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Re: Ard Skellige - Der Festsaal

Verfasst: Mittwoch 30. März 2022, 22:52
von Saga
"Hach, um das zu erraten muss man keine Seherin sein, ich habe einfach gut kombiniert und außerdem, gab es in meiner Heimat auch hin und wieder Seemänner, die das Wasser scheuten" Saga lachte in die Runde und fühlte sich plötzlich wie früher, als sie mit ihrem Knut, Aik und den Männern am Tisch saß, als sie Beutezüge feierten. Der Seebär, hatte ohne es zu wissen geschafft, dass der kleine Rotschopf sich wohl fühlte und seine Sorgen, für eine Weile vergessen konnte. "Schwimmen wie ein Stein also? Na ihr wisst doch sicherlich, dass man manche Steine auch fantastisch über die Wasseroberfläche hüpfen lassen kann, oder?" Während sie sprach, lachte sie Floki an, der sich im Schwitzkasten von Mendel befand. Sie bemerkte dann den trübsinnigen Thryll, der nun auch etwas zu sagen hatte."Ich wünschte er wäre auch so schweigsam." "Nunja, ich rede auch gerne und viel, hoffentlich nehmt ihr mir das nicht allzu übel" Die Männer verzogen keine Miene, sondern machten einfach weiter. Mendel ärgerte Floki und rieb ihm, mit seinen Fingerknöcheln über seinen Kopf, Floki selbst zappelte und Einar lachte, während er Thryll Met nachschenkte. "Ihr seid mir eine Truppe, mit euch wird's bestimmt nie langweilig" Saga schüttelte den Kopf und lachte. Irgendwie erinnerten sie die Männer, an die Halbstarken aus Kattegat, die unbedingt erwachsene Männer sein wollten, sich dann aber wegen einer Kleinigkeit rauften, wie kleine Kinder.

Es wurde unruhig und eine andere Art Musik begann zu spielen, gefolgt von Zwischenrufen einiger Gäste, die weder von der gespielten Musik, noch vom Gesang beeindruckt waren. Yorik, der Troubadour wurde aufgefordert Lieder eines gewissen 'Rittersporn', zum Besten zu geben. Natürlich wusste Saga nichts damit anzufangen, dafür war sie noch nicht lange genug hier. Die Stimmung am Tisch war ausgelassen, aber Saga spürte dass Einar sich irgendwie anders verhielt, er vermied ihre Nähe, sie zu berühren, wenn auch nur flüchtig. War ihm irgendetwas unangenehm? Gefiel sie ihm plötzlich nicht mehr? Den Gedanken konnte sie nicht zuende bringen, da Nevill - der sonst die ganze Zeit über so ruhig war, ganz plötzlich etwas rief. "Sing das Lied vom Seeteufel und seinen Gefährten!" Saga war ein wenig erschrocken und rückte deshalb näher an Einar heran.
Und so schnell, war das gute Gefühl dahin. Es wurde laut und Saga war wegen Einars Distanz irritiert. Habe ich etwas falsch gemacht?
Noch weitere Stimmen erhoben sich, um zuzustimmen oder abzulehnen. Je lauter es wurde, desto näher rückte sie an Einar. Sie war zu sehr in ihren Gedanken gefangen, um zu bemerken, ob und wie der Seebär darauf reagierte.
Immer wenn sich Stimmen erhoben, erinnerte das den Rotschopf an die Zeit in ihrer gebürtigen Heimat, als man sie als Kind durchs Dorf jagte beschimpfte und mit Steinen bewarf, oder an die Zeit als Sklavin, in der sie für jeden kleinen Fehler angebrüllt und geprügelt wurde. Bald stimmte der Troubadour das Lied an und auch die Trommler stiegen langsam ein. Die Rufe verstummten und eine Melodie erklang. Nach einigen Sekunden sang der ganze Raum und jeder trampelte im Takt, auch die Männer der Seeschwalbe stiegen mit ein. Zum Leidwesen der Seherin, die nun einfach ihre Augen schloss und das Bärenmedaillon fest umklammerte.
-Zu laut…Die Leute sind wirklich wie Zuhause. Laut.-
Saga musste sich ablenken, also konzentrierte sie sich auf die Bilder und Gefühle, die bei Einars Berührung auf sie übergingen. Die große weiße Bärin, kam ihr zuerst in den Sinn. Irgendetwas an ihr wirkte übernatürlich und dennoch schien es, als wäre sie fest mit der Natur die sie umgab, verbunden. Sie konnte die Ehrfurcht, aber auch die nackte Angst spüren, die Einar bei ihrem Anblick durchfuhren.
Etwas sagte ihr, dass die Bärin noch eine große Rolle in Einars Leben spielen würde, dass zwischen ihnen eine Verbindung bestand, die sie nicht zu benennen vermochte. Warum Saga selbst, bei ihm diese Gefühle auslöste - Der Gedanke wurde von Einars Stimme unterbrochen.
Ein neues Lied erklang, Einar beugte sich zu dem Lockenkopf hin.„Also Saga? Tanzt du mit mir, wenn ich dir verspreche, Äpfel und jedwedes andere Obst nicht anzurühren?“, feixte der Hüne. "Das Obst nicht unerlaubt anrühren, gutes Angebot… Aber bei manchen Tänzen, musst du in der Nähe des Schinkens Hand anlegen" Für einen Augenblick schloss die Seherin ihre Augen und öffnete sie wieder mit einem herzhaften Lachen. Nun brachen auch die Männer der Seeschwalbe in grölendem Gelächter aus. Saga lachte wie schon lange nicht mehr. Erschöpft vor Lachen, lehnte sie ihren Kopf - wenn auch nur für einen kurzen Augenblick - gegen Einars Schulter. Es fühlte sich für diesen kurzen Augenblick so an, als wäre sie zurück in Kattegat, zurück Zuhause, zurück bei Knut.

Auch der Seebär war amüsiert, bevor er sich langsam von seinem Platz erhob, atmete er noch einmal den süßen Duft des Rotschopfes ein. Saga drehte sich dem Hünen um und betrachtete ihn genauer. -Unfassbar, wie sehr ähnlich er Knut ist, wären da nicht seine blonden Haare. Er ist wirklich ein Bär von einem Mann- Offensichtlich bemerkte er ihre Blicke, grinste
und reichte ihr seine große, starke Hand zur Hilfe. Der Lockenkopf ergriff seine warme Hand mit der ihren und blickte ihm in seine tiefblauen Augen. Er half ihr von der Bank und beide, machten sich auf den Weg zur Tanzfläche. Sie bahnten sich den Weg, zwischen tanzenden und lauthals singenden Menschen, hindurch zur Tanzfläche. Die Musik verstummte für einen Augenblick, Yorik erhob seine Stimme: "Nun neigt sich das Jahr langsam dem Ende zu, dazu passend, kommt nun das Lied Winter…" Die Meute rief "Ja bleib bei Rittersporn!" - "Zum Glück nicht wieder deinen Mist, den will keiner hören!" Yorik war nicht gerade begeistert "Na, Danke. Jetzt seid endlich still!" Alle klatschten laut, einige pfiffen sogar. Langsam ertönte die Musik und Yorik begann zu singen. Es war ein ruhiges und langsameres Lied. Einar hielt noch immer die Hand von Saga und führte sie bis zur Mitte der Tanzfläche, die nicht sonderlich gefüllt war. Nur wenige Paare, hatten sich auf der Tanzfläche eingefunden. In der Mitte angekommen, zog er sie mit leichtem Schwung vor sich, legte seine andere Hand auf ihren Rücken und begann sich im Takt der Musik zu bewegen. -Er ist doch ein bisschen schüchtern, wie süß- Ganz natürlich, ohne Berührungsängste, begannen sie den Tanz. Verflogen, waren die Befürchtungen der Rothaarigen. Die Wärme seiner Hand, sein ganz eigener Duft und seine Blicke, es war fast wie im Traum des Lockenkopfes. Die golden leuchtenden Augen, hafteten am Seebär. "Ich habe noch nie mit jemandem getanzt. Das merkt man bestimmt" Gab Saga peinlich berührt zu und lächelte verlegen.

Re: Ard Skellige - Der Festsaal

Verfasst: Freitag 1. April 2022, 21:40
von Einar
Sicher bemerkte er, dass sie sich bei dem wilden Gesang, der sich in der Halle erhob, näher an ihn heran schob, fast als suche Saga seinen Schutz. Er ließ sie gewähren, rückte nicht seinerseits ab und beobachtete sie stattdessen aus den Augenwinkeln. Etwas hatte sich verändert und sie griff wieder nach dem Amulett an ihrem Hals, welches sein Seelentier zeigte - ganz als wollten die Götter ihn mit der Nase auf etwas stoßen. Vielleicht war es auch diese Geste von ihr, in der mit einem Mal wieder so viel Unruhe und Verletzlichkeit lag, die ihn um den Tanz bitten ließ. Er wollte sie wieder forsch lächeln sehen und nicht so schreckhaft an ihn gedrängt, wie ein junges Mädchen. Obwohl es durchaus auch seinen Reiz hatte - welcher Mann, egal ob angetrunken oder nicht, mochte es nicht, wenn ihm hübsche Frauen fast auf den Schoß krochen?
Immerhin hatten seine Worte den gewünschten Effekt: ihr keckes Lächeln kehrte gemeinsam mit ihrer scharfen Zunge zurück und ihre Worte brachten seine Männer zum Lachen. Vielleicht sollte er sie bei Gelegenheit warnen, dass so manch anderer solche Bemerkungen als Aufforderung oder gar Freibrief missverstehen könnte. Einar war ein Mann von Ehre, auch wenn man es ihm auf den ersten Blick vielleicht nicht ansah, aber es gab unter den Skelligern ganz andere und auf dem Festland erst recht.
Der Gedankenfaden riss jäh ab, als ihre Locken seidig über seine nackten Arme strichen und er kurz das Gewicht ihres Kopfs an seiner Schulter spürte. Und einmal mehr fragte er sich, woher diese Vertrautheit kam, die ganz offenkundig nicht nur ihn vom ersten Moment an ergriffen hatte. Sicher zog er sich bei solchen Festen gern ein hübsches Mädchen auf den Schoß oder tanzte, wenn ihm die Laune danach stand. Meistens trank er allerdings am liebsten einfach und sah den anderen Feiernden zu. Aber das hier hatte eine andere Qualität und es irritierte ihn fast so sehr, wie es ihn reizte, herauszufinden, was es war, das ihn so leichtfertig mit dieser Fremden umgehen ließ, als sei sie nicht erst vor ein paar Stunden in sein Leben getreten.

Als er sie zur Tanzfläche führte, wechselte Yorik gerade zu ruhigeren Tönen. Ihm sollte es recht sein, dabei konnte man sich unterhalten und vielleicht bekäme er ein paar Antworten, wenn nicht die ganze Mannschaft seines Schiffes dazwischen lärmte. Er zog sie an sich und erwiderte ihr Lächeln mit leisem Schalk.
"Einfach machen, was alle machen..." Damit drehte er sie herum und ließ die Hand vom Rücken, über ihre Seite bis zum Bauch gleiten, um sie dann mit den wenigen anderen Paaren durch den Reigen zu führen, der Hauptsächlich aus Schritten mit- und umeinander bestand. Ihre Hände trennten und fanden sich wie von allein, während sie sich umeinander drehten und Einar die goldenen Augen nicht aus dem Blick ließ, es sei denn der Tanz brachte ihn wieder in ihren Rücken.
"Verrate mir, wieso du einen Bären als Glücksbringer trägst.", raunte er in so einem Moment über ihre Schulter, bevor sie sich wieder drehten und damit voneinander entfernten. Ein wenig schwirrte ihm bereits der Kopf vom Met oder war es ihr Parfum? Auf jeden Fall würde er sich spätestens morgen einiges an freundlichem Spott anhören dürfen - Einar, der Krieger, schwang das Tanzbein und zwar nicht einfach mit all den anderen Männern in wüsten Sprüngen zu zotigen Liedern, sondern ganz gesittet mit einer Frau. Und das er das auch noch beherrschte, war wohl noch überraschender für viele und würde ihn zur Zielscheibe machen. Aber er hatte ein dickes Fell und gerade überwog die Anziehungskraft Sagas.

Die letzten Takte des Liedes verklangen und sogleich nahmen Barde und Musiker etwas Tempo auf, um zum nächsten Stück hin überzuleiten, das mit seinem treibenden Rhythmus auch wieder mehr Tänzer auf die freie Fläche zwischen den Tischen lockte. Einar zog Saga fast schon Besitzergreifend an sich, damit niemand auf die Idee kam, ihn abzuklatschen und die beiden sprangen und drehten sich mit den anderen flott zum neuen Lied. Einar nahm Saga einfach mit, glich ihre Unsicherheiten und unweigerlich geschehenden Fehltritte geschickt aus, griff sie mal bei den Händen, um sie herum zu wirbeln und zog sie dann wieder lachend an sich, um sich wieder in den Kreis der springenden und tanzenden Paare einzureihen.
Als das Lied mit einem Schlag der Trommel stoppte, hatte er sie beide an den Rand der Fläche manövriert und hielt Saga weiter nah bei sich, da sie ebenso außer Atem schien wie er und vielleicht nach den vielen Drehungen schwindelte. Sein Gleichgewichtssinn war von der Seefahrt ganz andere Dinge gewohnt und so wäre er wie immer der Fels, der noch im ärgsten Sturm nicht wankte.
"Klappt doch ganz gut mit uns.", griff er ihre Befürchtungen wegen des Tanzes noch einmal auf, weil ihm gerade nichts besseres einfiel. Er hatte die Nase in ihrem Haar, damit er näher an ihrem Ohr sprechen konnte, denn der Lärmpegel in der Halle hatte neue Dimensionen erreicht.

Re: Ard Skellige - Der Festsaal

Verfasst: Samstag 2. April 2022, 01:16
von Saga
Welche Gedanken Einar sich wohl machte, ahnte Saga nicht. Doch hörte sie ihn murmeln: "Einfach machen, was alle machen…" Scheinbar tanzte er nicht oft, zumindest auf diese Art und Weise. Zumindest war sie damit nicht allein. Zuhause tanzte niemand mit ihr, manchmal tänzelte sie Zuhause herum, wenn sie allein war und gerade die Kräuter trocknen ließ - Irgendwie musste man die Zeit doch hinter sich bringen!

Sie gingen in Position und Einar übernahm die Führung.
Sich all diese Schritte, Bewegungsabläufe und das richtige Timing einzuprägen, war gar nicht so einfach. Am Anfang machte der Rotschopf einige kleine Fehler, aber der Seebär, schien es ihr nicht übel zu nehmen. Nach der dritten Runde, klappte es und es begann ihr Spaß zu bereiten, auch wenn sie sich zunächst noch, auf den Tanz hatte konzentrieren müssen. Sie ließ es sich aber nicht nehmen, den Seemann zu betrachten, wann immer es der Tanz erlaubte. Dass Einar auch immer wieder nach ihr sah, ist ihr natürlich nicht verborgen geblieben. -Es ist, als würde Knut mich ansehen… Verrückt-

"Verrate mir, wieso du einen Bären als Glücksbringer trägst." Fragte der Seebär ganz unvermittelt, während sie sich beim Tanz gerade voneinander entfernten. Saga überlegte nicht lange, sondern antwortete zügig. "Ich erzählte dir doch am Hafen, dass du mich sehr an jemanden erinnerst, richtig? Ich nannte ihn fast immer Bär. Das war das Erste, dass mir in den Sinn kam, als ich ihn kennenlernte. Der Bär war das Tier, mit dem er sich immer am verbundensten fühlte. Das Amulett - es gehörte ihm...." Saga wusste nicht wie viel sie ihm, zu diesem Zeitpunkt über Knut erzählen sollte, schließlich wollte sie Einar weder verschrecken, noch mit dieser Geschichte überfordern. Was auch immer sie tat, es fiel ihr schwer, denn schließlich liebte sie Knut noch immer und hoffte ihn, in Einar wiederzufinden - Auch wenn er fremd für sie war, war es als würden sich beide, schon ein Leben lang kennen.

Eine schnellere Melodie baute sich auf, genauso wurden auch die Schritte und Bewegungen schneller. Die schnelleren und zur Bewegung anregenden Rhythmen, lockten immer mehr Paare, auf die Tanzfläche. Auch einige einzelne Personen, kamen hinzu. Einar zog den Rotschopf nah an sich heran und tanzte immer schön weg von Männern und Paaren, die sich den beiden näherten - Er wollte wohl vermeiden, dass ein anderer Mann mit Saga tanzte. Ihr selbst fiel das nicht auf, weil sie sich viel zu sehr auf die Choreographie konzentrierte. Mit Schwung, ließ er die rothaarige Frau herumwirbeln und zog sie dann wieder sanft, aber bestimmt zu sich zurück. -Ohje… Mir wird ganz schwindelig- Das Umherwirbeln, unterstützte die Wirkung des Alkohols, sie taumelte und verwechselte die Schritte immer öfter. Ganz ähnlich war das Gefühl, während ein Sturm auf hoher See aufzog, als man sie damals nach Kattegat verschleppte. Das Schiff schwankte stark und einige Wellen, schlugen auf es hernieder. Saga selbst war sitzend, an den Mast gefesselt und durch fehlendes Essen und Trinken so geschwächt, dass sie der Ohnmacht nahe war. Keine angenehme Mischung

Einar hatte die Fähigkeit, ihre Fehler zu überspielen und trotzdem gut aussehen zu lassen. Irgendwann, verstummte die Musik und ein Trommelschlag, beendete sie dann entgültig. Der Seebär hatte sie an den Rand der Tanzfläche manövriert. -Endlich- Die Tanzerei, das im Kreise drehen und der Alkohol brachten Saga ein wenig ins Taumeln. Glücklicherweise aber, war sie doch noch recht klar im Kopf und froh darüber, dass sie sich an dem Hünen festhalten konnte. "Klappt doch ganz gut mit uns." Sagte er mit seiner sonoren Stimme. Nicht wissend, was er meinte antwortete sie gewohnt keck. "Wenn du damit meinst, dass du mich gut herumwirbeln kannst - Gebe ich dir recht" Schwer atmend und den Busen spürbar auf und ab senkend, lehnte sie sich leicht an ihn und spürte seinen Atem an ihrem Ohr. Er roch wieder an ihrer roten Lockenmähne und hielt die kleine Frau fest. "Hoffentlich stinke ich nicht, das ganze Getanze war wirklich anstrengend" Einar stand einfach da wie ein Fels, standhaft ohne jeglichen Anflug von Schwindel oder Gleichgewichtsstörungen. Nun er war Seemann, da war er sicherlich schon deutlich schlimmeres gewohnt.

Re: Ard Skellige - Der Festsaal

Verfasst: Dienstag 5. April 2022, 09:03
von Einar
Der Bär war das Tier, mit dem er sich immer am verbundensten fühlte.
Ihre Worte klangen noch in seinem Kopf nach und kurz war er wieder der Junge, der zwischen Felsen in der Kälte stand und sich einem ausgewachsenen Nordbären gegenüber seh. Dem Bären, dessen Herz er nun teilte und mit dem er seither verbunden war - sich nicht nur verbunden fühlte. Eine andere Seite von ihm, die nur wenige kannten und noch weniger je zu Gesicht bekommen hatten. Er ging umsichtig damit um, denn in weiten Teilen des Kontinents, nannte man das einen Fluch und schnell hatte man einen Hexer auf den Fersen. Einar nahm den großen, weißen Bären als Geschenk der Götter und war stolz darauf, auch wenn ihn die Bärenform viel Kraft kostete. Das Tier stritt stets mit ihm um die Kontrolle, doch je länger sie beide zusammen gewachsen waren, desto besser war Einar darin geworden, diese Kontrolle für sich zu beanspruchen.
Ihre etwas atemlose Antwort riss ihn aus seinen Gedanken und ließ ihn grinsen. "Du bist einfach handlich.", scherzte er zurück und gab ihr den Halt, den sie suchte. Wer würde sich schon zurück ziehen, wenn sich eine hübsche Frau an einen anlehnen wollte. Die Musik flammte wieder auf, die Paare drehten sich wild im Kreis und fanden sich zu einem kompliziert anzusehenden Tanz zusammen, bei dem es viele Partnerwechsel gab und sich immer wieder auch größere Gruppen zusammen fanden, um sich springend umeinander zu drehen.
Sagas letzte Bemerkung ließ Einar unbeantwortet, denn er wusste aus Erfahrung, dass die meisten Frauen beleidigt reagierten, wenn man ihnen mitteilte, dass ihr körpereigener Geruch durchaus anziehender war als jeder Duft, den sie auflegten. Einar vertrat die Meinung, dass die Götter sie alle zu Blumen gemacht hätten, wären sie der Ansicht, sie müssten wie solche riechen. Er liebte den echten, weiblichen Duft, aber er war auch alt und was die Damen anging, erfahren genug, um zu wissen, dass sie sich selbst oft genug nicht riechen mochten und sich darum eben mit Düften umgaben. So lange es angenehme, dezente Düfte waren, konnte er gut damit leben. Der Bär musste manchmal niesen, wenn es zu heftig wurde oder zu viel Moschus enthielt. Doch wenn er wählen müsste, würde er immer für den reinen, gesunden Duft eines Körpers sein. Und so fand er es überaus reizend, wie die Hitze des Tanzes einen leichten Schweißfilm auf Sagas helle Haut gezaubert hatte, der ihm ihren wirklichen Geruch zutrug.
"Ich nehme das mal als Hinweis, dass du eine Pause möchtest." Er grinste wieder, nahm sie beim Arm und zog sie etwas fort von Trubel und Lärm. Er war versucht, sie weiter auszufragen - vor allem nach diesem Mann, von dem sie sprach und nach diesem Kattegat, das er nicht kannte. Allerdings sprach sie von diesem 'Bären' in der Vergangenheitsform und da sie nun sein Amulett hatte, war es für Einar nicht so schwer, eins und eins zusammen zu zählen. Vielleicht war sie Witwe? Er beschloss sich vorerst nicht weiter in diesem heiklen Thema zu bewegen und zog sich auf das altbewährte Muster des großen, lauten Seemanns mit wenig Feinsinn und noch weniger Köpfchen zurück.
"Kattegat.", sinnierte er also. "Saga, die Seherin aus Kattegat von dem ich nie hörte. Und ich bin weit gereist - ich könnte dir viele Seekarten zeigen, in meiner Hütte.", er grinste wieder breit, offenkundig stolz auf sein überhaupt nicht verstecktes Angebot, sie in seine Hütte zu entführen. Entsprechend wenig ernst würde sie ihn nehmen, aber das war ja eigentlich auch Zweck der Übung. Er musterte sie aufmerksam. "Aber ich denke, wir würden dieses Kattegat wohl auf keiner von ihnen finden, nicht wahr?", blitzte dann doch ein wenig Echtheit durch seine Maske.
Es fiel ihm zu spät auf und er überspielte es mit einem Schlag gegen die Stirn. "Ich Klotz! Willst du noch etwas trinken nach all dem Gespringe?"

Re: Ard Skellige - Der Festsaal

Verfasst: Dienstag 5. April 2022, 12:36
von Saga
Ganz gedankenverloren, standen die beiden da am Rand der Tanzfläche. Ein schöner Moment der Ruhe, Saga fühlte sich nicht mehr allein und war froh, dass Einar bei ihr war.
Die Erklärung über die Herkunft des Amuletts, hatte wohl etwas in Einar bewegt. Erst nachdem die Rothaarige ihn angesprochen hatte, war er aus seinen Gedanken zurückgekehrt. "Du bist einfach handlich." Gab er ihr lächelnd zu verstehen. -Handlich? Nagut ich bin schon ein ganzes Stück kleiner als er… Das meint er damit hoffentlich- Der Lockenkopf wusste nicht wirklich, was sie mit dieser Reaktion anfangen sollte und ließ sie deshalb einfach unkommentiert. Es war schön, so mit ihm dazustehen, aber die Anwesenheit der anderen und ihre Unsicherheit, schmälerten das schöne Gefühl. Verschwitzt, nah an einen anderen warmen Körper geschmiegt - das Gefühl war ihr natürlich nicht fremd, aber normalerweise teilte sie solche Momente nur nackt mit Knut, allein Zuhause. Als sie darüber nachdachte, schoss ihr der Traum durch den Kopf. -Bei den Göttern, bitte nicht… Denk an-
"Ich nehme das mal als Hinweis, dass du eine Pause möchtest." Die Worte des Seebären unterbrachen die Gedanken, er wusste nicht wie dankbar sie ihm dafür war.
Noch bevor Saga überhaupt anworten oder bloß nicken konnte, zog der Hüne sie von der Tanzfläche. Diese Entscheidung erwies sich als goldrichtig, denn die Tanzfläche füllte sich immer mehr und mehr. Die Tänze wurden schneller, umfangreicher und beinhalteten gar komplizierte Partnerwechsel. -Wie können die sich den ganzen Kram da nur merken… Meine Güte-
Bald kamen sie zum Stehen. Einar war wieder in Gedanken und schien nicht zu wissen, was er genau sagen oder fragen sollte… Es dauerte einen Moment, bis er etwas murmelte. "Kattegat" Der Rotschopf wurde hellhörig. "Saga, die Seherin aus Kattegat von dem ich nie hörte. Und ich bin weit gereist - ich könnte dir viele Seekarten zeigen, in meiner Hütte." Fügte er hinzu. Der Alkohol machte sich nun mehr bemerkbar, der Tanz und die Bewegung allgemein, hatten die Wirkung wohl unterdrückt. Saga verstand zwar seine unverhohlene Andeutung, war aber nicht in der Lage, wie gewohnt zu reagieren. Sie wackelte ein wenig hin und her, während sie an ihrem Kleid herumspielte. "Kattegat ist weit weg… Das stimmt, wundert mich nicht dass du es nicht kennst. Du hast viele Karten hm? " Sie zwinkerte und kicherte ihm zu. "Aber ich denke, wir würden dieses Kattegat wohl auf keiner von ihnen finden, nicht wahr?" Saga nickte, der Alkohol machte sie redselig. "Wahrscheinlich nicht… Nikolavo, den sturen Bock… Den kennst du, oder? Dem geht's wie mir." Sie hielt sich wieder an seinem Arm fest und betrachtete ihn kichernd, mit ihren leuchtenden Augen. Einars Blick lag noch immer auf ihr, doch dann schlug er sich plötzlich gegen die Stirn. "Ich Klotz! Willst du noch etwas trinken nach all dem Gespringe?" Diese Scharade hätte Saga im nüchternen Zustand sofort durchschaut, aber der Alkohol forderte seinen Tribut. Das Lockenköpfchen ergriff kopfschüttelnd seine große Hand und hielt sie fest, in ihren beiden kleinen milchweißen Händchen. "Ohje hau dir doch nicht so an den Kopf… Reicht doch, das mein Schädel brummt" Sie löste eine ihrer Hände von seiner und hielt sich dann den Kopf. Sie schob die Hand, durch ihre rote Mähne und lachte "Ich will lieber an die frische Luft…" Ohne zu zögern, ergriff Einar Sagas Hand und führte sie zu einem der großen Balkone, die sich direkt am Festsaal befanden. Der frische Abendwind, blies über den steinernen Balkon, bis hin zu den roten Locken der goldäugigen Frau. Endlich konnte sie dem stickigen und lauten Festsaal entrinnen. Der Seebär geleitete sie noch einige Schritte und löste dann seine Hand von der ihren. Saga ging noch einige Schritte vorwärts, schloss dabei die Augen und atmete tief ein und aus. Die Luft war salzig und kühl - Nichts war besser als frische Luft! Vielleicht wurde es doch ein wenig zu frisch, denn das Dekolleté und ihre Hände, verfärbten sich rötlich.
"Endlich raus aus diesem Muff..." Sprach sie, mit melodischer Stimme und hielt die Augen noch immer geschlossen. "Einar, ich bin froh, dass ich dir begegnet bin - Ich bin zwar noch nicht lange hier, aber diese Tage waren kein Honigschlecken...Doch die Zeit mit dir hier, fühlt sich gut... Fühlt sich richtig an" Der Alkohol hatte sie enthemmt und ließ sie Dinge sagen, die sie sich sonst nicht auszusprechen trauen würde. Auch für Saga war es ein seltsames Gefühl, wie nahe sie sich Einar fühlte und wie nahe sie ihn an sich heranließ... Auch wenn er genau wie Knut aussah, war er es nicht. Während sie sprach, öffnete sie ihre Augen und drehte sich zu ihm um.

Re: Ard Skellige - Der Festsaal

Verfasst: Mittwoch 6. April 2022, 12:47
von Einar
Belustigt beobachtete er, wie der Alkohol der jungen Frau mehr und mehr zu Kopf stieg, ihren Wangen eine leichte Röte und ihren Augen einen etwas glasigen Ausdruck verlieh, was ihr beides allerdings ausgezeichnet stand. Und dann erwähnte sie Nikolavo und dass es ihm wie ihr ginge. Hellhörig versuchte er sich einen Reim auf diese Worte zu machen. Nikolavo lebte auf Feroe und war eines Tages wie aus dem Nichts in Skellige aufgetaucht, mit fremdländischer Sprache und ohne auch nur einen blassen Schimmer zu haben, wo er war und wie der Kontinent funktionierte. Ubbe hatte ihn aufgesammelt und irgendwie mochte der Prinz den knurrigen, seltsamen Mann. Einar selbst hatte nicht viel mit ihm zu schaffen gehabt, außer dass man sich eben hin und wieder über den Weg lief. Wieso Saga ihn jetzt ins Spiel brachte, erschloss sich dem Seebären noch nicht ganz, aber er behielt es im Hinterkopf und reichte ihr einen hilfreichen Arm, als sie wieder kichernd ins Wanken geriet, kaum das sie nach seiner Hand griff. Er solle sich nicht schlagen... bei den Göttern. Er lachte auf. Sie schien wirklich besser vorerst nichts mehr zu trinken und wenn sie jetzt auch noch an die frische Luft wollte... na, ihm sollte es recht sein. Notfalls konnte er sie tragen. Handlich war genau so gemeint gewesen.
Einar führte sie durch die Leute zu einem der seitlichen Ausgänge auf den offenen Hof, der sich wie ein Balkon über dem Hafen ausbreitete und in dessen Mitte ein knorriger Baum stand. Tief unten rauschte das Meer gegen die Felsen und über ihnen spannte sich der dunkle, klare Nachthimmel. Es war kalt und wie immer wurde die Burg vom Wind umtanzt. Trotz des späten Sommers trugen die Nächte schon den Atem des nahen Herbstes, der in Skellige rasch zum Winter werden konnte. Daher war auch niemand anderes mit ihnen hier draußen, lediglich eine einsame Wache stand im Windschatten der Mauern und wärmte sich die Hände an einer Kohlepfanne.
Der Seemann folgte Saga ein Stück, bis sie stehen blieb und sich wieder zu ihm umdrehte. Ihre goldenen Augen richteten sich auf ihn und schimmerten im fahlen Licht der Sterne, faszinierten ihn auf ganz eigene Weise. Ihr Worte fanden einmal mehr ein Echo in seiner Seele und er musste an die Seeschwalben denken, die er am Hafen gesehen hatte. An das Zeichen, wie er es gedeutet hatte. Trieben die Götter ein Spiel mit ihm?
Die kalte Luft klärte seinen Kopf etwas, auch wenn er bei weitem nicht mehr nüchtern war, so doch nüchtern genug, um seinen Verstand noch zu gebrauchen. Ihre Andeutungen waren aber auch einfach zu direkt, um sie noch Andeutungen zu nennen. Kattegat fand sich auf keiner seiner Karten, Nikolavo, noch nicht lange hier...
"Kommst du dort her, wo Nikolavo her kam? Oder bist du einfach von den Sternen gefallen?" Er wanderte spielerisch um sie herum, vorerst ohne sie zu berühren. "Oder hast du dich aus einer Seeschwalbe in einen Menschen verwandelt oder fliegst mir irgendwann wieder davon?", neckte er sie, griff dann wieder nach Sagas Hand und ging noch ein Stück mit ihr. Es war so leicht, derart vertraulich mit ihr umzugehen, dass es ihn schon fast nicht mehr überraschte, dass Sagas Hand sich einfach in seine legte und sie ihm folgte. Sie sprach ihm aus dem Herzen: es fühlte sich richtig an.
Ihre Finger waren bereits kalt von der Nachtluft und er legte sie sich auf seinen nackten Unterarm, seine Hand darüber. Ihm war selten kalt - es würde kommen, doch noch war seine Körper warm wie ein Ofen.
"Was hat dich her geführt oder besser von dort, wo du herkommst, weg?", fragte er nun ein wenig ernster, ohne den Schalk seiner zuvor gestellten Fragen, diese damit klar zu Scherzen herab setzend. Jetzt allerdings begann er wirklich zu fragen, wollte langsam erkunden, wen er da bei sich hatte. Einar blieb bei den Zinnen stehen und griff nun auch nach ihrer anderen Hand, um sie zu wärmen. Verrückt, als würden sie sich ewig kennen, müssten keine Befürchtungen hegen, dass dem anderen eine Berührung eine zu viel war. Er blickte kurz auf ihrer beider Hände: Sagas schmale Finger verschwanden gänzlich in seinen großen, rauen Pranken. Dann hob er den fragenden Blick wieder auf ihr Gesicht, dem der Wind nun ebenfalls eine gewisse Röte verlieh, was sie gemeinsam mit dem zerzausten Lockenhaar ungemein bezaubernd aussehen ließ.
Seherin aus fernen Landen... was machst du nur mit dem alten Seebären? Bist du doch eine Zauberin?

Re: Ard Skellige - Der Festsaal

Verfasst: Mittwoch 6. April 2022, 15:58
von Saga
Zunächst hatte Saga die Aussicht gar nicht bemerkt.
Der weite Blick über den Hafen und das Meer, fühlte sich so bekannt aber doch so fremd an. Der alte knorrige Baum, erinnerte sie an den Baum in Kattegat, unter dem sie saß, bevor sie urplötzlich auf Faroe gelandet war. "Dieser Ausblick, er könnte kaum schöner sein" Bemerkte sie und wandte sich dem Hünen zu.
Die goldenen Augen, folgten dem Seebären wie die Motte dem Licht. Er lief um sie herum und beäugte den Lockenkopf genau und stellte ihr einige Fragen:"Kommst du dort her, wo Nikolavo her kam? Oder bist du einfach von den Sternen gefallen?" Saga musste sich erst einmal sammeln, bevor sie antworten konnte, doch Einar ließ sie gar nicht dazu kommen."Oder hast du dich aus einer Seeschwalbe in einen Menschen verwandelt oder fliegst mir irgendwann wieder davon?" führte er neckisch hinzu. Der Wind wurde stärker und auch deutlich kühler. Die kupfernen Locken des Rotschopfs tanzten im Wind und verteilten ihren Duft. "Wo Nikolavo herkommt weiß ich nicht. Ich komme woanders her...Aber wir haben beide etwas gemeinsam…Wir sind hier, scheinbar unendlich weit entfernt von unserer Heimat" Ihre Worte waren etwas holprig. "Eine Schwalbe bin ich nicht… Aber die Sterne habe ich gesehen, als ich hierher gekommen bin" Nun wirkten ihre Worten ein wenig wirr, obwohl sie nichts als die Wahrheit sagte. Einar streckte ihr seine warme große Hand entgegen, als wäre es ganz selbstverständlich ergriff sie die Hand und folgte ihm, ohne jeden Zweifel. Nahe des alten Baumes, bei den Zinnen blieben sie stehen und genossen den sternenklaren Nachthimmel. "Es ist wirklich schön hier… Ein bisschen kühl ist es schon" Sagte sie ihm und beobachtete wie einige seiner blonden Strähnen im Wind wehten. Seine Hände waren so warm und groß, dass ihre kleine blassen Hände in seinen verschwanden. Die Kälte färbte die Haut der Rothaarigen rot und auch der Atem wurde sichtbar, wenn sie sprach. Ganz ohne Umschweife, legte er ihre kleine Hand auf seinen warmen Unterarm und bedeckte sie mit seiner anderen Hand. "So warm" Hauchte sie ihm entgegen und blickte ihm mit hochgerecktem Gesicht in seine blauen Augen.
Es war so als versuchte er, Antworten auf all seine Fragen, in ihren leuchtend goldenen Augen zu finden, aber es schien als wolle er sie lieber von Saga selbst hören."Was hat dich her geführt oder besser von dort, wo du herkommst, weg?" Seine Stimme und seine ganze Art, wirkten nun ernst, nicht mehr schelmisch, mit witzigem Unterton. Der Blick Saga's senkte sich, die Gefühle die in ihr zu brodeln begannen, wurden deutlich sichtbar. Einar schien es zu bemerken und nahm auch die andere Hand, um sie zu wärmen.
Wäre sie nicht angetrunken, hätte sie ihm diese Geschichte noch lange nicht anvertraut. Die Vertrautheit, die zwischen den beiden herrschte und der geflossene Met gaben ihr den Mut, Einar die Wahrheit zu erzählen. Ihr Blick wandte sich nun dem Baum zu. Sie nickte um sich selbst zu bekräftigen und begann zu erzählen:"Ich war Zuhause in Kattegat, ich gab Aik - meinem Jarl vor, in den Wald zu gehen um Kräuter und Wildblumen für meine Salben zu sammeln…" Langsam füllten sich ihre Augen wieder mit dicken Tränen. Sie wollte eigentlich nicht darüber sprechen. Wäre alles abgelaufen, wie sie es sich vorgestellt hatte, könnte sie auch mit niemandem mehr sprechen - dachte sich Saga.
Sie nahm noch einmal tief Luft "Wie es aussieht, kann ich mein Versprechen nicht halten" wandte sie sich dem Hünen zu und lächelte gequält. "Ich ging in den Wald und setzte mich unter einen Baum wie diesen" Sie nickte in Richtung des knorrigen Baumes. "Ich legte meine Tasche ab und sprach meine Gebete… Ich sprach noch einmal zu meinem Bär" Die heißen Tränen bahnten sich den Weg über das Gesicht der kleinen Frau, perlten am Kinn ab und landeten auf Einars Hand. "Dann… Dann nahm ich meinen Dolch, richtete ihn gegen meinen Leib und…" Saga verstummte, senkte den Kopf und schluchzte. Sie schloss die Augen und atmete schwer. Einige Sekunden verstrichen ohne jegliches Geräusch, ohne ein Wort. Laut ausatmend sprach Saga weiter "Doch kein Schmerz durchdrang meinen Körper, sondern eine seltsame Wärme... Ich hörte eine Stimme, sah ein helles Licht, die Sterne - Ich dachte, ich wäre nach Walhalla gekommen...
Doch ehe ich mich versah… Lag ich auf einem nackten Fels, an einem mir vollkommen fremden Ort. Das war drüben auf Faroe, wo mich Nikolavo fand" Nun öffnete sie wieder ihre Augen, suchte den Augenkontakt mit Einar und versuchte in seinen Augen zu erkennen, was er dachte. Das Gold in ihren Augen schimmerte durch die Tränen, ihre roten Wangen glühten heiß.
-Warum erzähle ich ihm das… Er wird mir nicht glauben- Sie war sich sicher, er würde ihr nicht glauben. Wie früher, als man ihren Weissagungen keine Beachtung schenkte und sie Lügnerin schimpfte. "Bitte glaube mir…" Flüsterte sie und senkte ihren Blick. Sie starrte auf Einars Hände. "Knut" hauchte sie kaum hörbar.

Re: Ard Skellige - Der Festsaal

Verfasst: Donnerstag 7. April 2022, 08:09
von Einar
Er hatte sie mit seinem Spielchen irritiert, mit seinen Worten von Sternen und Schwalben. Ein bisschen klang sie kurz wie die Frauen, die man Orakel nannte, und die selten Dinge sprachen, die gewöhnliche Menschen verstehen konnten, doch Einar wusste inzwischen, dass Saga eigentlich sehr flink im Kopf war und schob es einmal mehr dem Met und der frischen Luft zu. Ihre Heimat war also unendlich weit entfernt und sie war schon irgendwie durch die Sterne gekommen... Es klang nach Zauberei. Doch wer, wenn nicht ein Mann, dessen Herz aus zwei Herzen geschmiedet war und dessen Form sich in eine andere wandeln konnte, sollte ihren Worten Glauben schenken? Für Einar gab es seit jener Nacht mehr Dinge zwischen Himmel und Erde als man auf den ersten Blick sehen konnte - er glaubte fest an die Hand der Götter und an die Vorsehung. Was wenn eben diese Saga durch die Sterne zu ihm geführt hatten? Ein ungutes Gefühl zupfte an seinem Magen. Aber was, wenn sie dort, wo sie herkam vermisst wurde? Freunde und Familie hatte, die nun um Frau, Mutter, Schwester oder Freundin trauerten? Eine Furche entstand zwischen den hellen Brauen, weitere Falten durchzogen die wettergegerbte Stirn, als er diese Gedanken fasste und sich bereits zu fragen begann, ob er gar nicht so Unrecht gehabt hatte, als er scherzte, sie flöge ihm irgendwann wieder davon. War das der Moment, da sie ihm sagen würde, sie müsste unbedingt einen Weg zurück finden? Einen Zauber, der sie wieder in ihre Heimat brächte, fort von Skellige? Fort von ihm.
Ihr Blick hatte sich an seine Züge geheftet, golden und klar, bis seine Frage dazu geführt hatte, dass sie sich abwandte. Er schalt sich einen Idioten. Wieso musste er auch immer instinktiv das größte Fettnäpfchen finden und dann auch noch kopfüber hinein springen? Er hätte auch einfach weiter über die Sterne philosophieren können, statt sich ihr mit wirklichem Interesse zuzuwenden. Er war einfach zu betrunken für derlei Gespräche! Jetzt hatte er den Salat.
Sagas Augen richteten sich tränenvoll wieder auf ihn und ihre Worte irritierten ihn einen Moment lang. Versprechen? Was für ein Versprechen? Er kam tatsächlich nicht darauf und er konnte auch nicht weiter daran herum grübeln, denn sie sprach bereits weiter, skizzierte ein Bild voller Schmerz und Leid, während Einar einfach weiter ihre Hände hielt und sich furchtbar hilflos fühlte. Er hasste solche Gespräche und mit weinenden Frauen konnte er nicht umgehen, wusste nie, was zu tun war und konnte nicht einmal ein Taschentuch anbieten, weil er so etwas Edles nicht besaß.
Der Zauber der Nacht zerfaserte mit ihren Worten, die Kälte wurde schneidend spürbar, denn ihm wurde von innen heraus kalt. Die leisen Hoffnungen, die er sich den Abend über schon gemacht hatte, zerplatzten wie Gischt auf den Kronen der Wellen. Wieso hatte er es auch nicht einfach bei den Spielchen belassen können? Ein paar Scherze, ein paar Tänze, vielleicht ein Kuss im Suff - Götter, das hätte doch wirklich gereicht. Aber er musste sich ja gleich wieder in Schwierigkeiten bringen.
Einar wusste nicht so recht, was er jetzt tun sollte. Sie in den Arm zu nehmen, wäre vielleicht klug, aber etwas hinderte ihn daran - es erschien ihm plötzlich als zu viel. Zu viel Nähe. Zu viel Vertrautheit, die er eventuell einfach missverstanden hatte. Wenn da so viel Liebe und zugleich Schmerz in Saga war, so unendlich viel Trauer, das sie bereit war, dem Mann, den sie Knut nannte, in den Tod zu folgen - wie passte er dann da überhaupt hinein? Es erschien ihm unmöglich. Nur eines war sicher: er wollt kein Trostpflaster sein. Sich nicht ständig einem Vergleich ausgesetzt fühlen, den er niemals gewinnen konnte, weil er nunmal außer vielleicht ein paar Äußerlichkeiten nichts mit diesem Fremden teilte. Vermutlich. Er kannte ihn ja nicht und irgendwie war ihm auch nicht danach zumute, weiter nach diesem Knut zu fragen. Das gab nur mehr Tränen und für ihn mehr Dinge, an denen er sich nur gedanklich die Zähne ausbeißen würde. Für ein paar Herzschläge war er tatsächlich versucht, Saga höflich aber bestimmt wieder in die Burg zu bringen und sie beide damit schnell wieder in ruhigere Gewässer. Einzig ihre flehentliche Bitte hielt ihn davon ab, auch wenn sie nicht seinen Namen hintenan stellte, sondern den des Anderen.

Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, nur durchsetzt vom Rauschen des Meeres und dem Rascheln des Windes in den vom Herbst gefärbten Blättern des Baumes. Er betrachtete ihre ineinander liegenden Hände, die Tränen darauf und brauchte einen Moment des Sammelns, bis er sie wieder ansehen konnte - nur das sie ebenfalls den Blick gesenkt hatte.
"Ich bin Einar.", erinnerte er sie milde, aber es war ihm irgendwie wichtig. "Doch Knut muss, ein großer Mann gewesen sein, wenn seine Frau ihm in den Tod folgen wollte.", sagte er leise, denn den eigentlichen Gedanken dahinter konnte er keine Worte verleihen. So zog er sich auf das zurück, was er kannte. Großen Jarlen und Kriegern folgten ihre Frauen oft auf den Scheiterhaufen, nahmen sich dort mit einem Messer das Leben. Es war ein ehrenvoller Tod für eine Frau, die sonst als Witwe nicht mehr viel von ihrem Leben erwartete, zumal sie solch einen Stand niemals allein halten konnte. Oder selten. Sicher kannte die Geschichte auch große Frauen, aber es war einfach nicht jede zur Königin oder Schildmaid geboren. So gab dieser Weg auch den liebenden Ehefrauen eine Möglichkeit, sich den Göttern anzuempfehlen.
Er atmete tief durch, ließ den Blick über den von Fackeln erleuchteten Hafen und die schwarzen Berge, die darüber aufragten schweifen, bis er sich Saga wieder zu wandte.
"Deine Götter haben dein Opfer nicht gewollt oder vielleicht als zu groß empfunden - dafür haben meine dir vielleicht einen neuen Weg gezeigt." Er glaubte ihr einfach, aus vielerlei Gründen. Er lächelte, auch wenn es nicht mehr so strahlend und keck geriet wie noch zuvor. Eine zweite Chance, ein neues Leben. Doch es konnte wohl nur gelingen, wenn sie den Wunden Zeit gab, zu heilen. Zeit. Das war nun wohl auch das, was er brauchen würde. Sie beide. Er drückte ihre Hände ein wenig fester, doch vorsichtig, denn er wusste um seine Kräfte. Vorerst wollte er ihr ein Freund sein, ein Verbündeter in dieser für sie wohl ziemlich fremden Welt. Alles weitere würde die Zeit zeigen.
"Ich kann dir nicht mal ein Taschentuch reichen - sowas müsste ich bei Aslaug ausborgen.", versuchte er die Leichtigkeit zurück zu holen und sein Lächeln wurde etwas breiter. Zugleich frischte der Wind auf, aber er würde einen Teufel tun, ihr jetzt vorzuschlagen wieder hinein zu gehen. Immerhin so viel Verstand hatte er noch.

Re: Ard Skellige - Der Festsaal

Verfasst: Donnerstag 7. April 2022, 11:23
von Saga
Irgendetwas hatte sich verändert, wieder hatte Einar sich entfernt, auch wenn es nicht körperlich war. Es lag ihr im Gefühl. "Es...Es tut mir Leid, ich hätte nicht... Nicht damit anfangen sollen" Fragende Blicke, tauschte sie mit dem Seebären aus, scheinbar wussten beide nicht, was sie tun oder von dem Anderen erwarten sollten. Er betrachtete sie noch immer genau und schien sie an seinen eigenen Namen erinnern zu wollen. "Ich bin Einar" sagte er mit leichtem Nachdruck. "Das weiß ich doch! Einar, der Seebär Kapitän der Seeschwalbe" Nickte sie hastig. Auch wenn ihre Gedanken, sich noch nicht ganz vom Schmerz -den sie erneut durchleben musste- lösen konnte, war sie froh, ihn nicht allein ertragen zu müssen. "Doch Knut muss, ein großer Mann gewesen sein, wenn seine Frau ihm in den Tod folgen wollte."
Saga nickte "Das war er. Knut...Knut war bereits ein halbes Jahr lang tot… Ich versuchte seinem Wunsch zu folgen, für ihn weiterzuleben. Doch in Kattegat, hielt mich nichts mehr… Nirgendwo hielt es mich. Wir hatten nur uns. Ich bin ohne Familie, ganz alleine auf der Welt" Die letzten Tränen ronnen über ihre Wangen und auch der schmerzverzerrte Gesichtsausdruck, wich einem dankbaren Lächeln. Einar dachte über etwas nach und ließ seinen Blick in die Ferne und dann langsam wieder zurück zum Goldauge schweifen. Eine Falte zwischen den Augenbrauen, hatte sich gebildet und er versucht die richtigen Worte zu finden.
"Deine Götter haben dein Opfer nicht gewollt oder vielleicht als zu groß empfunden - dafür haben meine dir vielleicht einen neuen Weg gezeigt." Erneut nickte der Rotschopf und antwortete."Du hast vermutlich Recht. Es war so, als hörte ich die Stimme einer Frau, als ich die Sterne und den Mond sah... Sie wollte nicht, dass ich gehe." Das Leuchten ihrer goldenen Augen, erschien heller als sonst. Womöglich hatte ihre Gönnerin ihre Finger mit im Spiel. Saga fühlte sich plötzlich erfüllt, vom Mondlicht, Dankbarkeit und der Zuwendung Einars.
"Nun bin ich hier und hier bleibe ich. Zurück, möchte ich nicht mehr." Ihre Stimme klang voll von Entschlossenheit. Saga bemerkte, wie Einar sanft ihre Hand drückte, also tat sie es ihm gleich. Einar versuchte die Situation aufzulockern. "Ich kann dir nicht mal ein Taschentuch reichen - sowas müsste ich bei Aslaug ausborgen." Saga lächelte und schüttelte den Kopf.
"Vielleicht meinen es deine Götter wirklich gut mit mir, denn sie haben mir dich geschickt… Den großen weißen Seebär."
Unabsichtlich hatte sich das Wort 'weiß' eingeschlichen, Weiß wie die Bärin aus der Erinnerung.

Der Wind wurde merklich kälter und pfiff laut durch die Zinnen. Ein schlechtes Gefühl, machte sich in Saga breit - Der Seebär würde sich zurückziehen. Das wollte sie nicht, auf keinen Fall! Sie reckte ihren Kopf nach oben, um ihm die Augen zu sehen "Einar…" Hauchte Saga mit ihrer schönen Stimme und löste sich von seinen Händen. Ein vielleicht zwei Sekunden blickte sie in seine tiefblauen Augen. Dann kam sie ihm immer und immer näher. Bald stand sie so dicht an ihm, dass ihr Busen gegen ihn drückte und Einar komplett in Sagas Duft gehüllt war. Mit ihren gewärmten Händen, fuhr sie über seine Seiten, hinauf zu seinem warmen Rücken. Einar konnte die Fingernägel des Lockenkopfs auf der Haut seiner freiliegenden Seite spüren, die sanft über seine Haut glitten. Sie umarmte ihn ganz fest. Sein Körper war warm und stark. Der Lockenkopf hörte das Herz des Hünen pochen und drückte ihr Ohr, gegen die freiliegende Brust - Direkt auf das Mal des Bären. "Bitte lass mich nicht allein... Einar" Flüsterte sie scheinbar direkt zu seinem Herzen. -Er ist so warm... Die Götter haben ihn geschickt, er soll nicht - Nein er Darf nicht gehen...-

Re: Ard Skellige - Der Festsaal

Verfasst: Samstag 9. April 2022, 16:01
von Einar
Saga bekräftigte eilig, dass sie doch wisse, wer er war, versuchte ihm zu erklären, was in ihr vorging und er versuchte es irgendwie zu verstehen. Allein zu sein, den einzigen Menschen verloren zu haben, der ihr wohl alles bedeutet hatte. Je mehr sie redete, desto mehr festigten sich zwei Entschlüsse in ihm: zum einen wollte er ihr helfen, hier Fuß zu fassen, wenn sie es selbst denn wollte. Aber es klang so. Und zum anderen wollte er sich - und ihr? - Zeit einräumen, einander kennen zu lernen. Er war nun einmal er selbst, alles was sie sagte und darüber und darunter noch viel mehr. Das letzte was er wollte war, dass dieses zarte Gewächs, was da zwischen ihnen zu entstehen im Begriff war, durch falsche Hoffnungen zerstört würde. Immerhin passierte es ihm nicht jeden Tag, dass er sich mehr von einer solchen Bekanntschaft versprach als ein kurzes Abenteuer zwischen den Laken.
Er lächelte zu ihren Worten. "Wir nennen sie Freya - sie hat dir wohl ihre Hand gereicht." Die Jungfrau, die Mutter und die Alte. Die große Göttin, deren schützende Hand sich Männer und Frauen gleichermaßen erbaten. Er würde nach Hindarsfjall segeln und ihr ein Dankesopfer bringen und er würde Saga mitnehmen, wenn sie es wollte.
Sie nannte ihn den 'weißen' Seebären und seine Gedanken stolperten kurz über diese Worte, allerdings blieb ihm nicht sehr viel Zeit, darüber nachzudenken, wie sie darauf kam, denn plötzlich spürte er ihre Finger auf seiner Haut.
Sie musste wirklich betrunkener sein, als er zuerst gedacht hatte oder freizügiger... Hier draußen, allein mit einem ihr quasi fremden Mann und dann so zutraulich? Sicher, er war selbst nicht nüchtern und natürlich erwog er trotz aller guten Vorsätze kurz, die Situation auszunutzen. Ihr warmer Körper schmiegte sich an seinen, ihr Kopf genau auf Höhe seiner Brust. Bei den Göttern, sie war so klein, verschwand fast in seinen Armen, die er nach kurzem Zögern um sie legte. Mit einer Hand strich er ihr über die seidigen Locken, ließ die Finger dann aber ruhen, als er feststellte, dass sich einzelne Haare an seinen Schwielen verfingen.
"Nein.", brummte er, so dunkel, dass es wohl eher durch seine Brust an ihr Ohr drang, als über die kalte Nachtluft.
"Nein, ich lass dich nicht allein. Keine Angst." Worte, die man als Seemann und Kriegsherr wohl besser nicht sprach, aber sie kamen ihm einfach so über die Lippen. Wer war er denn, ein Zeichen der Götter zu missachten und eine Frau von sich zu stoßen, die vielleicht den Segen Freyas selbst genoss? Aber trotz allem wollte er es vorerst dabei belassen, ihr seinen Schutz und seine Freundschaft zuzugestehen. Ihre Geschichte hielt ihn nach wie vor innerlich auf Distanz, auch wenn er sie an sich drückte und gegen den kalten Wind abschirmte. Irgendwo in seinem vom Alkohol benebelten Kopf beglückwünschte er sich außerdem für die Entscheidung, seinen Badezuber mit einer Dame geteilt zu haben. War einfach besser für die Konzentration.
Er lockerte sein Umarmung nach einigen Herzschlägen wieder etwas.
"Wir sollten wieder hinein gehen. Es ist kein Wetter, um lange ohne Mantel draußen zu bleiben...", sagte er schließlich doch, löste sich aus Sagas Umarmung, griff allerdings gleich wieder ihre Rechte, damit sie nicht den Eindruck gewann, es wären nur hohle Worte gewesen, als er ihr sagte, sie nicht allein zu lassen.
Gerade wandte er sich um, da erschien eine ihm vertraute Gestalt in der erleuchteten Tür, durch die sie beide eben den Balkon betreten hatte. "Einar! Hier steckst du! Komm - die von der Wellenbrecher machen Ärger!" Nevills Stimme konnte durchaus laut werden, wenn es sein musste und gerade lag eine gewisse Dringlichkeit darin. Einar fasste Sagas Hand fester und zog sie einfach mit sich zurück in die große Halle.
Die Wellenbrecher war einige Tage vor der Seeschwalbe heimgekehrt, hatte aber aufgrund eines schweren Schadens vorzeitig die Fahrt abbrechen müssen. Ihr Kapitän, Ulgar Rotbart galt als wilder Krieger, aufbrausend und unbarmherzig. Er führte keinen Vatersnamen, weil sich keiner gefunden hatte, für den Bastard einzustehen, aber er hatte sich einen eigenen Namen und den Männern von Clan Tuirseach gemacht. Man nannte ihn 'den Knochenbeißer'. Und eben jener Knochenbeißer hatte sich jetzt gestärkt von seinen Männern im Rücken drohend vor Mendel und Einars Kriegern aufgebaut, die sich ihm mit eben solcher Breitbeinigkeit entgegen stellten.
Saga noch immer im Schlepptau pflügte Einar durch die Meute der Feiernden und Schaulustigen, ließ sie allerdings los, als sie den Kreis erreicht hatten, der sich um die rivalisierenden Mannschaften gebildet hatte.
"...nicht die Schuld an deinen navigatorischen Künsten!", hörte er Mendel eben noch poltern.
"Es fährt eben nicht jeder die Routen der Kaufleute und Zöllner!", blaffte Ulgar zurück, was für Einar bereits Beleidigung genug war, um sich angeheizt von Alkohol und vielleicht auch den beobachtenden Augen einer hübschen Frau mitten zwischen die Streitenden zu stellen, so dicht vor den Knochenbeißer, dass eben noch eine Faust zwischen sie gepasst hätte.
"Wenn du mich einen Feigling nennen willst, Knochenlutscher, dann tu' es offen.", grollte der Bär. Er musste nicht laut werden, um mit seinen Worten Eindruck zu machen, zumal er den Rotbart fast einen Kopf überragte. Dieser war allerdings nicht weniger angriffslustig und überbrückte den kleinen Abstand noch mit einem halben Schritt.
"Wie du willst - dann sage ich, dass du immer die sicheren Routen wählst, Einar Angstbär."
Einem Riesen wie dem Seebär traute man keine übermäßig schnellen Bewegungen zu - vielleicht traf die flache Rechte, die er dem anderen Mann ganz in Bärenmanier verpasste, deswegen so unverhofft und durchschlagend. Und als wäre damit ein Damm gebrochen, stürzten sich die beiden Gruppen brüllend aufeinander.

Re: Ard Skellige - Der Festsaal

Verfasst: Sonntag 10. April 2022, 00:29
von Saga
Es dauerte eine ganze Weile, bis Einar sich dazu entschied, ob er Saga's Umarmung nun erwidern sollte, oder nicht. Zum Glück entschied er sich dafür, drückte Saga an sich und strich sanft über die Locken des Rotschopfs. Seine starken Arme umschlungen sie fest aber zärtlich, es fühlte sich an, als würde sie miteinander verschmelzen. Sie genoss jede einzelne seine Berührungen und auch den gleichmäßigen Herzschlag des Hünen.
Auf Saga's Bitte hin, antwortete der Seebär mit einem tiefen Brummen, das seinen Brustkorb und somit das Gesicht der kleinen Frau vibrieren ließ."Nein." Lautete seine Antwort. "Nein, ich lass dich nicht allein. Keine Angst." Fügte er hinzu und drückte sie noch ein wenig enger an sich heran. Die Worte waren wie Balsam, für die geschundene Seele, des rothaarigen Lockenkopfes. Schon lange hatte Saga keine solche Nähe mehr zugelassen und sich mindestens genauso lange nicht mehr so geborgen gefühlt. Sie atmete seinen Duft ein und hielt ihre Augen geschlossen. -... Warum tue ich das..? Es ist so schön… Wie früher… - Sie wünschte sich, dass dieser Moment nie enden würde, doch dann lockerte Einar die Umarmung ein wenig und sprach zu ihr. "Wir sollten wieder hinein gehen. Es ist kein Wetter, um lange ohne Mantel draußen zu bleiben..." Nun löste er -zum Leidwesen des Lockenkopfes- die Umarmung, doch er ergriff ihre Hand wieder sofort. Es war schade, aber zumindest hielt er noch ihre Hand.
-War das zu viel?... Er soll mich noch halten...- Gerade wandten die Beiden sich in Richtung Halle, da ertönte Nevill's eindringliche Stimme. "Einar! Hier steckst du! Komm - die von der Wellenbrecher machen Ärger!" Es klang wirklich dringlich, also verloren sie keine Zeit. Einars Griff wurde fester und er zog die vollkommen perplexe Saga hinter sich her. In der Halle angekommen, bahnte sich Einar wie ein Pflug - noch immer, mit Saga im Schlepptau - den Weg zum Geschehen. Mendel gestikulierte und schien eine recht hitzige Diskussion mit einem Mann zu führen den Saga nicht kannte. Dieser baute sich vor Mendel auf. Angefeuert von den Männern hinter ihm, wirkte er immer bedrohlicher. Das war scheinbar diese Truppe, die Wellenbrecher. -Ohje da knallt's gleich- Als sie mitten im Geschehen angekommen waren, ließ Einar die Hand des Rotschopfes los und mischte sich in die Situation mit ein. Er drängte sich zwischen Mendel und den Rotbärtigen, zwischen die Beiden, hätte höchstens noch eine Hand gepasst.
Einar überragte sein Gegenüber, wie eigentlich fast jeden, doch schien es den Mann mit dem roten Bart, nicht sonderlich zu beeindrucken. Ihre Blicke waren finster.
Saga zog nur langsam ihre Hand zurück, betrachtete sie dabei und fühlte sich an den Tag erinnert, an dem Knut zu seine letzten Seefahrt aufbrach. Auch er löste seinen Griff von Saga's Hand und betrat dann das Drachenboot. Damals hatte sie ein ungutes Gefühl, doch heute spürte sie nichts - Nur den Restalkohol, der ihr immer noch ein wenig zusetzte. Sie legte ihre Hand auf das Amulett, dass auf ihren Busen ruhte und wollte sich gerade wieder der Auseinandersetzung zuwenden, da wurde es auch schon handgreiflich. Einar hatte dem Mann mit dem roten Bart, eine schallende Ohrfeige verpasst, sodass sich sein Kopf nur so zur Seite bog. Ein Raunen ging durch den Raum und nur einen Augenaufschlag später, entfachte eine Gruppenschlägerei. Saga hatte verpasst, was passiert war und befand sich jetzt fast inmitten dieser Auseinandersetzung.
Die Frauen und Männer rundherum, befeuerten die Prügelei mit lautem Grölen und drangen immer näher heran. Die Überforderung war dem Lockenkopf deutlich anzusehen, dank des Alkohols in ihrem Blut, war sie noch immer ein wenig unsicher auf den Beinen. -Oh, Nein... Das nimmt sicher kein gutes Ende...- Mit einem Mal befand sie sich in einem Handgemenge der zwischen einigen 'Zuschauern' entfachte. Unaufmerksam wie sie dort stand, drängte sie jemand unsanft zur Seite und durch einen unverhofften Stoß von hinten, landete die kleine Frau geräuschvoll, auf allen Vieren. "Au… Verdammt" Fluchte sie. Die Schlägerei nahm fahrt auf, genau wie das Grölen der Meute, die einen Kreis um das Geschehen bildete. Hilflos versuchte Saga sich -in all dem Gerangel- aufzurichten, doch angetrunken wie sie war, klappte es nicht gleich. Der Lärm setzte ihr wieder zu, doch diesmal war keiner da, an den sie sich hätte anlehnen können.-Die hier sind wirklich wie die Leute aus Sverige... Dieser Lärm...Ich kann nicht...- Sie hielt sich den Kopf und verharrte am Boden. "Steh auf" Klang eine bekannte Stimme in ihrem Kopf, die sie nicht zuordnen konnte. Die Stimme, ging ihr durch Mark und Bein. -Wer...?- Wahrscheinlich spielte der Alkohol ihr nur einen Streich, doch dadurch war sie vom Lärm abgelenkt. Sie versuchte erneut aufzustehen.

Re: Ard Skellige - Der Festsaal

Verfasst: Montag 11. April 2022, 20:40
von Ubbe
Ubbe sah Einar hinterher und lachte nur. Da würde es knallen. aber die Männer würden das schon wie Männer regeln. Manchmal musste das eben raus. Er stürzte noch einen Becher des Mets herunter und wollte dann aufstehen, doch er tat es zu schnell. Er geriet ins Wanken und nur Björns arm verhinderte schlimmeres. Aber auch der war inzwischen außer Stande sich in eine Schlägerei zwischen Seeleuten zu mischen. Sie sehen sich beide finster an. Wenn jetzt ein Angriff stattfinden würde, wären sie klein tot. Alle.
Sie sahen sich noch finsterer an und brachen dann in schallendes Gelächter aus,. Als sie sich einigermaßen gefangen hatten, sahen sie sich nach Ivar um. Der verschwand gerade mit Lyri. Ubbe ballte die Faust und rief ihnen nach, doch sie waren schon verschwunden. Björn musste nun noch lauter lachen.

Typisch…dachte sich Aslaug inzwischen. Sie und ihre Schildmaiden hatten alles beobachtet und sie erhoben sich fast gleichzeitig um ihrer Königin nach draußen zu den Männern zu folgen. Aslaug schritt anmutig aber äußerst bestimmt voran und die Leute machen ihnen sofort Platz. Ihr Blick war eine Mischung aus Resignation und Genervtheit als sie das Boot betrat. Sofort nahmen die Schildmaiden ihre Stellungen um sie herum ein und hielten die Klienten an die Kehlen der Raufbolde um sie zu stoppen.
„WAS IST HIER LOS????“
Erdinnere die Stimme der Königin und war so stark us. laut m, dass sie auch im letzten Winkel noch zu hören war.
Abwechseln sah sie zu Einar und seinem Kontrahenten.
„Erklärt euch!!!“

Re: Ard Skellige - Der Festsaal

Verfasst: Montag 11. April 2022, 21:28
von Einar
Im Kampf, der zwischen der Mannschaft der Seeschwalbe und jener der Wellenbrecher losgebrochen war, wurde es zusehends schwerer, auseinander zu halten, wer eigentlich gegen wen kämpfte. Einmal bekam Einar einen ordentlichen Kinnhaken von seinem eigenen Bootsmann, dann wieder riss er Floki von den Füßen. Der Gegenseite erging es nicht viel besser und dann mischten sich auch noch Männer ein, die einfach zu keiner Seite gehörten, aber sich einmischen wollten.
Ulgar tauchte aus dem Chaos auf und hieb Einar ein rechte Gerade mitten ins Gesicht, dass vor dessen Augen Sterne explodierten und er einen Moment brauchte, bis er wieder klar sehen konnte. Trotzdem hatte er sich instinktiv unter dem zweiten Schlag geduckt und den Knochenbeißer, kaum das er wieder Bilder sehen konnte, die Faust in den Magen versenkt.

Aslaugs Stimme fuhr wie ein Peitschenhieb zwischen die Kämpfenden, die Klingen ihre Schildfrauen brachten schnell Ordnung in das Chaos aus ineinander verkeilten Männern. Es war kein Geheimnis, dass die Königin dergleichen Auseinandersetzungen in ihrer Halle niemals duldete - was nicht hieß, dass es nicht immer wieder passierte, wenn genug Alkohol geflossen war.
Ruhe kehrte ein, in die hinein Aslaug eine Erklärung verlangte. Einar spürte Metall an seiner Kehle und tippte versuchsweise an die Spitze der Klinge, um sie etwas auf Abstand zu bringen. Die Frau am anderen Ende zischte unwirsch und ritzte die Haut seines Nackens drohend. Beschwichtigend hob er die Hände, wischte sich mit einer das Blut ab, das ihm aus der Nase in den blonden Bart floss. Ohne viel Erfolg oder besser mit dem Erfolg, es in eben diesem zu verteilen.
"Eine kleine Meinungsverschiedenheit zwischen Ulgar und mir, Majestät.", sprach er schließlich, wobei es ihm nicht so wirklich gelang, den untertänigen Ton zu finden. Zu aufgewühlt war sein Blut und das er dabei die Nase hoch zog, machte es auch nicht besser. Doch niemals wäre er betrunken oder wütend genug, um sich nicht allein vor seine Männer zu stellen, die den Streit je faktisch zunächst ohne ihn geführt hatten. Er würde auch noch Vollrausch die Verantwortung übernehmen.
"Ja, wir waren uneins über die richtige Route zur Jaruga-Mündung.", sprang ihm der Knochenbeißer überraschend bei. Seine Zunge lag etwas schwer in seinem Mund, vielleicht gab er sich aber auch nur den Anschein. Sein roter Bart war von der aufgeplatzten Lippe noch ein wenig roter und aus einer Augenbraue floss ebenfalls Blut.
Einar warf dem anderen Kapitän einen Seitenblick zu. "Die der Zöllner und Kaufleute - und die der Narren, wolltest du das sagen?" Noch war er nicht bereit einzulenken. Er war beleidigt worden und er wollte Vergeltung. Zumindest aber wollte er eine offene Entschuldigung, denn der Kampf hatte keinen Sieger hervor gebracht.

Re: Ard Skellige - Der Festsaal

Verfasst: Montag 11. April 2022, 23:27
von Saga
Saga hatte es noch nicht geschafft sich aufzurichten. Sie beobachtete das Geschehen mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Solche Schlägereien kannte sie, in Kattegat lief es ganz genauso. Es war ulkig, zu sehen dass scheinbar wahllos aufeinander losgegangen wurde und sich sogar Kameraden gegenseitig, eins auf die Nase gaben - Aber auf der anderen Seite war es erschreckend, dass Blut floss und wie hart aufeinander eingeprügelt wurde. Der Lockenkopf wusste nicht was sie tun sollte, war aber schon bereit sich eine dicke Lippe einzufangen, wenn es sein musste. Sie wollte sich einmischen, um zu schlichten, falls nötig mit dem Dolch am Oberschenkel.

Dann ertönte die Stimme der Königin. „WAS IST HIER LOS????“ Schrie sie. Saga erschrak und war verblüfft, sie hatte der Königin eine dünnere Stimme zugestanden. Das Gerangel wurde deutlich weniger. Mit ihr, kamen die Schildmaiden, sie traten mit gezogenen Klingen und ausgestreckten Schilden heran und kreisten die Männer ein. Dabei hielten sie die Männer -auch mit ihren Schwertern- auseinander. Eine von ihnen bemerkte Saga und half ihr auf die Beine. Sie nickte dem Rotschopf noch einmal prüfend zu und unterstützte dann ihre Schildschwestern. Erneut ertönte die Stimme Aslaugs "Erklärt euch!!!" Rief sie mit weitaus weniger schrillen Stimme.
Einar berührte immer wieder die Klinge einer Kriegerin, die darauf recht allergisch reagierte. Der Seebär, antwortete recht schroff auf die Frage der Königin. Kaum eine Sekunde später, meldete sich der Rotbart zu Wort. Er pflichtete Einar bei und versuchte sogar den Worten seines Rivalen, Nachdruck zu verleihen. Einar ergriff erneut das Wort. Der Ton des Hünen war noch immer schroff, und zornig, es schien als könne er sich nicht zügeln. Auch wenn Saga nicht von hier war, wusste sie dass es keine gute Idee war, die Königin anzublaffen. Langsam legte sich die Wirkung des Alkohols. Auch ihre Gedanken wurden endlich wieder klarer. -Er muss sich beruhigen… Ich muss zu ihm- Saga drängte sich nach vorne, um mit Einar Augenkontakt aufnehmen zu können, sie wollte versuchen ihn zu besänftigen. Die Männer machten es der kleinen Frau nicht leicht, nach vorne zu kommen. Einer stieß sie sogar zur Seite. "Hey... Was soll das?" Fauchte sie und rammte dem Schubser, ihren spitzen Ellenbogen in die Seite. Bevor er reagieren konnte, war Saga schon zwischen anderen Männern hindurchgeschlüpft und verschwunden. Endlich hatte sie sich auch vom letzten Schaulustigen vorbeigequetscht und stand nun so, dass die Männer sie sehen konnten. Einar sah lediert aus, er blutete aus der Nase, die er kräftig hochzog. Er hatte versucht das Blut wegzuwischen und hat es sich dabei, in seinen blonden Bart geschmiert. Der Blick in den Augen des Hünen wirkte wild und entschlossen. Entschlossen vielleicht sogar etwas Dummes, zu tun. Sie stellte sich so nah wie möglich heran -natürlich ohne die Schildmaiden zu stören- und suchte nach Einar's Blick. -Bitte schau hierher… Komm schon und beruhige dich- Die goldenen Augen, die blasse Haut und ihre flammende Lockenmähne, stachen aus der Menge heraus, es war unmöglich das Einar sie übersehen würde. Sie war sich sicher, wenn sich ihre Blicke treffen würden, würde Einar sich bestimmt beruhigen.

Re: Ard Skellige - Der Festsaal

Verfasst: Dienstag 12. April 2022, 06:30
von Ubbe
Die Königin sah zwischen den beiden Männern hin und her. Sie schätze sie beide, auch wenn sie Einar bevorzugte. Kurz schweifte ihr Blick zu Neville, der genau so legiertet aussah wie die anderen. Dass die Königen eine Schwäche für diesen Mann hatte wusste niemand, außer der Mann des Hirsches vielleicht selbst wenn er ihre Blicke zu deuten wusste.
Sie nickte und zog die Augenbraue nach oben. All zu streng wollte sie mit diesen Männern nicht sein. Sie waren wertvolle Krieger und Seeleute und hat mehr als einmal bewiesen, dass sie alles für Skellige tun würden. Die Gemüter schienen nun doch langsam abzukühlen und Aslaug hab ihre Hand in einer schlichten Geste. Sofort senkten sich die Klingen und die Schildmaiden nahmen ihre Positionen hinter und neben der Königin ein.
„Einar….Ulgar…“ sagte sie und schritt nun dicht an sie heran, dass sie ihnen in die kampferprobten Gesicjter sehen konnte.
„Ich werde mir nie anmaßen die Seewege besser zu kennen als ihr! Aber….“
Nun sah sie beiden scharf abwechselnd direkt in die Augen.
„Ich werde es in solchen Zeiten bestimmt nicht dulden, dass sich unsere besten Männer gegenseitig die Köpfe einschlagen! Der Feind ist in Richtung Nilfgard und nicht in unseren Gewässern! Ihr beide tragt Sorge dafür, dass es hier friedlich bleibt!“
Nun wurde ihr Blick eindringlicher und es legte sich ein bedrückender Schleier um die drei.
„…ganz besonders dann wenn meine einzige Tochter diese Gefilde verlassen hat und nun noch näher am Feind ist als ihr beide!“
Sie lies den Vorwurf kurz einwirken ehe sie den Schleier wieder hob einen Schritt zurücktrat.
„Ich erwarte jetzt, dass ihr für heute den Streit beilegt und mir und Ubbe in den nächsten Tagen die Lösung dieser Auseinandersetzung meldet!“
Nun legte sich wieder ein Lächeln auf die Lippen von Aslaug.
„Skellige überdauerte die Jahrhunderte weil wir zusammen halten…lasst uns das heute noch feiern bevor wir morgen wieder die Stirn bieten, die versuchen uns zu entzweien!“
Aslaug lies nun Tonbecher mit hochprozentiger Flüssigkeit verteilen. Als jeder einen in der Becher in der Hand hielt hoben sie gemeinsam an und tranken, um danach die Necher auf dem Boden zerschellen zu lassen.
„Lasst das für heute das letzte sein was zu Bruch geht!“
Noch ein warnender Blick zu den beiden dann machte Aslaug Kehrt und begab sich zurück auf ihren Pkatz in der Halle.

Re: Ard Skellige - Der Festsaal

Verfasst: Mittwoch 13. April 2022, 13:45
von Einar
Natürlich nahm er Saga in der Peripherie seines Sichtfeldes wahr, auch wenn sein Blick vorerst auf Aslaug gerichtet blieb, so wie er vieles überdeutlich wahrnahm, wenn der Bär sich Luft verschaffen wollte. Doch Einar ließ ihn nicht - in ihrer beider Leben gehörte die Kontrolle dem Menschen, zumindest solange nicht mehrere Faktoren zusammen trafen, die sie ihm entrissen. Ein aufmerksamer Beobachter würde wohl die Veränderung in den Augen des Hünen sehen, deren Blau sich mit schwarzen Sternen durchsetzte, die mit zunehmender Tiefe der Veränderung auch nicht vor dem Weiß Halt machen würden. Doch hier und jetzt blieb es bei dunklen Tupfen - Warnung genug für die Königin, die natürlich um seine besondere Seite wusste und elegant schlichtete. Bestimmt und fest, jedoch nur im Ansatz tadelnd, dafür an ihre Loyalität appellierend und sie alle an das Opfer erinnernd, dass die Herrin der Inseln selbst gebracht hatte. Ihre Tochter, eines ihrer geliebten Kinder. Aslaug forderte eine Lösung, doch sie forderte auch Frieden in ihrer Halle. Er versuchte sich zu zwingen, den Nacken zustimmend zu beugen, aber der kochende Stolz in seiner Brust konnte es nicht zulassen, während Ulgar bereits die Geste tat, die ihre Königin erwartete.
Einars Blick glitt kurz über Aslaugs Schulter hinweg, zwischen den Schildfrauen hindurch, die ihre Herrin umringten wie ein lebendiger Wall. Gold kreuzte das schwarz durchsetzte Blau und ein Versprechen kehrte in seinen Zorn verklärten Geist zurück. Ich lass dich nicht allein. Keine Angst. Doch wenn er sich nicht beugte, landete er schlimmstenfalls zum Nachdenken im Arrest. Tief zog er Luft durch seine blutende Nase, hob das Kinn sogar erst noch etwas weiter, bevor seine Augen zu Aslaug zurück kehrten und er widerwillig den Blick senkte, den Kopf dabei kaum merklich neigte.
Die Königin lächelte.
Der Bär in seiner Brust brummte unwirsch, doch Einar schob ihn beiseite, nahm den Becher, den man ihm reichte und stürzte die scharfe Flüssigkeit in seine Kehle. Jener Aslaugs zerplatzte auf dem Boden in tausend Scherben und ihr drohender Blick glitt noch einmal über ihn und Ulgar, bevor sie sich wieder zurück zog.
Einar wandte dem Rotbart die von schwarzen Tupfen durchsetzten Augen zu, durchbohrte ihn geradezu mit Blicken. Der andere hielt stand, aber er wirkte verunsichert. Er konnte die Unsicherheit spüren, sie riechen. Für einen neu Hinzukommenden hätte es wohl so gewirkt, als sei Einar der Aggressor und nicht Ulgar, der den Streit ja eigentlich vom Zaun gebrochen hatte. Doch nun ragte der Seebär drohend vor dem anderen Kapitän auf, ganz offensichtlich trotz der Zusage an die Königin noch nicht ganz davon überzeugt, es für heute sein zu lassen. Man kannte ihn als gerechten Mann, durchaus auch als einen mit sehr viel Geduld, aber einmal wirklich in Zorn gebracht wusste man auch um seine schwer wieder zu bändigende Natur.
"Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen, Knochenbeißer. Du hast mich beleidigt, du wirst Rechenschaft ablegen.", knurrte er kehlig. Er konnte Ulgars Kiefer mahlen sehen, doch dann drang ein inzwischen vertrauter Duft in die scharfen Sinne des Bären und ein paar kühler weicher Hände legten sich um seinen Unterarm, zogen sanft doch bestimmt. Wollten ihn fort ziehen von Ulgar, der ihm eine Antwort schuldig blieb. Einen Herzschlag lang schien es so, als würde er nicht weichen, dem Zug nicht nachgeben - ihn zu bewegen bedurfte es schon anderer Kräfte, wenn er nicht wollte - aber dann ließ er ab, setzte die Füße und wandte den Kopf. Natürlich überraschte es ihn nicht, am Ende seines Arms Saga zu sehen. Der Anblick ihrer kleinen Gestalt, ihre schmalen Hände, die seine Unterarme kaum umspannen konnten, kehrten seine Wut nach innen und schickten den Bär schlafen. Die schwarzen Sterne versanken im Blau seiner Augen und ergeben trottete er ihr nach, wohin immer sie ihn zu bringen gedachte.

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Re: Ard Skellige - Der Festsaal

Verfasst: Mittwoch 13. April 2022, 16:03
von Saga
Saga wusste nicht was es war, aber sie spürte, dass etwas in Einar brodelte. Auch wenn es sie erschrak und sich wahrscheinlich jeder andere davor hüten würde, sich einzumischen, wollte sie eingreifen. Das Gefühl, ihm helfen und vor einer Dummheit bewahren zu wollen, trieb sie an, wie der Wind das Segel.
Langsam löste sich die angespannte Situation und die Schildmaiden, ließen von den Männern ab.

Aslaug sprach und appellierte an die Vernunft, aber auch an die Loyalität der beiden Männer. Nachdem beide den Kopf gesenkt hatten, ließ Aslaug dünne tönerne Becher verteilen, die mit Alkohol gefüllt waren. Die Königin richtete noch einmal Worte an die Männer und Frauen, leerte ihren Becher und ließ ihn dann am Boden zerschellen. Nun leerten alle anderen auch ihre Becher und taten es der Königin gleich.
Auch der Knochenbeißer und der Seebär, folgten diesem Prozedere.

Mit einem strengen und warnenden Blick, wandte sich die Königin ab und ging wieder zu ihrem Platz.
Einar hatte sich nur widerwillig den Worten der Königin gebeugt und war schon im Begriff, sich ihrem Willen zu widersetzen.
-Bitte, halt dich zurück…Ich bin gleich da- Er bäumte sich vor dem Rotbart auf, funkelte ihn finster an."Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen, Knochenbeißer. Du hast mich beleidigt, du wirst Rechenschaft ablegen." Knurrte er fast schon bellend. Doch da legten sich bereits, die kleinen und bleichen Hände, der Rothaarigen, um seinen warmen und starken Unterarm.

Die goldenen Augen des Rotschopfes, funkelten hell in Richtung des Knochenbeißers, als wolle sie ihn vertreiben, doch dann wandte sie den Blick zu Einar. Der Seebär selbst, drehte seinen Kopf zum Lockenkopf, um zu sehen wer sich da an ihn klammerte. Er blickte ihr direkt, in die goldenen Augen, die besorgt aber auch voller Entschlossenheit funkelten.
Eindringlich, aber gleichzeitig sanft, versuchte sie den Hünen zu bewegen. Zunächst rührte er sich keinen Millimeter, doch dann milderte sich der wilde Ausdruck in seinen Augen und er schien wieder, er selbst zu sein. "Komm Einar… Beruhige dich, lass uns gehen..." Sie löste ihre Hände von seinem Unterarm, ergriff seine blutverkrustete Hand und zog ihn dann weg vom Knochenbeißer. Sie führte ihn heraus aus dem Saal, weg von den Blicken der Königin und all den anderen. Ganz leicht ließ er sich führen und folgte ohne jegliche Gegenwehr. In einem der steinernen Gänge angekommen, hielt Saga an und wirkte zunächst ratlos. "Ich verlaufe mich hier wohl jedes Mal" murmelte sie leise und wandte sich dann an Einar "Ist alles in Ordnung?... Tut die Nase sehr weh?" Besorgt blickte sie ihm in seine tiefblauen Augen und streichelte seine große raue Hand. "Soll ich mir das Mal ansehen? Meine Tasche liegt in den Gesindekammern… Oder wie auch immer sich das nennt" Ihre Gedanken waren rein und ohne jeglichen Hintergedanken, sie wollte ihm wirklich nur helfen. "Zuerst waschen wir dir aber das Blut aus dem Gesicht" Sie lächelte ihn an und strich ihm sanft über seinen muskulösen Oberarm.
Sie hatte keine Angst davor, dass er etwas dummes tun würde, es schien als würde sie ihn kennen und wissen, dass er ein ehrbarer Mann war, der keinesfalls ihre Hilfsbereitschaft ausnutzen würde.

Ein Diener, der gerade die Halle verlassen wollte, lief an den beiden vorbei. Er hatte eine leere Karaffe in den Händen und nickte den beiden zu. "Geht ihr zur Küche?" Fragte Saga "Gewiss! Kann ich euch helfen?... Herr Einar?" Antworte der junge Mann und behielt den Hünen im Blick. "Nehmt uns mit in die Küche" Warf der Rotschopf ein. Einar nickte, so nun auch der Diener. "Folgt mir"
Alle drei trotteten nun zur Küche, die sich ganz in der Nähe befand.
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von/nach: Ard Skellige - Der Festsaal -> zur Die Burgküche von Kaer Trolde
Datum: Herbst 1277
betrifft: Einar
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Nach hier

Re: Ard Skellige - Der Festsaal

Verfasst: Montag 25. April 2022, 13:05
von Einar
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von/nach: Ard Skellige - Die Burgküche von Kaer Trolde --> Der Festsaal
Datum: Herbst 1277
betrifft: Saga
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Die Tischordnung hatte sich mehr oder weniger aufgelöst, überhaupt waren fast alle Tische zu den Wänden gerückt worden, um in der Mitte mehr Platz für das tanzende Volk zu haben. Einar schirmte Saga weitestgehend gegen das Gerempel und Gedränge der Feiernden ab und da sie erwähnt hatte, den Lärm nicht zu mögen, suchte er einen Platz etwas entfernt zum Troubadour und seinen Spielleuten, nahe bei einem der seitlich stehenden Kohlebecken. An der Wand standen Bänke, auf die Felle gebreitet waren, unweit befand sich ein Tisch mit verschiedenen Köstlichkeiten und Einar schnappte sich einfach zwei Becher vom Tablett eines vorbei eilenden Hausdieners. Er roch daran und stellte befriedigt fest, dass es Met war. Er drückte Saga einen davon in die Hand und setzte sich zu ihr auf die Bank. Eine Säule schirmte sie zusätzlich noch etwas von der Musik ab, aber es war immer noch laut.
"Da seid ihr!" Laut genug, dass es auch Einar entgangen war, wie Floki sich von der Seite angenähert hatte. Und sein rascher Griff nach dem Messer in seinem Stiefel bestätigte seine Worte Saga gegenüber: er war ein misstrauischer Mann. Doch schnell lockerte sich seine Haltung wieder.
"Hast du uns vermisst?", hob er sogleich an.
"Dich nicht, aber unseren hübschen Rotschopf!" Floki verbeugte sich theatralisch tief vor Saga, zuckte mit den Brauen und warf Einar einen durchtriebenen Blick zu. "Ihr wart so lange fort. Man erzählt sich schon die ersten Geschichten von Saga, der Bärenzähmerin." Er giggelte, dann lehnte er sich zu Einar vor und flüsterte: "Ulgar will Blut. Er hat irgendwas mit Svanrige ausgehandelt."

Re: Ard Skellige - Der Festsaal

Verfasst: Montag 25. April 2022, 15:50
von Saga
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von/nach: Die Burgküche von Kaer Trolde-> nach Ard Skellige - Der Festsaal
Datum: Herbst 1277
betrifft: Einar
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... von hier

Der Lärm, der im Saal herrschte, hatte die Lautstärke von vor dem Ausflug in den Waschraum, bei weitem übertroffen. Grölen, mehr oder weniger schöner Gesang und das Klappern des Geschirrs, erfüllten neben der Musik den Raum.
Saga versuchte sich so gut es eben ging, allein auf Einar zu konzentrieren. Es gelang ihr nur bedingt, aber sie war dankbar, dass er bei ihr war und sie gut wie möglich, vom Lärm abschirmte. Er manövrierte sich und Saga in eine Ecke, in der es ein wenig ruhiger war. Dort standen Bänke, die mit Fellen bedeckt waren. Saga nahm bereits Platz, lehnte sich gegen die Wand und zog eines der Felle über ihren Schoß. Einar schnappte einem Bediensteten, zwei Becher vom Tablett und stellte erfreut fest, dass es sich um Met handelte. Er drückte dem Rotschopf den Becher in die Hand und ließ sich ganz dicht neben ihr nieder. Sie warf auch Fell über Einars Schoß, bevor sie am Becher schnupperte.
"Met?... Willst du mich etwa betrunken machen?" Scherzte Saga lachend und streichelte unter dem Fell, über den Schenkel des Hünen.
Sie saßen hinter einer Säule, die den Lärm noch zusätzlich abschirmte. "Da seid ihr!" Krächzte eine bekannte Stimme. Einar war erschrocken und griff nach etwas in seinem Stiefel. Ein Messer! -Ich bin wohl nicht alleine mit versteckter Klinge-
Saga war weniger erstaunt, als man annehmen sollte.
Er schien ein wirklich sehr vorsichtiger Mann zu sein.
Als er dann Floki erkannte, war Anspannung schnell abgelegt und er wandte sofort ein paar Worte an ihn."Hast du uns vermisst?"
"Dich nicht, aber unseren hübschen Rotschopf!"
Feixte Floki und vollführte eine tiefe Verbeugung vor Saga.
"Ihr macht mich ganz verlegen!" Sagte sie und zog ihre Hand von Einars Schenkel.
"Ihr wart so lange fort. Man erzählt sich schon die ersten Geschichten von Saga, der Bärenzähmerin." Giggelte er.
"Na da hätte es mich doch deutlich schlimmer treffen können!" Lachte sie und schüttelte den Kopf "Bärenzähmerin also? Na wenn ich schon einen Bären zähmen konnte, sollte alles andere ein Kinderspiel sein…" Sie trank einen Schluck Met und beobachtete die Situation.
Floki kicherte noch immer, wandte dann aber seinen Blick zu Einar, zu dem er sich dann auch beugte. Er flüsterte dem Hünen etwas zu, aber mehr als Ulgar, Blut und Svanrige konnte Saga nicht verstehen. Diese drei Worte, waren aber allein, schon beunruhigend genug.

Re: Ard Skellige - Der Festsaal

Verfasst: Mittwoch 27. April 2022, 08:23
von Einar
"Mein Vater war schon Kriegsherr für die Könige von Skellige und nun bin ich es. Die Burg ist wie ein zweites zu Hause für mich.", hatte er lachend zugegeben, als Saga empört festgestellt hatte, dass er sich hier bestens auskannte. Die Frage nach seiner Nase hatte er nur mit einem Schulterzucken abgetan. Nichts, was nicht heilte - vor allem, wenn man so führsorglich Hände um sich hatte. Vielleicht sollte er noch ein bisschen Leid zeigen, dann würde er noch ein wenig gehätschelt... aber auch wieder schlecht, wenn man nicht allein im gemütlichen Heim war, sondern im Begriff sich wieder in eine saufende, feiernde Meute Seemänner, Krieger und Schildmaiden zu mischen. Dann doch lieber die Zähne zusammenbeißen - aber nur kurz, weil die Schwellung das Atmen durch die Nase schwer machte. Kurz ließ die Erinnerung an diesen Treffer ihn auf sich selbst grollen. Wie hatte er so unaufmerksam sein können? Normalerweise hatte er sein Gesicht immer schnell außer Reichweite - nichts war blöder als Blut in den Augen und eben eine gebrochene Nase, wenn man kämpfen wollte. Doch er schüttelte den Ärger schnell wieder ab, wie der Bär Wasser aus seinem dichten Fell schütteln würde und richtete seine Aufmerksamkeit auf das Jetzt.
Saga hatte ihm trotz der Hitze im Saal ein Fell auf die Beine geworfen - oder war nur ihm heiß nach dem kleinen Stelldichein eben? Da fühlte er ihre Hand auf seinem Bein und verkniff sich ein Grinsen. Die Hand verschwand wieder, kaum das Floki bei ihnen auftauchte. Der Koch hatte einfach ein Talent für den falschen Moment oder vielleicht für den richtigen, je nachdem aus welchem Blickwinkel man es sah. Durch dieses Talent war er jedenfalls ein steter Quell für allerlei Klatsch und Tratsch. Er hatte seine Augen und Ohren einfach überall, und so war wohl auch die Information über Ulgar in seinen Besitz gelangt. Einar befand meist, dass es praktisch war, Floki in der Mannschaft zu haben, andererseits konnte er auch nie sicher sein, was er aus dem engen Kreis seiner Krieger nach außen tratschte. Sein Mundwerk war einfach viel zu lose.
Bei den Worten des kleineren Mannes hatte sich der Seebär erhoben, sodass das Fell von seinen Knien glitt und Saga sich eilen musste, es zu fangen, bevor es zu Boden fiel. Einar packte Floki fest bei der Schulter und drängte ihn einen Schritt zurück. "Heute wird er nichts mehr wagen. Aslaugs Worten waren eindeutig und auch Svanrige wird den Frieden nicht brechen, den sie befohlen hat. Lass Ulgar seinen Rausch ausschlafen, dann sehen wir weiter. Wenn er einen Zweikampf will, pflanze ich seinen Kopf mit Freuden auf den Bug meines Bootes." Er flüsterte nicht. Er war kein Feigling.
Natürlich waren sie alle Skelliger, aber es gab andere Kriegherren. Niemand war unersetzbar. Er nicht und Ulgar ebenso wenig - nur neigten manche dazu, diesen Umstand zu vergessen. Mit einem bestimmten Stoß, schickte er Floki wieder in die Massen, sicher, dass der Koch nun nicht so schnell ruhen würde, bis er wusste, was genau Kapitän und König da ausheckten. Einars Blick glitt prüfend über die Menge, bis er Ulgar in der Nähe des königlichen Paares erspähte. Er starrte herüber und Einar hob grüßend seinen Metbecher. Der Knochenbeißer erwiderte den Gruß, wenn seine Bewegungen auch steif und erzwungen wirkten. Ein knirschender Friede unter den Flügeln ihrer beider Königin.
Einar wandte sich Saga wieder zu und stellte seinen Becher neben ihr auf der Bank ab, wobei er sich zu ihr hinab beugte und sein Gesicht wieder nah an ihres brachte. Teils, damit sie ihn im Lärm verstand, teils weil es ihn zu ihrem Duft hinzog. "Ich hol' uns schnell was zu essen. Schlägereien machen mich immer hungrig." Ein versichernder Blick aus seinen intensiv blauen Augen folgte und dann marschierte er zu einem der nahestehenden Tische, um eine halb geleerte Platte noch mit allerlei Dingen von anderen Platten und Schüsseln zu beladen, sowie einen Brotkorb zu stibitzen. Beides balancierte er zurück zu Saga und stand dann kurz etwas ratlos herum. Er wollte die Sachen eigentlich nicht zwischen sie beide stellen, aber dauernd um sie herumfassen oder sie zwingen, um ihn herum zu fassen, wollte er auch nicht. Er sah sich um und entdeckte einen herrenlosen Schemel neben einer der Säulen.
"Würdest du...?" Aber Sagas Kopf war flink und ihre Augen seinem Blick schon gefolgt. Rasch war der Schemel heran gerückt und er stellte seine Beute ab.
Mit einem lauten Seufzer ließ Einar sich wieder neben Saga auf die Bank fallen, klaubte sich eine Hand voll Beeren und warf sich eine nach der anderen in den Mund, während er den anderen Arm um die Schultern seiner reizenden Gesellschaft legte. Er streckte die Beine aus und manövrierte sich in eine bequeme Position. Die Bank hätte sogar genug Platz geboten, um sich darauf auszustrecken - etwas kuschelig, aber ausreichend. Aber dann wäre er mit Sicherheit sofort eingeschlafen, denn der Met machte sich so langsam doch bemerkbar. Kein Grund allerdings, noch einen Schluck zu nehmen und einen Diener heran zu winken, der ihm nachfüllte.
"So lässt es sich doch aushalten.", brummte er gemütlich.