Sphärenkonjunktion

„Das habe ich schon verstanden, Ser.“ Blieb die Priesterin hartnäckig und amüsiert förmlich. „Wenn ich richtig informiert bin, dann ist Dein Urteil gesprochen und Deine Brüder haben sich daran zu halten, ob sie es gut finden oder nicht. Aber ja… Du reist genauso unter meinem Schutz, sowie ich unter Deinem. Dies wird uns bis nach Nowigrad begleiten und dort erhalten bleiben. Sand zwischen die Mühlen des Ordens zu schieben ist nicht meine Furcht, sondern mein guter Vorsatz.“ Sie müsste dort natürlich mit mehr Fingerspitzengefühl vorgehen: sich einschleichen, sich unterschätzen lassen und langsam ihren Einfluss bei den Leuten, die der Orden nicht für unwichtig erachtet, ausbauen, statt revolutionär eine Plazenta an die Klostertür der Tempelinsel zu nageln, um aufmerksamkeitsstark ihre Thesen zu verkünden.

„Tine?“ Ein schönes Thema, so herrlich normal. „Zum Einen sollte ich sie von Ellander nach Wyzima bringen. Man braucht sie hier für den Wagen. Zum Anderen was soll ich mit einem Maultier in Nowigrad? Ich hätte überhaupt nicht die Zeit mich darum zu kümmern oder müsste Geld für einen Mietstall ausgeben, dafür dass ich vielleicht mal in ein Dorf reiten kann? Ich denke, ich hab mich schon um genug Lebewesen zu kümmern.“ Sie grinste breit.

„Das Urteil ist gesprochen.“, bestätigte Jarel.
„Doch so manch einer meiner Brüder will das nicht akzeptieren. Ich werde ab jetzt noch öfter über die Schulter sehen müssen als ohnehin schon.“
Nicht, dass er das nicht schon kannte. Schließlich hatte er in seiner Geburtswelt als Spion gedient. Als Meuchelmörder, als Attentäter. Damit würde er klarkommen. So lange niemand den er mochte mit in diese Intrigen hinein gezogen wurde.
Finis Pläne jedenfalls klangen abenteuerlich. Und sie lagen durchaus im Bereich des möglichen.
Niemals hätte er damit gerechnet, dass sein Leben noch ein weiteres Mal eine so drastische Wendung nehmen würde.
Es blieb spannend.
„Du kannst jederzeit mit Mariposa ausreiten. Ihr würde es sicher guttun, wieder regelmäßig bewegt zu werden.“ Er lächelte. „Ich gehe mich umziehen. Wir treffen uns bei den Ställen.“
Mit einer theatralischen Verbeugung verabschiedete er sich und eilte in Richtung ‚seines‘ Zimmers.

Na, geht doch. Für ein wenig Abwechslung wäre gesorgt. Die Priesterin warf noch einen Blick in den Schuppen und die bereits getane Arbeit. Einen guten Tischler oder Schreiner zu kennen war sicher nicht verkehrt, wer weiß was in Nowigrad alles an Arbeit anfallen würde. Den Tempel herrichten mit Sicherheit. Da würde sie Hilfe brauchen. Der Neuanfang gefiel ihr und wie um das unterstreichen zog sie noch einmal den Duft nach frischem Holz durch die Nase, bevor sie dem Ritter hinterher eilte.

<nach draußen>

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von: Ausflug zum See
Datum: 18:30 Uhr, 2. September 1278, Donnerstag
betrifft: Wer immer mag
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Auf Mariposa reitend und Tine als Handtier war Jarel zum Tempel zurückgekehrt.
Die Pflege des Maultieres hatte er der Tempelwache überlassen, Mariposa hatte er selber versorgt.
So würde also in Zukunft seine Arbeit aussehen.
Na, da gab es schlimmeres.
Mit einem Lächeln bekamen sowohl Tine als auch Mari eine Hand voll Möhren und die Tempelwache ein freundliches Wort, bevor er sich an seine Arbeit zurückbegab. Vielleicht würde er die Tür heute noch einbauen können.