Stadtteil | Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - die Komturei in Nowigrad

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
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Ealco riss den Kopf in die Höhe und drehte diesen wie ein Huhn, dass die Bäuerin mit den Salatresten kommen hört, kaum das die Stimme Jarels erklang. Wenzel reagierte weniger aufgescheucht, blieb nur kurz stehen, ohne den Neuankömmling eines Blickes zu würdigen und fixierte stattdessen de Ardh mit einem Blick, der diesen ebenfalls stoppte - verbal wie körperlich. "Robert, ich bin mir Eurer Sorgen und Eures Anspruchs bewusst und ich werde beides gebührend bei meiner Entscheidung berücksichtigen. Und jetzt entschuldigt mich." Erst jetzt wandte er den Kopf, widmete allerdings als nächstes Ealco einen dieser eigens vom Großmeister gepachteten Blicke. "Ealco, verschieb' mein Gespräch mit dem Bewahrer um eine Kerze." Er hob die Hand, als dieser offenkundig Protest anmelden wollte. "Und alles danach entsprechend. Du machst das schon."
Nun war Jarel an der Reihe, doch die Farbe im Blick des Herrn über die Komturei war in diesem Fall eine Nuance anders. "Klingenmeister.", kurz, aber einladend, dann ging er schon weiter, fest damit rechnend, dass Jarel wie immer auf seinen Kurs einschwenken und einen Halbschritt hinter ihm folgen würde. Kaum außer Hörweite der beiden anderen Männer murmelte Wenzel ein leises, aber deutlich aufatmendes: "Danke."
Sie betraten das Hauptgebäude, Wenzel fing einen der Knappen ab, der unvorsichtigerweise auf dem Weg zum Refektorium war und befahl eine kleine Mahlzeit für ihn und den Klingenmeister in seine Arbeitsräume bringen zu lassen. Der junge Mann machte Kehrt und eilte wieder in die Küche, während Wenzel die Treppe erklomm. Ab und zu blickte er mit leicht gekrauster Stirn zu seinem Begleiter, schwieg aber, bis die schwere Holztür seiner Amtsräume sich hinter ihnen geschlossen hatte.
"Du siehst nicht gut aus." Einmal davon abgesehen, dass die Treppe dem anderen Mann scheinbar mehr abverlangt hatte, als dies normalerweise der Fall sein sollte. Wenzel bohrte nicht weiter, aber er sah, wenn jemand mit den Folgen größeren Blutverlustes zu kämpfen hatte. Es unterschied sich deutlich von einem Kater und was das anging, konnte er bei Jarel ohnehin gleich ausschließen. Was also? Der Ritter vor ihm war, soweit Wenzel wusste, nicht wieder im Feld gewesen. Gerade aus Wyzima zurück und eigentlich mit den Vorbereitungen zu der ihm gestellten Aufgabe betraut. Nachwirkungen der Geschehnisse im Stammort des Ordens also?
Wenzel wies auf die kleine Sitzecke, legte allerdings selbst erst den schweren Wappenrock ab. Ein Luxus, den er sich im Beisein eines ihm vertrauten Ritters für eine kleine Pause leistete.
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Jarel Moore
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„Stets zu Diensten.“ Andere hätten das vielleicht für Frotzelei gehalten, aber Wenzel wusste, sein Klingenmeister meinte das Ernst. Im Fall der Fälle sogar todernst.
Natürlich war der Schattenläufer gefolgt, ganz wie es sich gehörte etwas zurück und mit leicht gesenktem Haupt.
Nicht nur um seine Ergebenheit zu demonstrieren, auch um – und vor allen Dingen deswegen – um zu verbergen, dass er schnaufte wie eine Dampflock.
Von Herrenloh bemerkte es trotzdem. Er kannte ihn einfach zu gut. Schwer ließ Jarel sich auf die Sitzgelegenheit fallen. „Harte Nacht.“, brummte er. So viel zur Vermutung, die Ursache der gesundheitlichen Probleme könnte aus Wyzima stammen.
Durchamtend lehnte er sich zurück und legte die Arme auf der Rückenlehne ab. Dieses Büro war ein sicherer Bereich für Jarel. Er war unter Freunden. Nunja. Eher einem Freund. Einem der mehr von ihm wusste als der Rest des Ordens. Hoffentlich. Und dem er doch nicht alles erzählen durfte.
Er wartete nicht ab, bis der Großkomtur das Wort erhob. Keine Höflichkeiten, kein Geplänkel, er kam direkt zur Sache.
„Der Großmarschall…es ging um Hemmelfart. Was gibt es Neues?“, fragte er frei raus und sein Blick huschte auf der Suche nach etwas seinen Durst zu löschen durch den Raum.
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Wenzel blieb kurz neben Jarel stehen und blickte mit jener Miene auf ihn, die fast schon zwingend eine gehobene Augenbraue erfordert hätte, diese aber niemals auch nur zuckte. Trotzdem hatte man das Gefühl mit genau dieser Braue konfrontiert zu sein. Der Komtur setzte gerade zu einer Erwiderung an, da klopfte es. Anstatt ein Herein zu erbitten, marschierte der Herr über diese Räume selbst zur Tür, öffnete, nahm einen Korb entgegen und schickte den Laienbruder aus der Küche wieder fort.
Ein wenig Zeit, zu überlegen und die richtige Formulierung zu finden. Wenzel machte sich nichts vor - wenn man ihn ausspionieren wollte, dann war es gerade hier besonders leicht. Zumal es in den Räumen des Großkomturs Gänge und Treppen gab, die verborgen in den Wänden nach draußen, in die Kerker und auch in die privaten Gemächer führten. Die Komturei hatte eine bewegte Vergangenheit. Es gab sogar einen verborgenen Erker, um bewusst einen Mithörer zu verbergen. Wenzel widerstand dem Drang, einen Blick zu dem Wandteppich zu werfen, hinter dem der gerade mal mannsgroße Hohlraum versteckt lag.
Statt dessen stellte er den Korb auf den Tisch bei Jarel, ging dann zu einem der Schränke aus fast schwarzem Holz und holte Becher sowie einen Krug Wasser. Dabei fragte er im Plauderton: "Privatvergnügen oder sollte ich etwas wissen?", und überging damit zunächst die an ihn gerichtete Frage den Hemmelfart-Burschen betreffend.
Becher und Krug stellte er ebenfalls auf den Tisch, dann holte er einen halben Laib Brot, eine kleine Kasserole, zwei Teller nebst Löffel und zwei abgedeckte Schalen aus dem Korb. Der kleine Topf enthielt eine ätherisch riechende, cremige Suppe, die Wenzel, ganz als sei er nicht der oberste Ritter eines einflussreichen Ordens, für Jarel und sich in die Teller füllte und aus einer der Schalen je eine Scheibe mit Zwiebel und Käse verbackenem und geröstetem Weißbrot darauf setzte. Die andere Schale enthielt Obst.
Das dunkle Brot zu schneiden, überließ er Jarel und ließ sich in den anderen Sitz fallen. Müde war er mit einem Mal. Nicht körperlich, eher der seit Tagen immer gleichen Fragen und Diskussionen. Und nun fing sein ehemaliger Schüler auch noch an in diese Kerbe zu schlagen. Wenzel griff nach dem Teller.
"Was würdest du mit ihm machen? Ihn wem geben?", fragte er zurück, doch er wartete die Antwort nicht ab. "Vielleicht sollte ich ihn selbst ausbilden, dann bin ich all diese Diskussionen los." Und hatte dafür die doppelte Aufmerksamkeit des Hierarchen sicher - was wollte man mehr?
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Jarel Moore
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Aus nicht ganz so wachen dunklen Augen wie sonst beobachtete Jarel seinen Schwertherrn.
Er hatte seine – nennen wir es Unpässlichkeit – also bemerkt. War ja auch kaum zu überhören.
Im Gegensatz zu Wenzel befürchtete der Klingenmeister nicht ausspioniert zu werden. Zumindest nicht in den hochheiligen Hallen den Großkomturs. Er verließ sich ganz auf die Sinne des Wolfes, vor allem auf sein Gehör. Hoffentlich überschätzte er sich damit nicht.
Der ihm vorgesetzte Ordensherr bewirtete ihn ohne irgendwelche Allüren. Es fühlte sich fast an als wäre er bei einem gleichberechtigten Bruder zum Essen geladen. Doch nur fast, denn selbst in diesem freundschaftlichen Rahmen strahlte von Herrenloh eine Autorität aus, die einem allein durch seine Anwesenheit auf seinen Platz verwies. Etwas, dass der Schattenläufer stets Bewunderung abrang.

„Privatvergnügen.“, log der dunkelhaarige Ritter ohne auch nur eine Spur rot zu werden.
Wenn von Herrenloh erfuhr, was für ein Gemetzel sie angerichtet hatten war es nicht nur mit seinem Vertrauen in ihn vorbei. Kurz huschten die Erinnerungen an die Nacht in seinen Gedanken vorbei. Blut, Tod und Verderben. Und sein Gewissen regte sich nicht. Nach dem wievielten Mord war er eigentlich so abgestumpft? Selbst in seiner Zeit bei den Defias hatte er es verhindern können zu töten. Das war erst später geschehen. Viel später sogar, als ein Spion hinter Ilarions Geheimnis gekommen war. Das Geheimnis, zu dessen Vertuschung er eigens unter dem Deckmantel des Personenschützers angestellt worden war. Wie lange war das nun her? Mehr als dreißig Jahre. Er konnte sich an das Gesicht des Sterbenden noch immer erinnern, als wäre es gestern gewesen. An den Ausdruck in den brechenden Augen, das stumme „O“ auf den Lippen.
Und gestern? Wie viele hatte er überhaupt auf aus dem Leben gerissen gestern? Von der ganzen Nacht hatte sich nur ein einziges Gesicht in seine Erinnerung geprägt. Selbst das hätte er vergessen und verdrängt, hätte er es nicht für den Bruchteil eines Liedschlags für das seines Knappen gehalten.
Seltsam. War das bei den anderen Assassinen auch so? Dass man einfach irgendwann aufhörte zu zählen, ja nicht einmal mehr konkret wahrnahm, was man tat?

Er nahm den Becher dankbar an und trank. Der Durst war noch immer vorherrschend bei seinen körperlichen Bedürfnissen, der Hunger aber auch nicht ohne. Ohne große Hektik schnitt er das Brot in gleichmäßige Scheiben. Die gereichte Suppe war perfekt. Nicht nur geschmacklich, auch für den Elektrolyte- und den Energiehaushalt. Es konnte durchaus ein guter Tag werden.
„Es ging mir bei der Frage nicht darum, wem der Junge unterstellt wird.“
Der Klingenmeister nahm die Schale in die Linke und das Brot in die Rechte und trank – ungeachtet der Etikette – einen großen Schluck Suppe und fuhr erst fort, als dieser seinen Magen angenehm wärmte.
„Es ging mir darum, ob sich hinter dem Erscheinen des Hemmefart Sprosses etwas anderes verbirgt. Ob es da einen Plan gibt, eine Verschwörung, einen Hinterhalt.“
Hungrig wie ein Wolf tat er sich als nächstes am Brot gütlich. Trotz des ernsten Themas schlich sich ein leises Lächeln auf seine Lippen. Essen und Trinken hielt wahrlich Leib und Seele zusammen.
Etikette hin oder her, immerhin kaute er erst auf, bevor er seine Vermutungen äußerte.
„Und wem er unterstellt wird, könnte durchaus essentiell sein. Nimmst du ihn selber, hast du vielleicht einen besseren Einblick auf sein Wirken, aber auch den Hierarchen selbst im Nacken. Gibst du ihm einem anderen Ritter, könnte dir seine eigentliche Absicht entgehen.“
Er nahm einen weiteren großen Schluck Wasser.
„Nenn mich ruhig paranoid, aber das ist doch kein Zufall, dass er ausgerechnet hier landet.“
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Wenzel beobachtete den Mann, der erst aus Bauchgefühl und Notwendigkeit, später aus Sympathie und Augenmaß für sein mitgebrachtes Können heraus sein Schützling und Schildträger gewesen war. Der den Ritterschlag von ihm selbst erhalten und in dessen Händen seither mehr als einmal sein Leben gelegen hatte. Die Zeit und die miteinander durchgestandenen Kämpfe hatten sie zusammengeschweißt, zu Schwertbrüdern und vielleicht sogar Freunden gemacht. Wobei Wenzel diesem Wort eine große Bedeutung beimaß und sich niemals der Illusion hingegeben hatte, ein Mann seines Ranges fände leicht einen wirklich vertrauten Freund. Falsche Freunde sammelte man dabei viel zu leicht ebenfalls mit auf und daher wurde es schnell einsam auf der Spitze dieses Berges.
Jarel betrachtete der Komtur durchaus als einen Vertrauten und gab sich entsprechend offen, doch ganz konnte er nie aus seiner Haut, sodass er selbst jetzt noch sorgsam abwog, was er sagte und was nicht. Währenddessen löffelte er die Suppe, stach hin und wieder von dem Klumpen aus Weißbrot, Zwiebel und Käse ab und biss nebenher in das Brot. Auch er war hungrig. Sein Tag begann üblicherweise ohne Frühstück. Das hatte er zugunsten seines eng gestrickten Terminplanes irgendwann weg rationalisiert und betrachtete es inzwischen als feiertäglichen Luxus, den er sich manchmal gönnte.
"Wieso Seine Heiligkeit ihn ausgerechnet jetzt und zu uns schickt, weiß einzig Er allein.", erwiderte von Herrenloh auf jene kryptische Weise, die bei ihm vieles bedeuten konnte. Von: Finger weg! bis: Ich will es auch wissen, Such! Der kurze Blick, den er über den Rand seines Tellers warf, wies allerdings eher auf Letzteres, denn daraus sprach die Ungnade, die Wenzel befiel, wenn sich ihm etwas nicht zur Gänze erschloss. Er teilte Jarels Paranoia durchaus.
Doch es blieb der einzige Hinweis in dieser Richtung.
"De Ardh will ihn haben und der Hierarch ist ebenfalls der Ansicht, dass Plenius beim Großmarschall gut aufgehoben ist. Ich hab nicht mehr die Geduld für diese Kinder.", gab er statt dessen offen zu. "Gerade diese Sache mit Lebenstein und Nagall. Meinen diese Burschen wirklich, Gräfin von Lebenstein schickt mir ihr fragiles Nesthäkchen kommentarlos? Oder der Bewahrer der Kirche in Lebenstein lässt mich nicht wissen, dass er den Spross für besessen hält? Man möchte sie schütteln, alle beide, dafür dass sie dem jungen Hemmelfart so eine Zielscheibe bieten." Seufzend stellte er seinen Teller ab und lehnte sich zurück. "Gerade weil es so ein Unfug ist, macht es mich misstrauisch. Was ist der Zweck?" Er musterte Jarel eindringlich, der auf ihn heute einen ungewöhnlich entspannten Eindruck machte. Trotz das er sich offenkundig die Nacht um die Ohren geschlagen und sich verwunden lassen hatte.
"Bist du gerade an etwas bestimmten dran?" Damit war klar, dass Wenzel nicht daran glaubte, Tannenfels sei das Ziel dieser Kette an "Zufällen". Dafür war sein lieber Klingenmeister viel zu gut darin, in den richtigen Dreckhäufen zu wühlen und unangenehme Dinge zu Tage zu fördern. Ob nun Privatangelegenheit oder eben nicht.
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Jarel Moore
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Jarel war tatsächlich äußerst ruhig, zufrieden und eins mit sich. Zum Glück ahnte der Mann dem er einen solchen Respekt zollte nicht warum.
Im Gegensatz zu seinem Schwertherrn waren kryptische Nachrichten nicht Jarels Ding. Er war wie er war. Geradeaus und direkt.
„Ich finde heraus auf wen diese Spitze zielt.“, erklärte er ruhig, leerte seine Suppenschüssel und wischte sie mit dem dunklen Brot aus. „Und auch den Zweck. Bis dahin ist er bei De Ardh in meinen Augen am besten aufgehoben.“
Er nahm einen weiteren Schluck Wasser und leerte damit bereits den zweiten Becher.
„Ich bin an etwas dran, ja.“, gab er zu, nahm sich in aller Seelenruhe eine Pflaume und hob die Augen. Er erwiderte Wenzels Blick, ohne zu blinzeln oder sich irritiert zu zeigen. Im Gegenteil war da eine gewisse Kälte, die in den warmen braunen Augen nur selten zu finden war. Wenzel von Herrenloh war einer der wenigen, der diesen Blick kannte. Ein Blick der die Lösung eines Problems versprach. Eine baldige und endgültige.
„Ich werde alles notwendige berichten, sobald ich die Informationen zusammen habe.“, versprach er, lehnte sich zurück und biss herzhaft in die süße Frucht.
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Wenzel nickte nur knapp. De Ardh also - so wie der Hierarch darauf gedrängt hatte, wäre es wohl ohnehin keine kluge Idee gewesen, sich allzu sehr dagegen zu sperren. Auch wenn Wenzel das ungute Gefühl beschlich, damit zwei in ein Geschirr zu spannen, die man besser vor verschiedenen Kutschen beließe. De Ardh war eine Akte für sich, aber damit wollte er Jarel jetzt nicht beeinflussen. Er selbst hatte dem Großmarschall Absolution erteilt und würde somit vorerst nicht hinter dessen Rücken Misstrauen sähen. Vorerst würde es also so werden, wie die Robert und der Hierarch es sich vorstellten. Wenzel nahm sich ebenfalls eine Pflaume, drückte daran herum, bis sich die Hälften teilten und pulte den Stein heraus, bevor er sich eine Hälfte in den Mund schob. Der Großkomtur schluckte und machte eine Handbewegung, als werfe er Jarel etwas zu.
"Gut. Ich verlasse mich auf dich. Du hast freie Hand - wie immer. Aber vergiss bei all dem deinen offiziellen Auftrag nicht.", erinnerte er den Klingenmeister, auch wenn der es beleidigend auffassen könnte. Wenzel war es wichtig, dass die Dinge im Orden äußerlich weiter ihren gewohnten Gang gingen. "Eines noch." Der Komtur erhob sich und ging zu seinem Schreibtisch, bedeutete Jarel, zu ihm zu kommen. Wortlos schlug er eine der Mappen auf, auf deren steifen Lederdeckeln das Wappen des Ordnes prangte. Zuoberst lag ein Bogen Papier, dicht beschrieben mit schnörkelloser Schrift. Jarel erkennte die Hand seines Schwertherrn sofort und auch, dass es sich um eine Abschrift handeln musste, denn schon die ersten Sätze ließen deutlich erkennen, dass es sich um einen Brief von Plenius an den Hierarchen handelte. Das er verschlüsselt gewesen war, erkannte der Klingenmeister ebenfalls, denn sein Herr hatte den Schlüssel auf dem Kopf des Papiers notiert. Sehr einfach, doch effektiv genug.
Wenzel ließ Jarel nicht die Zeit, den ganzen Brief zu lesen. Er faltete das Papier und reichte es dem Klingenmeister. "Ich fürchte, die Zeit drängt.", kommentierte er nur, sah Jarel dabei mit einem seltsamen Blick an. Sorge? Kurz wirkte es, als wollte er noch etwas sagen, dann besann er sich aber und schwieg. Jarel war nicht dumm und in dem, womit Wenzel ihn betraut hatte, äußerst geschickt und effektiv. Er musste Vertrauen haben. Und das hatte er, sonst besäße Jarel nicht die Siegel, derer es bedurfte, um in die tiefsten Archive des Ordens und der Glaubensbruderschaft zu steigen oder Leute wie die Bewahrer zum Reden zu zwingen.
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Jarel wischte sich die Finger an einer Servierte ab. Er erwiderte den Blick mit fester Sicherheit. Noch wusste er nicht, was in diesem Schreiben stand.
Etwas wunderte er sich, dass er das Schreiben mitnehmen sollte, ließ es aber kommentarlos irgendwo in seinem Oberteil verschwinden.
Die Zeit drängte. Und es war etwas in Wenzels Blick, dass ihn aufmerken ließ. Sorge?
Da war noch etwas. Der Schattenläufer mochte es nicht, wenn ein Elekk unausgesprochen im Raum standen. Nein, er hasste es. Zu oft war in seinem Leben schreckliches passiert, weil er geschwiegen hatte. Oder gezögert. Oder beides. Nein. Nicht heute. Nicht einem Freund gegenüber.
Darum blieb er stehen, legte den Kopf schief, kniff die Augen eine Spur zusammen.
„Wenzel. Was?“
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Wenzel begegnete dem durchdringenden Blick Jarels ruhig und es vergingen noch einige Augenblicke, bis er sich durchrang, seine Sorge mit jemandem zu teilen. Das Problem an seinem Posten war einfach, dass man sich Sorgen und Nöte anderer anhörte, Rat und Hilfe gab, und dabei selbst verlernte, die eigenen Sorgen in Worte zu fassen, weil man sie ohnehin für sich behalten und sie irgendwie allein tragen musste. Die Jahre begannen einfach, ihn mürbe zu machen. Die kühle Ruhe in den grauen Augen veränderte sich leicht, als Wenzel durchatmete.
"Es ist eher ein Gefühl. Der Hierarch lässt mich fast täglich antreten und verfolgt mein Tun. Er befragt mich über Dinge, die er nur von mir oder einem der Räte wissen kann." Wenzel seufzte bei dem Gedanken daran, dass einer seiner ranghohen Ritter die Themen aus dem Rat des Ordens brühwarm in den Hierarchenpalast trug. "Jedenfalls habe ich das Gefühl, ich verliere bei ihm an Ansehen." Einmal los getreten, rollte die Lawine und weitere Befürchtungen und Sorgen drückten nach. Wenzel legte eine Hand auf die Schulter des größeren Mannes, seine Finger gruben sich in den Stoff. "Sei auf der Hut bei deinen Unternehmungen, egal ob für mich oder privat. Unter Umständen kann ich dich irgendwann nicht mehr schützen."
Er ließ Jarel los und zog ein paar weitere Papiere aus der Mappe, darunter Protokolle und Wachberichte. Der Klingenmeister würde schnell darauf kommen, aber Wenzel machte es ihm leicht. "Wenn ein Mann, nach dem man fünfzehn Jahre lang Uhr und Kalender stellen kann, seine Gewohnheiten ändert, fällt das nicht nur mir auf." Ein leichtes Kopfschütteln. Die Privatangelegenheiten seiner Ritter versuchte er möglichst unangetastet zu lassen - kaum einer, der nicht irgendwelche Leichen im Keller hatte. Er hob den Blick wieder von der Mappe und betrachtete seinen geschworenen Ritter einen weiteren Herzschlag, bevor er abschloss: "Das der Hierarch einen Getreuen als Knappen schickt, wo er doch scheinbar einen unter uns führenden Rittern hat, der ihm Bericht erstattet, lässt nur einen Schluss zu." Nämlich den, dass es noch immer treue Räte gab, die zu ihm, Wenzel, standen und an die der Mann des Hierarchen bisher nicht heran gekommen war. Und dann waren die unerfahrenen Nachfolger eine gute Quelle. Ihm war nur allzu bewusst, wie geschwätzg diese Kinder manchmal sein konnten, wie sie voreinander prahlten mit Dingen, die niemanden etwas angingen und wie schnell sich etwas verbreitete, was nicht verbreitet werden sollte.
"Wie ich sagte. Kinder." Wenzel wusste, wie wichtig Jarel sein Knappe inzwischen war, dennoch... "Alles muss seinen gewohnten Gang gehen." Mehr als eine Woche konnte er den Burschen nicht aus der Aufmerksamkeit ziehen, dann musste Normalität her.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Der Ritter betrachtete die Berichte.
Und das Auffälligste an der Sache war…er selber, knapp gefolgt von den Auszeiten, die Wesniak sich nahm. Die Sache mit der Wäscherin war auch interessant. Vielleicht konnte er aus den daraus folgenden Informationen einen Vorteil ziehen. Aber in diesem Moment erschien diese Gegebenheit Jarel als zweitrangig.
Der Schwarzhaarige hob den Blick von den Papieren, über die er sich gebeugt hatte und sah Wenzel in die Augen. Dann warf er einen letzten Blick auf die Namen, Orte und Daten und richtete sich auf.
„Auf dem Papier sehe ich interessant aus.“, gab er schief grinsend zu.
„Nur…was ist auffälliger: Ein Mann der sich verändert hat, oder eine Veränderung die verschwindet, sobald man sie näher betrachtet?“
Jetzt plötzlich seine alten Gewohnheiten und die fixen Rituale wieder aufzunehmen würde seine Verfolger mit der Nase darauf stoßen - wie ein Trüffelschwein auf seinen liebsten Pilz – dass die Beobachtung beobachtet wurde.
Und trotzdem, er musste die Position wechseln. In die Offensive. Den Jäger jagen.
Der Schattenläufer sah seinem Schwertherrn direkt in die Augen.
„Ich danke für deine Offenheit.“ Er deutete sogar eine Verbeugung an.
Vielleicht war es an der Zeit, seinem Schwertherrn seinen Dank zu zeigen und nun umgekehrt ihn zu schützen.
„Ich sehe mir das genauer an und erstatte dir Bericht.“, versprach er und wand sich zum Gehen.
„Ach…eine Bitte hätte ich noch.“, erklärte er auf dem halben Weg zur Tür.
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Wenzel strich sich den sauber gestutzten Bart glatt. "Da magst du recht haben.", erwiderte er nachdenklich. Es war, wie es war und Jarel nun gewarnt. Damit hatte er Gelegenheit, sich eine gute Geschichte rund um die Veränderungen zu überlegen, sollte dies notwendig sein. Wenzel beschloss, das nicht weiter zu erörtern. Vorerst. Ein leichtes Nicken quittierte den Dank. Er riskierte viel, doch wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Der Komtur nahm hinter seinem Schreibtisch Platz, als Jarel sich anschickte zu gehen, und sortierte die Papiere säuberlich zusammen. Als die Stimme des Klingenmeisters noch einmal erklang, hob er den Kopf und erwartungsvoll die Brauen.
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