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Re: Taverne "The black Horseman"

Verfasst: Mittwoch 9. Februar 2022, 15:12
von Reuven von Sorokin
"Rührend." kommentierte er nur trocken.
Er hätte seinerseits eine lange Geschichte erzählen können, von kleinen Jungen , die man von der Straße wegholte weil sie für nichts anderes taugten, von anderen, die von den älteren Hexern in Waisenhäusern ausgewählt wurden weil irgendetwas an ihnen so aussah als hätten sie eine Chance, die Kräuterprobe zu überleben oder einfach nur um Füllmaterial zu haben. Sie probierten rum, hatten keine Ahnung, welche Merkmale einen dazu begünstigten und weit mehr als die Hälfte überlebten es nicht. Dabei waren es nicht einmal immer die großen kräftigen die es überstanden sondern viel öfter die kleinen Ratten. Tatsächlich überlebten bei der Katzenschule sogar ein paar mehr, dafür meist mit mehr Schäden.

Ganz selten war es ein Kinder der Vorsehung, dass ein Hexer sich holte, ganz selten, denn man konnte nie sicher sein. Effektiver war das Geschäft mit den die Waisen. Es stimmt auch nicht, dass die Hexer Kinder von Bauern raubten, das war Unsinn, hielt sich aber hartnächig.
Was er war wusste er nicht genau. Die Erinnerungen waren schemenhaft, klar erinnerte er sich an die Straße und wie er mit einer toten Ratte gespielt hatte und das fügte sich ganz hervorragend in die Geschichte, die sie allen Jungen erzählten, aber wo er wirklich herkam... spiele ja auch keine Rolle. Nach der Probe und dem Training war er eh nicht mehr der Gleiche.
Einzig Gaetan erinnerte sich an seine kleine Schwester und hatte zeitlebens nie den Kontakt verloren. Er beschützte sie und sie gehörte zu den wenigen Frauen, die in frieden an Altersschwäche sterben konnten... während ihr älterer Bruder immer noch wie 30 aussah. Das hatte ihn immer wieder fertig gemacht.
Und es hatte Reuven gelehrt, sie nie stark zu binden.
Lass nie etwas tieferes entstehen, zieh gleich weiter.
Aber es ging hier nicht um ihn und nicht um die Hexer.
Und auch nicht darum, dass man sie aus Dörfern wegjagte, die Kinder ins haus holte und sich zurief "holt eure Frauen rein, ein Hexer ist unterwegs..." oder sie gleich mit Mistgabeln wegjagte. Aber oft auch erst nachdem sie irgendein Biest erschlagen hatten. Wie Gaetan. War es eine Gorgo gewesen? Oder irgendein Waldschrat, war ja auch egal, es hatte damit geendet, dass er eine Mistagbel zwischen die Rippen bekommen hatte. Sie hatte nur knapp die Lunge verfehlt, sonst wäre es aus gewesen mit ihm. Und es gab keine Burg der Hexer der Katzenschule mehr, die war bis auf die Grundmauern niedergebrannt worden von der Loge der Zauberinnen... ein kollateralschaden, aber es ging ja auch nur um die Katzen, war ja egal. Und in Kaer Morhen waren sie maximal geduldet... Dabei waren sie nicht einmal die schlimmsten Schwerenöter dort.
Gaetan hatte sich eine Weile versteckt gehalten, in einem leerstehenden Hof und er und ein weiterer Kater hatten sich um ihn gekümmert, bis er sich erholt hatte. Das war das tägliche Leben der Hexer.
"Ja, klar, wir werden auserwählt, wir sind etwas ganz besonderes."
Genug Grips für die Universität von Oxenfurt... Er musste zugeben, das hatte er wohl nie gehabt. Ein tragisches Schicksal. Geradezu furchtbar. Aber trotzdem irgendwie nicht verwunderlich wenn einer wie Seren da einen Pakt mit dem Teufel schloss.
Aber das war dann doch eine Nummer komplizierter.
Verdammt Scheiße auch, was fragte er denn?
Konnte es nicht ein normaler Flucht sein? Dass er sich einfach eine Frau etwas zu heftig vorgenommen hatte und sie ihn verfluchte "wenn du fickst wie ein Tier sollst du auch leben wie ein Tier!" Das hätte man leicht brechen können.
Aber ein Betrüger, vielleicht ein Magier der vorsätzlich nach Opfern suchte... Und nochmal: ...verdammte Scheiße!
Er konnte nur hoffen, dass trotzdem die normalen Mittel halfen. Flüche folgten ja trotzdem einer eigenen Mechanik.

Oben kam langsam Bewegung in die Küche. Schritte von Menschen die ein und aus gingen, leichter rein, vorsichtiger raus - dann trugen sie wohl Getränke.
"Ich bin kein Richter und auch nicht die Wache, ich urteile nicht. Ich bin nur für Flüche und solchen Kram zuständig, und ich habe vor, meinen Job gut zu machen. Was danach kommt liegt ganz bei dir... ob du die Stadt verlässt oder bei Dahlia bleibst... deine Entscheidung. Ich geb dir nur das Versprechen, dass ich den Fluch auflöse, so oder so."
Und eines davon meinte, dass er ihn im Ernstfall auch töten würde, er nicht einer der Brüder, und er würde es schnell machen.
"Ach ja, und Dahila bezahlt mich auch, darum musst du dir also keine Gedanken machen. Ich werd dich aber wieder festbinden, nur zur Sicherheit. Wenn Tristan oder Connor runterkommen und das Seil sehen, die erschlagen dich prophylaktisch. Machst du freiwillig mit? Und brauchst du noch irgendwas?"

Re: Taverne "The black Horseman"

Verfasst: Donnerstag 10. Februar 2022, 08:21
von ERZÄHLER
Seren hatte keinen Schimmer, dass er sich schon wieder lächerlich machte oder besser: er hatte schon das Gefühl, sich lächerlich zu machen, aber wenn er die Wahrheit hinter dem Dasein als Hexers gekannt hätte, wären die Gründe dafür andere gewesen. Doch er kannte wie alle nur die Geschichten von geraubten Kindern mit besonderen Gaben, auserwählt von den Hexern, um selbst welche zu werden. Das Leid und der Tod kam in den Geschichten nicht vor. Und so sah Seren eben genau das vor sich: ein magisch begabter Mann, von der Gesellschaft vielleicht misstrauisch beäugt und doch mit einem Platz darin. Aber er hörte den spöttischen Unterton und versuchte sich einen Reim darauf zu machen. Ihm dämmerte, dass er das Alles wohl eher für sich erzählt hatte und nun, da es ausgesprochen war, kam es ihm unfassbar töricht vor. Es gab hunderte Schicksale wie seines und tausende Schlimmere. Dahlias Eröffnung noch in der Nacht zuvor kam ihm wieder in den Sinn und ließ ihn mit den Zähnen knirschen. Er war ein nutzloser Idiot und wenn das hier vorüber war, und er dann noch lebte, würde er Nowigrad endlich verlassen. Sie alle von ihm befreien.

"Ich hab' das Gefühl, es wird mit jedem Vollmond schlimmer. Jeder neue Monat lässt ihn in meinem Kopf wachsen. Er hat meine Gedanken dann fest im Griff." Sein Blick lag eindringlich auf dem Hexer und als wolle der Wolf diesem drohen, floh ein goldener Schatten über die sonst dunklen Augen. Ein Lidschlag von Seren und er war wieder fort. Dieser schüttelte leicht den Kopf, als müsse er einen Schwindel vertreiben. "Vor dem nächsten Vollmond, sonst musst du mich erschlagen.", entschied er. "Bei Vollmond hält ihn nichts fest, da bin ich ganz sicher." Kein gebasteltes Amulett und kein Hemd. Er hatte keine Ahnung, woher er die Gewissheit nahm, aber sie war da. Vielleicht auch wieder ein selbstherrlicher Gedanke des Wolfs, der sich in Serens Leid suhlte und nur darauf wartete, dass dieser Schwäche zeigte.
Zur Antwort auf die Fesseln streckte er wortlos die Arme aus und legte die Handgelenke aneinander. Es war irrelevant ob man ihm die Hände vorn oder auf dem Rücken band - wenn der Wolf sich heraus drängte, würden beide Varianten nichts bewirken. Aber so konnte er wenigstens die Decke richten oder sich kratzen. Er schnaubte. Tristan und Connor ihn erschlagen - das er nicht lachte. Der Wolf schützte sich selbst und damit ihn - er würde sie zum Frühstück verschlingen, wenn sie es wagten, Hand an ihn zu legen. Das wölfische Grinsen kehrte zurück, ganz als lebten tatsächlich zwei Seelen in Serens Brust.
Sein Kopf zuckte zur Seite, er atmete tief durch die Nase, verfiel wieder in Ernst.

Während der Hexer ihn wieder fesselte, redete er weiter.
"Bei Nacht sollen sie noch ein Fass mehr auf die Luke stellen. Ich habe es probiert, das was da oben stand hielt nur knapp."
Seine Schulter schmerzte noch von den Versuchen.
"Dahlia darf nicht in seine Nähe - nicht bei Tag und schon gar nicht bei Nacht. Der Wolf will ihr Herz und das ist jetzt keine romantische Metapher! Sag' ihr das!" Auch wenn sie nicht würde hören wollen.
Was brauchte er noch?
"Irgendwas zu trinken. Dann komm ich schon klar."

Re: Taverne "The black Horseman"

Verfasst: Donnerstag 10. Februar 2022, 09:45
von Reuven von Sorokin
Zwar lag Reuven nichts daran, Seren noch ein schlechteres Gefühl zu vermitteln, andererseits war er wohl kein Hexer, weil er besonders mitfühlend war. Er hatte nur selten wirklich Mitleid mit etwas oder jemandem, lediglich einen gewissen Gerechtigkeitssinn, und der sagte ihm, dass Seren zumindest die Chance verdient hatte. Ob er nun selbstverschuldet zum Wolf wurde oder nicht. An der Stelle wurde es ihm schon zu kompliziert, da zog er dann doch lieber das Hexer Prinzip der Neutralität heran und mischte sich lieber nicht ein.

Vollmond... gut, diese Nacht nahm er wieder ab, trotzdem, Reuven ahnte, dass wohl bereits jede Nach gefährlich sein würde, er musste also schnell handeln.
Er band Seren wieder das Seil um die Hände, dieses Mal vorne. Dass es den Wolf nicht würde halten können und kaum mehr war als ein Symbol war ihm klar, ebenso, dass der Wolf die Brüder wohl im Halbschlaf zerfetzen konnte, aber eben deswegen, Menschen brauchten solche Gesten.
"Lass das Seile diesmal dran, oder streif es wenigstens so ab, dass du es wieder dran bekommst. Dahlia wird nach dir sehen wollten."
Zu dem Hinweis mit dem Fass und zum Herz nickte er.
"Ich sag es ihr."
Und es machte ihm ein wenig Hoffnung, dass Seren ihn warnte. Das bedeutete, dass der Mensch nicht ganz verloren war.
"Ich komme so schnell zurück, wie ich kann."
Und damit meinte er nicht den kurzen Augenblick später, da er ihm einen Lederschlauch mit Wasser brachte, der sollte zumindest für den Tag reichen.

Er kletterte nach oben, schloss vorerst nur die Luke wieder.
Am Tag sollte er kein Problem darstellen.
Er erklärte Will, was er zu tun hatte, auch die Haushälterin wurde eingespannt. Er bereitete noch ein paar Dinge in der Küche vor, so dass zumindest das Tagesgeschäft laufen konnte, dann sprintete er zu Dahlia, die er in ihrem Zimmer vorfand, zusammen mit einer anderen Frau, vielleicht einer Magierin, ganz sicher konnte er in dem Haus nicht sein, hier zeigte sein Amulett Magie an den seltsamsten Stellen.
Er klopfte nicht, schließlich hatte er auch keine Geräusche in dem Zimmer gehört, die auf Aktivitäten schließen ließen, die irgendwie intim waren. Er öffnete einfach die Tür und erklärte:
"Ich bin heute unterwegs, ich muss ein paar Dinge besorgen. Mit Seren ist soweit alles in Ordnung, ich hab nach ihm gesehen. Wenn du tagsüber zu ihm willst, ich hab nichts dagegen. Aber halt dich Nachts von ihm fern. Und es kommt ein zusätzliches Fass drauf, Will weiß auch Bescheid."
Er wusste ja nicht, was sie ihrer Freundin erzählt hatte und vielleicht war es mehr Glück als etwas anderes, dass er nichts vollkommen falsches ausplauderte.

weiter hier.

Re: Taverne "The black Horseman"

Verfasst: Donnerstag 10. Februar 2022, 15:18
von Dahlia
Vivian klappte der Mund auf. Die beiden saßen wie zwei leckere Sahnetörtchen beieinander. Vanille und Schokolade, um es zu vergleichen. Dass der Hexer nicht anklopfte störte Dahlia nicht, im Gegenteil sie war froh ihn zu sehen und seine Worte wischten ein paar Sorgen aus ihren Gedanken.
Sie stand auf und ging zu Ihrem Schrank, dort holte sie einen Beutel mit Münzen hervor. Sein restlicher Lohn mit einem Bonus. Vivian’s Mund schloss sich. Das in diesem Haus viel Geld floss war sie gewohnt und gönnte es Dahlia. Sie selbst war ja auch ganz gut situiert. Keck stand sie braunhaarige Schönheit auf und sah sich den Hexer an. „Dein neuer Koch Dahlia?“ Dahlia lächelte wissend und verdrehte kurz die Augen. „Ja…“
Vivian verneigte sich keck lächelnd „Es ist mir eine Freude…falls ihr mal einen Haarschnitt braucht, kommt in meinen Laden! Ich gebe euch den Preis für die Tallisker!“ sie zwinkerte ihm zu. Dahlia schüttelte unmerklich den Kopf über ihr Freundin. Vivian war bekannt dafür gerne zu flirten. Doch nur Dahlia wusste, dass sie einen fast unstillbaren Hinger auf Männer hatte. Ihr Mann hingegen vergnügte sich in aller Heimlichkeit auch mit anderen. Manchmal feierten die beiden auch mit anderen prickelnde Feste. Nach außen hin waren sie allerdings die perfekte Vorzeigefamilie.
„Reuven…das ist Vivian meine älteste Freundin hier“ Stellte sie die beiden einander vor und kam dann mit dem Beutel zu ihm. „Der vereinbarte Lohn…ich gebe ihn dir schon jetzt…du hast es dir verdient!“ sie lehnte sich nun etwas näher zu ihm und flüsterte so, dass Vivi nichts hörte. „Versprich mir nur dass du wirklich wieder kommst…“ Dahlia hatte tatsächlich Angst er könnte sich auf und davon machen. Geld hatte er nun und was sollte ihn schon wirklich hier halten?
Sie stützte sich am Geländer der Treppe ab die nach unten führte. Sie sah zwar, dank Vivian, umwerfend aus in ihrem langen schwarzen Kimono, doch ihr Gesichtsausdruck konnte nicht verbergen dass sie immer noch Schmerzen hatte.
„Ich danke dir jetzt schon von ganzem Herzen!“ sagte sie noch ehe Vivian sie unterbrach. Sie war zu ihnen gekommen und stützte ihre Freundin nun von der Seite. Ungeniert musterte sie den Hexer. Er machte ihr Lust. „Lass dir nach unten helfen meine Liebe…danach verschwinde ich…“
Dahlia stützte sich an ihrer Freundin und konnte nicht anders als zu grinsen und ihr ins Ohr zu flüstern dass sie einfach unmöglich war. Dann gingen sie langsam an Reuven vorbei, die Treppe hinab.

Re: Taverne "The black Horseman"

Verfasst: Donnerstag 10. Februar 2022, 16:22
von Reuven von Sorokin
Reuven lächelte.
Vor allem lächelte er Vivian an. Es war ihm vollkommen egal, dass sie einen Ring trug, ihr Blick signalisierte ausreichend Bereitschaft, und das war genau die Art Frau, mit der sich der Hexer üblicherweise einließ.
Etwas Spaß, keine Verpflichtungen. Er war jedoch alt genug um nicht sofort an Ort und Stelle aus der Hose zu springen.
Dann schlich sich kurz Verwirrung in seinen Blick.
"Was stimmt mit meiner Frisur nicht?"
Die wahrheitsgemäße Antwort darauf wäre wohl gewesen: 'Alles'
Die Haare sahen so aus, als fasse er sie, sobald die lang genug waren in einem Pferdeschwanz zusammen und säbelte sie mit einem Messer ab. Und genau das war wohl auch der Fall. Ein paar zu Zöpfchen geflochtene Strähnen blieben übrig, zu denen es jedoch keine nennenswerte Geschichte gab.
"Natürlich komme ich wieder." gab er Dahlia ebenfalls flüsternd zurück.
Schon allein des Lohnes für den Wolf wegen.
"Wahrscheinlich heute Abend, ansonsten morgen Abend."
Und weil ein Job, bei dem man nicht täglich sein Leben riskierte vielleicht doch ganz erstrebenswert war. Und vielleicht auch weil die Chefin Freundinnen hatte, die eindeutig einen Hexer nötig hatte.
Er wandte sich um, aber zuvor warf er Viviane noch einen Blick zu, der versprach, dass sie sich wiedersehen würden.

Nur wenig später saß er auf einem schnellen Pferd und galoppierte aus der Stadt.
Die Tasche mit den Schwertern trug er auf dem Rücken.
Das Pferd war nicht seines, es war gemietet. Allerdings hatte er eine Kaution hinterlegen müssen, dafür hätte er auch eines kaufen können, und er hatte Dahlias Namen, Talisker nennen müssen, damit ein Vagabund wie er überhaupt ein Pferd bekam. Der Vermieter hatte sich das Pferd vorher genau angesehen und alle Schäden am Sattel und Zaumzeug und jeden Kratzer am Tier auf's penibelste notiert. Dafür nannte er nun einen schnittigen Apfelschimmel sein eigen, ein schnelles Pferd, mit dem er an einem Tag bis Oxenfurt kam und Nachts wieder zurück. Er hätte auch ein etwas stämmigeres geflecktes Tier haben können, aber er hatte nicht widerstehen können.

Immer wieder machte er sich Gedanken, ob die Entzauberung funktionieren würde, aber unterwegs kam ihm noch ein Gedanke. Fast immer wenn ein Werwolf aktiv war gab es auch einen Auftrag von den Wachen, und meist vage genug formuliert. Er konnte unterwegs vielleicht einen Varg oder irgendetwas anderes erledigen und den Wachen den Kopf bringen, dann konnte er zweimal kassieren, selbst wenn er den Fluch lösen konnte. Oder anders formuliert, die Stadt wäre deutlich beruhigter, wenn man ihnen auch einen Kopf lieferte. Und wenn dann die Überfälle noch aufhörten war ja alles in Ordnung.

[weiter dann in Richtung Sumpf]

Re: Taverne "The black Horseman"

Verfasst: Donnerstag 10. Februar 2022, 17:24
von Dahlia
Dahlia war froh als er ihr versicherte wieder zu kommen. Im Schankraum verabschiedet sich Vivian und entschwand. Dahlia atmete durch, sie liebte Vivian aber sie war auch anstrengend. Will kam auf sie zu und half ihr in die Küche. Er stellte der Chefin das Essen des Hexers hin und bereitete ihr einen Tee. Connor kam zu ihr und erzählte ihr noch was Seren zum Hexer gesagt hatte. Doch Dahlia hatte eigene Vorstellungen.
Sie brachte Connor dazu die Fässer bei Seite zu schieben und ein Tablett an einem Seil zu Seren herabzulassen. Auf dem Tablett waren Wasser, Kerzen, Streichhölzer und eine Warme Mahlzeit mit Besteck. Weiter bestand sie darauf Seren noch weitere Decken und Kissen zukommen zu lassen so wie einen Eimer zum waschen. Will und Connor ließen alles an Seilen hinab sodass Seren es greifen konnte. Dahlia war in dieser Zeit nicht in der Küche. Erst als alles wieder verrammelt und verriegelt war, trat sie wieder ein und setzte sich an den Tisch. Connor setzte sich wachsam an den Tisch doch bedeutete Dahlia dass sie ruhig offen mit Seren sprechen könnte. Er würde versuchen wegzuhören.

„Seren…wie geht es dir? Ich….es tut mir leid dass ich nicht eher hier war…die Heilerin war recht resolut…“ sie lächelte und suchte am Boden nach einem Spalt wo sie ihn zumindest schemenhaft ausmachen konnte.
„Normalerweise residieren unsere Gäste hier komfortabler…“ scherzte sie.

„Ich mache mir Sorgen um dich…du wirst dich gegen den Fluch ankämpfen oder?“

Re: Taverne "The black Horseman"

Verfasst: Freitag 11. Februar 2022, 08:22
von ERZÄHLER
Ich komme so schnell zurück, wie ich kann.
Die Worte des Hexers hallten noch in Serens Kopf, während er nachdenklich an dem Wasserschlauch nippte. Wie war er da nur wieder rein geraten? Die Gedanken des Werwolfs drängten sich murrend in den Vordergrund, sein Hunger ließ ihn auch auf Seren wütend werden und entsprechend war der wütend auf sich selbst. Eigentlich war doch alles sonnenklar gewesen: er hatte her kommen und sich holen wollen, was er schon so lange begehrte. Notfalls hätte er den ganzen Laden auseinander genommen, ein paar Menschen zerrissen und Dahlia einfach verschleppt. Er war seit Jahren einsam und mit dem Fluch noch jenseits davon. Er hätte einfach so weiter machen können, bis ein Hexer auftauchte und ihn erlegte. Oder er mal das Herz eines Hexers hätte probieren können - vielleicht verliehen die besondere Kraft. Er verzog die Lippen zu einem boshaften Lächeln, während er dies dachte und betrachtete das Seil an seinen Handgelenken.
Hexer. Auch nur Monster in anderem Kleid. Monster, die Monster jagten auf Geheiß von irgendwem, der das eine Monster als böse und das andere als nützlich definierte. Scheiß drauf. Wäre er also nützlich, wenn er statt Hafendirnen Verbrecher fraß? Sicher nicht... Menschen waren empfindlich, wenn es um Ihresgleichen ging. Da stand ein Verfluchter gegen einen Frauenschänder schlecht da.
Der Gedanke lenkte ihn ab. Ob der Mann, der Dahlia das angetan hatte wohl noch in der Stadt war? Ob er hier irgendwo lebte, vielleicht Frau und Kinder hatte und sich keiner Schuld bewusst war? Würde sie es ihm verraten, er zöge mit Freuden aus, dem Wolf ein Herz zu spendieren... Seren ließ den Kopf hängen. So weit war er schon. Anstatt sich die Frau zu nehmen, sann er darüber nach, wie er ihre verlorene Ehre sühnen könnte. Was hatte sie mit ihm angestellt? Ein Blick aus ozeanblauen Augen und der Wolf benahm sich wie ein Schoßhündchen. Fehlte nur noch, dass er mit dem Schwanz wedelte!
Das Biest sprach aus seinen Gedanken. Allein mit sich hatte Seren wenig Gewalt über dessen Einflüsterungen, auch wenn er sich dank der Tageszeit und des Amuletts nicht körperlich manifestieren konnte. In seinem Geist war er immer da, wie ein finsterer Schatten mit zwei leuchtend gelben Augen und blutig roten Fängen.

Dann regte sich etwas oben. Die Luke wurde geöffnet und ein Tablett schwebte herab. Nette Idee, aber die Männer des Hauses unterschätzten noch immer die Sprunggewalt des Wolfs. Seren drückte sich gegen die Wand, wartete angespannt darauf, dass die Luke sich wieder schloss. Doch zuvor fielen noch Kissen und eine weitere Decke herein - das versprach ja richtig gemütlich zu werden...
Danach senkte sich wieder Dunkelheit über den verfluchten Mann und eine Weile noch lauerte er im Schatten, bis er schließlich aufstand und hinüber ging. Jetzt, bei Tage, reichte das Licht, das von oben durch die Spalte fiel, für seine Augen, daher würde er die Kerzen für die Nacht sparen. Das Essen war das Gleiche wie am Abend zuvor und er setzte sich mit dem Teller auf den Knien auf die Stufen der Stiege. Es schmeckte fast noch besser als am Abend, aber vielleicht war das auch seinem Hunger geschuldet. Als Dahlias Worte zu ihm drangen, hielt er kurz inne, sog den Klang ihrer Stimme auf. Dann aß er schweigend weiter.
Seren war sich nicht sicher, was er nach all dem antworten sollte - ob er sich überhaupt weiter in das verstricken wollte, was ihn in diesen Keller gebracht hatte. Sie war zu gut für ihn, zu wertvoll. Sie verdiente einen besseren, einen anständigeren Mann. Jemanden der mehr Rückgrat hatte als er. Und vor allem kein Mörder war.

Er stellte den leeren Teller beiseite und kletterte die Stiege noch ein Stück empor. Die Luke fügte sich auf einer Seite nicht ganz ins Holz, sodass ein schmaler Spalt blieb, durch den er versuchte sie zu sehen. Aber der Tisch stand irgendwo außer Sichtweite, also lehnte er die Stirn gegen den kalten Stein, der die Einfassung bildete.
Er überging all die flachen Scherze und die Frage, wie es ihm ginge. Wie sollte es ihm schon gehen, hier in seinem Loch, verflucht und verlassen von den Göttern? Er hatte diese Frage schon immer verabscheut, die die Leute einander stellten, ohne sich wirklich für die Antwort zu interessieren. Die war meistens 'gut' oder 'muss ja'. Nonsens. Wer antwortete schon ehrlich, wenn er auf der Straße auf sein Befinden angesprochen wurde? Er knirschte mit den Zähnen, weil er spürte, dass er ihr schon wieder Unrecht tat - das Schlimme war, das er nicht mal wusste, ob es seine Gedanken waren oder die des Biests.
"Das ist das Mindeste.", erwiderte er schließlich und wunderte sich, wie müde seine Stimme dabei klang. Er atmete durch und versuchte sich etwas zu festigen. "Dahlia, du solltest nicht hier sein. Du solltest mich verachten. Ich wollte dich töten wie all die anderen vor dir und du gibst mir zu essen, statt den Hexer meinen Kopf nehmen zu lassen." Auf den im Übrigen ein hübsches Sümmchen stand, wenn er den Steckbrief richtig gedeutet hatte.
Seren schüttelte den Kopf, der Stein rieb an seiner Stirn. "Wieso?"

Re: Taverne "The black Horseman"

Verfasst: Freitag 11. Februar 2022, 09:21
von Dahlia
Dahlia aß ein paar Gabeln des vorzüglichen Gerichtes, welches der Hexer dagelassen hatte. Connor hatte natürlich alles gehört und verdrehte die Augen. Er ärgerte sich nun einmal mehr, dass seine Schwester so freigiebig mit ihrer Liebe war. Se sollte lernen sich mehr abzuschotten…Er machte sich eine mentale Notiz mit ihr darüber zu sprechen…andererseits war seine Schwester schon immer so. Immer nett und freundlich zu allen. Natürlich konnte sie sich bis zu einem gewissen Grad wehren, aber was dann hinter der Fassade passierte, war eine andere Geschichte.
Dennoch war Connor sicher, dass sich der passende Deckel schon noch finden würde. Er hatte dieses Grundvetrauen in das Leben, alles würde sich fügen.
Dahlia hörte Serens Worte und nahm einen großen Schluck Wein. Sie spürte, dass er sie bald wieder verlassen würde. Er würde kämpfen aber der Ausgang war ungewiss.
Eine Träne suchte sich ihren Weg über ihre Wange. Sie wischte sie weg und schob den Teller von sich. Warum konnte sich nicht wie Vivian…Liebe wie eine Art Vergnügen sehen und nicht dieser märchenhaften Vorstellung nachhängen? Wieso hing sich ihr Herz so schnell an jemanden…gerade, wenn derjenige nicht bleiben würde…
Noch ein Schluck Wein.
„Seren…du bist ein guter Mensch! Ich kenne dich seit so vielen Jahren…zwar hatten wir nie viel Kontakt, aber ich wusste immer das du gut bist!“
Sie räusperte sich.
„Das was zwischen uns passiert ist…was vor dem Er scheinen des Wolfes war“ Sie sprach von ihrem Tanz „sowas habe ich noch nie gefühlt! Ich dachte sowas gibt es nur im Märchen“ Sie lachte, wenn auch etwas Bitterkeit in diesem Lachen lag.
„Ich mag dich…egal welches Wesen sich in deine Seele geschlichen hat!...“
Ihre Wangen erröteten sich und Connor sah verlegen auf ein Buch vor ihm. Er schluckte und stellte sich innerlich darauf ein bald die Scherben zusammenzukehren die Seren hier hinterlassen würde.

Re: Taverne "The black Horseman"

Verfasst: Freitag 11. Februar 2022, 11:07
von ERZÄHLER
Der Wolf in seiner Brust heulte schmerzhaft auf, als habe ihm etwas eine Wunde geschlagen, doch er fletschte wütend die Zähne. So leicht ließ er von seinem Opfer nicht ab (47/100). Dennoch fühlte Seren, dass Dahlias Worte etwas in ihm bewegten - er war gut gewesen. Konnte er wieder gut sein? Wenn sie daran glauben wollte, konnte er es vielleicht auch. Er schloss die Augen, spürte den Stein seine Stirn kühlen und versuchte die Erinnerung zurück zu holen. An einen Tanz zum Takt zweier Herzen. An ihre Lippen auf seinen. An den Geschmack von Wein auf ihrer Zunge. Er fühlte wie sich eine Träne an seiner Nasenspitze sammelte, bis der Tropfen zu schwer wurde und in die Tiefe fiel. Der Wolf knurrte finster, aber es lag Angst in diesem Knurren, so als fühlte er, dass da draußen etwas war, das ihm gefährlich werden konnte. Eine Kraft die größer war als jeder Fluch.
Dahlias Stimme klang traurig und er wünschte sich, etwas zu sagen, was sie aufmuntern würde.
"Das letzte Erntefest, auf dem ich dich gesehen habe... Dahlia, hörst du? Bist du noch da?" Bewusst sprach er nicht mehr vom Frühlingsfest und er stockte kurz, wartete auf einen Laut der Bestätigung von ihr. Von der Sonne da oben, der Kraft, die dem Wolf solche Angst machte.
"...Auf diesem Fest, da hattest du ein dunkelrotes Kleid an. Du hattest die Haare aufgesteckt und Weißdornbeeren und Hagebutten drin." Er hielt die Augen geschlossen, holte das Bild hervor, dass er von seinem Beobachtungsposten aus für sich gespeichert hatte. Rot und Gold, die Farben des Herbstes. Sie war so schön. Ihr schlanker Nacken ganz bloß, so hell und wunderbar...
...saftig... knurrte es in seinem Schädel.
Seren riss die Augen auf. Sog scharf die Luft ein. Der Laut, der dabei entstand, erinnerte sehr an das herrische Schnappen eines Wolfs.
"Wenn wir wieder tanzen - wenn das hier vorbei ist - trägst du es dann noch einmal für mich?", presste er mühsam hervor. Er schnappte wieder nach Luft. "Aber dann mit Musik." Er versuchte zu lächeln.
"Hörst du? Dahlia?"
Halt mich fest...

Re: Taverne "The black Horseman"

Verfasst: Freitag 11. Februar 2022, 11:43
von Dahlia
Dahlia schwang mit Serens Gefühlen mit. Fülte seine Verzweiflung, seinen Kampf…
Sie erinnerte sich an das Fest. Es war ein wunderschöner, warmer Herbsttag gewesen. Sie hatten getanzt, gelacht und gebechert. Die Erinnerung wärmte sie innerlich und vertrieb die Tränen. Sie spürte das Seren sich ans Leben klammerte und kämpfen wollte. Die Hoffnung, dass alles gut werden konnte, flammte wieder auf.
Sie stand auf „Natürlich werde ich das Seren…warte ich bin gleich wieder zurück!“ Er brauchte einen Strohhalm, an welchen er sich klammern konnte und Dahlia hatte die richtige Idee. Ihren Haarschmuck, kunstvoll von der Meisterin Vivian gefertigt, hatte sich noch.
Auch wenn es schmerzte, rannte sie nach oben und zog aus einem Regal die Kiste mit ihren Haarbändern hervor. Das rote Band und das Blumengesteck. Sie drückte es fest an ihre Brust und stieg wieder hinab in die Küche.
„Seren?...komm her!“
Sie kniete sich über den Spalt, band den Zweig an das Haarband und stopfte es langsam und vorsichtig durch den Spalt.
„Ich gebe es dir…und zum nächsten Erntefest steckst du es mir in die Haare!“
Sie erhaschte einen Blick auf seine Augen, die durch den Spalt nach oben blickten. Ihre Hand strich über den Spalt, so wie sie über sein Gesicht streifen würde. Sie holte sich ihren Weinkelch auf den Boden und legte sich neben den Spalt.
„Ich bleibe hier so lange es geht…Erzähl mir etwas…Was möchtest du tun wenn du befreit bist?“
Sie wollte dass er ein Ziel hatte. Egal was es war, ob er nun weg wollte oder bleiben. Sie wollte dass er seine Zukunft visualisierte und der Mensch in ihm wieder zu seinen Wünschen fand.

Re: Taverne "The black Horseman"

Verfasst: Freitag 11. Februar 2022, 12:52
von ERZÄHLER
Warten sollte er... na, was auch sonst? Weit konnte er schließlich nicht weg laufen. Er hörte, wie ich ihre Schritte entfernten, hörte auch das Scharren von Füßen beim Tisch und die Seiten eines Buches. Einer der Brüder? Der Küchenjunge? Er witterte versuchsweise am Spalt nach oben. Tristan.
"He, Tristan! Gib's auf - Lesen war noch nie deine Stärke!" Er konnte es nicht lassen, etwas zwang ihn dazu, den anderen Mann zu provozieren, der so herrisch über Dahlia wachte, als wäre diese Tochter oder Ehefrau. Eine Freundschaft würde sie beide wohl nie verbinden, aber auch Feindschaften wollten gepflegt werden. Connor war da ganz anders. Der sprichwörtliche sanfte Riese. Den durfte man zwar auch nicht ärgern, aber er war besonnener.
Dahlia kehrte zurück, ohne das Tristan ihn einer Antwort gewürdigt hatte und Seren vergaß den Mann auch schnell, als ihr Duft durch die Spalte zu ihm hinab sickerte. Sie stopfte etwas am Rand der Luke vorbei und Seren hob die gefesselten Hände, um es aufzufangen. Getrocknete Blüten, Hagebutte und Weißdorn, dazu ein seidenes Haarband. Vorsichtig hielt er es zwischen den schmutzigen Fingern - er wollte das Gesteck nicht auch noch beflecken - aber er musste einfach daran riechen. Den Hauch ihres Haars daran einfangen. Er blickte hoch, der Spalt zeigte ihm nur einen Ausschnitt ihres Gesichts - blaue Augen.
"Ja, das werde ich.", versprach er, auch wenn er alles andere als zuversichtlich war. Letzten Endes konnte nur die Hoffnung einen Menschen aufrecht halten.
Sie blieb nahe an der Luke, darum zog Seren sich etwas in die Dunkelheit zurück. Sie war wie eine Sonne für ihn, aber leider war sie auch eine Lockung für den anderen...
"Was machst du? Du holst die den Tod auf den kalten Steinen!", schalt er sie halbherzig, erhob dann die Stimme: "He Bruder, hol der Dame eine Decke, wenn sie schon auf dem Küchenboden herum lungert!" Vielleicht hatte er sich ja auch geirrt und es war gar nicht Tristan...
Dahlia ließ sich wie vermutet nicht vertreiben, lag bei der Luke und versprach zu bleiben. Wollte hören, was er täte, wenn er wirklich frei kam...
Seren setzte sich auf die vorletzte Stufe, stützte die gefesselten Arme auf die Knie und dachte nach. Dich ich die Arme schließen und nie mehr los lassen., hätte er am liebsten gesagt, aber das war Unsinn. Er war ja schon zu dem Schluss gekommen, dass er der letzte Mensch auf diesem Kontinent war, der Dahlia verdient hatte. Er zog ein Kissen heran, legte es auf die Stufe in seinem Rücken und lehnte sich zurück, die gefesselten Hände im Nacken verschränkt. Es war sogar halbwegs bequem.
"Ich weiß nicht.", sagte er. "Wenn ich das wirklich überlebe, sollte ich mich wohl einem Richter stellen. Meinst du nicht?" Um dann zu hängen? Wie verfuhr die Gerichtbarkeit wohl mit einem Mörder, der nur mordete, weil er verflucht war? Gab es da irgendwelche mildernden Umstände?

Re: Taverne "The black Horseman"

Verfasst: Samstag 12. Februar 2022, 18:43
von Dahlia
Connor blieb stumm. Niemand, außer vielleicht Dahlia, kommandierte ihn in seinem Haus herum. Diese Art gefiel ihm nicht und er blickte argwöhnisch zu dem Spalt aus welchem Serens Stimme nach oben drang. War das der Wolf oder war Seren so bitter? Connor wusste um sein Los. Wusste das Seren es nicht leicht gehabt hatte als Junge. Er war froh, dass nicht Tristan hier saß, sondern er. Tristan war eine Naturgewalt, die ihres gleichen unter den Menschen suchte. Er konnte so brutal und empathielos sein…Er hätte die Luke aufgerissen und sich auf Seren gestürzt, ganz egal ob er dabei draufging. Dahlia kam zurück und aus den Augenwinkeln beobachtete er die Szene. Schon wieder befahl Seren ihm etwas. Langsam begann es in ihm zu brodeln. Eigentlich sollte er jetzt gehen, kurz an die frische Luft und durchatmen. Seren drückte viele seiner Knöpfe, doch noch hatte er sich im Griff. Dahlia tat ihr Übriges dazu. Wie sie dort auf dem Boden lag und nach unten blickte. Zu dieser Kreatur die in diesem Zustand nur noch bemitleidenswert war.
Der Gefangene im Haus der Gefangenen….spukte es ihm durch den Kopf. Dahlia war mit diesem Haus verbunden wie sonst keiner in der Familie. Sie würde dieses Gemäuer wohl nie länger verlassen. Das hatte sie ihm gesagt, doch sie musste es nicht aussprechen. Connor und Tristan wussten diese Wahrheit ohne, dass sie ausgesprochen werden musste. Der Horseman hatte Dahlia für sich erwählt, hielt sie in seinen unsichtbaren Fängen, behütete sie gleichzeitig mit seinen dicken, alten Mauern.
Er fühlte diese Verbundenheit nur schwach und auch Tristan tat sich leichter. Tristan könnte wohl von heute auf morgen losziehen, ohne jemals zurückzublicken.
Connor wünschte sich einen guten, starken Mann an Dahlias Seite. Gerne einen, der ein bisschen war wie er selbst. Geerdet, aber fähig zum Sturm, wenn es notwendig war.
Dahlia war noch jung…sie hatte noch Zeit diesen Mann zu finden. Connor zweifelte an Seren…ja er war zäh…sicher…aber war er der richtige für sie?

Dahlia blinzelte und versuchte mehr von Seren zu erkennen, doch es war einfach ziemlich schlechtes Licht dort unten. Er wollte sich dem Richter stellen. Das ließ sie zu Connor blicken. Natürlich beobachtete er sie. Fast unmerklich zuckte dieser mit den Schultern. Er wusste genau was seine Schwester gerade dachte. Wenn sie Seren sagte, er solle sich stellen, sollte sie das eigentlich auch Tristan sagen…und ihm und sich selbst…
Tristan hatte, soweit sie wussten, auch zumindest einen Menschen auf dem Gewissen. Liran…verdient oder nicht…Er war tot und sie beide steckten mit drin. So gab es hier keine richtige Antwort auf die Frage. Zumindest Connor konnte ihr keine geben.

„Ich denke du musst die Dinge, die der Wolf getan hat, von dir trennen. Du selbst hättest diese Dinge doch nie getan…oder?!“ Es war keine Frage, zumindest keine ernst gemeinte. Dahlia konnte sich nicht vorstellen, dass Seren jemals zu sowas fähig wäre.

„Denkst du denn ein Richter kann das so haarscharf trennen? Ich…..Ich bin mir nicht so sicher ob ein Richter hier ein faires Urteil fällen könnte…“ Fragte sie ihn nun zurück und sah wieder durch den Spalt. Ihre letzten Worte galten auch für sie. Connor nickte und zog wieder das Buch an sich.
„Ich wollte nur wissen, was du tun würdest, wenn das keine Rolle spielen würde…was sind deine Träume? Willst du verreisen?“ Willst du mich gleich danach verlassen?...

Re: Taverne "The black Horseman"

Verfasst: Montag 14. Februar 2022, 07:04
von ERZÄHLER
Ihre Stimme drang wieder eindringlich zu ihm hinab. Hätte er...? Seren runzelte die Stirn. Manchmal, wenn er gekonnt hätte - in seinem Kopf hatte er jeden von ihnen hundertmal einen Abhang hinunter fallen oder von einer Brücke stürzen sehen. Doch selbst Hand anlegen oder auch nur einen Unfall herbei führen, dazu war Seren schon immer zu friedlich gewesen. Zu ängstlich. Doch das wollte er Dahlia alles nicht sagen - nicht jetzt und hier, gefangen in diesem Loch, belauscht von einem ihrer Brüder. Irgendwann vielleicht, wenn sie einander wieder trauen konnten - wenn es je so weit kam.
Die Taten des Wolfs von seinen Taten trennen.
Aber war er es nicht gewesen, der den Wolf auf sich beschworen hatte? Musste er dann nicht auch die Konsequenzen tragen? Er würde noch darüber nachdenken müssen, doch zunächst wollte Dahlia ganz offensichtlich nichts mehr davon hören, fragte stattdessen nach seinen Träumen und Wünschen.
"Früher, vor all dem, wollte ich zur Universität.", begann er vorsichtig, schüttelte dann mit einem Schnaufen den Kopf. "Ich wollte die Gesetze studieren, Recht sprechen lernen." Seine Stimme trug einen bitteren Klang. Selbst wenn er jetzt das Geld dafür hätte, käme er sich wie ein Heuchler vor. Er zuckte mit den Schultern, auch wenn sie es nicht sehen konnte. "Später wollte ich Nowigrad verlassen. Zur See fahren, andere Länder sehen. Der Wolf hat aber immer dafür gesorgt, dass ich in der Nähe geblieben bin - vielleicht auch ich selbst." Er war eben doch nur ein Feigling.
Dann schob sich ein Grinsen auf seine Lippen und stahl sich in seine Stimme, während der Mut des Wolfs ihm wieder zu Kopf stieg. "Gerade würde ich dich einfach gerne noch einmal küssen." Ungeachtet des Bruders, der unter Umständen keine Ahnung hatte, was am Abend zuvor alles vorgefallen war. "Du riechst so gut..."
Seren schloss die Augen und träumte sich zurück, rief sich das Gefühl ihres zarten Körpers in seinen Armen in Erinnerung und an die Weichheit ihrer Lippen. Wer weiß, was hätte geschehen können, wenn ihm die Bestie nicht dazwischen gefunkt wäre - aber vielleicht sollte er froh sein. Denn kaum das er seinen Fantasien ein wenig mehr Raum gab, spürte er schon, wie der Hunger nach warmem Blut in seiner Kehle aufstieg.

"Dahlia?", schon war seine Stimme wieder unangenehm rau - verdammtes Monster! - und er räusperte sich. "Das klingt jetzt vielleicht seltsam, aber kannst du jemanden schicken, vor Anbruch der Nacht ein Schweine- oder Rinderherz besorgen? Je frischer desto besser." Er konnte gerade noch verhindern, 'je wärmer' zu sagen. Das Verrückte war, dass es ihn der Gedanke, seine Zähne in das zähe Muskelfleisch zu schlagen und das Blut zu trinken, noch nicht einmal anwiderte. Viel eher ließ er sein Wolfherz tanzen und er hoffte einfach, dass er damit noch ein wenig länger aushielt. Zugleich bangte er, dass Dahlia der Ekel packen und sie ihn doch wieder fallen lassen würde. Aber er hatte ihr versprochen zu kämpfen und gegen einen satten Wolf war dieser Kampf ungleich leichter, vor allem da ihn die Heilung der vom Silberschwert geschlagenen Wunden viel Kraft gekostet hatte.

Re: Taverne "The black Horseman"

Verfasst: Montag 14. Februar 2022, 10:03
von Dahlia
ahlia rührten seine Wünsche. Auch hier merkte sie, dass in ihm eim Mensch voller Träume und doch auch Gerechtigkeitssinn steckte. Jemand der mehr wollte vom Leben. Sie verstand seinen Wunsch Nowigrad zu verlassen sie würde ihm zwar nie folgen können…aber sie verstand den Wunsch etwas anderes sehen zu wollen. Sie nickte und zog sich innerlich etwas zurück. Wahrscheinlich würde er gehen…vielleicht war es auch das Beste…Wenn herauskam, dass Seren hinter dieser grauenhaften Tat steckte…tja…die meisten Menschen hatten eben keinen Sinn für die vielschichtigen Hintergründe einer Tat. Ein leicht stechender Schmerz begann erneut ihr Herz zu quälen. Dann hörte sie, wie er nach ihr verlangte. Sie schluckte und schloss ihre Augen. Auch ihr kam sein Geruch wieder in den Sinn. Dieser unglaublich schöne, weiche Kuss. Dahlia presste ihre Lippen aufeinander und verhinderte gerade noch so, dass sich eine Träne ihren Weg nach unten suchen konnte.
Langsam schmerzte ihr die Rippe und sie musste sich wieder aufsetzen.
Connor hatte natürlich alles gehört und sein Buch etwas fester als nötig gekrallt als er Serens Sehnsucht nach Dahlia hörte. Es war ihm nicht unbedingt unangenehm aber Seren war einfach zu gefährlich im Moment. Außerdem hatte er deutlich die Rauheit des Wolfes aus der Stimme wahrnehmen können. Es wurde ihm zu bunt. Dahlia hatte sichtlich Schmerzen. Er stand auf und zog seine Schwester vorsichtig auf den Stuhl. Sein Blick durchdrang ihren. Connor und sie hatten eine besondere Verbindung zueinander und oft brauchten sie keine Worte, um sich zu verständigen. Connors Blick sagte ihr, dass er nicht bleiben würde…nicht konnte. Sie konnten vielleicht Tristans Tat verdeckt halten, doch noch ein so großes Geheimnis war schwerer zu verstecken. Zu viel hing vom guten Ruf des Hauses ab. Wenn du willst, dass er lebt…lass ihn gehen…
Daraufhin nickte Dahlia. In ihrem Hals bildete sich ein Kloß und ein Ozean aus Tränen bildete sich in ihren Augen.
Nochmal sammelte sie all ihre Kraft und ließ sich nichts von der Erkenntnis oder der Gefühle in ihrer Stimme hörbar werden. Sie klang wie vorhin.
„Natürlich Seren…alles was dir hilft!...“ Sie räusperte sich und das versetzte ihr, durch die Bewegung des Brustkorbs einen stechenden Schmerz. „hmm“ entfuhr es ihr unkontrolliert. Connor übernahm nun das Gespräch.
„Seren…wir werden alles besorgen! Ich schicke Will sofort los. Der Metzger kommt unseren Wünschen bestimmt nach…wir kennen uns, seit wir klein sind! Er dürfte keine unnötigen Fragen stellen“ Versicherte er Seren in einem ruhigen und kontrollierten Ton.
„Ich bringe Dahlia nach oben…sie hat sich bei dem Aufprall gegen das Treppengeländer ziemlich verletzt!“
Wenn auch nicht unbedingt beabsichtigt lag in den letzten Worten eine gewisse Schärfe. Dahlia rannen indes schon Tränen über die Wangen. Sie hielt die Luft an und mühte sich, dass Seren nichts davon mitbekam. Connor verstand es und hob sie hoch „Keine Wiederrede Dahlia…sonst verheilt es nicht!“ Er sagte es so, dass Seren es mitbekam und hoffentlich auch abkaufte. Danach trug er seine Schwester nach oben, die ihr Gesicht in seiner starken Brust vergrub. Oben setzte er ihr den Tee der Heilerin an, welchen sie ohne Worte in einem Zug austrank. Es dauerte keine fünf Minuten, bis sie in die Welt der Träume abdriftete und regungslos auf ihren Kissen lag.
Connor fuhr sich durch die Haare und unterdrückte seine aufkommende Wut. Nein…Seren war hier nicht verantwortlich…es war dieses Schicksal. Nachdenklich ging er die Treppen wieder runter, instruierte Will und setzte sich wieder in die Küche zu Seren.
„Sie schläft…“ War alles was er zu sagen hatte. Er starrte auf den Spalt im Boden und machte sich daran die Vorräte in den Regalen zu kontrollieren. Nach einer Weile war sein Gemüt wieder besänftigt und er rief zu Seren „Kannst du sehen wie viele Säcke Mehl noch unten stehen? Ich gehe gerade unsere Vorräte durch…vielleicht kannst du mir etwas dabei helfen?“
Ablenkung tat den beiden sicher gut. Zahlen, Daten und Fakten hatten etwas beruhigendes.

Re: Taverne "The black Horseman"

Verfasst: Mittwoch 16. Februar 2022, 11:14
von ERZÄHLER
Er hörte es.
Sein Herz hörte es.
Es brauchte nicht den salzigen Geruch nicht vergossener Tränen, es brauchte nur den Hauch von traurigem Tau, den sie auf Dahlias Stimme legten und den diese mit einem Räuspern nur hervorhob, statt zu kaschieren. Seren schluckte hart. Das er hier war, machte alles nur tausend Mal schlimmer - er konnte förmlich vor sich sehen, wie Dahlia wegen der Umstände litt und es quälte ihn, dass er zu Untätigkeit verdammt war. Connors Stimme ließ ihn den Kopf heben, der Vorwurf darin wollte ihn schrumpfen lassen. Seren biss hart die Zähne aufeinander, schwieg, lauschte. Schritte entfernten sich - vermutlich brachte der Bruder seine Schwester nach oben, damit diese noch ein wenig Ruhe fand. Vermutlich war es besser. Alles war besser... er vergrub sein Gesicht in das Blumengesteck.
Dann war Connor zurück.
Mehl... Seren legte das Gesteck sorgsam auf einem Fass ab und sah sich im Keller um. "Drei Sack zu zwanzig Kilo - nein, warte, hier ist noch ein angefangener..." Er hob ihn prüfend an. "Fünf Kilo würde ich sagen." Er schätzte die Ablenkung, die Connor ihm bot und so gingen sie Stück für Stück die Vorräte durch, bis Will vom Metzger zurück kam.

Seren zog sich in seine Ecke zurück, spannte sich innerlich wie äußerlich an, den Wolf zu bändigen, als Connor ankündigte, die Luke zu öffnen, damit sie das Paket hinab lassen konnten. Licht flutete alsdann zu ihm hinab und ein blutiges Bündel schwebte an einem Seil durch die Öffnung. Seren dankte dem Hexer stumm für das Amulett, denn er spürte deutlich, dass es das Einzige war, was ihm half, das blutrünstige Monster im Zaum zu halten, was beim Geruch des Blutes schier den Verstand verlieren wollte.
Kaum hatte sich die Luke wieder geschlossen und schoben sich die Fässer wieder auf das Holz, stürzte sich Seren auf das Bündel, wie von Sinnen mit den gefesselten Händen an den Knoten zerrend. Der Wolf tobte in seinem Schädel, sein Blut rauschte ihm in den Ohren, die Klauen der Bestie rissen das Tuch schließlich auseinander, zerfetzten den Stoff einfach. Serens menschliche Zähne waren nicht für rohes Fleisch gemacht, aber er schlug sie trotzdem in den festen Brocken, saugte an dem blutigen Organ und verlor sich mehr und mehr im Blutrausch des Wolfs. Doch besser hier und so, als irgendwo sonst.
Der Fluch rang gegen das Amulett, der Wolf wollte sich aus dem Menschen heraus stülpen, doch das Amulett gebot ihm immer wieder einhalt. Das Resultat war ein wüster Mischling aus Mensch und Wolf, an dem immer wieder Glieder ihre Form veränderten, Zähne länger und wieder kurzer wurden, Fell erschien und wieder verschwand. Da Serens Selbst fast zur Gänze wach blieb, litt er fürchterliche Schmerzen, denn seine Knochen und Muskeln spannten sich halb verwandelt, bogen sich, krampften. Der Mensch stöhnte gequält, schrie manchmal leidvoll auf, als würde der Wolf in bei lebendigem Leibe fressen - dann wieder jaulte das Tier, knurrte und heulte. Und während sie miteinander rangen, verschlang der Wolf mehr und mehr von dem Herz, sättigte sich an Fleisch und Blut.
Es war gut, das Dahlia schlief und all das nicht hören musste.

Irgendwann verebbten die Geräusche des Kampfes, des Ringens von Fluch gegen Verfluchten. Der Wolf ließ ab von Seren und dieser blieb in einer Lache von Rinderblut zusammengekrümmt liegen. Er hatte das Gefühl, eine Ewigkeit sei vergangen und jeder Knochen im Leib einmal gebrochen, dabei war er ganz und vielleicht das viertel einer Stunde hatte sein Mahl gedauert. Er tastete nach dem Amulett, welches er während der Qualen am liebsten abgerissen hätte, doch es war noch da. Es hielt ihn noch zusammen. Seren schloss die Augen und fiel, mitten im Keller auf dem kalten Boden aus gestampfter Erde liegend, in tiefen, traumlosen Schlaf.

Re: Taverne "The black Horseman"

Verfasst: Mittwoch 16. Februar 2022, 21:21
von Dahlia
Will und Connor standen über der Luke und lauschten diesen grauenhaften Geräuschen. Ab und zu blickten sie sich etwas angewidert an. Will schüttelte den Kopf „Also die Herrin Dahlia…also…nein“ flüsterte er zu Connor und der biss sich auf die Lippen um nicht zu lachen. Die Situation war zu absurd. Unten tobte ein Monster und Will war mit der Frage beschäftigt was Dahlia an ihm fand…junge Kerle…und als hätte er damit den Teufel selbst beschworen schneite Tristan rein.
Die Frage, wo er gewesen sei, sparte sich Connor. Tristan war eben in dieser Phase…hoffentlich war sie bald vorbei…
„Will…bitte sieh beim Weber nach, ob dieses Hemd fertig ist. Wir haben ein ordentliches Sümmchen dafür hingelegt…“
Will verließ die Küche zu gerne. Er bewunderte Tristan aber fürchtete ihn auch. Eben jener blickte verächtlich auf die Luke, unter welcher sich Seren verbarg.
„Ist der Hexer schon wieder zurück?“ Fragte Tristan. Connor fasste sich etwas entnervt an sie Schläfe und kratzte seinen Nasenrücken „Nein…so schnelle Pferde gibt es nicht…du warst doch selbst schon außerhalb von hier…du weißt doch wie weit weg alles von hier ist! Das kann auch ein Hexer nicht schneller schaffen!“
Tristan brummte und nahm sich eine Schüssel des Hexergerichtes. Vorzüglich. Das konnte auch einem brodelnden Tristan ruhiger werden lassen. Connor betrachtete seinen kleinen Bruder. Wenn er so friedlich da saß, dann konnte Connor nicht umhin und lächeln. Er war eben auch nur ein großer Junge.
„Seren hat mir bei der Inventur geholfen…das müssen wir die Tage noch besorgen gehen! Du solltest das morgen erledigen, Dahlia wird noch nicht fit sein!“
Tristan blickte auf den Zettel und nickte zur Abwechslung mal artig. Keine Disskussion – kein Murren.
„Danke…“Connor legte ihm die Hand auf die Schulter und drückte kurz fester zu. Danach ging er nach draußen und bediente ein paar der wartenden Gäste. Ein Bier hier, einen Tee da…heute gab es nur Getränke.
Tristan starrte auf den Spalt der Luke und rieb sich die Hände. Jetzt wo keiner schaute…vielleicht konnte er es riskieren und dem ganzen Leid ein Ende setzen…er könnte es so aussehen lassen als ob Seren ihn angegriffen hätte…ja…
Langsam, wie eine Schlange sich auf ihre Beute zubewegt, erhob sich Tristan und ging zu den Fässern. Sein Messer hing treu an seinem Gürtel. Er müsste nur kräftig genug zustechen…
Seine Hände steckten in schwarzen Lederhandschuhen, die sich nun auf die Fässer legten. Der Entschluss war gefasst…er würde Seren ein Ende setzten.
Er begann das Fass leise zur Seite zu schieben.
Dann ging die Türe auf und Will stand mit dem Hemd in der Tür. Etwas außer Puste hielt er es hoch „Ich hab es!!!“.
Sofort ließ Tristan das Faß los und drehte sich auf der Ferse zu dem Störenfried um. Connor kam zurück und nahm Will das Hemd ab. „Gut gemacht…jetzt müssen wir es nur noch auf Seren bekommen ohne dass einer stirbt!“
„Ich mach es…“ Meldete sich Tristan und nahm das Hemd. Connor stellte sich ihm in den Weg „Seren…wir haben das Hemd! Denkst du wir können es zu dir herunterlassen oder müssen wir helfen?“.
Es kam keine Antwort. Nun lauschten sie genauer. Seren schlief, wohl von der Erschöpfung des Kampfes.
Vorsichtig rollten sie die Fässer bei Seite und Tristan machte einen Eimer mit Wasser voll. Connor sah ihn fragend an "Er soll sich doch waschen können..." zischte Tristan ihn an. Connor hob die Augenbrauen, ließ ihn aber. Tristan war heute irgendwie ungewöhnlicher als sonst.
Sie klappten die Luke auf und Tristan stieg forsch mit dem Eimer und dem Hemd hinab in die Höhle des Wolfs. Connor stieg etwas vorsichtiger hinterher und konnte nicht mehr verhindern was dann passierte. Tristan war zu schnell. Er kippte den Eimer Wasser mit Schwung über Seren "AUFSTEHEN!!!" lachte er.
Connor sprang die letzten Stufen hinunter "Tristan!!!" schimpfte er und streckte entschuldigend die Hand in Richtung Seren aus. Er drückte Tristan schützend hinter sich und zeigte Seren das Hemd "Wir haben das Hemd!"

Re: Taverne "The black Horseman"

Verfasst: Samstag 19. Februar 2022, 14:24
von ERZÄHLER
Seit der Fluch Teil von Serens Leben war, träumte er nicht mehr. Schlaf war für ihn wie ein kleiner Tod, er kam und irgendwann erwachte er voller Verwirrung. Selten gab es ein sanftes Heraufdämmern, meistens war es ein schlagartiges Aufschlagen der Augen, ein Hochschrecken. Und diesmal kam es, weil sich eiskaltes Wasser über ihn ergoss. Sauber, immerhin. Aber kalt. Dazu eine Stimme, die ihn aufstehen hieß und für einen Moment war er wieder ein Junge, ein Kind, dass sich vor seinen Peinigern versteckt hatte und im Versteck eingeschlafen war, nur um gefunden und unsanft geweckt zu werden.
Prustend kam Seren auf die Knie, kroch zwei Ellen weit von den beiden Männern fort, bevor er begriff wo er war und was überhaupt vorging. Dann schlug die kurze Panik in Zorn um und er kämpfte sich auf die Füße. Sein zerrissenes Hemd klebte kalt an seiner Haut, Wasser tropfte aus seinen dunklen Locken, verfing sich in den dunklen Stoppeln, die seine Wange inzwischen bedeckten.

Serens Brust prallte gegen Connors ausgestreckte Hand, mehr eine psychische als eine physische Barriere für den Verfluchten. Am älteren der beiden Brüder vorbei starrte er Tristan an, auf den Lippen ein boshaftes Lächeln.
"Danke, Connor. Meines ist nass geworden...", erwiderte er, ohne den Blick von Tristans Augen zu wenden, die ebenso Funken sprühten. Stünde der Hüne nicht zwischen ihnen, sie hätten das wohl hier und auf der Stelle geklärt. Tristan hatte natürlich allen Grund, Seren zu hassen - dieser konnte es ihm nicht mal verdenken - aber dann sollte er sich ihm offen stellen. Und das wiederum wollte Seren Dahlia zuliebe vermeiden.
Sein Lächeln wurde breiter, doch es war eher ein Zähnefletschen.
"Ich komme klar - nimm den Idioten wieder mit nach oben, bevor ich ihn zum Nachtisch erkläre.", knurrte er und richtete die Gold getupften Augen endlich auf Connor. Glück für beide, dass er nur bellte. Der Wolf war nach der Blutmahlzeit, in deren Überresten sie standen, stumm und träge.
Seren nahm das Hemd an sich und ließ sich von Connor zurück in den Keller schieben, ging selbst noch ein paar Schritte rückwärts, den Blick fest auf den anderen Mann gerichtet. Dann flackerte er noch einmal zu Tristan und das Versprechen einer Revanche lag unmissverständlich in dem goldbraunen Glühen.

Re: Taverne "The black Horseman"

Verfasst: Sonntag 20. Februar 2022, 20:52
von Dahlia
Connor blieb stoisch zwischen den zwei Streithähnen stehen und sah zu dass Tristan es nicht an ihm vorbeischaffte. Der knurrte fast unmenschlich hinter ihm und wäre wohl am liebsten über seinen Bruder auf Seren gesprungen. Man konnte die Luft mit einem Messer zerteilen, so heftig war die Anspannung. Tristans Augen wären wohl rot geworden, wären sie dazu in der Lage gewesen, als er dieses fiese und auch gefährliche Lachen sah.
Connor nickte Seren zu auf seinen Kommentar und drehte sich gerade im richtigen Moment um, um Tristan mit all seiner Kraft am Schlawittchen wieder nach oben zu zerren. Der Bär war stärker als der Wolf…noch…
Tristan spuckte fast vor Wut die in ihm überkochte „KRÜMM IHR EIN HAAR UND ICH ZIEH DIR DIE HAUT PERSÖNLICH AB!!!“
Connor warf ihn fast nach oben und sah zu dass er die Türe schneller verrammelte als Tristan sich wieder aufrichten konnte. Tristan ließ einen archaischen Schrei von sich und stürmte nach draußen in den Hof.
Connor atmete durch und rieb sich die Augenbrauen.
„Will…geh in die Schankstube und sieh nach den Gästen…falls noch welche da sind!“
Will sah eine Minute noch erschrocken auf die Türe, die Tristan hinter sich zugeknallt hatte eher er auf Connor hörte und sich entfernte.
Nun kehrte Stille in die Küche ein und Tristan blickte auf den Spalt im Boden.
„Seren…Tristan…er…er ist noch nicht besonders gut mit der Selbstbeherrschung…und ich fürchte er wird es auch nie!“
Sein Mund formte ein bitteres Grinsen. „Aber ich hoffe du weißt, dass sein Herz doch am rechten Platz ist…er will sie nur beschützen…“ denke ich… aber das sagte er nicht. Er war sich nicht immer ganz sicher ob Tristan die Gewalt nicht einfach auch genoss.

Re: Taverne "The black Horseman"

Verfasst: Donnerstag 24. Februar 2022, 07:24
von ERZÄHLER
Der Moment verging zäh wie in Teer getunkt, doch dann verließen die beiden Brüder Serens Keller wieder - oder besser Connor schleppte seinen kleinen Bruder mit sich, der ihm noch eine Drohung an den Kopf warf. Serens Lächeln vertiefte sich, wurde giftig. Nein, ihr nicht.
Die Klappe schloss sich wieder, durch die Spalte drang Connors beschwichtigende Stimme. Aber Seren glaubte ihm nicht. Er hatte gelernt Mordlust von Sorge zu unterscheiden und das, was da in Tristans Augen glühte, war nicht die Sorge um seine Schwestern. Hinter diesen Iriden glomm etwas, das fast ebenso finster sein mochte wie der Fluch auf Serens Seele und er kam nicht umhin, dass es nun er war, der sich Sorgen um Dahlia machte. Dieser Mann hatte getötet, er konnte es sehen, aber sahen es die anderen auch?
Unschlüssig hielt Seren das Hemd in den gefesselten Händen. Langsam kroch die Kälte durch seine nassen Kleider und er fluchte herzhaft noch einmal auf den jüngeren Bruder der Hausherrin. In seiner Ecke streifte er die Fesseln ab und schälte sich aus dem durchnässten Fetzen. Narben zeichneten ein Muster auf seine Brust, zogen Gräben wo kein einziges Haar mehr wuchs. Andenken an wehrhaftere Opfer des Wolfs und an mutige Jäger. Er betrachtete das Hemd mit der Hundspetersilie einen Moment und streifte es dann über. Es kratzte, aber immerhin war es trocken und er hatte das vage Gefühl, dass sich irgendetwas verschob (62/100). Irgendwie hatte er auf einen größeren Effekt gehofft. Missmutig wickelte er sich in die Decke, die inzwischen leider nur noch nach Keller müffelte und kaum noch den feinen Duft Dahlias verströmte, und wartete auf den Abend.

Er musste wieder eingeschlafen sein und das Seltsame daran war: er träumte. Wirre Bilder zwar, die in keinerlei Zusammenhang zu stehen schienen, aber definitiv Traumbilder. Als Seren die Augen aufschlug und ihm diese Erkenntnis durch den Verstand sickerte, schöpfte er wieder etwas Hoffnung. Er hatte nicht mehr geträumt, seit der Fluch auf ihm lastete. Bedeutete das, dass das Hemd irgendeine Wirkung hatte? Reglos lauschte er in sich hinein, dann auf das geschäftige Geräusch eilender Füße über sich. Gespräche drangen aus dem Gastraum zu ihm herunter und der Geruch von Essen und Bier.
Der Wolf hielt sich von seiner Haut fern, ganz so als scheute er das Kraut. Obwohl es Abend war, hatte Seren nicht das lauernde Gefühl im Nacken, den Druck auf der Brust, der den Wolf ankündigte. Auch seine Gedanken waren seine und die Geräusche und Gerüche von oben lockten nicht so laut wie sonst.
Langsam stand er auf, betrachtete seine Hände. Ganz normale Hände.

Re: Taverne "The black Horseman"

Verfasst: Freitag 25. Februar 2022, 20:27
von Dahlia
Dahlia hatte eine lange Weile geschlafen. Ein heilender, ruhiger Schlaf. Als sie erwachte war es Abend und sie hörte die Geräusche des Schankraums. Sie fühlte sich besser, reckte sich und stand auf.
Die Bilder von Seren kamen schlagartig zurück und sie hielt sich an ihrer Waschschüssel fest. Nach dreimaligen Blinzeln wusch sie ihr Gesicht und machte sich ein wenig zurecht. Dann trat sie den Weg nach unten an. Sie hielt sich an dem hölzernen Geländer fest und versuchte normal zu atmen. Die Rippe setzte ihr immer noch ziemlich zu. Unten angekommen grüßte sie die Gäste und Connor. Er stand hinterm Tresen und hielt alles am Laufen. Verlässlicher Fels in der Brandung. Als sie an ihm vorbei in die Küche ging, legte er kurz seine Hand auf ihre Schulter. Zuversicht lag in seinem Blick. Sie brauchten gerade keine Worte. Sie nickte und glitt durch die Türe in die Küche „Seren?“ erklang ihre Stimme klar und hell „hast du das Hemd? hilft es?“