Seite 7 von 12

Re: Allgemein | Irgendwo in den Straßen Nowigrads...

Verfasst: Sonntag 12. Februar 2023, 15:19
von Crehwill von Seren
Nein, der Hexer hatte keine Angst vor selbständigen Frauen oder Probleme damit, dass sie ihn herum zog. Er wirkte erleichtert, dass sie sich ihre Freier selbst aussuchen konnte und bei der Erwähnung von Knoten unter der Haut und Muskelverspannungen brummte er zustimmend: „Ja, das kann ich nachvollziehen. Wenn etwas weh tut, weil man sich zu schnell gedreht hat, sich was dabei verzieht und je älter man wird scheint das immer zäher zu werden. Dann tut's weh und man kommt selbst nicht hin. Oder einem irgendein Vieh tritt Dir auf den Fuß oder so eine dreckige Endrega landet in Deinem Gesicht.“ Leicht verzog er die Mundwinkel. Mit verbeult werden kannte er sich aus. Noch wusste er nicht, dass jemand für ihn heute Abend gewaltige Ausflüge plante.

Blicke von anderen bekam er mit oder ohne Dame am Arm, sodass er nicht wirklich darauf achtete, so lange sie nicht offen feindselig wurden.

„Hm ja“, er musste mit Blick auf die Nachtigall schmunzeln: „aber auch dafür fehlen mit wohl die Münzen und... hm... um ehrlich zu sein, habe ich die letzte Woche soviel gefickt wie lange nicht mehr. Meine Gastgeberin ist recht... kuschelbedürftig, sie ist auch Ärztin und hat mir gestern den Kopf massiert. Aber ob das auch einen medzinischen Zweck hatte weiß ich nicht. Mir hat es auf jeden Fall gefallen.“

Nachdem sie sich von ihm löste, verneigte er sich wieder vor ihr. „Es war mir eine Freude, Miss Rose.“ Pavel darf sich gerne seinen Teil denken.

<nach Hause>

Re: Allgemein | Irgendwo in den Straßen Nowigrads...

Verfasst: Sonntag 12. Februar 2023, 21:58
von Francis Rose
Francis knickste leicht und winkte Crehwill, obwohl er noch gar nicht weg war. Dann ging sie zur Tür, wuschelte Pavel durch die Haare und verschwand durch die Tür im inneren. ‚Eine kuschelbedürftige Ärztin. Und er hatte so viel gefickt. Hmm. Bezahlung in Naturalien.‘ dachte sie nur bei sich, während Gwen sie schon erwartete.
„da bist du ja. Ich habe Kundschaft. Du darfst den Empfang solange übernehmen.“ sagte die Ältere und eilte zu einem kleinen halbglatzkopf mit kleiner Brille und gebeugter Haltung. Er schaute verlegen, als sie ihn an der Hand zu ihren Zimmern führte.
Anders als die Mädchen, die nach Hause gingen und nicht hier wohnten, hatte sie sowohl Arbeits- als auch ein privates Schlafzimmer. Da trennte sie strickt.
Francis musste schmunzeln und nahm den Platz hinterm Tresen ein. Sie machte es sich bequem und lauschte der betörenden Stimme von Tihana, die auf der Bühne stand und sang. Dazu tanzte sie, langsam und unglaublich beweglich. Es sah so aus, als ob sie jeden Muskel im Körper einzeln bewegen konnte. Reglos nach hinten gebeugt bewegten sich ihre Bauchmuskeln wie Wellen auf dem Ozean und ihre Stimme plätscherte klar die einzelnen Töne. Nicht jedes Lied sang sie in der Sprache der Elfen, aber dieses. Francis verstand kein einziges Wort, aber sie erinnerte sich an ihren elfischen Schneider, der ihr das Lied mal übersetzt hatte. Es ging um bedingungslose Liebe und einem tragischen Schicksal. Eine Reise zu den Sternen die auf ihrer täglichen Suche jeden Tag übers Land fliegen und nach einem Zeichen ihres Liebsten suchen. Am Ende gab es ein trauriges Happy End. Denn einer der Sterne verließ seinen Platz am Himmel, eilte zu den flackernden Lichtern, die am Boden nach dem kleinen Stern riefen. Glücklich stürzte er herab nur um in seiner Sehnsucht zu verglühen.
Francis bekam eine Gänsehaut bei den Tönen die Tihana anklingen ließ und träumte vor sich hin. Selbst die Vögel schwiegen für einen Moment.

Re: Allgemein | Irgendwo in den Straßen Nowigrads...

Verfasst: Freitag 7. April 2023, 11:54
von ERZÄHLER
Die ersten Strahlen der Morgensonne fielen von Osten her die lange Straße hinunter, krochen am Turm des Tempels hinab, küssten die Mauerkronen und wanderten schließlich auch in die Schatten zwischen den Gebäuden. Auf der Straße, die zur Sankt Gregors Brücke führte, hockte Marcellus wie jeden Morgen eingewickelt in Lumpen, die Krücke an die Mauer in seinem Rücken gelehnt und die Hände bittend erhoben. Die Menschen, die zum Tempel gingen, hatten oft eine Gabe für ihn und hier kamen auch jene vorbei, die zum kleinere Meliteleschrein wollten und auch diese hatten gern eine Münze übrig. Er beobachtete die Kante des Schattens eines Dachvorsprungs, der vor dem Sonnenlicht zurück wich. Bald würde stickige Hitze die Gassen auffüllen und die Luft würde nach dem Staub schmecken, den Füße, Hufe und Räder aufwirbelten. Er seufzte. Dann fiel sein Blick auf eine Bewegung in Halbdunkel einer Gasse, in die bisher nur wenige Lichtspeere fielen. Marcellus reckte den Hals, denn nun drangen auch Geräusche heran. Etwas riss, knackte, dann knurrte es. Hunde? Vielleicht Reste, die ihm auch noch den Bauch füllen könnten? Sich mit den Hunden um Aas zu schlagen, war nichts Neues für den Krüppel und so rappelte er sich an seiner Krücke auf. Der neue Blickwinkel ließ ihn sogleich auch ein kurzes, goldenes Aufblitzen wahrnehmen, was seine Neugier zusätzlich erregte. Das Betteln und Straßenleben schulte den Blick für verlorene Wertgegenstände im Dreck und Marcellus wurde alsbald schnell, humpelte an seiner Krücke in die Gasse...
Hunde, in der Tat und sie stritten sich um einen Kadaver. Der Bettler erkannte gleich, dass es kein Aas war - zumindest keines, das er selbst anrühren wollte. Es war ein Mensch. Vermutlich ein junger Mann, aber es war kaum noch etwas zu erkennen - die Hunde waren schon eine Weile zugange, hatten das weiche Fleisch in Fetzen gerissen. Und der Kopf fehlte einfach oder besser war überall verteilt. Selbst dem hart gesottenen Bettler drehte sich der Magen um und er stolperte rückwärts, fiel in den Dreck und kroch zurück auf die Hauptstraße, um dem erstbesten Menschen von dem grausigen Fund zu berichten. Und von da ging alles wie von allein.
Der Tote landete bei der Stadtwache, so zerfleddert er auch war. Und mit ihm das, was der Bettler hatte funkeln sehen: eine goldene Hülse und ein ebenfalls golden schimmernder Bolzen. Immerhin hatte jemand den Männern des Regenten beigebracht, sich an einem potenziellen Tatort genauestens umzusehen und alle Auffälligkeiten zu notieren. Dinge mitzunehmen, die man dort so fand - Beweise sichern, hatte das geheißen. Nur was man mit diesen Beweisen nun anfangen sollte, das wussten die Wächter, die um den verstümmelten Leichnam herum standen, auch nicht so recht. man durchsuchte ihn noch, fand aber nichts, außer einem Kettchen am Arm mit einem Anhänger. Sah teuer aus und wurde gern von den Adligen an die Kinder verschenkt, wenn man diesen ihren Namen gab. Irgendjemand Wichtiges also - den sollte man wohl wirklich nicht einfach den Hunden überlassen. Am Ende jemand vom Rat oder aus dem Tempel.
Man hatte also einen Toten und Beweise, die niemandem weiter halfen. Aber man wusste ja inzwischen, wem man solche komplizierten Fälle bringen konnte - immerhin war der es ja auch, der diese Art der Beweissammlung verlangte. Protokollieren musste man auch alles, aber der einzige ihrer Schicht, der lesen und schreiben konnte, hatte eine Grippe und lag im Bett. Was auf dem Kettchen stand, wusste entsprechend auch niemand. Also malte einer von ihnen die Dinge so gut es ging ab und betitelte das als Protokoll. Damit war der Pflicht Genüge getan und man verpackte die drei Gegenstände in einen kleinen Lederbeutel. Mit selbigem schickte man den Wachmann, der das Hölzchenziehen verlor, nach Silberstein.

Re: Allgemein | Irgendwo in den Straßen Nowigrads...

Verfasst: Montag 17. April 2023, 20:56
von Avarion DeSpaire
Von: Gilgorf/ Das Krankenhaus
Nach: Novigrader Docks
Betrifft noch keinen.
--------------------------------------------------------------------
Ion verließ das Gebäude des Arztes, sah sich in alle Richtungen um und marschierte los. Die Tasche trug er sicher mit dem Riemen über die Schulter gehängt und wie immer auf den Rücken geschoben. In Gedanken ging er bereits durch, was er für die Lampen alles brauchen würde. Da waren auf jeden Fall Glasbehälter, am besten Kugeln mit einer möglichste kleinen Öffnung oben, dann irgendwelches Kristallglas, so klar wie möglich zum Entzaubern und theoretisch ein paar Edelsteine und reines Edelmetall. Letzteres würde nicht günstig werden, aber erst mal hieß es die Lage sondieren.
Sein Weg führte ihn direkt zum Markt, wo er vorsorglich ein Tuch aus weißer Seide kaufte und es sehr sorgfältig in seiner Tasche verstaute. Der preis alleine für den fetzen Stoff war schon enorm und fast unverschämt. Am liebsten hätte er mit einem Zauber dem Händler seine Meinung im Halse umgedreht, aber er wollte nicht auffallen.
Als nächstes kaufte er einen Laib Brot und Käse und einen kleinen Krug Honig. Somit war zumindest für das Essen gesorgt.
Einen der Händler fragte er nach einem Glasbläser, für den er ein ganzes Stück durch die Stadt musste, da dieser seine Werkstatt nicht direkt in der Innenstadt hatte. Zügig folgte er den Straßen und Gassen in die gesagte Richtung und wurde eine gute Stunde später fündig.
Er beschrieb den Mann was er brauchte und ließ sich ausrechnen, wie teuer eine Kugel werden würde. Auch einigte er sich darauf, dass der Glasbläser eine Kugel als Muster fertigen sollte, die Ion anzahlte. Abholen würde er sie am nächsten Tag. Zu guter Letzt kaufte er eine Karaffe aus Kristallglas, für die er allerdings einen Beutel nahm, um sie zu transportieren. Der Glasbläser fragte, bevor Ion verschwand, wofür er einen solch runden Behälter brauchen würde. Als Ion ihm sagte, das es für einen Alchimistischen Aufbau im neuen Krankenhaus sein würde, hellte sich die Miene des Mannes sofort auf. "Ein Krankenhaus, sehr gut." Zum Abschied hob Ion kurz die Hand und war schon wieder unterwegs.
Die nächste Station war der Gemmenschneider. Dieser musterte Ion sehr misstrauisch über seine Brille hinweg und war entsprechend reserviert beim bedienen. Dies änderte sich schlagartig, als ihm der Ring auffiel, den Ion am Finger trug. Eine solche exquisite Arbeit hatte er selber noch nie gesehen. Und spätestens als Ion die passenden Münzen aus einem Beutel, der nach noch viel mehr Münzen klang, heraus holte, hatte er die volle Aufmerksamkeit des Mannes. Doch Ion hielt sich zurück, erzählte was von einer Frau, die ihm ins Auge gesprungen war und für die er eine Kleinigkeit als Geschenk holen wollte. So ganz wollte der Gemmenschneider ihm das zwar nicht abkaufen, spielte aber mit. Er zeigte ihm diverse Bergkristalle, Achate, Bernsteine, Quarz und Pyrit, da Ion explizit nach hellen und klaren Steinen fragte. Selbst zwei Diamanten holte er hervor um sie anzupreisen. Ion schüttelte lächelnd den Kopf. Er wollte es erst mit den anderen Steinen probieren und musste für die schon viel zu tief in die Tasche greifen. Aber was man nicht alles tut um gute Arbeit zu liefern. So wechselten von den Steinen jeweils einer den Besitzer und um einiges an Geld ärmer verließ er das Geschäft wieder. Der Händler sah ihm lange nach.
Das er eine ganze Stunde in dem Geschäft verbracht hatte, wurde ihm erst bewusst, als er vor die Tür trat und die Hand gegen die Sonne heben musste, war diese ein gutes Stück weiter gewandert.
Wieder seinen Gedanken nachhängend ging er weiter.

----------------------------------------------------------------------
Weiter in den Nowigrader Docks.

Re: Allgemein | Irgendwo in den Straßen Nowigrads...

Verfasst: Montag 15. Mai 2023, 11:36
von Jarel Moore
Von hier kommen Ion und Jarel
Datum: Nach der 21 Stunde, 12. August 1278
betrifft: Ion, Jarel und ...
------------------------------------------------------------

Die beiden ungleichen Männer durchquerten die Stadt und steuerten auf Silberstein zu.
Die Gespräche verebbten langsam, vor allem weil der Schattenläufer immer schweigsamer wurde.
Der degradierte Ritter hatte ordentlich zu kämpfen. Einerseits mit den Schmerzen und den dazugehörenden Anstrengungen, zum anderen mit seinen trüben Gedanken, seiner Sorge um seinen Verlobten, vor allem jedoch mit etwas in seinem Inneren, dass immer lauter und deutlicher nach Gehör verlangte.
Etwas felliges, schwarzes, geballt aggressives und unglaublich angriffslustiges.
So wäre er fast an der Seitengasse vorbei gegangen, ohne die verdächtigen Geräusche wahrzunehmen. Ein Klatschen, das Reißen von Stoff, gefolgt von einem erstickten Schrei und einem hohen Wimmern holten ihn ins Hier und Jetzt zurück.
Sofort riss er den Kopf hoch und drehte das Gesicht in Richtung der kleinen Seitengasse.
Ein unter den beiden unterschiedlich hohen Dachüberständen der angrenzenden Häuser gelegenes schattiges Schwarzes Loch, das von der mit Unrat und schlamm übersäten Straße abzweigte.
Keine drei Schritt breit, in der Tiefe nicht einsehbar der perfekte Ort für ein Verbrechen.
Und genau das schien hier zu geschehen.
Der Ritter schloss die Augen und lauschte.
„Ion…“, raunte er, um den Hexenmeister am Weitergehen zu hintern.
„Drei Mann. Eine Frau. Die Frau weint…“
In Zeitlupe öffnete Jarel die Augen, drehte seinem alten Bekannten das Gesicht zu und grinste ihn düster an.
Ion kannte diesen Ausdruck in den Augen des Schattenläufers und dieser bedeutete nicht unbedingt etwas Gutes.
Und wie zur Bestätigung zog Jarel von irgendwoher zwei Dolche und war im nächsten Moment in der Gasse verschwunden.
Die perfekte Gelegenheit, Aggressionen abzulassen. Zumindest in den Augen des Menschen.

Re: Allgemein | Irgendwo in den Straßen Nowigrads...

Verfasst: Montag 15. Mai 2023, 19:15
von Avarion DeSpaire
Der Elf war ganz in seine Gedanken versunken und folgte Jarel mehr, als das er selber auf den Wen achtete. So bemerkte er erst, als er schon zwei Schritte weiter war und Jarel leise seinen Namen sagte, dass der Mensch stehen geblieben war. Gerade wollte er schon fragen, ob er Schmerzen habe, oder schlicht eine Pause vom Laufen brauchte, als ihm der Gesichtsausdruck auffiel. Er kannte Jarel jetzt schon lange genug um das Tier hinter den Augen zu erkennen und es bedurfte nicht erst der Haltung um auch ihn selber zu alarmieren. Doch wollte er dem Schattenläufer Einhalt gebieten und an dessen Verwundung erinnern. Zu spät. Der Jäger war bereits erwacht und so gab es kein halten mehr.
Was auch immer Jarel gehört hatte, Ion musste sich tatsächlich konzentrieren, bevor er wahr nahm, was der Wolf schon längst wusste. Aber da war noch etwas anderes, was Ion im ersten Augenblick nicht direkt einordnen konnte. Toralar in ihm war ebenfalls aufmerksam geworden. Leisen Fußes folgte Ion Jarel, sich nahe der Hauswand bewegend. "Sei vorsichtig." mahnte er Jarel von hinten. "Deine Nähte."

Re: Allgemein | Irgendwo in den Straßen Nowigrads...

Verfasst: Montag 15. Mai 2023, 19:48
von Francis Rose
Der Tag war mehr als seltsam verlaufen und die letzte Begegnung mit dem Schneider hatte Francis verwirrt. Er war anders als sonst gewesen, als war er überhaupt nicht er selber. Zumindest am Anfang. Später schien er wieder ganz der alte zu sein. Den Rest des Tages hatte sie abwesend und lustlos ihre Arbeit verrichtet und war deutlich früher nach Hause aufgebrochen. Hätte sie sich besser anders entschieden. Das Cape um die Schultern gelegt war sie nach Hause aufgebrochen und ging langsam, den Blick zu Boden gerichtet Schritt für Schritt voran.
Viel zu spät bemerkte sie, das sie verfolgt wurde. Sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen und ging erst mal in Ruhe weiter. Aber sie hatte vor, mit der gleichen Taktik wie schon vor ein paar Tagen, die Situation zu lösen. So ging sie möglichst unauffällig weiter und kaum um die Ecke gebogen, lief sie los. Doch weit kam sie nicht. Wie schon vor ein paar Tagen prallte sie mit jemanden zusammen. Nur das dieser sie sofort mit eisernen Griff fest hielt. Der andere Verfolger schloss auf und von einer anderen Ecke kam noch ein dritter.
Was danach geschah, ging so schnell, dass sie nur erschrocken auf keuchen konnte. Natürlich versuchte sie sich zu wehren, bekam aber direkt einen schlag ins Gesicht zu spüren. Man zerrte sie in eine noch dunklere Gasse, zerriss ihre Kleidung und hielt ihr den Mund zu, während der Erste anfing sich hektisch die Hose zu öffnen.

Re: Allgemein | Irgendwo in den Straßen Nowigrads...

Verfasst: Montag 15. Mai 2023, 20:56
von Jarel Moore
Doch als erstes war es Francis, die sich ein weiteres Mal furchtbar erschreckte.

Es brauchte gleich drei Männer, um die Frau zu überwältigen, die es gewagt hatte hübsch zu sein und sich allein durch die Stadt zu bewegen. Und zwei der drei waren so hässlich und ungepflegt, dass eine gewisse Puffmutter die beiden nicht einmal durch die Tür in ihr ehrbares Etablissement treten lassen hätte.
Der erste war ein riesiger grobschlächtiger Kerl mit gewaltig großen Händen in einer Art fleckigen zerrissenen Latzhose, klatschig fettigen, irgendwie dunklen, rückenlangen Haaren hinter einer verdammt langen Stirn und einem seltsam schiefen, zahnlosen Grinsen in einem missgestaltenen Schädel. Auf den zweiten Blick erkannte man auch, warum der Kerl so unwirklich hässlich und asymmetrisch geraten war. Auf seinem Gesicht befand sich linksseitig eine halbmondförmige Deformation, die verflucht nach einem Hufabdruck aussah und vom Gestank des Typen nach Pferd und altem Mist unterstrichen wurde.
Der zweite Kerl war hager wie eine Zitterspinne und ähnlich unruhig. Er hatte zwar noch alle Zähne, doch viel hübscher als 'Pferd' war er nicht. Die wenigen blonden Flusen auf seinem Kopf standen wirr in alle Himmelsrichtungen, die bleiche, fleckige Haut spannt sich so arg über die Knochen, dass er bereits vor seinem Ableben wirkte wie ein wandelndes Skelett.
Der dritte unterschied sich deutlich von seinen beiden Mittätern. Im Gegensatz zu ihnen war dieser Mann – was keine große Kunst war – schon beinahe hübsch.
Drahtig aber nicht hager, die dichten schwarzen Haare zwar glänzend fettig, dafür aber gekämmt und sorgsam zu einem Pferdeschwanz gebunden, die Kleidung einfach aber nicht ganz so vor Schmutz stehend wie bei den anderen beiden und die grünbraunen Augen starrten mit einer Spur Intelligenz auf die freigelegten Brüste der Dame aus dem horizontalem Gewerbe.
‚Pferd‘ hielt mit seiner linken Pranke beide Handgelenke Francis an die raue Mauer über ihrem Kopf gepresst, während er mit der rechten in seiner Latzhose herumrührte. ‚Spinne‘ hielt ihr mit der linken den Mund zu und zerriss mit der rechten Schicht um Schicht der vor Momenten noch hübschen Kleidung vom Körper der noch hübscheren Frau, während ‚der Hübsche‘ sich in der Zwischenzeit so weit entkleidet und in Stellung gebracht, dass er mit der geplanten Tat beginnen konnte.

Doch dazu würde es nicht kommen.
Denn hinter den drei Missetätern schraubte sich im Zwielicht ein Schatten aus dem Boden, der mit einem Mal alles überragte.
Ein dumpfes Geräusch, dann erschlaffte erst die böse Absicht des ‚Hübschen‘ und dann der Rest des Körpers.

Re: Allgemein | Irgendwo in den Straßen Nowigrads...

Verfasst: Montag 15. Mai 2023, 21:22
von MONSTER
Er nannte sich selbst gern den 'schönen Tihomir', auch Tiho oder einfach Chef. Nur das die Dame, die nun gleich seine zweifelhafte Aufwartung würde genießen dürfen, sein hübsches Gesicht nicht zu würdigen gewusst hatte, als sie noch die Gelegenheit gehabt hatte. Ob sie ihn wohl wieder erkannte? Vermutlich nicht. Diese Nutten aus den edleren Häusern hielten sich für was Besseres als ihre Geschäftsschwestern an den Docks, nur weil sie die Schwänze von Ratsherren lutschten und nicht die von Matrosen. Er würde ihr schon zeigen, was sie verpasste, diesem Püppchen. Und wenn sie Glück hatte, ließ er ihr das hübsche Gesicht.
Naja, vielleicht auch nicht.
Der Gedanke machte ihn ganz rasend, sodass er kaum an sich herumarbeiten musste, um das Prachtstück von einem Schwanz zum Stehen zu bringen, mit dem er sie gleich beglücken würde. Gerade wollte er schon Kletzko anpflaumen, dass er aufhören sollte, seinen kleinen Dödel in der Latzhose zu suchen, denn er war hier als erster dran, da passierte etwas seltsames. Tihomir kam nicht dazu, auch nur einen weiteren Laut auszustoßen, stattdessen piepste er sehr merkwürdig und fiel sehr würdelos ohne Hose in den Dreck.
Pille, der Dürre, bemerkte als erstes, dass hier was ganz und gar schief lief und anstatt mit seinem Messer weiter das Kleid der Frau in Stofffetzen zu verwandeln, drehte er sich um und hielt das Messer vor sich ausgestreckt auf die dunkle Gestalt ausgerichtet. Derart alarmiert, merkte nun auch Kletzko auf. Das Mädel würde schon noch warten, aber vorsichtshalber gab er ihr ordenlich eine mit, damit sie nicht allzu weit fort lief. Die Linke mit der Rückhand traf die Hure auf Ohr und Wange, und da er sie losließ, hielt sie nichts mehr außer der Wand. Der unförmige Menschenberg hatte keine Waffe, aber er hatte Fäuste. Sollte der mutige Held nur kommen.

Re: Allgemein | Irgendwo in den Straßen Nowigrads...

Verfasst: Dienstag 16. Mai 2023, 00:29
von Avarion DeSpaire
Ion wollte noch was sagen, da war der Schurke auch schon in den Schatten verschwunden und wurde eins mit der Dunkelheit. Er folgte. Die Geräusche wurden lauter und eindeutiger. Jetzt hörte auch er das zerreißen von Stoff, das erstickende Keuchen und das grunzen geiler Kehlen. Den Impuls zu Helfen verstand er nicht nur, er spürte ihn ebenfalls. Dieses Gesindel, diese elende Stadt. Schnellen Schrittes folget er den Geräuschen und hörte auch, dass sich in der Situation etwas geändert hatte. Er hörte etwas klatschen und danach schwer zu Boden fallen. Seine Augen gewöhnten sich nur langsam an die Dunkelheit, aber immerhin konnte er die Umrisse der Gestalten sehen und einer von denen war ein wahrer Riese. Unförmig, grobschlächtig und schmutzig. Letzteres konnte man eher am Gestank als an der Erscheinung erkennen. Der Elf musste fast schon würgen, ob des beißenden Geruchs. Eine Mischung aus Pisse, Scheiße, Schweiß und Hafen. Dann roch er noch etwas anderes, etwas bekanntes. Der Duft von Blumen und Kräutern und Ölen.
"Francis." rief er aus und in ihm überschlugen sich die Gedanken. 'was macht sie um diese Uhrzeit hier. Hoffentlich lebt sie noch.' Ohne weiter drüber nach zu denken suchte er nach seiner Magie, aber sein Puls schlug ihm so laut im Kopf, dass er keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Also Taktik ändern. Er tänzelte an dem schwarzen Schatten vorbei, tauchte unter dem Riesen hindurch und fand sich in dessen Rücken wieder. Schnell griff er nach dem Dolch, den er immer im Stiefel trug und sprang von hinten dem Riesen fast schon auf den Rücken, um diesem den Dolch in die Schulter zu rammen.
So schnell wie er hoch gesprungen war, stieß er sich wieder ab und landete behände zwei Schritt entfernt. Sein erster Blick ging zu dem Schatten, den er als Jarel identifizierte. 'bitte denk an deinen Rücken.' Den Dürren beachtete er nicht weiter, sondern versuchte an Francis Seite zu kommen, die wie ein Häufchen im Dreck lag, das Kleid zerrissen am Körper. Ihre helle Haut war selbst im Dunkeln zu erkennen. Ion tastete nach ihrem Hals und suchte Puls. 'Sie lebt' Er sah in die Dunkelheit. "Wir brauchen einen Lebend." rief er laut, dass es Jarel hoffentlich auch wahr nahm in seinem Rausch.

Re: Allgemein | Irgendwo in den Straßen Nowigrads...

Verfasst: Dienstag 16. Mai 2023, 00:46
von Francis Rose
Für Francis verlor sich alles in einer surrealen Realität. Sie spürte die Schmerzen an ihren Handgelenken und in der Schulter, weil sie hart an die Wand gedrückt wurde. Die Haut an den Handrücken war bereits voller Schrammen. Dann ein zwei Mal spürte sie einen scharfen Schmerz auf ihrer Haut, weil das Messer nicht nur den Stoff des Kleides zerschnitt. Dann kamen die Schläge dazu. Die ersten Schläge ließ sie kurz benebelt zusammen sacken, aber nicht das Bewusstsein verlieren.
Aller Schmerzes zum Trotz wehrte sie sich vehement. Sie wand sich, versuchte zu treten und den gierigen Händen aus zu weichen. Leider alles ohne Erfolg. Der Griff war nur fester geworden und die Hand auf dem Mund verhinderte, dass sie Schreien und Schimpfen konnte. Noch dazu behinderte er sie beim atmen, denn die Hand lag so nahe an den Nasenlöchern. Je weniger Luft sie bekam, um so größer wurde die Angst. Entgegen ihres Vorsatzes, Stark zu sein, fühlte sie nur noch Schwäche. Sie fing an zu weinen und die Kraft glitt immer mehr aus ihrem Körper. So hatte sie sich das nicht vorgestellt.
Alles ging so schnell und dann auch wieder erschreckend langsam. Und gerade als sie glaubte, es war alles zu spät, tauchte ein Schatten hinter den drei schmierigen Männern auf und dann wurde es dunkel. Den kräftigen Schlag gegen ihr Gesicht hatte sie gespürt, raubte ihr aber auch direkt das Bewusstsein. Den Aufprall auf den Boden bekam sie nicht mehr mit. Auch nicht, wer ihre Retter waren.

Re: Allgemein | Irgendwo in den Straßen Nowigrads...

Verfasst: Dienstag 16. Mai 2023, 02:43
von Jarel Moore
"Ergib dich und auf die Knie."
Es war eher eine Mischung aus Grollen und Knurren, die Kletzko entgegen wogte, der sich stupide im Kreis drehte und versuchte an den Dolch zu erreichen wie ein Köter seine wurmbefallene Rute.
Jarel spielte mit den Schatten, mit seiner Größe, mit seiner Muskulatur und seinen Auftreten.
Nur mit seiner Stimme, da spielte er nicht. Das Grollen und Knurren, das vor allem den sich noch halbwegs bei Verstand befindlichen Pille erschreckte, rollte ohne seon bewusstes Zutun durch die stickige Luft der düsteren Gasse.
Das Eis wurde dünn. Nicht nur für die drei gestellten Halunken.

Re: Allgemein | Irgendwo in den Straßen Nowigrads...

Verfasst: Dienstag 16. Mai 2023, 18:19
von Avarion DeSpaire
Während Ion noch neben Francis auf dem Boden kniete, bemerkte er, wie sich die Spinne aus den Staub machen wollte. Was sollte er tun. Einen agressiven, offensichtlichen Zauber wollte er partou nicht wirken, das würde nur mehr Probleme anlocken als wirklich helfen. Er atmete tief durch und streckte den Hand aus, fixierte sein Ziel und wirkte mit einer kleinen Handbewegung den Zauber, der im in den Adern lag, wie kein zweiter. Die Gedankenkontrolle suchte und fand auch ihr Ziel und wühlte sich durch die Gedanken des Flüchtigen. 'Halt' befahl Ion mental und behielt den Schatten im Auge. Wie gut und ob es am Ende wirklich funktionierte, wusste er nicht.
Für den Riesen, der von Jarel in beschlag genommen worden war, hatte Ion kein Auge mehr. Und der letzte? Für den hatte er gerade auch keine Konzentration übrig. Seine Finger zitterten leicht und auf seiner Stirn entstand eine Schweißperle. Scheiß Gedankenkontrolle. Er hatte sie viel zu lange nicht benutzt.

Re: Allgemein | Irgendwo in den Straßen Nowigrads...

Verfasst: Dienstag 16. Mai 2023, 19:18
von Jarel Moore
Der riesige Typ dachte gar nicht daran sich zu ergeben.
Während sein Gegner sich zum Angriff bereit machte, die Überreste seines Gesichtes verzog, den bis auf ein paar schwarze Stummel leeren Schlund in seiner Version eines überheblichen Grinsens präsentierte, die Fäuste hochnahm und einen Schritt auf ihn zumachte begann der Schattenläufer ebenfalls zu lächeln. Ein grausames, im Gegensatz zu seinem Gegenüber regelrecht überschwänglich zahnreiches Lächeln unter pechschwarzen Augen.
Er hatte dem schwarzen genug Leine gelassen und dieser nahm die ihm angebotene Kontrolle mit weit ausgebreiteten Armen - oder besser Klauen. Und beide genossen es.
Warum nicht? Warum sich bei diesem Typen zurückhalten? Gerecht sein? Gut?
Er war kein guter Mensch, kein Gerechter, kein Rechtschaffener. Er war ein Berufskiller.
Warum sich zusammennehmen?
Kletzko, dessen höheren Hirnfunktionen noch immer darunter litten, dass sein Blut gerade woanders mehr Spaß hatte, stolperte seinem Gegner regelrecht entgegen.
Unvermittelt und in einer kaum wahrnehmbaren Geschwindigkeit zog Jarel den rechten Ellenbogen zurück und schlug dem verbauten Hünen die Faust mit einer kurzen Rechten direkt ins Gesicht.
Das Geräusch, als würde ein trockener Ast im Feuer zu Asche explodieren war grässlich. Noch grässlicher war der Anblick des Hünen, dessen Gesicht sich um beinahe einhundertachtzig nach hinten gerichtet jeglichen Ausdruck verlor, bevor er zusammensackte, auf dem bewusstlosen Tihomir zusammenbrach und sich dort aller Körperausscheidungen entledigte, die sich ohne die benötigte Muskelspannung den Weg hinaus suchten.
Zwei erledigt, einer noch übrig.
Kurz schweifte Jarels Blick über Ion, der sich um das Mädchen kümmerte.
Sehr gut. So konnte er sich allein auf den letzten Gegner konzentrieren.
Und dieser stand wie am Boden festgenagelt halb in der Gasse, halb auf der Straße und schwankte wie ein Grashalm im Wind. Der Hexenmeister hatte seinen Verstand gebannt. Schade. Eine kleine Jagd durch die nächtlichen Straßen hätten sie beide erfreut. Ihn…und den Schwarzen auch. Die Einsicht, dass er es besser nicht riskieren sollte würde ihm erst morgen kommen. Oder auch gar nicht.
Jarel erreichte Pille, packte ihn an den Schultern und schob und schubste den letzten der drei zurück in die Gasse. Bis der gebeutelte an die rückwärtige Mauer stieß.
Schieße. Die halbe Portion war kein Gegner. Eine Prügelei heraufzubeschwören war vollkommen zweckfrei. So erledigte Jarel auch den dritten mit einem einzigen Schlag. Längst nicht so tödlich wie bei Kletzko und nicht ansatzweise so befriedigend.
Er wollte mehr. Da war so viel angestaute Wut die hinaus wollte. So viel unterdrückte Aggression.
Die drei Angreifer lagen tot und bewusstlos wie ein Haufen Lumpen übereinandergestapelt.
Jarel stand darüber, jeder Muskel bis kurz vor dem Zerreißen gespannt, die Fäuste geballt, den Kopf gesenkt, schnaufend, knurrend, grollend und kurz davor, vollkommen die Kontrolle zu verlieren.

Re: Allgemein | Irgendwo in den Straßen Nowigrads...

Verfasst: Dienstag 16. Mai 2023, 20:42
von Avarion DeSpaire
Pilles Blick war leer und noch dümmlicher zu betrachten als es eh schon war. das änderte sich auch nicht, als Jarel ihn unsanft an die Wand und danach ins Reich der Träume beförderte. Da Ion mit dem Opfer mental verbunden war konnte er den Schlag fast schon spüren und auch, obwohl nicht so stark, doch unnötig hart. Er ließ den Geist des verhungerten los und erhob sich, langsam und bedacht. Er kannte diesen Ausdruck, wenngleich er Jarel nun schon Jahre nicht mehr gesehen hatte. Und doch hatte sich nicht sehr viel geändert. "Jarel." sprach er den Schattenläufer betont deutlich an. "Es ist gut. DIE haben genug."
Die Aggressivität schwappte über die Aura des Schurken wie eine Welle bei kräftigen Sturm. Ion trat näher, langsam, selbstbewusst und doch alarmiert. "Mach dich nicht unglücklich. Reiß dich zusammen." Er deutete auf die Frau am Boden. "Wir müssen uns um die Frau kümmern. Ich werde sie alleine nicht tragen können und das Gesindel ist es nicht wert Probleme zu bekommen." Kurz überlegte Ion, ob er auf Jarel zugreifen sollte. Aber das würde wenn er Pech hatte in einer Schlägerei enden und auf die konnten sie beide verzichten. "JAREL." rief er ihn an. "Denk an Slava, denk an deinen Sohn. was würden sie denken, wenn sie dich so sehen würden."
Toralar war nicht minder alarmiert. Er mobilisierte in dem Elfen das Adrenalin und suggerierte Jarel ein Bild von Clay, als dieser klein war und gerade lachte. Das einzige welches er auf die Schnell in den Erinnerungen seines Wirts finden konnte. Und doch war da etwas, was er im ersten Augenblick nicht in Worte fassen konnte. Es war, als betrachteten ihn aus den Schatten heraus etwas, was aber nicht wirklich da war.

Re: Allgemein | Irgendwo in den Straßen Nowigrads...

Verfasst: Dienstag 16. Mai 2023, 21:32
von Jarel Moore
Mit einem Ruck und einem tiefen Grollen wand sich Jarel Ion zu und einen Moment machte es den Eindruck, als wolle der Schattenläufer den Hexenmeister anfallen.
Clay…Clays Bild wie er vor der Hütte im Wald mit ihm und Ilarion verstecken spielte zerfloss in ein anderes. Jakob, den er halb erfroren und mehr Tod als am Leben zurück zur Komturei schleppte. Dann Violetta, die er durch ihr brennendes Elternhaus hinaus an den Leichen ihrer Eltern und Geschwister vorbei ins Freie trug und zu schlechter Letzt Slava… Leichenblass, reglos am Boden des Verhörraumes.
So viel Elend. So viel Tod. Wollte er so etwas über die Stadt bringen?
Etwas in ihm wollte das tatsächlich. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit und eine unglaubliche Menge an Kraft, bis er diesen Wunsch – nein dieses brennende Verlangen – herunter gekämpft und zurück in die Truhe gestopft hatte, in der es schon so lange gebunden und verborgen war.

Das Erste was schwand war die Anspannung in den Muskeln des Schattenläufers.
Seine Beine fühlten sich von einem Moment auf den anderen an wie mit einer weichen Masse gefüllt, nicht einmal für Gummi reichte es. Er schwankte kurz und sackte dann mit einem dunklen Seufzen auf die Knie.
Der Moment war vorbei. Die Gefahr vorüber.
„Danke.“, murrte Jarel und wollte gerade den Blick heben um Ion anzusehen, als er im Augenwinkel eine Bewegung wahrzunehmen dachte.
Etwas im Schatten – nein, im Nebel - schlich um ihn und den Hexenmeister. Etwas mit geschmeidigen Bewegungen, den leichten Sprüngen einer Katze, der überlegenen Geschmeidigkeit eines Raubtieres. Aber er fühlte sich davon nicht bedroht, sondern eher…angezogen.
Jarel schluckte.
„Ist dein Dämon in meinem Kopf?“, brummte der Schattenläufer, riss die Augen von den schattenhaften Bewegungen los und schaffte es endlich Ion anzusehen. Damit war auch die seltsame Erscheinung verschwunden. Leider.
Langsam kehrte sein Verstand in die Gegenwart zurück und damit auch die Schmerzen. Verdammt…sich zu prügeln war eine wirklich beschissene Idee gewesen.

Re: Allgemein | Irgendwo in den Straßen Nowigrads...

Verfasst: Dienstag 16. Mai 2023, 23:03
von Avarion DeSpaire
"Nein." sagte Ion etwas abwesend und sah in genau die gleiche Richtung, mehr noch. Sein Blick leerte sich und schien auf einer anderen Eben zu suchen. Er blinzelte ein zwei mal und seine Augen waren nur einen kurzen Augenblick lang beide violett. Sogar der erste Faden fing an über die Wange zu wandern, zog sich dann aber genauso schnell zurück, wie er gekommen war. Ion blinzelte noch einmal und sah dann zu Jarel. "Was macht der Rücken? War ne beschissene Idee sich zu prügeln. Andererseits." er vollendete den Satz nicht, sondern drehte sich zu Francis um und ging neben ihr auf die Knie. "Kannst du die überlebenden Fesseln? Ich habe keine Lust auf einen Rückfall deines Temperaments." In dem spärlichen Licht konnte er sich kein wirkliches Bild machen von dem Ausmaß der Verletzungen, die Francis davon getragen hatte. So griff er mit einem Arm unter ihren Knien durch und mit der anderen unter ihren Achseln und hob sie auf den Arm. Ihr Kopf sackte an seine Schulter, während er sie aus der Gasse heraus auf die Straße zurück trug. Hier war zumindest das Licht des Mondes und jenes welches durch die Fenster nach außen drang. Vorsichtig suchte er einen Platz, wo er sie vorsichtig ablegen konnte. Jarel überließ er die Sicherung des Gesindels. Als erstes versuchte er ihren freigelegten Oberkörper mit den Resten ihres Kleides zu bedecken, was vergebens war. Also zog er sich den Mantel aus und legte ihn auf ihren Körper. Dann legte er vorsichtig seine Hand auf ihre Wange und drehte leicht den Kopf. Schon jetzt war ihre Gesichtshälfte leicht rot und geschwollen. Das würde ein paar hässliche blaue Flecken geben. Ion nahm sie wieder auf den Arm und setzte sich dann mit ihr auf eine Kiste, so das sie auf seinem Schoß sitzen konnte. Der Boden war weder bequem noch warm. So wartete er, bis Jarel fertig war und zu ihm aufschließen konnte.

Re: Allgemein | Irgendwo in den Straßen Nowigrads...

Verfasst: Dienstag 16. Mai 2023, 23:22
von Francis Rose
Dunkelheit hatte Francis Bewusstsein ergriffen und eisern in die Tiefe gezogen. Wie lange sie dort reglos und machtlos verharrte, wusste sie nicht. jegliches Zeitgefühl war mit dem Schlag gegen ihren Kopf verschwunden und hatte nur noch einem Platz gelassen. Sie hatte Schmerzen. Und das war auch das erste, was sie wieder spürte, als sie langsam wieder zu sich kam. Und es war auch der einzige Schmerz, den sie spürte. Normalerweise schmerzte der Unterleib empfindlich, wenn man gewaltsam genommen wurde. Aber der Schmerz fehlte. Sie wurde getragen, fast schon sanft und vorsichtig. Hatten die drei schmierigen Kerle es sich anders überlegt und wollten sie nun entführen, um ihr Schreckliches Werk ungestört an einem anderen Ort zu vollenden? Sie ließ die Augen geschlossen, auch aus Angst, sie würde wieder geschlagen, wenn die drei bemerkten, dass sie wieder zu sich kam. Dann spürte sie, wie sie beinahe sanft auf den Boden abgelegt wurde. Es war kalt und der Wind, der durch die Gassen pfiff, streifte ihre nackte Haut. Wieder willen stellten sich ihre Brustwarzen auf und an ihrem ganzen Körper stellten sich fein die kleinen Härchen auf, was man im Volksmund auch eine Gänsehaut nannte.
Aber dann fummelte einer an ihrer Kleidung herum und sie fürchtete schon, dass sie einfach nur eine bequemere Stelle gesucht hatten. Und gerade als sie fürchtete, wer auch immer würde sie unsittlich anfassen, spürte sie wie sie zugedeckt wurde. Das Verhalten irritierte sie und doch wagte sie es noch immer nicht, sich zu rühren, auch weil die jetzige Behandlung gut tat. Ein befremdlicher Gedanke, nach dem Überfall, in dieser Kleinigkeit etwas positives zu sehen. Das lag wohl daran, dass es nicht das erste mal war, das sie überfallen und misshandelt wurde. Es gab kaum eine Hure, der das noch nicht passiert war. Mit ein Grund, warum die Mädels meistens zu zweit oder zu dritt unterwegs waren.
Dann wurde sie wieder hoch gehoben und wer auch immer sie hielt, achtete darauf, dass sie es bequem und warm hatte. Das passte so ganz und gar nicht zu den stinkenden Aasfressern der Gesellschaft. Und auf einmal bemerkte sie den Unterschied. Wer auch immer sie auf dem Arm hatte, stank nicht. Im Gegenteil. Der Duft war angenehm. Es roch nach frischer Seife. Vorsichtig blinzelte sie mit ihrem nicht angeschwollenen Auge und versuchte etwas zu erkennen. Diese kleine Bewegung reichte aus um den Schmerz wieder zu wecken und ihr ein gequältes Stöhnen zu entlocken. Jetzt war die Maskerade gefallen und sie konnte auch auffällig hinsehen. Etwas mühsam drehte sie den Kopf und sah den Schneider, der sie liebevoll im Arm hielt und in die dunkle Gasse starrte, in der das Unglück angefangen hatte. "Wo.." sagte sie leise und schloss die Augen wieder. "Danke." sagte sie sehr leise und wusste, dass sie nun nichts mehr zu fürchten hatte.

Re: Allgemein | Irgendwo in den Straßen Nowigrads...

Verfasst: Mittwoch 17. Mai 2023, 11:24
von Jarel Moore
So schnell wie der Spuk in sein Sichtfeld gehuscht war, so schnell hatte er sie wieder verloren.
Eine vom Schmerz oder Wutrausch erzeugte Einbildung war es definitiv nicht gewesen, denn auch Ion hatte es wahrgenommen. Und im Falle des Hexenmeisters hatte es besonders den Dämon angesprochen, so viel war klar. Warum fühlte es sich wie ein Verlust an, die Erscheinung nicht mehr zu sehen?
Doch nach all dem würde er später fragen. Jetzt galt es das Mädchen in Sicherheit zu bringen.
Der Elf kümmerte sich um das Opfer und Jarel bestätigte mit einem Brummton, dass er die besiegten Banditen verschnüren würde. Schnaufend wie ein Dampfkessel stapfte er zu dem stinkenden Haufen Arme und Beine und benutze pragmatischer Weise die Leiche, um die beiden Verletzen daran zu fesseln. Nach kurzem Zögern drehte er die lädierten Körper der Überlebenden sogar auf die Seite.
Das er den mit dem schiefen Gesicht erschlagen hatte rührte sein Gewissen allerdings nicht im Geringsten. Und die anderen beiden sollten auch nur überleben, damit alles seine Richtigkeit hatte.
Slava war dabei, hier für Recht und Ordnung zu sorgen. Und er würde ihn unterstützen wo immer er konnte. Wenn er es denn noch…
Der Ritter erwischte sich dabei, gedankenverloren das Paket von Körpern anzustarren, riss seine Gedanken von den grünen Augen los, an die er schon wieder dachte, und eilte mit nicht ganz so festem Schritt zurück zum Hexenmeister.
Etwas rann heiß wie Lava seinen Rücken herunter und suchte sich seinen Weg in den Lederbund der Hose. Und das trotz Verband. Kein gutes Zeichen. Seltsamerweise war der Gedanken, Ion würde wütend, weil er seine Arbeit ruiniert hatte unangenehmer als der Schmerz.
Hoffentlich gab er sich beim nächsten Mal noch einmal so viel Mühe, auch wenn es dieses Mal vergebene Liebesmüh gewesen war. Doch jetzt war etwas anderes wichtiger.
Jarel trat vor Ion. „Ist sie schwer verletzt?“, brummte er und beobachtete den Hexenmeister.
Er ging seltsam vertraut mit dem Mädchen um. Er war zwar schon immer zuvorkommend zu den Weibchen gewesen – und das obwohl seine Mutter die zweitresoluteste Frau gewesen war, der dem Ritter jemals begegnet war- aber das hier hatte ein ganz anderes Niveau.
„Du kennst sie, richtig?“, stellte Jarel unsicher fest.
„Wohin bringen wir sie? Im Krankenhaus ist niemand mehr.“
Vielleicht nahmen sie sie mit zu Slava. Arvijd war sicherlich da und konnte sich kümmern.
Und er selber konnte seinem Verlobten endlich erklären das es ihm gut ging. Mehr oder weniger.
„Zu Slava? Ich muss nur vorher zur Stadtwache und die drei abholen lassen...“

Re: Allgemein | Irgendwo in den Straßen Nowigrads...

Verfasst: Mittwoch 17. Mai 2023, 23:15
von Avarion DeSpaire
Ion nickte, erst einmal, dann ein zweites Mal und schließlich sah er ihn fragend an. Francis regte sich und sah ihn an und sie lächelte. Immerhin schien sie ihn zu erkennen. Sanft drückte er sie an sich, damit sie auch von seiner Körperwärme profitieren konnte. "Ja. Wir sind einander bekannt." beantwortete er Jarels Frage und wiederholte dann seine eigene noch einmal. "Wie geht es deinem Rücken?" An Francis gerichtet fragte er hingegen. "Kannst du einen Moment alleine sitzen? Ich muss mir etwas ansehen." da sie nickte und sich mühe gab von seinem Schoß herunter zu rutschen, stand er auf und hielt ihre Hände, bis er sich sicher war, dass sie wirklich alleine sitzen konnte. Dann kam er zu Jarel und drehte ihn etwas unsanft um, so das der Mensch mit dem Rücken zu ihm stand. Er musste nur eine Schicht Stoff anheben um die ersten Spuren des Desasters zu sehen.
"Halt still." mahnte er Jarel streng und legte eine Hand flach auf den Verband. Er schloss die Augen und konzentrierte sich auf die blutende, nun wieder offene Wunde. Er suchte und fand die Stellen, die den Kampf nicht überstanden hatten. Die größte Wunde das wieder auf gerissen und blutete fleißig vor sich hin. Ion seufzte leicht. Unter seiner Hand schimmerte es grünlich und Er konzentrierte sich nur darauf, die Blutung zu stillen, das Jarel auch noch bis zum Haus von Slava durchhalten würde. Ein kribbeln breitete sich in der Haut aus und für den Menschen fing es an zu jucken, und die Wunde schloss sich weiter als sie sollte. Als Ion das bemerkte nahm er fast schon erschrocken schnell die Hand weg und blinzelte ein zwei mal um wieder das hier und jetzt klar sehen zu können. "Das wird halten bis der Arzt es sich ansehen kann. Aber keine Schlägereien mehr." wie gut der Zauber gewirkt hatte, würde Jarel zu spüren bekommen, wenn der Arzt die eingewachsenen Fäden würde entfernen müssen.
"Wir nehmen Francis mit zu Slava, dann kann Arvijd sie sich einmal ansehen, wenn er da sein sollte." Zu dem Vorschlag mit der Stadtwache nickte er kurz. "Dann können die dort auch gleich ihre Aussage aufnehmen. Wenn man das in dieser Welt überhaupt macht." Ein klein wenig zweifelte er daran. Er drehte sich zu Francis um und hielt ihr eine Hand hin. "Kannst du gehen?"