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Re: Nowigrad/Silberstein - Ein Privathaus mit Büro

Verfasst: Freitag 18. November 2022, 08:10
von Vyacheslav Sokolov
Slava nickte. auch er konnte frische Luft gebrauchen, am liebsten aber durch den Filter einer Zigarette.
Er hätte jetzt geflucht, dass er sich nicht Viktors Sachen nicht hatte aushändigen lassen und die der anderen. Aber vermutlich hätte keiner Zigaretten gehabt, weder Viktor noch Amir rauchten - obwohl doch jeder Russe rauchte, oder nicht? Er würde auf das Papier warten müssen.
Er hatte vor allem den Ton in Jarels Stimme im Kopf, und zig Fragen, die er nicht einmal stellen musste weil er die Antwort bereits kannte.
"Was wenn dieser Ilarion jetzt hier stünde?" Jarel hatte ihm die Antwort bereits gegeben.
Er hatte 15 Jahre gebraucht um das Amulett abzulegen.
Kinder waren das eine, er verstand und konnte nachvollziehen dass es Jarel etwas mitnahm zu hören, dass sein Junge erwachen geworden war.
Ganz so unbeteiligt an Artjoms Leben war er auch nicht gewesen, er hatte ihn von Zeit zu Zeit besucht gab nur nach Außen vor, dass der ihn nicht interessierte. Aber manchmal half es einfach sich auch selbst zu belügen. Er hatte sich immer eingeredet, dass er nie eine Bindung zu ihm aufgebaut hatte, aber das war gar nicht nötig, er war der leibliche Vater, die bestand einfach. Was wenn nun jemand zu ihm käme aus einer 15 Jahre entfernten Zukunft um ihm erzählen würde, Artjom wäre mittlerweile selbst Vater. Die Situation war vergleichbar. Er wäre dann fast 30. Das Leben dort, sein eigentliches Leben zog an ihm vorbei, ging ohne ihn weiter. Den Stich, den Jarel die versetzte konnte er sich lebhaft vorstellen. Er empfand ihn ja auch und genau deshalb ließ ihm auch nach wie vor die Suche nach den Portalen keine Ruhe.
Und trotzdem war das nicht was ihm weh tat.
Er hatte sich damals Scheiden lassen als er begriffen hatte was die Zone aus ihm gemacht hatte und als er gesehen hatte was zwischen Ljuba und Ruslan lief. Er hatte sie freigegeben und sich ganz der Arbeit gewidmet, war Junggeselle geblieben.
Jarel wurde durch das Portal aus einer Beziehung gerissen und auch wenn es wohl in einer Phase gewesen sein musste in der sie sich gestritten und getrennt hatten, er wußte auch genug über diese On/Off Beziehungen um zu ahnen, dass die beiden über kurz oder lang wieder zusammen gekommen wären. Für Jarel war nichts abgeschlossen.
Er hatte lange gebracht um sich dazu durchzuringen, vor sich selbst zuzugeben, dass er womöglich schwul war - und auch jetzt ging es noch nicht ganz ohne irgendeinen relativierenden Zusatz. Plötzlich hatte er Angst, dass er sich zu weit vorgewagt hatte und nun der verletzliche war. Das hatte er nie sein wollen. Doch er wäre nicht er, wenn nicht auch irgendwo eine Ebene aufgegangen wäre in der er fasziniert die eigenen Gefühle betrachtet - ein langer und harter Weg für ihn, diese Fähigkeit zu entwickeln. Doch was er sah war ebenso verstörend: Verlustangst. Das war durch und durch neu für ihn und irgendwie auch erschreckend.
Das waren die Gedanken, die er wälzte während er mit Cyron vor seinem Haus stand und die Leute beobachtete.
Er wußte natürlich, dass er in einer besseren Gegend lebte, die Straßen waren sauber und die Menschen gut gekleidet. Er kannte es aber auch anders. Ganz am Anfang konnte er sich kein Dach über'm Kopf leisten, schuftete am Hafen bis er den Weg fand, wie er gleiche mehrere Stufen auf der Karriereleiter nach oben zu klettern. Jetzt standen sie hier und auch wenn man an ihnen vorbei lief fielen Blicke auf sie, taxierende Blicke.
Sie versuchten einzuschätzen wer hier wohnte. War er einer von Ihnen?
Er musste gestehen, dass er seine Nachbarn noch nie gesehen hatte, meist schlief er in den frühen Morgenstunden und arbeitete Tagsüber und oft auch Nachts, und ehrlich gesagt war er auch nicht bereit gewesen jemanden zu treffen solange ihm nicht klar war, welches Bild er vermitteln sollte. Nun reifte dieses aber in ihm, ebenso wie die Erkenntnis, dass er auch irgendwie überleben würde, wenn sich Jarel nun zurückzog. Er war eben keine verweichlichte Schwuchtel, egal ob Homo- oder Heterosexuell, sein Beruf hatte ihn hart und effizient gemacht auch im Umgang mit Gefühlen. Er würde auch damit fertig werden.
Er musterte nun Cyron. Wie lange er seinen Überlegungen nachgehangen war ohne etwas zu sagen wußte er gar nicht mehr.
Es dämmerte aber noch nicht einmal, zumindest waren es keine Stunden gewesen.
"Was denkt ihr?" fragte er einfach ins Blaue hinein, denn irgendwer musste ja etwas sagen.

Re: Nowigrad/Silberstein - Ein Privathaus mit Büro

Verfasst: Freitag 18. November 2022, 11:29
von Jarel Moore
„Ich denke…“, begann der Elf und zögerte.
Sicherlich zielte die Frage seines Gastgebers auf etwas völlig anderes, aber eben dieses ging ihn einen feuchten Kehricht an. Und er würde sicherlich weder die Gefühle seines Patienten zu deuten versuchen, noch die seines Gastgebers.
…wir werden heute Abend hervorragend essen.“, flötete er und fügte nach einem weiteren Zögern nun doch einen Kommentar an, der ihm eigentlich nicht zu stand:
„Vielleicht solltet ihr sehen, ob er Hilfe braucht.“ Wenn der alte Heiler etwas gelernt hatte war die Kommunikation miteinander der essentiellste Teil einer Beziehung. Das, und seinem Partner die Freiheiten zu lassen, die er brauchte und den Halt, den er benötigte. Und darin, die richtige Mischung aus allem zu finden bestand die große Kunst. Wobei seine Frau immer diejenige war, die alles zusammenhielt und die Kommunikation anstieß. Oder auch auf ihre direkte Art danach verlangte wenn er selber einmal mehr zu stoffelig oder zu stur dazu war.

Die Gedanken des Schattenläufers drehten sich noch immer, wie ein im Sturm geborstenes Schiff, dass mit Mann und Maus von einem gewaltigen Strudel schäumenden Wassers in die Tiefe gerissen wurde. Hier eine Planke, da ein Stück Segel, dort ein geborstenes Fass, sich ewig drehend und wirbelnd.
Aber im Gegensatz zu diesem fiktiven Unglück auf See beruhigte sich das innere des Ritters langsam wieder. Zumindest im Kopf des Kochs klärte es sich langsam und schleppend auf.
Er schloss die Augen, während seine Hände die Arbeit von ganz allein vollführten. In einer Geschwindigkeit, die Slava für einen Special Effekt Trick des Filmbusiness halten könnte, hätte er sie gesehen.
Sein Kind hatte selber Kinder. Er würde sie nie sehen, nie halten, nie verwöhnen und verziehen können, um sie aufgedreht und verdorben wieder auf die Eltern loszulassen. Er würde seine Schwiegertochter nie kennenlernen und nie erfahren, ob seine Tochter vielleicht auch jemanden hatte.
Er würde nie erfahren, was Ilarion zugestoßen war. Wo er hin verschwunden und wie er es zurück geschafft hatte.
Und auch seine Schwester und deren Tochter würde er nicht wiedersehen, ebenso wenig wie seinen Schwager, mit dem er so manche Nacht im Rausch verbrachte und mit dem gemeinsam er so manch einen Kater durchstand.
Er vermisste sie. Sie alle.
Doch er hatte hier etwas gefunden, dass sein Herz band. Etwas, dass ihn wärmte. Ein Feuer, dass endlich brennen durfte und das erwidert wurde.
Der Strudel und die Trümmer verschwanden und machten einem paar grüner Raubtieraugen Platz, die ihn aus einem scharf geschnittenen Gesicht mit einem gepflegten Dreitagebart aus ansahen.
Der Schattenläufer gab einen Seufzer von sich, ungehört und auch sein Lächeln blieb ungesehen.
Er war angekommen. Er wollte hier nicht weg.
Die Sehnsucht verwandelte sich in etwas Zufriedenes, etwas Warmes, ruhiges. Seinen Kindern ging es gut. Sie kamen bestens ohne ihn klar und lebten ihr Leben.
Leise summend schnitt und schibbelte er weiter, schmeckte ab, würzte und zauberte.
Schon bald füllte sich das Erdgeschoß mit einem würzigen Duft, interessanten Nuancen von bekanntem und unbekannten.
Und endlich kam er auf die Idee, nach seinem liebsten zu sehen, unwissend, was seine Reaktion auf Cyron Worte hervorgerufen hatte.
Die Tür öffnete sich schwungvoll und sogleich drang ein Schwall intensiver Aromen nach draußen.
Der Elf hob gleich schnuppernd den Kopf und begann breit zu grinsen.
„Slava...“ Jarel sah mit einem seltsamen Lächeln zu seinem Gefährten. „…hilfst du mir den Tisch zu decken?“
Den Elfen jedoch versah er mit einem kurzen, verschwörerischem Blick, den dieser mit einem kaum merklichen Nicken quittierte.

Re: Nowigrad/Silberstein - Ein Privathaus mit Büro

Verfasst: Freitag 18. November 2022, 11:43
von Vyacheslav Sokolov
Ein Ding, das Slava hasste wie die Pest war es, einen Konflikt unter den Tisch zu kehren und zu lächeln obwohl hinter der Fassade die Stube brannte. Eigentlich etwas, was man dem Agenten und ewigen Geheimniskrämer wohl kaum zugetraut hätte. Aber wer mit politischen Geheimnissen jonglierte und das Schicksal von Regierungen in die Hand nehmen konnte musste zumindest privat so aufgeräumt sein wie nur irgendwie möglich. Nur so arbeitete man sich zu den Top Agenten hoch. Ob er dazu gehörte wusste er nicht einmal selbst, aber er sah sich auf dem besten Wag dahin. Elite... aber dann war er irgendwo falsch abgebogen.

Aber Fakt war: Er kam Jarels Aufforderung nach. Hatten er und Cyron sich verschworen? Kommunizierten die beiden telepathisch? Cyron bat ihn ihm zu helfen und einen Moment später kam Jarel heraus und... Slavas Blick wanderte vom Elfen zum Ritter, zuckte mit den Schultern und schüttelte wortlos den Kopf. Weniger als Ablehnung, mehr aus Unverständnis.
Drinnen waren sie alleine, zu zweit alleine.
Er selbst hatte auch eine belegte Stimme während seine Hände wie automatisch Teller und Besteck hinlegten auf Stoffservietten wie es in seiner Zeit übliche gewesen war. Wie hier ein Gedeck auszusehen hatte wusste er nicht einmal. Ein Versäumnis.
"Sag es mir gleich... Ich weiß, wer Ilarion für dich war. Wenn es uns im Weg steht will ich das lieber früher als später wissen."
Dabei roch es hervorragend. Er wollte nicht das ganze Essen crashen, aber wenn er sich vorstellte, wie sie am Tisch saßen und den Elefanten im Raum nicht ansprachen, dann drehte sich ihm einfach der Magen um. Das Leben war auch ohne solche Animositäten kompliziert genug, er hatte sich nun vorgenommen offen und aufgeräumt mit seinem Gefühlsleben umzugehen. Wie lange er durchhielt war die andere Frage.

Re: Nowigrad/Silberstein - Ein Privathaus mit Büro

Verfasst: Freitag 18. November 2022, 12:04
von Jarel Moore
Jarel nahm Slava sanft das Besteck ab und legte es gestapelt auf den Tisch.
Er suchte seinen Blick und im Feuer der dunklen Augen war bereits zu lesen, was der Ritter nun in leise Worte fasste, während er sich direkt vor seinem Geliebten aufbaute. So nah, dass keine Hand breit mehr ihn vor der Berührung trennte.
Ilarion ist meine Vergangenheit. Ein Teil von mir wird ihn immer lieben. Doch diesen Teil habe ich hinter mir gelassen.“
Wie so oft wanderten Jarels Fingerspitzen über Slavas Schläfen. Er liebte das Gefühl der kurzen feinen Haare unter den Fingerspitzen. Er liebte das Kribbeln, dass die Nähe des Russen in ihm hervorrief. Er liebte die hellen Raubtieraugen, seinen Geruch, die Berührung seiner Hände, er liebte …ihn.
Keiner weiß, was die Zukunft bringt. Aber hier und jetzt gehört mein Herz dir. Dir allein.“, brummte er dunkel.
Er meinte es ehrlich und genau so, wie er es gesagt hatte. Er rechnete nicht damit, dass Slava bis ans Ende seiner Tage bei ihm bleiben würde. Er wusste nicht, was das Schicksal mit ihnen vor hatte, kannte die Wege nicht, die vor ihnen lagen.
Und es war ihm beinahe egal, denn genau jetzt waren sie zusammen.
Mit einem Seufzen und einem leisen Lächeln versuchte er seine Gefühle auf eine Art auszudrücken die ihm eher lag als Worte. Mit Taten. Mit einem Kuss.

Re: Nowigrad/Silberstein - Ein Privathaus mit Büro

Verfasst: Freitag 18. November 2022, 12:31
von Vyacheslav Sokolov
Slava grinste, einfach weil er verlegen war und absolut nicht mit all dem umgehen konnte. Gefühl und so Kram.
Hätte er all das in einem Film gesehen, er hätte weggezappt, definitiv.
"Scheiße... weißt du, ich hab echt Angst."
Er wischte sich schnell und verlegen Tränen aus den Augen, nur winzige feuchte Stellen, aber das war eh viel für ihn. Niemand sonst hatte je diese Seite von ihm zu sehen bekommen, bisher hatte es die auch einfach nicht gegeben. Was es ihn gekostet hatte sie zuzulassen war nicht in Worte zu fassen.
Er küsste Jarel ihn, lange, intensiv. Seine Hände wollten schon wandern und die Durchblutung stieg in einer tieferen Körperregion rapide an.
Am liebsten wäre er mit ihm nach oben gegangen, aber sie hatten Cyron zum Essen eingeladen.
Nein, er bereute es nicht, aber gerade ging Slava durch ein Wechselbad aus Angst und... Geilheit. Er hatte schon immer dazu geneigt, Stress mit Sex zu kompensieren. Seine destruktive Seite... Aber jetzt nicht, jetzt sollten sie etwas essen, und später hatten sie auch noch genug vor sich.
"Ich weiß, wir beide haben Vergangenheit. Ich muss wohl auch erst damit klar kommen. Es wird nicht immer einfach sein... umso wichtiger, dass wir beide absolut offen und ehrlich damit umgehen."

Re: Nowigrad/Silberstein - Ein Privathaus mit Büro

Verfasst: Freitag 18. November 2022, 15:28
von Jarel Moore
Angst? Hatte er gerade wirklich Angst gesagt? Und waren das wirklich Tränen?
Jarel traute weder Augen noch Ohren.
Bis zu diesem Zeitpunkt war der Ritter davon ausgegangen, dass Slava sich seiner Liebe genauso sicher war, wie er sich stets nach Außen gab. Absolut und unumstößlich sicher. Er war davon ausgegangen, dass einzig er bangte und fürchtete, es könne schneller vorbei sein als es begann.
Aber sein Gegenüber war ebenso unsicher. Und er zeigte es. Er zeigte sich ihm völlig offen und ganz ohne sich zu verstellen. Ohne Maske. Nackt. Verletzlich.
Die Handbreit Distanz, die er gelassen hatte war schnell überwunden und er konnte nicht nur seine Aufregung spüren, sondern die seines Gegenübers auch.

Nichts….absolut Nichts würde zwischen sie kommen. Dessen war Jarel sich nun sicher.
Er verging im Kuss und vergaß alles um sich herum.
Doch da war noch….der Besuch….

Wiederstrebend löste Jarel den Kuss. Er atmete schwer. Auch er wäre jetzt zu gern der Leidenschaft nachgegangen und kämpfte mit einem hämmernden Herzen und dem Drang, seinem Gegenüber die Kleider vom Leib zu reißen.
Ein Eimer Eiswasser wäre jetzt genau das richtige.
Doch stattdessen sprach Slava beider Vergangenheit an.
„Ich werde ehrlich sein.“, versprach er, immer noch atemlos. „Aber jetzt sollten wir den Alten reinholen, ich glaube es fängt an zu regnen.“
Doch ein Kuss musste noch sein. Ein Kleiner. Wie ein Signet, um eine Abmachung zu besiegeln.

Das Abendessen verlief ruhig. Mit leichtem Geplauder und immer wieder mit Blicken, mit denen Jarel Slava regelrecht auffraß. Cyron ignorierte das Knistern in der Luft und schmunzelte nur gelegentlich, während er sich das Mahl schmecken ließ.

Es gab Jarels Paradedisziplin.
Und diese glich dem Schattenläufer in vielerlei Hinsicht.
Die Zutaten waren einfach, kein kompliziertes Konglomerat aus exotischen Zutaten, dessen Ursprungsland man nicht kannte und dessen Namen man nicht aussprechen konnte.
Fleisch, Bratkartoffeln, Pilze, Preiselbeeren. Unauffällig und einfach.
Doch das auf den ersten Blick einfach Gericht war auf den zweiten eine echte Erfahrung.
Das Fleisch war definitiv Wildbret, Hirsch vermutlich. Es schwamm in einer sämigen und würzigen dunklen Sauce und war bereits in Mundgerechte Stücke zerteilt. Frischer grüner Pfeffer sorgte für eine leichte Schärfe, die sich jedoch erst zeigte, nachdem man den ersten Bissen heruntergeschluckt hatte.
Auch die Pilze zeigten sich auf den zweiten Blick als Kunstgriff. Drei Sorten gab es. Einen blättrigen, in dünne Streifen geschnittenen Pilz von federleichter Konsistenz und dem Geschmack irgendeines Gemüses, ganz ähnlich Bärlauch. Dies erste Sorte kam ohne eigene Sauce daher, im Gegensatz zu den beiden anderen.
Die zweite Sorte war hell, hatte einen hellen Stiel und eine dunkle Kappe, schmeckte extrem nussig und schwamm in einer hellen Sauce, die eindeutig nach Weißwein roch und auf die Jarel auf seinem Teller komplett verzichtete. Fragte sich nur, wie er die abgeschmeckt hatte.
Die dritte Sorte erkannte Slava auch ohne besondere Kenntnisse. Champignons in einer Sahnesauce.
Auch die Bratkartoffeln waren mit reichlich Zwiebeln gut gelungen, hielten sich aber von den Gewürzen her eher zurück. Abgerundet wurde alles von der Süße der Preiselbeeren.
Und es gab reichlich, für Slava und Cyron mit einem halbtrockenen Rotwein, für Jarel mit Wasser.
Der Elf putze seinen Teller leer und nahm tatsächlich noch einmal nach, wo auch immer das lange Elend das ließ.
Jarel jedoch hielt sich bei der Menge zurück. Nicht weil er auf seine Linie achtete, sondern weil er an diesem Abend noch etwas vorhatte. Und Futtern bis zur Pansenlähmung passte nicht in seinen Plan.

Trotzdem wirkte gerade der Koch mit sich im Reinen und zufrieden im Hier und Jetzt.

Re: Nowigrad/Silberstein - Ein Privathaus mit Büro

Verfasst: Freitag 18. November 2022, 16:34
von Vyacheslav Sokolov
Der Moment ging schnell vorbei. Vielleicht schämte sich Slava sogar ein wenig davor, das gezeigt zu haben, aber auch er war eben nicht nur unfehlbar und souverän, auch er hatte diese Seite, und selbst wenn es noch jedes Mal befremdlich für ihn wäre, sie auch zu zeigen, es war auch ein Befreiungsschlag.
Als sie am tisch Platz nahmen und Cyron hereinholten - es regnete im übrigen nicht, aber das war Slava auch so klar gewesen - hatte er wieder die Maske des souveränen und durch nichts zu verunsichernden Lebemannes und Spielers aufgesetzt. Die passte wohl am besten in Welt und Zeit.

Und das Essen war auch in einer Weise hervorragend, dass er für den Moment nichts weiter zu sagen gab.
Das Fleisch durch aber nicht zu zäh, hervorragend gewürzt aber nicht vorhersehbar und allein die Pilze in den verschiedenen perfekt abgeschmeckten Saucen... Er genoss einfach. Dass ein Wolf allein auch durch den Geruchssinn abschmecken konnte erriet er wohl als im klar wurde, dass Jarel mit wein gekocht hatte obwohl es ihm schwer gefallen sein mußte.
Am liebsten hätte er noch viel mehr gegessen, aber so beschränkte er sich vor allem auf Fleisch und Pilze. Pilze konnte man nicht aufwärmen hatte seine Großmutter immer gesagt. Warum das so war wußte er nicht, aber es galt als unumstößliches Gesetz in der Familie. Pilze wurden gegessen nicht wieder aufgewärmt.
Er liebte Pilz, aber zuerst verband er mit ihnen dieses Gebot und dann, in der letzten Zeit, die Strahlung.
In der Zone war dringend davon abgeraten sie zu konsumieren, weil sie vor allem das radioaktive Cäsium-137 über das Wasser aufnahmen, und Wild, vor allem Wildschwein war tabu weil es die Pilze ausgrub und fraß.
Zur Gänze konnte er die Beunruhigung nicht ablegen, aber er wußte, dass die hier kein Thema war und genoss.
Der Rotwein hätte vielleicht etwas süßer sein dürfen für den Russen, aber er war lange genug im Westen gewesen um auch den halbtrockenen gerne zu trinken, solange es nicht das Staubtrockene Zeug war, dass sie in Frankreich fast ausschließlich servierten.
Nach dem Essen saßen sie noch eine Weile. Slava überlegt ob er sich noch einen Schnaps gönnte, aber es stand noch Arbeit bevor udn Alkohol war keine gute Basis dafür, der Wein reichte schon.
"Hervorragend." kommentierte er, aber sein Gesicht zeigte das Lob noch mehr als nur seine Worte.
er war einfach begeistert, schätzte er doch gutes Essen, aber als miserabler Koch... Jarel war auch in der Hinsicht ein Hauptgewinn.
"Es geht also auch in der Hinsicht ohne Frauen. Bestens."
war er bereits wieder zu Späßen aufgelegt.

Re: Nowigrad/Silberstein - Ein Privathaus mit Büro

Verfasst: Freitag 18. November 2022, 21:25
von Jarel Moore
Der Ritter schmunzelte gedankenverloren.
Cyron jedoch lachte kurz melodisch auf. „Nun, wenn ihr das mit dem Kinderkriegen auch noch hin bekommt, dann sicherlich.“
Für den Elfen war seine Familie immer wichtig gewesen und die Kinder essentiell. Er hätte sogar noch mehr bekommen, aber die Konstitution seiner Frau war in den Letzen Jahren drastisch den Bach runter gegangen. Nicht zuletzt er war es, der die Schuld daran trug. Die Dame seines Herzens hatte viel ertragen müssen. Sehr viel.
Für Jarel waren die Kinder eher eine Panne gewesen. Eine alkohol- und drogenreiche Nacht mit Folgen. Geliebt hatte er sie trotzdem, auch wenn Alystin nicht einmal sein Fleisch und Blut war.
Der Ritter war mit den Gedanken bereits an einem späteren Zeitpunkt des Tages angekommen.
Hochwürden, Slava und ich werden heute noch eine Sache erledigen. Wir brauchen nach der Rückkehr vielleicht eure Dienste.“
Der Ritter rechnete nicht damit, dass ihm etwas zustieß. Und auch bei seinem Geliebten hatte er eine Ahnung, dass dieser ein effektiver Nahkämpfer war, jetzt wo er nicht mehr mit den Folgen eines Drogenentzugs kämpfte. Er wusste nicht, WIE effektiv, aber eben das würde er schon bald erfahren. Sehr bald.
Trotzdem er überzeugt war sie würden ihre Aufgabe erfolgreich erfüllen, war ein solcher Trumpf in der Hinterhand doch beruhigend. Ob nun mit oder ohne magische Kräfte.

„Ich bin nicht sicher, ob ich im Ernstfall über meine Kräfte verfügen kann, aber ich werde selbstverständlich tun, was ich kann. Soll ich mitkommen oder hier warten?“, fragte der Elf und ließ den Wein in seinem Glas kreisen. Ein Echtes Glas. Ein weiterer Luxus.
Fast hätte der Elf noch gefragt, ob er die Aufgabe auf zwei oder vier Beinen erledigen würde, aber er schluckte die Frage herunter. Er war weder sicher, ob der Wolf noch vorhanden war noch, ob der Gefährte des Schattenläufers davon wusste oder nicht.
Vielleicht wusste er es. Vielleicht wusste er auch, wer dem Schattenläufer diesen Fluch eingebracht hatte. Vielleicht kannte er den Grund, warum Cyron Jarel immer mit einem schlechten Gewissen begegnen würde. Vielleicht auch nicht. Er würde fragen, wenn die Zeit es hergab.

„Wartet hier.“, bat Jarel und sah fragend zu Slava, wie um sein Einverständnis dafür einzuholen.
Als alle drei ihre Teller leer geputzt hatten, begann der Ritter ungefragt abzuräumen.
Es galt noch das Vorgehen an diesem Abend zu besprechen. Und sich vorzubereiten.
Das Wort darauf zu bringen überließ Jarel aber Slava. Der Spion hatte sicherlich einiges an wertvollen Informationen zusammengetragen.

Während er die Teller und Besteck fort trug versuchte er zu eruieren, was er bei der der Aussicht auf den ‚Ausflug‘ empfand. Zu töten war nie richtig. Auch die Nilfgarder hatten Frauen und Kinder, zu denen sie nie zurückkehren würden.
Aber wenn sie nicht eingriffen, würde es mehr Tote geben. Viel mehr.
Und auch, wenn er es sich nie zugestehen würde…etwas in ihm wetzte bereits Zähne bleckend die Messer.

Re: Nowigrad/Silberstein - Ein Privathaus mit Büro

Verfasst: Samstag 19. November 2022, 14:33
von Vyacheslav Sokolov
Seine erste Reaktion wäre es gewesen, einen dummen Kommentar dazu abzusetzen, aber ihm fielen wirklich nur sehr dumme Dinge ein und ehe er davon etwas zum Besten gab setzte doch das Denken ein. Kurz musterte er Jarel. Wollte der nochmal Kinder? Das war für ihn bisher einfach nicht mehr in Frage gekommen und auch wenn er wusste wie sehr Jarel die Familie vermisste die er gehabt hatte, es war nie Thema gewesen. Aber das gehörte auch nciht zu den Dingen, die man erörterte während man einen reine Fickfreundschaft in einer fremden Welt pflegte, erst recht nicht von Mann zu Mann.
Trotzdem kam ihm nun der Gedanke.
Er selbst hatte seine Schuldigkeit getan und einen Jungen in die Welt gesetzt, auch wenn das eine andere war, aber hier?
Und was wusste er von Jarel? Wünschte der sich hier Familie?
Eigentlich hatte er die Antwort längst, so wie er Jakob behandelte...
All das war so neu, sich selbst konnte er nicht in der Rolle als Familienvater vorstellen, auch in der anderen Welt nicht. Er war seit Artjoms Geburt - und die lag immerhin seit er verschwunden war fast 12 Jahre zurück - alle Tage und Stunden zusammengekommen wohl kein ganzes Jahr bei ahnen gewesen. Er war so gut wie immer unterwegs gewesen. Familie war anders, definitiv.
Dann aber brachte Jarel die Sprache glücklicherweise auf den bevorstehenden Einsatz.
Auch wenn es grausam war, irgendwie freute Slava sich darauf. Adrenalin, Kampf, etwas tun, seinem Handwerk nachgehen anstatt immer nur im Hintergrund Fäden zu ziehen.
Die Idee, Cyron als Heiler in Reserve zu haben war gut. Er hoffte zwar, dass keiner der beiden ihn brauchen würde, aber man konnte nie sicher sein.
Über das 'Hochwürden' allerdings hätte sich Slava fast am Wein verschluckt.
Jarel nannte ihn Hochwürden. Tatsächlich. Er hatte ihn, weil er ihn als Heiler respektierte 'Meister' genannt, das war hier wohl die Respektvolle anrede für jeden der einen Beruf ausübte. Aber Hochwürden? sie hatten schon zusammen gesoffen, mit einem Hochwürden ging das nicht. Er würde bei 'Meister' bleiben. Ganz sicher.

"Ja, es ist besser, ihr bleibt hier. Ihr könnt lesen... euch ausruhen... Was auch immer ihr so macht. Ich weiß nicht wie lange wir brauchen, aber ich hoffe es geht schnell und reibungslos. Ich hätte auch diesen Hexer Reuven mitgenommen, aber weder er noch Sindra sind irgendwo zu finden, also machen wir es zu zweit."
Eines allerdings war ihm an dem Treffen wichtig gewesen und das hatte er nun gesehen. Der Mann war der, den Jarel kannte und Jarel vertraute ihm. So ließt auch er dem Mann gegenüber eine weitere Maske fallen. Das machte vieles einfacher damit der Heiler sich vorbereiten konnte und sollte einer von ihnen mit dem anderen blutend unterm Arm heimkommen waren nicht mehr zu viele Erklärungen nötig.
Er wog also ab und befand, dass es das Risiko wert war.
"Ich den Mann selbst verhört, deswegen kann ich mir einigermaßen sicher sein, dass das was ich erfahren habe auch stimmt. Wir habe die Information, dass es sich um eine Einheit von 15 Soldaten handelt, sie haben noch 4 Elfenspäher dabei, diese müssen wir zuerst ausschalten, denn die sitzen sicher irgendwo in den Bäumen mit Bögen auf der Lauer. der ganze Trupp wartet auf das Zeichen zum Einsatz, das heißt, sie haben kein festes Lager und werden sicher in voller Montur schlafen, jederzeit einsatzbereit. Zumindest würd ich das in so einer Situation tun. Ich gehe im schlimmsten Fall davon aus, dass sie eine ähnlich gute Ausbildung haben wie ich, vom technischen abgesehen, aber es ist immer noch eine Spezialeinheit. Es wird uns also kaum gelingen sie wirklich zu überrumpeln. Der Kommandant ist ein Major DeLewellin, er war in den letzten kriegen dabei und hat Erfahrung, aber den hätte ich gerne lebend um mich ein wenig mit ihm zu unterhalten.
Der Vorteil bei einer so großen Einheit ist für uns, dass sie erst einmal begreifen müssen was geschieht und dann eine neue Taktik finden, die Verlust einkalkuliert. Eine kleinere Einheit ist meiste viel besser aufeinander eingeschworen und wäre vielleicht sogar schwerer zu besiegen. Je größer die Gruppe umso ineffizienter kämpft jeder einzelne."
Hier handelte es sich tatsächlich um moderne Einsatzstatistik aber er hatte es selbst schon beobachtet.
"Bis sie begreifen was los ist sollten wir sie bereits um die Hälfte dezimiert haben."
Ja, auch Nilfgarder hatten Frauen und Kindern und es war eine Wunschvorstellung, dass man in solch ein Kommando nur kam, wenn man das bereits hinter sich gelassen hatte. In seinem Fall war das so gewesen und er hatte Männer mit Familie von den wirklich gefährlichen Einsätzen ausgeschlossen. Lew, Ruslan... Amir. Aber das war ein Luxus, den er sich erlaubt hatte. Und es war die Zone gewesen, niemand wusste, was sie mit dem Erbgut anstellte, deshalb sollte man seine Familienplanung eingestellt haben wenn man in den Dauereinsatz ging.
Aber wie auch Jarel hielt er sich an dem Gedanken fest, dass diese Männer sehr viel größeren Schaden anrichten würden, ließ man sie gewähren. Er würde nicht das leben des Feindes schonen um eigen Leute zu opfern. Menschen die in Nowigrad lebten... Hatten die Nilfgarder Erfolg würden sie in kurzer Zeit die wichtigsten Stellen räumen und die Armee in die Stadt lassen und was dann geschah konnte man sich mit etwas Kinoerfahrung zusammenreimen.
Morden und Brandschatzen á la Game of Thrones.
"Ihre letzte bekannte Position ist ein Hohlweg in einem Waldstück südlich der Ruinen von Burg Drahim. Wir machen es so kurz und schmerzlos für sie wie möglich. Und falls dir die Taktik nicht bekannt sein sollte, immer zu erst die Entscheidungsträger angehen. Das ist das erste was wir an lernen. Jene ausschalten, die kommandieren und koordinieren. Das sind nicht zwangsläufig immer die mit den meisten Streifen auf der Schulter... oder was es hier an Rangabzeichen gibt."
Er wusste nicht, wie Jarel ausgebildet worden war, wieviel Strategie und Taktik man als Ritter oder Schurke lernte, aber er hatte Stunden um Stunden in Vorlesungsräumen verbracht und Taktikpläne historischer Ereignisse analysiert, Statistiken gewälzt. All das gehörte zu seiner Ausbildung. Diagramme und Graphen mit Truppen, die vorrückten.
"Spricht etwas dagegen, wenn ich die Defias Rüstung trage?" wollte er zuletzt noch wissen.

Re: Nowigrad/Silberstein - Ein Privathaus mit Büro

Verfasst: Samstag 19. November 2022, 15:42
von Jarel Moore
Der Ritter lauschte über allen Maßen aufmerksam, seinen Liebesten nicht aus den Augen lassend, ungewöhnlich lässig rücklings angelehnt an den Teil der Anrichte, in dessen Schränke er gerade das gespülte Geschirr eingeräumt hatte.
Er war geradezu fixiert wie ein Mungo auf eine Schlange. Er sprach nicht dazwischen, unterbrach nicht, kommentierte nicht. Instinktiv hatte er dem Spion die Führerschaft überlassen.

Ob Slava nun mehr Erfahrung mit Planung und Taktik hatte und Jarel deswegen ohne zu zögern den Platz des Weisungsempfängers übernahm sei dahingestellt.
Es bestand ebenso die Möglichkeit, dass der Spion vor einiger Zeit einen gewissen Wolf unterworfen hatte und eben die Finger dieses Wesens tiefer im Unterbewusstsein des Schattenläufers spielten, als er jemals zuzugeben imstande wäre.
Gleichberechtigung im Felde kannte Jarel nicht. Wollte er nicht kennen. Er liebte Strukturen, Regeln und Grenzen, fühlte sich nur dann wohl, wenn er seinen Platz kannte.
Und den kannte er. An Slavas Seite.

Fünfzehn Menschen und vier Elfen mit hoher Wahrscheinlichkeit. Recht ordentlich. Wann hatte er das letzte Mal vor so einer Aufgabe gestanden? In dieser Welt noch nicht.
Slava würde die Rüstung tragen, die er ihm geschenkt hatte. Die Augen des Ritter begannen zu funkeln und etwas in seiner Körpersprache änderte sich eine Winzigkeit.
„Gute Wahl.“, brummte er dunkel und erhob sich, um den mitgebrachten Quersack zu holen und den Inhalt auf dem Sofa auszubreiten.
Es kam zum Vorschein – wie sollte es anders sein – eine ganz ähnliche Lederkombination, wie Slava sie besaß. Nur war diese hier nicht ganz so aufwändig geschnitten, abgetragen, duzende Male geflickt und an diversen Stellen durch Schnürungen unterbrochen.
Ohne darauf zu achten, dass jemand ihm zusah zog er sich um. Und mit jedem Kleidungsstück veränderte sich der aufrechte Ritter mehr und mehr in einen Schurken. Nicht nur von der Kleidung her, auch die Bewegungen, die Körperhaltung, der Blick veränderten sich.
Ganz in schwarzem Leder musste Slava einen Moment lang an einen Ninja denken.
Nur hatten die selten so ein breites Kreuz.

Eine weitere Gemeinsamkeit mit Slavas Rüstung kam zum Tragen, als Jarel eine Lederrolle auf dem Sofa ausbreitete. Klingen, duzende, ein Stück geschwärztes Metall steckte in neben dem anderen in jeweils einem eigenen Fach. Alle ohne Verzierungen und Schnickschnack, trotzdem eine beeindruckende Sammlung; Tod in geschmiedeter und geschärter Form.
Nicht alle Fächer in der Rolle waren gefüllt, einige Waffen waren dem Schattenläufer wohl schon abhandengekommen.
Er begann ein Messer nach dem anderen an seinem Körper zu verstauen. Überwiegend Wurfdolche mit um den Griff gewickelten charakteristischen Lederbändern in verschiedenen Größen, aber auch Nadeln und etwas, dass an einen Eispickel erinnerte.
Dieser Eispickel entpuppte sich als ein Stilett, jedoch ohne Parierstange, dessen Klinge so schmal und unscheinbar geschnitten war, dass es unmöglich die für einen Angriff notwenige Stabilität haben konnte. Die Waffe ähnelte eher einem Küchenwerkzeug als einem Dolch und wirkte in ihrer Filigranheit bizarr und deplatziert zwischen den anderen Klingen.
Eigentlich hätte Jarel nun aussehen müssen wie ein Schrottplatzmagnet im Einsatz, aber außer dem griffbereitem Stilett am rechten Oberschenkel waren die Klingen kaum zu sehen.
Einige Klingen waren noch übrig. „Kannst du damit umgehen?“, fragte der Schattenläufer und sah mit leicht schräg gelegtem Kopf zum Spion.
Die sonst so vertrauen erregende und vor Zuverlässigkeit strotzende Ausstrahlung des Schattenläufers war wie weggewischt. Jetzt wirkte er eher wie eine Hyäne oder aber…
…wie ein Wolf.

Re: Nowigrad/Silberstein - Ein Privathaus mit Büro

Verfasst: Samstag 19. November 2022, 21:07
von Vyacheslav Sokolov
Während er referiert hatte hatte Jarel zugehört.
Es fühlte sich ein wenig merkwürdig an, nun das Kommando über diese zwei-Mann-Armee zu übernehmen, er hatte Jarel kämpfen sehen, mit dem Schwert steckte der Ältere ihn in die Tasche, so viel war klar. Er hatte nur durch einen Trick die Oberhand behalten, aber er wusste, dass der Mann kämpfen konnte. Mit Sicherheit besser als er, allein der Fähigkeit wegen im Schatten zu verschwinden.
Gut ihn an seiner Seite zu haben.
Er dachte an die Banditen in der Unterführung. Wie viele es tatsächlich gewesen waren wusste er nicht mehr, in der Erzählungen der anderen Stalker waren schnell daraus 25 und bald über 30 geworden. Wenn es knapp über 20 gewesen waren in Wahrheit war das schon viel.
Aber Tatsache war, er hatte sie im Alleingang fertig gemacht. Sein Vorteil war auch die Überraschung gewesen und eine dunkle Bahnunterführung mit viel Deckung. Er hatte allerdings nur Messer gehabt. Diesmal würde er zumindest die Tokarev mitnehmen. Laut oder nicht, im Zweifelsfalls immer noch besser als tot.

Aber wenn er ehrlich war hatte er nur überlebt, weil er das ganze mehrmals durchlaufen hatte. Er hatte gewusst, wer wo gewesen war. Diese Möglichkeit hatte er hier nicht, hier... war er darauf angewiesen, das zur Not Jarel ihm den Rücken frei hielt. Den Vorteil, den die Zone ihm geboten hatte, den hatte er hier nicht.

Jarel breitete nun den Seesack aus. Er hatte sich schon gefragt, was er mit sich schleppte. Nun sah er es. Seine persönlichen Waffen und nicht wenige. Oft benutzt, einfach aber gute gearbeitet. Er sah auch zu, wie Jarel sich aus und wieder anzog.
Wenn alles vorbei war, so sagte er sich, dann würden sie das mit ausreichend Sex feiern, die ganze Nacht durch... jetzt brauchten sie Ihre Kräfte. Trotzdem wusste er, dass ihm gefiel was er sah. Er brauchte die Bestätigung tatsächlich noch immer wieder.
Dann holte auch Slava seine Rüstung. Dazu sein Messer und die Armbrust, die Spezialanfertigung, die er noch in Oxenfurt erstanden hatte, die Tokarev und das letzte Magazin hatte er auch dabei und eine Notfallapotheke, Adrenalin, ein Gel, das wunden verschloss, Antibiotika.

Auch er zog sich aus und ließ sich von Jarel in die Rüstung helfen, als dann alles saß zog er seine alten Stiefel wieder an. Sie waren eben bequem.
Er hatte auch sein Armeemesser dabei, es war ein Stern im Griff einlassen, unterm Heft in die Klinge war CCCP eingeätzt, am Rücken trug es eine Sägezahnung. Er kannte es gut, oft nachgeschärft und knapp eine Elle lang. Es war alt und die Klinge war angelaufen, nicht brüniert, aber die würde auch nicht mehr glänzen.
Er betrachtet nun Jarels Klingen.
"Wurfmesser?" Er war ein guter Messerkämpfer, aber er sah Verschwendung darin sie wegzuwerfen. "Ich werf nicht gern meine Messer weg." Trotzdem konnte er damit umgehen. Wortlos schnellte er sich den Gurt um. Zur Sicherheit. Für die Armbrust hatte er ein Holster, das der Tokarev brachte er ebenfalls seitlich an.
Sein Messer hatte er am Gürtel.
Sie waren beriet. Doch dann fiel ihm noch etwas ein...
"...Sag mal, dieser Maximilian Garcia... kannst du von Jakob etwas über ihn in Erfahrung bringen?"

Re: Nowigrad/Silberstein - Ein Privathaus mit Büro

Verfasst: Samstag 19. November 2022, 22:51
von Jarel Moore
Es kostet Jarel alles an Beherrschung die er aufbringen konnte, als er Slava beim Anlegen der Rüstung half, Rollschließen und Riemen schloss, zurrte und anpasste. Seine Hände wollten Partout ständig etwas anderes als den Spion anzuziehen und mehr als einmal schluckte er hörbar klickend seine Gier herunter.
Scheiße ja….schwarzes Leder am Körper seines Liebsten…obwohl…selbst im Kartoffelsack hätte er die Finger nicht von ihm lassen können. Der Schurke gab ein dunkles Brummen von sich, atmete tief ein, genoss den Duft, der ihm ein angenehmes Kribbeln verschaffte.
Als Slava jedoch fertig angezogen war konnte er den Drang, ihm wenigstens einmal über die Brust und im Anschluss seitlich an den Hüften entlang zu streichen nicht widerstehen. Der Schattenläufer lächelte ganz leicht und in seinen Augen leuchtete ein Überschwang an Zuneigung, Bewunderung und … ein ordentlicher Schwung Wollust. Vielleicht noch ein Kuss, bevor es los ging? Ehe er jedoch seinem Gegenüber nah genug gekommen war um seine Lippen zu erwischen, wurde er abgelenkt.

Ein Räuspern aus dem Hintergrund sorgte dafür, dass Jarel endlich den Blick von Slava löste.
Cyron starrte augenscheinlich in sein Weinglas, doch die roten Wangen und das Schmunzeln in Gesicht des Elfen zeugten von etwas anderem. Neugierig wie er war, hatte der Elf nicht die ganze Zeit wegesehen. Es erregte ihn nicht die beiden Männer auf diese unterschwellige Art Turteln zu sehen, aber es belustigte ihn. Ein wirklich seltsames Paar, die zwei.
Auf Slavas Bemerkungen zu den Wurfmessern entgegnete Jarel nichts, schmunzelte nur kaum merklich. Als der Spion jedoch das Holster der Tokarev anlegte, brummte der Schattenläufer missmutig.
„Sicher, dass das sein muss?“, fragte er leise.
Jarel verabscheute Schusswaffen. Der Grund dafür war simpel. Es ging um die Lautstärke des Schusses, jedoch nicht darum, dass der Gegner sie hören könnte. Für den Schattenläufer bedeutete der Knall stundenlange Taubheit, vielleicht sogar länger. Auf das Gehör eines Wolfes zugreifen zu können hatte auch seine Nachteile.
Maximilian Garcia...
Der Ritter hatte auf dem Rückweg kaum ein Wort mit den Neuankömmlingen gewechselt. Ebenso wenig wie mit seinem Knappen. Ein Versäumnis, dass er nachholen musste.
„Sobald Jakob aus der Klausur entlassen wird, werde ich mit ihm darüber sprechen. Wenn es sich um die zweite Seele im Körper von Viktor handelt, weiß ich aber schon, dass er und Jakob nicht gerade Freunde sind.“ Das es sich dabei um einen Irrtum handelte und es sich um jemanden völlig anderes handelte, darauf kam der Ritter nicht.
Im Schattenläufer stieg die Ungeduld. Er wollte aufbrechen. Aufbrechen, zurückkehren und feiern.

Re: Nowigrad/Silberstein - Ein Privathaus mit Büro

Verfasst: Samstag 19. November 2022, 23:17
von Vyacheslav Sokolov
Es fiel auch Slava nicht ganz leicht, sich zu konzentrieren, doch er hatte gelernt fokussiert vorzugehen wenn es um einen Auftrag ging. Egal was dann geschah, er würde sich von nichts beirren lassen, er funktionierte einfach. Zumindest nahm er darin Zuflucht, denn es hatte sich viel zu viel verändert.
In dem Fall aber war es das Räuspern Cyrons, dass Jarel abhielt und Slava ganz gelegen kam.
Er nickte dem Elfen zu. Ihm würde er später sicher auch einiges erklären müssen. Für den Moment wollte er es hinter sich bringen denn ganz sicher war er sich seiner Sache nicht. hier und jetzt war er nur ein normaler Mensch, ein gute ausgebildeter und einer aus einer modernen Welt mit mehr wissen aber immer noch ein Mensch. kein Magier kein Supersoldat, ein Mensch.
Die Tokarev... er wußte, dass Jarel keine Schusswaffen mochte, wenn auch nciht ganz genau weshalb.
"Nur zur Sicherheit, sie ist zu laut, ich habe keinen Schalldämpfer... aber im Ernstfall lieber zu laut als ich tot. Wobei... Doch, ich habe einen Schalldämpfer."
Er ging noch einmal nach oben und holte eine alte Kartusche der Gasmaske. Und Klebeband. Wenn ein Russe keinen Schalldämpfer improvisieren konnte, dann war er kein Russe sondern ein Deutscher.
Jakob... Klausur...
Slava runzelte die Stirn, vielleicht hätte er nachfragen sollen was es damit auf sich hatte, aber er verstand zu wenig von Orden und Glauben... Nur dass es sich vielleicht um ein Missverständnis handeln konnte bei Garcia, den er nciht mochte. Alexej hieß der doch... Ein Russe, der ihm wohl ähnelte. Das zumindest kam ihm. Andererseits... was wusste er darüber? Er maßte sich nicht an Jakob besser zu kennen als Jarel, der viel Zeit mit ihm verbracht hatte. Er nickte also nur, was wußte er schon wen der Junge noch hasste.
"Bringen wir es hinter uns."
Kein 'wünsch uns Glück' denn daran glaubte er nicht. das war ein Job, und den erledigte man, am besten ruhig und professionell.
Aber sie hatte noch ein wenig Fußweg vor sich.

<geht dann hier weiter>

Re: Re: Nowigrad/Silberstein - Ein Privathaus mit Büro

Verfasst: Sonntag 20. November 2022, 20:51
von Vyacheslav Sokolov
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von: Umland -> nach Hause
Datum: Am späten Abend/Nacht des 4. August 1278
betrifft: Slava, Jarel, Cyron
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"Du verdammter Sturschädel..." Aber Slava hatte durchaus Respekt vor dem eisernen Willen des Mannes, jemanden der den Körper nur mit Willenskraft am Laufen halten konnte war genau nach seinem Geschmack. Hier aber war es unnötig.
"Gib sie mir!" kommandierte er hart aber bestimmt. Er wußte durchaus welchen Ton er anschlagen musste.
Dann Nahm er sie an sich. Sie schien noch zu leben, der spüre Herzschlag, flachen Atem... auch wenn er sie dafür etwas unsittlich berühren musste.
"Und nun halt dich fest, wir sind gleich da."
So führte er ihn zu seinem Haus, auf direktem Weg. Vollkommen egal wer sie sah, aber dieser Auftrag sollte für ihn nicht zu seinem Desaster werden.
Warum hatte der Wolf etwas abbekommen und er selbst nicht? Irgendwie hatte er damit gerechnet, dass Jarel ihn zurücktragen musste... Und dann dass...
"Wir sind gleich da..." nun mit deutlich mehr Sorge in der Stimme.
Doch dass es für ihn zuende sein sollte, das blendetet er einfach aus. Es konnte nciht sein was nicht sein durfte.
Dann schob er ihn als erstes durch die Tür, eher er selbst eintrat.
"Meister Cyron...?" rief er noch ehe sie ganz drinnen waren.

Re: Ein Wald zwischen Ursten und Drahim

Verfasst: Sonntag 20. November 2022, 21:20
von Cyron
Cyron hatte eine Ahnung gehabt, wie der ‚Ausflug‘ enden würde. Er kannte den Schurken schließlich lang genug.
Kaum schob Slava Jarel hinein, nahm der Heiler den Schattenläufer am Arm und wollte ihn in Richtung des Küchentisches schieben, doch der Schurke brummte nur und trat zur Seite, damit der Heiler das eigentliche Malheur zu Gesicht bekam.
Das einer der Männer – oder auch beide – verletzt zurückkehrten, damit hatte er gerechnet.
Nur… dass sein Gastgeber ein Mädchen hereintrug, das hatte er nicht geahnt. Auch nicht, dass er die Kleine kannte.
„Malorne hilf.“, stöhnte er und deutete Slava Sindra auf dem Küchentisch abzulegen.
Der Heiler war gut vorbereitet. Es roch penetrant nach Alkohol. Der Tisch war leergeräumt, auf der Anrichte lag ein lustiges Sammelsurium verschiedener Messer – sogar von Jarels Dolchen war einer dabei – und er hatte alles Mögliche an Verbänden zusammengetragen. Oder dazu gemacht. Ein Teil der Stoffstreifen bestand aus Slavas Bettwäsche. Darüber konnte er sich später ärgern. Jetzt hatten alle Anwesenden andere Sorgen.

„Bericht, bitte.“, zischte er Slava zu und begann im gleichen Atemzug das Mädchen zu säubern und zu untersuchen.

Jarel hatte es während dessen bis zur wuchtigen Bank mit der hohen Rückenlehne geschafft und stand nun schwankend wie ein Grashalm im Wind davor. Er konnte sich doch jetzt nicht setzen. Unschlüssig sah er an sich runter, auf seine rot verschmierten, auf seine Seite gepressten Finger, auf das klebrig glänzende Leder der Hose.
Er würde das gute Stück völlig einsauen. Nein. Setzen kam nicht in Frage. Vielleicht erst einmal etwas gegen diesen furchtbaren Durst unternehmen. Er gab einen weiteren Brummton von sich und versuchte sich zu orientieren.

Re: Ein Wald zwischen Ursten und Drahim

Verfasst: Sonntag 20. November 2022, 21:33
von Vyacheslav Sokolov
"Der Einsatz insgesamt war erfolgreich. Aber zuerst..." begann Slava, er musste das Geheimnis lüften., es konnte für die Behandlung hilfreich sein.
"...sie war eine Geisel der Nilfgarder, ich hoffe nicht dass sie sich an ihr vergangen haben, aber was wichtiger ist, sie ist kein Mensch, sie ist... hier nennen sie es Doppler eine Art Gestaltwandler. Ich kenne die Besonderheiten ihrer Physiognomie nicht, aber sie isst das gleiche wie Menschen, hat wohl auch eine feste Form die in groben Zügen humanoid ist. Auf jeden Fall muss man sie zu den Säugetieren zählen, mehr kann ich nicht sagen. Und Jarel wurde aber ebenfalls verletzt, ich vermute eine Stichwunde in den Unterleib... Seht sie euch beide an und lasst euch von ihm nicht täuschen... das Mädchen ist wahrscheinlich stabil, aber er hat sie die meiste Zeit getragen und wohl viel Blut verloren. Er wird in den nächsten Minuten zusammenklappen..."
prophezeite er. Vielleicht irrte er, was er sich fast wünschte.
Er sah sich jetzt selbst Sindras Bein an, eine Eintritttswunde und kein Austritt.
"Wenn noch ein Rest vom Projektil drin ist kann ich das auch rausholen, danach müsstet ihr übernehmen, aber bitte, seht euch Jarel an."

Re: Ein Wald zwischen Ursten und Drahim

Verfasst: Sonntag 20. November 2022, 22:01
von Cyron
„Ein Wechselbalg?“ Cyron staunte mit offenem Mund und großen Augen.
„Hatte ich noch nie. Mal sehen, ob ich sie wieder hinbekomme. Das in ihrem Oberschenkel muss auf jeden Fall raus, bevor ich die Wunde verschließen kann.“ Er deutete auf das Sammelsurium an Messern. „Das schmale ganz rechts.“
Mehr sagte er nicht, sondern griff sich einen aufgerollten Verband und weitere Tücher, bevor er zu Jarel hastete, der immer noch mitten im Raum stand und irgendetwas suchte.
Was, dass wusste der Schurke selber nicht mehr. Er wusste nur, dass sein Sehbereich immer schmaler wurde.
Er musste…er wollte…
Cyron war der Zustand der Bank wesentlich weniger wichtig. „Hinlegen! Sofort!“, fuhr er seinen Patienten an.
Und der gehorchte. Zumindest versuchte er es. Zur Hälfte klappe es sogar, dann gaben die Beine des Verletzen nach.
„Wowhow…“ Cyron ächzte angestrengt und griff beherzt zu. „Du hast zugelegt.“, stieß der Heiler zwischen den Zähne hervor und mühte sich ab, den Ritter nicht vom Sofa rutschen zu lassen.
Kaum war ihm das gelungen zog er Rüstung und Hemd unwirsch hoch, betrachtete die Wunde, presste die Tücher darauf.
Jarel war nicht richtig da, aber auch längst nicht weg. Immer wieder fielen ihm die Augen zu, nur damit er sie einen Liedschlag später wieder aufriss um wild damit zu rollen. Er murmelte irgendetwas, dass Cyron nicht verstand in einer seltsamen, harten Sprache.
Ja, der Schattenläufer brauchte Hilfe, aber das Mädchen auch.
Und ob er zwei Heilzauber dieser Güte nacheinander fertig brachte…
Kurz ging der Heiler die Möglichkeiten durch. Er hasste Triage, aber es hatte keine andere Wahl.
Der Schurke war zäh. Der würde noch durchhalten. Das Mädchen aber…
Der Elf entschied sich und befestigte hektisch den Verband, bevor er aufsprang und zum Tisch ging.
„Fremdkörper entfernt?“, wollte er wissen, amtete betont ein und aus und bereitete sich auf den ersten Zauber vor.

Re: Ein Wald zwischen Ursten und Drahim

Verfasst: Sonntag 20. November 2022, 22:11
von Vyacheslav Sokolov
Slava war kein Arzt, aber in der Zone waren diese Mangelware und so hatte er such seinerzeit von Ljuba zeugen lassen, wie man einw Kugel entfernte - eines der häufifsten Verletzungsbilder im Einsatz neben der Stahlenkrankheit.
Später hatte er leider oft genug üben können.
Er griff nsch dem Werkzeug, es schien sich tatsächlich perfekt zu eigen... und holte kurzerhand die abgebrochene Spitze eines Armbrustbolzens raus.
"Bestätige. Ist entfernt. Wie geht es Jarel?'
Selten oder nicht, ihm war eindeutig einer wichtiger, und neben dem kniete er sich nun neben die Liege, hielt seine Hand, ginge es ihm schlechter, so würde es das merken.

Re: Ein Wald zwischen Ursten und Drahim

Verfasst: Sonntag 20. November 2022, 22:33
von Cyron
Cyron legte beide Hände auf die nun äußerst stark blutende Wunde des Mädchens. Er wusste, er hatte nur einen Versuch. Diese Menge Blut konnte nur eines bedeuten….
„Er hat noch.“, entgegnete er nur auf die Frage nach Jarels Zustand.
Kurz richtete er seine Gedanken auf den gehörnten Gott aus, murmelte ein Stoßgebet, schloss die Augen. Er konnte es spüren. Wie die perforierte Arterie sich schloss, sogar das Gewebe darüber, zum Schluss sogar die Haut. Wunderbar!
Das Leuchten drang sogar durch seine geschlossenen Augenlieder. Innerlich triumphierte der Priester. Er hatte dem Schnitter wieder einmal ein Leben geraubt. Die Kleine würde es schaffen.
Er öffnete die Augen und prüfte ihren Puls, ihre Atmung. Ja. Sie würde es schaffen.

Die Hand des Schattenläufers wies keinerlei Spannung auf, war kalt und klamm wie ein Fisch.
Während er sich abmühte, nicht ohnmächtig zu werden, bewegten sich die unter dem Bart blassen Lippen unentwegt. Er flüsterte zwischen zwei schleppenden Atemzügen immer wieder hektisch etwas. Erst hielt Salva es für sinnloses Gebrabbel, doch dann schnappte er ein Wort auf, dass er erkannte.
In seiner Muttersprache. In einer Sprache, die Jarel unmöglich kennen konnte.
Je aufmerksamer Salva zuhörte, desto mehr verstand er, desto mehr erkannte er wieder. Es war nur Geflüster, nicht die unheimliche, nervenaufreibende Stimme des Wunscherfüllers. Aber der Inhalt…
…der war derselbe. Das war unmöglich.

Cyron sah hektisch von Sindra zu Jarel. Die Kopfverletzung würde er als nächstes Heilen. Aber jetzt war erst die Verletzung des Schurken dran. Mit zwei Sätzen war er am Sofa und versuchte Slava mit sanfter Gewalt zur Seite zu schieben.

Re: Nowigrad/Silberstein - Ein Privathaus mit Büro

Verfasst: Montag 21. November 2022, 08:51
von Vyacheslav Sokolov
Das Artefakt hatte Cyron wirklich gut getan, oder was diese orte der Macht auch immer waren. Er dachte schon wieder, oder immer noch in den Begriffen der Zone.
Eigentlich wollte Slava sich Sindras Heilung in allen Details ansehen, wie sich die Wunde schloss... Wann bekam man denn eine magische Heilung zu sehen?
Aber statt dessen blieb er lieber bei Jarel, Cyron hatte ihn auf die Liege gewuchtet... war er früher schlanker gewesen? Eigentlich war er doch nicht korpulent, ja nicht einmal untersetzt zu nennen... nur die Schultern waren beachtlich breit... womöglich war er als Assassine, oder wie man das nannte, früher drahtiger gewesen als heute?
Noch konnte er solche Gedanken finden während er begann ihn von der Rüstung zu befreien um sich selbst die Wunde anzusehen und es später dem Heiler zu erleichtern.
Lieber hätte er ihn unter anderem Vorzeichen ausgezogen, aber er zweifelte nicht daran, dass das nicht das letzte mal war. Diese Rüstungen waren irrsinnig kompliziert. Wer dachte sich so etwas aus, Schnürungen an allen Ecken und Enden. Warum nicht ein oder zwei Schnallen, diese speziellen leisen Klippverschlüsse... im Ernstfall dauerte es so Minuten bis man in der Ausrüstung war. Aber gut, die Neuzeit hatte aus diesem Nachteil wohl ihre Lehre gezogen, hier hatte man das eben noch nicht.
Und dann... Jarl murmelte etwas vor sich hin, erst beachtete er es kaum denn es klang nach kauderwelsch, aber der Rhythmus, er hatte das schon einmal gehört und als er genauer hinhörte...
...war es russisch und die Worte die er so oft und wie in Dauerschleife im Zentrum gehört hatte.
'Komm zu mir.
Dein Ziel ist hier
Ich weiß was du dir wünschst
dein weg endet hier...'

Wo hatte er das her? War das dieser Traum gewesen? Hatte er dass gemeint? Diese Stimme? Fuck.
Aber wie zur Hölle konnte Jarel vom Zentrum der Zone träumen?
Verdammte Scheisse!
Wieder rasten seine Gedanken.
Sein Bild von der Zone war immer schon das eines Pilzgeflechtes gewesen, rudimentär intelligent, zumindest aber auf Überleben programmiert. Es wollte wachsen und schlug seine Wurzeln in allem was lebte und atmete, und es war eine Kraft dahinter, wenn man so wollte Magie.
War er also infiziert? Das war die einzige Erklärung. Und unwahrscheinlich war es nicht, er hatte so viel zeit darin verbracht, von Anfang an. Bisher war er doch eher von der lokalen Wirkung ausgegangen, wie die einer Strahlungsquelle. Solange er dieser ausgesetzt war, war da auch der Effekt. Er musste umdenken, jetzt war er keiner Ursache mehr ausgesetzt und trug immer noch die Wirkung in sich, war vielleicht selbst zum Verbreiter geworden. Verfickt nochmal.
Als würde das etwas bringen blickte er auf seine Hände. Natürlich sahen die vollkommen normal aus.
Hatte es da nicht einmal ein Computerspiel gegeben in dem Menschen durch Wesen aus Pilzen ersetzt wurden? Nicht diese Zombiespiele... Was wenn auch das Realität war, wenn das nicht nur der wirre Verstand eines Japanischen Spieleentwicklers war sondern noch ein Vorzeichen dieser... was auch immer. Und was war zuerst, die Sphärenkonjunktion oder die Zone? Er starrte nun auf Jarel, der nun still lag aber gleichmäßig atmete.
Wieder schlug sein Herz als wollte es seinen Platz im Brustkorb mit Gewalt erweitern, aber dieses mal war er sich sicher, dass es weder ein Anfall war noch das Herzklopfen eines Verliebten. Es war wirklich Angst. Angst an etwas geraten zu sein, das seinen Horizont überstieg und gegen das er keine Chance hatte, dessen Werkzeug er geworden war. Dijkstra fürchtete er nicht, aber das war stärker als Dijkstra, komplexer, abstrakter... und es griff nun auch in diese Welt.
Musste er doch verschwinden, allein um diese Welt zu schützen? Vor seinem Einfluss und dem der Zone?
Oder war es längst da? Ging es sogar von hier aus und war die Zone von hier aus infiziert worden?
Eben, was war zuerst?
Da waren noch so viele Fäden offen und ihm schwirrte der Kopf.
Der Dämon, der mit Viktor gekommen war... ihn wollte er sehen, er war mit Sicherheit ein Schlüsselelement, und dann waren da noch andere aus anderen Welten...
Am liebsten hätte er etwas genommen um ein paar der Gedanken zu erschlagen und den Rest gerade zu richten. Er dachte an die Dose Fisstek oben im Büro. Dann blickte er zu Jarel. Nein, clean bleiben. Wenn er aufhalten wollte was da lief durfte er sich nicht mit Drogen die Birne vernebeln.
Er saß immer noch am Boden.
Und Sindra war geheilt.
Langsam richtete er sich nun auf...
"Noch genug... Dings... Mana übrig für Jarel? Es ist auch noch was vom Fleisch da hoff ich? Ihr werdet sicher auch gleich Hunger haben..."
wandte er sich an Cyron, hielt sich an flapsiger Ausdrucksweise fest.
Er legte selbst noch die Rüstung ab, raus ging immer leichter als rein, und machte sich etwas vom Fleisch und den Bratkartoffeln warm, und auch für Cyron. Dass Magie hungrig machte wusste er ja längst.
Und während das Herdfeuer langsam alles erwärmte atmete er tief durch und schob erst einmal alles beiseite auf den gigantischen Haufen an seelischem Gerümpel, den er mit sich herumtrug und erst langsam sortiert bekam. Vorerst war ja nichts geschehen, also weitermachen. Er musste funktionieren, erst recht wenn alles brannte, dazu hatte man ihn ausgebildet. Alles weitere würde sich zeigen.
Er nahm nun neben Sindra Platz, für den Fall dass sie erwachte und dann erschrak.