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Re: Ein kleines Haus in Ferneck - vor der Stadtmauer, zwischen dem Dreiberger und dem Südtor
Verfasst: Samstag 14. Mai 2022, 19:48
von Sarray Cestay
„Heee! Wer glotzen will zahlt eine Münze! Und der Rest trollt sich!“, fauchte Sarray und versuchte vergeblich die Menge zu zerstreuen. Sie hörte das Geflüstert und Geraune. Das war furchtbar!
„Ich…danke für die Vorführung, aber wir gehen besser wieder rein.“, murrte sie mit düsterer Miene.
Als Zwergin oder Anderling hatte man es nicht leicht, aber als Hexer war es noch wesentlich schlimmer. Wahrscheinlich waren sie deswegen so griesgrämig. Und nicht anders herum.
Der Hexer tat ihr mit einem Mal leid. Demonstrativ nahm sie seine Hand und wollte ihn zurück ins Haus führen.
Re: Ein kleines Haus in Ferneck - vor der Stadtmauer, zwischen dem Dreiberger und dem Südtor
Verfasst: Samstag 14. Mai 2022, 20:31
von Reuven von Sorokin
Trotz allen Misstrauens, die Menge hätte auch früher schon das Weite suchen können, aber so waren sie, nicht nur die Menschen, es waren genauso Anderlinge darunter, Halbelfen, Halblinge und der eine oder andere Zwerg.
Auch Ljerka baute sich etwas drohend vor den Leuten auf, während Sarray ihren Patienten wieder ins Haus brachte.
"So ist das immer. Meine Zunft findet eben nicht so schnell Freunde." feixte er ein wenig, aber ganz kalt ließ es ihn nicht.
Aber er blieb defensiv. Er wußte genau, er schadete seiner Zunft so nur.
"...sie haben vor allem Angst, was sie nicht kennen..." schien er sie sogar entschuldigen zu wollen.
"Ich nehme es ihnen nicht übel... und leider ist manches von dem wahr was sie sagen."
Re: Ein kleines Haus in Ferneck - vor der Stadtmauer, zwischen dem Dreiberger und dem Südtor
Verfasst: Samstag 14. Mai 2022, 21:50
von Sarray Cestay
Sarray drücke Reuvens Hand kurz, sagte aber nichts.
"Noch einen Tee?", fragte sie stattdessen.
Re: Ein kleines Haus in Ferneck - vor der Stadtmauer, zwischen dem Dreiberger und dem Südtor
Verfasst: Samstag 14. Mai 2022, 22:04
von Reuven von Sorokin
Reuven schwieg zunächst, folgte den beiden zurück ind Haus und nahm bereitwillig noch Tee an.
Die beiden wirkten aufrichtig.
Und trotzdem war er nicht hier um Freundschaften zu schließen.
Hexer zogen quer durchs Land, wurden nicht sesshaft. Freundschaften und Bindungen einzugehen brachte nur Trauer und Schmerz.
"Ich sollte nun aufbrechen. Wir treffen uns nach Einbruch der Dunkelheit vor der Brücke."
Re: Ein kleines Haus in Ferneck - vor der Stadtmauer, zwischen dem Dreiberger und dem Südtor
Verfasst: Samstag 14. Mai 2022, 22:19
von Sarray Cestay
Sarray nickte. „Wir werden da sein.“, versprach die Zwergin.
„Ich werde nicht zulassen, dass jemand meine Arbeit zu Nichte macht.“ Frech schob sie das Kinn vor.
„Dafür sorge ich.“
Re: Ein kleines Haus in Ferneck - vor der Stadtmauer, zwischen dem Dreiberger und dem Südtor
Verfasst: Dienstag 17. Mai 2022, 21:52
von Ljerka-Ilmatar Veskewi
von hier.
sie kamen zuhause an und es war fast schon ein festes Ritual, Brot und Wurst und was sonst noch da war aufzutischen.
Heute allerdings taten sie es wohl mit gemischten Gefühlen.
"Ich hoffe, ich habe den Hexer nciht vergrault... nicht dass er nicht mehr wiederkommt."
Re: Ein kleines Haus in Ferneck - vor der Stadtmauer, zwischen dem Dreiberger und dem Südtor
Verfasst: Dienstag 17. Mai 2022, 22:05
von Sarray Cestay
„Dann wäre er schön blöd. Für den Preis bekommt er die Heilung nirgendwo anders.“
Sarray lächelte. „Ich hab das Gefühl. Er kommt wieder. Scheint ne Menge Gegenwind gewohnt zu sein. War ja auch sehr emotional gestern. Vielleicht versteht er es irgendwie.“
Irgendwie. Sie selbst verstand es ja kaum.
„Ich glaube ich muss ins Bett. Sonst kommt der Hexer wieder und wir haben noch nicht geschlafen.“
Re: Ein kleines Haus in Ferneck - vor der Stadtmauer, zwischen dem Dreiberger und dem Südtor
Verfasst: Dienstag 17. Mai 2022, 22:12
von Ljerka-Ilmatar Veskewi
Ljerka nickte.
"Da hast du wohl recht. Trotzdem werde ich erleichtert sein, wenn ich ihn nciht wiedersehe."
Trotzdem hatten sie das Schwert und das Fläschchen mitgenommen.
Ljerka hatte es schon erkannt, es war etwas von dem Trank. Ob er ahnte, dass sie ihn brauchen konnte, oder ob er ihn nur loshaben wollte, weil es nicht gewirkt hatte?
Das Schwert interessierte sie allerdings viel mehr.
Sie würde diese Nacht komisch träumen, das wusste sie jetzt schon.
Aber der neue Tag konnte nur besser werden.
Re: Ein kleines Haus in Ferneck - vor der Stadtmauer, zwischen dem Dreiberger und dem Südtor
Verfasst: Dienstag 17. Mai 2022, 22:24
von Sarray Cestay
Sarray schlief, kaum das ihr Kopf die Kissen berührte. Eine weitere Begabung der Zwergin. Egal wie seltsam der Tag auch gewesen war, schlafen konnte sie immer.
Sie wachte sogar recht früh auf.
Genug Zeit für einen Ausflug, bevor der Hexer zurückkahm.
WENN er zurückkahm.
Re: Ein kleines Haus in Ferneck - vor der Stadtmauer, zwischen dem Dreiberger und dem Südtor
Verfasst: Freitag 27. Mai 2022, 13:52
von Sarray Cestay
Von hier:
Dörfliche Gegend
„Theoretisch kann Ljerka fast alles brauen. Ob sie das macht, musst du sie aber selber fragen.
Letztens hatten wir einen Kunden, der hat sich ein GANZ seltsames Zeig brauen lassen. Gegen eine Art – wie sag ich es – dauerhafte Krankheit. So was ist aber aufwändig. Und teuer.“
Einige Momente hing Sarray ihren Gedanken nach. Ob der Ritter noch lebte? Eine einzige falsche Dosierung des Zeugs und…naja…war nicht ihr Problem. Wenn er noch lebte, würde er sicherlich bald wieder vorbeikommen. Ewig reichte das Teufelszeug ja auch nicht.
Sarray führte die beiden in die Nähe von Nowigrad, jedoch nicht direkt in die Stadt, sondern in einen kleinen Vorort, in dem die Häuser nicht ganz so schick und das Klientel sehr gemischt war.
Je näher sie ihrem Zuhause kam, desto weniger lief sie im Zickzack.
Und sie redete weniger. Und langsamer. Und deutlicher.
Unterwegs hatte sie tatsächlich Eier und ein Brot erstanden, sogar noch ein Stück Käse dazu, alles in einem Beutel verstaut und an ihren Gürtel gehängt.
„Der Rabe muss aber draußen bleiben. Wenn der seinen Schnabel in die falsche Phiole steckt dann….“ Sie ballte die linke Hand zur Faust, legte die rechte darum, hob beide auf Schulterhöhe vor sich, sagte laut „Bouuuuum!“, und zog ihre Finger mit einer flatternden Bewegung auseinander.
Die Zwergin trat vor ein kleines, etwas heruntergekommenen Haus, vor dem ein selbstgemaltes Schild hing, welches Heilung und Alchemie anpries.
Die beiden ahnten, dass in Sachen Geld hier an der falschen Adresse waren.
Sarray riss die Tür auf und flötete aus vollem Hause.
„Ljerkaaa! Ich hab Streuner mitgebracht. Dieses Mal Zweibeinige!“
Sie bat die beiden rein. Und drinnen wurde klar: Es war tatsächlich nicht viel zu holen hier.
Die Zwergin ging zum Tisch und legte ihre Beute ab. Danach musste sie erst einmal einige Möser und Kräutersträußchen wegräumen, denn dieser Tisch war der einzige im Raum.
„Wir haben nur zwei Teller. Ihr teilt euch einen, oder?“
Irgendwo her zauberte sie noch Butter, Kürbiskompott, eine Art süßen Aufschnitt und ein Glas mit eingelegtem… hoffentlich war das Fisch.
Die Mini-Blondine schnitt alles auf und verteilte es großzügig.
„Möchte jemand Tee? Davon haben wir mehr als genug.“
Die Zwergin war allem Anschein nach wieder nüchtern, aber nicht weniger freundlich und auch nicht weniger gut gelaunt.
Re: Ein kleines Haus in Ferneck - vor der Stadtmauer, zwischen dem Dreiberger und dem Südtor
Verfasst: Freitag 27. Mai 2022, 14:22
von Ljerka-Ilmatar Veskewi
17. September 1277 - früher Nachmittag
Die Nacht war sehr viel schneller vergangen gut gewesen wäre und sie hatte unruhig geträumt, jedoch ohne am nächsten Tag genau sagen zu können, was.
Sarray hatte es dann nicht mehr im Haus gehalten und sie war aufgebrochen, Kräuter zu sammeln.
Ljerka selbst brütete immer noch über einer Alternative zu dem starken Schmerzmittel, für dass der Hexer das Rezept bei sich gehabt hatte. Es gab eine Reihe von Pflanzen, die passende Substanzen beinhalteten, und sie würde etwas experimentieren müssen. Dazu wollte ihr die Zwergin noch ein paar weitere Rohstoffe liefern, Pilze zum Beispiel, aber es gab auch noch Wurzeln, die Rinde verschiedener Bäume, aber manches würde sie auch erst selbst nachschlagen müssen.
Sie hatte, was sie selbst noch an Material hatte, auf dem Tisch ausgebreitet und bereist einige Proben in verschiedenen Tiegeln vorbereitet, als Tinktur, als Salbe... manches duftete sogar recht aromatisch.
Sarray wehte wieder einmal herein wie ein Sandsturm, wollte schon die Behältnisse wegschieben. "Halt..." gerade noch konnte Ljerka eingreifen indem sie diese selbst auf den Küchenschrank verlagerte, der die Kolben beherbergte und die übrige Ausstattung.
Und die Zwergin hatte unerwartet Gäste mitgebracht.
Eigentlich hätte Ljerka sich umgezogen, wenn sie es gewusst hätte. Im Moment trug sie eine alte gesteppte Hose wie sie sonst an die Soldaten ausgegeben worden waren, oft geflickt, so dass man das Redanische rot fast nur noch erraten konnte. Darüber ein nicht mehr ganz neues Hemd, ebenfalls oft geflickt und einst weiß, aber mittlerweile von einem graugelb, ohne Bleichmittel wurde selbst das beste Leinen nicht wieder weiß, vor allem nicht wenn es öfter mal mit Blut in Berührung gekommen war. Darüber trug sie eine lederne Weste, an der sie sich allerdings von Zeit zu Zeit auch die Hände abwischte. Alles in allem bot sie keinen sehr Damenhaften Auftritt.
Das konnte man von den Besuchern aber auch nicht behaupten. Das Mädchen wirkte sehr dünn uns blass und der Mann, ihr Mann? Ihr Bruder? Für den Vater war der Altersunterschied nicht groß genug... wobei. Was wusste sie schon. Auf jeden Fall wirkte er nciht weniger blass und er war bereist zu lange in der Sonne gewesen, so wie seine Haut Blasen warf. Sie konnte sich bereits denken, weswegen Sarray die beiden eingepackt hatte, dass sie Hilfe brauchten sah man auf den ersten Blick. Ob sie diese auch bezahlen würden stand in den Sternen.
Aber Sarray bot gleich etwas zum Essen an und noch während Ljerka die beiden musterte begann sie etwas zuzubereiten.
Der Mann bewegte sich seltsam. Welche Art von Krankheit er auch mit sich herumtrug, man sollte wohl etwas dagegen tun.
"Ich bin Ljerka... und ihr seid...?" Begann sie einfach ganz traditionell, denn wirklich vorgestellt hatte die Zwergin die Gäste nicht, und 'Streuner' wollte sie sie nciht nennen.
Re: Ein kleines Haus in Ferneck - vor der Stadtmauer, zwischen dem Dreiberger und dem Südtor
Verfasst: Freitag 27. Mai 2022, 20:55
von Aris Moriturus
Die Nekromantin streichelte Ottos Gefieder. "Ja. Aber du wirst noch sehen, wofür wir das brauchen. Nichts auf der Welt ist umsonst." Und wie ihr geflügelter Freund, war auch ihre Oma dem Gold und anderen wertvollen Dingen zugetan, die sie wie eine Wahnsinnige in ihrem alten Gruselhaus im Sumpf hortete.
Aris lief den Weg entlang, den die Zwergin ihr vorgab. Aber auch, wenn Sarray immer sicherer und zielführender in ihren Bewegungen wurde, so war sich Aris die ganze Zeit über nicht sicher, ob das wirklich der richtige Weg war. Während sie liefen und noch die Einkäufe erledigten, hatte die Nekromantin genug Zeit, um sich Gedanken über Rolan und über das zu machen, was er ihr anvertraut hatte. Ihr Arm schmerzte noch immer an der Stelle, gegen die er sie geboxt hatte. Zimperlich war er nicht gewesen, so viel war klar. Das Ergebnis war dann ein blauer Fleck, dessen war sie sich sicher.
Der Untote erlangte also Interesse an seinem Leben, seinem...wirklichen Leben zurück. Was bedeutete dies für Aris? Was, wenn sie niemals getrennt voneinander sein konnten? Wenn nichts in dem vielversprechenden Buch ihrer Grossmutter stand? Dann hatte sie wieder nur die Wahl für ihren Begleiter, entweder zurück ins Totenreich zu schweben, oder ihr ein Leben lang... IHR Leben lang, auf Schritt und Tritt zu folgen. Warum hatte sie all das nicht bedacht? Sie wusste es. Weil die Angst ihr die Kehle hatte eng werden lassen.
Als Sarray sehr anschaulich verdeutlichte, was mit Otto passieren konnte, liesse er seiner Neugierde freien Lauf, verzog sie das Gesicht und schickte ihren Freund in die umliegenden Bäume.
Es war ein einfaches Haus. Aber es war den beiden Frauen, die hier lebten ein Heim und Aris selbst war keinen Luxus gewohnt, weswegen sie hier keine Armut sah, sondern das Refugium zweier Frauen. Ljerka. Ein Mensch. Das hatte Sarray ihr gesagt.
Im Haus angekommen, liess die Weissblonde den Blick schweifen, ehe sie Rolans Präsenz hinter sich wahr nahm. Er war hinter ihr durch die Tür geschlüpft und musterte die Umgebung, ebenso wie sie selbst es tat. Es roch stark nach Kräutern aller Art. Gläser standen rum...hier und da lag krümeliges Zeug..sicher zerstossene Blätter.."Ja..."murmelte sie abwesend.."Tee ist wunderbar, danke." Der Tisch im Raum wurde umgehend hergerichtet. Sagte man Zwergen eigentlich Gastfreundschaft nach? Aris wusste es nicht. Sehr bewandert mit dem Umgang anderer Wesen, als dem mit ihrer eigenen Art, hatte sie nicht. Zögerlich darüber, ob das hier eine so gute Idee gewesen war, nahm sie Platz. Was, wenn diese Ljerka, oder auch Sarray ihnen Gift ins Essen mischten? Naja, Rolan konnte es egal sein. Er war ja schon tot.
Die Menschenfrau, mit der die Zwergin zusammen lebte, bot einen beeindruckenden Anblick. Sie verkörperte, was Aris sich niemals selbst zutraute. Mit ihr war nicht gut Kirschen essen, das konnte man gleich sehen. Und sie war klug, hatte Sarray nicht gesagt, dass diese frau eine Art Alchemistin war? Tränke zubereitete, mannigfaltiger Art und mit vielen Optionen der Wirkung? am Hals waren noch die Andeutung der Schwärze zu sehen, die man ihr unter die Haut geklopft hatte. Fasziniert kam die Nekromantin ins Starren und riss sich schnell los. Unhöflich zu sein war unklug in dieser Welt.
Aris faltete die Hände im Schoß, manierlich, wie sie es gelernt hatte und konnte sich nicht verkneifen, ein wenig gierig auf die dargebotenen Köstlichkeiten zu blicken. Der Hunger nagte an ihr. Und das Stillen ihres Grundbedürfnisses war zum Greifen nah.
Sarray war ein Quell nie versiegender Energie. Sie wirbelte herum, verteilte, was sie zu Essen hatten und versprühte gute Laune. Aris schielte zu Rolan, der still und ernst wie immer neben ihr Platz genommen hatte. Verantwortlich für ihr Leben. Ja. Das war er nun. Und umgekehrt trug sie die Verantwortung dafür, dass Rolan sich bewegen konnte und vielleicht seinen Frieden fand. Im Leben, oder im Tod. Gut gemacht Aris! Super hinbekommen. Das kam davon, wenn man erst handelte...aus einem Impuls heraus, wie die Angst ihn anschickte. Ihr Magen zurrte sich zusammen wie ein Beutel, dessen Kordel man straff zog. Schnell, damit ihr Begleiter sich nicht beobachtet fühlte, sah sie wieder geradeaus auf den Tisch und griff nach dem Brot, um sich ein Stück abzubrechen und zaghaft davon zu essen.
Gift hat keine Kalorien.
Verfasst: Samstag 28. Mai 2022, 12:28
von Rolan Igorov
Irgendwie bewunderte Rolan den Enthusiasmus der Zwergin. Oder zumindest spürte er, dass seine Laune sich bei ihrem Gewusel und Geplapper ein wenig aufhellte. Die kleine Frau war irgendwie sympathisch. Sicher eine ganz passable Saufkumpanin. Das nötige Gröhlorgan dafür hatte sie jedenfalls. Auch wenn der Untote keinen Schmerz spüren konnte drangen ihre Schreie, die durch das kleine Haus hallten, unangenehm laut an seine Ohren.
Er warf Aris einen fragenden aber auch belustigten Blick zu und flüsterte.
"Wo sind wir da nur reingeraten, hm?"
Dann traten sie aber doch ein. Wenn Rolan in seinem unbequemen Leben eins gelernt hatte, dann war es, dass man nie eine kostenlose Mahlzeit ausschlug. Wer wusste schon, wann einen die nächste erwartete? Aufmerksam hielt er Ausschau nach weiteren Personen. Er wollte nun wirklich nicht einfach so ohne Vorwarnung in diesen Hexer herein laufen.
Der Raum roch nach Kräutern und Chemikalien. Nicht unbedingt unangenehm. Nur ungewohnt, wenn man gleichzeitig eine Mahlzeit assoziierte. Kurz hatte er den gleichen Gedanken an vergiftete Speisen, wie seine Begleiterin auch. Doch irgendwie traute er solch eine Tat der energiegeladenen Zwergin nicht so recht zu. Der menschlichen Frau allerdings,...
Er musterte Ljerka eingehend und ungeniert. Ihr Äußeres erinnerte ihn an eine harte, kampferprobte Frau. Sie wirkte drahtig und kraftvoll zugleich, als hätte sie ebenfalls ein hartes Leben als Söldnerin hinter sich. Das graue Haar stand ihr sogar ganz gut und gab ihrem Erscheinen noch mehr Professionalität. Weisheit und Erfahrung des mittleren Alters.
Zögernd setzte Rolan sich neben Aris an den Tisch und hob sogleich abwehrend die Hände, als die Zwergin von Tellern sprach und das Essen auftischte.
"Ich meinte das ganz wortwörtlich, dass ich mir das Essen abgewöhnt habe. Eine,.... ausgedehnte Diät sozusagen. Aber Aris kann gerne meine Portion bekommen."
Gierig starrte er auf die Teekanne und leckte sich unbewusst die trockenen Lippen.
"Tee nehme ich aber gern'. Oder Wasser. Verdammt, ich würd fast meine eigene Pisse trinken, so durstig bin ich."
Falls eine der beiden Gastgeberinnen sich an seiner rüden Ausdrucksweise störte, so zeigte sie es nicht. Was Rolan ein wenig beruhigte. Mit feinen Pinkeln zusammen zu sitzen, war meist keine gute Idee. Letztendlich würden die einen nur übers Ohr hauen und man stand am Ende doch wegen der Mahlzeit in ihrer Schuld. Einfache Leute, obwohl sie kaum etwas besaßen, waren meist doch viel freigiebiger, wenn es um die Gastfreundschaft ging.
Andererseits bedeutete das aber auch, dass es hier wohl nicht viel von Wert zu holen gab, sollten Aris und er gezwungen sein, sich hier zu bereichern. Ein schändlicher Gedanke, aber man musste ihr weiteres Vorgehen von allen erdenklichen Seiten her planen.
Dann bemerkte er, dass die Menschenfrau sich vorgestellt hatte und nun ihrerseits auf Namen wartete. Er räusperte sich trocken und umständlich und sehnte sich den Tee in seine Kehle. Dann streckte er Ljerka die blasse Hand entgegen. Wenn sie vom soldatischen Schlag war, würde sie das sicherlich zu schätzen wissen.
"Ich bin Rolan."
Kurz überlegte er, ob er Aris für sich selbst sprechen lassen sollte. Würde sie ihre Unabhängigkeit schätzen? Oder es zu würdigen wissen, wenn er sie vorstellte, wie eine Dame von Welt? Eine Antwort darauf hatte er nicht parat, entschied sich dann aber dafür, sich zumindest an dem kommenden Gespräch zu beteiligen. So konnte die Nekromantin sich auf ihre Mahlzeit konzentrieren und es musste nicht zu peinlicher Stille kommen.
Er deutete auf seine Begleiterin.
"Das ist Aris. Wir sind,... zwei vom Pech verfolgte Wanderer, kann man sagen. Naja, eigentlich bin ich ihr Beschützer. Aber,..."
Mit einer auf- und abfahrenden Geste deutete er über seine zusammengeschusterte Kleidung. Ein weiterer Fingerzeig auf seinen selbst geschnitzten Stock, den er an den Tisch gelehnt hatte, folgte. Etwas peinlich berührt verzog der Blasse das Gesicht.
"... naja,... vom Pech verfolgt halt. Vielen Dank für eure Gastfreundschaft."
Er nickte beiden Gastgeberinnen zu und meinte das sogar ganz ernst. Gastfreundschaft konnte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. An Ljerka gewandt sprach er weiter.
"Deine Freundin ist 'ne gute Seele. Die wenigsten hätten uns aufgelesen und zu sich nach Hause geführt. Dabei gibt's da draußen so seltsame Leute. Verrückte Fingerwackler und Untote überall."
Er lachte gespielt und wendete den Blick ab. Toll gemacht, Rolan, dachte er zu sich selbst. Kein Bisschen auffällig.
"Aaaalso,... Gift?"
Die fragenden Blicke, die das Wort erzeugte, verwirrten ihn für einen Moment. Dann merkte er, dass er wohl ein wenig mehr Zusasmmenhang geben sollte. Am Ende dachten die Frauen noch, er wolle sie beschuldigen, das Essen vergiftet zu haben.
"Oh,... Sarray meinte, du wärst Alchemistin? Könntest Heiltränke und Gifte herstellen? Sowas könnten wir auf unseren Reisen schon gebrauchen. Könnte gefährlich werden. Und so ohne ein Schwert, macht ein angespitzter Stock mit Gift gleich viel mehr her."
Re: Ein kleines Haus in Ferneck - vor der Stadtmauer, zwischen dem Dreiberger und dem Südtor
Verfasst: Samstag 28. Mai 2022, 17:21
von Sarray Cestay
Sarray hatte Rolans Bemerkungen durchaus bemerkt.
Und gleich reagiert. Sie war sofort aufgesprungen, hatte etwas gegriffen und war durch den Hintereingang verschwunden. Als sie wieder herein kam balancierte sie eine riesige Kanne auf dem Kopf, hielt diese mit einer Hand gerade. Es war eigentlich keine Kanne, die auf einen Esstisch gehörte, sondern eine, die mit einer passenden Schüssel ihr Badezimmer darstellte.
Aber Wasser war Wasser. Und sauber und frisch aus dem Brunnen war sie ja auch.
Die Zwergin setzte die Kanne direkt vor Rolan ab, wobei sie den Tisch und unmittelbarer Nähe ordentlich flutete.
Dann stütze sie das Kinn auf die Hand und betrachtete ihr Gegenüber wie ein schillerndes Objekt.
Und sie zerbrach sich den Kopf.
Gesund war er nicht. Ob es eine Krankheit war? Oder war es ein Vampir? Soffen Vampire wie ein Loch? Oder ein Doppler?
Moment. Was hatte er gerade gesagt?!
Sie hegte keinen Groll auf andere Wesen. Sogar mit einem Vampir hätte sie ein Gespräch anzufangen versucht. Aber sie war neugierig. Und Rolan ein nur allzu interessantes Geheimnis, dass es zu lüften galt.
Die Zwergin sah ihre Gefährtin an. Und diese kannte die Mini-Blondine gut genug, um die muntere Neugier in ihren Augen richtig zu deuten.
Re: Ein kleines Haus in Ferneck - vor der Stadtmauer, zwischen dem Dreiberger und dem Südtor
Verfasst: Sonntag 29. Mai 2022, 12:07
von Ljerka-Ilmatar Veskewi
Jetzt hatte Ljerka doch die Ruhe gefunden, auch Platz zu nehmen und sich die Gäste genauer anzusehen. Die junge Frau schien sie ihrerseits zu mustern um sie einzuschätzen. Ihre Augen waren merkwürdig, nicht wie die des Hexers, aber eines war verschiedenfarbig. Man erzählte sich dazu immer wieder Geschichten, ihren Zwilling sollten sie gefressen haben, noch im Mutterleib und so wurden sie gestraft oder dass diese Leute heimtückisch wären, und von zwei Seelen beherrscht. Die alte Soldatin glaubte nichts davon, wollte es zumindest nicht, aber ganz konnte man sich gegen Vorurteile nicht wehren, vielleicht war da ja irgendwo ein wahrer Kern, wie auch bei den Hexern.
Sie sprach nicht, nahm nur den angebotenen Tee an, der Mann ebenso.
Und er war es, der sie vorstellte. Ein kräftiger Händedruck, das wusste sie zu schätzen, und er behandelte sie selbst wie eine Kameraden denn in der Regel gaben Männer Frauen zur Begrüßung nicht die Hand, oder eher selten. Irgendwie war er ihr sogar ein wenig sympathisch, er erinnerte sie an ihre Kameraden, damals. Die dummen Bemerkungen, die bei den Männern fast immer etwas mit Sex oder den Ausscheidungen zu tun hatten, schlimmstenfalls mit beidem. Auch wenn es nicht ganz ihr Humor war, sie hatte gelernt mitzulachen und nur innerlich mit den Augen zu rollen. Irgendwie waren sie ja gute Jungs gewesen, alle. Sie hatten sich den Rücken freigehalten, gegen die Schwarzen und ihre Eichhörnchen, und alle hatten sie es mit dem Leben bezahlt.
Rolan hieß er also, und die junge Frau war Aris.
Den Händedruck wusste sie tatsächlich zu schätzen. Er war kühl, die Haut fühlte sich merkwürdig an, wächsern, schlecht durchblutet, aber sie zog die falschen Schlüsse, auch wenn er tatsächlich roch, als wäre er schon am verwesen, nach dem brackigen Wasser des Sees und anderem, trotzdem.
Er stand ja vor ihr, sprach und bewegte sich.
Und er wollte nichts essen, eine besondere Diät... klar. Sie lächelte wissend. Er soff Wasser als müsse er in seinem Magen einen Karpfenteich anlegen. Sie hatte schon einige Ausreden gehört, die aber war neu.
Ihr Urteil hatte sie sich schon gebildet. Er hatte wohl tags zuvor mehr gesoffen als ein Einzelner vertrug. Wahrscheinlich irgendeinen selbst gebrannten Fusel, der ihn genauso gut hätte blind machen können. Kein wunder, dass er nicht essen wollte. Wahrscheinlich würde jedes kleine Stück Brot postwendend wieder auf dem gleichen Weg herauskommen.
"Soll ich dir eine Suppe machen? Ich kenne da ein paar gute Rezepte, die auch gegen den schlimmsten Katzer helfen." Sie zwinkerte ihm zu.
Über die Zwergin sagte er ihr nichts neues. Sie würde sogar einen Nekker mitbringen, wenn der es fertigbrachte, sie aus großen treuen Augen anzublicken. Und irgendwie zweifelte sie nicht daran, dass das eines Tages tatsächlich geschehen würde.
Fingerwackler und Untote...
Es würde ihr erst später reinfallen, und dann würde sie sich noch eine Weile Gedanken machen, warum ausgerechnet die. Warum nicht Ertrunkene und Räuber? Desserteure, Ghule... das waren die wirklichen Gefahren auf der Straße. Und Untote gab es ja nicht einmal, ein dummer Volksglaube, aber seit man nicht mehr alles begrub was sich nicht mehr bewegte sondern noch einmal nach ein paar Tagen nachsah kam es auch nciht mehr dazu, dass sich Totgeglaubte selbst wieder ausgruben. Und dass es manchmal einfach nur Ghule waren wusste ja auch jeder.
Und... Gift?
Für seinen selbst geschnitzten Speer. Waren die beiden noch abgebrannter als der Hexer?
"Ich kann Gift herstellen... aber euch ist doch klar, dass ich dafür zumindest ein paar Kronen nehmen muss. Und weit kommt ihr mit dem Speer auch vergiftet nicht."
Ein wenig regte sich doch ihr Misstrauen. Wer so abgebrannt daher kam konnte auf die Idee kommen, auch noch sie zu überfallen. Mit einem Blick vergewisserte sie sich, dass das Offiziersschwert im Reichweite war, dass ihr der Hexer als Bezahlung dagelassen hatte.
"Versucht lieber in der Stadt Arbeit zu finden, am Hafen kann immer eine kräftige Hand geraucht werden." Wo es für eine junge Frau Arbeit gab würde sie nicht ausführen, zumindest nicht ohne zu wissen was sie sonst noch konnte. Bisher war sie ja recht still gewesen.
Sie warf Sarray einen Blick zu, ohne zu ahnen, dass diese ihren Gast geistig schon sezierte. Sie hatte viel weniger von ihm mitbekommen.
"Hier in Ferneck braucht auch immer mal wieder wer Hilfe. hier ist eine Wäscherei und einige Köhler und Gerber..."
Re: Ein kleines Haus in Ferneck - vor der Stadtmauer, zwischen dem Dreiberger und dem Südtor
Verfasst: Sonntag 29. Mai 2022, 12:52
von Aris Moriturus
Das Essen, welches sie in einem langsamen Fluss an kontrollierten Bewegungen zu sich nahm, stillschweigend
- im Gegensatz zu Rolan, der Beide immer tiefer in irgendwelche Geschichten zu verstricken drohte-
gab ihr die Zeit, die Mimik und Gestik ihrer Gastgeber zu beobachten. Ein Blick Sarrays zu Ljerka hin, nachdem sie zuvor den Untoten ausgiebig gemustert hatte. Ein erwidernder Blick der Menschenfrau zurück, als würde diese mental auf etwas antworten, was die Zwergin ausheckte. Aris schob sich das nächste Stück Brot in den Mund und kaute. Etwas ging hier vor sich. Das Vertrauen der neuen Bekanntschaft war zart und zerbrechlich. Noch standen zu viele unausgesprochene Fragen im Raum und Aris würde sich nicht bemühen, Antworten zu geben. Ob sie Freund oder Feind waren,blieb ungeklärt.
Es war besser, sie verliessen diese Hütte beizeiten wieder, ehe ihnen der nächste unvorhergesehene Schlamassel zustossen konnte. Ein jedermanns Glück war irgendwann aufgebraucht. Ihres war mit Sicherheit während der Flucht vor dem wütenden Mob des Dorfes Yantra versiegt.
Wie die Nekromantin es dem Untoten bereits schon einmal gesagt hatte: alles in der Welt hat seinen Preis. Auch das Gift der Alchemistin, welches sie für einen Überfall auf diese Schatzhöhle gut gebrauchen konnten.
Rolans Blick traf sie seitlich, doch sie ignorierte ihn geflissentlich. Den Ring, den Otto gefunden hatte, würde sie Madame Frith vorlegen müssen, um sich ihr Wohlwollen zu erkaufen. Entgegen der üblichen Regeln der familiären Verbundenheit, herrschten keine liebevollen Gefühle zwischen Grossmutter und Enkelin. Profit. Daran waren alle auf der Welt interessiert.
Als ihr Begleiter sie jedoch in den Boden zu starren drohte, seufzte sie, legte ihre Brotscheibe beiseite und klopfte sich die Krümel über der Tischplatte manierlich von den Händen, ehe sie aus ihrem Lederbeutel die geforderten Münzen herausfischte. Rolan selbst hatte diese durch seine betrügerischen Spielereien erstanden, also konnte er sie auch gerne ausgeben. Die Mahlzeit hier war wenigstens umsonst, so hatten sie also gespart.
Aris drückte ihm das Geld in die grosse Hand und bediente sich am Käse, ehe sie mit Tee nachspülte. Der Kräutersud war stark und liess sie kurz husten, aufgrund seiner Bitterkeit. Doch zugleich spürte sie, wie ihre Energie wiederkehrte, ihre Reserven sich füllten, sie wacher und emotional in ihren Launen, zugänglicher für alle Anderen machte.
Sanft legte sie Rolan die Hand unter dem Tisch auf den Oberschenkel und spürte, wie er nach oben zuckte und sich das Knie an der Tischkante stiess. RUMMS! Alle Augenpaare richteten sich auf das ungleiche Wandererpaar.
Zum Glück spürte er keinen Schmerz, oder war es in diesem Fall ein Fluch? Kein verräterisches Jaulen entglitt seiner Kehle, was auch er ein wenig zu spät bemerkte. "Au...?" Aris rollte mit den Augen. Da war ja ein wahrer Schauspieler an ihm verloren gegangen! Was hatte er denn geglaubt?! Dass sie ihm zwischen die Beine fassen wollte?! Männer.
Als sich die Situation am Tisch beruhigte und Ljerka sie über die Möglichkeiten des Geldverdienens in der Nähe aufklärte, wagte die Nekromantin einen neuen Vorstoss,
Etwas fester als beim ersten Mal, legten sich ihre Finger auf seinen rechten Oberschenkel und sendeten ihm sofort neue Energie. Eben Jene, die sie durch das Essen bezog. Umgehend knurrte ihr Magen wieder und Aris aß weiter, sorgte damit für sich selbst. Vielleicht konnte sie mit Rolan so geschmeidigeren Fusses weiterziehen, als es ihnen bisher möglich gewesen war. Doch wie nur sollte sie ihr Medaillon auffüllen, ohne es am Tisch vor allen anderen Anwesenden emporbaumeln zu lassen? Sie dachte noch darüber nach, als.....
.....es krächzte. Laut und fordernd. Dann nochmal, wütend und penetrant. Aris zuckte zusammen. Ihr ungleiches Augenpaar wanderte zum Fenster in ihrer Nähe. Davor saß, höchst pikiert darüber, dass man das Mahl nicht mit ihm teilte: Otto.
Nicht verstehend, dass sie ihn mit dem Aussperren seiner Person, vor einem frühen Tod schützten. Böse funkelnde schwarze Knopfaugen nahmen Zwergin und Rolan ins Visier, ehe sie sich auf Ljerka richteten. Er spannte die Flügel.
- Seht mich an, wie gross ich bin?- sprach Aris in Gedanken für seine Geste und schmunzelte. "Das ist Otto, mein zahmer Rabe. Er..mag keine Fremden." Nett ausgedrückt. Er mochte niemanden. Rolan war ein wandelnder Festschmaus für den Raben und die Zwergin hatte ihn mit Nüssen beworfen. Kein guter Tag für den Vogelmann. Rolan knurrte vor sich hin. Die Abneigung beruhte auf Gegenseitigkeit, seit Otto das Ohr des Söldners gefressen hatte und Aris nicht vermochte, es wieder herzustellen.
"Oh Rolan...eine Wäscherei! Du liebst es doch, Wäsche zu waschen hm?" Aris schmunzelte in sich hinein und schob sich wieder Brot zwischen die Lippen, um nicht zu kess zu werden. Was sie ritt, den Söldner neckisch zu reizen, nachdem sie ihn für manche Verhältnisse schon recht unsittlich berührt hatte, wusste sie auch nicht.
Der Durst treibt's runter.
Verfasst: Sonntag 29. Mai 2022, 15:01
von Rolan Igorov
Rolan zog verwundert eine Augenbraue in die Höhe, als Sarray die schwappende Schüssel direkt vor ihm abstellte und dabei den halben Tisch flutete. Keine halben Sachen bei dieser Zwergin, was? Und wie sie ihn anstarrte,... wie einen interessanten Vogel? Wie ein verliebtes Mädchen? So die Hand aufgestützt, fehlte nur noch ein neckisches Klimpern mit den Augenbrauen.
Etwas verunsichert lugte er hinunter auf das klare Nass in der durchaus sauberen Schüssel.
"Ähm,... danke,...?" nuschelte er und fragte sich, ob sie nun ernsthaft von ihm erwartete, seinen Kopf dort hinein zu stecken und wie ein Hund mit der Zunge zu löffeln. Warum hatte sie nicht gleich einen Trog heran gekarrt? Leise seufzend blickte er sich auf dem Tisch um. Aris hatte bereits eine Tasse für ihren Tee bekommen. Er musste sich wohl selbst nach einem Gefäß umsehen. Glücklicherweise hatte Ljerka beim Abräumen des Tisches ein Glas übersehen, in dem sich scheinbar ebenfalls Wasser befand. Unglücklicherweise handelte es sich nicht um Wasser, sondern um eine recht potente Säure, die für die verschiedensten Lösungen der Alchemistin als Basis dienen sollte. Unwissend schnappte sich Rolan das Gefäß, welches ihm an einem Esstisch so völlig fehl am Platz vorkam. Wer hatte denn schon Trinkbecher aus reinem Glas? Und wer konnte sich so etwas leisten? Scheinbar gab es hier doch mehr zu holen, als vermutet.
Noch bevor eine der Gastgeberinnen eine Warnung von sich geben konnte, kippte Rolan den Inhalt des Glases hinunter. Es schmeckte bitter und irgendwie scharf zugleich. Stand wohl schon länger da. Und es stillte seinen Durst keineswegs. Am liebsten hätte Rolan nun wirklich den Kopf in die Schüssel gesteckt und wie ein Pferd gesoffen. Vermutlich hätte dies bei der Alchemistin kein allzu großes Misstrauen erweckt, da er damit die Säure in seiner Kehle zumindest ein wenig neutralisiert hätte. Aber ausgerechnet jetzt besann der Söldner sich auf seine Manieren, schöpfte mit dem Glas Wasser aus der Schüssel, wartete aber noch, bevor er zu gierig erschien.
"Danke, keine Suppe. Ist nett gemeint, aber Wasser ist völlig ausreichend."
Mit einem Nicken dankte er seiner Nekromantin, die ihm ein paar Münzen in die Hand drückte.
"Es sind nur ein paar Oren. Aber vielleicht reicht es für ein kleines Fläschchen?"
Bumm!
Was zur Hölle?! Reflexartig war sein Knie gegen die Unterseite des Tisches gestoßen.
Ein erschrockener Seitenblick zu Aris, die ihre Hand auf seinen Oberschenkel gelegt hatte.
"Ähm,... au?"
Tolle Reaktion, Rolan, dachte er noch von sich selbst. Aber wieso zur Hölle begrapschte sie ihn hier vor allen Leuten plötzlich? Verdammt,... mal wollte sie, mal wollte sie nicht. Wie launisch war das Mädchen denn?
Dann aber spürte er die Energie, die ihn durchfloss und es dämmerte ihm. Oh,... vielleicht sollte er in Zukunft nicht so vorschnelle Schlüsse ziehen. Peinlich berührt starrte er an die Decke und war zum ersten Mal froh darüber, nicht rot anlaufen zu können.
Die zweite Berührung der Nekromantin nahm der Untote mit aller Würde und Fassung hin, die er aufbieten konnte. Es fühlte sich verdammt gut an, was sie da tat. Auf eine total unschuldige Art und Weise natürlich. Er konnte förmlich spüren, wie seine Bewegungen geschmeidiger, seine Gedanken schneller und seine sonnenverbrannte Haut wieder glatter wurde. Das würde auffällig sein. Sanft aber bestimmend schob er ihre Hand von seinem Oberschenkel fort, beugte sich kurz zu seiner 'Herrin' herüber und flüsterte ihr ins Ohr.
"Spar' die Energie auf. Für dich. Ich trag' dich nicht die ganze Zeit rum."
Dann richtete er sich wieder auf, lächelte und hob entschuldigend die Hände ein wenig.
"Verzeiht bitte. Wir können manchmal einfach nicht die Finger von uns lassen."
Oh, er konnte Aris Empörung zu diesen Worten förmlich über ihre Verbindung spüren. Verlegen kaute er auf der Unterlippe. Das würde wohl noch ein verbales Donnerwetter geben. Glücklicherweise unterbrach Otto diesen peinlichen Moment mit seinem Krächzen.
"Ja,... der Vogel mag keine Fremden. Nur ihre Einzelteile."
Unwillkürlich betastete er sein Ohr, bemerkte erst viel zu spät, was er da tat und senkte schnell wieder die Hand.
"Aber wenn man ihn nicht ärgert, ärgert er auch nicht zurück. Richtig, Kumpel?"
Er warf dem Tier einen strengen Blick zu, als ob er ihn dadurch an ihre Abmachung erinnern konnte.
Und da kam auch bereits die Retourkutsche für Rolans vorherigen, schlüpfrigen Kommentar. Er sollte Wäsche waschen?! Echt jetzt? Wie bescheuert sähe er wohl in Rock und Schürze aus? Und dann auch noch die hart antrainierten Schwielen an den Fingern durch all das Wasser aufweichen und abreiben lassen? Nein, danke.
Mit einem zuckersüßen Lächeln gab er an Aris zurück:
"Das erste Stück Seife wird deinem losen Mundwerk dienen, Liebes."
Dann hob er endlich das Glas an seine Lippen. Oh, wie er sich schon auf das kühle Nass freute. Bevor er trank, schmatzte er noch einmal aufgrund des seltsamen Geschmacks von zuvor. Zudem hatte sich ein Prickeln in seiner Kehle ausgebreitet, welches er nicht zu deuten wusste. Es war zwar nicht höflich, die von Gastgebern angebotenen Speisen und Getränke zu kritisieren, aber Rolan war nunmal auch kein übermäßig sprudelnder Quell an Manieren und Höflichkeiten.
"Euer Wasser schmeckt irgendwie seltsam. Zumindest das, was da stand. Stand schon länger da, oder?"
Re: Ein kleines Haus in Ferneck - vor der Stadtmauer, zwischen dem Dreiberger und dem Südtor
Verfasst: Montag 30. Mai 2022, 09:06
von Reuven von Sorokin
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von/nach:
Umland -> Haus von Sarray & Ljerka
Datum: 17. September 1277, Nachmittag
betrifft: Sarray, Ljerka, Aris, Rolan, Sindra
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Sie hatten das Haus erreicht.
Das eine oder andere ging ihm durch den Kopf, während er auf die kleine Hütte zuhielt. Das Pferd band er draußen an, dann half er dem Mädchen abzusteigen, auch wenn er nicht daran zweifelte, dass sie auch allein heruntergekommen wäre. Mittlerweile fühlte er wieder Blick auf sich haften, Noch waren sie neutral und neugierig interessiert. Aber bei weitem auch nicht jeder Anderling war dem Hexer gleich wohlgesonnen. Die Menschen sahen den Mutanten, die Anderlinge den D'hoine, den Menschen.
Manches änderte sich nie.
Vielleicht änderte sie dafür ihre Meinung noch.
Bereits vor der Türe hörte er die Stimmen im Inneren, die die Schläge der Herzen beinahe übertönten. Auch wenn sie geschwiegen hätten, er hätte gewusst, dass es vier Personen waren. Zwei Fremde, ein Mann und eine Frau. Die Frau sprach am wenigsten. Und der fremde Mann seine Aufmerksamkeit. Hätten sie alle geschwiegen, er hätte vielleicht mehr hören können, doch es sprach fast immer jemand.
Als er dann an die Tür klopfte begann auch noch sein Medaillon zu vibrieren.
Man merkte seiner Mine nichts an, aber nun war er auf der Hut. Auch wenn es unwahrscheinlich war, dass die beiden gerade überfallen wurden, von einem Magier? Er wollte keine voreiligen Schlüsse ziehen, dann trat er ein ohne lange auf eine Antwort zu warten.
Die Zwergin saß am Tisch bei zwei heruntergekommenen Gestalten, die ältere Frau stand im Raum und sah gerade den Mann dermaßen fassungslos an, als hab der gerade verkündet, er wäre der Thronfolger Redaniens. Der jedoch, blass und ungesund und mit dem Herzschlag eines Hexers versehen, schien sehr glücklich mit einem Glas in der Hand. Die junge Frau war ebenso blass wie er, trug auffällige Augen, aber sonst keine Auffälligkeiten. Auch bei ihr suchte er nach Anzeichen, dass sie Elfenblut tragen konnte, die Augen waren ein Hinweis. Es schien aber nicht so, keinerlei spitze Ohren, nicht diese dreieckige Gesichtsform. Eine Statur wie Sindra. Auf den ersten Blick sahen beide ungefährlich aus, aber keiner wusste derzeit besser als er, wie sehr der erste Eindruck täuschen konnte.
Aber sein Amulett hörte nicht auf zu vibrieren. Außer, dass er sie eine Weile länger gemustert hatte ließ er sich allerdings nichts anmerken.
"Einen schönen Tag. Wir hatten einen Termin..." er lächelte die Zwergin an, Ignorierte den skeptischen Blick Ljerkas und dass sich der Ausdruck der beiden Gäste wohl zu Erschrecken wandelte. Gut so. sollten sie Böses im Schilde führen würden seine Schwerter sie lehren...
Verdammt, Nein. Er würde wieder ins Leere greifen.
Aber auch ohne Schwerter war ein Hexer wehrhaft genug. Und genau das würde er sie lehren.
Re: Ein kleines Haus in Ferneck - vor der Stadtmauer, zwischen dem Dreiberger und dem Südtor
Verfasst: Montag 30. Mai 2022, 10:07
von Sarray Cestay
Sarray musste mit Gewalt ihren völlig perplexen Blick von Rolan abwenden. Hatte der gerade die Essigsäure gekippt?
Die Zwergin hüpfte vom Stuhl und steckte den Kopf unter den Tisch.
Entweder, der Typ hatte genug Wasser hinterhergekippt, oder gleich würde sich das Zeug durch ihn durchgefressen haben und sie musste eine wirklich widerliche Sauerei wegmachen.
Die Stimme des Hexers riss sie aus den Gedanken. Sie wollte sich aufrichten und…RUMMS. Gläser und Teller hüpften einmal kurz.
„Au….“ So klein, dass sie unter dem Tisch stehen konnte war sie dann doch nicht.
Den Hinterkopf reibend sah sie blinzelnd zur Tür.
„Herr Hexer….ääääh…..schon so spät? Wir haben noch…äääh…“
Der, der sich als Rolan vorgestellt hatte, war definitiv kein Mensch. Was auch immer er war, das konnte jetzt verzwickt werden.
Sarray fasste sich. „Habt ihr und die Kleine schon was gegessen? Wir hätten noch etwas Brot. Und Käse….“
‚Nur die Säure ist grad aus.‘, fügte sie in Gedanken hinzu und versuchte ihre Nervosität herunter zu kämpfen.
Sindra stand noch beim Pferd und sah verschüchtert zur Tür.
Re: Ein kleines Haus in Ferneck - vor der Stadtmauer, zwischen dem Dreiberger und dem Südtor
Verfasst: Montag 30. Mai 2022, 10:28
von Ljerka-Ilmatar Veskewi
Ljerka stand der Mund offen.
Der Hexer hatte am Vortag fast reinen Alkohol gesoffen als wäre es Wasser und dieser Söldner tat das gleiche mit der Essigesenz. Er hätte sie nicht einmal an der Nase vorbeibringen dürfen, geschweige denn schlucken.
Und er fragte noch warum das Wasser seltsam schmeckte. Dabei war sie sich sicher gewesen, dass sie alles weggeräumt gehabt hatte, irgendwie musste das Glas in der Hektik den Weg auf den Tisch zurück gefunden haben, und zwar ohne den Deckel aus der Rinde der Korkeiche, mit denen sie diese Behältnisse zu verschließen pflegte, weil sie die Erfahrung gemacht hatte, dass Säuren sonst auf Dauer die Wirkung verloren.
Nun starrte sie ihn an, vergessen war die Frage nach einem Gift, vergessen die Münzen, das Geplänkel und auch der Rabe, der Plötzlich im Fenster aufgetaucht war fand dabei wenig Beachtung. Sie starrte nur auf den Mann und rechnete jeden Moment damit, dass er kotzte, ohnmächtig zusammenbrach, keine Luft mehr bekam oder... egal wie viel Wasser er trank, es musste schwere Verätzungen zur Folge gehabt haben und welche Reaktion auch immer angemessen gewesen wäre... Sie blieb aus. Und sie war sich recht sicher, dass der kein Hexer war...
"Was in Meliteles Namen bist du?"
Entfuhr es ihr.
Und dann, wenn man schon an den Teufel dachte...
...stand der Hexer in der Tür und machte das Chaos komplett.
Richtig, er hatte heute noch einen Termin bei Sarray. Er war spät dran, aber sie hatte auch nicht mehr damit gerechnet, dass er noch kommen würde.
Die Zwergin war Verlegen, sie spürte, wie gern sie den Hexer hinauskomplimentiert hätte, aber das gönnte sie ihren seltsamen Besuchern wiederum nicht.
Stühle hatten sie keine mehr übrig, und an die Kisten kam sie gerade nicht heran, doch Sarray bot ihm bereits Essen an, also lehnte sie sich mit verschränkten Armen an die Anrichte, die ihre Ausrüstung beherbergte - um ganz sicher zu sein, dass nicht noch eine wertvolle Zutat den Weg zurück auf den Tisch fand, und um diese notfalls mit ihrem Leben zu schützen, vor Hexer, vor Raben und was das Leben sonst noch bot - und beobachtete die Situation.
Der Hexer griff kurz an sein Medaillon... das fiel ihr auf. Sie sahen und erspürten mehr als ein Mensch... Gerade war der tote Wolf ebenfalls vergessen. Ihr Blick wanderten zwischen den Anwesenden hin und her, gespannt, was sich entwickeln würde.