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Re: Das Rücker Anwesen

Verfasst: Sonntag 27. Februar 2022, 14:18
von Reynegh
von hier

Die Szenerie hatte etwas Unwirkliches: das Dach der Scheune brannte in einem grünen Feuer, doch es verbrannte nicht. Thorben und Aenye knieten bei einem der Pferde, das offensichtlich noch im Geschirr zusammengebrochen war. Slava und Jakob entdeckte er am Brunnen, wo der Soldat den Inhalt eines Eimers untersuchte. Der eiskalte Wind schlug mit den Fensterläden des Haupthauses und über allem hingen drohend rote Wolken, aus denen messerscharfer Regen herab peitschte. Wo die Tropfen seine ungeschützten Hände trafen, hinterließen sie Schmerzen wie von sehr feinen Klingen. Mit Winterstürmen und eisiger Kälte kannte Reynegh sich aus, darin war er zu Hause, doch dies hier war alles andere als normal.
Hier war Zauberei am Werk, entschied der Naramianer.
Venden warf den Kopf, streckte den Hals und gebärdete sich so wild, wie er ihn schon lange nicht mehr erlebt hatte. Die ganze Aufmerksamkeit des Tieres schien auf dem Brunnen zu liegen, auf den es seitlich immer wieder zugehen wollte, doch Reynegh hielt ihn immer wieder davon ab. So drehten sie eine Pirouette nach der anderen, während der Venden wütend schnarrte und sein Reiter unwirsch in der Sprache seiner Leute fauchte, die für die anderen Anwesenden unverständlich blieb.
Dann sah er etwas aus dem Brunnen auftauchen, sich empor wölbend wie eine hässliche Blase aus schmutzigem Wasser und Dampf. Er zögerte nicht lang, hieb Venden die Hacken in die Seiten und der durfte endlich Richtung Brunnen laufen.
Aria schrie Jakes Namen.
Reynegh zog das Schwert und ließ es durch den blasenartigen Kopf sirren, doch es war, als schlüge er nur tote Luft (32/100). Im Vorbeireiten wurde ihm auch bewusst, was Venden so sehr nach dem Brunnen streben ließ: der Eimer und der Rand des Brunnens waren voller Blut, allerdings hatte der Wind die Witterung in eine andere Richtung getrieben. Jedoch nicht für die Sinne des Ereymiu, das nun seinen Lauf stoppte und wieder herum wirbelte.
Gerade rechtzeitig, dass der Naramianer sehen konnte, wie der Welpe sein Schwert gegen das Geisterwesen hob.

Re: Das Rücker Anwesen

Verfasst: Sonntag 27. Februar 2022, 14:19
von Jakob von Nagall
Jakob war noch wie paralysiert von Bessie und der Erscheinung, die sie auf dem Gewissen hatte. Ein irrationales Schuldgefühl wollte sich in seinen Kopf schleichen, immerhin hatte er sie in die Scheune gebracht. Aber natürlich war das Unsinn - woher hätte er ahnen können, dass so ein Inferno los brechen würde? Thorben schoss das Astralwesen nieder, aber der Geist heulte weiter, das unwirkliche Feuer brannte. Jakob achtete nur am Rande auf Slava, der das Blut untersuchte. Es war Blut verdammt! Was musste man da dran rum fingern? Viel spannender wäre die Frage, woher es stammte oder von wem.
Und plötzlich rannte ein Kind über den Hof, gefolgt von seiner Mutter. Beide Gestalten waren geisterhaft durchscheinend und ihre Stimmen wurden begleitet von einem unwirklichen Hall.
Er schüttelte zu Slavas Frage den Kopf. "Nein, keine Bilder. Eher Gefühle. Sie brechen deinen Willen, aber sie zeigen dir keine Geister." Seine Augen folgten dem Jungen, der auf den Wald zu rannte.
"Hier braucht es einen Exorzisten, aber dafür fehlt mir leider die Weihe." Nur halb ein verbissener Scherz, denn im Orden sprach man von Exorzismen, wenn Ghuls aus dem Griff ihrer Herren befreit wurden. Meistens nach Ableben Letzterer. Ein Prozedere, das nur wenige Templer durchführen durften oder überhaupt dazu im Stande waren. Alle waren zugleich Priester, daher drängte sich der Vergleich mit der Dämonenaustreibung frührerer Jahrhunderte auf. Man konnte nicht einmal sicher sein, dass es nicht auch unter den Exorzismen der Vergangenheit die Befreiung von Ghulen gegeben hatte. Jakob selbst kannte nur Geschichten, aber das Prozedere selbst hatte er wie die meisten jungen Ritter und Knappen nie erlebt. Vermutlich mit ein Grund, weshalb es so viele schauerliche Geschichten rund um die Befreiung gab. Zumal nicht jeder Ghul überlebte.

Die Kälte war inzwischen schneidend, eisige Regentropfen fielen wie Nadeln vom blutroten Wolkenhimmel und das Metall des Schwerts drohte an Jakobs Fingern anzufrieren. Oder besser gesagt anders herum. Er ließ es widerwillig sinken, griff den Schwertgriff, der mit Leder umwickelt war. Sein Shirt war Regen steif gefroren, ebenso sein Haar und die Spitzen der Wimpern. Alles bedeckte sich mehr und mehr mit einer kalt glänzenden Eisschicht. Obwohl sie ihn nicht wirklich wärmen würde, wünschte er sich seine Lederjacke, doch die hing noch in der Scheune.
Und plötzlich passierte alles gleichzeit: Er hörte Arias Stimme vom Rand des Geländes, wandte den Kopf, um über den Brunnen hinweg zur ihr zu sehen. Ihre Stimme war schrill gewesen, ängstlich vielleicht auch warnend. Es mochte Zufall gewesen sein, doch ihr Ruf hatte ihn sich in dem Moment wieder umdrehen lassen, als ein riesiger, halb in Dampf und Rauch gehüllter Kopf aus dem Brunnen aufstieg wie ein hässlicher Ballon. Hervorquellende Glubschaugen über einem breiten Maul, lange Extremitäten mit Pfoten, die sich sogleich nach ihnen streckten.
Ein Schatten fuhr jenseits des Brunnens vorbei, Metall blitzte im grünen Flammenschein auf, dann war das Reittier des Naramianers vorbei und dessen Waffe schadlos durch den Geist gefahren.
Jakobs klamme Finger spannten sich fester um den Griff.
"Slava, unten bleiben!" Er hoffte einfach, dass der Soldat hören und nicht erst wieder fragen würde, denn sonst käme er dem gut geschärften Schwert in den Weg, das Jakob gegen den jaulenden Ballon schwang (92/100). Die Klinge traf definitiv auf Widerstand und das Ding kreischte so schrill, das ihm die Ohren klingelten. Es schnellte aufwärts und damit außer Reichweite, als hätte er einen gut gefüllten Ballon unten los gelassen. Dabei machte das Ding auch ähnliche Geräusche und folgte sogar wie ein solcher einer eher chaotischen Flugbahn.

Thorben Denger. Kapitel 1. Der Mann, dem sie den Karren klauten und sein Pferd töteten.

Verfasst: Sonntag 27. Februar 2022, 19:48
von Thorben Denger
Der Zwerg blickte für seine Verhältnisse unglaublich finster und hasserfüllt drein, als er Aenye in die Augen schaute. Nicht auf sie war sein Hass gerichtet, das wusste sie, aber dennoch war der Anblick sehr verstörend, wenn man die sonstige, fröhliche Art Thorbens kannte.
"Wenn das die wilde Jagd ist, dann wird sie jetzt zum Gejagten!" knurrte er hinter zusammengebissenen Zähnen hervor. Die riesige Krempe seines Hutes schlackerte wie wild im Wind umher und es grenzte schon an ein Wunder, dass er nicht schon lange vom Kopf des Kleinwüchsigen fortgeweht worden war. Noch einmal tappte er mit der Hand sachte auf den toten Leib des Pferdes, dann kramte er in seinem Mantel, holte erneut die riesige Pfeife hervor und zündete sie umständlich, aber dank des windbrechenden Mantels, mit Feuerstein und Stahl an. Danach stand er auf, den Rücken kerzengerade, das Kinn trotzig emporgereckt.
"Ich brauche nur eine Sache von meinem Zeug."
Ohne ein weiteres Wort ging er die Spur entlang, die der Karren in dem Bodenfrost hinterlassen hatte und schlang sich währenddessen Lilly, bereits neu gespannt, über die Schulter. Hier und da lagen verstreute Dinge, die zu Thorbens Ausrüstung gehörten. Bertha lag nahe der Scheune, war sie doch so ziemlich als erstes vom Karren gefallen. Mit einem Ächtzen nahm er sie auf und die Wut in ihm gab ihm die Kraft, sie noch während des Laufens neu zu spannen. Sirrend drehte sich der Seilzug an der Kurbel, aber die Augen des Zwergen blickten schon wieder über den Hof des Anwesens. Ein neuer Geist war aus dem Brunnen aufgetaucht, doch sowohl Reynegh, der zurück gekehrt war, als auch Jake kümmerten sich bereits um ihn. Die Spektralgestalten einer Frau und eines Kindes liefen über den Hof, aber Thorben war an einem Punkt angelangt, an dem ihn nichts mehr überraschte und so würdigte er ihnen keinen zweiten Blick. Sein Bauchgefühl sagte ihm, dass die Quelle dieses Spuks woanders lag.

Thorbens Blick und auch seine Schritte führten wie automatisch zum Haupthaus des gesamten Anwesens. Die Fenster waren allesamt schon vor langer Zeit vernagelt worden, doch die Fensterläden klapperten wie wild im Wind umher. Wie Beifall. Wie eine Einheit, genau gleichzeitig und genau im Takt. Als wollten sie die Eindringlinge auf dem Hof verhöhnen.
Der Wind zog und zupfte an seinem Mantel. Die gewaltige Waffe im Anschlag, näherte er sich dem besessenen Gemäuer wie in Zeitlupe und Jake oder Slava mochten in dem Zwergen und seiner Aufmachung nun wirklich einen Charakter aus einem Sergio Leone Western sehen.
Als er dem Haus auf zehn Schritte nahe gekommen war, knallten alle Fensterläden und auch die Eingangstür des Anwesens mit einem ohrenbetäubenden Geräusch zu.
"Kein Eintritt, hmm? Wollen wir doch mal sehen." knurrte Thorben und hob Bertha an. Ein lautes Sirren und Klackern ertönte, als er den Abzugmechanismus betätigte und der Rückschlag beförderte den kleinen Mann gut einen halben Meter nach hinten. Schabend gruben sich seine metallbeschlagenen Stiefel in den Rauhreif des Bodens. Der schürhakengroße Bolzen traf mit unglaublicher Geschwindigkeit auf die Tür des Hauses und fetzte das alte, morsche Holz in tausend Splitter. Teile der Tür brachen ab und das gesamte Gebilde hing am Ende nur noch an einer Angel und schlug im reißenden Wind wild hin und her.

Achtlos ließ Thorben die riesige Armbrust fallen und kramte erneut unter seinem Mantel herum. Hervor holte er eine weitere seiner Kartätschen. Diese hatte einen silbernen Ring um den runden Körper gezogen, wodurch der Zwerg wusste, dass er die eine Dimeritium-Bombe in der Hand hielt, die er besaß. Hexer schwörten darauf, wenn es darum ging, Geister und Magie zu bannen. Ihre Fähigkeiten für eine Zeit außer Kraft zu setzen. Die Bombe würde in tausende, kleiner Splitter explodieren, die wiederum aus je einem Teil Silber und einem Teil Dimeritium gefertigt waren. Schweinisch teuer und unglaublich schwer herzustellen. Deshalb besaß Thorben auch nur eine von ihnen und hatte sie lange Zeit gehütet, wie einen Schatz. Aber was war wertvoller, als die Rache zu befriedigen, die in ihm tobte?
"Du willst spielen, Wichser?! Spielen wir Ball!"
Zischend flammte die Zündschnur der Kartätsche auf, als er sie an die Glut seiner Pfeife hielt. Dann warf er sie durch die zerstörte Tür in den Hauptraum des Hauses.
[4/100]
Der Wurf war nicht allzu schwierig gewesen. Schließlich stand Thorben ja beinahe direkt vor der Tür. Die Kartätsche flog durch das zersplitterte Holz, prallte aber im Inneren an einem Balken ab und landete unter einem Küchenschrank. Das dämpfte die Explosion so sehr, dass sich kaum Splitter im Haus verteilten. Den Schrankboden zerfetzte es in tausend Teile und das gesamte Möbelstück flog durch den offenen Raum der Küche. Doch die geminderte Sprengwirkung hatte ihr Ziel völlig verfehlt. Das wusste Thorben aber noch nicht und so nahm er Lilly wieder von der Schulter, hielt sie in Anschlag und betrat das Haus, bereit dem seiner Meinung nach verwundeten Geist den Rest zu geben.

Der Geist fühlte sich währenddessen kein Bisschen bedroht und lachte schallend, für jeden hörbar, durch das gesamte Anwesen über den kläglichen Versuch des Zwergen. Die Fensterläden klapperten zur Unterstützung des Gelächters immer wieder auf und zu und luden einen jeden in die bereitete Todesfalle ein.

Re: Das Rücker Anwesen

Verfasst: Montag 28. Februar 2022, 12:55
von Reuven von Sorokin
Es war immer noch kühl, kühler als normal und sein Amulett vibrierte wie verrückt.
Hier war eine ganze Menge Magie am Werk, das war nicht einfach nur ein Geist, hier war auch noch irgendetwas anderes eingefangen, etwas böses, altes... Solche Manifestationen hatte Reuven selbst noch nie gesehen. Ein grässlicher Kopf, der sich aus dem Brunnen wölbte.
Es roch nach Blut, und das mehr als auffällig, selbst für seinen auf das Maß eines Menschen zurechtgestutzten Sinne.
Aber mit dem zerplatzen des Kopfes war auch das Blut im Brunnen wieder zu Wasser geworden.
Und auch das Feuer verglomm, nun zog der Geist wohl andere Seiten auf.

Der Erscheinung aus dem Brunnen konnte einer der anwesenden Menschen den Kopf abschlagen, er war jung, aber mit der Klinge konnte er umgehen, und es war aus Silber. Das zeigte sowohl die Reaktion des Geistes als auch dieser besondere Glanz... Aber keine Zeit, sich zu wundern.
Hinter ihm manifestierten sich neue durchscheinende Gestalten, die Gestaltten von so gut wie verfaulten Leichen, Skelette an denen noch Sehnen und Bänder und die Reste von Stofffetzen klebten. Zwei, eine größere und eine kleinere... Gesichtszüge waren nicht zu erkennen, wenige Haare...
Sie streckten ihre knochigen Hände nach ihnen aus. Mehr als ein Seufzen brachten sie jedoch nicht aus ihren verfaulten und löchrigen Kehlen. Hautfetzen fielen ihnen aus den Gesichtern als sie die Kiefer bewegten. Wären sie nicht durchscheinend gewesen, der Anblick hätte einem den Mageninhalt entlockt.
Sie streckten die Hände aus, fast flehend, dann waren sie verschwunden und etwas großes trat an ihre Stelle, groß und über den nackten Körper spannte sich eine ledrige graubraune Haut die wie nass glänzte. Um das riesige zahnbewährte Maul tanzte eine reihe Tentakeln, lang genug um den Kopf eines Menschen zu umfassen. Darüber kleine bösartig glitzernde Augen.
Mit einer langgliedrigen Krallenhand hatte es die beiden Gespenster weggewischt und hielt nun auf die beiden Menschen am Brunnen zu.
Der eine von ihnen drehte ihm noch den Rücken zu, der andere wirkte ruhig aber ratlos.

Reuven dachte nicht lange nach, er schleuderte der Gestalt Yrden entgegen, setzte mit einem Sprung über Slava und Jake hinweg und hieb das Wesen mit dem Eisenschwert entzwei. Unter dem Einfluss des Zeichens funktionierte das sogar, die neue Vision zerstob in der Luft.
Abgesprungen war er auf dem unverletzten Fuß und nun konnte er allerdings auf dem Verletzten Fuß nicht landen, das fiel ihm noch gerade rechtzeitig ein, er rollte sich ab, allerdings nicht halb so elegant wie es hätte sein sollen. Genaugenommen bremste er mit der Schulter im Dreck und blieb kurz auf dem Rücken liegen ehe er sich aufrappelte.
Er gab tatsächlich ein eher armseliges Bild ab, einen stattlichen Hexer stellte man sich definitiv anders vor.
Aber das Leben war eben kein Wunschkonzert.
"Verdammt, was habt ihr hier angestellt?"
Wollte er wissen und verfluchte es ein um's andere mal, dass er seine Silberschwerter nicht hatte.
Er benutzte das Eisenschwert wie einen Stock um auf die Beine zu kommen.
"Verfickte Scheiße, deshalb sollte man einen Profi rufen und nicht selbst herumbasteln... Haut hier um euch wie die Bekloppten und werft sinnlos Dimeritiumbomben... Habt ihr sie noch alle?" Er blickte von einem zum anderen, über die auf dem Hof verteilten Gestalten. Allerdings bleib sein Blick immer wieder bei dem Jungen Mann mit dem Silberschwert hängen. Er hatte etwa seine Größe, vielleicht ein wenig kleiner und schmäler, noch nicht ganz erwachsen, aber wohl ganz gut mit der Klinge.
Der andere Mensch war groß und starrte ihn geringschätzig an. War ja nicht anders zu erwarten, Das war einer von den Bauern, die als erstes 'Scheiß Mutanten' schrien. Auch wenn er nicht wie ein Bauer aussah, sein Blick hatte dafür etwas heimtückisches.
Und dann war da noch ein Zwerg, das war der, der die Bombe geworfen hatte, und eine Elfe die verschiedenes einsammelte, was wohl von dem Wagen gefallen war, der schräg im Hof stand.
Davor lag ein Pferd, es atmete schwer, war nicht in bester Verfassung und wirkte fast als wolle es sich unter dem Wagen verkriechen, aber es lebte.
Die Elfe sammelte allerlei kram auf, und so bunt und verwegen, wie sie gekleidet war suchte er unweigerlich nach dem obligatorischen Eichhörnchenschwanz am Gürtel, fand jedoch keinen. Aber vermutlich hatte sie ihn abgenommen im Beisein der Menschen.
"Hört auf es wütend zu machen, ihr Dilettanten. Sucht lieber den Grund. Ne Erscheinung braut sich zusammen, wenn Unrecht auf zu viel Magie trifft. Irgendetwas ist hier geschehen. Ein Verbrechen, ein Unrecht. Sucht die Leichen oder ein Erinnerungsstück, findet raus, was los war... und begrabt sie, gebt zurück was gestohlen wurde oder was weiß ich, verdammt." Er humpelte zum Brunnen und setzte sich auf den Rand. Hier war alles nasse von Wasser. Er dachte an die beiden Skelette. Sie waren nicht die Bedrohung, sie waren wohl die Botschaft, aber erst einmal musste diese Band ihm zuhören, und schon daran dass das klappte zweifelte er stark. Und vermutlich würde ihn auch keiner bezahlen... kam ihm in den Sinn.
Mir dem was noch in dem umgestürzten Eimer war begann er sich ein wenig das Blut aus dem Gesicht zu waschen und von den Händen und Armen.

Re: Das Rücker Anwesen

Verfasst: Montag 28. Februar 2022, 16:28
von Vyacheslav Sokolov
Wenn ihn die Zone eines gelehrt hatte, dann auf Warnungen zu hören.
Als ihn Jake aufforderten unten zu bleiben tat er genau das.
In der Regel war zwar er es, der eine Anomalie zuerst sah, aber auch nur in der einen Hinsicht. Für alles abnormale der Zone hatte er einen besonderen Sinn entwickelt, aber die besseren Augen hatten längst die anderen und herkömmliche Feinde in Form von Menschen sah er längst nicht mehr zuerst. Allerdings war er zu stolz eine Brille zu tragen. Hätte auch echt lächerlich ausgesehen in der Zone, und Kontaktlinsen waren zu kompliziert in der Handhabung, deshalb hieß es, sich damit abfinden.
Und so blieb er unten. Bis etwas mit einem grausigen Geräusch zerplatzte und davonstob.
Das Biest hatte er nicht gesehen aber auch ihm kam die Assoziation mit einem Luftballon. Einem Blutgefüllten.
Ob der Geist sein Leben bedroht tatsächlich hätte, darüber wollte er gar nicht erst nachdenken. In großen und ganzen vertrat er aber die Ansicht, dass es nur Halluzinationen waren die ihnen nicht schaden konnten...
Auch das Blut, dass der Luftballon verspritzte als Jake ihn zerteilte stellte sich ebenso schnell wie das Wasser als Täuschung herausstellte.
In was waren sie hier nur hineingeraten?
Die Zone konnte er einschätzen, dort wüsste er was zu tun war, und hier...
Es half nicht, einen kühlen Kopf zu bewahren, und die Gefahr zu umgehen, oder gar zu dokumentieren. Er musste sich eingestehen, er hatte dem Spuk wenig entgegenzusetzen.
Schwerter schienen in dieser Welt tatsächlich einen gewissen Vorteil zu bieten. Zumindest gegen solche Kreaturen. Mit dem Messer musste er zu nahe heran, und er vermutetet, dass eine Pistole ebenso wie ein Armbrustbolzen wenig Wirkung erzielt hätte. Aber auch als der Kater wieder zurückkam zeigte sich, dass auch dessen Schwert wenig ausrichten konnte.
Was machte Jake anders?
War das allen ernstes ein Silberschwert, was er da mit sich herumtrug? Silber gegen Vampire?
War das so einfach?
Und noch immer wollte er die ganz Szenerie nicht ganz ernst nehmen.

Auch Thorben wurde aktiv, er schoss etwas ab, das entfernt an eine Granate erinnerte und sich auch so verhielt... nur den Zweck begriff er nicht ganz...Granaten gegen Geister? Und die Wirkung blieb auch ganz offensichtlich aus.

Und dann sah er, dass Reynagh und Aria noch jemanden angeschleppt hatten. Aria hatte mit ihm zusammen auf einem Pferd gesessen, das Pferd sah recht edel aus, soweit er das beurteilen konnte, hellbraun oder hellgrau und gefleckt mit dunkler Mähne, es gab eine Bezeichnung dafür, aber die wollte ihm nicht einfallen. Der Typ allerdings... mit dem hätte er selbst in der Zone höchstens den Fußboden gewischt. Er hatte etwa Jakes Größe, vielleicht ein wenig breiter, sehnig aber er wirkte heruntergekommen, zerzauste halblange Haare, ungepflegter Mehr-Tage-Bart und zerschlissene und zerschnittene Hemd und Hose, blutig gefleckt. Nur das Grinsen in der Visage war von der Art, dass man es ihm rausschlagen wollte. Am meisten irritierten ihn aber die Augen. Sie waren gelb und geschlitzt wie die einer Katze. Dazu passend trug er einen auffälligen und wertvoll aussehenden Anhänger in Form eines Katzenkopfes, der selbst den Schlimmsten Prolls und Rappern und möchtegern-Gangstern zu peinlich gewesen wäre.
Kurzum, er mochte den Typen beriets auf den ersten Blick nicht.
Und erst recht nicht, als der dann in Aktion trat...

Die Geister, die aussahen wie von einem Filmprojektor auf Rauch gestrahlt zerstoben und hindurch trat etwas, das verdächtig nach einem Blutsauger aussah. Ihm wollte schon das Herz in die Hose rutschen, als der Heruntergekommene mit einem Satz an ihnen vorbei, fast über sie drüber sprang und noch im Fallen tat er irgendetwas und zerschlug ihn. Also auch nur eine Halluzination. Darin war er nun gewiss. Dieser Geist schien ihre persönlichen Angst Bilder gegen sie zu verwenden.
Einfach aber Wirkungsvoll, allerdings ging en die Geister dabei nur sehr oberflächlich vor.
Nach dem Sprung hatte er vermutlich besonders elegant landen wollen, irgendwie Matrix-mäßig, aber das war gründlich in die Hose gegangen, wie Slava mit etwas Schadenfreude bemerkte.
Und was er genau gegen den Blutsauger unternommen hatte war Slava auch nicht klar, er hatte nur das schwache violette Glimmen gesehen und dann hatte er den Geist zerteilt, sein Schwert sah aber vollkommen normal aus, Eisen oder Stahl, schartig und dunkel verfärbt, nicht der silbrige Glanz wie bei dem von Jake.
Der Fremde dagegen hatte auch sichtlich Mühe hochzukommen, doch Slava sah keinen Grund, ihm irgendwie zu helfen.
Dabei schimpfte er aber wie ein betrunkener Taxifahrer.

"Reiss dich zusammen anstatt hier gleich herumzufluchen!" Wandte er sich an ihn. Wenn einer gleich mit so einem Tonfall ankam schrie das danach in die Schranken gewiesen zu werden.
Der blickte ihn, nun konnte er es genauer sehen, aus nur noch einem intakten Katzenauge ein wenig zu verächtlich an. Das andere Auge war weiß und trüb und eine Verbrennung oder Verätzung der Gesichtshälfte wollte auch den Rest der Geschichte erzählen. Was Slava absolut nicht interessierte. Überhaupt hatte er eine beachtliche Sammlung an Narben zu verzeichnen, und etwas an dem Mann, vielleicht auch weil sein Alter schwer zu schätzen war, ließ ihn sofort auf die Barrikaden gehen. Er kannte sich gut genug um zu wissen, was ihm sein Unterbewusstsein mit der Ablehnung klar machen wollte: Der Mistkerl ist dir überlegen, mach ihn gleich klein, sonst tut er das.
"Willst du dich nicht vorstellen?"
"Reuven von Sorokin."
"Geht doch. Vyacheslav Sokolov."
"Schön. Willst du hier Wurzeln schlagen? Hopp... rausfinden, was den Geist umtreibt."
"Erkläre erst einmal warum du dich hier für den Profi hältst. Du bist gerade erst angekommen und übernimmst das Kommando. Deine Qualifikation steht erst einmal noch zur Diskussion."
Vielleicht verstand er ihn der Sprache wegen nicht so gut, vielleicht war er es einfach nicht gewöhnt, dass jemand nicht wusste was ein Hexer war...
Slavas Blick dagegen wanderte zu Thorben. Ihm war längst klar geworden, dass der sich als so etwas wie ihr Anführer sah, und wenn ihm das half, ihn gegen diesen Fremden auszuspielen würde er ihn darin sofort unterstützen. "...denn einen Anführer haben wir schon. So einen dahergelaufenen brauchen wir nicht."
"Siehst du das, Großmaul?" er hielt ihm nun den Katzenkopf entgegen als müsse er damit sofort wissen war der Kerl meinte.
"Und? Jedes Kind kann ne Katzenkette tragen und sich was drauf einbilden. Bist du dafür nicht schon zu alt?"
Seine Größe erlaubte es ihm, auf ihn herabzusehen, außerdem hatte der andere sich auf den Brunnenrand gesetzt.
"Das ist mein Zunftzeichen."
"Welche Zunft? Katzenzüchter?"
"Ach fick dich doch." Der Mann war sichtlich ungehalten. "Ich hab nicht die Zeit mich mit Arschlöchern wir dir abzugeben."
"Halt einfach die Fresse und lass mich in Ruhe!"
Er malte eine seltsame Geste in die Luft und irgendwie war er plötzlich nicht mehr er selbst, als hätte ihn etwas zurückgeworfen, und in seinem eigenen Kopf an die Rückwand geklebt. So fühlte es sich auch an, wenn man unter dem Einfluss eines Kontrollers stand. Aber es war zu spät, ihm noch irgendetwas entgegen zu werfen.
Er verstummte ehe er noch etwas erwidern konnte und wie ferngesteuert setzte er sich in Bewegung in Richtung Haus.

Re: Das Rücker Anwesen

Verfasst: Montag 28. Februar 2022, 22:36
von Aria
Aria war zunächst zurückgewichen. So ein Spektakel hatte sie noch nie gesehen und es war mehr als nur beängstigend. Die Gestalt aus dem Brunnen war noch schauderhafter als die Geschichten die Ivar ihr manchmal erzählte um sie zu erschrecken.
Jake war mitten im Geschehen. Keiner von ihnen, außer der Hexer schien so richtig zu wissen, was zu tun war.
Auch sie hatte die Mutter und das Kind gesehen, doch nur ganz kurz. Es waren ihre Seelen die wahrscheinlich jeden Tag und jede Nacht die gleiche Torture durchleben mussten. Allein der Hexer schien besonnen. Sie fror nun bitterlich. Das Pferd neben ihr war zwar unruhig aber es würde nicht flüchten. Wieder blickte sie zurück auf das Geschehen und versuchte sich aus dieser Schockstarre zu lösen. Sie sah wie Thorben im Gebäude verschwand und kurz danach war eine Explosion zu hören. Die Kälte machte sie langsam taub und es schien als würde nun alles verlangsamt stattfinden. Als ob die Welt langsam erfröre. Sie atmete angestrengter durch die Kälte und kämpfte gegen diese Angst die sie vollkommen zu lähmen schien.
Dann erschienen vor dem Hexer wieder zwei Gestalten, verweste Leichen. Aria starrte sie angsterfüllt an. Etwas hielt ihren Kopf fest und zwang sie dazu das Theater weiter anzuschauen obwohl sie die Augen schließen wollte. Etwas nagelte ihr Füße auf den Boden und drängte sie hinzusehen. Auch dann als der Hexer wieder mit einer anderen Ausgeburt der Unterwelt zu kämpfen hatte. Sie wollte rennen, doch eine größere Macht hielt sie fest dort wo sie stand. Nun schrie sich Slave mit Reuven an und endlich löste sich der klammernde Griff um sie. Sie schwang sich wie ferngesteuert auf das Pferd und galoppierte zum Hexer. Sie wusste nicht genau was ihre Stimme so fest und laut werden lies als sie folgendes an die Kämpfer richtete
„RUHE! Respektlose!“ Ihre Augen funkelten in einem helleren grün als vorher und ihre Stimme donnerte über die sich Streitenden hinweg.
„Steckt die Waffen weg!“ sie suchte Jake und funkelte ihn nachdrücklich an.
Sie drehte das Pferd in Richtung Brunnen
„Hexer! Du hast die beiden gesehen…Eine Mutzer und ihr Sohn…sie müssen noch hier sein!“
Dann schwang sie sich vom Pferd und lief zum Brunnen, legte ihre Hände auf den Rand und beugte sich über den Rand. Er war pechschwarz, nichts ließ sich erkennen.
Dann sah sie entschlossen zu Reuven. Sie setzte einen Fuß auf den Brunnenrand und dann den anderen hinterher. Sie hielt sich an der morschen Spule fest und blickte in die Runde. „Hat jemand ein Seil?“

Re: Das Rücker Anwesen

Verfasst: Dienstag 1. März 2022, 21:48
von Reynegh
Böses war hier zugange, doch sein Schwert hatte nichts ausrichten können - Jakes schon. Venden gebährdete sich unterdessen unter seinem Meister wie wild, schüttelte sich und kämpfte gegen Reyneghs Versuche, ihn unter Kontrolle zu bringen. Das Tier geriet mehr und mehr in Rage, je mehr das ballonartige Ding herum flog und als es in ihre Richtung kam, spannte das Ereymiu sogar die rudimentären Flügelansätze, auf denen der Sattel auflag und beulte das Polster damit aus. Als wollte es sich auf Schwingen davon machen, die seine Art schon seit Jahrtausenden nicht mehr besaß.
Der Ballon pfiff über sie hinweg und Venden warf sich zur Seite, folgte einem Instinkt, den Reynegh eigentlich ausgetrieben glaubte: er wollte seinen Reiter abstreifen, indem er sich im Staub wälzte. Der Naramianer reagierte schnell, sprang ab, bevor das schwere Tier ihn unter sich begraben konnte und fauchte wüste Beschimpfungen in seiner Muttersprache. Venden war das allerdings völlig gleich - er wälzte sich herum, kam flink wieder auf die Füße und gab Fersengeld, fort von dem zischenden Ballongeist.
Reynegh hatte sich über den verletzten Arm abgerollt und nun fiel sein Blick auf die Schwerthand und sein Herz wollte gefrieren: die Finger waren verdorrt, krallten sich wie mumifiziert um den Schwertgriff, während die Fäule unaufhaltsam unter seinen Armschutz kroch, von dort seinen Ellelbogen überlief und zu seiner Schulter wanderte.
Große Schlange! Was ging hier nur vor!

Und dann schaltete sich erst Reuven ein, der sie alle Narren schimpfte. Um die Worte Reuvens zu deuten, brauchte er einen Moment, nicht aber um dessen sofort aufflammende Rivalität zu Slava zu wittern. Für solche Dinge hatte er ein Gespür. Hier trafen zwei aufeinander, die sich nichts schenken wollten - nur gewann das Katzenauge, wie auch immer er es machte.
Und dann fuhr Aria wie eine Schwertschwester zwischen die Männer, forderte mit schneidender Stimme Gehör. Für einen Moment vergaß er die Furcht vor dem Verlust seiner Schwerthand und war fast ein bisschen stolz auf die Prinzessin, auch wenn es dafür eigentlich keinen Grund gab.

Re: Das Rücker Anwesen

Verfasst: Dienstag 1. März 2022, 21:55
von Jakob von Nagall
In Gedanken immer noch verschiedene Stoßgebete an Erzengel und Heilige rezitierend, versuchte Jakob irgendwie zu verstehen, was vor seinen Augen vorging. Aber es gelang ihm nicht und als dann auch noch Untote erschienen, die ein mit Tentakeln bewehrtes Monster im Schlepptau hatten, was ein ganz plötzlich aufgetauchter Fremder in Stücke hieb, schaltete sein Gehirn kurzzeitig auf Autopilot. Würde sich jetzt jemand unvorsichtig nähern, er hätte wohl ohne zu fragen einfach zugeschlagen, hätte die Reflexe arbeiten lassen, weil das Kontrollzentrum kurz Pause machte.
Doch es geschah nichts weiter, außer das Slava und der Fremde anfingen sich anzublaffen. Jakob blinzelte, trat einen Schritt zurück, würde sich weder auf die eine noch auf die andere Seite stellen, wie so oft. Der Fremde war eben genau das: ein Fremder, den er noch nicht einschätzen konnte und Slava... naja, war eben Slava. Dessen Tonlage war allerdings neu für den Knappen und auch wenn er die Worte nicht verstand, hatte er das vage Gefühl, gerade eine wichtige Information über den Soldaten zu erhalten. Irgendwas störte ihn massiv am Auftritt des anderen Mannes - am Ende war hier tatsächlich gerade etwas im Gange, was dem Soldaten als Schwäche zugeordnet werden konnte? Er blickte in dem Moment zu dem Mann, der sich als Reuven vorgestellt hatte, als dieser eine Geste machte und Slava damit zum Verstummen und Gehen brachte.
Erstaunt blickte er ihm nach, wollte schon murmeln, dass man ihm den Trick doch bitte beibringen sollte, doch da kam Aria zwischen sie galoppiert wie eine Walküre auf einem weißen Ross. Auch wenn das Ross eher grau war. Herrisch und schön saß sie im Sattel, ihre Stimme mit einem Mal kraftvoll und erkennbar befehlsgewohnt.

Noch als sie am Waldrand stand, hatte er gespürt, dass ihre Anwesenheit etwas veränderte - doch er hatte auch gespürt, dass seine Gebete etwas veränderten. Die Anziehungskraft, die von ihr ausging, war davon deutlich gedämpft, dennoch war er sich absolut sicher, dass er wenn es sein musste, durch die Flammen, und seien sie noch so grün, gehen würde, wenn irgendetwas von diesem Spuk ihr ein Haar krümmen wollte. Und mit der Erkenntnis waren die Feuer in der Scheune erloschen, als hätte es sie nie gegeben.
Nun ließ er unter dem Druck ihrer Stimme und ihres Blicks das Schwert sinken. War er jetzt hier der Streithahn? Er verstand ja noch nicht einmal, worum der Streit überhaupt ging.
Auch egal - mit Schrecken sah er, das Aria auf den Rand des Brunnens stieg und eilte zu ihr, im Lauf das Schwert in die Scheide steckend. Obwohl sie ihm nun näher war, konnte er spüren, dass seine mentalen Schilde irgendwie ihren Einfluss abmilderten, allerdings machte das nichts besser - im Gegenteil. Woher auch immer er die plötzliche Forschheit nahm, würde er wohl niemandem erklären können, nicht mal sich selbst. Fakt war, er griff mit einer Hand nach ihrer Hand am Brunnen, verflocht seine Finger mit ihren und zog ihren Arm gegen seine Brust, während er mit der anderen Hand ihre Mitte umfasste. Er hatte schlichtweg Angst, dass sie in den Brunnen stürzen könnte und ihre in Gemeinsprache gestellte Frage nach dem Seil, konnte er ebenso wenig verstehen, wie die Flüche Reuvens.
"Was geht hier vor? Was sagt er?", flüsterte er ihr also in der alten Sprache zu, die er mit ihr und Aenye benutzte. Zugleich spähte er an ihr vorbei in den Brunnen, um irgendwie zu begreifen.

Re: Das Rücker Anwesen

Verfasst: Mittwoch 2. März 2022, 09:26
von Aenye an Invaerne
Aenye hatte von dem Schauspiel zuerst wenig mitbekommen, sie hatte damit begonnen Thorbens Sachen einzusammeln und irgendwie wieder auf den Wagen zu werfen. Aber auch jetzt ging sie nicht besonders selektiv vor, auch ein zerbrochenes Wagenrad, das Jake wohl zuvor aus der Scheune geräumt hatte und Reste einer Heugabel landeten auf dem Wagen zusammen mit Thorbens Ausrüstung, Decken, Proviant, Seilen.
Dann begann sich Bessie zu regen. Thorben dachte doch, sie wäre tot. Das Tier blieb am Boden liegen, es war erschöpft, keuchte, aber es lebte. Vorsichtig kraulte Aenye ihr die Stirn. "Thorben! Thorben? Wo bist du denn hin?" Als sie bemerkte dass er weg war.
Von den Trugbildern der Geister war sie wohl, anders als die anderen, wenig beeinflusst. Nicht weil sie besonders immun gewesen wäre, das war sie keineswegs, sie sah auch was die anderen sahen, doch ihre schlimmsten Alpträume waren längst Wirklichkeit geworden, die Menschen regierten die Welt, sie hatte alles verloren, was sich ihre Familie einst aufgebaut hatte, sie hatte ihre Freunde verloren bei einem sinnlosen Überfall und sie war verletzt und auf die Hilfe von Menschen angewiesen, während ihresgleichen fern waren und sie im Stich ließen. Schlimmer konnte es kaum kommen. Es gab nur wenig, was sie noch mehr fürchtete, aber das ließ sich schwerlich in einen solchen Alptraum packen, und so ließ es der Geist wohl einfach.
So fuhr sie fort damit aufzuräumen und erst als Slava an ihr vorbeispazierte und sie keines Blickes würdigte beendete sie schließlich ihre Arbeit. Etwas an seinem Blick alarmierte sie. Am Brunnen saß ein Fremder. Sein Geschrei hatte sie nicht mitbekommen, oder nur an Rande. Sie kam ein wenig näher, gerade genug um zu erkennen, dass er ein Hexermedaillon trug. Im ersten Moment war sie froh, sie hatten hier mit Geistern zu tun und zufällig... Ach ja. Rein zufällig? Und es war ein Medaillon der Katzenschule, der schlimmsten von allen.

Etwas skeptisch kam sie nun auch näher, etwa in dem Moment in dem Aria auf den Brunnen kletterte, Jake war allerdings rechtzeitig bei ihr.
Auch sie dachte nicht daran, dass man für den Jungen übersetzen musste, sie musterte nur den Hexer, wenn es denn einer war. Er trug das Medaillon und er hatte die geschlitzten Augen, eines zumindest, alles andere... Keine Rüstung, keine Schwerter und er sah dermaßen heruntergekommen aus, dass sie ernste Zweifel hegte.
Erst recht wie er da am Brunnen lümmelte und seinen Stiefel auszog um seinen blutigen und hässlich geschwollenen Knöchel zu inspizieren.
Um Aria schien er sich nicht zu kümmern, überhaut schien er der Auffassung alles nötig getan zu haben.
Als er sich wohl bewusst wurde, dass sie ihn anstarrte blickte er von seinem Fuß auf.
"Scoia'tael, Hm?" wollte er wissen. "Hast du den Eichhörnchenschwanz abgelegt, damit sie dich nicht ausliefern?" Er war rundheraus. Genetisch sicher ein Hexer.
Aenye kniff nur die Augen zusammen und tat dann was sie nie für möglich gehalten hätte:
"Das sind gut Leute. Sie haben mir geholfen, und wenn du versuchst, sie über's Ohr zu hauen, dann stech ich dir auch noch das zweite Auge aus, Vatt'ghern*. Beende den Spuk hier, wenn der auf dein Konto geht, und du kannst in Frieden gehen. Keiner hier wird dich bezahlen, dass das klar ist."
Sie sprach in der älteren Rede, vielleicht weil sie wollte, dass Jake verstand, vielleicht weil es ihr leichter fiel.

_______________________________
*Hexer

Who you're gonna call?

Verfasst: Mittwoch 2. März 2022, 19:40
von Thorben Denger
Thorben hatte nichts von alldem mitbekommen, was sich draußen vor dem Haus ereignete. Weder, dass der Hexer aufgetaucht war und nun versuchte die Kontrolle über das Geschehen zu übernehmen, noch seinen Streit mit Slava. Auch Aenyes Rufe und Arias Kommandoton erreichten nicht mehr seine Ohren, da er bereits das Haus betreten hatte. Vielleicht wären die Dinge anders gelaufen, hätte er gewusst, dass Bessie noch lebte. Eigentlich war der Zwerg aber auch selbst Schuld. Er hätte doch wissen müssen, dass die alte Mähre alles und jeden überleben würde. Wahrscheinlich sogar noch die jugendliche Aenye mit ihrem von Natur aus gegebenen, längeren Leben.
Aber er war einfach zu wütend. Ein seltener Gemütszustand für ihn, der sonst eigentlich das Leben leicht und humorvoll nahm. In seiner Jugend war er ein stetiger Quell von Wut und Zorn gewesen. Ähnlich dem Verhalten des Eichhörnchens ihrer Gruppe. Denn das Leben in den Slums von Wyzima war nicht einfach gewesen für einen Anderling. Und er hatte oft einen verletzten Zwergen-, ja sogar Elfenfreund an den Hass der Menschen verloren. Beinahe hätten ihn seine eigenen Racheglüste auf die gleiche Bahn, wie die Scoia'Tael gebracht. Aber im letzten Moment hatte er der Stadt den Rücken gekehrt. Seine Eltern waren gestorben, die meisten seiner Freunde geflohen oder ebenfalls tot. Nichts hatte ihn mehr in diesem Kessel der Gewalt gehalten. Es war besser gewesen, einsam zu sein, als nur noch Hass und Wut zu fühlen, oder nicht?
Die Jahre der Einsamkeit hatten jedenfalls ihren Tribut gefordert und Thorbens Geist sehr speziell werden lassen. Eine Prise Tragikkomik, eine Prise Größenwahn und eine gehörige Portion Glück. Fertig war Thorben Denger, größter Abenteurer und Liebhaber aller Zeiten! Zumindest aus eigener Sicht. Lange Zeit war dort kein Platz mehr für den altbekannten Hass gewesen, doch hatte er sich auch lange nicht mehr sozial an andere Wesen gebunden. Somit hatte er auch keinen weiteren Verlust beklagen müssen. Einzig seine treue Stute war ihm so sehr ans Herz gewachsen, dass sein eigentlich ruhiges Gemüt nun einen Knacks bekommen hatte und die alten, negativen Racheglüste sich einen Weg in den Vordergrund bahnen konnten.

Thorben wusste nicht, dass die Demeritiumbombe keine Wirkung gezeigt hatte. Zwar wunderte er sich ein wenig, als er das Anwesen betrat, dass die Luft nicht voll von dem glitzernden Staub war, der die magischen Fähigkeiten des Geistes im Keim ersticken sollte, doch war er zu aufgebracht, als dass irgendwelche Warnglocken in seinem Kopf ertönt wären.
Grimmig dreinblickend schaute er sich im Eingangsbereich um, die kleinere Armbrust mit dem Silberbolzen bereit im Anschlag.
"Zeig Dich, Geist! Einem Thorben Denger machst du keine Angst!"
Lautes Lachen ertönte, tief und unmenschlich. Die Quelle konnte der Zwerg nicht ausmachen. Es schien, als wenn das gesamte Haus ein lebendes Ungetüm wäre, was auf den kleinen, frechen Eindringling mit Belustigung reagierte. Verstärkt wurde dieser Eindruck nochmals mit dem erneuten Klappern der Fensterläden im Takt zum Gelächter. Unbeeindruckt trat Thorben noch ein paar weitere Schritte in den Innenraum, als seine Sicht sich ein wenig mehr an die Dunkelheit gewöhnt hatte.
"Mehr hast du nicht drauf?!" rief er den Geist verspottend. "Arme, alte Pferde erschrecken und ein Bisschen mit dem alten Gemäuer klappern?!"
Die Antwort kam sogleich. In Form der Küchenmöbel, die auf Thorben zuflogen, wie von einem Riesen geworfen. Vier Stühle und der Tisch sausten mit irrsinniger Geschwindigkeit auf den zweifelhaften Geisterjäger zu, der sofort zur Seite weg sprang. [42/100] Mit Mühe und Not konnte er so gerade eben den provisorischen Geschossen des übernatürlichen Wesens ausweichen, ohne sich unzählige Beulen und Blutergüsse einzufahren. Der sich um die eigene Achse wirbelnde Tisch schaffte dabei das, was der Sturm vor dem Haus nicht vermocht hatte. Er fegte dem Zwergen den Hut vom Kopf, der sich einer Ballerina gleich drehend, auf die Reise zum anderen Ende des Raumes machte. Noch etwas perplex schaute Thorben ihm hinterher und blickte genau in dem Moment wieder zurück, als ihn das letzte Geschoss doch noch traf. Die Schüssel mit dem blutigen Haferbrei klatschte mitten in sein Gesicht und verpasste ihm eine ordentliche Beule auf der Stirn. Doch die schleimige Mischung aus Mahlzeit und Blut, die sein Gesicht hinunter rann und sich in seinem Bart sammelte, war demütigend und somit eine noch schlimmere Verletzung für den stolzen Zwerg.

Prustend und spuckend versuchte er sich von dem größten Teil des Breis zu befreien. Mit einer Hand zog er große Flatschen aus seinem Bart und klatschte sie unachtsam zu Boden. Grummelnd und brummelnd trat er weiter in den Innenraum vor.
"Ich hab' vor Hundewelpen mehr Angst, als vor dir und deinem kindischen Verhalten!"
Das der Zwerg ihn nicht ernst nahm oder all seine Angst vor ihm verloren hatte, gefiel dem Geist scheinbar gar nicht. Ein Teil von ihm manifestierte sich einer grünlichen Wolke gleich in einer Ecke des Raums. Die Wolke wiederum formte sich zu etwas grob Menschenähnlichem. Mit einer totengleichen Fratze in einem Umhang oder einer Kutte. Eine Form, die wohl nativ jedem Wesen Angst einflößen würde. Vor allem, wenn sie mit dieser unglaublichen Geschwindigkeit auf einen zu raste, wie sie es nun bei Thorben tat.
[18/100] Viel zu schnell jedenfalls, als dass dieser noch hätte ausweichen können. Die Spektralgestalt raste ohne großen Widerstand durch den Körper des Zwerges und ließ sein eher kurzes Haar und den nicht viel längeren Bart umher flattern. Die Armbrust flog in hohem Boden durch den Raum und von einer Menge seiner Lebenskraft beraubt, bis auf die Knochen durchgefroren und über und über mit Raureif bedeckt, sackte Thorben zu Boden. Er konnte sich kaum noch auf das hier und jetzt fokussieren und kämpfte darum, bei Bewusstsein zu bleiben.

Re: Das Rücker Anwesen

Verfasst: Donnerstag 3. März 2022, 13:22
von Vyacheslav Sokolov
Das Zeichen hielt nicht lange an.
Slava hatte den Weg eingeschlagen in Richtung einer ummauerten Struktur, vielleicht ein Kellerabgang, als er wieder klar wurde und die Kontrolle zurück erlangte.
Der Geist musste ihm gar keine Horrorvisionen wachrufen, keine Erinnerungen abfragen die er fürchtete, denn das hatte nun der Hexer schon getan. Aber der hatte wohl die Rechnung ohne seine Ausbildung und seinen Willenskraft gemacht. Er hatte sich erfolgreich gegen einen Kontroller gewehrt, was auch immer dieser Typ vermochte, es war damit nicht vergleichbar.
Slava setzte seinen Weg noch einen Moment fort, in dem gleichen Tempo, das er sich vorher eingeprägt hatte, die gleichen ungeschickt gesetzten Schritte.
Aus den Augenwinkeln taxierte er was am Brunnen geschah. Zu seinem Erstaunen war es die Elfe, die sich vor diesem Angeber aufgebaut hatte. Was sie zu ihm sagte verstand er nicht, sie sprach in dem seltsamen Deutsch-Niederländisch-Latein Mix, der auch Jakes Hintergrund entgegen kam. Aber ihre Haltung verreit dass sie erbost war.
Auch die Antwort des Mannes verstand er nicht, denn offenbar beherrschte er ihre Sprache auch.
Er sammelte seine Kräfte, nein, fit war er nicht, aber es musste reichen. Was auch immer dieser Mann war und welchem Volk er angehörte - wieder war das Wort 'Hexe' in einer seltsam ungewohnten männlichen Form gefallen, Sie hatten Jake auch so genannt - er würde ihm zeigen, wer hier das Sagen hatte.
Die Ablenkungen, die die Elfe ihm bot, musste er nutzen.
Mit wenigen Schritten war er bei ihm.
Aber der Fremde hatte schnelle Reflexe. Er stand nun zwar mit nur einem Schuh bekleidet vor ihm, aber das schien ihn keineswegs zu stören. Dass Überraschungsmoment konnte er nicht so gut nutzen wie erhofft, aber es gelang ihm, ihn mit einem schnellen Schlag (99/100) auf den Solarplexus soweit aus dem Konzept zu bringen, dass der kaum zu kontern in der Lage war. Das Nahkampftraining der Spezialeinheit war auf Effizienz und Schnelligkeit ausgelegt, nicht auf Show. Noch ehe der Mann sich wieder aufzurichten versuchte setzte er nach. (80/100) Noch ein schneller Schlag gegen die Schulter und dann einen Armhebel.
Im Nahkampf war Slava immer gut gewesen, schnell und kaltblütig.
Sein Gegner war stark, das spürte er zwar, übermenschlich stark, aber er hatte ihn nun in einem Haltegriff, er setzte also seine Kraft nur gegen die eigenen Gelenke ein, sie half ihm also nicht. Er musste sich wohl fügen.
"So gehst du Arschloch nicht um mit mir ist das klar!" Er schlug nun einen militärisch kalten Ton an, frei von Wut, aber ohne einen Zweifel zu lassen, wer Herr der Lage war. Um dem Nachdruck zu verleihen übte er noch ein wenig mehr Druck aus, so dass sein Gegner schmerzverzerrt zusammenzuckte. Ein Verhör würde er genau so führen und zwar eines bei dem der Delinquent nur noch die Wahl hatte, seine Familie aus der Schusslinie zu bringen oder eben nicht, denn überleben würde er nicht, wobei er in seiner Welt dazu nicht einmal körperliche Gewalt würde anwenden müssen, da standen ihm andere Werkzeuge zur Verfügung.
"Ich lass los dich, unter zwei Bedingungen. Einmal, du erklärst was das gerade gewesen und dann hältst du dich ruhig, nochmal verdammt. Wenn wir etwas von dir wissen wollen fragen dich. Und noch so ein Angriff an meine Psyche und ich schlitze dich auf."

Als sich die Gegenwehr schließlich legte lockerte auch Slava seinen Griff.
Er erkannte es, wenn ein Gegner kapitulierte, und dieser Mann schien keinen Kampfgeist mehr zu besitzen.
Alles in ihm triumphierte. Mehr wollte er nicht, es lag ihm nichts daran, ihn körperlich zu verletzen, er hatte schnell verstanden, dass er hier wohl den kürzeren zog, er musste auf Einschüchterung setzen, und hier hatte eindeutig er triumphiert. Alter hin oder her, Volk hin oder her - und was auch immer er war und sein Volk war den Menschen wohl auch überlegen - dennoch hatte er gegen ihn verloren.

Re: Das Rücker Anwesen

Verfasst: Donnerstag 3. März 2022, 13:30
von Reuven von Sorokin
Reuven war überrascht, und das geschah eigentlich nicht oft, nicht bei einem Angriff. Der Mann war schnell, und wusste genau was er tat. Er schlug zielgenau auf jenen Punkt auf der Brust der jedem ähnlich konstruierten Lebewesen für einen kurzen Moment das Atmen unmöglich machte, und auch ein Hexer musste atmen.
Aber mehr als eine Ablenkung war es gar nicht gewesen. (40/100)
Als nächstes hatte er ihn schon in einem Haltegriff am Boden, jede Gegenwehr war sinnlos, wenn er sich nicht den Arm auskugeln wollte (41/100). Auch wenn das Medaillon nicht speziell auf ihn zu reagieren schien, und er nicht magisch war, dieser Typ war nicht zu unterschätzen. Nun begann auch bei Reuven eine gewisse Antipathie gegen ihn zu wachsen.
Er lag am Boden und egal wie er sich wand, er kam nicht frei.
Er war nicht einmal dazu gekommen, die Standpauke der Elfe zu beantworten. Er wollte sahen 'Ich habe damit nichts zu tun... Ich helfe euch aber gerne trotzdem... unentgeltlich...' aber er kam nicht dazu, und im Nachhinein war er froh.
Nun lag er am Boden, das Gesicht in den Dreck gepresst.
Und der Typ begann auf ihn einzureden. Die Ausdrucksweise war ungelenk und mit einem seltsamen Akzent, aber verständlich und in einem Tonfall, der ihn sofort an die Stadtwache denken ließ. Vermutlich ein Söldner. Hatten das Skelliger Mädchen und ihre Katze ihn angeheuert? Und was wollten sie mit einer Scoia'tael?
Dass der Junge im Lederwams wohl ihr Freund war, war klar.
Und der Söldner? Ein Ausländer auf jeden Fall, allerdings sah er weder wie ein Nilfgarder aus noch wie jemand aus Ofir oder Serrikanien.
Dass er aber die Worte der Elfe nicht verständen hatte konnte er sich erschließen, auch das sprach gegen Nilfgard.
"Lass mich los du Hurensohn! Ich kann euch erklären, was hier zu tun ist. Ich bin ein Fachmann für... sowas... Geister... Bestien... Monster... Lass mich einfach los, dann erklär ich es."
Ihm war die Lust auf Machtkämpfe absolut vergangen, sein Bein schmerzte, seine Schulter ebenfalls. Er hatte seine Schwerter verloren und nun litt auch noch sein Stolz erheblich.
Also blieb er liegen bis der Druck nachließ.
Alle Götter auf einmal schienen sich gegen ihn verschworen zu haben.
"Lass ihn los, Dhoine!" fauchte die Elfe irgendwann den Söldner an.
Als der locker ließ und der Hexer nicht sofort aufstand bot sie ihm die Hand an.

Reuven aber blieb erst einmal liegen. Das fehlte noch, dass er sich aufhelfen ließ. Und es war egal ob Mensch oder Elfe, Scoia'tael, Soldat oder irgendeine andere politisch Gruppierung. Die Zeiten hatten sich wohl wirklich gewandelt, wie manche seiner Zunft schon unkten. Für Hexer gab es keinen Platz mehr, Anachronismen, ein überholtes Prinzip... Andere würden ihre Plätze einnehmen und waren genauso gut darin. So jemand wie das Arschloch hier.
Dann richtete er sich doch auf, klopfte sich unnötigerweise den Staub vom Hemd. Es half eh nichts, es regnete leicht, es war kein Staub sondern schlamm und der ließ sich nicht abklopfen.
Er wollte sich allerdings nichts anmerken lassen.
"Ich bin wirklich nur zufällig hier. Mit eurem Spuk hier habe ich nichts zu tun... und gerade du solltest doch wissen, dass man nicht aufgrund von Äußerlichkeiten urteilt." Er schloss die Hand um das Katzenmedaillon und blickte die Elfe an.
Diese schüttelte nur den Kopf, murmelte noch etwas, das er nicht mehr verstand und wandte sich um um zum Haus zu gehen.

Re: Das Rücker Anwesen

Verfasst: Donnerstag 3. März 2022, 13:35
von Aenye an Invaerne
Aenye ließ den Blick zwischen Mensch und Hexer hin und her wandeen. Ein wenig gefiel es ihr wohl, dass der Hexer, den sie als feindlich eingestuft hatte nun im Dreck lag, andererseits war es wieder einmal ein Mensch der triumphierte und zwar weil er miese Tricks anwandte.

"Lass ihn los, Dhoine!" fauchte sie nun Slava an. So richtig konnte sie sich nicht entscheiden, auf wessen Seite sie nun stand.
Vielleicht hatte sie einen gewissen Hang dazu, sich auf die des Unterlegenen zu schlagen.
Als Slava locker ließ und der Hexer nicht sofort aufstand bot sie ihm die Hand an. Er nahm sie jedoch nicht an.
Sie schüttelte den Kopf, murmelte "Männer... überall gleich. Vollidioten!"
Aber er hatte ja irgendwie recht. Sie hatte nur das Medaillon gesehen und ihn verurteilt. War es nicht genau das, was sie für sich selbst am meisten hasste?
Sie hatte nicht das Bedürfnis, sich mit den beiden weiter zu befassen, jemand musste Thorben Bescheid sagen.
Lieber machte sich auf den Weg zum Haus. Sie wollte nach dem Zwerg sehen, dem einzigen Mann, der hier wohl vernünftig war, zumindest prügelte der sich nicht sinnlos.

Re: Das Rücker Anwesen

Verfasst: Donnerstag 3. März 2022, 21:10
von Aria
Sie starrte in die Dunkelheit des Brunnens. Er war so tief und schwarz und unergründlich. Kein Licht drang nach unten und es schien als ob diese Dunkelheit einen nach unten zog. Dann ergriff etwas ihre Hand, verflocht sich mit ihren Fingern und zog am ihrer Hand. Als sie sich endlich von der Dunkelheit lösen konnte und an ihrer Hand entlang blickte, sah sie dass es Jake war. In der nächsten Sekunde schloss sich sein anderer Arm fest um ihre Taille und zog sie zu sich. Sie prallte sanft an seine Brust und verfing sich in seinem Blick. Sein Geruch stieg ihr in die Nase und nun war sie ihm näher als je zuvor. Ihre Gesichter, nur einen Hauch voneinander entfernt. Ihre Herzen aneinander gepresst und im Einklang schlagend. Ihre Seelen verwoben wie die Finger ihrer Hände.
Die Welt um sie herum brennend und verrückt geworden, während sie beide nur sich sahen.
Ihre freie Hand hob sich und strich ihm über seine Wange.
Erst jetzt drang Jakes Frage zu ihr durch. „Ich weiß es nicht Jake…aber das hier it’s kein Trick….es muss irgendwas mit diesen beiden jämmerlichen Gestalten zu tun haben….der Mutter und dem Kind! hast du sie gesehen? Sie haben ihre Hände nach dem Hexer ausgestreckt…“ Sie nickte zu Reu „Er ist der einzige der es am ehesten versteht…es ist sein Beruf“ während sie sprach kam sie wieder näher an Jake heran, sprach langsam und bedacht, sodass er sie hoffentlich verstand. Niemals hatte sie seine Hand losgelassen. Nun hob sie die Hände zwischen die beide und legte sie auf ihre Brust „Diese Welt ist voller Dunkelheit und Monster…wenn du mich nicht weggezogen hättest wäre ich wahrscheinlich in den Brunnen gesprungen….irgendetwas Dunkles wohnt dort…“ Sie schauderte und wich nun ein paar Schritte, ihn mit sich ziehend. Dann holte sie die Wirklichkeit wieder ein. Die Stimmen wurden lauter, die Prügelei von Slava und Reuven zog ihre Aufmerksamkeit auf sie.
Der Hexer ging zu Boden, in Aria kochte wieder Wut auf . Wut…ein Gefühl dass sie nur selten in sich trug. Nun spürte sie, welche Stärke sie einem verleihen konnte. Aria sah Jake an, auch er war aus dieser fremden Welt gekommen…doch er führte sich nicht so auf wie Slava. Es reichte ihr…sie sog die Luft scharf ein, entwandt sich Jakes Griff und ging gerade auf Slava zu. Sie war wesentlich kleiner als die beiden Streithähne, aber ihre Aura verlieh ihr eine gewisse übernatürliche Größe auch wenn die beiden immer noch zu ihr hinab sehen mussten. Entschlossen stellte sie sich zwischen die beiden und fixierte Slava wie eine Raubkatze ihre Beute.
„Wage es nicht noch einmal!“ Durchschnitt ihre klare Stimme die Luft. Dann legte sich ihr Zeigefinger bestimmt auf auf seine Brust „wer glaubst du wer du bist? Du hast keine Ahnung von dieser Welt!!! Er…“ sie deutete auf Reuven „…ist der Einzige der hier weiß was zu tun ist!“
Die zierliche Frau reckte ihr Kinn nach vorne und schob Slava entschlossen einen Schritt nach hinten. Wahrscheinlich war der imposante Jäger mehr überrumpelt als eingeschüchtert. Dennoch grub sich ihr grüner, funkelnder Blick stechend in die Augen des Fremden der sie zuvor gerettet hatte. „Du lässt deine Finger jetzt von ihm!“ Die unausgesprochene Drohung war deutlich zu spüren. Dann löste sie sich von Slava und drehte sich dem Hexer zu „sag uns was zu tun ist! Ich bezahle dich wenn wir alle überlebt haben!“.
Aenye war nun zu Thorben in das Haus gefolgt und Aria drehte sich in die Richtung des Hauses um noch zu sehen wie sich hinter den Elf die Türe schloss.

Re: Das Rücker Anwesen

Verfasst: Sonntag 6. März 2022, 21:38
von Jakob von Nagall
Sie ließ sich fast widerstandslos vom Brunnenrand wieder herunter ziehen, sah ihn mit ihren leuchtend grünen Augen an und berührte dann plötzlich sanft sein Gesicht. Ein paar Herzschläge lang hätte die Welt einfach in Chaos und Blut untergehen können, es wäre ihm nicht aufgefallen. Er wusste, dass es falsch war, sie so nah an sich heran zu lassen - sowohl körperlich als auch emotional - aber für diese wenigen Herzschläge konnte er einfach nicht anders als ihre Nähe auf sich wirken zu lassen, ihren Duft zu atmen, der trotz der für sie inzwischen lagen Reise immer noch den Hauch von Blumen mit sich trug. Es kostete ihn alle Kraft, sie nicht noch näher an sich zu ziehen, doch sie dachte nicht daran, ihnen wieder Abstand zu verschaffen - ganz im Gegenteil. Und fast hätte er ihre Antwort einfach überhört.
Etwas Dunkles lauerte dort im Brunnen und es hatte mit den beiden Geistergestalten zu tun? Er krauste die Stirn und langsam setzte sich die Rädchen in seinem Kopf wieder in Bewegung, drangen die Vorgänge der Umgebung wieder zu ihm durch. Er hörte Aenyes Stimme und sie nannte den Fremden Vatt'ghern, das Wort, das sie auch für ihn gebraucht hatte. Das weckte seine Aufmerksamkeit und schließlich riss Slava diese ganz an sich, denn er attackierte den Mann ohne wirkliche Vorwarnung und dieser landete wie Jakob noch tags zuvor Nase voran im Dreck. Einerseits ein Umstand, den Jakob zunächst nicht als dramatisch erachtete, denn der Fremde war eben genau das: ein Fremder, der sich einmischte und dabei mit Überheblichkeit glänzte. Nichts was Jakob begrüßte, allerdings machte Aria sich sogleich von ihm los und auch Aenye blaffte Slava an.
Das die Prinzessin so einen Ton anschlagen konnte, überraschte den Knappen durchaus und es war ihm fast, als übe ihre Stimme dabei einen zusätzlichen Druck in seinem Kopf aus. Auch der Soldat wirkte durchaus überrascht und auch wenn Jakob ihre Worte nicht verstand, ihr Tonfall machte klar, dass der Fremde in diesem Moment höher in ihrer Gunst stand als andere Anwesende. Ein wenig Schadenfreude konnte Jakob nicht unterdrücken.

Alle Augen waren entsprechend auf die Prinzessin gerichtet, Jakob wandte dem Brunnen wie die meisten den Rücken zu. Was es war, das an seinem Schädelinneren kratzte und ihn in dem Moment den Kopf wenden ließ, als eine fürchterlich vertraute, kindliche Gestalt sich von dessen Rand abstieß und auf ih zuschnellte, wusste er im Nachgang nicht zu sagen. Jedenfalls bemerkte er sie und so gelang es ihm wie durch ein Wunder, den Körper zu zu drehen, dass die wie eine Lanze heran schießende Hand vor ihm die Luft teilte, anstatt sich in seinen Torso zu bohren und sein Herz zu zerquetschen (96/100).
Er machte einen Sprung zurück, dann einen weiteren, bevor Lydia ihm nachsetzte.
Lydia van Ameln, die Königin der Nacht, der erste unter den Todesengeln Gabriels. Ein Fleisch gewordener Alptraum im Körper einer kindlichen Frau. Ihre zarten Glieder steckten in eng anliegendem Leder, ihr blondes Haar war lose aufgesteckt, in ihren schwarzen Augen loderte die Blutgier. Jakob wusste, dass sie nicht echt sein konnte, denn es war trotz der Gewitterwolken Tag und sie zerfiel nicht zu Staub. Dennoch hatte er das untrügliche Gefühl, dass sie sein Herz zerstören würde, ließe er sie auf Armeslänge heran kommen. Ihre Art, Menschen zu töten.
Er langte nach seinem Schwert, verfluchte sich dafür, es zurück gesteckt zu haben und riss es im letzten Moment samt Scheide von seinem Rücken, um es ihr gegen die Rippen zu schmettern (35/100). Der Schlag hatte wenig Effekt, dafür fegten ihre langen Nägel über seine Brust und zerfetzten Stoff und Haut. Jakobs Ausbildung hatte längst die Regie übernommen, ließ ihn für fremde Augen fast übermenschlich schnell ausweichen und ihre Klauen mit dem Schwert in der Scheide ablenkend, während seine Lippen sich unablässig bewegten.
Endlich schaffte er es, seine Waffe zu ziehen, drehte sich einmal um sich selbst und schmetterte ihr dabei den Knauf mit dem Kreuz der Templer vor die Brust. Sie kreischte, die Stelle zischte geräuschvoll, nur machte es sie leider auch noch wütender. In einer eleganten Drehung wirbelte sie herum, glitt in seinen Rücken.
Sie greifen euch von hinten.
Jakob folgte ihrer Bewegung fast ebenso schnell und fließend, ließ das Schwert aus der Rückhand herum fahren (76/100). Doch Lydia duckte sich, griff nach oben und hatte sogleich seinen Schwertarm im eisernen Griff ihrer kleinen Hand.
Wie konnte so eine kleine Hand nur so zupacken?
Ein Gedanke, der ihn sogleich durchzuckte: sie hatte eine weitere Hand frei und er eine offene Blöße unter dem erhobenen Schwertarm.
Er war tot.
Der Revolver hing mit der Jacke in der Scheune.

Re: Das Rücker Anwesen

Verfasst: Montag 7. März 2022, 08:07
von Reynegh
Er brauchte einen Moment, um sich von dem Schrecken zu erholen, den der Anblick seiner verwelkenden Schwerthand in ihm ausgelöst hatte und so gingen die Dinge für eine Weile ohne ihn ihren Weg. Doch die Menschlinge schienen sich bestens ihrer Haut erwehren zu können, sowohl gegen die Schatten des Geistes als auch gegeneinander. Kurz erwog er daher, sich einfach auf die Suche nach Venden zu machen, bevor der irgendwas anstellte. Immerhin hatte Reynegh inzwischen eine grobe Ahnung davon, was das Tier so nachhaltig verschreckt hatte: der ballonartige Geist sah im nachhinein betrachtet wie eine überdimensionale Version der Attrappen aus, die die Ausbilder seines Volkes verwendeten, um die Ereymiu für den Krieg abzurichten. Große, mit Stroh, Blut und Steinen gefüllte Beutel aus Rohhaut, die dicht an Gestelle gehängt waren, schwangen und sich drehten. Meistens noch bemalt mit Fratzen und behängt mit allerlei reflektierendem Stahlwerk. Hatte er gerade also einen Blick auf Vendens Alpträume geworfen? Und wenn es Ängste waren, die der Geist benutzte, war seine verwelkende Hand dann überhaupt wirklich welk?
Reynegh bleckte die Fänge und schloss die Finger fester um sein Schwert. Der Schnitt schmerzte, aber sonst fühlte sich alles an wie immer. Er würde einfach nicht mehr hin sehen. Statt dessen blickte er also über den Platz, gerade als der Elf sich anschickte, das Haus zu betreten. Reynegh entschied, sie zu begleiten, denn zum einen hatte er gerade schon festgestellt, dass sich die Menschen ausreichend gut schlugen und zum anderen gehörte das Spitzohr in dieser Welt der Fraktion an, der sich Reynegh noch am ehesten zuordnen würde. Außerdem war der Zwerg verschwunden.
Er rappelte sich also hoch und lief mit langen Sprüngen, teilweise die freie Hand zu Hilfe nehmend, über den Hof zum Haus, um mit Aenye durch die sich schließende Tür zu schlüpfen.

Drinnen heulte noch immer der Geist, klapperte mit den Läden und polterte mit den Möbeln. Reynegh war nicht furchtsam, aber die Erscheinungen machten dennoch, dass sich ihm das Fell sträubte. Blitze und Elmsfeuer krochen über die verschimmelten Wände, es roch wieder nach Blut und auch nach Milchbrei. Ein Kind schrie irgendwo weit entfernt.
Langsam tasteten sie sich vorwärts, folgten den Spuren von Aenyes erstem Besuch und Thorbens breiten Füßen im Staub. Etwas war hier, um sie herum - er könnte es in den Schnurrhaaren und entlang der feinen Verästelungen in seiner Schädelhöhle fühlen. Als habe der Ort eine andere Luftdichte oder -zusammensetzung. Es roch nach Staub und Ozon.
Sie betraten das Esszimmer mit dem polierten Tisch, auf dem kein Staubkörnchen lag. Am Kopfende saß Thorben oder besser eine reifüberzogene, kältesteife Version des Zwergs, mit weit aufgerissenen Augen. In seinem Bart klebte eine Mischung aus weißlichem Brei durchzogen von roten Rinnsalen, vor ihm stand eine Schüssel mit ganz ähnlich aussehendem Inhalt. Darüber schwebte ein Löffel in einer grünlich verdichteten Wolke, die mit viel Fantasie eine Hand darstellen mochte. Der Geist heulte und lachte wild, während er proklamierte:
"EINEN für MAAAMAAAAHAHAHAHA!"

Erinnerungen,...

Verfasst: Montag 7. März 2022, 17:16
von Thorben Denger
"Du musst etwas essen, Thorben." sagte die freundliche Stimme seiner Mutter und hob einen Löffel mit Brei in Richtung seines Gesichts. Er konnte seine eigenen kleinen Händchen vor sich in Abwehr des heranrasenden Essens wedeln sehen. Doch konnte er sie nicht kontrollieren. Er war nur ein Zuschauer in diesem absonderlichen Spiel seiner Erinnerungen.
"Du musst groß und stark werden, mein kleiner Fratz. Nur große, starke Zwerge bringen es zu etwas im Leben."
Der erste Löffel fand seinen Mund und der widerliche Geschmack von Blut ließ seinen Magen rebellieren. Von außerhalb des kleinen Holzverschlags, der der Familie Denger als Heim diente, waren die Proteste und hasserfüllten Schreie der Menschen zu hören, die wieder einmal durch die Straßen Wyzimas zogen und keinen Hehl aus ihrer Abneigung gegen die Anderlinge machten.

Die Szene wechselte zum Inneren der kleinen Werkstatt, die sein Vater an die zugige Hütte angebaut hatte und in der er seinem Erfindungsdrang freien Lauf lassen konnte. Thorbens Vater war nie zu harter, körperlicher Arbeit gebaut gewesen. Im Gegensatz zu anderen Zwergen war er dürr und schwach, hatte aber einen wachen Verstand gehabt. Immer wieder setzte er neue Ideen in die Tat um, doch niemand in Wyzima interessierte sich für die Erfindungen eines verrückten Kleinwüchsigen. Die Familie unterstützte die Passion von Anders Denger, wo sie nur konnte, aber Geld brachte sein ungewohnter Beruf nicht wirklich ein.
Schon in jungen Jahren hatte Thorben seinem Vater bei seinen Arbeiten geholfen. Anfangs nur als Handlanger, so wie auch heute. Wieder sah er seine noch so kleinen Fingerchen nervös über die raue Maserung des Holzes huschen, welches ein neuer, modernisierter Butterstampfer hatte sein sollen. Doch irgendetwas daran hatte nicht gepasst und der Mensch, der wütend und mit gerötetem Gesicht in der Werkstatt stand, brüllte dem Erfinder nun seinen Hass ins Gesicht, dass der Speichel dessen sorgenvolles Gesicht traf. Ohne es zu wollen, ohne etwas beeinflussen zu können, trat Thorben vor, so klein und so ängstlich. Aber mit dem Herz am rechten Fleck. Er selbst tat seine Unmut über diesen Menschen kund, wobei sich seine Stimme schwach und piepsig in seinen eigenen Ohren anhörte. Der Mensch zögerte nicht lange und verpasste Thorben eine schallende Ohrfeige. Dann noch eine und wieder eine. Tränen rannen über sein Gesicht und durch sie sah der Junge verschwommen zu seinem händeringenden Vater auf, der einfach dort stand und betroffen drein schaute, ohne sich gewehrt zu haben. Ohne seinen Sohn zu verteidigen.
Und wieder schmeckte Thorben das Blut in seinem Mund. Diesmal war es sein eigenes. Das aus der aufgeplatzten Lippe und der angebrochenen Nase troff. Ein Geschmackt, der weitere Erinnerungen wach rüttelte.

"Einer für Mama, hmm Thorben?"
Wieder kam der Löffel auf ihn zu und strafte ihn mit metallisch, bitterem Geschmack.

Schneller und schneller stürzten die Bilder auf ihn ein. Diesmal war er auf den Straßen des Ghettos unterwegs. Die dunkle, regnerische Nacht wurde vom Feuerschein vieler brennender Häuser geflutet. Ein weiterer Pogrom fand gerade statt und Thorben, nun ein, für einen Zwerg, sehr schmächtiger Jugendlicher, war mit einer Gruppe gleichaltriger Zwergen und Elfen unterwegs durch die Gassen. Sie hatten auch in guten Zeiten viel miteinander unternommen, waren so etwas wie Freunde geworden. Und nun waren sie überein gekommen, etwas zu tun. Gemeinsam schnappten sie sich einzelne Menschen, Zweier- oder Dreiergrüppchen von ihnen, und bearbeiteten sie mit Fäusten und Knüppeln. Dabei achteten sie nicht darauf, ob diese Dh'oine etwas mit den Ausschreitungen zu tun hatten oder nicht. Wenn die Menschen ihren Hass blind ausleben konnten, dann wollten sie es auch tun.
Thorbens Fäuste waren bereits abgeschürft und sowohl mit seinem, als auch dem Blut der Langbeiner benetzt. Die Mordlust stand in seinen Augen und er freute sich so sehr auf das nächste, wehrlose Opfer, welches er in den Schlamm und Unrat der Straße prügeln wollte.
Doch statt wehrloser Opfer traf seine Gruppe auf einen organisierten Mob der Dh'oine. Mit Fackeln, Mistgabeln und sogar einigen Schwertern und Äxten zogen sie durch die Straßen und Thorbens Gruppe war ihnen direkt in die Arme gelaufen. Das Gemetzel war brutal und äußerst einseitig. Blut spritzte, Knochen knackten und Thorben sah immer wieder, wie einer seiner Freunde mit blutverschmiertem Gesicht in den Schlamm stürzte und dort seinen letzten Atemzug tat. Er schmeckte sein eigenes Blut, welches von einer Schädelwunde sein Gesicht hinab floss und seinen noch flaumigen Bart benetzte. Er spürte, wie die Sicht erst rot, dann schwarz wurde, als ihn ein weiterer Schlag ebenfalls in den Unrat der Straße beförderte. Der Geschmack des Blutes war der letzte Sinneseindruck für diese Nacht gewesen.

"Einer für Papa, damit du eines Tages so schlau wirst, wie er."
Zum dritten Mal kam der Löffel auf ihn zu und Thorben sah, wie er ohne sein Zutun mit einer kleinen, kindlichen Hand dem Besteck einen Stoß verpasste und sich der Brei über den Tisch verspritzte.
"Ach Thorben,..." seufzte seine Mutter schwer und leidgeplagt. Ihr Gesicht kam in sein Blickfeld. Dieses gutmütige, breite Gesicht mit den rotblonden Haaren. Dem zarten Flaum auf den Wangen. Und einer Träne im Auge. Als Kind hatte er es nicht bemerkt, aber nun wusste Thorben genau, dass er das emotionale Fass seiner Mutter zu diesem Zeitpunkt zum Überlaufen gebracht hatte.
"Papa is' nich' schlau!" hörte er sich selbst sagen. "Ein schlauer Papa würde was richtiges arbeiten und sich nich' so rumschubsen lassen!"
Die Tränen seiner Mutter rannen nun in Strömen, doch sie behielt tapfer das Lächeln für ihn aufrecht.
"Eines Tages wirst du erkennen, dass Gewalt keine Lösung ist, mein Kleiner."
Zärtlich wischte sie ihm versprühten Brei vom Kinn, schob ihn dabei wieder in seinen kleinen Mund hinein. Und der Brei schmeckte nach Blut.

Wieder war er in der Werkstatt seines Vaters. Diesmal war er bereits ein erwachsener Mann und seine Eltern waren soeben an der Pest gestorben. Vielleicht hätten sie sich von der Krankheit erholen können, doch hatten sie kein Geld gehabt, um ausreichend Essen kaufen zu können. Die Menschen hatten die Preise für Anderlinge ins Unermessliche erhoben und Armut und Hunger trieben die Bewohner des Ghettos dazu, sich gegenseitig für ein Stück Brot zu zerfetzen. Thorben selbst hatte keine Arbeit gefunden, um die Familie oder sich selbst zu ernähren und hatte sich letztendlich dazu entschlossen, die Erfindungen seines Vaters fortzuführen. Und er war nicht einmal schlecht darin gewesen. Sein abstruser Verstand war wie gemacht dafür, um die Ecke zu denken.
Trotzdem tat er sich schwer daran, den Geräten und Vorrichtungen den letzten Schliff zu geben, damit sie letztendlich auch das taten, was sie tun sollten. Immer wieder tobte er wütend in dem kleinen Schuppen herum, wenn wieder etwas schief gegangen war. Der Hunger trieb ihn an und der Hunger machte seine Hände schwach und zittrig. Und jetzt und hier hatte er sich an diese große Armbrust gemacht, an deren Bauplan er nun schon seit Wochen herum getüftelt hatte. Die letzten Teile hatten wunderbar aneinander gepasst und mit nervös klopfendem Herzen spannte er über die Kurbel den Mechanismus. Das klackernde Geräusch der Zahnräder und das spannende Geräusch der frischen Sehne waren wie Musik in seinen Ohren.
Doch plötzlich knackte etwas. Die Kurbel wurde ihm aus der Hand gerissen und die Sehne schnellte mit aller Kraft zurück, riss mitsamt der Rolle aus dem Bogen der Armbrust und verpasste Thorben einen ordentlichen Schlag ins Gesicht. Zum elften Mal diese Woche war sein Werk misslungen. Tränen der Hilflosigkeit rannen über sein Gesicht und vermischten sich mit dem Blut, welches aus der Platzwunde und dem Schnitt an seiner Braue hinablief, seinen Bart benetzte und ihm erneut diesen so bekannten, metallischen Geschmack im Mund bescherte, den er so sehr hasste, wie nichts anderes auf der Welt.

Thorbens kleine Hände griffen nach der Schüssel und warfen sie um.
"Will nich'! Will nich' so sein, wie Papa!"
Der Brei verteilte sich über dem Küchentisch des familiären Heims seiner Vergangenheit. Seine Mutter ließ den Löffel sinken und schluchzte bitterlich. Die Hilflosigkeit stand ihr ins ausgemergelte Gesicht geschrieben. Dem Thorben des Hier und Jetzt, der nichts anderes tun konnte, als durch die Augen seines jüngeren Ichs zu schauen, ging ein Stich durchs Herz, als er die Verzweiflung seiner Mutter sah, an der er nicht ganz unbeteiligt gewesen war.
[94/100] Mit einer Willensanstrengung übernahm er endlich die Kontrolle über das Handeln. Seine kleine Kinderhand fuhr hinauf und berührte zärtlich die Wange seiner Mutter. Sie schaute ihn mit aller Liebe an, die nur eine Mutter zu ihrem Kind aufbringen konnte. Die Zuneigung vertrieb den Tränenschleier vor ihren Augen und erneut stahl sich ein Lächeln auf ihre Lippen.
"Es wird alles gut, Mutter." flüsterte Thorben mit seiner eigenen Stimme und die Erscheinung verblasste ins Nichts. Das lächelnde Abbild von Lieske Denger war das letzte, was von Wind und Staub davon getragen wurde.

Thorben zitterte. Sein ganzer Körper war eiskalt erstarrt und über und über mit Rauhreif bedeckt. Der imaginäre Haferbrei war aus seinem Bart verschwunden, obwohl der Geschmack des Blutes noch immer seinen Mund malträtierte. Die Hände hatte er flach auf den Esstisch gelegt und sie hatten tiefe Spuren im der dicken Staubschicht hinterlassen. Für den Moment war die Illusion gebrochen, die Macht des Geistes unterbunden und alle sahen, wie das Innere des Anwesens wirklich war.
Die Augen des Zwergen richteten sich auf Reynegh und Aenye. Der Atem vor seinem Mund kondensierte und kleine Frostkrümel lösten sich aus seinem Bart, als er mit brüchiger Stimme sprach.
"Lasst uns das zu Ende bringen!"

Re: Das Rücker Anwesen

Verfasst: Dienstag 8. März 2022, 09:43
von Aenye an Invaerne
Was Thorben sah konnte Aenye nicht ahnen. Die Geisterstimmen riefen, aber woran sich der Zwerg erinnerte blieb ihr verborgen. Erst ganz zuletzt, ehe der Zwerg sich aus seiner Starre löste und vor sich hin flüsterte: "Es wird alles gut, Mutter." erst da bekam sie eine Ahnung was dem Zwerg wohl begegnet war.
Dass auch Reynegh ihr folgte und seine Angst zu bekämpfen hatte, dass er seine Schwerthand verlöre, auch das blieb allein seiner Wahrnehmung vorbehalten.
Nur einen kurzen Moment war ihr schlecht, einen kurzen Moment, in dem es der Geist auch bei ihr versuchte, (24/100) das Gefühl, das etwas in ihr wuchs, einen Moment nur, die Gewissheit, es müsse das Kind eines Menschen sein, einen Moment lang überkam sie die Angst es könne wahr sein, aber dann besann sie sich. Alles was dazu nötig war war schon viel zu lange her, und sie hatte keinen Menschen an sich heran gelassen, nicht einmal den Nilfgarder Hauptmann, der ihr schöne Augen gemacht hatte. Es konnte nicht sein. Nur die Angst blieb ein wenig haften.
Dann löste sich auch Thorben aus seiner Starre.
"Lasst uns das zu Ende bringen!"
"Thorben, ein Hexer ist da... aber einer von der Katzenschule. Er sagt, er kann helfen. Ich trau ihm nicht ganz... aber vermutlich brauchen wir ihn wirklich... du musst kommen, ehe Slava und er sich umbringen."
Das musste als Zusammenfassung der letzten Ereignisse reichen.
Nichts über seinen Auftritt, nichts über den Rest.

Re: Das Rücker Anwesen

Verfasst: Mittwoch 9. März 2022, 08:34
von Vyacheslav Sokolov
Aria baute sich vor ihm auf, so musste man es wohl nennen, wie sie so versuchte, größer zu scheinen als sie war. Ihr Finger schien sich in seinen Brustkorb bohren zu wollen.
„Wage es nicht noch einmal! Wer glaubst du wer du bist? Du hast keine Ahnung von dieser Welt!!! Er ist der Einzige der hier weiß was zu tun ist!“
Ihr Blick wollte ihn durchlöchern. wenigstens schwand dadurch ihre Anziehungskraft. Seine Züge, die für einen Moment entgleisen wollten hatte er schnell wieder im Griff, er setzte ein belustigtes Grinsen auf. Irgendwie war es witzig, wie sie ihm drohen wollte. Und dieser dahergelaufene Bandit sollte der einzige sein, der helfen konnte? Er sah ihn sich noch einmal an. Ein trübes Auge, ein Katzenauge. Also ein Anderling, und wie es aussah beherrschte er ein paar Tricks. In einem musste er ihr recht geben, er hatte keine Ahnung, was zu tun war, und dieser Typ bot einfach eine zu gute Zielscheibe um sich abzureagieren. Er hob beschwichtigend die Hände und trat einen Schritt zurück.
"Wie du meinst, soll er tun was er will." Und sie wollte ihn auch noch dafür bezahlen, was auch immer das sollte. Er würde sich zurückhalten, aber er fügte seiner imaginären Akte zu Aria einen neuen Eintrag hinzu.
Wie der Geist schließlich begann die Vampirin zu erschaffen bekam er nicht mehr mit. Er wandte sich um, wollte sich weiter umsehen, doch weit kam er nicht. Wenn er gedachte hatte, der Geist würde ihn verschonen, dann hatte er sich wohl geirrt. Aber genau das hätte der Geist vielleicht tun sollen, er war schließlich der einzige der versuchte den Hexer zu stoppen.

Was der Geist wach rief lag ein halbes Leben zurück, er hatte Wachdienst gehabt, das erste Jahr... unter einem Vorwand hatten sie ihn in die Fahrzeughalle gelockt.
Er hatte später sogar noch Ärger bekommen, weil er sich unerlaubt entfernt hatte.
Gerne hätte er sich später eingeredet, er habe jemandem helfen wollen... er hätte sich für einen schwächeren eingesetzt, das hatte er aber nicht. Der schwächere war er selbst gewesen. Er war jung gewesen damals, nicht übergewichtig aber von jener Konstitution, die man als teigig und bestenfalls als mangelnde Körperspannung beschrieben hätte, seine heutige Konstitution hatte er erst viel später erreicht. Noch ehe er zu dem verhärmten und kaltblütigen Mann geworden war war er ein junger Mann gewesen, anmaßend und arrogant aber dabei gefährlich naiv und. Einer, der Rechtfertigungen gesuchte hatte, und wenn nötig konstruiert. Er würde sich lange Jahre einreden, dass er nur die Grenzen hatte ausloten wolle hatte und später würde er alles ganz verdrängen.
Nie würde er zugeben, dass er wirklich die Kontrolle verloren hatte, dass er nicht Herr der Situation gewesen war und dass es nicht hatte verhindern können, das hätte seinem Selbstbild einen zu großen Knick zugefügt, den größten überhaupt.
Damals waren sie zu fünft. Anfangs mussten ihn vier festhalten, später reichten zwei.
Irgendwann hatte er abgeschaltet, sein Verstand, sein Selbst war woanders hingegangen.
Dissoziiert, wie er später lernen würde. Aber lange, sehr lange würde er den Begriff nicht auf sich anwenden. Ihm war schließlich nichts zugestoßen. Lange erinnerte er sich wirklich nicht.
Bis der Kontroller in Pripyat alles wieder hervorzerrte. Sein Selbstbild brach da zusammen, er konnte es weder leugnen noch erneut verdrängen. Allerdings hatte in seinem Kopf bereits wieder der Prozess begonnen es einzusortieren und so zu erklären, dass er vor sich selbst nicht vollkommen das Gesicht verlor. Er würde sich nun einreden, dass er nur seine Grenzen ausgelotet hatte, dass es ihm ein Training gewesen war.
Aber dann konnte man auch behaupten, Krieg wäre ein Würfelspiel.

Und was auch immer im Gange war, der Geist bemühte sich nun redlich, die frische Lackschicke erneut abzukratzen um die Wunden darunter freizulegen. Slava stand paralysiert da, unbewegt, obwohl auch der Hexer gerade gegen den Geist anging, er starrte in die Ferne, lange Momente.
Jahre später hatte er mit einem Scharfschützengewehr auf einem Dach gegenüber eines der vielen gleich aussehenden Hochhäuser im Umland von Moskau gelegen und hatte den Schädel eines Mannes im Visier.
Er hatte sie ausfindig gemacht, jeden einzelnen von ihnen, hatte Ihre Adressen kannte ihre Familien, ihre Arbeitsstellen, ihre Gewohnheiten.
Er sah zu wie Jener in einer viel zu kleinen Wohnung zusammen Mit Frau und Kind und Schwiegermutter am Tisch saß. Es gab Pelmeni, dazu Ketchup. Ohnehin eine westliche Unsitte.
Er hatte sich vorgestellt wie er abdrückte und wie sich das Hirn des Mannes mit dem Ketchup mischte, aber angedrückt hatte er am Ende nicht.
Nicht weil er Mitleid bekommen hatte, Mitleid kannte er zu der Zeit keines, vielmehr war er bereits berechnen genug um zu wissen, dass es ihn nicht zufriedenstellen würde.
Denn was brachte sein Sieg, wenn der andere nichts davon ahnte, und ein Hirn, das sich mit dem Ketchup vermischte eignete sich nicht mehr zu so einer Erkenntnis.
Und ihm war klar geworden, dass er in dem Moment bereits das zurück geholt hatte was sie ihm damals genommen hatten, die Kontrolle, er entschied über Leben und Tod. Und er konnte mit dem Wissen über dessen Leben noch mehr anstellen. Er würde etwas anders machen, er würde es ihn spüren lassen, ebenso wie die anderen.
Aber vielleicht hatte ihm das auch mehr genützt als er gedacht hatte, denn nur kurze Zeit später war ein Werber seines späteren Arbeitgebers auf ihn aufmerksam geworden.

Doch in dem Moment war Slava gefangen in der Erinnerung. Was der geist bezweckte, ihn vielleicht so weit zu treiben, dass er die Hand gegen sich selbst erhob, diese Frage blieb unbeantwortet. Aber er griff auch nicht ein, als sich der Geist aus Jakes Vergangenheit manifestierte und dem nach dem Leben trachtete.

Re: Das Rücker Anwesen

Verfasst: Mittwoch 9. März 2022, 09:20
von Reuven von Sorokin
Reuven rappelte sich auf.
Bewaffnet nur mit einem einfachen Stahlschwert. Gegen Geister... Wer war er schon?
Aber auch wenn man einem Hexer alles nahm, Das Schwert, die Rüstung, sogar das Medaillon konnte man ihm nehmen, aber was ihn damals verändert hatte, er war ein Hexer und blieb es.
Doch mit diesem Menschen mit dem seltsamen Akzent, der ihn so überrumpelt hatte, nein Hexer war der keiner, mit dem war er noch nicht ganz fertig. Seine Augen hatten tatsächlich etwas widernatürliches, aber es war keine Mutation, es war viel mehr das was dahinter lag, was sein Misstrauen erregte. ...und was er mit seinem Arm angestellt hatte, er hatte Kampfgeschicke, er würde sich in Acht nehmen müssen.
Doch blieb er ein Mensch, ein einfacher Mensch, kein Mutant.
(52/100) Wie alle seiner Zunft war er gegen magische Einflüsterungen immun, weitestgehend. Ob die Selbstzweifel nun dem Geist oder der Situation geschuldet waren, er würde es nicht erfahren.
Zuerst aber zog er den Stiefel wieder an, auch wenn der Löcher hatte.
Das Skelliger Mädchen wollte ihn bezahlen... Das klang doch schon wieder besser.
"Danke." dafür schenkte er ihr ein Lächeln. Er würde nicht fragen wozu, was sie mit dem alten Rücker Hof wollten, ihre Angelegenheit.
"Für eine Erscheinung liegt das Honorar normalerweise bei..." Er blickte von ihr zu dem Jungen... gerade noch rechtzeitig.
Was sich da manifestiert hatte unterschied sich von dem was eine Erscheinung normalerweise hervorbrachte, und zwar gravierend.
Doch ihm blieb nicht lange Zeit um nachzudenken.
Was nun den jungen Mann attackierte sah aus wie eine Bruxa und verhielt sich auch so, um wie viel tödlicher sie wohl war, das konnte er nicht ahnen. Aber er ahnte, dass es ein teil dessen war, was der Hof hervorrief.
Eine Erscheinung musste der Auslöser sein, er hatte die Hoffnung, pachte man die bei der Wurzel, war das die einzige Möglichkeit ihr beizukommen.
Der Junge Mann war gut, seine Bewegungen und sein Umgang mit dem Schwert zeugten von einer hervorragenden Schule. Nahmen die Wölfe nun Menschen auf und trainierten sie? Ohne die Mutagene? Er trug kein Medaillon, aber er kämpfte wie ein Hexer. Aber er hatte wohl keine Erfahrung mit Geistern, und Zeichen konnte er vermutlich auch nicht wirken.
Dafür hatte er selbst kein Silberschwert, der Junge schon.
Aber Yrden hatte schon einmal geholfen.
Es gelang ihm, gerade rechtzeitig. (77/100)
Er zeichnete einen zweiten Bannkreis und hieb auf die weibliche Figur mit dem Stahlschwert ein.
Unter dem Einfluss des Bannkreises war der Geist auch anfällig für Stahl, allerdings nicht im gleichen Maß wie ein Silberschwert und der Geist, der wohl der Angst des Jungen entsprungen war... Ja., so weit war er in seinen Schlussfolgerungen bereits, der Geist bediente sich bei den Ängsten der Anwesenden, sie waren in eine Falle geraten, eine Mächtige Falle, vor der auch Hexer nicht ganz gefeit waren. Zumindest konnten die Auswüchse dessen was erschaffen worden war genauso auch ihn töten. Wenn jetzt einer von ihnen träumte, dass sich die Erde unter ihnen auftat...
Ein Fluch, ein starker Magischer Ort.
Mit Sicherheit gab es auch einen jener Monolithen in der Nähe, die es selbst einem schwachen Magier wie es ein Hexer war, erlaubte Kraft zu ziehen.
Aber dessen Ausläufer erlaubten es auch anderen magischen Erscheinungen. So musste es sein.
Und diese zog auch noch Kraft aus der Luft. Es war kalt und es war immer dort kalt, wo sich eben etwas zusammenbraute.
"Scheiße, verdammte!"
Er erneuerte den Bannkreis und hieb weiter auf die Erscheinung der Frau ein. (80/100) Bruxa oder hoher Vampir. Es gelang, sie von dem Jungen abzulenken ihm genug Zeit zu geben, sich zur Wehr zu setzen. Hübsch war sie ja eigentlich. Eine Schande, dass es eine Erscheinung war. Noch ein Schlag, der ihr eigentlich den Kopf vom Hals getrennt hätte und dann löste sie sich auf.
"Hört auf zu denken und euch zu fürchten... Daraus zieht es Kraft. Du sprichst ältere Rede?"
Und an das Mädchen gewandte, und er blickte von ihr zu dem Jungen, was genau er zu ergründen versuchte verriet sein Blick vielleicht, ganz sicher aber seine anschließende Frage.
Noch einmal überschlug er kurz den Preis. Eine einfache Erscheinung brachte nur vielleicht 20 bis 30 Oren, aber dass hier kam einer Mittagserscheinung gleich, hier lag der Preis ungleich höher. Wieviel mochte das Mädchen bereit sein zu zahlen? Wieviel konnte sie zahlen?
"Eine Erscheinung wie diese kostet fast 1000 Oren... aber ich berechne nicht den vollen Preis, sagen wir 800. Dafür aber ich brauche etwas anderes... Ist jemand von euch zufällig noch Jungfrau?"