dünnem Leinenstoff überspannt, der die Pflanzen vor zuviel Witterung schützte. "Ich dünge sie mit Rindemulch... viel tragen sie nicht, aber ein bisschen was wächst schon..."
Was allerdings untertrieben war. Dort standen mehrere bereits fast hüfthohe Sträucher mit zahlreichen Rispen voll mit den roten Kaffeekirschen. Irgendwie hatte sie Glück, oder einen grünen Daumen, oder von beidem etwas.
Re: Ferneck - das kleine Haus der Heilerin und der Alchemistin
Verfasst: Donnerstag 15. September 2022, 21:19
von Cyron
Sie war höflich. Hilfsbereit. Einfühlsam.
Seltsam, dass sie keine Kinder hatte. Sie wäre sicherlich eine gute Mutter. Vielleicht würde er sie beim nächsten Gespräch fragen. Und dass er wiederkommen würde, war für ihn klar.
Ja. Er war alt. Doch jetzt darüber zu diskutieren war müßig. Zuerst musste er einmal selber damit klarkommen. Sich selber der Sache sicher sein.
Jetzt gab es erst einmal anderes zu besichtigen. Kaffee! Ljerka hatte es tatsächlich geschafft hier Kaffeebüsche zu etablieren.
„Umwerfend!“ Er nahm ein Blatt zwischen zwei Finger, rieb und schnupperte an seinen Fingern.
„Und ihr röstet die Kirschen selber?“ Der Elf strahlte noch immer. Ob er auch irgendwann nicht lächelte?
„Ich würde mich freuen euch abermals besuchen zu dürfen. Und vielleicht eine kleine Vorführung eurer Röstkünste zu erschnuppern.“, bat er.
„Für heute würde ich zurückkehren zu meinem Gastgeber. Ich bin gespannt darauf, wie sein Körper die Unterstützung annimmt.“ Er zwinkerte Elurin zu, deutete Ljerka gegenüber einer Verbeugung an.
Re: Ferneck - das kleine Haus der Heilerin und der Alchemistin
Verfasst: Freitag 16. September 2022, 09:41
von Ljerka-Ilmatar Veskewi
"Ja, ich röste auch selbst. Erst müssen sie trocknen, dazu hab ich einen Dörrboden im Haus eingezogen, über dem Ofen. Und das ist auch der Trick hier. Die Wand gibt Wärme ab, dahinter ist der Herd..." Sie legte eine Hand auf den Stein. Es war ein Stückchen Mauer an dass dann wieder Holz in Blockbauweise anschloss, Der Stein gab, solange der Ofen beheizt war immer etwas Wärme ab.
"Es hat etwas gedauert, bis ich das richtige Gefühl dafür hatte, aber jetzt glaube ich habe ich eine ganz gute Qualität erreicht."
Dass sie wußte, dass selbst einflussreiche Männer bereits zu ihren Kunden gehörten verschwieg sie freilich. Was sie damit ausgelöst und erfahren hätte ahnte sie dabei nicht im mindesten.
"Klar, kommt wieder vorbei, ich würde mich freuen. Dann warte ich mit der nächsten Röstung bis ihr wieder da seid."
Ihr blick wanderte wieder zu dem Jungen. Sie hatte keine Antwort bekommen, ahnte aber wohl bereits, dass er etwas wie ein Aufpasser sein musste. Ein Verwandter vielleicht, der den Elfen begleitete weil er sich nicht erinnern konnte, versuchte sie sich die Erklärung selbst zu geben.
Re: Ferneck - das kleine Haus der Heilerin und der Alchemistin
Verfasst: Freitag 16. September 2022, 11:50
von Cyron
Die beiden verabschiedeten sich.
Der Elf mit altmodischer höflicher Verbeugung und gebührendem Abstand, Elurin mit einem kurzen Nicken.
Die Medikamente durfte auch der Junge tragen. Der Elf war den Heimweg über still und nachdenklich, nahm nicht einmal sie Umgebung richtig war und hätte sich glatt verlaufen, wenn er Junge ihn nicht korrigiert hätte.
Er starrte immer nur auf den Weg direkt vor sich. Kein Wunder, versuchte er doch aus viel zu wenigen Puzzleteilen ein gewaltig großes Bild zusammenzusetzen.
Er ahnte weder, wie viele Teile noch fehlten, noch wie groß schlussendlich das Bild werden würde.
Erst als er vor dem Gebäude stand, in dem Slava ihn untergebracht hatte kam er halbwegs wieder zu sich.
„Ob mein Gastgeber zu sprechen ist?“, fragte er halb zu sich, halb zu seiner jungen Begleitung.
Re: Ferneck - das kleine Haus der Heilerin und der Alchemistin
Verfasst: Freitag 16. September 2022, 12:10
von ERZÄHLER
Elurin nickte nur. "Ja, dann kommt besser mit, er hat viel zu tun..."
Und er lotste den Reisenden nun ich Richtung Stadtzentrum.
<weiter hier>
Re: Ferneck - das kleine Haus der Heilerin und der Alchemistin
Verfasst: Dienstag 20. September 2022, 15:10
von Sarray Cestay
Von hier
Datum: 29. Juli 1278, kurz nach Mittag
Betrifft: Sarray, Lysira, Ljerka
Es war kurz nach der Mittagsstunde, als jemand die Klinke nieder drückte und eintrat.
Es war Sarray. Endlich. Aber sie sah beschissen aus. Blass, verschwitzt und das Leinenhemd von Blut fleckig. Nicht übermäßig viel Blut. Dafür roch die Kleine eigenartig. Und sie zitterte am ganzen Leib.
„Ljerka? Ich hab ne Patientin mitgebracht.“, erklärte sie ohne sich zu orientieren oder auch nur nachzusehen, ob die Alchemistin überhaupt da war. Sie verließ sich – wie so oft – auf ihr Glück.
Die Zwergin ließ die Tür einfach offen, stürzte auf einen Wasserkrug zu und trank ohne sich etwas einzuschenken, direkt aus dem großen Tongefäß, wobei eine ordentliche Menge vorbei ging und die Blutflecken auf dem Leinenhemd ausfasern ließ und die Sauerei kräftig verteilte.
Sarray dachte nicht einmal mehr darüber nach, in welche Gefahr sie ihre Freundin und Mitbewohnerin brachte. In diesem Moment war Lysira nicht die Buxa in Sarrays Augen, sondern die Person, die sie vor den Modderhäuten gerettet hatte.
Und nichts anderes zählte.
Abgesehen davon, endlich etwas zu trinken zu bekommen.
Re: Ferneck - das kleine Haus der Heilerin und der Alchemistin
Verfasst: Dienstag 20. September 2022, 15:26
von Lysira
Lysira hatte den gesamten Weg über geschwiegen und sich Sorgen gemacht. Und Vorwürfe. Wenn sie Sarray doch nur hätte tragen können… aber es wäre zu gefährlich gewesen. Was ihr an medizinischem Wissen fehlte, hatte schon bald ihre überempfindliche Nase wettgemacht. Sie konnte das Fieber riechen. Gar nicht gut…
Als sie ihr Ziel endlich erreicht hatten, hielt die Bruxa sich im Hintergrund. Sie sah sich nicht als Patientin, ihre Wunden bedurften keiner weiteren Versorgung. Alles, was sie brauchte waren Banditen. Und doch ging sie nicht auf die Jagd. Sie wollte erst sicher sein, dass Sarray in guten Händen war und versorgt wurde.
Sorgsam spitzte sie die Ohren. War jemand hier?
Re: Ferneck - das kleine Haus der Heilerin und der Alchemistin
Verfasst: Dienstag 20. September 2022, 18:08
von Ljerka-Ilmatar Veskewi
Ljerka blickte auf, sie hatte gerade Kräuter geschnitten und einen Sud angesetzt.
Eigentlich sollte sie ja mittlerweile ungewöhnliche Auftritte und die seltsamsten Vorkommnisse gewöhnt sein aber dennoch war sie überrascht als sie Sarray sah... und schließlich nicht weniger besorgt.
Sie hatte eine Patientin mitgebracht?
Tatsächlich sah sie selbst am übelsten aus, die junge Frau, die sie im Schlepptau hatte war vielleicht blass und unpassend gekleidet aber sonst sah sie deutlich gesünder aus als die Zwergin und war insgesamt (zumindest was sie sehen konnte) nicht ungewöhnlicher, als alles was sie bisher angeschleppt hatte. Eine Zauberin und eine wandelnde Leiche... einen Hexer... eine halbseidene Halbelfe... und nun noch eine junge Frau. Man konnte fast meinen sie sammle ungewöhnliche junge Frauen.
Sie konnte nicht umhin, eine Augenbraue hochzuziehen.
"Und was ist mit dir? Was ist eigentlich passiert?"
Sie versuchte zu erkennen, woher das Blut kam.
"Setz dich doch erstmal hin..."
Re: Ferneck - das kleine Haus der Heilerin und der Alchemistin
Verfasst: Dienstag 20. September 2022, 20:45
von Sarray Cestay
„Mir geht’s gut.“, murrte Sarray. Sie belog damit nicht Ljerka. Sie belog sich selbst.
Zuzugeben, dass sie das Glück verlassen hatte kam nicht in Frage.
Aber spätestens, als sie drei Versuche brauchte um auf ihren Stuhl zu klettern muss sie sich eingestehen:
„Ich glaube, ich bekomme eine Sepsis. Wir wollten…ICH wollte schwimmen gehen. Wir wurden von Modderhäuten angegriffen. Ich bin beim Weglaufen aufs Fressbrett gefallen.“
Die Zwergin streifte die Weste ab und ließ das geliebte Kleidungsstück achtlos zu Boden gleiten, während sie die Schnürung am Hemd aufzog.
„Lysira ist verätzt worden. Siehst du bitte nach ihr? Das muss furchtbar weh tun…“
Die Zwergin hob den Blick und sah zur Bruxa. Das Gesicht schweißnass und der Blick trüb und fiebrig.
„Mir ist etwas übel…“, schnaufte Sarray und versuchte sich aus dem Hemd zu schälen, verhedderte sich aber haltlos im Leinen, und zerrte kraftlos daran herum, als wäre sie in einer Zwangsjacke gefangen.
Re: Ferneck - das kleine Haus der Heilerin und der Alchemistin
Verfasst: Dienstag 20. September 2022, 21:20
von Lysira
Einen Moment verharrte Lysira dort wo sie stand, dann konnte sie es nicht mehr mit ansehen. Sie ging in die Knie und half Sarray so gut sie konnte auf den Stuhl, wobei sie aber den Kopf etwas wegdrehte, um den Blutgeruch nicht so direkt einzuatmen. Doch fiel es ihr nun nicht mehr ganz so schwer, sich zu beherrschen, sei es, weil der Kampf nun schon seit einer Weile vorüber war oder weil der Geruch des Fiebers sich nun immer stärker in den Blutgeruch mischte.
Die Bruxa blieb neben Sarray auf einem Knie, für den Fall, dass die kleine Blondine erneut herunterfallen würde und schaute zu Ljerka auf, schwieg aber zunächst, da Sarray bereits berichtete, was geschehen war.
„Meine Wunden sind nicht so schlimm. Du brauchst die Hilfe dringender…“, widersprach sie ihrer neuen Freundin und schaute dann wieder etwas hilflos zu Ljerka.
„Wie kann ich helfen?“, fragte sie.
Re: Ferneck - das kleine Haus der Heilerin und der Alchemistin
Verfasst: Mittwoch 21. September 2022, 17:36
von Ljerka-Ilmatar Veskewi
Modderhäute... Ljerka war alarmiert.
Sie kannte diese Nekrophagen, man griff sie tunlichst nicht an, dann sie explodierten dann und sie übertrugen Wundfieber, wie die anderen Totenfresser auch, aber die anderen waren aus verschiedenen Gründen noch tödlicher... Sie hatte nur ein paarmal welche gesehen und war ihnen stets aus dem Weg gegangen, aber natürlich gelang Sarray dass nicht.
Einmal infiziert musste man jedoch schnell handeln, erwischte man die Infektion ehe sie sich ausbreitete... Sie begann noch ehe sie weitere Fragen stellte die richtigen Kräuter zusammenzusuchen, zu zerstampfen was frisch war, manche waren bereist angesetzt.
"Leg alle stellen frei, die sie erwischt haben!" befahl sie, mischte bereits alle Zutaten und noch ein paar mehr. Auch sie wußte nicht, was das Wundfieber und den Brand verursachte, aber es gab Erfahrungswerte, welches Kraut am besten half, und zur Sicherheit nahm sie nun alles... Sie schmierte es großzügig auf ausgekochte Mullbinden und begann die Wunden, die Sarray ihr zeigte damit zu bestreichen und einzubinden wo die Mischung noch von alleine halten würde.
"Und was ist mit euch? Zeigt mal die Verletzungen..."
Wandte sie sich an die Begleiterin.
Sie hatte bereits eine Meinung über sie, knapp bekleidet, vermutlich gehörte sie entweder zur Belegschaft der Knüppelkati, in die Passiflora passte sie eher nicht, und den neuen Laden konnte sie nicht einordnen, aber der große Mantel, der nur schlecht verdeckte was sie nicht trug reichte ihr für eine erste Theorie.
Trotzdem, es war ihr letztlich egal, wem sie half. Sollte jeder sein Geld so verdienen wie er oder sie wollte.
Re: Ferneck - das kleine Haus der Heilerin und der Alchemistin
Verfasst: Mittwoch 21. September 2022, 17:50
von Sarray Cestay
Die Zwergin war erstaunlich wortkarg für ihre Verhältnisse, hatte sie doch genug damit zu tun, sich nicht auf den frisch gewischten Boden zu übergeben. Aus ihrem Hemd hatte sie es schlussendlich heraus geschafft, so dass die hässlichen Kratzer auf Unterarmen, Schultern und Dekolleté sichtbar wurden. Besonders die auf den Unterarmen waren nicht lang, aber dafür tief und die Ränder schwärten in den widerlichsten Farben.
Sarray gab sich Mühe, Ljerka beim Anbringen der mit Kräutermasse eingestrichenen Binden zu helfen. Oder zumindest nicht im Weg zu sein.
„Ich hab schrecklichen Durst.“, murrte sie mittendrin. Sie schwankte merklich mit dem Oberkörper vor und zurück, bleib aber sitzen und starrte in eine Ecke. Ihr war schrecklich schwindlig und zu gerne hätte sie der Erschöpfung nachgegeben, doch dazu war sie zu stur.
Viel zu stur. Fest presste sie die Lippen zusammen, längst nicht mehr im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte.
Re: Ferneck - das kleine Haus der Heilerin und der Alchemistin
Verfasst: Donnerstag 22. September 2022, 08:24
von Lysira
Lysira roch die verfärbten Wunden, bevor sie sie sah. Weil sie nichts anderes zu tun bekam, beließ sie es dabei, Sarray Halt zu geben, damit sie nicht wieder vom Stuhl kippte.
Sie beobachtete Ljerka genau und auch wenn sie nichts von Medizin verstand, kam sie ihr alleine durch ihr souveränes Auftreten kompetent vor, was sie innerlich erleichtert aufatmen ließ.
Als die Heilerin sie jedoch nach ihren eigenen Wunden fragte, musste sie schlucken. Sie wusste, dass diese bereits zum jetzigen Zeitpunkt einer fachkundigen Person Auskunft darüber geben konnten was sie war. Aber spielte das jetzt noch eine Rolle? Schlimmstenfalls wurde sie hochkant herausgeworfen. Auf alle Fälle würde die Heilerin sehen, dass es für sie an dieser Stelle nichts zu tun gab. Und die Hauptsache war ja, dass sie sich auf Sarray fokussierte. Die kleine lebensfrohe Blondine musste es einfach schaffen, das war gerade das wichtigste. Lysira seufzte.
„Habt Dank. Aber wie ich bereits sagte, meine Wunden sind nicht besorgniserregend. Und ich habe eine gute Wundheilung.“
Mit diesen Worten ließ sie den Mantel über die Schultern gleiten. Die Verätzungen waren noch da, doch die Wundränder waren nichtmal ein bisschen gerötet. Das offene Fleisch, dass vorhin noch genässt hatte schien wie von einer hauchdünnen Schleimhaut überzogen und wirkte dadurch fast matt. Insgesamt machten die Wunden den Eindruck, als seien sie bereits mehrere Tage alt, nur dass sich kein Schorf gebildet hatte.
„Gibt es denn nichts, was ich tun kann? Ich könnte neues Wasser holen…“
Lysira wusste nicht, ob der Anblick ihrer Wunden der fachkundigen Heilerin verriet was sie war und für den Moment war ihr das auch egal. Sorge und Hilflosigkeit spiegelten sich in ihre Miene wider.
Re: Ferneck - das kleine Haus der Heilerin und der Alchemistin
Verfasst: Donnerstag 22. September 2022, 12:23
von Ljerka-Ilmatar Veskewi
Sarray war verbunden und nun kochte Ljerka noch einen starken Tee, Kräuter und Wurzeln, die alle helfen sollten Gifte aus ihrem Körper zu treiben und ihren ihr Blut wieder in Schwung zu bringen. Dann zeigte auch ihre Begleiterin ihre Verletzungen. Wenn Sarray nicht gelogen hatte... die Wunden sahen aus, als wären sie schon Tage alt, nicht erst Stunden.
Verdammt, was schleppte sie hier immer wieder an?
"Ja, geht, bitte Wasser holen. Danke." Ljerka blickte der jungen Frau nach, als die Türe geschlossen war wandte sie sich an Sarray. Dass eine Bruxa sie trotzemde hören konnte ahnte sie nicht, auch nicht, womit sie es zu tun hatte.
"WAS ist sie? Was hast du dieses mal angeschleppt, hm?"
Wollte sie von der Zwergin wissen während sie ihr den starken Tee gab.
Re: Ferneck - das kleine Haus der Heilerin und der Alchemistin
Verfasst: Donnerstag 22. September 2022, 13:01
von Sarray Cestay
Die Zwergin nahm den Tee mit zitternden Händen und grinste entschuldigend, bevor sie einen Schluck nahm und das Gesicht verzog.
„Ui…heiß…“, raunte sie.
„Sie macht keine Schwierigkeiten. Ich schwör`s…“, setzte sie an und pustete über den Tee, um sich nicht noch einmal zu verbrühen.
Schon bei dem einen Schluck drehte sich ihr Magen dreieinhalb harte Umdrehungen nach links, dann vier nach Rechts.
„Zumindest….so lange wir hier nicht mit Blut rumsauen.“ Sie nahm die Tasse herunter und sah entschuldigend zu Ljerka.
„Sie ist total lieb…eine tolle Sängerin…und ähm….“ Die Zwergin schlug den Blick nieder.
„Also..ähm…“ Die Mini-Blondine murmelte einiges Unverständliches, doch zwei Worte drangen trotz des leisen Genuschels an Ljerkas Ohr.
Das eine war „…verknallt…“. Ungewöhnlich für die Zwergin. Sie hatte zwar eine lebendige Libido und verschwand schon mal mit dem einen oder anderen Zwergenmann im Wald, aber ‚verknallt‘ hatte sie sich nie. Der ein oder andere Zwerg hatte ihr nach einer Affäre den Hof gemacht, hatte aber immer eine Abfuhr – und manchmal eine Abschiedsnummer – verpasst bekommen. Aber mehr als Sex war da nie gewesen. Ungewöhnlich, aber nicht besorgniserregend.
Das zweite Wort jedoch alarmierte Ljerka mehr. Viel mehr.
„…Bruxa….“ Hatte sie das WIRKLICH gesagt?
Die Zwergin verstummte, hob den Blick und sah ihre Freundin aus stark verhangenen, kugelrunden blauen Augen an. Sie guckte wie ein Welpe, der beim Fressen eines Schuhs erwischt worden war und wartete auf das Donnerwetter, während ihr der eine oder andere Schweißtropfen übers Gesicht lief.
Re: Ferneck - das kleine Haus der Heilerin und der Alchemistin
Verfasst: Donnerstag 22. September 2022, 13:14
von Ljerka-Ilmatar Veskewi
"Sie ist eine bitte WAS?!?!" Aber sie hatte schon verstanden.
Zuerst hob Ljerka die Arme, um dann nicht genau zu wissen, was sie damit anstellen sollte. Dann strich sie sich erst einmal ein paar einzelne loose Haare aus dem Gescht, verschränkte die Finger hinter dem Kopf während sie begann im Raum auf und an zu wandern.
"Sag mir, dass du nicht grade gesagt hast, dass du dich in eine Bruxa verliebt hast... Ach verdammt... Sarray...!"
Ungehalten war das falsche Wort für den Zustand in dem Ljerka sich gerade befand.
Wütend, oder zornig traf es auch nicht ganz... Fassungslos, vielleicht. Besorgt... ganz sicher.
Einige hundert Jahre später hätte sie sich wohl im falschen Film gewähnt, aber diese Metapher war noch nicht erfunden, hätte sie geahnt, dass es sie gab hätte sie das bedauert.
So aber blieb ihr nur weiter auf und ab zu wandern.
"Und jetzt? Ihr fehlt nichts, sie muss nicht behandelt werden... du wirst es auch überstehen... Trink weiter Tee, hier ist frischer..." und sie goss ihr noch einmal nach.
"...oder was willst du noch anschleppen? Nekromanten und Leichen reichen dir wohl nicht... und was wenn der Hexer zurück kommt? Hast du darüber einmal nachgedacht?"
Das sie tobte war auch nicht ganz richtig, sie sprach nicht laut, aber mit Druck hinter der Stimme, genauso hatte sie auch die jungen Soldaten an der Front zur Schnecke gemacht wenn einer Dummheiten gemacht hatte.