Privatwohnung | Ferneck - das kleine Haus der Heilerin - neben dem der Alchemistin

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
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Ljerka-Ilmatar Veskewi
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Hatte sie etwas falsches erzählt? Jetzt noch anzumerken, dass sie Sie die Höhle gefunden hatte wäre wohl zu viel gewesen. Ihr fiel aber auch gerade nicht die richtige Ausdrucksweise ein um ihm zu erklären, dass nicht er sie in alles reinzog, Sarray fand die Schwierigkeiten auch ganz alleine ohne ihn. Aber darum ging es jetzt nicht.
Es blieb bei einem "Hast du nicht..." und "...es wird alles gut gehen!" an das sie selbst einfach glauben wollte.
Dann ging er und er als sich hinter ihm die Türe schloss seufzte sie.
Sie suchten sich beide merkwürdige Freunde. Im Krieg war alles weniger kompliziert gewesen. Irgendwie.
Vermutlich aber doch und sie hatte es nur verdrängt
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Voli
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Lebenslauf:

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von/nach: Kein direkter Anschluss
Datum: 4. August 1278 - um die Mittagszeit
betrifft: Sarray, Ljerka
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Die letzten Tage waren schwer für den Winter-Vran. Der Arm, der von der Zwergin vor geraumer Zeit wieder eingerenkt wurde, war immer noch nicht wieder funktionstüchtig. Die Muskeln fühlten sich mittlerweile steif an und stachen wie Messerstiche bei jeder noch so kleinen Bewegung, was dazu führte, dass er jede Bewegung konsequent zu vermeiden versuchte, was nicht so leicht war. Er brauchte den Arm für fast alle Tätigkeiten. Anfänglich biss er ob des Schmerzes die Kiefer fest zusammen und ertrug ihn, doch binnen weniger Tage wurde es so schlimm, dass er nicht mal mehr etwas fest greifen konnte. Vielleicht gerade weil er ihn nicht geschont hatte.

Es half nichts - er brauchte Hilfe und auch wenn es ihm nicht passte, wusste er nur von zwei Personen, die ihm helfen konnten. Die beiden Heiler, mit denen er es sich wohl gehörig verscherzt hatte: die laute Zwergin und die grimmige Menschenfrau. Verdrossen erinnerte er sich an den Tag zurück, an dem er ihnen begegnete. Er wünschte sich, dass alles anders verlaufen wäre, denn die beiden wären sehr nützliche Verbündete gewesen, aber Volis Temperament hatte diese Beziehung, wie so viele andere zuvor, einfach wie ein wildgewordenes Tier in der Luft zerrissen und sein Stolz verbot ihm, dafür um Verzeihung zu bitten. Sein Stolz wurde über die letzten paar Tage aber deutlich kleinlauter und empfand ein Besuch bei der Zwergenheilerin mittlerweile auch nicht mehr als eine so schlechte Idee. Voli müsse sich ja nicht entschuldigen. Der Besuch könnte ja auch gänzlich geschäftlicher Natur sein. Doch was, wenn sie keine Geschäfte mit ihm machen wollte? Ihre Worte, so schrill geschrien, dass es sogar einer Banshee imponieren würde, echoten immer noch in seinem Kopf: “GEH MIR AUS DEN AUGEN!”
Vielleicht war es gut, doch eine Entschuldigung in der Hinterpranke zu haben, wenn man keine Geschäfte mit ihm machen wollte.

Voli nahm nur das Nötigste mit und ließ seine Waffen im Lager zurück. Münzen besaß er keine mehr, aber er besaß ein Fuchsfell und in zwei Schlingfallen, die er in der Umgebung aufgebaut hatte, fanden sich Kaninchen. Er hätte letztere gerne selbst gefressen, aber vielleicht konnte er damit handeln oder zumindest seine Schuld bei der Bruxa begleichen, sofern diese noch da war. Er hoffte nicht.

Zur Mittagszeit erreichte er das Haus der Heilerin; der Ort, an dem das Unheil vor ungefähr vier Tagen seinen Anfang nahm. Zugegeben, er hätte die Nacht bevorzugt, gerade weil er sich wieder so nahe an die Stadtmauern Novigrads heran wagen musste, aber in tiefschwarzer Nacht an die Tür der Heilerin zu hämmern und sie aus dem Bett zu scheuchen, sorgte wahrscheinlich für eine Grundstimmung, die seine Chancen auf Hilfe noch verschlechtern würden. Außerdem hatte er Glück mit dem Wetter. Es war ein derart brütend heißer Sommertag, dass jeder Mensch im Umkreis nicht nur leicht zu riechen war, sondern es auch meist vermied, den Schutz der kühlen Schatten zu verlassen. Voli machte die Hitze nicht viel aus. Im Gegenteil, er fühlte sich so aufgewärmt nur noch lebendiger.

Am Haus angekommen stand der Vran nur wie ein idiot vor der kleinen Eingangstür, mit zwei toten Kaninchen und einem Fuchsfell am Gürtel. Er zögerte lange. Hatte sich die ganze Zeit über gefragt, was er denn überhaupt sagen sollte, abhängig davon, wer ihm denn aufmachen würde. Was er tun würde, wenn niemand aufmachte oder was, wenn die Heilerin gerade einen Patienten hatte. Was, wenn er zu lange wartete und ein potentieller Patient würde in einem ungünstigen Moment hinter ihm den ansteigenden Pfad zum Häuschen erklimmen und ihn sehen? Was, wenn er oder sie schrie und die Wache rief? Was, wenn die Zwergin oder die Menschenfrau die Wache rief? Voli drehte den Kopf über seine Schulter und blickte hinter sich, dann wieder zur Tür. Züngelte an der Luft.
Der Geruch der Bruxxa war kaum noch da, was wahrscheinlich bedeutete, dass sie weitergezogen ist. Immerhin etwas Gutes.

Kurz sann der Vran darüber nach, sich um das Haus zu pirschen und durch die Fenster zu blicken, doch nachdem was beim letzten Mal darauf folgte, entschied er sich doch dagegen. Er hob stattdessen den gesunden Arm und klopfte, einmal, zweimal, dreimal fest an das Holz der Tür und ging einen großzügigen Schritt zurück, sodass die Zwergin, sollte sie öffnen, nicht mit einer Wand aus grünen Schuppen konfrontiert wurde. Er wartete.
Zuletzt geändert von Voli am Donnerstag 17. November 2022, 07:59, insgesamt 1-mal geändert.
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Sarray Cestay
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„Komme schoooon!“
Die Stimme der Zwergin. Und sie war definitiv guter Laune.
Ein Riegel schabte, die Tür wurde geöffnet. Der Blondschopf der Zwergin tauchte im Türspalt auf.
Sarray hatte Kundschaft erwartet. Sie sah nach draußen und erblickte…einen schuppigen, nach hinten mit einem kräftigen Schweif bewährten Schritt. Hektisch riss sie den Blick hoch, erbleichte, quiekte erschrocken auf….
…und schlug Voli die Tür vor der Nase zu.
Man hörte die Zwergin fluchen, durch das kleine Zimmer rennen, etwas metallisch klingendes, dann kam sie zurück zur Tür. Lehnte sich schwer atmend mit der freien Hand an das schwere, dunkle Holz.
Das kleine Wesen hatte Angst. An der geprellten Schulter hatte sie tagelang zu Knacken gehabt und zur Krönung hatte sie die Bruxa verlassen und ihr das Herz gebrochen.
Die Hilflosigkeit, als er sie wie eine Rupfenpuppe weggeworfen hatte – wie Abfall, wie einen abgenagten Apfelgriebsch – hatte sie nachdenklich werden lassen.
Und jetzt stand er da. Vor ihrer Tür. Und sie war allein. Verdammt.
Die Tür würde den Vran nicht davon abhalten sie zu fressen. Nicht auf Dauer. Sollte sie um Hilfe rufen? Aber er stand draußen, und wartete. Ganz artig.

Die Tür wurde wieder einen Spalt geöffnet. Und durch diesen Spalt sah ein paar große wasserblaue Augen zum Vran auf.
„Was willst du?", zischte die Zwergin.
Sie tat ganz taff. Stark. Unnahbar. Aber die Echsensinne verrieten es ihm deutlich:
Die Zwergin hatte Angst. Vor ihm.
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Voli
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Dumpf durch das Holz erklang die Stimme der Zwergin, kein Zweifel. In Voli spannte sich innerlich alles, so als müsse er gleich einen Kampf auf Leben und Tod ausfechten. Nein, dies war sogar schlimmer. In einem richtigen Kampf hatte er Erfahrung und war merklich ruhiger und gefasster als jetzt. Soziale Interaktionen, zumindest die in denen Einschüchterung nicht das Mittel der Wahl war, machten ihn nervös; sie waren kompliziert und vielschichtig, während sich ein Kampf meist dadurch lösen ließ, dass man nur fest genug zubiss.

Die Tür öffnete sich einen Spalt, die blauen Augen der Zwergin trafen die orangefarbenen des Vrans für einen unangenehm lang gezogenen Moment, in welchem beiden Anwesenden die Worte im Hals stecken blieben. In diesem einen Moment wünschte sich Voli lächeln zu können wie ein Mensch; wahrscheinlich war die Tatsache, dass für Vran das Zeigen der Zähne eine Drohgebärde war, einer der Gründe ihrer Abschiebung und Ausrottung.

Bevor ein Wort schließlich doch seine zugeschnürte Kehle verlassen konnte, quiekte die blonde Zwergin wie ein Ferkel und knallte ihm die Tür wieder vor der Nase zu. Voli schluckte die Worte wieder herunter und stand nur dort wie bestellt und nicht abgeholt. Er hatte nicht erwartet, dass man ihn nach den vergangenen Ereignissen mögen würde, aber er hatte zumindest die Hoffnung, auf eine Gelegenheit sich zu erklären. Er entschied sich noch einen Moment zu warten und hatte Glück, die Tür öffnete sich erneut, jedoch nur so weit, dass gerade mal zwei Drittel des Gesichts und die Schulter der Zwergin sichtbar waren. Ein dummer Gedanke ließ kurz zu, dass sich seine Lippen hoben und zackige Zähne aufblitzten, doch die Vorstellung, wie grausig sein Anblick für die Zwergin sein musste, brachte die schuppigen Lippen wieder zu Fall wie einen schweren Vorhang, was hoffentlich schlimmeres verhinderte.

“Der Arm”, entgegnete Voli auf die gezischte Frage und nickte zu seiner rechten Schulter. Die Zwergin klang wie eine Schlange, die man in die Enge getrieben hatte. Volis Zunge schmeckte die Luft und roch ihren Schweiß; sie hatte Angst vor ihm und war sichtlich nervös. Würde die Frau über seine Sinne verfügen, würde sie vielleicht merken, dass Voli auch etwas Angst hatte.

“Er tut sehr weh.” Ergänzte der Vran die Selbstdiagnose und zischte vor Schmerz, als er ihr seine Aussage noch mit dem Versuch, den Arm anzuheben, unterstrich, was nur mühselig und unter Schmerzen möglich war. “Du bissst eine Heilerin. Ich will dich bezahlen.” Er löste die Kaninchen von seinem Gürtel und hielt ihr die Tiere entgegen. “Und ein Fuchsfell. Und… was auch immer du noch willst.” Besorgt blickte er hinter sich und beobachtete den Pfad und die Wege zwischen den angrenzenden Häusern. Es war wirklich nur eine Frage der Zeit, bis irgendwer ihn hier sehen würde. “Kann ich reinkommen? Ich tu dir nichts.” Wieder wünschte er sich, dass er lächeln könnte.
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Sarray Cestay
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Was war denn DAS?
Wollte er sie fressen, oder lächelte er? War DAS ein Lächeln? Jungejungejunge… Wenn das wirklich ein Lächeln war, würde der Vran unter den Humanoiden nur dann Freunde finden, wenn diese Blind waren. Geruchsblind am besten auch.
Und dann erwähnte er seine Schulter. Und Schmerzen.
Sarrays Augen wurde noch größer als ohnehin schon.
Die Echse hatte sie benutzt, verletzt – vor allem ihren Stolz – sie weggeworfen und beschimpft.
Und jetzt wollte er ihre Hilfe.
Einen Moment durchfuhr sie der Impuls, den Vran mit dem hinter dem Rücken verborgen gehaltenem Schüreisen eins überzuziehen. Aber erstens würde der wahrscheinlich nicht einmal zucken. Und zweitens: Sie war Heilerin.
Und wenn jemand hilfesuchend zu ihr kam, würde Sie ihn nicht abweisen. Auf dem Felde nicht. Und hier auch nicht.
Rein lass ich dich nicht.“, murrte sie, nachdem sie ihn lange genug angestarrt hatte.
Hinterm Haus, beim Brunnen. Geh vor. Ich hol meine Sachen und komme nach.“
Und schon war die Tür wieder zu. Drinnen war viel zu viel Glas auf viel zu wenig Platz verteilt. Zumindest für einen Vran zu wenig Platz.
Es dauerte einige Minuten, bis auch die Zwergin hinter dem Haus auftauchte, über der Schulter die Tasche mit den unzähligen Fächern, unter dem Arm ein Hocker, in der Freien Hand ein wahres Gewirr von Lederschnüren und Bändern.
„Die Schulter also?“, fragte, sie, immer noch angespannt aber schon wesentlich versöhnlicher als das erste Quietschen an der Tür.
„Dann mach dich mal klein.“ Sie setzte den Hocker vor ihm ab. Das Möbel war für einen Vran ohnehin zu klein und würde eher der Zwergin dazu helfen, überall heran zu kommen.
Mit hoch erhobenem Haupt wartete sie darauf, dass er gehorchte.
Dass ihr das Hemdchen unter dem Lederwams vor Angstschweiß am Rücken klebte, würde sie nie zugeben.
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Voli
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Voli fiel ein Stein vom Herzen, als die Zwergin sich schließlich doch bereit erklärte, ihm zu helfen. Ihr Gebären und dieser sauertöpfische Ausdruck auf ihrem Gesicht ließen anderes vermuten, aber Voli war vielleicht auch nicht sehr gut darin, aus der Physiognomie von Anderlingen zu lesen. Das Einzige, auf das er sich immer verlassen konnte, war sein Geruchssinn.

Mit einem Nicken und einem Schnauben gab er seine Zustimmung. Er störte sich nicht daran, dass er nicht ins Haus durfte, als wäre er ein schlecht dressierter Hund. Man lud ihn selten in Häuser ein, sondern bevorzugte es, sich draußen mit ihm zu treffen. Am besten an Orten, die einem erlaubten, in jede Himmelsrichtung, wenn notwendig, die Flucht zu ergreifen. Voli stapfte auf den Hinterhof. Hier war ihr erstes Aufeinandertreffen, als die Zwergin ihn mitten in der Nacht dabei erwischte, wie er seinen Kopf durch das kleine Fenster schob auf der Suche nach einer Frau, die nach Vergissmeinnicht und Patchouli duftete.

Als die Zwergin wiederkam und ihm befahl, sich klein zu machen, gehorchte er und setzte sich ohne Widerworte mit langsamen, bedachten Bewegungen auf den Boden, den dicken Schweif um sich geschlungen und über seine Oberschenkel drapiert. Mit einem Auge beobachtete er die blonde Frau aufmerksam bei ihrem Tun. Inspizierte die Gegenstände, welche sie aus der großen Tasche hervor zauberte und züngelte dabei unablässig an der Luft in der Hoffnung, diese würde ihm mehr verraten als seine Augen. Er war nervös, weil er einem Wesen vertrauen musste, dass er nicht gut kannte und welches gute Gründe besaß, ihn nicht zu mögen. Welches hinter seinem Rücken einfach ein Messer aus der Tasche ziehen konnte, um ihn damit zu verletzen. Er glaubte nicht wirklich daran und die Frau roch darüber hinaus so sehr nach Angst, dass sie wahrscheinlich sofort die Flucht ergreifen würde, wenn er auch nur nieste, aber Gewissheit hatte er nicht? “Am Tag, an dem wir uns trennten, war sie bessser. Seitdem wurde sie mit jedem Tag schlechter. Muskeln tun weh. Wie ein Messser im Fleisch.” Erklärte er.

Er ließ den Blick über den Hinterhof schweifen, züngelte an der Luft und drehte dann den Kopf zur Zwergin, die gerade seine Schulter inspizierte. “Wo sind die anderen?” Langeweile und Smalltalk war nicht der Auslöser seines Interesses; Bruxa und die Menschenfrau waren gefährlich. Auf dem Berg hatte Voli deutlich gesehen, dass Ljerka bewaffnet war und das Gebären eines Kriegers an den Tag legte, aber vielleicht kam die Frage auch wie aufrichtiges Interesse rüber. Voli wusste natürlich nicht, dass er bei der Bruxa einen wunden Punkt traf.
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Sarray Cestay
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„Ljerka ist mit dem Ritter unterwegs.“, log sie frech weg und ohne Scham.
Wenn er irgendetwas hinterhältiges vor hatte sollte er ruhig denken, Verstärkung war im Anmarsch.
„Die müssten jeden Moment zurück sein.“, erst zögerlich, doch von Moment zu Moment routinierter begann sie ihn zu untersuche, drückte hier, zog dort.
Nach Minuten blanker Tortour für den Vran seufzte die Zwergin.
„Hatte ich nicht gesagt scho-nen?“
Das sah übel aus. Das Misstrauen der Zwergin schlug langsam – SEHR langsam – in Mitgefühl um.
„Du hast einen Riss in der Schulterkapsel. Einblutungen im Gelenk und eine echt fiese Entzündung im Schleimbeutel. Wundert mich, dass du den Arm überhaupt noch bewegen kannst.
Die kleine Heilerin kletterte vom Hocker, rückte ihn zu Recht und nahm Platz.
„Ich kann dir eine Salbe geben und etwas gegen die Schmerzen.“ Die Beine der Mini-Blondine baumelten knapp über dem Boden. „Aber wenn du die Schulter nicht schonst, wird sie sehr bald vollkommen steif. Und wenn die Entzündung abgeklungen und die Kapsel verheilt ist, werden wir gaaaanz vorsichtig mit Übungen anfangen. Das heißt regelmäßige Behandlungen. Durch mich oder einen anderen Heiler. Und das über Wochen. Oder du suchst einen magisch Begabten Heiler auf. Oder einen Magier. Aber das wird echt teuer.“
Sie kramte eine Phiole hervor. „Tja…und das hier ist ein Schmerzmittel für Humanoide. Ich hab keine Ahnung, ob es auch bei einer Riesenechse funktioniert. Das Risiko, dass es nicht so wirkt wie es soll ist recht hoch.“

Eine Echse. Sie behandelte gerade eine – relativ – intelligente Echse. In ihrer Brust kämpften zwei Seelen. Die eine, die Voli nur zu gern als Versuchskaninchen für die von Ljerka gefertigten Medikamente nutzen wollte und die Heilerin, die um die Gesundheit ihres Gegenübers besorgt war.
Wer wohl obsiegen würde?
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Voli
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Voli wollte seine Bedenken äußern, dass wohl ein Ritter sich auf dem Weg zu diesem Haus befand und es daher für ihn keine gute Idee war, hier zu sein. Doch er bekam wegen des plötzlich auftretenden Schmerzes die Kiefer nicht mehr auseinander. Zischte und knurrte nur kehlig, während die Zwergin ihrer Arbeit nachging und ihn, so schien es, unter dem Deckmantel der Professionalität folterte. Auf den Tadel reagierte er vorerst nicht, genauso auf die Diagnose. Er musste erstmal wieder zu Atem kommen. “Schonen… über Wochen?” Fragte er und blickte die Zwergin fast schon herausfordernd an, so als könnte er durch Feilschen einen besseren Handel erzielen. Doch das Gesicht der Zwergin machte schnell klar, dass es hier keinen Verhandlungsspielraum gab. Das wäre auch absurd - er tauschte hier schließlich keine Felle gegen Trockenfleisch. Kapitulierend schrumpfte der Vran in sich zusammen. “Ich brauche den Arm. Ich muss Jagen. Geld für Unterkunft und Nahrung verdienen, bevor der Winter zu kalt wird.” erklärte er, ohne wirklich zu glauben, dass es die Zwergin interessierte. Er wusste selbst nicht so recht, warum; war auch für gewöhnlich nicht der Typ, der sich über sein Los beschwerte.

Der Vran schnaubte verächtlich und blies damit das Trübsal fort. Richtete sich in seiner sitzenden Position auf, sodass er wieder wie der stolze Krieger-Vran aussah, den nichts erschütterte, nicht mal das Schicksal. Am Ende hatte er eh keine Wahl, denn das Rad webte wie es wollte. Er hielt der Zwergin die Pranke des gesunden Arms hin, dass sie ihm die Phiole reichen konnte. Er wollte sie ihr nicht einfach wegnehmen, so viel Angst wie die Frau versprühte. “Nenn deinen Preis, Heilerin Sssarray” Sagte er schicksalsergeben. Er glaubte kaum, dass ein Fuchsfell und zwei Kaninchen ausreichten. Darüber hinaus hatte er nicht wirklich die Option, eine zweite Meinung einzuholen oder einen anderen Heiler aufzusuchen und wahrscheinlich war der Zwergin dieser Umstand auch bewusst. Erlaubte ihr, einen nahezu absurden Betrag für ihre Dienste zu verlangen.
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Sarray Cestay
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Die Zwergin musterte den Vran, reichte ihm die Phiole am langen Arm, zog den Hocker hinter sich und nahm Platz.
Die Mini- Blondine machte schon einen ruhigeren Eindruck als am Anfang der Untersuchung, doch Angst hatte sie noch immer. Doch sie war auch nachdenklich. Die Echse war Jäger, lebe von dieser Fähigkeit. Was bedeutete es also, wenn er das nicht konnte?
„Ich hab keine Ahnung wie schnell ein Vran heilt. Bei einem Menschen würde ich locker vier bis fünf Wochen Ruhe empfehlen und dann langsamen Muskelaufbau und Übungen. Ich kann dir eine Schlinge knüpfen, in die du deinen Arm legen kannst. Das entlastet und sorgt dafür, dass es nicht schlimmer wird. Schonen musst du dich trotzdem.“
Sie legte den Kopf schräg und betrachtete den großen, tapferen Krieger.
„Was passiert, wenn du nicht jagen kannst und kein Geld verdienst?“, fragte sie frei raus.
Eine Echse im Winter. Die Frage nach dem Winterschlaf hatte er beantwortet, indem er sie anbrüllte.
Wäre das Gespräch anders verlaufen wäre sie ein gutes Stück weiter mit ihrem Wissen. Oder auch nicht.
„Du bist Kaltblüter, oder? Wenn du den Winter draußen verbringst, überlebst du das? Und komm nicht auf die Idee mich wieder anzubrüllen. Kann sein, dass von diesem Gespräch hier deine Zukunft abhängt.“
Ein komisches Gefühl. Dort der riesige starke Krieger, vor ihm eine Frau, nicht einmal halb so groß und weniger als ein viertel so schwer.
Saß sie trotz allem gerade am längeren Hebel? Konnte das wirklich sein? So recht glaubte sie nicht daran. Sie verschätze sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf irgendeine Weise.
Die Frage nach der Bezahlung überhörte sie allerdings mit voller Absicht.
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Voli
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Nachdenklich schweifte sein Blick erst zum verletzten Arm und dann zur Zwergin. Immerhin schien diese sich in seiner Gegenwart etwas mehr zu entspannen, wobei es ihn auch selten wirklich kümmerte, wie wohl sich jemand in seiner Gegenwart fühlte. Er war es gewohnt, dass sich so gut wie nie jemand in seiner Gegenwart wohl und sicher fühlte. Wenn es anders wäre, würde er sich dadurch vielleicht sogar unwohl fühlen.

Vier bis fünf Wochen waren eine sehr lange Zeit. Er würde es schaffen, in der Zeit nicht zu verhungern, war er doch momentan wohlgenährt und ein Monat mit nur wenig Nahrung würde er wohl gut überstehen. Eher sorgte er sich darum, dass er kaum Geld verdienen würde. “Vran haben kaltes Blut. Wenn es kalt wird, werden wir träge und langsam. Im Winter ist dies besonders schlimm. Ich habe bisher nur einen Winter alleine ohne Unterkunft verbracht. Das war sehr schwer.” Voli blickte unvermittelt nach Süden, bevor er weitersprach. “Ich verbringe die kältesten Monate des Jahres im Stall von einem Schafhirten. Die meiste Zeit davon schlafe ich und fresse kaum.” Erklärte er. “Der Schafhirte will dafür Geld haben” Und das nicht wenig. Jedes Jahr erhöhte er die Preise, wohl wissend, dass Voli aus der Not heraus bezahlen würde, um nicht das Risiko einzugehen, sich auf einen Fremden einzulassen. “Ich verdiene mein Geld meissst mit der Jagd, dem Verkauf von Fellen. Ich arbeite auch für Menschen als Beschützer und Führer. Manchmal auch als Monsterjäger. Aber für Menschen arbeiten issst selten.” und seine Fähigkeiten waren darüber hinaus auch noch sehr begrenzt. Winter-Vran waren von der Natur dazu gemacht zu töten und zu kämpfen und eigneten sich eher schlecht als Buchführer oder Haushaltshilfen.

Der letzte Kommentar der Zwergin sorgte dafür, dass Voli sie für einen langgezogenen Moment nur fragend anstarrte, so als wüsste er nicht, was sie damit meinte. Er erinnerte sich dunkel daran, dass er sie angefaucht hatte, als sie ihn mit Fragen löcherte in der Nacht vor ein paar Tagen. Zugegeben, wenn er so darüber nachdachte, war sie nach diesem Zwischenfall verblüffend wortkarg; dabei hatte er sie zuvor grob gepackt, entführt und versehentlich zur Bewusstlosigkeit gebracht, doch es war dieser Zwischenfall nach dem Fragensturm, der sie plötzlich sehr reserviert und kühl ihm gegenüber werden ließ. “Es…” er wendete den Blick ab und blickte erst auf seine Füße, dann auf das Haus der Heilerin, so als suche er dort irgendwas Interessantes. “Ich… habe dich schlecht behandelt, Heiler Sssarray” sagte er lediglich und verstummte dann. Das war wohl alles an einer Entschuldigung, was er zu Stande brachte.
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Sarray Cestay
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Sarray seufzte.
Sie hatte schon sturztrunkene Zwerge mit besseren Manieren getroffen als diese Echse.
Aber auf seine Art gab er sich Mühe. Irgendwie. Oder?
„Ich kann versuchen eine Unterkunft für dich zu finden. Garantieren kann ich aber nix.
Also…Schlinge oder nicht?“

Noch immer kein Wort in Sachen Bezahlung.
Stattdessen ging sie in Gedanken die Möglichkeiten durch, die Echse halbwegs warm unterzubringen.
Gab es da nicht ein verlassenes Anwesen ein paar Tage von der Stadtgrenze entfernt? Angeblich verwunschen, aber die Zwergin rechnete nicht damit, dass Voli das stören würde. Mit einem Monster würde er sicher fertig, schließlich hatte er eine Bruxa - ‚ihre‘ Bruxa -schwer verletzt.
Zu weit weg vielleicht um ihn täglich zu sehen. Da musste es besser Möglichkeiten geben.
Die Zwergin war sich sicher, sie würde etwas finden. Vielleicht fand sie sogar jemanden, der für den Vran jagen würde. Immerhin hatte sie seitdem sie hier sesshaft geworden war schon einige ihr geschuldete Gefallen angehäuft.
Die Frage war nur: Wollte sie das überhaupt? Heilerin hin oder her, war der Vran all die Mühe wert?
Nachdenklich starrte die Zwergin die Echse an.
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