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Re: Stadtteil | Novigrader Docks
Verfasst: Montag 22. Januar 2024, 11:35
von Vyacheslav Sokolov
Slava aß, gar nicht undankbar, letztlich beide Schmalzgebächteile auf. Einfach frittierter Teig mit Zucker. Fürchterlich im Normalfall.
Während er aß beobachtete er Ion. Da sah alles so einfach aus. Kleine Gesten... was diese machten konnte er freilich nicht sehen oder spüren. Es hätte auch nur Theater sein können, aber Tatsache war ja, dass der Ring funktioniert hatte.
"Besser wäre das." war die Antwort zum Üben.
"Ich habe noch einen Termin beim Regenten, aber für dich habe ich jetzt konkret nichts."
Was mit Valentine geschehen sollte schob er nun bewusst weg.
"Aber später habe ich noch ein paar Fragen. Wir werden uns schon treffen."a
Re: Stadtteil | Novigrader Docks
Verfasst: Dienstag 23. Januar 2024, 00:43
von Avarion DeSpaire
Wieder nickte Ion und zog den Umhang etwas enger. "Ich werde wieder im Krankenhaus sein." sagte er ruhig. "Falls ihr mich braucht, müsstet ihr dieses mal allerdings einen Boten schicken oder selber kommen." Sein Blick glitt noch einmal zu dem Lagerhaus zurück und dann quer über die Straße in die Richtung, in die Nahuela weggebracht worden war. zumindest vermutete er das. So genau war seine Orientierung noch nicht in dieser Stadt und gerade das Hafenviertel mied er gepflegt. "Was mir noch einfällt. Es wäre gut, wenn ich als Berater, Angestellter oder Sonst was, so eine Art Passierschein bekommen könnte für das Tor. Ich verlasse zwei bis drei mal die Woche die Stadt um im nahegelegenen Wald zu üben. Magie will trainiert werden und außerhalb der Mauern stellen die Leute weniger Fragen. Meinem Pferd kommen die Ausflüge auch zu Gute. Könnt ihr mir so etwas beschaffen. Dann erspare ich mir die immer wiederkehrenden Diskussionen, wenn ich zurück komme und eine neue Wache Dienst hat."
Re: Stadtteil | Novigrader Docks
Verfasst: Dienstag 23. Januar 2024, 14:38
von Vyacheslav Sokolov
Slava nickte. Zum Krankenhaus wollte er ohnehin auch noch einmal und dafür gab es verschiedene Gründe.
Er lächelte noch. "Werd ich mir merken." Er hätte ohnehin nicht vorgehabt, den Ring so schnell noch einmal zu benutzen. Sonst ging es ihm gut. Kopfschmerzen würden noch bleiben für den Rest des Tages vermutlich.
"Einen Passierschein bekommst du, mit dem Siegel des Regenten. Hätte mir auch selbst einfallen können."
Die Leibwächter waren nie weit entfernt und Slava winkte einen weiteren heran.
"Ich brauche Brief, Feder, Tusche und Siegelwachs... bitte."
Er war nie ganz sicher, wieviel Höflichkeit angebracht und wieviel den Bediensteten gegenüber zu viel war. Er neigte selbst zu flachen Hierarchien und einem eher legeren aber höflichen Umgang im zivilen, aber im Einsatz verlangte er strikten Gehorsam und kein Wort zu viel. Gewöhnungsbedürftig für viele aber in der Regel verstanden es alle, die ihn kannten schon bald.
Es war immer wieder erstaunlich, wie schnell die Wächter etwas beschaffen konnte.
Als alles da war schrieb Slava, ähnlich wie zuvor schon Novkas Freibrief nun eine Erlaubnis das Tor zu jeder Zeit außer im Falle eines Ausnahmezustandes zu verlassen. Darunter Unterschrift und Siegel.
"Das sollte die Wache verstehen."
Re: Stadtteil | Novigrader Docks
Verfasst: Dienstag 23. Januar 2024, 17:05
von Avarion DeSpaire
Überrascht konnte Ion zeuge davon werden, wie viel Einfluss dieser Mensch hatte und wie geflissentlich die Angestellten für ihn arbeiteten. Wo auch immer sie so schnell jemanden um die benötigten Dinge erleichtern konnten. Er konnte nicht anders als kurz einen Anerkennenden Ausdruck zu zeigen. Während Slava alles gebracht wurde, musterte er diesen. Scheinbar hatte der Ring keinen bleibenden Schaden angerichtet. Vielleicht sollte er seinen eigenen ebenfalls einer genaueren Prüfung unterziehen und bei Gelegenheit den von Jarel auch. Nicht das es noch mehr seltsame Vorfälle gab.
Als Slava anfing zu schreiben kam er dann doch näher und betrachtete die Wortwahl. Als es daran ging den Namen zu schreiben half Ion weiter. "Avarion De'Spaire Avan'Seel." Das war die Offizielle kurze Version. De'Spaire war der Name seines Großvaters, den er angenommen hatte. Die ganzen Adelstitel seines Vaters mit Rang und Namen waren nie sein Ding gewesen. Aber der Nachname noch immer Teil von ihm. Sein Name wäre nur noch länger und noch unaussprechlicher geworden. Meistens ließ er den letzten Teil schon weg. Von den Titeln ganz zu schweigen. Komplett wäre es ein Meister Avarion De'Spaire Mascant Avan'Seel erster schwarzer Prior der manus igniefer. Bei dem Gedanken musste er fast schon seufzen. Hier wurde zumindest der kleine Teil notwendig, wenn er sich dann doch mal ausweisen musste.
"Danke." sagte er schließlich und nahm das Schreiben an sich, welches ihm für die Zukunft sehr viel mehr Freiheit und deutlich weniger Probleme verschaffte. Sorgfältig verstaute er es in seiner Tasche. Nun wartete er, ob Slava ihn entließ zu gehen, oder ob diesem doch noch etwas eingefallen war, was er zu erledigen hatte.
Re: Stadtteil | Novigrader Docks
Verfasst: Dienstag 23. Januar 2024, 17:40
von Vyacheslav Sokolov
Einen Moment lang hatte Slava tatsächlich überlegt, ob es Sinn machte, das Schreiben zu Personalisieren. Solange es keine Lichtbildausweise gab konnte sich jeder als Ion ausgeben. Andererseits mußte er dann Lügen, ein Blanko schreiben war schon deutlich leichter zu missbrauchen, auch wenn er sich hinsichtlich der Möglichkeiten nichts vormachte.
Wie schnell der Lebwächter die Sachen gebrachte hatte, das weckte wiederum Slavas Spieltrieb, eben die Möglichkeiten auszutesten. Ein Pferd? Eine Armbrust? gedeckten Tisch mitten auf dem Marktplatz? Einfach um zu sehen ob es ging? Irgendwann vielleicht.
Jetzt jedenfalls hatte er noch das eine oder andere zu klären.
Er realiierte erst gar nicht, dass auch Ion darauf wartete, dass er ihn entließ.
"Em... du kannst natürlich gehen... Wir sehen uns."
Gut war er noch nicht darin. Sicher gab es bessere Formulierungen und welche, die besser zu einem Freiherrn passten.
Bljad, was er noch alles zu lernen hatte.
Nachdem Ion weg war ruhte er sich noch einen Moment aus, es ging ihm gut, ja, aber viel davon war Show. Das Lager drehte sich noch immer und der Kopf pulsierte als hätte man ihm glühende Schürhaken entlang des Sehnervs in den Schädel getrieben. Zumindest nahm er an, dass es sich so ähnlich anfühlen mußte. Aber er war fest entschlossen, sich das nicht anmerken zu lassen, stand dann langsam auf, wie es ohnehin seine Gewohnheit war.
Er gab den Wachen noch Anweisung, sich im Hintergrund zu halten, ihm aber immer zu folgen und ließ dann das Lager von außen abschließen.
Eine Wachmannschaft aber würde noch bleiben bis die Kisten sicher an einen anderen Ort gebracht worden waren.
Dann verließ er das Lager und fand draußen auch sehr schnell den schlafenden Feldwebel Novka vor.
<Außerhalb an der Kaimauer>
Der nächste Poller war zu Weit entfernt, als dass er sich hätte drauf setzen können, alle Kisten und Säcke, die sich in näherer Umgebung aufhielten waren in Begriff neu verfrachtet zu werden, so dass auch sie nicht als Sitzgelegenheit herhalten konnte. Also blieb er stehen. Einen Moment wartete er noch, dann räusperte er sich.
"Das soll ich dir von der Kapitänleutnant geben... sie meinte, du weiß wozu?"
Und er reichte ihr das Päckchen.
Re: Stadtteil | Novigrader Docks
Verfasst: Mittwoch 24. Januar 2024, 08:17
von Valjan Novka
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vom:
Schlafen
Datum: 11:32 Uhr, 15. August 1278, Sonntag
betrifft: Slava, Herumstehende
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Ein Räuspern? Verdammt. Sie war doch wieder eingeschlafen. Und so ein Räuspern konnte nur eines bedeuten. Novka sprang auf, nahm Haltung an und bemerkte die Person der Räusperquelle… Nur Slava, Melitele sei Dank. Die kurze Erleichterung in ihren Gesicht schob sie allerdings gleich wieder weg. ‚Nur Slava‘ war nicht das Bild, das sie geben wollte. Da stand Oberst, Freiherr von Sokolov, Berater des Regenten, Chef des Geheimdienstes und so weiter, der bezüglich ihrer Person alles befehlen konnte und es wurde erledigt. Von ihren anderen Vorgesetzten würde sie nun etwas zu hören bekommen und so wollte sie schauen, statt erleichtert und erfreut.
Sie salutierte mit einem
„Ser“, schielte rasch auf die Wächter in der Nähe, um zu wissen wie viele Beobachter es gab und richtete die Augen geradeaus. Irgendwo knapp an Slava vorbei… aufs Meer. Hier in der Nähe saß sie oft als Kind und hatte aufs Meer gesehen, wie es zwischen der Hafeneinfahrt und all dem Betrieb aufblitzte.
Das angebotene Päckchen verwirrte sie. Kein Anschiss, nicht mal fürs Bild. Reflexartig griff sie dennoch danach, um es anzustarren. Von der Kapitänleutnant. Sie wüsste wozu. Sie... Ja, sie weiß wozu. Langsam nickte sie.
„Ein Teelöffel in Milch…“ Nicht, dass sie irgendwo Milch hatte. In der Stadt war es nicht so leicht an Milch zu kommen. Sie hielt sich nicht so lange und…
„Wir haben keinen... Холодильник.“ Schura jammerte darüber. Keine warmen Duschen. Keine Kühlschränke.
Novka räusperte sich und verstaute das Päckchen am Gürtel. Den Rat zu mehr Taschen und Beuteln hatte sie angenommen und inzwischen ein ganzes Sammelsurium dabei: Neben Lederbändchen, Kohlestiften, losen Blättern und Verbandszeug steckte gut versteckt in Tuch gewickelt neuerdings ein PDA und nun serrikanische Heilmittel bei Monatsbeschwerden.
Re: Stadtteil | Novigrader Docks
Verfasst: Donnerstag 25. Januar 2024, 08:44
von Vyacheslav Sokolov
Er hatte gerade keine Lust zu rügen. Hätte er müssen? Vielleicht. Für die Einhaltung der Dienstpläne waren die direkten Vorgesetzten zuständig, ihm konnte das egal sein.
Vielleicht lag es daran, dass zwischen ihnen tatsächlich noch eine verhältnismäßig lange Befehlskette lag, so lang, dass er Novka nicht als direkte Untergebene sah. Was arroganter klang er er es meinte.
Vielleicht hatte er auch nur einen Narren gefressen an dem Feldwebel. So oder so, erklären musste er ohnehin nichts, er stellte sich selbst nur pausenlos solche Fragen, kam aber in der Regel zu dem Schluss, dass er schon alles richtig machte und ohnehin meistens recht behielt.
Seine Leibwächter standen etwas entfernt und als gehörten sie gar nicht zur Szene. Das waren gute Leute, gut ausgebildet, wachsam, geistesgegenwärtig und ein wenig skrupellos. Aber es waren keine guten Schauspieler. Mit etwas Übung konnte man jeden einzelnen von ihnen in der Menge ausmachen, zumal sie sich nicht sehr weit entfernten.
Dafür dachten sie aber auch nur im gewünschten Rahmen selbstständig und würden niemals hinterfragen, weshalb sich der Freiherr so ungezwungen mit dem Feldwebel unterhielt, Päckchen übergab und ähnliches. Ihr Glaube und ihr Vertrauen in die Krone oder besser den Regenten war derart unerschütterlich, dass sie automatisch davon ausgingen, alles wäre zum besten der Stadt.
Der Atheist in Slave rollte darüber unsichtbar mit den Augen. Der Mensch war einfach in der Hinsicht nicht zu retten. Echte Freiheit von einem Gott und Religionen gab es einfach nicht. Die meisten suchten sich irgendeinen Ersatz. Für ihn eine nützliche Eigenschaft.
Einen Teelöffel in Milch... es brauchten diesen kontextlosen Satz gar nicht dass Slava längst begriffen hatte, dass die beiden Frauen etwas verband, das mittlerweile vermutlich über das ha'daja hinaus ging. Und dass ein gewisser Feldwebel seine Befugnisse mittels eines Schreibens sehr frei auslegte hatte nur einer kurzen Unterredung mit ein paar der Männer des Regenten bedurft. Trotzdem war das jetzt nicht das Thema.
"In Sibirien, da wo ich herkomme, hat man ehe der Kühlschrank erfunden wurde einen Frosch in die Milchkanne gelegt. Ich weiß nicht ob es ein spezieller Forsch war, aber das was er über die Haut absondert hat wohl verhindert, dass die Milch sauer wurde. Ich weiß auch nicht wie man sich das konkret vorzustellen hat, wie lang der drin bleibt... Ein wenig eklig ist es ja schon."
Was man so auf dem Dorf erfuhr, in der Datscha oder überhaupt, wenn man den alten Leuten zuhörte. Kurz dachte er an das Häuschen, die Blechbadewanne im Hof, die man erst mit dem elektrischen Wasserkocher füllen musste... auch an das Plumpsklo das man alle 10 Jahre neu graben musste. So vergleichbar das doch mit dem Leben hier war, es war immer nur für ein paar Wochen gewesen, dann war es lustig. Das war vorbei.
"Ich habe meine Gründe für mein Vorgehen, wie eben. Ich weiß, du würdest gerne alles wissen, aber ich kann dir nicht jedes Mal eine zufriedenstellende Erklärung geben. Ich versichere dir aber, das dient wirklich dem Wohl der Stadt, und nur der Stadt, nicht unbedingt der Krone, mehr der Freiheit für Anderlinge. Mehr kann ich dir aber zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Du wirst es aber erfahren...nehme ich an, auf die eine oder andere Weise."
Auch wenn er dafür gehängt werden sollte würde sie es in der Anklageschrift finden, wenn auch verdreht. Aber er hatte nicht vor, sich dafür hinrichten zu lassen und er vertraute nach wie vor felsenfest darauf, dass er das in die richtige Richtung gebogen bekam.
Re: Stadtteil | Novigrader Docks
Verfasst: Donnerstag 25. Januar 2024, 11:11
von Valjan Novka
Nachdem Slava nichts Gegenteiliges sagte, sah Novka mehr oder weniger weiter aufs Meer und hatte ohne Päckchen in den Händen wieder Haltung angenommen. Sie war gespannt was nun kommen würde. Eben noch wäre beinahe der halbe Hafen explodiert, aber es kamen… Frösche. Er redete von Fröschen in Sibirien. Das war nicht Petersburg. So viel hatte sie inzwischen gelernt. Blinzelnd hörte sie ihm zu. Machte er es mit Absicht? Eine belanglose Plauderei einfügen? Oder war es diese Lehrersache, die Schura erwähnt hatte? Wenn Du etwas wissen willst, reicht ein Stichwort, dann wird er Dir darüber dozieren. Es war nicht so, dass Novka nicht versuchte sich das vorzustellen, wie Frösche in Milchkannen saßen. Oder warum die nicht heraus hüpfen. Oder ob sie wie in Wasser gar nicht ertrinken. Konnten Frösche in Milch atmen? Würden sie nicht etwas anderes absonderten neben dem Gewünschten. Oder konnte man das Sekret der Haut nicht auch abstreifen und so in die Milch geben? Statt Fröschen, die in Milch baden.
„Kuhmilch?“
Klar… Novka hatte so viele Fragen an diesen Mann. Ganz unterschiedliche. Manche unschuldiger Natur zum Fortschritt seiner Erde, andere weniger unschuldig wie man Leichen verschwinden lässt oder was mit all den Leuten auf sich hat, die Slava um sich scharrte, glaubte er diese Geistersache? Der kleine Bruder vom großen Drachen? Würde das Nowigrad helfen oder ihm?
Aber sie hatte sich entschieden zu fragen, ob man in Sibirien früher Kuhmilch trank statt Ziegenmilch. Großartig.
Zum Glück kam Slava selbst zum Thema zurück. Die Sicherheit der Stadt. Und er sagte das, was sie erwartet hatte. Sie schloss die Augen und atmete ein. Sie spürte ihren Herzschlag, wie er leicht schneller wurde, sie hörte diesem zu, versuchte ihn wieder zu beruhigen und atmete aus.
„Ich weiß...“, sagte sie schließlich sehr leise aber deutlich.
„Ihr sagt mir, was ich wissen muss. Auch damit ich das tue, was ihr wollt statt… im Übereifer zu viel. Und Ihr… meint es… gut.“ Wie dehnbar dieser Begriff war, wusste sie auch. Im Gegensatz dazu, warum Slava das überhaupt tat. Wollte er Regent anstelle des Regenten werden? Oder machte es einfach nur Spaß? Aber Novka schob diese Gedanken dazu weg.
„Ihr habt recht damit. Ich könnte ihr Vertrauen nicht gewinnen, wenn ich wüsste, dass ich es wieder brechen muss oder was sonst der eigentliche Plan ist. Ich kann auch nicht Schura…“ aushorchen. Zu viel fragen mit dem Wissen, das er deshalb möglicherweise Ärger bekommt. Das sprach sie nicht aus, das hatte er sich bestimmt eh schon gedacht.
„…alles kann ich nicht spielen. Vielleicht mal die oxenfurter Geschichtsstudentin, um mit dem Personal der Wiskieaks in Verbindung zu kommen oder euer Gelegenheitsflittchen für den Herbstball. Aber jemanden verraten?“ Dafür ist sie einfach zu nett. Iskustf trebujet schertf hin oder her. Sie schüttelte leicht den Kopf. Sie war hier wegen Menschen wie Olga, hätte das Dinge den Boden getroffen, wäre sie sicher nicht weit genug weg gewesen. Schließlich wohnt sie ums Eck.
Während Novka sprach hatte sich ihre Körperhaltung nicht wirklich geändert und sie starrte irgendwo auf einen Punkt, an dem das Meer den Himmel traf.
„Darf ich Euch eine Frage stellen, Ser?“ Erst jetzt sahen zumindest ihre Augen zu dem größeren Mann hinauf, beobachteten seine Zustimmung. Dennoch sammelte sie sich nochmal, bevor sie wieder ansetzte: „Vertraust Du mir?“
In der Zelle mit Nahuela hatte sie heute eben über gegenseitiges Vertrauen gesprochen, aber es ging immer nur um ihres. „Für mich ist das hier Zuhause und kein…“ Welches Adjektiv hatte Schura für ihr Welt verwendet? „kein… kein… Средневековая Припять.“
Re: Stadtteil | Novigrader Docks
Verfasst: Sonntag 28. Januar 2024, 10:50
von Vyacheslav Sokolov
Die Frage nach der Kuhmilch bejahte er. "Überwiegend."
Dass ihr absolut klar war, dass auch sie etwas wie seine Schachfigur war wurde nun auch dem Oberspion klar.
Es ging zu viel um Vertrauen. Viel zu viel.
Aber er konnte froh sein, dass es für sie noch eine Rolle spielte.
Geschichtsstudentin und Gelegenheitsflittchen. Für letzteres war sie zu jung, viel zu jung. Wenn das war sie wirklich höchstens das aufmüpfige Töchterchen. Für die Besetzung der Ehefrauenrolle hatte er schon Ideen. Und dann...
Vertraust du mir.
Das war mit eine der schwierigsten Fragen, die man jemandem wie Slava stellen konnte.
Er hätte sich jetzt zu gerne eine Zigarette angezündet, hatte aber keine mehr bei sich.
Vertraute er? Irgendwem?
Nein, natürlich nicht. Er ging kalkulierte Risiken ein aber er vertraute nie. Nicht Schura und nicht einmal Jarel. Er hatte nur mit einem Anflug von Fatalismus entschieden, dass es das Risiko wert war.
Und Novka? Auch hier war es eine Kosten-Nutzen Abwägung gewesen, der Nutzen überwog deutlich den Schaden. Sogesehen... Konnte man das nicht auch unter einfach unter dem Begriff Vertrauen subsummieren?
Er dachte länger nach als gewöhnlich.
Einfach Ja zu sagen wäre eine Lüge gewesen und eine Beleidigung von Novaks Intelligenz.
"Ich vertraue kaum jemandem, aber ich weiß dass du mir vertraust und ich will das nicht enttäuschen.
Und Nowigrad ist auch zu meiner Heimat geworden. Es hat etwas gedauert und ich habe immer noch Anpassungsschwierigkeiten, aber ich kämpfe für die Stadt und für das Land weil ich sehe, dass sie bei allen Fehlern die sie hat, frei ist. Unter Nilfgarder Herrschaft wäre alles von oben gelenkt, die Wirtschaft der Glauben alles folgte einem staatlichen Plan. Es gibt vergleichbares bei uns... und das halte ich für falsch. Auch wenn ich den Orden manchmal am lieben im Meer versenken würde, den Widerstreit der Mächte ist wichtig für ein Gleichgewicht." das hatte eben auch der Regent begriffen und deswegen hatten die beiden Männer sich auf Anhieb verstanden.
"...und ich weiß, du willst auch nur das beste für die Stadt und wirst alles dafür tun. Wir haben das gleiche Ziel nur unterschiedliche Werkzeuge. Deshalb... das kommt dem was man Vertrauen nennt wohl recht nahe. Nur meine Werkzeuge sind gefährlich, aus manchem will ich dich einfach lieber raushalten, denn es reicht wenn im Ernstfall mein Kopf rollt. Wenn ich dafür hänge, dann braucht es Leute wie dich, die weiter machen und nicht mitgerissen werden. Deswegen kann und werde ich dir nie alles erklären können. Nicht um dich zu manipulieren sondern um dich zu schützen."
Re: Stadtteil | Novigrader Docks
Verfasst: Sonntag 28. Januar 2024, 21:07
von Valjan Novka
Es dauerte länger bis die Antwort kam, eine Zeit, die Novka weiter aufs Meer starrte. Sie hatte auch keine Zigaretten dabei. Sie mochte den Geruch nicht. Aber diesen suchenden Blick kannte sie inzwischen von Schura wie als man Flammenrosenritter beobachtet hatte, die aufgehängte Leichen von Kollegen aus den Bäumen pflückten.
„Das waren viele Worte für 'ich kann das nicht'.“ Sie lächelte dünn, aber es erreichte ihre Augen. Es war keine Lüge, kein Kopf tätscheln, er gab sich Mühe und mehr würde sie nicht kriegen. Nicht jetzt. Vielleicht sehr viel später, wenn sie dem alten Mann beim Treppensteigen helfen musste. „Ja, ich hab Eltern, das kenne ich.“ Dazu, dass man sie doch nur schützen wolle statt zu manipulieren.
„Nur, glaube ich nicht, dass es viel damit zu tun hat, was ich weiß oder nicht.“ Sie drehte sich zum ihm, machte ein kleinen Schritt auf ihn zu, sodass sie sehr leise reden konnte, aber zwangsweise aufsehen musste. „Es wird nur davon abhängen, ob ‚man‘ mich ebenfalls fallen sehen will oder nicht. In meiner rückständigen Welt trennt mich vom Strang nur eine Schicht wattierter Waffenrock. Für dieses Risiko brauche ich Euch nicht. Ihr könnt Eure... Begeisterung für Wölfe leugnen. Ähnliches kann ich nicht.“ Sie zog die Luft ein und streckte dabei unweigerlich die Brust raus. Daneben war sie im Grunde ein Niemand. Feldwebel der Wache ja, aber kein Haus, keine Familie, keine Macht dahinter. Selbst viele Kollegen sahen in ihr einen Emporkömmling, falls der verschwand wurde wenigstens ein Posten frei. „Aber wenn ich es nicht wäre, dann hätte ich zu viel gewusst und Ihr nichts gegen mich in der Hand. Oder das Ha’Daja hätte einen Unwürdigen erdrosselt, spätestens die Besitzerin.“ Sie atmete spürbar aus. Ohne ihre Weiblichkeit wäre sie wahrscheinlich tot. Sie machte sich wenig Hoffnung, dass Slava einen ‚ihn‘ in dem Kerker am Leben gelassen hätte, nachdem was sie gesehen hatte.
„Ich frage mich nur, ob ich bestimmte vermisste Personen nicht suchen sollte oder ob mir vielleicht andere Details auffielen, wenn ich mehr wüsste worauf man schauen sollte. Aber wahrscheinlich hab ihr genügend Ohren überall.“ Sie musste schmunzeln, sah verlegen zu Boden. „Aber vielleicht, Ser, wird es Euch mal zu einsam in Eurem Kaleidoskop und dann hätte ich das gefährlichere Werkzeug von uns beiden.“ Mit einem niedlichen Grinsen sah sie zu ihm auf. Du bist mir nicht böse, oder?
Re: Stadtteil | Novigrader Docks
Verfasst: Montag 29. Januar 2024, 17:07
von Vyacheslav Sokolov
Und so erwischte er sich mehr und mehr dabei, dass er wollte, dass sei verstand, nicht nur gehorchte.
Fuck.
Allerdings unter oder überschätzte sie wohl seine Kaltblütigkeit. Je nachdem... Auch einen Mann hätte er dafür nicht verschwinden lassen und wäre sie eine ernste Bedrohung gewesen, er hätte auch eine Frau beseitigt. Auch hier herrschte bei ihm absolute Gleichberechtigung.
"Unterschätze unser Rechtssystem nicht. Auch wenn es immer noch standrechtliche Urteile gibt und sich nur die Reichen und Einflussreichen Anwälte... also Fürsprecher leisten können wird man dennoch nicht ohne eine Prüfung der Vorwürfe einfach gerichtet. Das gilt auch für Mitglieder der Wache. Und je glaubhafter du sagen kannst, du hättest von nichts gewusst umso eher wird man dir auch glauben. Du sagst selbst, dass du nicht gut lügen kannst. Und das will ich dir auch ersparen."
Und auch diese Frau schaffte es, dass er kurzzeitig den Faden verlor. Oder besser, es würde ihm vielleicht an anderer Stelle einfallen die sich nach dieser zutrug, dass er die Frauen vielleicht einfach nicht immer verstand - aber das mehr als eine Woche später... ja fast zwei.
Jetzt stutzte er also nur kurz, aber er fragte nicht nach. Im Grund begriff er ja was sie sagen wollte.
"Du wirst es erfahren, aber nicht jetzt. Nicht diese Sache. Du weißt ohnehin schon mehr als alle anderen, eben damit du die Augen offen halten kannst. Du weißt von den Nilfgardern, welche vermutlich die Wache unterwandern. Deswegen ist ja auch Cat bei dir. Die Leiche verfolgen zu lassen war übrigens eine gute Idee. Aber ich sehe auch, dass du zu Alleingängen neigst... dich mit der Gefangenen triffst... oder den Wiskieaks. Das ist gefährlich. Wenn du die falsche Frage stellst, das kann dich den Kopf kosten. Leute die wie diese... Die lassen dich noch eher verschwinden als jemand wie ich. Denn sie agieren so geschickt außerhalb des Gesetzes, und das schon seit Generationen, dass derzeit nicht einmal ich ihnen etwas nachweisen kann, dabei bin ich sicher, dass sie Dreck am stecken haben. Also sei vorsichtig."
Fast hätte er gelacht, als er den Gedanken fortführte. Sie pisste gerne mächtigen ans Bein, er auch... dabei wusste sie vielleicht sogar noch besser was sie tat, denn sie kannte die Welt. Er kannte dafür das Geschäft.
"Leute wie die vergreifen sich auch nicht zuerst an dir, sondern an deiner Familie. Denk immer daran."
Er zog seine Jacke glatt, obwohl die gar nicht verknittert war, aber er musste nun lso, da gab es noch eine weitere Unterredung.
"Und jetzt geh nach Haus, schlafen. Wenn nötig mach ich einen amtlichen Befehl daraus."
Ein etwas schiefes Lächeln. Und er würde jetzt dem Regenten Rede und Antwort stehen. So recht drängte es ihn dazu auch nicht.
Re: Stadtteil | Novigrader Docks
Verfasst: Dienstag 30. Januar 2024, 08:33
von Valjan Novka
Unser Rechtssystem. Novka brauchte ein bisschen bis sie wusste welches Rechtssystem er meinte. Zuerst dachte sie an Zaren und Sowjets oder was auch immer sie in ihrer Welt alles hatten. In ihres setzte sie in der Tat wenig Hoffnung, was man vielleicht in ihrem Gesicht sah. Sie sah in der Wache häufig genug, wie Personen einfach mal verschwanden. Sie wusste inzwischen aber auch, wann man Slavas Belehrungen zur Kenntnis nahm und abnickte. „Mein Leben ist eine Lüge.“
Zu den Alleingängen sah sie kurz trotzig auf. „Das waren sehr verkürzte Dienstwege.“ Der Zwergenschmied und die Halblingleiche zumindest. „Zu den Wiskieaks hab ihr mich geschickt - indirekt wegen des Hexers. Ich wusste nicht, dass sie Euch auch wegen… Anderem interessieren.“ War dann nur irgendwie passend und wurde ihr eigentlich auch erst jetzt bewusst, dass Slava da viel tiefer grub. Dass man dort etwas finden könnte, war sie sich sicher. Aber da machte sie sich nicht so viel Sorgen, das Geschwätzt von Weibern interessierte meist niemanden. Doch der Hinweis mit ihrer Familie saß, dafür musste niemand Gedanken lesen können. Ihre Familie kannten die meisten genügend. Selbst Schura hatte sie ohne wirkliche Sprachkenntnis gefunden. „Danke, für die Kohle“, murmelte sie darauf nur. Sie hatte verstanden, dass ihre Eltern nicht sehr gut versteckt waren.
Doch bei der Erwähnung der Gefangenen wurde ihr Gesicht leicht keck. Gerade mit dieser hatte sie zwar nichts gemacht, was nicht im dem Schrieb stand, aber noch lange nicht alles Slava davon erzählt: „Sie hat mir gezeigt, wie ich mit dem Ha’Daja die unsichtbare Welt sehen kann.“ So wie ihre Augen blitzten vielleicht auch mehr. „Jetzt weiß ich wie eine Kobra aussieht. Schura ist ein Hirsch und Rudvig ein kleiner Greifvogel… ein kleiner Habicht… wie heißen die? Sperber?“
Jetzt war es ihr wieder eingefallen. Flinke kleine Raubvögel. „Warum so viele Raubtiere?“ fragte sie sich selbst. Schura ist kein Raubtier, trotz des Hinterkopfs.
Kurz grübelte sie, bestätigte Slavas Hinweis, dass sie nach Hause gehen sollte. Ein amtlicher Befehl. „Ist nötig… hab noch bis Mitternacht Dienst.“ Nach Hause. „Ist Schura da?“ Zuhause? Er erwartete sie zumindest zurück, oder?
Und ja, sie war verdammt müde, trotz der kurzen Nickerchen. Noch einmal sah sie in diese grünen Augen „Ich will's lernen, Slava.“ das Geschäft.
Re: Stadtteil | Novigrader Docks
Verfasst: Dienstag 30. Januar 2024, 10:04
von Vyacheslav Sokolov
Ihr Leben... eine Lüge... Er musterte sie kurz auf diese Weise, die leicht den Eindruck erzeugte, er könne hindurch sehen. Es war nicht so, dass er das nicht schon selbst erwogen hatte.
"Ich kann dich auch ganz offiziell als meine in meinen Stab holen..." Dann würde ihm zwar ein Kontakt in der Wache verloren gehen, aber das war kein größeres Problem, er würde schon wieder jemanden finden.
Und er meinte es ernst.
Und irgendwie nahm das Gespräch dann eine ganz bestimmte Richtung - drehte zuvor allerdings noch eine Ehrenrunde.
Unsichtbares... diese Geisterwelt, die ihm einerseits suspekt war, aber andererseits mit der Zone so merkwürdig vertraut.
Dass er wohl eine Kobra war, das war ihm ja klar gewesen.
"Schura ein Hirsch... auf merkwürdige Weise passt das."
Der Sperber... Es musste ja nicht unbedingt der Name sein, er war ja auch kein Falke. In dem Fall bedeutete es wohl, dass er den Namen später danach gewählt hatte. Somit kannte er auch die Geisterwelt. Was ihn noch ein Stück gefährlicher machte. An einen Zufall glaubte er nicht, dazu war der Vogel zu speziell.
Bei gewissen Archetypen hätte er sich davon überzeugen lassen, nicht aber bei einer Unterart.
"Sperber ja... aber damit nicht ungefährlich."
Und er hatte ihn freigelassen.
Weil er etwas von ihm wollte.
In den nächsten Tagen würde sich zeigen ob er es bereuen würde.
"Ich schätze, wer kein Raubtier ist versteckt sich lieber? Aber ein Hirsch ist definitiv kein Räuber."
Wehrhaft, ja, aber eigentlich friedlich wenn man den seinen nicht zu nahe kam. Ja, passte wirklich.
"Ich kümmere mich darum, dass du freigestellt wirst, wegen irgendeines Sondereinsatzes..."
Und sie wollte das 'Geschäft' lernen...
Noch einmal der durchdringende Blick.
...die berechnende kaltblütige Arbeit des Geheimdienstes. Das was er machte um jene zu schützen, die nicht einmal genug Phantasie hatten um sich vorzustellen dass der Tod nicht die schlimmste Strafe war.
"...und wenn du es wirklich willst bringe dir auch mein Geschäft bei, aber dir muss klar sein, dass du Opfer bringen musst. Willst du das? Und das erste wird dabei dein gutes Gewissen sein. Du wirst nie wieder in den Spiegel sehen können ohne dich zu fragen ob du immer noch ein Mensch bist. Und das ist auch nötig, denn wenn du dich das nicht mehr fragst ist es zu spät. Und ja, das macht einsam. Überleg es dir also gut und lass dir Zeit mit der Antwort."
Re: Stadtteil | Novigrader Docks
Verfasst: Dienstag 30. Januar 2024, 15:18
von Valjan Novka
Ganz offiziell in seinen Stab? Novka dachte eine Weile nach und schüttelte dann langsam den Kopf.
„Ich möchte… beim Volk bleiben. Sichtbar. In der Nähe. Ansprechbar.“ Zumindest so lange sie konnte, sie machte sich wenig Hoffnung, dass sie das Versteckspiel ewig aufrecht erhalten könnte. Slava hatte gestern im gleichen Atmenzug gesagt, weibliche Wächter wären ein Wunder, aber Greifenreiterinnen bestimmt irgendwie machbar. Sie stand hier. Ein Greif war nicht zu sehen. Trotzdem war es war eine Frage der Zeit bis sie aufflog, als Feldwebel waren noch mehr Augen auf sie gerichtet. Deshalb
„Ich komme darauf zurück, Ser.“ Ganz bestimmt und es tat gut einen Notfallplan zu haben. Sie machte sich keine Mühe diesen Gedankengang zu verstecken und ihr darauf zurück kommen möglicherweise einer Art Untertauchen gleich kam.
Die Geisterwelt interessierte ihn erwartungsgemäß mehr, als die Ausreden und Rudvig ein Sperber überraschte ihn nicht. Novka runzelte die Stirn. Slava wirkte als sei es eine Bestätigung. Sperber. Ein Zauberer, vielleicht Magier? So Portale machen und so war nicht so gewöhnlich, oder? Novka kannte eine Magierin, die man auch Eule nannte. Wie die meisten in er Stadt. Ein Magier, den man Sperber nannte? Gab es Absolventenlisten von Ban Ard? Konnte man die irgendwo nachlesen? Man konnte sehen, dass sie nachdachte und nur noch mit einem Ohr den Raubtieren folgte. Oder in Akten der Wache? War der mal aufgefallen? Oder… sie unterbrach ihre Gedanken und lächelte unschuldig.
„Keine Alleingänge.“ Es klang mehr wie ein Mantra.
„Danke“ zum Sondereinsatz Schura besuchen. Ja, das würde sie jetzt machen, wie im Traum. Hoffentlich war er zu Hause.
Selbst der durchdringende Blick konnte das verträumte Lächeln nicht ganz vertreiben. Die Worte trafen sie aber dennoch. Das gute Gewissen verlieren. Einsamkeit. Ging nicht irgendwie beides? Auf der anderen Seite, wen hatte sie schon? Ihre Eltern. Olga, die mit ihrer Familie zu beschäftigt ist. Und sonst?
„Ich... denke darüber nach.“ Soweit war sie mit ihm einer Meinung, die Antwort hatte Zeit und vielleicht konnte man noch ein paar Worte mehr dazu sagen. Mit einem
„Ser“ salutierte sie und trat einen Schritt zurück, um zügig zu gehen.
<geht hier weiter>
Re: Stadtteil | Novigrader Docks
Verfasst: Mittwoch 31. Januar 2024, 16:27
von Vyacheslav Sokolov
Slava sah ihr hinterher.
Er wollte keine Antwort, nicht jetzt. Aber er ahnte auch schon wie ihre Entscheidung letzten Endes aussehen würde. Noch ging es gut bei der Wache, aber wer sso umtriebig war fiel auf.
Manche wegen waren wohl vorgezeichnet.
Er atmete noch ein paarmal tief durch, blickte selbst auf's Wasser hinaus und in der Ferne irgendwo auch auf die Stelle, an der ein russisches Kampfflugzeug unter den Wellen lag. Es löste ein merkwürdig melancholisches Gefühl in ihm aus, etwas wie Heimweh vielleicht sogar.
Noch einmal tastete er seine Taschen ab nach Zigaretten, aber mit dem gleichen Erfolg wie zuvor. Er kaute etwas auf der Unterlippe herum, eine dumme Angewohnheit. Dann ließ er seinen Blick kurz an seinen Leibwächtern vorbeiwanderen. Alle noch da, sehr gut.
Schließlich brach er auf, er hatte noch ein paar Dinge zu erledigen, einen Befehl zu signieren, Berichte durchzugehen und selbst einiges zu notieren, ehe er sich dann in die Badeanstalt aufmachen würde um mit Dijkstra noch einmal die Fortschritte seines Planes zu erörtern.
<geht dann im Badehaus weiter>
Re: Hafen und Hafenbecken | vor der Pontarmündung
Verfasst: Dienstag 11. Februar 2025, 09:54
von Reuven von Sorokin
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vom:
vom Friedhof
Datum: Nachmittags nach der Entlassung - 2. September 1278
betrifft: Reuven, ww
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Die besseren Badehäuser im Stadtzentrum hatte er umgangen, er sagte sich, das sei ohnehin Geldverschwendung, in Wahrheit aber mochte er die abschätzigen Blicke nicht, die man ihm jedes mal angedeihen ließ. Und auch wenn sie dieses mal hätte entkräften können denn er verfügte über die nötigen monetären Mittel, de Gewohnheit saß tief und er würde sich nie dazu herablassen etwas beweisen zu wollen.
Lieber ging er in ein günstiges Badehaus und wurde dort halbwegs mit Respekt behandelt, oder wenigstens nur mit Furcht.
Dass man ihn umgehend an die Wache auslieferte musste er derzeit nicht befürchten, von da kam er ja gerade und man wollte ihn sicher so schnell nicht zurück haben.
Also hatte er sich in einem der Häuser nahe des Hafens in einem einfachen Holzzuber einseifen lassen, sein Hemd und seine Hosen wurden in der Zwischenzeit gewaschen und fachmännisch geflickt. Die Zusatzdienstleistung, die auch jedem Seemann angeboten wurde, nahm er natürlich auch in Anspruch und ebenso das kühle Bier danach.
Es war sogar wirklich kühl und auch nur wenig verdünnt.
So konnte man die Freiheit genießen.
So kam es, dass der Hexer nur wenig später am Nachmittag am Hafen auf der niedrigen Kaimauer saß, sauber und entspannt und nur in Hemd und Hose und ohne seine Schwerter, und die Schiffe beobachtete. Vielleicht hing er seinen Gedanken nach, zumindest sah er so aus, aber tatsächlich genoss er es, einfach mal gar nicht denken zu müssen. Er ließ nur die Augen den Schiffen folgen und den Schauerleuten, die Ladung löschten und den schweren Wägen, die diese weiter zu den Lagerhäusern verfrachteten und dachte einfach einmal nicht nach.
Re: Nowigrader Docks/Hafenviertel | direkt an den Docks
Verfasst: Mittwoch 12. Februar 2025, 12:59
von ERZÄHLER
@Reuven von Sorokin
Andrusch Novka aus Pietersburg war wieder glücklich. Vorhin noch hatte er sich mit seinen alten Bekanntschaften unterhalten. Ein paar der Arbeiter kannten ihn noch, sie hatten schon gedacht die wilde Jagd hätte ihn geholt. Doch irgendwo war er nie weg gewesen. Er war froh, dass seine 53 Jahre ihn schließlich doch wieder an die Hafenluft geführt hatten. Er selbst. Ganz allein. Er lief. Langsam zwar. Aber er lief. Durch die stetige Behandlung von Miss Rose und auch ihren Zuspruch samt liebreizenden Lächeln konnte er bedächtig einen Fuß vor den Anderen setzten. Der verformte Rücken schmerzte zwar und ohne Gehrock ging gar nichts, doch er hatte ein Stück Selbstständigkeit zurück gewonnen. Wo er früher eines seiner Kinder geschickt hatte, konnte er nun wieder selbst Brot kaufen gehen. Seine Frau wäre natürlich dreimal schneller gewesen, aber was soll’s? Er konnte etwas für seine Familie, seine Frau tun.
Der Hafen ‚sein Hafen‘ hatte sich kaum verändert, sodass er sich wieder jung fühlte. Konnte sich beinahe selbst sehen, wie er hier ankam voller Hoffnung auf ein besseres Leben, gepackt von dem Wunsch zur See zu fahren. Wie er zuerst als Schauermann anheuerte und dann doch hier geblieben war: wegen seiner Mila. Er liebte sie. Sie war es wert gewesen, auch wenn der sehnsüchtige Blick auf die Schiffe geblieben war. Wie auch jetzt. Er stand mit beiden Händen auf seinen Stock gestützt am Kai und schaute hinaus.
Er bemerkte die beiden Kinder nicht. Warum sie rannten, wussten nur sie. Es war Freitag Nachmittag, welche Kinder rannten da nicht? Sie waren hier Zuhause, sie fühlten sich sicher. Selbst der Hexer machte ihnen keine Angst, außerdem war er gerade nicht auf den ersten Blick als Hexer erkennbar. Sie rannten vergnügt auf der Kaimauer, sprangen gar nicht ungeschickt wieder auf den Boden als das sitzende Hexerhindernis kam und bogen zum Kai. Es war ein rascher Blick über die Schulter, ob das hintere Kind nachkam, aber dieser reichte um den alten Mann mit dem Stock zu übersehen. Es war nur ein seichtes Anrempeln. Für Andrusch allerdings genug, der Stock rutsche ihm weg, aus der Hand und flog ins Hafenbecken. Er taumelte und schickte sich unfreiwillig an seiner Gehhilfe ins Wasser zu folgen, während die Kinder, dies gar nicht bemerkten und schon längst davon waren.
Re: Nowigrader Docks/Hafenviertel | direkt an den Docks
Verfasst: Mittwoch 12. Februar 2025, 16:27
von Reuven von Sorokin
Im Prinzip waren Katzen hochgeschickte Jäger.
Im Prinzip.
Das gleiche galt wohl auch für die Hexer der Schule die sich den Namen der Krallenbewehrten Samtpfoten lieh. Grundsätzlich auch für diesen speziellen. Ja, im Normalfall waren sie außerordentlich geschickt. Wenn nicht zwei konkurrierende Reize und die Aufmerksamkeit kämpften.
Hin und her gerissen zwischen dem bewegten Gegenstand - von einem als fliegenden Stöckchen zu sprechen hätte allerdings eher zu einer anderen Schule geleitet - und dem Stürzenden Mann kostete ihn wertvolle Sekunden, so dass der Stock tatsächlich den Weg ins Wasser fand und nur der Mann an Land blieb. Allerdings sehr knapp. Er erwischte ihn gerade so an einem Handgelenk und zog ihn zurück, etwas schnell und unsanft.
Den beiden Kindern - ob Jungs oder Mädchen, in dem Alter und am Hafen, also nicht herausgeputzt und in Kostüme gesteckt als wären sie erwachsen, man sah nicht um was es sich handelte - schenkte er keine weitere Aufmerksamkeit. Sie rannten unbehelligt weiter.
Er hatte den älteren Herren vermutlich etwas zu fest gepackt und stellte ihn nun auf die Füße, musterte ihn nur kurz und sah kurz dem Stock nach.
So alt war er bei genauerem Ansehen gar nicht, also der Herr, nur so gebückt wie er gegangen war und mit dem Stock hatte er einen fast doppelt so betagten Eindruck gemacht...
Wie alt der Stock war konnte es aus der Entfernung nicht sagen, jedenfalls schwamm er noch...
Dass er aktuell frisch gebadet und die Kleidung sauber war, das spielte bei der Entscheidung keine Rolle, vielleicht hätte er darüber nachgedacht, wenn man ihn gefragt hätte, so aber verschwendete er keinen Gedanken daran. Das käme wohl erst hinterher.
"Wartet hier, Ser, ich hol euch den Stock raus."
Er gab sich Mühe mit der Höflichkeit, wer wusste schon, ob das nicht auch so ein Ratsherr war und er wollte nun wirklich nicht gleich wieder einsitzen. So schickte er sich an, gleich der Gehhilfe hinterherzuspringen.
Re: Nowigrader Docks/Hafenviertel | direkt an den Docks
Verfasst: Donnerstag 13. Februar 2025, 10:33
von ERZÄHLER
Selbst wenn Reuven einer seiner Hexersinne eingebüßt hatte, nach Ratsherr roch der gar nicht so alte Mann wie gedacht nicht, außer sein Duftwasser trägt den Namen ‚armer Mensch‘. Die Kleidung war ebenso geflickt und getragen. Wahrscheinlich hatte ihn noch nie jemand so höflich angesprochen.
Was die Person aber auf jeden Fall hatte war ein Herz. Dieses schlug heftig und war so besser zu hören als sonst. Andrusch hatte schon mit einem Bad im Nass und wahrscheinlich Schlimmeren gerechnet. Er konnte kaum gehen, geschweige denn schwimmen, sodass seine Hände krampfhaft Halt an seinem Retter gesucht hatten. Er sah auf und erkannte: „Opa Oleg.“ Für einen Moment war er noch weiter in der Vergangenheit. Draußen beim Spielen und Rennen und stolpern und dem Opa, der ihn lachend auffing. Aber was für ein Unfug. Der gute Mann war längst tot und wenn sicher nicht so fit. Dankbar nickte Andrusch dennoch.
„Aber ihr müsst da nicht hinterher springen, dass ist doch…“ Gelbe Katzenaugen. „…gefährlich.“ Oder auch nicht. Ein Hexer. Andrusch hatte aus sehr verlässlicher Quelle gehört, dass welche in der Stadt waren und sie eigentlich ganz nett seien. Dennoch nun so nah? So Auge in Auge. Der gebrochene Mann schluckte merklich und hielt sich weiter an Reuven fest. Denn ohne den Gehstock fiel es ihm sehr schwer zu stehen. Er würde ganz bestimmt hier warten: auf dem Hosenboden.
Re: Nowigrader Docks/Hafenviertel | direkt an den Docks
Verfasst: Donnerstag 13. Februar 2025, 13:44
von Reuven von Sorokin
Eingebüßt hatte der Hexer nichts, jedenfalls nichts, was hier von Relevanz gewesen wäre. Es war nur so, dass er kaum auf Kleidung achtete. Jedenfalls nicht um sie hinsichtlich des Standes beurteilen zu können. Ihm wäre sofort aufgefallen, wenn der Mann nackt gewesen wäre und er sah augenblicklich dass er unbewaffnet war, keinen Gambeson trug und auch sonst keinerlei Ketten oder Plattenteile, Leder oder sonstige Rüstung. Außerdem fehlten Insignien die ihn als Magier auswiesen. Er war also ungefährlich, sogar Schutzbedürftig.
Und das war es, was er im ersten Moment abschätzte. Alles darüber hinaus war ihm zu kompliziert. Was wäre wenn das ein Ratsherr war, der sich verkleidet hatte oder aus Gründen diese Kleidung trug? Eben, alles viel zu kompliziert, also gar nicht erst drüber nachdenken.
Dass als das wenige, was der andere am Leib trug noch geflickter war als die eigenen Sachen fiel ihm erst sehr sehr viel später auf. Und auch das erst wenn sich wirklich die Frage stellte, wer das war und warum er ihn mit "Opa Oleg" ansprach.
Aber darüber gab die Kleidung dann doch keine Auskunft.
"Nicht mehr..." also gefährlich, das Wasser. "Den Eulenhai haben wir vertrieben. Ich kann schon..."
Nur dazu müsste er ihn loslassen.
Oder war das ein Geheimnis? Zurück zum Eulenhai. Nein, wohl nur der Metall Drache, der Hai eher nicht.
Und selbst wenn der zurück kam, so nahe würde der sich nicht an die Docks wagen, allein weil es eng war und ihm keinerlei nutzen brachte.
"Also es ist nicht gefährlich." zumindest wenn man keine Angst vor Infektionen haben mußte.
Derzeit aber würde er nirgends hingehen, der Mann hielt ihn mit eisernem Griff fest, und ja, den Herzschlag hörte er deutlich. Musste der Schreck sein fast gefallen zu sein, vielleicht auch der Schreck, einen Hexer vor sich zu haben, einen mit Katzenamulett. Er würde doch jetzt keinen Infarkt bekommen? (den Begriff dachte der Hexer natürlich nicht genau in der Form, sinngemäß hatte er aber durchaus eine Vorstellung davon, dass gerade dieses Organ schon einen Schaden nehmen konnte, wenn es zu sehr beansprucht wurde. Das galt aber nicht für jedes Organ.
"Ich... em… Ich bin Reuven und ich tue Menschen nichts, also auch wenn manche von meiner Schule einen schlechten Ruf haben." gab er ungefragt eine Erklärung ab, in der Hoffnung den Herren damit zu beruhigen.
Und der Hexer überlegte.
Hatte er dem Menschen irgendwann einmal etwas angetan?
'Oleg' hatte er sich aber noch nie genannt, er hatte schon einmal andere Namen verwendet - wenn er zu genau wußte, dass er irgendwo gehörigen Mist gebaut hatte... nun aber schon länger nicht mehr und auch nie in Novigrad... und eben auch nie Oleg.
Und er hatte eben aus genau dem Grund auch damit aufgehört: man musste es sich merken sonst wurde es schnell peinlich... und kompliziert.
Leiber zu den Fehlern stehen und notfalls Prügel kassieren oder sich einsperren lassen, das war letzten Endes doch einfacher.
Demzufolge konnte er kategorisch ausschließen, jemals 'Oleg' gewesen zu sein.
"Wer ist Oleg?"