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Re: Allgemein | Irgendwo in den Straßen Nowigrads...

Verfasst: Donnerstag 6. Februar 2025, 10:32
von Valjan Novka
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vom: Krankenhaus
Datum: 15:27 Uhr, 1. Spetember 1278, Mittwoch
betrifft: @Francis Rose & ww
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Feldwebel Novka selbst hatte für heute vorerst keine Pläne mehr, sodass er zwar den Arm anbot, aber die Führung der Dame überließ. Sie waren beide in der Stadt groß geworden und kannten sich aus. Obwohl man ihm ansehen konnte, dass ihm die Gesellschaft und das Bild, das sie gaben sehr gut gefiel, war sein Kopf noch bei der Begegnung von eben. Eine Frau aus London, die aber gar nicht so erfreut schien jemand getroffen zu haben, der über ihre Reisemöglichkeiten wusste. Hatte sie Slava schon getroffen? Der war zuletzt mit Magister DeSpaire gesehen worden. Dass ihm jemand wie sie auffällt war naheliegend. Waren dann auch in ihrer Welt die Russen die Bösen wie bei Pan? Oder war das einer der entscheidenden Unterschiede? Pan kannte diese Zone nicht oder war die erst nach ihrer Zeit entstanden? Mäh. Es war schon nicht leicht, die Vergangenheit einer Welt zu kennen und zu wissen wo man ist. Mehr Welten, unterschiedliche Zeiten? Mit einem leisen „Umpf“ fanden diese Gedanken als Lautmalerei den Weg über die Lippen.

Re: Allgemein | Irgendwo in den Straßen Nowigrads...

Verfasst: Mittwoch 12. Februar 2025, 00:16
von Francis Rose
Nur zu gerne legte Francis ihren Arm um den des Feldwebel und ließ sich führen. "zum Krämer als Erstes." gab sie die grobe Richtung vor und übernahm wahrscheinlich auch unbewusst die Führung. Auch ihr gefiel das Bild mit einem jungen Mann der Stadtwache unterwegs zu sein. Es half ihr ihren zweifelhaften Ruf mehr hinter sich zu lassen und Valjan sein oder besser gesagt ihre Scheinidentität zu pflegen. Niemand würde hinter dem jungen Mann eine Frau erwarten, wenn diese am Arm einer schönen Dame hing. Nur sie beide wussten davon, zumindest glaubte Francis das. Das die Wahrheit eine andere war wusste sie nicht und es war auch gut so. Weniger Gefahr versehentlich das falsche zu sagen oder zu tun.
So schritt sie neben ihm her, lächelte und fing an Konservation zu betreiben. "Im Bordell hat es einige Veränderungen gegeben. Miss Gwen hatte, wenn auch nur für kurze Zeit einen Mann für die Sexarbeit angestellt gehabt. Er war aber wohl nicht ganz sauber. Also nicht körperlich. Da soll er sehr gründlich gewesen sein, aber er hatte wohl Stress mit einflussreichen Leuten. Kennen gelernt habe ich ihn selber nicht. Auch einen Musiker hatte Miss Gwen eingestellt für ein paar Tage. Leider ist er spurlos verschwunden. Sie hat sehr geschimpft. Soldaten im Haus bringen immer Unglück. Konnten ihr denn den Fall lösen?" Francis lachte leicht und versuchte gerade den letzten Satz so zu sprechen, wie die Matrone des Nachtigall es gemacht hätte. "Mach dir keine Gedanken. Es gibt immer Zeiten, wo mehr Mädchen gehen als kommen. Und irgendwann stehen sie wieder Schlange um dort arbeiten zu können."
Sie knuffte Valjan leicht an die Schulter. "Tihana durfte meine Räume übernehmen. Sie war wirklich sehr Glücklich darüber. Und sie bringt dem Spatz das Tanzen bei. Es ist immer gut, auch noch etwas anderes zu können. Das steigert die Beliebtheit." Während sie so durch die Straßen gingen, winkte sie einem anderen Mädchen, das an einer Kreuzung abbog. Dann fiel ihr noch etwas ein. "Was für einen Termin hast du beim Schneider?" fragte sie neugierig und sah Valjan aufmerksam an.

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Mittwoch 12. Februar 2025, 14:01
von Valjan Novka
Ein paar Mal hatte Valjan versucht zu antworten. Setzte an, holte Luft, ließ es aber bleiben, weil Francis weiter sprach. Deshalb hielt er inne, lauschte schließlich und begann zu lächeln. Seine Augen hingen neben dem Weg zum Krämer auf ihren Lippen, schwankten zu ihrer Art sich zu bewegen und es sah so aus, als wäre der junge Mann stolz auf seine Eroberung. Bei der Wache hatte er diesen Ruf eh inzwischen weg. Der edle Ritter gegenüber den Nutten. Aber es führte zu Erfolgen mit ihnen zu reden statt zu ficken. Statt nur zu ficken? Zu derartigen Nachfragen oder Sprüchen schwieg sich der Feldwebel dezent aus. Sollten sie denken, was sie wollten.

„Die Rüstung…“ Die Frage nach dem Schneider verlangte diesmal wirklich eine Antwort: „… ich dachte an eine… passende Unterkleidung. Die Schulterplatten liegen hier manchmal etwas unangenehm auf.“ Seine freie Hand zeigte an ‚seine‘ Brust. Der Blick verriet dabei, dass es nicht ganz der Wahrheit entsprach und sie schlicht etwas besseres als ein Brusttuch suchte. „Falls eine Frau das versteht.“ Todernst. Wissend, dass sie besser verstand als die meisten Anderen. „Schneider haben doch einen anderen Blick auf die Welt.“ Besonders wenn sie zaubern können und Elfen sind. Valjan wusste nicht wie viel sie von seinen Fähigkeiten wusste, aber es gab leuchtende Laternen im Krankenhaus und der verschwundene Kolja hatte ebenfalls herum gezaubert. Aber der ist verschwunden – mit dem Beweisstück.

„Nein, ich bin da nicht weiter gekommen, aber die Geschichte wurde nach oben weiter geleitet. Damit sich jemand kümmert, der keine Angst zu haben braucht von der Obrigkeit verschluckt zu werden. Das heißt es zumindest, möglicherweise passiert auch gar nichts.“ Ihm gegenüber waren die Beteiligten ausweichend gewesen angefangen beim Arzt. Aber Valjan hatte Hoffnung, dass gewisse Leute davon genug wussten. „An den Barden kann ich mich erinnern. Soweit ich weiß zog er es dann doch vor sich einen anderen Wirkungskreis zu suchen. Mit Rittersporn, seinen Anhängern und sonstigen sind schon genug Barden und Sängerinnen in der Stadt, die sich gegenseitig um die Kundschaft bemühen. Kurz gesagt, zu viel Politik, was seine plötzlich Abreise erklären könnte.“ Dabei hatte sie noch viele Pläne mit ihm gehabt. Aber vielleicht findet sich dafür noch jemand anders.

„Zähle ich als Soldat?“ Der Feldwebel musste lachen, wahrscheinlich. Auch wenn die Armee die Stadtwache nicht als Soldaten ansah. Sie bekamen zwar auch einen Sold, aber an Wortstämmen waren die nicht so interessiert. „Freut mich, wenn ich Tihana doch indirekt glücklich machen konnte.“ Zumindest hatte Valjan Francis den Hinweis mit dem Krankenhaus gegeben, sodass sie dort ein neues Auskommen fand. „Der Spatz ist zu jung. Sie sollte schreiben und rechnen lernen und gut Geld im Bankwesen verdienen statt… zu tanzen.“ Es wurmte sie. Tanzen machte auch Spaß, aber… dennoch… Ein Seufzen ließ sich nicht unterdrücken. Sie wusste auch, dass es dem Spatz vergleichsweise gut ging.

„Und hat dieser Mann… Männer bedient? Oder kommen auch Frauen?“ Häufig war es ja nicht, aber die Stadt war groß genug, um die vielen Wünsche zu erfüllen, die der Hafen anspülte.

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Donnerstag 13. Februar 2025, 11:03
von Francis Rose
Natürlich hatte Francis verstanden, was der Feldwebel mit der Andeutung zu den Unterkleidern meinte und nickte, nicht ohne leichte Besorgnis. "Ich verstehe. Bei meiner Vergangenheit habe ich alle möglichen Eigenarten schon gesehen. Wie möchtest du das denn machen? Der Schneider wird doch genau merken, wo das Problem liegt?" Francis zweifelte nicht an der Verschwiegenheit und Professionalität des Schneiders und war sich sicher, das Valjans Geheimnis bei ihm sicher war. Aber erwartet hatte sie so eine Entwicklung nicht. "Wenn gewünscht, werde ich ihm auf die Finger sehen, damit auch alles seine Ordnung hat."
Während sie weiter gingen erzählte der Feldwebel von dem Fall, der die beiden überhaupt erst einander vorgestellt hatte. "Wie Schade, das ich euch nicht weiter helfen konnte." leicht schob sie die Unterlippe vor und spielte die Schmollende. "Und schade, das man nicht weiß. wie es weiter geht. Hätte mich schon sehr interessiert. Das ist alles so Spannend, was du zu erzählen hast. Als Frau erfährt man verhältnismäßig wenig aus dieser Welt der Männer." sie musste über die Worte schmunzeln und nahm vornehm die Hand vor die Lippen. "Sehr Schade das mit dem Barden. Er soll gut gewesen sein. Hoffentlich findet er, wonach er sucht."
Die Straße, in der der Krämer seinen Laden hatte, tauchte auf und natürlich traf Francis wieder eine Frau, die sie kannte. Fröhlich hob sie die Hand und winkte ihr. Die Frau blieb tatsächlich kurz stehen und kam zu der schönen blonden, um sie zu drücken und einen Kuss auf die rechte und die linke Wange zu drücken. Dann musterte sie den Feldwebel. "Francis, wen hast du den da am Arm. Schneidiger junger Mann." Direkt wie auch Francis streckte sie ihm die Hand zum Schütteln hin. "Ich bin Hannja. Ehemalige Kollegin."
Nach der Begrüßung drehte sie sich wieder zu Francis. "Wir müssen uns unbedingt mal treffen und unterhalten. Ich wohne beim Müller am Ende der Straße." Hannja deutete in die entsprechende Richtung. "Besuch mich einfach wenn du es einrichten kannst und viel Erfolg." Man spürte, das gerade nicht viel Zeit zum reden war und die dunkelhaarige Freundin wiederholte das Begrüßungsritual zum Abschied, winkte und eilte weiter.
Francis wartete bis die Freundin weg war und ging dann weiter. "Hannja ist damals schwanger geworden vom Müller und hatte wirklich Glück. Seine Frau ist an einer Krankheit verstorben, ohne eigene Kinder. Und es war offensichtlich vom Müller. Das Kind war schon zur Geburt rothaarig wie der Vater. Offensichtlich war ihm ihre Herkunft egal, dass sie jetzt bei ihm lebt. Ich freu mich sehr für sie." Und diese Freude konnte man sehr deutlich hören.
Gemeinsam gingen sie weiter und nahmen ihr Gespräch wieder auf. "tatsächlich lernt der Spatz ein wenig rechnen, damit die Freier sie irgendwann nicht über den leisten ziehen. Und wenn es sich einrichten lässt auch lesen. Und zu jung sind sie alle. Erst wenn sie das erste mal blutet wird sie in die Arbeit als Sexarbeiterin eingeführt." Die Doppeldeutigkeit war tatsächlich beabsichtigt. "Bedient werden bei uns Männer und Frauen und das gilt für jeden. Ob der Mann das auch gemacht hat, weiß ich nicht genau. Kann ich aber heraus finden."

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Freitag 14. Februar 2025, 09:33
von Valjan Novka
„Ser DeSpaire… weiß wo das Problem liegt, deshalb hab ich ihn gefragt eine gute Lösung zu finden. Falls Du dazu ebenfalls ein Idee hast, bist Du willkommen.“ Ein verlegenes Lächeln. Was sollte er mehr über Ions Gaben sagen? Diskret war sie bestimmt, aber in Gefahr bringen wollte er sie auch nicht. Außerdem sollte man Dinge wie ‚in mir steckt noch ein in Seelen blickender Dämonengeist‘ oder was auch immer, vielleicht selbst erklären statt von jemand Anderem erfahren. Aber so ganz ohne Kommentar wollte er es nicht stehen lassen. „Wir hatten zufällig zusammen etwas zu tun, dabei blieb es nicht unbemerkt.“ Es war definitiv der nur halbe Wahrheit, aber sie würde verstehen, dass er nicht alle Details weitergeben könnte. Sie wird sich daran erinnern, dass sie alle zufällig bei Sokolov waren und deshalb wohl irgendwie gemeinsam zu tun haben. „Es war definitiv spannend. Dass ein nilfgaarder Schiff am Hafen angelegt hatte, hast Du bestimmt mitbekommen? Und ja… auch nicht ganz ungefährlich.“ Das leicht besorgte und grübelnde Gesicht verschwand allerdings schlagartig, als sich Hannja näherte.
Valjan gab ganz den genannten schmucken Feldwebel: schüttelte die Hand, lächelte über das Kompliment, wollte es weitergeben, aber da war die fröhliche Frau schon wieder auf dem Weg. Er sah ihr nur ein bisschen länger nach, bevor er wieder beinahe mit einem Zwinkern wieder Francis zuwandte. „Der Herr Müller ist ein schlauer Mann.“ Jetzt hatte er ein hübsche und dankbare Ehefrau samt Kind. „Und seine Frau schien glücklich. - Schön, dass es auch solche Geschichten gibt.“ Neben all den weniger Schönen.

Zu dem Mann im Bordell schüttelte er leicht dem Kopf. „Das musst Du nicht… Um meine Arbeit besser machen zu können, möchte ich nur die Leute verstehen. Wie häufig kommt es vor, dass Männer untereinander oder Frauen? Es wird ja eher… verschwiegen.“ Aus verständlichen Gründen. Die Flamme hatte da eine sehr einfache Ansicht. Wobei er plötzlich den Kopf leicht schief hielt: „Außer Dir macht es Spaß für mich Informationen zu sammeln?“ Ein dünnes Grinsen. Sollte er sie als ‚Agentin‘ oder so anwerben? „Bin mir sicher, dass Du einiges mitbekommst. Die Mädels in der Krüppelkathi konnten mir helfen eine Wasserleiche zu identifizieren.“ War zwar nicht so wichtig gewesen, aber dafür ein Erfolg.
„Aber eigentlich… bin ich es, der Dir etwas schuldet. Denn ich weiß nicht, was Du mit meinem Vater ausgemacht hast. Er ist wieder sehr viel fröhlicher, geht sogar am Hafen spazieren, seit Du ihn behandelst. Doch ich weiß nicht, wie lange der Wein… noch dafür aufkommen kann.“ Nein, er nahm es nicht als Selbstverständlichkeit, dass sie ihm half. Sie musste auch von etwas leben. Wie viel das Krankenhaus abwarf, wusste er nicht und schätzte Dr. Kostjunari so ein, dass der erst behandelte und sich dann überlegte wie er die Kosten wieder rein bekam.

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Dienstag 18. Februar 2025, 00:19
von Francis Rose
„Der Schneider weiß es?“ sagte Francis deutlich überrascht. Sie war sogar stehen geblieben und ihre Hand war seinem Arm entglitten. Damit hatte sie nicht gerechnet. Die Überraschung war ihr nur zu deutlich ins Gesicht geschrieben. Aber sie fing sich recht schnell wieder. Auch ihr Lächeln kehrte schnell wieder zurück. Mit genau diesem Lächeln trat sie wieder an Valjan heran und legte ihren Arm zurück in seinen. „Eine überraschende Entwicklung und eine gute Wahl. Der Schneider hat ein gutes Auge und bestimmt viele Jahre Erfahrung in seinem Handwerk. Meine Expertise wird da nicht benötigt.“
Das Haus des Krämers kam in der Ferne in Sicht als Valjan das Nilfgarder Schiff erwähnte. „Oh ja. Das war das Gespräch der Stadt. Egal ob Arm oder Reich. Überall hat man davon gehört. Und die Gerüchte wurden immer wilder.“ bestätigte Francis Balkans Vermutung und kuschelte sich etwas näher an ihn. „Stimmt es das eine Frau damit abgeholt wurde? Eine schwarze? In Uniform?“ ihre Augen wurden groß und neugierig ihr Blick. „Du warst doch bestimmt vor Ort. Stimmt es dass sie wild und kämpferisch war? Das viele Männer sie bewacht haben damit sie niemanden anfällt? Sie soll spitze Zähne gehabt haben und gelbe Augen.“
Das Gespräch wechselte in den etwas intimeren Bereich. Francis blieb stehen und hielt Valjan ebenfalls an. Sie suchte seinen Blick und stellte sich dann vor ihn um mit dem Finger über seinen Kiefer gleiten. „Es kommt öfters vor als die normale Welt davon spricht. Es ist ein tabu Thema. Aber die Menschen lieben verbotenes. Es verleiht dem Leben etwas spannendes, aufregendes.“ sie lächelte leicht und zuppelte am Kragen von Valjan herum als müssten ihre Finger sich ablenken. „In den Kreisen in denen ich verkehrt habe hört man davon und wir praktizieren es in den Bordellen oft genug. Die jungen Mädchen lernen von den älteren was Männern gefällt. Und das ist auch gut so." Kurz stockte sie im Satz und sah sich um. "Das ist kein Thema für die Straße." Entschlossen zog sie Valjan weiter und blieb vor der Tür des Krämers erst wieder stehen. "Du schuldest mir nichts und mit noch mehr Wein bekomme ich irgendwann ein Problem mit der Realität." sagte sie freundlich lächelnd. "Ich helfe deinem Vater gerne. Ich mag ihn, er ist ein sehr freundlicher Mann und wenn es ihm hilft, dann freut mich das. Und ich freue mich, wenn du dir weniger Sorgen machst um ihn." Sie senkte leicht den Blick. An ihren eigenen Vater erinnerte sie sich nicht mehr. Vielleicht mochte sie den alten Herrn deshalb so gerne, weil er ihr Vater sein konnte, an den sie sich nicht mehr erinnerte. Ob Valjan mit rein wollte, fragte sie nicht. Sie zog ihn einfach mit hinein.

Der Krämer kannte Francis gut, schon von früher. So lächelte er sie an, legte seine Arbeit zur Seite und setzte sich mit den Worten, "Miss Rose. Schön euch zu sehen. Ich hole eure Bestellung." in Bewegung. "Danke." erwiderte sie und schlendert ein wenig durch die Auslage. "Irgendwann brauche ich vielleicht mal deine Hilfe und dann kannst du dich gerne revanchieren." Ob sie das ernst meinte oder nicht, war in ihrem Gesicht nicht ab zu lesen. Neugierig nahm sie ein Stück Seife zur Hand und roch daran. Lächelnd verzog sie das Gesicht. Dann nahm sie ein anderes Stück. Dieses legte sie ebenfalls zurück. Ihr Augenmerk war auf eine viereckige Holzdose gefallen, die sie neugierig von allen Seiten betrachtete und öffnete. Die Dose war eine Hand lang breit, fast eine Hand lang tief und eine halbe Hand breit hoch. Auf dem Deckel hatte jemand einen Vogel und eine Blume geschnitzt. Mit großen Augen und fast schon ehrfürchtig ließ sie die Finger über die Figuren gleiten. Francis musste sich schon einen kleinen Ruck geben, um das schöne Holzfarbene Stück zurück zu stellen. In einer anderen Ecke hingen Tücher, wieder in einer anderen standen Kupferkessel und wieder wo anders fanden sich Schmuck aus Horn, Knochen oder Muscheln. Unter einem Tisch stand eine Kiste mit verschiedensten geschmiedeten groben Nägeln. Auf der Fensterbank standen eine Hand voll geschnitzte Tiere neben Löffeln und Schalen. Irgendwie gab es allen möglichen Kram.
Der Krämer kam zurück und reichte ihr ein in Stoff eingeschlagenes Päckchen. Francis trat an den Mann heran und betrachtete die Hände des Krämers, der das Päckchen öffnete und die Ware zeigte. Eine Tonschale mit einer harten Gelben Masse drin. Dann noch einen Umschlag mit einem Pulver drin und ein Knäul Wolle. "Vielen Dank." Francis fing an ihr Geld ab zu zählen und legte ihm die vereinbarte Menge auf den Tisch. "Wie immer eine Freude mit ihnen Geschäfte zu machen." sagte der Händler so süß, das es fast schon eklig war. Ohne weiter sich zu einem Gespräch herab zu lassen wollte sie schon gehen, als der Händler Valjan entdeckte. "Junger Mann. Kann ich euch für etwas begeistern? Ein paar Würfel für ein Geselliges Spiel mit den Kameraden? Oder eine gute Creme damit die Stiefel glänzen. Oder neue Stiefel. Ein Rasiermesser für den Bart." darauf kam der Mann näher und klebte fast schon an dem Feldwebel. "Na, Der wird wohl irgendwann kommen. Oder möchtet ihr eurer Begleitung eine Freude machen? Ich habe schöne Bänder und Kämme." Er find an so ziemlich alles in seinem laden an zu preisen.

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Dienstag 18. Februar 2025, 16:13
von Valjan Novka
Ja, der Schneider weiß es. „Wir… kamen uns zu nahe…“ Nein, nicht auf diese Art nah, das zeigte das Gesicht. Anders nah. Valjan registrierte, dass sie stets vom Schneider sprach – statt Elfenmagier. Vielleicht war ihr dieses Detail gar nicht so bewusst. Der Elfenteil sicher, eher das Andere. „Auf sein Handwerk versteht er sich sicher, aber er… hat kein so hübsches Dekolletee wie Du.“ Sein Blick fiel auf Francis’. Immer schön drauf schauen, wie sie es ihm erklärt hatte. Die Neugier war nicht gespielt. Gab es Ähnlichkeiten zu Schura? Mal so mal so? Die inneren Werte zählten mehr? Egal jetzt.
Das Ankuscheln gefiel auf jeden Fall, sodass der Feldwebel den gewünschten Schutz bot. Schutz vor dieser wilden Frau bestimmt. „Die Kapitänleutnant, ja. Sie war wie die berühmten serrikanischen Tiger. Manchmal kuschelig, aber genauso tödlich mit scharfen Krallen und noch schärferer Zunge. Und ja, den Nilfgaardern ist es egal welches Geschlecht Du hast. Im Dienst an der Waffe für den Kaiser dürfen alle kämpfen… und sterben.“ Es half vor allem eine größere Armee zu haben und man hatte eine größere Gruppe an potenziell guten Leuten. Nicht, dass Krieg Spaß machen würde… zumindest stellte sie es nicht so vor. Ihre Hände an Kiefer und Kragen waren viel schöner. Er lächelte beinahe verliebt bei dieser Berührung. Nickte, dann aber dazu, dass es kein Gespräch für die Straße sei. Deshalb nichts weiter dazu. Dass Menschen verbotene Dinge tun wollen, verstand die Stadtwache sehr gut… „Du hast meinem Vater die Lebensfreude zurück gegeben und damit uns allen.“ Es war es auch an ihm mit dem Finger über ihre Wange zu streichen. „Danke, Miss Rose.“

So vertraut wie sie sich gaben, war es nur normal, dass sie ihn schließlich mit in den Laden schob. Dem Feldwebel war dieser Krämer nie sonderlich aufgefallen, was darauf hin deutete, dass es weniger Hehlerware gab. Dennoch hielt er sich im Hintergrund und war gerade nur der Anhang. „Bestimmt“, würde er mal etwas für sie tun können. Sich nach ihrer Mutter umzuhören hatte er schon angeboten, aber sie wollte damit noch warten und über ihre Bitte hatte sich Valjan nicht hinweg gesetzt. Aus seinen Beobachterstatus wurde er erst gerissen, als der Krämer ihn so direkt vor ihm ansprach. Ja, die leidige Sache mit dem Bart. „Noch erfreue mich daran, dass meine Haare noch nicht von Kopf zum Kinn gewandert sind.“ Wie das älteren Herrn nun mal passiert. Schura sah manchmal schon ein bisschen wehleidig aus, wenn er merkte, dass es oben weniger werden könnte. Eine Hand fuhr deshalb schelmisch grinsend durch den Pony, sodass die ihm ein paar Strähnchen wieder über die Augen fielen. „Aber natürlich hab Ihr recht, man sollte keine Gelegenheit auslassen einer jungen Frau eine Freude zu machen. Ich glaube, ich hätte da auch etwas im Auge, aber wenn ich es jetzt besorge ist es kaum eine Überraschung, oder?“ Dass Francis diesem Kästchen mehr Aufmerksamkeit geschenkte, hatte er bemerkt.

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Mittwoch 19. Februar 2025, 10:22
von Francis Rose
Natürlich verstand der Händler sofort, was der Feldwebel meinte und sah zu Francis, die sorgfältig ihre Einkäufe in ihren mitgebrachten Beutel verstaute. "Ein wirklich hübsches Ding. Ihr könnt euch wahrlich Glücklich schätzen. Und wie ich gehört habe, erfahren noch dazu." Bei den Worten ließ er nicht im geringsten mitschwingen, was er von Francis Gewerbe hielt, nur das er wohl darum wusste. Er zwinkerte und lächelte schelmisch, während er Francis beobachtete, wie diese wieder durch die Auslage sah. Dann drehte sie sich zu den beiden Männern und stutze, weil sie angesehen wurde. Perfekt studiert oder tatsächlich berührt senkte sie den Blick und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
Der Händler löste sich von Francis Anblick, drehte sich zu Valjan um und nickte ihm zu. "Was ich nicht habe, kann ich besorgen. Alles ganz ehrlich und anständig. Von Kleidung über Hausrat bis zu Düfte und Waffen." Das genau das dann meistens nicht der Fall war, blieb eine Vermutung und gerade einem Mann der Wache gegenüber nicht zu erwähnen. Eines hatten sie aber alle gemeinsam. Sie beteuerten ein Ehrliches Geschäft und keine krummen Dinger. Viel sagend nickte er dem Feldwebel zu und trat an das Regal mit der Schatulle heran, allerdings mit dem Rücken dazu. "Miss Rose, wie immer eine Freude. Empfehlen sie mich weiter." Ein wenig zu süffisant nahm er ihre Hand, hielt sie sanft in seine, führte sie an die Lippen und hauchte einen Kuss darauf.
Natürlich tat Francis angetan und verlegen. Ob sie das wirklich war, würde man auch in diesem Fall nicht erfahren. Aber sie zog, kaum das er fertig war, ihre Hand sanft zurück. "Natürlich." versicherte sie ihm und suchte nun Valjans Nähe. "Vielen Dank für alles." waren ihre letzten Worte an den Krämer. "Möchtest du noch etwas kaufen?" war ihre letzte Frage in dem Geschäft an Valjan.

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Mittwoch 19. Februar 2025, 14:01
von Valjan Novka
„Danke, Ser. Jetzt nicht, aber später vielleicht.“ Ein vielsagender Blick auf den Krämer. Der Feldwebel hatte etwas im Auge und bevor er heute Abend heim kam, würde er hier nochmal eine Runde drehen und dieses Kästchen erstehen, vielleicht gleich dann mit besten Grüßen unbemerkt zu den Blumen ins Krankenhaus stellen. Francis hatte ihn daran erinnert, dass der Barde ihm die Ausgaben in der Nachtigall zurück erstattet hatte. Das war ihm wichtig gewesen und in Fremdwährung hatte er genügend. Damit hatte er diese Woche genug für seine Eltern und seine Herzensdame. Auf den Hinweis mit der Erfahrung hatte Valjan nur vielsagend gegrinst. Was konnte einem jungen Burschen wie ihm besseres passieren?

Natürlich bot er ihr wieder den Arm an, als er sie nach draußen führte. „Das macht Dir Spaß, oder?“ Sowohl das kleine schüchterne Ding spielen, als auch hier sich mit ihm zu zeigen. Vielleicht hatte es auch diesen Hauch des Verbotenen? Hier bei der Verkleidung helfen. Während sie ihm gegenüber gleichzeitig ihre Reize zeigen konnte ohne befürchten zu müssen, dass ihr jemand dumm kam. Einmal mehr dachte er darüber nach ihr zu erzählen, dass ihre Peiniger dem Orden übergeben worden waren – schließlich hatten sie einen Ordensbruder angegriffen und dort wahrscheinlich mehr zu befürchten hatten als im Kerker. Aber er schob es ganz männlich weg, warum sie an diese Nacht erinnern?

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Sonntag 23. Februar 2025, 15:15
von Francis Rose
Sie wartete, bis sie wieder vor der Tür waren und die Tür geschlossen. Hier draußen redete es sich gleich viel besser. „So so. Der Schneider und du, ihr seid euch also näher gekommen?“ erklang es gespielt eifersüchtig. „Wie darf ich denn das verstehen?“
Die Straßen waren voller geworden und immer wieder sah man eine Frau oder sogar einmal einen Mann der Francis grüßte, ihr winkte oder schlicht etwas mehr lächelte, als für Fremde ordnungsgemäß war. Sie hakte sich demonstrativ wieder bei Valjan unter und schlenderte weiter. „ob ich das Theater liebe? Oh ja. Und wie.“ bestätigte sie Valjans Vermutung. „es gibt gerade unter den Händlern viele, die so etwas mögen. Und was unseren Ausflug angeht gibt es einen Ruf zu schaffen. Ich mag dich tatsächlich sehr und mir liegt dein Wohl und deine Zukunft am Herzen. Wenn ich da helfen kann tue ich es gerne. Solange es geht.“ sie lächelte und hob ebenfalls grüßend die Hand, als man sie erkannte und ihren Namen rief. „gerade in deinem Fall ist der Ruf des Frauenschwarms gesünder als die Frau ohne Schwarm.“
An einer etwas ruhigeren Stelle blieb sie stehen und drehte sich zu ihm um. Sie musterte aufmerksam das viel zu jung wirkende Gesicht. „Vielleicht können wir an deinem Ruf noch ein wenig arbeiten.“ sie legte ihre Hand auf Valjans Wange. „Eine Freundin arbeitet bei den Schaustellern. Vielleicht kann sie mir zeigen wie man einen realistischen zwei Tage Bart zaubert. Das würde bestimmt helfen.“ nachdenklich zog sie die Hand zurück und legte sie an ihr eigenes Kinn. „Und dann besuche ich dich in der Wache um meinem Liebsten und natürlich auch seinen Kollegen Kuchen zu bringen.“ sie lächelte und nickte entschlossen, bevor sie sich unter hakte und weiter ging. „der Bäcker ist mein nächstes Ziel und dann habe ich auch schon alles.“

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Montag 24. Februar 2025, 13:46
von Valjan Novka
Der Kästchenplan stand: gleich nachdem er Francis wieder Zuhause – also im Krankenhaus – abgeliefert hatte, würde er direkt wieder herkommen und die Überraschung besorgen. Sein Lächeln wurde leicht breiter bis sie seine Gedanken unterbrach: „Der Schneider und ich? - Das… war sehr einfach. Wir kamen… beruflich zusammen als… Berater. Seine Expertise, mehr über die elfischen Dinge als die Schneiderei, sind hin und wieder bei der Wache gefragt. Zumindest wenn Freiherr von Sokolov damit zu tun hat. Er ist da nicht so rassistisch wie die Meisten.“
Auch der Feldwebel lächelte und winkte, als man Personen traf. Seine Bekanntschaften verdrückten eher um die nächste Ecke, bevor man zu nahe kam statt erfreut zu winken. Als sie erwähnte, dass sie ihn wirklich sehr mochte, wurde er ohne Zutun leicht verlegen. Passend zum Bild. Unerwartet im Inneren. Irgendwie musste Francis noch eingeordnet werden. Mit Schura lief es irgendwie leichter. Oder… anderes herum? In der Öffentlichkeit fassten sie einander kaum an und holte das Zuhause alleine nach, während mit Francis sichtbar geschäkert wurde. Ein Schwarm. Armschmuck für den Feldwebel. „Danke. Ich hoffe, ich kann Dir genügend Schutz geben.“ Die Uniform würde die ersten Interessierten sicher abhalten. „Deine Zukunft liegt mir auch am Herzen. Die Arbeit im Krankenhaus gefällt Dir? Es wirkt so?“

Die Hand auf der Wange, das machte sie schon gut und ja da war kein Bart. „Ich hatte es mal mit Kohle probiert, aber es… sah irgendwie auffälliger aus als ohne. Bis jetzt glauben sie mir noch, dass ich mich jeden Morgen sehr ausgiebig rasiere oder es dem Jüngling halt fehlt. Lieber etwas Spott als etwas was mit der Regen wegwischt. Aber lass es mich wissen, wenn Du ein paar Idee findest. Manchmal will man seine Nase in Angelegenheiten stecken, bei denen man nicht erkannt werden sollte.“ Ein unschuldiges Lächeln. Wer weiß, ob sie mal als Nicht-Wache aber Mann irgendwo hingehen würde. Noch ahnte sie nichts von Oxenfurt.

„Und Kuchen! Natürlich. Niemand sagt Nein zu Kuchen.“ Da gibt es keinen Zweifel. Zählt vielleicht als Bestechung, aber dagegen hatten die meisten Kollegen ja nichts. „Morgen ist ein guter Tag für Kuchen.“ Falls sie zur Wache käme, hätte gleich ein Geschenk. „Und Du musst mir dann sagen, wen ich nicht aus Eifersucht verdreschen soll.“ So ganz männlich, als ob Verdreschen die bevorzugte Lösung wäre.

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Mittwoch 26. Februar 2025, 09:55
von Francis Rose
So gut es ging hörte Francis Valjan zu, denn ganz Frau hatte sie ihre Aufmerksamkeit auf so ziemlich alles. Das der Schneider mehr als nur ein Schneider war, wusste sie. Was genau er machte interessierte sie brennend, aber darüber schwieg er sich beharrlich aus und Valjan redete auch um den heißen Brei herum. "Uhhh. Als Berater also. Das klingt sehr spannend und wichtig." Sie drückte seinen Arm sanft, was zum Ausdruck brachte wie aufregend sie das ganze fand. Als gewöhnliche Frau bekam man selten Einblick in die oberen Schichten und nun bewegten sich gleich mehrere ihrer Freunde darin. "Darfst du erzählen worum es ging?" hakte sie nach und schenkte ihm nun ihre volle Aufmerksamkeit. Aber Valjan hatte bereits das Thema gewechselt und es schien bereits, dass er nicht weiter darüber zu reden gedachte.
"Die Arbeit im Krankenhaus macht mir tatsächlich Spaß. Es ist etwas ganz anderes als im Bordell. Und doch bin ich froh, dass ich meine fachlichen Dienste weiter ausüben darf. Auch wenn noch nicht sehr viele Kunden, die ich im Bordell massiert habe, den Weg ins Krankenhaus gesucht haben. Als ob sie eine gewisse Scheu haben, weil es ja nun ein Krankenhaus ist." Sie seufzte und senkte ihre Stimme leicht. Das folgende mussten ja nicht alle aus der Straße mithören. "Und mir fehlt tatsächlich ein wenig der Sex. Aktuell lege ich viel zu oft Hand an." Noch einmal seufzte sie, bevor sie den Blick wieder auf die Straße wand.
"Was die Verkleidung angeht. So benutzen die Schausteller tatsächlich Haare, die ganz fein vom Kopfhaar abgeschnitten wurden und dann mit etwas ins Gesicht geklebt wurden." Ihr Blick glitt über die glatten Wangen des Feldwebel. "Aber ich werde mich schlau machen, wie das genau funktioniert und dann machen wir aus dir einen Mann, der morgens wirklich etwas im Gesicht hat, das er weg rasieren kann." Hinter vorgehaltener Hand lachte sie leise und sah das Haus des Bäckers näher kommen.
Auch musste sie kichern, als die Idee mit dem Kuchen so gut aufgenommen wurde. "Sehr gerne. Wann bist du denn morgen in der Wache, nicht das ich umsonst komme und mein Liebster ist gar nicht da."

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Donnerstag 27. Februar 2025, 09:50
von Valjan Novka
„Nein, eher nicht.“ Bedauernd. Dazu ob man erzählen darf worum es ging. „Zum Einen möchte ich Dich schützen, wie Du Dir denken kannst und…“ Seine Finger tätschelten ihre Hand auf dem Arm: „…zum Anderen möchte Ser DeSpaire vielleicht selbst mit Dir reden. Ihr… kennt euch doch besser, oder?“ Hatte sie nicht von seinen Liebhaberfähigkeiten geschwärmt? Der Blick auf sie lässt sich zumindest so deuten, dass so ein besser gemeint ist. „Oder… leiht Dir eine Hand.“ Der Feldwebel musste sich entschuldigend räuspern. Was für eine Situation. Sie gaben hier das schwärmende Pärchen, während man offen über Sex mit Anderen redete. Valjan bezweifelte nicht, dass Francis jemanden finden würde, wenn sie es darauf anlegte. Aber das wusste sie alles selbst. „Bitte sag mir, wenn ich etwas falsch verstehe. Aber ich bin mir sicher, Du weiß, was Du tust.“ Gerade von Sex hatte sie mehr Ahnung.

„Glaubst Du denn mir steht ein Bart?“ Wechselte Valjan, aber dann doch lieber das Thema. „Irgendwie haben sich alle daran gewöhnt.“ Und vielleicht war es auch besser sie nicht zu sehr zu täuschen. Wie Schura. Der fühlte sich ertappt, weil er nichts gemerkt hatte und schließlich selbst als der ‚Dumme’. Im Sinne von hätte er ja selbst sehen können. Aber irgendeine Strategie wird sie sich einfallen lassen müssen. Die Zeit war nicht mit ihr, auch wenn Plan B schon bereit lag.

Lieber Unverfänglicheres wie Kuchen. „Morgen Nachmittag?“ Dann wäre Vormittags genug Zeit für Kästchen und den Elternbesuch, die wollten auch wissen wie das Geisterhaus ausgegangen ist.

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Samstag 1. März 2025, 17:05
von Francis Rose
Francis musste lachen und hielt sich wieder ganz vornehm die Hand vor den Mund. Auch musste sie sich kurz durch den Augenwinkel wischen, als würden dort Tränen stehen. "Ja. Ich weiß was ich tun muss." sagte sie und riss sich danach wieder etwas mehr zusammen. Es sah doch wirklich so aus, als hätte der junge schneidige Feldwebel einen wirklich guten Witz gemacht. "Und doch ist es etwas anderes. Der Schneider und ich teilen diese spezielle Leidenschaft nicht mehr. Aus verschiedenen Gründen. Aber was schwätze ich. Als gestandener Mann weißt du wovon ich rede." Einer anderen Wache, die vorbei kam nickte sie höflich zu.
Es war so Schade und doch verstand sie jedes einzelne Argument des Schneiders sehr gut. An erster Stelle stand die bestehende Ehe mit seiner Frau. Dann wollte er sie nicht der Rassenfeindlichkeit aussetzen, die er viel zu oft spürte. Ihre unterschiedliche Lebenserwartung war ein Hindernis. Während sie altern und sterben würde, lebte er noch viele hunderte Jahre. Oder hatte er sogar tausend gesagt. Sie wusste es nicht mehr. Und zu guter Letzt. Er wollte keine Kinder zeugen. Die Gedanken holten sie zumindest wieder in die Realität zurück und dämpften ihren Heiterkeitsausbruch auf ein anständiges Maß.
"Ob dir ein Bart steht?" fragte sie nach und betrachtete die viel zu glatten Gesichtszüge. "Gut vorstellen kann ich es mir. Männer mit Bart, nicht alle, wirken stark und so erwachsen." fing sie ein wenig an zu schwärmen. "Nicht die, die hingehen und mehr Pflege in den eigenen Bart investieren, als eine Frau. Die sind mir Suspekt." Dann sah sie Valjan noch einmal an und nickte. "Ja. Ich glaube ein Bart würde die stehen." Sie legte den Zeigefinger auf ihre Oberlippe. "Vielleicht ein Schnurbart oder wie der Schneider ein Ziegenbart."
Vor der Tür zum Bäcker blieb sie stehen und reichte Valjan die Einkäufe aus dem letzten Geschäft. "Würdest du das kurz für mich halten?" fragte sie und drückte ihm die Sachen schon in den Arm. "Morgen Nachmittag ist mir recht. Zur dritten Stunde? Dann kann ich mir noch die Haare schön machen."

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Montag 3. März 2025, 13:12
von Valjan Novka
Auch der Feldwebel bemerkte die andere Wache: den Gefreiten Schnappnikk. Der war alleine unterwegs. Das sollte er nicht, aber wie üblich hatte er wohl mal wieder den Anschluss verloren. Der Herr konnte seine Augen überall haben, dabei fiel ihm das ein oder andere Detail auf, das andere übersahen, aber führte auch dazu, dass er die wesentlichen Dinge wie: ‚Wohin ist meine Truppe?‘ nicht immer mitbekam. Valjans Blick traf ihn deshalb leicht fragend, aber dieser Hinweis eines Vorgesetzten half wohl, dass Schnappnikk sich erinnerte, wohin er musste. Denn seine Schritte wurden nach einem knappen Salut schneller.

„Stark und Erwachsen?“ Valjan musste grinsen. „Weiß nicht, ob das zu mir passt.“ Dass man ihn regelmäßig unterschätzte oder nun im Rang eines Feldwebels viel darüber nachdachte wo seine eigentlichen Fähigkeiten lagen, gefiel ihm eigentlich ganz gut. Das Unbekannte konnte man leicht fürchten und wer ihn nicht ernst nahm, nahm ihn auch nicht wahr. So ein wenig hatte er sich schon daran gewöhnt, weshalb er sich mit dem Bart noch unsicher war, ob es eine gute Idee war. Neben dem offensichtlichen Vorsatz zu täuschen. „In den Schauspielen haben immer die Bösen einen Ziegenbart“, lachte Valjan. Damit konnte er sich vielleicht mehr anfreunden. Er hatte länger niemanden mehr verhört und dabei subtil Angst gemacht.

Bei Francis hingegen war es anders: die Arme und Hände waren schon bereit, bevor ihre Frage nach dem Halten zu ende gesprochen war. „Morgen zur Dritten, ich… weiß noch nicht was ich mit meinen Haaren mache. Deine stehen Dir immer, auch mit dem strengen, aber dafür praktischen Zopf.“ Hatte er selbst lange bis einem bestimmten Tag so getragen.

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Montag 10. März 2025, 10:13
von Francis Rose
Francis lächelte kurz und verschwand im Inneren des Hauses. Die Besorgung dauerte nicht sehr lange und schon wenige Minuten später trat sie mit einem eingeschlagenen Leib Brot wieder auf die Straße. Da der gute Feldwebel noch ihre ersten Einkäufe trug, konnte sie das Brot erst sicher verstauen, bevor sie ihm die Last wieder ab nahm. "Vielen Dank der Herr." sagte sie liebevoll und strich Valjan dann eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Männer kümmern sich meistens nicht so sehr um ihre Haare, es sei denn sie sind eitel. Bei der Wache habe ich noch nicht viele gesehen, die sie übermäßig pflegen. Das ändert sich tatsächlich um so höher der erreichte Rang ist."
Die Haarsträhne viel direkt wieder zurück ins Gesicht und Francis lächelte etwas freier. "Vielleicht solltest du sie dir aber ein wenig schneiden lassen. Nicht das sie zu lang werden und du am Ende wie eine Frau aussiehst." scherzte sie, was leider einen bitteren und gefährlichen Hintergrund hatte.
Bepackt mit den Einkäufen sah sie Valjan einen Moment lang schweigend an, ließ ihre Augen über das Gesicht gleiten, als präge sie sich jede Kleinigkeit davon ein. Bevor sie sich wieder einen Ruck gab um weiter zu sprechen. "Vielen Dank für den Begleitschutz. Ich habe dich schon viel zu lange von der Arbeit abgehalten. Ich habe nun alles und werde zum Krankenhaus zurück kehren." Sie knickste leicht und senkte vornehm den Blick dabei. Dann sah sie ihn wieder an und etwas funkelte in ihren Augen. Schalk vielleicht? "Ich freue mich sehr auf morgen. Ist dir die liebe Krankenschwester lieber oder die erfahrene ehemalige Sexarbeiterin?" Das Wort Krankenschwester hatte sie als Spaß kreiert und keine Ahnung davon, dass sie damit genau den Punkt getroffen hatte. Nun war nur noch zu klären, wie Valjan sie am liebsten in Empfang nehmen wollte. Denn in Verlegenheit bringen wollte Francis den Feldwebel auch nicht.

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Dienstag 11. März 2025, 10:29
von Valjan Novka
Für einem Moment wollte Valjan anmerken, dass es auch Männer gäbe, die sich um ihre Kopfbehaarung kümmerten, wie Schura, Jarel oder auch Slava, aber dann fiel ihr ein, dass die auch alle an Männern interessiert waren und damit vielleicht genau in dieses ‚Suspekt‘ fallen könnten, das Francis vorhin erwähnt hatte. Wenn Schura sie beide so sehen würde, wüsste sie schon wo er lieber hinsah. Deshalb lieber nichts sagen. Sie verschwand eh beim Bäcker. Die Wiskieak kauften Bäckereien auf. Brot, Grundnahrungsmittel. Aber bevor der Feldwebel länger diesem Gedanken nachhängen konnte, kam Francis auch schon wieder zurück und verpackte ihre Sachen. Valjan funktionierte dabei. Diesmal nicht in einer Gefahrensituation, sondern als Gepäckträger und -halter bis sie alle verstaut hatte.

Die Strähne fiel zwar zurück an ihren Platz, aber es war trotzdem ein schönes Gefühl, wie sie mit ihrem Fingern das Gesicht berührte. Die Haare schneiden lassen? „Manchmal hab ich nichts dagegen“, wie eine Frau auszusehen. Die Worten kamen sehr leise und Valjan beugte sich weit zu ihr. „Niemand erwartet einen Ermittler unter einem… Häubchen.“ Ein verschwörerisches Grinsen, was genauso gedeutet werden könnte, als hätte er etwas unsittliches gesagt, bevor er sich wieder etwas von ihr entfernte.

„Komm so wie Du Dich wohl fühlst, Francis. Reden werden sie eh lieber über meine… Nutten.“ Entschuldigend im Ton gegenüber ihrer ehemaligen Profession. Aber der Großteil der Kollegen war nicht sehr respektvoll in seiner Wortwohl und der andere Teil, sagte lieber nichts dazu. Wie Gefreiter Arnvüld, der heimlich darüber schmunzelte, dass aus dem kleinen Korporal noch ein Mann wurde.
„Richte bitte meinem Hund aus…“ Vanja war ja noch im Krankenhaus, aber sie würde den Weg alleine finden. „…dass wir uns dann heute Abend Zuhause in der kleinen Wohnung treffen. Es gibt Pizza.“ Ja, offenbar ging Valjan davon aus, dass die Hündin jedes Wort verstehen würde. „Ansonsten wird sie mich in der Stadt schon finden, falls sie eher gehen will.“ Oder der Doktor sie rauswirft.

Noch einmal suchte er ihren Augenkontakt, bevor sie gehen würde und beugte sich langsam zu ihr, um sie zum Abschied zu küssen. Das machten Männer so, oder?

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Mittwoch 12. März 2025, 19:19
von Francis Rose
Francis musste lachen, mehr als einmal. Sie mochte den kleinen Feldwebel sehr. Mit vielen Dingen hatte Valjan recht. Niemand würde die Wahrheit bei ihm erwarten, egal welche. "Wahrscheinlich hast du recht." Auch hier, was den Ermittler anging, als auch, das was sie an Kleidung wählen würde. Die meisten Menschen in dieser Stadt wussten um ihre Vergangenheit. Das war eh faszinierend. Auch wenn die Männer selber nicht Kunden waren, wussten sie wer Hure war und wer nicht und entsprechend gab es Kommentare und dumme Sprüche und latent über griffiges Verhalten. Das hieß ein Klaps auf dem Po hier, eine Umarmung mehr als gewünscht und selten gab es den ungefragten Kuss. Bei Valjan akzeptierte sie diesen nicht nur, sie suchte mit ihren Lippen seine und erwiderte den Kuss leicht. Nicht sehr lange, dann senkte sie den Blick wieder und trat verlegen zurück.
Die Anweisung bezüglich Vanja quittierte Francis mit einem leicht Verständnislosen Blick. "Ich soll ihr das einfach so sagen? Und was ist Pizza?" fragte sie nach. Das der Hund eine so große Anzahl an Worten und Sätzen richtig verstehen sollte, entzog sich dann doch ihrer Vorstellungskraft. Aber sie spielte mit. "Ich werde es ausrichten." versicherte sie dann.
"Bis morgen Feldwebel." sagte sie schließlich und hob die Hand leicht auf Schulterhöhe um mit den Fingern und nicht der ganzen Hand zu winken. Die ersten paar Schritte ging sie Rückwärts, bevor sie sich abwand und dann die Richtung einschlug, um zurück zum Krankenhaus zu kommen.

Re: Die Scherben | in den Straßen

Verfasst: Donnerstag 13. März 2025, 13:34
von Valjan Novka
Ihre Lippen, ein Kuss. Natürlich nicht lange, keine Zunge, das wäre unpassend. Ein schüchternes Küsschen, das den Feldwebel breit grinsen ließ, als es vorbei war. Die leichte Röte im Gesicht musste er gar nicht spielen.

„Eine Art dünnes Hefebrot, das man zusammen mit Belag vor allem Tomaten und Käse bäckt.“ Die Erklärung für Pizza. „In der Heimat meines…äh… Mitbewohners essen sie das häufiger.“ Zu den vielen Worten an die Hündin gab es nur ein zuversichtliches Nicken. Irgendwann würde er sie in dieses Geheimnis wahrscheinlich einweihen. Wenn Vanya damit einverstanden war. Dass diese bereits in der Gestalt Sindras im Krankenhaus saß, wusste er nicht. Würde eine Überraschung geben.

Den Abschiedsgruß imitierte der Feldwebel und sah dabei nicht so schick aus wie die Dame. Aber vielleicht niedlich.

<zum Abendessen>