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Re: Platz des Hierarchen | ein Büro
Verfasst: Donnerstag 20. März 2025, 22:07
von Vajdan Jaromer
Vielleicht lag es daran, dass er Euphorie getrunken hatte, vielleicht lag es an der vorbehaltlosen Art des Feldwebels, aber es fiel Vajdán gerade sehr leicht, offen zu sein.
Der weitere Punkt war, hier wie dort: Er konnte Verbündete brauchen. Sollte es ernst werden, wäre es schwer, dem alleine zu begegnen, und auch wenn es unbeholfen war, dies war sein Vorstoß dahin, Freunde zu finden, die ihn unterstützten. Jetzt würde er es mit Ehrlichkeit versuchen. Er hatte schon mit Verführung experimentiert, aber das funktionierte einfach bei Frauen besser. Dieser junge Mann mochte ein wenig feminin wirken, aber das bedeutete noch lange nicht, dass er männlichen Avancen zugetan war. Beim Freiherrn war er einem spontanen Impuls gefolgt, bei dem er selbst gar nicht genau gewusst hatte, woher er gekommen war, aber es war riskant gewesen und er würde das sicher nicht öfter versuchen.
„Es ist so… ich wurde dazu erschaffen… also gezeugt, um genau das zu können. Mein Vater wollte verhindern, dass ich dazu eingesetzt werde. Ich denke, ich konnte es auch in der Vergangenheit schon einmal besser steuern. Ich erinnere mich, dass ich dazu einen Handspiegel hatte über den ich mich ausreichend fokussieren konnte, um ein Portal zu eröffnen. Aber diese Reisen zwischen der Welt der Menschen und der Fae, das hat meinen Vater wahnsinnig werden lassen und er kam bei einem furchtbaren Unfall ums Leben. Danach erinnere ich mich an vieles nicht – und vor allem nicht mehr daran, wie genau ich damals Portale erzeugt habe.“
Einen Teil hatte er übersprungen …
„Ja. Wenn ich diese Gefühle nehme, fehlen sie euch. Aber ich versuche immer nur so wenig zu nehmen, dass es nicht sehr ins Gewicht fällt. Zu viel kann den Menschen schaden. Die Fae haben regelmäßig Menschen leergetrunken und sie als beinahe lebensunfähige Hüllen zurückgelassen. Lesen kann ich sie aber nicht. Ich denke, ich spüre einen Unterschied in meinem eigenen Verhalten, wenn ich eher Freude oder eher Wut aufnehme. Aber …“ Ihm fehlten etwas die Worte dafür, und er suchte fieberhaft nach der richtigen Ausdrucksweise.
„Ich fühle dann, glaube ich, so ähnlich.“ und es war zu erkennen, dass seine Ausdrucksweise unpräzise wurde.
Nun dauerte die Antwort noch ein bisschen länger.
„Ich mag Ordnung und Struktur. Ich mag es, wenn Gesetze eingehalten werden. Ich weiß nicht, was Gut und Schlecht ist, aber Gesetze wurden gemacht, um das zu regulieren, und ich kann etwas Richtiges tun, indem ich dafür sorge, dass die Gesetze eingehalten werden. So habe ich das gemeint.
Ich habe auch Schlechtes getan, aber ich will lernen, wie man sich unter Menschen richtig verhält. Das fällt mir manchmal schwer zu verstehen. Gesetze sind etwas Konkretes, an dem man sich orientieren kann. Ihr seid ein Vertreter der Stadtwache, ein echter, keiner, der es sich durch Schwindel erschlichen hat. Und der Freiherr gibt an, er würde zum Wohle der Menschen handeln und gibt mir etwas Konkretes zu tun. Bücher zu retten… das erscheint mir sinnvoll und richtig.“
Die letzte Frage aber verwirrte ihn.
"Was soll ich sehen können?"
Re: Platz des Hierarchen | ein Büro
Verfasst: Sonntag 23. März 2025, 09:38
von Valjan Novka
„Mein Beileid“, zum Vater. Wahrscheinlich schon lange her, aber trotzdem mehr als nur daher gesagt. Die Eltern verlieren, davor hatte Valeska Angst – obwohl es irgendwann kommen würde.
Ein wenig fühlte sich der Feldwebel ertappt, als er für einen Moment die Lippen zwischen die Zähne zog, um dann leiser zu werden: „Also… so ganz ohne Schwindel nicht.“ Ihr Vertrauen war bei Weitem noch nicht soweit, dass sie ihm nun alles erzählen würde. Ganz ausschließen, dass jemand zuhörte, konnte sie ebenso nicht. Aber seiner Ehrlichkeit sollte sie ähnlich begegnen. Ob sie sich auf der Reise verstecken könne, blieb fraglich. Deshalb lieber jetzt etwas sagen. „Bei zweiten Versuch Rekrut bei der Stadtwache zu werden hab ich das verschwiegen, weswegen sie mich beim Ersten nicht genommen haben.“ Einen Hinweis. Ohne Schwindel bei der Wache zu sein, konnte sie nicht stehen lassen. „Und… bei meiner Beförderung zum Feldwebel hat Freiherr von Sokolov ebenfalls keine unwesentliche Rolle gespielt.“ Es folgte ein Unschuldslächeln. „Unsere anderen Offiziere sind doch für gewöhnlich… größer.“ Er wird schon verstehen worauf es hinaus gelaufen war, dass man den Feldwebel nicht dazu gemacht hat, weil er so ein stattlicher Kerl war konnte man sehen.
„Bücher retten klingt auf den ersten Blick sinnvoll, ja. Ich hoffe Ihr könnt mich da genauer unterrichten wie weit der Arm des Ordens in die alte Universität reicht. Oder wie offen sie dort sind, wenn man die kostbaren Bücher in Sicherheit bringen will. In eine… Unbestimmte.“ Ob Slavas Hände die Richtigen waren, war sie sich nicht ganz sicher. Sie wusste noch nicht einmal um welche Bücher es sich überhaupt handelte. Man würde sehen. Er sagte ebenso es sei ein Test für sie und sie hatte vor es genauso zu sehen. „Weitere Details wird er uns hoffentlich noch mitteilen.“ Irgendwann sollte er auch wieder zurückkommen, bevor es zu auffällig wurde. Oder es war eh allen klar, dass man sich hier zum Kennenlernen allein gelassen wurde. Den ersten Eindruck zu formulieren würde jedenfalls spannend werden.
Dieser Mann war anders… „Seid Ihr denn selbst kein Mensch?“ Zumindest sprach er so, als ob unter Menschen leben etwas sei, das fremd war. „Oder ein Fae?“ Wenn er Gefühle… trinken konnte wie diese? „Oder wie ist das bei Euch? Was ist überhaupt ein Fae?“ Von der Tischplatte aus musterte sie ihn, mal wieder. Von außen wirkte er doch sehr wie ein Mensch. Ordentliche Kleidung, gepflegt, um Haltung bemüht… angepasst? „Ihr fühlt euch, ähnlich der Gefühle, die ihr aufnehmt? Fühlt Ihr nicht selbst etwas? Man kann doch nicht… nichts fühlen?“ Fühlen ging so schnell, war so sprunghaft. Ständig wurden Eindrücke aufgenommen, verarbeitet und bewertet. Man konnte doch nicht aufhören zu fühlen. Oder?
Es war eine große Menge, was Novka gerade mitbekam. Ein Spiegel. Das machte irgendwie Sinn. Im Spiegel sah man eine Welt, die aber nicht dahinter war. Auch über Wasseroberflächen oder Seen gab es Geschichten, dass sie in andere Reiche führten. Natürliche Portale? Nicht durch pure Kraft entstanden, wie das durch das Schura gekommen war? Vielleicht sollte sie seinen Eltern einen Brief schreiben, wenn Slavas Wunsch nach Vodka und Zigaretten angekommen war. Sie nickte nachdenklich. „Mit Portalen kann bestimmt viel Unfug machen – so ganz eigennützig.“ Das musste man irgendwie verhindern, aber konnte sie überhaupt dafür sorgen? Als leitende Offizierin für Sphärensicherheit oder so. „Auch Gesetze sind nicht immer gerecht oder sinnvoll. Warum dürfte sonst ein Ratsherr dem Bauern die Nase brechen und umgekehrt nicht? Anderlinge sind nichts wert, Frauen nur zu einem bestimmten Zweck. - Es sind nur gerade das Beste was wir haben.“ Ein paar der Verbrecher konnte man zumindest aussieben.
Re: Platz des Hierarchen | ein Büro
Verfasst: Freitag 28. März 2025, 22:11
von Vajdan Jaromer
Beileidsbekundungen... etwas, womit Vajdán wenig anfangen konnte, aber er hatte gelernt, angemessen zu reagieren: Nicken und sich bedanken.
Er wurde jedoch hellhörig, als fast ein Geständnis kam. Etwas wurde verschwiegen... Seine Augen verengten sich etwas, eine Geste, die er vielfach beobachtet hatte, wenn jemand einen anderen besonders prüfend musterte. Er ahmte so etwas gerne nach. Aber er entdeckte nichts. Minderjährig vielleicht...? Das war die aussichtsreichste Vermutung. Er behielt sie jedoch vorerst für sich, würde aber von nun an sehr genau beobachten.
„Der Orden hat verfügt, sämtliche Schriften, die als ketzerisch erachtet werden könnten, der Vernichtung zuzuführen. Die Herausgabe dieser Bücher wurde eingefordert, und jedweder Widerstand gegen diese Anordnung wurde mit der höchsten aller möglichen Strafen belegt. Bemerkenswerterweise überließ man es den örtlichen Hexenjägern, darüber zu befinden, was als ‚ketzerisch‘ zu gelten habe. Anfangs fielen insbesondere Bildbände den Flammen zum Opfer – Werke, die auf den ersten Blick spöttische oder anrüchige Schnitte und Stiche zu enthalten schienen. Doch auch Schriften über Magie, über Heilkunst und andere Wissensgebiete gerieten bald ins Visier der Zensoren. Es blieb nicht bei einer einzigen Welle der Bücherverbrennung – sobald die ersten Feuer erloschen waren, entfachte man neue.
Ich kann nur hoffen, dass überhaupt noch etwas der Zerstörung entgangen ist.
Doch niemand wagte es, sich dagegen aufzulehnen – insbesondere nicht nach der demonstrativen Hinrichtung mehrerer engagierter Gelehrter, die man zusammen mit ihren Büchern den Flammen überantwortete. Auch der Stadtwache waren die Hände gebunden; entweder aus Furcht oder aufgrund stillschweigender Duldung.“
Berichtete er. Ruhig und beinahe zu emotionslos gab er doch zu, selbst bisher auch nichts unternommen zu haben.
„Ich bin kein Mensch – oder zumindest kein reiner. Den genauen Anteil menschlichen Erbes in mir kann ich nicht bestimmen. Mein Vater war selbst nur teilweise ein Mensch, zu einem anderen Teil jedoch etwas, das in jener Welt als ‚Blut der Dämmerung‘ bezeichnet wird. Meine Mutter hingegen war eine reine, hohe Fae. Ich sehe mich gezwungen, an dieser Stelle einzuräumen, dass mir die Mechanismen interspezifischer Reproduktion zwischen Menschen und Fae unklar sind. Die biologischen Unterschiede zwischen beiden Spezies sind derart erheblich, dass es bereits eine Herausforderung darstellt, in der jeweiligen fremden Welt zu überleben – ein gedeihliches Zusammenleben scheint nahezu unmöglich. Die Fae sind zweifellos parasitär in ihrer Existenz: Sie ernähren sich ausschließlich von Emotionen und sind nicht in der Lage, menschliche Nahrung zu verwerten. Auch ihr Zugang zur Magie folgt völlig anderen Prinzipien als der der Menschen. Die Unterschiede zwischen Menschen und Fae sind weitaus fundamentaler als jene zwischen Menschen und Elfen. Ich hingegen kann mich in beiden Welten bewegen. Ich kann, wenn auch in begrenztem Umfang, aus beiden Energiequellen schöpfen."
Die Sache mit den Gefühlen war komplex. Etwas woran er selbst noch forschte und bisher kein endgültiges Ergebnis vorlegen konnte, nur vorläufige Hypothesen...
„Und doch …empfinde ich nichts. Oder zumindest nehme ich nichts als echtes Gefühl wahr. Ich habe mir ein grundlegendes Verständnis davon erarbeitet, wie Emotionen funktionieren, und ich bin in der Lage, angemessene Reaktionen zu simulieren. Doch in mir selbst scheint sich nichts dabei zu regen. Zuweilen bemerke ich etwas, das durchaus Enttäuschung sein könnte, aber restlos sicher bin ich nicht."
Und sogar über sich selbst konnte er sprechen als wäre er ein Insekt, dass er nur gründlich studieren brauchte um all die einfachen Verhaltensweisen zu verstehen.
„Ja, Portale bergen ein erhebliches Zerstörungspotenzial. Wer sie zu beherrschen vermag, könnte beträchtlichen Schaden anrichten oder sich auf vielfältige Weise bereichern. Rational betrachtet müsste ich mich daher uneingeschränkt für die Eliminierung jeglicher Individuen aussprechen, die über eine derartige Macht verfügen. Und doch – ich vermag es nicht, mich für eine solche Maßnahme einzusetzen, solange sie auch mich beträfe.“
Einen kurzen Moment hielt er sich bei der Aussage auf, schien zu überlegen ob sich dahinter nicht doch auch eine Emotion verstecken konnte.
„Warum aber werden Gesetze, die offenkundig ungerecht sind, nicht einfach geändert?“
Re: Platz des Hierarchen | ein Büro
Verfasst: Freitag 28. März 2025, 22:12
von Vyacheslav Sokolov
Dann öffnete sich allerdings die Türe und der Freiherr trat wieder ein.
Wie lange er bereits vor der Türe gelauscht hatte war schwer zu sagen, jedenfalls waren keine Schritte zu hören gewesen die seine Ankunft gerade in diesem Moment belegt hätten. Man tat also gut daran, davon auszugehen, dass er schon eine Weile lauschte.
Zumindest den letzten Satz hatte er definitiv mitbekommen.
"Weil es nicht so leicht ist. Was genau ist denn ‚offenkundig ungerecht‘? Die meisten Gesetze basieren auf Präzedenzfällen, sie sind nicht aus Willkür entstanden.
Nimm das Vorrecht des Adels und der Patrizier – wer trägt denn die finanzielle Last des Staates? Wer hält die Infrastruktur aufrecht? Privilegien sind kein bloßer Luxus, sie sind der Anreiz, Verantwortung zu übernehmen. Ohne Gegenleistung zahlt niemand freiwillig. Ich sage nicht, dass alles gut und richtig ist. Aber etwas zu ändern ist weit komplexer, als manch ein Idealist es sich ausmalt.“
Dass Valeska auf dem Tisch saß registrierte er mit kurz hochgezogenen Augenbrauen. Es war ungewöhnlich, andererseits, was an dem Treffen war denn normal?
Was war dem wohl voraus gegangen? Der ehemalige Hauptmann stand dagegen fast kerzengerade vermutlich an der Stelle an der er ihn zurückgelassen hatte.
Die Zusammenfassung der beiden würde interessant werden. Er jedenfalls hatte die falschen Unterlagen bei sich.
Re: Platz des Hierarchen | ein Büro
Verfasst: Samstag 29. März 2025, 17:20
von Valjan Novka
Fae. Kinder der Dämmerung. Interspezifische Reproduktion. Valjan musste unweigerlich dort hin schauen, wo Vajdans Möglichkeiten dazu sein sollten. „Und Eure Reproduktionsmöglichkeiten sind menschlich?“ Auf den ersten Blick wirkte es zumindest männlich, soweit man es unter der Kleidung vernehmen konnte. Auch der Blutzeichen-Vajdan hatte da keine Überraschungen gezeigt. Diese Fae wurden in Valjans Kopf mehr zu geisterhaften Gestalten. Vielleicht hatte er deshalb kein Tier, sondern nur sich selbst in perfekt? Aber so ganz klar war die Vorstellung noch nicht.
„Du… empfindest gar nichts, wenn Du an den eigenen Tod denkst?“ Der Feldwebel legte den Kopf schief, fasziniert und erschrocken zu gleich. Warum er auf Du gewechselt war, wusste Valjan nicht. Vielleicht weil die Erkenntnis in ihm auf kam, er mehr zu sich selbst sprach und erst eine Weile brauchte, um ganz zu begreifen, was es eigentlich heißt nichts zu fühlen, keine Emotionen zu haben. So wirklich gar nichts. Nicht nur keine Empathie zeigen oder Lethargie an den Tag legen, sondern Leere. Selbst die eigene Existenz nicht bemerken? Kein Lachen, keine Freude, kein Herzklopfen, wozu lebte man dann eigentlich?
Aber bevor der Gedanke weiter vertieft werden konnte, kehrte Slava zurück. Eher plötzlich als angekündigt. Der Feldwebel strafte zwar die Brust, blieb aber auf dem Tisch neben den Papieren sitzen statt irgendeinen Gruß dem Ranghöheren entgegen zu bringen. Der Oberlehrer begann eh die gestellte Frage zu beantworten, in dem er weiter ausholte und leicht gegen den Idealisten in ihr stichelte. Er ernte ein leise Nase rümpfen. „Wenn alle Personen vor dem Gesetz gleichgestellt wären unabhängig von ihrem Stand, Geschlecht oder ihrer Ohrenform, wäre es schon mal ein gerechterer Ansatz, als irgendein Präzedenzfall.“ Zumal die wenigsten Patrizier und Adeligen wirklich Verantwortung übernahmen, die nicht genauso für ihren eigenen Vorteil war.
Re: Platz des Hierarchen | ein BüroWorüber sie auch immer gesprochen hatten, das Thema war spannend. Mit einem Grinsen l
Verfasst: Freitag 4. April 2025, 13:58
von Vajdan Jaromer
"Ja, meine Reproduktionsorgane gleichen den menschlichen und sind soweit ich es in Erfahrung bringen konnte sind sie kompatibel. Ich habe jedoch nicht tatsächlich versucht mich zu reproduzieren und habe dies auch zukünftig nicht vor."
Vajdán wurde kurz ein wenig ruhiger, als richte sich sein Blick nach innen. Er wollte die nächste Frage korrekt beantworten.
Fast hilfesuchend blickt er vom Feldwebel zum Freiherrn.
"Wenn ihr... du die Angst vor dem Tod meinst... das empfinde ich derzeit nicht."
Und er hörte auch genau zu und griff den Wechsel zum 'du' auf. Wenn der Feldwebel zu sich selbst gesprochen hatte, dann hatte Vajdán das zumindest nicht begriffen.
"Ich würde es vorziehen weiterzuleben, aber sollte es nötig sein und den größeren Nutzen bringen... Ich erinnere mich jedoch, dass das schon einmal anders gewesen war. Ich denke ich konnte lieben... vielleicht habe ich auch damals nur die Zuneigung der anderen Person gespiegelt."
Es schien ihn selbst nachdenklich zu machen, vermutlich dachte er aber tatsächlich nur nach.
Re: Platz des Hierarchen | ein Büro
Verfasst: Freitag 4. April 2025, 14:01
von Vyacheslav Sokolov
Worüber sie auch immer gesprochen hatten, das Thema war spannend.
Mit einem Grinsen lauschte Slava der Antwort - blickte von einem zum anderen. Was er dabei dachte, ob er gehörte hatte worum es zuvor gegangen war und was er dachte ließ er sich nur insofern anmerken, dass sein Grinsen vermuten ließ, dass er ihnen noch deutlich versautere Sachen zutraute.
Dann aber wurde es wieder ernst.
"Ich sagte ja nicht, dass es der einzig richtige Weg ist. Aber es gibt Gründe weswegen es sich so entwickelt hat und einfach alle Strukturen einzureißen und durch andere zu ersetzen würde vermutlich in wenigen Jahren von einer anderen Personengruppe als ungerecht empfunden werden. Veränderungen müssen mit Weitblick und Bedacht umgesetzt werden wenn sie Bestand haben sollen und nicht am Wiederstand zum Scheitern verurteilt sind. Aber wir wollen jetzt nicht die Ständeordnung revolutionieren, das können wir immer noch morgen machen.
Ich hab hier eure Papiere, falls ich Probleme bekommt. Ich muss noch die Namen eintragen."
Er ließ die Frage kurz unausgesprochen im Raum stehen, dann wandte er sich vor allem an Vajdán.
"Bekommst du Probleme, wenn ich deinen wirklichen Namen eintrage oder brauchst du ein Pseudonym?"
Das ließ auch dem Feldwebel noch ein wenig Zeit, sich zu überlegen, was eingetragen werden sollte.
Re: Platz des Hierarchen | ein Büro
Verfasst: Freitag 4. April 2025, 23:10
von Valjan Novka
„Zaren. Sowjetunion.“ Novka verstand schon. Revolution und so. Morgen. Slava kannte sich damit besser aus. Nachdem dieser nun aber den Schreibtisch mehr oder weniger nutzen wollte, rutschte sie wieder vom diesem runter und ließ sich auf einen der Stühle fallen.
„Ich kann noch nicht so ganz folgen, Ser.“ Es wurde zwar irgendwie die förmliche Ansprache hinterher geschoben, aber die Tonlage klang nicht ganz so respektvoll. „Was sind das für Papiere? Bei welcher Personengruppe helfen die uns? Macht es Sinn als Hauptmann der Wache und… Sohn in Oxenfurt an der Universität anzuklopfen? Was hast Du schon alles vorbereitet und zurecht gelegt? Erwartet uns jemand?“ Irgendwie hatte sie das Gefühl was verpasst zu haben oder hatte Slava da schon mal mehr erzählt, außer hol die Bücher? Wie viele eigentlich. „Es gibt einen Wagen? Wir werfen keine Bücher durch ein Portal direkt auf Deinen Schreibtisch?“ Wenn sie richtig verstanden hatte, dann gab es da einen Elfen, der so etwas konnte. Bestimmt aufwendig, aber ‚Diebesgut’ so direkt fortzuschaffen wäre schon praktisch. Vielleicht hatte sie auch nur zu viel Phantasie.
Falls Vajdan noch stand, lud eine Hand auf den anderen freien Stuhl. Der Hauptmann hatte sich tatsächlich kaum bewegt und war schon seltsam. Er hatte ihr Mitgefühl, obwohl er es nicht so ganz nachvollziehen konnte. Na auf dem Weg würde sie eine Menge reden können...
Re: Platz des Hierarchen | ein Büro
Verfasst: Sonntag 6. April 2025, 21:34
von Vajdan Jaromer
Auf die Geste des jungen Wächters hin setzte sich auch Vajdán. Die Frage des Freiherrn, ob es sinnvoll war, ihm einen falschen Namen auszustellen nicht er.
"Ja, das ist besser. Ich kann dafür sorgen dass auch alte Kollegen sich nicht mehr an mein Gesicht erinnern, meinen Namen aber würden sie wiedererkennen. Ich muss allerdings widersprechen, der Feldwebel kann nur schwerlich als mein Nachkomme gelten. Ich schätze sein Alter auf eine Spanne zwischen 20 und 24 Jahren. Wenn er mit 16 Jahren bei der Wache angeheuert hat und selbst wenn er jedes Jahr befördert wurde, was in der Regel nicht der Fall ist. Gefreiter bleibt man meist 1 bis 2 Jahre und auch danach erfolgen Beförderungen meist erst wenn Bedarf besteht..."
Der Freiherr musst ihn mit einem besonderen Blick bedacht haben, jedenfalls unterbrach sich Vajdán.
"Obwohl er, wie ich eingestehen muss, sehr jung aussieht... Ich war jedenfalls, meine abweichende Biologie einberechnet, mit weniger als 15 Jahren wohl noch nicht zeugungsfähig."
Re: Platz des Hierarchen | ein Büro
Verfasst: Sonntag 6. April 2025, 21:45
von Vyacheslav Sokolov
"Ihr erfahrt alles. Also..."
Slava nahm Platz und breitete einige der Papiere aus. Bei dem Stapel war auch eine Karte gelegen, aber niemand hatte offenbar allzu großes Interesse dafür gehabt.
"...ein Wagen zum Abtransport steht bereit, hier."
Er deutet auf die Stelle auf der Karte.
"...allerdings außerhalb der Stadt, bis dahin müsst ihr die Bücher wohl tragen. In der Stadt seid ihr auf euch gestellt... in der Universität könnt ihr euch nach der Archäologin Professor Duchamp erkundigen, vielleicht hilft sie euch. Garantieren kann ich es nicht. Sie hat eine interessante Sammlung an Runensteinen, darauf könnt ihr sie ansprechen.
Den Passierschein werdet ihr benötigen falls ihr die Grenze zu Temerien passieren müsst, aus welchem Grund auch immer, oder wenn euch jemand kontrolliert. Du vor allem, Novka, Jaromêr wird die Wache wohl erkennen, deshalb fragte ich ob ihm ein Pseudonym etwas bringt. Wenn ihr verhaftet werdet hilft es euch nicht, aber einer oberflächlichen Kontrolle könnt ihr damit entkommen. Oder wenn die Hexenjäger euch anhalten... darauf steht, dass ihr Händler seid und euch auf den Handelsrouten frei bewegen könnt. Lasst euch dennoch nicht mit einem Rucksack voll mit verbotenen Büchern erwischen, vor allem nicht von den Hexenjägern.
Beobachtet ihre Patrouillen, weicht ihnen aus, täuscht sie... was ihr auch macht... lasst euch nicht erwischen. Klar?"
Den Einwand zur Abstammung nahm er nun mit einem Grinsen zur Kenntnis.
"Ach, viele sind das schon. Ihr würdet euch wundern... Ich verstehe aber schon... Dann Händler und Geselle? Ist das besser?"
Re: Platz des Hierarchen | ein Büro
Verfasst: Montag 7. April 2025, 12:17
von Valjan Novka
„24 Jahre, 4 Monate und 30 Tage.“ Valjans Alter. Er musste mehr und mehr schmunzeln, als Vajdán seine logischen Schlussfolgerungen zu Verwandtschaftsbeziehung offen lag und kam nicht umhin Slava einen ‚Darf ich ihn behalten‘ Blick zuzuwerfen, als hätte das Töchterlein einen streunenden Hund ins Herz geschlossen. Doch nur kurz, das war es wieder eine Einsatzbesprechung: „Aber wenn ich es richtig verstanden habe, habt Ihr die Fähigkeiten dazu, Leute glauben lassen mit 15 Jahren beliebig viele Kinder gezeugt zu haben. Ganz abgesehen davon, dass die Wenigsten es durchrechnen werden oder ähnliches.“ Wobei nach den Kriegen sich eh Familien neu zusammen gefunden haben, die teilweise kaum oder gar nicht verwandt waren nur um nicht mehr allein zu sein.
„Aber ja, ein Händler und sein Geselle oder Knecht. Da wir kein Handelsgut dabei haben, sollten wir mit irgendwas Handeln das klein, aber teuer ist und deshalb unser Kaufherr eine Entourage haben?“ Ein Wort aus Slavas Wortschatz, das meist im Zusammenhang mit fehlend verwendet wurde und sich Valjan in dem Moment nicht verkneifen konnte. „Und wir bekommen Pferde?“
Zumindest dachte Valjan, dass Sokolov etwas in die Richtung gesagt hatte. Irgendwie mussten sie nach Oxenfurt kommen. Der Feldwebel betrachtete ausgiebig die Landkarte. Oft bekam man so etwas nicht zu sehen, aber der Pontar war gut erkennbar. Den Platz mit dem Wagen versuchte er sich so gut es ging zu merken und lauschte den Ausführungen. Rein sollte nicht so schwer sein, die gewünschten - da gibt es bestimmt noch einen Liste - Bücher auftreiben und wieder raus, der schwierige Teil. Hexenjäger. Patrouillen. Nicht erwischen lassen. Sicher. Man bringt das Papier für den Scheiterhaufen schon mit.
„Dann brauche ich Zivilkleidung. Ein Junge ist weniger auffällig, denke ich. Falls die Archäologin anderweitig mehr Vertrauen schenkt, dann anders.“ Manchmal schweißte bereits das zusammen. „Wo bringt der Wagen die Bücher dann hin? Oder fahren wir den selbst?“
Re: Platz des Hierarchen | ein Büro
Verfasst: Samstag 19. April 2025, 11:10
von Vyacheslav Sokolov
Slava hätte gegrinst, er hielt sich zurück und so taten es nur seine Augen. Dieser Typ war kurios. Er hatte vor ihn zu behalten, absolut, er war nützlich, man musste ihn nur führen können. Und irgendwie passten die beiden zusammen.
"Ich denke, er will nicht, dass man glaubt, du könntest sein Kind sein. Aus welchen Gründen auch immer."
Erklärte und übersetzte er. Er hätte auch versuchen können Vajdán dazu zu bringen, es selbst auszusprechen, aber er wollte es beschleunigen und ihn nicht vorführen.
Dass dieser seltsame Fae, der ihm einen BlowJob angeboten hatte, in seiner Welt das Musterbeispiel eines Autisten war, der Schluss hatte sich Slava bereits aufgedrängt, aber dass vielleicht auch Valeska in dieses Spektrum passen konnte war gerade eine neue Erkenntnis. Manches passte schon recht gut dazu... Er würde diese Theorie prüfen. Sein Instinkt hatte ihm gesagt, 'bring die beiden zusammen' und er hatte angenommen, es würde ihm Erkenntnisse über diesen Mann bringen, aber es zeigte ihm vielleicht auch neue Seiten an Valeska.
"Aber dann ist das so. Ihr handelt mit Feinwerkzeug und medizinischer Ausrüstung, ihr bekommt ein paar Ansichtsexemplare mit, aber in erster Linie sollt ihr nur den Kontakt herstellen, das ist politisch unverfänglich und dazu ist Oxenfurt prädestiniert. Ihr bekommt schnelle Pferde, eine weitere Entourage wird nicht nicht geben. Angemessene Zivilkleidung werdet ihr bekommen und ihr reitet getrennt zurück. Der Wagen wird eventuell eine andere Route nehmen und auf halben Weg eine Eskorte aus Wachen erhalten, ihr solltest versuchen alleine zu entkommen, falls man euch verfolgt, aber eure Pferde werden schneller sein als die etwaiger Verfolger - das aber nur falls sehr viel schief geht."
Ob es noch einen Plan C und D gab... würde man sehen.
Re: Platz des Hierarchen | ein Büro
Verfasst: Montag 21. April 2025, 21:33
von Valjan Novka
Sie würde ihn behalten dürfen. Отлично! Der Feldwebel zeigte sein Grinsen etwas offener, aber schluckte es dann ebenso hinunter. „Ja ja, ich hab schon verstanden. Keine Verwandtschaft. Viel zu kompliziert um es Stress frei zu simulieren.“ Novka hatte keine Ahnung was Autismus war, sie bemühte sich nur den neuen Mitarbeiter zu verstehen. Wenn der Wert auf eine korrekte Altersangabe legte, dann rechnete man eben nach. Wobei sie sich nicht sicher gewesen war, ob es sinnvoll ist. Denn ein Monat war nicht immer gleich lang...
„Ich bin die Entourage. Der Gehilfe, Lehrling, Laufbursche, Geselle, Stallknecht, Mädchen für Alles.“ Sie musste etwas breiter grinsen. Sie fühlte sich mehr und mehr wie ein Mädchen für Alles, eine ganze Menge Alles. „Katjek.“ Zumindest ein Vorname kam ihr in den Sinn. Sonst hörte sie aufmerksam zu. Ein schnelles Pferd hatte sie von ihm schon mal bekommen. Oder das Wettrennen gewonnen.
„Die größte Schwierigkeit wird dann wohl die Bücher aus der Stadt zu schmuggeln?“ Hatte nicht mal jemand in ihren Zellen erwähnt, es gäbe in Oxenfurt eine Kanalisation dafür? Sie wusste es nicht mehr. „Mit trennen meist Du, dass wir beide ebenfalls allein zurück sollten? Oder nur nicht zusammen mit dem Wagen?“ Ob sich jeder alleine durch schlägt wird wohl auch Situationsabhängig bezüglich Verfolgern sein. Dass Sokolov die Frage wohin die Bücher gehen übergangen hatte, war ihr schon aufgefallen, hackte aber nicht nach.
„Wann brechen wir auf?“ Dabei wäre am Sonntag mal ihr freier Tag und ein Bad mit Schura in der neuen Wohnung wäre schon nett gewesen. Baden. Zuhause. Immer.