Hafenviertel | Im Kerker von Nowigrad

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
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Valjan Novka
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Blut rann aus Valjans Nase und der Bauch schmerzte. Schwer atmend nickte er aber dennoch Slava zu, wischte sich mit dem Handrücken das Blut aus dem Gesicht. Er war in Ordnung, er stand und die Verstärkung war da. Noch blubberte das Adrenalin durch seine Adern. Nur einen kurzen Blick hatte er für den Flammenritter übrig, dem ging es soweit gut. Der Neue kümmerte sich um ihn. Erst jetzt begann er darüber nachzudenken, warum eigentlich ein Klingenmeister hier ist. Der unheimliche Elf. Der Geheimdienstchef? Was hatte er alles verpasst?

„Ja, die fünf da! Verhaften!“ wachte er aus seiner Überlegung auf und herrschte die etwas untätigeren Wachen an. Es waren nicht seine Leute, aber das war ihm gerade egal. Er hatte gesagt, er würde sie alle verhaften. „Und ihr zwei Pikenlümmler ausschwärmen, ob sich noch mehr von diesem Pack herumtreibt: dreckige, hässliche, betrunkene Männer...“ Immer dasselbe.

Nachdem gemacht wurde, was Valjan verlangt hatte, salutiere er vor Slava: „Verzeiht Ser, ich konnte ihn nicht aufhalten. Er...“ Nein, er verstummte. Keine Entschuldigungen.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Slava richtete sich auf, er war müde und sein Rücken begann zu schmerzen, ausgerechnet. Das war die Rache. Verdammt. Und Cyron würde es ihm nicht so schnell verzeihen, dass er ihn niedergeschossen hatte. Er wollte fluchen, toben, jemanden anschreien. Der Korporal bot sich förmlich dazu an, aber er konnte nichts dafür. Und er war kein Despot. Jetzt hatte der junge Mann alles unter Kontrolle, machte seine Sache gut, ließ ausschwärmen. Ja, der Bursche dachte mit, schwer ihn anzuschreien.
Er wollte fast zärtlich antworten 'Das kann niemand, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat.' besann sich aber dieses mal.
Niemand hatte etwas bemerkt, so hoffte er zumindest.
Er wollte einfach weg, Jarel aus der Schusslinie bringen...
Verdammt, er wurde weich.
Statt dessen straffte er sich nur, musterte den Korporal.
"Ihr seid nicht für den Ritter verantwortlich, ihr habt gute Arbeit geleistet."
Er wollte nun nach Hause, sich ausruhen, schlafen...
...aber das Schicksal wollte es anders.
Noch ein Wächter kam auf sie zu.
"Ser, der Arzt schickt mich, der Patient ist wieder wach."
Er salutierte und wartete.
"Ich kümmere mich um ihn, geht nach Hause, Klingenmeister."
Ein wenig hoffte er, Jarel würde zu ihm nach Hause gehen, er konnte ihn nachher dort treffen, aber er würde es ihm auch nciht verdenken, wenn er ihn heute gar nicht mehr sehen wollte.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Jarel hatte sich aufgerappelt und den Staub aus der Kleidung geschlagen. Seine Hände waren immer noch bis zu den Handgelenken blutverschmiert und entsprechend versaute er sich mehr als er sich säuberte. Er hatte mitbekommen, als Slava ihn ansprach. Nur verstanden hatte er ihn nicht.
Der Spion drehte sich um…und ging. Was nun? Folgen? Nach Cyron sehen? Nein…er war dort so überflüssig wie eine dritte Brustwarze. Obwohl…waren die bei Männern…
Jarel schloss die Augen und atmete durch.
Er nickte dem Korporal zu, murmelte etwas Unverständliches, das nur ein Dank sein konnte und entschloss sich zu gehen. Nur… so wie er aussah konnte er im Orden nicht auflaufen.
Sich an einem Brunnen zu waschen kam auch nicht in Frage.
Jarels Wahl war, in eine Gasse einzutauchen, im Schatten zu verschwinden und sich bis zu Slavas Wohnung durchzuschlagen. Und das tat er. Der Ritter verschwand in einer Gasse und…war verschwunden. Das Eintauchen in den Schatten war so tief in ihm verankert, dass er es auch in einem schlimmeren Zustand schaffte als diesen. Das ging immer.
Er musste nachdenken. Und er brauchte Ruhe dafür. Es war zu laut in seinem Kopf. Viel zu laut.
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Valjan Novka
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Der Korporal nahm noch mehr Haltung an, als der musternde Blick ihn traf, gab sich Mühe standzuhalten, während er das kaum merkliche Minenspiel des Holzklotzes beobachte. Es prasselnden gerade zu viele Eindrücke auf ihn ein. Der Neue kümmerte sich um ihn. Das hatte er so beiläufig wahrgenommen. Aber wenn er jetzt länger darüber nachdachte… wie...

„Danke, Ser. Nur meine Pflicht.“ Mit fester Stimme, ein Salut dazu. Dann trat Valjan zurück, als der Bote kam. Einer der Rekruten, die ihm den Spaß hier eingebracht haben und nickte dem Klingenmeister zu, so etwas wie ein Dank. Immerhin hatte der taube Troll Anstand und... war weg, nachdem er mal kurz nicht hin gesehen hatte.

Zu viel.

„Abführen und Abmarsch.“ Manchmal war es gut, sich an einfache Regeln zu halten. Er kommentierte die anderen Wachen herum, schubste den Gefangen, der ihm den Knüppel in den Bauch gehauen hatte, vielleicht etwas ärger zu den andern und folgte schließlich der Truppe. Er würde nicht vorlaufen müssen, weshalb er sich nach einer kurzen Überlegung Slava anschloss.

„Ähm, Ser?“ sprach er ihn leise fragend an.

"Hm... äh... Ja, sprecht."

„Der Leichnam des Halblings wurde der je durchsucht, untersucht? Sie haben ihn erst erschossen und dann Leben geopfert, nur um den zu bergen. Das muss doch irgendeinen Grund haben… “
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Vyacheslav Sokolov
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Einfach nur Ruhe... Aber die war ihm nicht vergönnt. Er ging langsamer als die letzten Tage denn der Tag, das Fisstech und der lange ereignisreiche Tag, alles forderte nun gnadenlos seinen Tribut. Nämlich, dass er sich an seine alten Verletzungen erinnerte. Er ging langsam, hielt sich sehr gerade. Man konnte militärische Haltung dahinter vermuten, tatsächlich waren es nur unsägliche Rückenschmerzen.
Die Frage nach dem Halbling.
Der Junge dachte gut mit, die Frage hatte er sich auch gestellt, nur die Antwort gefiel ihm nicht.
"Er wurde untersucht, allerdings nur oberflächlich. Im Protokoll heißt es, er wäre tätowiert gewesen. Leider fehlen Angaben zum Motiv. Keine Zeichnung davon, nichts. die Methoden zur Beweissicherung müssen gründlich überarbeitet werden. Bedauerlicherweise wurde er von den Eichhörnchen so übel zugerichtet, dass man jetzt nichts mehr erkennen kann."
Und andere Methoden wie man Tätowier Tinte auch auf mit Leichenflecken übersäter Haut sichtbar machen konnte gab es hier nicht.
"Und auch ein Gedächtnisprotokoll kann der Mann, der ihn aufgenommen hat nicht machen. Er erinnert sich nur dass es eine Tätowierung war, und fragt an ihn, dann war es alles... Eine Landharte? - Ja. Schmetterlinge... Ja, Titten, Ja... er erinnert sich schlicht nicht mehr.."
Resignation war in seiner Stimme zu hören, aber er sprach frei heraus, er war es gewöhnt, Fälle mit Kollegen zu erörtern, nur war fähiges Personal hier mehr als selten.
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Valjan Novka
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Oh, Valjan hatte nichts dagegen etwas langsamer zu gehen. Er hatte zwar keine Drogen genommen, war aber heute um vier Uhr früh zum Appell bereit gestanden und seitdem auf den Beinen. Außerdem zog er immer wieder Blut seine Nase rauf und wischte was raus kam mit der Hand weg, sodass diese inzwischen ‚schlimmer‘ aussah, als der gesamte Korporal. Er lauschte, sah dabei undefiniert nach vorne:

„Hm, vielleicht hat er was verschluckt…“ murmelte Valjan vor sich hin, möglicherweise dachte er auch nur laut. „…oder seine Nachbarn erinnern sich besser die Hautbilder. Oder eine Geliebte. Badehaupersonal… Blöd, dass Gelehrte und Magier so teuer sind. Die sehen manchmal mehr – auch wenn man sie nicht immer versteht.“

Um Fälle mit Kollegen zu erörtern, fehlten ihm allerdings mehr Kollegen als Fälle. Die meisten gingen die einfache Lösung und gut. Hauptsache weniger Arbeit.
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Vyacheslav Sokolov
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Es war viel zu viel zu tun für einen Mann. Der Korporal kam ihm gerade gelegen.
"Du gefällst mir, Korporal. Versuch mehr herauszufinden, befrage die Leute. Wenn du denkst ein Hexer könnte helfen, davon hätte ich zwei... wenn wir etwas herausfinden, dann hol ich dich in meinen Stab oder sorge zumindest dafür, dass sie dich befördern."
Wenn er dann selbst noch lebte und im Amt war. Er dachte an Jarels Worte.
Wobei, mit Dijkstra hatte er es sich noch nicht verscherzt, aber mit einem der wenigen, die ein Freund hätten werden können. Aber ein junger Korporal mit Ehrgeiz... das war nützlich und bei solchen jungen Leuten half es meist, ihnen eine Beförderung in Aussicht zu stellen.

Trotz des langsamen Tempos waren si nun fast da. Er wollte noch einmal mit Cyron reden, vielleicht konnte er etwas gerade biegen.
"...aber geht nach Hause, macht euch sauber, ihr seht furchtbar aus."
Er lächelte. Vielleicht war es nicht gut, so mit einem Soldaten der wache zu reden, nein Unteroffizier, aber er war es so gewohnt, er würde sich jetzt nicht verbiegen. Morgen vielleicht.
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Valjan Novka
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„Hexer?“ Hexer zu Ermittlungen heranzuziehen daran hatte Valjan nicht gedacht. Kann ihm ein Hexer oder zwei helfen? Er musste den Kopf schütteln, während seine Kindheit waren Hexer vor allem Gerüchte aus alten Zeiten und jetzt gleich zwei. „Können Hexer irgendwelche magischen Untersuchungen anstellen? Der Blonde soll ein ganz Netter sein...

Als man ankam, erwiderte der Korporal das Lächeln. Zumindest kurz bis ihm einfiel, dass auch er mit Offizieren nicht so reden oder agieren sollte. „Danke Ser, ich wohne hier – und meine Eltern sollten mich nicht so sehen.“ Erst jetzt starrte er bewusst seine Hand an, er fühlte sich besser als sie aussah. Aber sein Vater würde ihm die Ohren lang ziehen, er war eh schon wenig begeistert von seine Berufswahl.

Während die Wachen die Gefangen verstauten, folgte ein Salut mit der sauberen Hand und ein Nicken, bevor auch Valjan wieder hinein ging, um sein Quartier aufzusuchen.

Aus einem dieser Gänge hörte man den Ruf einer Wache, die keine Ahnung hatte, wer noch in Hörweite sein könnte: „Na, Kleiner auf die Nase gefallen?“ Man vernahm darauf ein dumpfes Geräusch, gefolgt von einem Stöhnen, bevor der Korporal weiterging...

<zum Dienst am nächsten Vormittag>
Zuletzt geändert von Valjan Novka am Montag 24. Juli 2023, 13:20, insgesamt 1-mal geändert.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

"Ich habe keine Ahnung wozu ein Hexer alles in der Lage ist... aber wenn ich einen sehe schick ich ihn vorbei."
Er nickte dem jungen Korporal zu, wie er in Richtung der Wachquartiere verschwand. Dann drehte er um und kehrte zu den Verhörräumen zurück.
Es gefiel ihm wie der Korporal dachte und er spielte sogar mit dem Gedanken, ihn als seinen Adjutanten anzuheuern. Wobei... besser erst einmal diesen Tag überstehen.
Die Türe des Verhörraumes war nicht ganz geschlossen und so hörte er den letzten Teil der Unterhaltung zwischen dem Arzt und dem Elfen...
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Arvijd Kostjunari
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Lebenslauf: Dr. Kostjunari

Im Verhörraum wurde der Bewusstlose unruhig. Seine Augenlider flatterten und rollten und den sich langsam öffnenden Augenliedern.
Krieg. Er war wieder im Krieg. Hier wurde geschossen und er musste sich schützen.
Nur...der gewählte Zauber....zündete nicht. Scheiße...Kragen? Ein Kra...nein. Armreifen. Bei Malornes mächtigem Geweih. Er war geliefert.

Der Arzt, der neben ihm saß und wartete und von Zeit zu Zeit seinen Puls fühlte hatte zunächst ein seltsames Déjà-vu. Er blickte den Elfen an, musterte ihn aufmerksam, der Puls wurde kräftiger und der Blutdruck hob sich wieder. Aber er wirkte beunruhigt und der Puls stieg schnell an. Ein Bote war bereits unterwegs, Sokolov zu holen, Arvijd blieb also bei dem Elfen.
"Wie geht es euch?" wollte er wissen, in der Gemeinsprache zunächst. Aber dann besann er sich und wiederholte die Frage in der Älteren Rede, die er eher gebrochen beherrschte.

Der Elf starrte stöhnend auf seine Fesseln. "Schmerzen. Übelkeit, Schwindel. Durst, Kälte."
Cyron sah Arvijd an. "Der Kollege aus dem Eisvogel..."
"Blutverlust. Schusswunde.", stellte er nüchtern fest. "Nehmt mir die Dinger ab, was soll denn der Scheiß..."

Arvijd nickte, zum Kollegen und zu den Symptomen. "Man bringt euch gleich etwas zu trinken und Sokolov ist gleich zurück, er bat mich, auf euch aufzupassen."

"Sokolov...der hat auf mich geschossen. Ist der übergeschnappt? Ich muss hier raus!", Cyron versuchte sich aufzurichten. Noch liefen seine Gedanken wie durch Pudding. Sonst hätte er begriffen, dass er jetzt tot wäre, hätte sein Gastgeber es wirklich gewollt.
Doch in diesem Moment waren da nur Schmerzen und Panik

"Er wird gleich hier sein, dann könnt ihr es ihm selbst sagen." der Arzt war selbst nicht zufrieden mit der Situation, er missbilligte Gewalt genauso und den Gebrauch von Schusswaffen.

"Er wird gleich hier sein? Bei der Schatten ewiger Kälte, nehmt mir die Dinger ab. Er hat auf mich geschossen. Er und kein anderer!"

"Ich kann und darf das nicht... Entschuldigt..." Er zuckte mit den Schultern. Ob er wollte stand auf einem anderen Blatt, vielleicht auf gar keinem. Er wusste nicht was geschehen war, war der Patient zurechnungsfähig? Sokolov hatte ihn holen lassen, also war er am Wohle des Patienten interessiert, aber er hatte auch auf ihn geschossen.

Murrend schwang Cyron die Beine über den Rahmen der Pritsche. "Dann helft mir wenigstens aufstehen."
Zumindest hatte der Elf keine Schwierigkeiten mit Schmerzen.
Da war er einiges gewöhnt.
Nur seiner Fähigkeiten beraubt werden ging ihm mehr als nur etwas gegen den Strich.
Er war wütend. Und verstört. Warum zum Nether war das geschehen?

Das tat der Arzt, er half dem Elfen sich aufzusetzen, dann kam auch schon eine Karaffe mit Wasser und ein Holzbecher. Der Wachmann blieb in der Nähe und der Arzt gab dem Elfen zu trinken, half ihm, denn den einen Arm sollte er nicht benutzen und den anderen behinderten die Handschellen.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Die Türe war nicht ganz geschlossen und so hörte er den letzten Teil der Unterhaltung. Er ließ Cyron noch trinken, dann öffnete der Wachmann sie ganz für ihn.
Cyron war aufgebracht, verständlich, aber er würde sich der Wut des Mannes stellen, er konnte sein Handeln begründen.
"Danke, Doktor Kostjunari. Wartet noch einen Moment, aber wenn möglich draußen. Danke." Er sprach mit ruhiger Stimme, bewusst ruhig gehalten, nicht schnell.
Als der Arzt weg war setzte Slava sich auf den Stuhl, den dieser verwendet hatte.
"Entschuldigt, Meister Cyron. Ich kann es euch erklären... Wenn ihr wollt. Woran könnt ihr euch denn erinnern?"

"Ein Bote kam und erklärte...er...erklärte..." Gerade noch vor Wut kochend, kamen die Gedanken des Elfen ins straucheln.
Er atmete durch. "Ein Bote überbrachte die Nachricht, Aevne wollte mich vor ihrer Hinrichtung noch einmal sehen. Ich hatte doch gebeten, sie am Leben zu lassen."
Er verzog wütend das Gesicht und funkelte Slava an. "Nicht sie frei zu lassen. Am Leben. Für Gespräche." Er setzte an zu gestikulieren, überlegte es sich doch schnell. Keine gute Idee.
"So wird hier also mit meinem Wunsch nach mehr Zeit umgegangen?" Dass der Bote ihm mitgeteilt hatte, dass noch kein Befehl dazu vorlag, war bei ihm nicht im Ansatz angekommen.
"Ich darf brav dienen, aber sobald ich nicht in der Spur laufe, werde ich erschossen? Ist das die Botschaft?"

"Nein." ein einziges Wort als Antwort. Slava schüttelte langsam den Kopf. Ließ sich Zeit.
"Ich hatte noch gar keine Anweisung dazu gegeben. Weder zu einer Hinrichtung, noch was mit ihr geschehen sollte. Erinnert ihr euch sonst noch an etwas? Das ihr Jarel angreifen wolltet weil er euch daran erinnert hat, dass es keine gute Idee wäre, Nachts alleine in den Kerker einzudringen um mit dieser Elfe zu sprechen? Ihr habt sie verhört und es liegt kein Protokoll vor... Nach außen sieht das so aus, als wolltet ihr sie befreien. Das zumindest würden die Wachen denken, und wenn sie euch dabei erwischt hätten, wie ihr einen Ritter der Flammenrose angreift... deshalb habe ich nicht gezögert und geschossen. Ich weiß was ich mache und wohin ich zielen muss, damit ihr keinen bleibenden Schaden davontragt. Hätten die Wachsoldaten nur etwas davon mitbekommen... es wäre jetzt anders um euch bestellt."

Cyron brauchte etwas, um das zu verarbeiten.
Er musst umdenken. Er war hier nicht er Patriarch, nach dessen Pfeife alle tanzten. Er war der 'Anderling', der immer gefährdet war auf dem Scheiterhaufen zu landen.
Wie Aevne.
Er wollte das Gesicht in die Hände legen, aber auch das ging nicht.
"Ich war wütend. War bereit ihn wegzuschicken und dann...wurde es schon dunkel"
Er starrte irritiert auf seine Hände. Verunsichert.
"Es ging alles so schnell..."
Kein Wort über ihre Tränen. In exakt diesem Moment kam ihm erst die Idee, dass er eventuell einem Trick auf dem Leim gegangen war. Wie ein dummer, verliebter Schuljunge.
Er schloss stöhnend die Augen.
"Ich glaube, ich bin auf den ältesten Trick der Welt reingefallen."

"Oder auch auf einen sehr perfiden... Erinnert ihr euch daran, dass ihr mir erklärt habt, dass ihr nicht mehr wisst, ob es eure Gedanken sind oder ob diese Magierin sie euch eingibt? Erinnert ihr euch daran, wie ihr in meinem Verstand gelesen habt... die Kontroller in der Zone. Genau so sah es für mich aus. Diese Magierin hat euren Verstand beherrscht... deshalb habe ich euch die Handschellen anlegen lassen. Ich muss sicher gehen, dass ihr nicht mehr unter ihrem Einfluss steht." War er jetzt frei von ihrem Einfluss? Es sah so aus, denn diese Erkenntnis wäre ihm wohl noch vor einigen Stunden nicht gekommen.

"Und wie wollt ihr das machen? Sichergehen? Es fühlt sich nicht so an, als würde ich beeinflusst. Aber das fühlte sich vorher auch nicht so an." Er wollte sich die Schläfen reiben...aber...nein...
"Könnt ihr mir die Abnehmen? Ruhig mit Feuerwaffe im Anschlag. Ich würde die Wunde gern heilen. Das nervt..."

"...ich weiß nicht, wie ich sicher sein kann." Noch zögerte er. "Ihr seid mächtig... wenn sie euch kontrolliert... Sagt mir... gibt es theoretisch eine Möglichkeit einen Verstand zu manipulieren ohne eine Verbindung zu diesem zu haben?" Er suchte fieberhaft nach Metaphern, ihm fielen aber nur Dinge wie 'WLAN' und ähnliches ein. "Angenommen, es ginge um einen völlig Fremden und ich fragte euch um Rat... Dieser sitzt in dieser Zelle, die Magie abschirmt und träg Handschellen die Magie blockieren... Gibt es theoretisch eine Möglichkeit, dessen Verstand zu beeinflussen, indem irgendetwas magisch... eingepflanzt wird?"

Cyron zog die hohe Stirn kraus.
"Ja.", antwortete er ehrlich. "Es muss allerdings vor der Magieblockade gepflanzt worden sein. Man kann eine Beeinflussung verankern und mittels eines Bildes, einer Tonfolge oder eines anderen Auslösers Aktivieren. Aufwändiger, extrem starker Zauber. Ich kenne sogar einen Fall, in dem der Zauber darauf programmiert war, den Wirt zu wechseln. Aber...in eintausendsechshundert Jahren ist das meines Wissens nach ein einziges Mal einem Hexenmeister gelungen. So etwas passiert nicht im vorbeigehen. Oder innerhalb eines Gesprächs. Das erfordert eine von langer Hand vorbereitetes Ritual...und eine unglaubliche Menge Energie. Der Zauber muss für Jahre im Voraus 'gefüttert' werden. Zumindest meines Verständnis nach."
Cyron seufzte. "Ich glaube nicht, dass sich so etwas in mir befindet." Nicht in dieser Welt, nicht in diesem Körper zumindest.
Wenigstens dieses Problem war er beim Weltenwechsel los geworden.

Slava nickte. Er hoffte inständig, dass er seiner Menschenkenntnis vertrauen konnte. Seiner Elfenkenntnis. Was auch immer. Er glaubte diesen Mann zu kennen und er wollte ihm vertrauen. Den Schlüssel zu den Handschellen hatte er sich geben lassen. Nun öffnete er sie tatsächlich.
"Entschuldigt den Schuss. Aber ich musste euch stoppen. Die offizielle Version wird bleiben, dass sie euch unter ihrer Kontrolle hatte... aber bitte erklärt mir, was geschehen ist... Hatte sie? Oder warum gab es kein Protokoll? Warum wolltet ihr zu ihr? Alleine? Und wer war der Bote, der euch holte?"

Cyron massierte seine Handgelenke. "In Ordnung, wenn ich mich um die Wunde kümmere?", fragte er und musterte Slava skeptisch. Würde er wieder schießen?

Slava nickte. Nein, schießen würde er nicht. Aber die Tokarev hielt er trotzdem bereit.

In Zeitlupe hob Cyron die Hand und legte sie auf die Verwundete Schulter. Der Elf atmete mehrfach tief durch, schloss die Augen. Zwei Liedschläge später erleuchtete ein sanfter grüner Schein den Raum, bleib einige Sekunden pulsierend in der Luft stehen und verlöschte dann wieder.
Der Elf streckte den Nacken und drehte die Schulter im Gelenk. "Die Muskulatur ist noch gereizt. Und ich glaub...da sind Fäden im Fleisch. Aber darum kümmere ich mich später."
Er nahm sich den Becher und trank, dabei immer einen Blick auf die Tokarev gerichtet.
Erst danach begann er zu erklären.
"Es gibt keinen Bericht, weil es Tage dauern würde, dass alles aufzuschreiben. Die Unterhaltung fand nicht durch Worte statt. Sie hat mich in ihre Erinnerungen geholt, mir den Fall ihres Volkes gezeigt. Den Kampf, das sterben und morden. Ich konnte es nicht aufschreiben. Es war zu viel.. und sehr intim..."
"Wenn es gewünscht ist, werde ich es noch einmal versuchen. Es wird Zeit brauchen. Innen und außen vergeht die Zeit unterschiedlich."

Slava nickte. "Ich brauche ein Protokoll. Den Rest biege ich gerade. Nur keine Alleingänge mehr. Ich bedauere was geschieht... aber ich kann die Menschen nicht ändern, nicht so schnell. Und wenn ihr eure Position behalten wollt... Bitte... tut was ich sage." In dem 'bitte' lag viel, die Erkenntnis, dass es ihn einiges kosten konnte, wenn er einem Grosskomtur auf die Füße trat oder eine Gräfin beschloss, Elfen in seiner Ahnenreihe zu sehen, so absurd das auch war. Er würde das nicht alles erklären... nur: "Ich lehne mich selbst schon weit aus dem Fenster, sorgt nicht dafür, dass wir am Ende beide fallen."

"Es gäbe etwas effektiveres als einen Bericht. Ich wage nur zu bezweifeln, dass ihr mir so weit vertraut. Und dass ich das heute fertigbringen würde.", murmelte er und nahm noch einen Schuck aus dem Becher.
"Wie sieht es mit der Elfe nun aus? Bleibt sie am Leben?"
Er wählte die Bezeichnung 'die Elfe' ganz bewusst um zu suggerieren, dass er nicht unter dem Einfluss Aevnes stand.

Vielleicht funktionierte es. Slava nahm sich wenigstens vor, seine Anordnung zu widerrufen, sie standrechtlich zu exekutieren.
"Nein, besser nicht." Nicht unbedingt, weil er ihm nicht vertraute, vielmehr wollte er verhindern, dass der Elf sah, was in hm gerade los war. "Ich sehe was ich tun kann. Versprechen kann ich nichts. Sie war bei den Terroristen und die haben Menschen getötet. Diese Welt... die Gesellschaft... man ist nicht darauf ausgelegt, Verurteilte lange im Gefängnis zu halten. Meist wird zwischen Tod und Freilassung entschieden und ein breites Spektrum an Verstümmelungen liegt dazwischen. Aber ich werde selbst mit ihr reden, so lange bleibt sie in Gewahrsam... und heute habe ich keine Zeit, sie zu befragen und morgen auch nicht."

"Und ich?", fragte Cyron und drehte den Becher zwischen den Händen. "Bin ich festgesetzt?"

War er das? Slava spielte durch, was er aussagen würde. "Bleibt ein paar Tage, dann lasse ich euch raus."

Cyron wand mit missmutiger Miene den Blick ab.
Was für eine Demütigung.
Vom geistigen Führer eines Ordens zum Häftling.
"Verstehe.", antwortete er zähneknirschend.
Er sah nicht auf. Er versuchte auch seine Wut nicht zu zeigen.
Ob diese Entscheidung Slavas klügste gewesen war, würde einzig die Zukunft zeigen.

"Wer war der Bote?" Wollte er noch wissen.

Er beschrieb den Boten kurz angebunden. Der Name wollte ihm partout nicht einfallen. Dafür war die Beschreibung recht präzise.

Slava nickte, müde, es fiel ihm selbst schwer, all die Fäden in der Hand zu behalten. "Ich sorge dafür, dass ihr alles bekommt, was ihr braucht. Ein Wachmann wird da sein."

Cyron hob den Blick eine Spur, sah ihn kalt an. "Ihr sperrt mich also tatsächlich ein..."

"Nicht lange... nur lange genug um später begründen zu können, dass ihr wieder vertrauenswürdig seid."
Er wusste selbst nicht ob es funktionieren würde, ob man ihm die Geschichte abnahm. Ein Elfe würde immer in Verdacht stehen, andere Elfen befreien zu wollen. Es war dünnes Eis, auch für ihn.

Cyron prostete ihm mit dem Becher zu. "Was hält euch dann noch hier?"
Der Elf war wirklich...sehr...verstimmt. Und sein Blick kalt wie Eis. Wenn man bedachte, dass er sonst immer lächelte ein wirklich gravierender Unterschied.

Was hielt ihn... gute Frage. Nur kurz zuckte ein Mundwinkel. "Wir sprechen Morgen noch einmal."

Cyron wartete stumm ab. Er hatte nichts mehr zu sagen.
Das geschah also, wenn er nicht in der Spur lief, die ihm vorgegeben war.
Nun denn. Er hatte es begriffen.

Slava war müde aber bemüht um Geduld. Er wünschte, Cyron würde besser begreifen wie diese Welt funktionierte. Auch er sagte jedoch nichts mehr, ging einfach.
Er gab noch Anweisungen, das Urteil auszusetzen und Meister Cyron gut zu behandeln, er wäre kein Gefangener sondern nur in Schutzhaft, aber es gelang ihm auch nicht, den Unterschied genau zu erklären.
Er entließ auch noch den Arzt, dann kehrte er zu seiner Wohnung zurück. Es war spät geworden, er rechnete weder damit, dass Jarel auf ihn wartete noch damit, ihn so schnell wieder zu sehen. An diesem Tag hatte er vieles verspielt, da war es auch schon egal, wenn er wenigstens die Schmerzen bekämpfte.
Als er eintrat hatte er eine frische Dose Fisstech bei sich.

<geht dann hier weiter>
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