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Re: Der Tempel des Ewigen Feuers | Badehaus

Verfasst: Mittwoch 5. März 2025, 21:26
von Liam von Alensbach
Wie gut, dass Liam seinen neuen Knappen nicht zur Schlachtbank geführt hat sondern in den heissen Topf - der allgemein auch als Badehaus bekannt war. Es tat gut, den Tag mit einem Bad ausklingen zu lassen. Von Alensbach jedenfalls schätzte diesen Luxus, vermutlich umso mehr weil er ihn jahrelang nicht mehr hatte geniessen können. Wie Jakob nun im Wasser lag und Liam neben ihm sass, das mochte bestimmt ein amüsantes Bild abgeben, aber es war kaum einer da dem das gross auffallen durfte. "Ein Grund mehr rasch wieder nach Wyzima zurück zu kommen," schmunzelte der Ritter, der Jakob zustimmen musste. Er hatte den Blick zur Decke gerichtet, betrachtete die Malereien, die teilweise bereits abgeblättert waren. Man dürfte sie mal renovieren. Es war jedoch wahrscheinlicher, dass eines Tages die ganze Decke runterkommen würde. "Hm...," brummte der Ritter und hob besagte Hand um die Innenfläche zu betrachten. Der Schnitt war fort. "Ja. Ziemlich schnell." Er hatte es nicht zugeben wollen, doch die Geschwindigkeit mit der Wunden bei ihm sich schlossen war beängstigend. Dazu kam auch, dass er sich manchmal schnitt und das obschon er sich ganz sicher war, die Hände weit weg von der Schneide zu haben. "Ich weiss nur nicht warum, bis anhin funktionierte meine Wundheilung genau so wie bei jedem Menschen." Die Hand fand wieder unter Wasser, wo er die Finger zur Faust ballte. "Wenn wir schon mal hier sind, von Nagall, möchte ich dir kurz mitteilen, was ich von dir erwarte. Mochten die Worte zwar ein wenig streng klingen, auf dem Gesicht des Ritters fand sich nur Entspannung und ein freundlicher Zug, den er so oft inne hatte. "Ich wünsche mir, dass du ein gepflegtes Äusseres an den Tag legst, mit Sauerbraten trainierst und die Bindung zu ihm vertiefst. Du trainierst täglich mit dem Schwert und du sprichst mit mir, wenn dir etwas unangenehm ist oder nicht gefällt. Ich möchte, dass wir offen miteinander sprechen können und weise mich auf meine Fehler hin, von Nagall, denn auch ich bin nicht unfehlbar." Die grauen Augen fanden zum Knappen. "Mir ist bewusst, dass du einiges davon schon tust - dennoch hielt ich es für besser es anzusprechen." Das Augenmerk geht für einen flüchtigen Moment auf Wanderschaft und kehrt wiederum zurück. "Wenn du etwas an mich hast, dann sprich frei."

Re: Der Tempel des Ewigen Feuers | Badehaus

Verfasst: Donnerstag 6. März 2025, 20:07
von Jakob von Nagall
Oh ja, es gab eine Menge Gründe, Wyzima gar nicht erst zu verlassen, aber ein Knappe ging, wohin sein Ritter ging. Nur was, wenn das die Wanderschaft war? Daran hatte er noch gar nicht gedacht. Liam könnte in Nowigrad auch abgelehnt werden - und dann? Der Gedanke wollte sich gerade in seinem Magen bemerkbar machen, als Liam das Thema über die Wunde auf Pflichten wechselte.
Sich pflegen. Das hieß für Liam wohl mehr als einmal die Woche einen Eimer kalten Wassers. Jarel war da genauso und redete meist genauso mit der Wand. Wenn der Alltagstrott mal lief, blieb zwischen morgendlicher Ertüchtigung und abends wie tot ins Bett fall nicht viel Zeit für me-time. Schon gar nicht, wenn jetzt noch täglich Reiten dazu kam und dabei tat ihm schon der Gedanke Schmerzen an. Er hasste reiten. Und Sauerbraten mochte seinen Reiter nicht. Jakob quittierte diese Ansage Liams daher erstmal wie für ihn üblich mit schweigen durch schmale Lippen.
"Ich werde mich bemühen, Euren Anforderungen gerecht zu werden.", sagte er schließlich nach einer Weile. Besser nichts versprechen. Die Wortwahl war schon sehr bewusst. Und dann überlegte er wieder, wie er die Dinge, die ihm sofort durch den Kopf schossen, am besten formulieren konnte. Eine Angewohnheit, die schon so manchen Menschen an die Grenzen des Geduldsfadens gebracht hatte. Aber Liam war ein sehr geduldiger Mann und konnte warten.
Jakob plätscherte derweil etwas herum, spannte den Bauch, um mit den Händen den Beckenrand zwischen seinen Knien zu erwischen und den Kopf aus dem Wasser zu heben. Nun konnte er diesen drehen und Liam ganz ansehen, der im Gegensatz zu ihm völlig entspannt wirkte. Aber Jakob war nie wirklich entspannt. Von ihm ging immer etwas lauerndes aus - selbst jetzt war es in seinem Blick.
"Ich möchte in Nowigrad weiter Kontakt zu Jarel pflegen dürfen. Für mich bleibt er ein wertvoller Mensch, sowas wie mein Vater hier.", sagte er schließlich ruhig, aber bestimmt und bevor Liam etwas erwidern konnte, setzte er hinzu: "Und ich würde gern neben dem Waffentraining mehr studieren. Aber das geht abends. Ich brauche nicht viel Schlaf." Zog er prompt das mit der Selbstpflege ins Absurde, ohne es zu bemerken. Er war eben einfach besser in Selbstzerstörung. Gewohnheit.

Re: Der Tempel des Ewigen Feuers | Badehaus

Verfasst: Sonntag 9. März 2025, 23:02
von Liam von Alensbach
"Darum geht es nicht." entgegnete Liam ruhig. "Es geht nicht darum meinen Anforderungen gerecht zu werden, von Nagall, sondern darum, dass ihr noch einiges vor habt und vielleicht auch eines Tages anderen voran geht. Es kleidet sich besser, wenn ihr Euch auch ein wenig um Euch selbst kümmert und Fähigkeiten mitbringt, die andere auch erwarten." Er hatte nicht vor den Jungen zu bevormunden, doch seine Gedanken schweiften in die Zukunft. Zu der Idee, der Überzeugung die in dem Kopf und dem Herzen des Mannes schlummerten.

Entspannt und geduldig wartend, genoss der Ritter das warme Wasser. Er bedrängte von Nagall auch nicht mit Blicken oder dergleichen, er würde schon sprechen, wenn die Zeit gekommen war und sie kam. Und er hörte ihm zu. Schweigend. Aufmerksam. Abwägend. "Ich bin damit einverstanden, dass ihr Moore auch weiterhin sehen könnt. Da stehe ich Euch nicht im Weg, genauso wenig den gewünschten Studien. Mein Aufgabe ist einzig und allein Euch zu fördern. So, dass ihr alle Werkzeuge an die Hand bekommt, die Euch in die Zukunft leiten. Studiert, denn auch eine Feder ist ein Schwert und manches mal ist sie gar mächtiger, sagen weise Leute. Wir werden eine vernünftige Routine finden." Da war er überzeugt.

Re: Der Tempel des Ewigen Feuers | Badehaus

Verfasst: Samstag 15. März 2025, 16:33
von Jakob von Nagall
Jakob hätte jetzt anfangen können zu streiten, dass es genügend Beispiele großer (geistiger) Anführer gab, die Asketen waren oder zumindest nicht mit poliertem Äußeren glänzten, weil sie genau das anprangerten. Aber was sollte er Liam von Gandhi, Luther oder Castro erzählen? Er quittierte die Worte des Ritters also wie so oft mit Schweigen, nahm sich aber vor, sich zu bemühen. Immerhin war diese Welt nicht seine und Liam konnte die Dinge besser einschätzen. Ein Schwan würde aus diesem hässlichen Entlein allerdings nicht mehr werden, dazu war er zu pragmatisch.
"Danke, Ser." Zu seinen Wünschen. Jakob ließ sich zurück sinken und trieb wieder im warmen Wasser. Nur leider wurden seine Füße allmählich kalt, aber die Wunde aufweichen wollte er auch nicht. Sein Blick blieb an den verblichenen Bildern an der Decke hängen.
"Kennt Ihr die Deckengemälde im großen Tempel von Nowigrad? Ich wüsste gern, wer sie geschaffen und was er darin verborgen hat." Und zweifellos war etwas darin versteckt, denn Künstler standen zumindest in seiner Welt nicht in dem Ruf, absolut Obrigkeitshörig zu sein. Zumindest war die sakrale Kunst in seiner und dieser Welt gar nicht so verschieden, nur dass es hier weniger Heiligenbilder gab. Vielmehr hatten die Bilder oft apokalyptischen Charakter und es standen sich Eis und Feuer gegenüber. Die Deutungen änderten sich jeweils mit dem Deutenden, den man fragte, daher war Jakob noch nicht schlauer geworden. Jedoch auch vorsichtig mit eigenen Interpretationen.

Re: Der Tempel des Ewigen Feuers | Badehaus

Verfasst: Mittwoch 26. März 2025, 14:49
von Liam von Alensbach
Nun, immerhin hätte Liam seinem Knappen sicherlich zugehört. Wer weiss, ob der Ältere wahrlich einen Streit vom Zaun gebrochen hätte. Vermutlich hätte er auch sehr verwundert drein geschaut bei den Erwähnungen von Gandhi, Luther oder Castro. Namen, die er noch nie gehört hatte. Wie auch, waren sie doch nicht von seiner Welt. Sicherlich war von Alensbach auch damit zufrieden, wenn von Nagall nicht stank als hätte er sich gerade in Hundekot gesuhlt oder mit verfaulten Eiern eingerieben. Wenn der Schwan noch ein paar dunkle Federn hatte, dann war das nun einmal so.

Ob er die Deckengemälde in Nowigrad kannte? "Ja, aber ich weiss nichts über Sie. Damals hatte ich keinen Blick für - in meinen Augen - so belanglose Dinge wie Kunst." gestand er mit einem Lächeln. "Vielleicht haben wir ja die Möglichkeit sie gemeinsam zu studieren, wenn wir in Nowigrad sind. Ich bin sehr auf Eure Erkenntnisse gespannt." Der Gedanke an Nowigrad trübte seine Entspannung schlagartig, so dass Liam tiefer in die Wärme des Wassers rutschte. "Ihr möchtet Euren Schwerpunkt auf die Studien richten?" fragte er unvermittelt, scheinbar liess er sich die Worte des Jungen wieder durch den Kopf gehen.

Re: Der Tempel des Ewigen Feuers | Badehaus

Verfasst: Montag 31. März 2025, 20:28
von Jakob von Nagall
Jakob wippte ein wenig im Wasser und erzeugte kleine Schockwellen, die sich von ihm ausbreiteten und an entfernte Beckenränder schwappten. Dann war er das Treibenlassen leid und kaum das Liam geendet hatte, hob der Knappe ganz leicht die Unterschenkel an und versank augenblicklich vollends im Wasser. So schlimm konnte es schon nicht sein und er musste ja nicht ewig mit der Wunde im Becken bleiben. Bevor er den Grund berührte, drehte er sich um und schwamm unter Wasser mit ein paar Zügen an den anderen Beckenrand. Weit war es nicht. Er tauchte kurz auf, wendete und kehrte zum anderen Ritter zurück. Neben ihm kam er hoch, wischte sich der Wasser aus dem Gesicht und legte die Arme auf den Beckenrand. Das Kinn stützte er auf den verschränkten Händen ab.
"Meine Mutter war der Meinung, dass ein Ritter auch die schönen Künste kennen sollte." Er drehte den Kopf, legte nun die Wange auf die Hände und musterte von Alensbachs Profil. "Und es lohnt sich manchmal wirklich, einen Blick nach oben zu tun. Ja, studieren wir sie mal. In meiner alten Kirche lag man dafür leider viel zu oft auf dem Bauch und konnte sie nicht bewundern." Er wechselte wieder zum Kinn und ließ Blick und Gedanken schweifen. Hin zum Studieren bei den verknöcherten Lehrern des Tempels. Das würde noch hart werden, aber er nickte. Fast hätte er: 'Kenne deinen Feind.', erwidert, aber er bremste sein loses Mundwerk rechtzeitig.
"Ich möchte gern mehr von dem verstehen, was unserem Tun zugrunde liegt. Die Auslegung aus dem Mund einiger weniger zu hören ist das eine, die Schriften selbst zu studieren und seinen eigenen Verstand zu gebrauchen, um ihre Bedeutung zu ergründen, erscheint mir lohnenswert.", formulierte er seine Gedanken weitaus vorsichtiger, als noch bei ihrer ersten Begegnung. Inzwischen hatte sein Verstand seinen Eifer eingeholt und ihm ordentlich auf den Kopf geklopft. Jakob wusste, dass er froh sein konnte, das er selbigen noch auf den Schultern trug und er hatte sich zu mehr Vorsicht gemahnt. Nur zurück rudern würde er nicht. Seine Überzeugungen waren im Feuer gebrannt und seine Ziele fest geschmiedet, nur fehlte ihm noch das Rüstzeug und das würde er sich bei den Guten Brüdern holen.

Re: Der Tempel des Ewigen Feuers | Badehaus

Verfasst: Mittwoch 2. April 2025, 11:51
von Liam von Alensbach
Er folgte dem verschwindenden Knappen, bis dieser unter der Wasseroberfläche war und nur noch das sachte Kräuseln verriet, dass da jemand untergetaucht war. Es wurde still, während Jakob tauchte, bis das leise Plätschern des Wassers sich bemerkbar machte. Liam regte sich nicht, wartete bis der Andere sich wieder an den Beckenrand begab und als dieser sprach, hörte er zu. Ein Lächeln huschte über seinen Mund. "Sehr vorausschauend von deiner Mutter." merkte er an und es lag kein Sarkasmus in der Stimme. "Gut," lachte Liam leise. "... lasst sie uns studieren. Ich bin gespannt, welche Unterschiede wir sehen oder ob wir einer Meinung sind." Der Ritter betrachtete die Decke über Ihnen, die ihn leer angähnte. "Auf dem Bauch?" Verwundert besah der Mann seinen Knappen. Warum sollte man auf dem Bauch liegen? "Warum auf dem Bauch?" spracher aus, was er dachte.

"Ihr habt Eure Wortwahl sorgfältig bedacht, von Nagall und ich sehe keinen Grund Euch diesen Wunsch zu verwehren." Sollte er strenger sein? War es klug, dem Jungen diese Möglichkeit zu geben? Liam wusste es nicht, aber er sah sich nicht als einen Rittermeister an, der allein über seinen Knappen entschied. Am Ende war es nicht sein Leben, sondern das eines Individuums und jeder hatte Träume, Wünsche und Sehnsüchte. Wer war er schon diese zu unterbinden? Mochte sich von Alensbauch auch nicht offen gegen die strikten Lehren der Flammen, wie es seine Brüder über soviele Jahrzehnte, auflehnen - so tat er es doch im Kleinen und dort, wo es ihm möglich war. "Werdet ihr mir regelmässig Bericht erstatten, zu welchen Erkenntnissen ihr gelangt seid?"

Re: Der Tempel des Ewigen Feuers | Badehaus

Verfasst: Freitag 4. April 2025, 15:27
von Jakob von Nagall
"Wie Ihr wisst, stamme ich nicht von hier. Die Kirche, in deren Lehren ich erzogen wurde, ähnelt zwar jener des Ewigen Feuers, aber es gibt auch viele Unterschiede. Das Liegen auf dem Bauch nennen wir "Prostratio". Man legt sich hin, die Stirn an den Boden, die Arme zu den Seiten gestreckt und ergibt sich voll und ganz Gott. Man vertraut sich ihm in diesem Moment an, weil man so ja im Grunde völlig ausgeliefert ist. In der Prostratio betet man oder empfängt die Weihe. Ich hab das auch schon vor dem Ewigen Feuer getan, wenn mich Dinge besonders belastet haben. In diesem Moment der völligen Selbstaufgabe kann ich das Göttliche besser spüren und wieder zu mir finden. Demut, Ser.", erklärte der Knappe bereitwillig und ungewohnt wortreich. Dann zuckte er mit den Schultern. Konnte ja im Grunde jeder halten wie er wollte. Vermutlich hatte so ziemlich jeder Gläubige seinen ganz eigenen Weg in dieses Stadium am Rande des Selbst.
Jakob kippte den Kopf wieder so, dass er Liam ansehen konnte und seine Brauen zuckten kurz in die Höhe. Der Ausdruck, der damit einher ging, war dezent, seinem alten Rittervater aber inzwischen sehr wohl vertraut. Liam würde es vermutlich erst noch lernen müssen, die feinen Zeichen zu deuten, denn Jakob war kein sehr expressiver Mensch. Jarel wäre nun wohl auf der Hut gewesen und hätte sich gefragt, was der Junge ausheckte.
"Für einen Diskurs bin ich immer offen." Was von gelehrter Diskussion bis zu handfester Auseinandersetzung alles beinhalten konnte, so gesagt aber sehr sachlich klang. Eines war aber Fakt: seine Erkenntnisse würde er auf jeden Fall teilen und wenn Liam sich freiwillig als Opfer meldete, umso besser.

Re: Der Tempel des Ewigen Feuers | Badehaus

Verfasst: Montag 21. April 2025, 13:37
von Liam von Alensbach
Prostratio. Das klang sonderbar in seinen Ohren, doch er konnte verstehen, was Jakob meinte. So auf dem Boden zu liegen war eine Art der Auslieferung und manchmal auch der Strafe. Beides lag so nahe beieinander. "Und wie lage lagst du manchmal da?" hakte der Ritter nach, denn es interessierte ihn, was sein Knappe tat, was er brauchte oder was ihm wohlmöglich helfen konnte. Es war ein herantasten, so dass Liam nicht ahnte, dass dieser Diskurs für Jakob alles bedeuten konnte. "Gut." schloss er darum das Thema ab. "Wir sollten uns langsam auf den Weg zum Grossmeister machen." Auch wenn er lieber ins Bett wäre, die Wärme, das Wasser, die Behaglichkeit drängte den Ritter eher zum Schlaf, als zum Zuhören. Doch sei's drum, Lothar hatte gerufen und Liam würde seinem Ruf stets folgen.