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Re: Das Haus der Melitele - Kräutergarten
Verfasst: Dienstag 27. September 2022, 09:08
von Nikolavo Vaclav
Die Kraft aus dem Blut ging zur Neige... Langsam... wenn das geschah musste er die Kraft aus sich selbst nehmen, die Ringe hatte er nicht mehr geladen, aber die eigneten sich ohnehin eher für schnelle Kampfzauber. Er brauchte Kraft, dringend, denn der Mann starb...
Nicht mehr in Pripyat.
Traurig war er nicht darüber. Die Stadt aus Beton mit der unheimlichen Magie, die sie Radioaktivität nannten. Eine ungesunde Magie. eine gefährliche Magie, selbst für ihn. Nein, traurig war er tatsächlich nicht.
"Gut. Die Stadt ist... verdorben."
Dass er die Sprache Sprache musste er nicht nocheinmal kommentieren, er hatte es ja schon bewiesen.
Der Mensch zog sich aus. Wären Damen anwesend gewesen oder Männer vom anderen Ufer, der eine oder andere davon wäre wohl schwach geworden bei dem Anblick. Der Dämon dachte nicht in diesem Kategorien, nicht jetzt, nicht mehr und erst recht nicht bei Männern. Für ihn hatte der Mann nur eines, und das lag entblößt vor ihm. Blutgefäße, Venen aber vor allem die hell leuchtenden Arterien, kräftig pochendes Blut mit einem kräftigen Herzen. Er konnte nicht leugnen, dass es ihn anzog. Nicht nur wie magisch, denn es war durch und durch magisch. Blut insgesamt trug dermaßen viel Kraft, und das dieses Mannes... es würde Amir heilen. Was es war und wie, und was die Folgen wären... das begriff sein Verstand nicht, aber er spürte welches Potential darin schlummerte. Vielleicht kam er Jarel sogar ein wenig näher als er schnupperte.
Er nannte ihn Dämon. Rot glühende Augen durchbohrten wieder die dunklen des Ritter und sahen auch die goldenen Sprenkel. Kein Mensch... oder nicht nur.
Und er wußte was Dämonen waren. Ein Magier? Ein Schattenwandler? Hätte er geahnt, wie nahe er der Wahrheit kam obwohl er nur in Kategorien seiner Heimat dachte, er hätte sich gewundert. Und erst recht hätte er geahnt, welche Welt die Vorlage für den Entwurf der eigenen Welt gebildet hatte. Azeroth. Er kannte den Namen nicht, aber etwas war dennoch vertraut gewesen. Nur hatte der Dämon nicht die geisteigen Ressourcen über so vieles gleichzeitig nachzudenken.
Er funktionierte.
Und der Mensch drohte ihm.
Nur langsam ging bei ihm das Denken vonstatten. Auf jeden Fall hatte er bisher alles getan um... um sie zu schützen...
"Das ist der Kontinent? Die Welt... in der es Skellige gibt?" Wollte er wissen.
Und dann blaffte der Mann den Jungen an, er bekam keine Antworte mehr, er hatte sich noch pflichtschuldig das Blut mit dem Ärmel abwischen wollen, wie ein Junge, den man mit Schokoladeverschmiertem Mund erwischt hatte.
Arvijd... Wieder riss es den Dämon, aber so ein Zufall?
Der Junge verschwand aber nicht um diesen Arzt zu holen, satt dessen richtete ein Schwert auf ihn. Langsam löste Nikolavo seine Hände von Amir, löste sich und die Blutung nahm wieder zu.
Da war etwas, dass sich in den letzten Tagen Wochen und Monaten angestaut hatte.
Er war nicht dafür gemacht eingesperrt zu sein, er musste frei sein, brauchte Platz. Er hielt es nicht mehr aus zwischen Betonwänden, unter den Blicken dieser seltsamen Männer, die auch alle keine Angst hatten sondern nur seinen Nutzen sahen, seine Zähne begutachteten wie bei einem Gaul und seine Narben abtasteten, seine Hornplatten und Stacheln und berieten ob sie ihn an ein Labor ausliefern sollten. Als hätte er sie nicht gehört und als hätte er nicht verstanden. Das Portal... es hatte ihn hierrher gebracht, hatte ihn gerettet... das Portal... seine Tochter... Der Moment war viel zu schnell verflogen.
Er wollte ausbrechen und der Dämon in dem Menschen wollte ebenfalls ausbrechen, er wollte schreien, beißen, wüten und toben, die Stadt in Brand legen...
Weg von dem Mann...
Er richtete sich langsam auf, kam auf Jake zu.
In dem Maße, in dem er sich entfernt sickerte wieder mehr Blut aus dem Körper des Verletzten. Der Dämon stabilisierte ihn, noch.
"Er stirbt... Ich... halte... ihn..."
Er meinte es ernst, obwohl er längst losgelassen hatte, aber es war seine Magie, die ihn tatsächlich noch stabilisierte.
Kolja wischte sich nun wirklich etwas von dem Blut ab mit dem Ärmel, aber Blut trocknete, ganz tilgen konnte er die Spuren nicht. Immer noch stritten zwei Mächte in ihm, jene domestizierte, die nun alles tun wollte um den Mann zu heilen... die brauchte aber die Dämonische Kraft und die Fähigkeit Magie aus allem zu ziehen dessen sie habhaft werden konnte und am schnellsten eben aus Blut. Der böse Hexer Mieszko Vaclav, der Blutmagier.
Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf, was bedeutete, dass wieder der Dämon ausbrechen wollte, Hörner... Stacheln... und da war noch etwas... wieder peitschte der Schweif, der eigentlich abgenommen war. Nur ein Rudiment, ein magisches Phantom oder hatte sich etwas verändert?
Er ging noch einen Schritt auf den mutigen jungen Mann zu, griff nach der Klinge. Klingen waren ihm egal... eine einzelne Klinge...
Vielleicht hätte der den Jungen sogar angegriffen...
Re: Das Haus der Melitele - Kräutergarten
Verfasst: Dienstag 27. September 2022, 09:22
von Arvijd Kostjunari
Der Korporal hatte den Arzt erreicht, hatte erklärt, dass es Verletzte gäbe.
Nicht was und wie viele, nicht wie schwer und nicht wer. Nur "Verletzte". Reichlich unpräzise.
Arvijd packte kopfschüttelnd das eine oder andere ein. Er hatte eine große Ledertasche, Verbandmaterial, Instrumente, Messer, Desinfektion, alles war darin, er schmiss noch ein paar frische abgekochte Bandagen dazu.
Er folgte dem Korporal. Er erwartete alles mögliche. Wenn ihn die Wache holte war es vermutlich eine Prügelei unter den Soldaten oder Betrunkene. Vielleicht beides. Dass sie den Verletzten nicht einfach herein brachten, dass der Korporal in dermaßen gedrückter Stimmung war... Es hätte ihm eine Warnung sein sollen. Es hätte.
Und dann sah er die Szene.
Und ja, es war eine Szene, die Frauenherzen hätte schmelzen lassen können... Fackeln, ein gut gebauter Ritter ohne sein Hemd, nur mit dem Verband... Nur war die Stimmung tatsächlich nicht danach, es lag eine unheimliche Spannung über allem.
Fackeln, zwei Männer lagen am Boden, blutüberströmt. Jarel kümmerte sich um den einen von ihnen, der andere schien bewusstlos... Was sein Blick nicht hatte wahr haben wollen, nicht sehen wollte, obwohl es groß und breit und mit rotglühenden Augen vor dem Knappen Jakob stand, dem Knappen blutig... bereit sich zu verwandeln in etwas unheimliches... Das war so vertraut und erschreckend zugleich, dass er es zunächst aus seiner Wahrnehmung hatte streichen wollen.
Doch nun stellte er sich.
"Nikolavo!" er erhob seine Stimme, sprach den Namen wie ein Bannwort.
Und wenn jemand annahm, dass der Dämon einen Meister hatte der ihm befehlen konnte, dann durfte derjenige keinen Zweifel daran haben, wer der Meister war.
Und es verfehlte seine Wirkung nicht.
"Kolja, reiß dich zusammen! was ist passiert?"
Dass er nicht in ihrer beider Heimatsprache wechselte war vermutlich nur dem Umstand geschuldet, dass er überrascht war und nun doch wieder zu wenig vertraut.
Er riss den Dämon förmlich, er ließ Jakes Schwert los wurde vielleicht sogar kleiner, nicht tatsächlich, aber in der Wahrnehmung der Menschen durchaus. Keine spur mehr von Hörnern, stacheln und Schweif, nur dass Blut blieb und ließ sich nicht wegwischen.
"Ein Portal... Amir ist verletzt, er stirbt. Ich versuche... was mir Emijya gezeigt hat... was du mir beibringen wolltest... ich will heilen..." eine knappe Zusammenfassung.
"Es ist wie bei dem Fae-Jungen..." Das Wort für Fee fehlte in der Sprache, er ersetzte es durch etwas ähnliches, was er auf Skellige gelernt hatte.
Arvijs reichte die Erklärung. Und nun, unter Druck und in Gefahr wurde auch sein Verstand schnell.
Mit zwei schnellen Schritten war er bei den beiden Verletzten. An Jake vorbei.
"Nimm die Waffe runter, Knappe!" kommandierte er auch ihn. Jetzt war keine Zeit für Animositäten, jetzt galt es Leben zu retten. Auch im Krieg war es ihm egal gewesen wer auf welcher Seite stand, er heilte, wer das nicht vermochte hatte zu parieren.
Er tastete den regungslosen älteren Mann ab, sah ihm kurz in die Augen, ließ sich mit der Fackel leuchten, begutachtete die Hand. Dann winkte er einem Soldaten.
"Bringt ihn zu den Schwestern, er ist nicht schwer verletzt."
Er drehte sich um, sah sich den anderen an, in dem schon kaum mehr Leben war.
"Kolja, hierher... Bring ihn in mein Arbeitszimmer. Jarel, ihr seid hiermit ausquartiert. Und... " zunächst hätte man meinen können, ihm wäre die fremdartige Kleidung entgangen und die Ausrüstung, die Rucksäcke, aber dass war wohl ein Trugschluss. "Jarel... bring bitte all die Sachen auch in mein Zimmer, dorthin wo ich schlafe... wir reden später." Leiser.
"Und dann haltet euren Knappen davon ab MEINEN Sohn aufzuspießen." Kommandierte er lauter währen der Dämon wieder behutsam Amir hochhob.
"Ich kann ihm helfen..." flüsterte der so gut er konnte, doch eben Flüstern lag ihm nicht. "Alter Mann, sag ihm das... dem da..." er deutete auf Jarel. "Ich kann ihm helfen, ich brauch nur..." Arvijd nickte nur und klopfte ihm auf die Schulter, schickte ihn damit weg.
Wieder wandte sich der Arzt vertraulicher an den Ritter.
"Ich kann sein Leben retten... ER kann es vermutlich, aber es wird dir nicht gefallen, was dazu nötig ist. Was wirst du tun? Uns deinem Orden ausliefern? Und was wird dein Knappe tun?"
Es war so unheimlich vertraut. Damals waren es nur Experimente gewesen, ganz als hätten sie sich darauf vorbereitet das einmal tatsächlich zu tun. Vor so langer Zeit. Sie hatten dafür gebrannt, er hatte gebrannt, aber auch Kolja hatte Narben davongetragen. Und nun? Welcher Teil würde sich wiederholen?
Die grauen nun hellwachen Augen des Arztes ruhten in denen des Ritters.
Re: Das Haus der Melitele - Kräutergarten
Verfasst: Dienstag 27. September 2022, 12:45
von Jarel Moore
„DAS ist dein Sohn?“, zischte Jarel dunkel und starrte Arvijd an, die Hände immer noch auf die Wunde des jungen Mannes am Boden gepresst. Er hatte bemerkt, wie ihn der Dämon angesehen hatte. Wie ein Schaf, das das Wesen mit den spitzen Zähnen zerreißen und fressen wollte und hatte den Blick wütend – ja sogar provozierend – erwidert.
All das Blut und die Gewalt hatten den Schwarzen aufmerken lassen. Ein Kampf begann in der Seele des Ritters. Nicht gut gegen böse, sondern blanke Wut gegen selbstbeherrschte Gefühllosigkeit.
"Du hast vergessen zu erwähnen, dass du einen Dämon gezeugt hast, Arv.“, bellte Jarel, rang immer noch mit sich.
Ein dunkles, kehliges Knurren drang aus seiner Kehle.
„Und darf ich raten, die Hexe Emyja Faslan ist die Mutter?!“ Auch diesen Namen hatte der Ritter mitbekommen.
In dem Moment als das, was Jarel immer noch für eine Teufelswache hielt, sich erhob und sich seinem Knappen zuwandte, ihn mit dem Blutüberströhmten zurückließ um seinen Schützling zu bedrohen, in just dem Moment begann etwas langsam aber stetig zu kippen.
Niemand, rührte seinen Knappen an. NIEMAND! Er kochte. Erhob sich, achtete nicht mehr auf das Blut, dass aus dem Körper des Verletzen rann.
„Wage es nicht, meinen Knappen zu bedrohen.“, versuchte er seinem alten Freund leise zuzuraunen, doch auch hier misslang ihm die Artikulation.
Stattdessen baute er sich direkt vor dem Heiler auf, starrte ihn an, fletschte angriffslustig die Zähne, drohte mit jeder Faser seiner Körperhaltung.
Der Dämon griff seinen Knappen an. Und mit der Hexe steckte die Sippe nun auch noch unter seiner Decke. Das war zu viel.
Und dann…hakte sichtbar etwas in dem Ritter aus.
Für einen Moment hatte Arvijd den Eindruck, seinem Freund huschten Schatten übers Gesicht, füllte die zuvor warmen braunen Augen mit eiskalter Schwärze. War das Fell auf seinen Wangen? Und was war mit den Zähnen? Da stimmt auch etwas nicht.
Nikolavo stand immer noch drohend vor Jakob. Zumindest in Jarels Augen. Dass der Heiler die Situation bereits im Griff hatte, kam bei dem Ritter nicht mehr an.
„NIEMAND rührt meinen Jungen an!“, brüllte er grollend und kaum verständlich, schob den Heiler grob zur Seite, spannte sich, sprang.
Der Dämon war ihm definitiv über. Hätte er EINEN klaren Gedanken gehabt, er hätte es eingesehen.
Doch da war kein klarer Gedanke, keine Vernunft, kein Verstand.
Direkt vor Jakobs Augen wurde der Arvijds Sohn zu Boden gerissen. Der Ritter begann auf den Fremden einzuprügeln, und im Schein der Fackeln konnte der Knappe – wie zuvor der Heiler – sehen, wie abermals etwas über die nackte Haut des Ritters huschte. Fell. Definitiv Fell.
Der Ritter hatte verloren. Der Schwarze nahm sich die Kontrolle.
Re: Das Haus der Melitele - Kräutergarten
Verfasst: Dienstag 27. September 2022, 14:36
von Nikolavo Vaclav
Jarels Worte wiederum hatten durchaus das Potential in dem Dämon alle Sicherung durchbrennen zu lassen. Ansatzweise kannte dieser diese Metapher sogar, auch wenn sie ihm sicher nicht als erstes in den Sinn gekommen wäre.
Er hörte nicht mehr wie Arvijd fluchte, ignorierte es, dass das Blut aus dem Verletzten herausfloss, sah nicht mehr wie Arvijd zu ihm stürzte um die Blutung zu stillen, wie er nun Anweisungen an die Wachsoldaten gab, den Verletzten zu viert so vorsichtig wie möglich hochzuheben und hinein zu tragen.
Er bekam nicht mehr mit wie er selbst die Rucksäcke einpackte und die Waffen und diese in seinen Raum trug. Der Verletzte ging vor, und es galt schaden einzudämmen, dann würde er wohl versuchen, den Dämon unter Kontrolle zu bekommen... vielleicht hoffte der Arzt auch einfach, dass die beiden Männer es friedlich regelten. Die Hoffnung starb zuletzt, aber am Ende starb sie doch.
Nikolavo schloss nur einen Moment die Augen, der Junge war gar nicht das Problem, der mit dem starken Blut war es, mit dem magischen Blut, das nun sein Potential entfalten wollte. Und er wollte es sehen. Er wollte...
Er wusste nicht genau was er wollt, irgendetwas, nur nicht hier sein, nicht schon wieder in so einer Situation.
Langsam drehte er sich um, als könne eine schnelle Bewegung schon alles ins Wanken bringen. Vielleicht war dem auch so. Schnelle Bewegungen verleiteten die Menschen oft zu dummen kopflosen Reaktionen.
Dabei hatte er das Schwert längst losgelassen, er hatte den Jungen nicht angreifen wollen, der Junge hatte ihn angegriffen.
Er war unbewaffnet, zumindest sah er sich so, er sah sich selbst als unbewaffnet, schwach und machtlos gegen die bewaffneten, weil er wußte, dass sie im Recht waren, dass er sich eines Gewaltverbrechens schuldig machte wenn er angriff, natürlich hatte er die schärferen Zähne, Krallen, Hörner... Aber auch ihn banden Recht und Gesetz, war dem nicht so? Und deswegen... deswegen war er machtlos.
Und dieser Mensch durfte das Schwert auf ihn richten, und nun würde er wieder dafür brennen, dass er einen anderen Menschen hatte retten wollen. Die Geschichte wiederholte sich, ein um's andere Mal.
Und immer wieder geriet er in deren Mühlen, aber wollte er nur seine Ruhe.
Und er hätte es vielleicht auf sich beruhen lassen, hätte vielleicht klein beigegeben...
Doch dann...
Dann nahm der Mann den Namen in den Mund, den, den er dacht nie wieder zu hören... Emyja...
Er fuhr herum.
Emyja Faslan.
Schmerz zeichnete seinen Blick.
Emyja, die Mutter seiner Tochter...
Die Träne, der Schatten, der Traum.
"Was hast du mit Emyja gemacht?"
Seine Stimme war zudem nun noch rau und abgebrochen.
Er kannte sie... die Frage ob sie hier war hatte sich schon erübrigt.
Er kannte ihren Namen...
Wieder zeichneten sich Hörner ab, Dornen, ein Schweif und Schatten sammelten sich in seinem Rücken.
Aber er behielt die Kontrolle, mühsam... er wollte den Mann zerfetzen, wollte sein Blut nehmen.
Aber vorerst war da mehr Verzweiflung als Wut.
Hätte er ein Hemd getragen, Nikolavo hätte ihn an diesem gepackt und mühelos hochgehoben, aber er trug kein Hemd.
Er trat noch einen Schritt auf den Mann zu, sie hatten annähern die gleiche Größe, es war auch auf Anhieb schwere zu sagen, wer schwerer gebaut war, und hinter beiden türmten sich die Schatten, doch nur der eine trug nun Hörner und durch das Hemd, dass einem anderen gehörte, einem den der Wolf kannte, und auch durch die Jacke bohrten sich Dornen, der Schweif blieb ein Schatten, ebenso die ledrigen Schwingen, über die er in seiner Welt nie verfügt hatte und die er gerade nicht einmal bemerkte.
"Ich frage noch einmal..."
Doch er wußte nun was der andere war. Er sah es, roch es.
"WAS... DU VERDAMMTER WICHSER... WAS HAST DU MIT IHR GEMACHT?"
Er schrie nicht, doch so wie er die Worte intonierte war das auch gar nicht nötig.
Aber es war zu spät, der Wolf sprang ihn an, riss ihn zu Boden.
Er hatte nicht kämpfen wollen, er wusste, was ein Schlag anrichten konnte, auch wenn er roch was in dem anderen schlummerte... Er kämpfte nicht wenn er nicht auch töten wollte... der Dämon ließ sich zu Boden reißen, ließ sich fallen, ohne Gegenwehr. Der Wolf lag auf ihm und Nikolavo konnte es riechen, die pulsierende Kraft in seinem Blut... es lag genau vor ihm... und dann biß er zu.
Re: Das Haus der Melitele - Kräutergarten
Verfasst: Dienstag 27. September 2022, 15:54
von Jakob von Nagall
Die Ereignisse überschlugen sich von einem Herzschlag zum nächsten. Er hätte zustoßen sollen, als er es noch gekonnt hatte! Jetzt hielt der Dämon seine Klinge fest und - verflucht - er war stark wie ein Ochse. Jakob hatte das Gefühl, das Schwert stecke im legendären Stein. Vielleicht war es aber auch der plötzliche Schreck, der seinen Arm lähmen wollte, weil der Doktor dazu gelaufen kam und ihn - nein Jarel? - anblaffte, er solle gefälligst seinen Sohn nicht aufspießen. Sohn? Schnüffelte der zu viel am Äther? So wie die Aktien standen würde besagter Sohn eher ihn aufspießen... oder Schlimmeres. Und dann kippte die Welt, etwas drängte sich gegen seine Stirn und brachte seinen Schädel zum Summen. Zugleich hörte er Jarels Stimme, aber die Worte kamen verwaschen daher, gutural, fast geknurrt. Ach Scheiße, nicht auch das noch!
Dann war sein Schwert frei, weil der Dämon los ließ und sich sehr langsam zu Jarel umwandte. Die Wut und die Bedrohung, die von ihm ausging, war fast mit Händen zu greifen, aber Jakobs Mentor scherte sich einen Dreck darum. Mit ihm ging es durch und sein Knappe brauchte das Fell nicht zu sehen, um zu wissen, was sich hier anbahnte.
"Jarel! Nicht!" Sie waren im Melitele-Tempel mitten in Wyzima - nach Nowigrad der zweitbeschissenste Ort dafür, den Wolf frei zu lassen. Abgesehen vom Tempel des Ewigen Feuers direkt. Aber er würde es nicht verhindern können - er sah es in Jarels Augen - nicht mit guten Worten. Der Ritter sprang den Dämon an, der noch nach Antworten fragte und keine bekam. Antworten auf Fragen nach einer Frau, deren Namen Jakob noch nie gehört hatte. Waren denn heute alle verrückt geworden? Und keine Spur von Arvijd... sicher, der versuchte das Leben des fremden Mannes zu retten, während die beiden Männer - Monster? - aufeinander los gingen.
Mit einem verzweifelten Laut stürzte auch Jakob sich ins Getümmel, allerdings nicht, um in erster Näherung den Dämon zu erledigen, sondern um seinen Mentor von der Wandlung abzuhalten. Der Worg war vieles, aber nicht kontrollierbar. Und der Dämon? Ach scheiß drauf, der war vermutlich nicht besser, aber einschätzen konnte er das nicht. Jarels schwarzen Schatten schon und der Druck in seinem Schädel ließ die ungute Vorahnung entstehen, dass es diesmal wirklich hässlich werden könnte. Also Prioritäten setzen.
Er drehte das Schwert, sprang zu den beiden Kämpfenden und hieb den Knauf gegen Jarels Schädel. Und dieser hatte seinen Knappen gut ausgebildet - der Schlag saß, knipste dem wütenden Ritter fast augenblicklich das Licht aus. Ob im gleichen Moment oder kurz nachdem die Zähne des Dämons sich in seinen Nacken senkten, würde später niemand mehr wissen und es würde wohl auch niemanden mehr interessieren. Jakob schnaufte. Das Wesen hatte sich in Jarel verBISSEN! Blut drückte zwischen den dorngleichen Zähnen hervor, Blut, vergiftet mit dem Virus, der seinen Ritter zum Wolf machte! Er holte erneut aus, wollte auch nach dem Dämon schlagen, doch das Schwert prallte wirkungslos gegen die Hörner. Hörner?! Wann waren ihm die gewachsen?
"Lass ihn los!", versuchte er es hoffnungslos mit Worten, während er verzweifelt versuchte, Jarel irgendwie aus dem Griff des Wesens zu befreien. "Bitte! Lass ihn los." Seine Stimme drohte zu brechen - alles ging so schnell. Und auf einmal waren die Tempelwachen da, wie aufgewacht aus ihrer Starre. Rufe wurden laut, Piken wurden gesenkt, gepanzerte Handschuhe griffen zu, schlugen, zerrten.
Und dann hatte Jakob Jarel plötzlich in den Armen, schob sich mit den Füßen rückwärts, den schweren Mann mit sich schleifend, eine Hand auf der blutenden Wunde. Das Schwert hatte er aus dem Griff verloren, doch sein Blick bohrte sich noch immer in den Dämon, auch wenn der nur einen Teil der Schuld trug. Wohl den Kleinsten. Die Wachen hielten Nikolavo in Schach, Jakob kam die Szene wie aus einem Horrorfilm entnommen vor. Er atmete schwer, hielt Jarel weiter an sich gepresst, der - allen Göttern sei Dank - noch immer seine menschliche Form hatte. Seine Gedanken rasten, spulten die letzten Minuten und Sekunden ab, versuchten ein Bild daraus zu machen - es war eskaliert. Es hätte nicht eskalieren müssen.
Arvijd hatte ihn Sohn genannt.
Jarel hatte ihn seinen Jungen genannt.
Jakob presste die Augen zusammen, riss sie sofort wieder auf, als eine weibliche, doch scharf Stimme die Nacht durchschnitt: "Genug! Dies ist ein Ort des Friedens! Ich dulde keine weitere gottlose Gewalt in meinem Tempel!" Die Erzpriesterin war aus dem Inneren Heiligtum herbei geeilt, im Schlepptau einen Schweif ihrer Priesterinnen. Jakob kam es so vor, als leuchteten ihre Augen im dunkeln in einem tiefen Gold und als trüge ihre Stimme eine Autorität, die weiter ging, als ein Mensch sie haben könnte. Mutig war das falsche Wort für das, was die hoch gewachsene Frau tat, denn sie trat in den Kreis der Wachen.
Re: Das Haus der Melitele - Kräutergarten
Verfasst: Dienstag 27. September 2022, 16:31
von Nikolavo Vaclav
Nikolavo ließ sofort los als ihm bewusst wurde was er getan hatte. Er hatte es nicht gewollt...
Niemals.
Der junge Mann schlug den Wolf k.o. das war besser so.
Zog den wolf von ihm weg, Nikolavo blickte ihn an als er sich umdrehen wollte, sein Blick wollte ihm danken doch die Pikeniere hatten ihre Waffen auf ihn gerichtet bei einer Bewegung würden sie ihm diese ins Fleisch bohren.
Er hob die Hände, ergab sich. Er wusste was nun geschehen würde.
Sei bedeuten ihm aufzustehen, irgendjemand hatte Dwimerithandschellen dabei. Warum auch immer... das war Wyzima. Die Wachen waren auf alles vorbereitet.
Dann sah er Arvijd stehen, am Eingang zum Tempel. Fassungslos starrte der auf das Geschehen...
<Arvijd geht hier weiter...>
<...und Nikolavo hier>
Re: Das Haus der Melitele - Kräutergarten
Verfasst: Dienstag 12. September 2023, 15:39
von Svettele Fini Banik
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von:
Bibliothek
Datum: 16:39 Uhr, 29. August 1278, Sonntag
betrifft: Elli & andere Tempelbewohner
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Ah, Ringelblumen. Noch blühten ein paar. Fini lächelte verträumt, sie mochte den Geruch von all den Pflanzen, die hier mitten in der Stadt wuchsen und merkte erst jetzt, dass ihr dieser in der Steinstadt gefehlt hatte. Sie müsste sich für Nowigrad ganz dringend das ein oder andere mitnehmen, schon alleine wegen der Nase. Sie selbst hatte bis jetzt auch nur einen Blick in den Garten geworfen, als man ihr heute Vormittag kurz alles gezeigt hatte, sodass sie jetzt selbst etwas hin und her irrte bis man eine kleine steinerne Bank gefunden hatte, auf der sie Platz nahm und Elli den Platz neben ihr anbot.
„Habt Ihr denn irgendeine Beziehung zum Orden?“ Eine Weil hatte sie geschwiegen und ein wenig den Vögel gelauscht.
„Oder vielleicht von vorne, wie lang seit Ihr schon in der Stadt?“
Re: Das Haus der Melitele - Kräutergarten
Verfasst: Mittwoch 13. September 2023, 08:14
von Dandelion
„Eine was?“, fragte Dandelion nach und musste dann aber leise lachen. „Wäre wohl auch etwas ungewöhnlich“, schmunzelte sie, nickte und folgte Schwester Svettele hinaus aus der Bücherei zum Kräutergarten. Es war ein Garten, der sie an das Gut erinnerte. Auch dort pflegte man Kräuter und auch andere Dinge anzubauen. Der Garten, die Natur hatte schon immer eine beruhigende Wirkung auf Dandelion, so auch der Garten des Klosters. Sie sog die verschiedenen Aromen ein und folgte mit den Augen, dem ein oder anderen Insekt welche sich zwischen den Pflanzen tummelten.
Elli setzte sich zu der Priesterin und war gespannt darauf, was sie sich unterhalten wollten. „Ich? Nein. Großvater hat lang als Stallmeister in der Armee gedient, aber soweit ich weiß nie für den Orden.“ Sie überlegte ein paar Augenblicke, wandte sich dann aber der anderen Frage zu. „Seit heute. Ich, oder besser gesagt wir, mussten noch ein paar Pferde zu ihrem neuen Besitzer bringen, als das getan war, habe ich die anderen zurückgeschickt und bin hierher gekommen. Sie werden sich Zeit lassen mit der Rückkehr, so haben wir es vereinbart und das sollte mir etwas Zeit geben, um auf die Suche zu gehen.“ Wieder dachte die junge Frau nach. „Wenn es der Lothar des Ordens wäre, wäre das nicht gut, nicht wahr?“ Sie konnte es sich selbst denken, wahrscheinlich würde sich wohl keiner über eine Tochter freuen, die er nicht kannte…
Re: Das Haus der Melitele - Kräutergarten
Verfasst: Mittwoch 13. September 2023, 13:46
von Svettele Fini Banik
„Den Orden der Flammenrose gibt es erst seit Anfang dieses Jahrzehnts.“ Also wird ihr Großvater wenig mit diesem zu tun gehabt haben. Sie rutsche auf der Bank recht weit nach hinten, um ihre Füße wie als Kind baumeln lassen zu können, schaffte es aber nicht. Die Beine waren inzwischen zu lang, sodass die Priesterin sie anzog und auf der Bank ihre Arme um die Knie schwang. Aufmerksam hörte sie Elli zu, um sich bei der letzten Nachfrage auf die Unterlippe zu beißen.
„Wie Du bin ich erst heute hier, Elli.“ Sie legte den Kopf leicht auf ihren Knien ab und sah zu ihr hinüber. „Bevor wir aufgebrochen sind, habe ich mich nur sehr knapp über die politische Lage in Wyzima erkundigt. Vor allem damit ich dort niemand ungewollt auf die Füße trete und auch als Übung für Nowigrad.“ Sie schmunzelte: „Offiziell herrscht natürlich die Stadthalterin Nilfgaards. Aber es gibt noch immer genügend Mächtegruppen, die ihren Einfluss mehren wollen. So ohne Königshaus gibt es viele Pfründe, die man neu abstecken kann oder auch nicht. Der Adel wurde neu gemischt, viele sind weg, andere kamen dazu oder nach. Kaufleute, Zünfte, Gilden wittern ihre Chancen. Viele wollen wieder die Unabhängigkeit. Aber unter welchem Banner? Zu welchem Preis? Und dazwischen gibt es die beiden Kirchen. Melitele hat viele Anhänger, aber kaum politische Macht oder will sie haben. Die ewige Flamme hingehen schon. Viele Einwohner können in dieser Religion einen Kompromiss finden und der Kult der Sonne ist noch fern, deshalb hat der Orden eine gewisse Macht, wenn auch auf wackeligen Füßen und nicht ohne Neider. Wer dem Orden schaden will sucht nach Möglichkeiten.“ Mitgefühl machte sich in Finis Gesicht breit. „Wissen Deine Leute was Du genau in der Stadt vor hast?“
Re: Das Haus der Melitele - Kräutergarten
Verfasst: Donnerstag 14. September 2023, 08:48
von Dandelion
Die Priesterin wirkte so jung, wie sie ihre Knie vor sich zog und sie umschloss. Elli hingegen streckte ihre Beine aus, wobei eine Bruche unter ihrem Kleid zum Vorschein kam, ehe sie diese wieder bedeckte. Es machte ihr die Sache einfacher, im Herrensitz zu reiten. Dandelion hatte genickt zu der Entstehung des Ordens und lauschte dann den weiteren Worten der Schwester. „Möglichkeiten“, wiederholte die junge Frau und nickte. Vielleicht hätte sie erst mit ihrer Mutter sprechen sollen? „Nein. Auch meine Ma weiß nicht, dass ich hier bin.“ Noch könnte sie also einfach gehen und so tun, als hätte sie diese Frage nie gestellt. „Ist es unvernünftig, wissen zu wollen, wer sein…“ Sie hielt im Satz ein wenig erschrocken inne. Es war nicht gerade einfach, auf seine Worte zu achten, wenn man sich in einem Gespräch oder mit einer anderen Person wohl fühlte, und doch sollte sie auf ihre Worte achten. „Denkt Ihr, es wird Euch in Nowigrad gefallen?“, versuchte sich Elli an einem sehr offensichtlichen Themenwechsel.
Re: Das Haus der Melitele - Kräutergarten
Verfasst: Donnerstag 14. September 2023, 22:00
von Svettele Fini Banik
„Unvernünftig? Aber nein, Kind.“ Nur die wenigsten sind Bastarde, die zum Spielball diverser politischer Mächtegruppe werden. Diesen Gedankengang zeigte die Priesterin jedoch mit keiner Faser ihres Körpers, sondern legte all die Fürsorge in ihre Worte: „Wissen zu wollen woher man kommt ist etwas ganz natürliches. Die Familie, das Zuhause. Man braucht Wurzeln und man will sie erkunden, wenn man Lücken findet. Alle größeren Tempel der Melitele haben ein Waisenhaus und all die Kinder fragen sich vorher sie kommen oder warum sie dort gelandet sind. Ein paar Antworten kann man geben, andere nicht. Nicht jede verlassene Schwangere kennt den Namen des Erzeugers. Viele machen sich auf und davon oder wissen von gar nichts. Von anderen bekommt der Tempel regelmäßig Spenden und man kann sich irgendwann denken warum genau. Ich freue mich auf jeden Fall, wenn sich jemand zumindest verantwortungsvoll zeigt. Melitele ist unser aller Mutter und sie kümmert sich um all die kleinen und großen Sorgen. Natürlich auch um Eure, Miss Del Garda.“
Tief im Herzen hoffte Fini die richtigen Worte gefunden zu haben. Sie wollte ihr irgendeine Art Trost spenden ohne diese Vermutung weiter auszusprechen, ohne sich zu viele Gedanken dazu zu machen, ohne ihr zu zeigen, was sie sich denken kann, aber trotzdem das Gefühl geben vertrauen zu können. Schließlich waren die Priesterinnen auch Seelsorger und entsprechend zur Verschwiegenheit gebunden. Sie lächelte Elli noch einmal zu und nickte. Sie wäre für sie da, auch weil sie sich gerade als die alleinige Ansprechpartnerin herauskristallisierte. Eine Weile schwebte dieses unausgesprochene Versprechen noch zwischen den beiden Frauen, bevor Schwester Svettele auf den Themenwechsel einging.
„Ich hab keine Ahnung, ob es mir in Nowigrad gefallen wird. Ich freue mich auf meine Aufgabe und die Menschen, denen ich dort hoffentlich helfen kann. Wobei ich hoffe, dass so eine große Stadt mich nicht erschlägt. Ich bin ein Landei aus Kaedwen, weißt Du.“
Re: Das Haus der Melitele - Kräutergarten
Verfasst: Freitag 15. September 2023, 12:14
von Dandelion
Der Priesterin nahm Dandelion es nicht übel, dass sie sie Kind nannte, immerhin war sie eine Priesterin der Melitele. Aufmerksam lauschte sie den Worten der Schwester und war dankbar für die Worte, die sie für Elli gefunden hatte. “Das ist nett, dass Ihr das sagt. Dann hoffe ich, dass dieser Lothar, wer auch immer er sein mag, es ebenso sehen wird wie ihr. Und meine Mama auch, wenn sie irgendwann einmal davon erfährt, was ich in Wyzima getrieben habe.” Sie lächelte verschmitzt, meinte es aber durchaus ernst. Die junge Frau war sich gar nicht bewusst gewesen, dass die Priesterinnen so vielfältig unterwegs waren. Sicherlich wusste sie grundsätzlich, was es mit dem Glauben auf sich hatte, aber bislang hatte sie nicht mehr damit zu tun, als viele andere auch.
“Es ist schön zu wissen, dass es Melitele unser aller Mutter und deren Priesterinnen gibt.” Sie nickte.
“Und was hat Euch von Kaedwen nach Ellander verschlagen? Wo hat Eure Reise nach Nowigrad begonnen?”
Re: Das Haus der Melitele - Kräutergarten
Verfasst: Samstag 16. September 2023, 10:52
von Svettele Fini Banik
„Das glaube ich.“ Waren die letzten Worte zu diesem Lothar. Liam hatte zwar nicht viel gesagt, aber was er sagte klang fast schwärmerisch. Fini drückte aufmunternd sanft Ellis Schulter. Das wird schon werden.
„Ich?“ Ein bitteres Lachen kam aus ihrer Kehle, als ihren dicken Zopf über die Schulter nach hinten warf: „Ich habe in Kaedwen meine Wurzeln auf ganz unterschiedliche Arten verloren und war einer Priesterin der Melitele sehr dankbar, dass sie mich mit nach Ellander nahm. Noch dankbarer bin ich, dass ich dort bleiben konnte, um zu werden was ich nun bin.“ Sie lächelte, war vielleicht kein einfacher Lebensweg, aber sie war froh hier zu sein. „Bestimmt habe ich Zuhause nicht alles richtig gemacht, aber… ich bin froh es getan zu haben.“
Vielleicht ein bisschen wie Elli gerade, der bewusst wurde, dass sie möglicherweise gerade in ein Wespennest stach.
Re: Das Haus der Melitele - Kräutergarten
Verfasst: Sonntag 17. September 2023, 07:39
von Dandelion
‚Oh-oh‘, dachte Dandelion für sich, als sie die Antwort auf ihre Frage hörte. So hatte wohl jeder etwas, was er mit sich herumtrug. Nur, klang jenes der Priesterin irgendwie unheilvoll und Elli wusste nicht ob sie nachfragen sollte oder nicht… “Zeigt mir eine Person, die immer alles richtig macht. Ich kenne keine. Fehler sind dazu da begangen zu werden, um dann aus ihnen zu lernen“, tat sie ihre Meinung kund. “Seid ihr noch sehr jung gewesen, als ihr Eure Wurzeln verloren habt und Kaedwen verlassen habt?“, fragte die junge Frau vorsichtig nach. Wie alt die Priesterin wohl jetzt war? Sie war noch nie gut darin gewesen, das Alter anderer Personen zu schätzen. Sie war gut darin, dies bei Pferden zu tun, einmal ins Maul geschaut und schon hatte sie mehr als nur einen Anhaltspunkt, aber bei Menschen…
Re: Das Haus der Melitele - Kräutergarten
Verfasst: Montag 18. September 2023, 09:43
von Svettele Fini Banik
Die Priesterin zog eine Augenbraue nach oben und sah zu ihrer Gesprächspartnerin: „Ein bisschen jünger als Du?“ Sie grinste ein wenig spöttisch. „Ich hab mir einen Kerl geangelt, der in meiner Familie auf Grund seiner Profession kaum Begeisterung hervor gerufen hat. Aber sie hatten Recht. Nach ein paar Monaten war er wieder weg und meine Welt in Trümmern, doch… vor allem war ich meinem Vater und großen Bruder eine zu selbstbewusste junge Frau, die kein Interesse hatte sich von anderen vor allem alten Männern sagen zu lassen, was das Richtige für sie sei. Deshalb bereue ich in dem Punkt wenig, danke eher der Göttin, dass ich genügend Kraft gefunden habe meinen Weg zu gehen. Meine Heimat habe ich ein paar Jahre später verlassen, als mit klar wurde, dass es dort für mich keine Zukunft gibt.“
Wie alt? Fini verhält sich auf eine Seite recht kindlich, aber ihr Gesicht sagt deutlich, dass sie keine Zwanzig mehr ist. Wahrscheinlich weiß sie selbst nicht genau, ob sie noch Mädchen oder nur schon Mutter ist. Oder genießt es, beliebig zu wechseln.
Re: Das Haus der Melitele - Kräutergarten
Verfasst: Dienstag 19. September 2023, 07:47
von Dandelion
“Es freut mich, dass Ihr aus all dem etwas Positives für Euch ziehen konntet“, meinte Dandelion ernsthaft. Dennoch tat es ihr Leid, was die Schwester hatte erfahren müssen. Ob alle Männer so waren? Ihr Vater war auch nicht besser gewesen, oder war es ihre Mutter? Elli hatte sich oft ausgemalt, wie es wohl gewesen wäre, wenn sie beide Elternteile um sich gehabt hätte. Ab und an erwischte sie sich auch bei der Frage, ob sie vielleicht noch weitere Geschwister hatte, wenn ja, wie sie das wohl finden würde?
„Und seit dieser Zeit habt Ihr euch für keinen Mann mehr interessiert? Was hat Eure Familie getan, um sich die Münzen zu verdienen?“ Elli fand es schade, dass Schwester Svettele ihre Familie verlassen hatte, weil diese nicht hinter ihr stand und sie nicht so nahm wie sie war. Sittsam und fügsam sollten die Mädchen und jungen Damen sein. Sollten…
Re: Das Haus der Melitele - Kräutergarten
Verfasst: Mittwoch 20. September 2023, 09:17
von Svettele Fini Banik
Süffisant verzog Fini die Lippen und sah die jüngere Frau über einen nicht vorhandenen Brillenrand an. Kein Mann mehr interessant. „Das würde ich so nicht sagen. Ist nicht so, dass ich seitdem keusch war – bin ja kein Flammenrosenritter.“ Ein Zwinkern. „Aber… man lernt dazu und wenn man weiß worauf man sich einlässt, worauf man achten muss, sich von falschen Vorstellungen trennt, dann kann man den Sex einfach genießen. Weißt Du?“ Man sah die Neugier in den Augen der Priesterin sehen, ob Elli wohl schon die ein oder andere Erfahrung gemacht hat. Sie würde zwar jede Frage beantworten, aber keine stellen. „Und wenn er am nächsten Morgen verschwunden ist, erwartet er wenigstens nicht, dass man für ihn Frühstück macht. - Aber ja… ohne meinen Optimismus wäre ich wohl nicht hier und wenn ich es ganz rational betrachte, ist erfahrener, steriler Kerl für eine Jungfrau eigentlich ganz praktisch.“ Ausprobieren ohne Risiko. Falls man die Kerle nicht weglassen möchte.
Fini schob ihre langen Beine wieder von der Bank und streckte sie aus. „Och, wir waren in der Holzteergewinnung tätig. Ja, das ist so spannend wie es klingt.“ Ein Kichern. „Ich hab also den Meiler beheizt oder Essig von Teer getrennt - das eine schwimmt oben – und abgefüllt. Pyrolyse nennt man diese Art von Umwandlungsprozess, wie ich später mal gesehen habe. Die Theorie dahinter hatte mich schon interessiert, nachdem ich das seit meiner Kindheit gemacht habe. So viel mit Pferden arbeiten ist sicher spannender? - Und was hattest Du gesagt, wo Du untergekommen ist?“
Re: Das Haus der Melitele - Kräutergarten
Verfasst: Donnerstag 21. September 2023, 21:16
von Dandelion
Dandelions Wangen und sogar Ohren färbten sich rot bei dem Thema und der Wortwahl der Priesterin. Sicherlich wusste sie, dass man auch ohne Liebe und Ehe Sex haben konnte. Sie mochte nicht in der großen Stadt aufgewachsen sein, aber ganz unwissend war sie auch nicht und doch fehlte es ihr an praktischer Erfahrung, daher hatte die junge Frau nur halbherzig bei der Frage der Schwester genickt, ehe sie ein „Bitte, was?“, herausbrachte. „Wer ist praktisch für eine Jungfrau?“ Nun waren ihre Ohren nicht mehr rot, sondern Feuerrot und sie konnte die Hitze spüren.
Es wurde besser, als die Schwester sich einem anderen Thema zuwandte. „Nun ich habe da leider keinen Vergleich, aber mir macht die Arbeit mit den Pferden viel Freude und noch mehr, wenn sie dann in gute Hände kommen und ihre Reiter sich lange an ihnen erfreuen können.“ Sie lächelte und ihre Gesichtsfarbe war fast wieder normal. Ehe sie sich ein weitere Frage für die Priesterin überlegen konnte, fragte sie nach ihrem Unterkommen. „Dazu hatte ich noch gar nichts gesagt. Ich hatte vor, bei der Verwandtschaft des Gutsherren anzufragen. Ich durfte da schon das ein oder andere Mal bleiben, wenn wir in der Stadt waren. Ich hoffe nur, sie erinnern sich noch an mich, es ist schon eine Weile her, seit ich das letzte Mal dort war.“
Re: Das Haus der Melitele - Kräutergarten
Verfasst: Freitag 22. September 2023, 12:13
von Svettele Fini Banik
Vor allem kam Elli von einem Gestüt, dort hatten zumindest die Pferde prominenten Sex für einen ganz bestimmten Zweck – ohne Liebe, ohne Ehe. Aber die Priesterin nickte nur und lächelte dazu. Die junge Frau könnte sie jeder Zeit alles fragen, aber gerade hatte sie den Eindruck, dass der Themenwechsel Elli lieber war. Weshalb sie diese Gewissheit vorerst so stehen ließ. Über die Vorteile von sterilen Männern konnten sie immer noch reden. Doch sie erwischte sich bei den Gedanken, ob es eine gute Idee sei, die Tochter des Großmeisters über unlautere Dinge aufklären. Aber besser sie als jemand wie Liam, weshalb sie doch nicht die Klappe hielt: „Du weißt ja, warum eine Stute ein Fohlen bekommt, denke ich. Und wie Du vorhin schon angedeutet hast, möchtest Du ebenfalls noch damit warten Mutter zu werden. Deshalb sind Männer, die zeugungsunfähig sind zum Kennenlernen sehr praktikabel. Die meisten Herrn interessiert es nämlich nicht, ob da aus ihrem Samen etwas heranwächst oder nicht, sondern wollen nur ihren Spaß und überlassen den ganz Verhütungskram den Frauen.“ Wo sich Ellis Vater einordnen lässt wusste sie nicht. Aber sie sagte dazu lieber nichts. Den Begriff Vater hatte schließlich noch niemand verwendet, nur sehr enger Verwandter.
„Wenn Du hier schon jemanden kennst, dann solltest Du dort fragen. Sie haben bestimmt einen Platz für Dich und schicken eine junge Frau nicht zurück auf die Straße, oder? Es würde sicher auch Deine Mutter beruhigen, wenn sie erfährt, dass Du dort unterkommen kannst.“ Früher oder später.
Re: Das Haus der Melitele - Kräutergarten
Verfasst: Freitag 22. September 2023, 21:53
von Dandelion
„Sicher“, hatte Elli geantwortet, als Schwester Svettele meinte, dass sie wissen müsse, warum eine Stute ein Fohlen bekommt. Sie wusste das sehr gut und auch wusste sie darüber Bescheid, wie das zwischen Mann und Frau war… Dennoch wurden ihre Wangen wieder merklich warm und sichtbar nahmen sie eine leichte Röte an. Sie seufzte schwer, als sie Schwester geendet hatte. Sie wollte noch immer an die Liebe glauben und daran, dass es auch Männer gab, die sich einer Frau verschrieben und nicht gleich weiterzogen, sobald sie erreicht hatten was sie wollten. Doch ihre Hoffnung sank mehr und mehr, als sie die Priesterin so reden hörte.
„Und woher soll man wissen, welcher Mann noch zeugungsfähig ist und welcher nicht?“ Die Frage war schneller gestellt, als sie nachgedacht hatte. Bei Hengsten wusste sie, wie es war. Wenn sie keine Fohlen mehr brachten, waren sie für die Zucht nicht länger nützlich oder aber man griff schon früh ein und machte einen Hengst zu einem Wallach… gut, das konnte man auch später noch tun… Aber bei einem Mann?
Die junge Frau blickte in den Himmel hinauf und nickte. „Ich sollte mich langsam auf den Weg machen, damit ich nicht zu einer Zeit störe, zu der man nicht mehr zu stören pflegt.“ Die Zeit war wie im Flug vergangen mit der Priesterin und diese hatte sicherlich auch noch etwas anderes zu tun.