Badehaus | Das größte der Stadt und Djikstras inoffizieller Beratungsort

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
Benutzeravatar
PortalWächter
Site Admin
Site Admin
Beiträge: 263
Registriert: Freitag 29. Oktober 2021, 13:02
Lebenslauf: Forum

EINGANG:
Bild

Das Badehaus in Novigrad dient Sigi Reuven als Hauptquartier.
Es liegt noch in den Scherben, südlich der St.-Gregors-Brücke.

LAGE:
Bild



INNENANSICHT:
Bild
Benutzeravatar
Vyacheslav Sokolov
Spieler Level 5
Spieler Level 5
Beiträge: 1055
Registriert: Freitag 29. Oktober 2021, 16:58
Lebenslauf: Slava

-------------------------------------------------------------
von/nach: Zuhause >> Badehaus
Datum: Nachmittag 3. August
betrifft: Jarel
-------------------------------------------------------------

Der Regent hatte ihn rufen lassen, aber hätte er das nicht getan, er hätte ihn selbst aufgesucht, allerdings erst später. Das brachte seinen Zeitplan durcheinander, nichts desto trotz gab es an diesem Tag einige unangenehme Wahrheiten zu verkünden und auch gleichzeitig zu erklären. Zumindest waren das seine Pläne gewesen, bis er das Badehaus erreichte. Slava war auf etwas gestoßen, doch was er noch nicht ahnte war, dass der Rat bereits Bescheid wusste und sich sein eigenes Bild gemacht hatte, eines dass deutlich einfacher war als seines und dabei zu ganz anderen Schlüssen kam. Er selbst hatte einiges an Zeit und aufwand investiert um hinter die wahren Gründe und Strukturen zu gelangen und hoffte dies nun darlegen zu können.

Und zwar waren nach und nach, ehe man sich's versahen sechs Männer aus dem Handelsrat entfernt und ausgetauscht worden. Er war vor mehr als einer Woche schon darauf gestoßen und erst gestern hatte er noch letzte Gewissheit erhalten.
Gerinboirgh hatte ganz offenkundig den Ratsherren Wisinglak um dessen Anteile erleichtert ihn wohl im Streit erschlagen und sich dann nach Aedirn abgesetzt. So hieß es zumindest. Vanderbilt hatte sich erhängt, etwas von privatem Kummer stand in dem Abschiedsbrief. Und Lodringer war im Suff ins Hafenbecken gestürzt. Und Terianin hatte sich angeblich zur Ruhe gesetzt. All das hatte sich über einen Zeitraum von Wochen abgespielt, so dass lange niemand aufmerksam geworden war.
Nun hatte es aber einen offenen Mord gegeben. Blasvil war mit durchschnittener Kehle vor der Passiflora aufgefunden worden, bereits kalt, allerdings hatte er sich gewehrt und hatte den Angereifer gekratzt. Das war in etwa der Zeitpunkt zu dem Slava hinzustieß, und in dem es ihm spanisch vorkam.
Die Stadtwache tat es ab als Überfall, dass seine Barschaft wohl erst nach der Untersuchung durch die Stadtwache verschwunden war kehrte man großzügig unter den Teppich. Dies erfuhr Slava von einer der Huren, aber die wurden ja gewöhnlich nicht befragt.
Dass er überhaupt dazugekommen war verdankte er eher einem unrühmlichen Zufall. Er war bereits vor Ort gewesen, im Zuge eines privaten Experiments. Und nachdem er sich bei den Damen des Hauses erkundigt hatte und einiges mehr erfahren hatte als die Stadtwache begann er nun selbst nachzuforschen und stieß schnell auf die anderen Fälle.
Bei seinen Nachforschungen stieß er auch schon sehr bald auf zwei unbekannte Leichen, die die beiden Handelsräte gewesen sein mussten, die angeblich abgehauen waren... Lodringer hatte man tatsächlich aus dem Hafenbecken gefischt, aber er war keineswegs ertrunken, und wenn dann erst nach dem Messerstich in seinem Rücken. Und ein anderer, der vermutlich Gerinboirgh gewesen, war erdrosselt worden.
Sechs Tote... und das vor ihrer Nase.
Ihre Nachfolger waren profillose Männer leicht zu steuern, zwar bequeme Männer aber noch war ihm nicht klar, wer sie bezahlte, aber dass sie von jemandem geschmiert wurden war ihm schnell klar. Plötzlicher Reichtum, und Bareinzahlungen auf ihre Konten in den letzten Tagen.
Und noch etwas fiel ihm auf, und deshalb ahnte er auch, dass nicht nur er in Schwierigkeiten steckte.
Aber das würden ihm die Handelsherren gleich noch selbst sagen.

Es war duster, und im Hintergrund hielten sich Wachposten neben den Türen. Niemand sollte unbefugt die Unterhaltung stören. Nur die Feuerbecken erhellten den Raum und einige Öllampen und Kerzen, sonst lud das schummerige Licht eigentlich zum entspannen ein, doch von Entspannung konnte keine Rede sein.
Dennoch genoss Slava das warme Wasser, sein Rücken dankte es ihm. Cyron würde noch warten müssen.
Eben lag dass Treffen mit vier Handelsräten hinter ihnen, die hatten eine Beschwerde vorgetragen, eben die Geschichte über die Handelsherren, von denen zwei ganz offenkundig beseitig worden waren, während ein gewisser Mann zugegen gewesen war. Es wurde tatsächlich nicht offen ausgesprochen, aber es stand zu deutlich im Raum... So wie Baranoff immer wieder darauf hinwies, dass dieser zu dem Zeitpunkt sogar im Bordell gewesen war... Sie wollten ihn verdächtigen, etwas damit zu tun zu haben. Dijkstra tat dann das einzig richtige: Er komplimentierte sie mit einem lauten Lachen hinaus, polternd und voll Spott und versprach sich darum zu kümmern... Sollte es ihm irgendwann zu langweilig werden, sich nur am Arsch zu kratzen.
Sicher, Dijkstra wusste es besser, aber auch er konnte den unausgesprochenen Verdacht nicht so einfach ausräumen, man begegnete dem Aufsteiger in der Gunst des Regenten mit gesteigertem Misstrauen, vielleicht ja zurecht. Er war aus dem Nichts aufgetaucht, kein Hintergrund, keine adelige Abstammung nicht einmal eine unadelige und auch keine bekannte Familie, kein bekannter Name.
Vom Hafenarbeiter zum Oberspion, da musste etwas faul sein.
Dass die faule Stelle woanders saß wollte keiner hören.
Und dabei kam Slava das Ganze verstörender Weise vertraut vor.

Dabei ahnte er bereits worauf das hinauslief und es gab nur eine Partei die von allen Vorgängen profitierte.
Die Nachfolger waren Unbekannte, unbeschriebene Blätter - die Metapher musste er dem Regenten erst erklären - sie hatten nichts gegen sie in der Hand, wussten nicht wie sie tickten, und noch etwas fiel Slava auf. Aber er war während der Unterredung nicht zu Wort gekommen. Als er merkte, dass die Fronten längst verhärtet waren hatte er sich zurückgelehnt und zugehört, alles abgespeichert um es dann später Stück für Stück zu widerlegen.
Denn er ahnte wohin das führte.
Als die Herren weg waren hatte sich auch Dijkstra im Becken ausgestreckt und seinem Berater lange angeblickt.
Es war einer jener Blicke die ihm jeden Schmerz dieser Welt androhte, falls er keine gute Erklärung hatte. Nur kannte Slava das zu gut von Markin um sich noch beeindrucken zu lassen.
Und eine Erklärung hatte er. Mehr als das.
"Sie irren sich."
"In allem?"
"Ich war im Passiflora, das leugne ich nicht."
"Bei ner Hure?"
"Nein, ich putze dort halbtags... Natürlich bei ner Hure, wozu geht man sonst da hin. Habe ein wenig Dampf abgelassen... und die Gute hat mich hinterher darauf gebracht, dass Blasvil beim auffinden noch seine sämtliche Barschaft gehabt hatte."
Dijkstra fragte nicht nach, er wusste gut genug was es bedeutete. Und Slava wusste sehr gut, dass der Regent sich auch das mit der Hure merkte, das war so beabsichtigt.
"Und die anderen?"
"Es sind nicht nur 4 Tote, und wären die Herren nicht mit einer vorgefertigten Meinung erschienen hätten sie auch die ganze Wahrheit erfahren."
"Nun, ich höre..."
"Kommen euch die Namen nicht bekannt vor? Wer außer euch hat noch Zugang zu der Liste?"
Nun bekam der Regent große Augen. "Daran habe ich nicht gedacht... Richtig... Alle Namen... Woher habt ihr Zugang?"
"Habe ich nicht. Ich habe nur geraten, aber es gibt anscheinend eine Liste auf der all diese Namen stehen." Slava hätte lachen wollen, wie in einem schlechten Film.
"Ihr seid ein Mistkerl, Sokolov! Ein ausgemachter... aber deswegen seid ihr auch hier. Ja, es existiert eine Liste. Ich würde euch ja gerne raten lassen weshalb sich die Namen dort befinden, aber ich kenne die Antwort bereits. Kürzen wir es ab. Nur ich habe Zugang. Und jetzt wohl ihr."
"Wo liegt sie? In einem Safe?"
"Ja."
"Dann haben wir einen eine Maulwurf..."
"Einen was...?"
"So haben wir es genannt, wenn wir in unseren Reihen einen hatten, der für den Feind gearbeitet hat."
Dijkstra nickte. Noch ein Bild, dass er nur zu gerne lernte.
"Der Gedanke kam mir auch schon. Interessante Metapher... aber ich würde es trotzdem gerne direkt von euch hören. Ihr habt nichts damit zu tun?"
"Nein. Mein Wort darauf." und er hoffte, dass Dijkstra die Wahrheit erkannte, er wusste auch, dass er ein zu guter Lügner war und er hätte alles behaupten können, aber nun musste err darauf hoffen, dass Ehrlichkeit doch ein Gewicht hatte.
"Ich glaub euch, aber was vermutet ihr?"
"Wem nützt es, den Rat zu destabilisieren? Mir wohl kaum."
"Stimmt. Nilfgard?"
Slava zuckte nur mit den Schultern. Es war nicht sein erster Gedanke gewesen, viel mehr hatte er eine reihe an Adeligen in Verdacht bis hin zu einer Handvoll an Extremisten von der Flammenrose.
"Und wer weiß dass der Safe existiert...?"
"Ihr meint...?"
"Der einzige Schluss. Der ist der Maulwurf."
"Schon möglich."
"Wenn ich recht habe stirb als nächstes Karolos oder 'zieht sich zurück'."
"Ihr habt die Liste wirklich nicht gesehen?"
"Nein, aber ich beobachte euch und den Rat schon ein paar Wochen, ich kenne die Dynamik. Karolos kann auch noch unbequem werden, wenn er weg ist denkt keiner mehr unvoreingenommen genug. Was denkt ihr, warum er heute nicht dabei war?"
"Scheiße. Was schlagt ihr vor?"
"Ich werde Karolos umbringen."
"..."
"Den wahren Mörder habe ich bereits. Aber er war nur der Handwerker."
"Ihr habt den Mörder...?" Jetzt blickte Dijkstra auf. "Warum hab ihr das nicht gleich gesagt?"
"Weil er nur der ausführende Handwerker war, der Auftraggeber ist ein anderer. Es war auch nicht sehr schwer ihn zu finden. Es gab nicht viele in der Stadt, die man für so etwas anheuern konnte und er war immerhin gezeichnet, zwei wunderschöne Kratzer im Gesicht. Er hat auch schnell gestanden."
"Habt ihr noch nie davon gehört wie man verhört...?"
Slava grinste, doch daran war etwas trauriges.
"Er hat gesungen wie ein Kanarienvogel... Aber er war abgebrühter als erwartet."
"Ihr habt ihn bereits verhört?"
"Ja."
"Was er nicht überlebt hat?"
"Doch. Er sitzt in Haft und wartet auf den Galgen."
Dijkstra nickte, viel zu oft überlebten Delinquente dass nicht und man konnte kein gerechtes Urteil mehr vollstrecken. Die saubere Arbeit hier wollte ihm gefallen, vorausgesetzt er hatte auch genug erfahren.
"Nicht schlecht..."
"Natürlich, dafür wurde ich ausgebildet."
"Wenn das die Räte nicht in den falschen Hals bekommen..."
"Und wer war der Auftraggeber?"
"Das ist die Frage. Er wußte es tatsächlich nicht genau. Ein Umschlag mit dem Namen... aber..."
"Was aber?"
"Mit einer Schriftprobe und Papier aller einflussreichen Männer der Stadt... würde es sich finden lassen. Ich hab nur bereits einen Verdacht, wen das liefern wird, und das wird euch ebenso wenig gefallen..."
"Das sind keine Beweise, die irgendwer im Rat wird gelten lassen, das wisst ihr selbst."
"Ja, ich weiß. Es gibt noch etwas... Vor der Stadt steht eine Spezialeinheit der Nilfgarder, sie warten nur darauf, dass man ihnen den Startschuss gibt zu sich in die Stadt zu schleichen und hier zu verstecken. Bis wir davon erfahren hätten wären sie schon nicht mehr auffindbar. Es sind wohl auch schon welche in der Stadt gewesen, und sie waren übermütig genug mich anzugreifen. Wir müssen auch den Trupp dort draußen beseitigen, ehe es zu spät ist. Sie werden sonst an strategischen Stellen sitzen und sobald sie das Zeichen bekommen schlagen sie zu und im schlimmsten Fall haben die die Stadt dann in einem Handstreich und über Nacht genommen."
"Woher wisst ihr das??"
"Weil ich genau solche Operationen schon einmal selbst geplant habe."
"Wart ihr erfolgreich?"
"Ich lebe noch, oder?"
Dijkstra schnaubte nur kurz.
"Danach dann... dann können wir sehen, wir wir den Täter überführen können."
"Was braucht ihr von mir?"
"Nur Zeit."
"Zeit... hm.. Nicht einmal das leichteste, aber gut, die sollt ihr haben."
"Hinterher werden sie es verstehen... vorerst brauche ich etwas Zeit. Danach wird es genug aufzuknüpfen und zu hängen geben..."
Zuletzt geändert von Vyacheslav Sokolov am Samstag 5. November 2022, 11:30, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Jarel Moore
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 935
Registriert: Freitag 25. März 2022, 23:06
Lebenslauf: Jarel

Man bereute immer nur das, was man nicht getan hatte.
Aus seinem Versteck in der Nische beobachtete der Schattenläufer entspannt die Badenden in dem gut beheizten und stilvoll ausgebauten Keller.
Die zwischen den großzügigen Bögen und um die einzelnen Becken angebrachten Kerzen, die die verschachtelten Räume in ein geradezu romantisches Konglomerat aus Licht und Schatten tauchte machten es ihm leicht.
Heute war er kein Ritter. Heute war er der Schattenwolf. Und er fühlte sich auf eine seltsame Weise wohl in dieser Haut. Geradezu auf befremdliche Art euphorisch.


Man bereute immer nur das, was man nicht getan hatte.
Er hatte es getan, war ins Bad geschlichen und hatte gewartet, bis die illustre Gruppe der Gäste eintraf.
Er dachte nicht darüber nach, wie gefährlich das war, was er tat. Und wenn er es doch tat, erzeugte es nur ein angenehmes, anregendes Kribbeln in der Magengegend.
Er dachte nicht darüber nach, dass selbst der, wegen dem er hier war ihn nicht mehr retten konnte, wenn man ihn hier entdeckte. Und wenn er es doch tat, war es ihm schlicht egal.
Er dachte nicht darüber nach, dass der Wandschrank von Mann neben seinem Ziel der gefährlichste Mann der Stadt – vielleicht des Landes war.
Er beobachtete nicht das Landesoberhaupt, den Regenten, den Herrn der Spione.
Auch wenn Dijkstras Ausstrahlung einen Zuschauer durchaus in den Bann ziehen konnte.
Die Aufmerksamkeit galt allein dem rotblonden ehemaligen Soldaten, der neben dem Regenten am Rand eines der dampfenden Beckens entspannte.

Jarel wusste, hinter Slavas halb geschlossenen Liedern lauschte der ehemalige Soldat aufmerksam den Gesprächen in seinem und den anderen Becken, achtete auf jeden Ton, jede Nuance, jede Kleinigkeit.
Nur IHN hatte er nicht bemerkt. Und das fühlte sich großartig an.

Und auch die Gespräche hatten es in sich. Ein Maulwurf direkt unter den Augen Dijkstras.
Wie dreist. Wahnsinnig! Eine Sekunde lang war da Bewunderung in Jarels Gedanken. Definitiv Größenwahn. Gefiel ihm. Er hatte immer gedacht, diese Art zu arbeiten nicht zu vermissen.
Aber jetzt, in diesem Moment, musste er erkennen, wie reizvoll er die Gefahr fand.
Die Art, die Tatsachen zu betrachten, die Fakten zu verknüpfen und Schlüsse daraus zu ziehen.
Das Netz zu erkennen und herauszufinden, wer die Spinne ist.
Kacke ja. Er vermisste es.


Man bereute immer nur das, was man nicht getan hatte.
Nach seiner Rückkehr aus dem Tempel der Melitele hatte er seine Freundinnen aufgesucht.
Eine eigenartige Bezeichnung, denn mit Ljerka verband, bedeutete ihm viel mehr als eine einfache Freundschaft.
Etwas, das viel tiefer ging und was er zu erklären nicht in der Lage war.
Es war nicht die Liebe und die Leidenschaft, die ihn zum Russen hingezogen. Es war ruhiger. Anders gelagert. Nicht zu beschreiben.
Doch sich darüber den Kopf zu zerbrechen war nicht die rechte Zeit, nicht der rechte Ort.
Die beiden Frauen hatten ihm vom Besuch eines gewissen Agenten berichtet. Besonders die Zwergin beschrieb bildreich und zähnefletschend, wie Slava sie in die Falle lockte und auszuquetschen versuchte.
Die Kleine schilderte, wie sie dem Spion die Stirn geboten hatte. Im gleichen Atemzug gab sie kleinlaut zu, dass Slava die gewünschten Informationen trotzdem erhalten hatte.
Im ersten Moment war der Ritter unglaublich wütend gewesen. Slava bespitzelte nicht nur seine Freunde, er wurde auch übergriffig und schüchterte sie ein. Bei dem Gedanken, Ljerka vor Angst bleich und verängstigt am Tisch sitzen zu sehen hätte er am liebsten seine Faust im Gesicht seines ehemaligen Geliebten detonieren lassen.
Gesagt hatte er nichts, zumindest nichts artikuliertes. Doch sowohl Ljerka als auch Sarray hatten es bemerkt. Die Zwergin reagierte, indem sie wütend floh und geräuschvoll die Tür zu warf.
Ein hitziges kleines Wesen. So temperamentvoll. Seiner Ziehschwester unglaublich ähnlich.
Ljerka war es, die ihn mit wenigen sanften Worten zu beruhigen versuchte.
An diesem Nachmittag war er gedankenverloren in Richtung Komturei unterwegs gewesen.
Einerseits verurteilte er den Übergriff des Spions auf die Frauen aufs Schärfste.
Andererseits…
Das war halt seine Natur. Er war ein Jäger, für die Jagst selber geboren. Für das Nachspüren, das Aufspüren, das Stellen seiner Beute. Das Herausfinden jeglicher Information. Slava brauchte Informationen, Tatsachen und Sicherheiten wie eine Blume die Sonne.
Und keine der beiden war verletzt.
Und dann war da noch die Tatsache, dass er sich noch für ihn interessierte, ja sogar gewisse Züge von Eifersucht an den Tag legte.
Er hatte wissen wollen, ob er etwas mit Ljerka hatte.
Was hatte das zu bedeuten? Welche Bedeutung hatte er noch für Slava? Dachte er an ihn?
Jarel selber hatte sich oft dabei erwischt, wie seine Gedanken immer wieder in den Erinnerungen an ihn verloren, dass er sogar von ihm träumte. An das Grün seiner Augen, das leichte rötliche Leuchten in den blonden…
Schluss! Sonst würde er noch größeren Unsinn verzapfen als ohnehin schon.
Nachdem er nur ganz knapp die Kurve im Angesicht seines Großkomturs bekommen hatte, war etwas in ihm geschehen. Etwas hatte sich verschoben. In eine sehr schräge, von seinem sonst so einfachen und gradlinigem Weg abweichende Richtung.
Slava wollte spielen?
Konnte er haben.
Spionage war sein Spiel gewesen, da hatte der Soldat noch nicht einmal das Wort richtig aussprechen können. Ach ja…der Altersunterschied. Den verdrängte er zu gern, auch wenn der Schwarze ihm einige Jahre geschenkt hatte.


Man bereute immer nur das, was man nicht getan hatte.
Jarel hatte Slava nachgespürt. In seine alte Lederrüstung gekleidet war er ihm gefolgt. Im Schatten.
Er wollte ihn sehen. Anfangs eigentlich nur das. Sehen. Beobachten. Auf seine Gefühle horchen.
Und dann hatte der Spion die Nachricht erhalten, sein Dienstherr wolle ihn sehen.
Im Bad. Und dem Irrsinn folgend, der ihn an diesem Tag gepackt hatte, beschloss er, ihn dort zu erwarten. Das Spiel nahm Dimensionen an, die jedes vernünftige Wesen zu vermeiden versucht hätte. Nicht Jarel. Dafür war sein logisches Denken viel, viel zu weit entfernt.

Nun hockte er hier, im Schatten, mit dem in schwarzes Leder gekleideten Hintern auf einem schmalen gekachelten Vorsprung, die Handgelenke auf den Knien abgestützt und ein warmes, eine Spur irres Lächeln auf den von einem schwarzen Tuch verborgenen Lippen.
Er kontrollierte die Frequenz seines Atems, beruhigte bewusst seinen Herzschlag, beobachtete, lauschte.
Und genoss. Genoss den Anblick des Körpers dort im Wasser, genoss es die Stimme zu hören, die ihm einmal gesagt hatte, er bräuchte noch Zeit. Er bemerkte die Schramme auf Slavas Wange, den Riss in der Oberlippe und hätte sich mehr als nur gewundert, wenn er geahnt hätte, wie es dazu gekommen war.
Er genoss das Adrenalin der Gefahr und vor allem das Gefühl der Überlegenheit.
Er musste massiv gegen den Impuls ankämpfen ein Steinchen, das sich aus dem Mosaik des Sims auf dem er hockte gelöst hatte, direkt neben Slava ins Wasser zu werfen.
Spätestens jetzt wäre es Zeit gewesen zu erkennen, wie es um seinen Verstand stand. Nämlich nicht wirklich gut. Doch der Impuls verging, der Moment auch und für eine Selbstreflektion war er viel zu weit abgedriftet.
Er beobachtete. Er genoss, sog den Moment tief in seine Seele.
Ein zweites Mal würde das nicht mehr klappen, so viel stand fest. Wenn Slava begriff, dass er mit ihm spielte, würde er den Spieß schneller umdrehen als eine Pistolenkugel fliegen konnte.
Aber heute, jetzt, in diesem Moment, da war er der Jäger.

Es war noch recht früh am Abend, als die Gespräche darauf hinausliefen, dass das Treffen beendet wurde.
Jarel erhob sich und schlich im Schatten in die Räume, in denen die Kleidung der Badegäste lag. Slavas Kleidung erkannte er sofort. Er hatte einen wirklich guten Geschmack.
Verträumt strich der Schattenläufer mit den Fingerspitzen über den Stoff des Hemdes, nahm es hoch, schnupperte daran, legte es wieder ab, bevor er einen präparierten Stein in die Tasche der unter dem Hemd liegenden Hose schob.
Der Stein würde nicht einmal besonders auffallen, wenn Slava ihn in der Hand hielt, denn von denen hatte er schließlich Dutzende gefunden. Und vorher gefertigt.
Nur standen auf diesem keine Koordinaten, sondern nur drei Buchstaben.

Und er beschloss, noch weiter zu gehen. Es fühlte sich an wie…wie…Sucht.
Er verließ das Bad unentdeckt, um der nächsten Spur zu folgen.

Er hatte es getan.
Das Spiel hatte begonnen.
Benutzeravatar
Vyacheslav Sokolov
Spieler Level 5
Spieler Level 5
Beiträge: 1055
Registriert: Freitag 29. Oktober 2021, 16:58
Lebenslauf: Slava

Die Gespräche verebbten tatsächlich langsam. Allerdings legte Slava noch einen weiteren Keim für etwa, dass er später noch brauchen würde. Noch war es nicht Spruchreif, aber es brauchte Zeit.
Dann kehrte er in die Umkleide zurück.
Es war der Instinkt das Agenten, der schon ehe er ganz eingetreten war spürte, dass hier jemand gewesen war. Er verharrte neben dem Eingang, blickte sich vorsichtig im Raum um, ehe er ganz eintrat. Das Bad sollte sicher sein, aber das galt auch für Dijkstra's Abschussliste. er durfte nicht so naiv sein zu glauben, wer sich Zugang dazu verschaffen konnte käme nicht auch ins Bad. Immerhin schien demjenigen dann nicht an einem direkten Angriff auf den Regenten oder ihn gelegen. Und schon war wieder der Profiler aktiv. Effizient wäre es gewesen sie beide mit einem Blasrohr zu betäuben und erraffen zu lassen, den Pfeil entfernen und es wie einen Unfall aussehen lassen. am besten ein Gift verwenden, dass zu einer bekannten Droge passte... Ihm fiele da einiges ein. Zuvor am besten noch den zuständigen Arzt bestechen oder erpressen.
Aber nichts dergleichen war geschehen.
Also kein Täter, der auf Effizienz aus war.
Rache? Persönliche Motive? Gegen Dijkstra denkbar.
Aber die Handelsräte? Das war politisch motiviert.
Nachdem er eine Weile nachgedacht hatte und nichts geschehen war trat er in den Umkleidebereich ein. Er sah sich noch in jedem dunkeln Winkel um, ehe er sich setzte um sich anzuziehen.
Das auffälligste war, dass dein Hemd so präzise gefaltet lag, dass man eine neue Papiernorm danach hätte einführen können, ebenso der Rest.
Langsam wanderten seine Augenbrauen in die Höhe.
Vor allem als er die Sachen aufhob und ihm ein Stein entgegenrolle.
Er fing ihn auf ehe er auch nur ein Geräusch verursachen konnte indem er auf den Boden fiel. Nur auf den ersten blick war er mit denen zu verwechseln, die er gelegt hatte und nur ein Laie würde den Unterschied wohl bemerken. Keine Zahlen, nur drei Buchstaben. Und eingraviert statt nur mit Edding - der ja hier nicht verfügbar war - aufgemalt.
JFM.
Das waren persönliche Motive.
Und er war sich nun sehr sicher, dass der 'Täter' es tatsächlich nicht auf den den Regenten abgesehen gehabt hatte. Allerdings wohl auf ihn. Trotzdem grinste er, als er den Stein einsteckte nachdem er sich vollständig angezogen hatte.
Der, der sie belauscht hatte wusste nun definitiv mehr als gut war und es war mehr als an der Zeit, ihm einen Besuch abzustatten.
Trotzdem überprüfte er noch einmal das Bad, ob nicht noch jemand eine solch wahnwitzige Idee gehabt hatte - zog sich damit den Unmut des zuständigen Bademeisters zu als er mit Stiefel nochmal das ganze Bad abschritt, allerdings ein Nicken vom Regenten, dem er kurz erklärte, dass er lieber auf Nummer sicher ging.
Dann verließ er das Bad mit einem ganz konkreten Ziel.

<wird dann hier fortgesetzt>
Benutzeravatar
Vyacheslav Sokolov
Spieler Level 5
Spieler Level 5
Beiträge: 1055
Registriert: Freitag 29. Oktober 2021, 16:58
Lebenslauf: Slava

-------------------------------------------------------------
von/nach: Zuhause >> Badehaus
Datum: Nachmittag 10. August 1278
betrifft: Slava, Arvijd, Schura, Valentine
-------------------------------------------------------------

Im Badehaus war es duster und warm und nachdem sie sich alle ihrer Kleidung entledigt hatten, so hatte Slava angenommen, wären alle Unterschiede zwischen Reisenden und einheimischen getilgt. Weit gefehlt.
Er hatte vollkommen vergessen, wie tätowiert seine beiden Begleiter waren. In dieser Welt trugen tatsächlich vor allem Gauner und Seeleute solchen Körperschmuck und bei denen waren die Bilder meist zusammenhanglose einzelne Symbole und oft obszöner Natur, zudem von Hand gestochen und grob und unsauber.
Was die beiden nun zur Schau trugen, nur mit einem Handtuch bekleidet wie alle anderen Anwesenden, war, nun... beachtlich.
Schuras beide Arme warn vollständig mit einem Wellenmuster überzogen und Valentine trug geometrische Muster und eingearbeitet Schriftzüge, wie es eben in seiner Welt modern gewesen war in den 2000ern und 2010ern. Beider Körperschmuck war fein maschinell gestochen mit einer relaisbetrieben Nadel und nicht mit einem nur von einer Hand geführten Dorn.
Und sie zogen blicke auf sie.
Sie waren immerhin nicht die einzigen im Bad. Auch der Regent hatte seine Wachleute und nun auch sein Berarter.
Einzig der Arzt war Bilder und Narbenfrei, er zeigte lediglich eine etwas unschöne Verkrümmung der Wirbelsäule, hielt sich aber dafür erstaunlich gerade. Sonst war er narbenlos und lediglich etwas stämmig. Und dann Slava selbst, den die verschiedensten Narben verunzierten, groß und derzeit etwas hager und blass. Es wäre wohl leichter gefallen, die Rollen zu akzeptieren hätte man bei der Besetzung Arzt und Patient tauschen dürfen.

Außer dem Regenten waren an diesem Tag keine Handelräte zugegen, und das war auch gut so, denn es gab einiges zu besprechen.
Schuras und Valentines Aufgabe war es, neben dem Becken stehen zu bleiben und zu bewachen. Zu gerne hätten auch sie sich, nachdem sich alle vorher gereinigt hatten, in das warme Becken gelegt, aber das war aktuell den hohen Herrschaften vorbehalten, dem Regenten und dem Freiherrn.
Dijkstra war auch für Schura eine beachtliche Erscheinung, selbst unbekleidet und im Wasser sitzen. Groß und massig aber auch von beachtlicher Ausstrahlung. Er musterte Sokolov nur während dieser sich mit langsamen und ungelenken Bewegungen ins Wasser ließ.
Er blieb sparsam in jeder Aktion, was Dijkstra auffallen musste.
Und die ersten Takte der Interaktion verliefen wortlos.
Slavas Blick sagte: 'wir müssen reden.'
Sigismunds Antwort darauf ein nonverbales: 'ja, das denke ich auch.'

"Wieviel weißt du schon?" wollte Slava daraufhin wissen.
"Einiges. Genug, dass dringender Klärungsbedarf besteht.."
"Ich werde alles erklären."
"Das hoffe ich wirklich sehr. Aber zuerst..." Sein Blick wanderte zu den beiden Bewachern, die sich auch offenkundig so verhielten und dann zu dem dem dritten Mann.
"Meine Leibwächter und mein Leibarzt."
"Es stimmt also?"
"Ja, ich hatte einen Herzinfarkt. Aber ich kann meinen Geschäften soweit nachkommen."
Er hätte es nicht unbedingt noch einmal sagen müssen, aber er musste etwas in Erfahrung bringen. Aber kein fragender Blick von Dijkstra, keine hochgezogene Augenbrauche bei dem Wort, dass er dem Großkomtur in verschiedenen Varianten angeboten hatte. Kannte er es also oder überspielte er es?
Er nickte nur und Slava hatte seine Antwort.
"Ich wäre gerne früher gekommen, aber aus eben diesem Grund war mir das nicht möglich. Ich werde aber jetzt alles darlegen."
Gesten noch wäre er vielleicht unsicher gewesen, hätte sich von Befürchtungen leiten lassen. Jetzt aber füllte ihn eine seltsame Ruhe aus. Es mochte dem warmen Wasser geschuldet sein, das ihm wirklich gut tat, die Muskeln entspannte und auch den Kreislauf anregte ohne ihn zu belasten.
Der Regnet musterte ihn dabei offenbar aufmerksam. Vielleicht färbte die Ruhe ab, vielleicht ließ der sich auch von der Sicherheit täuschen, dass es nun nicht mehr schlimmer kommen konnte.

Und Slava begann zu berichten, dort, wo er den Anfang vermutete.
"Nach dem Überfall auf die Hinrichtung wurden drei der Scoia'tael verhaftet, unter anderem eine Elfenmagierin. Es ist mir erst nicht aufgefallen, ich weiß, das hätte es müssen. Ich habe meinen Berater die Befragungen durchführen lassen weil er bei einem Mann großes Talent dazu bewies. Allerdings..."
an dieser Stelle unterbrach ihn der Regent.
"Großes Talent bedeutet? Magisch...?"
"Ja. Er beherrscht eine Technik, um den Befragten dazu zu bringen alles preiszugeben."
Natürlich konnte das nach hinten los gehen, aber Lügen würden das ganz sicher tun.
"Also gut. Weiter."
Slava nickte.
"Er hat interessante Dinge auch aus den anderen beiden herausbekommen, über das Lager der Scoia'tael, deren Lagerstärke, Organisation. Nur zu der Elfenmagierin fehlte mir ein Protokoll. Daher stellte ihn zur Rede, und es stellte sich heraus, dass sie ihn womöglich magisch beeinflusst hatte. Und als ich ihm folgte stellte ich fest, dass er auf dem Weg zum Kerker war. Dort fand ich ihn im Streit mit einem Ritter der Flammenrose. Ehe der eskalieren konnte schoss ich Meister Cyron nieder und ließ ihn in Gewahrsam nehmen." berichtete er weiter wahrheitsgemäß.
"Soll ich raten, welcher Ritter?"
"Nicht nötig. Nichts desto trotz hätte ein Angriff vor Zeugen... Er war immerhin in offizieller Absicht dort."
"Durchaus." Der Regent nickte dazu, ob er ihm glaubte oder nicht war nicht zu erkennen. "Weiter."
"Ich verhörte Meister Cyron und er gab mir den Verlauf der Befragung mündlich zu Protokoll. Allerdings war es nicht mehr möglich, das Vertrauensverhältnis wieder herzustellen. Ich entließ ihn aus meinen Diensten ehe er Schaden anrichten konnte."
"Und wenn er überläuft?"
"Selbst wenn dies geschehen sollte weiß er nicht genug um dahingehend eine Gefahr dazustellen, nicht seines Wissens wegen. Seiner Fähigkeiten wegen vielleicht, aber ich habe lange genug mit ihm gearbeitet um uns auch dagegen wappnen zu können, allerdings nicht ohne starken magischen Beistand."
Dijkstra nickte, er ahnte schon wen Sokolov meinte.
"Und diese Leute? Reisende?" lenkte nun er ab und blickte wiederholt zu Schura und Valentine, die wiederum ihre Rolle als Personenschützer erst nahmen und genau so standen wie man es in Filmen zu sehen bekommen würde.
"Ja. Die beiden stammen aus meiner Welt, vertrauenswürdigere werde ich in dieser nicht finden."
Wieder nickte der Regent nur und Slava fuhr fort.
"Des weiteren habe ich Kundschafter ausgeschickt und so weitere Kenntnisse zusammengetragen. Zum einen gibt es zwei weitere Lager der Nilfgarder. Ich kenne ihre Position und auch ihre Stärke und ich bin bereits dabei, Teams zusammenzustellen, die auch diese beiden eliminieren. Deshalb duldete mein Besuch keinen Aufschub.
Und noch etwas... Die Lager werden aus der Stadt versorgt, von der Familie Wiskieak."
Dijskstra ließ seine wuchtigen Augenbrauen kollidieren. Slava sprach zunächst weiter.
"Sie liefern Fleisch, Waffen, Ausrüstung... Nur dass das Fleisch... laut Aussage eines direkten Zeugen zwar 'merkwürdig aussah aber normal schmeckte' und das in Mengen, die nicht nur für zwei Lager ausreichte."
"Ich kann die Familie nicht angehen, selbst ich nicht. Sie sind zu einflussreiche, und das weißt du."
"Ja. Ich hatte gehofft..."
"...dass ich mir selbst ins Bein schieße und Gregori anpisse? Weit gefehlt."
"Wenn ich weiteres belastendes Material finde?"
"Das wird zu finden sein, zweifellos. In unseren Archiven, vermutlich in jedem zweiten Hurenhaus in der Stadt und wo auch immer du gräbst. Aber das hilft dir nichts. Wenn du ihn absägst, dann nimmt ein anderer aus seiner Familie seinen Platz ein, es ist aussichtslos. Einer sitzt sogar..."
"...ich weiß, im Orden. Der Waffenmeister."
"...Natürlich weißt du das... Und die ganze Familie wirst du nicht mit Stumpf und Stiel ausrotten können, du würdest dir eine gigantischen vernetzte Sippschaft zum Feind machen, da wirst du nicht mehr zur Ruhe kommen."
Slava hörte zwar noch zu, aber es begann bereist wieder zu arbeiten. Wie waren sie damals mit den Tschetschenen verfahren? Man musste irgendeinen Deal finden...
"...es gab übrigens auch einen Anschlag auf mein Leben." fiel er etwas abrupt ein.
Wieder die beinahe Kopulation der beiden an borstige Raupen erinnernden Brauen.
"...ein Armbrustschütze auf dem Dach. Hat mich aber verfehlt und den Großkomtur getroffen, ist allerdings nur leicht verletzt. Dafür hat Alexander Lebedew, einer meiner Leibwächter den Schützen umgehend beseitigt. Die Leiche wurde zur Wache gebracht, ich will mir diesen bald möglichste genauer ansehen um zu erfahren wer ihn beauftragt hat."
Fast hätte Dijkstra die Erwähnung des Gastes überhört, aber nur fast.
"Wir sprechen von von Herrenloh?"
Slava nickte nicht, schürzte nur die Lippen.
"Wo ist das passiert?"
"In meiner Wohnung."
"Von Herrenloh, also der Großkomtur des Ordens war... Ich muss gar nicht weiter fragen. Bitte sag mir, dass es nicht ist was ich vermute."
"Doch, ziemlich genau so. Aber ich bin dabei, eine Einigung zu erzielen, das muss dich nicht belasten."
"Muss es nicht, wenn mir das der alte Wenzel nicht irgendwann auf's Brot schmieren will. Ich hoffe für dich, dass du das eigefädelt bekommst! Bei Meliteles runzeligem Arsch... Mein lieber Freiherr von Sokolov, überspann den Bogen nicht!"
"Das ist meine Privatsache."
"Hah!"
"Aber zurück zum Thema."
"Nein, warte, lass mich raten, er hat dir seinen Athenas auf den Hals gehetzt, richtig?"
"Den Zeichner, ja."
"Mistkerl. Der macht aber auch alles persönlich. Also gut. Das passiert den besten. Weiter."
"Zuerst... hast du den Namen der Elfenmagierin gelesen?"
"Nein, ich habe die Protokolle noch nicht.
"Ja. Aevna Faoiltiarna...."
"Hm..." der Regent wurde plötzlich nachdenklich. "Der eiserne Wolf... Isengrim... und ich... waren eine Weile gemeinsam auf der Flucht. sie haben mich als Verräter gebrandmarkt und er hat mir geholfen. Er ist ihr Bruder."
"Ich wollte sie bereits zum Tode verurteilen lassen, aber ich habe mich noch selbst mit ihr unterhalten. Sie konnte nicht viel zu Klärung beitragen, aber ich versprach ihr bessere Haftbedingungen... Mehr schien mir nicht ratsam, sie steht auf der Seite des Feindes."
"Mag sein. Trotzdem bin ich ihm etwas schuldig. Es war richtig, Danke."
Und ein merkwürdiges Lächeln war zu erkennen, etwas, dass Slava so nicht an ihm kannte.
"Ich habe ...damals nicht erschlagen, obwohl er eigentlich mein Feind war. Ich weiß nicht was ich heute tun würde, würde ich ihm gegenüber stehen. Es waren andere Zeiten. Noch etwas?"
"Nein. Ich werde nun schnellstmöglich zwei Teams zusammenstellen um die beiden Lager auszumerzen und Beweise sicherzustellen. Wenn wir wissen, was es mit diesem Fleisch auf sie hat sind wir vielleicht einen Schritt weiter. Eine Einheit wird von Lebedew angeführt und sich der Waffen aus meiner Welt bedienen. Das andere wird Klingenmeister Moore traditionell führen. Er kann, so hoffe ich die beiden in der Stadt anwesenden Hexer und noch einige andere fähige Kämpfer gewinnen."
Jetzt schon zwei Hexer? Was wollen die nur hier? Aber nicht der weiße Wolf?"
"Dieser Geralt von Riva, Nein. Einer von der Greifenschule. Crehwill von Seren."
"Sagt mir nichts. Du selbst gehst nicht?"
"Mein Gesundheitszustand erlaubt es nicht."
"Wann geht es los?"
"Ich hoffe schon morgen, spätestens übermorgen. Ich will keine Zeit verlieren."
"Gut. Und als nächstes die Hexe?"
"Ja. Zuvor will ich nach Oxenfurt, und noch weiter nach Velen, dort gibt es offenbar Zeugen, die sie von früher kennen. In Oxenfurt ist es der Hauptmann der Stadtwache. Vielleicht könnte man Zeit sparen, wenn man ihn zu einem Gespräch hierher einladen könnte?"
"Natürlich, du hast freie Hand. Die Hexe ist eine Reisende?"
"Ja."
"Und der Hauptmann auch?"
"Ja."
"Ihr schleicht euch immer schnell hoch an die Spitze, ihr Besucher aus fremden Welten." er schüttelte den Kopf.
Nun grinste Slava. "'Ihr...?' Nicht besser... 'Wir?'" und zwinkerte. Dijkstra blieb ihm eine Antwort schuldig und lehnte sich nur zurück.
So entspannten sie noch eine Weile im Bad.
Benutzeravatar
Vyacheslav Sokolov
Spieler Level 5
Spieler Level 5
Beiträge: 1055
Registriert: Freitag 29. Oktober 2021, 16:58
Lebenslauf: Slava

Eine ganze Weile noch hatte er das Bad genossen, ehe er sich jedoch vom Regenten verabschiedet hatte hatte der noch eine Idee geäußert.
"Ich stelle dir einen Assistenten zur Seite.... Er nennt sich Bherger. Ein alter Freund... Du kannst sicher noch das eine oder andere von ihm lernen."
Das in etwa war die Erklärung gewesen.
Drei Dinge waren Slava aufgefallen.
Zum einen: Zur Seite stellen hieß vermutlich auch überwachen - damit due keine Dummheiten machst war der Satzteil, der gefehlt hate. Zweitens, und das war besonders interessant, der Freund war wohl eher etwas anderes, der Betonung nach zu Urteilen und wer hier auf wen aufpassen sollte... nun, das würde sich noch zeigen. Und drittens: Er würde sich in den nächsten Tagen bei Slava melden. Also war er entweder nicht in der Stadt oder nicht so schnell einsatzfähig.
Andererseits konnte das nicht schaden. Wenn der Mann gut war - und das musste er, dann ließ er sich sicher einsetzen.
Ein paar Tage Verschnaufpause bot ihm das jedoch.
Slava nickte also nur, protestierte nicht.

Irgendwann verließen sie das Bad, wuschen sich noch einmal und zogen sich dann an.
Valentine und Schura murrten, sie hätten sich auch gerne eingeweicht, aber dann hätten sie ihn kaum bewachen können.
Beim Ankleiden mussten sie zudem ihrem Chef helfen, was vor allem Valentine irgendwie peinlich zu berühren schien. Ob er drauf achtete, ob Slava bei jeder Berührung eines Mannes einen Ständer bekam... aber dem war nicht so und vielleicht beruhigte ihn das.
Und nächstes mal, so versprach Slava, durften auch die sich einweichen, dieses Mal waren sie nur als Leibwächter dabei gewesen.
Er würde aber noch mehr brauchen, soviel stand fest.

Von unterwegs sandte er dann aber noch einen Boten los, er sollte Viktor herholen, er würde sicher wissen wollen, dass einige der alten Kollegen nun auch hier waren. Zudem wollte er sie in der Nähe wissen um später den Einsatz koordinieren zu können.

<geht dann Zuhause weiter>
Benutzeravatar
Sigismund Dijkstra
Anwärter
Anwärter
Beiträge: 7
Registriert: Freitag 27. Januar 2023, 14:01
Lebenslauf:

Nachdem der Freiherr von Sokolov und seine beiden seltsamen Leibwächter verschwunden waren ließ sich der gewichtige Regent noch einmal tiefer ins Wasser sinken.
Bereute er es, ihn eingestellt zu haben?
Ganz sicher war er nicht.
Im Grunde nein, denn was sie durch ihn bereits erreicht hatten - und da machte er sich auch nichts vor - das hätte er alleine nie herausbekommen und erst recht nicht so schnell erledigt. Allein die Sache mit den Nilfgardern... Die meisten seiner Leute hätten diskutiert, ob man das dürfe allein aus Angst dabei selbst zu schaden zu kommen. Dieser Mann war ein Fatalist. Er handelte einfach, so wie es für die Stadt das beste war, nicht einmal für sich selbst, aber eben auch ohne Rücksicht auf Verluste. Und eben diese Kombination an Eigenschaften waren es, die den Regenten so sehr faszinierten. Er kannte Egoisten jedes Kalibers, genug die auch über Leichen gingen, aber keinen der die gleiche Vehemenz zu Sicherung des Staatswohles an den Tag legte.
Das war er Hauptgrund, weswegen er ihn in seinem Dienst behielt. Weil er nicht egoistisch war. Allerdings erwies er sich nichts desto trotz als schwer kontrollierbar und seine Ansichten wichen oft so sehr von dem ab was die Welt vertrug, dass er dennoch um Schadensbegrenzung bemüht sein musste... deswegen hatte er Bherger wieder hervorgeholt. Er hatte ihn schon in seinem Arrest versauern lassen wollen, aber der wäre der richtige für den Job. Sokolov würde ihn auf Spur halten und der den Freiherrn wiederum von Dummheiten und Fehltritten in der Welt abhalten.
Eine, wie sagte man bei ihnen Win-Win-Situation. Ein wenig von der Begrifflichkeit dieser Reisenden war durchaus brauchbar.
Benutzeravatar
Jarel Moore
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 935
Registriert: Freitag 25. März 2022, 23:06
Lebenslauf: Jarel

------------------------------------------------------------
von/nach Orden der Flammenrose - die Komturei in Novigrad
Datum: 11. August 1278, vormittags
betrifft: Dijkstra, seine Leibwachen, Jarel
-------------------------------------------------------------
Slava sehen. Den Doppler holen. Spuren suchen.

Das war es, was der Schattenläufer auf dem Weg zur Wohnung seines Verlobten plante.
Auf dem üblichen Zickzackkurs mit den ebenso üblichen Umwegen über Dächer und durch Gassen suchte er nach Möglichkeiten. Was, wenn die Spur dorthin führte, wohin er befürchtete? Dann waren ihm die Hände gebunden.
Er konnte nicht einfach…wie sollte er dann…?
Seine Gedankengänge versandeten, soffen immer wieder elendig ab, versackten wie in Haferschleim getunkt.

Er brauchte Hilfe. Von außerhalb. Von so weit weg, dass niemand darauf kam, dass es mit dem Orden zu tun hatte. Und in einem Anfall von Größenwahn beschloss er an einer Stelle danach zu suchen, die so weit weg war, dass ein Zusammenhang mit dem Orden regelrecht absurd erschien.

Ihm war bewusst, wenn ihm nur ein Fehler unterlief, wenn er sich nur um eine Winzigkeit verschätzte würde er verschwinden und niemand – nicht einmal Slava - würde auch nur eine Ahnung haben, wo er sein Ende gefunden hatte.
Und trotzdem wagte er…genau das.
Hätte Slava ihn dabei erwischt, der nächste Herzinfarkt wäre sicher gewesen.
Benutzeravatar
Sigismund Dijkstra
Anwärter
Anwärter
Beiträge: 7
Registriert: Freitag 27. Januar 2023, 14:01
Lebenslauf:

Der Regent der Stadt hatte sich wieder aus dem Amtszimmer ins Bad begeben. Dort fiel es ihm leichter zu denken und zu planen und letztlich auch zu regieren. Es war nicht nur das Gewicht das auf seinem Zertrümmerten Knie lastete, es war dort dunkel und warm, man konnte trinken und sich entspannen und es war richtig so, in den Amtszimmern wurde man ständig gestört und es war dort falsch schon am Vormittag ein Gläschen Cognac über die sorgen zu gießen.

So lag der Befehlshaber der Stadt wie auch am Vortag, sogar noch früher als sonst im warmen Wasser und sann nach. Die Situation in der Stadt hatte sich zugespitzt und nahm durchaus die Qualität der Verschwörung des Zirkels vor einigen Jahren an, die Geschichte mit den Königsmördern die im letztlich den Posten hier beschert hatte. Nun waren Weisheit und Voraussicht gefragt um ihn nicht einzubüßen, die Köpfe mächtiger Männer rollten schneller als man gemeinhin annahm. Daher war er vorsichtig und eine kleine Armee an Leibwächtern begleitete ihn stets.
So konnte er sich entspannen...
...bis sich seine Nackenhaare aufstellten. Das war schon einmal der Fall gewesen, vor einigen Tagen oder Wochen, - so viel war in der Zwischenzeit geschehen. Unauffällig sah er sich um, gab dann seinen Personenschützern ein Zeichen, wachsam zu sein. Einen Verdacht hatte er ja, einen sehr unbestimmten.
Benutzeravatar
Jarel Moore
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 935
Registriert: Freitag 25. März 2022, 23:06
Lebenslauf: Jarel

Es brauchte nicht lange, bis sich sein Verdacht bestätigte. Jemand räusperte sich. An der Rückwand des Bades. Wo vorher niemand zu sehen gewesen war, lehnte jetzt eine in einen roten Wams und eine schwarze Lederhose gekleidete, durchtrainierte Gestalt an der Wand, die Arme verschränkt, die Beine voreinander geschlagen, den Rücken am warmen Stein. "Störe ich?" Die Stimme war ähnlich dunkel wie der Auftritt.
Wie erwartet, stürmten die Leibwachen des Regenten direkt auf ihn zu. In aller Seelenruhe streckte Jarel die Hände seitlich vom Körper ab, präsentierte die leeren Handflächen. Höchstwahrscheinlich wäre es besser gewesen, seine Bewaffnung vorher abzulegen.
Doch dazu war es jetzt zu spät. Immerhin hatte er geistesgegenwärtig den Ring des Großkomturs in die geheime Tasche in seiner Hose verschwinden lassen, in der auch der Stein ruhte, dem Slava ihm vor einer Ewigkeit – ihrem anderen Leben – geschenkt hatte.

Wenn das hier der schwule Partner des Freiherrn war, konnten die Unterschiede kaum größer sein.
Ein wenig kleiner als Sokolov, dafür breiter und... dunkel.
Die Haut sonnengebräunt, die Augen von dunklem Braun mit interessanten Einsprengseln, das Haar schwarz wie Pech und streng zu einem Pferdeschwanz gebunden, die Lederhose hauteng...
Eitel. Dieser Mann war eitel.
Benutzeravatar
Sigismund Dijkstra
Anwärter
Anwärter
Beiträge: 7
Registriert: Freitag 27. Januar 2023, 14:01
Lebenslauf:

Die Leibwächter reagierten schnell. Sie packten den Mann, nahmen ihn sofort in einen Kontrollgriff, sie waren zu viert - wobei das selbstverständlich nicht alle waren - und während zwei ihn hielten einer die Lage unter Kontrolle behielt um auszuschießen, dass es ein Ablenkungsmanöver war durchsuchte der verbleibende den Eindringling. Jeweils ein Dolch und eine Nadel kamen in den Stiefeln zum Vorschein, zwei Nadeln in den Ärmeln, zwei Dolche über der Hüfte in einem Futteral am Rücken.
Alle aus schwarzem Metall, alle mit Rinnen und Röhrchen, aber alle ohne Gift. Dies präsentierten die Wächter dem Regenten, der quittierte es mit einem Kopfnicken. "Sieh an... Wolltest ihr mich umbringen oder eher euch selbst?"

"Wenn ich das wollte, wäre ich dann aus dem Schatten getreten?"
Die Schulter schmerzte unter dem Griff, doch das würde er sich niemals anmerken zu lassen.
"Ich bin hier um einen Handel vorzuschlagen."

Der Regent hievte sich ein wenig mehr aus dem Wasser um den Eindringling besser sehen zu können, gleichzeitig führten ihn die beiden Wächter weiter in sein Sichtfeld. "Ich glaube zwar, ich weiß wer ihr seid, trotzdem fände ich es nett von euch, wenn ihr euch vorstellen würdet." Seine Augen blitzten zwar belustigt, aber das bedeutet nicht, dass die Situation dem Regenten nicht missfiel. Auch wenn ihm das Protokoll schnuppe war, er schätzte es nicht, wenn man ihm bis an die Zähne bewaffnet gegenüber trat und er schätzte es auch nicht, wenn man Forderungen stellte statt als Bittsteller anzutreten, erst recht wenn nicht der König von Kovir und Poviss war.
Antworten