Seite 2 von 4

Re: Auf der Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - die Häuser der Ritterschaft

Verfasst: Sonntag 6. November 2022, 15:56
von Vyacheslav Sokolov
Jarels Zuversicht beruhigte ihn. Nicht dass er Befürchtungen gehabt hätte, aber er wußte, dass ihm mit ihm ein äußerst fähiger Nahkämpfer den Rücken deckte.
"So bald wie möglich. Am besten Morgen Nacht, ehe sie die Position wechseln können. Jakob kommt nicht mit... Er ist kein Killer. Hier geht es darum Menschenleben zu beenden, die nicht von sich aus angegriffen haben. Ich weiß, dass er das nicht kann und will."
Beantwortete er die ungestellt Frage, aber er konnte sie sich denken, es lag einfach nahe und ehe Jarel die Frage stellen konnte wolle er diese vom Tisch haben. Dass der sich bereits dagegen entschieden hatte konnte er wiederum nciht wissen.
Aber er erinnerte sich noch an die Banditen damals in Velen als dies Aria erwischt hatten und daran wie Jakob gezögert hatte und sein Ausdruck danach. Und dabei hatte der Bandit ihn zuerst attackiert. Die Nilfgarder hatten bis dahin aber niemandem etwas getan, es ging darum zu verhindern was sie tun würden. Dass Jarel in der Lage sein würde zu töten, daran hatte er keinen Zweifel.
"Allenfalls nehmen wir noch den Hexer mit."
Schloss er.
Kurz noch spielte er mit dem Gedanken, sich vorher nach der Ausrüstung zu erkundigen, die Amir, Viktor und sein Dämon mitgebracht hatten, andererseits war das wiederum zu auffällig. Ihm musste seine Armbrust reichen und ein paar guter Messer. Mit einem Schwert konnte er nach wie vor nciht umgehen, das überließ er ohnehin lieber anderen.

Re: Auf der Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - die Häuser der Ritterschaft

Verfasst: Sonntag 6. November 2022, 16:10
von Jarel Moore
Der Ritter betrachtete den Spion noch immer.
Sein Blick wanderte an den Definierten Muskeln des Armes hinunter zu seinen Fingern.
Auf den Ring. Der Ring!
Jarel hob die Hand ein kleines Stück, deren Finger noch immer mit denen Slavas verschränkt waren und deutete mit einer Kopfbewegung in die entsprechende Richtung.
„Kannst du mit dem Priester kommunizieren?“, fragte er mit plötzlich aufflammender Neugier.

Re: Auf der Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - die Häuser der Ritterschaft

Verfasst: Sonntag 6. November 2022, 18:20
von Vyacheslav Sokolov
Slava hob die Hand, betrachtete nun selbst den Ring.
"Ich vermute nicht. Cyron hat um Hilfe gerufen, er war von Ertrunkenen angegriffen und ich bin ihm zu Hilfe gekommen. Ich hätte keine Ahnung wie ich ihn verwenden soll, ich bin kein Magier. Wobei..." Er musterte Jarel kurz, auch das sollte er ihm sagen. "Cyron hat etwas gesehen... es ist möglich, nein, wahrscheinlich, dass genau das Phänomen, welches hier für Monster sorgt auch in meiner Welt stattgefunden hat, damals als die Zone entstand. Ich habe es gesehen und ich erinnere mich wieder... und es ist denkbar, dass es auch mich verändert hat. Nur meinte Cyron, dass das, was ich da in mir trage besser nicht geweckt werden sollte. Ich denke, das solltest du wissen."
Sein Blick lag immer noch auf dem Ring. Er hatte ihn nie abgenommen, auch wenn es ihm anfangs wie ein Ehering erschienen war.
Eine eigenartige Situation. Diese Welt hatte ihn bereits stark verändert. Er suchte Jarels Blick.
Was Jakob hier gesehen hatte sah so langsam auch er: Hoffnung, Freiheit von der harten schnelllebigen Welt aus der er kam, vor allem aber ein Neuanfang.

Re: Auf der Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - die Häuser der Ritterschaft

Verfasst: Sonntag 6. November 2022, 19:07
von Jarel Moore
Der Ritter erwiderte den Blick des Spions. Da lag so viel darin.
Vor allem, wenn er sich so öffnete wie jetzt. So wunderschön….
Er hätte noch Stundenlang einfach nur hinsehen können, doch im nächsten Moment erwähnte Slava Cyrons Entdeckung.
Und Jarels Blick leerte sich. Die Erinnerung an den Traum schob sich vor das hier und jetzt.
Von einem Moment auf den anderen starrte er durch seinen Geliebten hindurch.

Re: Auf der Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - die Häuser der Ritterschaft

Verfasst: Sonntag 6. November 2022, 19:12
von Vyacheslav Sokolov
Die Veränderung bemerkt Slava noch während se vonstatten ging.
"Jarel... was ist los? Was hast du? Ist es, weil mich die Zone verändert hat?"
Noch stellte er den Zusammenhang nicht her, auch wenn es ihm vielleicht ein wenig dämmerte, dass es mit dem zu tun hatte was Caron gesehen hatte. Auch dem war nciht wohl gewesen dabei.
Er griff nach den Schultern des Ritter und drehte ihn zu sich um ihm wieder in die Augen zu sehen.

Re: Auf der Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - die Häuser der Ritterschaft

Verfasst: Sonntag 6. November 2022, 19:50
von Jarel Moore
Jarel schluckte, blinzelte heftig und rang sich ein Lächeln ab.
„Verzeih. Mir ist der Traum wieder in den Sinn gekommen, den ich im Wald von dir hatte, nachdem der Dämon die Gehirnerschütterung geheilt hat.“
Er atmete durch. „Es war…seltsam…scharf…klar“
Jarels Blick fing sich wieder.
„Ich hab geträumt, ich sei bei dir eingebrochen.“, er zwinkerte ihm zu. Vielleicht maß er der ganzen Sache zu viel Wert bei. Es war nur ein Traum, egal wie seltsam es sich angefühlt hatte.
„Du lagst in einem großen Bett. Walnussholz, dreifach gefachtes Kopfteil mit Schnitzereien.“ Er grinste plötzlich verschmitzt. „Mit drei eisernen Ringen. Einem in jedem Fach. Ein schönes Stück.“
Welche Möglichkeiten er den Ringen zuschrieb, war im Funkeln seiner Augen deutlich zu lesen.
„Eine Weile hab ich dir beim Schlafen zugesehen. Und dann…“, wieder hüpfte Jarels Adamsapfel hektisch auf und ab. „Und dann fror die Zeit ein. Du öffnetest die Augen. Und sie waren leuchtend Grün. Ein kaltes Grün, wie ein Sumpfgas kurz vor dem Entzünden. Mir bleib fast das Herz stehen.“
Jarels Blick entfernte sich wieder, es schlich sich Trauer hinein, Angst, beinahe schon Panik.
„Du hast zu mir gesprochen, aber nicht mit deiner Stimme. Die Stimme war dunkel, rollend und rau. Kalt und hohl. Und ich glaube, was war deine Muttersprache. Verstehen konnte ich sie trotzdem.
Du …nein es hat gedroht.“

Der Schattenläufer schlug den Blick nieder. Er fühlte sich auf irrationale Art schuldig. Denn er hatte gelogen, damals. Er hatte sich nicht von Slava abgewandt. Aber es war nur ein Traum. Nur ein Traum!
Oder nicht?
„Im nächsten Moment erschien eine Art rechteckiger Durchgang. Wie ein Tor, erfüllt mit demselben kranken grünen Leuchten. Und das Tor begann alles…einzusaugen. Saugte dich ein….“
Er verstummte. Verdammt. Das Bild musste er schnell wieder loswerden. Ganz schnell. Plötzlich sehnte er sich nach einer Flasche Rum.
Sein Blick irrte durch den Raum und bleib am Kästchen aus schwarzem Klavierlack hängen.
„Wusstest du, dass ich als Kind Musikunterricht hatte?“, versuchte er abzulenken.
Hauptsächlich sich selber. Um das Grausen auszulöschen.

Re: Auf der Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - die Häuser der Ritterschaft

Verfasst: Sonntag 6. November 2022, 20:21
von Vyacheslav Sokolov
Slava musterte ihn nun aufmerksam. Da war so vieles was noch gesagt werden musste.
Eine Nacht würde kaum reichen, vor allem nicht wenn er immer wieder seine Libido in den Hintergrund schieben musste.
"Die Ringe habe ich mittlerweile abmontiert... Ist nicht mein Stil. Ich zeige es dir gerne..."
Es sollte wie ein Witz klingen, viele Betten sahen hier sicher so aus, aber ein wenig hatte er doch die Befürchtung es könne sich um etwas prophetisches handeln. Hier war so vieles schräg... Magie... seltsame Zufälle, die manchmal wirklich aussahen als versuche eine Hand all das zu lenken. Allerdings eine manchmal untalentierte Hand, eine die selbst keine Ahnung hatte was sie tat. Er glaubte nicht an Götter und er würde es auch jetzt nicht tun.
Und trotzdem war da die Zone gewesen, er hatte es gespürt.
Eine Stimme, dunkel kalt und hohl... er hatte tatsächlich den Wunschgönner im Kopf, aber das war ein zu unwahrscheinlicher Zufall. Grün... Seine Augenfarbe war immer schon grün gewesen aber...
"Man hat mir damals gesagt, nach dem Unfall, dass meine Augen noh grüner wären... giftig. Und grün ist tatsächlich irgendwie die Farbe der Zone. Es gab grünes Feuer dort. Ja, wie brennendes Gas... aber das Feuer berannt kalt und scheinbar ohne Nahrung und einen Träger. Die Zone war noch merkwürdiger als das meiste hier... Deshalb war ich auch mit einer Einheit dort stationiert, zum einen um Forschungsteams abzusichern und zum anderen um zu verhindern, dass auch nur irgendetwas nach draußen dringt. Informationen die wieder Neugierige anlocken aber auch Material. Wir wissen dort so wenig über das, was man hier Magie nennt. Bei uns ist das neu. Aber die Zone hat wohl den Anfang gemacht, das begreife ich jetzt. Einen eil hatte ich dir ja schon einmal erzählt. Ich war dort als es geschah, als die Magie in unsere Welt kam. Ich habe es als einziger überlebt, weil es mich verändert hat, weil es wohl irgendetwas in mich gepflanzt hat dass ich dort in der Zone auch nutzen konnte. Ich hab damals ihre Magie gesehen und ich konnte mit ihren Geschöpfen kommunizieren. Aber sie ist mehr als nur reine Magie, sie ist wie ein Pilzgeflecht und rudimentär mit einem Willen ausgestattet vielleicht sogar Intelligenz. Sie ist gefährlich und sie frisst Menschen und Orte. Aber so ein Traum... vielleicht hast du das aus dem was ich dir in Oxenfurt erzählt haben zusammengebaut. Vielleicht... was weiß ich... Erinnerst du dich was sie gesagt hat?"
Er wollte gerne noch etwas zur Entkräftung der angst sagen, doch glücklicherweise wechselte Jarel selbst das Thema.
"Ich habe gesehen, dass du versucht hast, die Noten von dem BI-2 Lied aufzuschreiben..." er lächelte dazu. "...das ist... ich weiß, mehrwürdiges Wort, es hat mich gerührt." ein schiefes Grinsen. "Ich habe mal klavier gelernt... aber das Instrument ist hier noch nicht erfunden."

Re: Auf der Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - die Häuser der Ritterschaft

Verfasst: Sonntag 6. November 2022, 20:59
von Jarel Moore
Langsam wurde Jarel der Nacken von der ungewohnten Haltung steif und er streckte sich neben Slava aus.
„Meine Mutter war der Meinung, mich für die schönen Künste begeistern zu müssen.“

Der Schattenläufer stützte den Kopf auf den Ellenbogen und streichelte mit der freien Hand wieder über Slavas Brust, zupfte ein wenig an der Schnürung des Hemdes herum.
„Klavier, Violine, Chello..“, er kicherte kurz „Harfe, Sackpfeife…ich habs überall verkackt. Nur die Flöte lag mir. Mehr schlecht als recht, aber zumindest ist der Privatlehrer nicht gleich weggelaufen.“
Naja...die Sackpfeifen lagen ihm auch. Aber die dazugehörige Musik ging ihm einfach auf die Nerven.
Jarel warf einen Blick auf das Kästchen. „Die gehört eigentlich meiner Schwester. Sie wollte sie nicht haben. Zu viele traumatische Erinnerungen.“ Einen Moment ließ er sich auf die Erinnerung an den kleinen Wirbelwind ein. Dass er sie nie wiedersehen würde, hatte er akzeptiert.
„Jakob spielt auch ein Instrument. Ich schulde ihm noch einen musikalischen Abend.“
Der Ritter legte den Kopf schief und funkelte frech. „Kannst du singen? Vielleicht ein musikalischer Abend zu dritt?“
Die klamme Angst des Traumes wegen hatte Jarel bereits wieder sorgsam in einer Kiste verstaut und weggeschoben.
Stattdessen stand schon wieder etwas anders in seinen Augen. Statt weiter zu reden beugte er sich vor und suchte Slavas Lippen zum nächsten Kuss.
„Du bist in einer Militärfamilie aufgewachsen?“, fragte er in einer Pause.

Re: Auf der Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - die Häuser der Ritterschaft

Verfasst: Sonntag 6. November 2022, 21:21
von Vyacheslav Sokolov
Der russische Agent lachte.
"Bei uns gehörte es auch zum guten Ton, dass ein Kind aus einer Oberschichtfamilie ein Instrument beherrscht. Und weil ein Flügel im Foyer gut aussieht musst irgendeiner lernen drauf zu spielen. Meine Mutter konnte es zwar auch, mein Vater hat sich gesträubt, blieb ich..."
Er hatte es gehasst, aber jetzt im Rückblick war er froh, sonst hätte er niemals die Noten identifizieren können.
Dann fragte Jarel nach seiner Familie.
"Alter Militäradel... könnte man sagen. Nicht wirklich adelig, aber ich entstamme der sibirischen Oberschicht. Kein russisches Arbeiterkind. eigentlich eine Schande. Und bei der Armee seit Generationen. Vom Vater bis zum Urgroßvater haben es alle mindestens bis zum Oberst gebracht, manche bis zum General wie mein Großvater. Sogar UBoot Kapitäne sind verzeichnet. Die Mindestanforderungen habe ich aber erfüllt. Allerdings bin ich der erste der, wenn auch nur kurz, in der Präsidentengarde war und dann beim Geheimdienst."
Es war ihm mittlerweile vollkommen egal, dass das nun auch Hochverrate wäre.
"Jakob spielt auch ein Instrument? Welches? Aber ob das eine gute Idee ist... Naja, warum auch nicht. Frag ihn..."
Er grinste. Gerade hatte er nciht die geringste Vorstellung, wie er reagieren konnte.
"Singen kann ich leider nicht wirklich gut. Marschlieder sind drin, sehr viel mehr aber nicht."
Und er musste lachen.
"Wusstest du, dass ein Ausdruck für... nun, Männer die lieber Männer haben 'Flötenspieler' ist. Im Vergleich zum Geigenspieler...." Der weiblicheren Form des Instrumentes wegen. Er fand die Metapher witzig.
"Denkst du das ist eine gute Idee? Jakob und ich in einem Raum...? spielst du es für mich?"
Er deutete auf die Noten.

Re: Auf der Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - die Häuser der Ritterschaft

Verfasst: Sonntag 6. November 2022, 21:50
von Jarel Moore
Präsidentengarte. Eine weitere Gemeinsamkeit. Obwohl man im Falle des Schattenläufers den „Präsident“, gegen eine Kriegsherrin tauschen müsste. Aber war das wirklich ein Unterschied?
Jetzt und hier nicht mehr.
„Cello. Ich hab ihm irrwitziger Weise versprochen ich besorge ihm eines. Und bin erst danach drauf gekommen, dass es die hier nicht gibt. Jetzt steh ich da im zu kurzem Hemd.“
Er schmunzelte und lauschte weiter. Flötenspieler…Der Ritter prustete los.
„Ja, die Flöte spiel ich gern. Geige spielen hab ich mal versucht. Hat nicht gut geklappt.“

Slava erklärte seine Zweifel daran, dass Jakob und er in einem Raum eine zu brisante Mischung ergaben. „Jakob kann erstaunlich Einsichtig sein. Wenn ihr euch besser kennenlernt…“
Der Ritter nickte. „Ich denke, ihr könntet euch zusammenraufen.“

Und dann fragte Slava nach einer Kostprobe seiner Flötenkünste. Der Ritter unterdrückte kurz ein Kichern, sah den Russen eine Weile nachdenklich an…und erhob sich. Gern hätte er sich herausgeredet. Aber wozu hatte er es geübt, wenn nicht für genau diesen Moment?
Der dunkelhaarige trat an das Schreibpult und starrte auf das Pergament. Minutenlang. Schweigend.
Dann öffnete er das Kästchen, nahm das Instrument heraus und kehrte damit zum Fell zurück. Andächtig setzte er sich im Schneidersitz hin, streckte den Oberkörper, schloss die Augen, setzte die Flöte an und…
…spielte.

Ja, die Töne saßen, trotzdem klang es befremdlich. Jarel spielte nicht virtuos. Er spielte langsam, eine Spur melancholisch, aber er traf die Kernaussage des Liedes, die Melodie und die Stimmung.
Es war…anders. Wie sollte es sein wie das Original?
Es passte in diese Welt.
Und es passte zum Moment.
Als der letzte Ton verklungen war, öffnete der Schattenläufer die Augen wieder, legte die Flöte auf seinem Schoß ab und sah seinen Geliebten verlegen und mit leicht geröteten Gesicht an.

Re: Auf der Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - die Häuser der Ritterschaft

Verfasst: Sonntag 6. November 2022, 22:27
von Vyacheslav Sokolov
Irgendwie bedauerte er es fast, dass es diese Instrumente nicht gab. Er kannte sich allerdings auch nicht gut genug aus um einen Lautenmacher anzuweisen eines zu fertigen.
"Zusammenraufen ist ein gutes Stichwort. Als er dachte, ich hätte dir das Herz gebrochen wollte er mir die Fresse polieren. wie wird er wohl reagieren, wenn er erfährt, dass wir zusammen sind?"
Er hatte es ausgesprochen und für sich entschieden. Es war ein komisches Gefühl, trotzdem ein gutes, spannendes.
"Ja, die Geigen... ich hab es weiß Gott versucht. Jetzt weiß ich, dass es größtenteils wohl vergebens war."
Und dann spielte Jarel.
Slava lauschte. Ja, es war anders.
Es war ein beliebtes Stück, er hatte es auch schon von einem Orchester gespielt gehört. Und nun...
Er schloss die Augen, spürte die Töne, griff nach dem was sie auslösten, nicht das blecherne Gekrächze aus dem PDA. Life Musik mit Volumen.
Es war Melancholie darin.
Auch wenn Jarel es vielleicht nicht ahnte, als er es geübt hatte mochte er genau die Stimmung in die Töne gelegt haben, die es brauchte. Als er geendet hatte wischte sich Slava eine Träne aus den Augenwinkeln. Auch das war jetzt egal.
Statt etwas zu sagen küsste er ihn nur.

Re: Auf der Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - die Häuser der Ritterschaft

Verfasst: Montag 7. November 2022, 09:31
von Jarel Moore
Der Anblick Slavas, der seinen Blick mit einer Träne im Augenwinkel erwiderte verschob Jarels Bild seines Liebsten ein Stück. Die gefühllose und kalte Art des Spions war mehr Maske als gedacht.
Halb halb verlegenes, halb überwältigtes Lächeln huschte über das raue, bärtige Gesicht.
Gedankenverloren – und ganz im Gegensatz zu seiner üblichen Art – legte der Schattenläufer das Musikinstrument auf dem Boden ab, empfing den Kuss, erwiderte ihn, zog den Russen mit sich hinunter auf das Fell.
Konnte man die erste Nummer durchaus als hitzig und vom Trieb befeuert beschreiben, bahnte sich nun etwas anderes an. Ein langsames, hingebungsvolles, von Pheromonen geflutetes Ringen, bei dem Slavas Hand auf Jarels Lippen mehr als einmal zum Einsatz kam.
Am Morgen lagen dann zwei völlig erschöpfte und ausgebrannte Männer auf dem Widderfell.
Einer von beiden hatte es noch geschafft die Decke vom Bett zu zerren und über beide auszubreiten.
Und dann…
Ein kurzes Klopfen. Sofort war Jarel hellwach. „Kacke…“, raunte er leise und sprang auf.
Jemand betätigte die Klinke. Der Ritter griff nach dem Leinenhemd auf seinem Herrendiener und versuchte es anzuziehen. Die Schnürung am Hals landete hinten.
Hrmpf…“ Ein weiteres Klopfen. Fordernder, beinahe hektisch.
Fast hätte sich der Schattenläufer völlig im naturfarbenem Stoff verstrickt und schaffte es dann doch, das Knielange Kleidungsstück passend herunter zu ziehen.
"Jarel? Jarel... He, aufwachen!". Die Stimme seines Knappen.
„Jakob…“, keuchte Jarel und trat an die Tür, sah sich nach Slava um, der ebenfalls sofort hellwach gewesen war und schob den Riegel zurück.

*****
Weiter gehts hier.
*****

Re: Stadtteil | Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - die Komturei in Nowigrad

Verfasst: Dienstag 13. Dezember 2022, 09:56
von Jarel Moore
Er atmete so tief ein, wie er konnte. Gegen den Wiederstand hin, dem ihm sein Körper bot, gegen den Widerwillen seiner Muskeln, gegen den Schmerzen, aus dem seine ganze Welt zu bestehen schien.

Rechts von ihm, über dem Meer, dessen Gischt er in Schein der aufgehenden Sonne golden schimmern sah, riefen Möven und begrüßten den jungen Tag, untermalt vom Knarren der beiden Taue über ihm, die von daran hängenden Körper straff gezogen wurden.
Das Salz in der Luft sang ein Lied von Feuchtigkeit, das Rauschen der Brandung untermalte die Melodie mit einem Versprechen von Kühle und Schwerelosigkeit.

Langsam strömte sein Atem zurück. Es war fast als würde er von allein aus seinen Lungen gepresst, die sich vehement weigerten, gefüllt zu bleiben. Als stünde sein Körper unter Druck, als wäre er bereits in den Tiefen der See gefangen.
Er wünschte sich dorthin. Ins Wasser. Damit die See ihn umarmen konnte, forttragen, mit hinunter nehmen in die kühle Stille. Und die Dunkelheit.

Einatmen. Noch ein mal. Zäh. Mühsam, die nicht mehr vorhandene Kraft raubend.


Beinahe war es idyllisch hier, am Rande des Dschungels. Zu seiner Linken wurde der Bestand der Palmen dichter und floss in nicht einmal vierzig Schritt Entfernung zu einer massiven grünen, lebendigen Wand zusammen, aus der ständig irgendein Vogel rief oder ein Tier schrie.
Vor und hinter ihm erstreckte sich bis zum Horizont einsame, schneeweiße Sandstrände, nur gelegentlich von der einen oder anderen Palme unterbrochen. Als hätte jemand vom Himmel aus das Speerwerfen geübt und selbstvergessen die wunderschöne Umgebung betrachtend seine Waffen nicht wieder eingesammelt.

Er schloss die Augen, wollte nicht mehr sehen. Die Verheißung von Freiheit nicht mehr, die Unendlichkeit nicht mehr. Unwillkürlich meldete ihn sein Geruchssinn eine wahrhafte Kakophonie von Gerüchen und Gestank. Der Rauch der nahen Feuer, im Begriff zu verlöschen, weil niemand den Flammen mehr Nahrung zukommen ließ, das Meer mit seinen leeren Versprechungen und dann noch: Getrocknetes Blut. Urin. Eiter. Wundflüssigkeit. Brandiges Fleisch. Samen. Kurzum: Der Tod. Sein Tod.

Ausatmen. Kurz. Hektisch. Keuchend.

Anfangs war gelegentlich einmal einer von ihren vor ihn getreten und hatte ihm etwas eingeflößt.
Zu dem Zeitpunkt wollte ihm sein Stolz die Aufnahme der Flüssigkeit verwehren, roch er doch deutlich, dass es sich nicht um Trinkwasser handelte, sondern um etwas viel später in der Reihe der Verdauung.
Zu dem Zeitpunkt hatte er noch Hoffnung gehabt, hier irgendwie lebend raus zu kommen.

Einatmen. So zäh. So anstrengend. Als müsse er eine riesige Faust auseinander stemmen, die seinen Oberkörper presste wie eine reife Frucht.

Nun, da sie kaum noch nach ihm sahen musste er einsehen, dass er für sie uninteressant geworden war. Niemand kam mehr. In den ersten Tagen hatten sie sich noch darum geprügelt, wer sich erstes mit dem neuen Spielzeug vergnügen durfte. Wer hinter ihn treten und sich an ihm vergehen durfte.
Einer der Halbstarken hatte ihn nach unten gezogen. Mit seinem eigenen Körpergewicht, in dem er seine Beine um seine Taille geschlungen und an ihm geschaukelt hatte, als wäre er ein Spielzeug. Kein Lebewesen.
In dem Moment, als das Gelenk seiner linken Schulter seinen Dienst verweigerte und mit einem Geräusch, dass er nie mehr vergessen würde, auseinanderglitt wusste er: Hier kam er nicht mehr lebend raus. Und als ihn Schmerz und Schwäche das Bewusstsein raubten war er froh darüber.
Nichts war einfacher als sterben. Dachte er.

Ausatmen. In einem einzigen, kurzem Zug.

Als er, ganz gegen seine Hoffnung, wieder erwachte, war es Nacht. Im Schein der nahen Feuer tanzen schlanke Gestalten zum Dröhnen der Trommel einen hypnotischen, schamanischen Tanz.
Sein ganzer Körper stand in Flammen, brannte lichterloh wie das Freudenfeuer unweit von ihm, nur in seinem Fall vor Schmerz.
Seltsamerweise vermochte er sich auf ein anderes Gefühl zu fixieren. Das Gefühl von klebriger Kühle an seinen Zehen. Sie hatten ihn direkt nach seiner Gefangennahme entkleidet und zwischen zwei Palmen hochgezogen. Eines der Seile um sein linkes, eines um sein rechtes Handgelenk gebunden, hoch gezogen zu einem Menschlichen Ypsilon, fast zehn Finger breit über dem Boden.
Nun spielten seine Zehen im Sand. Und es waren weder die Palmen die nachgegeben hatten, noch die Seile.

Einatmen. Dieses eine Mal noch.

Irgendwann – er wusste längst nicht mehr wie viele Tage er hier hing – war es ihm egal gewesen sich einzupissen. In der am Tag sengenden Sonne hatte es sich sogar kühl angefühlt, während es an seiner roten, großflächig von Blasen übersäten Haut entlang in den Sand lief.
Und irgendwann ging sogar das nicht mehr. Zu weit lagen die Momente auseinander, in denen sie ihm - was auch immer - einflößten. Da hätte er schon alles getrunken. Und wäre noch dankbar gewesen.
Wie viele Tage er hier hing wusste er nicht mehr. Aber um welche Tageszeit es sich handelte, konnte er immer genau sagen. Weckte ihn das Gleißen auf der Gischt rechts von ihm, war es morgen. Verbrannte ihm die Sonne Kopf, Arme und Schultern, handelte es sich um die Mittagszeit und wenn die Geräusche des Dschungels so laut wurden, dass es seinen Verstand wegreißen wollte brach die Nacht an.

Ausatmen. Fast schon Erleichterung.

Anfangs waren die Nächte das schlimmste gewesen, denn dann waren seine Peiniger am aktivsten. Dann kam regelmäßig jemand zu ihn. Um ihn zu schneiden, zu stechen, ihre Experimentierlust zu stillen. Um ihn zu verhöhnen. Oder – besonders im Falle der halbstarken Männer – mit ihm zu spielen, sich an ihm zu vergehen.
Jetzt, als es zu Ende ging, war der Tagesablauf zu einem einzigen formlosen Brei zerlaufen. Längst war es ihm unmöglich zu sagen, wann ein Datum endete und wann das nächste begann.
Sogar der Schmerz trat in den Hintergrund. Die Geräusche wurden leiser, verschwammen zu einem Rauschen. Nur die gnädige, erflehte Bewusstlosigkeit wollte sich einfach nicht einstellen.
Sein Körper war zu stur zum Sterben. Im Gegensatz zu seinem Geist. Der erflehte das Ende.

Einatmen. Ruckartig. Halbgar. Schwach.

Jemand trat vor ihn. Er vermochte den Kopf nicht zu heben, einzig die Augen hochzurollen, gegen einen zähen, körnig brennenden Widerstand unter den papiertrockenen Liedern an.
Vor ihm stand einer der Halbstarken. Mehr als zwei Schritt hoch, violette Haut, muskelbepackte Beine, ebenso starke Arme, nur mit einem Lendenschurz und einer Unzahl an Armreifen bekleidet.
Auf den riesigen Hauern, die aus dem langen spitzen Gesicht ragten und sich beinahe bis zum Ansatz der flammroten, wirr hochstehenden Haare zurückgebogen wuchsen befanden sich keine Ringe, keine Kerben, kein Schmuck. Noch nicht das Ritual des Erwachsenwerdens vollzogen. Noch nicht in die Kaste der Krieger aufgenommen.
Sein Blick senkte sich unwillkürlich wieder. Das Farbspiel der violenten Füße, deren drei wuchtigen langen Zehen im schneeweißen Sand spielten lenkte ihn einen Moment ab, bis ihn eine dreifingrige Hand die Sicht nahm. Der Halbstarke wollte spielen, verspottete ihn. Er verstand die Worte nicht, aber zusammen mit der Geste war klar: Es ging um den Schwanzvergleich. Mit dem, was bei einem Dschungeltroll zwischen den Beinen baumelte, konnte sich kein Mensch messen. Das Lachen hörte er kaum noch.
Er wollte schon wegdriften, sich gehen lassen, mit dem Geist den geschundenen Körper verlassen, als er erkennen musste, er konnte DOCH noch Schmerzen zu fühlen in der Lage war.
Der Halbstarke spielte an dem Bolzen herum, dessen Überreste knapp oberhalb des rechten Beckens einen halben Finger breit aus seinem Fleisch ragten. Es hätte bluten sollen. Tat es aber nicht. Schon lange nicht mehr.

Ausatmen.

Und dann…griff der Halbstarke mit den kraftvollen Fingerspitzen zu, und riss den Fremdkörper aus seinem Fleisch. Ein kurzer Schmerz, das Gefühl, dass etwas zäh und kühl über sein Becken rann und endlich…endlich umfing ihn die Schwärze und Kälte, nach der er sich so sehr sehnte.

Sein letzter Gedanke galt seinem Gefährten.

‚Farewell, Liebster. Leb wohl.‘

Re: Stadtteil | Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - die Komturei in Nowigrad

Verfasst: Donnerstag 15. Dezember 2022, 21:09
von Vyacheslav Sokolov
------------------------------------------------------------
von: Zuhause --> Jarels Haus in der Komturei
Datum: etwas später am Abend des 6. August 1278
betrifft: Slava, der Sanitäter, Jarel
-------------------------------------------------------------

Es war immerhin nicht weit, aber nicht weniger gefährlich und vor allem nach dem letzten Tag war er bekannter geworden, vor allem bei der Stadtwache. Und nun besaß er auch einen Adelsbrief der ihn als Freiherr auswies, irgendetwas kompliziertes von wegen verschollener und in Ungnade gefallener Erbe und von Gnaden des Grafen Dijkstra wieder in den Adelsstand erhoben und so... er musste es sich noch durchlesen, seine neue Legende, aber dazu hatte ihm die Geduld gefehlt.
Nun stand er am Tor der Tempelinsel. Es war spät genug am Abend, um nicht mehr jeden Zivilisten durchzulassen, aber ihn ließ man ein. Er dachte nicht über die Konsequenzen nach oder konnte sie sich einfach nicht vorstellen. Wie Dijkstra bemerkt hatte, er wußte viel, hatte beachtliche Fähigkeiten aus seiner Welt mitgebracht, aber wie diese tickte hatte er noch nciht zur Gänze begriffen und begegnete ihr auch noch immer mit einer gewissen Arroganz.
Vor Jarels Haus hielt er inne, blickte erst durch die Fenster, konnte jedoch nichts erkennen. ein schwacher Schein einer Öllampe, es war also jemand Zuhause. Oder War Jakob entlassen?
Er zog noch einmal sein Wams gerade und klopfte dann an die Türe.

Re: Stadtteil | Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - die Komturei in Nowigrad

Verfasst: Donnerstag 15. Dezember 2022, 21:38
von ERZÄHLER
Jemand öffnete. Jemand, der nicht Jarel war.
Einer der guten Brüder des Ordens, den Slava noch nicht kannte. Der hagere Mann mittleren Alters ging ihm bis zur Schulter, er trug schlohblondes, wirr abstehendes dichtes Haar, helle, beinahe farblose Augen und war irgendwie…verbaut. Das Gesicht nicht zu einhundert Prozent symmetrisch, eine Schulter hing noch niedriger als die andere und auch die Beine wirkten nicht gleich lang.
Die hellen Augen jedoch strahlten scharfe Intelligenz aus, ebenso der Blick, mit denen er den Besucher durch den Spalt, den er die Tür aufgeschoben hatte, maß.
„Ja?“ Die Stimme des Mannes wirkte etwas heiser, aber sonst unauffällig.
Hinein sehen ließ er den Ankömmling nicht, dafür war die Tür nicht weit genug offen.

Re: Stadtteil | Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - die Komturei in Nowigrad

Verfasst: Donnerstag 15. Dezember 2022, 22:24
von Vyacheslav Sokolov
Und Slava blieb fast das Herz stehen, im übertragenen sinne, tatsächlich war er mittlerweile zu der Überzeugung gekommen, dass seine Pumpe doch unverwüstlich sein musste.
Das war nicht Jarel und wer es auch immer war, er war in dessen Haus. Kurz vergewisserte er sich, dass er an der richtigen Türe geklopft hatte. Scheiße.
Aber solche Situationen hatten schon immer seine Kreativität angeregt, dafür war er gemacht worden.
Den Moment der Verwirrtheit nutzte er.
"Seid ihr Klingenmeister Moore?"
Er legte seine ganze Überzeugung in die Frage, den leichten Zweifel der Erscheinung des Mannes geschuldet.
Zumindest war Jarel so aus der Schusslinie.

Re: Stadtteil | Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - die Komturei in Nowigrad

Verfasst: Donnerstag 15. Dezember 2022, 22:36
von ERZÄHLER
„Seh ich so aus? Seid ihr der Bote mit den Medikamenten?“, fragte der Kerl misstrauisch.
Der Mann war keiner seiner Brüder. Weder von hier, noch aus Wyzima. Die kannte er alle.
Und der halb verhungerte Junge, der sonst die Medikamente brachte war das auch nicht.
„Meister Moore ist unpässlich. Wer bei der ewigen Flamme Wärme seid ihr?“
Mit vor Misstrauen funkelnden Auge versuchte Bruder Holtmann an Slava vorbeizusehen. War eine der Wachen in der Nähe, die er im Notfall rufen konnte? Besonders wehrhaft war er nicht. Ganz offensichtlich. Aber notfalls würde er sich halt mit dem Skalpell wehren.
Ungeduldig starrte er Slava an.

Re: Stadtteil | Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - die Komturei in Nowigrad

Verfasst: Samstag 17. Dezember 2022, 16:05
von Jarel Moore
„Stabil.“, erklärte der Medicus nüchtern, ohne sich vom Hocker zu erheben. „Hatte vor zwei Stunden Atemprobleme und eine Art Krampfanfall, seitdem ist allerdings der Blutdruck stetig gestiegen und schon beinahe normal.“ Holtmann nickte zuversichtlich. „Kommt durch.“
Dass er diese Tatsache nicht sich selber zuschrieb, grenzte an ein Wunder.
„Ist der Klingenmeister so wichtig, dass es euch den Schlaf verdirbt, oder geht es um die Zusammenarbeit mit dem Handelsrat?“ Auf Wenzels fragendes Gesicht hin wurde Holtmann hellhörig.
Ohooo! Der Großkomtur wusste nicht von der Zusammenarbeit. Sofort fühlte sich Holtmann überlegen. Großartig. Jetzt wurde es interessant.
Holtmann setze sich besonders gerade – für seine Verhältnisse zumindest - auf den Hocker und hätte die Beine übereinandergeschlagen, wenn da nicht das Problem mit der Beweglichkeit gewesen wäre.
„Gestern erschien jemand hier. Nach dem Abendgebet noch und erkundigte sich nach dem Klingenmeister. Fragte um Unterstützung bei der Befragung einiger Häretiker an. Wurde unverschämt als ich ihm mitteilte, Meister Moore sei unpässlich.“
Wie ein wedelnder Hund – nur vollkommen reglos und mit betont neuraler Mine – wartete Hermann ‚Holzhammer‘ Holtmann auf die nun folgende Frage. Er hätte auch von allein weiterreden können. Würde er aber nicht.

Dem sich schlafend stellenden Jarel bleib fast das Herz stehen. Konnte es sein das...Slava?
Er war hier her gekommen? Um nach ihm zu sehen?
Hatte er sich Sorgen gemacht? So große Sorgen, dass er mit dem Kopf voran in diese Schlangengrube sprang? Da war doch Wahnsinn.
Jarel versuchte sein Wachsein weiter zu verbergen um mehr zu erfahren.
Das durfte doch alles nicht wahr sein.

Re: Stadtteil | Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - die Komturei in Nowigrad

Verfasst: Samstag 17. Dezember 2022, 20:24
von ERZÄHLER
Wenzels Blick ruhte einen Moment länger auf dem ungesund grauen Gesicht Jarels. Bei Antworten auf die eben von ihm gestellte Frage, schätzte er Direktheit durchaus, auch wenn er wusste, dass Holtmann diese Direktheit allem und jedem gegenüber anwandte. Wie eine Axt im Walde, pflegte Welfenberg zu sagen, aber sonst ein guter Medicus. Der Großspittler wusste den Guten Bruder einzusetzen und die Ergebnisse sprachen meist für sich. Wenzel nickte knapp, auch wenn ihm die Worte 'Atemnot' und 'Krampfanfall' durch Mark und Bein gingen. Wie knapp mochte es gewesen sein? Er stellte fest, dass er Jarel nie gefragt hatte, ob er sich einen Tod im Bett oder einen im Feld vorstellte, wenn er je die Wahl hätte. Ob er seinen sterblichen Körper den Flammen übergeben würde - was erwartet wurde, aber Wenzel wusste, das glaubende Herz des Ritters vor ihm schlug in zwei Tönen. Was in seinen Augen in Ordnung war, so lange die zweite Saite im Stillen klang. Moore war sicher nicht der Einzige, der aus einem anderen Glauben gewechselt war und diesen nie ganz abgelegt hatte.
Das silberne Augenpaar kehrte zu Holtmann zurück, als dieser frech wurde. "Mir sind meine Räte wichtig, Holtmann.", erwiderte er kühl, doch er rechnete nicht damit, dass der in Sachen Menschlichkeit unterbelichtete Tropf den Klang wahrnahm oder auch nur die Worte zu deuten versuchte. Statt dessen palaverte er weiter und weckte nun doch Wenzels Aufmerksamkeit. Handelsrat? Leicht krausten sich die Brauen des Großkomturs, als er der weiteren Berichterstattung lauschte und versuchte neutrale Miene zu wahren. Schon als Kind hatte er Petzen gehasst und als Erwachsener mochte er keine Speichellecker. Dennoch winkte er ungeduldig, als Holtmann endete und ihn listig aus seinem schiefen Gesicht anstierte.
"Weiter Bruder, lasst Euch nicht alles aus der Nase Ziehen. Hat er sich vorgestellt? Beschreibung?", wobei er bei Letzterem wenig Hoffnung hatte. Auch da hatte Welfenberg den passenden Ausspruch gehabt, als er sagte, man könnte den Patienten mit Fratzen beschnitzte Kürbisse auf den Kopf setzen, es würde Holtmann nicht auffallen - es sei denn, es ging um ein entzündetes Auge. Aber vielleicht hatte er ja irgendetwas Hilfreiches. Ausgerechnet der Handelsrat, der sowieso gerade in Aufruhr war und wieso vernahmen die plötzlich Herätiker? In Wenzel reifte ein Verdacht, den er allerdings zuletzt mit Holtmann teilen wollte. Da war doch eine Razzia angeordnet worden, ohne den Orden zu konsultieren - vom Regenten persönlich, so hieß es. Den Grund versuchten seine Leute gerade noch aus all den Gerüchten heraus zu filtern.
Während Holtmann sich weiter erging, legte Wenzel seinen Mantel ab und warf ihn achtlos zuoberst auf den Herrendiener. In Ermangelung einer anderen Sitzgelegenheit nahm er auf der Bettkante zu Jarels Füßen Platz und beobachtete diesen noch einen Moment, dann sagte er: "Danke, Eure Dienste werden heute nicht mehr gebraucht. Ich bleibe, bis er aufwacht." Und der Blick, der dann auf Holtmann herum schwenkte, würde selbst diesem ins Gehirn nageln, dass Widerworte weder erwünscht noch geduldet wären.

Re: Stadtteil | Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - die Komturei in Nowigrad

Verfasst: Samstag 17. Dezember 2022, 21:03
von ERZÄHLER
Holtmann blinzelte. Da war etwas in der Stimme seines Großkomturs…nur kam er nicht dahinter, was es bedeutete.
Nur dass er jetzt kleinere Brötchen backen sollte begriff er. Unzufrieden setze er noch einmal am Anfang an.
„Ein Mann verlangte nach Einlass. Keiner als zwei Schritt, ausgesuchte Kleidung, keine Rangzeichen, keine Uniform.“ Eine bessere Erklärung würde es nicht geben. Das war schon das höchste der Gefühle, dass der Medicus zustande brachte.
Er stellte sich als Freiherr Sockenoff vor und verlangte den Klingenmeister zu sehen. Wollte seine Dienste bei der Befragung mehrerer Häretiker in Anspruch nehmen. Nahm an, der Ausdruck ‚unpässlich‘ wäre eine Verschleierung für einen Alkoholrausch.“
Hermann Holtmann atmete durch. Wenn er schon richtigstellte, dann wenigstens vollständig.
„Der Zusammenhang zum Rat war eine Schlussfolgerung meinerseits. Die Zusammenarbeit mit einem Gremium außerhalb des Ordens seitens des Klingenmeisters…ist bekannt?“, hakte er nach.
„Und der Freiherr Sockenoff. Der Name sagt euch etwas?“
Erst als er seine Antworten hatte…oder was auch immer er bekam, war er bereit zu gehen.
Unzufrieden wegen des Mangels an Beachtung seiner Leistung, aber gehorsam. Was blieb ihm auch anderes übrig.