Stadtteil | Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - die Komturei in Nowigrad

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
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ERZÄHLER
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Wenzel nickte nur, wies auf den Sessel, auch wenn all die Gesten etwas mechanisch wirkten. Eine Waffe, die so laut war, dass man das Gehör verlor? Sokolov hatte einen Gefangenen erschossen? Die Kette an Fragen, die durch den Kopf des Großkomturs ratterte, war wohl auf seinem Gesicht abzulesen, dennoch war er geistesgegenwärtig genug, keine davon zu stellen, sondern die Hand nach der Schiefertafel auszustrecken. Mit seiner kleinen, äußerst präzisen Handschrift notierte er: "Wird das wieder?"
Die Tafel legte er auf den Tisch, dann schenkte er Jarel ebenfalls einen Tee ein.
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Jarel Moore
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Der Ritter nahm die Tafel entgegen, lächelte. „Ja.“, sagte er, klang aber nicht so sicher, wie er hätte klingen sollen. Er war fast vollständig davon überzeugt, dass es wieder würde. Fast.
„Zur Kröhnuhng gabs noch Prügel auf dem Rückweg.“ Er deutete schief grinsend auf die Prellung auf seiner Wange und zuckte mit den Schultern. Weiter wollte er darauf nicht eingehen. Es war schon unangenehm genug, gegen fünf Säufer so verschissen zu haben.

Die Nachforschungen gehen voran uhnd ich werde bald aufbrechen. Daruhm bin ich hier. Ich wollte dich bitten Jakob für eine Weile in meinem Heim unterzubrihngen. Nur ein paar Tage.“
Der dunkelhaarige Ritter lächelte verlegen.
Jakob war nicht stabil. Wenn er in dem Zustand auf seine Mitknappen losgelassen würde, konnte das für alle Beteiligen böse enden. Zumindest befürchtete Jarel das.
Wieder schossen in seinem Gedächtnis die Geräusche vorbei, die er an diesem grausigem Jakobs Kammer gehört hatte. Interessant, das diese sogar das furchtbare Rauschen und Fiepen zu übertönen vermochten.
Jarel atmete durch und nahm sich eine Tasse Tee, betrachtete kurz die geschundenen Fingerknöchel.
Die Wärme des Tees und der bequeme Sessel sorgen im selben Moment dafür, das die Müdigkeit über ihm zusammenschlug wie eine Flutwelle. Er räusperte sich eilig und riss sich zusammen.
„Wäre das in Ordnung?“
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Wenzel nippte an seinem Tee, hörte zu und zeigte sonst keinerlei Regung, bis der Ritter seine Bitte vorbrachte. Da umwölkte sich die Stirn des Großkomturs sichtlich und er setzte den Becher etwas heftiger als nötig auf dem Tisch ab.
"Nein Jarel, ausgeschlossen. Du hast von mir bereits so viele Privilegien eingeräumt bekommen, ich werde sie nicht auf deinen Knappen ausweiten!", erwiderte er überraschend heftig, hatte sich aber schon auf der Hälfte des Satzes die Schiefertafel gegriffen, um darauf zu notieren: 'Ausgeschlossen. Er wird seine Pflichten wieder aufnehmen. Er ist kein Kind.' Das 'kein' unterstrich er mit einer entschiedenen Bewegung.
Für den Komtur war es ganz klar, dass es Grenzen geben musste und dies war eine. Die Knappen waren Ritterschüler und sollten sich irgendwann selbst im Leben behaupten. Ihren Glauben verteidigen, gegen die Kreaturen des Chaos kämpfen und gute Vorbilder im Sinne des Ordens sein. Sie zu verhätscheln hatte in Wenzels Augen nichts mit dieser soliden Ausbildung zu tun. Sie waren kein Klosterinternat für zarte, adlige Sprösslinge. Die Komturei erzog Jungen zu Männern und Männer zu Rittern. Zu Kriegern.
Der Komtur blickte Jarel düster an, als er die Tafel eher auf den Tisch warf als sie zu legen.
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Jarel Moore
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Der Ritter nahm die Tafel, las sie und legte sie dann auf seinen Knien ab.
Im Grunde hatte er nicht damit gerechnet, daß Jakob das erlaubt wurde. Vermutlich hätte es ihm auch den Spot der anderen aufgehaltst.
Aber immer noch Spot als das, was er nun befürchtete.
Mir ruhigem Lächeln sah er zu Wenzel auf.
"Je nachdem wie s sich ergibt...." und wie es den beiden ginge ".. werden wir heute abend für weitere Nachforschungen aufbrechen. Nicht zum Angriff. So weit sind wir noch nicht. Ich halte dich auf dem Laufenden.", erklärte er, immer noch schleppend und verwaschen, dafür aber ruhig und warm.
Er leerte die Tasse und erhob sich,nicht ganz so geschmeidig wie gewünscht.
" Ich danke für deine Zeit. ", erklärte er, deutete eine Verbeugung an, klemmte das Täfelchen unter den Arm und wollte gehen.
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ERZÄHLER
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Wenzel sah ihn einen kurzen Moment misstrauisch an. Keine Diskussion? Kein Aber, wenn und falls? Jarel akzeptierte die Abfuhr, als hätte er damit gerechnet und erhob sich sogleich wieder. Wenzel hielt ihn nicht auf - er hatte zu viel im Kopf, um sich weiter Gedanken darum zu machen und sein Klingenmeister war ein selbstständig agierender Offizier mit mehr Freiheiten als vielleicht manchmal gut war. Er nahm daher dessen Worte mit einem stumen Nicken zur Kenntnis und entließ den anderen Ritter mit einer Handbewegung.
Nein, Wenzel von Herrenloh war heute nicht gerade bester Laune und das lag nicht an dem überzogenen Tee.
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Wenzel von Herrenloh
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von/nach: Slavas Wohung --> Der Orden der Flammenrose - die Komturei in Nowigrad
Datum: 10. August 1278, abends
betrifft: Jarel
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Unschlüssig stand Jarel vor der Tür aus dem dunklen, schweren Holz und zögerte.
Alle Termine abgesagt. Und er war der einzige, den sein Sekretär zu ihm schicken sollte.
Der Verletzung wegen? Ob Wenze sich überhaupt versorgen lassen hatte?
Wie auch immer. Sie mussten reden. Worte.
Worte waren nicht Jarels bevorzugte Waffe. Er war noch nie gut im Reden gewesen.
Er war ein Mann der Tat. Und er hätte sich lieber einer Übermacht an Gegnern gestellt als diesem Gespräch.
Mit einem Seufzen klopfte er an.
Von drinnen schien kein Laut zu kommen. Allein für sehr feine Ohren war vielleicht das Knacken des Kamins - im Sommer? - und das leise Ächzen eines bestimmten Möbelstücks zu hören, dessen viel benutzte Ecke einen kleinen Schaden hatte.
Jarels Unsicherheit stieg. Schlief er? Oder hatte ihn die Verletzung ausgehebelt? Ging es ihm gut?
Er klopfte noch einmal an, dieses Mal mit etwas mehr Nachdruck.
"Wenzel?"
Ein rhythmisches Ticken kam dazu, dann erwiderte eben jener mit veränderter Stimme: "Sieh an - der verlorene Sohn. Was stehst du da draußen rum?"

'Der verlorene Sohn.'
'Sohn.'
War das nur ein Spruch und...war sein Großkomtur betrunken?!
Jarel trat ein, schloss die Tür wieder und wandte sich Wenzel zu. "Du wurdest verletzt...", versuchte er ein Gespräch zu starten.

Wenzel hatte sich auf einer Chaiselongue ausgestreckt, ein Kissen unter dem Rücken und eines unter dem verwundeten Arm, sodass kaum Druck auf der frischen Wunde lastete. Nachdem das Adrenalin abgeklungen war, blieb nagender Schmerz, doch nicht nur körperlich. Auf dem Beistelltisch stand eine halb geleerte Flasche Rotwein aus Toussaint, eine zweite lag leer auf dem Boden. In der unversehrten Hand hielt Wenzel einen getriebenen Kelch und schwenkte dessen Inhalt, beobachtete das Kreisen der Flüssigkeit.
"In vielerlei Hinsicht.", brummte er dumpf. Ja, er hatte getrunken und zwar für seine Verhältnisse eindeutig viel zu viel.
Jarel atmete tief durch, trat neben seinen liegenden Schwertherrn und….
…ging auf ein Knie, senkte das Haupt. Wenzel wusste, wie schwer es seinem Klingenmeister das fiel. Der Schattenläufer war stolz. Und unglaublich stur.
Doch es war genau das, was Jarel empfand. Schuld und Scham. Vor allem weil es nötig gewesen war ihn vor die Wand laufen zu lassen um genau das zuzugeben.
„Es tut mir leid. Ich habe dich hintergangen. Belogen. Betrogen. Und ob nun aus Liebe oder einem anderen Grunde spielt keine Rolle. Es war Betrug.“
Worte. Verdammt. Wenn er doch nur so gut damit wäre wie Slava.
War er nicht. Denn in genau diesem Moment kam ihm alles, was er hatte sagen wollen falsch vor. Die Liebe als Grund anzuführen, seinen Herrn schützen zu wollen…
Es war falsch, egal wie er es drehte.

Wenzel betrachtete Jarel über den Rand seines Kelchs hinweg. Lange. Er wusste wie schwer es dem stolzen Mann fallen musste und trotzdem quälte er ihn mit diesem Schweigen. Diesem bohrenden Blick, der den dunklen Scheitel teilen wollte. Unter Alkohol war er noch nie sonderlich rational gewesen.
"Ja, ja und ja.", erwiderte er schließlich und nahm einen weiteren Schluck, ohne Jarel aus der erniedrigenden Haltung zu entlassen. Vielleicht musste er ein wenig für die mangelnde Demut des Freiherrn leiden. Wenzel war normalerweise kein rachsüchtiger Mensch, aber Alkohol ließ ihn zuweilen unfair werden. Das hatte auch Jarel schon erfahren dürfen, wenn auch nur ein- höchstens zweimal auf ihrem gemeinsamen Weg.
"Ich dachte am Anfang, du in..tri..gierst mit den Leuten des Regenten. Arbeitest für sie. Dieser Sokolov taucht hier plötzlich auf, mit einem Selbst...verständ...nis und dieser gottlosen Arroganz. Deine Pri...vatvergnü...gungen... Ich weiß noch nicht mal, was ich schlimmer und besser fände." Man hörte kaum eine schwere Zunge, nur war die Stimme des Komturs dunkler und er überlegte innerhalb mancher Worte. Würde er allerdings aufstehen...
"Wahnsinn und Dummheit.", murmelte er zusammenhanglos vor sich hin.

Jarel schwieg, blieb Knien, hob nicht einmal den Blick.
Nach einigen äußerst unangenehmen Minuten des Schweigens versuchte er dann doch auszudrücken, was ihm so schwer auf der Seele gelegen hatte.
"Ich wollte dich niemals hintergehen. Die Liebe hat mich getroffen wie eine Balliste und mich an einer Situation festgenagelt..."
Er seufzte zerknirscht.
"Ich bereue meinen Betrug an dir. Meine Liebe bereue ich nicht. Ich weiß, du musst handeln. Deiner Pflicht folgen. Wie... lautet dein Urteil?"
Jarel klang ruhig, regelrecht abgeklärt. Entweder er rechnete mit einem milden Urteil... oder... oder was...?

"Wenn ich das wüsste...", knurrte Wenzel unwillig und gestikulierte dann mit dem Weinkelch in Jarels Richtung, dass einige rot funkelnde Tropfen über den Rand sprangen. "Steh schon auf und setz dich." Entlassen war er jedenfalls noch lange nicht. Wenzel ließ den Kopf in den Nacken fallen und starrte an die mit dunklem Holz vertäfelte Decke. Er war das erste Mal seit langer Zeit wirklich ratlos.
"Hemmelfart zweifelt meine Int..e...gri...tät an. Lothar kann sich nicht mehr hinter mich stellen, ohne sich selbst zu gefährden. Und mein Klingen...meister kon...spi...riert mit den Leuten des Regenten.", sinnierte er schwermütig.

Erst einmal sah Jarel auf.
"Wurde die Wunde versorgt?", fragte er kleinlaut, erhob sich, nahm wie angewiesen Platz in der verkrampfen Haltung eines Schuljungen.
Die halbe Flasche Wein sah wirklich verführerisch aus.
Wenzel brummte irgendetwas Unverständliches, aber es klang nach 'Ja' und 'Leibarzt'.
Dem Klingenmeister hatte so viele Fragen, doch es war nicht an ihm nun zu reden.
Oder abzulenken. Er schwieg und wartete ab.

Das Schweigen füllte unangenehm und dick den Raum zwischen ihnen, während der eine wartete und der andere die Decke betrachtete, als stünden dort die Antworten auf all seine Probleme geschrieben.
"Dein Freiherr wird Levin und Arnulf seine ...Kugel...arm...brust erklären, sie ihnen auseinander nehmen. Athanas wird alles zeichnen. Wir werden lernen, damit um...zu...gehen." Sein Kopf kippte wieder nach vorn und er nahm einen weiteren Schluck, drehte endlich den Blick und betrachtete Jarel mit geröteten Augen. "Ich hab dich verkauft und er hat zugestimmt - wie gefällt dir das? Verraten und Verkauft, heißt es nicht so?"
"So heißt es.", bestätigte Jarel. Nicht frech, nein immer noch reumütig aber es klang auch nicht so, als wäre er überrascht oder enttäuscht. Wenn das der Preis war...dann es er gering.
Athanas. Interessanter Name für ein interessantes Wesen.
"Sicher, das es Levin sein soll?", fragte Jarel in einem seltsamen Ton, zog besorgt die Brauen zusammen.
"Du weißt, in welchem Zusammenhang sein Siegel aufgetaucht ist."
Plötzlich und ohne Vorwarnung schleuderte Wenzel den Kelch mit dem Rest Wein erstaunlich zielsicher in den Kamin, wo der Alkohol zischend aufflammte und verging. Schwungvoll setzte er sich auf, die nackten Füße auf den Teppich abstellend - den Schmerz in der Schulter betäubte der Rausch zur Genüge, dennoch wies der Zeigefinger der Linken auf Jarel, während die rechte wie leblos in Wenzels Schoß lag.
"Wem soll ich denn trauen, hm?! Dir? Levin? Robert? Wem frage ich dich, bei den eisigen Höllen! Vielleicht dem gottverdammten Gärtner!" Laut wurde er ebenfalls schnell, wenn er betrunken war. Laut und fatalistisch. Er wankte bereits im Sitzen - aufstehen wäre keine gute Idee.
Jarel bleib beinahe reglos sitzen. Beinahe. Etwas zog er doch den Kopf ein und noch etwas mehr spannte er sich, sollte sein Schwertherr aufstehen...
Er atmete gepresst durch.
Wem vertrauen...?
Kluge Sprüche wie 'Folge deinem Herzen.' oder 'Deinem Verstand.' war sicher nicht dass, was Wenzel nun hören wollte.
Er war so in Rage...so aufgebracht hatte er ihn das letzte Mal bei Brenna gesehen.
Jarel schluckte, presste kurz die Augen zusammen. So schlimm also. Der Schattenläufer verstand das Gefühl, verstand Wenzels Wut.
Unbewusst huschte sein Blick noch einmal über die Weinflasche, doch bekam er keinen Ton mehr heraus.

Schweigen antwortete ihm. Schweigen.
Wie nah der Klingenmeister dem Gedanken war, das nicht er selbst oder die anderen Räte das eigentliche Problem oder besser der Auslöser dieser Eskapade war, ahnte er wohl nicht einmal. Und Wenzel wollte es nicht wahrhaben. Nicht akzeptieren, dass Sokolovs Worte ihn aufgewühlt hatten, mehr als alles, was davor gewesen sein mochte.
Wenzel stützte sich auf die Knie und fuhr mit der Linken über den kahlen Schädel. Schüttelte den Kopf leicht und machte dann tatsächlich Anstalten sich zu Erheben, um einen neuen Kelch zu holen. Mit dem Erfolg, das der verdammte Boden schlagartig eine starke Seitenneigung bekam. Wenzel konnte ewig recht gut reden, aber seine Beine hielten keine zwei Gläser Wein aus.
"Verfluchtes altes Haus. Nix grade hier.", maulte er.
Damit hatte Jarel gerechnet. Und er war schnell genug, Wenzel aufzufangen und sachte wieder auf die Liege zu drücken. Hoffentlich verstand Wenzel die Körperlichkeit nicht falsch.
"Soll ich Bertrand holen?", fragte Jarel ehrlich besorgt.
Wenzel grunzte ungehalten. "Einen neuen Kelch holst du mir, sonst nichts.", ätzte er.
Alkohol erweiterte die Blutgefäße. Das würde die Wundheilung erschweren oder sogar ein erneutes aufreißen verursachen.
Trotzdem war es nicht an ihm, Wenzel jetzt eine Gardienenpredigt zu halten.
"Aye.", erwiderte er gehorsam. er kannte sich hier aus. Einen Moment ließ er seine Hände noch auf Wenzels Schultern um zu verhindern, dass er sogar noch im Sitzen umkippte.
Brachte Wenzel ihn mit Absicht in Versuchung? Nein...er war betrunken und....oder.
Der Schattenläufer schluckte, nahm einen neuen Kelch aus dem Schrank und schenkte tatsächlich Wein ein. Ohne den Blick zu heben, ohne Wenzel anzusehen, jedoch mit so arg zitternden Händen, dass er es so gerade fertig brachte, nichts zu verschütten.
Er reichte ihm den Kelch, sah noch immer nicht auf, sagte nichts. Nur seine Kiefermuskeln arbeiteten unter der blassen Haut deutlich.

Wenzel hatte sich wieder ausgestreckt, so klug war er dann doch. Er ließ sich den Kelch geben und bemerkte das Zittern von Jarels Hand kaum. Er hatte genug mit sich selbst zu tun - vor allem damit, dass die Welt aufhörte um ihn zu rotieren. Verfluchter Alkohol - wieso tat er das eigentlich?
Achja...
"Liebe.", murmelte er leise, müde. Noch so ein Nebeneffekt des Alkohols war bei ihm, dass er irgendwann an einen Punkt kam, an dem er anfing die Wahrheit zu sagen. Alle Wahrheiten, die ihm so in den Sinn kamen und das relativ ungefiltert und unsortiert.
"Ich wollte dich als meinen Nachfolger, Jarel - ich liebe dich wie einen Bruder, das weißt du. Ich kann dich nicht verurteilen. Dazu hab ich nicht die Kraft. Ich brauche dich für diesen ganzen Haufen Dreck, der zu unseren Füßen liegt und ich bin unfähig den allein zu beseitigen. Zu alt." Unfair konnte er auch zu sich selbst sein, dazu brauchte er nicht mal ein anderes Opfer. "Zu treulos. Ein Zweifler." Er leerte den Kelch in einem Zug.

"Ich wollte dem Orden nie vorstehen.", erkläre Jarel ebenso ehrlich. "Einzig dir zur Seite. Und das will ich immer noch."
Der Schattenläufernahm wieder Platz, stütze sich mit den Ellenbögen auf den Knien ab, ließ den Kopf hängen, atmete konzentriert ein und aus.
"Ich kenne niemanden, der der Flamme treuer dient als du."
"Ich wäre geflohen. Hätte alles hinter mir gelassen. ich war bereit dazu - und dann kam der goldene Teich." Wenzel sprach wie jemand, der kurz davor war, einzuschlafen.
"Selbst wenn du mit Katharina nicht verloren hättest, ich bin fest davon überzeugt, du hättest einen Weg gefunden dem Feuer zu dienen. Vielleicht nicht den, den du jetzt gewählt hast, aber es wäre dir gelungen."
Jarel erhob sich, ging noch einmal zum Schrank und holte einen weiteren Kelch heraus, ging zurück zum Tisch, zögerte. Wenzel hatte seine Liebe verloren. So wie Wenzel damals wäre es auch ihm ergangen, hätte er Slava verloren. Das Bild seines Liebsten, weiß wie der Tod höchst selbst und ebenso reglos brachte ihn dazu, die richtige Entscheidung zu treffen.

Es war furchtbar gewesen, Wenzel so leiden zu sehen.
Und jetzt...ebenso.
Trotzdem war das kein Grund, Slava das anzutun.
Statt sich einzuschenken, ließ er den Kelch auf dem Tisch stehen.
Wenzel drehte den Kopf. Er sah müde aus ... und alt.
"Hast du es die ganze Zeit gewusst? Oder hat dir das der feine Herr von Sokolov unter die Nase gerieben?"
Nun sah Jarel etwas verdutzt aus. "Slava weiß es?" Das war nicht gespielt. Nicht gelogen. Und es brachte Jarel eher dazu nachzudenken als die Bemerkung, sein liebster habe ihn verschachert wie ein Stück Vieh.

Wenzel verzog das Gesicht zu einer unheilverkündenden Grimasse. "Slava... So nennst du ihn? Er hat mich damit unter Druck setzen wollen, es gleichgesetzt mit diesem Unfug - dieser Schwärmerei, die du Liebe nennst und er auch. Beim Licht, er hat mich so wütend gemacht. Katharina war eine Frau!", schlug er gnadenlos zu, füllte sich den Becher erneut und löste damit das Problem Jarels, denn es war der Rest aus dieser Flasche. In jenem Zustand konnte er sehr verletzend sein und bereute es dann in der Regel am Tag danach bitter. Wie ein zorniger Dämon grollte er vor sich hin: "Das ist wider aller Vernunft, wider der natürlichen Ordnung. Wahnsinn und Dummheit." Jarel wusste, dass Wenzel nicht zu den wirklichen Fanatikern zählte, aber er folgte gewissen Prinzipien.
"Ein Urteil willst du... zur Seite stehen willst du mir... Lothar - Lothar führt den Orden, aber wohin? Das Feuer, Jarel... das Feuer...", Wenzels Kopf kippte nach hinten, die Hand mit dem halb vollen Kelch rutschte von seinem Bauch und der Chaiselongue und leerte den Wein auf den Boden.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Augenblicklich war sein ehemaliger Knappe bei ihm.
Er konnte nicht mehr verhindern, dass das edle Gesöff sich auf dem Teppich ergoss, aber er konnte den Impuls unterdrücken ich auf alle Viere zu werfen und die Pfütze aufzulecken wie ein räudiger Köter.
Mit zitternden Händen tastete er an der Halsseite seines Rittervaters nach den Puls des Älteren.
Bewusstlos? Vorsichtig drehte Jarel Wenzel auf die Seite, fixierte ihm mit Kissen, besorgte Decken und ging einen Drang nach, der immer dann zuschlug, wenn seine Welt ganz besonders in Trümmern lag.
Er putze. Während er auf Händen und Knien den Fleck aus dem Teppich rieb redete er leise weiter, fest damit rechnend, dass Wenzel ihn nicht hörte.
"Es waren fast zwanzig Jahre.", erklärte er leise und tupfte mit einem Tuch auf dem verführerisch duftenden Fleck herum.
"Fast zwanzig Jahre waren wir zusammen. Wir haben zwei bezaubernde Kinder angenommen und großgezogen. Ich weiß nicht, ob wir heute noch zusammen wären...aber ich verlor ihn endgültig beim Wechsel in diese Welt."
Ein weiteres Mal wrang er das Tuch, spülte es im Wasser des Eimers aus, seufzte.
"Wahnsinn und Dummheit.", gab er offen zu, während er das rotfleckige Tuch zurück in das nun dunkle Wasser gleiten ließ.
"Besser kann man die Liebe nicht beschreiben." Er reinigte den Kelch, polierte ihn gedankenverloren. Wenn Wenzel an Morgen erwachte, wurde ein Krug Wasser neben dem Kelch stehen und der Eimer mit den Putzlumpen leer im Flur. "Ich erwarte dein Urteil in meinen... in meiner Unterkunft." In der Tür stehend betrachtete er seinen alten Freund lange, zog einem Impuls folgend die Kette aus den Wams den er trug und schloss die Faust um den Ring, der ihn so viel bedeutete. Slava hatte versucht Wenzel mit seiner Liebe zu erpressen. War dem wirklich so?

Doch weiter kam er nicht, denn ein merkwürdiges Geräusch zog seine Aufmerksamkeit auf seinen Schwertherrn zurück. Es klang, als wenn jemand versuchte, Luft zu holen, obwohl ihm ein Seil die Kehle würgte.

"Wenzel?" Mit einem Satz war der Schattenläufer bei ihm, ging in die Knie, sah ihn prüfend an.

Der Komtur riss plötzlich die Augen auf, doch diese irrten wirr herum. Das krampfhafte Ringen nach Luft steigerte sich, die sonst so geordnet bewegten, starken Hände, fuhren chaotisch in der Luft herum, rissen am Wams, krallten sich in alles, was sie zu fassen bekamen.

"Was..?" Jarel half seinem Herrn den Wams zu öffnen, rechnete mit dem nächsten Infarkt, zog aber dann - einen Instinkt folgend - die Oberlippe des Großkomturs hoch um nach seinem Zahnfleisch zu sehen.

Es war nicht so einfach den sich windenden zu bändigen, doch der Blick auf das Zahnfleisch offenbarte grauschwarze Flecken und starke Schwellungen.

"Schei..." Jarel ließ los, rannte zur Tür und brüllte in einer Lautstärke, die die Scheiben in den Fassungen erbeben ließ den Namen von Wenzels Sekretär. "Ealcooooo!" Dann stürzte er zurück und zerrte seinen Schwertherrn von der Liege auf den Boden. Er wusste was nun kam. Wenn einer das wusste, dann er.

Kaum fühlte Wenzel Hände, packte er seinerseits zu - Stoff, Leder, irgendwas - und zog, zerrte regelrecht. Ein Moment irrwitziger Klarheit, in dem er gegen die Weigerung seines Brustkorbs und seiner Kehle hervor krächzte:
"Hemmelfart... wir sind zu dicht... zu nah... hörst du... bedrängt... zu bedrängt." Dann verließ ihn abermals die Kraft und die Kontrolle. Die Atemzüge des Komturs wurden zusehends flacher, die Augen rollten in den Höhlen nach oben, die Bewegungen von Händen und Armen verloren an Kraft.

Der Ruf hatte einstweilen sein Ziel erreicht, wie Jarel an den eiligen Schritten erkennen konnte, die die schmale Stiege in der Wand herab kamen. Nicht der offizielle Weg, aber der schnellere. Ein Wandteppich bewegte sich und dann stand Helbel im Raum. Wenn das bei dem ohnehin aristokratisch blassen Teint möglich war, verlor dieser bei dem Anblick, der sich ihm bot alle Farbe. "W....w....wa...", mehr bekam er nicht heraus. Er war Buchhalter und von dergleichen sofort überfordert.

In Jarels Inneren war etwas umgesprungen, hatte alle Emotionen verdrängt und ließ ihn funktionieren wie eine präzise justierte Maschine. „Ruhig, mein Freund. Spar deinen Atem. Wir bekommen das hin.“, erklärte er und schaffte es sogar zu lächeln. Seine Augen jedoch blieben kalt. Eiskalt.
Schierling. Jarel wusste sowohl aus erster, als auch aus zweiter Hand, was das bedeutete. In einer anderen Welt, in einem anderen Leben war es sein favorisiertes Gift gewesen. Und das nicht, obwohl es eines die grausamsten Gifte der ihm bekannten Welt war, sondern genau deswegen. . Schierling. Einfach zu bekommen, simpel in der Dosierung und auf grässliche Weise tödlich. Er öffnete mit flinken Fingern den Wams seines Schwertherren und legte seine Brust frei.
„Gerat nicht in Panik.“, erklärte er und überstreckte Wenzels Kopf, nachdem seine Arme die Kraft verloren hatten und er nun vollkommen reglos vor ihm lag. „Vertrau mir.“

Schierling.
Das Gift lähmte als erstes die Muskulatur der Extremitäten. Wenzel hatte sich nicht auf den Beinen halten können. Ihm war der Kelch aus der Hand gefallen. Wie hatte er so blind sein können? Musste der Großkomtur nun deswegen sterben? Weil er die Vergiftung für Trunkenheit gehalten hatte? Die nächste Stufe der Lähmung betraf die gesamte Skelettmuskulatur, dann das Zwerchfell. Das Opfer erstickte. Und das bei vollem Bewusstsein, denn das ausgeschüttete Adrenalin sorgte für einen Zustand glasklarer Wachheit. Er erinnerte sich noch, wie seltsam klar ihm damals gewesen war, dass er nun sterben würde. Im Schlamm eines Grabens, während seine Mitstreiter sich keine zehn Schritt entfernt gegen die Ritter in den scharlachroten Rüstungen warfen. Zur Lähmung des Herzmuskels kam danach nur noch in der Theorie, weil das Opfer vorher erstickte.

Zumindest war es bei seinen Opfern so gewesen. Bei allen. Die Stimme, mit der Jarel nun Ealco ansprach war dunkel, hohl und kalt, als würde der Tod persönlich zu ihm reden. „Zuhören. Wenzel wurde vergiftet. Geh in meine Unterkunft. Räum die Truhe vor dem Bett leer. Vorne rechts ist ein Kratzer im Holz des Bodens. Drück fest darauf. Ganz rechts ist ein lederner Gurt mit Phiolen. Lauf. Es geht um jede Sekunde.“ Kaum beendet bemerkte er, wie sich Wenzels Brustkorb nicht mehr hob. Es war so weit. Zumindest war Jarel hier in Übung. Konzentriert begann er dem Vergifteten, dessen offene Augen nicht einmal mehr in der Lage waren in den Höhlen umher zu rollen Atem zu spenden. Jarels Lippen und Zunge wurden schlagartig taub. Unwichtig. Jetzt galt es einzig durchzuhalten.

Ealco war einfach froh, dass man ihm sagte, was er tun sollte und darum dauerte es nur einen Herzschlag und er stürzte hinaus.
Wenzel war sich sicher, dass er hier und jetzt sterben würde. Irrsinniger Weise beruhigte ihn der Gedanke - er würde gehen, zu jenen, die schon voraus gegangen waren. Zu seinem Bruder Hinrich, zu seinem Vater, seinem Lehrmeister Godwend. Und zu Katharina. Das Leid der sterblichen Hülle würde von ihm abfallen, das Licht würde seine Taten richten. Und wenn es ihn nun in die eisige Hölle sandte, für alles, was er für richtig gehalten hatte und was vielleicht doch nie richtig gewesen war?
Sterben. Ihm blieb die Luft weg. Panik schlug über ihm zusammen. Dann fühlte er.... Atem....

Der schlaksige Buchhalter rannte, wie er noch nie in seinem Leben gerannt war, aber er war so verteufelt schlecht darin. So langsam. Und er schnaufte schon auf den Stufen der Komturei wie ein altes Ross. Nur kurz Luft holen, dann weiter. Verflucht, wieso waren die Häuser so weit weg? Wieso lebte Jarel so am Rand?!

Kiste, ausräumen, Kratzer. Es war so dunkel und seine Hände zitterten so erbärmlich.
Die Truhe stand wie immer am Fuße von Jarels Bett. Ealco hatte den Inhalt noch nie gesehen und wunderte sich nun über den Inhalt. Kleidung hauptsächlich. Doch nur wenig zivile Kleidung, sondern hauptsächlich Leder. Besonders ein schwarzes, aufwendig gefertigtes Ensemble aus dem tierischen Material mit einer Vielzahl von Halterungen für…was? Bewaffnung? Doch das spielte keine Rolle. Nicht jetzt. Kaum lag der Inhalt der Truhe neben dem Möbel auf dem Boden, tastete der Buchhalter nach dem beschriebenen Kratzer, drückte… Mit einem leisen Klacken sprang der Boden mittels eine Federmechanismus so weit hoch, dass er mit den Fingern unter das Holz greifen und die Platte entfernen konnte.

Darunter empfingen ihn…Abgründe. Auf der verborgenen Etage darunter Lagen Lederstreifen, in denen alles steckte, was einen gedungenen Mörder ausmachte. Klingen in allen Formen, Dolche, Stilette, Nadeln, Blasrohre, Giftpfeile, Dietriche. Beinahe alles war mit Rinnen und Aussparungen versehen, in denen man etwas einbringen konnte, das sich sicherlich nicht die Gesundheit förderte. Nicht alle Scheiden und Fächer waren belegt, trotzdem reichte das vorhandene Instrumentarium für mehr als ein Leben voller Mord und Tod. Selbst das, was keine Klingen aufwies war zu nichts anderem als zum Töten. Griffe mit Drähten, Schlingen aus seltsam geflochtenem Metal… …der Titel ‚Klingenmeister‘ ergab plötzlich einen völlig anderen Sinn. Die beschriebene Gurt befand sich an der rechten außenwand und wirkte im Reigen des geschmiedeten Totes kaum weniger bedrohlich. Ein Gurt in der Länge, dass man ihn um die Hüfte legen konnte, mit sechs verschiedenen Fächern, jede mit einem Symbol punziert und mit einem Gläsernen Fläschchen bestückt. So etwas hatte Ealco schon einmal gesehen. Jeder Hexer trug so etwas. Aber ein Ordensbruder?!


Fast wäre ihm der Gurt noch aus den Fingern gerutscht, aber dann stopfte er ihn in sein Wams, ließ alles chaotisch zurück - ER! - und schlug die Tür hinter sich zu. Mit zitternden Knien erklomm er die Stufen, schleppte sich geradezu am Geländer hoch und platzte dann wieder in den Raum. Neben Jarel fiel er auf die Knie, fischte das Band heraus und hielt es dem Klingenmeister mit so heftigem Zittern hin, dass die Phiolen nun zumindest gut geschüttelt waren. Dabei japste er, als wäre er gleich der Nächste, der eine Beatmung brauchte. Eindeutig kein Sportler. Er brauchte einige heftige Atemzüge, bevor er stammeln konnte: "Soll...ich...den...Herrn...Groß...spittler....Welfen...berg...holen?"

„Die zweite Phiole von links.“, Er klärte Jarel, spendete einen weiteren Atemzug, und zog selbst schwer atmend die Gestalt des Großkomturs vor sich in die sitzende Position, lehnte den Kopf seines Freundes über seine Schulter zurück und ließ sich die Phiole geben, betrachtete noch einmal den Inhalt, riss den Korken mit den Zähnen heraus und ließ den Inhalt langsam im Wenzels Mund laufen. Die Absorption über die Schleimhäute musste reichen. Der Schluckreflex war in dem Zustand nicht mehr vorhanden. „Ja. Hol Bertrand.“, erklärte Jarel nüchtern. Er wartete einige Sekunden, bevor er Wenzel wieder ablegte und den Puls des Vergifteten prüfte. Nichts…nun auch auf den Fall war er vorbereitet. Er machte weiter. Nicht einmal das Knirschen, als er seinem Freund eine Lippe brach schreckte ihn. Er hatte zu tun. Durchhalten. Wenzel würde es schaffen. Er zweifelte nicht. Er dachte nicht nach. Er funktionierte.

Wenzel fiel in einen seltsamen Zustand. Er war tot, aber auch nicht. Sein Kopf arbeitete, aber sein Körper war fort. Schon wäre er wieder ungehalten, wenn man ihm nur zuhören würde. Wieso ließ man ihn nicht einfach in Ruhe?
In Frieden gehen. In Würde. Etwas knirschte, aber sein Körper war taub. In seinem Kopf kreisten wüste Bilder, Gedanken, Wortfetzen und je weiter er trudelte, desto sicherer war er sich, dass er etwas Wichtiges vergessen hatte. Eine Pflicht. Er durfte nicht gehen. Noch nicht.

In diesem Moment begann Wenzel von Herrenloh zu kämpfen. Um sein Leben. Wieder dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, dann polterte es auf der Treppe, im Flur und die ohnehin halb offen stehenden Tür flog ganz auf, als sich die imposante Gestalt Bertrands Platz schaffte. Erst krachte eine Tasche auf den Boden, dann der Spittler selbst, Jarel gegenüber. "Was ist passiert? Das Hemd schnauft irgendwas von Gift?", fragte Welfenberg erstaunlich ruhig und hob in einer Beatmungspause Wenzels Augenlider, dann ebenfalls die Oberlippe. Er erfasste schnell, was so in der Umgebung war. "Was hast du ihm gegeben?" Dann klopfte er nachdrücklich auf Jarels Oberarm. "Ich lös dich ab.", auch wenn man bei der Fülle des Mannes Angst haben musste, das mehr zu Bruch ging als nur eine Rippe.

Tatsächlich ließ Jarel ab, legte seine Hände flach auf seine Oberschenkel, beugte den Kopf in den Nacken, holte einige Male tief Luft. „Vorsicht. Ich glaub ich hab ihm die Rippen gebrochen.“, jappste er mit schleppender Aussprache. „Vergiftet. Schierling. Conium. Lähmt die Muskulatur, Atmung, dann das Herz. Das Gegengift ist mehr als sechzehn Jahre alt. Lass uns beten, dass es noch wirkt.“
Der Schattenläufer klang selber eine Spur betrunken, wirkte aber hellwach. Nur seine Zunge lag wie in seinem Mund wie eine von der Kälte träge Echse und gehorchte nur widerwillig den Befehlen des Körpers.
Er blinzelte und sah Richtung Ealco. „Gut gemacht.“, erklärte er und richtete sein Augenmerk auf Wenzel, während er dem Großspittler das weitere Vorgehen erklärte. „Wir müssen ihn so lange am Leben halten, bis das Gegengift die Muskulatur von der Lähmung befreit. Danach brauchen wir etwas um seinen Puls runter zu bekommen. Durch die Krampfanfälle wird er durch müssen. Wenn das vorbei ist, hat er es geschafft.“ Genug der Pause. Während Welfenberg drückte, beatmete Jarel. Er empfand noch immer nichts. Das sparte er sich für später.

Bertrand machte sich an die Arbeit. Schierling. Sein Gehirn raste. Gegen Schierling gab es kein Mittel und um die Reste durch Erbrechen aus Wenzel heraus zu bekommen, war es zu spät. Der Spittler krauste konzentriert die Stirn, gab sich alle Mühe keinen weiteren Schaden anzurichten. Aber wie lange konnten sie das durchhalten?
"Ich habe Campher und Weißdorn, Baldrian und Hopfen." Doch das kam ihm alles so nutzlos vor, dennoch bemühte er sich um Sicherheit in seiner Stimme. "Wir stabilisieren den Kreislauf mit den ersten und beruhigen mit den letzteren." WENN, setzte er im Geiste hinzu, der Komtur wieder anfing zu atmen. Doch der Komtur zerrte an seinem Leben. Die Finger der Linken zuckten.

Gegen Schierling gab es kein Gegenmittel. Nicht hier, nicht in dieser Welt. Jetzt nicht mehr, denn das magische Elixier, welches er seinem alten Freund verabreicht hatte war das letzte seiner Art gewesen. Nur würde er das dem Großspittler sicherlich nicht freiwillig erklären und hoffte darauf, dass er nicht nachfragte. Wenn es denn wirkte… Und dann bemerkte er das Zucken der Finger.
Bertrand! Warte!“ Zielgenau legte Jarel Wenzel zwei Finger an die linke Halsseite seines Herrn. „Puls.“, bestätigte er trocken. Zu schnell, hektisch wie der Flügelschlag einen Nektarsammlers, unrhythmisch, aber Puls. Der Schattenläufer legte eine Hand unter den Rippenbögen auf die Seite des Großkomturs. Keine Atmung. „Ich drei, du drei.“, erklärte er undeutlich und nahm die Beatmung wieder auf. Es gab eine Chance. Scheiße ja…Wenzel war echt ein zäher Brocken.

Puls. Er musste einfach selbst fühlen, aber ja, da war Leben. Und wo Leben war, da war Hoffnung. Es schärfte nur zusätzlich Bertrands Konzentration auf das, was sie zu tun hatten. Atem geben. Leben geben. Die Zeit kroch so zäh dahin. Dann, in einer Pause, zog Bertrand einen winzigen Silberspiegel aus den unzähligen Taschen seines Wamses, hielt Jarel kurz auf und den Spiegel vor Wenzels Lippen. Er beschlug matt. Man mochte meinen, nun würde Freude oder gar Entspannung eintreten, aber stattdessen begann Betriebsamkeit den schweren Mann zu erfassen. "Ich gebe ihm was, um den Kreislauf zu stabilisieren und zur Entgiftung. Mit den Resten muss er selber klar kommen... Sag mal, habt ihr gesoffen?!" Der eine schmeckte und roch wie ein Weinfass und der andere bekam seine Zunge auch nicht so ganz unter Kontrolle.

Jarel überlegte einen Moment, dann nickte er. "Er. Nicht ich. Ich vermute die Flasche war vergiftet." Und erst jetzt begriff Jarel, dass seine Abstinenz nicht nur Wenzels Leben gerettet hatte. Hätte er noch blasser werden können, es wäre so geschehen.

"Ealco. Besorg einen Behälter, am besten glasiertes Steinzeug, sauber, und leg die Leere Flasche hinein. Und wasch dir danach die Finger gründlich. Ich habe eine Idee." Er hatte mehr als eine Idee. Und er hatte Pläne.
Immerhin funktionierte sein Verstand wieder, nachdem der Schock ihm so heftig in den Arsch getreten hatte, dass der Stiefel noch steckte.

Sorgsam überwachte er Wenzels Atmung und Puls schob sein Gesicht vor das des Großkomturs, nahm seine Hand. "Wenn du mich hören kannst, drück einmal."

Er drückte. Lange. Anders konnte er seine Dankbarkeit gerade nicht transportieren. Er konnte nicht einmal die Lider heben, aber er hörte.

Dann war Ealco mit einem mittleren Krauttopf zurück und bugsierte die Flasche hinein, als könnte ein Dschinn heraus springen und sie alle vernichten. Er schloss den Holzdeckel, stellte den Behälter ab und ging sich waschen.

Jarel nickte Ealco zur Bestätigung zu. "Schön zu wissen, dass du noch da bist, Wenzel. Konzentrier dich allein auf dich selbst. Allein auf deinen Atem. Du kannst es schaffen. Was jetzt kommt ist unangenehm und anstrengend. Du wirst keine Kontrolle über deine Muskulatur haben." Und abgesehen davon auch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine über seine Körperausscheidungen. Zumindest war das seine Erfahrung.
"Es bleibt dir nichts anderes übrig als es zuzulassen. Wir sind bei dir. Wir schaffen das.", versuchte er ihm Zuversicht zu vermitteln. Es würde nicht mehr lange dauern. Nur noch wenige Minuten.

Er lauschte. Seine Gedanken waren träge, benebelt vom Alkohol, vom Gift, vom Wandel zwischen Leben und Tod, aber sie erfassten die Worte.
Die Stimme. Jarel. Freund. Bruder. Schild an seiner Seite. Er fiel. Hinein in die Düsternis von Schmerz, Qual und Dunkelheit. Während Jarel gesprochen hatte, war Bertrand ganz praktisch unterwegs. Tücher, mehr Decken, Teppiche beiseite schlagen, mit Leder umwickelten Knebel aus der Tasche kramen, konzentrierte Tinkturen anrühren. Er überließ Jarel das Reden, er machte das gut genug, dass er sich nicht genötigt fühlte, einzugreifen. Bertrand hielt dem Mann am Boden vorsichtig ein Fläschchen unter die Nase, prüfte wieder den Puls. "So leicht entkommst du mir nicht, alter Junge.", murmelte er vor sich hin und begann dann ein Gebet zu summen.
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Die Morgenmesse war bereits vorbei, als in Wenzels Gemächern endlich Ruhe einkehrte. Zurück blieben der völlig ausgebrannte Großspittler und der immer noch funktionierende Schattenläufer, so wie der Patient, der erst vor Minuten in einen tiefen, der Bewusstlosigkeit nicht unähnlichen Zustand hinübergeglitten war.
Seine Brüder hatten für ihn gesorgt, ihn gehalten, damit er sich in den Krampfanfällen nicht selber verletzte, Medikamente zugeführt. Ohne ein Wort hatten sie ihn – als alles vorbei war – in frische Kleidung gesteckt, gewaschen und dafür gesorgt, dass er nun trocken, sauber, warm und sicher zur Ruhe kam.
Alle Spuren waren verwischt, die besudelte Kleidung verschwunden, sogar der Raum war gereinigt.
Jarel hockte auf dem Boden, der Großspittler in einem Sessel und beide atmeten durch, mit einer Tasse Tee in der Hand, die Ealco gebracht hatte. Er hatte auch die Aufgabe dafür zu sorgen, dass sie Unmenge an Tüchern und die Kleidung gereinigt an ihren Platz zurückkehrten, ohne dass jemand Verdacht schöpfte.
„Ich glaube, wir haben es geschafft. Ich geh noch einmal kurz runter, muss noch einen Brief schreiben. Wenn ich weider da bin, übernehme ich die erste Wache. Bitte bleib in Rufbereitschaft. Ich habe noch etwas zu erledigen, weiß nur noch nicht wann.", erklärte der Schattenläufer und erhob sich mit einem Ächzen.

Wie an Fäden gezogen ging er zurück in Wenzels Büro, verfasste einen Brief.


Jakob!
Du bist der einzige, dem ich hier noch trauen kann.
Es wurde ein Giftanschlag auf Wenzel verübt.
Wir kämpfen um sein Leben.
Die Chancen stehen gut. Ich brauche Reuvens Mädchen, zur Spurensuche hier, und das so bald als möglich.
Sieh bitte in meinem Raum nach, ob alles da ist, wo es hin gehört.
Dann geh bitte zu Slava.
Sprich aber erst mit Arvijd und Schura. Neuer Reisender. Russe.
Versuche Slava raus zu halten. Er hatte einen Herzinfarkt und darf sich nicht aufregen. Wenn dort niemand weiß, wo Reuven und sein Mädchen sind, versuch es bei Ljerka.
Wenn du sie findest versuche zu organisieren, dass sie sich in der Nähe der Komturei aufhalten.
Tut mir leid, dich da mit reinzuziehen.
Vertraue niemanden.
Auch deinen Träumen nicht.
Gib auf dich acht.

Jarel.


Gedankenverloren faltete er den Brief, siegelte ihn aber nicht. Hoffentlich brachte er den Jungen damit nicht in Gefahr.
Abermals pfiff er den Sekretär heran.
"Bring das Jakob. auf direktem Wege,", bat er tonlos.
Ealco nahm den Brief und war damit wieder auf und davon.

Jarel sah der halben Portion noch einige Sekunden hinterher, bevor er sich wieder erhob und Bertrand ablöste.
Was für eine Nacht...
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Das private Schlafzimmer Wenzels wurde von einem Bett dominiert, welches auf zwei Stufen erhöht stand und rundum von Vorhängen verschlossen werden konnte, wenn es im Winter empfindlich kalt in den alten Mauern wurde. Das einzige Fenster im Raum wies hinaus auf die See und Wenzel hatte irgendwann seine Lage im Bett so gewählt, dass er im Sommer aus den Kissen heraus durch die geöffneten Fenster auf das glänzende Meer blicken konnte. Dieser Anblick empfing ihn nun, aber er hatte nichts ermunterndes. Das Licht stach in den Augen, das Gleißen ließ seinen Kopf schmerzen und er kniff die Augen wieder zusammen. Hol ihn das Eis, so elend hatte er sich seit Jahren nicht gefühlt. Zudem fehlte ihm in seinem Gedächtnis einiges von gestern Abend. Er wollte sich auf die Seite drehen, doch ein stechender Schmerz durchfuhr seine Brust und ließ ihn innehalten. Vorsichtig tastete er über seinen Oberkörper und fühlte Verbände - die Verwirrung wuchs. Da war doch nur der Bolzen gewesen - eine Kleinigkeit, vergleichsweise... oder?
Wenzel schloss die Augen, bemühte sich, wach zu werden, aber sein Kopf schwamm und die Gedanken trudelten. Er war durstig, ihm war übel. Er hatte getrunken, daran erinnerte er sich, und es war nicht wenig gewesen. Jarel, er erinnerte sich auch an Jarel. Sein Gehirn hatte Mühe, da war so viel dumpfer Nebel - das kannte er so vom Alkohol nicht. Aber was wusste er schon, selten genug, dass es so ausuferte. Minutenlang lag er unbeweglich da, blinzelte immer wieder ins viel zu helle Licht und ließ die Augen dann wieder geschlossen. Ein böser Traum schob sich in den Vordergrund seiner Erinnerungen, ein Traum vom Ringen nach Luft und dem Kampf ums nackte Überleben. Doch je länger er hier lag, desto stärker wurde der Eindruck, dass es kein Traum gewesen war. Aber alles war so wirr, verschoben und surreal, durchfärbt vom Rausch.
Hin wie her, er war durstig und gleichzeitig musste er dringend pinkeln. Also machte er sich daran, sich irgendwie entgegen der Schmerzen aus seiner Verpackung zu arbeiten - ziemlich erfolglos. Er schnaufte ungehalten.
"Jarel?!" Was ein Ruf hatte werden sollen, mindestens im Kommandoton, krepierte zu einem fast stimmlosen Krächzen. "Ealco?", schon ein wenig mehr Ton, aber weit davon entfernt, den Tempel oder gar den Exerzierplatz zu beschallen.
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„Ganz langsam.“
Jarels Gesicht schob ich in sein Blickfeld.
„Ich hab dir ne Rippe gebrochen. Naja…mindestens eine. Also beweg dich nicht so eilig. Warte. Ich helf dir. Aufsetzen?“
Wenzel war wach. Und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bei Verstand.
Das hätte auch anders laufen können.
Sabberndes Gemüse….
„Wie fühlst du dich?“, fragte Jarel zögerlich und wollte seinem Schwertherrn aufhelfen.
„Denkst du, du kannst etwas trinken? Bertrand hat …Zeug dagelassen.“
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Wenzel von Herrenloh
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Jarel. Einen Moment lang kam es ihm vor wie früher, damals vor nun über fünfzehn Jahren, da er den Fremden aus der anderen Welt als Knappen angenommen und dieser die erste Zeit kaum dieses Haus hatte verlassen dürfen. Sprache und Umgangsformen lernen, die Schrift, das Nummern- und Zeitsystem. So vieles, was ihn unter den anderen Rittern und Knappen verraten hätte. Wenzel hatte ihn damals geschützt, vor seinem eigenen Orden und dessen Wahn. Etwas hatte ihn damals bewogen, diesen Weg einzuschlagen und die seither erlebten Tage, Woche und Jahre hatten ihm Recht gegeben. Bis...
Wenzel blickte in Jarels Augen und... wich aus. Ließ sich wieder in seine Kissen sinken.
Das hier war heute, ein Tag nach Gestern und Gestern war einfach alles falsch gewesen. So vieles war verrutscht und wollte nun wieder sortiert werden, aber sein Kopf war noch nicht in der Lage dazu. Er fühlte, dass ein Kater im Anmarsch war, aber das war das kleinere Problem. Auf die Information, dass Jarel ihm die ein oder andere Rippe gebrochen hatte, reagierte er kaum - tief im Innersten wusste er, wann das passiert war. Er war bis zu einem bestimmten Moment bei Bewusstsein gewesen, hatte erlebt, wie er starb. Allmählich sickerte der gestrige Abend und seine Wahrheiten in sein Bewusstsein. Wahrheiten, Boshaftigkeiten und Geschehnisse. Schweigend hörte er zu, ignorierte einen Moment lang seine brennende Blase und ließ den Blick aus dem Fenster schweifen.
Jarel gab sich betont entspannt, fragte jedoch sogleich nach seinem Empfinden. Wenzel runzelte leicht die Stirn. "Schuldig.", murmelte er mit rauer, fast tonloser Stimme, während er die jenseitigen Vorhänge musterte. Oder besser durch sie hindurch blickte. "Das Ewige Feuer... es sendet mir.... Zeichen um Zeichen, nur bin ich zu stur, ...sie zu deuten. Ich werde... in die eisigen... Höllen gehen." Ihm war, als wären seine Lungen nicht bereit, so viel Luft zu fassen, wie er für einen zusammenhängenden Satz brauchte. Wieder zuckten die Brauen zueinander, dann kam ihm ein unritterlicher Fluch über die Lippen. "Aber vorher muss ich woanders hin.", beschied er und ließ sich von Jarel doch aufhelfen. Sofort schwamm sein Kopf von der Mischung aus Restalkohol, anrollendem Kater und Nachwirkungen der Vergiftung. Er hatte einen Seemannsmagen, aber gerade war ihm wirklich speiübel. Wenzel stöhnte leise und klammerte sich notgedrungen an die helfende Hand Jarels.
"Bertrands... Zeug... spucke ich dir... postwendend... vor die Füße. Aus ...Prinzip.", murrte Wenzel, wobei er allerdings eher gequält als mürrisch klang. Sitzend fühlte er alle Muskeln, die gestern in Mitleidenschaft gezogen worden waren - und das waren viele. Es war entwürdigend, aber er hieß Jarel ihm den Nachttopf unterm Bett vor holen und fort schicken konnte er ihn nicht, denn dann würde er umkippen wie ein gefällter Baum. Außerdem kam ein neues Schamgefühl dazu, welches Wenzel erst einmal für sich sortieren musste. Jedenfalls war er froh, als er sich wieder ausstrecken konnte.
"Ich schulde dir... viel... mindestens... einen Dank... und eine Bitte... um... Verzeihung.", flüsterte er inzwischen fast gänzlich stimmlos. Und endlich brachte er auch den Mut auf, Jarel wieder in die Augen zu blicken. Gerade fühlte er sich einfach nur erbärmlich.
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