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Re: Hafenviertel | Hauptquartier der Stadtwache von Nowigrad

Verfasst: Montag 2. Oktober 2023, 12:16
von Nahuela Mughwadi
Ein bisschen war es wie bei jeder Religion: man konnte einfach nicht alles erklären. Musste sich darauf einlassen und eben glauben. Nahuela sah zu Valeska hinab, die damit sichtlich Schwierigkeiten hatte und lächelte. 'Lass es fließen, höre zu und folge deiner Intuition. Das tat sie ja ohnehin schon. Wie die Serrikanierin bereits gesagt hatte: Valeskas Herzauge funktionierte einwandfrei.
Zu den Hexern hob sie die Brauen. "Gegen gewisse Gesetzmäßigkeiten kann man wohl nichts machen... Das Konzept der Hexer kenne ich aus keinem anderen Reich. Interessante Kreaturen. Ich wüsste gern, ob alle aus einer Schule das gleiche Blutzeichen tragen. Die Mantikora-Hexer kenne ich leider nur noch aus Geschichten, aber sie waren Mitbegründer der Schule der Faithel oder besser unserer Art des Schwertkampfes." Womit sie schon bei der Antwort auf Valeskas Frage waren. "Mir standen drei Wege offen, was weniger ist, als anderen Kindern meines Volkes. Ich hätte meiner Mutter als shennen nachfolgen können, ich hätte Drachenpriesterin werden können oder den Weg einer Faithel gehen. Ich wählte den letzteren." 'Und manchmal denke ich, alles was danach kam, war die Rache der Geister, weil ich nicht ihre Dienerin geworden bin.', setzte sie im Geiste hinzu. Sie atmete hörbar durch und zuckte die Schultern.
'Zunächst werde ich mit meiner Mutter Kontakt aufnehmen und sie um Rat bitten. Entweder über die unsichtbare Welt, was voraussetzen würde, dass ich nicht mehr in dieser Zelle hocke, oder über einen ganz ordinären Brief.' Nahuela schmunzelte und behielt dabei für sich, dass sie auch das nur tun würde, wenn gewisse Voraussetzungen erfüllt waren.

Re: Hafenviertel | Hauptquartier der Stadtwache von Nowigrad

Verfasst: Montag 2. Oktober 2023, 15:25
von Valjan Novka
„Kann ich mir nicht vorstellen…“ Den Gedanken zu den Blutzeichen und Hexer hatte Valeska ebenso gehabt. „Es heißt es waren einst heimatlose Kinder, die kaum einen anderen Weg hatten. Wäre das nicht ein sehr großer Zufall? Aber vielleicht… vielleicht kommt das, wenn man über Jahrzehnte nichts anders mehr sein Zuhause nennen kann, als ein Medaillon mit einem Tierkopf?“ Kreaturen hatte sie Nahuela genannt. Vielleicht besser als Mutanten. Dazu hielt die Serrikanierin wenig von Männern und das waren die Hexer wohl alle. „Sie kommen wir dennoch… sehr ‚menschlich‘ vor. Doch ich bezweifel es, je zwei von einer Schule zu Gesicht zu bekommen, es ist eh schon ungewöhnlich, dass zwei gleichzeitig in der Stadt sind. Mal sehen wie lange sie bleiben… mindestens zwei Wochen.“ Die letzten Worte kamen leise.

Die Feldwebel stand wieder auf, zupfte die Uniform zu recht, lächelte schief. ‚Aber welche Katze macht schon was man von ihr möchte? Eine Faithel ist eine Kämpferin? Mit dem… Schwert? Ähnlich wie Hexer?‘ Valeska schluckte leicht und ihre Linke legte sich unbewusst auf den Knauf ihres Kurzschwerts. Nüchtern betrachtete war sie so was von tot. Aber ‚folge der Intuition‘. Was bleibt ihr auch sonst übrig? Sie war weder ausgebildet noch gebildet und Nahuela erklärte ihr etwas statt sie umzubringen. ‚Und was ist eine Drachenpriesterin?‘ Na ja, man konnte bestimmt auch Drachen anbeten wie Melitele oder eine… Flamme. Nur was machen Drachenpriesterinnen so? Oder war dieser Drache nicht auch ein Geist? Das Blutzeichen eines Drachen? Valeska runzelte leicht die Stirn.

Dagegen erschien ein Brief wirklich sehr, sehr gewöhnlich und würde bestimmt auch viel, viel länger brauchen. Aber raus aus der Zelle. ‚Mal sehen wie es sich die Cobra vorstellt.‘ Im richtigen Moment konnte man sie schon um den kleinen Finger wickeln. Aber soweit ging die Sondergenehmigung nicht und wer weiß, welche Verstärkung sie bei er Gelegenheit noch anheuert. Slava würde Novka den Kopf abreißen – zu recht.

Re: Hafenviertel | Hauptquartier der Stadtwache von Nowigrad

Verfasst: Donnerstag 5. Oktober 2023, 06:08
von Nahuela Mughwadi
"Mag sein.", schmunzelte Nahuela zum Thema Hexer. Sie hatte noch nie einen getroffen und das letzte Mal hatten sie sich nicht gerade um Sympathiepunkte bemüht. Verlorene Kinder, die mit Alchemie und Magie verändert wurden. Blieb der wahre Mensch darunter? Reichten die Geister ihnen vorbehaltlos weiter ihre Hand oder reichte die Veränderung auch in die unsichtbare Welt? Es war ja mindestens ein ebenso großer Zufall, dass die Geister ihr in jener Nacht genau einen Greifen und einen Kater gezeigt hatten. Schulenzeichen der beiden Hexer.
Nahuela blieb ruhig sitzen als Valeska sich erhob und die Hand an das Schwert legte. Die Unruhe der Jüngeren schwappte zu ihr herüber und die Serrikanierin konnte nicht umhin, das Gefühl der Überlegenheit zu genießen, dass diese Reaktion in ihr auslöste. Bei einer Katze hätte wohl die Schwanzspitze gezuckt. Aber Nahuela regte sich nicht, sah Valeska nur ganz entspannt und unkatzenhaft in die Augen.
'Faithel sind mehr als nur Kämpferinnen. Die Kultur meines Volkes ist fremd für dich. Um sie dir verständlich zu machen, müsste ich viel weiter ausholen. Was ich gern irgendwann einmal tue - bei einem guten Wein.' Sie kippte den Kopf. "Sicher hast du besseres zu tun, als einer Gefangenen die Langeweile zu vertreiben.", sagte sie in fast schnurrendem Tonfall und glitt vom Tisch, um sich ganz dicht vor Valeska stehend zu deren Ohr zu beugen. 'Außerdem müssen wir uns noch überlegen, welche Bild wir dem Dachs vor der Tür gleich suggerieren wollen.', raunte es dunkel im Kopf des Feldwebels und diesem drängte sich das Gefühl auf, eine große Katze winde sich anschmiegsam um seine Beine.
"Vielleicht nehme ich ihn auch einfach mit in meine Zelle. Ist ohnehin so kalt in deiner Herberge, fennek.", setzte sie in einem derart abfälligen Ton hinzu, dass man meinen könnte, der Kerl wäre die einzige verfügbare männliche Prostituierte in Valeskas Bordell und man musste eben nehmen, was der Markt bot. Nahuela lächelte und richtete sich wieder auf. "Sie werden nur immer so widerspenstig, wenn sie die Oberhand verlieren." Nein, an Selbstvertrauen mangelte es ihr selbst schmutzig und in Ketten nicht. Das Lächeln geriet derweil entgegen ihres Blutzeichens eher wölfisch.

Re: Hafenviertel | Hauptquartier der Stadtwache von Nowigrad

Verfasst: Donnerstag 5. Oktober 2023, 15:23
von Valjan Novka
„Im Bett auch?“ Man hörte die Feldwebel enttäuscht seufzen. Können Männer nicht mal dort… normal sein? Müssen auf Macker machen, sagen wie es läuft und immer noch den Größten haben? Natürlich kam Valeska in dem Moment Schuras in den Sinn. Ist er anders? Er war irgendwie immer so… bemüht und… liebevoll? Aber kann man liebevoll einen Hinterkopf entfernen? Wahrscheinlich nicht, aber trotzdem… er ist nicht von hier, weil er Zuhause niemanden mehr hatte und war der Erste, der sie… Und er ist nicht an Frauen interessiert. Sie sollte nicht so viel an ihn denken. Valeska schob die Gedanken weg, um was auch immer dort in ihrem Inneren aufkeimte zu ersticken, ließ die Katze schnurren oder drohen und bewegte selbst nur ihre Augen, um Nahuela nicht aus den selbigen zu verlieren.

‚Ich weiß nicht, ob ich einen Wein auftreiben kann. Einen guten Wein.‘ Ob wusste sie nicht. Wo wusste sie schon. Besonders wenn man kein Geld für Wein hat. Für guten Wein, irgendeinen Fusel würde sie schon bekommen. Aber nicht den mit den blumigen Beschreibungen, der um die halbe Welt gereist ist, damit man ihn in kundiger Gesellschaft in der richtigen Temperatur zu passenden Häppchen trinkt. Zeit zusammen für einen guten Wein haben, klang zumindest nach einem schönen Ziel. Aber ja, vorher andere Dinge: „Ich hoffe die überlebende Besatzung der Flussaster irgendwo in den Hafenkneipen zu finden.“ Eigentlich hatte sie schon ein bestimmtes Ziel, aber das musste sie jetzt nicht ausplaudern. Nicht, dass es in der ollen Schaluppe noch anfängt zu spuken. „Damit sie mir die Geschichte von ihrer Seite aus erzählen.“ Valeska lächelte. Wäre schön, wenn Nahuela jetzt ihre Seite erzählen würde, aber das hatte sie sie gestern schon gefragt und sie wollte nicht reden, deshalb sparte sie sich die Mühe.

„Der Dachs…“ Ihr Tonfall wurde wieder etwas fester, wie man eben sprach, wenn man Soldat war oder gar Untergebene hatte. „…hat seinen Posten nicht zu verlassen. Ebenso ist der Personenkreis, dem es erlaubt ist in Deine Zelle zu betreten sehr klein. Wer davon hat Dich denn schon besucht?“ Wenn sie Slava richtig verstanden hatte, dann hatte absolut niemand diese Erlaubnis. Jede, der sich näherte war verdächtig. Außerdem hoffte Valeska doch darauf, dass diese ausgesuchten Männer des Regenten ihren verdammt Schwanz unter Kontrolle hatten.

Um irgendwann aber wieder zurück zu kommen, reichte die Feldwebel der Gefangen schon mal die Handschellen.

Re: Hafenviertel | Hauptquartier der Stadtwache von Nowigrad

Verfasst: Sonntag 8. Oktober 2023, 18:20
von Avarion DeSpaire
Mental von: Nowigrad - Bordell - Nachtigall
Datum: Nachmittag 13.August 1278
Betrifft: Asad’hi und Fennek
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Als Rabe geisterhaft durchscheinend drang er durch den unsichtbaren Raum und fand sie. Da war sie und sie war nicht alleine. Cha’rhab setzte sich auf einen unsichtbaren Sims über der Tür und betrachtete die beiden Geister unter sich. Aufmerksam neigte er den Kopf leicht auf die Seite und krahte. Es war nur ein optischer Reiz, kein wirklicher Laut. Er schritt seitlich als wäre da ein Balken auf dem er laufen könnte. Dann plusterte er sich auf und richtete eine Feder, obwohl die eigentlich schon perfekt in seinem schneeweißen Federkleid saß. Ein leichtes Schimmern lag auf den einzelnen Lamellen, wie feen oder geisterstaub. Er krahte noch ein zweites Mal. Ob die rote Katze ihn dieses Mal gehört hatte. Seine Gestalt flackerte kurz und nahm dann wieder mehr Form an.

Re: Hafenviertel | Hauptquartier der Stadtwache von Nowigrad

Verfasst: Sonntag 8. Oktober 2023, 21:29
von Nahuela Mughwadi
Nahuela lachte dunkel. "Nicht alle. Nur die, die ursprünglich meinten, sie hätten die Hosen an." Sie zwinkerte und musterte Valeska nachdenklich. Sollte es möglich sein... Bei Zerrikanterment. Der Zug um ihre Brauen wurde etwas weicher, fast schwesterlich das Lächeln. 'Such dir einen mit einem guten Herz, auch die gibt es. Dann gelingt es schon einvernehmlich.', sprach asad'hi unverhofft milde und versöhnlich. Doch der Moment verflog, wie er gekommen war und aus der Schwester wurde wieder die nilfgaarder Kommandantin, die sich hoch aufrichtete, die Schultern straff nach hinten gespannt. Kühl musterte sie den kleinen Feldwebel, der aus irgendeinem Grund zu glauben schien, sie würde auf eine Frage irgendwann anders antworten, nur weil man sie ihr oft genug in verschiedenen Versionen stellte. Das sagte man den Serrikaniern tatsächlich zuweilen nach, aber in Nahuelas Fall würde fennek keine neuen Erkenntnisse gewinnen, das machte das Schweigen auf zwei Ebenen und der kalte Ausdruck in den schwarzen Augen deutlich. Sollte sie die Matrosen fragen, dann würde sie zu hören bekommen, dass die Katze Krallen hatte und ihre Beute auch gern schon mal zu Tode spielte. Aber das wusste fennek bereits - oder?
Eine fein geschwungene Braue hob sich. Der Dachs... nicht. Vor ihm war einer da gewesen, der zu jenen gehörte, die meinen, nur weil er die Wache über jemanden mit Brüsten hatte, durfte er diese auch mal näher in Augenschein nehmen. Sein Blutzeichen war ebenfalls kein Schwaches. Djurhad, die Ratte. Aus menschlicher Sicht mal wieder ein Wesen, dass keine positive Konotation trug, aber aus Sicht der Shennen ein starkes Blutzeichen, das viele gute Eigenschaften in sich barg. Die der Kerl allerdings gut versteckt hatte und asad'hi hatte ihm gezeigt, was eine Wüstenkatze mit einer Ratte zu tun pflegte. Danach hatte er sich nur noch mit einem zweiten Mann in ihre Nähe getraut und war auch sonst sehr brav gewesen. Um den Dachs machte Nahuela sich deswegen keine Sorgen...
"Wir..", hob sie an zu antworten, als ein Ruck durch die sie umgebenden Geister ging. Nahuela hatte sich gedanklich bereits von ihren Begleitern distanziert, aber vor allem asad'hi war immer nah und nur einen Lidschlag weit von Nahuela getrennt. Fluch und Segen, ohne ha'daja willkürlich und eher Ersteres. Schwer zu greifen, noch schwerer zu halten und fast unmöglich vollständig zu kontrollieren. Was cha'rab alba sah, war die Große Katze, die von ihrem entspannten Thron in einem weiten Satz vorwärts und in seine Richtung sprang. Es wirkte, als tauche sie durch Nahuelas geiserhaftes Abbild, welches aus der lebenden Welt herüber schien, hindurch und ziehe Fetzen aus diesem mit sich. Asad'his Pfoten suchten noch einmal einen Widerstand, dann setzte sie empor und versuchte nach dem Raben zu schlagen wie so oft, wenn er erschien.
In der lebenden Welt schnappte Nahuela mit einem überraschten Laut nach Luft und fiel dann auf die Knie, fing sich noch irgendwie mit den Händen ab. Schwindel griff sie, Schwärze drohte ihr Sichtfeld einzuengen. Die Grenzen verschwammen, das Gefühl ihren Körper zu verlassen machte sich breit. Wie eine Trance, doch ohne jede Vorbereitung. Asad'hi hatte den Geist ihres menschlichen Gegenparts einfach mitgerissen in ihrem Bestreben, den Raben zu erwischen. Energien waren in Fluss geraten, als cha'rab aufgetaucht war und Nahuelas Verbindung zu asad'hi reichte, um ihren Geist in diesen Strom zu reißen. Aus ihr heraus.
Ihre Leben wankte ein paar zögerliche Herzschläge lang.
Die Serrikanieren krallte ihre Finger in ihre Oberarme, ihr Verstand tastete nach dem Katzengeist, suchte zu beschwichtigen oder sie zumindest dazu zu bewegen, loszulassen. Sie fühlte auch die Verbindung zu Valeska, die an der gleichen Perlenschnur hing. Wenn asad'hi Nahuela hinüber zerrte, was wurde dann aus fennek? Nahuela stieß einen tonlosen Schwall an Worten aus, die nur ihre Lippen in Bewegung versetzten und weder der Gemeinsprache, noch sonst einer dem Feldwebel bekannte Zunge entsprangen. Die Fetzen in asad'his Fell begann zu glimmen, sich zu verfestigen und zäh wie kalter Schleim gegen den Strom der Energien zu kriechen. Elend langsam.

Re: Hafenviertel | Hauptquartier der Stadtwache von Nowigrad

Verfasst: Montag 9. Oktober 2023, 09:18
von Valjan Novka
Ein gutes Herz? Er hat sich darum gekümmert, dass niemand von der Truppe des Majors überlebt hat. Nahuelas Kameraden an Land. In genau in dem Moment wurde ihre Stimme versöhnlich. Auf das Zwinkern folgte ein schüchternes Lächeln, ein Blick in die Augen der Schwester im Geiste, ein kurzer Moment der Verbundenheit, der sogleich von der Wirklichkeit des Krieges zerrissen wurde. Man stand auf zwei Seiten und beide hatten ihren Stolz sowie ihre Befehle. Auch Valeska strafte wieder die Muskeln und nahm Haltung an, um in ihre Rolle zu fallen, als… als alles auf einmal passierte und sie sich röchelnd am Boden fand.

Auch später fiel es ihr schwer die Ereignisse richtig zusammen zu bekommen, denn was genau sie bemerkte wusste sie nicht. Es begann mit einem Krähen, das kein Krähen war, denn es gab nichts zu hören. Dennoch nahm sie etwas wahr, diesen Vogel: cha'rab alba. Das wusste sie, bevor sie es wusste. Ihr Kopf zuckte herum. Sie sah den Vogel und sah ihn nicht. Hatte sie die Augen geschlossen oder offen? Egal, der war hier und niemand drang ungefragt in ihre Wache ein. Ihre Rechte wollte sich um den Schwertgriff schließen, Fennek war plötzlich da, legte die Ohren an, um zu knurren, als sie etwas am Genick packte und zerrte. Wahrscheinlich hätte sie geschrien, aber diese Kette zog ihr den Hals zu und erstickte den Schrei. Sie taumelte zu Nahuela, so musste sich ein Hund fühlen, der an einer Leine herum gerissen wurde. Nur zog es nicht nur an ihrem Körper, der vor der Serrikanerin auf dem Boden plumpste, sondern viel tiefer, als würde ihr etwas das Leben aussaugen. Die Beine spürte sie schon nicht mehr, dafür so viel Hitze an ihren Hals, als ob ihr jemand den Kopf abreisen wollte. Bljad ha’daja. Und Nahuela, asad'hi, beide sahen furchtbar verzerrt aus. Panik machte sie in Valeska breit, das Atmen fiel ihr schwerer, ihre Bewegung wurden langsamer. Auf den Boden lag sie schon. Aber. Nein. Nein, nicht so, nicht hier, nicht jetzt. Mit einem Arm zog sie sich näher zu Nahuela, die andere Hand griff nach dem dunklen Handgelenk, um es von der Schulter zu reißen. Ihre Finger nahm sie in ihre Finger und sie drückte die Handfläche an ihren Hals, auf die Kette, den Zahn, die Münzen, was auch immer. Es hatte das letzte Mal geholfen, es musste wieder helfen. „Nahuela... bleib...“

Fennek heulte auf und sprang wild im Kreis um alle herum, als ob man sie damit alle wieder einfangen könnte.

Re: Hafenviertel | Hauptquartier der Stadtwache von Nowigrad

Verfasst: Montag 9. Oktober 2023, 10:50
von Avarion DeSpaire
Gleichermaßen fasziniert wie auch erschrocken betrachtete Cha'rhab was da unten geschah. Er verstand es im ersten Augenblick nicht einmal, hatte sein erscheinen in den Träumen der Menschen selten Auswirkungen, nahmen sie ihn überhaupt nicht wahr. Aber dieser Mensch war anders. Sie nahm ihn war und mehr noch, interagierte mit ihm. Mit ein Grund warum er sich so zu ihr hingezogen fühlte.
Die Katze war in seine Richtung gesprungen um ihrer Natur folgend den Vogel zu jagen, doch Cha'rhab flatterte nicht, der Natur eines gejagten Vogels folgend mit den Flügeln auf und davon. Er hüpfte auf dem unsichtbaren Balken zwei Schritte zur Seite und fixierte Asad'hi mit Blicken. Dann folgte sein Blick der Verbindung die wie eine Blutspur am Boden zu der Frau am Boden verlief und leicht pulsierend miteinander verband. 'Du solltest zurück kehren.' erklang es, leider nicht so gelassen wie gewünscht. 'Asad'hi. Du tust ihr weh.' Cha'rhab löste sich von seinem Platz, ließ sich herunter fallen, breitete auf halber Strecke die Flügel zu einem Gleitflug aus und landete neben dem Schemen Nahuelas. Vorsichtig berührte er mit dem Schnabel die Schulter des Schemen. Vielleicht ließ sich die Katze in ihrem Trieb dazu bewegen zurück zu kehren und wenn er sich dafür fangen lassen musste. Aber er konnte und wollte sie nicht ihrem Schicksal überlassen. Er krahte, auch wenn es nicht wie so oft nicht zu hören war. 'komm zurück‘.
Toralar in der Gestalt von Cha’rhab war nicht der Feind, wollte nicht der Feind sein. Sondern ein Freund. Langsam finden seine Federn an sich pechschwarz zu färben, als würden die Spitzen in einem Tintenfass stecken und die kapillarwirkung die Tinte nach oben ziehen. Es breitete sich über seinen ganzen Körper aus und kleine Lichtpunkte tanzten auf der Oberfläche.
Jetzt bemerkte er die nebelhafte Verbindung zu der zweiten Gestalt, die ebenfalls am Boden lag. Und er sah Fennek.

Re: Hafenviertel | Hauptquartier der Stadtwache von Nowigrad

Verfasst: Donnerstag 12. Oktober 2023, 14:13
von Nahuela Mughwadi
Wenn man geht - hinaus geht in die Welt der Geister - dann lässt man einen Anker zurück. Ha'daja kann so ein Anker sein, aber auch ganz weltliche Dinge, die einem den Weg zurück weisen können. Eine Kerze. Ein Stein. Eine Schale Wasser. Ohne diesen Anker verirren wir uns und verlieren den Kontakt zum sterblichen Teil unserer Selbst. Wir gehen hinaus und bleiben fort. Der Körper muss sterben, der Geist wird zu etwas, dass die shennen 'Wanderer' nennen. Mettinnizaeh. Geister, die den Pfad von Werden und Vergehen verlassen haben. Kein schönes Schicksal. Achte also immer darauf, einen Anker zu errichten, Cule. Gehe niemals ohne Anker hinaus! Du kehrst nicht zurück.
Nahuela hörte die Stimme ihrer Mutter, als stünde sie neben ihr und als sei die Lektion nicht fast zwei Jahrzehnte her sondern erst Stunden. Eine Lektion, die sie so tief verinnerlicht hatte wie keine Zweite. Doch was, wenn der Geist, mit dem man sein Leben teilte, so greifbar war wie es eine Katze, die nicht gegriffen werden wollte, eben war? Was wenn geschah, was gerade eben geschehen war und sie keineerlei Handhabe hatte und keine Macht, etwas dagegen zu tun? Sie hatte gewusst, dass Cha'rhab alba anders war, hatte die kleinen Seelenkugeln gesehen, die er mit sich herum trug. Hätte es nicht Warnung genug sein müssen, auf der Hut zu sein? Er hatte eine andere Macht, eine die über den Geistern stand, die Nahuela kannte und asad'hi wusste längst darum. Die Große Katze versuchte den Traumschmied immer wieder zu vertreiben, sandte ihr Botschaften, die sie nicht hatte hören wollen oder vielleicht auch einfach als zu harmlos abgetan hatte. Sie hatte die Demut vor der unsichtbaren Welt verloren - war dies nun der Preis?
Nahuelas Augen tränten, um ihre Brust lag ein eiserner Ring und als die Hand Valeskas nach ihrer griff, packte sie die Finger der anderen Frau so fest, das sie das Protestieren von Sehnen spüren konnte. Fennek handelte klug, auch wenn allein die Hand an ihrer schon reichte, ihr den Anker zu bieten, den ihr Geist brauchte. Zugleich stürzte sich asad'hi mit katzenhafter Schnelligkeit auf das Abbild des Raben, bereit Zähne und Krallen in das weiße Federkleid zu schlagen. Im Nebeneffekt zerrte sie den Teil ihrer Essenz, der die sterbliche Nahuela war, mit sich zurück zu dieser.
Eiskalt fühlte sich die Serrikanierin von einer Sekunde auf die andere, aber sie konnte wieder atmen, schnappte heftig nach Luft.
Der Boden des Raumes war so kalt, wie ihr innerstes sich anfühlte. Das Erste, was sie sah, als sie die Augen wieder öffnete, waren die Züge der jüngeren Frau, verzerrt und gequält. Bei den Geistern, sie quälte dieses Kind, doch wirklich Mitleid empfand sie nicht. Doch auch die Genugtuung blieb aus. Allein die Notwendigkeit das Spiel aufrecht zu erhalten, um ihr einziges Druckmittel - so vage es auch war - nicht aus der Hand zu geben. Eine Sekunde lang war sie nahe daran, aber dann löste sie die Finger von ha'daja und ließ das Schmuckstück wo es war. Sie hatten beide unter dieser Konstellation zu leiden, nur bis gerade eben hatte Nahuela geglaubt, sie könne das Risiko einschätzen. Mit cha'rhab hatte sie dabei allerdings nicht kalkuliert. Diesem besonderen Geist musste sie dringend näher auf die Spur kommen, aber ganz sicher nicht mehr ohne ihre Talismane am eigenen Leib. Zumindest das hatte sie hier und jetzt gelernt.

Re: Hafenviertel | Hauptquartier der Stadtwache von Nowigrad

Verfasst: Donnerstag 12. Oktober 2023, 16:11
von Valjan Novka
„Fuck.“
Da lag sie auf dem Rücken und starrte an die Decke; wieder auf dem Boden dieses Verhörraumes, wieder neben jemanden, der so was wie von den Toten zurückgekehrt war, wieder hatte sie kurz daran gedacht sie würde selbst sterben. Nun war es ein paar Tage später. Diesmal waren es keine Geräte, keine Wundermittel aus anderen Welten, sondern Geister von hier und Magie. Oder? Keine Ahnung. Ein dumpfes kurzes Auflachen. Sie wusste so wenig über Schuras orange Schachteln wie über die unsichtbare Welt. Fuck.

Die Finger Nahuelas lösten sich langsam von ihren und von der Kette. Krampfhaft hatten sie beides umklammert, ihr dabei den Atmen geraubt, den sie nun umso mehr genoss. Für einen winzigen Moment fühlte sie sich frei, frei von der Last, sie konnte voll atmen und ihre Lunge füllen, aber dann fiel das ha'daja zurück auf ihren Hals wie Blei. Ein letztes Röcheln und die körperliche Verbindung war getrennt. Valeska stöhnte müde: „Kack Vogel...“ Dass dieser seinen Teil dazu beigetragen hatte die Kapitänin zu retten, wusste sie nicht. Hatte sie nicht gesehen. Fennek war im Kreis oder Dreieck gesprungen.

Doch ihre Gesichtszüge entspannten sich wieder und sie konnte ihre Zehen bewegen. Niemand war gestorben. Sie schloss die Augen ohne in die unsichtbare Welt zu sehen, sondern um für sich zu sein. „Was... was war das?“ Nur mühsam setzte sie sich auf, fühlte nach der Kette und betrachtete ihre Gefangene. „Geht es wieder?“ Sie bewegte die Finger ihrer Rechten, um zu überprüfen ob noch alles so war wie es sein sollte, obwohl sie noch immer schmerzten.

Die Handschellen hatte beide irgendwo verloren.

Re: Hafenviertel | Hauptquartier der Stadtwache von Nowigrad

Verfasst: Donnerstag 12. Oktober 2023, 22:17
von Avarion DeSpaire
Der Plan ging auf und Asad'hi kehrte zu Nahuela zurück. Nicht mit dem selben Ziel, wie es Toralar gehabt hat, aber das war zweitrangig. Die Katze war schnell und ihre Krallen scharf. Nur einen Bruchteil lang konnte sie die Federn spüren, den hauchzarten Widerstand, bevor sich die Gestalt des Raben zu Nebel auflöste und der Katze keinen Halt mehr bot. "Du solltest vorsichtiger sein." mahnte Toralar sie ´, bevor sich der Nebel ein letztes Mal auf die Gestalt von Nahuela senkte und er sich davon überzeugte, dass es ihr gut ging. Dann faserte der Schemen, der nur kurz wie ein humanoides Wesen aussah endgültig auseinander und verschwand so lautlos wie er gekommen war. Aber etwas blieb. Nicht an dem Ort, nicht bei den Menschen die gerade Schmerzen litten. Es war ein Gefühl, in Toralar und er konnte es nicht in Worte fassen. Es irritierte ihn und schon im nächsten Moment war er mental in seinen Wirt zurück gekehrt.

Re: Hafenviertel | Hauptquartier der Stadtwache von Nowigrad

Verfasst: Freitag 13. Oktober 2023, 09:16
von Nahuela Mughwadi
Der Kälte folgte ein Gefühl als riesele warmes Wasser in feinen Tropfen über ihren Körper, doch es verblasste schnell und zurück blieb Erschöpfung. Valeska rührte sich und stieß etwas aus, dass wie ein Fluch klang. Na immerhin noch so weit am Leben...
Nahuela stemmte sich hoch, setzte sich gegen den Protest von Muskeln und Kreislauf auf. Wenn man in der Schule der Faithel fiel, bekam man schnell eine Lektion im wieder Aufstehen und diese war nicht angenehm. Daher war es fast ein Reflex, hochkommen zu wollen - kurz sah sie sich sogar nach ihrem Schwert um, dann aber erinnerte sie sich, wo sie war und gleichzeitig rollte eine Welle der Übelkeit durch ihren Körper. Sie drehte sich weg, krümmte sich zusammen und übergab sich krampfhaft. Viel hatte sie nicht im Magen, aber das machte es auch nicht gerade besser.
Sie fühlte sich, als hätte sich ihr Innerstes nach außen gekehrt. Schwer atmend lag sie auf der Seite, Valeska den Rücken zugekehrt und für den Moment mit sich selbst beschäftigt. Verfluchter Vogel... Dem wollte sie gern zustimmen, aber ihr fehlte für viele Atemzüge die Stimme und die Kraft. Und als sie beides endlich gesammelt hatte, war ihr Verstand nachgerückt und hatte den Vogel aus der Schuld entlassen. Niemandem außer sich selbst konnte sie die Schuld hierfür geben.
"Eine Unachtsamkeit, die mir zuletzt als Cule - als Schülerin - passiert ist.", antwortete sie mit rauer Stimme und etwas schleppend auf Valeskas Frage, wenn auch etwas verspätet. Aber damals hatte ihre Mutter sie begleitet und der Fehler hatte keine Konsequenzen für Leib und Leben gehabt. Sie atmete durch, unternahm einen zweiten Versuch, sich hochzustemmen, scheiterte aber kläglich. Ihr ganzer Körper zitterte bei der geringsten Kraftanstrengung... Was für eine Strafe! Immerhin konnte sie sich herum wälzen, um der Wächterin in die Augen zu sehen.
"Die Geister sind machtvoll, vergiss das niemals fennek. Und sie verlangen Demut." Nahuelas Mundwinkel verzogen sich leicht. "Eine Disziplin, in der ich nicht sonderlich gut bin." Sie musterte das Füchslein. "Ist alles in Ordnung?" Nur halb Sorge. Teilweise auch ein Test, ob der Effekt auf Valeska den Eindruck machte, den sie erwartete. Vielleicht auch erhoffte. Die Episode mochte ihrer Strategie in die Karten spielen... Nur wie das Mädchen dazu bringen, Sokolov davon zu erzählen? Um keinen Verdacht zu wecken, würde sie es wohl oder übel dem Zufall, oder besser dem Mitteilungsbedürfnis der anderen Frau, überlassen müssen.
Wie schnell sich ein Blatt wenden konnte. Eben noch war sie diejenigen gewesen, die die Oberhand hatte und jetzt war sie fennek ausgeliefert, schwach wie ein Kind. Das würde ein interessantes Bild geben, wenn der Feldwebel sie zurück in ihre Zelle schleppte. Plötzlich musste Nahuela entgegen des elenden Gefühls lachen, herzhaft und echt, wenn auch schwach. "Gut für deine Position in den Augen der Gorillas." Man musste aus allem seine Vorteile ziehen. Sie grinste schief. "Schlepp mich zurück in meine Zelle und denk dir schon mal einen markigen Spruch aus." Sie trug ihre Niederlage mit Fassung.

Re: Hafenviertel | Hauptquartier der Stadtwache von Nowigrad

Verfasst: Freitag 13. Oktober 2023, 13:06
von Valjan Novka
Und jetzt kotzt sie sogar noch in dieselbe Ecke wie Sokolov. Was hat dieser Raum nur in sich?
Was Valeska dem Freiherrn erzählen würde, wusste sie selbst noch nicht. Oder wann er überhaupt für sie Zeit hätte, obwohl sie sich schon dazu entschlossen hatte Schura als sein Ohr zu verwenden; was sie ihm erzählte würde schon irgendwann ankommen und Slava wird schon bald merken, dass man ihn über ihr Tun ausfragen konnte. Dennoch 'Hey Schatz, wäre heute fast gestorben' war für heute Abend vielleicht nicht die beste Begrüßung... am Ende macht er sich noch Sorgen.

Ihr selbst wurde bewusster in welcher Position sie eigentich saß. Nicht nur irgendwo zwischen Nahuela und Slava: zwei selbstüberzeugten Besserwissern. Sondern auch zwischen Nilfgaard und Nowigrad. Zwischen dem Kaiser und dem Regenten. Dem aufkommenden Krieg. Dabei wünschte sie sich nur, dass sich alle lieb hätten und gemeinsam im Bau kuscheln. Ein gewagtes Ziel.

„Kalter Kaffee?“ Sehr viel mehr hatte sie gerade nicht am Gürtel, aber das Zeug kam aus dem Süden und sie hatte gehört, dass es gegen Alles half. Zumindest in Erde. Das Füchslein schien sich gut zu erholen, die Farbe kehrte ins Gesicht zurück und die Atemnot geriet wieder in Vergessenheit. Ein Mundwinkel zog sich amüsiert nach oben, als Nahuela feststellte es nicht so mit Demut zu haben. Wirklich gelernt hatte Valeska es wohl auch nicht, sonst wäre sie nicht hier. Nur wann es gut ist sie zu zeigen oder zumindest so zu tun. Nicht ganz unbesorgt fragte die Serrikanierin nach. War alles in Ordnung? Nein, ganz sicher nicht. Es gab schon vorher genügend Scheiße zu beachten. Aber so half der Gedanke nicht weiter.

Sie zog die Beine an, legte die Arme auf den Knien ab. „Ich bade noch in der Euphorie nicht gestorben zu sein...“ Sie würde sie am Strang mitreißen. Diese Aussage war soweit geklärt. „Es macht mir...Angst?“ Fennek musterte zurück. „So... ausgeliefert? Diese Lektion fühlte sich zu... flott an. Wie... na ja, kaltes tiefes Wasser ohne schwimmen zu können.“ Und sie konnte nicht wirklich schwimmen. Sie verfiel ins Grübeln, so ganz bekam sie die Ereignisse noch nicht zusammen. Die Fakten daraus würden sich langsam setzen. „Ich denke, mir fehlt nichts. - Du siehst furchtbar aus. Nicht ganz so furchtbar wie vorhin. Aber furchtbar.“

Doch Valeska nickte, lachte den Moment mit, die Gorillas ja. Sie stand müde auf, sammelte ihr Zeug ein, schob den Stuhl zurecht und half Nahuela hoch. Einen Arm zog sie über ihre Schulter und packte sie mit der andern Hand an der Hüfte. Auf Fesseln verzichtete sie, als sie sie wieder den Gang vor zu den Zellen schleppte. Einen markigen Spruch hatte sie nicht, nur ein schiefes Grinsen. Soll sich der Dachs selbst etwas einfallen lassen.

Re: Hafenviertel | Hauptquartier der Stadtwache von Nowigrad

Verfasst: Mittwoch 6. Dezember 2023, 20:46
von Nahuela Mughwadi
Nahuela blieb vorerst auf dem Rücken liegen und betrachtete die nicht im geringsten schöne Decke. Ihre kleine Füchsin hatte Angst und in diesem schwachen Moment wollte die Serrikanierin fast Mitleid haben, riss sich aber weitestgehend zusammen. "Ja, so kann man es beschreiben. Die Welt der Geister ist nicht gemacht für die Lebenden und jeder Schritt hinein kann der letzte sein. Angst ist allerdings grundfalsch. Respekt sollte man haben, aber keine Furcht. Das wittern sie wie eine Blutspur.", erwiderte sie leise mit rauer Stimme. Sicherlich war ihr bewusst, dass Valeska auch das Band meinte, was sie zwischen ihnen beiden geschlagen hatte. Nahuela musste sich den Gedanken gefallen lassen, ob sie bis zum Ende gehen würde, zu Lasten dieses Kindes, das außer einer zu neugierigen Nase eigentlich keine Schuld auf sich geladen hatte. Sie würde diese Entscheidung treffen, wenn es so weit war. Noch hoffte sie darauf, gegen die Schlange von Nowigrad zu gewinnen.
Die Welt schwankte einmal mehr, als fennek sie auf die Füße zog oder besser: ihre ihre Füße lieh, denn Nahuelas Beine wollten sie partout nicht tragen und ihr war furchtbar schwindelig. Ohne Valeska wäre sie keinen Schritt weit gekommen und entsprechend ließ sie einfach den Kopf hängen, bemüht einen Fuß vor den anderen zu setzen. Die Wache nahm sie dabei nicht wirklich wahr, zu konzentriert war sie auf den Weg und sie fühlte Erleichterung, als die Dunkelheit der Zelle sie wieder umfing. So verrückt dieser Gedanke auf war.
Schwer sank sie auf die Pritsche, ließ Valeska allerdings auch nicht sofort los, sondern zog sie ein Stück weit mit sich herab. Eine Hand halb auf Valeskas Wange, die Fingerspitzen in ihrem Nacken, dirigierte sie das Gesicht der Wächterin nah und drückte ihr einen Kuss auf die andere Wange. "Ich danke dir, sayiir fennek. Und wenn die Schlange mich am Leben lässt, beheben wir das mit ha'daja und vor allem das mit deinen Kampfkünsten." Immerhin ging es ihr wieder gut genug, dass der Spott zu hören war, der so sehr Teil von ihr war. Sie ließ Valeska los und streckte sich auf der Pritsche aus. Ihr Körper war unendlich müde, ihr Verstand allerdings reflektierte noch, was eben geschehen war und wie sie es zukünftig verhindern könnte. Ohne die Talismane? Wohl kaum... Tief atmete sie durch und schloss die Augen.

Re: Hafenviertel | Hauptquartier der Stadtwache von Nowigrad

Verfasst: Donnerstag 7. Dezember 2023, 10:32
von Valjan Novka
Ganz traute sie Nahuela nicht, als sie Valeska zu sich zog und war über diese kleine Zärtlichkeit überrascht. Dennoch schloss sie die Augen, diesmal nicht um zu sehen, sondern um den ebenso rauen Lippen der Serrikanierin nachzuspüren. Valeska lächelte bei den Worten und gab den Kuss zurück – auf die Stirn: „Ich weiß.“ Ein Finger strich noch sanft über den Kopf der Kapitänin, aber dann ließ sie sie wie ein schlafendes Kind zurück.
Selbst die Tür schloss sie nicht übermäßig laut. Dem Dachs zeigte sie nur den ausgestreckten Zeigefinger und im rechten Winkel dazu ihren Daumen. Er würde den Witz kennen, bei dem der Zeigefinger die Größe eines Skelligers angibt und der Daumen die Länge seines besten Stücks. Bei Zwergen oder kleinen Menschen war das anders herum, was dem Wächter mit einer neunzig Grad Drehung der Hand zeigte. Der Daumen in die Höhe, der Zeigefinger waagrecht. „Und niemand fässt sie an…“

Hoffentlich würde das reichen. Die Wache hatte sie soweit, weibliche Gefangene einigermaßen in Ruhe zu lassen, aber den Männern des Regenten hatte der Feldwebel nichts zu sagen und gehörte eigentlich nicht dazu. Wenn der Freiherr nichts anderes bestimmt hätte. Ruhig ging Valjan ab. Innerlich jedoch war sie aufgewühlt. Gerade hatte sie verdammt viel erlebt und ebenso viel gelernt. Die Geister, das Ha'Daja, Fennek, Raben... und

Die Schlange und die Katze. Konnte sie Zusammenarbeit schaffen? Vertrauen gar? Sie bohrte an den harten Schalen beider, das merkte sie. Wusste natürlich nicht wie weit beide das aus eigenen Vorteil zu ließen, aber es war ein Schritt, ob dieser am Ende reichte würde wird sich zeigen. Menschenleben konnten Slava erschreckend wenig bedeuten. Und Nahuela? Wurde Zeit die Seeleute der Flussaster zu befragen.

<zum Hafen>

Re: Hafenviertel | Hauptquartier der Stadtwache von Nowigrad

Verfasst: Sonntag 21. April 2024, 20:43
von Nahuela Mughwadi
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von/nach: Lagerhalle an den Docks --> Kerker - Verhörraum
Datum: 19. August 1278
betrifft: Ion, Slava
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Nach dem Traum, in dem ihr Toralar begegnet war, hatte Nahuela sich nicht mehr in die unsichtbare Welt hinaus gewagt. Dieser Geist, der keiner war, beschäftigte sie mehr, als sie vor sich selbst zuzugeben bereit war. Zwar war sie wie vesprochen umgezogen und musste sich jetzt den Weg über die Geisterwelt nach draußen nicht mehr hart erkämpfen, dafür fehlten ihr immernoch ihre ha'daja und in gewisser Weise fehlte ihr auch der Mut. Asad'hi reagierte auf den Geist Toralar mit einer so vehementen Ablehnung, dass es Nahuela wiederum alarmierte. Es war ihr bisher nur einmal passiert, dass ihr Schutzgeist fast zu ihrem Verhängnis geworden war und damals war es die Dummheit der Schülerin gewesen. Die große Katze war ein sehr alter Geist und hatte entsprechenden Weitblick - wenn so ein Schatten derart aggressiv und ohne rücksicht auf den an sie gebundenen Menschen auf einen anderen Geist los ging - das sie überhaupt auf einen anderen Geist los ging - hatte das eine tiefere Bedeutung und diese durfte Nahuela nicht außer Acht lassen. Es war zwar keine Angst, die sie empfand, aber eine gehörige Portion Respekt. Ohne vorbereitet zu sein, wollte sie eine solche Begegnung nicht erneut zulassen.
Also wurde es langweilig, wenn nicht gerade Fennek auftauchte und sie mit Fragen löcherte. Interessanten Fragen, die tief blicken ließen. Am Ende hatte er Fuchs wohl tatsächlich jemanden gefunden, der die Frau in ihr verlockte. Nahuela freute sich insgeheim für das Mädchen und ließ trotzdem keine Gelegenheit aus, sie aufzuziehen und zu drangsalieren. Das Unwissen, dem sie hier begegnete, war aber auch zum Schreien. Wie konnten die Mütter der Nordlinge ihre Töchter nur so dumm in die Welt laufen lassen und dann meinen, es erkläre sich schon alles von selbst? Kein Wunder, dass die Frauen hierzulande alle Nase lang mit dem nächsten Kind schwanger gingen und nur darauf warteten, im Kindbett zu sterben. Schafe, allesamt. Der Fuchs jedenfalls war Nahuela inzwischen wert genug, ihr die Wolle abzuscheren und so referierte die Ältere schon mal, bis der Jüngeren die Ohren brannten.
Doch diese Gespräche waren dennoch nicht tagesfüllend und Nahuela beschäftigte sich daher den Rest der Zeit damit, ihren Körper in Form zu halten. Sabarra war ein Tanz, den man auch in der Enge einer Zelle tanzen konnte und für einfache Kraftübungen war ebenfalls genügend Platz. So war das Bad bald wieder obsolet, aber das hatte so kommen müssen und die Kapitänin war was das anging der gelebte Zwiespalt. Sie konnte genauso gut verroht und verlottert existieren, wie sie sich heraus putzen konnte.
So war sie nach den wenigen Tagen zwar körperlich fit, dafür schlecht gelaunt und ihre Kleidung in einem Zustand, den sie selbst nach Wochen auf See selten erreichte. Schweiß- und Schmutzflecken überall, hier und da sogar ein Riss, ein Knie durchgescheuert. Sie wusste auch ziemlich, wie sie vermutlich roch, nur verlor man das Gefühl dafür irgendwann, wenn man nur vom eigenen Gestank und dem der Zelle umgeben war. Und in diesem Zustand latenter Gereiztheit holten die Wachen sie aus ihrer Zelle und wie immer, versuchte sie diese zu provozieren. Funktionierte leider nur nicht mehr so gut, wie noch zu Anfang. Sie hatte wohl einfach einmal zu oft gebissen. Dabei reichte die Langeweile inzwischen sogar aus, das sie ernsthaft in Erwägung zog, mit einem der Männer einfach ein bisschen Spaß zu haben. Aber nicht mal dazu ließen sie sich verleiten.
Man brachte sie in den ewig gleichen Verhörraum, wo sie sich auf einen Stuhl lümmelte, weit über den Tisch gebeugt, den Kopf in die gefesselte Hand gestützt. Ihre dunklen Augen musterten die beiden Wachen, halb amüsiert, halb genervt. "Mit euch war es lustiger, als ihr noch versucht habt, mich zu betatschen.", stellte sie fest und fragte sich, was sie eigentlich schon wieder hier sollte. Es gab eigentlich nichts mehr zu besprechen. Vielleicht verkündete man auch einfach ihr Urteil. Wobei sie den Aufwand nicht verstand. Man könnte sie auch einfach einen Kopf kürzer machen, dann war ihr Aufenthalt hier weniger teuer.

Re: Hafenviertel | Hauptquartier der Stadtwache von Nowigrad

Verfasst: Mittwoch 24. April 2024, 13:07
von Vyacheslav Sokolov
Als Slava den Verhörraum betrat war sein Gast bereits Anwesend. Er wäre normalerweise vor ihr da gewesen, aber etwas hatte ihn unterwegs noch aufgehalten. Er hätte ihn auch ganz und gar nicht gestört, selbst auf sie zu warten, vor allem jetzt nicht...
Als er den Raum betrat rannte er beinahe gegen die olfaktorische Wand.
Es stank schlimmer als ein U-Boot bei Landgang.
"Meine Güte... Ich hatte angeordnet, dass man euch baden lassen soll..." aber entweder wollte sie nicht oder... sie wollte vermutlich nicht. Dass eine der Wachen ihr verweigerte was eigentlich erlaubt war schloss er kategorisch aus. Hätte sie es gewollt, sie hätte es durchgesetzt, vermutlich sogar wenn er es nicht erlaubt hätte. Vielleicht war das eine Form ihres Protests gegen das Eingesperrt sein... oder es gefiel ihr schlichtweg... Oder färbte der Katzenhexer auf sie ab?
Dabei hieß es doch, Katzen wären so sauber.
Ihren letzten Satz hatte er nur so halb mitbekommen während er die Türe hinter sich schloss, gerade genug um grob den Kontext rekonstruieren zu können.
"Werdet ihr nicht ausreichend betatscht? Dabei sollte es euch doch an nichts fehlen..."
Während er auf dem noch freien Stuhl mit Blick zur Türe Platz nahm. Papier hatte er an diesem Tag keines bei sich, also setzte er sich nur und musterte sie aufmerksam. Eigentlich war der Grund weswegen er hier war ernst, aber gerade dann zeigte er immer einen Hang dazu es ins Lächerliche zu ziehen.

Re: Hafenviertel | Hauptquartier der Stadtwache von Nowigrad

Verfasst: Donnerstag 25. April 2024, 21:17
von Nahuela Mughwadi
Ith'fiah betrat den Raum, doch Nahuela schien vergessen zu haben, wie man sich ranghöhreren Offizieren gegenüber verhielt. Nur das sie es nicht vergessen hatte, sie betrachtete das Nordling-Männchen einfach einen Moment mit den Augen der Serrikanierin, dann mit denen der Nilfgaarderin und die der Faithel ließ sie geschlossen. "Was kümmert's Euch? Das Bad ist nur so gut wie die Kleidung, die man danach trägt und der Raum, in den man zurück kehrt. Zu den ewig gleichen Ratten..." Die asad'hi erfolgreich in ihre Löcher getrieben oder zerkaut hatte, "und dem ewig gleichen Unrat.", gab sie also zur Antwort, ohne Begrüßung oder sonstige Floskeln. Allein dies hätte einem Kenner jener Frau im Katzenpelz wohl gewarnt, dass an dem Pulverfass ihres Temperaments gerade eine kurze Lunte brannte. Sie gab sich hingelümmelt, aber sie war alles andere als entspannt. Diese ganze Haft war ein Affront gegen sie und ihre Position.
Kapitänleutnant Mughwadi war es gewohnt, dass es über ihr eine ganze Weile nichts gab und dann vielleicht irgendeinen vergessenen Gott. Auf See war sie das Gesetz. Die Herrin über Leben und Tod, die Strafe mit der Peitsche in Persona. Daran war sie nun seit einer ganzen Weile gewöhnt und sich hier geduldig zu geben, brav abzuwarten und die artige Gefangene zu spielen, ging ihr gehörig gegen den Strich. Mal hierhin zitiert, mal dorthin. Sie hatte ihren Teil beigetragen, hatte Hochverrat begangen für eine fixe Idee und was war das Ende vom Lied? Sie verrottete. Eine Etage höher als noch zuvor und mit einem Fenster, aber sie verrottete. Und das Männchen besaß die Frechheit, darüber die Nase zu rümpfen und Witzchen zu machen.
Ihre schwarzen Augen hielten dem Blick aus Sokolovs Schlangenaugen stand.
Und dann war sie plötzlich auf den Beinen, Ketten klirrten, als sie die Hände fast schon auf den Tisch hämmerte, um sich weit über diesen in Sokolovs Richtung zu beugen. Dwimeritketten, aber sie brauchte Asad'hi nicht, um schnell zu sein. Die Wachen zuckten, aber hätte sie wirklich angreifen, wirklich dem Tisch genügend Impuls geben wollen, sie wären zu langsam gewesen. Der Mann auf der anderen Seite blieb ruhig, sah sie an. Nahuela bleckte die Zähne in einem freudlosen Lächeln. Braver Junge.
"Ihr spielt mit meiner Geduld, Freiherr. Macht mir einen Prozess oder vollzieht meinetwegen das Standrecht. Was wollt ihr noch?" Zumal es genau genommen guter Wille ihrerseits war, dass sie nun, da sie einmal in der neuen Zelle war, nicht mit Hilfe von asad'hi ein Blutbad anrichtete, auch wenn sie das selbst vielleicht nicht überlebte. Es wäre allemal besser als warten.
Der Freiherr lächelte geheimnisvoll und sagte: "Geduld.", was durchaus geeignet war, Nahuela auch noch den Rest der Palme hinauf zu treiben, aber sie war alt genug, um das Spielchen zu kennen. Es wurde inem kein sündhaftr teures Kriegsschiff anvertraut, wenn man nicht auch in angespannten Situation besonnen genug blieb, um wohl überlegte Entscheidungen zu treffen. Etwas, dem Nahuelas Impulsivität immer entgegen gestanden hatte, aber sie war lernfähig und dann kam einer ihrer Wächter ein Stück näher.
"Setzt Euch, Sera.", sagte er.
Es dauerte einige Herzschläge, dann warf sich Nahuela unwirsch zurück auf ihren Sitz und gestikulierte in Richtung eben dieser Wache. "Und Nein. Es nimmt mir zu allem Übel die Legitimation, meine Langeweile an ihnen auszutoben.", schnaubte sie. "Meine Lehrerin pflegte zu sagen, dass die fünf Energien eines Wesens gleichmäßig bedient werden müssen. Die Geister, der Intellekt, die Seele, der Körper, die Sexualität.", zählte sie an den Fingern ab. Unschwer zu erraten, welche be ihr gerade ausdörrten.

Re: Hafenviertel | Hauptquartier der Stadtwache von Nowigrad

Verfasst: Donnerstag 25. April 2024, 23:38
von Avarion DeSpaire
Ion stand vor der Tür als er die wütende Stimme der Serrikanerin hörte. Und dann Slavas, die um so ruhiger war. Der Magus hatte sich einen Moment Zeit genommen. Die Magischen Wellen in diesem Gebäude waren ungewöhnlich. Sie schienen in einem schwarzen Loch zu verenden, oder dieses zu meiden. Seine Sinne mahnten ihn zur Vorsicht. Und er musste seine Beisammen haben. Es ging um ein Gespräch mit einer Seele.
Die Wache, die ihn hinein begleitet hatte musterte den Mann neben sich skeptisch, mit seiner tief ins Gesicht gezogenen Kapuze und den Mantel mit den Stickereien drauf. Offensichtlich ein Zauberer. Ion waren die Blicke auf ihn nicht entgangen. Manchmal sollte er sich etwas mehr hinter einer Maske verstecken. Auch wenn der Freiherr Ion viele Freiheiten verbriefte, so waren sie leider kein Freifahrtschein gegen die offenkundige Anfeindung seiner Rasse.
Ruhig klopfte Ion an die Tür und wartete nicht darauf, das jemand ihn herein bat. Schließlich wurde er erwartet und das klopfen diente lediglich dazu die Aufmerksamkeit er im Raum befindlichen auf eine ankommende Person aufmerksam zu machen.
Als er dann die Tür öffnete lief er gefühlt gegen eine Wand. Nicht das es für ihn bis zum Himmel stank. Es waren die ganzen Informationen, die in dem Geruch enthalten waren. Toralar konnte an den feinen Noten darin riechen was dem Auge verborgen blieb. Offensichtlich hatte die Gute mehrere Tage nicht das Vergnügen eines Bads gehabt. Sein Auge erkannte, das die Kleidung ebenfalls gelitten hatte unter dem Aufenthalt im Kerker. Ihre Haltung und der laute Ton zuvor verrieten ihm, dass sie ungehalten war. Verständlicherweise.
Ion trat ein, nickte Slava grüßend zu und seine unterschiedlichen Augen suchten die Ihren. "Grüße." sagte er nur und stellte sich neben Slava. Floskeln wie: 'Wie geht es euch?' , 'Habt ihr gut geschlafen?' oder 'Behandelt man euch gut?' schluckte er herunter und wand sich an Slava. "Weiß die Kapitänleutnant Mughwadi bereits, warum sie hier ist?" Ein Schmunzeln huschte über seinen Mundwinkel, gerade lang genug um gesehen zu werden, aber nicht lange genug um zu provozieren.

Re: Hafenviertel | Hauptquartier der Stadtwache von Nowigrad

Verfasst: Freitag 26. April 2024, 10:56
von Vyacheslav Sokolov
Die kurze Lunte hatte Slava wohl bemerkt, aber er wäre nicht er selbst, wenn er nicht dort weiterstachelte, wo es weh tat. Er provozierte einfach zu gerne und hatte viel zu selten die Gelegenheit dazu. Sein Lieblingsopfer war in Wyzima und überhaupt hatte er sich ja vorgenommen, mit Jakob keinen Streit mehr anzufangen.
Dabei war sein Leben hier einfach zu ernsthaft geworden, Markin fehlte ihm, dem gegenüber er den ungehobelten Klotz spielen konnte und der einen langen Geduldsfaden hatte was seine Spielchen anging.
Hier trug er feine Kleidung mit steifem Kragen und ging auch tatsächlich in der Rolle des Politikers auf weil es ihm wieder aller eigener Erwartungen einfach lag.
Aber er vermisste die legere Kleidung, die Zeiten als freier Stalker in der Zone und dass er selbst nicht jeden Tag Zeit hatte zu duschen. Nahuela musste das nun ausbaden. Dabei wusste er sehr gut, dass er dieser Frau derzeit vermutlich sogar körperlich unterlegen war. Auch wenn er langsam wieder zu Kräften kam, er hatte lange nicht mehr trainiert, sollte sein Herz schonen und auch wenn seine Reflexe vermutlich immer noch gut waren, sein Rücken würde ihn für jede schnelle Bewegung bestrafen. Das einzige was er vorweisen konnte Nerven aus Stahl. Aber klug oder nicht, die stellte er zur Schau.
Es war vorhersehbar gewesen, dass sie so reagierte, für ihn jedenfalls. Erstaunlich wie wenig Menschenkenntnis die Wachen zumeist besaßen.
"Geduld"
Und weil die Wache die dann schon dazu ermahnte sich zu setzen...
"Es braucht eben eine Weile... die Mühlen mahlen hier manchmal erstaunlich langsam."
Er hatte etwas vor und sie würde es erfahren. Auch das verriet sein Lächeln.
Und die Wachen hielten sich ruhig. Ein anderer Gefangener wäre vermutlich nicht nur mit Worten sondern auch mit Schlägen zur Räson gebracht worden.
Sein Blick wanderte nun kurz zu Ion, der sich mit einem Klopfen angekündigt hatte und nun eingetreten war. Er nickte ihm zum Gruß zu und richtete seinen blick dann wieder auf die Gefangene.
"Wenn ihr etwas braucht... mehr Bewegung... Sex... hm... Kreuzworträtsel gibt es vermutlich noch nicht, sagt es... Es gibt männliche Prostituierte... oder auch weibliche, je nachdem was ihr lieber habt. Oder ich lasse die Tür zu den Hexern aufsperren, es heißt, die machen besonders viel Spaß... ich konnte es noch nicht ausprobieren." Und dann wieder an Ion gerichtet:
"...Nein, sie weiß noch nicht worum es geht. Ich war gerade dabei... Aber es dient sicherlich auch dazu, Langeweile zu vertreiben."
Damit wurde er wieder ernst.
Er griff langsam in die Innentasche seines Klappenrockes und holte etwas heraus, das er dann zunächst in der geschlossenen Faust behielt und dann behutsam auf den Tisch legte. Ein Kristall.
Nicht irgendeiner, denn dieser beinhaltete die Seele seines verstorbenen Freundes.
Vorerst kommentierte er aber nicht sondern überließ es der Frau, es sich anzusehen, in welcher Welt auch immer, und beobachtete neugierig ihre Reaktion.