Hafenviertel | Im Kerker von Nowigrad

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

"Man kennt sich eben." hatte er noch geantwortet, nicht wirklich eine Antwort, aber alles andere wäre zu kompliziert gewesen.
Dann wurde der Hexer entlassen und Slava blieb alleine zurück
Eine ganze Weile blieb er noch sitzen, genoss die Ruhe. Seine Finger trommelten auf das Papier, bis irgendwann der Korporal zu ihm trat.
"Ist alles in Ordnung, Ser?"
Slava nickte, dann nahm er den Haftbefehl, notierte dazu 'aufgehoben' und kritzelte sein Sigel dazu. Er hatte keinen Siegelring, aber derzeit galt seine Unterschrift etwa genauso viel. Er würde definitiv keine Akten vernichten, aber man würde den Hexer aber auch nicht mehr dafür belangen.
Hätte ohnehin auch nicht viel gebracht. Es lagen keine Beweise bei, nur die Aussage dieser Dusica von Roggeven, und das lag ewig zurück. Es war im Grund verjährt, weil unhaltbar. Aber es schadete nie, ein offizielles Schriftstück zu haben, machte die Menschen gefügig, selbst wenn es Hexer waren.
Nun brauchte er nur noch ein paar mehr Leute.
Einen, dessen Eier er tatsächlich kraulte hatte er ja schon. Doch ein paar mehr würden nicht schaden in dieser mittelalterlichen Heldentruppe, die einem Comic zur Ehre gereicht hätte. Seine neuen Wächter der Nacht.
Es war aber auch einfach zu absurd. Werwölfe und Mutantensoldaten. Vampire fehlten noch, aber solche sollte es ja auch geben.
Er drehte den Stift zwischen den Fingern wie er es früher oft gemacht hatte, kreisende Bewegungen einmal um jeden Finger und zurück. Dann stand er auf.
Er fühlte sich nach wie vor nur mittelgut, aber kein Nasenbluten, also war wohl alles in Ordnung und Es gab noch viel zu tun, eine Unterhaltung mit dem Regenten, dann wollte er kurz im Eisvogel vorbeisehen um ein paar Informationen von dem Arzt einzuholen und am frühen Abend war er mit Jarel verabredet.
Zuvor aber winkte er noch ein paar der Offiziere der Wache heran.
"Lasst verbreiten, dass eine Einheit Nilfgarder vor den Toren der Stadt aufgerieben wurden, ehe noch etwas anderes die Runde macht. Und dass die Helfershelfer in der Stadt hatten und dass diese hängen werden. Die Urteile sollen so schnell wie möglich vollstreckt werden, aber nur diese drei, der Mörder soll an einem anderen Tag gerichtet werden. Nur die Verräter, alle drei zusammen. Klar?"
Er erhielt ein bestätigendes Nicken und ein "Verstanden."
Und kurze Zeit später noch die Frage:
"Diese Leute die massakriert wurden, das waren Nilfgarder?"
"Ja."
"Und wer hat sie besiegt?"
"Sagen wir eine Spezialeinheit der Stadt."
Er war nicht sicher, ob ihm die Offiziere ihm glaubten, aber gehorchen würden sie.
Dann machte er sich auf den Weg.

<geht hier weiter>
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ERZÄHLER
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von: Slavas Wohnung
Datum: Mittag bis Abend des 7. August 1278
betrifft: Cyron, andere
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Der Elf, der vor dem seltsam dreinschauenden menschlichen Offizier den Vernehmungsraum betrat lächelte. Mehr als das. Er strahlte so gute Laune aus, dass sie ihm förmlich aus den Poren troff und eine glänzende, glitschige Spur auf dem Boden hinterließ. Die Gestalt an sich war da eher unspektakulär. Zwei Schritt hoch, dürr wie ein Ast, das für Elfen übliche schmale, dreieckige Gesicht, spitze Ohren. Was ihn jedoch Unterschied waren die grauen Augen, so hell dass der Kontrast zur Sklera beinahe fehlte. Und auch die Kleidung war anders als in der Stadt üblich. Hosen aus gebleichtem Leinen, darüber eine knielange, gerade geschnittene Tunika mit schmalem Gürtel wirkte er fast wie ein Druide. Nur…weiß.

„Meine Name ist Aharon. Ihr heißt Aevne, ist das richtig?“, flötete der Elf in angenehm dunkler, irgendwie hypnotischer Stimme und nahm auf dem Stuhl der Elfe gegenüber Platz. Der Offizier stellte sich neben der Tür in Positur. Es wirkte irgendwie, als würde er den Elfen bewachen und nicht die Gefangene. Wohlwollen drückte sein Blick zumindest nicht aus. Misstrauen allenfalls, vielleicht sogar eine Spur Furcht. Nur…wovor? Vor der gefesselten Aevne sicher nicht. Oder doch? „Aevne bedeutet ‚Fluss des Lichts‘, richtig?“ Der Elf sprach sie in der älteren Rede an. Fließend und fast fehlerfrei, jedoch mit einigen Lautverschiebungen und einer hierzulande nicht ganz so üblichen Wortwahl. Vielleicht einfach nur ein Akzent. Aharon bedeutete in der alten Sprache ‚hoher Berg‘, aber auch ‚der Erhabene‘. Groß war er auf jeden Fall nur das ‚erhaben‘ musste sich noch zeigen. „Wie seid ihr in dieses Schlamassel geraten?“, fragte er freundlich und schlug die Beine leicht zur Seite gerichtet übereinander, lehnte sich an die Rückenlehne, legte die Hände im Schoß zusammen und verschränkte die Finger.

Die Elfe hatte die in Ketten geschlagenen Hände in den Schoß gelegt und begegnete dem Neuankömmling mit einem kühlen Blick aus türkisgrünen Augen. Ihr blondes Haar war in eine Unzahl eng am Kopf liegender Zöpfe geflochten und der Eichhörnchenschwanz war in eine handvoll davon eingewoben. Er hing unter dem linken Ohr aus dem Wirrwarr an Zöpfen und lag zum Teil auf der Schulter. Anderen Schmuck trug sie keinen. Man hätte Aevne als schön bezeichnen können, selbst für eine Elfe, wäre da nicht die hässliche Narbe gewesen, die aussah, als hätte ihr jemand eine Mistforke durch das Gesicht gezogen. Mehrere Linien verliefen über Stirn, Nasenrücken und Wange zum Hals. Linien, die störten, aber für hiesige Verhältnisse von einer erstaunlich sauberen Heilung erzählten. Kaum Wülste oder wildes Fleisch. Doch auch mit der Narbe hätte man sie auf den zweiten Blick vielleicht noch schön genannt, aber eher so, wie man Eisblumen am Fenster schön nennt. Ihren Augen und ihrer ganze Ausstrahlung fehlte es an Wärme. "Wieso sollte ich mit dir sprechen, Menschenlakai?", erwiderte sie kühl und ohne auf die Fragen des fremden Elfen einzugehen.

„Ich bin neu in der Gegend.“, erklärte Cyron offenherzig und im Plauderton, unterstrichen von einer öffnenden Handbewegung und einem leicht schräg gelegten Kopf. „Mir wurde erklärt, ihr habt ein schlimmes Verbrechen begangen und ich wüsste gern, ob das stimmt. Und was euch dazu getrieben hat.“ Cyron überlegte, ob er für die Gefangene um etwas zu trinken bitten sollte, aber das Mädchen schien zu schlau um auf diesen Trick reinzufallen. Ohnehin war dies ein anderes Kaliber als die halbe Portion davor. Er überlegte sogar, das Geplänkel einzustellen und sofort die harten Bandagen anzulegen. Trotzdem…er hätte tatsächlich gern mehr über die Hintergründe erfahren. Seine Neugier war nicht nur gespielt, er hätte tatsächlich gern mehr der Zusammenhänge begriffen. Wer weiß, vielleicht hatte er sich ja täuschen lassen und befand sich auf der falschen Seite? Und wenn dem so wäre…was dann?

"Und in welcher Höhle hast du dein bisheriges Leben verbracht, wenn du mich das fragen musst?" Sie klang nicht verächtlich. Überhaupt trug ihre Stimme keinerlei Emotion.

Er lachte leise und melodisch. "Ich würdet mit nicht glauben, wenn ich es euch erzähle.", begann er. "Sagen wir einfach, ihr bekommt die Chance euch zu erklären. Frei bekomme ich euch sicherlich nicht, aber es könnte eine bessere Behandlung für euch heraus springen. Und Erkenntnisse für mich."

Sie betrachtete ihn eine Weile aus diesen Augen, die eigentlich wie Frühling wirken müssten und doch so frostig waren. Sie war misstrauisch, aber wie alle ihrer Art ließ sie nur wenig von dem, was sie empfand nach außen dringen. Aevne war kein Kind mehr, selbst in den Begriffen ihres Volkes nicht mehr jung. Sie hatte zwei Kinder geboren, die beide das Säuglingsalter nicht überlebt hatten und einige Fehlgeburten durchgestanden. Sie wusste, dass ihr Volk ausstarb und konnte nichts anderes mehr tun, als ihre Verzweiflung gegen jene zu richten, die sie vertrieben oder genetisch ausbluteten. Und dieser Elf vor ihr wollte von all dem nichts wissen? Oder wollte er es nur von ihr hören? Aevne war niemand, der heißblütige Reden schwang - sie schwang lieber ihr Schwert. "Die D'hoine kamen einst über das Meer und die Älteren Völker hießen sie willkommen, ließen sie siedeln und halfen ihnen zu überleben. Aber sie leben kurz und vergessen schnell. Schon nach kurzer Zeit fühlten sie sich als die Herren der Länder, die einst von uns bewohnt waren. Verträge wurden geschlossen und gebrochen. Sie begannen uns zu vertreiben und systematisch zu vernichten, es gab Krieg und die Älteren Völker mussten weichen. Die Jungen unter uns verloren ihre Leben und die Alten bringen nur noch wenige Nachkommen hervor. Ich habe sechs Kinder verloren. Die D'hoine vermehren sich dagegen wie die Kaninchen. Wir sterben aus, wir brennen auf ihren Scheiterhaufen und sterben auf ihren Pfählen. Was uns bleibt, ist uns zur Wehr zu setzen. Das tue ich. Zusammen mit meinen Brüdern und Schwestern." Sie sprach weiterhin ohne Farbe und wippte nur gegen Ende kurz mit dem Kinn in seine Richtung. "Und du, was tust du." Es klang eher wie eine Feststellung.

Sechs Kinder… Cyrons Augen füllten sich mit Mitgefühl. Er glaubte das Gesagte, zweifelte keine Sekunde daran. Er hatte seinen ältesten Sohn verloren. Und obwohl er ihn erst gar nicht so lange vorher gefunden hatte, war der Schmerz furchtbar gewesen. Seine Familie war völlig anders als die Elfen hier. Er selber hatte vierzehn neun eigene Kinder, dazu fünf adoptierte und so viele Kindeskinder, dass sie eigene Schulklassen füllten. Einen von ihnen zu verlieren...oder gar sechs… Der Elf schlug die Augen nieder. Wie es ihnen wohl ging? Er würde sie nie…nein. Keine Zeit für so etwas. „Ich versuche herauszufinden, wie ich helfen kann.“ Auch das stimmte. Vor allem, wie er sich selber helfen konnte. Hauptsächlich seinen Enkel zu finden. Die Geschichte der Elfin stimmt mit dem überein, was sein Gastgeber erklärt hatte. Und doch klang es vollkommen anders aus ihrem Munde. „Trotz allem muss ich fragen, wer hinter euch steht und was noch geplant ist.“ seine Stimme klang immer noch sanft, aber es lag ein seltsamer Druck darin. Etwas Hinterhältiges, kaltes.

Sie deutet den Ausdruck ganz richtig und einen Moment verdüsterte sich das ungewöhnlich intensive Türkis ihrer Augen. "Ich brauche kein Mitleid von einem Lakai der D'hoine." Man konnte ihr vieles nehmen, doch niemals ihren Stolz. Aevne verfiel in Schweigen, doch sie blieb aufmerksam wie ein Katze vor dem Loch der Maus. Und lange blieb es genau dabei, auch als das letzte Wort verklungen war. Etwas baute sich auf zwischen diesen beiden Elfen und es ließ den Menschen an der Tür unruhig mit den Füßen scharren. "Wir folgen Deithvirid, der grünen Flamme, die selbst den Tod besiegt.", war das Letzte, was sie zu sagen beschlossen hatte.

„Erzähl mir von Deithvirid.“, bat er sanft und fixierte die türkisen Augen seines Gegenübers. Und da war es. Ein leises Summen zischen Aevnes Ohren, als hätte jemand ein winziges Insekt zwischen ihren Ohren freigelassen, dass nun munter in ihrem Schädel nach etwas suchte. „Erzähl mir alles.“, bat Cyron und die Elfe WOLLTE reden.

Sie wollte, aber sie WUSSTE, dass er dafür sorgte, dass sie wollte und daher erwiderte sie nur mit ihrer kühlen Art den Blick der seltsam farblosen Augen des anderen Elfs. Wieder breitete sich dieses Schweigen aus. Dann plötzlich hatte Cyron das Gefühl jemand nehme ihn an beiden Händen, zupfte leicht und der Raum um sie herum verschwand. Dunkelheit umfing ihn einen Moment lang, dann flammten Sterne in einer Explosion auf und als auch dieser verglommen standen sie plötzlich inmitten der Ruinen von Shaerrawedd. Neben dem Elf stand eine jüngere Version von Aevne, ohne Narben, schön wie der anbrechende Frühling und in einem silbrigen Gewand. "Sei vorsichtig mit den Geistern, die du rufst, Fremder. Sie könnten antworten."

Nun sollte auch Cyron klar sein, dass er sich mit einer Magierin der Aen Seidhe maß. Sein Kopf begann zu schmerzen.

Auch wenn es ihn überraschte, das Gefühl und der scharfe Schmerz zwischen den Schläfen waren ihm nur allzu gut bekannt. Sie hatte IHN gefangen, statt er sie. Sie hatte ihn überrumpelt. Mit einem Fingerschnippen. Er wusste ebenso, dass es ein unrühmliches Ende nehmen konnte, wenn er nun einen Fehler machte. Ein falscher Zug, und er endete als sabberndes Gemüse. Die Gestalt, die Aevne stand war ebenso wie sie eine andere. Ähnlich, zugleich völlig anders. Es war ein Elf, zwei Schritt hoch, dünn, regelrecht dürr und alt. Sehr alt. Uralt. Das schmale lange Gesicht mit den fast eine Elle langen Ohren war zerfurcht von Lachfältchen und unter den hohen Wangenknochen eingefallen. Das war ein Elf. Ja. Aber keine Rasse, die die Aén Seidhe jemals gesehen hatte, zumindest nicht lebendig. Er trug ein schneeweißes, bodenlanges Gewandt mit aufwändigen silbernen Stickereien, magischen Zeichen und dem Bildnis eines springenden Hirsches mit übertreiben verästelten, riesigem Geweih auf dem Rücken. Einzig die grauen Augen waren dieselben. Und das Lächeln. Auch wenn es hier sehr traurig wirkte und irgendwie einsam. Aufmerksam ließ der Elf seinen Blick schweifen und trat an eine der teilweise eingestürzten Säulen heran. Ganz vorsichtig lege er die langen schmalen Finger an eine der weißen Rosen, die die Säule umrankten und wirkten, als würde die Ranke die Säule halten und nicht umgekehrt. Der alte beugte sich zur Rose und sog den Duft tief ein. Wenn auch beide wussten, dass sie sich in Erinnerungen befanden. „Haben die Menschen das zerstört?“, fragte er und betrachtete die Trümmer. Wie prachtvoll war dieser Ort wohl einmal gewesen? Und wie viele waren hier gestorben?

Sie hatte ihn gefangen, statt er sie und nun betrachtete Aevne den fremdartigen Elf mit einer Spur Interesse. Er sah anders aus, eher wie die Elfen aus der Ersten Zeit und er wirkte selbst für einen der Ihren alt. Aevne neigte leicht das Haupt, Respekt bekundend, obwohl sie ihn in der Hand hatte und nicht andersherum. "Shearrawedd ist ein Symbol für den Widerstand gegen die Menschen. Wir haben es selbst zerstört, um zu verhindern, dass sie eine ihrer Städte auf seine Fundamente bauten, wie sie es überall getan haben. Die Jugend unseres Volkes begehrte dagegen auf und zog in die seither letzte offene Schlacht gegen die Menschen. Es endete im Gemetzel von Shearrawedd - die Menschen machten nach ihrem Sieg alles nieder, was ihnen vor die Säbel kam. Männer, Frauen, Kinder. Komm." Sie führte Aharon ins Innere der Ruinen, durch verfallene Arkaden und Bögen bis zu einem Brunnen. Dem Alten stand plötzlich klar das Bild einer überirdisch schönen Elfe vor Augen, die dort bei den weiß und lila Rosen stand und ihn traurig ansah. Das Bild zerfaserte, zerfiel und Feuer schlugen rund um sie auf. Die schöne Elfe saß auf einem edlen Pferd, schwang ein elegantes Schwert und donnerte zwischen den beiden Zuschauern hindurch hinüber in die Vergangenheit. Stimmen brandeten von überall auf. "Aelirenn!", brüllten sie und "Shearrawedd!"

Schlachtenlärm brandete auf, dann war es schlagartig wieder still, der Brunnen wieder trocken - nur der Rosenbusch glitzerte silbrig im Licht.

Der alte Elf betrachtete die Szene voller Faszination mit großen Augen und einen seltsam Jungenhaften Ausdruck im Gesicht, so dass er die Ehrbekundung der jungen Elfe beinahe übersehen hätte. Als Antwort lächelte er mit funkelnden Augen und senkte ebenfalls kurz das Haupt. All die Eindrücke berührten ihn. Vor allem die Nachricht, dass die Elfen abgeschlachtet worden waren. Männer, Frauen, Kinder. Kinder! Trauer schlich sich in die Augen, die auf der einen wie auf der anderen Ebene kontrastarm und grau wirkten. Echte Trauer. In dieser – ihrer – Welt hätte er auch keinerlei Chance gehabt sie zu täuschen.

Wortlos nahm sie seine Hand, ihre Finger warm zwischen seinen. Die Szene änderte sich erneut, zeigte eine blühende Hafenstadt. Die Architektur nach Art der Elfen, wie gewachsen und eins mit der Bucht und den Hügeln. Auf der vorgelagerten Insel stand ein schlanker Leuchtturm, dessen weißer Marmor in der Sonne leuchtete. "Naev'de Gàidhean und Tor Aine.", sprach Aevne mild, fast sehnsüchtig. Die erste Gefühlsregung seit sie miteinander sprachen. Das Bild wandelte sich - Feuer, Schlachtenlärm, Schreie und der Gestank brennender Körper wehte zu ihnen herauf. Dann verschwamm die malerische Stadt und aus den Neun Gärten der Elfen wurde Nowigrad, aus dem Turm des Lichts der Turm des dortigen Tempels. Vielleicht wurde Aharon nun klar, was die Stadt - was vor allem die Tempelinsel - für die Scoia'tael war. Ein Sinnbild für ihre systematische Vernichtung, erbaut auf den Grundfesten ihrer zerstörten Welt. Der Turm musste fallen.

"Darf ich euch auch etwas zeigen?" Der Alte wischte sich mit dem Handrücken über die faltige Wange und lächelte Aevne traurig an.

Der Elf streckte die rechte aus, Handfläche nach oben und zog die Hand dann in einer erhebenden Bewegung hoch. Die Mauern Novigrads verschwanden und stattdessen wuchsen hohe, schlanke Gebäude aus dem Boden. Elegante, verzierte Bögen aus schneeweißem Stein über schmalen Eingängen, gewundene Treppen, so filigran als würden sie schweben. Bunte Mosaikböden, Brunnen mit Kaskaden und Wasserspielen in elegantesten Formen. Goldener Zierrat, Brücken die gegen jeglicher Schwerkraft trotzen. Golden gefasste flammrote Läufer mitten auf offener Straße, schlanke, hohe, immergrüne Bäume, sorgsam gestutzte und mit dem Lineal getrimmte Hecken. Verschlungene Fresken, wehende Banner, schwebende Kristalle die die Wege zu Tag wie zur Nacht beleuchten. Wandelnde Wächter aus schwebenden Steinen, nur angelehnt an ein humanoides aussehen. Feuerschalen und Statuen von Elfen, nein, immer wieder ein bestimmter Elf mit ausladenden Schulterstücken, wehendem Umhang und edelster Kleidung. In den Eingängen farbenfrohe transparente Stoffe in den buntesten Farben. Und überall Elfen. Flanierend, lachend, turtelnd, mit einem der Händler in einem der unzähligen bunt bespannten Planwagen verhandelnd, spielende Kinder mit schwebenden Spielzeugen, magischen Haustieren, große, zahme Wildkatzen mit wie Speckschwarte glänzendem seidenweichem Fell. Kurzum: Prunk und Protz zum Quadrat.

„Die Hauptstadt meiner Heimat.“, erklärte der weißgekleidete warm. Ihnen kam fliegend ein seltsames Wesen entgegen, eine Mischung aus Drache und Schmetterling mit langsam asymmetrisch schlagenden, schillernd bunten Flügeln, dicht gefolgt von einem freudestrahlenden Elfenkind in bunter seidener Kleidung. Der Alte sah dem Kind nach und dann Aevne an. „Silbermond. Mehrfach gefallen und wieder auferstanden. So sieht es in Friedenszeiten aus. Was denkt ihr, besteht die Möglichkeit so etwas für diese Welt zu erreichen? Ohne die Menschen dafür abzuschlachten?“ „Im Übrigen. In dieser Welt war mein Name Garithes, Mylady.“

Sie gab ihm ein wenig Freiheit, zu zeigen, was er zeigen wollte, doch sie blieb auf der Hut. Die Stadt, die wie ein Traumgebilde um sie herum aufwuchs, kam Aevne vor wie aus einem lange vergangenen Zeitalter und der Elf auf der Statue wie aus einem Mythos heraus gelöst. Eine Ballade kam ihr in den Sinn: Lorthe und Liad. Und kaum dachte sie daran, klang die feine Melodie und der melancholische Text durch die Straßen dieser Traumstadt. Aevne betrachtete das Treiben, doch ihr fehlte es inzwischen an Fantasie, an solch eine Stadt in ihrer Heimat noch zu glauben. Nicht so lange es Menschen gab, die es ihnen nicht vergönnten. Leicht schüttelte sie den Kopf und das Bild begann von unten zu brennen und sich aufzurollen, als hätte sie einen Bogen Papier ins Kaminfeuer gehalten. Innerhalb von Sekunden standen sie in einem schwarzen Nichts. Aharon fand sich sehr dicht vor der Elfe und im Fokus der türkisblauen Augen, die fast auf Höhe mit den Seinen waren. "Ich bin Aevne Faoiltiarna und meinen Namen wirst du auf vielen der Verträge finden, die die Menschen gezeichnet und gebrochen haben. Ich habe keine Hoffnung mehr und so wählte ich diesen Weg. Und wenn er mich auf einen Scheiterhaufen führt, so sei es. Und auch du solltest wählen, denn es kommt der Tag, da sie vergessen werden. Und nun, Menschenlakai, verschwinde aus meinem Kopf und behalte deine Finger bei dir." Der Schmerz in den Tiefen von Aharons Kopf wurde wieder stärker, bohrte sich seinen Nacken hinunter und wurde begleitet von einem nervtötenden Geräusch in den Ohren. Als beides unerträglich zu werden drohte, ließ sie ihn los. Eine unmissverständliche Warnung.

Im iIm hier und jetzt sackte der Kopf des Elfen nach vorne, drohte auf die Tischplatte zu knallen. Doch er fing sich, kurz bevor es schmerzhaft werden konnte. Das Surren und Pfeifen war auch so schon schlimm genug. Er riss den Kopf nach oben und die Luft in die Lungen, mit einem verschreckten Staunen in den weit aufgerissenen Augen. „Ich danke euch.“, krächzte Cyron. Der Heiler wusste sehr wohl, was sie mit ihm hätte machen können. Und sabberndes Gemüse wäre hierbei nicht einmal das schlimmste. „Seid ihr sicher, dass ihr es nicht noch einmal mit Verhandlungen versuchen wollt?“, fragte er und verschränkte die Finger auf dem Tisch ineinander. „Ich verstehe eure Verbitterung und ich kennen die früheren Machtverhältnisse nicht, aber ich habe Hoffnung. Der Herr für den ich arbeite sucht den Frieden ebenso. Davon bin ich fest überzeugt.“

Aevne blieb sehr ruhig sitzen, als hätte das Ganze sie keinerlei Kraft gekostet. Ihre Augen zeigten noch immer die kühle Gleichgültigkeit, während sie Aharon dabei zusah, wie dieser seine Sinne zusammen kratzte und sich dann bedankte. "Es liegt nicht mehr in meiner Hand." Zumal sie nicht glaubte, diesen Ort lebend zu verlassen.

Der Elf nickte. Ihm fehlte ohnehin die Kraft für weitere Diskussionen. Er erhob sich, in dem er sich am Tisch hoch stemmte und dabei so sehr schwankte, das der anwesende Leutnant sich bereit machte das Spitzohr aufzukratzen, ob es ihm gefiel oder nicht. Der Elf verbeugte sich, langsam und tief, nicht allein aus Ehrerbietung, sondern weil er bei zu schnellen Bewegungen aufs Fressbrett gestürzt wäre. Er ging gedankenverloren neben der ihm zur Seite gestellten Wache her. "Ich bräuchte eine Pause und eine Mahlzeit.", flötete er, noch immer heiser und erstaunlich blass. "Und seht zu, dass der Dame nichts zustößt, weder von eurer noch von eigener Hand. Wir brauchen sie noch."
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ERZÄHLER
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Datum: Mittag, 7. August 1278
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Was für zwei Tage. Korporal Valjan Novka trat aus der Garnison in die Mittagssonne und nahm den Helm ab. Dienstschluss. Einer der dringend notwendig war. Der gestrige Tag war für einige Kameraden nicht gut ausgegangen und die Nachwehen heute morgen machten wenig Spaß. Man hatte zwar mehr verhindern können, aber zu welchen Preis? Wollten die wirklich seine Leiche stehlen? Lebend befreien, schien ihm nach den Berichten und Erzählungen nicht Ziel der Aktion gewesen zu sein. Es war ein Gemetzel. Der junge Korporal war nicht undankbar, dass er selbst mit seiner Truppe erst später dazu kam. Von seinen Leuten hatte sich nur Ludomir leicht verletzt. Aber warum so viele Leben riskieren? Sich ins Schwert stürzen statt Gefangenschaft. Für was? Ein Begräbnisritual? War das so wichtig? Oder hatte der Halbling noch irgendwas bei sich? Irgendwo verschluckt, irgendwas, was man nicht finden darf? Oder ging es nur darum Stärke zu zeigen? Wurden sie von Nilfgard angeheuert? Oder waren es doch Eigeninteressen? Oder gar diese Terrorhexe? Warum musste es immer komplizierter werden? Valjan atmete hörbar aus und machte einen Schritt zur Seite, als dieser unheimliche Beraterelf eintrat. Er salutierte mechanisch, glaubte aber nicht, dass ihm irgendeine Beachtung geschenkt wurde, als er ihm nach sah.

Zurück im Jetzt nahm er sich vor zuerst den Hunger zu stillen und latschte zu der Garküche der Garnison. Solche Gedanken gehörten eh nicht zu seinen Aufgaben, dafür gab es Vorgesetzte. Er hatte zu funktionieren und der gestrige Vormittag war ebenfalls nicht ohne. So viel Häuser an einem Tag hatte er noch nie durchsucht und einen Hexer verhaftet. Es gab den Spruch, dass zur Stadtwache erst richtig dazu gehört, wenn man mal einen Hexer verhaftet hat. Diesen Erfolg hatte er immerhin nun erledigt, sogar selbst die bereit gehaltenen Dimerithandschellen angelegt, dabei in diese noch seltsameren Augen gesehen und irgendwo gewusst, dass es nicht seine Autorität oder die vier Piken waren, die ihn gefügig gemacht haben. Dann dieses Verhör, der Neue. Immerhin bekam er ihn so mal länger zu sehen und… er gefiel ihm. Oder besser seine Vorgehensweise gefielen ihm. Vielleicht war er die Möglichkeit, um nicht ewig Korporal zu bleiben. Kommandant Olufsen konnte ihn nicht leiden Viel zu schmächtig und würde ihn nie befördern. Aber dieser Sokolov schien nichts dagegen zu haben, wenn man selbst denken konnte.

Während er stoisch einen Löffel nach dem anderen des Schöpfessen des Tages in sich hinein schaufelte, fasste er einen Plan. Er musste mit dem arbeiten, was er hatte und wollte zeigen was er konnte.
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Cyron
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aus einer kleinen unauffälligen Wohnung

Der Wachmann hatte seine liebe Mühe, mit den langen Stelzen des langen Elends mitzuhalten. Der Priester wehte regelrecht durch die Strasser und Gassen wie ein von stürmischem Wind voran getriebenes Blatt.
Als ihn die Nachricht der Maga erreichte, war etwas geschehen. Etwas war umgeschlagen. Unsicherheit in Entschlossenheit. Zweifel in Sicherheit. Er musste Aevne sehen und verhindern, dass man ihr etwas antat.
Und siehe da, er fand den Weg, ohne sich einmal zu verlaufen.
Bevor er vor die Wachen trat, atmete er durch, strich seine Kleidung glatt, hob das Kinn und trat in das Wachhäuschen.
„Ich soll nochmal nach Miss Faoiltiarna sehen.“, behauptete er ohne mit der Wimper zu zucken.
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Jarel Moore
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„Garithes?“
Scheiße. Die Person, die ihm statt der Wache entgegentrat, durfte nicht hier sein. Jarel hatte beide Hände erhoben und zeigte dem Priester die leeren Handflächen. Das Slava hinter der Tür lauerte verriet er jedoch nicht. Er hatte darum gebeten als erstes mit dem Mann zu sprechen, den er schon so lange kannte.
Und der hatte sich ganz offenbar doch verlaufen.
„Dae´draug…“, murrte Cyron und Jarel fuhr augenblicklich zusammen, als wäre er geschlagen worden.
„Bitte lass mich durch, ich muss mit einer Gefangenen reden.“, versuchte der Priester es in einem so freundlichen Ton, dass es nur so triefte. Nur…Slava verstand die Worte nicht. Er hatte die Sprache gewechselt und die Worte waren vollkommen fremd, keiner hiesigen Sprache ähnlich.
„Erst einmal gehen wir raus.“, erklärte Jarel ruhig und sachlich und in der Elfensprache, die auch Slava verstand.
Und spätestens als Cyron wieder antwortete war klar, dass mit ihm etwas nicht stimmte.
Geh aus dem Weg, Schattenwolf, es ist wichtig für mich. Ich will dich nicht zwingen müssen.“
Es war wieder die Sprache, die Slava nicht verstand, aber der drohende Ton und Jarels scharfes einziehen der Luft waren Zeichen genug.

Er war abgelenkt, lange genug. Töten wollte er ihn nicht, aber so wie er sich jetzt benahm war er eine nicht zu unterschätzende Gefahr, und bei einem Elfen würde man nicht lange fackeln... und dann hallte noch in seinem Ohr, der Vorwurf, er trüge Elfenblut. Und er hatt Cyron als Berater hinzugezogen...
...er zögerte nicht lange. Es war dumm, wie sie es in den Filmen machten, erst lange Reden schwingen und dann abdrücken. Er zog zuerst den Abzug durch, erst dann... "Es tut mir leid..." Ob zu Jarel oder Cyron, war nicht klar.
Auf den Wolf kommte er gerade keine Rücksicht nehmen. Allerdings war er wenigstens auf die kurze Distanz ein guter Schütze, ein Schulterdurchschuss riss einen von den Beinen aber tötete nicht.

Er benutzte keinen Schalldämpfer. "Dimerituimhsndschellen." Verlangte er von den Wachen, die herbeigeeilt kamen des Lärmes wegen.
Sie gehorchten und Slava ließ die Waffe sinken. Er stand genauso unter Beobachtung. Er durfte soetwas nicht durchgehen lassen.
"Die Elfenmagierin bekommt einen Schnellprpzess. Hinrichtung so schnell wie möglich. Bringt ihn in einen Verhörraum."
Auch jetzt nickten und salutierten die Wachen. Die Stimme des Agenten war kalt und sein Blick finster. Schnell suchten die Wachen das weite denn auch von 'dem Neuen' ging eine Dunkelheit aus.

Der Elf fiel. Nein, flog regelrecht rückwärts gegen die Wand, als wäre er von einer Kanonenkugel gefällt worden und nicht von einer Mittelkaliberpatrone.
"Schei..." Jarel konnte es nicht glauben, starrte Slava einen Moment an und hechtete dann zu Cyron, nach etwas suchend um die Blutung zu stoppen.
Er wollte seinen Liebsten anschreien. Ihn fragen ob er den Verstand verloren hatte. Aber hier, vor den Wachen, durfte er nicht auffallen.
"Verbandszeug!", fuhr er die Wachen an und presste die Hände auf die Wunde.

Ehe sie dem Ritter der Flammenrose, der einen Elfen versorgen wollte gehorchten, blickten sie Slava an. Der nickte. Erst dann bekam Jarel abgekochte Bandagen.
Er selbst rührte sich allerdings nicht.
"Er wird es überleben. Der Schuss ging durch, weder Lunge noch Herz sind verletzt." Flüsterte er als eben keiner in Hörweite war. Entweder er war hellsichtig oder er hatte den Schuss geübt. Oft, sehr oft.

"Wir brauchen einen Arzt.", zischte Jarel. "Er blutet."
Er sagte nichts weiter zu Slava, aber der Blick, den er ihm zuwarf, sprach Bände. Entsetzen. Blankes Entsetzen.

Slava blieb ruhig, kalt. "Schickt einen Boten zum Eisvogel, lasst Doktor Kostjunari herbringen."
Er wollte ihn nicht im Zellentrakt wissen, nicht in der Nähe dieser Elfenmagierin.
Wieder keine Fragen, die Wachen gehorchten auf's Wort, hoben den Elfen zu sechst hoch, stabilisierten ihn professionell. Auch das hatte ihnen jemand gezeigt. Dann wurde Cyron in einen ruhigen Raum gebracht. Wieder ein Moment in dem sie alleine waren und doch nie unbeobachtet.
Vielleicht mochte man meinen, dass gerade jetzt das Grün seiner Augen unheimlicher funkelte, aber das war vielleicht nur Einbildung. Er war kaltblütig. Er hatte Kameraden an Kontroller verloren, da zögerte man nicht.

Der Ritter sah Slava immer wieder an, starrte regelrecht. Er hatte hier das sagen. Und er hatte das hier angerichtet. Geschossen. Er hatte tatsächlich geschossen. So recht konnte der Schattenläufer das noch immer nicht glauben.

"Folgt den Wachen, Klingenmeister." Antwortete er dagegen ruhig und mit eher gesenkter Stimme. Die Wachen dirigierten sie zu einem abseits gelegenen Verörraum, darin gab es auch eine einfach Pritsche auf die man ihn legte.
"Sorgt dafür, dass Kostjunari hergebeacht wird." , kommadierte Slava wieder. Dann waren die Wachen weg und sie wirkluch alleine. Die Tokarev steckte im Gürtel des Agenten.

Der Schattenläufer war zögernd gefolgt.
Dann trat er an den Spion heran. "Bist du wahnsinnig? Eins überbraten... festsetzen.... aber den Alten gleich über den Haufen schießen?"
Jarels Stimme klang seltsam undeutlich und verwaschen. Obendrein blinzelte er seltsam häufig und atmete hektisch.
Das war mehr als der Schrecken. Das war etwas anderes.

"Ich konnte kein Risiko eingehen, er hätte auch mich täuschen können. Er ist nicht er selbst..." Slava war immer noch bedrohlich ruhig.
"Ich habe schon Kameraden an Kontroller verloren... sie haben sich gegenseitig erschossen... erwürgt... Er hätte nicht gezögert, und dann hätte es kein zurück mehr gegeben. Genug Zeugen, die sehen wie ein Elf einen Ritter attackiert? Wo denkst du hätte das geendet?"

Der Schattenläufer starrte abwechselnd auf Slavas Lippen und in seine Augen. Nur antwortete er nicht.
"Sieh zu, dass der Arzt her kommt.", nuschelte Jarel, wandte sich laut atmend um und presste die Leinenpakete auf Cyrons Wunde. Glatter Durchschuss. Wie es aussah nichts lebenswichtiges. Das war nicht das erste Mal, dass Slava so etwas getan hatte.
Unschön, aber effektiv.

Er entschuldigte sich nicht, nicht noch einmal. Er setzte sich nur an einer Wand auf den Boden, zog dessen Kühle einem Stuhl vor und so konnte er auch den Kopf anlehnen. Er wartete nur. Der Arzt würde kommen und den Elfen zusammennähen, die Wunde versorgen. Es war alles gesagt, er hatte keine große Wahl gehabt. Cyron hätte ihn bemerkt, hätte Jarel seinen Willen aufgezwungen... das war der beste Ausweg gewesen. Und er war müde, wollte nur die Augen schliessen...

Jarel bleib bei Cyron, presste den Verband auf die Wunden, schnaufte dabei, als wäre das anstrengend, sagte aber nichts.

Slava döste sogar etwas weg. Der Schuss hatte Spannung abgebaut und das Tief nach dem Hoch tat den Rest. Allerdings nur für wenige Minuten, dann war er wieder da, öffnete die Augen, blickte Jarel an. "Es war die beste Lösung. Wenn ich einen Elfen schone und dabei ein Ordensmitglied verletzt wird..." doch eine Entschuldigung? Eine Rechtfertigung wenigstens. Nein, da war etwas anderes. Sehr viel leiser gab er es zu. "Ich hatte Angst um dich."

Der Ritter befestigte das Verbandsmaterial und ließ nun doch vom Priester ab, um sich zu ihm umzudrehen.
"Mift.", brummte er, während er seine blutverschmierten Hände betrachtete. Dann ging er zu Slava und kniete sich vor ihm. "Geh es dir guht?", fragte er laut und betrachtete Slava aufmerksam. "Wih lange, bis der Arzt hier ist?"

"Mir geht es gut, wirklich. Ich bin nur müde. Ich schätze es dauert eine Stunde... Cyron wird es überstehen. Ich hoffe... vielleicht hat der Schmerz den Einfluss der Magierin abgebrochen, wenn wir sicher sind ist er wieder frei, ich finde eine Lösung." Er beobachtete Jarel. War er nur wütend wegen des Lärmes oder war es noch etwas anderes?

"Gut?", fragte er und legte den Kopf schräg. Er tippte sich aufs Ohr. "Ich kann dich nicht hören."

"Scheisse..." es war der Lärm gewesen... Fuck. Nun wurde er doch rührseelig... er war mit wenigen Schritten bei Jaren, hielt ihn kurz fest. Ein Knalltrauma war scheisse, witklich... es hatte gedauert, bis er begriff. "Es tut mir wirklich leid." Nur kurz hielt er ihn fest, sie konnten ja jederzeit gestört werden. Wenigstens gab es keine Kameras.

Der Ritter erwiderte die Umarmung, legte kurz seinen Kopf an Slavas Schulter ab. Er lächelte verlegen als sie sich wieder trennten. "Aber dir geht es gut?" Er hatte Slavas Antwort noch immer nicht begriffen. Wie auch. Seine Welt bestand aus einer Mischung aus Rauschen und Fiepen. "Wie lahnge, bis der Arzt kommt?"

Slava nickt nur und sprach nicht mehr, und zeigt eine 1 mit den Fingern. 1 Minute war unplausibel, 1 Tag auch.
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Arvijd Kostjunari
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Von: Eisvogel >> Kerker
Datum: Abend des 8. August 1278 (Gottestag/Sonntag)
betrifft: Wachmann, Cyron, Slava, Jarel
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Ein aufgebrachter Bote hatte ihm am Eisvogel erreicht, oder besser, es waren ihrer zwei. Zwei Wachleute, junge Rekruten. Die schickte man meist für Botengänge, sie konnten noch schneller rennen als die alten denn es war ein Phänomen der Wachen, dass die Männer mit dem Alter träger und behäbiger wurden.
Interessant war in diesem Fall, dass die beiden jungen Männer sich nicht ganz einige waren.
Lediglich darin, DASS es einen Notfall gab, aber nicht welcher Art dieser sei.
Der eine sprach von einer Armbrustverletzung, der andere von Magie.
Wiederum einig waren sie sich, dass es sehr wichtig war weil der Befehl von oberster Stelle kam.
Was auch immer geschehen war, er würde wohl vor Ort Klarheit erlangen. Er packte seine Ausrüstung, das wenige, was er aus Wyzima mitgebracht hatte und was er vor Ort wieder neu erstanden hatte - so zum Beispiel eine große Ledertasche - zusammen und ließ sich zum Ort des Geschehens bringen.

Es ging in den Kerker, irgendwie ein Ort der überall gleich roch. Auch wenn der hier kein kleiner dreckiger Kellerabgang war wie in Wyzima sondern einen gut gesicherten Hof besaß, der den dreckigen Kellerabgang vor den Blick der Einwohner verbarg. Heute jedenfalls führte man ihn in ein ebenerdig gelegenes Zimmer in dem tatsächlich ein Verletzter lag. But war zu riechen und... Jarel war hier und der Mann, den er im Eisvogel getroffen hatte und von dem er mittlerweile wusste, dass er ein hohes Tier unter dem Regenten war. Ein Berater. In welcher Hinsicht, das lag nun auch nahe.
In welcher Verbindung er zu dem Ritter der Flammenrose stand? Darüber dachte der Arzt allerdings nicht nach.
"Was ist passiert?" wollte er nun wissen, blickt vorsorglich mehr Sokolov an.
Die beiden Boten waren draußen geblieben, sie waren alleine in dem Raum, wobei 'alleine' ohnehin sehr viel war, denn sie waren zu viert, mit dem Verwundeten und so groß war der Raum nicht.
"Ich habe auf ihn geschossen. Glatter Durchschuss, dass Projektil ist draußen. 7,62mm übrigens..." die Maßangabe sagte dem Arzt freilich nichts, das war Sokolov wohl klar und er zeigte in etwa die Größe seines kleinen Fingers, legte dann die Waffe auf den Tisch und zeigte noch eine Patrone aus dem Magazin. Sie glich dem was die Reisenden aus Wyzima bei sich hatten. Richtig, er kam von der gleichen Welt. War deren Kommandant gewesen.
Das erklärte nun auch warum sich die Wachen nicht einig waren. Ein so winziges Gerät... hatte wohl viel Lärm gemacht.
Der Arzt kannte allerdings wenigstens das Prinzip dieser Waffen, sie waren den Karabinern seiner Welt ähnlich nur sehr viel kleiner und präziser. Und gehörten in seinen Augen verboten. Man kannte die Waffe leicht verstecken, bei einem Schwert sah man, dass der Mensch bewaffnet war.
"Ich habe durch die Schulter geschossen, Lunge oder andere Lebenswichtige Organe sind nicht betroffen."
Erklärte er weiter, was den Arzt wiederum gegen ihn aufbrachte.
"Seid ihr der Arzt oder bin ich es? Woher zum Abgrund wollt ihr das wissen?"
"Weil wir es für den Einsatz üben, da wo ich herkomme." erklärte der geduldig.
"Warum verdammt, schieß ihr überhaupt?"
"Ihr seid der Arzt, ich der Offizier. versorgt ihn."
Der Arzt schenkte dem Mann noch einen tadelnden Blick, aber er wollte tatsächlich wertvolle Zeit mit Diskussionen verschwenden, dazu war später noch Zeit.
Damit, einem hochrangigen Mitglied der Regierung den Marsch zu blasen hatte er allerdings keine Schwierigkeiten.
"Lasst mich sehen..." er schob auch Jarel zur Seite, sah sich die Wunde an, drehte den Bewusstlosen zur Seite.
Es stimmte, es gab eine Eintritts und eine Austrittswunde.
Er nickte nur. "Lasst mich machen und stört nicht!"

Dann reinigte er die Wunde, versorgte die Wundränder und nähte sie schließlich zu. Es war wirklich ein sauberer Schuss, es war nur Muskelgewebe verletzt, der Wundkanal ging unterhalb den Schulterblattes durch den Großen Brustmuskel, schmerzhaft aber ungefährlich. So ungern er es zugab, dieser 'Offizier' hatte recht. Nur warum er dann überhaupt schießen musste war ihm schleierhaft. So etwas missbilligte er.
"Er wird sich erholen. Nur den Arm sollte er erst einmal nicht benutzen."
Der Arzt blickte auf die beiden, Jarel und den anderen herab wie ein tadelnder Vater auf seine Kinder, schüttelte abermals den Kopf.
"Gibt es weitere Verletzte?"
"Er hat ein Knalltrauma..." Sokolov deutete auf Jarel und dabei wirkte er tatsächlich etwas zerknirscht.
"Habt ihr dagegen auch etwas?"
Arvijd seufzte nur.
"Es sollte in wenigen Stunden von selbst weggehen, wenn nicht, gebt ihm etwas, dass die Durchblutung anregt und einen Entzündugsprozess aufhält. Schickt ihn zu der Alchemistin, wenn es nicht in ein oder zwei Stunden von selbst nachlässt."
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ERZÄHLER
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Korporal Novka kam gerade erst wieder zurück zum Kerker. Die Uniform saß noch etwas schief, als er den Gang entlang schlurfte. Irgendwas war hier passiert, aber solange ihn keiner ansprach, gab es keinen Grund… die beiden neuen Rekruten liefen ihm in die Arme und redeten wild durcheinander. Soviel zu seiner Autorität. Innerlich musste er seufzen, aber die beiden vertrauten ihm mehr als den anderen Vorgesetzten. Erst mit der Zeit wurden sie ruhiger berichteten ein bisschen zusammenhängender. So ganz ergab es noch immer kein Bild. Dennoch entschloss sich Valjan der Sache mal nachzugehen und die Zwei mit einem Wink zu entlassen.

Der kleine Raum war schon gefüllt genug und den Sinn der Geschichte suchte er immer noch, weshalb er sich dekorativ vor der Tür postierte, dann hier war für seinen Geschmack zu wenig Personal anwesend.
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Jarel Moore
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Ebenso dekorativ stand der Ritter der Flammenrose mit etwas mehr als schulterbreit auseinandergestellten Füssen und betont locker an den Seiten herabhängenden Armen an die der Tür gegenüberliegenden Wand gelehnt und versuchte einerseits seine Gedanken zu ordnen und andererseits der Übelkeit und dem Schwindel Herr zu werden.
Die Sache mit dem Knalltrauma war ihm nicht fremd. Seid ihn der Fluch getroffen hatte und er seine Sinne mit dem Untier teilte, war es keine Kunst, seinen Seh- Hör- oder sogar Geruchssinn ins Aus zu katapultieren.
Irokesengranate, Blendgranate, die Faulbomben der Verlassenen…es hatte ihn mehr als einmal erwischt. Nur eine Sache unterschied die jetzige Situation von den damaligen:
Die Anzahl der Lösungen. Ihm stand weder der passende Trank zur Verfügung, noch der magische Heiler, der die Sache mit einem Fingerschnipsten aus der Welt geschafft hätte, denn dieser lag bewusstlos auf einer Liege und wurde gerade zusammengeflickt.
Die Dritte Lösung kam auch nicht in Frage. Dem Schwarzen das Feld zu überlassen und auf die Selbstheilungskräfte des Worgen zu vertrauen war verführerisch. Vielleicht würde er mit Slavas Hilfe sogar wieder zurückfinden.
Aber….und alles was vor einem Aber gesagt wurde… Seine Gedanken begannen sich im Kreis zu drehen.
Nein. Auf keinen Fall. Er würde abwarten. Nur die Sache mit dem ‚schonen‘ und der ‚Ruhe‘ würde schwierig.
Schmunzelnd schloss er die Augen, versuchte gegen die Übelkeit anzuatmen. So eine verfickte Kodokacke.
Ga…Cyron war versorgt. Slava würde sich um die Situation sicher kümmern, dann konnte er sich zurückziehen. Frische Luft würde sicherlich guttun.
Er setze sich in Bewegung, wollte sich am dekorativ herumstehenden Korporal vorbei schieben und rammte dabei unkoordiniert und wenig feinfühlig sowohl Türpfosten als auch die Schulter der Wache, nuschelte eine Entschuldigung und wollte durch den Gang in Richtung Ausgang.
Das Pfeifen und Knattern machte ihn wahnsinnig. Nichts hören war das eine, der Lärm aber löste eine Art Unruhe aus, die leicht in Aggression umschlagen konnte.
Bewegung konnte da gegensteuern. Aber erst einmal an die frische Luft und sich dann waschen. Nochmal Kodokacke…die Wäscherin würde ihm den Hosenboden stramm ziehen.
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Vyacheslav Sokolov
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Als der Korporal - zunächst bemerkte er nicht welcher es war. - auftauchte war die Waffe wieder im Holster unter der Weste verschwunden.
Slava hoffte, dass es schnell genug gewesen war, er hatte nicht bemerkt wann der angekommen war. Die zwar in seiner Zeit veraltete Waffe war hier ein zu starker Anachronismus.
Aber nun schob sich Jarel in Richtung Ausgang, vorbei an eben dem Korporal, der dort Aufstellung bezogen hatte. Gut so.
"Wartet, klingenmeister... verdammt." Er hörte ihn ja nicht.
Er musste ihn gehen lassen. Viel konnte er ja nicht tun... Da fiel ihm wieder etwas ein.
"Doktor, reden wir von Kortison?"
Der Arzt sah ihn einen Kurzen Moment schief an.
"Wenn ihr das meint, was aus der Nebennierenrinde eines Schafes gewonnen wird, dann ja."
Slava glaubte sich zu erinnern, dass dem so war.
"Danke. Könnt ihr bei dem Verletzten bleiben bis er aufwacht und mir dann einen Boten schicken? Ich bezahle euch das volle Honorar dafür."
Der Arzt nickte. Er hatte nicht viel zu tun derzeit und das machte ihn fertig, also warum nicht bleiben.
"Korporal... ah, ihr seid es, Novka. Haltet bitte den Klingenmeister auf, ich fürchte er hört gerade schlecht."
Auch der Ausflug zu seinem Anwesen würde ausfallen. Dafür war der Drang, etwas einzuwerfen nur umso größer. Nur vorher musste er Jarel helfen, er hatte das angerichtet.
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Valjan Novka
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Rumpel. Na gut, als Wache ist man es ja gewohnt, dass man mal angerumpelt wird. Und diese Flammenritter waren schon irgendwie wichtig. Erneut ein innerliches Seufzen, das konnte Valjan echt gut. Es kam ein gemurmeltes Keine Ursache, was aber niemand hörte.

Erst als Slava ihn ansprach, richtete sich der Korporal auf und sah in das Innere der Raumes. Ist das der unheimliche Elf? Und ein… Doktor? Wahrscheinlich. Er nickte zu dem Auftrag und kehrte auf den Absatz um. „Verzeiht Klingenmeister...“Muffelkopp Er kann nicht hören hatte er gesagt. Die Schritte wurden schneller und ihm wurde bewusst, wie groß und massig (und grantig) die Person war, die er da aufhalten sollte. Wird schon schief gehen. Entschlossen ging Valjan an Jarel und schob sich ihn in den Weg. Die Rechte griff behutsam aber bestimmt nach dessen Schulter und er suchte Augenkontakt: Herr, würdet Ihr bitte einen Moment warten?
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Jarel stockte nur kurz. Fasste der Soldat ihn tatsächlich an?
„Ich muss raus, Jüngelchen. Geh mir aus der Sonne.“, knurrte der Ritter düster.
Trotz der schleppenden und undeutlichen Sprache war die Botschaft eindeutig: Finger weg.
Ohne auf den Korporal zu ‚hören‘, verließ der Schattenläufer das Gebäude.
Luft. Frische Luft. Gottseidank.
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