Taverne | Eisvogel

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
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Cyron
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Sein Gastgeber war aufgesprungen um dem Fremden zu folgen.
„Ist das der zweite Reisende?“, fragte Cyron und sah den beiden hinterher.
„Dabei dachte ich, die beiden kennen sich.“ Der Elf rieb sich den nicht vorhandenen Bart.
Und schon war er Weg.
Machte nichts, mit dem Arzt konnte man sich hervorragend unterhalten.
„Ihr seid mit dem Herrn zusammen angekommen? Aus derselben Welt? Wie war das? Konntet ihr erkennen, dass es sich um ein Portal handelt oder habt ihr es vielleicht sogar gesucht? Ich habe Familie hinter mir gelassen. Eine große Familie. Und ich kann mich immer noch nicht mit dem Gedanken anfreunden, sie nicht wiederzusehen….“
Er seufzte, nahm einen Schluck Tee und sah Arvijd aufmerksam an.
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Arvijd Kostjunari
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"Nein..." Arvijd schüttelte nur langsam den Kopf während er dem Menschen hinterher blickte.
"Ich bin schon einige Jahre in Wyzima und dieser Herr ist zusammen mit zwei anderen Männern aus einem Portal gefallen. Ich habe es selbst nicht gesehen... auch damals nicht als ich hindurch geraten bin. Ich erinnere mich an nichts..."
Es war nur eine halbe Lüge. Er erinnerte sich daran, im See zu sich gekommen zu sein, also war er gestorben, vermutlich in dem Moment als das Portal ihn ausgespuckt hatte. Vielleicht sollte er seinen Verbündeten in dieser Welt gleich von vornherein reinen Wein einschenken... Da sprach der Elf von Familie.
"Auch ich habe meine Familie zurück gelassen."
Die wenigen, die noch übrig waren...
"...aber ich glaube mittlerweile, dass mir einige von ihnen gefolgt sind, mein Ziehsohn ist hier auch wenn ich noch nicht zur Gänze begreife wie das möglich ist. Erinnert ihr euch denn, wie ihr herkamt? Und... dieser Sokolov, wer ist er? Er ist auch ein Reisender, soviel habe ich begriffen, aber er tut als hätte er etwas zu sagen."
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Cyron
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„Gefolgt?“, das Spitzohr machte eben diese lang. „Willentlich gefolgt?“
„Nun…ich war auf der Suche nach jemandem. Meinem Enkel. Er verschwand einige Wochen. Ich nahm mir einen der Jadtwölfe meiner Tochter und meinen Reitwolf und folgte seiner Spur. Ich erinnere mich einige Tage unterwegs zu sein und dann…“
Er breitete die Arme aus und zog die Schultern hoch, verzog dazu seufzend das Gesicht. „Ich kam am Strand zu mir. Hatte mit den Folgen einer Vergiftung zu kämpfen und meine Erinnerungen waren so durcheinander wie ein zu lange gekochter Eintopf. Wie es aussieht, hat sich die arme Seele, die diese Körper vorher bewohnte sich selber gerichtet.“
Er nahm einen Schluckt Tee.
„Möge seine Seele Frieden finden, wenn sein Körper es schon nicht kann. In diesem desolaten Zustand fand mich mein Gastgeber. Er brachte mich unter, stellte mir jemandem zur Seite der mich die Sprache lehrt und einen weiteren Herrn, der mir den Zugang zu den hiesigen Energien näher bringt. Über seine Rolle in dem Gefüge dieser Welt kann ich nichts sagen…“
Naja. Können schon. Aber wollen nicht.
„…aber er scheint genug Geld und Einfluss zu besitzen um vielleicht tatsächlich die Möglichkeit zu haben so etwas wie ein Lazarett einzurichten.“
Der Elf legte den Kopf eine Spur schief. „Ihr traut ihm nicht, nicht wahr?“
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Arvijd Kostjunari
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"Ihn kenne ich nicht, aber ich traue Männern wie ihm nicht. Politikern... Wenn er als Reisender so schnell zu Macht und Geld und Einfluss kam, dann nicht weil er ein Menschenfreund ist und uneigennützig ein Krankenhaus aufbauen will. Aber gut... Wenn wir für den Moment am gleichen Strang ziehen will ich es versuchen."
Er musterte den Elfen aufmerksam, als suche er nach Anzeichen und Hinweisen auf das was er sagte.
"Ihr seid also nicht selbst körperlich aus eurer Welt gekommen sondern nur euer Geist? Seele? Wie man es nennen mag... das ist tatsächlich interessant. Ganz bemerkenswert. Das wäre wohl was so mancher Theologe gerne gesehen hätte, der Beweis für die unsterbliche Seele."
Ob er einen teil davon ironisch meinte ließ sich aus seiner Mine kaum ablesen.
"Mein Sohn ist hier, wenn ich ihn recht verstanden habe war er viele Jahre hier, aber ich weiß nicht wann er aus meiner Welt verschwand. Vielleicht erst gestern. Wir lebten in verschiedenen Städten. Er aber kam schon vor vielen Jahren hier an und ging dann in eine weitere Welt. Zu postulieren, die Zeit verliefe analog wäre doch vermessen, bei dem wenigen was wir wissen. Wir hatten nicht viel Gelegenheit in Ruhe zu sprechen, aber die wird es noch geben. Wenn jemand Antworten hat, dann er. Er ist auch magisch begabt."
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Cyron
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‚…am gleichen Strang ziehen…‘
Taten sie das? Wusste er, was sein Gastgeber anstrebte?
Einerseits war da diese Gier nach Macht in dem Menschen. Ein ausgeprägter Kontrollzwang.
Andererseits war da durchaus Gefühl in dem Mann. Er konnte lieben. Eine andere Person lieben.
Kein Psychopath also. Ihm gegenüber stets ehrlich.
Also ja. Sie zogen an einem Strang.
„Ja. Nur mein Verstand. Meine Seele.“ Er seufzte.
„In meiner Heimat ist die Existenz der Seele keine Hypothese. Ein geübter Hexenmeister kann die Seele eines Wesens von seiner physischen Existenz trennen und für eine bestimmte Zeit in einer Art kristallenen Struktur speichern.“ Der Heiler hob die rechte Hand, Daumen und Zeigefinger ungefähr zehn Zentimeter senkrecht auseinander, als würde er dort einen Gegenstand halten und ansehen.
„In der Zeit kann ein Heiler den Körper wiederherstellen oder neu beleben und im Anschluss die Seele wieder einfügen.“
Oder – unter wesentlich mühsameren, komplizierteren und kräftezehrenderen Voraussetzungen konnte man die Seele sogar länger speichern. Viel länger. Sehr viel länger.
Einen Moment verlor der Elf sich in Erinnerungen an einem speziellen magisch gesicherten Schrank in sehr speziellem Keller. Einen Keller voller Zellen und Labore. Und voller vergangenem Schreien und Wehklagen. Mit einem Räuspern verscheuchte er die Erinnerung. Und dass, obwohl sie ihm nicht unangenehm war.

„Und wirklich geübte Meister ihres Fachs können diese entnommene Seele sogar einem anderen Körper zuführen. Das geht jedoch meist schief. Eine ähnliche Abstoßung wie bei einer Transplantation.“
Näher wollte er darauf nicht eingehen. Einerseits wusste er nicht, wie sein Gegenüber auf solche Vorgehensweisen reagierte und andererseits war es nicht der richtige Zeitpunkt.
Ob es jemals einen richtigen Zeitpunkt für so ein Gespräch geben würde? Sein Bruder hatte seinen eigenen Sohn umgebracht, ihm die Augen geraubt und ihn dann zu einem untoten Leben in die Welt zurückgeholt.
Der Junge lebte wieder. Sie hatten Jahrzehnte gebraucht, es hatte eine unglaubliche Menge Kapital verschlugen und eine noch größere Menge magischer Energie, aber sein Neffe lebte wieder.
Worüber in Arvijds Welt Theologen diskutierten, dass konnte in seiner Welt geraubt und in die Tasche gesteckt werden. Das entzauberte die Sache sicherlich auf brutale Weise, egal wie ironisch der Arzt es gemeint hatte. Oder auch nicht.
Cyron suchte Arvijds Blick. Der Arzt sprach von Zeit.
Der Elf stimmte ihm mit einem Nicken zu. Verschiedene Welten, verschiedene Zeitlinien.
„Euer Sohn ist magisch begabt? In welcher Fachrichtung? Wo lebt er? Besteht die Möglichkeit ihn kennenzulernen?“
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Arvijd Kostjunari
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Auch wenn Arvijd einige Jahre lange selbst in der Stadt der Magie gelebt hatte und dort auch zum Teil deren Abgründe erfahren hatte kannte er nicht jedes Detail - wie zum Beispiel das Wissen um die Seelenhexen. Es hatte oft genug der leise Verdacht schon gereicht um ein begabten Magietalent zum Tode zu verurteilen oder jedes magische Talent auszubrennen. Er war kein Magier und selbige hatten es auch immer vermieden, ihr Wissen mit ihm zu teilen - trotzdem hatte er eine Vorstellung wie die Heilung mit Magie funktionieren konnte. Nichtinvasive Techniken, Blutungen unter Kontrolle zu halten während er operierte, Schmerzen zu lindern und den Patienten ruhig zu stellen. All das hatte viele Vorteile, davon mit einer Seele zu experimentieren aber versprach er sich wenig.
So blickte er nun den Elfen skeptisch an.
Eine Seele in einen kleinen Stein binden und dann zurück transferieren? Für ihn eine Alptraumhafte Vorstellung und er konnte sich nicht vorstellen warum das einer tun sollte.
"Ist nicht die Gefahr groß, dass diese Praktik missbräuchlich gehandhabt wird? Und vor allem, welche Indikation gibt es für ein solches Vorgehen? Warum sollte man, um einen Körper zu heilen die Seele entnehmen? Ist es nicht viel mehr genau diese, die es braucht damit der Körper leben will? Ohne di Seele ist er ein lebloser Mechanismus ohne eigenen Willen zu überleben."
Auch medizinischer Hinsicht konnte er sich tatsächlich keinen Grund vorstellen.
Und was Nikolavo betraf... hatte er schon zu viel gesagt?
"Mein Junge ist hier.. in einer anderen Stadt. Ich werde ihn besuchen, so bald es geht, dann nehme ich euch gerne mit. Ich habe versucht ihn zum Heiler auszubilden aber er wollte nie lernen... ein widerspenstiges Kind... erst in den letzten Tagen hat er wohl beschlossen diese Lehre endlich anzunehmen."
Auch das an sich nicht falsch, nur äußerst ungenau. Er wollte auch nicht sagen, dass der Junge ein Dämon war und im übrigen auch kein Junge mehr. Aber die Erklärungen dazu würden später folgen müssen. Viel später.
Er musterte den Elfen.
"Habt ihr denn Erfahrungen mit solchen... Portalen und mit dieser Konjunktion der Sphären wie man das hier nannte?"
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Cyron
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„Die Gefahr diese Fähigkeit als Waffe zu missbrauchen…“
Der Elf mache eine Pause, legte die Fingerspitzen aneinander und betrachtete den Arzt darüber hinweg. Er lächelte genau wie zuvor, aber über die grauen Pupillen huschte für den Bruchteil einer Sekunde etwas. Etwas, dass nicht zum stets freundlichen Auftreten des Elfen passte.
„Die Fähigkeit wird als Waffe gelehrt und als solche benutzt. Und richtig. Wird die Seele nicht rechtzeitig wieder eingesetzt, stirbt der Körper. Die wenigsten Hexenmeister nutzen sie zum Guten. Ich komme aus einer Welt, in der Krieg herrscht. In meinem Leben kann ich die Friedenszeiten an zwei Händen abzählen. Man könnte also sagen, Leben zu retten ist der Missbrauch an der Sache.“ Das lange Elend schmunzelte.
„Und der Sinn an der Sache ist zu verhindern, dass sie Seele im Jenseits verschwindet, bevor man das Herz des Opfers wieder zum Schlagen bekommt. Es verschafft dem Heiler Zeit. Nicht mehr. Nicht weniger.“
Der Elf nahm seine Tasse wieder auf und von dem seltsamen Schimmer in seinem Augen war keine Spur mehr zu entdecken. Er lächelte. Offen, freundlich, warm.
„Der Junge wird Heiler? Magischer Heiler? Großartig! Ich freue mich sehr darauf ihn kennenzulernen.“ Etwas verwirrte es Cyron, warum der Arzt so viele Geduld hatte.
Wäre sein Junge in der Nähe, ihn würden keine zehn Wölfe mehr halten.
„Mit Portalen habe ich einige Erfahrungen. Das ist bei uns gängige Praxis des Reisens. Ich muss aber zugeben, das ist nichts für meinen Magen. Dann doch lieber Wolf oder Greif.
Nur das Portal, welches mich hierher geführt hat ist mir vollkommen unbekannt. Und die Konjunktur der Sphären ist mir ebenfalls neu.“

Das Lächeln geriet eine Spur wehmütig.
„Und ich bezweifle, dass es einen Weg zurück gibt.“
Mel. Seine Kinder. Seine Enkel. Seine Brüder. Seine Heimat. Verloren.
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Arvijd Kostjunari
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Es herrschte also Krieg im Land des Elfen. Arvijd nickt nur lbedächtig.
"Bei uns herrscht Frieden, schon seit vielen Jahrhunderten. Der letzte große Krieg war der Bürgerkrieg in Genea zwischen den Hexen und den Dämonen. Die Hexen haben, so heißt es, eigens dafür die Schattenwandler erschaffen um die Dämonen durch ihre Portale zurück in ihre Welt zu jagen und ihre Herrschaft bei uns zu beenden." Das war die offizielle Geschichte, es steckte mehr dahinter, das vermutete er, die Jahrhunderte lange Feindschaft zwischen Hexen und Wandlern war nicht allein dass sich die Schöpfung gegen die Schöpfer auflehnte. Aber das war nun nicht mehr seine Geschichte.
Trotzdem. Auch wenn die Techniken aus dem Krieg geboren waren und die Medizin sie nutzte sah er es nicht eine, eine Seele zu entnehmen um den Menschen zu retten. Man musste doch nur dafür sorgen, dass der Mensch weiter atmete sonst starb etwas in ihm. Und wenn das geschah half es auch nicht die Seele herauszunehmen und wieder reinzulegen. Dass es oftmals eben die Schwierigkeit war, den Patienten am Atmen zu halten ignorierte er gerade.
An der Stelle wiederum war nun er es der die Methoden des Elfen für Aberglauben hielt und den medizinischen Nutzen absprach. Als unmagisches Wesen war er da schnell dabei, denn die Grenze zwischen Sinn und Unsinn in der Magie konnte er nicht erkennen und es gab nun einmal viele Scharlatane die mit viel Brimborium nur Schwachsinn bewirkten mit dieser Kraft.
"Portale gab es also auch in unserer Welt,offenbar ganz ähnlich wie bei euch, die Dämonen können sie öffnen und die Fea, aber beide haben wir aus der Welt der Menschen so gut es geht verbannt. Allerdings gebe ich euch recht, etwas wie diese Portale hab ich auch noch nie gesehen. Ich habe auch schon gehört, dass das hier bereits öfter geschehen sein soll, aber was macht euch so sicher, dass es keinen Weg zurück gibt?"
Er dachte wieder an Kolja, der bereits eine Rundreise hinter sich hatte.
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Viktor
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von: von der Strasse wieder rein / anderer Tisch
Datum: Vormittags am 4. August 1278
betrifft: Viktor, Slava
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Der Mann - Herr Sokolov - überschüttete ihn geradezu mit Informationen zu ihm, dem ihm fremden Leib, der Zeit und dem Ort. Er bemühte sich redlich zu folgen, aber er kam trotzdem nicht umhin, an den kalten Fakten fest zu frieren. Gedanklich versteht sich. Er hatte in seinen 56 Lebensjahren vieles erlebt, mehr Dinge gesehen, als man gemeinhin zwischen Himmel und Erde erwartete und war daher durchaus Willens, dem Gehörten Glauben zu schenken. Zumal zumindest Ort und Zeit zu seinen Beobachtungen zu passen schienen. Und er selbst, nein seine körperlose Substanz...
Dennoch wankte seine Sicherheit kurz. Er hatte seine Welt verlassen, seine Zeit und seinen Körper. Er war nicht mehr er - genaugenommen war er nicht mehr. Ein Nichts und zu allem Überfluss hatte er seine Ritter, seine Knappen und seine Familie verlassen. Nicht willentlich zwar, aber unumstößlich. Er ließ den Blick kurz wandern, um des Gefühls Herr zu werden, das sich seiner bemächtigen wollte. Oder besser der Mixtur von Gefühlen. Dazu war hier weder der Ort, noch die Zeit oder die Gesellschaft.
Maximilian straffte sich bewusst, fasste mit der verstümmelten Rechten - die der Herr Sokolov ohne Scheu ergriffen hatte, was dafür sprach, dass er seinen "Wirt" tatsächlich kannte - den Ellenbogen des linken Arms und strich sich sinnend den Bart glatt. Bart. Er trug eigentlich keinen Bart, benutzte nur die Geste gelegentlich und tendierte dazu, aus dieser Position heraus weiter zu gestikulieren. Zu "schulmeistern", wie seine Jüngste zu sporten pflegte.
"Im Buddhismus ist die Transformation der Seele oder besser deren Übergang in die nächste Daseinsform ein anerkannter Bestandteil der Theologie. Ich muss allerdings gestehen, dass ich mich in gelegentlichen theologischen Disputen mit einem mir gut befreundeten Zen Meister immer eher auf Seiten derer gesehen habe, die der unsterblichen Seele nur einen Weg nach dem Tod zugestehen - den zu Gott." Er hob kurz die Brauen, als erkenne er nachträglich eine Argumentation an, die nur er kannte. "Er wäre herzlich amüsiert." Schon der erste Blick in die suchenden Augen des Mannes allerdings hatte Maximilian zugeflüstert, dass dieser sich eher dafür interessierte, wo denn der ursprüngliche Besitzer dieses seines Gastrefugiums war. Konnte man ihm nicht verdenken. Er ließ die Arme sinken und sah sich diesmal eher prüfend um. Sowohl seine Erscheinung, als auch die Sprache würde bald neugierige Blicke anziehen, besser also, er stünde hier nicht weiter auf der Straße herum.
Auffordernd kehrte das ungewöhnlich gefärbte Augenpaar zu Sokolov zurück. Und er wies zurück auf die Tür der Taverne. "Bevor ich hier zur Attraktion werde, gehen wir wohl doch besser wieder hinein. Gibt es in diesem Haus einen anständigen Cognac? Muss kein Remy Martin sein, aber zumindest so sauber, dass man nicht blind wird, wäre schön. Und dann fangen wir nochmal am Anfang an.", sprach's und setzte sich in Bewegung, offenkundig daran gewöhnt, dass man ihm nachfolgte, wenn das Gespräch von ihm noch nicht offiziell als beendet erklärt war. Die Fragen, die an ihn gestellt worden waren, offen lassend. Ein freundlicher Geheimniskrämer, dieser Mann aus Jakobs Welt.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Dem Gesichtsausdruck nach war Garcia einen Moment lang überfordert. Eigentlich kein Wunder, er hatte ihm einige ziemlich unglaubliche Fakten hingepfeffert.
Es war etwas anderes, wenn die Erkenntnis in einem reifte weil man den Sternenhimmel beobachtete und so gar kein Sternenbild fand, dass es in irgendeiner irdischen Hemisphäre gab, oder ob es einem ein Fremdere als Brocken hinwarf.
Auch wenn er die Fragen nciht beantwortet, Garcia lieferte ihm dennoch viele Antworten.
Es war, wie Paul Watzlawick formuliert hatte, man konnte einfach nicht nicht kommunizieren. Auch indem man eine Frage überging beantwortete man eine andere.
Er strich sich den Bart glatt, ob das bedeutete, dass auch er Bartträger war, war nebensächlich, es war eine Geste um sich zu fokussieren und die Gedanken gerade zu richten um sie jemand anderem zu erklären.
Einen Moment folgte sein Blick der Hand, der drei Finger fehlten. Das war neu, aber Jarel hatte es ja erwähnt. Nur nicht wie schnell es geheilt war. Der Dämon, ja... das gehört nun aber zu den Dinge, die schwer in Slavas Denken Platz fanden.
Dann referierte Garcia über den Buddhismus und die Transformation der Seelen, den Tod.
Der Mann besaß also Bildung. Wenn er aus Jakobs Umfeld stammt also ein Glaubensbruder, Ritter, was auch immer. Jetzt ärgerte Slava sich, dass es ihn nicht mehr interessiert hatte, dass er für den Knappen damals nur Spott übrig gehabt hatte und sich nciht besser hatte erklären lassen, wie sein Orden strukturiert war. Andererseits... vermutlich hätte er es auch dann nicht erklärt wenn er ihm unbefangen und unbeeinflusst von Drogen gegenübergestanden hätte.
Dabei hatte er seine eigene Theorie zu dem was Garcia zugestoßen war. Es mochte ein extremer Zufall gewesen sein, aber vielleicht hatte es die Seele erwischt eher er zur Gänze gestorben war.
Die Seele eines Cognac Liebhabers also.
Slava schmunzelte, und nun wanderte kurz eine seiner Augenbraue nach oben. Er wollte nicht kommentieren was er von westlichem Weinbrand hielt aber ohne kleine Spitzen ging es bei ihm nicht.
"Man kann hier ganz passabel brennen. Der Redanische Brandy ähnelt mehr einem guten armenischen Weinbrand, sollte ihre Erwartungen also sogar übertreffen, Mr. Garcia." er zwinkerte weil er bereits ahnte, was ein westlich sozialisierter Mensch entgegnen würde.
Er folgte Garcia zurück in den eisvogel. Es war klar, dass der Mann eine höhere Position bekleidete. er war es gewohnt zu führen und er war es gewohnt, dass man ihm folgte ohne das groß zu hinterfragen. Vorerst würde Slava mitspielen, er folgte ihm brav und er orderte unterwegs im Vorbeigehen am Tresen in Gemeinsprache zwei Cognac, und zwar vom Hochwertigen.
Er legte dem Wirt die dazu nötigen Münzen gleich auf das fleckige Holz. Er kannte den Preis und man würde ihm nur das beste servieren.
Unterwegs versuchte er auch - wenn auch nur zum Spaß - Cyron über den Ring mitzuteilen, dass alles ok sei, dass er sich mit dem Mann unter vier Augen unterhalten wolle...
Aber er wusste nicht wie er es anstellen musste, er konzentrierte sich einfach auf die Botschaft... aber so richtig fokussiert war er nciht. Ob die Botschaft ankam war also mehr als unsicher. Zur Sicherheit warf er ihm auch noch einen vielsagenden Blick zu, in der Hoffnung, dass der Elf trotzdem verstand. Sie nahmen Platz, an einem Tisch etwas von den beiden Heilern entfernt.
Slava ließ Garcia Zeit sich zuerst zu setzen und nahm erst dann selbst Platz, er überließ es auch ihm das Wort wieder aufzugreifen, als akzeptierte er dessen höheren Status.
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Cyron
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Frieden. Viele Jahrhunderte Frieden.
Wie seine Welt dann wohl aussehen würde. Wo die Forschung dann wohl wäre?
Sinnlos, darüber nachzudenken. Vielleicht könnte er es ja hier erfahren. Oder auch nicht. Wenn es in dieser Welt so friedlich wäre wie in der des Arztes, gäbe es keinen Bedarf an Spionen.
Ein Krieg zwischen Hexen und Dämonen. Das klang in Cyrons Ohren eigenartig. Und auch der Titel ‚Schattenwandler‘, konnte er nicht zuordnen.
„Könntet ihr mir erklären, was ein Schattenwandler ist, Herr Kollege, und was ein Fee?“, flötete er freundlich und betonte die Bezeichnung des zweiten Personenkreises vollkommen falsch.
„Sicher bin ich nicht. Aber ein weiterer Reisender meiner Welt ist bereits seit mehr als fünfzehn Jahren hier. Und ich bin sicher, hätte es einen Weg zurück gegeben, er hätte ihn gesucht, gefunden und wäre ihn gegangen.“
Cyron nickte überzeugt. Dafür kannte er den Schattenläufer gut genug. Der hätte alles dafür gegeben, zu seinem Partner zurückzukehren. Da war er zu einhundert Prozent sicher.
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