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Re: Allgemein | Irgendwo in den Straßen Nowigrads...

Verfasst: Sonntag 15. Oktober 2023, 22:29
von Einar
Einars Kurzzeitgedächtnis hatte nach wie vor Sendepause, aber bei den Namen seiner Familie begann es leise zu Klirren.
Brundhild - seine Schwester.
Brun - sein Neffe.
Mäussack. Ach der...
Ubbe - sein Kriegsherr und Schwertbruder.
Unwillkürlich glitt seine Hand zu seiner rechten Brust, wo unter dem Hemd die Bärentatze seine Haut schmückte. Der Bär. Sein Bär.
Am Mienenspiel des Hünen war zu sehen, dass es in ihm arbeitete. Bildfetzen kamen ans Licht, Kindheitserinnerungen rollten aus den Dunkel herauf. Je älter desto klarer.
Seine Begegnung mit dem Bären, unter der Anleitung der Druiden. Die tief in ihm ruhende Quelle einer Kraft, die aus dem Mann einen Berserker zu machen im Stande war. Seine Mannschaft, die alle einen starken Jäger zum Zeichen trugen und unter denen er dich etwas besonderes war, weil der Bär Teil seines Erbes war. Rohe Wildheit, ungezügelt und wenn einmal frei gelassen, schwer wieder zu bändigen, weshalb er stets so bedacht war, sich nicht reizen zu lassen.
Wieder ein Blick zurück. Der seltsame Kerl mit seiner Körnchenscheißerei hatte diese Grenze fast gerissen und er - Einar - wäre unwissend fast in die Falle gelaufen. Ausgerechnet in dieser Stadt auffällig zu werden, war ein Todesurteil. Auch daran erinnerte er sich nun.
"Ja ja, Kaer Trolde, die Feste des Königs. Meine Hütte, mein... Schiff? Ja... Meine Familie. Langsam dämmert es mir, aber Ihr... Du." Er grübelte wieder angestrengt, doch alles was näher als ein paar Monate oder Wochen lag, blieb verschwommen.
"Ich kam im Bauch eines Schiffes her, aber meins war es nicht. Bin von denen aufgesammelt worden. Nilfgaarder Soldaten, auch wenn sie sich versucht haben als hiesige zu tarnen. Der Akzent, die Art wie sie miteinander umgegangen sind. Militär. Und dann diese schwarze Schlange, die die Befehle erteilt hat." Leicht schüttelte er den Kopf. Eine Frau als Kapitän eines Schiffes war für ihn schwer zu begreifen. Zwar hatten die Frauen auf Skellige einen hohen Stellenwert, manche waren sogar Kriegerinnen, doch die Kriegsschiffe waren seit Alters her in Männerhand. Auch das wusste er.
"Wo willst du denn jetzt hin, Ion?" Wohin er selbst wollte, wusste er schon nicht mehr. Zerstreut war er noch immer durch die Verletzung. Aber wenn er Hirsche schleppen konnte... "Brauchen die Frau und du vielleicht ein paar helfende Hände?" Immerhin sah der Kerl aus, als könne er auch Karren und Maultier schleppen, wenn es sein müsste.

Re: Allgemein | Irgendwo in den Straßen Nowigrads...

Verfasst: Sonntag 15. Oktober 2023, 23:01
von Avarion DeSpaire
Wieder blieb Ion stehen und sah in Richtung Hafen. Der Impuls war gänzlich verschwunden und machte einer seltsame Leere in ihm Platz. Die Hand auf den Bauch gelegt schloss er einen kurzen Moment die Augen und hörte die Worte des Nordmanns. Wenngleich er ihm nicht Magie helfen konnte, so schienen seine Worte immerhin den Stein wieder ins Rollen gebracht zu haben. Er versuchte sich daran zu erinnern, was sein Großvater ihm mal über die Erinnerungen gesagt hatte und warum alte Leute sich meistens an ihre Kindheit, aber immer weniger an die kürzlich Verstrichene erinnerten. Aber es wollte ihm einfach nicht einfallen. "Ich weiß es ehrlich gesagt nicht mehr." beantwortete er die Frage auf sein Ziel. Langsam riss er den Blick vom Hafen in der Ferne los und sah wieder zu Einar. "Francis hat eine neue Arbeit im Krankenhaus und packt alles zusammen. Hilfe wird sie bestimmt nicht ausschlagen."
Langsam machte er kehrt und machte sich daran, wieder dem Weg nun leicht bergauf zu folgen. "Wir haben uns erst letztes Jahr getroffen. Wahrscheinlich ist die Erinnerung daran gerade nicht so wichtig, wie die an die Familie. Bestimmt kommt auch das irgendwann wieder." Aufmunternd klopfte er Einar auf die Schulter. "Aber ich freue mich, das ich zumindest ein wenig weiter helfen konnte und du weißt, das wir uns schon mal begegnet sind. Sonst wüsste ich das alles nicht."
In Gedanken ging er dann doch das Gesagte noch mal durch. 'nicht mit seinem eigenen Schiff.' "Du sagtest, man hätte sich aufgesammelt? Erinnerst du dich daran wo?" 'Nilfgarder Soldaten. Ob es der Einsatz war, bei dem Jarel ins Wasser gestürzt ist?' Mitten in der Bewegung blieb er stehen. "Möchtest du doch in den Hafen, vielleicht erinnert dich eines der Schiffe an etwas?"

Re: Allgemein | Irgendwo in den Straßen Nowigrads...

Verfasst: Freitag 20. Oktober 2023, 17:44
von Einar
"Francis? Heißt sie so?", brummelte der Bär. Sie wechselten wieder die Richtung und Einar machte keine Anstalten, noch einmal zum Hafen zu wollen. Das Schiff hatte er zur Genüge kennen gelernt - von innen wie von außen. Sowohl das Kriegsschiff als auch den Schoner. Er erinnerte sich noch an das beklemmende Gefühl, als man ihm erklärt hatte, wo er sei. Ohne sich zu erinnern, war es dennoch im Unterbewusstsein gespeichert gewesen, dass da etwas grundfalsch war. Obwohl er gut behandelt worden war, die unterschwellige Feindseligkeit konnten die Matrosen nicht abschütteln.
"Auf See.", war die zunächst lakonische Antwort. Er grübelte ernsthaft, kam aber über diese Antwort nicht wirklich hinaus, also nahm er, was man ihm gesagt hatte. "Der Steuermann sprach ein bisschen Skellige und Gemein. Er hat mir gesagt, mein Schiff sei im Sturm vor den Bestah-Riffen gesunken. Sommergewitter sind in der Gegend nicht selten und an den Riffen laufen die Wellen hoch auf. Kann also schon sein. Kann aber genauso gut sein, dass sie uns aufgebracht haben. Glaub aber nicht, dass er gelogen hat. Ihr Schiff hatte auch ein paar typische Sturmschäden."
Er tappte neben Ion her wieder zurück zur Nachtigall, wobei der Eindruck entstand, der Bär brauchte einen Schritt wo Ion anderthalb machte. Irgendwie zog es ihn schon zurück.
"Ein Schiff war das, ich sag dir. Sowas Großes haben sie nicht mal in Kovir und die können Schiffe bauen. Und bis an die Zähne bewaffnet mit so Dingern, die sie 'Kanonen' nennen. Aus Serrikanien, woher sonst. Wenn die im Süden was können, dann sind's Waffen. Statten ja die Nilfgaarder mit dem ganzen Kram aus und hier legen die unsere Städte damit in Schutt und Asche. Man sagt, sie schießen damit fünfhundert Fuß weit. Cintra haben die Schwarzen angeblich damit bombardiert. Damals." Sowas wusste er verrückter Weise noch. Gelerntes Wissen, das seinen Alltag als Kriegsherr bestimmt hatte. Er schüttelte den Kopf. "Nein, wenn die uns beschossen hätten, wüsste ich das bestimmt noch.", sagte er entschieden.

Re: Allgemein | Irgendwo in den Straßen Nowigrads...

Verfasst: Samstag 21. Oktober 2023, 09:52
von Avarion DeSpaire
Im ersten Moment hatte Ion einfach nur zugehört und nickte gelegentlich. „Gesunken?! Dann hast du wirklich Glück noch hier sein zu können.“ wieder klopfte er ihm freundschaftlich auf die Schulter. Diese Geste bemerkte er aber selber und mäßigte sich. War doch ein wenig viel Körperkontakt und konnte durchaus falsch verstanden werden. Schiffbruch erleiden und im offenen Meer treiben, ohne Gewissheit auf Rettung, ohne ein Ziel oder eine Richtung, die Land versprach, das man erreichen konnte. Einar hatte mehr als nur Glück gehabt. Da war der Verlust der Erinnerungen ein geringer Preis für sein Leben. Und noch dazu einer den er wahrscheinlich nur temporär bezahlen musste.
Wie launisch die See sein konnte, hatte er bei seiner Anreise schon bemerkt und das in einer gefühlten Nussschale.
Als Einar dann aber über ein anderes Schiff sprach wurde er hellhörig, sehr hellhörig. ‚Größer als alle anderen. Bewaffnet bis an die Zähne mit Kanonen. Und es liegt irgendwo da draußen. Bereit jederzeit die Stadt angreifen zu können und das aus einer sehr weiten Entfernung. Die Bürger hätten keine Chance zu entkommen und wüssten am Anfang nicht einmal wo der Angriff herkommt. Eine Massenpanik und sehr viele Tote wären die Folge. Die Vorstellung war grauenhaft und brachte den Elfen dazu schweigend einen Teil des Weges fort zu setzen.
„Das klingt spannend. Hast du so ein Schiff schon einmal gesehen? Könntest eines genauer beschreiben? Oder auszeichnen. So wirklich vorstellen kann ich mir das gar nicht.“
Die kurze Strecke zurück zum Bordell hatten sie fast schon wieder hinter sich gebracht. Eingangsbereich und Tür waren gut zu sehen. Wenn Pavel den Wagen bereit hielt dann wohl im Hinterhof.

Re: Allgemein | Irgendwo in den Straßen Nowigrads...

Verfasst: Sonntag 22. Oktober 2023, 19:29
von Einar
Der Schlag auf die Schulter kam Einar nicht merkwürdig vor. Wenn er in sich hinein lauschte, dann fand er da die Gewissheit, dass es für ihn normal war, auf Tuchfühlung zu sein. Der Grund war die Enge auf den Drachenbooten, aber das hing noch am Rande seines Bewusstseins fest. Fakt war, dass er einen sehr kleinen Distanzkreis um sich herum hatte und dieser fast auf Radius Null schrumpfte, sobald er jemanden auch nur ansatzweise kannte.
Entsprechend fand dieser sich ganz plötzlich in einem halben Schwitzkasten, als Einar einen Arm um Ions Schultern legte und dessen Nacken in seine Ellenbogenbeuge klemmte. Das tiefe, aber herzliche Lachen war nicht nur zu hören, sondern für den Elf auch gleich deutlich zu spüren, wie es aus dem Brustkasten des Bären dröhnte und seinen an diesen gezogenen Körper gleich mit in Schwingung versetzte.
"Ich bin froh, dass ich dich hier getroffen habe, Ion. Und mein Gedächtnis findet dich bestimmt auch noch wieder.", damit ließ er ihn wieder frei und wurde etwas ernster. Vor der Tür des Nachtigall blieb er stehen und strich sich nachdenklich den Bart glatt. "Beschreiben kann ich es durchaus, aber zeichnen ist nicht mein Talent." Nilfgaardische Kriegsschiffe waren für ihn durchaus kein neuer Anblick, aber an Bord war er bis dato auch noch nie gewesen. Glaubte er jedenfalls. "Kennst du wen, der malen kann?"

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Re: Allgemein | Irgendwo in den Straßen Nowigrads...

Verfasst: Mittwoch 25. Oktober 2023, 12:16
von Avarion DeSpaire
Zu viel. Viel zu viel Körperkontakt. Ion hielt tapfer Still als er im Arm des Nordmannes klemmte. Offensichtlich hatte er im letzten halben Jahr die distanzlose Art der Skelliger vergessen oder erfolgreich verdrängt. Jetzt erinnerte er sich wieder an die herzliche nähe und schalt sich selber einen Narren das er eine einfache Geste als zu viel betrachtet hatte.
„Du wirst dich bestimmt wieder an alles erinnern. Gib deinem Kopf Zeit sich von dem Schrecken zu erholen.“ sagte er kurz bevor sie das Bordell wieder erreichten. Es lag so friedlich und unscheinbar da wie eh und je.
Als Einar nach jemanden mit Malkünsten fragte musste Ion überlegen. Aber leider musste er verneinend den Kopf schütteln. Er zeichnete zwar selber grob Dinge auf Papier an die er sich erinnerte, aber es war etwas gänzlich anderes ob man aus der eigenen Erinnerung heraus etwas malte oder versuchte eine Beschreibung in ein Bild zu fassen. Kurz fragte er sich ob er Einar mit zu Slava nehmen sollte, damit dieser die Beschreibung aus erster Hand hören konnte. „Weißt du schon, wo du die nächste Zeit unter kommst?“ fragte er und öffnete die Tür um das Bordell wieder zu betreten.

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Weiter in Nowigrad - Bordell Nachtigall. (Seite: 26)

Re: Allgemein | Irgendwo in den Straßen Nowigrads...

Verfasst: Freitag 10. November 2023, 11:26
von Pandora
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von: Eisvogel ➜ Straßen von Nowigrad
Datum: früher Abend, 14. August 1278
betrifft: derzeit niemand
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Ihr erster Weg führte Jordan noch einmal auf den Platz, auf dem Novka ihr die Scheiterhaufen gezeigt hatte. Einer abgebrannt, zwei neu aufgeschichtet. Sie blieb an einer Hausecke stehen, von der aus man eine gute Übersicht über den Platz und die zuführenden Straßen hatte, und selbst eine Wand im Rücken. Warum genau sie noch einmal hergekommen war, hatte mehrere Gründe: zum einen als eine Form von Selbstkonditionierung. Nicht vergessen, wo du bist, Pandora und was diese Leute mit jemandem machen, der sich abnorm verhält. Zum anderen, um die Leute zu beobachten, die um diese Scheiterhaufen herum liefen und agierten. Wieso wollte Sokolov diese Stadt retten, sprich wo waren die Normalos, die eben keine Hexenjagd veranstalteten, sondern einfach nur leben wollten. Wieso waren die Leute hier schützenswerter als die auf der anderen Seite der Front. Eine Frage, die sie sich als Mitglied der Streitkräfte der Vereinigten Staaten nie hatte stellen müssen, aber jetzt, da sie auf das hier limitiert war und es auf absehbare Zeit wohl keinen Ausweg gab, musste sie ihr zwangsläufig in die Augen sehen.
Wieso also Nowigrad?
Weil der Zufall Schlucha in diesem Hafenbecken versenkt hatte?
Sie folgte mit den Augen zwei Frauen, die schwatzend vorüber gingen. Jede trug einen Korb und beide hatten eine Haube auf dem Kopf, bunte Rocke unter hellen Schürzen und trotz der Wärme Tücher um die Schultern. Jordan war ganz froh, dass sie es nach fast zwanzig Jahren Beobachtung und Immitation ganz gut drauf hatte, als Kerl durchzugehen, wenn sie es drauf anlegte, sonst wäre die fehlende Haube und die Hosen wohl direkt der erste Stein des Anstoßes gewesen.
Ihr Blick driftete zu dem Gebäude, dass ihr als Palast des Hierarchen vorgestellt worden war. Vor der Tür zwei Typen, die aussahen, wie aus einem Burgmuseum. Ritterrüstungen, ganz in echt. Dieser Hierarch hatte dann wohl mit dem Papst so wenig gemein wie diese Typen mit der Schweizer Garde. Wobei Jordan in europäischer Geschichte nicht so sattelfest war, um zu wissen, dass die Päpste um 1300 rum anders drauf gewesen waren als in der Neuzeit und dass sich der Hierarch dann wiederum gar nicht so sehr von diesen unterschied. Inklusive Scheiterhaufen. Sie war einfach im Kopf noch nicht so weit, um gänzlich in dem Fakt abzutauchen, dass sie mitten in einer Art Hochmittelalter steckte. Dass das hier kein Spiel oder lebendes Museum war, sondern harte Realität.
Sie blieb so lange an ihrer Ecke, bis sie bemerkte, dass man sie bemerkt hatte. Von einem anderen, nicht minder protzigen Haus aus, dass angeblich dem Regenten gehörte. Dem Mann, für den Sokolov arbeitete. Die Wächter vor der Tür sahen auch nicht aus, als verstünden sie viel Spaß oder würden lange Fragen stellen, und als die Frequenz der Blicke in ihre Richtung anstieg, entschloss sich Jordan den geordneten Rückzug anzutreten. Gerade rechtzeitig, bevor sich einer der beiden in ihre Richtung in Bewegung setzen konnte. Empfindlich, die Typen.
Sie ließ sich durch die Stadt treiben, folgte der Strömung von Menschen durch Straßen und auf einen weiteren Platz, wo gerade die Marktstände abgebaut wurden. Die noch verbliebenen Auslagen erinnerten sie an die Basare im Osten, ebenso die Geruchsmelange. Hunde streunten zwischen den Wagen und ständen, Frauen verjagten sie mit Besen oder Knüppeln. Und überall waren Ratten. Die Biester versteckten sich noch nicht mal und rannten frech zwischen Füßen, Resten und ihren Schlupflöchern herum. Das war wirklich ekelhaft. Aber es war nicht das einzige, was Potenzial hatte, Jordan Herpesbläschen zu zaubern. Die Hygiene war so, wie man es sich vorstellte. Die Frauen wuschen an den Brunnen die Wäsche, die Hunde pissten an die Brunnenwand, die Pferde verloren überall Äpfel, die Ochsen Fladen und so mancher Hinterhof roch wie eine Kloake.
Auch Saigon war kein Maß an Reinheit gewesen, aber da herrschte Krieg. Hier zwar irgendwie auch, wenn sie das richtig verstanden hatte, aber die Stadt war weder besetzt noch belagert. Das musste also der Normalzustand sein und es fiel Jorden extrem schwer, sich damit abzufinden, dies jetzt als ihren Aufenthaltsort für die nächsten x Jahre anzuerkennen. Der Gedanke drehte ihr zusammen mit den Gerüchen den Magen um und sie floh Richtung Hafen, bevor sie sich noch übergeben musste. Überhaupt fühlte sie sich unangenehm zittrig, aber die salzige Brise am Meer machte es gleich etwas besser, außerdem war es hier nicht so voll. Schiffe wankten träge auf den Wellen, Taue und Masten knarrten. Ein Kahn wurde gelöscht und die Matrosen sangen ein Lied, das Jordan an die Working songs ihrer Heimat erinnerte. Eine Weile hörte sie zu, überlegte sogar, ob sie sich vielleicht hier verdingen konnte, aber bevor sie das in Angriff nahm, musste sie ihre weiblichen Attribute besser kaschieren, denn leider war sie dahingehend von der Natur zu gut bestückt worden. Das abfällige Lachen des Wirts klang ihr noch zu deutlich in den Ohren und sich darauf nicht gleich entsprechend zur Wehr setzen zu können (aus sprachlichen und taktischen Gründen), kratzte an ihrem Stolz.
Eine Weile blieb sie an der Kaimauer sitzen, bis die Unruhe sie doch wieder packte und weiter trieb. Sie kam an einem Schiff vorbei, das bewacht wurde und blieb nicht stehen, weil es genauso grimmig drein blickende Typen wie am Regentenpalast waren. Ob das Soldaten waren, denen Sokolov vorstand? Und wenn ja, konnte sie sich selbst zwischen diesen vorstellen? Irgendwie abstrus. Ihr Blick glitt zum Himmel. Sie war kein Fußsoldat.
Einmal tief durchatmen. Augen schließen.
Sie war so lange durch Scheiße gerobbt, hatte Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt und jedem noch so großen Arschloch die Stirn geboten, um ihre Flügel zu bekommen, nur damit sie jetzt von so einem dahergelaufenen Portal gestutzt wurden. Wenn es um Flugzeuge, Flugzeugtechnik und Fliegen ging, hatte sie eine verdammt hohe Frustrationstoleranz, aber abseits davon war die Schwelle schnell überschritten. Ihr Weg hatte sie an der Befestigungsmauer entlang auf die andere Seite der Stadt geführt, von wo sie die Tempelinsel sehen konnte. Hier war der Strand nicht befestigt und nur vereinzelte kleinere Stege führten ins offene Wasser hinaus. Mit der Fußspitze kickte sie einen Stein aufwärts, fing ihn mit der rechten Hand und warf ihn mit aller Kraft und einem Laut, der ihre ganze Frustration nach außen trug, aufs Meer hinaus. Platschend ging er in den Wellen unter und bekam noch Gesellschaft von weiteren fünf Steinen, sowie diversen Flüchen, Beschuldigungen und sonstigem seelischen Unrat.
Ein Fischer, der bei seinem Boot hockte und sein Netz flickte, sah kurz auf, schien sich für die Irre allerdings nicht weiter zu interessieren. Zumindest nicht, so lange sie weit genug weg war. Blieb sie nur nicht und schon schaute er misstrauisch, als sie sich seinem Steg näherte.
"Guten Tag Sir, geht's dort zum Einkaufszentrum?"
Der Mann schaute sie irritiert an, blickte dann in die gewiesene Richtung und sagte etwas, das sie natürlich nicht verstand. So wenig wie er wohl ihre Worte verstanden hatte, aber sie lächelte. "Danke Sir, einen schönen Tag Ihnen auch." Und weiter ging ihr Spaziergang. Eines war sicher: sie würde hier über kurz oder lang durchdrehen, also konnte sie auch mit Sokolov an seinen Projekten arbeiten, die nicht weniger irre rüber kamen als sie selbst wohl gerade. Schlucha heben, Napalm basteln, Greifen reiten. Klang wie erstrebenswerte Jahresziele. Hoffentlich zahlte er Gewinnbeteiligung... Jordan schüttelte über sich selbst den Kopf. In Momenten wie diesen verfluchte sie ihre Alkoholintoleranz, denn wie schön wäre jetzt ein Schnaps gegen das Chaos im Kopf. Naja, sie hatte andere Mittel.
Der Gedanke brachte sie auf den Weg zurück durch die Stadt und zur Taverne.

Re: Allgemein | Irgendwo in den Straßen Nowigrads...

Verfasst: Dienstag 7. Mai 2024, 08:34
von Valjan Novka
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von: ein paar Tage vorher
Datum: 09:05 Uhr, 19. August 1278, Donnertag
betrifft: Cat?
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„Was?“ ,Was?‘
Es lag Aggression in der Stimme des Feldwebels. Ihre Hände hatten fest den Kragen eines Seefahrers gepackt, während sie ihn an die Hauswand drückte. Neben ihr knurrte eine Hündin. Diese hatte geübt und es klang schon viel gefährlicher als die Male zuvor. Nur… das Schwanzwedeln musst sie noch lernen zu unterdrücken. Zwei Piken der Wache hielten den Seemann an Ort und Stelle. Auf die in zwei Richtungen gestellte Frage, begann der Delinquent zu jammern, dass er doch schon alles erklärt hätte. Novka fiel es schwer sich zu konzentrieren. Eine Stimme in ihrem Kopf, eine Stimme an ihrem Ohren noch dazu von einem Blödmann, der sich raus reden wollte. Nie haben die irgendwas getan oder sind schuld. Außerdem war doch nichts, während die Mädchen ihr Leben lang Alpträume haben. Kastrieren ja.

„An die… den Pranger mit ihm. Sofort. Wir kas… sortieren das später.“ Sie entließ ihr Opfer mit einem Wurf gegen die Hauswand an ihre Patrouille und wurde dabei von einem Mädchen von vielleicht acht Jahren mit großen Augen beobachtet, das ihren frisch gekauften Fisch schützend an die Brust drückte. Novka winkte es zu sich. „Keine Sorge, jetzt ist alles gut. Ich bring Dich nach Hause.“ Das Mädchen starrte nur auf den Feldwebel, der in seinem Augen sogar groß war und auf die Wolfshündin von der es noch nicht wusste, ob die gefährlich war oder nicht. Trotzdem versuchte es zu nicken. „Du bist eine von den Nigls, oder? Aus den Scherben.“ Das Mädchen nickte jetzt erleichterter und nahm schließlich doch Valjans Hand an, um nach diesem Schrecken nach Hause zu gehen: „Merelde Nigl, ja, die bin ich, Ser.“

Scherben und Wache lagen vorerst in der selben Richtung. Was brauchte Nahuela jetzt nur? Gestern Nachmittag hatte sie sie unsanft rausgeworfen. Die Gefangene den Wächter. Aber sie klang nicht so, das sie sich dafür entschuldigen wollte. Valjan musste grinsen, das würde sie nie tun und sie ebenfalls nicht. Zumindest darin war man sich einig. Den Umweg über die Scherben würde sie schon aushalten, oder?

In schnellen Schritten näherte sich eine Person, die Novka sehr schnell als Rekrut Kivardo identifizieren konnte. Ihr schnellster Läufer und ja, er wollte zu ihr. Ein Salut und eine Nachricht. Man erwartete sie im hoheitlichen Verhörraum. Sofort. Der Neue… Freiherr Sokolov schicke nach ihr. Valjan musste schmunzeln. Hatten sich Asad'Hi und Ith'Fiah wieder gezofft?

Weder Kind noch Hund nahm die Feldwebel mit ins Wachgebäude, sondern bat Cat oder Vanja, das Mädchen nach Hause zu bringen. Während Novka den ersten Stock aufsuchte, nahm sich die äußerst schlaue Hundin dieser Aufgabe gerne an, nickte der Feldwebel sogar zu, als hätte sie genau verstanden was Novka ihr sagte. Es wirkte beinahe… menschlich.

<weiter im NWPD>

Re: Allgemein | Irgendwo in den Straßen Nowigrads...

Verfasst: Donnerstag 19. Dezember 2024, 13:36
von Francis Rose
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Start am Krankenhaus
Datum: 01.September. 1278 Nachmittags
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Ein Aufregender Tag lag hinter Francis. Gestern war der Schneider mit einer fremden jungen Frau zum Krankenhaus zurück gekehrt. Nun hieß es, diese auf die Welt da draußen vor zu bereiten. Eine Fremde aus einem weit entfernten Land. Francis hatte nicht verstanden wie weit tatsächlich, aber das war ihr egal. So gut es ging, zeigte sie ihr alles und redete mit ihr. Melanie sollte schließlich die Sprache lernen.
Jetzt war ihr Hals etwas rau und trocken und sie nutzte die Pause um in der Stadt ein paar Besorgungen zu machen. Der Schneider war von seinem morgendlichen Ausritt zurück und stand noch vor der Tür um die Mitgebrachten Kräuter und Blumen aus dem Nahegelegenen Wald ab zu laden. Das Pferd dampfte leicht vom Ausflug und bekam als erstes eine Decke über den Hintern gelegt.
Es war Kalt an diesem Morgen und Francis trug einen schlichten dunkelroten Rock mit Unterrock drunter. Eine hellbraune Jacke drüber und einen dunkelbraunen Umhang mit Armlöchern über den Schultern. Ein gestrickter Schal um den Hals und gestrickte Handschuhe schützen sie vor dem leichten Wind. Die Wolle dafür hatte ein Färber mit Kornblumenblüten eingefärbt und ein leichtes rosa zustande bekommen. Ihre Haare hatte sie zu einem lockeren Zopf gebunden und ebenfalls unter eine gestrickte Mütze gesteckt. Nur vereinzelt schauten ein paar ihrer blonden Strähnen hervor. Für ihren Einkauf hatte sie eine Tasche umgehängt. Der Geldbeutel ruhte in einer eingenähten Tasche in der Jacke.
Francis sortierte noch ein letztes Mal ihre Kleidung vor der Tür, als der Wind kalt unter den Umhang wehte und stieg die drei Stufen herunter. Sie trat an den Schneider heran, der gerade zurück gekommen war und betrachtete die Blumen und Kräuter. "Eine Gute Auswahl." sagte sie und lächelte kurz. "Melanie ist drinnen. Ich gehe in die Stadt zum Krämer, zum Imker und zum Brotbäcker. Soll ich noch etwas mitbringen?" Als der Schneider den Kopf schüttelte, nickte sie und wand sich ab. "Bis nachher." verabschiedete sie sich und ging los. Die Straße entlang leicht Bergab in Richtung Markt.

Re: Allgemein | Irgendwo in den Straßen Nowigrads...

Verfasst: Donnerstag 6. Februar 2025, 10:32
von Valjan Novka
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vom: Krankenhaus
Datum: 15:27 Uhr, 1. Spetember 1278, Mittwoch
betrifft: @Francis Rose & ww
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Feldwebel Novka selbst hatte für heute vorerst keine Pläne mehr, sodass er zwar den Arm anbot, aber die Führung der Dame überließ. Sie waren beide in der Stadt groß geworden und kannten sich aus. Obwohl man ihm ansehen konnte, dass ihm die Gesellschaft und das Bild, das sie gaben sehr gut gefiel, war sein Kopf noch bei der Begegnung von eben. Eine Frau aus London, die aber gar nicht so erfreut schien jemand getroffen zu haben, der über ihre Reisemöglichkeiten wusste. Hatte sie Slava schon getroffen? Der war zuletzt mit Magister DeSpaire gesehen worden. Dass ihm jemand wie sie auffällt war naheliegend. Waren dann auch in ihrer Welt die Russen die Bösen wie bei Pan? Oder war das einer der entscheidenden Unterschiede? Pan kannte diese Zone nicht oder war die erst nach ihrer Zeit entstanden? Mäh. Es war schon nicht leicht, die Vergangenheit einer Welt zu kennen und zu wissen wo man ist. Mehr Welten, unterschiedliche Zeiten? Mit einem leisen „Umpf“ fanden diese Gedanken als Lautmalerei den Weg über die Lippen.

Re: Allgemein | Irgendwo in den Straßen Nowigrads...

Verfasst: Mittwoch 12. Februar 2025, 00:16
von Francis Rose
Nur zu gerne legte Francis ihren Arm um den des Feldwebel und ließ sich führen. "zum Krämer als Erstes." gab sie die grobe Richtung vor und übernahm wahrscheinlich auch unbewusst die Führung. Auch ihr gefiel das Bild mit einem jungen Mann der Stadtwache unterwegs zu sein. Es half ihr ihren zweifelhaften Ruf mehr hinter sich zu lassen und Valjan sein oder besser gesagt ihre Scheinidentität zu pflegen. Niemand würde hinter dem jungen Mann eine Frau erwarten, wenn diese am Arm einer schönen Dame hing. Nur sie beide wussten davon, zumindest glaubte Francis das. Das die Wahrheit eine andere war wusste sie nicht und es war auch gut so. Weniger Gefahr versehentlich das falsche zu sagen oder zu tun.
So schritt sie neben ihm her, lächelte und fing an Konservation zu betreiben. "Im Bordell hat es einige Veränderungen gegeben. Miss Gwen hatte, wenn auch nur für kurze Zeit einen Mann für die Sexarbeit angestellt gehabt. Er war aber wohl nicht ganz sauber. Also nicht körperlich. Da soll er sehr gründlich gewesen sein, aber er hatte wohl Stress mit einflussreichen Leuten. Kennen gelernt habe ich ihn selber nicht. Auch einen Musiker hatte Miss Gwen eingestellt für ein paar Tage. Leider ist er spurlos verschwunden. Sie hat sehr geschimpft. Soldaten im Haus bringen immer Unglück. Konnten ihr denn den Fall lösen?" Francis lachte leicht und versuchte gerade den letzten Satz so zu sprechen, wie die Matrone des Nachtigall es gemacht hätte. "Mach dir keine Gedanken. Es gibt immer Zeiten, wo mehr Mädchen gehen als kommen. Und irgendwann stehen sie wieder Schlange um dort arbeiten zu können."
Sie knuffte Valjan leicht an die Schulter. "Tihana durfte meine Räume übernehmen. Sie war wirklich sehr Glücklich darüber. Und sie bringt dem Spatz das Tanzen bei. Es ist immer gut, auch noch etwas anderes zu können. Das steigert die Beliebtheit." Während sie so durch die Straßen gingen, winkte sie einem anderen Mädchen, das an einer Kreuzung abbog. Dann fiel ihr noch etwas ein. "Was für einen Termin hast du beim Schneider?" fragte sie neugierig und sah Valjan aufmerksam an.

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Mittwoch 12. Februar 2025, 14:01
von Valjan Novka
Ein paar Mal hatte Valjan versucht zu antworten. Setzte an, holte Luft, ließ es aber bleiben, weil Francis weiter sprach. Deshalb hielt er inne, lauschte schließlich und begann zu lächeln. Seine Augen hingen neben dem Weg zum Krämer auf ihren Lippen, schwankten zu ihrer Art sich zu bewegen und es sah so aus, als wäre der junge Mann stolz auf seine Eroberung. Bei der Wache hatte er diesen Ruf eh inzwischen weg. Der edle Ritter gegenüber den Nutten. Aber es führte zu Erfolgen mit ihnen zu reden statt zu ficken. Statt nur zu ficken? Zu derartigen Nachfragen oder Sprüchen schwieg sich der Feldwebel dezent aus. Sollten sie denken, was sie wollten.

„Die Rüstung…“ Die Frage nach dem Schneider verlangte diesmal wirklich eine Antwort: „… ich dachte an eine… passende Unterkleidung. Die Schulterplatten liegen hier manchmal etwas unangenehm auf.“ Seine freie Hand zeigte an ‚seine‘ Brust. Der Blick verriet dabei, dass es nicht ganz der Wahrheit entsprach und sie schlicht etwas besseres als ein Brusttuch suchte. „Falls eine Frau das versteht.“ Todernst. Wissend, dass sie besser verstand als die meisten Anderen. „Schneider haben doch einen anderen Blick auf die Welt.“ Besonders wenn sie zaubern können und Elfen sind. Valjan wusste nicht wie viel sie von seinen Fähigkeiten wusste, aber es gab leuchtende Laternen im Krankenhaus und der verschwundene Kolja hatte ebenfalls herum gezaubert. Aber der ist verschwunden – mit dem Beweisstück.

„Nein, ich bin da nicht weiter gekommen, aber die Geschichte wurde nach oben weiter geleitet. Damit sich jemand kümmert, der keine Angst zu haben braucht von der Obrigkeit verschluckt zu werden. Das heißt es zumindest, möglicherweise passiert auch gar nichts.“ Ihm gegenüber waren die Beteiligten ausweichend gewesen angefangen beim Arzt. Aber Valjan hatte Hoffnung, dass gewisse Leute davon genug wussten. „An den Barden kann ich mich erinnern. Soweit ich weiß zog er es dann doch vor sich einen anderen Wirkungskreis zu suchen. Mit Rittersporn, seinen Anhängern und sonstigen sind schon genug Barden und Sängerinnen in der Stadt, die sich gegenseitig um die Kundschaft bemühen. Kurz gesagt, zu viel Politik, was seine plötzlich Abreise erklären könnte.“ Dabei hatte sie noch viele Pläne mit ihm gehabt. Aber vielleicht findet sich dafür noch jemand anders.

„Zähle ich als Soldat?“ Der Feldwebel musste lachen, wahrscheinlich. Auch wenn die Armee die Stadtwache nicht als Soldaten ansah. Sie bekamen zwar auch einen Sold, aber an Wortstämmen waren die nicht so interessiert. „Freut mich, wenn ich Tihana doch indirekt glücklich machen konnte.“ Zumindest hatte Valjan Francis den Hinweis mit dem Krankenhaus gegeben, sodass sie dort ein neues Auskommen fand. „Der Spatz ist zu jung. Sie sollte schreiben und rechnen lernen und gut Geld im Bankwesen verdienen statt… zu tanzen.“ Es wurmte sie. Tanzen machte auch Spaß, aber… dennoch… Ein Seufzen ließ sich nicht unterdrücken. Sie wusste auch, dass es dem Spatz vergleichsweise gut ging.

„Und hat dieser Mann… Männer bedient? Oder kommen auch Frauen?“ Häufig war es ja nicht, aber die Stadt war groß genug, um die vielen Wünsche zu erfüllen, die der Hafen anspülte.

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Donnerstag 13. Februar 2025, 11:03
von Francis Rose
Natürlich hatte Francis verstanden, was der Feldwebel mit der Andeutung zu den Unterkleidern meinte und nickte, nicht ohne leichte Besorgnis. "Ich verstehe. Bei meiner Vergangenheit habe ich alle möglichen Eigenarten schon gesehen. Wie möchtest du das denn machen? Der Schneider wird doch genau merken, wo das Problem liegt?" Francis zweifelte nicht an der Verschwiegenheit und Professionalität des Schneiders und war sich sicher, das Valjans Geheimnis bei ihm sicher war. Aber erwartet hatte sie so eine Entwicklung nicht. "Wenn gewünscht, werde ich ihm auf die Finger sehen, damit auch alles seine Ordnung hat."
Während sie weiter gingen erzählte der Feldwebel von dem Fall, der die beiden überhaupt erst einander vorgestellt hatte. "Wie Schade, das ich euch nicht weiter helfen konnte." leicht schob sie die Unterlippe vor und spielte die Schmollende. "Und schade, das man nicht weiß. wie es weiter geht. Hätte mich schon sehr interessiert. Das ist alles so Spannend, was du zu erzählen hast. Als Frau erfährt man verhältnismäßig wenig aus dieser Welt der Männer." sie musste über die Worte schmunzeln und nahm vornehm die Hand vor die Lippen. "Sehr Schade das mit dem Barden. Er soll gut gewesen sein. Hoffentlich findet er, wonach er sucht."
Die Straße, in der der Krämer seinen Laden hatte, tauchte auf und natürlich traf Francis wieder eine Frau, die sie kannte. Fröhlich hob sie die Hand und winkte ihr. Die Frau blieb tatsächlich kurz stehen und kam zu der schönen blonden, um sie zu drücken und einen Kuss auf die rechte und die linke Wange zu drücken. Dann musterte sie den Feldwebel. "Francis, wen hast du den da am Arm. Schneidiger junger Mann." Direkt wie auch Francis streckte sie ihm die Hand zum Schütteln hin. "Ich bin Hannja. Ehemalige Kollegin."
Nach der Begrüßung drehte sie sich wieder zu Francis. "Wir müssen uns unbedingt mal treffen und unterhalten. Ich wohne beim Müller am Ende der Straße." Hannja deutete in die entsprechende Richtung. "Besuch mich einfach wenn du es einrichten kannst und viel Erfolg." Man spürte, das gerade nicht viel Zeit zum reden war und die dunkelhaarige Freundin wiederholte das Begrüßungsritual zum Abschied, winkte und eilte weiter.
Francis wartete bis die Freundin weg war und ging dann weiter. "Hannja ist damals schwanger geworden vom Müller und hatte wirklich Glück. Seine Frau ist an einer Krankheit verstorben, ohne eigene Kinder. Und es war offensichtlich vom Müller. Das Kind war schon zur Geburt rothaarig wie der Vater. Offensichtlich war ihm ihre Herkunft egal, dass sie jetzt bei ihm lebt. Ich freu mich sehr für sie." Und diese Freude konnte man sehr deutlich hören.
Gemeinsam gingen sie weiter und nahmen ihr Gespräch wieder auf. "tatsächlich lernt der Spatz ein wenig rechnen, damit die Freier sie irgendwann nicht über den leisten ziehen. Und wenn es sich einrichten lässt auch lesen. Und zu jung sind sie alle. Erst wenn sie das erste mal blutet wird sie in die Arbeit als Sexarbeiterin eingeführt." Die Doppeldeutigkeit war tatsächlich beabsichtigt. "Bedient werden bei uns Männer und Frauen und das gilt für jeden. Ob der Mann das auch gemacht hat, weiß ich nicht genau. Kann ich aber heraus finden."

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Freitag 14. Februar 2025, 09:33
von Valjan Novka
„Ser DeSpaire… weiß wo das Problem liegt, deshalb hab ich ihn gefragt eine gute Lösung zu finden. Falls Du dazu ebenfalls ein Idee hast, bist Du willkommen.“ Ein verlegenes Lächeln. Was sollte er mehr über Ions Gaben sagen? Diskret war sie bestimmt, aber in Gefahr bringen wollte er sie auch nicht. Außerdem sollte man Dinge wie ‚in mir steckt noch ein in Seelen blickender Dämonengeist‘ oder was auch immer, vielleicht selbst erklären statt von jemand Anderem erfahren. Aber so ganz ohne Kommentar wollte er es nicht stehen lassen. „Wir hatten zufällig zusammen etwas zu tun, dabei blieb es nicht unbemerkt.“ Es war definitiv der nur halbe Wahrheit, aber sie würde verstehen, dass er nicht alle Details weitergeben könnte. Sie wird sich daran erinnern, dass sie alle zufällig bei Sokolov waren und deshalb wohl irgendwie gemeinsam zu tun haben. „Es war definitiv spannend. Dass ein nilfgaarder Schiff am Hafen angelegt hatte, hast Du bestimmt mitbekommen? Und ja… auch nicht ganz ungefährlich.“ Das leicht besorgte und grübelnde Gesicht verschwand allerdings schlagartig, als sich Hannja näherte.
Valjan gab ganz den genannten schmucken Feldwebel: schüttelte die Hand, lächelte über das Kompliment, wollte es weitergeben, aber da war die fröhliche Frau schon wieder auf dem Weg. Er sah ihr nur ein bisschen länger nach, bevor er wieder beinahe mit einem Zwinkern wieder Francis zuwandte. „Der Herr Müller ist ein schlauer Mann.“ Jetzt hatte er ein hübsche und dankbare Ehefrau samt Kind. „Und seine Frau schien glücklich. - Schön, dass es auch solche Geschichten gibt.“ Neben all den weniger Schönen.

Zu dem Mann im Bordell schüttelte er leicht dem Kopf. „Das musst Du nicht… Um meine Arbeit besser machen zu können, möchte ich nur die Leute verstehen. Wie häufig kommt es vor, dass Männer untereinander oder Frauen? Es wird ja eher… verschwiegen.“ Aus verständlichen Gründen. Die Flamme hatte da eine sehr einfache Ansicht. Wobei er plötzlich den Kopf leicht schief hielt: „Außer Dir macht es Spaß für mich Informationen zu sammeln?“ Ein dünnes Grinsen. Sollte er sie als ‚Agentin‘ oder so anwerben? „Bin mir sicher, dass Du einiges mitbekommst. Die Mädels in der Krüppelkathi konnten mir helfen eine Wasserleiche zu identifizieren.“ War zwar nicht so wichtig gewesen, aber dafür ein Erfolg.
„Aber eigentlich… bin ich es, der Dir etwas schuldet. Denn ich weiß nicht, was Du mit meinem Vater ausgemacht hast. Er ist wieder sehr viel fröhlicher, geht sogar am Hafen spazieren, seit Du ihn behandelst. Doch ich weiß nicht, wie lange der Wein… noch dafür aufkommen kann.“ Nein, er nahm es nicht als Selbstverständlichkeit, dass sie ihm half. Sie musste auch von etwas leben. Wie viel das Krankenhaus abwarf, wusste er nicht und schätzte Dr. Kostjunari so ein, dass der erst behandelte und sich dann überlegte wie er die Kosten wieder rein bekam.

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Dienstag 18. Februar 2025, 00:19
von Francis Rose
„Der Schneider weiß es?“ sagte Francis deutlich überrascht. Sie war sogar stehen geblieben und ihre Hand war seinem Arm entglitten. Damit hatte sie nicht gerechnet. Die Überraschung war ihr nur zu deutlich ins Gesicht geschrieben. Aber sie fing sich recht schnell wieder. Auch ihr Lächeln kehrte schnell wieder zurück. Mit genau diesem Lächeln trat sie wieder an Valjan heran und legte ihren Arm zurück in seinen. „Eine überraschende Entwicklung und eine gute Wahl. Der Schneider hat ein gutes Auge und bestimmt viele Jahre Erfahrung in seinem Handwerk. Meine Expertise wird da nicht benötigt.“
Das Haus des Krämers kam in der Ferne in Sicht als Valjan das Nilfgarder Schiff erwähnte. „Oh ja. Das war das Gespräch der Stadt. Egal ob Arm oder Reich. Überall hat man davon gehört. Und die Gerüchte wurden immer wilder.“ bestätigte Francis Balkans Vermutung und kuschelte sich etwas näher an ihn. „Stimmt es das eine Frau damit abgeholt wurde? Eine schwarze? In Uniform?“ ihre Augen wurden groß und neugierig ihr Blick. „Du warst doch bestimmt vor Ort. Stimmt es dass sie wild und kämpferisch war? Das viele Männer sie bewacht haben damit sie niemanden anfällt? Sie soll spitze Zähne gehabt haben und gelbe Augen.“
Das Gespräch wechselte in den etwas intimeren Bereich. Francis blieb stehen und hielt Valjan ebenfalls an. Sie suchte seinen Blick und stellte sich dann vor ihn um mit dem Finger über seinen Kiefer gleiten. „Es kommt öfters vor als die normale Welt davon spricht. Es ist ein tabu Thema. Aber die Menschen lieben verbotenes. Es verleiht dem Leben etwas spannendes, aufregendes.“ sie lächelte leicht und zuppelte am Kragen von Valjan herum als müssten ihre Finger sich ablenken. „In den Kreisen in denen ich verkehrt habe hört man davon und wir praktizieren es in den Bordellen oft genug. Die jungen Mädchen lernen von den älteren was Männern gefällt. Und das ist auch gut so." Kurz stockte sie im Satz und sah sich um. "Das ist kein Thema für die Straße." Entschlossen zog sie Valjan weiter und blieb vor der Tür des Krämers erst wieder stehen. "Du schuldest mir nichts und mit noch mehr Wein bekomme ich irgendwann ein Problem mit der Realität." sagte sie freundlich lächelnd. "Ich helfe deinem Vater gerne. Ich mag ihn, er ist ein sehr freundlicher Mann und wenn es ihm hilft, dann freut mich das. Und ich freue mich, wenn du dir weniger Sorgen machst um ihn." Sie senkte leicht den Blick. An ihren eigenen Vater erinnerte sie sich nicht mehr. Vielleicht mochte sie den alten Herrn deshalb so gerne, weil er ihr Vater sein konnte, an den sie sich nicht mehr erinnerte. Ob Valjan mit rein wollte, fragte sie nicht. Sie zog ihn einfach mit hinein.

Der Krämer kannte Francis gut, schon von früher. So lächelte er sie an, legte seine Arbeit zur Seite und setzte sich mit den Worten, "Miss Rose. Schön euch zu sehen. Ich hole eure Bestellung." in Bewegung. "Danke." erwiderte sie und schlendert ein wenig durch die Auslage. "Irgendwann brauche ich vielleicht mal deine Hilfe und dann kannst du dich gerne revanchieren." Ob sie das ernst meinte oder nicht, war in ihrem Gesicht nicht ab zu lesen. Neugierig nahm sie ein Stück Seife zur Hand und roch daran. Lächelnd verzog sie das Gesicht. Dann nahm sie ein anderes Stück. Dieses legte sie ebenfalls zurück. Ihr Augenmerk war auf eine viereckige Holzdose gefallen, die sie neugierig von allen Seiten betrachtete und öffnete. Die Dose war eine Hand lang breit, fast eine Hand lang tief und eine halbe Hand breit hoch. Auf dem Deckel hatte jemand einen Vogel und eine Blume geschnitzt. Mit großen Augen und fast schon ehrfürchtig ließ sie die Finger über die Figuren gleiten. Francis musste sich schon einen kleinen Ruck geben, um das schöne Holzfarbene Stück zurück zu stellen. In einer anderen Ecke hingen Tücher, wieder in einer anderen standen Kupferkessel und wieder wo anders fanden sich Schmuck aus Horn, Knochen oder Muscheln. Unter einem Tisch stand eine Kiste mit verschiedensten geschmiedeten groben Nägeln. Auf der Fensterbank standen eine Hand voll geschnitzte Tiere neben Löffeln und Schalen. Irgendwie gab es allen möglichen Kram.
Der Krämer kam zurück und reichte ihr ein in Stoff eingeschlagenes Päckchen. Francis trat an den Mann heran und betrachtete die Hände des Krämers, der das Päckchen öffnete und die Ware zeigte. Eine Tonschale mit einer harten Gelben Masse drin. Dann noch einen Umschlag mit einem Pulver drin und ein Knäul Wolle. "Vielen Dank." Francis fing an ihr Geld ab zu zählen und legte ihm die vereinbarte Menge auf den Tisch. "Wie immer eine Freude mit ihnen Geschäfte zu machen." sagte der Händler so süß, das es fast schon eklig war. Ohne weiter sich zu einem Gespräch herab zu lassen wollte sie schon gehen, als der Händler Valjan entdeckte. "Junger Mann. Kann ich euch für etwas begeistern? Ein paar Würfel für ein Geselliges Spiel mit den Kameraden? Oder eine gute Creme damit die Stiefel glänzen. Oder neue Stiefel. Ein Rasiermesser für den Bart." darauf kam der Mann näher und klebte fast schon an dem Feldwebel. "Na, Der wird wohl irgendwann kommen. Oder möchtet ihr eurer Begleitung eine Freude machen? Ich habe schöne Bänder und Kämme." Er find an so ziemlich alles in seinem laden an zu preisen.

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Dienstag 18. Februar 2025, 16:13
von Valjan Novka
Ja, der Schneider weiß es. „Wir… kamen uns zu nahe…“ Nein, nicht auf diese Art nah, das zeigte das Gesicht. Anders nah. Valjan registrierte, dass sie stets vom Schneider sprach – statt Elfenmagier. Vielleicht war ihr dieses Detail gar nicht so bewusst. Der Elfenteil sicher, eher das Andere. „Auf sein Handwerk versteht er sich sicher, aber er… hat kein so hübsches Dekolletee wie Du.“ Sein Blick fiel auf Francis’. Immer schön drauf schauen, wie sie es ihm erklärt hatte. Die Neugier war nicht gespielt. Gab es Ähnlichkeiten zu Schura? Mal so mal so? Die inneren Werte zählten mehr? Egal jetzt.
Das Ankuscheln gefiel auf jeden Fall, sodass der Feldwebel den gewünschten Schutz bot. Schutz vor dieser wilden Frau bestimmt. „Die Kapitänleutnant, ja. Sie war wie die berühmten serrikanischen Tiger. Manchmal kuschelig, aber genauso tödlich mit scharfen Krallen und noch schärferer Zunge. Und ja, den Nilfgaardern ist es egal welches Geschlecht Du hast. Im Dienst an der Waffe für den Kaiser dürfen alle kämpfen… und sterben.“ Es half vor allem eine größere Armee zu haben und man hatte eine größere Gruppe an potenziell guten Leuten. Nicht, dass Krieg Spaß machen würde… zumindest stellte sie es nicht so vor. Ihre Hände an Kiefer und Kragen waren viel schöner. Er lächelte beinahe verliebt bei dieser Berührung. Nickte, dann aber dazu, dass es kein Gespräch für die Straße sei. Deshalb nichts weiter dazu. Dass Menschen verbotene Dinge tun wollen, verstand die Stadtwache sehr gut… „Du hast meinem Vater die Lebensfreude zurück gegeben und damit uns allen.“ Es war es auch an ihm mit dem Finger über ihre Wange zu streichen. „Danke, Miss Rose.“

So vertraut wie sie sich gaben, war es nur normal, dass sie ihn schließlich mit in den Laden schob. Dem Feldwebel war dieser Krämer nie sonderlich aufgefallen, was darauf hin deutete, dass es weniger Hehlerware gab. Dennoch hielt er sich im Hintergrund und war gerade nur der Anhang. „Bestimmt“, würde er mal etwas für sie tun können. Sich nach ihrer Mutter umzuhören hatte er schon angeboten, aber sie wollte damit noch warten und über ihre Bitte hatte sich Valjan nicht hinweg gesetzt. Aus seinen Beobachterstatus wurde er erst gerissen, als der Krämer ihn so direkt vor ihm ansprach. Ja, die leidige Sache mit dem Bart. „Noch erfreue mich daran, dass meine Haare noch nicht von Kopf zum Kinn gewandert sind.“ Wie das älteren Herrn nun mal passiert. Schura sah manchmal schon ein bisschen wehleidig aus, wenn er merkte, dass es oben weniger werden könnte. Eine Hand fuhr deshalb schelmisch grinsend durch den Pony, sodass die ihm ein paar Strähnchen wieder über die Augen fielen. „Aber natürlich hab Ihr recht, man sollte keine Gelegenheit auslassen einer jungen Frau eine Freude zu machen. Ich glaube, ich hätte da auch etwas im Auge, aber wenn ich es jetzt besorge ist es kaum eine Überraschung, oder?“ Dass Francis diesem Kästchen mehr Aufmerksamkeit geschenkte, hatte er bemerkt.

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Mittwoch 19. Februar 2025, 10:22
von Francis Rose
Natürlich verstand der Händler sofort, was der Feldwebel meinte und sah zu Francis, die sorgfältig ihre Einkäufe in ihren mitgebrachten Beutel verstaute. "Ein wirklich hübsches Ding. Ihr könnt euch wahrlich Glücklich schätzen. Und wie ich gehört habe, erfahren noch dazu." Bei den Worten ließ er nicht im geringsten mitschwingen, was er von Francis Gewerbe hielt, nur das er wohl darum wusste. Er zwinkerte und lächelte schelmisch, während er Francis beobachtete, wie diese wieder durch die Auslage sah. Dann drehte sie sich zu den beiden Männern und stutze, weil sie angesehen wurde. Perfekt studiert oder tatsächlich berührt senkte sie den Blick und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
Der Händler löste sich von Francis Anblick, drehte sich zu Valjan um und nickte ihm zu. "Was ich nicht habe, kann ich besorgen. Alles ganz ehrlich und anständig. Von Kleidung über Hausrat bis zu Düfte und Waffen." Das genau das dann meistens nicht der Fall war, blieb eine Vermutung und gerade einem Mann der Wache gegenüber nicht zu erwähnen. Eines hatten sie aber alle gemeinsam. Sie beteuerten ein Ehrliches Geschäft und keine krummen Dinger. Viel sagend nickte er dem Feldwebel zu und trat an das Regal mit der Schatulle heran, allerdings mit dem Rücken dazu. "Miss Rose, wie immer eine Freude. Empfehlen sie mich weiter." Ein wenig zu süffisant nahm er ihre Hand, hielt sie sanft in seine, führte sie an die Lippen und hauchte einen Kuss darauf.
Natürlich tat Francis angetan und verlegen. Ob sie das wirklich war, würde man auch in diesem Fall nicht erfahren. Aber sie zog, kaum das er fertig war, ihre Hand sanft zurück. "Natürlich." versicherte sie ihm und suchte nun Valjans Nähe. "Vielen Dank für alles." waren ihre letzten Worte an den Krämer. "Möchtest du noch etwas kaufen?" war ihre letzte Frage in dem Geschäft an Valjan.

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Mittwoch 19. Februar 2025, 14:01
von Valjan Novka
„Danke, Ser. Jetzt nicht, aber später vielleicht.“ Ein vielsagender Blick auf den Krämer. Der Feldwebel hatte etwas im Auge und bevor er heute Abend heim kam, würde er hier nochmal eine Runde drehen und dieses Kästchen erstehen, vielleicht gleich dann mit besten Grüßen unbemerkt zu den Blumen ins Krankenhaus stellen. Francis hatte ihn daran erinnert, dass der Barde ihm die Ausgaben in der Nachtigall zurück erstattet hatte. Das war ihm wichtig gewesen und in Fremdwährung hatte er genügend. Damit hatte er diese Woche genug für seine Eltern und seine Herzensdame. Auf den Hinweis mit der Erfahrung hatte Valjan nur vielsagend gegrinst. Was konnte einem jungen Burschen wie ihm besseres passieren?

Natürlich bot er ihr wieder den Arm an, als er sie nach draußen führte. „Das macht Dir Spaß, oder?“ Sowohl das kleine schüchterne Ding spielen, als auch hier sich mit ihm zu zeigen. Vielleicht hatte es auch diesen Hauch des Verbotenen? Hier bei der Verkleidung helfen. Während sie ihm gegenüber gleichzeitig ihre Reize zeigen konnte ohne befürchten zu müssen, dass ihr jemand dumm kam. Einmal mehr dachte er darüber nach ihr zu erzählen, dass ihre Peiniger dem Orden übergeben worden waren – schließlich hatten sie einen Ordensbruder angegriffen und dort wahrscheinlich mehr zu befürchten hatten als im Kerker. Aber er schob es ganz männlich weg, warum sie an diese Nacht erinnern?

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Sonntag 23. Februar 2025, 15:15
von Francis Rose
Sie wartete, bis sie wieder vor der Tür waren und die Tür geschlossen. Hier draußen redete es sich gleich viel besser. „So so. Der Schneider und du, ihr seid euch also näher gekommen?“ erklang es gespielt eifersüchtig. „Wie darf ich denn das verstehen?“
Die Straßen waren voller geworden und immer wieder sah man eine Frau oder sogar einmal einen Mann der Francis grüßte, ihr winkte oder schlicht etwas mehr lächelte, als für Fremde ordnungsgemäß war. Sie hakte sich demonstrativ wieder bei Valjan unter und schlenderte weiter. „ob ich das Theater liebe? Oh ja. Und wie.“ bestätigte sie Valjans Vermutung. „es gibt gerade unter den Händlern viele, die so etwas mögen. Und was unseren Ausflug angeht gibt es einen Ruf zu schaffen. Ich mag dich tatsächlich sehr und mir liegt dein Wohl und deine Zukunft am Herzen. Wenn ich da helfen kann tue ich es gerne. Solange es geht.“ sie lächelte und hob ebenfalls grüßend die Hand, als man sie erkannte und ihren Namen rief. „gerade in deinem Fall ist der Ruf des Frauenschwarms gesünder als die Frau ohne Schwarm.“
An einer etwas ruhigeren Stelle blieb sie stehen und drehte sich zu ihm um. Sie musterte aufmerksam das viel zu jung wirkende Gesicht. „Vielleicht können wir an deinem Ruf noch ein wenig arbeiten.“ sie legte ihre Hand auf Valjans Wange. „Eine Freundin arbeitet bei den Schaustellern. Vielleicht kann sie mir zeigen wie man einen realistischen zwei Tage Bart zaubert. Das würde bestimmt helfen.“ nachdenklich zog sie die Hand zurück und legte sie an ihr eigenes Kinn. „Und dann besuche ich dich in der Wache um meinem Liebsten und natürlich auch seinen Kollegen Kuchen zu bringen.“ sie lächelte und nickte entschlossen, bevor sie sich unter hakte und weiter ging. „der Bäcker ist mein nächstes Ziel und dann habe ich auch schon alles.“

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Montag 24. Februar 2025, 13:46
von Valjan Novka
Der Kästchenplan stand: gleich nachdem er Francis wieder Zuhause – also im Krankenhaus – abgeliefert hatte, würde er direkt wieder herkommen und die Überraschung besorgen. Sein Lächeln wurde leicht breiter bis sie seine Gedanken unterbrach: „Der Schneider und ich? - Das… war sehr einfach. Wir kamen… beruflich zusammen als… Berater. Seine Expertise, mehr über die elfischen Dinge als die Schneiderei, sind hin und wieder bei der Wache gefragt. Zumindest wenn Freiherr von Sokolov damit zu tun hat. Er ist da nicht so rassistisch wie die Meisten.“
Auch der Feldwebel lächelte und winkte, als man Personen traf. Seine Bekanntschaften verdrückten eher um die nächste Ecke, bevor man zu nahe kam statt erfreut zu winken. Als sie erwähnte, dass sie ihn wirklich sehr mochte, wurde er ohne Zutun leicht verlegen. Passend zum Bild. Unerwartet im Inneren. Irgendwie musste Francis noch eingeordnet werden. Mit Schura lief es irgendwie leichter. Oder… anderes herum? In der Öffentlichkeit fassten sie einander kaum an und holte das Zuhause alleine nach, während mit Francis sichtbar geschäkert wurde. Ein Schwarm. Armschmuck für den Feldwebel. „Danke. Ich hoffe, ich kann Dir genügend Schutz geben.“ Die Uniform würde die ersten Interessierten sicher abhalten. „Deine Zukunft liegt mir auch am Herzen. Die Arbeit im Krankenhaus gefällt Dir? Es wirkt so?“

Die Hand auf der Wange, das machte sie schon gut und ja da war kein Bart. „Ich hatte es mal mit Kohle probiert, aber es… sah irgendwie auffälliger aus als ohne. Bis jetzt glauben sie mir noch, dass ich mich jeden Morgen sehr ausgiebig rasiere oder es dem Jüngling halt fehlt. Lieber etwas Spott als etwas was mit der Regen wegwischt. Aber lass es mich wissen, wenn Du ein paar Idee findest. Manchmal will man seine Nase in Angelegenheiten stecken, bei denen man nicht erkannt werden sollte.“ Ein unschuldiges Lächeln. Wer weiß, ob sie mal als Nicht-Wache aber Mann irgendwo hingehen würde. Noch ahnte sie nichts von Oxenfurt.

„Und Kuchen! Natürlich. Niemand sagt Nein zu Kuchen.“ Da gibt es keinen Zweifel. Zählt vielleicht als Bestechung, aber dagegen hatten die meisten Kollegen ja nichts. „Morgen ist ein guter Tag für Kuchen.“ Falls sie zur Wache käme, hätte gleich ein Geschenk. „Und Du musst mir dann sagen, wen ich nicht aus Eifersucht verdreschen soll.“ So ganz männlich, als ob Verdreschen die bevorzugte Lösung wäre.